[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern eines mobilen, selbstfahrenden Geräts,
insbesondere eines Bodenreinigungsgeräts, wie einen Saug-, Kehr- und/oder Wischroboter,
zum Reinigen entlang von Teppichkanten eines Teppichs.
[0002] Mobile, selbstfahrende Geräte wie beispielsweise Saugroboter haben die Aufgabe, autonom
den Boden von Staub zu befreien und dies möglichst über die gesamte Bodenfläche zu
gewährleisten. Vorteilhaft dabei ist, dass keine beziehungsweise so wenig wie möglich
Flächen verbleiben, die vom Nutzer selbst (nach-)gereinigt werden müssen. Ein besonderer
Fokus liegt auf der Ecken- und Kantenreinigung, unter anderem auch an den Kanten und
Rändern von Teppichen. Um Kanten und Ecken reinigen zu können, werden Saugroboter
häufig mit einer Seitenbürste ausgestattet, die an einer vorderen Gehäuseecke des
Saugroboters positioniert ist.
[0003] Zusätzlich besitzen einige sogenannte Kombigeräte in einem hinteren Bereich ein Wischmodul,
mit dem Böden feucht gereinigt werden können. Das Wischmodul ist für den Einsatz auf
Hartböden, nicht aber auf Teppichböden vorgesehen. Solange der Nutzer das Wischmodul
nicht vom Roboter abnimmt, sollte der Roboter nicht auf Teppiche fahren. Um dennoch
die Kanten um den Teppich vollständig reinigen zu können, bietet sich ein Teppichrandfolgemodus
an, bei dem der Roboter den Kanten des Teppichs folgt und diese reinigt. Gerade an
Ecken des Teppichs bleiben hierbei meist nachteilig ungereinigte Bereiche des Bodens
zurück, in denen sich Schmutz und Staub ansammeln können. Insbesondere aufgrund der
Geometriedes Roboters und den Positionen seiner Antriebsräder kann besonders an Teppichecken
nicht jede Stelle mit der Seitenbürste erreicht werden. Eine lückenlose Reinigung
ist somit nicht ohne weiteres möglich.
[0004] Es ist bekannt, dass der Roboter hinter einer Außenkante des Teppichs und nach Ausrichtung
seiner Orientierung zu einer gezielten, limitierten Rückwärtsfahrt ansetzt, bei der
der Roboter ausgelassene Bereiche des Bodens an der Ecke nachreinigt. Diese Zusatzbewegung
erlaubt zwar eine vollständige Reinigung entlang von Kanten und Ecken, kann aber auf
den Nutzer irritierend wirken und erhöht nachteilig die Gesamtdauer der Reinigung
durch die zusätzlichen Fahrwege. Auch besteht die Gefahr, dass an der Teppichkante
die Seitenbürste beim Umfahren gebogen oder gar geknickt wird, und dabei bleibende
Schäden entstehen.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren zum Steuern eines mobilen,
selbstfahrenden Geräts, insbesondere eines Bodenreinigungsgeräts, wie ein Saug-, Kehrund/oder
Wischroboter, zum Reinigen entlang von Kanten oder Rändern eines Teppichs bereitzustellen,
bei dem die oben genannten Nachteile vermieden werden, und insbesondere die Gefahren
einer lückenhaften Eckenreinigung und einer Schädigung der Seitenbürste reduziert
werden.
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Steuern eines mobilen, selbstfahrenden
Geräts mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und
Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0007] Erfindungsgemäß umfasst ein Verfahren zum Steuern eines mobilen, selbstfahrenden
Geräts, insbesondere eines Bodenreinigungsgeräts, wie ein Saug-, Kehr- und/oder Wischroboter,
zum Reinigen entlang von Kanten eines Teppichs folgende Verfahrensschritte:
- Fahren und Reinigen entlang einer ersten Teppichkante in Vorwärtsrichtung des Geräts,
bis die erste Teppichkante endet,
- Weiterfahren in Vorwärtsrichtung entlang der geendeten ersten Teppichkante, bis das
Gerät den Teppich so weit überragt, dass eine nachfolgende Drehung des Geräts zu einer
parallelen Ausrichtung bei gleichbleibendem seitlichen Abstand zwischen Gerät und
Teppich führt, insbesondere bis das Gerät den Teppich um im Wesentlichen eine Gerätelänge
überragt,
- Drehen des Geräts auf der Stelle entgegen der Richtung des Teppichs, bis das Gerät
entlang einer zweiten Teppichkante des Teppichs in Vorwärtsrichtung ausgerichtet ist,
und
- Fahren und Reinigen entlang der zweiten Teppichkante in Vorwärtsrichtung des Geräts.
