[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines mobilen, selbstfahrenden Geräts,
insbesondere eines Bodenreinigungsgeräts, wie einen Saug-, Kehr- und/oder Wischroboter,
an einer Servicestation, die neben einem Laden eines Akkus des Geräts zumindest eine
Servicefunktion anbietet.
[0002] Reinigungsroboter haben die Aufgabe, möglichst autonom die Reinigung von Böden durchzuführen.
Dabei soll einem Nutzer nicht nur die Aufgabe der eigentlichen Bodenreinigung abgenommen
werden, sondern auch ein Betreuungs- oder manueller Handlungsaufwand für den Reinigungsroboter
durch den Nutzer so gering wie möglich gehalten werden. Ein Wiederaufladen eines Akkus
des Reinigungsroboters erfolgt dabei an einer Basisstation, die der Reinigungsroboter
bei Bedarf selbstständig aufsucht. Eine weitere Reduzierung des Handlungsaufwands
des Nutzers wird häufig durch Absaugstation ermöglicht, an der eine mit Staub und
Schmutz gefüllte Staubbox des Reinigungsroboters automatisch entleert werden kann,
sodass der Nutzer nur geringen oder keinen Aufwand mit der Entleerung hat.
[0003] Für den Betrieb an der Ladestation benötigt der Reinigungsroboter zwei elektrische
Kontakte, um seinen Akku laden zu können. Für den Betrieb mit einer Absaugstation
sind dagegen zusätzliche Kommunikationsschnittstellen, etwa in Form von zusätzlichen
Kontakten vorgesehen, um eine Kommunikation zwischen Reinigungsroboter und Absaugstation
zu ermöglichen. Diese Kommunikation erlaubt es, dass der Reinigungsroboter lediglich
bei Bedarf abgesaugt wird, insbesondere, wenn der Reinigungsroboter dies der Absaugstation
explizit mitteilt.
[0004] Um eine vollständige Kompatibilität zwischen Reinigungsroboter und allen Stationen
wie Ladestation und Absaugstation zu gewährleisten, ist es herkömmlicherweise notwendig,
dass alle Reinigungsroboter eine zusätzliche Kommunikationsschnittstelle aufweisen.
Reinigungsroboter, die ausschließlich an einer Ladestation betrieben werden, nutzen
dabei nur zwei Ladekontakte. Kauft der Nutzer eine Absaugstation nach, nutzt derselbe
Reinigungsroboter zusätzlich die zusätzliche Kommunikationsschnittstelle zur Kommunikation.
[0005] Die zusätzliche Kommunikationsschnittstelle an Reinigungsrobotern führen im Vergleich
zu Reinigungsrobotern mit nur zwei Ladekontakten zu Kostennachteilen, insbesondere
zu erhöhten Kosten, die im Fall der reinen Verwendung der Roboter mit reinen Ladestationen
unnötig sind. Das Ausbilden von nur zwei Ladekontakten an Reinigungsrobotern nimmt
diesen jedoch nachteilig die Flexibilität der Verwendung mit (eventuell nachgekauften)
Absaugstationen.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Betriebsverfahren an einer Servicestation beziehungsweise
eine Servicestation bereitzustellen, sodass die oben genannten Nachteile vermieden
werden, und insbesondere eine Servicefunktion der Servicestation bei mobilen, selbstfahrenden
Geräten auch ohne zusätzliche Kommunikationsschnittstelle ausführbar ist.
[0007] Erfindungsgemäß umfasst ein Verfahren zum Betrieb eines mobilen, selbstfahrenden
Geräts an einer Servicestation, die neben einem Laden eines Akkus des Geräts zumindest
eine Servicefunktion anbietet, folgende Verfahrensschritte:
- Erkennen eines Andockens eines Geräts an der Servicestation durch Fließen eines Ladestroms
über zwei Ladekontakte des Geräts und zwei korrespondierende Gegenkontakte der Servicestation,
- Prüfen der Servicestation auf ein Vorhandensein einer Kommunikationsschnittstelle
des Geräts,
- selbsttätiges Starten der Servicefunktion zu vorbestimmten Zeiten oder nach vordefinierten
Handlungen des Geräts bei einem Nicht-Vorhandensein der Kommunikationsschnittstelle
des Geräts.
