Gebiet der Erfindung
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Mikrostruktur mit optischen Effekten, ein
Verfahren zum Herstellen einer Mikrostruktur, ein optisches Element mit der Mikrostruktur
und die Verwendung des optischen Elements.
Stand der Technik
[0002] Aus
WO 2009/013000 A2 ist ein Sicherheitselement für Wertdokumente mit einer optisch variablen Struktur
bekannt, die eine erste Prägestruktur aus ersten Prägeelementen aufweist. Die Prägestruktur
ist so ausgestaltet, dass wenigstens Teilbereiche der Beschichtung bei Betrachtung
aus einem ersten Betrachtungswinkelbereich sichtbar sind und bei Betrachtung unter
einem zweiten Betrachtungswinkelbereich zumindest teilweise verdeckt werden. Bei einem
Kippen des Sicherheitselementes um eine erste Achse entsteht somit ein erster Kippeffekt.
Die Struktur weist eine zweite Prägestruktur auf, die innerhalb der ersten Prägestruktur
angeordnet ist und zusätzlich zu dem ersten Kippeffekt einen zweiten Kippeffekt erzeugt.
[0003] WO 2013/045056 A1 offenbart ein Sicherheitselement mit einer optisch variablen Struktur, die ein erhabenes
Prägeelement vorzugsweise in der Form eines Kegels oder eines Kugelabschnitts enthält.
Das Prägeelement weist einen partiellen Ausschnitt vorzugsweise in der Form eines
bogenförmigen Teilsegments auf, wobei der verbleibende Kegelrest oder Kugelabschnittrest
ein Prägeelement bildet, das in Abhängigkeit vom Betrachtungswinkel gewünschte optische
Effekte wie Kippeffekte zeigt.
Durch die Erfindung zu lösende Aufgaben
[0004] Der Stand der Technik offenbart jedoch keine Strukturen, die hohe Variabilität bei
der Kodierung von optischen Effekten in Oberflächen von Mikrostrukturen zeigen und
auf einfache Weise hergestellt werden können.
[0005] Daher ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, optisch variable Strukturen
mit einer hohen Anzahl an erzielbaren optischen Effekten beim Drehen und Neigen bereitzustellen.
Zusammenfassende Darstellung der Erfindung
[0006] Die Aufgabe wurde durch Bereitstellen einer Mikrostruktur mit kreisförmiger Grundfläche
gelöst, wobei Kreissektoren unterschiedlicher Struktur optisch wirksame Oberflächen
aufweisen.
[0007] Der Gegenstand der vorliegenden Erfindung umfasst insbesondere folgende Aspekte:
[1] Mikrostruktur mit Teilstrukturen, die einander in ihrer Form unterscheiden, wobei
jede der Teilstrukturen eine optisch wirksame Oberfläche aufweist und durch ein Verfahren
darstellbar ist, welches den Schritt umfasst, bei dem ein Flächenelement, das eine
gerade Grundlinie und eine zu der Grundlinie nicht-parallele oberseitige Linie aufweist,
um eine Rotationsachse, die in der Ebene des Flächenelements senkrecht auf der Grundlinie
steht, gedreht wird, wodurch aus der Grundlinie ein Kreissektor und aus der oberseitigen
Linie die optisch wirksame Oberfläche gebildet werden.
[1-1] Mikrostruktur nach Aspekt [1], wobei die Mikrostruktur eine Höhe von weniger
als 100 µm, vorzugsweise weniger als 20 µm, noch bevorzugter weniger als 10 µm aufweist.
[1-2] Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Aspekte, bestehend aus (i) Teilstrukturen,
die durch das genannte Verfahren darstellbar sind, oder (ii) Teilstrukturen, die durch
das genannte Verfahren darstellbar sind, sowie Strukturen, die nicht durch das genannte
Verfahren darstellbar sind.
[1-3] Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Aspekte, wobei die Teilstrukturen,
die nach dem genannten Verfahren darstellbar sind, einander in ihrer Form dahingehend
unterscheiden, dass sie einander in dem Winkel der oberseitigen Linie zu der Grundlinie,
der Krümmung der oberseitigen Linie, der Anzahl der oberseitigen Linien, dem Abstand
der oberseitigen Linie von der Grundlinie und/oder dem Radius des Kreissektors unterscheiden.
[1-4] Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Aspekte, wobei die oberseitige Linie
(i) eine einzelne Linie darstellt, die gerade oder gekrümmt sein kann, oder (ii) eine
Profillinie eines Profils ist, das aus mehreren unabhängig voneinander ausgewählten
Profillinien zusammengesetzt ist.
[1-5] Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Aspekte, wobei die optisch wirksame
Oberfläche eine lichtreflektierende Oberfläche ist.
[1-6] Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Aspekte, wobei die Rotationsachse
auf dem Mittelpunkt oder auf einem Endpunkt der Grundlinie steht.
[1-7] Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Aspekte, wobei das Verfahren einen
Schritt umfasst, bei dem aus dem Kreissektor ein Teil ausgeschnitten wird, so dass
ein Kreissegment entsteht.
[2] Mikrostruktur nach Aspekt [1], wobei alle Teilstrukturen der Mikrostruktur durch
das genannte Verfahren darstellbar sind, wobei um dieselbe Rotationsachse gedreht
wird, wodurch die Grundlinien der Teilstrukturen zusammen eine kreisförmige Grundfläche
der Mikrostruktur ergeben.
[3] Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Aspekte, insbesondere nach Aspekt [2],
wobei das Verfahren das Ausschneiden eines Teils der Mikrostruktur umfasst, wodurch
aus der Grundfläche der Mikrostruktur eine andere als eine kreisförmige Grundfläche
gebildet wird.
[3-1] Mikrostruktur nach Aspekt [3], wobei die durch das Ausschneiden gebildete Grundfläche
eine eckige Struktur ist, beispielsweise ein Quadrat oder Sechseck.
[3-2] Mikrostruktur nach Aspekt [3] oder [3-1], wobei die Rotationsachse der Mittelpunkt
der Struktur ist.
[3-3] Mikrostruktur nach einem der Aspekte [3] bis [3-2], wobei durch das Ausschneiden
senkrecht auf der Grundfläche stehende Schnittflächen entstehen.