[0008] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren werden demnach ungereinigte Bereiche und Stellen
an den Ecken des Teppichs vermieden, indem das Gerät ein wie hier beschriebenes Fahrverhalten
ausführt. Insbesondere dreht sich das Gerät an Teppichecken nicht in Richtung der
nachfolgenden Teppichkante, sondern rotiert entgegengesetzt bis das Gerät die entsprechende
gewünschte Ausrichtung hat. Anders als an Wänden ist eine Drehung des Geräts und seines
Gehäuses über die Teppichkante möglich. Insbesondere kann eine Front des Geräts über
die Teppichkante bewegt werden. Das Eckreinigungsverfahren sieht dabei vor, dass sich
das Gerät nicht um den kleinen Winkel dreht, der sich zwischen der bisherigen und
der neuen Orientierung des Geräts beziehungsweise der Teppichkanten ergibt, sondern
um den zu dem kleinen Winkel komplementären großen Winkel. Im Fall eines rechteckigen
Teppichs dreht sich das Gerät folglich an jeder Teppichecke um 270° statt um 90°.
Sowohl vor als auch nach der Drehung steht das Gerät parallel ausgerichtet zu einer
der Teppichkanten, die die Teppichecke bilden, und kann diese an dieser entlangfahrend
reinigen.
[0009] Unabhängig von einer Gehäusegeometrie des Geräts kann mit diesem Verfahren vorteilhafterweise
sichergestellt werden, die Teppichecke mit dem Gerät zu überstreichen und so eine
vollständige Reinigung zu gewährleisten. Ungereinigte Bereiche an Teppichecken werden
vermieden.
[0010] Unter einem mobilen, selbstfahrenden Gerät ist insbesondere ein Bodenreinigungsgerät
zu verstehen, welches beispielsweise im Haushaltsbereich Bodenflächen autonom bearbeiten
kann. Hierunter zählen unter anderem Saug- und/oder Kehr- und/oder Wischroboter. Beispielsweise
ist das mobile, selbstfahrende Gerät ein Kombigerät, das sowohl trocken- als auch
nassreinigen kann. Die Geräte arbeiten im Betrieb (Reinigungsbetrieb) bevorzugt ohne
oder mit möglichst wenig Nutzereingriff. Beispielsweise fährt das Gerät selbsttätig
in einen vorgegebenen Raum, um entsprechend einer vorgegebenen und einprogrammierten
Verfahrensstrategie den Boden zu reinigen.
[0011] Um hierbei jegliche individuellen Umgebungsbesonderheiten beachten zu können, findet
bevorzugt eine Explorationsfahrt mit dem mobilen, selbstfahrenden Gerät statt. Unter
einer Explorationsfahrt ist insbesondere eine Erkundungsfahrt zu verstehen, die dazu
geeignet ist, eine zu bearbeitende Bodenfläche nach Hindernissen, Raumaufteilung und
ähnlichem zu erkunden. Ziel einer Explorationsfahrt ist es insbesondere, Gegebenheiten
des zu bearbeitenden Bodenbearbeitungsbereichs einschätzen und/oder darstellen zu
können.
[0012] Nach der Explorationsfahrt kennt das mobile, selbstfahrende Gerät seine Umgebung
und kann diese in Form einer Umgebungskarte an den Nutzer weitergeben, zum Beispiel
in einer App (Reinigungs-App) an einem Mobilgerät. In der Umgebungskarte kann dem
Nutzer die Möglichkeit gegeben werden, mit dem mobilen, selbstfahrenden Gerät zu interagieren.
Der Nutzer kann mit Vorteil Informationen in der Umgebungskarte einsehen und bei Bedarf
ändern und/oder anpassen.
[0013] Während der Explorationsfahrt detektiert das Gerät in dem zu bearbeitenden Bodenbereich
befindliche Teppiche bevorzugt mittels spezieller Sensoren wie beispielsweise Ultraschallsensoren,
Lasersysteme und/oder Kamerasysteme mit Objekterkennungsalgorithmen. Ist die Position,
Größe und Form der Teppiche ermittelt, trägt das Gerät diese in seine Umgebungskarte
ein. Alternativ kann ein Nutzer die Position des Teppichs direkt bei der Einrichtung
des Geräts in die Umgebungskarte beispielsweise mittels der Reinigungs-App auf seinem
Mobilgerät einpflegen.