[0008] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann mit Vorteil ein für den Betrieb an einer
Ladestation kostentechnisch optimiertes Gerät mit nur zwei Ladekontakten und ohne
Kommunikationsschnittstelle zusätzlich an der Servicestation betrieben werden. Die
Servicestation umfasst dazu vorzugsweise eine Elektronik, die verschiedene Gerätevarianten
auf Basis der vorhandenen oder nicht vorhandenen Kommunikationsschnittstelle unterscheiden
und erkennen kann.
[0009] In der Servicestation ist insbesondere eine Ladeelektronik verbaut, die in der Lage
ist, einen Akku des angedockten oder angekuppelten Geräts zu laden, wenn dessen Ladekontakte
mit den entsprechenden Gegenkontakten der Servicestation verbunden sind. Vorzugsweise
ist die Ladeelektronik so abgesichert, dass lediglich Akkus, die mit einem passenden
BMS (Battery Management System) ausgerüstet sind, geladen werden. In anderen Fällen
wird kein Ladestrom zur Verfügung gestellt. So kann mit Vorteil sichergestellt werden,
dass nur ein Ladestrom fließt, wenn ein passendes Gerät angedockt ist.
[0010] Um Geräte unabhängig einer vorhandenen Kommunikationsschnittstelle an der Servicestation
betreiben zu können, wird das erfindungsgemäße Verfahren durchgeführt. Erkennt eine
Steuerelektronik der Servicestation, dass ein Ladestrom fließt, so wird davon ausgegangen,
dass das Gerät angedockt ist. Die Servicestation prüft daraufhin, ob das Gerät mit
einer Kommunikationsschnittstelle ausgestattet ist. Je nach dem Ergebnis der Prüfung
unterscheiden sich die weiteren Verfahrensschritte der Servicestation. Insbesondere
bei einer nicht vorhandenen Kommunikationsschnittstelle startet selbsttätig ein automatisches
Verfahren, um die Servicefunktion auch bei diesem Gerät automatisch und insbesondere
ohne Nutzereingriff durchzuführen.
[0011] Bei Geräten ohne Kommunikationsschnittstelle wird insbesondere die Servicestation
selbst als "Master" definiert, die einen Auslöser für das Starten der Servicefunktion
bestimmt. Weder ein Startbefehl des Nutzers, noch des Geräts sind dabei notwendig.
Die Servicestation startet die Servicefunktion also selbstständig, ohne Nutzereingriff
und geräteunabhängig. Das Gerät umfasst hierbei Ladekontakte zum Laden des Akkus,
über die keine explizite Kommunikation mit der Servicestation stattfindet.
[0012] Unter einem mobilen, selbstfahrenden Gerät ist insbesondere ein Bodenreinigungsgerät
zu verstehen, welches beispielsweise im Haushaltsbereich Bodenflächen autonom bearbeiten
kann. Hierunter zählen unter anderem Saug- und/oder Kehr- und/oder Wischroboter. Beispielsweise
ist das mobile, selbstfahrende Gerät ein Kombigerät, das sowohl trocken- als auch
nassreinigen kann. Die Geräte arbeiten im Betrieb (Reinigungsbetrieb) bevorzugt ohne
oder mit möglichst wenig Nutzereingriff. Beispielsweise fährt das Gerät selbsttätig
in einen vorgegebenen Raum, um entsprechend einer vorgegebenen und einprogrammierten
Verfahrensstrategie den Boden zu reinigen.
[0013] Um hierbei jegliche individuellen Umgebungsbesonderheiten beachten zu können, findet
bevorzugt eine Explorationsfahrt mit dem mobilen, selbstfahrenden Gerät statt. Unter
einer Explorationsfahrt ist insbesondere eine Erkundungsfahrt zu verstehen, die dazu
geeignet ist, eine zu bearbeitende Bodenfläche nach Hindernissen, Raumaufteilung und
ähnlichem zu erkunden. Ziel einer Explorationsfahrt ist es insbesondere, Gegebenheiten
des zu bearbeitenden Bodenbearbeitungsbereichs einschätzen und/oder darstellen zu
können.
