[0001] Die Erfindung betrifft ein handhaltbares System zur Behandlung von Oberflächen mittels
Plasmas sowie ein Verfahren zur Behandlung von Oberflächen mittels Plasmas unter Verwendung
des handhaltbaren Systems.
[0002] Die Anwendung von Plasmajets, also Atmosphärendruck-Plasma im Raumtemperaturbereich,
hat sich insbesondere zur Wundbehandlung in der Praxis bewährt und hat damit einen
größeren Bedarf an Geräten dieser Art erzeugt.
[0003] Aus dem Stand der Technik sind Systeme zur Plasmabehandlung von Oberflächen bekannt.
[0004] So offenbart zum Beispiel die
DE202017101912U1 ein tragbares, werkzeuglos montierbares Plasma-Behandlungssystem. Dieses umfasst
im Wesentlichen eine Druckgasflasche, ein Handgerät mit einer Plasmadüse zur Applikation
des Plasmas sowie eine Steuerungseinheit zum Steuern des Gasstroms sowie einer Elektrodenspannung
im Handgerät zur Erzeugung des Plasmas. Nachteilig hierbei ist jedoch der Umstand,
dass das Plasma-Behandlungssystem immer auf eine externe Stromversorgung angewiesen
ist. Weiterhin ist das Plasma-Behandlungssystem durch seine massive Steuereinheit,
die relativ große Druckgasflasche und die übrigen Komponenten, welche an einem sperrigen
Rahmen befestigt sind, entsprechend unhandlich. Dementsprechend ist der Einsatzbereich
dieses Plasma-Behandlungssystems beschränkt.
[0005] WO2009074546A1 offenbart eine Vorrichtung zur Behandlung von Oberflächen mit einem bei Atmosphärendruck
erzeugten Plasma, welches als tragbares Handgerät ausgebildet sein kann. Weiterhin
wird hier vorgeschlagen, die Vorrichtung mit einer Batterie zu betreiben, sodass diese
unabhängig von einer externen Stromversorgung verwendet werden kann. Zur Gasversorgung
wird durch eine Membranpumpe Umgebungsluft angesaugt und aus der Umgebungsluft ein
Plasma erzeugt. Nachteilig hierbei ist, dass somit das verwendbare Prozessgas auf
Luft beschränkt bleibt, wobei außerdem Ozon in teilweise gesundheitsschädlicher Konzentration
erzeugt werden kann.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt hiervon ausgehend die Aufgabe zugrunde, ein System
sowie ein Verfahren zur Behandlung von Oberflächen mittels Plasmas bereitzustellen,
das jeweils im Hinblick auf die oben beschriebene Problematik verbessert ist, indem
im Vergleich zum Stand der Technik die Anwendungsmöglichkeiten und der Einsatzbereich
des Systems und des Verfahrens zur Behandlung von Oberflächen mittels Plasmas erweitert
sind.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein handhaltbares System zur Behandlung von Oberflächen
mittels Plasmas mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie ein Verfahren zur Behandlung
von Oberflächen mittels Plasmas unter Verwendung des handhaltbaren Systems gemäß Anspruch
15 gelöst.
[0008] Vorteilhafte Ausgestaltungen dieser und weiterer Erfindungsaspekte sind in den entsprechenden
Unteransprüchen angegeben und werden nachfolgend beschrieben.
[0009] Ein erster Aspekt der Erfindung betrifft ein handhaltbares System zur Behandlung
von Oberflächen mittels Plasmas, aufweisend:
- eine Plasmaeinrichtung, welche mit einem Prozessgas betreibbar ist,
- eine Energiequelle zur Energieversorgung der Plasmaeinrichtung, sowie
- eine Tragestruktur, an und/oder in welcher die Plasmaeinrichtung und die Energiequelle
angeordnet sind.
[0010] Das System ist erfindungsgemäß dazu ausgebildet, eine zur Aufnahme des Prozessgases
ausgebildete Gaskartusche fest mit der Tragestruktur zu verbinden sowie das Prozessgas
aus der Gaskartusche zur Plasmaeinrichtung zu führen.
[0011] Die Energiequelle ist dabei insbesondere dazu eingerichtet, die Plasmaeinrichtung
mit Energie zu versorgen. Insbesondere ist die Energiequelle eine Spannungsquelle,
mit der ein elektrisch erzeugtes oder induziertes Plasma, beispielsweise mit Elektroden
der Plasmaeinrichtung, erzeugt werden kann.
[0012] Der Begriff "fest" im Zusammenhang mit der Verbindung der Tragestruktur mit einer
Gaskartusche ist insbesondere so zu verstehen, dass eine mit der Tragestruktur verbundene
Gaskartusche einer Bewegung der Tragestruktur unmittelbar folgt, also relativ zur
Lage der Tragestruktur eine feste Orientierung und Position einnimmt. Insbesondere
ist die Gaskartusche nicht flexibel, beispielsweise lediglich über einen Schlauch,
mit der Tragestruktur verbunden.
[0013] Eine feste Verbindung kann beispielsweise über einen Gaskartuschenanschluss der Tragestruktur
erfolgen.
[0014] Somit sind die zur Plasmabehandlung erforderlichen Komponenten Plasmaeinrichtung,
Energiequelle und Gasversorgung erfindungsgemäß in einem handhaltbaren System integrierbar.
Vorteilhafterweise kann das handhaltbare System demnach von einem Nutzer, unabhängig
von typischerweise ortsgebundener Energie- bzw. Gasversorgung mobil verwendet werden.
[0015] Erfindungsgemäß wird das Prozessgas, wenn dies in der Gaskartusche enthalten ist,
zur Plasmaeinrichtung geführt. Dort kann mittels der Plasmaeinrichtung aus dem Prozessgas
ein Plasma erzeugt werden. Durch die Führung des Prozessgases bzw. einen entsprechenden
Gasfluss kann das nun als Plasma vorliegende Prozessgas folglich in einem aus dem
handhaltbaren System austretenden Plasmajet zur Behandlung der Oberfläche auf diese
appliziert werden, sodass das handhaltbare System zur Behandlung von Oberflächen mittels
Plasmas geeignet ist.
