[0001] Die Erfindung betrifft eine Verdichterschutzfunktion zur Einhaltung der Verdichteraustrittstemperatur,
eine Steuervorrichtung, eine Verbrennungskraftmaschine und ein Fahrzeug.
[0002] Es ist bekannt, dass Fahrsituationen wie beispielsweise schnelle Schaltmanöver bei
Bergauffahrt unter Volllast eine Überschreitung der vom Bauteilhersteller vorgegebenen
Temperaturobergrenze am Verdichterrad erzeugen können. Die Temperaturmesstechnik,
die serienmäßig verbaut wird, kann diese Temperaturüberschreitungen aufgrund der geringen
Dynamik der Messwerte (bzw. Trägheit der Messung) und einem Temperaturoffset nicht
erkennen. Der betreffende Sensor wird primär zur Regelung (Überwachung) der Ladeluftkühlung
eingesetzt und ist am Eingang des Ladeluftkühlers positioniert. Zum Vermeiden der
Temperaturüberschreitungen am Verdichter kann dieser Sensor somit nicht eingesetzt
werden.
[0003] Es existieren bereits konstruktive Lösungen zur Reduktion der Bauteiltemperatur über
eine externe Kühlung. Bei einem Biturbomotor bietet sich außerdem die Möglichkeit
einer Zwischenkühlung der Ladeluft nach der ersten Verdichtungsstufe an. So kann bereits
die Temperatur am Eingang des Hochdruckverdichters reduziert werden und infolgedessen
auch die Temperatur am Ausgang des Hochdruckverdichters.
[0004] Ferner gibt es bisher softwarebasierte Konzepte zur Zylinderfüllungsbegrenzung. Diese
beziehen sich jedoch nicht auf den Schutz des Verdichters.
[0005] DE 10 2017 212 280 A1 offenbart ein Verfahren zum Schutz eines Verdichters, bei dem ein maximaler Sollladedruck
bestimmt wird.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Verdichterschutzfunktion zur Einhaltung
der Verdichteraustrittstemperatur bereitzustellen, die die oben genannten Nachteile
wenigstens teilweise überwindet.
[0007] Diese Aufgabe wird durch das erfindungsgemäße modellbasierte Schutzverfahren nach
Anspruch 1 gelöst. Diese Aufgabe wird ebenfalls durch die erfindungsgemäße Steuervorrichtung
nach Anspruch 8 gelöst, die erfindungsgemäße Verbrennungskraftmaschine nach Anspruch
9 und das erfindungsgemäße Fahrzeug nach Anspruch 10.
[0008] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
und der folgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung.
[0009] Die konstruktiven Lösungen sind nachteilig in Bezug auf die Integration weiterer
Komponenten für das Packaging und verursachen damit zusätzlichen Aufwand in der Produktion.
Eine softwarebasierte Schutzfunktion (Schutzverfahren) durch Modellierung der Temperatur
bzw. des Ladedrucks am Verdichteraustritt kann flexibel in verschiedenen Motorvarianten
nach Euro 7 Abgasnorm - wie Mono- bzw. Biturbomotoren - genutzt werden, wobei mit
einem zylinderfüllungsbasierten Gassystem gesteuert (geregelt) wird.
[0010] Es wird auf Basis einer modellierten Temperatur oder einem modellierten Druck am
Verdichteraustritt die Sollzylinderfüllung modellbasiert begrenzt. Dabei wird nicht
erst auf eine Messung einer Temperaturüberschreitung reagiert, sondern aus Sollwerten
bestimmt, ob ein noch einzustellender Betriebszustand der Verbrennungskraftmaschine
ein Betriebszustand ist, in dem die Grenztemperatur des Verdichters überschritten
würde, woraufhin die Zylinderfüllung begrenzt wird. Sensorbasierte Lösungen haben
den Nachteil, dass oft erst ein Schutzeingriff vorgenommen wird, wenn eine Überschreitung
der Grenztemperatur bereits gemessen wird. Dies ist der Trägheit der Sensorik bzw.
der Einbaulage (Temperaturtransporteffekt) geschuldet.
[0011] Ein erfindungsgemäßes modellbasiertes Schutzverfahren zur Einhaltung einer Grenztemperatur
eines Verdichterbauteils in einem Verdichter für eine Verbrennungskraftmaschine, umfassend
Bestimmen einer Zylinderfüllung basierend auf einem Verdichtermodell, das die isentrope
Kompression eines Gases anwendet, einem Druck vor dem Verdichter, einer Temperatur
vor dem Verdichter und einem Sollwirkungsgrad des Verdichters und Einstellen eines
Betriebszustandes der Verbrennungskraftmaschine basierend auf der Zylinderfüllmenge,
sodass die Grenztemperatur des Verdichterbauteils nicht überschritten wird.
[0012] Der Verdichter ist beispielsweise der Verdichter eines Abgasturboladers. Das Verdichterbauteil
kann beispielsweise ein Verdichterrad sein. Die Grenztemperatur des Verdichterbauteils
(des Verdichters) kann eine maximale Temperatur sein, die für das Verdichterbauteil
vorgegeben ist.
[0013] Wird die Temperatur nach dem Verdichter nicht durch einen Temperatursensor unmittelbar
am Verdichter erfasst, sondern beispielsweise mit einem Temperatursensor vor dem Ladeluftkühler,
so unterliegen die Messwerte einem Temperaturoffset und einer verzögerten Dynamik.
Für eine Grenztemperatur am Verdichter, die auch dynamisch wirksam ist, ist dieser
Temperatursensor somit nicht geeignet.
[0014] Anstelle von konstruktiven Lösungen wie einem zweiten Temperatursensor oder einer
Kühlung des Verdichters bietet ein softwarebasierter Ansatz eine Verminderung der
Anzahl bzw. Komplexität an Bauteilen. Allgemein greift das Schutzverfahren ein, wenn
eine extreme Fahrsituation vorliegt, beispielsweise unter Volllast, in einer heißen
Umgebung, mit heißem Motor, im Anhängerbetrieb, in der Bergauffahrt oder einer Kombination
der vorgenannten Fahrsituationen. Konstruktive Lösungen kommen in solchen Situationen
ebenfalls an eine Grenze. Beispielsweise kann eine Kühlung des Verdichtergehäuses
oder eine Kühlung der Ladeluft zwischen zwei Verdichtern vermindert sein, da die Kühlflüssigkeit
oder Kühlluft bereits erwärmt ist. Dadurch kann ein Schutz vor Überhitzung des Verdichters
unter solchen Umständen nicht gewährleistet sein.
