[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Zuflusssteuerung von einer Mehrzahl von
Verkehrsteilnehmern, die sich innerhalb eines festgelegten Verkehrsraumes entlang
einer Route auf eine kapazitätsbegrenzte Infrastruktur zubewegen.
[0002] Die Erfindung betrifft ebenso ein Computerprogramm sowie eine Vorrichtung hierzu.
[0003] Innerhalb eines Transportnetzwerkes, bei dem Verkehrsteilnehmer sich innerhalb eines
Verkehrsraumes bewegen, stellen die Infrastrukturen, an denen die Verkehrsteilnehmer
ihre Transportroute beginnen oder an denen die Transportroute endet, meist eine Flaschenhals
dar, da diese Infrastrukturen in der Regel die Verkehrsteilnehmer nur in einer vereinzelten
Form bearbeiten können. Dies bedeutet, dass die Verkehrsteilnehmer die Infrastruktur
nur einzelnen verlassen oder an den Infrastrukturen nur einzelnen ankommen können.
[0004] So stellen Flughäfen, die stark frequentiert werden, einen Flaschenhals bei der Landung
der Verkehrsflugzeuge als Verkehrsteilnehmer dar, da jedes Verkehrsflugzeug auf der
dem Verkehrsflugzeug zugewiesenen Landebahn jeweils nur in einem gewissen Zeitfenster
landen darf.
[0005] Aus diesem Grund sind bei solchen kapazitätsbegrenzten Infrastrukturen entsprechenden
Maßnahmen zum Umgang mit einer Überlastung der Infrastruktur erforderlich. Je nach
spezifischem System sind hier in der Praxis prinzipiell zwei voneinander verschiedene
Maßnahmentypen im Umgang mit einer Überlastung denkbar. Beim ersten Typ erfolgt eine
Speicherung der überzähligen Verkehrsteilnehmer, die die Infrastruktur aktuell nicht
nutzen können, in einem gewissen abgegrenzten Bereich vor der Infrastruktur selbst.
In der Luftfahrt geschieht dies mit sogenannten Warteschleifen oder Routenverlängerungen
(z.B. Trombonen). Dies hat jedoch den Nachteil, dass durch die erforderlichen Umwege
unnötig Treibstoff verbraucht wird und damit unnötige Umweltschäden und Kostenbeeinträchtigungen
entstehen. Eine ähnliche Situation ergibt sich auch bei der Schifffahrt, wenn es zu
einer Überlastung eines Hafens als kapazitätsbegrenzte Infrastruktur kommt. Die Schiffe
müssen dann in einem gewissen Bereich vor dem Hafen, z.B. der Deutschen Bucht, auf
den Zeitpunkt, an dem sie den Hafen einfahren dürfen, warten. Dieses warten ist auch
in der Seefahrt mit einem unnötigen Treibstoffverbrauch und damit mit einer zusätzlichen
Umweltbelastung verbunden, da zum Halten der Position in der Schifffahrt Energie erforderlich
ist.
[0006] Bei dem zweiten Maßnahmen Typ wird aktiv in den Zustrom der ankommenden Verkehrsteilnehmer
eingegriffen, sodass der Zufluss der Verkehrsteilnehmer an die kapazitätsbegrenzte
Infrastruktur hinsichtlich der Auslastung angepasst wird. Dabei erfolgt die Speicherung
der überzähligen Verkehrsteilnehmer innerhalb des Zustroms auf die kapazitätsbegrenzte
Infrastruktur und wird somit auf die Routenstruktur verlagert. Die Steuerung basiert
dabei meist auf 4D-Trajektorien, bei denen Wegpunkte zu bestimmten Zielzeiten einzuhalten
sind. Eine solche Steuerung trifft jedoch in der Praxis und in einer realen Umgebung
auf Störungen sowie Ungenauigkeiten in Planung und Umsetzung. Die Störungen und Ungenauigkeiten
im Zustrom der Verkehrsteilnehmer führen unkorrigiert zu Schwankungen und damit wiederum
zu Staus oder zu Nutzungsausfällen von Zeitlücken (Slots) auf der kapazitätsbegrenzten
Infrastruktur. Daher ist bei den Verkehrsteilnehmern eine ständige Kompensation von
Störungen und Ungenauigkeiten erforderlich, um die Planung trotz Störungen und Ungenauigkeiten
und damit den Zustrom möglichst exakt einzuhalten. Die hierzu ständig erforderlichen
Korrekturen lösen ein permanentes beschleunigen und wieder abbremsen der Verkehrsteilnehmer
aus, wodurch sich der Energieverbrauch sowie auch der Verschleiß erhöht. Darüber hinaus
führen die zur Einhaltung der Planung erforderlichen Maßnahmen und ihre hohe Anzahl
bei den Beteiligten (beispielsweise Lotsen) zu einer deutlich erhöhten Arbeitsbelastung
und steigender Komplexität.
