Technisches Gebiet
[0001] Folgender Gegenstand ist von der Erfindung umfasst: ein Steuerverfahren zum Betreiben
einer Balkenbremse. Ferner ist folgender Gegenstand von der Erfindung umfasst: Eine
Steuereinrichtung für eine Balkenbremse. Ferner ist folgender Gegenstand von der Erfindung
umfasst: ein Computerprogramm, umfassend Programmbefehle.
Technischer Hintergrund
[0002] Gemäß dem Stand der Technik ist es bekannt die erforderliche Bremsarbeit von Balkenbremsen
zu berechnen, bevor ein zu bremsender Ablauf die Balkenbremse erreicht. Bevor der
Bremsvorgang startet, wird zum Beispiel das Anfangsbremsniveau (dies ist zum Beispiel
bei hydraulischen Balkenbremsen einem festen Kolbenhub zugeordnet) aus einer energetischen
Betrachtung zumindest bzgl. der Einlaufgeschwindigkeit, der Sollauslaufgeschwindigkeit
und der Masse des Ablaufs bestimmt.
[0003] Bekannte verwendete Regelungskonzepte basieren auf einem PID-Regler, der aufgrund
der Nichtlinearität der Regelstrecke nicht optimal für den Anwendungsfall geeignet
ist. Aufgrund einer guten Vorsteuerung des Anfangsbremsniveaus und einer geringen
Dynamik des Reglers, durch dementsprechende Reglerparametrierung, liefert der geschlossene
Regelkreis meist akzeptable Ergebnisse bzgl. der Auslaufgeschwindigkeit. Der Stellgrößenverlauf
unterliegt während des Bremsvorgangs aufgrund der nichtlinearen Regelstrecke und dem
linearen Regler einer gewissen Schwingung, die nur aufgrund einer geringen Dynamik
des Reglers und der fehlenden Möglichkeit der positiven Beschleunigung des Ablaufs
durch die Balkengleisbremse gesichert stabil bleibt. Eine Erhöhung der Geschwindigkeit
des Ablaufs durch die Balkengleisbremse ist nicht möglich.
[0004] Bisher wird beispielsweise gemäß
DE 1605342 B2 für die Solltrajektorie der Geschwindigkeit während des Bremsvorgangs des Ablaufs
iterativ über die Anzahl der Achsen im wirksamen Bremsbereich und den zurückgelegten
Bremsweg durch die Balkengleisbremse gewichtet, mit dem Ziel, die Sollauslaufgeschwindigkeit
beim Verlassen der letzten Achse aus der Balkengleisbremse zu erreichen. Zusätzlich
zur Gewichtung über die Anzahl der Achsen in der Balkengleisbremse werden heuristisch
ermittelte Parameter für die verschiedenen Drehgestellarten genutzt, um den Einfluss
von nah beieinander liegenden Achsen zu berücksichtigen. Die Messung der Ist-Geschwindigkeit
erfolgt beispielsweise mit einem Dopplerradar. Der Geschwindigkeitsfehler wird auf
den PID-Regler gegeben und in Abhängigkeit des neu berechneten Bremsniveaus die Balkenbremse
angesteuert.
[0005] Darüber hinaus beschreibt
DE 102018200867 A1, dass über die Auftragung des Geschwindigkeitsquadrats über dem Ort eine Aussage
über den Reibungskoeffizienten ermöglicht wird und diese Information zum einen an
die ggf. nachfolgende Bremsstaffel übergeben wird oder zum anderen die Sollauslaufgeschwindigkeit
in der aktuellen Balkengleisbremse reduziert wird, um die nötige Bremsarbeit in der
folgenden Bremsstaffel zu reduzieren.
[0006] In der Bremsensteuerung muss auch das Problem des Aufkletterns von Rädern in der
Balkenbremse berücksichtigt werden. Hiermit ist gemeint, dass das Rad aufgrund einer
zu großen durch die Balkenbremse ausgeübten Querkraft in der Balkenbremse von der
Schiene abgehoben wird, was im ungünstigsten Fall zum vollständigen Entgleisen des
betreffenden Ablaufes führt. Das bisherige Verfahren gemäß
EP 95109164 A1 der Vermeidung des Aufkletterns basiert auf einer Begrenzung der Querkraft in Abhängigkeit
der Achse mit der geringsten Gewichtskraft, unabhängig davon, wo sich diese Achse
in der Balkengleisbremse befindet und wie viele Achsen sich zusätzlich noch in der
Balkengleisbremse befinden. Dies ist die einzige, jedoch restriktive Möglichkeit,
das Aufklettern zuverlässig zu verhindern. Die Bestimmung dieser höchst zulässigen
Querkraft erfolgt meist mit Hilfe von heuristischen Versuchen, wann das Aufklettern
beginnt. Dabei wird u. U. die Gewichtskraft der leichtesten Achse variiert und der
Versuch wiederholt, die aufgenommenen Datenpunkte werden dann in die Bremssteuerung
übernommen und im Betrieb dann linear interpoliert, um das maximal zulässige Bremsniveau
zu berechnen. Kommt es im Betrieb dennoch zu Problemen durch Aufklettern, können diese
Grenzen angepasst werden. Auf Grundlage dieser Herangehensweise kann das Aufklettern
weitgehend verhindert werden, allerdings wird dabei ein potenziell nutzbarer Teil
der Bremsarbeit nicht genutzt.
[0007] DE 102016218839 A1 beschreibt eine andere Lösung, dem Problem eines Aufkletterns zu begegnen, es basiert
jedoch auf der Erkennung des Aufkletterns und nicht der Vermeidung dieser Situation.
Dies bedeutet, dass dem Aufklettern entgegengewirkt wird, sobald dieses durch einen
geeigneten Sensor festgestellt wird. Zu diesem Zeitpunkt ist allerdings schon ein
aktives Gegensteuern erforderlich, was im Vergleich einen stärkeren Eingriff in das
Ablaufgeschehen bedeutet. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Gegenmaßnahme nicht
dazu geeignet ist, dass weitere Aufklettern zu verhindern.
[0008] Aus dem Stand der Technik ergibt sich das Problem, dass die vorstehend erläuterten
Heuristiken die Realität nur unvollkommen widerspiegeln und deshalb Reserven bei durch
die Balkenbremsen vorgehalten bzw. Abweichungen zwischen Ist- und Sollauslaufgeschwindigkeiten
akzeptiert werden müssen. Diese Einschränkungen können die Performanz im Betrieb der
Ablaufanlage negativ beeinflussen und die Beschaffungskosten der Hardware erhöhen.
Zusammenfassung der Erfindung
[0009] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, die beschriebenen Probleme im Stand der
Technik zu beheben. Insbesondere ist es Aufgabe, dass ein Steuerverfahren für Balkenbremsen,
das in einer Ablaufanlage zum Einsatz kommt, angegeben wird, mit dem die Balkenbremsen
ablaufindividuell bei gleichzeitiger optimaler Ausnutzung der potenziell verfügbaren
Bremsarbeit der Balkenbremse betrieben werden können. Außerdem ist es Aufgabe der
Erfindung, eine Steuerungseinrichtung bzw. ein Computerprogramm anzugeben, die bzw.
das eine oder mehrere Balkenbremsen derart ansteuern kann, dass die genannte auf das
Verfahren gerichtete Aufgabe gelöst wird.
[0010] Beschrieben wird gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung ein Steuerverfahren zum
Betreiben einer Balkenbremse, die in einer Ablaufanlage an Rädern eines Ablaufes angreift
und bei dem für den Ablauf (mit dem Ziel des Erreichens einer Soll-Auslaufgeschwindigkeit)
eine Stellgröße zur Erzeugung einer Betätigungskraft für die Balkenbremse bestimmt
wird.
[0011] Bei der Stellgröße kann es sich zum Beispiel um den Kolbenhub in einer hydraulischen
Betätigungseinrichtung für die Balkenbremse handeln. Die Balkenbremse kann auch elektrodynamisch
angetrieben werden, wobei die Stellgröße dann durch die elektrische Leistung (d. h.
Spannung und Stromstärke, wobei vorzugsweise die Stromstärke als Stellgröße geändert
wird) bestimmt wird.
[0012] Als Ablaufanlagen werden gleistechnische Anlagen verstanden, in denen nicht angetriebene
Schienenfahrzeuge aufgrund eines Gefälles im Gleis ablaufen können. Die Balkenbremsen
werden hierbei zur Verringerung der Geschwindigkeit eingesetzt.
[0013] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die realen Vorgänge in Balkenbremsen derart
modellhaft abgebildet werden, dass
- a) (bei einer statischen Betrachtung) ein Modell der in Bremsbalken der Balkenbremse
an den Rädern angreifenden Querkräfte unter Einsatz einer Finite-Elemente-Methode
in Abhängigkeit einer durch mindestens einen Aktuator (beispielsweise einen Hydraulikzylinder
und eine geeignete mechanische Umlenkeinrichtung) auf die Bremsbalken einwirkenden
Betätigungskraft berechnet werden,
- b) (bei einer dynamischen Betrachtung) ein Zustandsraummodell berechnet wird,
beschreibend eine Ablaufdynamik des Ablaufes durch den zeitlichen Verlauf (kontinuierlich
oder vorzugsweise in diskreten Zeitabständen) einer Ablaufposition als erster Zustandsgröße
und den zeitlichen Verlauf (kontinuierlich oder vorzugsweise in diskreten Zeitabständen)
einer Ablaufgeschwindigkeit als zweiter Zustandsgröße sowie
beschreibend eine Betätigungsdynamik der Balkenbremse als mindestens einer weiteren
Zustandsgröße,
wobei von allen Zustandsgrößen auch die Änderung ihrer jeweiligen zeitlichen Ableitung
(kontinuierlich oder vorzugsweise in diskreten Zeitabständen) berücksichtigt (d. h.
berechnet oder gemessen) wird.
- c) für den zeitlichen Verlauf der Stellgröße unter Berücksichtigung des Modells für
die Balkenbremse und des Zustandsraummodells und unter Zugrundlegung der SollAuslaufgeschwindigkeit
des Ablaufes aus der Balkenbremse als einer ersten Randbedingung ein Optimum berechnet
wird,
- d) unter Berücksichtigung des gefundenen Optimums für den zeitlichen Verlauf der Stellgröße
Steuersignale für die Balkenbremse ausgegeben werden.
[0014] Die auf den Bremsbalken einwirkende Betätigungskraft wird aufgrund der Längenausdehnung
des Bremsbalkens meistens durch mehreren Positionen ausgeübt . An diesen befinden
sich beispielsweise Federpakete, welche an mehreren Punkten auf den Bremsbalken oder
die Bremsbalken einwirken und durch ein hydraulisch angetriebenes Gestänge mit einer
veränderlichen Vorspannung beaufschlagt werden können. Das Gestänge kann durch einen
oder mehrere Hydraulikzylinder angetrieben werden.
[0015] Ein Vorteil der Erfindung besteht darin, dass bereits vor dem Erreichen eines Ablaufs
einer Balkenbremse unter Berücksichtigung von Annahmen mit dem Optimierungsalgorithmus
eine etwaige optimale Trajektorie der Geschwindigkeit und des Stellgrößenverlaufs
berechnet werden kann. In Abhängigkeit des Optimierungsproblems können Schwingungen
im Regelverhalten minimiert werden. Diese Schwingungen können minimiert werden, indem
das Anfangsbremsniveau aufgrund der Modelle genauer bestimmt werden kann und die vorhandenen
Nichtlinearitäten berücksichtigt werden können, so dass diesen nicht allein durch
das Regelverhalten kompensiert werden müssen. Hierdurch ist es möglich, die verfügbare
maximale Bremsarbeit besser auszunutzen. Dies wiederum hat zur Folge, dass weniger
Sicherheitsreserven in der Auslegung berücksichtigt werden müssen.
