Technisches Gebiet
[0001] Es werden ein Verfahren zum Ansaugen von Fasern aus einer Pulpe unter Verwendung
einer Ansaugeinrichtung mit einem Ansaugwerkzeug und eine Ansaugeinrichtung zum Ansaugen
von Fasern aus einer Pulpe mit einem Ansaugwerkzeug beschrieben, das eine Vielzahl
an Kavitäten zum Ansaugen von Fasern aufweist.
[0002] Faserhaltige Materialen werden vermehrt eingesetzt, um bspw. Verpackungen für Lebensmittel
(bspw. Schalen, Kapseln, Boxen, etc.) und Konsumgüter (bspw. elektronische Geräte
etc.) sowie Getränkebehälter herzustellen. Es werden auch Alltagsgegenstände, wie
bspw. Einwegbesteck und -geschirr, aus faserhaltigem Material hergestellt. Faserhaltige
Materialien umfassen natürliche Fasern oder künstliche Fasern. In letzter Zeit wird
vermehrt faserhaltiges Material eingesetzt, welches Naturfasern aufweist oder aus
solchen besteht, die bspw. aus nachwachsenden Rohstoffen oder Altpapier gewonnen werden
können. Die Naturfasern werden in einer sogenannten Pulpe mit Wasser und ggf. weiteren
Zusätzen, wie z.B. Stärke, vermischt. Zusätze können zudem Auswirkungen auf die Farbe,
die Barriereeigenschaften und mechanische Eigenschaften haben. Diese Pulpe kann einen
Anteil von Naturfasern von bspw. 0,1 bis 10 Gew.-% aufweisen. Der Anteil an Naturfasern
variiert in Abhängigkeit des Verfahrens, welches zur Herstellung von Verpackungen
etc. angewandt wird, und der Produkteigenschaften des herzustellenden Produkts.
Hintergrund
[0003] Die Herstellung von faserhaltigen Produkten aus einer Pulpe erfolgt in der Regel
in mehreren Arbeitsschritten. Hierzu weist eine Faserverarbeitungseinrichtung mehrere
Stationen bzw. Formstationen auf. In einer Formstation kann bspw. ein Ansaugen von
Fasern in einer Kavität eines Ansaugwerkzeugs erfolgen, wodurch ein Vorformling geformt
bzw. gebildet wird. Dazu wird die Pulpe in einem Pulpe-Vorrat bereitgestellt und das
Ansaugwerkzeug mit mindestens einer Ansaugkavität, dessen Geometrie im Wesentlichen
dem herzustellenden Produkt entspricht, zumindest teilweise in die Pulpe getaucht.
Während des Eintauchens erfolgt ein Ansaugen über Öffnungen in der Ansaugkavität,
die mit einer entsprechenden Saug-Einrichtung in Verbindung stehen, wobei sich Fasern
aus der Pulpe an der Oberfläche der Ansaugkavität ansammeln. Die angesaugten Fasern
(Filterkuchen) können anschließend über das Ansaugwerkzeug in ein Vorpresswerkzeug
gebracht werden, wobei ein Vorformling vorgepresst wird. Hierzu können bspw. elastische
Formkörper zum Einsatz kommen, die zum Verpressen aufgeblasen werden und dabei einen
Druck auf die Vorformlinge ausüben. Während dieses Vorpressvorgangs werden die Fasern
im Vorformling verpresst und der Wassergehalt des Vorformlings reduziert. Danach werden
Vorformlinge in einer Heißpresse zu fertigen Formteilen verpresst. Hierbei werden
Vorformlinge in ein Heißpresswerkzeug eingebracht, welches bspw. eine untere Werkzeughälfte
und eine obere Werkzeughälfte aufweist, die beheizt werden. In dem Heißpresswerkzeug
werden die Vorformlinge in einer Kavität unter Wärmeeintrag verpresst, wobei durch
den Druck und die Wärme Restfeuchte ausgebracht wird, so dass der Feuchtigkeitsgehalt
der Vorformlinge von ca. 60 Gew.-% vor dem Heißpressen auf bspw. 5-10 Gew.-% nach
dem Heißpressen reduziert wird.
[0004] Ein Ansaugwerkzeug und ein Herstellungsverfahren mit den vorstehend beschriebenen
Verfahren sind bspw. aus
DE 10 2019 127 562 A1 bekannt.
[0005] Für den sogenannten Wet-Fiber-Prozess wird aus der Pulpe (Zellstoff/Wasser-Gemisch)
ein sog. Filterkuchen zur weiteren Verarbeitung vorgeformt. Dieses Vorformen geschieht
üblicherweise durch Ansaugen durch Unterdruck aus wässriger Pulpe (Urformen). Das
wässrige Gemisch legt sich während des Ansaugens an ein Filternetz an, wobei die Zellstofffasern
im Formeinsatz (Ansaugkavität) den Filterkuchen bilden und das überschüssige Wasser
des Gemischs durch ein Netz/Membrane, welche die Oberfläche der Ansaugkavität bilden,
hindurch transportiert und so vom Zellstoff separiert wird. Das restliche im Filterkuchen
gebundene Wasser wird in weiteren Schritten mechanisch durch Pressen oder Verdampfen
getrennt. Um den Zyklus des weiteren Bearbeitens bzgl. der Qualität und bei mehreren
Formeinsätzen gleichmäßig zu gestalten0 ist eine gleichmäßige Materialverteilung in
den Kavitäten eines Ansaugwerkzeugs schon beim Ansaugen von großer Bedeutung.
