[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Neusilberlegierung zur Verwendung für die
Herstellung von Komponenten für den Einsatz in der Schloss- und Schlüsselindustrie
sowie in der Schmuck- und Uhrenindustrie, eine Komponente aus einer derartigen Neusilberlegierung
sowie ein Verfahren zur Herstellung einer Neusilberlegierung.
[0002] Neusilberlegierungen auf Basis einer Kombination der Elemente Cu, Ni und Zn werden
aufgrund ihrer hervorragenden Kombination aus Korrosionsbeständigkeit, guter thermischer
und elektrischer Leitfähigkeit, Gießbarkeit, Umformbarkeit sowie Beschichtbarkeit
in einer Vielzahl von Branchen eingesetzt. Insbesondere die hohe Zähigkeit derartiger
Kupferlegierungen ist für die Halbzeugfertigung von Stangen, Drähten und Bändern von
Vorteil.
[0003] Nachteiliger Weise haben sich Neusilberlegierungen jedoch für die spangebende Fertigung,
insbesondere für Prozesse mit kontinuierlichem Schnitt, aufgrund des späten Spanbruchs
als weniger geeignet herausgestellt. Die Zerspanbarkeit eines Materials kann insbesondere
im Hinblick auf die Kriterien der Zerspankraft, der Spanform, der Bauteilqualität
sowie des Werkzeugverschleißes bewertet werden. Im Hinblick auf Kupferlegierungen
ist hierbei gemäß dem DKI (
Deutsches Kupferinstitut: "Recommended machining parameters for copper and copper
alloys", DKI Monograph i.18, 2010.) die Bewertung einer Zerspanbarkeit gemäß einem Zerspanungsindex bekannt. In Europa
wird für Referenzzwecke die Kupferlegierung CuZn39Pb3 verwendet, die als optimal zerspanbar
gilt und daher einen definierten Zerspanbarkeitsindex von 100 aufweist. Eine abnehmende
Zerspanbarkeit wird in der Regel dargestellt durch eine Verringerung des Zerspanbarkeitsindex
in 10er-Schritten.
[0004] Reinkupfer weist mit einem Zerspanbarkeitsindex von 20 den geringsten gelisteten
Index auf, die einzige gelistete bleifreie Neusilberlegierung CuNi18Zn20 erreicht
einen mittleren Zerspanbarkeitsindex von 33. Im Rahmen dieser Anmeldung genannte absolute
Werte bzgl. eines Zerspanungsindex bzw. eines Zerspanbarkeitsindex beziehen sich hierbei
vorzugsweise auf eine Messdurchführung gemäß oder in Anlehnung an den Schlussbericht
des vom WZL durchgeführten Forschungsprojektes mit genauer Erläuterung der Messung
des Zerspanbarkeitsindexes: "Entwicklung einer Hochleistungszerspanung für schwerzerspanbare
bleifreie Kupferknet- und -gusslegierungen: Schlussbericht der Forschungsstelle(n)
Nr. 1, Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen zu dem über die AiF im Rahmen
des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklung
(IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses
des Deutschen Bundestages geförderten Vorhaben IGF16867 N ; (Bewilligungszeitraum:
01.01.2011) - RWTH Publications (rwth-aachen.de)"
[0005] Zur Verbesserung der Spanbarkeit ist es aus dem Stand der Technik bekannt, den Legierungen
geringe Mengen (bspw. 0,1 - 3 %) an Blei zuzusetzen. Blei ist in kupferhaltigen Legierungen
unlösbar und bildet eine zweite Phase, welche den Spanbruch und damit die Spanbarkeit
verbessert. Blei wird zudem eine schmierende Wirkung zugeschrieben, wodurch die Zerspankräfte
sowie die Werkzeugtemperaturen und gleichermaßen die Werkzeugstandzeiten positiv beeinflusst
werden.