[0007] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein verbessertes Verfahren zur Zuflusssteuerung
von Verkehrsteilnehmern auf eine kapazitätsbegrenzte Infrastruktur anzugeben, dass
den Nachteilen der aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren Rechnung trägt.
[0008] Die Aufgabe wird mit dem Verfahren zur Zuflusssteuerung gemäß Anspruch 1 erfindungsgemäß
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung finden sich dann in den entsprechenden
Unteransprüchen.
[0009] Gemäß Anspruch 1 wird ein Verfahren zur Zuflusssteuerung von einer Mehrzahl von Verkehrsteilnehmern
vorgeschlagen, die sich innerhalb eines festgelegten Verkehrsraumes auf eine kapazitätsbegrenzte
Infrastruktur zubewegen. Das Verfahren umfasst dabei die folgenden Schritte umfasst:
- Bereitstellen einer zeitlichen Unterteilung des Verkehrsraumes in eine Mehrzahl von
Zeitabschnitten ausgehend von der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur, wobei jeder
Zeitabschnitt ein Zeitfenster definiert, das die Dauer bis zum Eintreffen an der kapazitätsbegrenzten
Infrastruktur angibt, und jedem Zeitabschnitt eine maximale Kapazität zugeordnet ist,
- Bestimmen einer Auslastungskennzahl zu einem bestimmten Zeitpunkt für jeden Zeitabschnitt
in Abhängigkeit von Positionsinformationen der Verkehrsteilnehmer und der maximalen
Kapazität des jeweiligen Zeitabschnittes, und
- Steuern der Verkehrsteilnehmer in Abhängigkeit von den Auslastungskennzahlen der Zeitabschnitte.
[0010] Der festgelegte Verkehrsraum wird demnach zunächst zeitlich unterteilt, sodass sich
aus den von der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur eine Mehrzahl von Zeitabschnitten
auf einer Zeitskala ergeben. Diese Zeitabschnitte definieren dabei ein Zeitfenster,
das die Dauer bis zum Eintreffen an der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur angibt.
Jedem Zeitabschnitt wird darüber hinaus eine maximale Kapazität zugeordnet. Diese
Kapazität steht dabei im Verhältnis zu der maximalen Aufnahmefähigkeit der kapazitätsbegrenzten
Infrastruktur und ggf. der zeitlichen Entfernung des jeweiligen Zeitabschnittes zu
der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur. Die maximale Kapazität kann dabei beispielsweise
eine maximale Anzahl von Verkehrsteilnehmern darstellen, die sich in den jeweiligen
Zeitabschnitt befinden dürfen. Denkbar ist aber auch, dass die maximale Kapazität
eine Art Kennwert darstellt, die sich aus Positionsinformationen der Verkehrsteilnehmer
ableiten lässt.
[0011] Der festgelegte Verkehrsraum umfasst dabei jene Verkehrsteilnehmer, die sich auf
die kapazitätsbegrenzte Infrastruktur zubewegen und somit den Zustrom an die kapazitätsbegrenzte
Infrastruktur bilden. Jeder Verkehrsteilnehmer kann sich dabei entlang einer individuellen
Route auf die kapazitätsbegrenzte Infrastruktur zubewegen.