[0006] Bei Formwerkzeugen mit mehr als einem Formeinsatz und Formnesten auf gleicher Ebene
parallel zur Pulp-Oberfläche eines Pulpe-Behälters schwankt der effektive Volumenstrom
bedingt durch den statistischen größeren oder weniger guten Zugang/Abstand zur Pulpe
bei einem gleichmäßigen Ansaug-Unterdruck stark. Formnester, die durch die Form des
Saugkastens eines Ansaugwerkzeugs an Randbereichen liegen, setzen ihr Formest bei
gleichbleibendem Unterdruck über eine Saugeinheit zuerst zu, wobei in weiterer Folge
der gesamte Volumenstrom bei "verschlossenen" äußeren Nestern den inneren Formnestern
zur Verfügung steht und dann mit mehr Material (Fasern) und höherem relativen Volumenstrom
schlagartig mit mehr Material zusetzt. Erst mit großer Wartezeit unter Pulpniveau
kann dieser Unterschied ausgeglichen werden, wobei dabei die Zykluszeit für den Prozessschritt
enorm zunimmt, was sich negativ auf die Herstellungszeit von Formteilen aus faserhaltigem
Material auswirkt. Die Gewichtsverteilung der einzelnen Filterkuchen in den Ansaugwerkzeugen
variiert daher am Ende eines Ansaugvorgangs sehr stark.
Aufgabe
[0007] Demgegenüber besteht die Aufgabe darin, eine Lösung anzugeben, welche ein Ansaugen
von Fasern aus einer Pulpe bereitstellt, wobei zum Ansaugen von Fasern über mehrere
Kavitäten unabhängig von der Position der Kavitäten eine gleichmäßige Filterkuchenausbildung
erreicht wird, wobei eine gleichmäßige Gewichts/Materialverteilung an angesaugten
Fasern für alle Kavitäten während eines Ansaugvorgangs erreicht wird. Zudem soll die
Zykluszeit zum Ansaugen von Fasern hierfür gegenüber klassischen Ansaugvorgängen nicht
verlängert werden.
Lösung
[0008] Die vorstehend genannte Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Ansaugen von Fasern
aus einer Pulpe unter Verwendung einer Ansaugeinrichtung mit einem Ansaugwerkzeug
gelöst, das eine Vielzahl an Kavitäten aufweist, wobei die Kavitäten eine Oberfläche
mit einer Vielzahl an Öffnungen aufweisen, die über Kanäle mit einer gemeinsamen Ansaugleitung
verbunden sind, wobei die Ansaugleistung während eines Ansaugvorgangs verändert wird.
[0009] Durch gezieltes Verändern der Ansaugleistung, Veränderung von Druckniveaus und Volumenströmen
und/oder Positionieren der Kavitäten auf unterschiedlichen Niveaus zur Pulp-Oberfläche,
kann der Saug-Volumenstrom derart beeinflusst werden, dass sich die Materialverteilung
bei vergleichsweise kürzerer Zykluszeit gleichmäßig gestaltet. Dabei können äußere
Formnester (Kavitäten) im Ansaugvorgang nach wie vor zeitlich betrachtet zuerst zusetzen.
Sobald sich der effektive Volumenstrom und das Ansetzen von Material dann auf die
inneren Formnester (Kavitäten) verlagert, können der Volumenstrom und ein Saug(unter)druck
umgeschaltet werden, wodurch bspw. mittlere Kavitäten weniger stark bzw. gleichmäßig
zu den äußeren Kavitäten zusetzen.
[0010] Hierbei kann bspw. ein Umschalten zwischen mindestens zwei Zuständen erfolgen, oder
das Ansaugwerkzeug wird in Bezug auf die Pulp-Oberfläche verlagert. Vorteilhafterweise
kann so ohne Einbußen bei der Zykluszeit eine gleichmäßige Materialverteilung unabhängig
von der Position der Kavitäten an einem Ansaugwerkzeug erfolgen.
[0011] Der Ausdruck "Kanäle" umfasst auch Räume, über welche ein Ansaugen erfolgen kann,
so dass hierüber keine Einschränkung auf bestimmte Geometrien oder Erstreckungen zu
verstehen sind.
[0012] In weiteren Ausführungen kann zum Ansaugen ein Unterdruck in den Kavitäten erzeugt
werden, wobei der Unterdruck zum Ansaugen mindestens zwei unterschiedliche Zustände
aufweist. D.h. es kann nach dem Erreichen eines bestimmbaren Zustands im Hinblick
auf die Zusetzung der Kavitätenoberfläche oder nach einem Zeitabschnitt, ein Umschalten
erfolgen, so dass durch die unterschiedlichen Druckzustände die Sogwirkung an den
bereits zugesetzten Kavitäten abnimmt und damit dort nur noch wenig/kein weiteres
Material anlagert, wohingegen die relativ freien Kavitäten eine ausreichende Sogwirkung
aufweisen.
[0013] In weiteren Ausführungen kann die Ansaugleistung kontinuierlich oder stufenweise
verändert werden. Hierdurch kann insbesondere eine sehr genaue Verteilung erreicht
werden, da die Zusetzung entweder kontinuierlich oder stufenweise angepasst wird.
[0014] In weiteren Ausführungen kann die Veränderung der Ansaugleistung automatisch oder
manuell verändert werden. Eine automatische Veränderung kann bspw. nach Maßgabe von
vorab ermittelten Ansaugzeiten und Drücken vorgegeben oder anhand von gemessenen Informationen
vorgenommen werden. Eine manuelle Veränderung kann bspw. durch Eingeben von Prozess-
oder Produktinformationen angepasst und/oder verändert werden.
[0015] In weiteren Ausführungen kann die Veränderung der Ansaugleistung nach Maßgabe der
Geometrie der Kavitäten, der Position der Kavitäten am Ansaugwerkzeug, der Ansaugdauer,
der Pulpe-Zusammensetzung, -Eigenschaften und/oder -Temperatur, des Gewichts an bereits
angesaugten Fasern, der Zusetzung der Kavitäten, etc. gesteuert oder geregelt werden.