[0014] Unter einer Umgebungskarte ist insbesondere jegliche Karte zu verstehen, die geeignet
ist, die Umgebung des Bodenbearbeitungsbereichs mit all seinen Hindernissen und Gegenständen
darzustellen. Beispielsweise zeigt die Umgebungskarte den Bodenbearbeitungsbereich
mit den darin enthaltenen Möbeln, Teppichen und Wänden skizzenartig an.
[0015] Die Umgebungskarte mit den Hindernissen wird vorzugsweise in der App an einem tragbaren
Zusatzgerät dargestellt. Dies dient insbesondere der Visualisierung zu einer möglichen
Interaktion für den Nutzer. Unter einem Zusatzgerät ist vorliegend insbesondere jegliches
Gerät zu verstehen, das für einen Benutzer tragbar ist, das außerhalb des mobilen,
selbstfahrenden Geräts angeordnet, insbesondere extern und/oder differenziert vom
mobilen, selbstfahrenden Gerät ist, und zu einer Anzeige, Bereitstellung, Übermittlung
und/oder Übertragung von Daten geeignet ist, wie beispielsweise ein Handy, ein Smartphone,
ein Tablet und/oder ein Computer beziehungsweise Laptop.
[0016] Auf dem tragbaren Zusatzgerät ist die App, insbesondere die Reinigungs-App, installiert,
die zur Kommunikation des mobilen, selbstfahrenden Geräts mit dem Zusatzgerät dient
und insbesondere eine Visualisierung des Bodenbearbeitungsbereichs, insbesondere des
zu reinigenden Wohnraums oder der zu reinigenden Wohnung beziehungsweise des Wohnbereichs,
beispielsweise Innenbereichs, ermöglicht. Die App zeigt dem Nutzer dabei vorzugsweise
den zu reinigenden Bereich als Umgebungskarte an.
[0017] Unter Fahrtbewegung in Vorwärtsrichtung ist insbesondere die Fahrbewegung des Geräts
zu verstehen, die im Reinigungs- oder Fahrbetrieb vorgesehen ist. Das Gerät fährt
also mit seinem vorderen Bereich voraus entlang der vorgesehenen Fahrbahnen. Der hintere
Bereich ist hierbei dem vorderen Bereich in der Bewegung nachgestellt. Insbesondere
überfährt der vordere Bereich den zu reinigenden Boden zuerst, bevor der hintere Bereich
diesen passiert.
[0018] Unter einem Drehen des Geräts auf der Stelle ist insbesondere zu verstehen, dass
das Gerät sich nicht vorwärtsbewegt, sondern seine Fahrt stoppt und sich auf der Stelle
um eine senkrechte beziehungsweise vertikale Geräteachse insbesondere im Kreis dreht.
Beispielsweise ist unter einem Drehen des Geräts um 180° eine Umkehrung des Geräts
auf der Stelle zu verstehen, insbesondere ein Umkehren von einem vorderen Bereich
nach hinten und von einem hinteren Bereich nach vorne (in Fahrtrichtung), also eine
halbe Drehung um die eigene Geräteachse. Das Gerät führt dabei eine 180°-Wendung durch
und steht anschließend rückwärts da. Kleine Winkelabweichungen sind hierbei natürlicherweise
mit inbegriffen. Selbstverständlich sind vorliegend nicht nur Drehungen um 180° inbegriffen,
die hier beispielhaft näher erörtert sind, sondern jegliche Drehungen um jegliche
Winkel um die Geräteachse.
[0019] Unter einer Teppichkante ist insbesondere jegliches (seitlich) begrenzendes Ende
eines am Boden liegenden Teppichs zu verstehen. Form, Ausrichtung und ähnliches sind
dabei nicht eingeschränkt. Die Teppichkanten können demnach geradlinig, gekrümmt,
gebogen oder ähnlich ausgebildet sein.
[0020] Unter einem Überragen um im Wesentlichen eine Gerätelänge ist insbesondere zu verstehen,
dass das Gerät die Teppichkante (in etwa) eine Gerätelänge weit überfährt, sodass
das Gerät an der Teppichecke in alle Richtungen Abstand vom Teppich hält. Seitlich
neben dem Gerät ist dabei kein Teppich und insbesondere keine Teppichkante angeordnet.
