(19)
(11) EP 4 467 204 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.11.2024  Patentblatt  2024/48

(21) Anmeldenummer: 23175094.4

(22) Anmeldetag:  24.05.2023
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
A62C 3/00(2006.01)
(52) Gemeinsame Patentklassifikation (CPC) :
A62C 3/002
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC ME MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(71) Anmelder: InfraServ GmbH & Co. Höchst KG
65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • BERNARDELLI, Holger
    65439 Flörsheim (DE)
  • SCHWARZ, Rogerr
    65527 Niedernhausen (DE)
  • SCHLOSSER, Ralf
    35305 Grünberg (DE)
  • GROM, Torsten
    65779 Kelkheim (DE)

(74) Vertreter: Dörr, Klaus 
Dörr IP Nordring 29
65719 Hofheim
65719 Hofheim (DE)

   


(54) GEBÄUDE FÜR EIN GEFAHRSTOFFLAGER


(57) Die vorliegende Erfindung betrifft eine Lagergebäude für ein Gefahrstofflager umfassend eine geschlossene Einhausung zur Lagerung von Gefahrenstoffen und weitere Räume zur Aufnahme der zugehörigen Meß-, Steuer-, Regel-, Alarm- und Lösch-Technik.
Ein Gefahrstofflager ist ein Lager in welchem nach der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) als Gefahrstoffe einzustufende Materialien gelagert werden oder zum späteren Versand gelagert und disponiert werden.
Mit Hilfe der vorliegenden Erfindung wird ein Gefahrstofflager im Umfeld der chemisch/pharmazeutischen Industrie bereitgestellt, mit welchem einerseits die sichere Ein- und Auslagerung von verschieden klassifizierten Gefahrstoffen möglich ist und andererseits mehr als 1000 Tonnen an verschiedenen Gefahrstoffen eingelagert werden können.


Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Lagergebäude für ein Gefahrstofflager umfassend eine geschlossene Einhausung zur Lagerung von Gefahrenstoffen und weitere Räume zur Aufnahme der zugehörigen Meß-, Steuer-, Regel-, Alarm- und Lösch-Technik.

[0002] Ein Gefahrstofflager ist ein Lager in welchem nach der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) als Gefahrstoffe einzustufende Materialien gelagert werden oder zum späteren Versand gelagert und disponiert werden.

[0003] Als Gefahrstoffe im Sinne der vorliegenden Erfindung gelten alle Stoffe oder Mischungen, die eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften haben: explosionsgefährlich, entzündlich, giftig, gesundheitsschädlich, ätzend, reizend, sensibilisierend, krebserregend, fortpflanzungsgefährdend, erbgutverändernd, umweltgefährdend. Relevant für die Klassifizierung und Einstufung der gelagerten Gefahrstoffe sind die so genannten Lagerklassen (LGK 1 bis LGK13). Innerhalb der Gefahrstoffe einer Klasse sind weitere Unterteilungen, beispielsweise innerhalb der Gruppe Explosivstoffe, in Lagergruppen, beispielsweise in die Lagergruppe 1.1 bis 1.4, möglich.

[0004] Im Umfeld der chemisch/pharmazeutischen Industrie ist der Umgang und die sichere Ein- und Auslagerung von größeren Mengen an verschieden klassifizierten Gefahrstoffen unabdingbar und täglich Praxis. Der sichere Umgang und die zugehörige Lagerung unterliegen strengen gesetzlichen Grundlagen, beispielsweise der Feuerverordnung (FeuVO), Gefahrstoffverordnung (GefStoffV), Good Distribution Practice (GDP), Good Storage Practice (GxP), Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS), Technische Regeln für technische Gase (Druckgase) (TRG), Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten (TRbF), Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), Unfallverhütungsvorschriften (UW), Berufsgenossenschaftliche Regeln (BGR), Berufsgenossenschaftliche Vorschriften (BGV), Berufsgenossenschaftliche Informationen (BGI), Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG), sowie auch dem Arzneimittelgesetz (AMG) und/oder Betäubungsmittelgesetz (BtMG).

[0005] Ja nach Anforderung an das Gefahrstofflager, d.h. welche Art von Gefahrstoffen gelagert werden soll, wurden bereits verschiedene Konzepte erarbeitet. Beispielhaft sind hier Gefahrstofflager mit Wasser- oder schaumbasierte Löschanlagen zu nennen. Weitere Konzepte basieren auf CO2 -Löschanlagen, die jedoch eine enorme Menge an bevorratetem Kohlendioxid benötigen, um ein großes Lagervolumen im Brandfall in löschfähiger Konzentration fluten zu können.

[0006] Insofern von den eingelagerten Gefahrstoffen selbst keine Brandgefahr ausgeht, ist die Vermeidung bzw. Eindämmung von anderweitig entstehenden Bränden mittels Sauerstoffreduktion zu nennen. Hierbei wird der Sauerstoffgehalt im Lager permanent reduziert, denn wo nicht genug Sauerstoff vorhanden ist, entsteht kein Feuer bzw. breitet sich kein Feuer aus. Der reduzierte Sauerstoffgehalt wird hierbei durch Zuführen von Stickstoff oder Mischung der Umgebungsluft mit Stickstoff realisiert.

[0007] Wie Eingangs erwähnt, ist insbesondere im Umfeld der chemisch/pharmazeutischen Industrie die sichere Ein- und Auslagerung von größeren Mengen an verschieden klassifizierten Gefahrstoffen eine ständige Herausforderung. Aufgrund der Verschiedenartigkeit der Gefahrstoffe wurde oftmals mehrere kleinere Gefahrstofflager betrieben in denen wiederum verschiedene Gruppen von Gefahrstoffen gebündelt gelagert wurden. Dies führt zu einem hohen logistischen Aufwand und erhöhten Flächenbedarf.

[0008] Es bestand somit die Aufgabe eine Struktur für ein Gefahrstofflager zu finden in welchem einerseits große Mengen an verschieden klassifizierten Gefahrstoffen gelagert werden können.

[0009] Gelöst wurde die vorstehende Aufgabe durch die vorliegende Erfindung.