Dabei kann berücksichtig werden, wie die Anordnung der Kavitäten ist- Bspw. können
Kavitäten kreisförmig um eine mittlere Kavität herum angeordnet sein, wodurch von
außen nach innen eine stufenweise Veränderung der Ansaugleistung erfolgt. Gleiches
gilt bspw. auch für ein Ansaugwerkzeug mit mehreren Kavitäten, wobei diese rechteckige
Gruppen bilden, die bspw. einen inneren Kavitätenkern rahmenartig umgeben. Eine Veränderung
der Ansaugleistung kann dabei je Gruppe/Rahmen nach Maßgabe des Abstands zur Mitte
bzw. des Rands erfolgen.
[0016] In weiteren Ausführungen kann mindestens eine(r) der vorstehend genannten Zustände
oder Eigenschaften überwacht und nach Erreichen von Grenzwerten, eine Veränderung
der Ansaugleistung über die Regeleinrichtung veranlasst werden. Hierzu können Sensoreinheiten
vorgesehen sein, welche bspw. einen veränderten Volumenstrom während eines Ansaugvorgangs
beim Zusetzen ermitteln und je nach Wert, eine Veränderung veranlassen.
[0017] Die vorstehend genannte Aufgabe wird auch durch eine Ansaugeinrichtung zum Ansaugen
von Fasern aus einer Pulpe mit einem Ansaugwerkzeug gelöst, das eine Vielzahl an Kavitäten
zum Ansaugen von Fasern aufweist, wobei die Kavitäten eine Oberfläche mit einer Vielzahl
an Öffnungen aufweisen, die über Kanäle mit einer gemeinsamen Ansaugleitung verbunden
sind, aufweisend eine Regeleinrichtung, über welche die Ansaugleistung während eines
Ansaugvorgangs veränderbar ist.
[0018] Mithilfe der Ansaugeinrichtung kann eine gleichmäßige Gewichts-/Materialverteilung
an den einzelnen Kavitäten in einem Wet-Fiber-Prozess erreicht werden. Dadurch kann
sichergestellt werden, dass eine gleichmäßige Produktqualität von Formteilen aus einem
faserhaltigen Material bei einem nachfolgenden Heißpressprozess erreicht wird. Die
Trocknungszeit wird nach Maßgabe der Kavität mit dem größtem Materialgewicht (Filterkuchen;
Vorformling) bestimmt, so dass es bei gleichem Materialgewicht zu keinen Unterschieden
im Ergebnis von heißgepressten/getrockneten Formteilen kommt.
[0019] Dabei werden eine Reduzierung von Ausschuss und eine Reduzierung der Zykluszeit erreicht,
weil es zu keinen (großen) Materialschwankungen der Filterkuchen/Vorformlinge kommt.
Im Betrieb einer Faserverarbeitungseinrichtung mit einer Ansaugeinrichtung wird die
Trocknungszeit entsprechend der Kavität mit größtem Materialgewicht bestimmt, wobei
geringere Unterschiede folglich einen gleichmäßigeren Lauf und eine deutlich verbesserte
Qualität der hergestellten Formteile bewirken.
[0020] In weiteren Ausführungen kann die Regeleinrichtung mindestens ein Ventil aufweisen,
das dazu ausgebildet ist, den Querschnitt der gemeinsamen Ansaugleitung zur Veränderung
der Ansaugleistung zu verändern. Bspw. kann in weiteren Ausführungen eine Umschaltung
zwischen Druckniveaus sowohl durch Drosselung (Druckvernichtung) in einem Bypass,
als auch mit mehreren Grunddrücken oder Leckageluft via Bypass erfolgen.
[0021] Bspw. kann in der gemeinsamen Ansaugleitung ein Bypass-Ventil angeordnet sein, das
über den stellbaren Querschnitt den effektiven Volumenstrom beim Ansaugen drosseln
kann.
[0022] In weiteren Ausführungen kann die Ansaugeinrichtung mindestens eine Sensoreinheit
zur Überwachung mindestens des Ansaugdrucks in den Kanälen und/oder der Ansaugleitung,
der Ansaugdauer, der Pulpe-Zusammensetzung, -Eigenschaften und/oder -Temperatur, des
Gewichts an bereits angesaugten Fasern, der Zusetzung der Kavitäten aufweisen, wobei
die mindestens eine Sensoreinheit mit der Regeleinrichtung in Verbindung steht, welche
dazu ausgebildet ist, nach Maßgabe der von der mindestens einen Sensoreinheit abgegebenen
Rückmeldung eine Veränderung der Ansaugleistung durchzuführen. Somit kann die Umschaltung
oder Veränderung der Saugleistung je nach tatsächlichem Ansaugzustand erfolgen, so
dass die Produktqualität der herzustellenden Formteile weiter verbessert wird.
[0023] Weitere Merkmale, Ausgestaltungen und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden
Darstellung von Ausführungsbeispielen mit Bezug auf die Figuren.
Kurzbeschreibung der Figuren
[0024] In den Zeichnungen zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer Faserverarbeitungseinrichtung;
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung eines Ansaugvorgangs mit einer Ansaugeinrichtung; und
- Fig. 3
- schematische Darstellung der Anordnung von Kavitäten.
Detaillierte Beschreibung von Ausführungsbeispielen
[0025] Nachfolgend werden mit Bezug auf die Figuren Ausführungsbeispiele der hierin beschriebenen
technischen Lehre dargestellt. Für gleiche Komponenten, Teile und Abläufe werden in
der Figurenbeschreibung gleiche Bezugszeichen verwendet. Für die hierin offenbarte
technische Lehre unwesentliche oder für einen Fachmann sich erschließende Komponenten,
Teile und Abläufe werden nicht explizit wiedergegeben. Im Singular angegebene Merkmale
sind auch im Plural mitumfasst, sofern nicht explizit etwas anderes ausgeführt ist.
Dies betrifft insbesondere Angaben wie "ein" oder "eine".
[0026] Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung einer Faserverarbeitungseinrichtung 1000
zur Herstellung von dreidimensionalen Formteilen aus einem faserhaltigen Material.