[0016] Zukünftig steigen aufgrund der Einführung der digitalen, automatischen Kupplung (DAK)
auch die Anforderungen der Laufzielbremsung an die zulässige Auflaufgeschwindigkeit
(auf bereits abgelaufene Abläufe) im Richtungsgleis und somit an die Präzision der
letzten Bremsenstaffel vor dem Stillstand der Abläufe (meist handelt es sich hierbei
um die Richtungsgleisbremsen). Auch an dieser Stelle setzt die vorliegende Erfindung
an, da aus den oben genannten Gründen eine exaktere Steuerung der betroffenen Balkenbremsen
möglich ist.
[0017] Beschrieben wird gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung eine Steuereinrichtung
für eine Balkenbremse, aufweisend einen Prozessor und eine Speichereinheit.
[0018] Die Steuereinrichtung kann aus mehreren Bremsensteuerungen zusammengesetzt sein.
Vorzugsweise kann eine zentrale Steuereinrichtung vorgesehen sein, die mit Bremsensteuerungen
für ganze Bremsstaffeln oder einzelne Bremsen kommuniziert und deren Zusammenarbeiten
steuert. Die zentrale Steuereinrichtung kann auch als Computer zum Durchführen von
Berechnungen mittels Finite-Elemente-Methode eingerichtet werden.
[0019] Gemäß diesem Aspekt sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
die Steuervorrichtung dazu eingerichtet ist, mit Hilfe des Prozessors unter Aufruf
von Daten in der Speichereinheit ein Verfahren nach einem der Ansprüche 1-15 durchzuführen.
[0020] Damit gelten die oben genannten Vorteile für das Verfahren entsprechend auch für
die Steuereinrichtung.
[0021] Beschrieben wird gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung ein Computerprogramm,
umfassend Programmbefehle, die bei der Ausführung des Programms durch einen Computer
diesen dazu veranlassen, die Schritte a) und b) und c) des Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1 - 15 durchzuführen.
[0022] Des Weiteren wird also gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung ein Programmmodule
enthaltendes Computerprogramm mit Programmbefehlen zur Durchführung des genannten
erfindungsgemäßen Verfahrens und/oder dessen Ausführungsbeispielen beschrieben, wobei
mittels des Computerprogramms jeweils das erfindungsgemäße Verfahren und/oder dessen
Ausführungsbeispiele durchführbar sind. Damit gelten die oben genannten Vorteile für
das Verfahren entsprechend auch für die Steuereinrichtung.
[0023] Darüber hinaus wird gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung eine Bereitstellungsvorrichtung
zum Speichern und/oder Bereitstellen des Computerprogramms beschrieben. Die Bereitstellungsvorrichtung
ist beispielsweise eine Speichereinheit, die das Computerprogramm speichert und/oder
bereitstellt. Alternativ und/oder zusätzlich ist die Bereitstellungsvorrichtung beispielsweise
ein Netzwerkdienst, ein Computersystem, ein Serversystem, insbesondere ein verteiltes,
beispielsweise cloudbasiertes Computersystem und/oder virtuelles Rechnersystem, welches
das Computerprogramm vorzugsweise in Form eines Datenstroms speichert und/oder bereitstellt.
[0024] Die Bereitstellung erfolgt in Form von Programmdatensätzen als Datei, insbesondere
als Downloaddatei, oder als Datenstrom, insbesondere als Downloaddatenstrom, des Computerprogramms.
Diese Bereitstellung kann beispielsweise auch als partieller Download erfolgen, der
aus mehreren Teilen besteht. Ein solches Computerprogramm wird beispielsweise unter
Verwendung der Bereitstellungsvorrichtung in eine Rechenumgebung übertragen, sodass
das erfindungsgemäße Verfahren in einer Recheninstanz zur Ausführung gebracht werden
kann.
[0025] Rechnergestützt oder computerimplementiert ist eine Vorrichtung, wenn diese mindestens
einen Computer oder Prozessor aufweisen, oder ein Verfahren, wenn mindestens ein Computer
oder Prozessor mindestens einen Verfahrensschritt des Verfahrens ausführt.
[0026] Eine Rechenumgebung ist eine IT-Infrastruktur, bestehend aus Komponenten wie Computern,
Speichereinheiten, Programmen und aus mit den Programmen zu verarbeitenden Daten,
die zur Ausführung mindestens einer Applikation, die eine Aufgabe zu erfüllen hat,
verwendet werden. Die IT-Infrastruktur kann auch aus einem Netzwerk der genannten
Komponenten bestehen.
[0027] Recheninstanzen (oder kurz Instanzen) bilden innerhalb einer Rechenumgebung funktionale
Einheiten aus, die Applikationen (gegeben beispielsweise durch eine Anzahl von Programmmodulen)
zugeordnet werden können und diese ausführen können. Diese funktionalen Einheiten
bilden bei der Ausführung der Applikation physikalisch (beispielsweise Computer, Prozessor)
und/oder virtuell (beispielsweise Programmmodul) in sich geschlossene Systeme.
[0028] Computer sind elektronische Geräte mit Datenverarbeitungseigenschaften. Computer
können beispielsweise Clients, Server, Handheld-Computer, Kommunikationsgeräte und
andere elektronische Geräte zur Datenverarbeitung sein, die Prozessoren und Speichereinheiten
aufweisen können und über Schnittstellen auch zu einem Netzwerk zusammengeschlossen
sein können.
[0029] Prozessoren können beispielsweise Wandler, Sensoren zur Erzeugung von Messsignalen
oder elektronische Schaltungen sein. Bei einem Prozessor kann es sich um einen Hauptprozessor
(engl. Central Processing Unit, CPU), einen Mikroprozessor, einen Mikrocontroller,
oder einen digitalen Signalprozessor, möglicherweise in Kombination mit einer Speichereinheit
zum Speichern von Programmbefehlen und Daten handeln. Auch kann unter einem Prozessor
ein virtualisierter Prozessor oder eine Soft-CPU verstanden werden.
[0030] Speichereinheiten können als computerlesbarer Speicher in Form eines Arbeitsspeichers
(engl. Random-Access Memory, RAM) oder Datenspeichers (Festplatte oder Datenträger)
ausgeführt sein.
[0031] Programmmodule sind einzelne Software-Funktionseinheiten, die einen erfindungsgemäßen
Programmablauf von Verfahrensschritten ermöglichen. Diese Software-Funktionseinheiten
können in einem einzigen Computerprogramm oder in mehreren miteinander kommunizierenden
Computerprogrammen verwirklicht sein. Die hierbei realisierten Schnittstellen können
softwaretechnisch innerhalb eines einzigen Prozessors umgesetzt sein oder hardwaretechnisch,
wenn mehrere Prozessoren zum Einsatz kommen.
[0032] Schnittstellen können hardwaretechnisch, beispielsweise kabelgebunden oder als Funkverbindung,
oder softwaretechnisch, beispielsweise als Interaktion zwischen einzelnen Programmmodulen
eines oder mehrerer Computerprogramme, realisiert sein.
Allgemeine Ausführungsbeispiele der Erfindung
[0033] Weiterbildungen der Erfindung beschreibende Varianten werden nachfolgend ohne Beschränkung
des grundlegenden Gedankens der Erfindung erläutert.
[0034] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass
mit den Steuersignalen eine modellprädiktive Regelung der Balkenbremse vorgenommen
wird.
[0035] Die Anwendung einer Steuerung kombiniert mit einer Regelung kann auch als modellprädiktive
Regelung bezeichnet werden. Der Anteil der Steuerung bewirkt hierbei den modellprädiktiven
Anteil der Regelung. Das Modell ermöglicht es, die Parameter des Bremsprozesses schon
vor dem Eintreten der Bremsung zur Steuerung des Bremsprozesses zu bestimmen und mittels
der Regelung einzugreifen, wenn das Modell von der Realität abweicht, d. h. die zur
Steuerung herangezogenen Parameter des Bremsprozesses nicht zu dem präditzierten Ergebnis
führen. Hierbei sind vorteilhaft vergleichsweise geringe Korrekturen erforderlich,
was dazu führt, dass geringere Stellgrößenänderungen notwendig sind und somit das
Schwingverhalten des Regelkreises gedämpft wird.
[0036] Die Prinzipien einer Steuerung und einer Regelung sind voneinander zu unterscheiden.
Einer Steuerung liegt eine Heuristik zugrunde, nach der das Verhalten eines Systems
gerichtet beeinflusst wird, mit dem Ziel, dass das System auf Änderungen in einer
gewünschten Weise reagiert. In diesem Rahmen läuft die Steuerung des Systems stabil.
Durch eine Steuerung allein kann aber nicht vermieden werden, dass im System eine
zusätzliche Zustandsänderung durch unvorhergesehene Störungen eintritt. Regeln bedeutet
demgegenüber, Zustandsänderungen des Systems auf Grund von Störungen entgegenzuwirken,
indem abhängig von der auftretenden Störung eine Regelgröße verändert wird. Dabei
kann es jedoch zu Regelschwingungen kommen.
[0037] Ein wichtiger Vorteil dieser Erfindung liegt somit auf der Verbesserung der Regelung
während der Bremsvorgänge und als Ergebnis auf der statistisch besseren Einhaltung
der Sollauslaufgeschwindigkeit aus den einzelnen Balkenbremsen, wodurch sich die Prozessfähigkeit
erhöht. Aufgrund der kontinuierlichen Identifikation des Reibungskoeffizienten und
des Rollfaktors lassen sich die Abläufe vorteilhaft gut kategorisieren.
[0038] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass die Betätigungsdynamik für mindestens einen Betätigungszylinder mit jeweils einem
Kolben, einer ersten Kammer und einer zweiten Kammer und Betätigungsventilen berechnet
wird unter Berücksichtigung mindestens einer der folgenden weiteren Zustandsgrößen,
e) beschreibend eine Kolbendynamik des Kolbens durch eine Kolbenposition als dritte
Zustandsgröße und durch eine Kolbengeschwindigkeit als vierter Zustandsgröße,
f) beschreibend eine Druckaufbaudynamik in einer ersten Kammer durch einen ersten
Kammerdruck in der ersten Kammer als fünfter Zustandsgröße und durch einen zweiten
Kammerdruck in der zweiten Kammer als sechster Zustandsgröße,
g) beschreibend eine Ventildynamik, wobei jede Kammer (d. h. die erste Kammer und
auch die zweite Kammer) wenigstens ein Einlassventil und ein Auslassventil aufweist,
durch eine jeweilige Ventilposition als siebter Zustandsgröße und neunter Zustandsgröße
und durch eine jeweilige Ventilgeschwindigkeit als achter Zustandsgröße und zehnter
Zustandsgröße.
[0039] Diese Variante ergibt Sinn, wenn die Balkenbremse hydraulisch durch einen Betätigungszylinder
und eine mit diesem verbundene mechanische Umlenkeinrichtung, die auch Federpakete
aufweisen kann, verstellt wird. Alternativen hierzu ergeben sich durch elektrodynamische
Antriebe für die Umlenkeinrichtung der Balkenbremse.
[0040] Der Vorteil dieser Variante ergibt sich daraus, dass die Betätigungsdynamik für die
Balkenbremsen zu einer verzögerten Umsetzung von Steuersignalen beiträgt. Wird diese
Dynamik bei der Steuerung bereits berücksichtigt, so wird die Dynamik als Störgröße
in dem technischen System Balkenbremse reduziert oder deren Wirkung zumindest verringert.
Dies bewirkt vorteilhaft, dass eine zur Steuerung parallel erfolgende Regelung geringere
Korrekturen vornehmen muss und die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Schwingungen
im Stellgrößenverlauf dadurch verringert wird.
[0041] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass unter Zugrundelegung einer Abweichung der Beschleunigung des Ablaufes in der
Balkenbremse von einer auf der Grundlage des zeitlichen Verlaufes der Stellgrößen
berechneten Soll-Beschleunigung in der Balkenbremse zusätzlich eine Regelung der Stellgröße
erfolgt.