[0016] Das erfindungsgemäße handhaltbare System ist insbesondere in der Human und Tiermedizin
sowie der Hygiene und Prävention zur Behandlung von Oberflächen und Hohlkörpern im
zivilen und nicht-zivilen Bereich geeignet. Bei der zu behandelnden Oberfläche kann
es sich insbesondere um biologisches Gewebe handeln. So kann das erfindungsgemäße
System beispielsweise zur Behandlung einer Oberfläche des menschlichen Körpers, zum
Beispiel zur Behandlung einer Wunde, verwendet werden. Durch die Integration der Komponenten
der Plasmaeinrichtung, Energiequelle und die Gasversorgung im erfindungsgemäßen handhaltbaren
System kann ein Nutzer, der weiterhin keine medizinische Vorbildung benötigt, das
handhaltbare System insbesondere außerhalb von Einrichtungen des Gesundheitswesens
selbst verwenden, um Oberflächen mit Plasma zu behandeln.
[0017] Als Prozessgas für die Gaskartusche sind zum Beispiel Kohlenstoffdioxid, Distickstoffmonoxid,
oder ein Edelgas vorgesehen, insbesondere Helium, Argon oder Neon. Alternativ kann
es sich bei dem Prozessgas auch um Gasgemische handeln, zum Beispiel Luft. Die verwendeten
Prozessgase können dabei je nach Anforderung der zu behandelnden Oberfläche variiert
werden. Dementsprechend ermöglicht die Erfindung den Einsatz von anderen Prozessgasen
als Umgebungsluft, was die Anwendungsmöglichkeiten des handhaltbaren Systems gemäß
der Erfindung gegenüber Systemen, welche auf Ansaugen von Umgebungsluft zur Erzeugung
des Plasmas basieren, erheblich erweitert. Darüber hinaus wird durch die Verwendung
der oben beispielhaft vorgeschlagenen Prozessgase die Erzeugung von Ozon in hoher,
gesundheitsschädlicher Konzentration vermieden, wie es bei der Verwendung von Luft
als Prozessgas der Fall sein kann.
[0018] Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung ist die Gaskartusche über einen Gasanschluss
mit dem Prozessgas füllbar oder nachfüllbar. Beispielsweise kann die Gaskartusche
über den Gasanschluss des handhaltbaren Systems an einer Gasfüllstation gemäß dem
dritten Aspekt der Erfindung mit Prozessgas befüllt werden, sobald das Prozessgas
aus der Gaskartusche verbraucht ist.
[0019] In einer alternativen Ausführungsform der Erfindung ist die Gaskartusche über einen
Gaskartuschenanschluss gasdicht an oder in der Tragestruktur wiederholt befestigbar
und entfernbar, sodass die Gaskartusche austauschbar ist. Sobald das Prozessgas aus
der Gaskartusche verbraucht ist, kann diese gemäß dieser Ausführungsform entsorgt
und mit einer anderen mit Prozessgas befüllten Gaskartusche ersetzt werden. Somit
ist das handhaltbare System gemäß dieser Ausführungsform insbesondere aber nicht ausschließlich
zur Verwendung von kommerziell erhältlichen Gaskartuschen für den Einmalgebrauch geeignet.
[0020] Nach einer Ausführungsform der Erfindung liegt die Plasmaeinrichtung im Bereich einer
in oder an der Tragestruktur angeordneten Plasmadüse des Systems, sodass das Plasma
über die Plasmadüse applizierbar ist. Demnach kann der Plasmajet das handhaltbare
System über die Plasmadüse in Richtung der zu behandelnden Oberfläche verlassen.
[0021] Insbesondere ist vorgesehen, dass die Plasmadüse über einen mechanischen Anschluss
wiederholt an der Tragestruktur befestigbar und von dieser entfernbar ist, sodass
verschiedene Plasmadüsen für das handhaltbare System verwendbar sind. Die verschiedenen
Plasmadüsen können insbesondere verschiedene Düsen- und/oder Diffusorabschnitte aufweisen,
um die Strömungseigenschaften des aus der Plasmadüse austretenden Plasmas den Anforderungen
der zu behandelnden Oberfläche anzupassen. Dabei kann die Plasmadüse optional als
DC-Plasmadüse oder AC-Plasmadüse ausgelegt werden. Konstruktionstechnische Unterschiede
zwischen DC-Plasmadüsen und AC-Plasmadüsen können insbesondere durch dielektrische
Barrieren zwischen Elektroden und Plasma bedingt sein. So kann bei AC-Betrieb eine
dielektrische Barriere zwischen Elektroden und Plasma genutzt werden, womit eine oft
unerwünschte Erhöhung der Prozessgastemperatur sehr effektiv unterbunden werden kann.
Im DC-Betrieb funktioniert das nicht, da durch die isolierende Eigenschaft der Barriere
im DC-Betrieb der Stromfluss stark unterbunden ist und damit keine Entladung betrieben
werden kann.
[0022] In einer Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass zwischen der Gaskartusche
und der Plasmaeinrichtung ein Ventil angeordnet ist, wobei ein Gasfluss des Prozessgases
von der Gaskartusche zur Plasmaeinrichtung durch Betätigung des Ventils bewirkt und
gestoppt werden kann.
[0023] Insbesondere ist vorgesehen, dass das Ventil mechanisch oder elektrisch betätigbar
ist. Zu diesem Zweck kann der Nutzer beispielsweise einen Auslöser betätigen, welcher
mit dem Ventil in Wirkverbindung steht, um das Ventil für den Gasfluss zu öffnen und
wieder zu schließen.
[0024] Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung umfasst die Plasmaeinrichtung eine Hochspannungselektrode.
Die Hochspannungselektrode wird dabei mittels der Energiequelle betrieben. Bei der
Energiequelle kann es sich um eine elektrische Batterie handeln. Insbesondere ist
vorgesehen, dass die von der elektrischen Batterie bereitgestellte elektrische Spannung
über einen Hochspannungsgenerator in eine Hochspannung umgewandelt wird, welche schließlich
zur Erzeugung des Plasmas an der Hochspannungselektrode anliegen kann. Bei der Batterie
kann es sich zum Beispiel um einen Lithium-Ionen-Akku handeln. Dies hat den Vorteil,
dass derartige Batterien günstig erhältlich und verhältnismäßig leicht sind.