Das faserhaltige Material für die Herstellung von Formteilen wird im gezeigten Ausführungsbeispiel
in einem Pulpebecken 200 der Faserverarbeitungseinrichtung 1000 aufbereitet. Hierzu
können über eine Flüssigkeitszufuhr bspw. Wasser und Faserstoffe sowie ggf. Zusätze
in ein Pulpebecken 200 eingebracht und die Pulpe in dem Pulpebecken 200 durch Vermischen
der einzelnen Komponenten unter Wärmeeintrag und von Hilfsmitteln, wie bspw. eines
Rührers, aufbereitet werden.
[0027] Als Pulpe wird eine wässrige Lösung bezeichnet, die Fasern aufweist, wobei der Fasergehalt
an der wässrigen Lösung in einem Bereich von 0,1 bis 10 Gew.-% vorliegen kann. Zusätzlich
können Zusätze, wie bspw. Stärke, chemische Zusätze, Wachs, etc. enthalten sein. Bei
den Fasern kann es sich bspw. um natürliche Fasern, wie Cellulosefasern, oder Fasern
aus einem faserhaltigen Ursprungsmaterial (z.B. Altpapier) handeln. Eine Faseraufbereitungsanlage
bietet die Möglichkeit, Pulpe in großer Menge aufzubereiten und mehreren Faserverarbeitungseinrichtungen
1000 zur Verfügung zu stellen.
[0028] Über die Faserverarbeitungseinrichtung 1000 lassen sich bspw. biologisch abbaubare
Becher 3000, Kapseln, Schalen, Teller und weitere Form- und/oder Verpackungsteile
(bspw. als Halter-/Stützstrukturen für elektronische Geräte) herstellen. Da als Ausgangsmaterial
für die Produkte eine faserhaltige Pulpe mit natürlichen Fasern verwendet wird, können
die so hergestellten Produkte nach ihrer Verwendung selbst wieder als Ausgangsmaterial
für die Herstellung von derartigen Produkten dienen oder kompostiert werden, weil
diese in der Regel vollständig zersetzt werden können und keine bedenklichen, umweltgefährdenden
Stoffe enthalten.
[0029] Die in Fig. 1 gezeigte Faserverarbeitungseinrichtung 1000 weist einen Rahmen 100
auf, der von einer Verkleidung umgeben sein kann. Die Versorgungseinheiten 300 der
Faserverarbeitungseinrichtung 1000 umfassen bspw. Schnittstellen für die Zufuhr von
Medien (bspw. Wasser, Pulpe, Druckluft, Gas, etc.) und Energie (Stromversorgung),
eine zentrale Steuereinheit 310, mindestens eine Ansaugeinrichtung 320, Leitungssysteme
für die verschiedenen Medien, Pumpen, Ventile, Leitungen, Sensoren, Messeinrichtungen,
ein BUS-System, etc. sowie Schnittstellen für eine bidirektionale Kommunikation über
eine drahtgebundene und/oder drahtlose Datenverbindung. Anstelle einer drahtgebundenen
Datenverbindung kann auch eine Datenverbindung über eine Glasfaserleitung bestehen.
Die Datenverbindung kann bspw. zwischen der Steuereinheit 310 und einer zentralen
Steuerung für mehrere Faserverarbeitungseinrichtungen 1000, zu einer Faseraufbereitungsanlage,
zu einer Service-Stelle und/oder weiteren Einrichtungen bestehen. Es kann über eine
bidirektionale Datenverbindung auch eine Steuerung der Faserverarbeitungseinrichtung
1000 über eine mobile Einrichtung, wie bspw. ein Smartphone, Tablet-Computer oder
dergleichen erfolgen.
[0030] Die Steuereinheit 310 steht über ein BUS-System oder eine Datenverbindung mit einem
HMI-Panel 700 in bidirektionaler Kommunikation. Das HMI (Human-Machine-Interface)-Panel
700 weist ein Display auf, welches Betriebsdaten und Zustände der Faserverarbeitungseinrichtung
1000 für auswählbare Bestandteile oder die gesamte Faserverarbeitungseinrichtung 1000
anzeigt. Das Display kann als Touch-Display ausgebildet sein, so dass hierüber Einstellungen
per Hand von einem Operator der Faserverarbeitungseinrichtung 1000 vorgenommen werden
können. Zusätzlich oder alternativ können an dem HMI-Panel 700 weitere Eingabemittel,
wie bspw. eine Tastatur, ein Joystick, ein Tastenfeld etc. für Operatoreingaben vorgesehen
sein. Hierüber können Einstellungen verändert und Einfluss auf den Betrieb der Faserverarbeitungseinrichtung
1000 vorgenommen werden.
[0031] Die Faserverarbeitungseinrichtung 1000 weist einen Roboter 500 auf. Der Roboter 500
ist als sogenannter 6-Achs Roboter ausgebildet und damit in der Lage innerhalb seines
Aktionsradius Teile aufzunehmen, zu rotieren und in sämtliche Raumrichtungen zu bewegen.
Anstelle des in den Figuren gezeigten Roboters 500 können auch andere Handling-Einrichtungen
vorgesehen sein, die dazu ausgebildet sind, Produkte aufzunehmen und zu verdrehen
beziehungsweise zu rotieren und in die verschiedenen Raumrichtungen zu bewegen. Darüber
hinaus kann eine derartige Handling-Einrichtung auch anderweitig ausgebildet sein,
wobei hierzu die Anordnung der entsprechenden Stationen der Faserverarbeitungseinrichtung
1000 von dem gezeigten Ausführungsbeispiel abweichen kann.