[0015] Die Grenztemperatur geht auf eine thermische Belastungsobergrenze des Verdichterbauteils
(des Verdichters) zurück. Eine solche Grenztemperatur kann auch eingehalten werden,
wenn kein Sensor direkt an dem Verdichter verbaut ist.
[0016] Die Zylinderfüllung ist die Menge aller Gase pro Hub, die in den Zylinder (das Zylindervolumen)
der Verbrennungskraftmaschine gefüllt werden (fließen). Dies geschieht im Ansaugtakt
(Einlassevent) mit dem vorherrschenden Saugrohrdruck.. Der Saugrohrdruck ist der Druck
vor Zylinder und nach Ladeluftkühler und hängt vom Ladedruck ab. Der Ladedruck wird
von dem Verdichter erzeugt. Dieser wird infolge der Ladeluftkühlung durch einen Druckabfall
wegen Strömungsverlusten und einem Druckabfall wegen Kühlung und Dichteerhöhung des
Gases sowie des möglichen Druckvorhalts über Drosselklappe - die sich ebenfalls zwischen
Verdichter und Zylindereinlass befindet - reduziert. Deshalb ist der Saugrohrdruck
immer geringer als der Ladedruck. Die Zylinderfüllung muss deshalb mit dem Saugrohrdruck
bestimmt werden. Eine Begrenzung der Soll-Zylinderfüllung begrenzt auch alle anderen
Sollwerte im Ansaugtrakt der Verbrennungskraftmaschine, beispielsweise den Soll für
die angesaugte Frischluft, die Abgasrückführungsrate und die Verdichtung bzw. den
Sollladedruck. Die bestimmte Zylinderfüllung ist eine Zylinderfüllung die geringer
ist als eine Zylinderfüllung die ohne das erfindungsgemäße Schutzverfahren mit dem
Einstellen des Betriebszustandes der Verbrennungskraftmaschine eingestellt würde.
Alternativ wird die bestimmte Zylinderfüllung nur eingestellt, wenn sie kleiner ist
als die Zylinderfüllung die ohne das erfindungsgemäße Schutzverfahren mit dem Einstellen
des Betriebszustandes der Verbrennungskraftmaschine eingestellt würde.
[0017] Somit hat diese Art der Begrenzung keinen ungewollten Einfluss auf die Zusammensetzung
der Zylinderfüllung und damit auf die Zusammensetzung des Abgases und kann parallel
zu anderen Regelungen des Ansaugtrakts und Abgases der Verbrennungskraftmaschine verwendet
werden bzw. kann in diese integriert werden.
[0018] Es gibt Ausführungen, bei denen das Bestimmen zudem auf einem Druck nach dem Verdichter
basiert und mittels des Verdichtermodells eine Temperatur nach dem Verdichter bestimmt
wird, auf Basis derer die Zylinderfüllung bestimmt wird.
[0019] Mit dem Sollladedruck, der aufgrund der begrenzten Zylinderfüllung ebenfalls begrenzt
ist, wird auch die Kompression im Verdichter begrenzt und somit die Temperatur nach
dem Verdichter. Somit wird mit einem modellbasierten Temperaturwert nach dem Verdichter
die Temperatur des Verdichters unterhalb einer Grenztemperatur gehalten.
[0020] Die modellbasierte Temperatur wird auf Grundlage der isentropen Kompression des Gases
in dem Verdichter bestimmt. Somit wird durch eine modellierte Temperatur nach dem
Verdichter die Zylinderfüllung begrenzt.
[0021] Folglich wird die Wärme reduziert, die bei der Verdichtung entsteht. Im Zuge dessen
kann auch die Bauteiltemperatur beispielsweise des Verdichters oder des Verdichterrades
reduziert werden.
[0022] Die Basis des Verdichtermodells stellt die Formel der isentropen Kompression dar,
die nach der Temperatur nach dem Verdichter umgestellt ist und den Wirkungsgrad des
Verdichters berücksichtigt.

[0023] Dabei ist
pvV der Druck vor dem Verdichter,
pnV der Druck nach dem Verdichter,
TvV die Temperatur vor dem Verdichter,
ηisen der isentrope Sollwirkungsgrad des Verdichters und
κ der Isentropenexponent der Ansaugluft. Die modellierte Temperatur
TnV nach dem Verdichter wird herangezogen, um die thermische Belastungsobergrenze des
Bauteils einzuhalten. Die Belastungsobergrenze kann variabel je nach Bauteil angepasst
werden. Die übrigen Eingangswerte sind Mess- bzw. Modellwerte. Insbesondere können
die Eingangswerte aus Sollwerten des Ansaugtraktes der Verbrennungskraftmaschine bestimmt
sein. Dadurch kann eine Überschreitung der Belastungsobergrenze bzw. Grenztemperatur
in einem noch einzustellenden Betriebszustand der Verbrennungskraftmaschinen detektiert
werden und durch eine Begrenzung der Zylinderfüllung verhindert werden.
[0024] Das Begrenzungskonzept ist für verschiedene Motorkonzepte anwendbar, die mit einer
ein- oder zweistufigen Aufladung ausgestattet sind und deren Gassystem zylinderfüllungsbasiert
ausgelegt ist. Für einen Motor mit einstufiger Aufladung werden die Zustände vor dem
Verdichter als Eingangsgrößen angenommen. Für eine zweistufige Aufladung hingegen
gehen die Zustände zwischen den beiden Verdichtern als Eingangsgrößen in die Formel
für die isentrope Kompression ein. Diese Eingangsgrößen können wiederum mittels der
Formel für die isentrope Kompression bestimmt sein.
[0025] Der Druck vor dem Verdichter kann beispielsweise berechnet sein. Der Druck vor einem
HD-Verdichter, also der zweiten Stufe, kann über die isentrope Kompression berechnet
sein. Die Temperatur vor dem ersten Verdichter ist abhängig von dem Frischluftmassenstrom
und dessen Temperatur sowie dem AGR-Massenstrom und dessen Temperatur.