[4] Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Aspekte, wobei die oberseitige Linie
des Flächenelements eine erste Linie ist und das Flächenelement eine zweite oberseitige
Linie aufweist, wobei die erste Linie zu der Rotationsachse hin nach oben geneigt
ist und die zweite Linie sich von der zweiten Linie in der Neigung zu der Rotationsachse
hin unterscheidet.
[4-1] Mikrostruktur nach Aspekt [4], wobei die erste Linie von der Rotationsachse
weiter als die zweite Linie entfernt ist.
[4-2] Mikrostruktur nach Aspekt [4] oder [4-1], wobei der Endpunkt der ersten Linie
den Endpunkt der zweiten Linie berührt.
[5] Mikrostruktur nach Aspekt [4], wobei die erste Linie und die zweite Linie Profillinien
eines oberseitigen Profils mit mehreren Höhepunkten und Tiefpunkten sind.
[5-1] Mikrostruktur nach Aspekt [5], wobei die Höhe des Profils 1 bis 50 µm ist.
[5-2] Mikrostruktur nach Aspekt [5] oder [5-1], wobei mindestens einer der Tiefpunkte
auf der Grundlinie liegt.
[6] Mikrostruktur nach Aspekt [5], wobei das Profil mehrere erste Profillinien und
mehrere zweite Profillinien aufweist, wobei die ersten Profillinien den gleichen oder
unterschiedliche Neigungswinkel zu der Rotationsachse und die zweiten Profillinien
den gleichen oder unterschiedliche Neigungswinkel zu der Rotationsachse einnehmen
und wobei erste und zweite Profillinien einander abwechseln und vorzugsweise unmittelbar
aufeinander folgend angeordnet sind.
[6-1] Mikrostruktur nach Aspekt [6], wobei die Neigungswinkel der ersten Profillinien
gleich sind und die Neigungswinkel der zweiten Profillinien gleich sind.
[6-2] Mikrostruktur nach Aspekt [6] oder [6-1], wobei die ersten und zweiten Profillinien
gerade sind.
[6-3] Mikrostruktur nach einem der Aspekte [6] bis [6-2], wobei die oberen Endpunkte
der ersten und zweiten Profillinien die Höhepunkte des Profils und die unteren Endpunkte
der ersten und zweiten Profillinien die Tiefpunkte des Profils darstellen.
[6-4] Mikrostruktur nach einem der Aspekte [6] bis [6-3], wobei die ersten und zweiten
Profillinien ein sägezahnartiges Profil bilden.
[6-5] Mikrostruktur nach einem der Aspekte [6] bis [6-4], wobei die Rotationsachse
senkrecht auf einem Endpunkt der Grundline steht und das Profil sich von dem anderen
Endpunkt der Grundlinie zu einem Punkt der Rotationsachse erstreckt.
[7] Mikrostruktur nach Aspekt [6], wobei die Höhepunkte von mehreren der Profillinien
auf einer Geraden senkrecht zu der Rotationsachse liegen und/oder die Tiefpunkte der
Profillinien auf einer Geraden senkrecht zu der Rotationsachse liegen.
[7-1] Mikrostruktur nach Aspekt [7], wobei alle Höhepunkte der Profillinien auf einer
Geraden senkrecht zu der Rotationsachse liegen.
[7-2] Mikrostruktur nach Aspekt [7] oder [7-1], wobei die Gerade, auf der die Tiefpunkte
liegen, die Grundlinie des Flächenelements ist.
[8] Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Aspekte, die eine geprägte und gehärtete
Polymerstruktur ist oder enthält.
[8-1] Mikrostruktur nach Aspekt [8], wobei die optisch wirksame Oberfläche eine Oberfläche
der Polymerstruktur ist.
[9] Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Aspekte, wobei die optisch wirksame
Oberfläche die Oberfläche einer Beschichtung einer geprägten und gehärteten Polymerstruktur
ist.
[9-1] Mikrostruktur nach Aspekt [9], wobei die Beschichtung eine optisch wirksame
Beschichtung umfasst, beispielsweise eine farbige oder reflektierende metallhaltige
Beschichtung.
[9-2] Mikrostruktur nach Aspekt [9] oder [9-1], wobei die Beschichtung eine Schutzschicht
umfasst.
[9-3] Mikrostruktur nach einem der Aspekte [9] bis [9-2], wobei die Beschichtung eine
optisch wirksame Beschichtung und eine darauf aufgetragene Schutzschicht umfasst.
[10] Verfahren zum Herstellen einer Mikrostruktur, welches folgende Schritte umfasst:
- (i) Herstellen einer Teilstrukturdarstellung durch ein Verfahren, welches den Schritt
umfasst, bei dem ein Flächenelement, das eine gerade Grundlinie und eine zu der Grundlinie
nicht-parallele oberseitige Linie aufweist, um eine Rotationsachse, die in der Ebene
des Flächenelements senkrecht auf der Grundlinie steht, gedreht wird, wodurch aus
der Grundlinie ein Kreissektor und aus der oberseitigen Linie die optisch wirksame
Oberfläche gebildet werden;
- (ii) Herstellen einer Mikrostrukturdarstellung, welche die gemäß Schritt (i) erhaltene
Teilstrukturdarstellung und mindestes eine davon in ihrer Form verschiedene Teilstrukturdarstellung
umfasst; und
- (iii) Herstellen der Mikrostruktur auf der Grundlage der in Schritt (ii) erhaltenen
Mikrostrukturdarstellung.
[10-1] Verfahren nach Aspekt [10], wobei in Schritt (iii) eine Mikrostruktur nach
einem der Ansprüche 1 bis 9 hergestellt wird.
[11] Verfahren nach Aspekt [10], wobei Schritt (iii) folgende Schritte umfasst:
(iii-1) Herstellen eines Prägewerkzeugs als Negativ der in Schritt (ii) erhaltenen
Mikrostrukturdarstellung;
(iii-2) Drücken des in Schritt (iii-1) erhaltenen Prägewerkzeugs auf ein nicht ausgehärtetes
Substrat unter Bildung eines geprägten Substrats; und
(iii-3) Härten des in Schritt (iii-2) erhaltenen geprägten Substrats unter Bildung
der Mikrostruktur.
[11-1] Verfahren nach Aspekt [11], wobei das Verfahren ein Nanoprägelithographieverfahren
ist.