[0012] Anschließend wird eine Auslastungskennzahl für jeden Zeitabschnitt bestimmt, um so
festzustellen, wie hoch die Auslastung eines jeweiligen Zeitabschnittes in Bezug auf
die im Zustrom auf die kapazitätsbegrenzte Infrastruktur befindlichen Verkehrsteilnehmer
ist. Die Auslastungskennzahl wird dabei in Abhängigkeit von Positionsinformationen
der Verkehrsteilnehmer und der maximalen Kapazität des jeweiligen Zeitabschnittes
bestimmt. Eine solche Positionsinformation kann beispielsweise eine prognostizierte,
noch verbleibende Dauer bis zur Ankunft an der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur
darstellen. Eine solche Positionsinformation stellt dabei insbesondere eine Abschätzung
der Position des Verkehrsteilnehmers auf der Zeitskala dar, die ausgehend von der
kapazitätsbegrenzten Infrastruktur der Definition der Zeitabschnitte zugrunde gelegt
ist. Insbesondere stellt die Positionsinformation eine noch verbleibende Flugdauer
dar.
[0013] Basierend auf der Auslastungskennzahl eines jeden Zeitabschnittes werden die Verkehrsteilnehmer
entsprechend gesteuert, um so eine Überbelastung der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur
in der Zukunft zu vermeiden. Unter einer Steuerung der Verkehrsteilnehmer wird dabei
verstanden, dass die Geschwindigkeit und/oder Route von zumindest einem Verkehrsteilnehmer
variiert wird, wodurch sich der Zustrom auf die Infrastruktur ändert.
[0014] Zur Steuerung des Zustroms der Verkehrsteilnehmer auf die kapazitätsbegrenzte Infrastruktur
werden beim Überschreiten der Kapazität zumindest eines Zeitabschnittes entsprechende
Maßnahmen ergriffen, die zur Reduktion der Auslastungskennzahl in einem oder mehreren
Zeitabschnitten führt. Hierzu wird vorteilhafterweise auf Verkehrsteilnehmer im Zustrom
zugegriffen, die über besonders geeignete Eigenschaften zur Umsetzung der Maßnahmen
verfügen. Derartige Eigenschaften sind die Breite der Verteilung der Verkehrsteilnehmer
auf der Zeitskala oder ein besonderer Status des Verkehrsteilnehmers, wie beispielsweise,
dass sich der Verkehrsteilnehmer noch am Abflugflughafen befindet. Die Maßnahmen,
die auf die ausgewählten Verkehrsteilnehmer anzuwenden sind, können eine Verschiebung
zu beiden Seiten der Zeitskala zufolge haben. Diese führt entweder zu einer Beschleunigung
oder zu einer Verzögerung des Verkehrsteilnehmers. Je nach Größe der Überschreitung
der Kapazität kann ein einzelner Verkehrsteilnehmer oder können mehrere Verkehrsteilnehmer
im Zustrom mit erforderlichen Maßnahmen in unterschiedlicher Stärke belegt werden.
Bei diesem Vorgehen wird die Anzahl der Eingriffe in den Luftverkehr deutlich reduziert,
da nicht jede Ungenauigkeit und Störung hinterher gesteuert wird.
[0015] Der Erfinder hat erkannt, dass sich in Transportsystemen mit einer kapazitätsbegrenzten
Infrastruktur entsprechende Störungen und Ungenauigkeiten im Zustrom in dessen Verlauf
oftmals über die Zeit selbst ausgleichen, sodass eine ständige Kompensation dieser
Effekte zum überwiegenden Teil einen wirkungslosen Verbrauch von Ressourcen darstellen.
Durch die zeitliche Unterteilung des Verkehrsraumes und Überwachung deren Auslastung
lassen sich so diese Überkompensationseffekte vermeiden, wodurch der wirkungslose
Verbrauch von Ressourcen in derartigen Transportsystemen vermieden werden kann. Durch
die frühzeitige Korrektur der Verkehrsteilnehmer in Bezug auf die unterteilten Zeitabschnitte
auf der Zeitskala kann die Leistungsfähigkeit der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur
optimal ausgenutzt werden.
[0016] Die zeitliche Unterteilung des Verkehrsraumes kann dabei von einer elektronischen
Recheneinheit bereitgestellt werden. Diese erhält als weiteren Eingangsparameter den
aktuellen Zeitpunkt, an dem die Auslastungskennzahl für jeden Zeitabschnitt bestimmt
werden soll. Außerdem werden Informationen bezüglich der Verkehrsteilnehmer als Eingangsparameter
bereitgestellt, um so die einzelnen Verkehrsteilnehmer für die Bestimmung der Auslastungskennzahl
identifizieren zu können. Dass bestimmen der Auslastungskennzahl kann dabei ebenfalls
mithilfe der elektronischen Recheneinheit erfolgen. Auch das Steuern der Verkehrsteilnehmer
in Abhängigkeit von der ermittelten Auslastungskennzahl der Zeitabschnitte kann dabei
mithilfe der elektronischen Recheneinheit erfolgen, dem beispielsweise automatisiert
Steuerkommandos an die Verkehrsteilnehmer generiert und ausgesendet werden.
