[0001] Die Erfindung betrifft ein elektrisch leitendes Papiergefüge, ein Verfahren zum Herstellen
desselben und die Verwendung des elektrisch leitenden Papiergefüges.
[0002] Elektrisch leitende Papiergefüge, die z.B. auf cellulosehaltigen Faserstoffen und
elektrisch leitfähigen Fasern basieren, sind im Stand der Technik bekannt, siehe z.B.
die
WO 2020/224800 A1. Es ist somit grundsätzlich bekannt, flächige Papiersubstrate mit leitfähigen Fasern,
insbesondere Metallfasern oder graphitisierte Kohlefasern bzw. Carbonfasern, oder
anderen, eine Leitfähigkeit bereitstellenden Materialien, z.B. Carbon-Nanotubes, so
auszustatten, dass der elektrische Strom durch das flächige Papiersubstrat hindurchfließt.
Je nach dem vorliegenden spezifischen Widerstand kann das Papiersubstrat für unterschiedliche
Zwecke genutzt werden, z.B. als Heizelement, als Element für die elektromagnetische
Abschirmung oder als Element für die Signaldetektion.
[0003] Die bislang bekannten elektrisch leitenden Papiergefüge weisen insbesondere im Falle
der Verwendung als Heizpapier den Nachteil auf, dass das Einbringen und dauerhafte
Befestigen an Wänden, Decken und Fußböden zu Problemen führt.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes elektrisch
leitendes Papiergefüge bereitzustellen. Insbesondere soll das elektrisch leitende
Papiergefüge im Falle der Verwendung als Heizpapier auf einfache Weise an Wänden,
Decken und Fußböden eingebracht und dauerhaft befestigt werden können.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die in den unabhängigen Ansprüchen definierten Merkmalskombinationen
gelöst. Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
Zusammenfassung der Erfindung
[0006]
1. (Erster Aspekt der Erfindung) Verfahren zum Herstellen eines mit durchgehenden
Öffnungen versehenen, cellulosehaltige Faserstoffe und elektrisch leitfähige Fasern
enthaltenden, elektrisch leitenden Papiergefüges, umfassend
a) das Bereitstellen einer ein Entwässerungssieb für die Herstellung eines Papiergefüges
aufweisenden Papiermaschine, wobei das Entwässerungssieb Einsätze für die Erzeugung
durchgehender Öffnungen im Papiergefüge aufweist;
b) das Bereitstellen einer cellulosehaltige Faserstoffe, elektrisch leitfähige Fasern
und Wasser enthaltenden Stoffsuspension;
c) das Heranführen der Stoffsuspension an das Entwässerungssieb, um cellulosehaltige
Faserstoffe und elektrisch leitfähige Fasern auf dem Entwässerungssieb anzulagern
und auf diese Weise eine Papierbahn zu bilden;
d) das Entwässern der Papierbahn.
2. (Bevorzugte Ausgestaltung) Verfahren nach Absatz 1, wobei das Bereitstellen der
Stoffsuspension im Schritt b) so erfolgt, dass zunächst eine cellulosehaltige Faserstoffe
und Wasser enthaltende Stoffsuspension bereitgestellt wird, ggf. wenigstens ein chemisches
Additiv zugegeben wird, und darauffolgend elektrisch leitfähige Fasern zugegeben werden.
3. (Bevorzugte Ausgestaltung) Verfahren nach Absatz 1 oder 2, wobei die Papiermaschine
eine Rundsiebpapiermaschine ist und zusätzlich zumindest ein kontinuierlicher, elektrisch
leitfähiger Faden in die in der Rundsiebpapiermaschine befindliche Stoffsuspension
eingeführt wird, wobei der Faden so an das Entwässerungssieb, nämlich ein Rundsieb,
herangeführt wird, dass während der Bildung der Papierbahn eine Einbettung des Fadens
in den Faseraufbau erfolgt.
4. (Bevorzugte Ausgestaltung) Verfahren nach einem der Absätze 1 bis 3, wobei die
Einsätze für die Erzeugung durchgehender Öffnungen im Papiergefüge jeweils in Form
eines Motivs, insbesondere in runder Form oder in Form eines Vielecks, gebildet sind.