[11-2] Verfahren nach Aspekt [11] oder [11-1], wobei das Verfahren ein Rolle-zu-Rolle-Prägen
einer Vielzahl der Mikrostrukturen umfasst.
[12] Verfahren nach Aspekt [10] oder [11], welches das Auftragen einer Beschichtung
auf die optisch wirksame Oberfläche umfasst.
[13] Mikrostruktur, erhältlich gemäß einem Verfahren nach einem der Aspekte [10] bis
[12].
[14] Optisches Element mit einem Träger und einer Vielzahl von auf dem Träger angeordneten
Mikrostrukturen nach einem der Aspekte [1] bis [9] oder [13].
[14-1] Optisches Element nach Aspekt [14], wobei der Träger eine Polymerfolie ist.
[15] Verwendung eines optischen Elements nach Aspekt [14] oder [14-1] als Sicherheitselement
auf Wertdokumenten oder Dekorationselement.
Vorteile der Erfindung
[0008] Die vorliegende Erfindung ermöglicht die Kodierung einer hohen Anzahl an verschiedenen
Bildern in Oberflächen von Mikrostrukturen.
[0009] Mit den Mikrostrukturen können optische Elemente hergestellt werden, die beim Kippen
und Drehen Bewegungseffekte und/oder 3D-Effekte des Motivs erzeugen.
[0010] Die optischen Elemente können als Sicherheitselement auf Wertdokumenten oder Dekorationselement
verwendet werden. Die optischen Sicherheitsmerkmale auf Wertdokumenten können leicht
ohne Hilfsmittel überprüft werden und sind schwer zu kopieren.
Beschreibung der Figuren
[0011] In den Figuren gibt der mit H_max bezeichnete Pfeil die Höhe der Mikrostruktur an
und stellt in einigen Ausführungsformen gleichzeitig die Rotationsachse dar. Alpha1
und Alpha2 bzw. α
1 und α
2 geben Neigungswinkel von Profillinien des Flächenelements an. H_facet bezeichnet
die Höhe einer Profillinie über der Grundlinie. L_max-Sector bezeichnet die Länge
der Grundlinie eines Flächenelements oder eines Teils davon. Wenn L_max-Sector die
Gesamtlänge der Grundlinie bezeichnet, gibt sie den Radius des Kreissektors der Teilstruktur
an.
Figuren 1A und 1B zeigen Beispiele für äquidistante ϕ-Winkel-Sektorisierung von quadratischen
Pixeln in 4 (Figur 1A) und 8 Bilder (Figur 1B).
Figure 2A bis 2C zeigen Flächenelemente zur Darstellung erfindungsgemäßer Mikrostrukturen
gemäß Ausführungsform 1.
Figuren 3A bis 3C zeigen Flächenelemente zur Darstellung erfindungsgemäßer Mikrostrukturen
gemäß Ausführungsform 2.
Figuren 4A bis 4C zeigen Flächenelemente zur Darstellung erfindungsgemäßer Mikrostrukturen
gemäß Ausführungsform 3.
Figuren 5A bis 5C zeigen Flächenelemente zur Darstellung erfindungsgemäßer Mikrostrukturen
gemäß Ausführungsform 4.
Figur 6 zeigt eine erfindungsgemäße Mikrostruktur in Draufsicht.
Figur 7 zeigt ein Beispiel ein erfindungsgemäßes optisches Element mit einer Vielzahl
von erfindungsgemäßen Mikrostrukturen.
Ausführungsformen der Erfindung
[0012] Bei der erfindungsgemäßen Mikrostruktur handelt es sich um eine dreidimensionale
Struktur, also einen Mikrokörper. Nachfolgend kann die erfindungsgemäße Mikrostruktur
einfach als "die Mikrostruktur" bezeichnet werden. Die gerade Grundlinie kann als
"die Grundlinie" und die zu der Grundlinie nicht-parallele oberseitige Linie als "die
oberseitige Linie" bezeichnet werden.
[0013] Die Mikrostruktur weist vorzugsweise Ausmaße unter dem Millimeterbereich, also im
Mikrometerbereich und darunter auf. Die Länge und Breite bzw. der Durchmesser 10 µm
bis 2000 µm, vorzugsweise 20 µm bis unter 1000 µm sein. Die Höhe kann 1 µm bis 2000
µm, vorzugsweise unter 1000 µm sein. Somit können in Ausführungsformen die Mikrostrukturen
taktil erfassbar ausgestaltet sein. Vorzugsweise ist die Mikrostruktur jedoch mit
einer Höhe der Mikrostruktur von 1 µm bis 50 µm sehr flach (vgl. Ausführungsformen
2 bis 4). Bevorzugt ist eine Form mit einer Länge und Breite bzw. einem Durchmesser
von 50 µm bis weniger als 1000 µm und einer Höhe von 1 bis 20 µm. Die Höhe des Profils
ist vorzugsweise 1 bis 50 µm, stärker bevorzugt 1 bis 20 µm. Hierin bezieht sich die
Höhe der Mikrostruktur auf den in Rotationsachsenrichtung betrachteten Abstand zwischen
der Grundlinie und dem höchsten Höhepunkt des Profils, während sich die Höhe des Profils
auf den in Rotationsachsenrichtung betrachteten Abstand zwischen dem tiefsten Tiefpunkt
und dem höchsten Höhepunkt des Profils bezieht.
[0014] Die erfindungsgemäße Mikrostruktur weist Teilstrukturen auf, die einander in ihrer
Form unterscheiden, wobei jede dieser Teilstrukturen durch das hierin definierte Verfahren
darstellbar ist, das auch als Rotationsverfahren bezeichnet werden kann. Das heißt,
die Mikrostruktur enthält mindestens zwei solcher Teilstrukturen. Jede dieser Teilstrukturen
ist ein Teilrotationskörper und in der Draufsicht ein Kreissektor. Die anderen Strukturen
der Mikrostruktur können Strukturen sein, die nicht nach dem Rotationsverfahren darstellbar
sind. Sind alle Teilstrukturen der Mikrostruktur nach dem Rotationsverfahren darstellbar,
ist die Mikrostruktur als Ganzes ein Rotationskörper.