[0017] Die Steuerung der Verkehrsteilnehmer in Abhängigkeit der Auslastungskennzahlen der
Zeitabschnitte erfolgt dabei insbesondere derart, dass die Auslastungskennzahlen bspw.
einen gewissen Schwellenwert nicht überschreiten und vorzugsweise derart, dass die
Verkehrsteilnehmer innerhalb ihrer Zeitabschnitte im Wesentlichen homogen verteilt
sind. Wird die Auslastungskennzahl als prozentuale Auslastung des jeweiligen Zeitabschnittes
definiert, so erfolgt die Steuerung der Verkehrsteilnehmer derart, dass die Auslastungskennzahl
in einem Zeitabschnitt die prozentuale Auslastung von 100 % nicht überschreitet.
[0018] Gemäß einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass für jeden Verkehrsteilnehmer als
Positionsinformation festgestellt wird, in welchem Zeitabschnitt sich der jeweilige
Verkehrsteilnehmer zu dem bestimmten Zeitpunkt befindet, wobei die Auslastungskennzahl
für den jeweiligen Zeitabschnitt in Abhängigkeit von der dem Zeitabschnitt zugeordneten
maximalen Kapazität und einer auf den Positionsinformationen der Verkehrsteilnehmer
basierenden Anzahl von Verkehrsteilnehmern im betreffenden Zeitabschnitt ermittelt
wird.
[0019] In dieser recht einfachen Ausgestaltung wird für jeden Verkehrsteilnehmer zu dem
bestimmten Zeitpunkt als Positionsinformation die prognostizierte Ankunftszeit auf
der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur ermittelt und basierend darauf der jeweilige
Verkehrsteilnehmer in den entsprechenden Zeitabschnitt zugeteilt. Die Anzahl der in
einem Zeitabschnitt enthaltenen Verkehrsteilnehmer wird dann mit der dem Zeitabschnitt
zugeordneten maximalen Kapazität verglichen, um festzustellen, ob die maximale Kapazität
überschritten ist. Ist dies der Fall, werden entsprechende Maßnahmen ergriffen, um
die Verkehrsteilnehmer durch Beschleunigen oder Abbremsen oder durch Änderung der
Route auf andere Zeitabschnitte zu verteilen.
[0020] Gemäß einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass für jeden Verkehrsteilnehmer als
Positionsinformation eine Wahrscheinlichkeitsverteilung bereitgestellt wird, die angibt,
mit welcher Wahrscheinlichkeit sich der jeweilige Verkehrsteilnehmer auf einer Zeitskala
ausgehend von der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur zu einem gewissen Zeitpunkt befindet,
wobei die Auslastungskennzahl für den jeweiligen Zeitabschnitt in Abhängigkeit von
der dem Zeitabschnitt zugeordneten maximalen Kapazität und der Wahrscheinlichkeitsverteilung
der Verkehrsteilnehmer ermittelt wird.
[0021] Hierbei wird der Verteilung der Verkehrsteilnehmer auf die Zeitabschnitte eine Wahrscheinlichkeitsverteilung
zugrunde gelegt, die beschreibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich der Verkehrsteilnehmer
an einem bestimmten Ort auf der Zeitskala zu einem bestimmten Zeitpunkt befindet.
Zum Untersuchungszeitpunkt kann nun festgestellt werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit
sich der jeweilige Verkehrsteilnehmer im betrachteten Zeitabschnitt befindet, wobei
durch zusammenführen aller Wahrscheinlichkeiten aller Verkehrsteilnehmer in einem
betrachteten Zeitabschnitt sich die Auslastungskennzahl für den jeweiligen Zeitabschnitt
bestimmen lässt.