5. (Bevorzugte Ausgestaltung) Verfahren nach einem der Absätze 1 bis 4, wobei die
Einsätze für die Erzeugung durchgehender Öffnungen im Papiergefüge auf Kunststoff
oder Metall basieren.
6. (Zweiter Aspekt der Erfindung) Elektrisch leitendes Papiergefüge mit cellulosehaltigen
Faserstoffen und elektrisch leitfähigen Fasern, wobei das elektrisch leitende Papiergefüge
mit durchgehenden Öffnungen versehen ist, wobei die durchgehenden Öffnungen im Zuge
des Erzeugens des Papiergefüges in Form einer Papierbahn mittels einer Papiermaschine
erhältlich sind und die Papiermaschine ein mit Einsätzen für die Erzeugung durchgehender
Öffnungen im Papiergefüge versehenes Entwässerungssieb aufweist.
7. (Bevorzugte Ausgestaltung) Elektrisch leitendes Papiergefüge nach Absatz 6, wobei
das Papiergefüge nach dem Verfahren gemäß einem der Absätze 1 bis 5 erhältlich ist.
8. (Dritter Aspekt der Erfindung) Verwendung des elektrisch leitenden Papiergefüge
nach Absatz 6 oder 7 als Heizelement, als Element für die elektromagnetische Abschirmung
oder als Element für die Signaldetektion.
Ausführliche Beschreibung der bevorzugten Ausführungsformen
[0007] Die vorliegende Erfindung beruht auf dem Gedanken, ein an Wänden, Decken und Fußböden
auf einfache Weise einbringbares und dauerhaft fixierbares elektrisch leitendes Papiergefüge
dadurch bereitzustellen, dass das elektrisch leitende Papiergefüge mit durchgehenden
Öffnungen versehen ist, wobei die durchgehenden Öffnungen im Zuge des Erzeugens des
Papiergefüges in Form einer Papierbahn mittels einer Papiermaschine erhältlich sind
und die Papiermaschine ein mit Einsätzen für die Erzeugung durchgehender Öffnungen
im Papiergefüge versehenes Entwässerungssieb aufweist. Infolge des Vorhandenseins
der durchgehenden Öffnungen lässt sich das erfindungsgemäße elektrisch leitende Papiergefüge
in einfacher und effizienter Weise durch Verputzen, Verspachteln oder Vergießen an
Wänden, Decken und Fußböden einbringen und dauerhaft fixieren. Die durchgehenden Öffnungen
verbessern in vorteilhaftem Ausmaß die Haftung des befestigten Papiergefüges. Darüber
hinaus verbessern die durchgehenden Öffnungen beim Aufbringen der Papiere auf einen
schalldämmenden Untergrund die Schalldämmung, aber auch die Atmung, d.h. den Luft-
und Feuchtigkeitsaustauch, der mit dem erfindungsgemäßen elektrisch leitenden Papiergefüge
ausgestatteten Wände, Decken oder Fußböden. Ferner wird der elektrische Widerstand
durch die Löcher erhöht, was für das Erreichen niedriger Heizleistungen von Vorteil
ist. Ein weiterer Vorteil basiert auf dem geringeren Materialverbrauch. Des Weiteren
reduzieren die Öffnungen etwaige Spannungen, z.B. im Verbund mit anderen Papieren,
Folien, oder dergleichen und vermeiden oder reduzieren auf diese Weise eventuell auftretende
Verbiegungen, Schüsselungen oder dergleichen.
[0008] Gemäß der vorliegenden Erfindung werden die durchgehenden Öffnungen in einem einzigen
Arbeitsschritt während der Papierherstellung in der Papiermaschine erzeugt. Somit
sind keine weiteren Arbeitsschritte wie etwa Stanzen, mechanisches Schneiden oder
Laserschneiden od. dgl. erforderlich, d.h. die Erzeugung der durchgehenden Öffnungen
erfolgt ausgesprochen kostengünstig.
[0009] Das Verputzen des erfindungsgemäßen elektrisch leitenden Papiergefüges erfolgt zweckmäßigerweise
mit einem geeigneten Putz. Üblicherweise wird im Bauwesen eine feucht zu verarbeitende,
pastöse und meist körnige Masse als Putz verwendet.