[0014] Nach der Explorationsfahrt kennt das mobile, selbstfahrende Gerät seine Umgebung
und kann diese in Form einer Umgebungskarte an den Nutzer weitergeben, zum Beispiel
in einer App (Reinigungs-App) an einem Mobilgerät. In der Umgebungskarte kann dem
Nutzer die Möglichkeit gegeben werden, mit dem mobilen, selbstfahrenden Gerät zu interagieren.
Der Nutzer kann mit Vorteil Informationen in der Umgebungskarte einsehen und bei Bedarf
ändern und/oder anpassen.
[0015] Während der Explorationsfahrt detektiert das Gerät in dem zu bearbeitenden Bodenbereich
befindliche Hindernisse und/oder Teppiche bevorzugt mittels spezieller Sensoren wie
beispielsweise Ultraschallsensoren, Lasersysteme und/oder Kamerasystemen mit Objekterkennungsalgorithmen.
Ist die Position, Größe und Form der Hindernisse ermittelt, trägt das Gerät diese
in seine Umgebungskarte ein. Alternativ kann ein Nutzer die Position der Hindernisse
direkt bei der Einrichtung des Geräts in die Umgebungskarte beispielsweise mittels
der Reinigungs-App auf seinem Mobilgerät einpflegen.
[0016] Unter einer Umgebungskarte ist insbesondere jegliche Karte zu verstehen, die geeignet
ist, die Umgebung des Bodenbearbeitungsbereichs mit all seinen Hindernissen und Gegenständen
darzustellen. Beispielsweise zeigt die Umgebungskarte den Bodenbearbeitungsbereich
mit den darin enthaltenen Möbeln, Teppichen und Wänden skizzenartig an.
[0017] Die Umgebungskarte mit den Hindernissen wird vorzugsweise in der App an einem tragbaren
Zusatzgerät dargestellt. Dies dient insbesondere der Visualisierung zu einer möglichen
Interaktion für den Nutzer. Unter einem Zusatzgerät ist vorliegend insbesondere jegliches
Gerät zu verstehen, das für einen Benutzer tragbar ist, das außerhalb des mobilen,
selbstfahrenden Geräts angeordnet, insbesondere extern und/oder differenziert vom
mobilen, selbstfahrenden Gerät ist, und zu einer Anzeige, Bereitstellung, Übermittlung
und/oder Übertragung von Daten geeignet ist, wie beispielsweise ein Handy, ein Smartphone,
ein Tablet und/oder ein Computer beziehungsweise Laptop.
[0018] Auf dem tragbaren Zusatzgerät ist die App, insbesondere die Reinigungs-App, installiert,
die zur Kommunikation des mobilen, selbstfahrenden Geräts mit dem Zusatzgerät dient
und insbesondere eine Visualisierung des Bodenbearbeitungsbereichs, insbesondere des
zu reinigenden Wohnraums oder der zu reinigenden Wohnung beziehungsweise des Wohnbereichs,
beispielsweise Innenbereichs, ermöglicht. Die App zeigt dem Nutzer dabei vorzugsweise
den zu reinigenden Bereich als Umgebungskarte an.
[0019] Unter einer Servicestation ist insbesondere jegliche Basisstation zu einem mobilen,
selbstfahrenden Gerät, insbesondere Reinigungsroboter, zu verstehen, die neben einer
reinen Ladefunktion des Akkus des Reinigungsroboters zumindest eine weitere Servicefunktion
zur Verfügung stellt. Diese Servicefunktion kann insbesondere ein Absaugen von Staub
und Schmutz aus der Staubbox des Roboters, ein Nachfüllen von Wasser in einen Wassertank
des Roboters und/oder ein Reinigen beziehungsweise Waschen von am Roboter zum Bodenwischen
vorhandenen Wischpads sein. Die Servicefunktion ist also eine Serviceaufgabe, die
zum weiteren Bodenbearbeiten ausgeführt werden sollte, um eine optimale Reinigung
zu gewährleisten oder den Reinigungsvorgang weiter durchführen zu können. Dabei kann
die Servicestation selbstverständlich auch mehr als eine Servicefunktion anbieten.