[0015] Erfindungsgemäß ist die Teilstruktur durch den Ausdruck definiert, dass sie "durch
ein Verfahren darstellbar ist, welches den Schritt umfasst, bei dem ein Flächenelement,
das eine gerade Grundlinie und eine zu der Grundlinie nicht-parallele oberseitige
Linie aufweist, um eine Rotationsachse, die in der Ebene des Flächenelements senkrecht
auf der Grundlinie steht, gedreht wird, wodurch aus der Grundlinie ein Kreissektor
und aus der oberseitigen Linie die optisch wirksame Oberfläche gebildet werden." Mit
diesem Ausdruck wird die Form der Teilstruktur auf anschauliche Weise durch das Darstellungsverfahren
definiert. Eine Alternative dazu ist eine ausschließlich strukturelle Definition,
so dass der vorstehende Ausdruck austauschbar mit der Definition ist, wonach eine
Teilstruktur "einen Ausschnitt aus einem Volumenkörper darstellt, so dass die Grundfläche
der Teilstruktur die Form eines Kreissektors aus zwei Kreisradien und einem Kreisbogen
aufweist, wobei in der Teilstruktur jede Ausschnittsfläche senkrecht auf der Grundfläche
steht und die Schnittlinie jeder Ausschnittsfläche mit der Grundfläche eine Grundlinie
darstellt, die ein Kreisradius des Kreissektors ist, und wobei die Ausschnittsfläche
eine zu der Grundlinie nicht-parallele oberseitige Linie aufweist, die eine Profillinie
des Profils der optisch wirksamen Oberfläche ist." Die Ausschnittsflächen entsprechen
den Schnittflächen beim Ausschneiden eines Tortenstücks aus einer Torte.
[0016] Die Mikrostruktur weist optisch wirksame Oberflächen auf. Voraussetzung für die optische
Wirksamkeit ist die Sichtbarkeit durch den Betrachter. Eine optische Oberfläche kann
bei Betrachtung aus einem ersten Betrachtungswinkel sichtbar und bei Betrachtung aus
einem zweiten Betrachtungswinkel verdeckt werden. Hierin sind optisch wirksame Oberflächen
solche, die zumindest unter einem Betrachtungswinkel sichtbar sind. Die einfachste
optisch wirksame Oberfläche weist keine Beschichtung auf und besteht aus dem Material
der Mikrostruktur. Beispielsweise kann die Mikrostruktur ein Polymer enthalten, dessen
Oberfläche Licht reflektiert und damit optisch wirksam ist. Die optische Wirksamkeit
kann aber auch durch Beschichtung der Oberfläche verliehen oder verändert werden.
Durch die optisch wirksamen Oberflächen auf der Mikrostruktur ergeben sich beim Drehen
und Kippen, also unter verschiedenen Betrachtungswinkeln (θ, ϕ), optische Effekte.
Hierin bezeichnet ϕ einen Horizontalwinkel auf der Kreisfläche, die durch Rotation
der Grundlinie um die Rotationsachse entsteht, und θ bezeichnet einen Vertikalwinkel
in Bezug auf diese Kreisfläche. Durch Drehen der Mikrostruktur ändert sich der Betrachtungswinkel
ϕ, durch Kippen bzw. Neigen der Betrachtungswinkel θ. In dem Flächenelement wird die
Ausrichtung der oberseitigen Linie in Bezug auf die Grundlinie auch mit dem Winkel
θ bezeichnet.
[0017] Die räumliche Orientierung der Einheit aus Flächenelement und Rotationsachse ist
natürlich nicht eingeschränkt. Aus Gründen der Anschaulichkeit wird hierin jedoch
von folgender räumlichen Orientierung ausgegangen: Die Rotationsachse und das Flächenelement
stehen vertikal, wodurch "oben" und "unten" definiert ist, wobei die Grundlinie die
untere Seite und die oberseitige Linie Teil der oberen Seite des Flächenelements ist;
und die Drehung erfolgt in horizontaler Richtung, so dass aus der Grundlinie ein waagrecht
liegender Kreissektor entsteht.
[0018] Die dreidimensionale Grundform der Mikrostruktur ist nicht eingeschränkt und ist
beispielsweise ein Tetraeder, Kugelabschnitt, Pyramidenstumpf, Kegel, Kegelstumpf,
Zylinderabschnitt oder eine Pyramide, oder sie kann aus Teilen der genannten Grundformen
zusammengesetzt sein. Somit ist auch die Grundfläche der Mikrostruktur nicht auf eine
Kreisform beschränkt. Die Grundfläche der Mikrostruktur kann aus kreissektorförmigen
Teilstrukturen und Strukturen anderer Geometrie zusammengesetzt sein. Das Verfahren
zur Darstellung der Mikrostruktur kann auch beispielsweise das Ausschneiden eines
Teils der Mikrostruktur umfassen, wodurch aus der kreisförmigen Grundfläche eine andere
als eine kreisförmige Grundfläche, z. B. ein Quadrat, gebildet wird. Die kreisförmige
Grundfläche kann aber auch ein Teil der Gesamtgrundfläche der Mikrostruktur sein,
wobei der andere Teil beliebig ausgestaltet sein kann, so dass insgesamt ein andere
als kreisförmige Grundfläche erhalten wird. Rechteckige oder quadratische Gesamtgrundflächen
ermöglichen, dass die Mikrostrukturen flächendeckend aneinander angeordnet werden
können.
[0019] Die erfindungsgemäße Mikrostruktur ermöglicht die Kodierung einer Anzahl von unterschiedlichen
Bildern direkt in die optischen wirksamen Oberflächen. Es ergeben sich somit optische
Merkmale, die unter speziellen Betrachtungswinkeln relativ zur Oberfläche und relativ
zur Lichtquelle sichtbar werden. Durch eine gezielte Auswahl der Bilder kann auf diese
Weise eine Bildabfolge erzeugt werden, die beim Kippen und/oder Drehen der Oberfläche
ähnlich wie bei einem Film Bewegungseffekte des Motivs erzeugt.
Das Flächenelement
[0020] Eine Teilstruktur kann durch das Drehen eines Flächenelements, das eine Grundlinie
und eine zu der Grundlinie nicht-parallele oberseitige Linie aufweist, um eine Rotationsachse
dargestellt werden. Nicht-parallel bedeutet, dass eine Linie gekrümmt ist oder dass
eine gerade Linie senkrecht verläuft oder zu der Rotationsachse hin nach oben oder
unten geneigt ist. Die oberseitige Linie ist im einfachsten Fall eine Linie, welche
die Grundline mit der Rotationsachse verbindet. Diese Linie ist gerade, so dass das
Flächenelement ein rechtwinkliges Dreieck ist, oder gekrümmt. Aus der nicht-parallelen
oberseitigen Linie entsteht beim Drehen eine optisch aktive Oberfläche. Es ist jedoch
nicht ausgeschlossen, dass auch aus einer parallelen Profillinie ebenfalls eine optisch
aktive Oberfläche entsteht.