[0006] Nachteiliger Weise ist das Element Blei jedoch aufgrund seiner Toxizität durch kontinuierlich
fortschreitende gesetzliche Einschränkungen betroffen. So wurde Blei als besorgniserregender
Stoff (SVHC) eingestuft, sobald ein Erzeugnis mehr als 0,1 % Blei enthält. Für Schmuckwaren
oder bei Erzeugnissen für die breite Öffentlichkeit, insbesondere wenn das bleihaltige
Metall von Kindern in den Mund genommen werden kann und die erlaubte Freisetzungsrate
von 0,05 µg cm
2 überschritten wird, dürfen Blei oder seine Verbindungen nicht verwendet oder in den
Verkehr gebracht werden, sobald das Erzeugnis mehr als 0,05 % Blei enthält. Zum 01.09.2025
soll zudem die Änderung der Verordnung EG 1272/2008 in Kraft treten. Hierdurch wird
massives Blei als chronisch wassergefährdend eingestuft und gilt demnach als gefährlicher
Abfall.
[0007] Aus dem Bereich der zink- und nickelfreien Kupferlegierungen, ist bspw. aus der
EP 2 625 300 B1 zudem eine bleifreie Legierung bekannt, die als Spanbrecher eine Zugabe von 0,1 -
0,8 % Schwefel und 0,1 - 0,2 % Mangan enthält. Allerdings hat sich das vorgeschlagene
Verhältnis zwischen Mangan und Schwefel als nachteilig herausgestellt, insbesondere
ist erkannt worden, dass das vorgeschlagene Verhältnis zwischen Mangan und Schwefel
zu einer nachteiligen Kaltumformbarkeit führt. Ferner würde das vorgeschlagene Verhältnis
zwischen Mangan und Schwefel bei der Verwendung von Zink zu einer Ausbildung von eutektischen
Zinksulfiden führen, was sich zusätzlich zu einer nachteiligen Kaltumformbarkeit,
negativ auf die Schlag- und Stoßfestigkeit des Materials auswirken würde.
[0008] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die voranstehend genannten Nachteile
bekannter Neusilberlegierungssysteme zumindest teilweise zu beheben. Insbesondere
ist es die Aufgabe der Erfindung, ein gesundheitlich unbedenkliches Legierungssystem
zur Verfügung zu stellen, dass eine hervorragende Verarbeitbarkeit, insbesondere eine
verbesserte Spanbarkeit bei gegebener Kaltumformbarkeit aufweist.
[0009] Die voranstehende Aufgabe wird gelöst durch eine Neusilberlegierung mit den Merkmalen
des unabhängigen Anspruchs 1, ein Verfahren mit den Merkmalen des unabhängigen Verfahrensanspruchs
sowie einen Vorrichtungsanspruch mit den Merkmalen des Anspruchs 13. Weitere Merkmale
und Details der Erfindung ergeben sich aus den jeweiligen Unteransprüchen, der Beschreibung
und den Zeichnungen. Dabei gelten Merkmale und Details, die im Zusammenhang mit dem
erfindungsgemäßen Legierungssystem erwähnt werden, selbstverständlich auch im Zusammenhang
mit der erfindungsgemäßen Komponente sowie dem erfindungsgemäßen Verfahren und umgekehrt,
sodass bezüglich der Offenbarung zu den einzelnen Erfindungsaspekten stets wechselseitig
Bezug genommen wird bzw. werden kann.
[0010] Erfindungsgemäß ist eine Neusilberlegierung zur Verwendung für die Herstellung von
Komponenten für den Einsatz in der Schloss- und Schlüsselindustrie sowie in der Schmuck-
und Uhrenindustrie vorgesehen. Hierbei weist die erfindungsgemäße Neusilberlegierung
1 - 30 % Nickel, 8 - 45 % Zink, 0,01 - 1 % Schwefel, 0,05 - 5 % Mangan, optional zu
insgesamt 0,001 - 5 % ein oder mehrere weitere Elemente sowie als restlichen zu einer
Summe von 100 % fehlenden Teil Kupfer auf.