[0010] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Gefahrstofflager umfassend
  1. A) eine geschlossene Einhausung zur Lagerung von Gefahrenstoffen,
  2. B) mindestens ein Gebäude als Zentrale zur Aufnahme der zugehörigen Meß-, Steuer-, Regel- und Alarm-Technik
  3. C) mindestens ein Gebäude als Zentrale zur Vorhaltung und Aufbereitung von Löschmitteln,
  4. D) wobei die geschlossene Einhausung zur Lagerung von Gefahrenstoffen gemäß A) umfasst:
    1. (I) einen Boden, ein Dach, und den Boden und das Dach verbindende Wände, wobei an mindestens einer verbindenden Wand ein oder mehrere Tore angeordnet sind, durch welche die Ein- und Auslagerung der gelagerten Gefahrstoffe möglich ist,
    2. (II) ein oder mehrere Leitungen zur Zuführung von flüssigen Löschmitteln aus dem Gebäude gemäß C) und deren Weiterleitung an Austrittsöffnungen im Bereich unterhalb der Decke,
    3. (III) ein oder mehrere Leitungen zur Zuführung von Schaum-Löschmitteln Löschmitteln aus dem Gebäude gemäß C) und deren Weiterleitung an Austrittsöffnungen im Bereich unterhalb der Decke,
    4. (IV) Meldetechnik, Leitungen und Sensoren zur Detektion von Rauch und/oder Hitze,
  5. E) wobei das Gebäude gemäß B) an die geschlossene Einhausung unmittelbar oder mittelbar angrenzt,
  6. F) wobei das Gebäude gemäß C) an die geschlossene Einhausung unmittelbar oder mittelbar angrenzt,
dadurch gekennzeichnet, dass
  1. (i) die Einhausung ein oder mehrere Hochregallager zur Aufnahme der Gefahrenstoffe aufweist,
  2. (ii) jeder Stellplatz im Hochregallager hat eine oder mehrere Vorrichtungen zur Entnahme von gasförmigen Proben die gasdichte Verbindung und Leitung zu einem Detektor aufweisen (Detektorsystem I), welcher die entnommenen gasförmigen Proben auf zündfähige Gemische untersucht und bei Vorliegen eines voreingestellten Grenzwertes einen Alarm meldet,
  3. (iii) jedes Hochregallager im Bereich bis 12m oberhalb des Bodens eine oder mehrere Vorrichtungen zum Detektieren von Rauch aufweist (Detektorsystem II), welches die entnommenen gasförmigen Proben auf Rauch untersucht und bei Vorliegen eines voreingestellten Grenzwertes einen Alarm meldet,
  4. (iv) die Einhausung weist im Bereich bis 2m unterhalb der Decke eine oder mehrere Vorrichtungen zum Detektieren von sich schnell entwickelnden Bränden mit Flammenbildung mittels IR Flammmelder (Infrarot-Flammmelder) auf, welche die gesamte Grundfläche des Hochregallagers abdeckt (Detektorsystem III) und vom Detektorsystem I und/oder Detektorsystem II gemeldete Alarme verifiziert und ggf. einen endgültigen Alarm auslöst ausgelöst und automatisch den Löschprozess initiiert,
  5. (v) die Austrittsöffnungen für das flüssige Löschmittel im Bereich bis 1m unterhalb der Decke als Sprinkleranlage ausgebildet ist und das flüssige Löschmittel über die Austrittsöffnungen, die als Sprinklerköpfe ausgebildet sind, gegen die Unterseite der Decke der Einhausung
  6. (vi) die Austrittsöffnungen für das Leichtschaum-Löschmittel im Bereich bis 2m unterhalb der Decke als Schaumlöschanlage ausgebildet ist und das Leichtschaum-Löschmittel über die Austrittsöffnungen, die als Schaumdüse ausgebildet sind, in die Einhausung nach unten gerichtet austritt und das Löschmittel ein Leichtschaum-Löschmittel ist,
  7. (vii) die Austrittsöffnungen für das Schwerschaum-Löschmittel im Bereich bis 2m unterhalb der Decke als Schaumlöschanlage ausgebildet ist und das Schwerschaum-Löschmittel über die Austrittsöffnungen, die als Schaumdüse ausgebildet sind, in die Einhausung nach unten gerichtet austritt und das Löschmittel ein Schwerschaum-Löschmittel ist,
  8. (viii) die Leitungen zur Zuführung von Leichtschaum-Löschmitteln und Schwerschaum-Löschmittel jeweils als getrennte Leitungen vorliegen.

Einhausung



[0011] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird als Einhausung eine geschlossene Einhausung verstanden, die einen Boden, ein Dach, und den Boden und das Dach verbindende Wände aufweist. An mindestens einer verbindenden Wand ist mindestens ein Tor angeordnet, durch welches die Ein- und Auslagerung der gelagerten Gefahrstoffe erfolgt.

[0012] In einer weiteren Ausführung der vorliegenden Erfindung ist die geschlossene Einhausung modular aufgebaut, d.h. innerhalb der Einhausung befinden sich durch weitere Wände getrennte Abschnitte, die durch verschließbare Tore miteinander verbunden sind. Diese verschließbaren Tore sind als Brandschott ausgestaltet, sodass ein Übertritt von Bränden oder Austritt von Gefahrstoffen räumlich begrenzt ist. Durch den modularen Aufbau können individuelle Schutzbereiche, je nach Art des eingelagerten Gefahrstoffes, eingerichtet werden. Auf diese Art und Weise könne beispielsweise pharmazeutische Produkte von anderen chemischen Grundstoffen getrennt gelagert werden und/oder auch individuelle Lagerbedingungen, beispielsweise Lagertemperatur, eingestellt werden.

[0013] Die geschlossene Einhausung kann eine Grundfläche von bis zu 17.000 m2 aufweisen. Üblicherweise beträgt die Grundfläche der geschlossenen Einhausung mindestens 1.000 m2, vorzugsweise mindestens 1.500 m2, besonders bevorzugt mindestens 2.500 m2. Insofern die geschlossene Einhausung einen modularen Aufbau aufweist, so ist die Anzahl der Module grundsätzlich nicht beschränkt, jedoch hat sich eine Mindest-Grundfläche von 500 m2, vorzugsweise mindestens 1.000 m2, pro Modul als besonders praktikabel gezeigt.

[0014] Die geschlossene Einhausung kann eine Innenhöhe von bis zu 13,7 m aufweisen, wobei diese Grundsätzlich keiner besonderen Beschränkung unterliegt. Üblicherweise beträgt die Innenhöhe mindestens 8m, vorzugsweise 10m. Insofern die geschlossene Einhausung einen modularen Aufbau aufweist, kann die Innenhöhe für jedes Modul individuell festgelegt werden.