[0020] Unter einem Andocken des Geräts an die Servicestation ist insbesondere ein mechanisches
und/oder elektrisches Verbinden des Geräts mit der Servicestation zu verstehen. Beispielsweise
weist das Gerät an seiner vorderen Unterseite zwei Ladekontakte auf, also elektrische
Kontakte, die zum Laden des Akkus Verwendung finden. Die Servicestation weist an ihrer
Bodenplatte zwei korrespondierende Gegenkontakte auf, die ebenfalls elektrische Kontakte
sind, die zum Laden des Akkus Verwendung finden. Das Gerät fährt zum Laden derart
auf die Bodenplatte auf, dass seine Ladekontakte in mechanischer und elektrischer
Verbindung mit den Gegenkontakten stehen, sodass ein Ladestrom von der Servicestation
zum Gerät fließen kann.
[0021] Unter einer Kommunikationsschnittstelle des Geräts ist insbesondere jegliche Schnittstelle
zu verstehen, die eine Kommunikation zwischen Gerät und einer externen Einheit ermöglicht.
Vorliegend ist die externe Einheit insbesondere die Servicestation. Die Kommunikationsschnittstelle
kann dabei ein oder mehrere weiterer elektrische Kontakte oder eine kontaktlose Schnittstelle
sein. Die Kommunikationsschnittstelle ist insbesondere geeignet, Anfragen der Servicestation
zu empfangen und entsprechend eine Antwort an die Servicestation zu senden.
[0022] Unter einem selbsttätigen Starten ist insbesondere zu verstehen, dass das Starten
automatisch ohne jeglichen Nutzereingriff, also rein geräteabhängig, stattfindet.
Auslöser des selbsttätigen Startens ist hierbei beispielsweise eine vordefinierte
Handlung des Geräts, zum Beispiel eine definierte Anzahl an Andockvorgängen des Geräts,
beispielsweise nach jedem vierten Mal eines Docking-Vorgangs des Geräts an der Servicestation.
Alternativ oder zusätzlich kann das selbsttätige Starten nach vorbestimmten Zeiten
oder festen Zeitintervallen ausgelöst werden, also beispielsweise drei Tage nach dem
Durchführen der letzten Servicefunktion.
[0023] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform weist das Verfahren die weiteren Verfahrensschritte
auf:
- Warten auf einen Startbefehl zum Starten der Servicefunktion von dem Gerät bei Vorhandensein
der Kommunikationsschnittstelle,
- Starten der Servicefunktion bei Erhalt des Startbefehls.
[0024] Weist das Gerät also eine Kommunikationsschnittstelle auf, so wartet die Servicestation
auf ein Kommando des Geräts zum Starten der Servicefunktion. Die Servicestation startet
diese Servicefunktion nicht selbstständig. Insbesondere wird das Gerät selbst als
"Master" definiert, der einen Auslöser zum Durchführen der Servicefunktion bestimmt.
Das Gerät erkennt vorzugsweise über eine interne Sensorik, wann das Ausführen der
Servicefunktion sinnvoll ist, sodass eine solche nur ausgeführt wird, wenn sie auch
notwendig ist. Der Nutzer wird durch das Ausführen der Servicefunktion aufgrund der
Automatik kaum gestört. Zusätzlich kann der Nutzer dem Gerät bevorzugt über die Reinigungs-App
vorgeben, wann das Ausführen der Serviceaufgabe erlaubt ist und wann nicht. Beispielsweise
kann der Nutzer Servicefunktionen zu bestimmten Uhrzeiten, zum Beispiel nachts, untersagen.
[0025] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform umfasst das Prüfen der Servicestation
ein Senden einer Anfrage der Servicestation an das Gerät und ein (eventuelles) Empfangen
einer Rückmeldung des Geräts an der Servicestation über die Kommunikationsschnittstelle
(bei Vorhandensein der Kommunikationsschnittstelle). Erkennt die Servicestation, dass
ein Ladestrom fließt, also das ein Gerät angedockt ist, so sendet die Servicestation
die (spezifische) Anfrage an das Gerät. Antwortet das Gerät (korrekt), so erkennt
die Servicestation, dass ein Gerät mit Kommunikationsschnittstelle angedockt hat.