[0032] An dem Roboter 500 ist ein Saugwerkzeug 520 angeordnet. Das Saugwerkzeug 520 weist
in dem gezeigten Ausführungsbeispiel als Negativ der zu formenden dreidimensionalen
Formteile, wie bspw. von Bechern 3000, ausgebildete Kavitäten als Ansaugkavitäten
auf. Die Kavitäten können bspw. eine netzartige Oberfläche aufweisen, an der sich
Fasern aus der Pulpe während des Ansaugens anlagern. Hinter den netzartigen Oberflächen
stehen die Kavitäten über Kanäle im Saugwerkzeug 520 mit einer Saugeinrichtung in
Verbindung. Die Saugeinrichtung kann bspw. durch eine Ansaugeinrichtung 320 realisiert
werden. Über die Saugeinrichtung kann Pulpe angesaugt werden, wenn sich das Saugwerkzeug
520 so innerhalb des Pulpebeckens 200 befindet, dass sich die Kavitäten 522 zumindest
partiell in der wässrigen Faserlösung, der Pulpe, befinden. Ein Vakuum bzw. ein Unterdruck
zum Ansaugen von Fasern, wenn sich das Saugwerkzeug 520 in dem Pulpebecken 200 und
der Pulpe befindet, können über die Ansaugeinrichtung 320 bereitgestellt werden. Hierzu
weist die Faserverarbeitungseinrichtung 1000 entsprechende Mittel bei den Versorgungseinheiten
300 auf. Das Saugwerkzeug 520 weist Leitungen zur Bereitstellung des Vakuums/Unterdrucks
von der Ansaugeinrichtung 320 bei den Versorgungseinheiten 300 zu dem Saugwerkzeug
520 und den Öffnungen in den Kavitäten 522 auf. In den Leitungen sind Ventile angeordnet,
die über die Steuereinheit 310 angesteuert werden können und damit das Ansaugen der
Fasern regeln. Es kann durch die Ansaugeinrichtung 320 anstelle eines Ansaugens auch
ein "Ausblasen" erfolgen, wozu die Ansaugeinrichtung 320 entsprechend ihrer Ausgestaltung
in einen anderen Betriebsmodus geschaltet wird.
[0033] Bei der Herstellung von Formteilen aus einem Fasermaterial wird das Saugwerkzeug
520 in die Pulpe getaucht und ein Unterdruck/Vakuum an den Öffnungen der Kavitäten
522 angelegt, so dass Fasern aus der Pulpe angesaugt werden und sich bspw. an dem
Netz der Kavitäten 522 des Saugwerkzeugs 520 anlagern.
[0034] Danach hebt der Roboter 500 das Saugwerkzeug 520 aus dem Pulpebecken 200 und bewegt
es mit den an den Kavitäten 522 anhaftenden Fasern, die noch einen relativ hohen Feuchtigkeitsgehalt
von bspw. über 80 Gew.-% an Wasser aufweisen, an die Vorpressstation 400 der Faserverarbeitungseinrichtung
1000, wobei zur Übergabe der Unterdruck in den Kavitäten 522 aufrechterhalten wird.
Die Vorpressstation 400 weist ein Vorpresswerkzeug mit Vorpressformen auf. Die Vorpressformen
können bspw. als Positiv der zu fertigenden Formteile ausgebildet sein und zur Aufnahme
der in den Kavitäten 522 anhaftenden Fasern eine entsprechende Größe im Hinblick auf
die Gestalt der Formteile aufweisen.
[0035] Bei der Herstellung von Formteilen wird das Saugwerkzeug 520 mit den in den Kavitäten
anhaftenden Fasern so zu der Vorpressstation 400 bewegt, dass die Fasern in die Kavitäten
522 gedrückt werden. Dabei werden die Fasern in den Kavitäten miteinander verpresst,
so dass hierüber eine stärkere Verbindung zwischen den Fasern erzeugt wird. Zudem
wird dabei der Feuchtigkeitsgehalt der aus den angesaugten Fasern gebildeten Vorformlinge
reduziert, so dass die nach dem Vorpressen gebildeten Vorformlinge nur noch einen
Feuchtigkeitsgehalt von bspw. 60 Gew.-% aufweisen. Zum Auspressen von Wasser können
flexible Vorpressformen zum Einsatz kommen, die bspw. mittels Druckluft (Prozessluft)
aufgebläht werden und dabei die Fasern gegen die Wand einer Kavität eines weiteren
Saugwerkzeugteils drücken. Durch das "Aufblasen" wird sowohl Wasser ausgepresst als
auch die Dicke der angesaugten Faserschicht reduziert.
[0036] Während des Vorpressens kann Flüssigkeit bzw. Pulpe über das Saugwerkzeug 520 und/oder
über weitere Öffnungen in Vorpressformen bzw. -werkzeugteilen (Kavitäten) abgesaugt
und zurückgeführt werden. Die beim Ansaugen über das Saugwerkzeug 520 und/oder beim
Vorpressen in der Vorpressstation 400 austretende Flüssigkeit bzw. Pulpe kann in das
Pulpebecken 200 zurückgeführt werden.
[0037] Nach dem Vorpressen in der Vorpressstation 400 werden die so erzeugten Vorformlinge
an dem Saugwerkzeug 520 über den Roboter 500 zu einer Heißpressstation 600 bewegt.
Hierzu wird der Unterdruck am Saugwerkzeug 520 aufrechterhalten, damit die Vorformlinge
in den Kavitäten 522 verbleiben. Die Vorformlinge werden über das Saugwerkzeug 520
auf einen unteren Werkzeugkörper übergeben, welcher entlang der Fertigungslinie aus
der Heißpresseinrichtung 610 verfahrbar ist. Befindet sich der untere Werkzeugkörper
in seiner ausgefahrenen Position, wird das Saugwerkzeug 520 so zu dem unteren Werkzeugkörper
bewegt, dass die Vorformlinge auf Formeinrichtungen des unteren Werkzeugkörpers aufgesetzt
werden können. Anschließend wird über die Öffnungen im Saugwerkzeug 520 ein Überdruck
erzeugt, so dass die Vorformlinge aktiv von den Kavitäten 522 abgelegt werden, oder
das Ansaugen wird beendet, sodass die Vorformlinge schwerkraftbedingt auf den Formeinrichtungen
des unteren Werkzeugkörpers verbleiben. Durch eine Bereitstellung von Überdruck an
den Öffnungen der Kavitäten 522 können vorgepresste Vorformlinge, die in den Kavitäten
522 anliegen/anhaften, gelöst und abgegeben werden.