[0022] Im Kern wird dabei für die definierten Zeitabschnitte auf der Zeitskala, ausgehend
von der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur, eine entsprechende Auslastungskennzahl
für einen ausgewählten Zeitabschnitt ermittelt, die auf dem Integral des Teils der
Wahrscheinlichkeitsverteilung im betreffenden Zeitabschnitt beruht.
[0023] Gemäß einer Ausführungsform hierzu ist vorgesehen, dass die Wahrscheinlichkeitsverteilungen
auf stochastischen Daten über die Verkehrsteilnehmer im Zustrom auf die kapazitätsbegrenzte
Infrastruktur basiert oder basierend darauf ermittelt werden.
[0024] Diese stochastischen Daten können dabei auf Beobachtungen aus der Vergangenheit basieren.
Aus diesem stochastischen Daten kann dann die Wahrscheinlichkeitsverteilung ermittelt
werden, sodass für jeden Punkt auf der Zeitskala für den betreffenden Verkehrsteilnehmer
angegeben werden kann, mit welcher Wahrscheinlichkeit er sich an einem bestimmten
Punkt auf der Zeitskala zu einem gewissen Zeitpunkt befindet. Eine solche Wahrscheinlichkeitsverteilung
lässt sich dabei aus Flugdaten der Vergangenheit und den damit zusammenhängenden Flugzeiten
ableiten.
[0025] Gemäß einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass zur Steuerung der Verkehrsteilnehmer
für mindestens einen Verkehrsteilnehmer ein Steuerkommando erzeugt und an den betreffenden
Verkehrsteilnehmer übertragen wird.
[0026] Solche Steuerkommandos können beispielsweise Sprachbefehle sein, die von einem Lotsen
der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur oder einer anderen Infrastruktur an die betreffenden
Verkehrsteilnehmer ausgegeben werden (bspw. VHF Sprechfunk). Denkbar ist aber auch,
dass die Steuerkommandos digitale Datenpakete sind, die über eine digitale Funkverbindung
an die betreffenden Verkehrsteilnehmer ausgesendet werden. Die Steuerkommandos werden
dabei entweder automatisiert von dem jeweiligen Verkehrsteilnehmer ausgeführt oder
durch den Piloten umgesetzt.
[0027] Gemäß einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass mindestens ein Verkehrsteilnehmer
durch Veränderung seiner Geschwindigkeit und/oder seiner Route in Abhängigkeit von
den Auslastungskennzahlen der Zeitabschnitte gesteuert wird.
[0028] Gemäß einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Unterteilung derart bereitgestellt
wird, dass die Zeitfenster der Zeitabschnitte ausgehend von der kapazitätsbegrenzten
Infrastruktur immer größer werden.
[0029] Dadurch wird eine erhöhte Sensitivität gegenüber den Schwankungen der Anzahl der
Verkehrsteilnehmer in den definierten Zeitabschnitten Zustrom bei Annäherung an die
Infrastruktur erreicht.
[0030] Gemäß einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Verkehrsteilnehmer Flugobjekte,
insbesondere Verkehrsflugzeuge sind und die kapazitätsbegrenzte Infrastruktur ein
Flughafen ist und/oder dass die Verkehrsteilnehmer Schiffe sind und die kapazitätsbegrenzte
Infrastruktur ein Hafen ist.
[0031] Die Aufgabe wird im Übrigen auch mit dem Computerprogramm gemäß Anspruch 9 erfindungsgemäß
gelöst. Die Aufgabe wird im Übrigen auch mit der Vorrichtung gemäß Anspruch 10 erfindungsgemäß
gelöst.
[0032] Die Erfindung wird anhand der beigefügten Figuren beispielhaften erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- schematische Darstellung einer kapazitätsbegrenzten Infrastruktur in Form eines Flughafens;
- Figur 2
- schematische Darstellung der zeitlichen Unterteilung;
- Figur 3
- schematische Darstellung einer Wahrscheinlichkeitsverteilung zu einem bestimmten Zeitpunkt.
[0033] Figur 1 zeigt in einer schematisch stark vereinfachten Darstellung eine kapazitätsbegrenzte
Infrastruktur 10, die im Ausführungsbeispiel der Figur 1 einen Flughafen darstellt.
Die kapazitätsbegrenzte Infrastruktur 10 weist dabei eine Landebahn 11 auf. Die fliegenden
Verkehrsteilnehmer 20 befinden sich dabei innerhalb eines kontrollierten Verkehrsraumes
100.