Antwortet das Gerät nicht oder nicht korrekt, so schließt die Servicestation daraus,
dass ein Gerät ohne Kommunikationsschnittstelle angedockt hat. So kann die Servicestation
zwischen vorhandener und nicht vorhandener Kommunikationsschnittstelle unterscheiden.
[0026] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird das selbsttätige Starten der
Servicefunktion nach einem vordefinierten Toleranzzeitintervall durchgeführt. Die
Servicestation wartet demnach nach ihrer Anfrage ab, ob das Gerät antwortet. Für die
Wartezeit ist ein Toleranzzeitintervall vorgegeben. Nach diesem Toleranzzeitintervall
bestimmt die Servicestation den "Master": bei Antwort wird das Gerät als Master, bei
fehlender Antwort wird die Servicestation als Master anerkannt.
[0027] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform bietet die Servicestation weitere
Servicefunktionen an, die selbsttätig oder auf einen Startbefehl des Geräts hin starten,
abhängig von dem Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein der Kommunikationsschnittstelle.
Die Servicestation bietet demnach eine Mehrzahl an Servicefunktionen an, die teilweise
oder vollständig nach dem gleichen erfindungsgemäßen Prinzip gestartet werden. Die
Servicefunktionen können unter anderem sein: Staubbox absaugen, Wischpads waschen,
Wassertank auffüllen, Oberseite des Geräts abblasen, Reinigen des Geräteäußeren und/oder
der außen liegenden Sensorik.
[0028] Weiter betrifft die Erfindung eine Servicestation für ein mobiles, selbstfahrendes
Gerät, an der ein erfindungsgemäßes Betriebsverfahren durchführbar ist. Zudem betrifft
die Erfindung ein Servicesystem zum Durchführen eines erfindungsgemäßen Betriebsverfahrens
eines mobilen, selbstfahrenden Geräts an einer Servicestation, das das mobile, selbstfahrende
Gerät und die Servicestation umfasst, die neben einem Laden eines Akkus des Geräts
mindestens eine Servicefunktion anbietet.
[0029] Es versteht sich, dass neben dem Verfahren, der Servicestation und dem Servicesystem
auch ein Computerprogramm, das Befehle umfasst, die bei der Ausführung des Programms
durch eine Servicestation eines mobilen, selbstfahrenden Geräts diese veranlassen,
das erfindungsgemäße Verfahren auszuführen, zum Umfang dieser Erfindung gehört. Ebenso
gehört ein computerlesbares Medium, auf dem ein solches Computerprogramm gespeichert
ist, zum Umfang dieser Erfindung.
[0030] Jegliche Merkmale, Ausgestaltungen, Ausführungsformen und Vorteile das Verfahren
betreffend finden auch in Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen Servicestation, dem
Servicesystem, dem Computerprogramm und dem computerlesbaren Medium Anwendung, und
umgekehrt.
[0031] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden, lediglich Beispiele darstellenden Ausführungen
der Erfindung näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1:
- eine schematische Ansicht eines Ausführungsbeispiels einer Servicestation für ein
mobiles, selbstfahrendes Gerät, mit dem ein erfindungsgemäßes Betriebsverfahren durchführbar
ist,
- Figur 2:
- eine schematische Ansicht eines Ausführungsbeispiels eines mobilen, selbstfahrenden
Geräts, das zum erfindungsgemäßen Betriebsverfahren an einer Servicestation vorgesehen
ist,
- Figuren 3A, 3B:
- jeweils eine schematische Unteransicht eines Ausführungsbeispiels eines mobilen, selbstfahrenden
Geräts, das zum erfindungsgemäßen Betriebsverfahren an einer Servicestation vorgesehen
ist, und
- Figur 4:
- Flussdiagramm eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Betriebsverfahrens.