[0015] In einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist die Einhausung im Bereich der Verladezone eine geringere Innenhöhe auf. Diese reduzierte Innenhöhe kann dazu führen, dass Bereich im Bereich der Verladezone das Detektorsystem III ungeeignet sein kann. Für diesem Fall weist die Einhausung im Bereich der Verladezone bis 2m unterhalb der Decke eine oder mehrere Mehrfachsensormelder zur Detektion der Brandkenngrößen Rauch und Wärme auf (Detektorsystem IV) auf.

[0016] Die geschlossene Einhausung kann ein umbautes Volumen von mindestens 10.000m3, vorzugsweise von mindestens 15.000m3, besonders bevorzugt von mindestens 25.000m3, aufweisen. Insofern die geschlossene Einhausung einen modularen Aufbau aufweist beträgt das Volumen mindestens 5.000m3, vorzugsweise von mindestens 10.000m3.

[0017] Die geschlossene Einhausung ist üblicherweise zur Einlagerung von mindestens 1000 Tonnen an Gefahrstoffen geeignet, vorzugsweise können mindestens 2500 Tonnen an Gefahrstoffen eingelagert werden.

Zentrale zur Aufnahme der zugehörigen Meß-, Steuer-, Regel- und Alarm-Technik



[0018] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung grenzt das Gebäude zur Aufnahme der zugehörigen Meß-, Steuer-, Regel- und Alarm-Technik unmittelbar oder mittelbar an die geschlossene Einhausung an. Als unmittelbar angrenzend wird verstanden, wenn das Gebäude ein Anbau an der Einhausung ist. Als mittelbar angrenzend wird verstanden, wenn das Gebäude kein Anbau an der Einhausung ist und als separates Gebäude neben der Einhausung vorliegt.

Detektorsystem I



[0019] Das Detektorsystem I dient zur Detektion von zündfähigen Mischungen, d.h. zur Detektion von Mischungen aus Luft und brennbaren Substanzen die zündfähig sind.

[0020] Hierzu ist jeder Stellplatz im Hochregallager mit einer oder mehrere Vorrichtungen zur Entnahme von gasförmigen Proben aufgerüstet, die eine gasdichte Verbindung und Leitung zu einem Detektor aufweisen (Detektorsystem I). Die entnommenen angesaugten gasförmigen Proben werden hierbei auf zündfähige Gemische mittels eines Detektors untersucht und bei Vorliegen bzw. Überschreiten eines voreingestellten Grenzwertes wird ein Alarm meldet.

[0021] Das Detektorsystem I dient somit zur präventiven Branderkennung.

[0022] Der vom Detektorsystem I ausgelöste Alarm wird über das Detektorsystem III überprüft bzw. verifiziert und erst nach Bestätigung durch das Detektorsystem III wird der endgültige Alarm ausgelöst und automatisch der Löschprozess gestartet.

[0023] Entsprechende Detektoren zur Erkennung von zündfähigen Mischungen sind beispielsweise von der Firma Securiton unter der Bezeichnung ASD 535 kommerziell erhältlich.

Detektorsystem II



[0024] Das Detektorsystem II dient zur Detektion von Rauch.

[0025] Hierzu weist jedes Hochregallager im Bereich bis 12m oberhalb des Bodens eine oder mehrere Vorrichtungen zum Detektieren von Rauch. Rauch oder auch Rauchgas wird umgangssprachlich auch als Qualm bezeichnet und ist ein durch Verbrennung entstehendes Aerosol und ist ein Gemisch aus einer festen und gasförmigen Phase.

[0026] Bei Vorliegen bzw. Überschreiten eines voreingestellten Grenzwertes wird ein Alarm meldet.

[0027] Das Detektorsystem II dient somit zur präventiven Branderkennung.

[0028] Der vom Detektorsystem II ausgelöste Alarm wird über das Detektorsystem III überprüft bzw. verifiziert und erst nach Bestätigung durch das Detektorsystem III wird der endgültige Alarm ausgelöst und automatisch der Löschprozess gestartet.

[0029] Entsprechende Detektoren zur Erkennung von Rauch sind kommerziell erhältlich.

Detektorsystem III



[0030] Das Detektorsystem III dient zur Detektion von sich schnell entwickelnden Bränden mit Flammenbildung.

[0031] Hierzu weist die Einhausung im Bereich bis 2m unterhalb der Decke eine oder mehrere Vorrichtungen zum Detektieren von sich schnell entwickelnden Bränden mit Flammenbildung mittels IR Flammmelder (Infrarot-Flammmelder) auf, welche die gesamte Grundfläche des Hochregallagers abdecken.

[0032] Das Detektorsystem III dient zur Überprüfung von gemeldeten Alarmen der Detektorsysteme I und/oder II als finale Instanz zur Auslösung eines endgültigen Alarms. Insofern wird der vom Detektorsystem I und/oder II gemeldete Alarm durch das Detektorsystem III überprüft bzw. verifiziert, d.h. wird vom Detektorsystem III ein sich schnell entwickelnder Brand mit Flammenbildung detektiert, wird der endgültige Alarm ausgelöst und automatisch der Löschprozess gestartet. Bei einem modularen Aufbau der Einhausung erfolgt der endgültige Alarm und der automatische Löschprozess jeweils nur im betroffenen Modul.

[0033] Zusammen mit der Auslösung des endgültigen Alarms wird die zuständige Feuerwehr alarmiert und der Löschprozess automatisch gestartet. Je nach Entfernung und Einsatzzeiten der Feuerwehr kann diese auch bereit bei gemeldeten Alarmen der Detektorsysteme I und/oder II alarmiert werden.

[0034] Der automatische Start des Löschprozesses beinhaltet den unmittelbaren Start der Herstellung des Schwerschaum-Löschmittels und dessen unmittelbare Zuführung zu den Austrittsöffnungen der Schwerschaum-Anlage. Die Herstellung des Leichtschaum-Löschmittels wird ebenfalls gestartet und das Leichtschaum-Löschmittel wird den Austrittsöffnungen der Leichtschaum-Anlage zugeführt. Der Austritt des Leichtschaums erfolgt mit einer Verzögerung, üblicherweise von 60 Sekunden, nach Austritt des ersten Schwerschaums.

[0035] Entsprechende Detektoren zum Detektieren von sich schnell entwickelnden Bränden mit Flammenbildung mittels IR Flammmelder (Infrarot-Flammmelder) sind beispielsweise von der Firma Securiton unter der Bezeichnung Serie FMX 5000 kommerziell erhältlich.