[0026] Die Temperatur nach dem ersten Verdichter ist abhängig von einer optionalen Verdichtergehäusekühlung,
einer AGR-Rate, der Temperatur vor dem Verdichter, dem Verdichterwirkungsgrad (Isentrop)
und dem Druckverhältnis über den Verdichter. Dies entspricht den Abhängigkeiten des
isentropen Kompressionsmodells des Verdichters, wobei die AGR-Rate den Isentropenexponenten
des Gases beeinflusst.
[0027] Es gibt Ausführungen, bei denen die bestimmte Temperatur nach dem Verdichter mit
einer gemessenen Temperatur nach dem Verdichter gemischt wird, um eine Synthesetemperatur
nach dem Verdichter zu bestimmen, auf Basis derer die Zylinderfüllung bestimmt wird,
wobei ein Mischungsfaktor zwischen bestimmter und gemessener Temperatur nach dem Verdichter
aus einem Motormoment bestimmt ist und auf Basis der Synthesetemperatur nach dem Verdichter
ein Korrekturfaktor für die Zylinderfüllung bestimmt wird, der die bestimmte Zylinderfüllung
begrenzt.
[0028] Die gemessene Temperatur nach dem Verdichter kann beispielsweise nur in einem stationären
Betrieb der Verbrennungskraftmaschine valide sein, da die Temperaturmessung einer
gewissen Trägheit unterliegt. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein Temperatursensor
nach dem Verdichter primär zur Steuerung der Ladeluftkühlung verbaut ist.
[0029] Dieser stationär valide Temperatursensor kann dann mit der aus dem Verdichtermodell
bestimmten modellierten Temperatur gemischt werden, die in einem dynamischen Betriebszustand
der Verbrennungskraft Maschine genauer ist als der Temperatursensor. Aus der Mischung
wird eine Synthesetemperatur erhalten.
[0030] Als Entscheidungskriterium, welche der beiden Temperaturen - modelliert oder gemessen
- mit welchem Gewicht zu der Synthesetemperatur gemittelt wird, eignet sich jeglicher
Parameter, der beschreibt wie dynamisch oder statisch der Betriebszustand der Verbrennungskraftmaschine
ist. Beispielsweise kann das Motormoment oder der Sollladedruck herangezogen werden,
um ein Entscheidungskriterium zu bilden. Das Entscheidungskriterium kann beispielsweise
auch auf der zeitlichen Ableitung des Motormomentes oder der zeitlichen Ableitung
des Sollladedrucks basieren.
[0031] Auf Basis der so bestimmten Synthesetemperatur kann dann mittels eines Kennfeldes
ein Korrekturfaktor bestimmt werden, der die Zylinderfüllung korrigiert und somit
begrenzt. Wenn beispielsweise der Betriebszustand der Verbrennungskraftmaschine dynamisch
ist, wird die modellierte Temperatur in der Synthesetemperatur stärker gewichtet oder
die Synthesetemperatur entspricht der modellierten Temperatur. Überschreitet die modellierte
Temperatur eine Grenztemperatur, so findet eine Begrenzung der Zylinderfüllung statt.
[0032] Es gibt Ausführungen, bei denen das Bestimmen zudem auf einer Grenztemperatur des
Verdichters basiert und mittels des Verdichtermodells ein maximaler Ladedruck nach
dem Verdichter bestimmt wird, auf Basis dessen die Zylinderfüllung bestimmt wird.
[0033] Auf Grundlage der isentropen Kompression des Gases in dem Verdichter wird bestimmt,
welcher Druck nach dem Verdichter vorliegen kann, ohne dass die Grenztemperatur überschritten
wird.
[0034] Somit wird durch eine Begrenzung des Ladedrucks auch die Wärme reduziert, die bei
der Verdichtung entsteht. Im Zuge dessen kann auch die Bauteiltemperatur beispielsweise
des Verdichters oder des Verdichterrades reduziert werden.
[0035] Die Basis des Begrenzungskonzeptes für den Ladedruck stellt die Formel der isentropen
Kompression dar, die nach dem begrenzten Druck nach dem Verdichter umgestellt ist
und den Wirkungsgrad des Verdichters berücksichtigt.

[0036] Dabei ist
pvV der Druck vor dem Verdichter,
Tgrenz die Grenztemperatur des Verdichters,
TvV die gemessene Temperatur vor dem Verdichter,
ηisen der isentrope Sollwirkungsgrad des Verdichters und
κ der Isentropenexponent der Ansaugluft. Die Grenztemperatur
Tgrenz nach dem Verdichter beschreibt die thermische Belastungsobergrenze des Bauteils und
kann variabel je nach Bauteil angepasst werden. Die übrigen Eingangswerte sind Mess-
bzw. Modellwerte. Insbesondere können die Eingangswerte aus Sollwerten des Ansaugtraktes
der Verbrennungskraftmaschine bestimmt sein. Dadurch kann eine Überschreitung der
Belastungsobergrenze bzw. Grenztemperatur in einem noch einzustellenden Betriebszustand
der Verbrennungskraftmaschinen detektiert und durch eine Begrenzung der Zylinderfüllung
verhindert werden.
[0037] Es gibt Ausführungen weiter, umfassend Wählen eines Minimums aus dem berechneten
maximalen Ladedruck und einem vorgegebenen Sollladedruck, Bestimmen der Zylinderfüllung
für die Verbrennungskraftmaschine anhand des ausgewählten Minimums.
[0038] Der berechnete Grenzdruck nach dem Verdichter (bzw. begrenzte Sollladedruck) wird
mit dem steuervorrichtungsseitigen Sollladedruck in einer Minimumsauswahl verglichen.
Dadurch kann sichergestellt werden, dass nur in Bereichen, in denen der begrenzte
Sollladedruck unterhalb des steuervorrichtungsseitigen Sollladedrucks liegt, die Begrenzung
durchgeführt wird. Liegt der berechnete Sollladedruck oberhalb des steuervorrichtungsseitigen
Sollladedrucks, wird keine Begrenzung durchgeführt. Der sich in der Minimumsauswahl
ergebende Wert stellt somit den einzuregelnden temperaturbegrenzten Sollladedruck
dar.