[0025] Die Hochspannung kann im AC-Betrieb beispielsweise Höchstwerte zwischen 2,5 kV und
5 kV annehmen, zum Beispiel bei einer Frequenz von 30 kHz. Im niederfrequenten Bereich,
insbesondere im DC-Bereich, kann die Hochspannung zum Beispiel zwischen 1 kV und 2
kV liegen.
[0026] Insbesondere ist vorgesehen, dass die Plasmaeinrichtung, insbesondere deren Hochspannungselektrode,
mittels Gleich- oder Wechselspannung oder mittels Mikrowellen betrieben wird.
[0027] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung bildet die Tragestruktur ein Gehäuse
in oder an welchem die Plasmaeinrichtung und die Energiequelle angeordnet sind und
mit welchem die Gaskartusche fest verbunden oder verbindbar ist.
[0028] Nach einer Ausführungsform der Erfindung bildet die Tragestruktur, insbesondere das
Gehäuse, ein Griffstück aus, über welches ein Nutzer das handhaltbare System händisch
aufnehmen kann.
[0029] Insbesondere ist vorgesehen, dass die Tragestruktur, insbesondere das Gehäuse, die
Form einer Pistole annimmt, wobei die Plasmaeinrichtung, insbesondere die Plasmadüse,
im Bereich eines Laufs der Pistole angeordnet ist und das Griffstück deren Griff bildet.
Die Formgebung des handhaltbaren Systems als Pistole ermöglicht eine sichere und intuitive
Handhabung durch den Nutzer, welche entsprechend kein geschultes Personal zur Applikation
des Plasmas erfordert.
[0030] Der Begriff Pistole bezieht sich dabei insbesondere auf die Lage und Position des
Griffstücks relativ zur Plasmadüse bzw. der Richtung eines erzeugten Plasmajets (entspricht
der Richtung des Pistolenlaufs), deren Achsen ähnlich wie bei einer Pistole im Wesentlichen
rechtwinklig zu einander angeordnet sind.
[0031] In einer Ausführungsform der Erfindung ist die Energiequelle im Griffstück angeordnet.
Durch das im Verhältnis zu den übrigen Komponenten des handhaltbaren Systems typischerweise
hohe Gewicht der Energiequelle, insbesondere in Form einer elektrischen Batterie,
wird erreicht, dass das handhaltbare System, insbesondere in Form einer Pistole, bei
der Benutzung gut und sicher in der Hand eines Nutzers liegt, da der Schwerpunkt des
handhaltbaren Systems bzw. der Pistole entsprechend im Bereich der Batterie liegt.
[0032] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist das handhaltbare System
einen Ladeanschluss zum Aufladen oder Wiederaufladen der Energiequelle mit Energie
auf. Dabei kann es sich beispielsweise um einen USB- oder Mini-USB-Ladeanschluss handeln.
Beispielsweise lässt sich ein 3,6 V Lithium-Ionen-Akku als Energiequelle in der Regel
mit kommerziellen Ladegeräten für Mobiltelefone laden, welche weit verbreitet sind.
[0033] In einer alternativen Ausführungsform ist vorgesehen, dass das handhaltbare System
eine Einrichtung zum induktionsbasierten Aufladen oder Wiederaufladen der Energiequelle
aufweist. Gemäß dieser Ausführungsform kann das handhaltbare System kabellos mittels
Induktion aufgeladen werden.
[0034] Beispielhaft kann die Gaskartusche ein Volumen von zwischen 10 ccm und 250 ccm aufweisen.
[0035] Ebenso beispielhaft kann das handhaltbare System exklusive der Gasfüllung der Gaskartusche
mit dem Prozessgas ein Gewicht von weniger als 1 kg aufweisen.
[0036] Die räumlichen Abmessungen des handhaltbaren Systems können weiterhin beispielhaft
bei einer Länge von weniger als 23 cm, einer Breite von weniger als 6 cm und einer
Höhe von weniger als 12 cm liegen. Höhe, Länge und Breite sind dabei jeweils als maximale
räumliche Erstreckungen des handhaltbaren Systems entlang jeweils zueinander orthogonaler
Erstreckungsrichtungen zu verstehen.
[0037] Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung weist das handhaltbare System weiterhin
eine Gasfüllstation mit einem Gasbehälter auf, welcher zur Aufnahme eines komprimierten
Prozessgases ausgebildet ist. Somit kann die Gaskartusche des jeweiligen handhaltbaren
Systems über den Gasbehälter der Gasfüllstation aufgefüllt werden. Die Gasfüllstation
kann weiterhin Ventile, Druckminderer und/oder Barometer umfassen.
[0038] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist das handhaltbare System weiterhin
Sensoren auf, welche dazu ausgebildet sind, zumindest einen der folgenden Parameter
zu ermitteln:
- eine räumliche Entfernung der Plasmaeinrichtung, insbesondere der Plasmadüse, in Bezug
zu einer zu behandelnden Oberfläche,
- einen Energieverbrauch der Energiequelle,
- einen Energiefüllstand der Energiequelle,
- eine Temperatur des Prozessgases,
- einen Prozessgasverbrauch des Prozessgases,
- eine Prozessgasmenge von Prozessgas in der Gaskartusche
- eine Benutzungszeit des handhaltbaren Systems, welche indikativ für die Zeitspanne
ist, innerhalb derer mittels des handhaltbaren Systems insbesondere zeitlich ununterbrochen
ein Plasma angeregt wird.
[0039] Zu diesem Zweck kann das handhaltbare System mehrere entsprechende Sensoren aufweisen.
[0040] Der insbesondere von einem Entfernungssensor ermittelte Abstand kann dabei in Form
entsprechender Daten einer Prozessoreinheit des handhaltbaren Systems übermittelt
werden. Die Prozessoreinheit kann dazu ausgebildet sein, anhand der Daten eine Übermittlungseinheit
des handhaltbaren Systems dazu veranlassen, ein Signal zu erzeugen, welches indikativ
für den ermittelten Abstand ist. So kann der Nutzer zum Beispiel darüber informiert
werden, ob die Plasmaeinrichtung, insbesondere die Plasmadüse, bei der Applikation
des Plasmas zu nah oder zu weit entfernt von der zu behandelnden Oberfläche ist. Bei
dem Signal kann es sich zum Beispiel um ein optisches Signal oder auch ein akustisches
Signal handeln.