[0036] Die Auslösung der Spinkleranlage (Deckenschutz) erfolgt unabhängig, üblicherweise bei Temperaturen von min. 70°C. Darüber hinaus kann die Auslösung der Spinkleranlage (Deckenschutz) auch über separate Detektoren zur Erkennung von Wärme erfolgen. Geeignete separate Detektoren sind beispielsweise von der Firma Securiton unter der Bezeichnung Serie WMX 5000 kommerziell erhältlich.

Detektorsystem IV



[0037] Der Verladebereich ist der Bereich durch welche die Ein- und Auslagerung der Gefahrstoffe erfolgt.

[0038] Aufgrund der meist geringeren Bauhöhe der Einhausung in diesem Bereich ist das vorstehend beschriebene Detektorsystem III, aufgrund der geringeren Bauhöhe, oftmals ungeeignet. Insofern der Bereich der Verladezone der Einhausung eine ausreichende Bauhöhe aufweist, so kann das Detektorsystem III auch in diesem Bereich eingesetzt werden. Insofern der Bereich der Verladezone jedoch eine für das Detektorsystem III nicht ausreichende Bauhöhe aufweist, dient das Detektorsystem IV zur Detektion der Brandkenngrößen Rauch und Wärme im Bereich der Verladezone der Einhausung mittels eines oder mehrerer Mehrfachsensormelder zur Detektion der Brandkenngrößen Rauch und Wärme auf (Detektorsystem IV).

[0039] Insofern das Detektorsystem IV einen Alarm meldet bedarf es zur Auslösung eines endgültigen Alarms eines weiteren gemeldeten Alarms der Detektorsysteme I und/oder II.

[0040] Entsprechende Mehrfach-Detektoren zur Erkennung von Rauch und Wärme sind beispielsweise unter der Bezeichnung X-LINE Mehrfachsensormelder R/W kommerziell erhältlich. Geeignete Detektoren zur Erkennung von Wärme sind beispielsweise von der Firma Securiton unter der Bezeichnung Serie WMX 5000 kommerziell erhältlich.

Zentrale zur Vorhaltung und Aufbereitung von Löschmitteln



[0041] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung grenzt das Gebäude zur Vorhaltung und Aufbereitung von Löschmitteln unmittelbar oder mittelbar an die geschlossene Einhausung an. Als unmittelbar angrenzend wird verstanden, wenn das Gebäude ein Anbau an der Einhausung ist. Als mittelbar angrenzend wird verstanden, wenn das Gebäude kein Anbau an der Einhausung ist und als separates Gebäude neben der Einhausung vorliegt, wobei der Abstand zur Einhausung gering zu halten ist, da ansonsten die Zuführung der Löschmittel über die Leitungen im Alarmfall zu viel Zeit in Anspruch nimmt.

[0042] Das Gebäude zur Vorhaltung und Aufbereitung von Löschmitteln weist eine Wasserversorgung und Vorratsbehälter auf. Die Wasserversorgung der automatischen Löschanlagen erfolgt entsprechend den FM Regelwerken (www.fmglobal.com) (FM DS 3-2, Stand Juli 2022, und 3-7, Stand Oktober 2021) durch mehrere Löschwasservorratsbehälter mit einer Kapazität von bis zu 150% des erforderlichen Wasservorrats aufweisen und mehrere Löschwasser-Pumpenaggregate mit einer Kapazität von bis zu 150% der notwendigen Nennleistung. Zur Unabhängigkeit der Pumpen sollten diese als Diesel-betriebene Pumpen vorliegen, da ansonsten eine entsprechende Notstromversorgung zusätzlich erforderlich wäre.

[0043] Der Vorratsbehälter für die Sprinklerwasserbevorratung kann auch durch einen oberirdischen Sprinklerwasservorratsbehälter (minimale Frostfreiheit gemäß FM DS 3-2, Stand Juli 2022) gebildet werden.

[0044] Das Gebäude zur Vorhaltung und Aufbereitung von Löschmitteln weist darüber hinaus noch eine Pumpenzentrale auf, die üblicherweise angrenzend zum Löschwasservorratsbehälter realisiert ist. Die Frostfreiheit für das Gebäude zur Vorhaltung und Aufbereitung von Löschmitteln muss gewährleistet sein.

[0045] Zur Druckhaltung im Pumpensystem kann zusätzlich eine Druckhaltepumpe eingesetzt werden.

[0046] Durch eine Zuleitung wird das Löschwasser von der Pumpenzentrale zu den Leitungen zur Zuführung von flüssigen Löschmitteln geleitet.

[0047] Die Auslegung der Wasserversorgung und der Sprinkleranlage erfolgt nach den FM Regelwerken (www.fmglobal.com), insbesondere nach FM DS 2-0, Stand Oktober 2021 für die Sprinklerinstallation, nach FM DS 3-2, Stand Juli 2022 für die Wasserbevorratung, nach FM DS 3-7, Stand Oktober 2021 für die Sprinklerpumpen und nach FM DS 3-26, Stand Oktober 2021 für den Schutz der Nichtlagerbereiche.

[0048] Das Sprinklersystem kann als Sprinklernasssystem ausgestaltet sein, wobei in dieser Ausführungsform das Sprinklersystem mit Wasser gefüllt ist (Sprinklernasssystem).

[0049] Wird bei einem möglichen Alarm die Auslösetemperatur eines Sprinklers erreicht, öffnet dieser und das Wasser wird frei gegeben.

[0050] Bei optionalen Sprühflutanlagen ist das Rohrnetz nach den Fernschaltventilstationen nicht gefüllt und das Rohrnetz verfügt über offene Düsen.

[0051] Bei einem möglichen Brand detektieren Brandmelder den Brand, der über eine Steuerungseinrichtung an der Fernschaltventilstation den Wasserfluss frei gibt. Das Löschwasser tritt aus allen offenen Düsen aus.

[0052] Das Sprinklersystem kann als Sprinklertrockensystem ausgestaltet sein, wobei in dieser Ausführungsform das Rohrnetz nach den Ventilstationen mit Druckluft gefüllt ist. Wird bei einem möglichen Brand die Auslösetemperatur eines Sprinklers erreicht, öffnet dieser. Zunächst entweicht die Druckluft aus dem Rohrnetz. Durch den Druckabfall im Rohrnetz wird der Wasserfluss an der Ventilstation freigegeben und das Löschwasser tritt aus der offenen Sprinklerdüse aus.