[0039] Das Begrenzungskonzept ist für verschiedene Motorkonzepte anwendbar, die mit einer
ein- oder zweistufigen Aufladung ausgestattet sind und deren Gassystem zylinderfüllungsbasiert
ausgelegt ist. Für einen Motor mit einstufiger Aufladung werden die Zustände vor dem
Verdichter als Eingangsgrößen angenommen. Für eine zweistufige Aufladung hingegen
gehen die Zustände zwischen den beiden Verdichtern als Eingangsgrößen in die Formel
für die isentrope Kompression zur Berechnung des begrenzten Sollladedrucks ein.
[0040] Der Druck vor dem Verdichter kann beispielsweise berechnet sein. Der Druck vor einem
HD-Verdichter, also der zweiten Stufe, kann über die isentrope Kompression berechnet
sein. Die Temperatur vor dem ersten Verdichter ist abhängig von dem Frischluftmassenstrom
und dessen Temperatur sowie dem AGR-Massenstrom und dessen Temperatur.
[0041] Die Temperatur nach dem ersten Verdichter ist abhängig von einer optionalen Verdichtergehäusekühlung,
einer AGR-Rate, der Temperatur vor dem Verdichter, dem Verdichterwirkungsgrad (Isentrop)
und dem Druckverhältnis über den Verdichter. Dies entspricht den Abhängigkeiten des
isentropen Kompressionsmodells des Verdichters, wobei die AGR-Rate den Isentropenexponenten
des Gases beeinflusst.
[0042] Es gibt Ausführungen, bei denen das Bestimmen des maximalen Ladedrucks ein Filtern
des bestimmten maximalen Ladedrucks umfasst, das Wählen des Minimums auf dem gefilterten
maximalen Ladedruck basiert, das Bestimmen der maximalen Zylinderfüllung ein Wählen
eines weiteren Minimums aus der berechneten maximalen Zylinderfüllung und einer vorgegebenen
Sollzylinderfüllung umfasst und das Einstellen des Betriebszustandes der Verbrennungskraftmaschine
auf dem weiteren Minimum basiert.
[0043] Da der Ladedruck nicht die höchstpriore Größe (Führungsgröße) im Gassystem sein muss,
kann es vorkommen, dass bei Gassystemen, deren Führungsgröße die Zylinderfüllung ist,
alle anderen Sollwerte im Gassystem unverändert bleiben und nur der Soll- bzw. der
Istladedruck begrenzt werden. Aufgrund des verringerten Istladedrucks im Begrenzungsfall
können infolge der Begrenzung situationsbedingt die anderen Sollgrößen nicht eingeregelt
werden. Die bleibenden Regelabweichungen in einzelnen Strecken resultieren in einer
Begrenzung der Zylinderfüllung unter der Berücksichtigung der maximal zulässigen Verdichtertemperatur.
[0044] Mit der Sollzylinderfüllung als Führungsgröße werden somit alle anderen Sollgrößen
entlang der Ladeluftstrecke berechnet und angepasst. Dies schließt auch den Sollladedruck
mit ein. Im Gegensatz zu einer reinen Ladedruckbegrenzung bietet eine zylinderfüllungsbasierte
Begrenzung den Vorteil, dass alle Sollwerte entlang der Ladeluftstrecke konsistent
zueinander sind und damit keine Abweichungen zwischen Soll- und Istgrößen, die nicht
der Soll- bzw. der Istladedruck sind, infolge des Begrenzungseingriffs entstehen.
[0045] Die begrenzte Sollzylinderfüllung ergibt sich auf Basis des einzuregelnden temperaturbegrenzten
Sollladedrucks. Die Sollwerte können entlang der Ladeluftstrecke bis zur Zylinderfüllung
zurückgerechnet werden. Dies führt dazu, dass alle Istgrößen entlang der Ladeluftstrecke
aufgrund der begrenzten Sollzylinderfüllung auf die entsprechenden mit der begrenzten
Zylinderfüllung konsistenten Sollgrößen geregelt werden.
[0046] Mit dem begrenzten Sollladedruck wird über die Ansaugstrecke zurück auf die Zylinderfüllung
(Führungsgröße) gerechnet. Dadurch ergibt sich die begrenzte Zylinderfüllung. Das
Füllungsbegrenzungskonzept basiert somit auf dem Ladedruckbegrenzungskonzept, sodass
dieses eine Erweiterung darstellt. Für verschiedene Aufladungsaggregate - wie zum
Beispiel den Verdichter eines Turboladers - ist es möglich, die thermische Belastungsobergrenze
entsprechend anzupassen, ohne Änderungen an der Funktion vornehmen zu müssen.
[0047] Diese thermische Belastungsobergrenze ist auch dynamisch wirksam. Weiterhin kann
die stationäre bestimmte thermische Belastungsobergrenze für den Verdichter - basierend
auf dem Temperatursensor am Ladeluftkühler - ebenfalls die Zylinderfüllung limitieren.
[0048] Das Bestimmen der maximalen Zylinderfüllung umfasst ein Wählen eines weiteren Minimums
aus der berechneten maximalen Zylinderfüllung und einer vorgegebenen Sollzylinderfüllung
und das Einstellen des Betriebszustandes der Verbrennungskraftmaschine auf dem weiteren
Minimum basiert.
[0049] Die sich ergebende begrenzte Zylinderfüllung kann wiederum mittels einer Minimumsauswahl
mit einer Sollzylinderfüllung aus einer Steuervorrichtung verglichen und gegebenenfalls
eingeregelt werden. Somit wird eine Begrenzung nur in den notwendigen Bereichen durchgeführt.
[0050] Es gibt Ausführungen, bei denen das Bestimmen des maximalen Ladedrucks ein Filtern
des bestimmten maximalen Ladedrucks umfasst und das Wählen des Minimums auf dem gefilterten
maximalen Ladedruck basiert.
[0051] Durch das Filtern des bestimmten maximalen Ladedrucks funktioniert die Minimumsauswahl
als Entscheidungskriterium - ob eine Begrenzung durchgeführt werden muss oder nicht
- stabiler.