[0011] Unter einer Neusilberlegierung kann im Rahmen der Erfindung vorzugsweise eine Legierung
verstanden werden, die die Elemente Kupfer, Nickel und Zink als Hauptbestandteile
aufweist. Von den Hauptbestandteilen kann vorzugsweise Kupfer die mengenmäßig größte
Komponente darstellen. Es versteht sich gegenständlich, dass neben den genannten Komponenten
bzw. Elementen sowie Schwefel, Mangan und einigen optionalen Komponenten auch Spuren
unvermeidlicher Verunreinigungen in der erfindungsgemäßen Neusilberlegierung enthalten
sein können, die vorzugsweise zu einem Anteil von < 0,5 % (in Summe) und zu < 0,2
% (für ein Element), insbesondere zu einem Anteil von < 0,2 % (in Summe) und zu <
0,1 % (für ein Element) in der Legierung enthalten sein können. Unter einer Komponente
für den Einsatz in der Schmuck- und Uhrenindustrie können vorteilhafterweise Komponenten
wie Armbänder, Ketten, Träger, Verschlüsse, Uhrwerke, Räder, Federn und Zeiger verstanden
werden. Die angegebenen prozentualen Anteile können zudem vorteilhafterweise als Massenanteile
verstanden werden.
[0012] Den nachfolgenden Ausführungen sei an dieser Stelle bereits vorangestellt, dass die
Angabe der Anteile der jeweiligen Komponenten der gegenständlichen Legierung sich
vorzugsweise auf die Gesamtmenge von 100 % bezieht bzw. sich entsprechend auf 100
% summiert. Die Anteile entsprechen hierbei Gew.-%.
[0013] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist erkannt worden, dass durch die Zugabe von
Schwefel und Mangan in erfindungsgemäß gezielt ausgewählten Anteilen ein Bleianteil
kompensiert bzw. substituiert werden kann und ein gesundheitlich unbedenkliches Legierungssystem
zur Verfügung gestellt werden kann, das eine hervorragende Verarbeitbarkeit, insbesondere
eine verbesserte Spanbarkeit unter Beibehaltung der Kaltumformbarkeit aufweist.
[0014] Im Hinblick auf eine Erhöhung der Härte und Festigkeit der Neusilberlegierung kann
erfindungsgemäß vorteilhafterweise vorgesehen sein, dass Kupfer die Hauptlegierungskomponente
darstellt, wobei Kupfer vorzugsweise zu einem Anteil von > 30 %, insbesondere zu einem
Anteil von > 40 % in der Neusilberlegierung vorliegt. Besonders bevorzugt kann die
Neusilberlegierung einen Kupferanteil von > 50 %, insbesondere von > 60 % betragen.
[0015] Im Rahmen einer einfachen und vielseitigen Bearbeitbarkeit kann erfindungsgemäß vorteilhafterweise
vorgesehen sein, dass die Neusilberlegierung in einem Stranggussverfahren gießbar
ist und kaltverformbar ist. Hierbei kann unter einer Kaltverformbarkeit vorzugsweise
ein Verformen eines Formkörpers bei Raumtemperatur bis zu einem Umformgrad von > 40%
verstanden werden, ohne dass das Material reißt oder anderweitig beschädigt wird.
Neben einer Kaltverformbarkeit kann die erfindungsgemäße Legierung insbesondere dazu
geeignet sein, über andere Herstellungsrouten bearbeitbar zu sein, wie einen direkten
Teileguss oder eine Halbzeugfertigung über Halbzeugformen, wie Stangen, Rohre oder
Drähte.
[0016] Im Hinblick auf eine gesundheitlich unbedenkliche Verwendung und eine robuste und
stabile Ausführung einer Neusilberlegierung mit vielseitiger Bearbeitbarkeit, kann
es gegenständlich zudem von Vorteil sein, wenn die Legierung bleifrei und/oder siliciumfrei
und/oder bismutfrei ist. Eine Vermeidung von Blei kann hierbei insbesondere aufgrund
der beschriebenen Toxizität von Bleiverbindungen vorgenommen werden. Die Vermeidung
der Verwendung von Silicium und Bismut dient zudem der Verhinderung einer Materialversprödung
und einer Vermeidung der Bildung von Hartphasen, was sich negativ auf die Kaltumformbarkeit
von Materialien bzw. einen Werkzeugverschleiß auswirkt. Siliciumhaltige Neusilberlegierungen
sind zudem schwieriger durch einen kontinuierlichen Strangguss herstellbar.