[0053] Das Sprinklersystem ist derart ausgestaltet, dass eine Kühlung der Decke erfolgt (Deckenschutz). Das Sprinklersystem startet autark bei einer Auslösetemperatur von min. 70°C und beaufschlagt die Unterseite der Decke mit flüssigem Löschmittel (Löschwasser). Üblicherweise werden zwischen 4 bis 8, vorzugsweise zwischen 5 bis 7, Liter Wasser pro Minute und pro Quadratmeter beaufschlagt. Größere Mengen sind möglich jedoch, jedoch wird durch das flüssige Löschmittel der Sprinkeranlage ein Teil des gebildeten Leichtschaumvolumen zerstört. Das zerstörte Leichtschaumvolumen beträgt üblicherweise zwischen 50-100 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter.

[0054] Die Lagerung und Aufbereitung der Schaum-Löschmittel, insbesondere der Leichtschaum-Löschmittel und der Schwerschaum-Löschmittel, erfolgt ebenfalls im Gebäude zur Vorhaltung und Aufbereitung von Löschmitteln.

[0055] Die Zumischung von Schaummittel in das Löschwasser wird bei Auslösung der Sprinkleranlage über ein Schaummittelzumischsystem (z.B. FireDos, Blasentank oder Schaummittelpumpen) automatisch vorgenommen und erfolgt bereits in der Pumpenzentrale vor dem Übergang der Rohrleitungen in den ersten Brandabschnitt. Das Schaummittel wird hier mit der entsprechenden Menge dem Wasser beigefügt.

[0056] Die Schaumerzeugungskapazität der Schwerschaum-Schaumlöschanlage ist so ausgelegt, dass die Aufbringrate für den Schwerschaum min. 4 Liter Schwerschaum pro Minute und pro Quadratmeter beträgt. Vorzugsweise beträgt die Aufbringrate für den Schwerschaum min. 6 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter, insbesondere min. 7 Liter Schwerschaum pro Minute und pro Quadratmeter.

[0057] Die Schaumerzeugungskapazität der Leichtschaum-Schaumlöschanlage ist so ausgelegt, dass die Aufbringrate für den Leichtschaum min. 5000 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter beträgt. Vorzugsweise beträgt die Aufbringrate für den Leichtschaum min. 6000 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter, insbesondere min. 7000 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter.

[0058] Geeignete Schaummittel für Schwerschaum sind kommerziell erhältlich, vorzugsweise werden fluorhaltiges, alkoholbeständiges Schaummittel eingesetzt, beispielsweise das Schaumlöschmittel Moussol FXS 3/3 F-0 der Firma Dr. Sthamer. Die Zumischrate zum Löschwasser beträgt üblicherweise 3%.

[0059] Geeignete Schaummittel für Leichtschaum sind kommerziell erhältlich, vorzugsweise werden Leichtschaum eingesetzt die fluorfrei sind und newtonsche Viskositätseigenschaften aufweisen, beispielsweise das Schaumlöschmittel Sthamex FXS IAF 2% F-10 der Firma Dr. Sthamer. Die Zumischrate zum Löschwasser beträgt üblicherweise 3%.

[0060] Die Zuleitung des Schaum-Löschmittels erfolgt getrennt, d.h. der Leichtschaum und der Schwerschaum wird in getrennten Leitungen zugeführt.

[0061] In einer besonders bevorzugte Ausführungsform ist die Schwerschaum-Anlage derart ausgestaltet, den Boden der Einhausung innerhalb von maximal 2 Minuten 30 Sekunden mit Schwerschaum zu bedecken. Grundsätzlich soll der Schwerschaum nur den Boden bedecken, um dort brennende Flüssigkeiten zu löschen.

[0062] In einer besonders bevorzugte Ausführungsform ist die Leichtschaum-Anlage derart ausgestaltet, das Volumen der Einhausung bis zur Decke mit Leichtschaum innerhalb von 2 Minuten 30 Sekunden zu füllen und zusätzlich das durch flüssige Löschmittel (Sprinkeranlage) zerstörte Leichtschaumvolumen zu ersetzen. Das durch die Sprinkeranlage zerstörte Leichtschaumvolumen beträgt üblicherweise zwischen 50-100 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter.

[0063] Der Vorrat an Schwer-Schaummitteln beträgt üblicherweise 100% der Menge bezogen auf eine Betriebszeit von 45 Minuten und der Vorrat an Leicht-Schaummitteln beträgt üblicherweise 200% der Menge bezogen auf eine Betriebszeit von 15 Minuten.

[0064] Die Branderkennung erfolgt nach DIN EN 54 und die Löschanlagensteuerung nach VdS 2496. Weiterhin gelten die DIN VDE 0833, DIN 14675, VdS 2496 und TABs.

Austrittsöffnungen für das flüssige Löschmittel im Bereich unterhalb der Decke



[0065] Die Austrittsöffnungen für das flüssige Löschmittel im Bereich bis 1m unterhalb der Decke sind als Sprinkleranlage ausgebildet, durch welche das flüssige Löschmittel über die Austrittsöffnungen, die als Sprinklerköpfe ausgebildet sind, gegen die Unterseite der Decke der Einhausung sprüht (Deckenschutz). Die Austrittsöffnungen der Sprinkleranlage sind vorzugsweise oberhalb der Austrittsöffnungen für die Schaumlöschanlage angeordnet.

[0066] Je nach Art und Beschaffenheit der Sprinklerköpfe können diese jeweils bis zu 9m2 Deckenfläche mit 4 bis 8, vorzugsweise zwischen 5 bis 7, Liter Wasser pro Minute und pro Quadratmeter beaufschlagen.

[0067] Derartige Sprinkleranlagen bzw. Sprinklerköpfe kommerziell erhältlich.

Austrittsöffnungen für das Schaum-Löschmittel im Bereich unterhalb der Decke



[0068] Die Austrittsöffnungen für das Schaum-Löschmittel im Bereich bis 2m unterhalb der Decke unterteilen sich in Austrittsöffnungen für das Leichtschaum-Löschmittel und das Schwerschaum-Löschmittel.

[0069] Die Schaumerzeugungskapazität der Schwerschaum-Schaumlöschanlage ist so ausgelegt, dass die Aufbringrate für den Schwerschaum min. 4 Liter Schwerschaum pro Minute und pro Quadratmeter beträgt. Vorzugsweise beträgt die Aufbringrate für den Schwerschaum min. 6 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter, insbesondere min. 7 Liter Schwerschaum pro Minute und pro Quadratmeter.

[0070] Die Schaumerzeugungskapazität der Leichtschaum-Schaumlöschanlage ist so ausgelegt, dass die Aufbringrate für den Leichtschaum min. 5000 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter beträgt. Vorzugsweise beträgt die Aufbringrate für den Leichtschaum min. 6000 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter, insbesondere min. 7000 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter.