[0052] Es gibt Ausführungen, bei denen das Bestimmen der maximalen Zylinderfüllung ein Filtern
der berechneten maximalen Zylinderfüllung umfasst und das Wählen des weiteren Minimums
auf der gefilterten maximalen Zylinderfüllung basiert.
[0053] Durch das Filtern der bestimmten maximalen Zylinderfüllung funktioniert die Minimumsauswahl
als Entscheidungskriterium - ob eine Begrenzung durchgeführt werden muss oder nicht
- stabiler.
[0054] Es gibt Ausführungen, bei denen die Grenztemperatur eine maximal zulässige Verdichteraustrittstemperatur
ist.
[0055] Die Austrittstemperatur des Verdichters wird dabei mit der Temperatur gleichgesetzt,
die der Verdichter, bzw. das Verdichterrad von dem komprimierten Gas annimmt.
[0056] Es gibt Ausführungen, bei denen das Einstellen des Betriebszustandes der Verbrennungskraftmaschine
ein Regeln des Betriebszustandes der Verbrennungskraftmaschine ist und die Zylinderfüllung
die Führungsgröße der Regelung des Betriebszustandes der Verbrennungskraftmaschine
ist.
[0057] Eine erfindungsgemäße Steuervorrichtung ist dazu ausgelegt, ein Verfahren nach einer
der obigen Ausführungen auszuführen.
[0058] Eine erfindungsgemäße Verbrennungskraftmaschine mit zumindest einem Verdichter, einem
Temperatursensor vor dem Verdichter und einer oben beschriebenen Steuervorrichtung.
[0059] Ein erfindungsgemäßes Fahrzeug mit einer oben beschriebenen Verbrennungskraftmaschine.
[0060] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nun beispielhaft und unter Bezugnahme auf
die beigefügte Zeichnung beschrieben. Es zeigt:
- Fig. 1
- schematisch eine Signalsynthese für einen Temperaturwert nach dem Verdichter zur Begrenzung
einer Zylinderfüllung nach einem Ausführungsbeispiel;
- Fig. 2
- schematisch eine Zylinderfüllungskorrektur zur Begrenzung einer Zylinderfüllung nach
einem Ausführungsbeispiel;
- Fig. 3
- ein Flussdiagramm nach einem Ausführungsbeispiel einer Bestimmung einer begrenzten
Zylinderfüllung;
- Fig. 4
- schematisch den Gasfluss durch eine Verbrennungskraftmaschine nach einem Ausführungsbeispiel;
und
- Fig. 5
- ein Fahrzeug mit einer Verbrennungskraftmaschine und einer Steuervorrichtung nach
einem Ausführungsbeispiel.
[0061] Fig. 1 zeigt schematisch eine Signalsynthese für einen Temperaturwert nach dem Verdichter
zur Begrenzung einer Zylinderfüllung nach einem Ausführungsbeispiel.
[0062] Die Signalsynthese 100 umfasst einen Sensorwert 101 für die Temperatur vor dem Ladeluftkühler,
ein Motormoment 102, ein Verdichtermodell 103 für die Temperatur nach dem Verdichter,
einen Tiefpassfilter 104, eine Subtraktionsstelle 105, eine modellierte Temperatur
106, eine Interpolationsfaktorbestimmung 107, einen Mixer 108 und einen Synthesetemperaturwert
109 auf Basis von Sensorwert 101 und der modellierten Temperatur 106.
[0063] Der Sensorwert 101 wird zu einem ersten Signaleingang des Mixers 108 übermittelt
und die modellierte Temperatur 106 wird zu einem zweiten Signaleingang des Mixers
108 übermittelt. Der Mixer 108 mixt (interpoliert linear) einen Synthesetemperaturwert
109 auf Basis eines Interpolationsfaktors, der aus dem Motormoment 102 bestimmt ist.
[0064] Die modellierte Temperatur 106 wird in dem Verdichtermodell 103 bestimmt. Die Basis
des Verdichtermodells 103 stellt die Formel der isentropen Kompression dar, die nach
der Temperatur nach dem Verdichter umgestellt ist und den Wirkungsgrad des Verdichters
berücksichtigt.

[0065] Dabei ist
pvV der Druck vor dem Verdichter,
pnV der Druck nach dem Verdichter,
TvV die Temperatur vor dem Verdichter,
ηisen der isentrope Sollwirkungsgrad des Verdichters und
κ der Isentropenexponent der Ansaugluft.
[0066] Das Motormoment 102 wird an den Tiefpassfilter 104, die Subtraktionsstelle 105 und
die Interpolationsfaktorbestimmung 107 übermittelt. Der Tiefpassfilter 104 filtert
das Motormoment auf Basis einer vorgegebenen Zeitkonstante und übermittelt das tiefpassgefilterte
Motormoment an die Subtraktionsstelle 105.
[0067] Die Subtraktionsstelle 105 bildet die Differenz des tiefpassgefilterten Motormomentes
aus dem Tiefpassfilter 104 und dem Motormoment 102. Die Differenz wird an die Interpolationsfaktorbestimmung
107 übermittelt.
[0068] Die Interpolationsfaktorbestimmung 107 bestimmt auf Basis des Motormomentes 102 und
der Differenz aus der Subtraktionsstelle 105 einen Interpolationsfaktor. Der Interpolationsfaktor
wird an den Mixer 108 übermittelt.
[0069] Wie oben beschrieben, mixt der Mixer 108 dann den Sensorwert 101 und die modellierte
Temperatur 106 auf Basis des Interpolationsfaktors und gibt den Synthesetemperaturwert
109 aus. Diese Mischung im Mixer 108 kann beispielsweise eine lineare Mischung sein,
bei der ein Interpolationsfaktor, der null ist, bedeutet, dass der Mischtemperaturwert
109 dem Sensorwert 101 entspricht, ein Interpolationsfaktor, der eins ist, bedeutet,
dass der Mischtemperaturwert 109 der modellierten Temperatur 106 entspricht und ein
Interpolationsfaktor, der 0,5 ist, bedeutet, dass der Mischtemperaturwert 109 der
Mittelung aus Sensorwert 101 und modellierter Temperatur 106 entspricht.