[0017] Im Hinblick auf eine möglichst gezielte Anpassbarkeit weiterer Materialeigenschaften
der erfindungsgemäßen Legierung kann gegenständlich vorteilhafterweise vorgesehen
sein, dass die optional zu insgesamt 0,001 - 5 % in der Neusilberlegierung enthaltenden
ein oder mehreren weiteren Elemente aus der Gruppe Aluminium oder anderen Fremdelementen
zur Keimbildung, wie Zirkon, Eisen, Titan, Calcium, Cer, Tellur, Chrom, Phosphor,
Molybdän, Wolfram oder Magnesium ausgewählt sind.
[0018] Im Hinblick auf eine einfache, schnelle und unaufwändige Bearbeitbarkeit ist es vorteilhafterweise
ferner denkbar, dass die Neusilberlegierung einen Zerspanbarkeitsindex von > 50, zumindest
in Bezug auf eines der Kriterien Prozesskraft, Spanbildung, Bauteilqualität oder Werkzeugverschleiß,
auf Basis der eingangs erwähnten Messdurchführung gemäß dem Schlussbericht des vom
WZL durchgeführten Forschungsprojektes, aufweist.
[0019] Im Rahmen einer verbesserten, vorzugsweise einer vereinfachten Bearbeitbarkeit, insbesondere
über ein Strangpressverfahren oder ein Kaltumformverfahren kann erfindungsgemäß vorteilhafterweise
ferner vorgesehen sein, dass die Legierung einen Anteil einer M
2S-Phase (wobei M = Cu und/oder Zn) von < 10 % des Volumens der sich bildenden Sulfide,
vorzugsweise von < 1 % aufweist.
[0020] Im Rahmen einer verbesserten, vorzugsweise einer vereinfachten Bearbeitbarkeit über
ein Strangpressverfahren oder ein Kaltumformverfahren ist es dabei insbesondere von
Vorteil, dass die Legierung Monosulfide aufweist, wobei die Monosulfide vorzugsweise
zum Großteil in Form von Mangansulfid ausgebildet sind, insbesondere zu mehr als 80
% in Form von Mangansulfid ausgebildet sind. Die erfindungsgemäße Zugabe von Schwefel
in Kombination mit dem definierten Gehalt an Mangan führt zu der Unterdrückung der
nachteiligen zinkbasierten und/oder kupferbasierten Sulfide und bedingt die Ausbildung
kugeliger Mangansulfide, welche die vorteilhafte Umformbarkeit in Kombination mit
guter Spanbarkeit bedingen.
[0021] Entsprechend kann im Rahmen der Erfindung vorteilhafterweise vorgesehen sein, dass
die Monosulfide eine kugelartige Morphologie aufweisen. So kann vorteilhafterweise
eine Ausbildung eutektischer Zn-Mn-Sulfide reduziert werden, welche versprödend wirken
und einer Kaltumformbarkeit entgegenwirken.
[0022] Im Hinblick auf ein vorteilhaftes Verhältnis zwischen Schwefel und Mangan zur Verbesserung
der Kaltumformbarkeit und Spanbarkeit kann hierbei vorzugsweise vorgesehen sein, dass
der Mangangehalt in der Legierung mehr als das Dreifache des Schwefelgehalts beträgt,
vorzugsweise mehr als das Vierfache.
[0023] Darüber hinaus kann zur Erhöhung der Härte und Festigkeit der Neusilberlegierung
vorgesehen sein, dass der Nickelgehalt 1 bis 18 %, vorzugsweise 5 bis 15 % und/oder
der Zinkgehalt 10 bis 40 %, vorzugsweise 15 bis 20 und/oder der Kupfergehalt 40 bis
80, vorzugsweise 50 bis 70 % % beträgt. Als besonders vorteilhaft im Hinblick auf
eine Erhöhung der Härte und Festigkeit der Neusilberlegierung hat sich hierbei ein
Nickelgehalt von 7 % in Kombination mit einem Zinkgehalt von 35 bis 38 % herausgestellt.