[0021] Das im Rotationsverfahren verwendete Flächenelement entspricht der oben beschriebenen
Ausschnittsfläche.
[0022] Die Oberseite kann beliebig viele Linien aufweisen, die unabhängig voneinander zu
der Grundlinie nicht-parallel sind. Daneben kann sie beliebig viele parallele Linien
aufweisen. Eine Oberseite mit mehreren unterschiedlichen Linien wird hierin als Profil
bezeichnet. Ein Profil kann aus mehreren Profillinien bestehen, die gerade oder gekrümmt
sind und/oder einander in ihrer Länge und/oder ihrem Winkel bzw. ihrer Orientierung
zu der Grundlinie und damit auch zu der Rotationsachse unterscheiden. Das Profil kann
auch eine Kombination aus geraden und gekrümmten Profillinien sein, so dass ein Profil
Höhepunkte und Tiefpunkte aufweist, die durch gerade und/oder gekrümmte Profillinien
verbunden sind. Die Höhepunkte können auf einer oder auf verschiedenen Geraden senkrecht
zu der Rotationsachse liegen. Entsprechendes gilt für die Tiefpunkte. Es ist bevorzugt,
dass alle Höhepunkte auf einer ersten Geraden und alle Tiefpunkte auf einer zu der
ersten Geraden parallelen zweiten Geraden liegen. Die zweite Gerade kann auf der Grundlinie
liegen.
[0023] Die Höhe des Flächenelements, also der Abstand zwischen der Grundlinie und dem Profil,
kann beliebig sein. Es kann bevorzugt sein, dass der Abstand zwischen der Grundlinie
und dem untersten Punkt des Profils gering, z. B. 50 nm bis 1 µm, oder sogar Null
ist. Ein Beispiel einer Oberseite ist sägezahnartig, wobei in Ausführungsformen die
einzelnen Sägezähne auf der Grundlinie liegen und einander nicht oder nur an einem
Punkt berühren. Durch Drehung um die Rotationsachse ergibt das Profil einen Volumenkörper,
der auf seiner Oberfläche Erhebungen mit Höhepunkten und Einbuchtungen mit Tiefpunkten
sowie Flanken zwischen den Höhepunkten und Tiefpunkten aufweist. Die Flanken entstehen
durch Drehung der Profillinien um die Rotationsachse und ergeben die optisch wirksamen
Oberflächen des Bildelements.
[0024] Die Struktur der Oberseite des Flächenelements kann in Abhängigkeit von den gewünschten
Intensitätswerten der optisch wirksamen Oberflächen ausgewählt sein. Die relativen
Intensitätswerte der einzelnen Teilstrukturen und Mikrostrukturen aus den jeweiligen
θ,ϕ - Betrachtungswinkeln können berechnet werden. Die Grundfläche einer kreisförmigen
Mikrostruktur kann in ϕ-Sektoren, also kreissektorförmigen Grundflächen der Teilstrukturen,
unterteilt werden. Jedem Sektor jeder Mikrostruktur wird in Abhängigkeit der vorher
berechneten Intensitätswerte der Mikrostruktur in dem zu kodierenden Bild des optischen
Elements ein Intensitätswert zwischen 0 und maximaler Intensität zugeordnet. Entsprechend
dieser Intensitätswerte der Sektoren werden passende Flächenelemente berechnet und
daraus dann die Teilstrukturen der Mikrostruktur dargestellt. Diese Teilstrukturen
werden anschließend zusammengesetzt und bilden so die Form der Mikrostruktur.
[0025] Eine Teilstruktur, die durch das Rotationsverfahren hergestellt wird, bildet in der
Draufsicht einen Kreissektor. Das Profil eines Flächenelements zur Darstellung einer
Teilstruktur bzw. Sektors wird derart berechnet, dass in der Mikrostruktur bestimmte
Flächenteile [A_ref] der entstehenden Gesamtoberfläche [A_ges] auftreffendes Licht
in zumindest eine gewünschte θ-Betrachtungsrichtung reflektieren und andere Flächenteile
[A_aus] auftreffendes Licht von der gewünschten Betrachtungsrichtung ausblenden (z.B.
durch Reflexion in eine andere Betrachtungsrichtung oder in eine nicht betrachtbare
Richtung). Der Anteil dieser Flächenanteile ist abhängig von dem Intensitätswert des
Sektors des zu kodierenden Bildes [I_sector] und dem maximal erreichbaren Intensitätswert
[I_max] des Sektors und wird durch folgende Formeln festgelegt:

[0026] Hierdurch entsteht beim Betrachter in der gewünschten θ-Betrachtungsrichtung ein
zu den kodierten Bildern entsprechender Helligkeitseindruck der Mikrostruktur. Entsprechend
dem kodierten Helligkeitseindruck der benachbarten Bilder wechselt durch die verschiedenen
Formen der Teilstrukturen der Helligkeitseindruck bei Beibehaltung der θ-Betrachtungsrichtung
und gleichzeitiger Veränderung der ϕ-Betrachtungsrichtung, also beim Drehen.
[0027] Die hohe Anzahl der optischen Effekte der Mikrostruktur ergibt sich aus der Kombination
aus Sektoren und den Profilen der Sektoren.
Das optische Element
[0028] Das optische Element (Figur 7) enthält eine Vielzahl von erfindungsgemäßen Mikrostrukturen,
die auf einem Träger angeordnet sind und die Pixel des Motivs des optischen Elements
darstellen. Das optische Element kann beispielsweise ein Sicherheitsmerkmal auf einem
Wertdokument sein. Es können beliebige Träger verwendet werden, beispielsweise Papier
oder eine Folie. Materialien für die Folie können Kunststoffe, insbesondere PC (Polycarbonat),
PMMA (Polymethylmethacrylat), PET (Polyethylente-rephthalat), PBT (Polybutylenterephthalat),
PEN (Polyethylennaphthalat), PP (Polyproyplen), PA (Polyamid) oder PE (Polyethylen)
oder biaxial orientiertes Polypropylen (BOPP) sein. Die Folie kann transluzent sein.