[0032] In Figur 1 ist eine Servicestation 1 dargestellt, die zum Laden eines Akkus eines
mobilen, selbstfahrenden Geräts, insbesondere eines Reinigungsroboters, vorgesehen
ist, und die der Reinigungsroboter bei Bedarf selbstständig aufsucht. Um den Aufwand
für einen Nutzer des Reinigungsroboters so gering wie möglich zu halten, bietet die
Servicestation 1 zumindest eine Servicefunktion an. Beispielsweise weist die Servicestation
1 als Servicefunktion eine Absaugfunktion auf, durch die an der Servicestation 1 eine
gefüllte Staubbox des Reinigungsroboters automatisch entleert werden kann, sodass
der Nutzer wenig Aufwand mit der Entleerung und Säuberung des Reinigungsroboters hat.
Als alternative oder weitere Servicefunktion kann die Servicestation 1 eine Nachfüllfunktion
zum Nachfüllen eines Wassertanks des Reinigungsroboters bereitstellen. Weiter alternativ
oder zusätzlich kann als dritte Servicefunktion eine Reinigungsfunktion von Wischpads
des Reinigungsroboters angeboten werden.
[0033] Zum reinen Laden des Akkus des Reinigungsroboters an der Servicestation werden zwei
Kontakte 2a, 2b benötigt. Um zumindest eine Servicefunktion für den Reinigungsroboter
anbieten zu können, ist eine zusätzliche Kommunikationsschnittstelle 2c, insbesondere
ein weiterer Kontakt, notwendig, um eine Kommunikation zwischen Reinigungsroboter
und Servicestation 1 zu erlauben. Diese Kommunikation ermöglicht es, dass der Reinigungsroboter
nicht jedes Mal, wenn er an der Servicestation 1 andockt, abgesaugt wird, sondern
nur, wenn der Reinigungsroboter dies der Servicestation 1 explizit mitteilt, zum Beispiel,
wenn die Staubbox voll ist beziehungsweise ein längeres Zeitintervall seit der letzten
Absaugung vergangen ist. Das Mitteilen einer notwendigen Absaugung durch den Reinigungsroboter
ist insbesondere dann besonders vorteilhaft, wenn mehrere Servicestationen im Einsatz
sind, die nicht zwingend in Kommunikation miteinander stehen, sondern lediglich mit
dem Reinigungsroboter kommunizieren, sodass nur dieser tatsächlich weiß, wann seine
letzte Entleerung war.
[0034] Figur 2 zeigt einen Reinigungsroboter 3 in Aufsicht, der an einer Servicestation
des Ausführungsbeispiels der Figur 1 betrieben werden kann. Der Reinigungsroboter
3 weist eine D-Form auf. Seine Vorderseite ist gerade ausgebildet, während seine Rückseite
gebogen ist. An einem hinteren Bereich weist der Reinigungsroboter 3 einen LIDAR-Sensor
4 auf, mit dem er seine Umgebung erkunden und navigieren kann. Der Reinigungsroboter
3 ist ein Saug-, Kehr- und Wischroboter. Nach dem autonomen Ausführen seines Reinigungsauftrags
kehrt er zum Laden seines Akkus an seine Servicestation zurück. Hierbei fährt der
Reinigungsroboter 3 mit seiner Vorderseite auf eine Bodenplatte 5 der Servicestation
1 derart auf, dass Ladekontakte des Reinigungsroboters 3 auf den Kontakten 2a, 2b
aufliegen, um mit dem Laden beginnen zu können. Insbesondere dockt der Reinigungsroboter
3 an der Servicestation 1 an, indem seine Ladekontakte mit den entsprechenden korrespondierenden
Kontakten 2a, 2b der Servicestation in mechanischen und elektrischen Kontakt gebracht
werden, sodass ein Ladestrom fließen kann.
[0035] In den Figuren 3A, 3B sind Unterseiten zweier unterschiedlicher Reinigungsroboter
3 gezeigt. Der Reinigungsroboter 3 der Figur 3A ist für den Betrieb an der Servicestation
1 vorgesehen und wird vorzugsweise mit dieser als Paket verkauft. Neben Ladekontakten
6a, 6b verfügt der Reinigungsroboter 3 über eine Kommunikationsschnittstelle, zum
Beispiel in Form eines weiteren elektrischen Kontakts 6c oder einer kontaktlosen Kommunikation.