[0070] Der Sensorwert 101 des Temperatursensors am Ladeluftkühler ist in stationären Situationen
valide, aber aufgrund der Trägheit der Temperaturmessung in dynamischen Situationen
nicht aussagekräftig. Die modellierte Temperatur 106 zeigt gegenüber der tatsächlichen
Temperatur am Verdichteraustritt Abweichungen und ist insbesondere in stationären
Situationen "ungenauer" als der Sensorwert 101. In dynamischen Situationen ist die
modellierte Temperatur 106 jedoch deutlich näher an der Temperatur am Verdichteraustritt,
als der Sensorwert 101.
[0071] Daraus ergibt sich die Kombination beider Informationen, sodass in stationären Situationen
der Sensorwert 101 übernommen wird und in dynamischen Situationen die modellierte
Temperatur 106. Das Fusionieren beider Werte geschieht über lineare Interpolation
zwischen beiden Werten in Abhängigkeit eines Interpolationsfaktors.
[0072] Wie oben gezeigt, wird der Interpolationsfaktor aus der zeitlichen Ableitung des
Moments (Änderung des Moments) generiert, welche durch die Differenzbildung nach der
Tiefpassfilterung erzeugt ist. Alternativ kann der Solladedruck zur Bildung des Interpolationsfaktors
herangezogen werden, dabei kann auch die zeitliche Ableitung des Sollladedrucks (Änderung
des Sollladedruckwerts) gebildet werden. Der Interpolationsfaktor ist auch von den
Absolutwerten abhängig, also von dem Moment und dem Soll-Druckverhältnis über den
Verdichter.
[0073] Dies dient dazu, eine Lastabhängigkeit in der Interpolation berücksichtigen zu können.
Somit kann die modellierte Temperatur 106 in allen unkritischen Lastbereichen (stationären
Situationen) ausgeblendet werden, wobei sie in kritischen Lastbereichen (dynamischen
Situationen) dominanter in die Synthesetemperatur 109 eingeht. Ferner kann die Synthesetemperatur
109 auch der modellierten Temperatur 106 entsprechen, wenn eine dynamische Situation
vorliegt. Die modellierte Temperatur 106 basiert auf der Modellierung der isentropen
Kompression. Die fusionierte Temperatur (Synthesetemperatur 109) wird entweder zur
Zylinderfüllungskorrektur benutzt, wodurch die Zylinderfüllung im Betriebszustand
der Verbrennungskraftmaschine begrenzt wird.
[0074] Fig. 2 zeigt schematisch eine Zylinderfüllungskorrektur zur Begrenzung einer Zylinderfüllung
nach einem Ausführungsbeispiel.
[0075] Die Zylinderfüllungskorrektur 200 umfasst einen Index 201, eine Motordrehzahl 202,
einen Drehmomenteingangswert 203, eine Synthesetemperatur 204, eine Ansaugkrümmertemperatur
205, ein Kennfeld 206, ein Kennfeld 207, einen Pufferspeicher 208, einen Pufferspeicher
209, eine Multiplikationsstelle 210 und einen korrigierten Zylinderfüllungswert 211.
[0076] Der Index 201 gibt den Parameterraum des aktuellen Verbrennungsmodus der Zylinderfüllung
an. Der Verbrennungsmodus kann beispielsweise ein Normalbetrieb, eine Dieselpartikelfilter-Regeneration
oder ein Heizbetrieb eines Katalysators zur selektiven katalytischen Reduktion sein.
Der Drehmomenteingangswert 203 ist der Drehmomentwert, der für Berechnungen in dem
Zylinderfüllungspfad der statischen Sollwertberechnung verwendet wird.
[0077] Das Kennfeld 206 erhält den Index 201, den Drehmomenteingangswert 203 und die Motordrehzahl
202 als Eingangswerte. In dem Kennfeld 206 wird dann der charakteristische Wert der
Zylinderfüllung in Abhängigkeit vom Drehmoment in dem aktuellen Verbrennungsmodus
bestimmt. Dieser charakteristische Wert wird an den Pufferspeicher 208 übermittelt.
[0078] Die Synthesetemperatur 204 nach dem Verdichter wird zur Korrektur des Sollwertes
der Zylinderfüllung verwendet. Mit der Synthesetemperatur wird dann der Druck nach
dem Ladeluftkühler und weiter nach der Drosselklappe bestimmt (sollte diese hinter
dem Ladeluftkühler verbaut sein). Mit dem Druck nach Drosselklappe kann dann die Zylinderfüllung
bestimmt werden. Die Synthesetemperatur 204 ist wie in Fig. 1 bestimmt. Hier wird
auf Basis dieser Synthesetemperatur 204 eine Korrektur für die Zylinderfüllung bestimmt
und diese Zylinderfüllung somit begrenzt. Die Ansaugkrümmertemperatur 205 wird ebenfalls
zur Korrektur des Sollwertes der Zylinderfüllung verwendet.
[0079] Das Kennfeld 207 erhält den Index 201, die Synthesetemperatur 204 und die Ansaugkrümmertemperatur
205 und bestimmt einen Korrekturfaktor der Zylinderfüllung in Abhängigkeit von der
Gastemperatur im Ansaugkrümmer in dem aktuellen Verbrennungsmodus. Der Korrekturfaktor
wird dann an den Pufferspeicher 209 übermittelt.
[0080] Der Pufferspeicher 208 speichert den charakteristischen Wert und übermittelt diesen
an die Multiplikationsstelle 210. Der Pufferspeicher 209 speichert den Korrekturfaktor
und übermittelt diesen an die Multiplikationsstelle 210.
[0081] In der Multiplikationsstelle 210 wird der charakteristische Wert aus dem Pufferspeicher
208 mit dem Korrekturfaktor aus dem Pufferspeicher 209 korrigiert, um den korrigierten
Zylinderfüllungswert 211 zu erhalten.
[0082] Dieser korrigierte Zylinderfüllungswert 211 ist nach dem Start der Verbrennungskraftmaschine
für den aktuellen Verbrennungsmodus definiert.