Das Gerät und der Teppich stehen Eck an Eck ohne seitenbenachbart zu sein. Im Wesentlichen
oder in etwa bedeutet hierbei, dass das Gerät die Teppichkante eine Gerätelänge weit
überfährt, wobei geringe beziehungsweise vernachlässigbare Abweichungen der Länge
mit inbegriffen sind. Ein Überragen um im Wesentlichen eine Gerätelänge bedeutet vorliegend
insbesondere, dass das Gerät den Teppich so weit überragt, dass eine nachfolgende
Drehung des Geräts zu einer parallelen Ausrichtung bei gleichbleibendem seitlichen
Abstand zwischen Gerät und Teppich führt.
[0021] Unter Drehen entgegen der Richtung des Teppichs ist insbesondere eine Drehung des
Geräts weg vom Teppich, also in entgegengesetzte Richtung zum Teppich zu verstehen.
Die Drehung findet also insbesondere nicht auf kürzestem Weg zum Teppich hin statt,
sondern genau entgegengerichtet beziehungsweise entgegengesetzt.
[0022] Unter Ausrichten entlang einer Teppichkante in Vorwärtsrichtung ist insbesondere
zu verstehen, dass sich das Gerät derart mit seinem vorderen Bereich und seinem hinteren
Bereich entlang der Teppichkante orientiert, dass ein Fahren in Vorwärtsrichtung entlang
der Teppichkante möglich wird. Das Gerät richtet sich also parallel zur Teppichkante
aus, sodass ein Entlangfahren des Geräts entlang der Teppichkante möglich wird.
[0023] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform schließen die erste Teppichkante und die
zweite Teppichkante einen ersten Winkel von kleiner als 180° ein, wobei sich das Gerät
um einen zweiten, zu dem ersten Winkel komplementären Winkel dreht. Der erste und
der zweite Winkel bilden zusammen einen Winkel von 360°. Da der erste Winkel kleiner
als 180° ist, ist der zweite Winkel folglich größer als 180°, aber kleiner als 360°.
[0024] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform überstreicht das Gerät beim Drehen
eine von der ersten Teppichkante und der zweiten Teppichkante gebildete Teppichecke.
Das Überstreichen resultiert insbesondere aus der Drehung des Geräts entgegen der
Richtung des Teppichs. Weist das Gerät ein D-förmiges Gehäuse auf, erreicht das Gerät
bei Drehen in Richtung des Teppichs - also um den kleinen Winkel zur zweiten Teppichkante
hin - aufgrund seiner Geometrie und Positionen der Antriebsräder besonders an der
Teppichecke nicht jeglichen Bereich, wodurch eine lückenlose Reinigung nicht möglich
ist. Durch das Drehen entgegengesetzt zur zweiten Teppichkante und durch das dadurch
bedingte Überstreichen kann auch mit einem bevorzugt D-förmigen Gerät eine lückenlose
Reinigung an Teppichecken erzielt werden. Unabhängig von der Geometrie des Geräts
kann durch die Drehung sichergestellt werden, dass die Teppichecke überstrichen und
somit vollständig gereinigt wird.
[0025] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform umfasst das Gerät an einem vorderen
Gehäuseeck eine Seitenbürste, mit der die ersten und zweiten Teppichkanten gereinigt
werden, und die die Teppichecke beim Drehen des Geräts überstreicht. Durch das Drehen
des Geräts erfolgt insbesondere eine Überlagerung von Gerätedrehung und Seitenbürstenrotation,
wodurch die Kehrwirkung der Seitenbürste verstärkt und die Reinigungsleistung an der
Teppichecke erhöht wird. Insbesondere wird durch die Drehung vorzugsweise eine Kehrwirkung
der Seitenbürste unterstützt, da die relative Geschwindigkeit der Seitenbürstenrotation
an der Außenkante erhöht wird, wodurch eine verbesserte Reinigungswirkung im Bereich
der Teppichecke erzielt werden kann. Zudem kann mit Vorteil vermieden werden, dass
das Gerät Borsten der Seitenbürste in einer schädigenden Weise an den Teppich drückt,
bei der die Borsten am Teppich gebogen oder geknickt werden. Die Borsten werden insbesondere
nur gemäß Spezifikation belastet.