[0042] Das reale Zeitverhalten einer bestimmten Kolbenpositionierung ist dabei trotz Modellbildung
nicht exakt bekannt und wird vorzugsweise zusätzlich über einen Schlitzlagegeber oder
dergleichen gemessen. Hierdurch kann zusätzlich ein Lageregelkreis realisiert werden,
es existieren mindestens ein, vorzugsweise zwei unterschiedliche Einlassventile und
ein Auslassventil für jede Kammer (also die erste Kammer A und die zweite Kammer B),
die jeweils auch entsprechend ihrer Funktion als Grob- und Feinventil bezeichnet werden
könnten. Die Abschaltung der jeweiligen Ventile über die Steuerung erfolgt durch heuristisch
ermittelte Vorhalte, die den Abstand zwischen Ist- und Solllage berücksichtigen, wobei
hierdurch vorteilhaft eine technisch leicht zu realisierende Möglichkeit genutzt wird,
um eine Regelung des Prozesses abweichend von den ursprünglich durch Berechnung des
Modells vorgegebenen Steuerparametern durchzuführen. Dabei liegt der Fokus der Erreichung
der Solllage innerhalb einer gewissen Toleranz und auf der Vermeidung von Überschwingern.
[0043] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass zusätzlich eine auf die Vermeidung eines Aufkletterns der Räder des Ablaufes
gerichtete zweite Randbedingung berücksichtigt wird.
[0044] Das Aufklettern der Räder muss in jedem Fall verhindert werden, weil dies im schlimmsten
Fall zu einer vollständigen Entgleisung eines Ablaufs in der Ablaufanlage führen kann.
Daher muss bezüglich einer das Aufklettern bewirkenden Bremskraft ein Sicherheitsabstand
eingehalten werden. Hierdurch verringert sich jedoch die nutzbare, durch die Balkenbremse
zu erzeugende Bremsarbeit.
[0045] Allerdings kann die zuverlässige Vermeidung des Aufkletterns durch die erfindungsgemäße,
weniger restriktive Herangehensweise die nutzbare Bremsarbeit für entsprechende Abläufe
erhöhen, bei vergleichbarer Sicherheit bzgl. der Vermeidung eines Aufkletterns. Dies
wiederum ermöglicht den Einsatz von geringer dimensionierten Balkenbremsen oder die
Ausnutzung einer höheren möglichen Bremsarbeit der Balkenbremsen bei gleicher Größe.
Somit lässt sich vorteilhaft entweder die Investition in die Ablaufanlage verringern
oder die Performanz der Balkenbremse erhöhen und somit in beiden Fällen auch die Gewinnmarge
erhöhen.
[0046] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass als zweite Randbedingung geprüft wird, ob die Differenz zwischen
h) einem Drehmoment, resultierend aus einer ersten Bremskraftkomponente, die durch
einen in Fahrtrichtung des Ablaufes gesehen vorderen Berührungsbereich einer Radbandage
am Bremsbalken erzeugt wird, und einem Höhenversatz zwischen einer Schienenoberseite,
auf der das Rad steht, und dem vorderen Berührungsbereich als Minuenden, und
i) einem Drehmoment, resultierend aus einer zweiten Bremskraftkomponente, die durch
einen in Fahrtrichtung des Ablaufes gesehen hinteren Berührungsbereich der Radbandage
am Bremsbalken erzeugt wird, und einem Höhenversatz zwischen der Schienenoberseite
und dem hinteren Berührungsbereich, als Subtrahenden größer ist,
j) als ein Drehmoment, resultierend aus der Hälfte der Gewichtskraft einer das Rad
tragenden Achse und einem horizontalen Versatz zwischen der Achse und dem vorderen
Berührungsbereich.
[0047] Bei dieser Randbedingung handelt es sich vorteilhaft um ein Modell, das mit einem
geringen Rechenaufwand berechnet werden kann und gleichzeitig eine sehr gute Annäherung
an die in der Realität vorliegenden Bedingungen für ein Aufklettern des Rades während
der Bremsung in der Balkenbremse darstellt.
[0048] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass bei der Berechnung der ersten Bremskraftkomponente und der zweiten Bremskraftkomponente
ein Reibungskoeffizient (z. B. ein verfügbarer Literaturwert oder das Ergebnis einer
im Folgenden noch erläuterten Berechnung) für die Paarung zwischen Radbandage und
Bremsbalken und ein Rollfaktor (z. B. ein verfügbarer Literaturwert oder das Ergebnis
einer im Folgenden noch erläuterten Berechnung) für die Bremswirkung des Ablaufes
berücksichtigt wird, wobei das Produkt aus der Querkraft und dem Reibungskoeffizienten
und dem Rollfaktor jeweils die Bremskraftkomponente ergibt.
[0049] Solange noch keine berechneten Werte durch die Finite-Elemente-Methode vorliegen,
wird auf Literaturwerte oder Erfahrungswerte für den Reibungskoeffizient und den Rollfaktor
zurückgegriffen. Vorteilhaft können durch Berechnungsschritte jedoch individuell für
den Bremsvorgang identifizierte Werte berechnet werden, die während des fortlaufenden
Bremsvorgangs iterativ an die tatsächlich vorliegenden Verhältnisse angenähert werden.
[0050] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass zusätzlich eine auf eine gleichmäßige Beschleunigung des Ablaufes während des
Durchlaufens der Balkenbremse gerichtete dritte Randbedingung berücksichtigt wird.
Die genannte gleichmäßige Beschleunigung durch die Balkenbremse stellt eine negative
Beschleunigung dar.
[0051] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass zusätzlich eine auf die Vermeidung eines Rucks des Ablaufes gerichtete vierte
Randbedingung berücksichtigt wird.
[0052] Der Ruck ist die zeitliche Ableitung der Beschleunigung, mit anderen Worten entsteht
ein Ruck durch sich ändernde Beschleunigung Die ruckreduzierte Beschleunigung mindert
die Wahrscheinlichkeit, dass es bei gebremsten Abläufen zu einer Ladungsverschiebung
kommt. Insbesondere bei Kesselwagen, die mit einer trägheitsbehafteten Flüssigkeit
gefüllt sind, kann es sonst zu einem Schwappen der Ladung kommen (sogenannte Schwappwagen).
Dies kann durch eine ruckreduzierte Beschleunigung gemindert werden (hierzu im Folgenden
noch mehr).
[0053] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass zusätzlich eine auf die Vermeidung von Änderungen der Stellgröße gerichtete fünfte
Randbedingung berücksichtigt wird.
[0054] Dies führt vorteilhaft zu einer Verringerung der auftretenden Belastungen in der
Bremsenmechanik, wodurch die Lebensdauer der Balkenbremse verlängert und die Wartungsintervalle
auf einen größeren Zeitraum gestreckt werden können. Dies trägt vorteilhaft zu einer
Wirtschaftlichkeit beim Betrieb der Ablaufanlage bei.
[0055] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass außer der ersten Randbedingung mindestens eine weitere Randbedingung berücksichtigt
wird, wobei die berücksichtigten Randbedingungen gewichtet werden.
[0056] Vorteilhaft können demnach je nach Definition der Constraints (Randbedingungen) die
betrieblich gewünschten Aspekte berücksichtigt werden. Dazu zählen zum Beispiel energie-
und oder verschleißoptimale Trajektorien während des Bremsprozesses, in dem dann möglichst
wenige Stellgrößenänderungen stattfinden. Ebenfalls kann eine möglichst gleichmäßige
oder eine ruckoptimierte Verzögerung berechnet werden, die speziell für den Bremsvorgang
und den anschließenden freien Lauf der bereits genannten Schwappwagen vorteilhaft
bzgl. der Prädiktion wäre. Es ist außerdem möglich, dass zukünftig weitere Constraints
gefunden werden, die ggf. die Schallemission reduzieren.
[0057] Anders, als bisherige Regelungskonzepte, die sich nur durch die Standardparameter
P, I, D und eine ablaufspezifische Reglerverstärkung parametrieren lassen, lässt sich
erfindungsgemäß eine Berücksichtigung der Dynamik z. B. für das Öffnen der Bremse
zustandsbasiert realisieren und erfordert keine fest codierten Zeiten mehr.
[0058] Für den Betrieb von Hochleistungsbahnhöfen ist es ebenfalls von Bedeutung, dass die
Constraints des modellprädiktiven Reglers eine verzögerte Bremsung erlauben, die sich
dadurch auszeichnet, dass Grenzzeichen der Ablaufanlage früher geräumt und sich dadurch
die Ablauffolgezeiten reduzieren können (dies bedeutet eine Steigerung der Ablaufleistung
der Ablaufanlage).
[0059] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass das Produkt der Prozessparameter des Reibungskoeffizienten und des Rollfaktors
berechnet wird, indem von dem Produkt aus der Masse des Ablaufes und der Beschleunigung
(entspricht der zeitlichen Ableitung der Geschwindigkeit) ein Fahrwiderstand, berücksichtigend
zumindest eine der folgenden Fahrwiderstandskomponenten: Neigungswiderstand, Bogenwiderstand,
Weichenwiderstand, Rollwiderstand und Luftwiderstand, abgezogen wird und die erhaltene
Differenz durch die durch den Bremsbalken zum Bremsen erzeugte Querkraft, geteilt
wird.
[0060] Ist das Produkt der Prozessparameter des Reibungskoeffizienten und des Rollfaktors
für einen Ablauf bekannt, so kann auf dieser Grundlage vorteilhaft eine vergleichsweise
genaue Prädiktion des Bremskraftverlaufes in der Balkenbremsen vorgenommen werden
(hierzu im Folgenden noch mehr). Die genannten Eigenschaften des Ablaufes gehen in
die Parametrierung ein und verbessern somit vorteilhaft die Übereinstimmung mit den
realen Verhältnissen. Ein weiterer, betrieblicher Vorteil besteht in der modellbasierten
Optimierung des Geschwindigkeitssignals, der sowohl den Ausfall einer Komponente als
auch z.B. das kurzfristige Abschatten des Dopplerradars zu überbrücken hilft. Zusätzlich
können weitere Messungen von Prozessparametern, wie z.B. die Radbandagenbreite oder
der Laufkreisdurchmesser direkt genutzt werden, um die Prädiktion zu verbessern und
quantitativ zu berücksichtigen.
[0061] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass der Prozessparameter des Reibungskoeffizienten berechnet wird, indem von dem
Produkt aus der Masse des Ablaufes und der Beschleunigung (entspricht der zeitlichen
Ableitung der Geschwindigkeit) ein Fahrwiderstand, berücksichtigend zumindest eine
der folgenden Fahrwiderstandskomponenten: Neigungswiderstand, Bogenwiderstand, Weichenwiderstand,
Rollwiderstand und Luftwiderstand, abgezogen wird und die erhaltene Differenz durch
die durch den Bremsbalken zum Bremsen erzeugte Querkraft, und durch den für das Rad
ermittelten Rollfaktor geteilt wird.
[0062] Diese Ausgestaltung der Erfindung setzt voraus, dass der Rollfaktor des betreffenden
Ablaufes in an sich bekannter Weise messtechnisch ermittelt wird. Dies hat den Vorteil,
dass durch Anwendung des Verfahrens, welches vorstehend schon beschrieben wurde, eine
vergleichsweise genaue Aussage über den Reibungskoeffizienten möglich ist, da es sich
bei diesem um die einzige Variable in der zugehörigen Berechnungsgleichung handelt.
Dies ermöglicht vorteilhaft eine weitere Verbesserung der Parametrierung des Modells,
das dadurch näher an der Realität liegt.
[0063] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass mit einem Signalfilter unter Berücksichtigung der stochastischen Verteilung der
Messwerte einer Geschwindigkeitsmessung für den Ablauf und einer stochastischen Verteilung
der prädizierten Werte für einen Geschwindigkeitsverlauf des Ablaufes ein optimierter
Wert berechnet wird.