[0024] Vorteilhafterweise kann die erfindungsgemäße Neusilberlegierung eine - im Vergleich
zu einer einphasigen Neusilberlegierung - verbesserte Spanbarkeit (zumindest im Hinblick
auf das Kriterium der Prozesskraft, d.h. eine geringere anzuwendende Prozesskraft
und/oder im Hinblick auf das Kriterium der Oberflächenqualität und/oder des Werkzeugverschleißes)
aufweisen.
[0025] Im Hinblick auf eine signifikante Verbesserung der Zerspanbarkeit der gegenständlichen
Neusilberlegierung kann vorteilhafterweise ferner vorgesehen sein, wenn Schwefel zu
0,05 bis 0,5 % in der Neusilberlegierung enthalten ist.
[0026] Mangan kann ferner vorzugsweise zu einem Anteil von 0,2 bis 2 % in der erfindungsgemäßen
Neusilberlegierung enthalten sein.
[0027] Ebenfalls Gegenstand der Erfindung ist ferner eine Komponente aus einer voranstehend
beschriebenen Neusilberlegierung für den Einsatz in der Schloss- und Schlüsselindustrie
oder in der Schmuck- und Uhrenindustrie. Damit bringt die erfindungsgemäße Komponente
die gleichen Vorteile mit sich, wie sie bereits ausführlich in Bezug auf die erfindungsgemäße
Neusilberlegierung beschrieben worden sind.
[0028] Ebenfalls Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Herstellung einer
Neusilberlegierung, vorzugsweise einer voranstehend beschriebenen Neusilberlegierung.
Hierbei umfasst das erfindungsgemäße Verfahren die Schritte eines Vermischens der
nachfolgenden Legierungskomponenten gemäß den angegebenen Anteilen zur Herstellung
eines Komponentengemisches: 1 - 30 % Nickel, 8 - 45 % Zink, 0,01 - 1 % Schwefel, 0,05
- 5 % Mangan, optional zu insgesamt 0,001 - 5 % ein oder mehrere weitere Elemente
sowie als restlichen zu einer Summe von 100 % fehlenden Teil Kupfer, eines Erhitzens
des Komponentengemisches zum Verschmelzen der Komponenten sowie eines Abkühlens der
verschmolzenen Neusilberlegierung. Damit bringt das erfindungsgemäße Verfahren die
gleichen Vorteile mit sich, wie sie bereits ausführlich in Bezug auf die erfindungsgemäße
Neusilberlegierung bzw. die voranstehend beschriebene Komponente beschrieben worden
sind. Es versteht sich vorliegend, dass einzelne, mehrere oder alle obligatorischen
und/oder optionalen Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens in der vorgeschlagenen
Reihenfolge, aber auch abweichend von der vorgeschlagenen Reihenfolge ausgeführt werden
können. Hierbei können einzelne, mehrere oder alle obligatorischen und/oder optionalen
Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens insbesondere wiederholt, bspw. zyklisch
wiederholt ausgeführt werden. Es versteht sich ferner, dass einzelne, mehrere oder
alle der obligatorischen und optionalen Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens
gegenständlich auch zumindest teilweise automatisch bzw. automatisiert und/oder selbstlernend
ausgeführt werden können, insbesondere durch einen Computer implementiert werden können.
[0029] Im Hinblick auf ein effektives Erhitzen der vermischten Legierungskomponenten zum
Verschmelzen der Komponenten kann gegenständlich ferner vorgesehen sein, dass die
Legierung über ein Schmelzflussverfahren oder ein Sinterverfahren hergestellt wird.
[0030] Im Rahmen einer geeigneten Weiterverarbeitung bzw. Bearbeitung von der gegenständlichen
Neusilberlegierung zur Herstellung von Komponenten für den Einsatz in der Schloss-
und Schlüsselindustrie sowie in der Schmuck- und Uhrenindustrie kann erfindungsgemäß
vorteilhafterweise ferner vorgesehen sein, dass die Legierung nach einer Herstellung
mittels eines Strangpressverfahrens und/oder mittels eines Kaltumformverfahrens und/oder
eines Gussverfahrens (bspw. direkter Teileguss) weiterverarbeitet wird.
[0031] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung, in der unter teilweise erfolgender Bezugnahme auf die Zeichnungen Ausführungsbeispiele
der Erfindung im Einzelnen beschrieben sind. Hierbei können die in den Ansprüchen
und in der Beschreibung erwähnten Merkmale jeweils einzeln für sich oder in beliebiger
Kombination erfindungswesentlich sein.