[0029] Die gesamte Oberfläche des optischen Elements wird in einzelne Mikrostrukturen mit
beliebiger Grundfläche (z.B. quadratisch, rechteckig, hexagonal oder allgemein eine
Kombination davon) eingeteilt, wobei Geometrien bevorzugt sind, die nebeneinander
angeordnet flächendeckend sind.
[0030] Abhängig von der Anzahl der zu kodierenden Bilder wird die Grundfläche der Mikrostrukturen
in Sektoren unterteilt (Figuren 1A und 1B). Die Fläche der zu kodierenden Bilder wird
ebenfalls in die gleichen Mikrostrukturen unterteilt, wobei die relativen Intensitätswerte
der einzelnen Mikrostrukturen der Bilder errechnet werden
[0031] Der erfindungsgemäße Ansatz ermöglicht die Kodierung einer beliebigen Anzahl von
unterschiedlichen Bildern direkt in die Strukturen der Fläche der optischen Sicherheitsmerkmale,
die unter speziellen Betrachtungswinkeln relativ zur Oberfläche und relativ zur Lichtquelle
sichtbar werden. Durch eine sinnvolle Auswahl der Bilder kann auf diese Weise eine
Bildabfolge erzeugt werden, die ähnlich wie bei einem Film beim Kippen und/oder Drehen
der Oberfläche Bewegungseffekte des Motivs erzeugt. Die Anzahl der Bilder ist grundsätzlich
beliebig, jedoch sinken die maximale Intensität und die Unterscheidbarkeit der Bilder
bei zunehmender Anzahl in Abhängigkeit der Lichtquelle, unter der die Bilder betrachtet
werden, wobei stark parallelisiertes Licht wie z.B. Sonnenlicht eine höhere Unterscheidbarkeit
ermöglicht und diffuseres Licht wie z.B. Umgebungslicht eine geringere Unterscheidbarkeit
zulässt. Es gibt daher abhängig von der Aufgabenstellung und des Motivs eine in praktischer
Hinsicht maximale Anzahl der Bilder.
Herstellung
[0032] Die Teilstrukturen sind anhand der Strukturen, die durch das Darstellungsverfahren
erhalten werden, herstellbar. Zur Erzeugung der Mikrostrukturen können bekannte Mikrostrukturierungsverfahren
verwendet werden, z.B. Prägeverfahren wie Nanoprägelithographie (NIL). Es können bekannte
Verfahren eingesetzt werden, in denen thermoplastischen Folien oder mit strahlungshärtenden
Lacken beschichtete Folien geprägt werden. Bevorzugt sind Mikrostrukturen, die Polymere
enthalten oder daraus bestehen, so dass eine Herstellung mittels Prägeverfahren, z.B.
Rolle-zu-Rolle-Verfahren, ermöglicht wird.
[0033] Zur Erzeugung der Mikrostrukturen können alternativ auch bekannte Formgebungsverfahren
verwendet werden wie z.B. das Spritzgussverfahren oder das Extrusionsverfahren, welche
geschmolzenes Material in eine negative Form zu spritzen, um die gewünschte Form zu
erzeugen. Mikrostrukturen können durch die Verwendung geeigneter Einsätze, die das
Negativ des Oberflächenreliefs der Mirkostruktur enthalten, erhalten werden.
[0034] Das Prägewerkzeug weist das Negativ des Oberflächenreliefs der Mikrostruktur auf
und kann durch bekannte Verfahren wie Photolithographie, Elektronenstrahllithographie
oder Laserstrahllithographie hergestellt werden.
Beschichtung
[0035] Auf den optisch wirksamen Oberflächen kann zumindest bereichsweise eine reflektierende
oder reflexionserhöhende Beschichtung, insbesondere eine metallische oder hochbrechende
Beschichtung, ausgebildet sein. Diese kann eine metallische Beschichtung sein, die
beispielsweise in einer Dicke von 50 nm aufgedampft ist. Als Beschichtungsmaterial
können insbesondere Aluminium, Gold, Silber, Kupfer, Palladium, Chrom, Nickel und/oder
Wolfram sowie deren Legierungen verwendet werden. Alternativ kann die reflektierende
oder reflexionserhöhende Beschichtung durch eine Beschichtung mit einem Material mit
hohem Brechungsindex gebildet werden.
[0036] Die optisch wirksamen Oberflächen der Mikrostrukturen können nach dem Prägen und
Härten eines auf einer Trägerfolie befindlichen Prägelacks metallisiert werden. Um
eine Kopierung des Sicherheitsmerkmals mittels Abformung der Strukturen zu verhindern,
ist es möglich, die beschichteten Strukturen mit einem weiteren Polymer zu versiegeln.
Es kann auch ein weitere Lackschicht als Schutzlack oder Klebelack aufgetragen werden.
[0037] Beispielhaft werden nachfolgend vier Ausführungsformen zur Konstruktion von Flächenelementen
mit Profilen beschrieben. Ausführungsformen 3 und 4 können bevorzugt sein, da sie
mehr Freiheitsgrade erlauben.
Ausführungsform 1 (Figuren 2A bis 2C)
[0038] Entsprechend der gewünschten θ-Betrachtungsrichtung wird ein Strukturwinkel α
1 berechnet, so dass eintreffende Strahlen einer Lichtquelle von den optisch wirksamen
Flächen (2) in Richtung des θ-Betrachtungswinkels reflektiert werden. Für Flächenanteile,
die das Licht ausblenden sollen, wird eine zur Grundlinie parallele Linie (3) verwendet.
[0039] Abhängig vom benötigten Intensitätswert (0 bis I_max) des Sektors der Mikrostruktur
ergeben sich folgende Profillinien:
- (i) Für den Fall Intensität = 0 (Fig. 2A) ergibt sich keine Struktur; der Volumenkörper
des Sektors besteht nur aus der Basisfläche (bzw. der Oberfläche des Trägers).
- (ii) Für den Fall Intensität = I_max (Fig. 2B) ergibt sich eine gerade Linie mit Steigung
= α1; der Volumenkörper des Sektors entspricht einem Kegelsektor mit H= H_max.