[0064] Eine solche Berechnung kann in an sich bekannter Weise beispielsweise durch Einsatz
eines Kalmann-Filters erfolgen. Durch einen Vergleich der prädizierten Werte mit den
tatsächlich gemessenen Werten kann die Güte des Berechnungsverfahrens beurteilt und
unter Berücksichtigung der gewonnenen Erkenntnisse für nachfolgende Abläufe vorteilhaft
weiter verbessert werden.
[0065] Gemäß einer Variante sind die oben erklärten Aspekte der Erfindung dadurch bestimmt,
dass
k) der zeitliche Verlauf der Stellgröße (dabei kann es sich um den berechneten Verlauf
oder den durch Regelung beeinflussten tatsächlichen Verlauf der Stellgröße handeln)
eines Bremsvorganges
l) sowie entweder der bei dem betreffenden Bremsvorgang ermittelte Reibungskoeffizient
und der bei dem betreffenden Bremsvorgang ermittelte Rollfaktor oder das bei dem betreffenden
Bremsvorgang ermittelte Produkt aus Reibungskoeffizienten und Rollfaktor
gespeichert werden und bei einem nachfolgenden Bremsvorgang mit der betreffenden Balkenbremse
(zur Berücksichtigung der Bremscharakteristik) oder mit einer anderen Balkenbremse
(zur Berücksichtigung der Ablaufcharakteristik des betreffenden Ablaufes) verwendet
werden.
[0066] Die weitere Verwendung der gewonnenen Erkenntnisse aus einem bestimmten Bremsvorgang
führt dazu, dass das Anfangsbremsniveau genauer gewählt und die Geschwindigkeitstrajektorie
ebenfalls besser prädiziert werden kann, wodurch eine stabilere Verfahrensführung
möglich ist. Insgesamt trägt das erfindungsgemäße Verfahren dadurch dazu bei, dass
eine Ablaufanlage im laufenden Betrieb performanter betrieben werden kann. Auch können
Änderungen von Zustandsgrößen über die Betriebsdauer, die beispielsweise durch einen
Verschleiß eintreten können, durch adaptive Nachführung des Verfahrens kompensiert
werden.
Exemplarische Ausführungsbeispiele der Zeichnung
[0067] Weitere Einzelheiten der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnung beschrieben.
Gleiche oder sich entsprechende Zeichnungselemente sind in den einzelnen Figuren jeweils
mit den gleichen Bezugszeichen versehen und werden nur insoweit mehrfach erläutert,
wie sich Unterschiede zwischen den einzelnen Figuren ergeben.
[0068] Bei den im Folgenden erläuterten Ausführungsbeispielen handelt es sich um bevorzugte
Ausführungsformen der Erfindung. Bei den Ausführungsbeispielen stellen die beschriebenen
Komponenten der Ausführungsformen jeweils einzelne, unabhängig voneinander zu betrachtende
Varianten der Erfindung dar, welche die Erfindung jeweils auch unabhängig voneinander
weiterbilden und damit auch einzeln oder in einer anderen als der gezeigten Kombination
als Bestandteil der Erfindung anzusehen sind. Des Weiteren sind die beschriebenen
Komponenten auch mit den vorstehend beschriebenen Varianten der Erfindung kombinierbar.
Figur 1 zeigt in einer schematischen Skizze ein Ausführungsbeispiel einer Ablaufanlage
AAL mit ihren Wirkzusammenhängen schematisch, und zwar mit einem Ausführungsbeispiel
der erfindungsgemäßen Steuereinrichtung, in der ein Computerprogramm 1 zur Ausführung
eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Verfahrens installiert ist. Gezeigt
ist auch ein Ausführungsbeispiel einer Rechenumgebung für die Ablaufanlage AAL als
Blockschaltbild, wobei die einzelnen Recheninstanzen Programmmodule ausführen, die
jeweils in einem oder mehreren der beispielhaft dargestellten, als Steuerungen ausgeführten
Computer ablaufen können und wobei die gezeigten Schnittstellen demgemäß softwaretechnisch
in einem Computer oder hardwaretechnisch zwischen verschiedenen Computern ausgeführt
sein können.
Figur 2 zeigt den schematischen Aufbau der Betätigung einer Balkenbremse BLK, die
durch einen Hydraulikzylinder angetrieben wird, geeignet zur Steuerung durch ein Ausführungsbeispiel
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Figur 3 zeigt eine vereinfachte Aufsicht auf eine reale Geometrie der Balkenbremse
BLK gemäß Figur 2, dargestellt mit realistischen Proportionen, und eine Transformation
zu einem Modell für die Anwendung einer Finite-Elemente-Methode gemäß einem Ausführungsbeispiel
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Figur 4 zeigt das Ergebnis der FEM-Berechnung gemäß einem Ausführungsbeispiel des
erfindungsgemäßen Verfahrens für drei verschiedene Wagen, die sich in der Anzahl der
Achsen und/oder dem Achsabstand unterscheiden. Auf der Abszisse ist die Position der
ersten Achse s aufgetragen in Metern.
Figur 5 zeigt schematisch die an einem Ablauf angreifenden Kräfte zur Verdeutlichung
der bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zu berücksichtigen Parameter.
Figur 6 zeigt schematisch die an einem Rad RD des Ablaufes angreifenden Kräfte, um
das Verständnis des Phänomens des Aufkletterns von Rädern RD zu verdeutlichen.
Figur 7 zeigt die Querkraft F in Newton N der Balken an der Radbandage RB, aufgetragen
über der Position der ersten Achse s in Metern.
Figur 8 zeigt eine zusammenfassende Darstellung des FEM_Berechnung, wobei die durch
die Bremskraft sowie durch die Gewichtskraft auftretenden Drehmomente in Newtonmetern
Nm über dem Radweg s in Metern dargestellt ist.
Figur 9 zeigt exemplarische Wahrscheinlichkeitsverteilungen einer Zustandsgröße basierend
auf dem Zustandsraummodell, den Messungen während des Ablaufens eines Ablaufes und
einem geschätzten Optimum als Diagramm.
Figur 10 zeigt ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens als Flussdiagramm,
wobei die einzelnen Verfahrensschritte einzeln oder in Gruppen durch Programmmodule
verwirklicht sein können.
Detaillierte Beschreibung der Zeichnung
[0069] Figur 1 zeigt in einer schematischen Skizze ein Ausführungsbeispiel einer Ablaufanlage
AAL mit einem Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Steuereinrichtung, in der
ein Computerprogramm 1 zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens installiert
ist. Dabei stellt der obere Teil der Figur 1 das Gleisbild der Ablaufanlage AAL und
der untere Teil der Figur 1 das Gefälleprofil beziehungsweise einen Längsschnitt der
Ablaufanlage AAL dar.
[0070] In einer durch die Steuerungen geschaffenen Rechenumgebung sind die zum Einsatz kommenden
Recheninstanzen sowie andere angeschlossene Geräte durch eine erste Schnittstelle
S1, eine zweite Schnittstelle S2, eine dritte Schnittstelle S3, eine vierte Schnittstelle
S4, eine fünfte Schnittstelle S5, eine sechste Schnittstelle S6 und eine siebten Schnittstelle
sowie S7 bei einer zentralen Steuervorrichtung ZST ein erster Prozessor PR1 mit einer
ersten Speichereinheit SE1 durch eine elfte Schnittstelle S11, bei einer Bergbremsensteuerung
BBS ein zweiter Prozessor PR2 mit einer zweiten Speichereinheit SE2 durch eine zwölfte
Schnittstelle S12, bei einer Talbremsensteuerung TBS ein dritter Prozessor PR3 und
mit einer dritten Speichereinheit SE3 durch eine 13. Schnittstelle S13 und bei einer
Richtungsgleisbremsensteuerung RBS ein vierter Prozessor PR4 mit einer vierten Speichereinheit
SE4 durch eine 14. Schnittstelle S14 verbunden.
[0071] Entsprechend der Darstellung der Figur 1 weist die Ablaufanlage AAL, die Bestandteil
einer rangiertechnischen Anlage des schienengebundenen Verkehrs ist, ausgehend von
einem Berggipfel BG eine Ablauframpe ABR auf, an die sich eine Zwischenneigung ZNG,
eine Verteilweichen VW1 ... VW7 aufweisende Verteilzone VTZ sowie Richtungsgleise
RG1 ... RG8 anschließen. Darüber hinaus sind in Figur 1 Gleisbremsen in Form einer
Bergbremsstaffel BB mit einer ersten Bergbremse BB2 und einer zweiten Bergbremse BB1,
eine Talbremsstaffel TB mit einer ersten Talbremse TB1 und einer zweiten Talbremse
TB2 und einer Richtungsgleisbremsstaffel RGB mit einer ersten Richtungsgleisbremse
RB1, einer zweiten Richtungsgleisbremse RB2, einer dritten Richtungsgleisbremse RB3,
einer vierten Richtungsgleisbremse RB4, einer fünften Richtungsgleisbremse RB5, einer
sechsten Richtungsgleisbremse RB6, einer siebenten Richtungsgleisbremse RB7 und einer
achten Richtungsgleisbremse RB8 erkennbar.
[0072] Neben den genannten Komponenten der Ablaufanlage AAL sind in Figur 1 exemplarisch
ein erster Ablauf AB1, ein zweiter Ablauf AB2 und ein dritter Ablauf AB3 dargestellt,
die von einer Abdrücklokomotive ABL über den Ablaufberg geschoben beziehungsweise
an einem Abdrückpunkt AP (der nicht zwangsläufig am Berggipfel BG liegen muss und
exemplarisch für den dritten Ablauf AB3 dargestellt ist) abgedrückt worden sind und
sich in der Folge, angetrieben durch die einwirkende Schwerkraft, entlang der Ablaufanlage
AAL bewegen.
[0073] Zur Steuerung der Talbremsstaffel TB, enthaltend die Talbremsen TB1, TB2 ist in Figur
1 die Talbremsensteuerung TBS angedeutet, die über eine erste Schnittstelle S1, die
drahtgebunden oder auch drahtlos ausgeführt sein kann, an die Talbremsstaffel TB angebunden
ist. Zur Steuerung der Bergbremsstaffel BB, enthaltend die Bergbremsen BB1, BB2 ist
des Weiteren die Bergbremsensteuerung BBS angedeutet, die über die zweite Schnittstelle
S2, die drahtgebunden oder auch drahtlos ausgeführt sein kann, an die Bergbremsstaffel
BB angebunden ist. In entsprechender Weise ist die Richtungsgleisbremsstaffel RGB,
enthaltend die Richtungsgleisbremsen RB1 ... RB8 über die dritte Schnittstelle S3
an die Richtungsgleisbremsensteuerung RBS angebunden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit
ist hierbei in Figur 1 lediglich exemplarisch jeweils nur eine Schnittstelle zwischen
der jeweiligen Bremsstaffel und der jeweiligen Gleisbremsensteuerung gezeigt. Selbstverständlich
kann jede Gleisbremse angesteuert werden. Auch ist es möglich, für jede Gleisbremse
eine gesonderte Steuerung vorzusehen und nicht jeweils eine gemeinsame Steuerung für
die ganze Bremsstaffel (nicht dargestellt) .
[0074] Die Talbremsensteuerung TBS ist über die vierte Schnittstelle S4, die Bergbremsensteuerung
BBS ist über die fünfte Schnittstelle S5 und die Richtungsgleisbremsensteuerung RBS
ist über die sechste Schnittstelle S6 mit einer zentralen Steuervorrichtung ZST der
Ablaufanlage AAL verbunden. Dies bedeutet, dass durch diese Steuerkomponenten insgesamt
eine Steuereinrichtung zum Steuern der Gleisbremsen, also der Bergbremsen BB1, BB2,
Talbremsen TB1, TB2 sowie der Richtungsgleisbremsen RB1 ... RB8, in Form eines verteilten
Steuerungssystems gebildet wird. Alternativ hierzu wäre es selbstverständlich beispielsweise
auch möglich, dass die Bergbremsen BB1, BB2, die Talbremsen TB1, TB2 sowie die Richtungsgleisbremsen
RB1 ... RB8 unmittelbar mit der zentralen Steuervorrichtung ZST verbunden sind und
gesteuert werden (nicht dargestellt). Die Steuervorrichtungen übernehmen im erfindungsgemäßen
Sinne auch die erforderlichen Schritte der Regelung. Insgesamt wird das durch die
Steuervorrichtungen durchgeführte Verfahren auch als modellprädiktive Regelung bezeichnet.