Aufgrund des Vorhandenseins der Kommunikationsschnittstelle 6c wird der Reinigungsroboter
3 von der Servicestation 1 als Roboter mit Schnittstelle erkannt und kann dieser über
die Kommunikationsschnittstelle 6c mitteilen, wann eine Ausführung der Servicefunktion
(Staubbox absaugen, Wischpads waschen, Wassertank auffüllen) durchzuführen ist. Zusätzlich
wird der Akku über die Ladekontakte 6a, 6b geladen.
[0036] Der Reinigungsroboter 3 der Figur 3B ist für den Betrieb an einer Ladestation ohne
weitere Servicefunktion (nicht dargestellt) vorgesehen. Insbesondere verfügt der Reinigungsroboter
3 über Ladekontakte 6a, 6b, jedoch nicht über eine Kommunikationsschnittstelle. Über
die Ladekontakte 6a, 6b findet keine explizite Kommunikation statt. Aufgrund des Fehlens
oder dem Nicht-Vorhandensein der Kommunikationsschnittstelle kann der Reinigungsroboter
von der Servicestation 1 des Ausführungsbeispiels der Figur 2 als Roboter ohne Schnittstelle
erkannt werden.
[0037] Um sowohl einen Reinigungsroboter 3 des Ausführungsbeispiels der Figur 3A (mit Kommunikationsschnittstelle),
als auch den Reinigungsroboter 3 des Ausführungsbeispiels der Figur 3B (ohne Kommunikationsschnittstelle)
an der Servicestation 1 des Ausführungsbeispiels der Figur 1 betreiben zu können,
findet das Verfahren gemäß dem Ausführungsbeispiel der Figur 4 Anwendung.
[0038] Im Schritt 101 fährt der Reinigungsroboter zur Servicestation und dockt dort an.
Nach dem Andocken beginnt die Ladeelektronik der Servicestation, den Akku des Reinigungsroboters
zu laden (Schritt 102). Erkennt eine Steuerelektronik der Servicestation, dass ein
Ladestrom fließt, so erkennt die Servicestation, dass der Reinigungsroboter angedockt
ist (Schritt 103). Daraufhin prüft die Servicestation durch einen Test, ob der Reinigungsroboter
mit einer Kommunikationsschnittstelle ausgestattet ist (Schritt 104). Hierfür sendet
die Servicestation eine spezifische Anfrage an den Reinigungsroboter.
[0039] Antwortet der Reinigungsroboter korrekt, wird eine Kommunikationsschnittstelle erkannt.
Die Servicestation geht von einem Reinigungsroboter mit Kommunikationsschnittstelle
aus (Schritt 105a). In diesem Fall wartet die Servicestation auf ein Kommando des
Reinigungsroboters zum Starten einer oder mehrerer Servicefunktionen, wie beispielsweise
Absaugen, Nachfüllen, Waschen oder ähnliches (Schritt 106a). Die Servicestation startet
also die Servicefunktion nicht selbstständig, sondern der Reinigungsroboter wird als
Master definiert. Der Reinigungsroboter kann über interne Sensorik selbst erkennen,
wann welche Servicefunktion sinnvoll ist, sodass eine solche nur durchgeführt wird,
wenn sie wirklich notwendig ist. Der Nutzer wird durch eine Ausführung der Servicefunktion
dadurch nur selten gestört. Darüber hinaus kann der Nutzer über die Reinigungs-App
dem Reinigungsroboter vorgeben, wann die Ausführung von Servicefunktionen erlaubt
ist, und wann nicht. Beispielsweise können Servicefunktionen zu bestimmten Uhrzeiten
wie etwa nachts untersagt sein.
[0040] Wird nach dem Senden der Anfrage der Servicestation innerhalb eines definierten Toleranzzeitintervalls
keine Antwort vom Reinigungsroboter empfangen, so wird keine Kommunikationsschnittstelle
erkannt. Die Servicestation geht in diesem Fall von einem Reinigungsroboter ohne Kommunikationsschnittstelle
aus (Schritt 105b). Hierbei definiert sich die Servicestation selbst als Master und
wartet nicht auf eine Kommunikation oder ein Kommando des Reinigungsroboters. Die
Servicestation startet eine oder mehrere Servicefunktionen selbsttätig (Schritt 106b),
beispielsweise nach jedem Andocken des Reinigungsroboters, nach einer definierten
Anzahl an Docking-Vorgängen durch den Reinigungsroboter (zum Beispiel jedes vierte
Mal) oder nach einem festen Zeitintervall, zum Beispiel immer dann, wenn seit der
letzten Servicefunktion drei Tage vergangen sind.