[0038] Danach wird das Saugwerkzeug 520 über den Roboter 500 wegbewegt und das Saugwerkzeug
520 wird in das Pulpebecken 200 getaucht, um weitere Fasern zur Herstellung von Formteilen
aus faserhaltigem Material anzusaugen.
[0039] Der untere Werkzeugkörper verfährt nach der Übergabe der Vorformlinge in die Heißpressstation
600. In der Heißpressstation 600 erfolgt unter Wärmeeintrag und hohem Druck ein Verpressen
der Vorformlinge zu fertigen Formteilen, wozu ein oberer Werkzeugkörper über eine
Presse auf den unteren Werkzeugkörper gebracht wird. Der obere Werkzeugkörper weist
zu den Formeinrichtungen korrespondierende Kavitäten auf. Nach dem Heißpressvorgang
werden der untere Werkzeugkörpers und der obere Werkzeugkörper relativ voneinander
wegbewegt und der obere Werkzeugkörper entlang der Faserverarbeitungseinrichtung 1000
in Fertigungsrichtung bewegt, wobei nach dem Heißpressen die gefertigten Formteile
über den oberen Werkzeugkörper angesaugt werden und damit innerhalb der Kavitäten
verbleiben. Somit werden die gefertigten Formteile aus der Heißpressstation 600 verbracht
und über den oberen Werkzeugkörper nach dem Verfahren auf einem Transportband einer
Fördereinrichtung 800 abgelegt. Nach dem Ablegen wird das Ansaugen über den oberen
Werkzeugkörper beendet und die Formteile verbleiben auf dem Transportband. Der obere
Werkzeugkörper fährt zurück in die Heißpressstation 600 und ein weiterer Heißpressvorgang
kann durchgeführt werden.
[0040] Die Faserverarbeitungseinrichtung 1000 weist weiterhin eine Fördereinrichtung 800
mit einem Transportband auf. Auf das Transportband können die gefertigten Formteile
aus faserhaltigen Material nach dem finalen Formen und dem Heißpressen in der Heißpressstation
600 abgelegt und aus der Faserverarbeitungseinrichtung 1000 ausgebracht werden. In
weiteren Ausführungen kann nach dem Ablegen der Formteile auf das Transportband der
Fördereinrichtung 800 eine weitere Bearbeitung erfolgen, wie bspw. ein Befüllen und/oder
ein Stapeln der Produkte. Das Stapeln kann bspw. über einen zusätzlichen Roboter oder
eine andere Einrichtung erfolgen.
[0041] Die Faserverarbeitungseinrichtung 1000 aus Fig. 1 zeigt eine mögliche Ausführungsform.
Es kann eine Faserverarbeitungseinrichtung gemäß der hierin beschriebenen technischen
Lehre auch nur eine Formstation mit einem auswechselbaren Werkzeug, bspw. ein Saugwerkzeug
520 oder ein Heißpresswerkzeug, in dem faserhaltiges Material verarbeitbar ist, wobei
verschiedene Werkzeuge zur Herstellung unterschiedlicher dreidimensionaler Formteile
in der mindestens einen Formstation aufnehmbar sind, aufweisen. Die weiteren für die
Faserverarbeitungseinrichtung 1000 von Fig. 1 gezeigten Stationen und Vorrichtungen
sind zur Umsetzung der technischen Lehre nicht zwingend erforderlich.
[0042] Fig. 2 zeigt eine schematische Darstellung eines Ansaugvorgangs mit einer Ansaugeinrichtung
320. Die Ansaugeinrichtung 320 weist ein Ansaugwerkzeug 340 mit einer Vielzahl an
Kavitäten 350 auf. Die Anordnung der Kavitäten 350 an der Unterseite des Ansaugwerkzeugs
340 kann, wie in Fig. 3 schematisch für verschiedene Werkzeugausbildungen schematisch
gezeigt, erfolgen. In weiteren Ausführungen können Kavitäten 350 anstelle einer in
Blickrichtung auf die Unterseite des Ansaugwerkzeugs 340 anstelle eines rechteckigen
Querschnitts auch rund, oval oder polygonal sein. In noch weiteren Ausführungen können
Kavitäten von Ansaugwerkzeugen 340 kreisförmig oder polygonal angeordnet sein.
[0043] Die Kavitäten 350 weisen in den gezeigten Ausführungsbeispielen eine netzartige Struktur
an der inneren Ansaugoberfläche auf. Von der netzartigen Struktur erstrecken sich
Kanäle innerhalb des Ansaugwerkzeugs 340, die in einer gemeinsamen Ansaugleitung für
sämtliche Kanäle der Kavitäten 350 zusammenlaufen. Über die gemeinsame Ansaugleitung
wird ein Unterdruck zum Ansaugen von Fasern angelegt, wenn sich das Ansaugwerkzeug
340 so in der Pulpe 210 befindet, dass die Fasern über die innere Oberfläche der Kavitäten
350 angesaugt werden können.