[0041] Insbesondere ist vorgesehen, dass das handhaltbare System einen Temperatursensor
und/oder einen Luftfeuchtigkeitssensor aufweist, der dazu ausgebildet ist, eine Temperatur
und/oder eine Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft zu ermitteln, sowie einen Lagesensor,
welcher dazu ausgebildet ist, die räumliche Orientierung des handhaltbaren Systems
in Bezug zur zu behandelnden Oberfläche zu ermitteln. Hierbei kann es sich insbesondere
um einen Gyroskopsensor handeln. Darüber hinaus können Sensoren zur Bestimmung eines
Differenzdrucks zwischen dem Druck innerhalb der Gaskartusche und dem Druck der Umgebungsluft
vorhanden sein. Aus diesem Differenzdruck kann auf den Prozessgasverbrauch geschlossen
werden. Ebenfalls vorgesehen ist ein RFID (Radio-Frequency Identification) Sensor
zum automatischen und berührungslosen Identifizieren und Lokalisieren des handhaltbaren
Systems. Auch kann ein optischer Sensor vorhanden sein, insbesondere mit einer Kamerafunktion,
sodass zu behandelnde und/oder behandelte Oberflächen bildlich dokumentiert werden
können.
[0042] Das handhaltbare System kann einen, zwei, drei, oder auch mehr als drei der vorstehend
geschilderten Sensoren umfassen.
[0043] Die durch die jeweiligen Sensoren ermittelten Parameter können als entsprechende
Daten an eine Prozessoreinheit des handhaltbaren Systems übermittelt werden.
[0044] Weiterhin können diese Daten in einem Datenlogger der Prozessoreinheit gespeichert
werden.
[0045] Insbesondere können die im Datenlogger gespeicherten Daten einem Nutzer übermittelt
werden. Dies kann zum Beispiel mittels einer an der Tragestruktur, insbesondere am
Gehäuse angeordneten Übermittlungseinheit geschehen. Die Übermittlungseinheit kann
zum Beispiel optisch oder akustisch arbeiten, insbesondere kann es sich dabei um einen
Bildschirm oder einen Lautsprecher handeln. Alternativ oder zusätzlich können die
gespeicherten Daten auch an ein externes Gerät oder einen Server gesendet werden,
um an einem externen Gerät abgerufen zu werden.
[0046] Ein zweiter Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Oberflächen
mittels Plasmas unter Verwendung des handhaltbaren Systems gemäß dem ersten Aspekt
der Erfindung, wobei ein in der Gaskartusche enthaltenes, komprimiertes Prozessgas
zur Plasmaeinrichtung strömt, wo das Prozessgas mittels der von der Energiequelle
bereitgestellten Energie zu einem Plasma angeregt wird. Durch die Strömung bedingt
verlässt das Prozessgas das handhaltbare System in Form eines Plasmajets in Richtung
der zu behandelnden Oberfläche, welche somit durch das Plasma behandelbar ist.
[0047] Entsprechend gelten die Ausführungsformen gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung auch
für den zweiten Aspekt der Erfindung.
[0048] Vorzugsweise handelt es sich im Rahmen des Verfahrens zur Behandlung von Oberflächen
mittels Plasmas gemäß dem zweiten Aspekt der Erfindung bei der Oberfläche nicht um
eine Oberfläche des menschlichen Körpers. Vielmehr kann es sich in diesem Fall um
eine technische Oberfläche handeln, beispielsweise Metall oder Holz.
[0049] Ein dritter Aspekt der Erfindung betrifft ein Nachfüllsystem zur Behandlung von Oberflächen
mittels Plasmas, umfassend zumindest ein handhaltbares System gemäß dem ersten Aspekt
der Erfindung sowie eine Gasfüllstation mit einem Gasbehälter, welcher zur Aufnahme
eines komprimierten Prozessgases ausgebildet ist. Somit kann die Gaskartusche des
jeweiligen handhaltbaren Systems über den Gasbehälter der Gasfüllstation aufgefüllt
werden. Die Gasfüllstation kann weiterhin Ventile, Druckminderer und/oder Barometer
umfassen. Entsprechend gelten die Ausführungsformen gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung
auch für den dritten Aspekt der Erfindung.
[0050] Die Gasfüllstation kann im Nachfüllsystem Grundlage eines unabhängigen Anspruchs
sein, oder als Gasfüllstation auch abhängiger Anspruch gemäß dem ersten Aspekt Erfindung.
[0051] Im Folgenden sollen Ausführungsbeispiele sowie weitere Merkmale und Vorteile der
Erfindung anhand der Figuren erläutert werden. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein erstes Ausführungsbeispiel für das handhaltbare System zur Behandlung von Oberflächen
mittels Plasmas sowie das entsprechende Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung;
- Fig. 2
- eine Nachfüllstation zum Nachfüllen des handhaltbaren Systems zur Behandlung von Oberflächen
mittels Plasmas gemäß dem ersten Ausführungsbeispiel aus Fig. 1;
- Fig. 3
- ein zweites Ausführungsbeispiel für das handhaltbare System zur Behandlung von Oberflächen
mittels Plasmas sowie das entsprechende Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung;
sowie
- Fig. 4
- ein drittes Ausführungsbeispiel für das handhaltbare System zur Behandlung von Oberflächen
mittels Plasmas sowie das entsprechende Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung.
[0052] Fig. 1 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel für das handhaltbare System 100 zur Behandlung
von Oberflächen mittels Plasmas gemäß der vorliegenden Erfindung sowie das entsprechende
Verfahren.
[0053] Das handhaltbare System 100 umfasst ein Gehäuse 10, in welchem insbesondere eine
Plasmaeinrichtung 20, eine Energiequelle 30 und eine Gaskartusche 4 angeordnet sind.
Die Plasmaeinrichtung 20, die Energiequelle 30 und die Gaskartusche 4 sind dabei fest
mit dem Gehäuse 10 verbunden. Das Gehäuse 10 hat die Form einer Pistole mit einem
Abschnitt, welcher den Lauf 19 der Pistole bildet sowie einem Abschnitt, welcher ein
Griffstück 18 der Pistole bildet. Die Pistole, insbesondere das Griffstück 18, ist
dabei so dimensioniert, dass ein Nutzer diese mit einer Hand halten und handhaben
kann.