- (iii) Für den Fall Intensität = l_sector (Fig. 2C) im Bereich zwischen 0 und I_max
ergibt sich eine Kombination der beiden Funktionen, wobei der Anteil der geraden Linie
entsprechend dem benötigten Flächenverhältnis aus Formel 1 berechnet wird. Der Volumenkörper
des Sektors entspricht einem Kegelstumpfsektor mit H= H_facet.
[0040] Ein Nachteil dieser Ausführungsform gegenüber den besonders bevorzugten Ausführungsformen
ist, dass das ausgeblendete Licht nicht kontrolliert wird, wodurch Störbilder nahe
den gewünschten θ-Betrachtungsrichtung auftreten können, die auch die Bildabfolge
des Motivs beim Drehen oder Kippen stören können. Außerdem können die gewünschte θ-Betrachtungsrichtung,
die maximale Höhe der Strukturen und die Basisfläche der Pixel nicht unabhängig voneinander
gewählt werden. Es können nur zwei dieser Parameter frei gewählt werden, während sich
der dritte Parameter aus den anderen beiden Parametern ergibt.
Ausführungsform 2 (Figuren 3A bis 3C)
[0041] Entsprechend der gewünschten θ-Betrachtungsrichtung wird ein Winkel α
1 berechnet, so dass eintreffende Strahlen einer Lichtquelle in Richtung des 8-Betrachtungswinkels
reflektiert werden. Zusätzlich wird eine zweite θ-Betrachtungsrichtung mit entsprechendem
Winkel α
2 gewählt, unter dem ein Negativbild des zu kodierenden Bildes erscheinen soll. Für
Flächenanteile, die das Licht ausblenden sollen, wird eine gerade Linie mit Steigung
= α
2 verwendet, um das ausgeblendete Licht in die θ-Betrachtungsrichtung des Negativbildes
zu lenken.
[0042] Abhängig vom benötigten Intensitätswert des Sektors des Pixels ergeben sich dementsprechend
folgende Profillinien:
- (i) Für den Fall Intensität = 0 (Fig. 3A) ergibt sich eine gerade Linie mit Steigung
= α2 und eine gerade Linie mit Steigung = 0, um den Sektor aufzufüllen. Der Volumenkörper
entspricht einem Kegelsektor mit H= H_Max, der die Grundfläche nicht vollständig bedeckt.
- (ii) Für den Fall Intensität = I_max (Fig. 3B) ergibt sich eine gerade Linie mit Steigung
= α1. Der Volumenkörper des Sektors entspricht einem Kegelsektor mit H= H_max.
- (iii) Für den Fall Intensität = l_sector (Fig. 3C) im Bereich zwischen 0 und I_max
ergibt sich eine Kombination der beiden Linien, wobei deren Anteil an dem Profil entsprechend
dem benötigten Flächenverhältnis aus Formel 1 berechnet wird. Zusätzlich wird eine
gerade Linie mit Steigung = 0 verwendet, um die beiden geraden Linien zu verbinden.
Der Volumenkörper des Sektors entspricht einem Kegelstumpfsektor mit einem aufgesetzten
Kegelsektor.
[0043] Ein Vorteil dieser Ausführungsform ist, dass das ausgeblendete Licht verwendet wird,
um ein weiteres Bild (Negativbild des kodierten Bildes) unter einer anderen θ-Betrachtungsrichtung
zu erzeugen. Es bleiben jedoch weiterhin flache Teilstücke, die zu Störbildern führen
können. Ein Nachteil ist, dass die gewünschte θ-Betrachtungsrichtung, die maximale
Höhe der Strukturen und die Grundfläche der Mikrostruktur nicht unabhängig voneinander
gewählt werden können. Es können nur zwei dieser Parameter frei gewählt werden, während
der dritte Parameter sich aus den anderen beiden Parametern ergibt. Hergestellte Mikrostrukturen
können unter Verwendung eines Keyence-Laserscanning-Mikroskops vermessen werden.
Ausführungsform 3 (Figuren 4A bis 4C)
[0044] Entsprechend der gewünschten θ-Betrachtungsrichtung wird ein Winkel α
1 berechnet, so dass eintreffende Strahlen einer Lichtquelle in Richtung des 8-Betrachtungswinkels
reflektiert werden. Zusätzlich wird eine zweite θ-Betrachtungsrichtung mit entsprechendem
Winkel α
2 gewählt, unter dem ein Negativbild des zu kodierenden Bildes erscheinen soll. Für
Flächenanteile, die das Licht ausblenden sollen, wird eine Kurve mit Steigung = α
2 verwendet, um das ausgeblendete Licht in die θ-Betrachtungsrichtung des Negativbildes
zu lenken. Zusätzlich werden bei diesem Ansatz die geraden Linien unterteilt, wenn
sie H_max überschreiten. Dies ermöglicht eine Entkopplung der drei Parameter, nämlich
θ-Betrachtungsrichtung, maximale Höhe der Strukturen und Grundfläche der Mikrostruktur,
sowie das Vermeiden von geraden Linien mit Steigung = 0.
[0045] Abhängig vom benötigten Intensitätswert (0 - I_max) des Sektors der Mikrostruktur
ergeben sich dementsprechend folgende Profile:
- (i) Für den Fall Intensität = 0 (Fig. 4A) ergeben sich mehrere gerade Linien mit Steigung
= α2, welche durch andere gerade Linien unterteilt werden, wodurch ein sägezahnartiges
Profil entsteht.
- (ii) Für den Fall Intensität = I_max (Fig. 4B) ergeben sich mehrere gerade Linien
mit Steigung = α1, welche durch andere gerade Linien unterteilt werden, wodurch ebenfalls ein sägezahnartiges
Profil entsteht.
- (iii) Für den Fall Intensität = l_sector (Fig. 4C) im Bereich zwischen 0 und I_max
ergibt sich eine Kombination der beiden Bereiche, wobei deren Anteil an dem Profil
entsprechend dem benötigten Flächenverhältnis aus Formel 1 berechnet wird.
Ausführungsform 4 (Figuren 5A bis 5C)
[0046] Ausgehend von der Ausführungsform 3 wird ein Strukturwinkel α
2 = 45° für die Ausblendungsoberflächen und deren Unterteilungen gewählt. Die Kombination
von zwei Flächen, die normal aufeinander stehen, ermöglicht einen Effekt wie der einer
retroreflektierenden Struktur, die auftreffendes Licht in Richtung der Quelle zurückwirft.