[0083] Die Korrektur erfolgt in Fig. 2 mittels des Kennfeldes 207, wodurch die Ansaugkrümmertemperatur
205 mitberücksichtigt wird. Allerdings kann auch nur die Temperatur 204 berücksichtigt
werden, wobei das Kennfeld 207 durch eine Kennlinie ersetzt wird, die von der in Fig.
1 bestimmten Synthesetemperatur (108 in Fig. 1) abhängt.
[0084] Die Kennfelder 206 und 207 sind vom Betriebspunkt (Last/Drehzahl) und von der Betriebsart
abhängig.
[0085] Fig. 3 zeigt ein Flussdiagramm nach einem Ausführungsbeispiel einer Bestimmung einer
begrenzten Zylinderfüllung.
[0086] In Schritt S1 werden Eingangsgrößen für die Bestimmung einer begrenzten Zylinderfüllung
ausgelesen. Die Eingangsgrößen umfassen einen Sollwirkungsgrad des Verdichters, eine
gegebene Grenztemperatur des Verdichters (Temperatur nach Verdichter), einen Druck
vor dem Verdichter und eine gemessene Temperatur vor dem Verdichter. Zusätzlich umfassen
die Eingangsgrößen den Isentropenexponenten der Ansaugluft, die in dem Verdichter
verdichtet wird. Ist der Verdichter zweistufig, so können die Werte für die Eingangsgrößen
zwischen den Verdichtern mittels isentroper Kompression bestimmt werden oder aus Messungen
abgespeichert sein. Der Sollwirkungsgrad des Verdichters kann zum Beispiel gemessen
oder simuliert sein und der Druck vor dem (zweiten) Verdichter wird aus der isentropen
Kompression bestimmt. Ist der Verdichter einstufig, so kann der Druck aus dem Umgebungsdruck
sowie den zufließenden und abfließenden Massenströmen bestimmt sein.
[0087] Die Eingangsgrößen gehen in Schritt S2 in ein Modell ein, das die isentrope Kompression
eines Gases (der Ansaugluft) anwendet. Dabei wird ein maximaler Ladedruck
pgrenz nach dem Verdichter wie folgt berechnet:

[0088] Dabei ist
pvV der Druck vor dem Verdichter,
Tgrenz die Grenztemperatur des Verdichters,
TvV die gemessene Temperatur vor dem Verdichter,
ηisen der isentrope Sollwirkungsgrad des Verdichters und
κ der Isentropenexponenten der Ansaugluft.
[0089] Der maximale Ladedruck wird in Schritt S3 gefiltert, um Schwankungen des maximalen
Ladedrucks zu verringern, um die nachfolgende Minimumsauswahl zu stabilisieren.
[0090] In Schritt S4 erfolgt eine Minimumsauswahl aus dem bestimmten (gefilterten) maximalen
Ladedruck und einem Sollladedruck, der aus einer Steuervorrichtung vorgegeben ist.
Das ausgewählte Minimum wird als der begrenzte Sollladedruck bestimmt. Auf Basis des
begrenzten Sollladedrucks kann in Schritt S5 ein Betriebszustand der Verbrennungskraftmaschine
eingestellt bzw. geregelt werden. Somit wird der Verdichter aufgrund einer Begrenzung
des Ladedrucks nach dem Verdichter vor dem Überschreiten der Grenztemperatur geschützt.
[0091] Eine weitere Möglichkeit zur Einstellung bzw. Regelung des Betriebszustands der Verbrennungskraftmaschine
ist die Bestimmung einer begrenzten Sollzylinderfüllung in Schritt S6, die sich an
die Bestimmung des begrenzten Sollladedrucks anschließen kann. Die begrenzte Zylinderfüllung
wird auf Basis des begrenzten Sollladedrucks bestimmt. Dabei wird beispielsweise ausgehend
von dem Massenstrom, der Verdichteraustrittstemperatur, und einem Druckabfallfaktor
der Druckabfall über den Ladeluftkühler bestimmt. Aus dem begrenzten Sollladedruck
und dem Druckabfall über den Ladeluftkühler wird dann der Solldruck nach dem Ladeluftkühler
bestimmt. Aus dem Solldruck nach dem Ladeluftkühler wird der Druck nach der Drosselklappe
bestimmt woraufhin mithilfe des Druckverlustes im Einlasskanal und dem Faktor für
den Druck am unteren Totpunkt eine Sollfüllung bestimmt wird. Die begrenzte Zylinderfüllung
kann gefiltert werden, um Schwankungen der begrenzten Zylinderfüllung zu verringern.
[0092] In Schritt S7 erfolgt eine Minimumsauswahl aus der bestimmten begrenzten Zylinderfüllung
und einer Sollzylinderfüllung, die aus einer Steuervorrichtung vorgegeben ist. Das
ausgewählte weitere Minimum wird dann als begrenzte Sollzylinderfüllung bestimmt.
[0093] Auf Basis der begrenzten Sollzylinderfüllung kann dann in Schritt S8 ein Betriebszustand
der Verbrennungskraftmaschine eingestellt bzw. geregelt werden. Somit wird der Verdichter
aufgrund einer Begrenzung der Zylinderfüllung, die aus der Begrenzung des Ladedrucks
nach dem Verdichter bestimmt ist, vor dem Überschreiten der Grenztemperatur geschützt.
[0094] Fig. 4 zeigt schematisch den Gasfluss durch eine Verbrennungskraftmaschine nach einem
Ausführungsbeispiel.
[0095] Die Verbrennungskraftmaschine 400 umfasst einen Luftfilter 401, einen Heißfilmluftmassenmesser
402, einen Blowby 403, eine Niederdruckabgasrückführung (ND-AGR) 404, einen Niederdruckverdichter
405, einen Hochdruckverdichter 406, ein Verdichterbypassventil 407 (ein Kugelventil),
einen Ladeluftkühler 408, eine Regelklappe 409, einen Temperatursensor 410, einen
Verbrennungsmotor 411, eine Hochdruckabgasrückführung (HD-AGR) 412, eine Hochdruckturbine
413, ein Bypassventil 414, eine Niederdruckturbine 415, ein weiteres Bypassventil
416 und eine Abgasanlage 417.