[0054] Am Ende des Laufs 19 befindet sich die Plasmaeinrichtung 20. Diese ist mit einem
Prozessgas betreibbar, welches in komprimierter Form in der Gaskartusche 4 enthalten
sein kann. Vorzugsweise handelt es sich bei dem Prozessgas im ersten Ausführungsbeispiel
um ein Edelgas, zum Beispiel Helium, Argon oder Neon. Zur Erzeugung eines Plasmas
umfasst die Plasmaquelle 20 eine Hochspannungselektrode 7, welche über eine elektrische
Leitung 17 mit elektrischer Energie versorgt werden kann. Hierzu umfasst das handhaltbare
System 100 eine elektrische Batterie 9 als Energiequelle 30. Die Batterie 9 ist dabei
wie in Fig. 1 ersichtlich im Griffstück 18 der Pistole angeordnet. Dies ist einerseits
dahingehend vorteilhaft, dass herkömmliche Batterien 9 dort platzeffizient untergebracht
werden können. Gleichzeitig wird durch das im Verhältnis zu den übrigen im Gehäuse
19 angeordneten Komponenten hohe Gewicht der Batterie 9 erreicht, dass die Pistole
bei der Benutzung gut und sicher in der Hand eines Nutzers liegt, da der Schwerpunkt
der Pistole entsprechend im Bereich der Batterie 9 bzw. der Griffstücks 18 liegt.
Über einen an die Batterie 9 elektrisch angeschlossenen Hochspannungsgenerator 8 wird
die von der Batterie 9 zur Verfügung gestellte Spannung in eine Hochspannung umgewandelt,
welche schließlich an der Hochspannungselektrode 7 anliegen kann.
[0055] Wie weiterhin in Fig. 1 erkennbar ist, weist die Batterie 9 einen Ladeanschluss 11
zum Aufladen oder Wiederaufladen der Batterie 9 mit elektrischer Energie auf. Dabei
kann es sich beispielsweise um einen USB- oder Mini-USB-Ladeanschluss handeln.
[0056] Die Hochspannung kann dazu verwendet werden, aus der Gaskartusche 4 strömendes Prozessgas
zu einem Plasma anzuregen, welches die Pistole schließlich zur Applikation des Plasmas
auf eine Oberfläche über eine Plasmadüse 1 verlässt. Zu diesem Zweck ist die Plasmadüse
1 mit der Gaskartusche 4 über eine Gasleitung 16 verbunden, welche sich ausgehend
von einem Gaskartuschenanschluss 60 parallel zum Lauf 19 der Pistole erstreckt. An
der Gasleitung 16 sind außerdem ein Druckminderer 3 sowie ein Ventil 2 angeordnet.
Das Ventil 2 ist durch den Nutzer betätigbar, wodurch ein Gasfluss des komprimierten
Prozessgases von der Gaskartusche 4 hin zur Plasmadüse 1 wiederholt auslösbar und
wieder zu unterbrechen ist. Insbesondere kann es sich hier um ein elektrisches Ventil
2 handeln. Weiterhin kann das Ventil 2 in Wirkverbindung mit der Batterie 9 stehen,
sodass eine Betätigung des Ventils 2 gleichzeitig die Spannungsversorgung der Hochspannungselektrode
7 durch die Batterie 9 bewirkt, sodass aus dem strömenden Prozessgas im Bereich der
Plasmaeinrichtung 20 ein Plasma generiert wird. Hierzu kann die Pistole einen Auslöser
aufweisen, vorzugsweise angeordnet im Bereich des Griffstücks 18.
[0057] Die Gasleitung 16 weist in deren Abschnitt zwischen dem Druckminderer 3 und der Gaskartusche
4 eine Abzweigung hin zu einem Rückschlagventil 5 auf, welches das komprimierte Prozessgas
durch Federkraft in der Gasleitung 16 hält, sodass dieses lediglich durch Betätigung
des Ventils 2 bzw. des Auslösers durch die Plasmadüse 1 entweichen kann. Auf seiner
der Gasleitung 16 abgewandten Seite ist das Rückschlagventil 5 mit einem Gasanschluss
6 verbunden, über welchen die Gaskartusche 4 wiederholt mit dem Prozessgas füllbar
ist, sobald das Prozessgas aus der Gaskartusche 4 verbraucht ist. Insbesondere kann
es sich bei dem Gasanschluss 6 um einen Schnellverschluss handeln, welcher mit einem
Gasanschluss 6, insbesondere einem Schnellverschluss, einer Gasfüllstation 40 korrespondiert.
Der Gasanschluss 6 kann optional als Gaskartuschenanschluss 60 fungieren. So kann
optional eine weitere Gaskartusche 4 an den Gasanschluss 6 bzw. Gaskartuschenanschluss
60 am Rückschlagventil 5 montiert werden.
[0058] Eine derartige Gasfüllstation 40 ist in Fig. 2 gezeigt. Die Gasfüllstation 40 umfasst
einen Gasanschluss 6, insbesondere Schnellverschluss, welcher seinerseits mit dem
Gasanschluss 6 bzw. dem Gaskartuschenanschluss 60 des handhaltbaren Systems 100 aus
Fig. 1 korrespondiert. Weiterhin umfasst die Gasfüllstation 40 einen Gasbehälter 12,
beispielsweise eine herkömmliche Gasflasche zur Aufbewahrung von komprimiertem Prozessgas.
Das komprimierte Prozessgas kann über zwei Ventile, ein erstes Ventil 13 und ein zweites
Ventil 15, von dem Gasbehälter 12 in die Gaskartusche 4 des handhaltbaren Systems
100 geleitet werden, wenn dieses über die Gasanschlüsse 6 mit der Gasfüllstation 40
fluidverbunden ist. Zwischen dem ersten Ventil 13 und dem zweiten Ventil 15 ist darüber
hinaus ein Druckminderer 3 angeordnet, der auch ein Barometer zum Ermitteln des Drucks
in der Gaskartusche 4 des handhaltbaren Systems 100 bzw. des Drucks in dem Gasbehälter
12 der Gasfüllstation 40 umfassen kann.
[0059] Zusammen bilden das handhaltbare System 100 und die Gasfüllstation 40 ein Nachfüllsystem
gemäß dem dritten Aspekt der Erfindung.