[0041] Insgesamt kann es vorkommen, dass Servicefunktionen an Reinigungsroboters ohne Kommunikationsschnittstelle
öfter durchgeführt werden, als an Reinigungsrobotern mit Kommunikationsschnittstelle,
und somit eine höhere Störungswahrscheinlichkeit für einen Nutzer besteht. Jedoch
ist vorteilhaft, dass dadurch der Reinigungsroboter, der anfangs ohne Servicefunktion
ausgestattet war, eine erhöhte Funktionalität an der Servicestation mit allen zur
Verfügung stehenden Servicefunktionen erhält. Der Reinigungsroboter mit nur zwei Ladekontakten
kann dadurch auch an der Servicestation mit Servicefunktionen betrieben werden, während
sich für Reinigungsroboter mit Kommunikationsschnittstelle keinerlei Nachteile ergeben.
1. Verfahren zum Betrieb eines mobilen, selbstfahrenden Geräts an einer Servicestation
(1), die neben einem Laden eines Akkus des Geräts zumindest eine Servicefunktion anbietet,
mit den folgenden Verfahrensschritten:
- Erkennen eines Andockens eines Geräts an der Servicestation (1) durch Fließen eines
Ladestroms über zwei Ladekontakte (6a, 6b) des Geräts und zwei korrespondierende Gegenkontakte
(2a, 2b) der Servicestation,
- Prüfen der Servicestation (1) auf ein Vorhandensein einer Kommunikationsschnittstelle
(6c) des Geräts,
- selbsttätiges Starten der Servicefunktion zu vorbestimmten Zeiten oder nach vordefinierten
Handlungen des Geräts bei einem Nicht-Vorhandensein der Kommunikationsschnittstelle
(6c) des Geräts.
2. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüchen, mit den alternativen oder weiteren
Verfahrensschritten:
- Warten auf einen Startbefehl zum Starten der Servicefunktion von dem Gerät bei Vorhandensein
der Kommunikationsschnittstelle (6c),
- Starten der Servicefunktion bei Erhalt des Startbefehls.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die vorbestimmten Zeiten
oder vordefinierten Handlungen des Geräts eine definierte Anzahl an Andockvorgängen
des Geräts und/oder ein festes Zeitintervall sind.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Prüfen der Servicestation
(1) ein Senden einer Anfrage der Servicestation (1) an das Gerät und ein eventuelles
Empfangen einer Rückmeldung des Geräts an der Servicestation (1) über die Kommunikationsschnittstelle
(6c) umfasst.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das selbsttätige Starten
der Servicefunktion nach einem vordefinierten Toleranzzeitintervall durchgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Servicestation (1) weitere
Servicefunktionen anbietet, die selbsttätig oder auf einen Startbefehl des Geräts
hin starten, abhängig von dem Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein der Kommunikationsschnittstelle
(6c).
7. Servicestation für ein mobiles, selbstfahrendes Gerät, an der ein Betriebsverfahren
nach einem der vorhergehenden Ansprüche durchführbar ist.
8. Servicesystem zum Durchführen eines Betriebsverfahrens eines mobilen, selbstfahrenden
Geräts an einer Servicestation (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 6,
umfassend
- das mobile, selbstfahrende Gerät, und
- die Servicestation (1) nach Anspruch 7, die neben einem Laden eines Akkus des Geräts
mindestens eine Servicefunktion anbietet.
9. Computerprogramm, umfassend Befehle, die bei der Ausführung des Programms durch eine
Servicestation (1) eines mobilen, selbstfahrenden Geräts diese veranlassen, das Verfahren
gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 6 auszuführen.
10. Computerlesbarer Datenträger, auf dem das Computerprogramm nach Anspruch 9 gespeichert
ist.