[0044] Die Ansaugleitung ist mit einer Regeleinrichtung 360 verbunden, welche in dem gezeigten
Ausführungsbeispiel ein Drosselventil aufweist. Über das Drosselventil ist der Querschnitt
der Ansaugleitung veränderbar, so dass sich in dem schematisch gezeigten Beispiel
zwei unterschiedliche Druckzustände P1 und P2 zum Ansaugen von Fasern aus der Pulpe
210 einstellen können. Zum Ansaugen wird ein Unterdruck über die gemeinsame Ansaugleitung
und die Regeleinrichtung bereitgestellt, der bspw. in einem Initialzustand, d.h. zu
Beginn des Ansaugvorgangs, bei P1 = 0,3 bis 0,6 bar Absolutdruck liegen kann. Nach
einem festlegbaren Zeitintervall, wenn die äußeren Kavitäten 350 relativ stark zugesetzt
sind, d.h. dass sich bereits eine verhältnismäßig große Menge an Fasern an der Kavitätenoberfläche
abgesetzt hat, wird über die Regeleinrichtung 360 das Drosselventil betätigt, so dass
der Querschnitt der Ansaugleitung verändert wird. Dadurch verändert sich der Ansaugdruck,
der dann im Ausführungsbeispiel P2 beträgt. Der Ansaugunterdruck P2 kann bspw. bei
0,7 bis 0,9 bar Absolutdruck liegen. In noch weiteren Ausführungen kann der Druck
stufenweise oder kontinuierlich, bspw. durch eine Änderung des freien Querschnitts
in der Ansaugleitung verändert werden. Neben einer zeitlichen Vorgabe zum Umschalten
zwischen den Druckzuständen P1 und P2 kann der Ansaugunterdruck nach Maßgabe der Information
von mindestens einer Sensoreinheit erfolgen, die bspw. den Volumen- oder Massestrom
in der Ansaugleitung erfasst und an die Regeleinrichtung 360 weitergibt. Sobald der
Volumen- oder Massestrom mindestens einen Grenzwert überschreitet, kann ein Umschalten
auf mindestens ein anderes Druckniveau des Ansaugdrucks erfolgen oder der Ansaugunterdruck
kontinuierlich verändert werden.
[0045] In noch weiteren Ausführungen kann eine Veränderung des Ansaugdrucks zusätzlich oder
alternativ durch eine Verlagerung des Ansaugwerkzeugs 320 relativ zur Pulpeoberfläche
im Pulpebecken 200 erfolgen. Dabei ist es wesentlich, dass die Kavitäten 350 in einer
Ebene liegen und das Ansaugwerkzeug 320 mit den Kavitäten 350 parallel zur Oberfläche
verlagert wird, damit die dadurch veränderte Drucksituation für alle Kavitäten 350
gleich wirkt. Dies gilt auch für ein Ansaugen im Pulpebecken 200 allgemein, wobei
ein Ansaugdruck nur dann gleichmäßig wirken kann, wenn die Drucksituation in den Kavitäten
350 gleich ist (d.h. bspw. kein geneigtes Eintauchen des Saugwerkzeugs 320 etc.).
[0046] Die Druckveränderung durch eine Verlagerung des Ansaugwerkzeugs 320 während des Ansaugvorgans
kann bspw. kontinuierlich oder stufenweise erfolgen, wobei mindestens zwei Stufen
vorgesehen sein können.
[0047] Die Pulpe 210 kann in dem gezeigten Ausführungsbeispiel bspw. als wässriges Faser-Gemisch
in Konzentrationen von 0,2%-1,5% Gew.-% Fasern in einem Pulpebecken 200 vorliegen,
woraus das Ansaugwerkzeug 320 die erforderliche Menge an Pulpe 210 bzw. Fasern ansaugt,
wie in Fig. 2 schematisch über die Pfeile gezeigt. Der sich einstellende Ansaug-Volumenstrom
ist dabei wesentlich von der Gestalt und der Anordnung der Kavitäten 350 des Ansaugwerkzeugs
320 abhängig.
[0048] Nach Beginn des Ansaugvorgangs setzen die äußeren Kavitäten 350 zuerst zu. Dies liegt
zum einen daran, dass über die gesamte untere Fläche des Ansaugwerkzeugs 320 im äußeren
Bereich mehr Fasermaterial zugeführt werden kann. Bei den inneren Kavitäten 350 ist
die Menge an angesaugtem Fasermaterial geringer, weil in direkter Umgebung weitere
Kavitäten 350 angeordnet sind, die ebenfalls Fasermaterial ansaugen. Sobald die äußeren
Kavitäten 350 eine ausreichende Fasermenge angesaugt haben, würden beim Aufrechthalten
des Initialansaugunterdrucks schlagartig die inneren Kavitäten 350 mehr Fasermaterial
ansaugen, so dass diese schlussendlich am meisten Material aufweisen würden. Daher
wird nach einer vorab ermittelbaren Zeitspanne oder, wie vorstehend angegeben, durch
Messen von Parametern, zumindest ein Umschalten durchgeführt, so dass der Ansaugunterdruck
geringer wird. Damit wird erreicht, dass die inneren Kavitäten 350 nicht übermäßig
stark zusetzen. Im Ergebnis wird damit eine gleichmäßige Zusetzung aller Kavitäten
350 erreicht.
[0049] In Fig. 3 sind die Unterseiten von Ansaugwerkzeugen 320 mit mehreren Kavitäten 350
gezeigt. Im oberen Beispiel weist das Ansaugwerkzeug 320 zwei innere Kavitäten 350
und zehn äußere Kavitäten 350 auf. Die gestrichelte Linie umgibt die inneren Kavitäten
350 und verdeutlicht die beiden unterschiedlichen Kavitätengruppen. In Bezug auf das
oben beschriebene Verfahren und das Umschalten sind hier zwei unterschiedliche Ansaugdrücke
(vgl. P1 und P2) ausreichend.