[0060] Fig. 3 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel für das handhaltbare System 100 zur
Behandlung von Oberflächen mittels Plasmas gemäß der vorliegenden Erfindung sowie
das entsprechende Verfahren.
[0061] Analog zum ersten Ausführungsbeispiel umfasst das hier gezeigte handhaltbare System
100 ein Gehäuse 10, in welchem insbesondere eine Plasmaeinrichtung 20, eine Energiequelle
30 und eine Gaskartusche 4 angeordnet sind. Die Plasmaeinrichtung 20, die Energiequelle
30 und die Gaskartusche 4 sind dabei fest mit dem Gehäuse 10 verbunden. Das Gehäuse
10 hat auch hier die Form einer Pistole mit einem Abschnitt, welcher den Lauf 19 der
Pistole bildet sowie einem Abschnitt, welcher ein Griffstück 18 der Pistole bildet.
Die Pistole, insbesondere das Griffstück 18, ist dabei so dimensioniert, dass ein
Nutzer diese mit einer Hand halten und handhaben kann.
[0062] Die Plasmaeinrichtung 20 ist auch hier mit Prozessgas aus einer Gaskartusche 4 betreibbar,
wobei das Plasma wieder mit einer Hochspannungselektrode 7 erzeugt werden kann, welche
über einen Hochspannungsgenerator 8 und eine Batterie 9 mit Hochspannung versorgt
wird. Der Gasfluss des Prozessgases kann über ein Ventil 2 ausgelöst und wieder unterbrochen
werden, wobei das Ventil 2 im zweiten Ausführungsbeispiel vorzugsweise ein mechanisches
Ventil 2 ist.
[0063] Im zweiten Ausführungsbeispiel aus Fig. 3 ist vorgesehen, dass die Gaskartusche 4
über den Gaskartuschenanschluss 60 gasdicht an dem Gehäuse 10 wiederholt befestigbar
und entfernbar ist. Somit ist die Gaskartusche 4 austauschbar. Sobald das Prozessgas
aus der Gaskartusche 4 verbraucht ist, kann diese entsorgt und mit einer anderen mit
Prozessgas befüllten Gaskartusche 4 ersetzt werden. Somit ist das handhaltbare System
100 gemäß dem zweiten Ausführungsbeispiel insbesondere zur Verwendung von kommerziell
erhältlichen Gaskartuschen 4 für den Einmalgebrauch geeignet. Als Prozessgas für die
Gaskartusche 4 kommen hierfür bevorzugt Kohlenstoffdioxid, Distickstoffmonoxid, Argon
oder Helium infrage. Alternativ kann es sich bei dem Prozessgas auch um Gasgemische
handeln, zum Beispiel Luft. Durch die im zweiten Ausführungsbeispiel austauschbare
Gaskartusche 4 entfallen im Vergleich zum ersten Ausführungsbeispiel insbesondere
die Komponenten Rückschlagventil 5, Druckminderer 3, und Schnellverschluss 6, sodass
das handhaltbare System 100 gemäß dem zweiten Ausführungsbeispiel kompakter gestaltet
werden kann als im ersten Ausführungsbeispiel, vgl. Fig. 3 und Fig. 1.
[0064] Bezüglich der Plasmadüse 1 ist im zweiten Ausführungsbeispiel aus Fig. 3 vorgesehen,
dass die Plasmadüse 1 über einen mechanischen Anschluss wiederholt an dem Gehäuse
10 befestigbar und von diesem entfernbar ist. Insofern sind verschiedene Plasmadüsen
1 für das handhaltbare System 100 verwendbar. Die Plasmadüsen 1 können insbesondere
verschiedene Düsen- und/oder Diffusorabschnitte aufweisen, um die Strömungseigenschaften
des aus der Plasmadüse 1 austretenden Plasmas den Anforderungen der zu behandelnden
Oberfläche anzupassen.
[0065] Sowohl im ersten als auch im zweiten Ausführungsbeispiel kann die Gaskartusche beispielsweise
ein Volumen von zwischen 10 ccm und 250 ccm aufweisen. Das Gewicht des handhaltbaren
Systems 100 gemäß dem ersten und dem zweiten Ausführungsbeispiel kann exklusive der
Gasfüllung der Gaskartusche 4 mit dem Prozessgas beispielsweise bei unter 1 kg liegen.
Die räumlichen Abmessungen des handhaltbaren Systems 100 gemäß dem ersten und dem
zweiten Ausführungsbeispiel können beispielsweise bei einer Länge von weniger als
23 cm, einer Breite von weniger als 6 cm und einer Höhe von weniger als 12 cm liegen.
Die Länge bezieht sich dabei auf die maximale räumliche Erstreckung der Pistole entlang
der Erstreckungsrichtung deren Laufs 19, die Höhe bezieht sich dabei auf die maximale
räumliche Erstreckung der Pistole entlang der Erstreckungsrichtung deren Griffstücks
18 und die Breite bezieht sich dabei auf die maximale räumliche Erstreckung der Pistole
entlang der Erstreckungsrichtung senkrecht zur Erstreckungsrichtung des Laufs 19 und
des Griffstücks 18.
[0066] Somit bilden das handhaltbare System 100 gemäß dem ersten und dem zweiten Ausführungsbeispiel
jeweils autonome, handhaltbare und mobile Einheiten zur Behandlung von Oberflächen
mittels Plasmas. Sie ermöglichen damit insbesondere die Verwendung von Plasma zur
Behandlung durch den Patienten selbst und außerhalb von Einrichtungen des Gesundheitswesens.
Die Formgebung des handhaltbaren Systems 100 als Pistole ermöglicht weiterhin eine
sichere und intuitive Handhabung durch den Nutzer, welche entsprechend kein geschultes
Personal zur Applikation des Plasmas erfordert.