[0096] Die Verbrennungskraftmaschine 400 saugt durch den Luftfilter 401 Frischluft an und
misst den Massenstrom der Frischluft mit dem Heißfilmluftmassenmesser 402. Nach dem
Heißfilmluftmassenmesser 401 wird die angesaugte Frischluft mit Abgasen aus dem ND-AGR
404 und dem Blowby 403 des Verbrennungsmotors 411 gemischt. Somit wird ein gemischtes
Gas erzeugt.
[0097] Das gemischte Gas wird von dem Niederdruckverdichter 405 verdichtet und strömt danach
weiter zu dem Hochdruckverdichter 406 und dem Verdichterbypassventil 407, die in dem
Gasstrom parallel angeordnet sind. Das Bypassventil 407 ist als Kugelventil ausgelegt
und öffnet sich, wenn der Druck des Gasgemisches rechts des Bypassventils 407 größer
ist als links des Bypassventils 407. Aufgrund einer Steuervorrichtung (nicht dargestellt)
wird entweder der Hochdruckverdichter 406 betrieben und verdichtet das Gasgemisch
weiter oder das Gasgemisch strömt durch das Bypassventil 407.
[0098] Das verdichtete Gasgemisch wird in einem Ladeluftkühler 408 gekühlt. Der Ladeluftkühler
408 ist beispielsweise wassergekühlt. Danach wird der Massenstrom des Gasgemisches
mit einer Regelklappe 409 geregelt und die Temperatur in dem geregelten Massenstrom
des Gasgemisches mit dem Temperatursensor 410 gemessen.
[0099] Das Gasgemisch wird danach zur Verbrennung des Kraftstoffes in dem Verbrennungsmotor
411 verwendet, wodurch ein Abgasstrom entsteht.
[0100] Ein Teil des Abgasstroms wird durch die HD-AGR 412 wieder dem Verbrennungsmotor 411
zugeführt und mit dem Gasgemisch zur Verbrennung des Kraftstoffes gemischt.
[0101] Das restliche Abgases strömt weiter zu der Hochdruckturbine 413 und dem Bypassventil
414, die parallel in dem Abgasstrom angeordnet sind. Das Bypassventil 414 wird gesteuert
(geregelt), um einzustellen, wie viel des Abgasstroms durch die Hochdruckturbine 413
strömt. Die Hochdruckturbine 413 entzieht dem Abgas, das durch die Hochdruckturbine
413 strömt, Energie, welche mittels einer Welle dem Hochdruckverdichter 406 bereitgestellt
wird, wodurch dieser das angesaugte Gasgemisch verdichtet. Folglich kann über das
Bypassventil 414 die Verdichtung in dem Hochdruckverdichter 406 gesteuert (geregelt)
werden.
[0102] Nach der Hochdruckturbine 413 und dem Bypassventil 414 strömt das Abgas auf die Niederdruckturbine
415 und das Bypassventil 416, die parallel im Abgasstrom angeordnet sind. Das Bypassventil
416 wird gesteuert (geregelt), um einzustellen, wie viel des Abgasstroms durch die
Niederdruckturbine 415 strömt. Die Niederdruckturbine 416 entzieht dem Abgas, das
durch die Niederdruckturbine 416 strömt, Energie, welche mittels einer Welle dem Niederdruckverdichter
405 bereitgestellt wird, wodurch dieser das angesaugte Gasgemisch verdichtet. Folglich
kann über das Bypassventil 416 die Verdichtung in dem Niederdruckverdichter 405 gesteuert
(geregelt) werden.
[0103] Nach der Niederdruckturbine 415 und dem Bypassventil 416 strömt das Abgas in die
Abgasanlage 417. In der Abgasanlage 417 wird ein Teil des Abgases durch den ND-AGR
404 abgezweigt und vor dem Niederdruckverdichter 405 zu der Frischluft gemischt.
[0104] Fig. 5 zeigt ein Fahrzeug mit einer Verbrennungskraftmaschine und einer Steuervorrichtung
nach einem Ausführungsbeispiel.
[0105] Das Fahrzeug 500 umfasst die Verbrennungskraftmaschine 400 und die Steuervorrichtung
501.
[0106] Die Steuervorrichtung steuert (regelt) die Verbrennungskraftmaschine 400. Genauer
gesagt, erfasst die Steuervorrichtung Messwerte von Sensoren in der Verbrennungskraftmaschine
400 und regelt die Verbrennungskraftmaschine 400 auf Basis dieser Sensorwerte, vorgegebener
Führungsgrößen, vorgegebener Gasmodelle und daraus erhaltener Sollwerte.
[0107] Das Fahrzeug 500 kann ein jegliches radgebundenes Fahrzeug zum Transport beispielsweise
von Gütern oder Personen sein. Zum Beispiel ein Pkw oder ein Nutzfahrzeug wie ein
Lkw.
Bezugszeichenliste
[0108]
- 100
- Signalsynthese
- 201
- Sensorwert
- 102
- Motormoment
- 103
- Verdichtermodell
- 104
- Tiefpassfilter
- 105
- Subtraktionsstelle
- 106
- modellierte Temperatur
- 107
- Interpolationsfaktorbestimmung
- 108
- Mixer
- 109
- Synthesetemperatur
- 200
- Zylinderfüllungskorrektur
- 201
- Index
- 202
- Motordrehzahl
- 203
- Drehmomenteingabewert
- 204
- Temperatur
- 205
- Ansaugkrümmertemperatur
- 206, 207
- Kennfeld
- 208, 209
- Pufferspeicher
- 210
- Multiplikationsstelle
- 211
- korrigierter Zylinderfüllungswert
- 300
- Flussdiagramm
- 400
- Verbrennungskraftmaschine
- 401
- Luftfilter
- 402
- Heißfilmluftmassenmesser
- 403
- Blow-By
- 404
- Niederdruckabgasrückführung
- 405
- Niederdruckverdichter
- 406
- Hochdruckverdichter
- 407
- Verdichterbypassventil
- 408
- Ladeluftkühler
- 409
- Regelklappe
- 410
- Temperatursensor
- 411
- Verbrennungsmotor
- 412
- Hochdruckabgasrückführung
- 413
- Hochdruckturbine
- 414,416
- Bypassventil
- 415
- Niederdruckturbine
- 417
- Abgasanlage
- 500
- Fahrzeug
- 501
- Steuervorrichtung