[0026] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird das Verfahren zum Reinigen
entlang jeglicher Teppichkanten des Teppichs durchgeführt. Insbesondere wird das Verfahren
solange durchgeführt, bis der Teppich einmal vollständig umrundet ist. Damit kann
gewährleistet werden, dass alle vorhandenen Teppichecken des Teppichs überstrichen
und damit lückenlos gereinigt werden, womit ungereinigte Bereiche mit Vorteil vermieden
werden. Jegliche vorhandenen Teppichkanten und Teppichecken werden dadurch bestmöglich
gereinigt.
[0027] Es versteht sich, dass neben dem Verfahren auch ein Computerprogramm, das Befehle
umfasst, die bei der Ausführung des Programms durch ein mobiles, selbstfahrendes Gerät
dieses veranlassen, das erfindungsgemäße Verfahren auszuführen, zum Umfang dieser
Erfindung gehört. Ebenso gehört ein computerlesbares Medium, auf dem ein solches Computerprogramm
gespeichert ist, zum Umfang dieser Erfindung.
[0028] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden, lediglich Beispiele darstellenden Ausführungen
der Erfindung näher erläutert. Es zeigen:
- Figuren 1A, 1B:
- jeweils schematische Ansichten eines Ausführungsbeispiels eines mobilen, selbstfahrenden
Geräts, das mittels eines erfindungsgemäßen Verfahrens steuerbar ist,
- Figuren 2A - 2C:
- jeweils schematische Ansichten eines Ausführungsbeispiels eines herkömmlichen Steuerverfahrens
bei der Teppichkantenreinigung,
- Figur 2D:
- Detailansicht ungereinigter Bereiche bei dem herkömmlichen Steuerverfahren gemäß der
Figuren 2A - 2C,
- Figuren 3A - 3C:
- jeweils schematische Ansichten eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen
Steuerverfahrens bei der Teppichkantenreinigung, und
- Figur 3D:
- Detailansicht der lückenlosen Reinigung bei dem erfindungsgemäßen Steuerverfahren
gemäß der Figuren 3A - 3C.
[0029] Die Figuren 2A bis 2C zeigen das Fahrverhalten eines mobilen, selbstfahrenden Geräts
10, insbesondere eines Saugroboters, der mit einem herkömmlichen Steuerverfahren betrieben
wird. Insbesondere zeigen die Figuren das Fahrverhalten bei einer Teppicheckenreinigung.
Detektiert der Roboter einen Teppich 7, so folgt er dem Rand des Teppichs 7, wodurch
alle geraden Teppichkanten von einer Seitenbürste 1b des Geräts 10 bis an den Teppich
7 gereinigt werden können. An Teppichecken 8 besteht jedoch die Gefahr, dass der Roboter
bei einer Drehung in Richtung nächster zu reinigenden Teppichkante, wie es in Figur
2B gezeigt ist, einen ungereinigten Bereich hinterlässt (siehe Kreismarkierung in
Figur 2B). Dieser wird weder bei der Fahrt entlang der ersten Kanten (Figur 2A), noch
bei der Drehung (Figur 2B), noch bei der weiteren Fahrt entlang der zweiten Kante
(Figur 2C) von der Seitenbürste 1b oder dem Saugmund des Roboters überstrichen.
[0030] Zusätzlich zu dem ungereinigten Bodenbereich führt eine Drehung des Roboters in Richtung
des Teppichs und insbesondere in Richtung der Seitenbürste bei unmittelbarer Nähe
zur Teppichkante dazu, dass die Seitenbürste 1b entgegen ihrer Arbeitsdrehung am Teppich
7 entlangbewegt wird. Durch eine verringerte relative Geschwindigkeit der Seitenbürstenrotation
erfolgt eine geringere Kehrwirkung. Darüber hinaus kann es dazu kommen, dass der Roboter
die Seitenbürste bei der Drehung an den Teppich 7 drückt, sodass Borsten der Seitenbürste
1b am Teppich 7 gebogen oder gar geknickt werden, wodurch bleibende Schäden an den
Borsten entstehen können.
[0031] In Figur 2D ist eine Detailansicht der Teppichecke mit von der Seitenbürste des Roboters
überstrichenen Bereichen 9 gezeigt. Direkt hinter der Ecke des Teppichs 7 bleibt ein
ungereinigter Bereich 11, in dem sich nachteilig Schmutz und Staub ansammeln können.