[0071] In einer besonders bevorzugte Ausführungsform ist die Schwerschaum-Anlage derart ausgestaltet, den Boden der Einhausung innerhalb von maximal 2 Minuten 30 Sekunden mit Schwerschaum zu bedecken. Grundsätzlich soll der Schwerschaum nur den Boden bedecken, um dort brennende Flüssigkeiten zu löschen.

[0072] In einer besonders bevorzugte Ausführungsform ist die Leichtschaum-Anlage derart ausgestaltet, das Volumen der Einhausung bis zur Decke mit Leichtschaum innerhalb von 2 Minuten 30 Sekunden zu füllen und zusätzlich das durch flüssige Löschmittel (Sprinkeranlage) zerstörte Leichtschaumvolumen zu ersetzen. Das durch die Sprinkeranlage zerstörte Leichtschaumvolumen beträgt üblicherweise zwischen 50-100 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter.
Derartige Schaumköpfe für den Schwerschaum sind kommerziell erhältlich

[0073] Derartige Schaumköpfe für den Leichtschaum sind kommerziell erhältlich

Allgemeines



[0074] Alle Absperrorgane im Durchfluss zum Sprinkler müssen im Brandfall zugänglich sein (z. B. von außen bedienbar, z. B. F60 abgetrennt). Das betrifft auch sogenannte Wartungsschieber oberhalb der Alarmventilstationen oder Rückschlagklappen in Steigleitungen. Abweichungen hierzu können im Rahmen einer Risikoanalyse mit dem Ersteller des Brandschutzkonzepts erarbeitet werden.

[0075] Für die Schaumlöschanlagen kann ein Stopptaster als zusätzliche Einrichtung vorgesehen werden, beispielsweise um die Rettung von Personen vor Beginn der Flutung mit Schaum zu ermöglichen.

[0076] Die Austrittsöffnungen für das flüssige Löschmittel im Bereich bis 1m unterhalb der Decke sind als Sprinkleranlage ausgebildet, durch welche das flüssige Löschmittel über die Austrittsöffnungen, die als Sprinklerköpfe ausgebildet sind, gegen die Unterseite der Decke der Einhausung sprüht (Deckenschutz). Die Austrittsöffnungen der Sprinkleranlage sind vorzugsweise oberhalb der Austrittsöffnungen für die Schaumlöschanlage angeordnet.

[0077] Die als Deckenschutz vorhandene Sprinkleranlage kann zusätzlich auf die an die Einhausung angrenzenden Bereiche erweitert werden, beispielsweise auf den Bereich eines gegebenenfalls vorhandenen Vordachs oder Load Houses, wobei die Auslegung der Sprinkleranlage keiner Einschränkung unterliegt, da in diesen Bereichen kein Löschschaum eingeführt wird, welcher durch die Sprinkleranlage zerstört wird. Darüber hinaus kann auch eine Kühlung von Wänden oder Toren mittels einer Sprinkleranlage erfolgen.

Gefahrstoffe



[0078] Bei den eigelagerten Gefahrstoffen handelt es sich um Stoffe oder Mischungen, die eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften haben: explosionsgefährlich, entzündlich, giftig, gesundheitsschädlich, ätzend, reizend, sensibilisierend, krebserregend, fortpflanzungsgefährdend, erbgutverändernd, umweltgefährdend.

[0079] Gefahrstoffe im Sinne der vorliegenden Erfindung sich insbesondere solche Stoffe oder Mischungen welche den Lagerklassen LGK 1 bis LGK13 zugeordnet sind.

Betrieb



[0080] Wie vorstehend ausgeführt erfolgt die Branderkennung nach DIN EN 54 in den zum Zeitpunkt dieser Anmeldung geltenden Fassung und zugelassenen Geräten und Verfahren, d.h. gemäß DIN EN 54-1:2021-08, DIN EN 54-2:1997-12, DIN EN 54-2/A1:2007-01, DIN EN 54-3:2019-11, DIN EN 54-4:1997-12, DIN EN 54-4/A1:2003-03, DIN EN 54-4/A2:2007-01, DIN EN 54-5:2018-10, DIN EN 54-7:2018-10, DIN EN 54-10:2002-05, DIN EN 54-10/A1:2006-03, DIN EN 54-11:2001-10, DIN EN 54-11/A1:2006-03, DIN EN 54-12:2015-10, DIN EN 54-12 Berichtigung 1:2018-08, DIN EN 54-13:2020-02, DIN EN 54-16:2008-06, DIN EN 54-17:2006-03, DIN EN 54-18:2006-03, DIN EN 54-18 Berichtigung 1:2007-05, DIN EN 54-20:2009-02, DIN EN 54-21:2006-08, DIN EN 54-22:2020-07, DIN EN 54-23:2010-06, DIN EN 54-24:2008-06, DIN EN 54-25:2009-02, DIN EN 54-25 Berichtigung 1:2012-09, DIN EN 54-26:2015-11, DIN EN 54-27:2015-05, DIN EN 54-28:2016-07, DIN EN 54-29:2015-06, DIN EN 54-30:2015-11 und DIN EN 54-31:2016-12.

[0081] Die zu den Detektorsystemen zugehörige Meß-, Steuer-, Regel- und Alarm-Technik befindet sich, mit Ausnahme der Detektoren, im angrenzenden Gebäude.

[0082] Das Detektorsystem III dient zur Überprüfung von gemeldeten Alarmen der Detektorsysteme I und/oder II als finale Instanz zur Auslösung eines endgültigen Alarms. Insofern wird der vom Detektorsystem I und/oder II ausgelöste Alarm durch das Detektorsystem III überprüft bzw. verifiziert, d.h. wird vom Detektorsystem III ein sich schnell entwickelnder Brand mit Flammenbildung detektiert, wird der endgültige Alarm ausgelöst und automatisch der Löschprozess gestartet. Bei einem modularen Aufbau der Einhausung erfolgt der endgültige Alarm und der automatische Löschprozess jeweils nur im betroffenen Modul.

[0083] Zusammen mit der Auslösung des endgültigen Alarms wird die zuständige Feuerwehr alarmiert und der Löschprozess automatisch gestartet. Je nach Entfernung und Einsatzzeiten der Feuerwehr kann diese auch bereit bei gemeldeten Alarmen der Detektorsysteme I und/oder II alarmiert werden.