[0034] In der Anflugkontrolle 12 bzw. in der den Zustrom überwachenden Instanz befindet
sich hierfür eine elektronische Recheneinheit 30, die eine Zuflusssteuerung nach dem
Verfahren der vorliegenden Erfindung durchführt und für den Zufluss der Verkehrsteilnehmer
20 auf die Landebahn 11 der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur 10 so steuert, dass
die Notwendigkeit von Warteschleifen reduziert oder gänzlich minimiert wird. Die Anflugkontrolle
ist hierbei derart weitreichend, dass ein oder mehrere ACC (Area Control Center) damit
beschäftigt sind.
[0035] Figur 2 zeigt die zeitliche Unterteilung des Verkehrsraumes 100 in insgesamt vier
Zeitabschnitte A
1, A
2, A
3 und A
4. Der erste Zeitabschnitt A
1 befindet sich unmittelbar vor der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur 10 und erstreckt
sich dabei von dieser bis zur äußeren Grenze, an der der zweite Zeitabschnitt A
2 beginnt. Von daraus erstreckt sich der zweite Zeitabschnitt A
2 bis zum Beginn des dritten Abschnittes A
3, an den sich dann der vierte Abschnitt A
4 anschließt. Es ist erkennbar, dass ausgehend von der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur
10 die Zeitabschnitte mit zunehmender Entfernung von der Infrastruktur 10 größer werden.
Hierdurch wird das gesamte Verfahren mit zunehmenden Abstand von der Infrastruktur
10 toleranter gegenüber Schwankungen, sodass kleine Schwankungen nicht mehr sofort
zu einem Eingriff in den Zustrom führt.
[0036] Jedem Zeitabschnitt A
n ist eine maximale Kapazität zugeordnet, die angibt, wie viele Verkehrsteilnehmer
sich innerhalb dieses Zeitabschnittes befinden dürfen. Außerdem ist jedem Zeitabschnitt
ein Zeitfenster zugeordnet, welches die Dauer bis zum Eintreffen an der kapazitätsbegrenzten
Infrastruktur 10 definiert. So kann beispielsweise dem ersten Zeitabschnitt A
1 ein Zeitfenster von 0 bis 10 Minuten zugeordnet sein, während dem zweiten Zeitabschnitt
A
2 ein Zeitfenster von 10 bis 30 Minuten zugeordnet ist. Dem dritten Abschnitt A
3 dann ein Zeitfenster von 30 bis 60 Minuten zugeordnet und dem vierten Abschnitt A
4 dann ein Zeitfenster von 60 bis 120 Minuten.
[0037] Mit zunehmendem Abstand von der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur 10 wird dabei
bspw. für jeden Zeitabschnitt auch das Zeitfenster größer. Grundsätzlich kann dabei
vorgesehen sein, dass die Kapazität, die jedem Zeitabschnitt zugeordnet ist, in Abhängigkeit
von der Größe des dem jeweiligen Zeitabschnitt zugeordneten Zeitfenster gewählt wird,
was wiederum auf der maximalen Leistungsfähigkeit der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur
beruht.
[0038] Angenommen, auf der Landebahn 11 (Figur 1) der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur
10 kann alle 3 Minuten ein Verkehrsteilnehmer 20 landen, zu ergibt sich für ein Zeitfenster
von 10 Minuten eine Leistungsfähigkeit von 3 Verkehrsteilnehmern. Für den ersten Zeitabschnitt
A
1, der ein Zeitfenster von 10 Minuten aufweist, beträgt somit die maximale Kapazität
3 Verkehrsteilnehmern.
[0039] Der zweite Zeitabschnitt wiederum hat eine Größe von 20 Minuten, sodass basierend
auf der Leistungsfähigkeit der Infrastruktur 10 insgesamt 6 Verkehrsteilnehmer enthalten
sein dürfen, da innerhalb von 20 Minuten maximal 6 Verkehrsteilnehmer auf der Landebahn
11 der Infrastruktur 10 landen können.