[0075] Die Ermittlung von Steuerparametern für die Gleisbremsen in Form der Bergbremsen
BB1, BB2, der Talbremsen TB1, TB2 sowie der Richtungsgleisbremsen RB1 ... RB8 der
Ablaufanlage AAL erfolgt verteilt in den Steuerungen in erfindungsgemäßer Weise derart,
dass eine bremsübergreifende Betrachtung beziehungsweise Optimierung der jeweiligen
Geschwindigkeiten der Abläufe vorgenommen wird, wobei die Prozesse, die in den Bremsen
ablaufen, unter Einsatz einer Finite-Elemente-Methode anhand eines Modells simuliert
werden und ein die Ablaufdynamik des Ablaufs und die Betätigungsdynamik der Balkenbremse
BLK berücksichtigendes Zustandsmodell berechnet wird.
[0076] Bei der Steuerung der Bremsstaffeln können Ergebnisse einer Messung der Ablaufeigenschaften
eines betreffenden Ablaufes einfließen, die zu einem möglichst frühen Zeitpunkt des
Ablaufvorganges durch eine Messstation MST erstellt werden. Die Messstation MST kann
nicht dargestellte Prozessoren und Speichereinheiten enthalten, die mit nicht dargestellten
Sensoren zusammenwirken. Die messtechnische Erfassung von Abläufen ist an sich bekannt
und daher nicht Gegenstand einer ausführlichen Beschreibung. Die Messstation MST ist
über eine siebte Schnittstelle S7 an die zentrale Steuerung angeschlossen, wobei der
1. Prozessor beispielsweise die Berechnung für die Balkenbremsen mittels der Finite-Elemente-Methode
vornehmen kann. Alternativ (nicht dargestellt) kann zur Berechnung allerdings auch
ein externer Computer 1 verwendet werden, der an die zentrale Steuerung angeschlossen
ist.
[0077] In dem Ausführungsbeispiel sind alle Bremsen, also die Bergbremsen BB1, BB2 die Talbremsen
TB1, TB2 und die Richtungsgleisbremsen RB1 ... RB8 durch Balkenbremsen BLK ausgebildet,
sodass die folgenden Figuren für alle Bremsen der Ablaufanlage AAL gemäß Figur 1 gültig
sind. Ein Beispiel für den Aufbau dieser Balkenbremsen BLK soll im Folgenden erläutert
werden.
[0078] Das hydromechatronische System der Balkengleisbremse gemäß Figur 2 (im Falle einer
hydraulischen Betätigung) besteht im Wesentlichen aus einer hydraulischen Steuermechanik,
die über ein erstes Einlassventil EL1 und ein erstes Auslassventil AL1 den Volumenstrom
des Öls in eine erste Kammer KM1 und über ein zweites Einlassventil EL2 und ein zweites
Auslassventil AL2 den Volumenstrom des Öls in eine zweite Kammer KM2 eines Betätigungszylinders
BZL steuert. Die Ansteuerung erfolgt elektrisch durch die Steuereinrichtung, bestehend
aus den bereits genannten Bremssteuerungen ZST, BBS, TBS, RBS. Zum besseren Verständnis
der Funktionsweise des Systems der Balkenbremse BLK ist Figur 2 als Draufsicht für
die hier einschienige Balkenbremse BLK mit drei Federpaketen FP dargestellt.
[0079] Der doppeltwirkende Betätigungszylinder BZL steuert über seinen Kolben KB ein Gestänge
GST und Umlenkungen ULK die Vorspannung jedes Federpakets FP. Aufgrund mechanischer
Anschläge ASL kommt es ab einer gewissen Federkraft zu einer Bewegung der Balken.
Dabei wird zwischen dem Außenbalken ABK und dem Innenbalken IBK unterschieden, beide
sind gelagert und können sich othogonal zu einer Schiene SN bewegen. Dabei kann über
eine nicht näher dargestellte mechanische Umlenkung ULK unter der Schiene SN der Abstand
zwischen dem Außenbalken ABK und dem Innenbalken IBK verändert werden, dieser wird
als Bremsrillenbreite bezeichnet. Die Bremsrillenbreite wird für Bremsvorgänge verkleinert
auf eine Breite kleiner als die Normrad-Bandagenbreite, was dazu führt, dass die Radbandagen
RD die Bremsrille aufschneiden und dann die Kräfte der zusätzlich vorgespannten Federpakete
FP erhöhen. Die Radbandage RB eines spurgeführten Rades RD wird durch eine Verbreiterung
des Radquerschitts am äußeren, die Lauffläche des Rades RD bildenden Umfang des Rades
RD ausgebildet. Dadurch wird diese Verbreiterung durch die Balkenbremse BLK beim Bremsvorgang
erfasst.
[0080] Für jede Kolbenhubveränderung wird Leistung in Form eines Volumenstroms des Hydrauliköls
bei einem Nenndruck von 180 bar benötigt. Über die Umlenkung ULK wirkt ein trigonometrischer
Anteil der Kräfte aus den Federpaketen FP auf den Kolben KB und beeinflusst somit
zusätzlich die Bewegung des Kolbens KB.
[0081] Der Figur 3 lässt sich die Geometrie eines Ausführungsbeispiels der Richtungsgleisbremse
RB1 ... RB8 mit drei Federpaketen FP entnehmen. Wie in Figur 2 beschrieben, sind der
Außenbalken ABK und der Innenbalken IBK der Balkenbremse BLK zu erkennen, die die
Schiene SN umgreifen. Die Anschläge ASL und die Umlenkung ULK sind in Gehäusen untergebracht
und in Figur 3 nicht näher zu erkennen, ebenso wie der Kolben KB und die zugehörigen
Ventile.
[0082] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung baut eine Kausalkette auf, die zunächst kurz
dargelegt und dann im Weiteren genau spezifiziert wird. Die Kausalkette besteht aus
den folgenden Schritten:
- 1. FEM (Finite-Elemente-Methode) zur Berechnung der wirkenden Querkräfte in der Balkengleisbremse
- 2. Verbesserung der Identifikation von a priori unbekannten Prozessparametern
- 3. Zustandsraummodell zur Berechnung der Dynamiken des Systems der Balkengleisbremse
- 4. Modellprädiktives Regelungskonzept unter der Berücksichtigung von Constraints
- 5. Verwendung von modellbasierten Signalfiltern
[0083] Zur besseren Nachvollziehbarkeit ist der weitere Verlauf der Beschreibung ebenfalls
in diese fünf Schritte gegliedert.
1. FEM zur Berechnung der wirkenden Querkräfte in der Balkengleisbremse
[0084] Die Erfindung basiert, wie bereits beschrieben, auf einer FEM, die ihren Ursprung
in der Baustatik hat. Dabei wird die Balkenbiegung der Bremsbalken in Abhängigkeit
von Lagern und externen Kräften berechnet (in Figur 3 exemplarisch für den Innenbalken
IBK dargestellt, aber genauso gültig für den Außenbalken ABK). Die Lager entsprechen
in der Anwendung bei der Balkenbremse BLK den Kontaktpunkten zwischen Radbandage RB
von Rädern RD des nicht dargestellten Ablaufs und den Bremsbalken, deren Ablaufbewegung
durch die Balkengleisbremse quasikontinuierlich simuliert wird. Die externen Kräfte
entsprechen den Kräften F1, F2 und F3 aus den Federpaketen FP, deren Vorspannung durch
das oben beschriebene Hydrauliksystem sichergestellt wird.
[0085] Die Abstraktion der Realität ist in der Figur 3 zu sehen. Es handelt sich um die
Ausführung mit drei Federpaketen FP, das Prinzip der Abstraktion ist jedoch für jeden
anderen Bremsentyp adaptierbar. Anhand aller Nebenbedingungen lässt sich der Balken
in n Knoten K1 ... K9 (hier 9) und n-1 den oben genannten Abschnitten entsprechenden
Stäbe A1 ... A8 (hier 8) jeweils mit berechenbarer Länge L einteilen, die mit dem
Flächenträgheitsmoment I und dem Elastizitätsmodul E des Balkens die Eingangsgrößen
der FEM darstellen. Für jeden Stab wird dabei in an sich bekannter Weise eine Steifigkeitsmatrix
Ki erstellt, die folgendermaßen aufgebaut ist:

[0086] Zur Kopplung der benachbarten Stäbe wird eine Gesamtsteifigkeitsmatrix K
G erstellt, bei denen sich die Elemente
Kii,i mit dem vorherigen Stab und
Kii+1,i+1 mit dem nachfolgenden überlagern. Die Kräfte der Federpakete FP werden in Abhängigkeit
ihres zugeordneten Knotens an einem bestimmten Index in einem Vektor p berücksichtigt.
Zum Einhalten der Verformungsbedingungen müssen die Knotenweggrößen vj, die aus Auslenkung
und Verdrehung bestehen, in jedem Knoten mit den Stabendverformungen vji übereinstimmen.
Im Vektor v können dementsprechend auch bekannte Knotenweggrößen, wie zum Beispiel
die Radbandagenbreite RB einer jeden Achse berücksichtigt werden.

[0087] Aus diesen Informationen werden dann Matrizen und Vektoren erzeugt, die diese Aspekte
und die Kopplung der Stäbe berücksichtigen. Daraus ergibt sich die folgende Matrizengleichung:

[0088] Selbstverständlich können die Radbandagen RB nur Druck- und keine Zugkräfte aufnehmen,
daher sind ggf. Iterationen notwendig, die in Abhängigkeit des Vorzeichens der wirkenden
Querkraft gewisse Knoten aus der Matrizengleichung herauslöschen und das angepasste
Gleichungssystem erneut lösen, bis keine Zugkräfte an den Radbandagen RD mehr auftreten.
Die Matrix K
G bleibt dabei symmetrisch, verfügt über eine Bandstruktur und ist positiv definit.
Das hat zur Folge, dass spezielle Verfahren zum Lösen des Gleichungssystems genutzt
werden können, die weniger Rechenzeit benötigen. Zum Beispiel wird die Cholesky-Zerlegung
genutzt. Prinzipiell ist es jedoch unerheblich, welches Lösungsverfahren verwendet
wird. Diese speziellen Verfahren haben den Vorteil, dass eine Simulation auch während
des Ablaufes der Abläufe an der Ablaufanlage AAL durchgeführt werden kann, um den
Bremsprozess an den beteiligten Balkenbremsen BLK für jeden Ablauf individuell zu
optimieren, denn hierfür ist das Simulationsverfahren schnell genug.
[0089] Als Ergebnis ergibt sich die Balkenbiegung, deren Übereinstimmung in mehreren statischen
Versuchen bestätigt wurde. Die Berechnung erfolgt auf Grundlage der technischen Biegetheorie
erster Ordnung.
[0090] Der abschließende Schritt beschäftigt sich mit der knotenweisen Bestimmung der Schnittgrößen,
die aus der Querkraft Q und dem Biegemoment M bestehen. Die Indizes der Weggrößen
v
i beziehen sich auf die Position des Elements im Vektor v:

[0091] Diese Querkraft kann für jede Kontaktstelle zwischen Balken und Radbandage RB berechnet
werden und ermöglicht somit eine ortsabhängige Beschreibung der wirkenden Kraft und
kann in der Prädiktion mit der Klettergrenze verglichen werden (hierzu im Folgenden
mehr). Eigenschaften des Ablaufs z.B. in Bezug auf die Geometrie des Radsatzes RD
lassen sich bei zur Verfügung stehenden Messwerten vollumfänglich berücksichtigen,
andernfalls wird mit Default- oder Normwerten gerechnet.