[0084] Der automatische Start des Löschprozesses beinhaltet den unmittelbaren Start der Aufbereitung bzw. Herstellung des Schwerschaum-Löschmittels und dessen unmittelbare Zuführung zu den Austrittsöffnungen der Schwerschaum-Anlage. Die Herstellung des Leichtschaum-Löschmittels wird ebenfalls gestartet und das Leichtschaum-Löschmittel wird den Austrittsöffnungen der Leichtschaum-Anlage zugeführt. Der Austritt des Leichtschaums erfolgt mit einer Verzögerung, üblicherweise von 60 Sekunden, nach Austritt des ersten Schwerschaums.

[0085] Die Auslösung der Spinkleranlage (Deckenschutz) erfolgt unabhängig bei Temperaturen von min. 70°C. Darüber hinaus kann die Auslösung der Spinkleranlage (Deckenschutz) auch über separate Detektoren zur Erkennung von Wärme erfolgen.

[0086] Die vorliegende Erfindung wird durch das nachfolgende Beispiel erläutert, ohne auf dieses beschränkt zu sein:

Beispiel



[0087] In einem ca. 16.500 m2 großen eingeschossiges Lagergebäude mit einer maximalen Innenhöhe von 13,7 m sind neun Lagerabschnitte (ca. 1.800 m2 pro Modul) angeordnet. Jeder Lagerabschnitt weist ein Tor auf, durch welche die Ein- und Auslagerung der gelagerten Gefahrstoffe möglich ist. Die einzelnen Module weisen an den gemeinsamen Innenwänden verbindende Tore auf, die als Brandschott ausgelegt sind.

[0088] Der Frostschutz ist für alle Schutzbereiche gewährleistet.

[0089] In jedem Modul befindet sich ein Hochregallager zur Aufnahme der zu lagernden palettierten Gefahrstoffe.

[0090] Jedem Paletten-Stellplatz ist ein Detektorsystem I zugeordnet.

[0091] Jedem Hochregallager ist ein Detektorsystem II zugeordnet.

[0092] Im Deckenbereich 2m unterhalb der Decke ist ein Detektorsystem III angeordnet.

[0093] Die als Deckenschutz vorhandene Sprinkleranlage hat folgende Spezifikationen (Modul):
Nutzung als Deckenkühlung • Anlagenart: Nass • Sprinklertyp: Nicht-Lagersprinkler • K-Wert: 115 • Auslösetemperatur, nominal: 70 °C • Auslöseempfindlichkeit: normal (RTI > 80) • Wirkfläche: 186 m2. Wasserbeaufschlagung: 6,1 l/min • max. Schutzfläche / Sprinkler: 9,0 m2. Wirkzeit: 60 min. • Sprinklerwasserbedarf, theoretisch: ca. 1.150 l/min



[0094] Die Schwerschaumlöschanlage hat folgende Spezifikationen (Modul): Anlagenart1: AFFF-AR oder Vergleichbares fluorfreies Schaummittel, Schwerschaum mit Nachweis für die Verwendung zum Schutz polarer Flüssigkeiten • Verzögerungszeit: 0 Sekunden • Nennaufbringrate (inkl. 33% Sicherheitsaufschlag): 7 l/min/m2 • Raumfläche, max. (gerundet): 1.824 m2 • Theo. Wasserbedarf, (gerundet): 12.768 l/min • Faktor FK: 1,00 • Erf. Wasserbedarf, (gerundet): 12.768 l/min • Betriebszeit: 45 Minuten • Schaummittelzumischung: 3 % • Schaummittelbedarf, ca.: 383 l/min • Sicherheitsfaktor für Vorrat: 1 • Erforderlicher Vorrat (Wasser), mind.: 575 m3 • Erforderlicher Vorrat (Schaum), mind.: 17 m3



[0095] Die Leichtschaumlöschanlage hat folgende Spezifikationen (Modul):
Für die Lagerung nicht polarer brennbarer Flüssigkeiten (Flammpunkt auch kleiner 40°C) ist eine Leichtschaumlöschanlage folgenden Mindestanforderungen auszulegen • Gebäudehöhe: 13,6m • Anlagenart: Inside Air • Verzögerungszeit (mit Vorwarnzeit): 60 Sekunden • Schaumhöhe (bis unters Dach): 13,6 m • Raumfläche, max. (gerundet): 1.824 m2 • Theo. Schaumvolumen, (gerundet): 24.806 m3 • Ausgleichfaktor CN: 1,16 • Ausgleichfaktor CL: 1,1 • Erf. Schaumvolumen, (gerundet): 31.941 m3 • Schaumzerstörung Sprinkler, NFPA 11, 7.12.8.2.3.2: 142 m3/min • Füllzeit; Gebäude Type II (000) minus 30 Sekunden 2,5 Minuten • Schaumaufbringrate, (gerundet): 12.918 m3/min • Verschäumungszahl, ca.: 700 • Wasserbedarf, (gerundet): 18.455 l/min • Betriebszeit: 15 Minuten • Schaummittelzumischung: 3 % • Schaummittelbedarf, ca.: 554 l/min • Sicherheitsfaktor für Vorrat: 2 • Erforderlicher Vorrat (Wasser), mind.: 277 m3 • Erforderlicher Vorrat (Schaum), mind.: 11 m3.



[0096] Nach Auslösen des finalen Alarmes ist das Lagergebäude (Modul) innerhalb von 2 Minuten und 30 Sekunden bis zur Decke mit Leichtschaum geflutet.


Ansprüche

1. Gefahrstofflager umfassend

A) eine geschlossene Einhausung zur Lagerung von Gefahrenstoffen,

B) mindestens ein Gebäude als Zentrale zur Aufnahme der zugehörigen Meß-, Steuer-, Regel- und Alarm-Technik

C) mindestens ein Gebäude als Zentrale zur Vorhaltung und Aufbereitung von Löschmitteln,

D) wobei die geschlossene Einhausung zur Lagerung von Gefahrenstoffen gemäß A) umfasst:

(I) einen Boden, ein Dach, und den Boden und das Dach verbindende Wände, wobei an mindestens einer verbindenden Wand ein oder mehrere Tore angeordnet sind, durch welche die Ein- und Auslagerung der gelagerten Gefahrstoffe möglich ist,

(II) ein oder mehrere Leitungen zur Zuführung von flüssigen Löschmitteln aus dem Gebäude gemäß C) und deren Weiterleitung an Austrittsöffnungen im Bereich unterhalb der Decke,

(III) ein oder mehrere Leitungen zur Zuführung von Schaum-Löschmitteln Löschmitteln aus dem Gebäude gemäß C) und deren Weiterleitung an Austrittsöffnungen im Bereich unterhalb der Decke,