[0032] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Darstellung eines mikroskopischen Bildes einer erfindungsgemäßen Neusilberlegierung
(rechtes Bild) gemeinsam mit einer Neusilberlegierung mit einem von dem erfindungsgemäßen
Schwefel-Mangan-Verhältnis abweichenden Schwefel-Mangan-Verhältnis (linkes Bild),
- Fig. 2
- Grafische Auftragung der Zerspanungskraft für drei verschiedene Neusilberlegierungen
(1 bis 3) in zwei verschiedenen Messungen,
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung der einzelnen Schritte eines erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Herstellung einer erfindungsgemäßen Neusilberlegierung.
[0033] Fig. 1 zeigt eine Darstellung eines mikroskopischen Bildes einer erfindungsgemäßen
Neusilberlegierung (rechtes Bild) gemeinsam mit einer Neusilberlegierung mit einem
von dem erfindungsgemäßen Schwefel-Mangan-Verhältnis abweichenden Schwefel-Mangan-Verhältnis
(linkes Bild).
[0034] Insbesondere zeigt die Fig. 1 einen metallografischen Schliff einer per Strangguss
gegossenen erfindungsgemäßen Cu-Ni-Zn-Legierung mit einem Anteil von 0,075 % Schwefel
sowie 0,4 % Mangan (rechtes Bild) sowie einen metallografischen Schliff einer per
Strangguss gegossenen Cu-Ni-Zn-Legierung mit 0,1 % Schwefel sowie 0,2 % Mangan (linkes
Bild).
[0035] Wie bei einem Vergleich der beiden Bilder zu erkennen ist, ist in der Darstellung
der erfindungsgemäßen Cu-Ni-Zn-Legierung mit einem Anteil von 0,075 % Schwefel sowie
0,4 % Mangan (rechtes Bild) eine Ausbildung ründlicher, bzw. kugelartiger Monosulfide
erkennbar, die eine Kaltumformbarkeit von mind. 40 % anzeigen (siehe Markierungen).
[0036] Auf der linken Seite ist dagegen eine Ausbildung eutektischer Zn-Mn-Sulfide erkennbar
(siehe Markierungen), welche versprödend wirken und der gewünschten Kaltumformbarkeit
entgegenwirken.
[0037] Fig. 2 zeigt eine grafische Auftragung der Zerspanungskraft (in Newton) für drei
verschiedene Neusilberlegierungen (1 bis 3) in zwei verschiedenen Messungen.
[0038] Die Messungen 1 und 2, die sich bzgl. der Ausgestaltung einer bei einem Zerspanen
eingebrachten Nut (Messung 1: Nutbreite = 1 mm, Messung 2: Nutbreite = 2 mm) unterscheiden,
zeigen qualitativ dasselbe Bild, nämlich eine Zunahme der ermittelten Zerspanungskraft,
angefangen von einer Neusilberlegierung mit einem Anteil von 1 % Blei (Neusilberlegierung
1), zu der erfindungsgemäßen Neusilberlegierung mit Schwefelanteil (Neusilberlegierung
2) zu einer Neusilberlegierung ohne Blei- und Schwefelanteil (Neusilberlegierung 3),
was den vorteilhaften Einsatz des Schwefels als Bleisubstitut zeigt. Die Messungen
sind insbesondere rein qualitativ zu bewerten und zeigen, dass die aufzuwendende Prozesskraft
bei einer Zerspanung einer erfindungsgemäßen Neusilberlegierung zwischen der aufzuwendenden
Prozesskraft einer Neusilberlegierung mit einem Anteil von 1 % Blei (Neusilberlegierung
1) und einer Neusilberlegierung ohne Blei- und Schwefelanteil (Neusilberlegierung
3),liegt.