[0040] Zu einem bestimmten Zeitpunkt, an dem sich eine Mehrzahl von Verkehrsteilnehmern
20 im Zustrom auf die Infrastruktur 10 befinden, wird nun für dieser Zeitabschnitte
einer Auslastungskennzahl bestimmt, die angibt, wie ausgelastet der jeweilige Zeitabschnitt
A
n ist. Dieser Auslastungskennzahl wird dabei anhand der maximalen Kapazität des jeweiligen
Zeitabschnittes sowie einer Positionsinformation der Verkehrsteilnehmer bestimmt.
Die Positionsinformationen der Verkehrsteilnehmer werden dabei in Bezug auf den Zustrom
auf die Infrastruktur vorgegeben.
[0041] So kann in einer einfachen Umsetzung die tatsächliche Position des Verkehrsteilnehmers
verwendet werden, um daraus die ungefähre Ankunftszeit an der Infrastruktur zu bestimmen.
Daraus lässt sich dann die noch verbleibende Reisezeit auf der Route des Verkehrsteilnehmers
bestimmen, wodurch die Einordnung in den jeweiligen Zeitabschnitt möglich wird.
[0042] Denkbar ist aber auch, dass die Auslastungskennzahl in Abhängigkeit einer Wahrscheinlichkeitsverteilung
eines jeden Verkehrsteilnehmers als Positionsinformation bestimmt wird. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung
gibt dabei für einen Verkehrsteilnehmer die Wahrscheinlichkeit an, mit der sich der
Verkehrsteilnehmer zu einem bestimmten Zeitpunkt auf der Zeitskala, auf der die Zeitabschnitte
unterteilt sind, befinden.
[0043] Eine solche Wahrscheinlichkeitsverteilung ist dabei für einen Verkehrsteilnehmer
zu einem bestimmten Zeitpunkt in Figur 3 gezeigt. Auf der X-Achse befindet sich die
Zeitskala 40, auf der ausgehend von der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur 10 die
einzelnen Zeitabschnitte A
n unterteilt sind. Auf der Y-Achse ist dabei die Wahrscheinlichkeit zwischen 0 und
1 abgetragen. Die in Figur 3 gezeigte Wahrscheinlichkeitsverteilung zeigt dabei die
Wahrscheinlichkeit, mit der sich der Verkehrsteilnehmer zu einem bestimmten Zeitpunkt
innerhalb der Zeitskala befindet.
[0044] Im Ausführungsbeispiel der Figur 3 hat der betreffende Verkehrsteilnehmer die höchste
Wahrscheinlichkeit im ersten Drittel des dritten Zeitabschnittes A
3. Danach flacht die Wahrscheinlichkeit zu beiden Seiten der Zeitskala ab.
[0045] Zu den Betrachtungszeitpunkt werden nun derartige Wahrscheinlichkeitsverteilungen
für jeden betrachteten Verkehrsteilnehmer bereitgestellt. Diese Wahrscheinlichkeitsverteilungen
können beispielsweise unter Verwendung von stochastischen Daten über die Verkehrsteilnehmer
in der Vergangenheit erstellt werden. Dies kann beispielsweise anhand bestehender
Flugrouten für jeden der Verkehrsteilnehmer definiert werden.
[0046] Zur Ermittlung einer Auslastungskennzahl basierend auf der Wahrscheinlichkeitsverteilung
jedes Verkehrsteilnehmers werden nun für jeden Zeitabschnitt die Wahrscheinlichkeiten
der einzelnen Verkehrsteilnehmer innerhalb des betrachteten Zeitabschnittes auf integriert,
um so eine Auslastungskennzahl zu ermitteln. Mit anderen Worten, in einem Zeitabschnitt
wird der Anteil der enthaltenen Luftfahrzeuge aus dem Integral des Teils der Wahrscheinlichkeitsverteilungen
bestimmt, die dem Zeitabschnitt zugeordnet sind.
[0047] Hierdurch wird basierend auf den Wahrscheinlichkeitsverteilungen eine fiktive Anzahl
von Luftfahrzeugen in den jeweiligen Zeitabschnitten bestimmt, auf deren Basis dann
die Auslastungskennzahl unter Berücksichtigung der im jeweiligen Zeitabschnitt zugeordneten
maximalen Kapazität bestimmt werden kann.