[0050] Im unteren Beispiel von Fig. 3 ist die Unterseite eines Ansaugwerkzeugs 320 gezeigt,
welches drei Gruppen I., II., III. von Kavitäten 350 aufweist. Für dieses Ansaugwerkzeug
320 kann bspw. eine stufenweise Umschaltung für die jede der Gruppen I., II., III.
erfolgen. Die Umschaltung kann, wie vorstehend ausgeführt, zeitabhängig oder nach
Über- oder Unterschreiten von Grenzwerten erfolgen, die mit Parametern abgeglichen
werden, welche über mindestens eine Sensoreinheit erfasst und an die Regeleinrichtung
360 übermittelt werden. Die Regelrichtung 360 kann infolge der übermittelten Informationen
oder durch eine Vorgabe bspw. den Öffnungsquerschnitt einer gemeinsamen Ansaugleitung
über ein Ventil oder eine andere Einrichtung verändern. In dem Beispiel von Fig. 3
erfolgt bspw. zuerst ein Zusetzen der Kavitäten 350 der I. Gruppe. Hierzu wird nach
einem ersten Zeitintervall der Initial-Ansaugunterdruck verändert. Anschließend nimmt
das Zusetzen der II. Gruppe von Kavitäten 350 zu, so dass nach einem zweiten Zeitintervall
der veränderte Ansaugunterdruck nochmal verändert wird, wobei schließlich die Kavitäten
350 der dritten Gruppe in der Mitte des Ansaugwerkzeugs 320 zusetzen und das angesaugte
Fasermaterial in den Kavitäten 350 das finale Gewicht bzw. Menge an Fasern aufweist.
[0051] Mit Hilfe der hierin beschrieben Anpassung der Ansaugleistung (bspw. Ansaugunterdruck)
eines Ansaugwerkzeugs 320 sowie der Ausbildung eines Ansaugwerkzeugs 320 kann eine
deutliche Verbesserung des Ansaugens bei einem Faserformprozess (Wet-Fiber-Prozess)
erreicht werden, wobei alle Kavitäten 320 eines Multi-Kavitäten-Ansaugwerkzeugs 320,
welches mindestens eine innere und eine äußere Ansaug-Kavität 350 aufweist, eine gleichmäßige
Faserverteilung aufweisen, so dass die angesaugten Filterkuchen und schließlich Vorformlinge
und finale Formteile keine nennenswerten Gewichts- und Materialunterschiede aufweisen.
Dadurch profitieren insbesondere nachgelagerte Herstellungsprozesse, wie bspw. ein
Heißpressen in einer Heißpressstation 600, weil die eingebrachte Wärmeenergie zu einer
gleichmäßigen Erwärmung sämtlicher Vorformlinge führt, weil diese keine unterschiedlichen
Gewichte und damit auch Wassermengen aufweisen.
Bezugszeichenliste
[0052]
- 100
- Rahmen
- 200
- Pulpebecken
- 210
- Pulpe
- 300
- Versorgungseinheiten
- 310
- Steuereinheit
- 320
- Ansaugeinrichtung
- 340
- Ansaugwerkzeug
- 350
- Kavität
- 360
- Regeleinrichtung
- 400
- Vorpressstation
- 500
- Roboter
- 520
- Saugwerkzeug
- 600
- Heißpressstation
- 610
- Heißpresseinrichtung
- 700
- HMI-Panel
- 800
- Fördereinrichtung
- 810
- Kamera
- 1000
- Faserverarbeitungseinrichtung
- 3000
- Becher
1. Verfahren zum Ansaugen von Fasern aus einer Pulpe unter Verwendung einer Ansaugeinrichtung
mit einem Ansaugwerkzeug, das eine Vielzahl an Kavitäten aufweist, wobei die Kavitäten
eine Oberfläche mit einer Vielzahl an Öffnungen aufweisen, die über Kanäle mit einer
gemeinsamen Ansaugleitung verbunden sind, wobei die Ansaugleistung während eines Ansaugvorgangs
verändert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei zum Ansaugen ein Unterdruck in den Kavitäten erzeugt
wird und der Unterdruck zum Ansaugen mindestens zwei unterschiedliche Zustände aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Ansaugleistung kontinuierlich oder stufenweise
verändert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Veränderung der Ansaugleistung
automatisch oder manuell verändert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die Veränderung der Ansaugleistung
nach Maßgabe der Geometrie der Kavitäten, der Position der Kavitäten am Ansaugwerkzeug,
der Ansaugdauer, der Pulpe-Zusammensetzung, - Eigenschaften und/oder -Temperatur,
des Gewichts an bereits angesaugten Fasern, der Zusetzung der Kavitäten, etc. gesteuert
oder geregelt wird.
6. Verfahren Anspruch 5, wobei mindestens einer der in Anspruch 5 genannten Zustände
oder Eigenschaften überwacht und nach Erreichen von Grenzwerten, eine Veränderung
der Ansaugleistung über die Regeleinrichtung veranlasst wird.
7. Ansaugeinrichtung zum Ansaugen von Fasern aus einer Pulpe mit einem Ansaugwerkzeug,
das eine Vielzahl an Kavitäten zum Ansaugen von Fasern aufweist, wobei die Kavitäten
eine Oberfläche mit einer Vielzahl an Öffnungen aufweisen, die über Kanäle mit einer
gemeinsamen Ansaugleitung verbunden sind, aufweisend eine Regeleinrichtung, über welche
die Ansaugleistung während eines Ansaugvorgangs veränderbar ist.
8. Ansaugeinrichtung nach Anspruch 7, wobei die Regeleinrichtung mindestens ein Ventil
aufweist, das dazu ausgebildet ist, den Querschnitt der gemeinsamen Ansaugleitung
zur Veränderung der Ansaugleistung zu verändern.
9. Ansaugeinrichtung nach Anspruch 7 oder 8, aufweisend mindestens eine Sensoreinheit
zur Überwachung mindestens des Ansaugdrucks in den Kanälen und/oder der Ansaugleitung,
der Ansaugdauer, der Pulpe-Zusammensetzung, - Eigenschaften und/oder -Temperatur,
des Gewichts an bereits angesaugten Fasern, der Zusetzung der Kavitäten, wobei die
mindestens eine Sensoreinheit mit der Regeleinrichtung in Verbindung steht, welche
dazu ausgebildet ist, nach Maßgabe der von der mindestens einen Sensoreinheit abgegebenen
Rückmeldung eine Veränderung der Ansaugleistung durchzuführen.