[0092] In Figur 4 ist als Ergebnis der FEM-Berechnung bei 3 verschiedenen Abläufen beispielhaft
der Verlauf der Bremskraft F
B in Newton N über dem Weg s der ersten Achse durch die Balkenbremse BLK in Metern
m dargestellt. Der Graph G1 stellt den Bremskraftverlauf eines 4-achsigen Wagens mit
Drehgestellen dar, wobei der Abstand der Achsen im Drehgestell 1,8 m beträgt und der
Abstand zwischen den beiden einander zugewandten Achsen der Drehgestelle 7 m aufweist.
Der Graph G2 stellt den Bremskraftverlauf eines 2-achsigen Wagens dar, der einen Achsabstand
von 9 m aufweist. Der Graph G3 unterscheidet sich vom Graph G2 nur darin, dass der
Achsabstand 10,6 m aufweist. Deswegen unterscheiden sich die Graphen G2 und G3 hauptsächlich
auch nur durch einen Versatz in Richtung s in der zweiten Hälfte ihres Verlaufes.
2. Verbesserung der Identifikation von a priori unbekannten Prozessparametern
[0093] Die Bremskraft F
B eines Ablaufs in einer Balkengleisbremse ergibt sich aus dem Produkt der wirkenden
Querkraft der Balken F
Q, dem Reibungskoeffizienten µ und einem sogenannten Rollfaktor ς, der die Angriffshöhe
der Bremsbalken im Verhältnis zum Laufkreisdurchmesser berücksichtigt. Es ergibt sich
die folgende Formel:

[0094] Die Bremskraft eines Güterwagens in einer Balkengleisbremse hat über dem Ort aufgetragen
einen nichtlinearen Verlauf, da die Querkräfte der Balken auf den Ablauf von der Position
der Achsen in der Bremse während des Ablaufs und der Anzahl und Position der Federpakete
FP abhängen. Aktuell kennt die Steuerung keine tatsächlich wirkenden Querkräfte der
Balken. Daher kann das Produkt aus Reibungskoeffizienten und Rollfaktor aus der obigen
Formel nicht identifiziert werden (zumindest ohne Hinzuziehung weiterer Messwerte,
hierzu im Folgenden mehr).
[0095] Über die diskrete Ableitung der Ist-Geschwindigkeit, der Berücksichtigung der Ablaufmasse
und der Fahrwiderstände (Neigungs-, Bogen-, Weichen-, Roll- und Luftwiderstandskraft)
kann in jedem Rechenzyklus das Produkt aus Reibungskoeffizienten und Rollfaktor identifiziert
werden:
mit
µ Reibungskoeffizient
ς Rollfaktor
m Ablaufmasse
a Beschleunigung des Ablaufes
FN Neigungswiderstandskraft
FBo Bogenwiderstandskraft
FW Weichenwiderstandskraft
FL Luftwiderstandskraft
FQ Querkraft am Bremsbalken
FB Bremskraft
[0096] Sollte eine Messeinrichtung zur Bestimmung des Laufkreisdurchmessers einer jeden
Achse installiert sein, so lässt sich daraus der Rollfaktor berechnen und kann dementsprechend
die Identifikation des Reibungskoeffizienten weiter verbessern, da eine Unbekannte
entfällt.
[0097] Über eine geeignete Mittelung dieser Identifikationen lässt sich das zukünftige Verhalten
des aktuellen Ablaufs prädizieren und des Weiteren kann die Identifikation dazu dienen
auch die Bestimmung des Anfangsbremsniveaus von Folgeabläufen zu verbessern, was gelingt,
wenn eine Kommunikation der einzelnen Bremsensteuerungen gewährleistet ist, zum Beispiel
über die zentrale Steuerung gemäß Figur 1. Die Zweiteilung dieser Identifikation ist
darauf zurückzuführen, dass ein Teil der Reibpaarung ablauf- und der andere bremsenspezifisch
ist.
3. Zustandsraummodell zur Berechnung der Dynamiken des Systems der Balkengleisbremse
[0098] Ein Zustandsraummodell ist eine Form der Systembeschreibung von dynamischen Übertragungssystemen
im Zeitbereich. Dabei werden sämtliche Beziehungen der Eingangs-, Ausgangs- und Zustandsgrößen
in Form von Matrizen und Vektoren dargestellt. Allen physikalischen Größen, in denen
Energie gespeichert ist, wird eine Zustandsvariable xi zugeordnet.
[0099] Zusätzlich wird ein Vektor xi mit der zeitlichen Änderung aller Zustände erstellt.
Das Zustandsraummodell umfasst dann vier voneinander abhängige Dynamiken: die Ablaufdynamik
(Zustände: Position des Ablaufs, Geschwindigkeit des Ablaufs), die Kolbendynamik (Position
des Kolbens KB, Geschwindigkeit des Kolbens KB), die Druckaufbaudynamik (Druck in
erster Kammer KM1 und Druck in zweiter Kammer KM2) und die Ventildynamik der vier
Ventile, die den Volumenstrom in den Kolben KB steuern. Des Weiteren werden die vier
Eingangssignale zur Ansteuerung der Ventile im Eingangsvektor u berücksichtigt.
[0100] Die daraus resultierende Vektorgleichung weist diverse Nichtlinearitäten auf und
ist in der folgenden Darstellung zu sehen. Zum besseren Verständnis werden noch nicht
eingeführte Formelzeichen hier aufgeführt:
- ΣFW
- Summe aller weiteren betrachteten Fahrwiderstände,
- mA
- Masse des Ablaufs,
- mK
- Masse des Kolbens und des Gestänges,
- α
- Verhältnis der Kolbenflächen von erster Kammer und zweiter Kammer,
- AK
- Kolbenfläche,
- Fr
- Reibungskraft der Kolbenbewegung,
- Fext
- wirkende Kraft der Federpakete auf den Kolben,
- EA, EB
- Kompressionsmodul Kammer A, B,
- VA, VB
- Volumen der Kammer A, B,
- QA, QB
- Volumenstrom in Kammer A, B,
- Qli
- interner Leckvolumenstrom,
- c
- Ventilkonstante,
- T
- Ventilzeitkonstante,
- d
- Ventildämpfung,
- u
- Eingangsgrößen (Öffnungsgrad der vier Ventile)
[0101] Ablaufdynamik, Zustände:
- x1
- Position des Ablaufs
- x2
- Geschwindigkeit des Ablaufs

[0102] Kolbendynamik, Zustände:
- x3
- Position des Kolbens
- x4
- Geschwindigkeit des Kolbens

[0103] Druckaufbaudynamik, Zustände:
- x5
- Druck in erster Kammer
- x6
- Druck in zweiter Kammer

[0104] Ventildynamik, Zustände:
- x7,9,11,13
- Position der vier Ventile
- x8,10,12,14
- Geschwindigkeit der vier Ventile

[0105] Das Zeitverhalten einer bestimmten Kolbenpositionierung ist dabei bisher im Vorfeld
nicht bekannt und wird über einen Schlitzlagegeber gemessen. Dieser Lageregelkreis
kann prinzipiell als Fünfpunktregler angesehen werden, es existieren zwei unterschiedliche
Logikventile für jede Richtung, die jeweils als Grob- und Feinventil bezeichnet werden.
Die Abschaltung der jeweiligen Ventile über die Steuerung erfolgt durch Vorhalte,
die den Abstand zwischen Ist- und Solllage berücksichtigen. Dabei liegt der Fokus
der Erreichung der Solllage innerhalb einer gewissen Toleranz und auf der Vermeidung
von Überschwingern. Für jede Kolbenhubveränderung wird Energie in Form von Volumenstrom
bei einem Nenndruck von 180 bar für eine gewisse Zeit benötigt. Über die Umlenkung
wirkt ein trigonometrischer Anteil der Kräfte aus den Federpaketen auf den Kolben
und beeinflusst somit zusätzlich die Bewegung des Kolbens.
[0106] Die Ventilkonstanten lassen sich ebenfalls modellbasiert aus den Ergebnissen der
Reaktionszeitenmessungen bestimmen. Bei diesen Messungen wird der gesamte genutzte
Kolbenhub in beide Richtungen abgefahren und die Zeit je Richtung dokumentiert. Dieser
Vorgang wird einmal mit dem Feinventil durchgeführt und danach mit Fein- und Grobventil
zusammen wiederholt (sofern für die beiden Einlassventile und die beiden Auslassventile
je ein Feinventil und ein Grobventil vorgesehen sind). Dieses Ergebnis wird dann mit
den Ergebnissen aus der Modellierung abgeglichen und aufeinander abgestimmt.
[0107] Figur 5 zeigt die an einem Ablauf angreifenden Kräfte exemplarisch. Dabei bedeuten
- - FB
- Bremskraft
- mA s̈
- Trägheitskraft mit der zweiten Ableitung der Wegstrecke s des Ablaufes und der Masse
mA des Ablaufes
- mA g
- Gewichtskraft des Ablaufes, wobei g die Erdbeschleunigung ist
[0108] Figur 6 zeigt die an einem Rad des Ablaufes angreifenden Kräfte schematisch. Anhand
dieser schematischen Darstellung kann insbesondere der Vorgang des Aufkletterns erklärt
werden. Dabei bedeuten
- RB
- Radbandage
- K1, K2
- Kontaktpunkte zwischen Bremsbalken und Radbandage
- SO
- Schienenoberkante
- Fg
- Gewichtskraft
- FB
- Bremskraft
- F
- Betätigungskraft
- a
- horizontaler Abstand zwischen Wagenachse und Kontaktpunkt
- h
- vertikaler Abstand zwischen Wagenachse und Kontaktpunkt
- h'
- vertikaler Abstand zwischen Kontaktpunkt und Schienenoberkante (Angriffshöhe)
[0109] Die Bremskraft wird auf einer Kontaktfläche zwischen den Bremsbalken und der Radbandage
übertragen, die idealisiert als Kontaktpunkte K1, K2 betrachtet werden können. Zum
Aufklettern in einer Balkengleisbremse kommt es, wenn die folgende Drehmomentenungleichung
(10) wahr ist. Die Bremskraft, die am Kontaktpunkt K1 übertragen wird, ist mit einem
positivem Vorzeichen berücksichtigt, da sie das Aufklettern unterstützt, wohingegen
die Bremskraft am Kontaktpunkt K2 das Aufklettern hemmt und demensprechend negativ
berücksichtigt wird. Liegt der Balken nicht an einem der Kontaktpunkte an, so wird
die Kraft gleich null gesetzt.

4. Modellprädiktives Regelungskonzept unter der Berücksichtigung von Constraints,
d. h. Randbedingungen
[0110] Die Vorbedingungen für die Nutzung eines modellprädiktiven Reglers wurden vorstehend
beschrieben. Es existiert mit anderen Worten ein FEM-Modell zur Bestimmung der Bremskräfte
und über das Zustandsraummodell ist das Zeitverhalten der Bremsen prädizierbar. Der
maßgebliche Unterschied zur konventionellen Regelungstechnik ist erfindungsgemäß,
dass das zukünftige Systemverhalten bei der Berechnung der aktuellen Stellgröße mitberücksichtigt
wird und somit vor Einsetzen einer Regelung unter Berücksichtigung des Systemverhaltens
gesteuert werden kann. Bei der Bestimmung der zukünftigen Stellgrößen können ein Gütefunktional
J und als Constraints jegliche Eingangs-, Ausgangs- und Zustandsbeschränkungen berücksichtigt
werden. Diese Prädiktion und Optimierung erfolgt über einen zu definierenden Zeithorizont
N. Der berechnete Stellgrößenverlauf ist dann im Sinne des Gütefunktionals optimal.
In diesem Gütefunktional können dabei auch die Constraints berücksichtigt werden.