[0032] Figur 1A zeigt eine dreidimensionale Queransicht eines mobilen, selbstfahrenden Geräts
10, insbesondere eines Saug-Wisch-Kombigeräts beziehungsweise eines Saug-Wisch-Roboters,
der zur autonomen Bodenreinigung vorgesehen ist. Figur 1B zeigt eine Unteransicht
des Saug-Wisch-Roboters der Figur 1A. Der Roboter weist in einem vorderen Bereich
5 ein Trockenreinigungsmodul 1 auf, das sich über eine Breite des Roboters erstreckt.
Das Trockenreinigungsmodul 1 umfasst einen Saugmund 1a mit einer Bürstenwalze sowie
eine Seitenbürste 1b an einem vorderen Gehäuseeck. In einem hinteren Bereich 6 des
Roboters befindet sich ein Nassreinigungsmodul 2, das mindestens ein Wischtuch oder
Wischpad umfasst, das mit Reinigungsflüssigkeit aus einer Behältereinheit des Roboters
oder extern befeuchtet werden kann. Damit das Wischtuch nicht übermäßig mit Schmutz
auf dem Boden in Kontakt kommt, ist eine Breite des Wischtuchs gleich oder kleiner
einer Breite des Trockenreinigungsmoduls 1.
[0033] In einem mittleren Bereich weist der Roboter eine Antriebseinrichtung, insbesondere
Antriebsräder 3, zum Befahren einer zu reinigenden Bodenfläche auf. Im hinteren Bereich
des Roboters ist ein Sensor 4 zum Erkennen und Detektieren seiner Umgebung angeordnet.
Der Sensor 4 ist insbesondere ein LIDAR-Sensor.
[0034] Weiter weist der Roboter eine Steuereinrichtung auf (nicht dargestellt), die dazu
eingerichtet ist, bei Detektion eines Teppichs auf dem zu bearbeitenden Bodenbereich
den Roboter in einem Teppichrandfolgemodus zu steuern.
[0035] Das Fahrverhalten des Roboters bei einem detektierten Teppich ist in den Figuren
3A bis 3C dargestellt.
[0036] Figur 3A zeigt nach erfolgter Detektion eines Teppichs 7 das Fahren und Reinigen
entlang einer ersten Teppichkante 13a in Vorwärtsrichtung des Geräts 10, bis die erste
Teppichkante 13a endet. Borsten der Seitenbürste 1b reichen dabei bis unter den Teppichfalz
und können dadurch bis einige Millimeter unter den Teppich 7 reinigen. Das Gerät 10
fährt am Ende der ersten Teppichkante 13a in Vorwärtsrichtung entlang der geendeten
ersten Teppichkante 13a weiter, bis das Gerät 10 den Teppich 7 um etwa eine Gerätelänge
überragt, insbesondere bis eine halbe Gerätebreite zwischen Teppichkante und Gerätemittelpunkt
gebracht ist. Insbesondere überragt das Gerät 10 den Teppich 7 nun so weit, dass eine
nachfolgende Drehung des Geräts 10 zu einer parallelen Ausrichtung bei gleichbleibendem
seitlichen Abstand zwischen Gerät 10 und Teppich 7 führt. Anschließend dreht sich
das Gerät 10 auf der Stelle um seinen Mittelpunkt (Mitte zwischen seinen Antriebsrädern)
entgegen der Richtung des Teppichs 7, bis das Gerät 10 entlang einer zweiten Teppichkante
13b des Teppichs 7 in Vorwärtsrichtung ausgerichtet ist (Figur 3B). Statt den Kanten
direkt zu folgen, wie es herkömmlicherweise durchgeführt wird (siehe hierzu Figur
2B), dreht sich der Roboter an Teppichecken in die entgegengesetzte Richtung. Vorliegend
findet eine Drehung um etwa 270° entgegen dem Uhrzeigersinn statt. Durch diese Drehung
überstreicht die Seitenbürste 1b die Teppichecke, wodurch ungereinigte Bereiche vermieden
werden können. Von der Seitenbürste überstrichene Bereiche 9 sind in den Figuren als
graue Bereiche dargestellt.