[0067] Bezüglich des Verfahrens zur Behandlung von Oberflächen mittels Plasmas unter Verwendung
des handhaltbaren Systems 100 gemäß dem ersten und dem zweiten Ausführungsbeispiel
ist vorgesehen, dass das in der Gaskartusche 4 enthaltene, komprimierte Prozessgas
zur Plasmaeinrichtung 20 strömt, wo das Prozessgas mittels von der Energiequelle 30
bereitgestellter Energie zu einem Plasma angeregt wird. Durch die Strömung bedingt
verlässt das Prozessgas das handhaltbare System 100 in Form eines Plasmajets in Richtung
der zu behandelnden Oberfläche. Der Gasfluss des Prozessgases von der Gaskartusche
4 zur Plasmaeinrichtung 20 kann dabei wie zuvor geschildert mittels Betätigung des
besagten Auslösers durch einen Nutzer ausgelöst bzw. wieder unterbrochen werden. Der
Auslöser betätigt dabei einerseits das Ventil 2 auf insbesondere elektrische oder
mechanische Art und Weise und bewirkt andererseits die Spannungsversorgung der Hochspannungselektrode
7 durch die Batterie 9.
[0068] Fig. 4 zeigt ein drittes Ausführungsbeispiel für das handhaltbare System 100 zur
Behandlung von Oberflächen mittels Plasmas gemäß der vorliegenden Erfindung sowie
das entsprechende Verfahren.
[0069] In diesem Ausführungsbeispiel umfasst das handhaltbare System 100 eine Prozessoreinheit
14, welche im Datenaustausch mit einer Vielzahl von Sensoren steht, die im Bereich
der Plasmadüse 1, der Energiequelle 30, bzw. der Batterie 9, sowie der Gaskartusche
4 angeordnet sind. Die Sensoren sind zur Ermittlung verschiedener, im Folgenden erläuterter
Parameter ausgebildet. Der Datenaustausch zwischen den Sensoren und der Prozessoreinheit
14 ist in Fig. 4 mit Doppelpfeilen angedeutet.
[0070] So sind ist im Bereich der Plasmadüse 1 ein Sensor angeordnet, welcher dazu ausgebildet
ist, den Abstand der Plasmadüse 1 zu der zu behandelnden Oberfläche zu ermitteln.
Der ermittelte Abstand kann dabei in Form entsprechender Daten der Prozessoreinheit
14 übermittelt werden. Die Prozessoreinheit kann dazu ausgebildet sein, anhand der
Daten eine Übermittlungseinheit des handhaltbaren Systems dazu veranlassen, ein Signal
zu erzeugen, welches indikativ für den ermittelten Abstand ist. So kann der Nutzer
zum Beispiel darüber informiert werden, ob die Plasmadüse 1 bei der Applikation des
Plasmas zu nah an der oder zu weit entfernt von der zu behandelnden Oberfläche ist.
Bei dem Signal kann es sich zum Beispiel um ein optisches Signal oder auch ein akustisches
Signal handeln.
[0071] Weiterhin befindet sich im Bereich der Plasmadüse 1 ein Temperatursensor, welcher
dazu ausgebildet ist, die Umgebungstemperatur im Bereich um die Plasmadüse 1 herum
zu ermitteln. Insofern lässt sich mittels des Temperatursensors die Temperatur der
Umgebungsluft in der Umgebung des handhaltbaren Systems 100 ermitteln. Weiterhin ist
im Bereich der Plasmadüse 1 ein Luftfeuchtigkeitssensor vorgesehen, über welchen sich
analog zur Temperatur die Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft ermitteln lässt. Darüber
hinaus befindet sich im Bereich der Plasmadüse 1 ein Lagesensor, welcher dazu ausgebildet
ist, eine räumliche Orientierung des handhaltbaren Systems 100 in Bezug zur zu behandelnden
Oberfläche zu ermitteln. Bei dem Lagesensor kann es sich insbesondere um einen Gyroskopsensor
handeln. Die ermittelten Abstände, Temperaturen, Luftfeuchtigkeiten und räumlichen
Orientierungen werden von den jeweiligen Sensoren in Form entsprechender Daten an
die Prozessoreinheit 14 übermittelt, wo diese in einem Datenlogger gespeichert werden.
[0072] Im Bereich der Batterie 9 befinden sich Sensoren, welche dazu eingerichtet sind,
eine von der Batterie 9 zur Verfügung gestellte Spannung und/oder einen von der Batterie
9 zur Verfügung gestellten Strom zu ermitteln und in Form entsprechender Daten an
die Prozessoreinheit zu übermitteln 14, wo diese in einem Datenlogger gespeichert
werden. Die Prozessoreinheit ist dazu eingerichtet, anhand der der Spannung und/oder
dem Strom entsprechenden Daten eine Restlaufzeit der Batterie zu ermitteln. Die Restlaufzeit
entspricht der Zeit, in der die Batterie noch Spannung und/oder Strom zum Betrieb
der Hochspannungselektrode 7 zur Verfügung stellen kann, bevor die Energieversorgung
zusammenbricht und die Batterie 9 zum Betrieb aufgeladen werden muss. Umgekehrt ist
auch vorgesehen, dass entsprechend eine Benutzungszeit der Batterie 9 bzw. des handhaltbaren
Systems 100 durch die Prozessoreinheit 14 ermittelt wird, also die Zeit, die die Batterie
9 seit dem letzten Aufladen Spannung und/oder Strom zum Betrieb der Plasmaeinrichtung
20 zur Verfügung gestellt hat.
[0073] Im Bereich der Gaskartusche 4 ist ein Sensor vorhanden, welcher dazu ausgebildet
ist, einen Differenzdruck zwischen dem Druck innerhalb der Gaskartusche 4 und dem
Druck der Umgebungsluft zu ermitteln. Weiterhin ist dort ein RFID-Sensor zum automatischen
und berührungslosen Identifizieren und Lokalisieren des handhaltbaren Systems 100
in einem RFID-System vorhanden. Darüber hinaus befindet sich dort ein Sensor, welcher
dazu ausgebildet ist, einen Gasverbrauch des Prozessgases zu ermitteln, also die Menge
an Gas, die in einem gegebenen Zeitraum von der Gaskartusche 4 zur Plasmaeinrichtung
20 geströmt sind. Zumindest der Differenzdruck und der Gasverbrauch werden in Form
entsprechender Daten an die Prozessoreinheit 14 übermittelt, wo diese in einem Datenlogger
gespeichert werden.