(IV) Meldetechnik, Leitungen und Sensoren zur Detektion von Rauch und/oder Hitze,

E) wobei das Gebäude gemäß B) an die geschlossene Einhausung unmittelbar oder mittelbar angrenzt,

F) wobei das Gebäude gemäß C) an die geschlossene Einhausung unmittelbar oder mittelbar angrenzt,

dadurch gekennzeichnet, dass

(i) die Einhausung ein oder mehrere Hochregallager zur Aufnahme der Gefahrenstoffe aufweist,

(ii) jeder Stellplatz im Hochregallager hat eine oder mehrere Vorrichtungen zur Entnahme von gasförmigen Proben die gasdichte Verbindung und Leitung zu einem Detektor aufweisen (Detektorsystem I), welcher die entnommenen gasförmigen Proben auf zündfähige Gemische untersucht und bei Vorliegen eines voreingestellten Grenzwertes einen Alarm meldet,

(iii) jedes Hochregallager im Bereich bis 12m oberhalb des Bodens eine oder mehrere Vorrichtungen zum Detektieren von Rauch aufweist (Detektorsystem II), welches die entnommenen gasförmigen Proben auf Rauch untersucht und bei Vorliegen eines voreingestellten Grenzwertes einen Alarm meldet,

(iv) die Einhausung weist im Bereich bis 2m unterhalb der Decke eine oder mehrere Vorrichtungen zum Detektieren von sich schnell entwickelnden Bränden mit Flammenbildung mittels IR Flammmelder (Infrarot-Flammmelder) auf, welche die gesamte Grundfläche des Hochregallagers abdeckt (Detektorsystem III) und vom Detektorsystem I und/oder Detektorsystem II gemeldete Alarme verifiziert und ggf. einen endgültigen Alarm auslöst ausgelöst und automatisch den Löschprozess initiiert,

(v) die Austrittsöffnungen für das flüssige Löschmittel im Bereich bis 1m unterhalb der Decke als Sprinkleranlage ausgebildet ist und das flüssige Löschmittel über die Austrittsöffnungen, die als Sprinklerköpfe ausgebildet sind, gegen die Unterseite der Decke der Einhausung richtet und die Unterseite der Decke mit flüssigem Löschmittel beaufschlagt,

(vi) die Austrittsöffnungen für das Leichtschaum-Löschmittel im Bereich bis 2m unterhalb der Decke als Schaumlöschanlage ausgebildet ist und das Leichtschaum-Löschmittel über die Austrittsöffnungen, die als Schaumdüse ausgebildet sind, in die Einhausung nach unten gerichtet austritt und das Löschmittel ein Leichtschaum-Löschmittel ist,

(vii) die Austrittsöffnungen für das Schwerschaum-Löschmittel im Bereich bis 2m unterhalb der Decke als Schaumlöschanlage ausgebildet ist und das Schwerschaum-Löschmittel über die Austrittsöffnungen, die als Schaumdüse ausgebildet sind, in die Einhausung nach unten gerichtet austritt und das Löschmittel ein Schwerschaum-Löschmittel ist,

(viii) die Leitungen zur Zuführung von Leichtschaum-Löschmitteln und Schwerschaum-Löschmittel jeweils als getrennte Leitungen vorliegen.


 
2. Gefahrstofflager gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Sprinklersystem autark bei einer Temperatur von min. 70°C auslöst und die Unterseite der Decke mit flüssigem Löschmittel beaufschlagt.
 
3. Gefahrstofflager gemäß Anspruch 1 oder 2 dadurch gekennzeichnet, dass das Sprinklersystem autark bei einer Temperatur von min. 70°C auslöst und die Unterseite der Decke mit 4 bis 8, vorzugsweise zwischen 5 bis 7, Liter Wasser pro Minute und pro Quadratmeter beaufschlagt, bevorzugt ist das flüssige Löschmittel Wasser.
 
4. Gefahrstofflager gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Schwerschaum-Schaumlöschanlage mindestens 4 Liter Schwerschaum pro Minute und pro Quadratmeter, vorzugsweise mindestens. 6 Liter Schwerschaum pro Minute und pro Quadratmeter, insbesondere min. 7 Liter Schwerschaum pro Minute und pro Quadratmeter, aufbringt.
 
5. Gefahrstofflager gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Leichtschaum-Schaumlöschanlage mindestens 5000 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter, vorzugsweise mindestens 6000 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter, insbesondere mindestens 7000 Liter Leichtschaum pro Minute und pro Quadratmeter, aufbringt.
 
6. Gefahrstofflager gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Einhausung im Bereich der Verladezone bis 2m unterhalb der Decke eine oder mehrere Mehrfachsensormelder zur Detektion der Brandkenngrößen Rauch und Wärme auf (Detektorsystem IV) auf, insofern die Bauhöhe um Bereich der Verladezone für das Detektorsystem III ungeeignet ist,
 
7. Gefahrstofflager gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die geschlossene Einhausung modular aufgebaut ist und die Module innerhalb der Einhausung durch Wände getrennt sind und vorzugsweise durch verschließbare Tore miteinander verbunden sind.
 
8. Gefahrstofflager gemäß Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die verschließbaren Tore als Brandschott ausgestaltet sind, sodass ein Übertritt von Bränden oder Austritt von Gefahrstoffen begrenzt ist.
 
9. Gefahrstofflager gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die geschlossene Einhausung eine Grundfläche von bis zu 17.000 m2 aufweist.
 
10. Gefahrstofflager gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die geschlossene Einhausung eine Grundfläche von mindestens 1.000 m2, vorzugsweise mindestens 1.500 m2, besonders bevorzugt mindestens 2.500 m2, aufweist.
 
11. Gefahrstofflager gemäß Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Mindest-Grundfläche pro Modul mindestens 500 m2, vorzugsweise mindestens 1.000 m2, beträgt.
 
12. Gefahrstofflager gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die geschlossene Einhausung eine Innenhöhe von bis zu 13,7 m aufweist und die Innenhöhe vorzugsweise mindestens 8 m, insbesondere mindestens 10 m, beträgt.
 
13. Gefahrstofflager gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die geschlossene Einhausung ein umbautes Volumen von mindestens 10.000m3, vorzugsweise von mindestens 15.000m3, besonders bevorzugt von mindestens 25.000m3, aufweist.
 
14. Gefahrstofflager gemäß Anspruch 7 und/oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Volumen bei einem modularen Aufbau mindestens 5.000m3, vorzugsweise von mindestens 10.000m3, beträgt.
 





Recherchenbericht









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