[0037] Der Roboter rotiert entgegengesetzt zur zweiten Teppichkante 13b, bis er parallel
in Vorwärtsrichtung zu dieser ausgerichtet ist (Figur 3C). Anschließend fährt der
Roboter an der zweiten Teppichkante 13b in Vorwärtsrichtung entlang und reinigt die
zweite Teppichkante 13b mit seiner Seitenbürste 1b.
[0038] Durch die Drehung wird die Kehrwirkung der Seitenbürste 1b unterstützt, da die relative
Geschwindigkeit der Seitenbürstenborsten an der Außenkante erhöht wird, wodurch eine
verbesserte Reinigungswirkung im Bereich der Teppichecke erfolgt. Zudem wird vermieden,
dass der Roboter seine Borsten der Seitenbürste 1b in einer Weise an den Teppich 7
drückt, bei der die Borsten am Teppich 7 gebogen oder geknickt werden. Die Drehung
des Roboters führt dazu, dass die Borsten tangential gemäß ausgelegter Krafteinwirkung
belastet werden.
[0039] In Figur 3D ist eine Detailansicht der Teppichecke mit von der Seitenbürste des Roboters
überstrichenen Bereichen 9 gezeigt. Durch die Drehung in entgegengesetzter Richtung
zum Teppich 7 verbleibt kein ungereinigter Bereich, sondern es kommt zu einer Überlappung
12. Mit Vorteil kann sich kein Schmutz und Staub an der Teppichecke ansammeln.
[0040] Bevorzugt reinigt der Roboter alle Ecken des detektierten Teppichs gemäß den Ausführungen
zu den Figuren 3A bis 3C, sodass bei einer Reinigung um den kompletten Teppich 7 herum
eine lückenlose Teppichrandreinigung gewährleistet werden kann.
1. Verfahren zum Steuern eines mobilen, selbstfahrenden Geräts (10), insbesondere eines
Bodenreinigungsgeräts, wie ein Saug-, Kehr- und/oder Wischroboter, zum Reinigen entlang
von Teppichkanten (13a, 13b) eines Teppichs (7) umfassend folgende Verfahrensschritte:
- Fahren und Reinigen entlang einer ersten Teppichkante (13a) in Vorwärtsrichtung
des Geräts (10), bis die erste Teppichkante (13a) endet,
- Weiterfahren in Vorwärtsrichtung entlang der geendeten ersten Teppichkante (13a),
bis das Gerät (10) den Teppich (7) so weit überragt, dass eine nachfolgende Drehung
des Geräts (10) zu einer parallelen Ausrichtung bei gleichbleibendem seitlichen Abstand
zwischen Gerät (10) und Teppich (7) führt,
- Drehen des Geräts (10) auf der Stelle entgegen der Richtung des Teppichs (7), bis
das Gerät (10) entlang einer zweiten Teppichkante (13b) des Teppichs (7) in Vorwärtsrichtung
ausgerichtet ist, und
- Fahren und Reinigen entlang der zweiten Teppichkante (13b) in Vorwärtsrichtung des
Geräts (10).
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die erste Teppichkante (13a) und die zweite Teppichkante
(13b) einen ersten Winkel von kleiner als 180° einschließen und sich das Gerät (10)
um einen zweiten, zu dem ersten Winkel komplementären Winkel dreht.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der zweite Winkel größer
als 180° und kleiner als 360° ist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Gerät (10) beim Drehen
eine von der ersten Teppichkante (13a) und der zweiten Teppichkante (13b) gebildete
Teppichecke (8) überstreicht.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei das Gerät (10) an einem vorderen Gehäuseeck eine
Seitenbürste (1b) umfasst, mit der die ersten und zweiten Teppichkanten (13a, 13b)
gereinigt werden, und die die Teppichecke (8) beim Drehen des Geräts (10) überstreicht.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei durch das Drehen des Geräts (10) eine Überlagerung
von Gerätedrehung und Seitenbürstenrotation erfolgt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, das zum Reinigen entlang jeglicher
Teppichkanten (13a, 13b) des Teppichs (7) durchgeführt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, das solange durchgeführt wird,
bis der Teppich (7) einmal vollständig umrundet ist.
9. Computerprogramm, umfassend Befehle, die bei der Ausführung des Programms durch ein
mobiles, selbstfahrendes Gerät (10) dieses veranlassen, das Verfahren gemäß einem
der vorhergehenden Ansprüche auszuführen.
10. Computerlesbarer Datenträger, auf dem das Computerprogramm nach Anspruch 9 gespeichert
ist.