[0074] Die im Datenlogger gespeicherten Daten können einem Nutzer übermittelt werden, beispielsweise
mittels der Übermittlungseinheit, insbesondere mittels eines Bildschirms oder eines
Lautsprechers, welcher am Gehäuse 10 angeordnet sein kann. Alternativ oder zusätzlich
können die gespeicherten Daten auch an ein externes Gerät oder einen Server gesendet
werden, um an einem externen Gerät abgerufen zu werden.
Referenzen:
Bezugszeichenliste
[0076]
Plasmadüse |
1 |
Ventil |
2 |
Druckminderer |
3 |
Gaskartusche |
4 |
Rückschlagventil |
5 |
Gasanschluss |
6 |
Hochspannungselektrode |
7 |
Hochspannungsgenerator |
8 |
Batterie |
9 |
Gehäuse |
10 |
Ladeanschluss |
11 |
Gasbehälter |
12 |
Erstes Ventil |
13 |
Prozessoreinheit |
14 |
Zweites Ventil |
15 |
Gasleitung |
16 |
Elektrische Leitung |
17 |
Griffstück |
18 |
Lauf |
19 |
Plasmaeinrichtung |
20 |
Energiequelle |
30 |
Gasfüllstation |
40 |
Gaskartuschenanschluss |
60 |
Handhaltbares System |
100 |
1. Handhaltbares System (100) zur Behandlung von Oberflächen mittels Plasmas, aufweisend:
- eine Plasmaeinrichtung (20), welche mit einem Prozessgas betreibbar ist,
- eine Energiequelle (30) zur Energieversorgung der Plasmaeinrichtung (20), sowie
- eine Tragestruktur, an und/oder in welcher die Plasmaeinrichtung (20) und die Energiequelle
(30) angeordnet sind,
wobei das System (100) dazu ausgebildet ist, eine zur Aufnahme des Prozessgases ausgebildete
Gaskartusche (4) fest mit der Tragestruktur zu verbinden sowie das Prozessgas aus
der Gaskartusche (4) zur Plasmaeinrichtung (20) zu führen.
2. Das handhaltbare System (100) nach Anspruch 1, wobei die Gaskartusche (4) über einen
Gasanschluss (6) mit dem Prozessgas füllbar oder nachfüllbar ist.
3. Das handhaltbare System (100) nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Gaskartusche (4) über
einen Gaskartuschenanschluss (60) gasdicht an oder in der Tragestruktur wiederholt
befestigbar und entfernbar ist, sodass die Gaskartusche (4) austauschbar ist.
4. Das handhaltbare System (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Plasmaeinrichtung
(20) im Bereich einer in oder an der Tragestruktur angeordneten Plasmadüse (1) des
Systems (100) liegt, sodass das Plasma über die Plasmadüse (1) applizierbar ist.
5. Das handhaltbare System (100) nach Anspruch 4, wobei die Plasmadüse (1) über einen
mechanischen Anschluss wiederholt an der Tragestruktur befestigbar und von dieser
entfernbar ist, sodass verschiedene Plasmadüsen (1) für das handhaltbare System (100)
verwendbar sind.
6. Das handhaltbare System (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei zwischen
der Gaskartusche (4) und der Plasmaeinrichtung (20) ein Ventil (2) angeordnet ist,
wobei ein Gasfluss des Prozessgases von der Gaskartusche (4) zur Plasmaeinrichtung
(20) durch Betätigung des Ventils bewirkt und gestoppt werden kann.
7. Das handhaltbare System (100) nach Anspruch 6, wobei das Ventil (2) mechanisch oder
elektrisch betätigbar ist.
8. Das handhaltbare System (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Plasmaeinrichtung
(20) eine Hochspannungselektrode (7) umfasst.
9. Das handhaltbare System (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Tragestruktur
ein Gehäuse (10) bildet, in oder an welchem die Plasmaeinrichtung (20) und die Energiequelle
(30) angeordnet sind und mit welchem die Gaskartusche (4) fest verbunden oder verbindbar
ist.
10. Das handhaltbare System (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Tragestruktur,
insbesondere das Gehäuse (10), ein Griffstück (18) ausbildet, über welches ein Nutzer
das handhaltbare System (100) händisch aufnehmen kann.
11. Das handhaltbare System (100) nach Anspruch 10, wobei die Tragestruktur, insbesondere
das Gehäuse (10), die Form einer Pistole annimmt, wobei die Plasmaeinrichtung (20),
insbesondere die Plasmadüse (1), im Bereich eines Laufs (19) der Pistole angeordnet
ist und das Griffstück (18) deren Griff bildet.
12. Das handhaltbare System (100) nach Anspruch 10 oder 11, wobei die Energiequelle (30)
im Griffstück (18) angeordnet ist.
13. Das handhaltbare System (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, weiterhin aufweisend
einen Ladeanschluss (11) zum Aufladen oder Wiederaufladen der Energiequelle (30) mit
Energie.
14. Das handhaltbare System (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, weiterhin aufweisend
zumindest einen der folgenden Sensoren:
- ein RFID-Sensor zum Identifizieren und Lokalisieren des handhaltbaren Systems (100),
- ein Entfernungssensor zur Ermittlung einer räumlichen Entfernung der Plasmaeinrichtung
(20), insbesondere der Plasmadüse (1), in Bezug zu einer zu behandelnden Oberfläche,
- ein Energiesensor zur Ermittlung eines Energieverbrauchs der Energiequelle (30)
oder eines Energiefüllstands der Energiequelle (30),
- ein Temperatursensor zur Ermittlung einer Temperatur des Prozessgases,
- ein Gassensor zur Ermittlung eines Prozessgasverbrauchs des Prozessgases und/oder
einer Prozessgasmenge von Prozessgas in der Gaskartusche (4),
- ein Benutzungssensor zur Ermittlung einer Benutzungszeit der Plasmaeinrichtung (20),
welche indikativ für die Zeitspanne ist, innerhalb derer mittels der Plasmaeinrichtung
(20) insbesondere zeitlich ununterbrochen ein Plasma angeregt wird.
15. Verfahren zur Behandlung von Oberflächen mittels Plasmas unter Verwendung des handhaltbaren
Systems (100) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 14, wobei ein in der Gaskartusche (4)
enthaltenes, komprimiertes Prozessgas zur Plasmaeinrichtung (20) strömt, wo das Prozessgas
mittels der von der Energiequelle (30) bereitgestellten Energie zu einem Plasma angeregt
wird.