mit

[0111] Dabei bedeuten die Indizes Q und R Gewichtungsfaktoren, um den Einfluss auf die Optimierung
manuell beeinflussen zu können. Diese Gewichtungsfaktoren können mit Erfahrungswerten
belegt werden und durch Erkenntnisse aus dem Betrieb einer Ablaufanlage in geeigneter
Weise geändert werden.
[0112] Die Ausgestaltung dieses Gütefunktionals bietet dabei beliebige Möglichkeiten, hier
nur einige Beispiele für mögliche Constraints:
- gleichmäßige Beschleunigung über den gesamten Bremsprozess,
- Ruckoptimierung,
- Energieverbrauchs- bzw. Verschleißoptimierung,
- Vermeidung des Aufkletterns von Achsen
[0113] Bei der gleichmäßigen Beschleunigung eines Ablaufs über den gesamten Bremsprozess
ist es erforderlich die wirkende Bremskraft konstant zu halten, dies erfordert aufgrund
der Nichtlinearität (vergleiche Figur 4) eine nahezu kontinuierliche Anpassung des
Bremsniveaus und damit des Kolbenhubs während des Bremsvorgangs.
[0114] Bei der Verwendung einer Ruckoptimierung basiert die Optimierung auf der stetigen
Veränderung der Beschleunigung. Dieses Verfahren hat speziell bei Kesselwagen, bei
denen ein Schwappeffekt auftreten kann, den Vorteil, dass damit der Schwappeffekt
bedeutend reduziert werden kann. Dies hat zur Folge, dass auch das freie Laufverhalten
des Wagens nach der Balkengleisbremse gleichförmiger und besser prädizierbar ist,
und zum Beispiel die erforderlichen Abstände zu nachlaufenden oder vor laufenden Abläufen
verringert werden können.
[0115] Bei der Energieverbrauchs- bzw. Verschleißoptimierung liegt der Fokus vor allem auf
der Reduktion von Stellgrößenänderungen, da diese aufgrund der Zylinderbewegung mit
der Nutzung von unter Druck stehendem Hydrauliköl und mechanischen Bewegungen des
Gestänges der Balkengleisbremse verbunden sind.
[0116] Als besonders wichtiges Constraint ist die Vermeidung des Aufkletterns zu berücksichtigen,
um Entgleisungen zu verhindern. In Abhängigkeit des Bremsniveaus und des Achsabstands
lassen sich bereits vor dem Einlauf in die Balkengleisbremse potenziell kritische
Situationen ermitteln und in der Trajektorienplanung des Bremsvorgangs berücksichtigen.
Ein wesentlicher Bestandteil der Berechnung, ob es zum Aufklettern kommt, ist der
Reibungskoeffizient, der mit Literaturwerten initialisiert werden kann, aber ansonsten
a priori nicht bestimmbar ist.
[0117] Allerdings kann auf das Verfahren gemäß Schritt 2 (s. o.) verwiesen werden. Mit Hilfe
der Berechnung der zukünftigen Querkräfte, die auf eine Radbandage wirken und der
Identifikation von weiteren Prozessparametern können die örtlichen Bereiche bestimmt
werden, in denen es zum Aufklettern kommen könnte. In diesen Bereichen wird aufgrund
des Gütefunktionals J das Bremsniveau reduziert. Dabei ist darauf zu achten, dass
der Zeithorizont ausreichend groß ist, um der Dynamik der Balkengleisbremse bezüglich
der Anpassung des Bremsniveaus Rechnung zu tragen.
[0118] Zur Veranschaulichung ist das Prinzip für den Bremsvorgang einer Achse eines zweiachsigen
Wagens in einer Balkengleisbremse mit fünf Federpaketen in Figur 7 dargestellt. Der
Reibungskoeffizient beträgt für das Beispiel 0,3; der Rollfaktor 0,484 bei konstantem
maximalem Bremsniveau. Dazu ist zunächst die Querkraft F
Q über der Position der ersten Achse s bei ihrem Weg durch die Balkenbremse aufgetragen:
Werden die wirkenden Querkräfte den beiden möglichen Kontaktpunkten zugeordnet, so
ergibt sich die Darstellung des durch die Bremskraft erzeugten Drehmoments gemäß dem
oberen Teil von Figur 8. Zusätzlich ist die Klettergrenze KG, die sich aus dem durch
die Gewichtskraft verursachten Drehmoment ergibt, dargestellt.
[0119] Wird zusätzlich das Vorzeichen der Drehmomente an den Kontaktpunkten K1 und K2 (siehe
Figur 6) berücksichtigt, so ergibt sich die untere Darstellung gemäß Figur 8. Für
dieses Beispiel gibt es Bereiche, in denen das Drehmoment verursacht durch die Bremskraft
größer ist als das Drehmoment, das durch die Gewichtskraft verursacht wird. In diesen
Bereichen ist ein Aufklettern wahrscheinlich und muss regelungstechnisch verhindert
werden.
[0120] Das beschriebene Verfahren sieht bereits im Vorfeld eine Reduktion des Bremsniveaus
vor, um in diesen Bereichen das Risiko bzgl. des Aufkletterns zu reduzieren. Da aufgrund
des Zustandsraummodells die Dynamik der Balkengleisbremse bekannt ist, kann die Reduzierung
des Bremsniveaus vorteilhaft ausreichend früh und gleichzeitig möglichst spät erfolgen.
[0121] Dieses Regelungskonzept erfordert im Vergleich zum Stand der Technik deutlich mehr
Rechenleistung und ist auf die zur Verfügung stehenden Informationen der Eigenschaften
des Ablaufs (Achsmassen, Achsabstände, ggf. Laufkreisdurchmesser, ggf. Randbandagenbreite)
und die der Balkengleisbremse (Anzahl der Kraftaggregate, Feldweite, Federkennlinie)
angewiesen, um eine robuste Prädiktion zu ermöglichen. Sollte ein Teil dieser Informationen
für einen etwaigen Ablauf nicht zur Verfügung stehen, kann auf Erfahrungswerte für
die Berechnung oder auf bestehende Verfahren gemäß dem Stand der Technik zurückgegriffen
werden. So wird die Funktion der Ablaufanlage jederzeit gewährleistet, wenn auch nicht
mit der Performance des erfindungsgemäßen Verfahrens.
5. Verwendung von modellbasierten Signalfiltern
[0122] Aus den bereits eingeführten Verfahren der vorstehenden Schritte 1 bis 4 ergibt sich
eine weitere Möglichkeit, die die Plausibilisierung und Optimierung der Geschwindigkeitsmessung
des Dopplerradargeräts betrifft, soweit ein solches eingesetzt wird. Dies ist schematisch
in Figur 9 dargestellt. Über die berechneten Querkräfte aus der FEM und der Identifikation
von Reibungskoeffizient und Rollfaktor lässt sich mit Hilfe der Masse des Ablaufs
und der Topologie und Topographie der Ablaufanlage ein Intervall berechnen, in dem
der nächste Messwert liegen müsste. Hierzu kann beispielsweise ein Kalman-Filter zum
Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um einen zweistufigen Prozess: zunächst wird
der Systemzustand prädiziert und dann mit dem Messergebnis und dem damit verbundenen
Messrauschen aktualisiert. Dabei wird jeweils auch die Standardabweichung aktualisiert
und kann über die betreffenden Matrizen gewichtet werden. Dabei wird davon ausgegangen,
dass sowohl die Prädiktion PRE als auch die Messung MSN einer zufälligen Streuung
unterliegen und deren Wahrscheinlichkeitsdichte einer Normalverteilung entsprechen,
sodass sich zwei Normalverteilungen ergeben. Aus diesen beiden Normalverteilungen
wird dann eine optimale Zustandsschätzung EST durchgeführt, die die Daten aus der
Modellierung, der Messung und deren Standardabweichungen berücksichtigt.
[0123] Dieses Verfahren kann zusätzlich zu bereits implementierten Plausibilisierungen erfolgen,
um die Qualität der Geschwindigkeitsmessung modellbasiert weiter zu erhöhen.
[0124] Zuletzt ist ein Ausführungsbeispiel des Verfahrensablaufes anhand von Figur 10 beschrieben.
Unterschieden wird zwischen Verfahrensschritten der Steuerungen gemäß Figur 1, gekennzeichnet
durch einen Bereich CMP, welcher durch eine strichpunktierte Linie getrennt ist von
einem Messbereich MSN, in dem verschiedene Messeinrichtungen gemäß Figur 1 zum Einsatz
kommen.
[0125] Nach dem Start des Verfahrens erfolgt zunächst eine Dateneingabe in einem Eingabeschritt
für Daten 2 (kurz DAT_IN), bei dem gespeicherte Defaultwerte für die Steuerung der
Balkenbremsen BLK verwendet werden können, aber auch Daten zum aktuell ablaufenden
Ablauf berücksichtigt werden, die in einen ablaufbezogenen Messschritt 3 (kurz MSN_ABL)
zumindest die Radbandagenbreite und der Laufkreisdurchmesser ermittelt werden.
[0126] Anschließend erfolgt ein Berechnungsschritt mit Anwendung der FEM 4 (kurz CLC-FEM)
zur Berechnung der wirkenden Querkräfte in der Balkengleisbremse. Anschließend erfolgt
ein Berechnungsschritt für den Reibungskoeffizienten und gegebenenfalls den Rollfaktor
der Identifikation 5 (kurz OPT_ID) von a priori unbekannten Prozessparametern. Anschließend
erfolgt ein Berechnungsschritt für das Zustandsraummodell 6 (kurz CLC_LRM) zur Berücksichtigung
der Dynamiken des Systems der Balkengleisbremse. Unter Berücksichtigung der vorhergehenden
Berechnungsschritte erfolgt ein Erstellungsschritt für die modellprädiktive Regelung
7 (kurz CLC_CRL) zur Erstellung eines Regelungskonzeptes unter der Berücksichtigung
von Constraints, die obenstehend näher beschrieben wurden.
[0127] Mit dem modellprädikativen Regelungskonzept erfolgt in einem Steuerungsschritt für
den Ablauf 8 (kurz CRL_ABL) eine modellprädiktive Regelung der am Ablauf beteiligten
Balkenbremsen BLK. Der Ablauf wird begleitet durch einen Messschritt für den Ablaufprozess
9 (kurz MSN_PRC). Hierbei werden Messwerte erstellt, die den realen Vorgang des Ablaufens
beschreiben. Sofern die rückgemeldeten Messwerte eine Abweichung von dem berechneten
und damit erwarteten Ablaufprozess anzeigen, wird eine Regelung der betreffenden Balkenbremse
BLK vorgenommen, indem die Prozessparameter, insbesondere der Kolbenhub angepasst
wird. Dies ist durch Pfeile in beiden Richtungen zwischen dem Messschritt für den
Ablaufprozess 9 und dem Steuerungsschritt für den Ablauf angedeutet.
[0128] Hat der Ablauf die etwaige Balkenbremse verlassen, folgt ein Schritt einer optimierten
Schätzung 10 (kurz OPT_EST). Bei diesen werden die berechneten Parameter mit den durch
die Messung erzeugten Parametern des Ablaufes verglichen und hieraus für nachfolgende
Abläufe eine Schätzung für bessere Eingangsparameter vorgenommen. Führt diese Schätzung
zu einer Modifikation, so werden die gefundenen Eingangsparameter in einem Festlegungsschritt
für neue Defaultwerte 11 (kurz SET_DFT) für die Eingangsparameter festgeschrieben.
[0129] Anschließend erfolgt ein Abfrageschritt für Verfahrensende 12 (kurz STP?). Im positiven
Falle, d. h., wenn der letzte Ablauf abgelaufen ist, wird das Verfahren gestoppt.