[0039] Als Profilfräser wurde hierbei ein Torusfräser verwendet, der mit einer Schnitttiefe
von 0,1 mm in mehreren Schritten bis zu einer Maximaltiefe von 1,7 mm in einem 90°-
Winkel in einem Planfräsen durch das jeweilige Probenmaterial (Werkstücke aus den
Neusilberlegierungen 1 bis 3) gefräst wurde. Die Prozesskraft wurde mit einem Kistler
Micro Dyn mit einer Ansprechschwelle von < 0,002 N, einer Sensitivität von -12,5 pC/N
(F
x,y) und - 20 pC/N (F
z) und einer Grenzfrequenz f
n(x,y,z) > 15kHz bestimmt.
[0040] Fig. 3 zeigt eine schematische Darstellung der einzelnen Schritte eines erfindungsgemäßen
Verfahrens zur Herstellung einer Neusilberlegierung.
[0041] Wie gemäß Fig. 3 zu erkennen ist, umfasst das erfindungsgemäße Verfahren die Schritte
eines Vermischens 100 der nachfolgenden Legierungskomponenten gemäß den angegebenen
Anteilen zur Herstellung eines Komponentengemisches: 1 - 30 % Nickel, 8 - 45 % Zink,
0,01 - 1 % Schwefel, 0,05 - 5 % Mangan, optional zu insgesamt 0,001 - 5 % ein oder
mehrere weitere Elemente sowie als restlichen zu einer Summe von 100 % fehlenden Teil
Kupfer, eines Erhitzens 200 des Komponentengemisches zum Verschmelzen der Komponenten
sowie eines Abkühlens 300 der verschmolzenen Neusilberlegierung.
[0042] Die Legierung kann hierbei bspw. über ein Schmelzflussverfahren oder ein Sinterverfahren
hergestellt werden.
[0043] Darüber hinaus kann die Legierung nach einer Herstellung mittels eines Strangpressverfahrens
und/oder mittels eines Kaltumformverfahrens weiterverarbeitet wird.
Ausführungsbeispiele:
[0044] Im Folgenden sind in der Tabelle 1 abschließend einige beispielhafte Zusammensetzungen
für eine erfindungsgemäße Neusilberlegierung aufgeführt. Die angegebenen Verhältnisse
sind hierbei als Gewichtsanteile zu verstehen.
Tabelle 1
Nr. |
Ni |
Zn |
S |
Mn |
Al |
Cr |
P |
Mo |
W |
Mg |
Ca |
Cu |
1 |
13 |
24 |
0,07 |
0,35 |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
R |
2 |
12 |
25 |
0,5 |
2,2 |
0,002 |
|
- |
- |
0,001 |
0,02 |
0,001 |
R |
3 |
2 |
27 |
0,1 |
0,6 |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
0,05 |
R |
4 |
18 |
27 |
0,15 |
0,8 |
0,003 |
0,02 |
|
0,02 |
0,001 |
|
- |
R |
5 |
7 |
38 |
0,3 |
1,5 |
0,03 |
0,01 |
0,005 |
- |
0,05 |
|
- |
R |
6 |
25 |
10 |
0,05 |
0,3 |
0,02 |
0,002 |
0,001 |
0,001 |
- |
- |
0,01 |
R |
[0045] Die voranstehende Erläuterung der Ausführungsformen beschreibt die vorliegende Erfindung
ausschließlich im Rahmen von Beispielen. Selbstverständlich können einzelne Merkmale
der Ausführungsformen, sofern technisch sinnvoll, frei miteinander kombiniert werden,
ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
[0046] Mittels der voranstehend aufgeführten Neusilberlegierung ist es insbesondere möglich,
ein gesundheitlich unbedenkliches Material zur Herstellung von Komponenten für den
Einsatz in der Schloss- und Schlüsselindustrie sowie in der Schmuck- und Uhrenindustrie
zur Verfügung zu stellen, das eine einfache Verarbeitbarkeit aufweist, insbesondere
eine gegebene Kaltumformbarkeit und verbesserte Spanbarkeit aufweist.