Bezugszeichenliste
[0048]
- 10
- kapazitätsbegrenzte Infrastruktur
- 11
- Landebahn
- 12
- Anflugkontrolle
- 20
- Verkehrsteilnehmer
- 30
- elektronische Recheneinheit
- 40
- Zeitskala
- An
- Zeitabschnitte
- 100
- Verkehrsraum
1. Verfahren zur Zuflusssteuerung von einer Mehrzahl von Verkehrsteilnehmern (20), die
sich innerhalb eines festgelegten Verkehrsraumes (100) auf eine kapazitätsbegrenzte
Infrastruktur (10) zubewegen, wobei das Verfahren die folgenden Schritte umfasst:
- Bereitstellen einer zeitlichen Unterteilung des Verkehrsraumes (100) in eine Mehrzahl
von Zeitabschnitten (An) ausgehend von der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur (10), wobei jeder Zeitabschnitt
(An) ein Zeitfenster definiert, das die Dauer bis zum Eintreffen an der kapazitätsbegrenzten
Infrastruktur (10) angibt, und jedem Zeitabschnitt (An) eine maximale Kapazität zugeordnet ist,
- Bestimmen einer Auslastungskennzahl zu einem bestimmten Zeitpunkt für jeden Zeitabschnitt
(An) in Abhängigkeit von Positionsinformationen der Verkehrsteilnehmer (20) und der maximalen
Kapazität des jeweiligen Zeitabschnittes (An), und
- Steuern der Verkehrsteilnehmer (20) in Abhängigkeit von den Auslastungskennzahlen
der Zeitabschnitte (An).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für jeden Verkehrsteilnehmer (20) als Positionsinformation festgestellt wird, in
welchem Zeitabschnitt (An) sich der jeweilige Verkehrsteilnehmer (20) zu dem bestimmten Zeitpunkt befindet,
wobei die Auslastungskennzahl für den jeweiligen Zeitabschnitt (An) in Abhängigkeit von der dem Zeitabschnitt (An) zugeordneten maximalen Kapazität und einer auf den Positionsinformationen der Verkehrsteilnehmer
(20) basierenden Anzahl von Verkehrsteilnehmern (20) im betreffenden Zeitabschnitt
(An) ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für jeden Verkehrsteilnehmer (20) als Positionsinformation eine Wahrscheinlichkeitsverteilung
bereitgestellt wird, die angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich der jeweilige
Verkehrsteilnehmer (20) auf einer Zeitskala (40) ausgehend von der kapazitätsbegrenzten
Infrastruktur (10) zu einem gewissen Zeitpunkt befindet, wobei die Auslastungskennzahl
für den jeweiligen Zeitabschnitt (An) in Abhängigkeit von der dem Zeitabschnitt (An) zugeordneten maximalen Kapazität und der Wahrscheinlichkeitsverteilung der Verkehrsteilnehmer
(20) ermittelt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Wahrscheinlichkeitsverteilungen auf stochastischen Daten über die Verkehrsteilnehmer
(20) im Zustrom auf die kapazitätsbegrenzte Infrastruktur (10) basiert oder basierend
darauf ermittelt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Steuerung der Verkehrsteilnehmer (20) für mindestens einen Verkehrsteilnehmer
(20) ein Steuerkommando erzeugt und an den betreffenden Verkehrsteilnehmer (20) übertragen
wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Verkehrsteilnehmer (20) durch Veränderung seiner Geschwindigkeit und/oder
seiner Route in Abhängigkeit von den Auslastungskennzahlen der Zeitabschnitte (An) gesteuert wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Unterteilung derart bereitgestellt wird, dass die Zeitfenster der Zeitabschnitte
(An) ausgehend von der kapazitätsbegrenzten Infrastruktur (10) immer größer werden.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Verkehrsteilnehmer (20) Flugobjekte, insbesondere Verkehrsflugzeuge sind und
die kapazitätsbegrenzte Infrastruktur (10) ein Flughafen ist und/oder dass die Verkehrsteilnehmer
(20) Schiffe sind und die kapazitätsbegrenzte Infrastruktur (10) ein Hafen ist.
9. Computerprogramm mit Programmcodemitteln, eingerichtet zur Durchführung des Verfahrens
nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wenn das Computerprogramm auf einer Datenverarbeitungsanlage
ausgeführt wird.
10. Vorrichtung mit einer elektronischen Recheneinheit eingerichtet zur Durchführung des
Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 8.