Hierdurch wird der Anteil des Lichtes, das ausgeblendet werden soll, in eine von der
Betrachtungsrichtung unterschiedlichen Richtung reflektiert, und es werden keine unerwünschten
Negativbilder erzeugt.
Beispiele
[0047] Es wurden verschiedene erfindungsgemäße Mikrostrukturen mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellt.
- 1. Circle_V2:
Profil gemäß Ausführungsform 3; h_max = 2.5 µm; Basisfläche 80 x 80 µm; α1 = 14°; α1 = 28°
- 2. Qube_V1:
Profil gemäß Ausführungsform 3; h_max = 2.5 µm; Basisfläche 100 x 100 µm; α1 = 14°
- 3. Qube_V1:
Profil gemäß Ausführungsform 4; h_max = 5 µm; Basisfläche 100 x 100 µm, α1 = 14°
[0048] In allen drei Versuchen konnten Mikrostrukturen mit den gewünschten Motiven und Effekten
bei Änderung des Betrachtungswinkels hergestellt werden.
Bezugszeichenliste
[0049]
- (1)
- Grundlinie
- (2)
- Profillinie (nicht-parallele oberseitige Linie)
- (3)
- Profillinie
- (4)
- Rotationsachse
1. Mikrostruktur mit Teilstrukturen, die einander in ihrer Form unterscheiden, wobei
jede der Teilstrukturen eine optisch wirksame Oberfläche aufweist und durch ein Verfahren
darstellbar ist, welches den Schritt umfasst, bei dem ein Flächenelement, das eine
gerade Grundlinie und eine zu der Grundlinie nicht-parallele oberseitige Linie aufweist,
um eine Rotationsachse, die in der Ebene des Flächenelements senkrecht auf der Grundlinie
steht, gedreht wird, wodurch aus der Grundlinie ein Kreissektor und aus der oberseitigen
Linie die optisch wirksame Oberfläche gebildet werden.
2. Mikrostruktur nach Anspruch 1, wobei alle Teilstrukturen der Mikrostruktur durch das
genannte Verfahren darstellbar sind, wobei das Drehen um dieselbe Rotationsachse erfolgt,
wodurch die erhaltenen Teilstrukturen zusammen eine kreisförmige Grundfläche der Mikrostruktur
ergeben.
3. Mikrostruktur nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Verfahren das Ausschneiden eines Teils
der Mikrostruktur umfasst, wodurch aus der Grundfläche der Mikrostruktur eine andere
als eine kreisförmige Grundfläche gebildet wird.
4. Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die oberseitige Linie des
Flächenelements eine erste Linie ist und das Flächenelement eine zweite oberseitige
Linie aufweist, wobei die erste Linie zu der Rotationsachse hin nach oben geneigt
ist und die zweite Linie sich von der zweiten Linie in der Neigung zu der Rotationsachse
hin unterscheidet.
5. Mikrostruktur nach Anspruch 4, wobei die erste Linie und die zweite Linie Profillinien
eines oberseitigen Profils mit mehreren Höhepunkten und Tiefpunkten sind.
6. Mikrostruktur nach Anspruch 5, wobei das Profil mehrere erste Profillinien und mehrere
zweite Profillinien aufweist, wobei die ersten Profillinien den gleichen oder unterschiedliche
Neigungswinkel zu der Rotationsachse und die zweiten Profillinien den gleichen oder
unterschiedliche Neigungswinkel zu der Rotationsachse einnehmen und wobei erste und
zweite Profillinien einander abwechseln.
7. Mikrostruktur nach Anspruch 6, wobei die Höhepunkte von mehreren der Profillinien
auf einer Geraden senkrecht zu der Rotationsachse liegen und/oder die Tiefpunkte der
Profillinien auf einer Geraden senkrecht zu der Rotationsachse liegen.
8. Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Ansprüche, die eine geprägte und gehärtete
Polymerstruktur ist oder enthält.
9. Mikrostruktur nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die optisch wirksame Oberfläche
die Oberfläche einer Beschichtung einer geprägten und gehärteten Polymerstruktur ist.
10. Verfahren zum Herstellen einer Mikrostruktur, welches folgende Schritte umfasst:
(i) Herstellen einer Teilstrukturdarstellung durch ein Verfahren, welches den Schritt
umfasst, bei dem ein Flächenelement, das eine gerade Grundlinie und eine zu der Grundlinie
nicht-parallele oberseitige Linie aufweist, um eine Rotationsachse, die in der Ebene
des Flächenelements senkrecht auf der Grundlinie steht, gedreht wird, wodurch aus
der Grundlinie ein Kreissektor und aus der oberseitigen Linie die optisch wirksame
Oberfläche gebildet werden;
(ii) Herstellen einer Mikrostrukturdarstellung, welche die gemäß Schritt (i) erhaltene
Teilstrukturdarstellung und mindestes eine davon in ihrer Form verschiedene Teilstrukturdarstellung
umfasst; und
(iii) Herstellen der Mikrostruktur auf der Grundlage der in Schritt (ii) erhaltenen
Mikrostrukturdarstellung.
11. Verfahren nach Anspruch 10, wobei Schritt (iii) folgende Schritte umfasst:
(iii-1) Herstellen eines Prägewerkzeugs als Negativ der in Schritt (ii) erhaltenen
Mikrostrukturdarstellung;
(iii-2) Drücken des in Schritt (iii-1) erhaltenen Prägewerkzeugs auf ein nicht ausgehärtetes
Substrat unter Bildung eines geprägten Substrats; und
(iii-3) Härten des in Schritt (iii-2) erhaltenen geprägten Substrats unter Bildung
der Mikrostruktur.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, welches das Auftragen einer Beschichtung auf die
optisch wirksame Oberfläche umfasst.
13. Mikrostruktur, erhältlich gemäß einem Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12.
14. Optisches Element mit einem Träger und einer Vielzahl von auf dem Träger angeordneten
Mikrostrukturen nach einem der Ansprüche 1 bis 9 oder 13.
15. Verwendung eines optischen Elements nach Anspruch 14 als Sicherheitselement auf Wertdokumenten
oder Dekorationselement.