Bezugszeichenliste
[0047]
- 100
- Vermischen der Legierungskomponenten zur Herstellung eines Komponentengemisches
- 200
- Erhitzen des Komponentengemisches zum Verschmelzen der Komponenten
- 300
- Abkühlen der verschmolzenen Neusilberlegierung
1. Neusilberlegierung zur Verwendung für die Herstellung von Komponenten für den Einsatz
in der Schloss- und Schlüsselindustrie sowie in der Schmuck- und Uhrenindustrie, aufweisend:
- 1 - 30 % Nickel,
- 8 - 45 % Zink,
- 0,01 - 1 % Schwefel,
- 0,05 - 5 % Mangan,
- optional zu insgesamt 0,001 - 5 % ein oder mehrere weitere Elemente,
- sowie als restlichen zu einer Summe von 100 % fehlenden Teil Kupfer.
2. Neusilberlegierung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass Kupfer die Hauptlegierungskomponente darstellt, wobei Kupfer vorzugsweise zu einem
Anteil von > 30 %, insbesondere zu einem Anteil von > 40 % in der Neusilberlegierung
vorliegt.
3. Neusilberlegierung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Neusilberlegierung in einem Stranggussverfahren herstellbar und/oder bearbeitbar
ist und kaltverformbar ist.
4. Neusilberlegierung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Legierung bleifrei und/oder siliciumfrei und/oder bismutfrei ist.
5. Neusilberlegierung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die optional zu insgesamt 0,001 - 5 % in der Neusilberlegierung enthaltenden ein
oder mehreren weiteren Elemente aus der Gruppe Aluminium, Chrom, Phosphor, Molybdän,
Wolfram, Magnesium, Zirkon, Eisen, Titan, Calcium, Cer, Tellur ausgewählt sind.
6. Neusilberlegierung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Neusilberlegierung einen Zerspanbarkeitsindex von > 50 aufweist.
7. Neusilberlegierung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Legierung einen Anteil einer M2S-Phase, wobei M = Cu und/oder Zn, von < 10 des Volumens der sich bildenden Sulfide,
vorzugsweise von < 1 % des Volumens der sich bildenden Sulfide aufweist, wobei der
Anteil der MnS-Phase insbesondere zumindest viermal so groß ist, wie der Anteil der
M2S-Phase.
8. Neusilberlegierung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Legierung Monosulfide aufweist, wobei die Monosulfide vorzugsweise zum Großteil
in Form von Mangansulfid ausgebildet sind, insbesondere zu mehr als 80 % in Form von
Mangansulfid ausgebildet sind.
9. Neusilberlegierung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Monosulfide eine kugelartige Morphologie aufweisen.
10. Neusilberlegierung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Mangangehalt in der Legierung mehr als das Dreifache des Schwefelgehalts beträgt,
vorzugsweise mehr als das Vierfache.
11. Neusilberlegierung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Nickelgehalt 1 bis 18 % und/oder der Zinkgehalt 10 bis 40 % und/oder der Kupfergehalt
50 - 70 % beträgt.
12. Neusilberlegierung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass Schwefel zu 0,05 bis 0,5 % in der Neusilberlegierung enthalten ist.
13. Komponente aus einer Neusilberlegierung nach einem der vorangehenden Ansprüche für
den Einsatz in der Schloss- und Schlüsselindustrie oder in der Schmuck- und Uhrenindustrie.
14. Verfahren zur Herstellung einer Neusilberlegierung, vorzugsweise einer Neusilberlegierung
nach einem der vorangehenden Ansprüche, aufweisend die Schritte:
- Vermischen (100) der nachfolgenden Legierungskomponenten gemäß den angegebenen Anteilen
zur Herstellung eines Komponentengemisches: 1 - 30 % Nickel, 8 - 45 % Zink, 0,01 -
1 % Schwefel, 0,05 - 5 % Mangan, optional zu insgesamt 0,001 - 5 % ein oder mehrere
weitere Elemente sowie als restlichen zu einer Summe von 100 % fehlenden Teil Kupfer,
- Erhitzen (200) des Komponentengemisches zum Verschmelzen der Komponenten,
- Abkühlen (300) der verschmolzenen Neusilberlegierung.
15. Verfahren nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Legierung über ein Schmelzflussverfahren oder ein Sinterverfahren hergestellt
wird und/oder dass die Legierung nach einer Herstellung mittels eines Strangpressverfahrens
und/oder mittels eines Kaltumformverfahrens und/oder mittels eines Gussverfahrens
weiterverarbeitet wird.