Anderenfalls beginnt das Verfahren von neuem mit einem erneuten Eingabeschritt für
Daten 2 betreffend den nachfolgenden Ablauf.
Bezugszeichenliste wichtigster Bezugszeichen
[0130]
- AAL
- Ablaufanlage
- CMP
- Computer
- BLK
- Balkenbremsen
- RD
- Räder
- S1 ... S7
- Schnittstelle
- ZST
- zentrale Steuervorrichtung
- BBS
- Bergbremsensteuerung
- TBS
- Talbremsensteuerung
- RBS
- Richtungsgleisbremsensteuerung
- SN
- Schiene
- BG
- Berggipfel
- ABR
- Ablauframpe
- ZNG
- Zwischenneigung
- VW1...VW6
- Verteilweichen
- VTZ
- Verteilzone
- RG1...RG8
- Richtungsgleise
- BB
- Bergbremsstaffel
- BB2
- ersten Bergbremse
- BB1
- zweiten Bergbremse
- TB
- Talbremsstaffel
- TB1
- ersten Talbremse
- TB2
- zweiten Talbremse
- RGB
- Richtungsgleisbremsstaffel
- RB1
- erste Richtungsgleisbremse
- RB2
- zweite Richtungsgleisbremse
- RB3
- dritte Richtungsgleisbremse
- RB4
- vierte Richtungsgleisbremse
- RB5
- fünfte Richtungsgleisbremse
- RB6
- sechste Richtungsgleisbremse
- RB7
- siebte Richtungsgleisbremse
- RB8
- achte Richtungsgleisbremse
- AB1
- erster Ablauf
- AB2
- zweiter Ablauf
- AB3
- dritter Ablauf
- ABL
- Abdrücklokomotive
- AP
- Abdrückpunkt
- TB1,TB2
- Talbremsen
- BB1,BB2
- Bergbremsen
- RB1...RB8
- Richtungsgleisbremsen
- MST
- Messstation
- EL1
- erstes Einlassventil
- AL1
- erstes Auslassventil
- KM1
- erste Kammer
- EL2
- zweites Einlassventil
- AL2
- zweites Auslassventil
- KM2
- zweite Kammer
- BZL
- Betätigungszylinder
- FP
- Federpaket
- KB
- Kolben
- GST
- Gestänge
- ULK
- Umlenkung
- ASL
- Anschlag
- ABK
- Außenbalken
- IBK
- Innenbalken
- EL1...EL2
- Einlassventil
- AL1...AL2
- Auslassventil
- 2
- Eingabeschritt für Daten
- 3
- ablaufbezogener Messschritt
- 4
- Berechnungsschritt mit Anwendung der FEM
- 5
- Optimierungsschritt der Identifikation
- 6
- Berechnungsschritt für das Zustandsraummodell
- 7
- Erstellungsschritt für Modellprädiktive Regelung
- 8
- Steuerungsschritt für den Ablauf
- 9
- Messschritt für den Ablaufprozess
- 10
- Schritt einer optimierten Schätzung
- 11
- Festlegungsschritt für neue Defaultwerte
- 12
- Abfrageschritt für Verfahrensende
1. Steuerverfahren zum Betreiben einer Balkenbremse (BLK), die in einer Ablaufanlage
(AAL) an Rädern (RD) eines Ablaufes angreift und bei dem für den Ablauf eine Stellgröße
zur Erzeugung einer Betätigungskraft für die Balkenbremse (BLK) bestimmt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) bei einer statischen Betrachtung ein Modell der in Bremsbalken der Balkenbremse
(BLK) an den Rädern (RD) angreifenden Querkräfte unter Einsatz einer Finite-Elemente-Methode
in Abhängigkeit einer durch mindestens einen Aktuator auf die Bremsbalken einwirkende
Betätigungskraft berechnet werden,
b) bei einer dynamischen Betrachtung ein Zustandsraummodell berechnet wird,
beschreibend eine Ablaufdynamik des Ablaufes durch den zeitlichen Verlauf einer Ablaufposition
als erster Zustandsgröße und den zeitlichen Verlauf einer Ablaufgeschwindigkeit als
zweiter Zustandsgröße sowie
beschreibend eine Betätigungsdynamik der Balkenbremse (BLK) als mindestens einer weiteren
Zustandsgröße,
wobei von allen Zustandsgrößen auch die Änderung ihrer jeweiligen zeitlichen Ableitung
berücksichtigt, wird,
c) für den zeitlichen Verlauf der Stellgröße unter Berücksichtigung des Modells für
die Balkenbremse (BLK) und des Zustandsraummodells und unter Zugrundlegung der Soll-Auslaufgeschwindigkeit
des Ablaufes aus der Balkenbremse (BLK) als einer ersten Randbedingung ein Optimum
berechnet wird,
d) unter Berücksichtigung des gefundenen Optimums für den zeitlichen Verlauf der Stellgröße
Steuersignale für die Balkenbremse (BLK) ausgegeben werden.
2. Steuerverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
mit den Steuersignalen eine modellprädiktive Regelung der Balkenbremse (BLK) vorgenommen
wird.
3. Steuerverfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Betätigungsdynamik für mindestens einen Betätigungszylinder (BZL) mit jeweils
einem Kolben (KB), einer ersten Kammer (KM1) und einer zweiten Kammer (KM2) und Betätigungsventilen
berechnet wird unter Berücksichtigung mindestens einer der folgenden weiteren Zustandsgrößen,
e) beschreibend eine Kolbendynamik des Kolbens (KB) durch eine Kolbenposition als
dritte Zustandsgröße und durch eine Kolbengeschwindigkeit als vierter Zustandsgröße,
f) beschreibend eine Druckaufbaudynamik in einer ersten Kammer (KM1) durch einen ersten
Kammerdruck in der ersten Kammer (KM1) als fünfter Zustandsgröße und durch einen zweiten
Kammerdruck in der zweiten Kammer (KM2) als sechster Zustandsgröße,
g) beschreibend eine Ventildynamik, wobei jede Kammer, wenigstens ein Einlassventil
(EL1 ... EL2) und ein Auslassventil (AL1 ... AL2) aufweist, durch eine jeweilige Ventilposition
als siebter Zustandsgröße und neunter Zustandsgröße und durch eine jeweilige Ventilgeschwindigkeit
als achter Zustandsgröße und zehnter Zustandsgröße.
4. Steuerverfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass unter Zugrundelegung einer Abweichung einer tatsächlichen Beschleunigung des Ablaufes
in der Balkenbremse (BLK) von einer auf der Grundlage des zeitlichen Verlaufes der
Stellgrößen berechneten Soll-Beschleunigung in der Balkenbremse (BLK) zusätzlich eine
prädiktive Regelung der Stellgröße erfolgt.
5. Steuerverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich eine auf die Vermeidung eines Aufkletterns der Räder (RD) des Ablaufes
gerichtete zweite Randbedingung berücksichtigt wird.
6. Steuerverfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass als zweite Randbedingung geprüft wird, ob die Differenz zwischen
h) einem Drehmoment, resultierend aus einer ersten Bremskraftkomponente, die durch
einen in Fahrtrichtung des Ablaufes gesehen vorderen Berührungsbereich einer Radbandage
(RD) am Bremsbalken erzeugt wird, und einem Höhenversatz zwischen einer Schienenoberseite
(SN), auf der das Rad (RD) steht, und dem vorderen Berührungsbereich als Minuenden,
und
i) einem Drehmoment, resultierend aus einer zweiten Bremskraftkomponente, die durch
einen in Fahrtrichtung des Ablaufes gesehen hinteren Berührungsbereich der Radbandage
(RD) am Bremsbalken erzeugt wird, und einem Höhenversatz zwischen der Schienenoberseite
(SN) und dem hinteren Berührungsbereich, als Subtrahenden größer ist,
j) als ein Drehmoment, resultierend aus der Hälfte der Gewichtskraft einer das Rad
(RD) tragenden Achse und einem horizontalen Versatz zwischen der Achse und dem vorderen
Berührungsbereich.
7. Steuerverfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Berechnung der ersten Bremskraftkomponente und der zweiten Bremskraftkomponente
ein Reibungskoeffizient, für die Paarung zwischen Radbandage (RD) und Bremsbalken
und ein Rollfaktor, zur Berücksichtigung der Angriffshöhe im Verhältnis zum Laufkreisdurchmesser,
wobei das Produkt aus der Querkraft und dem Reibungskoeffizienten und dem Rollfaktor
jeweils die Bremskraftkomponente ergibt.
8. Steuerverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich eine auf eine gleichmäßige Beschleunigung des Ablaufes während des Durchlaufens
der Balkenbremse (BLK) gerichtete dritte Randbedingung berücksichtigt wird.
9. Steuerverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich eine auf die Vermeidung eines Rucks des Ablaufes gerichtete vierte Randbedingung
berücksichtigt wird.
10. Steuerverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich eine auf die Vermeidung von Änderungen der Stellgröße gerichtete fünfte
Randbedingung berücksichtigt wird.
11. Steuerverfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass außer der ersten Randbedingung mindestens eine weitere Randbedingung berücksichtigt
wird, wobei die berücksichtigten Randbedingungen gewichtet werden.
12. Steuerverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Produkt der Prozessparameter des Reibungskoeffizienten und des Rollfaktors berechnet
wird, indem von dem Produkt aus der Masse des Ablaufes und der Beschleunigung ein
Fahrwiderstand, berücksichtigend zumindest eine der folgenden Fahrwiderstandskomponenten:
Neigungswiderstand, Bogenwiderstand, Weichenwiderstand, Rollwiderstand und Luftwiderstand,
abgezogen wird und die erhaltene Differenz durch die durch den Bremsbalken zum Bremsen
erzeugte Querkraft, geteilt wird.
13. Steuerverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Prozessparameter des Reibungskoeffizienten berechnet wird, indem von dem Produkt
aus der Masse des Ablaufes und der Beschleunigung ein Fahrwiderstand, berücksichtigend
zumindest eine der folgenden Fahrwiderstandskomponenten: Neigungswiderstand, Bogenwiderstand,
Weichenwiderstand, Rollwiderstand und Luftwiderstand, abgezogen wird und die erhaltene
Differenz durch die durch den Bremsbalken zum Bremsen erzeugte Querkraft, und durch
den für das Rad (RD) ermittelten Rollfaktor geteilt wird.
14. Steuerverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mit einem Signalfilter unter Berücksichtigung der stochastischen Verteilung der Messwerte
einer Geschwindigkeitsmessung für den Ablauf und einer stochastischen Verteilung der
prädizierten Werte für einen Geschwindigkeitsverlauf des Ablaufes ein optimierter
Wert berechnet wird.
15. Steuerverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
k) der zeitliche Verlauf eines Bremsvorganges
l) sowie entweder der bei dem betreffenden Bremsvorgang ermittelte Reibungskoeffizient
und der bei dem betreffenden Bremsvorgang ermittelte Rollfaktor oder das bei dem betreffenden
Bremsvorgang ermittelte Produkt aus Reibungskoeffizienten und Rollfaktor
gespeichert werden und bei einem nachfolgenden Bremsvorgang mit der betreffenden Balkenbremse
(BLK) zur Berücksichtigung der Bremscharakteristik oder mit einer anderen Balkenbremse
(BLK) zur Berücksichtigung der Ablaufcharakteristik des betreffenden Ablaufes verwendet
werden.
16. Steuereinrichtung für eine Balkenbremse (BLK), aufweisend einen Prozessor und eine
Speichereinheit,
dadurch gekennzeichnet, dass die Steuervorrichtung dazu eingerichtet ist, mit Hilfe des Prozessors unter Aufruf
von Daten in der Speichereinheit ein Verfahren nach einem der Ansprüche 1-15 durchzuführen.
17. Computerprogramm, umfassend Programmbefehle, die bei der Ausführung des Programms
durch einen Computer (1) diesen dazu veranlassen, die Schritte a) und b) und c) des
Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 - 15 durchzuführen.