[0010] Die vorliegende Erfindung ist an die im Stand der Technik bekannte Herstellung eines
Banknotenpapiers angelehnt, bei dem das Fenster bzw. die durchgehende Öffnung direkt
in der Papiermaschine eingebracht wird, siehe z.B. die
WO 00/39391 A1. Gemäß der vorliegenden Erfindung werden die durchgehenden Öffnungen im elektrisch
leitenden Papiergefüge mittels eines Entwässerungssiebs erzeugt, wobei das Entwässerungssieb
mit für die Erzeugung durchgehender Öffnungen im Papiergefüge geeigneten Einsätzen
versehen ist. Als Einsätze können insbesondere ausreichend hohe Stege verwendet werden.
Ein im Stand der Technik bekanntes Entwässerungssieb mit einem für die Erzeugung einer
durchgehenden Öffnung im Papiergefüge geeigneten Einsatz ist z.B. in der Figur 2 der
WO 00/39391 A1 gezeigt. Infolge des Vorhandenseins der ausreichend hohen Stege auf dem Entwässerungssieb
kann sich im Bereich der Stege kein Papier anlagern. Somit entstehen durchgehende
Öffnungen im Papiergefüge, die etwa so groß sind wie die Fläche der Stege. Die Einsätze
für die Erzeugung durchgehender Öffnungen im Papiergefüge basieren vorzugsweise auf
Kunststoff oder Metall. Des Weiteren sind die Einsätze für die Erzeugung durchgehender
Öffnungen im Papiergefüge zweckmäßigerweise jeweils in Form eines Motivs, insbesondere
in (kreis)runder Form oder in Form eines Vielecks, insbesondere in Form eines Quadrats
oder eines Rechtecks, gebildet. Durchgehende Öffnungen in runder Form sind infolge
der mechanischen Stabilität bevorzugt. Gemäß einer besonderen Variante können die
durchgehenden Öffnungen in Form einer Information, insbesondere in Form von Ziffern,
Buchstaben od. dgl. vorliegen, um auf diese Weise eine Produktkennung, eine Codierung
oder Anweisungen für die Verarbeitung wie etwa die Begriffe "oben" oder "unten" darstellen.
[0011] Während der Erzeugung des Papiergefüges kann es innerhalb der Bereiche der zu erzeugenden
durchgehenden Öffnungen unter Umständen zur Bildung unerwünschter Papierreste, z.B.
dünne Papierschichten, kommen. Die dünnen Papierschichten können z.B. durch Absaugen
oder durch eine geeignete mechanische Maßnahme entfernt werden. Als mechanische Maßnahme
eignet sich z.B. eine Bürste oder das Einsetzen eines textilen Flächengebildes, insbesondere
ein bahnförmiger Filz, mit einer geeigneten Rauigkeit. Das sich im Zuge der Papierherstellung
bildende Papiergefüge kann z.B. mittels eines Walzenspalts mit dem bahnförmigen Filz
in Kontakt gebracht werden, sodass unerwünschte Papierreste wie etwa dünne Papierschichten
am Filz anhaften und auf diese Weise entfernt werden.
[0012] Die Häufigkeit der durchgehenden Öffnungen ist durch die Stabilität des Materials
gegeben und unterliegt grundsätzlich keinen besonderen Beschränkungen. Im erfindungsgemäßen
elektrisch leitenden Papiergefüge liegt die Häufigkeit der durchgehenden Öffnungen
beispielsweise in einem Bereich von 4% bis 60%, wobei hierbei die gesamte Fläche aller
durchgehenden Öffnungen bezogen auf die Papiergesamtfläche zu verstehen ist.
[0013] Der Durchmesser der durchgehenden Öffnungen ist durch die Stabilität des Materials
gegeben und unterliegt grundsätzlich keinen besonderen Beschränkungen. Die durchgehenden
Öffnungen weisen beispielsweise einen Durchmesser in einem Bereich von 3 mm bis 20
mm auf.
[0014] Für das Erzielen einer vorteilhaften Verputzbarkeit des elektrisch leitenden Papiergefüges
wird es bevorzugt, die durchgehenden Öffnungen gleichmäßig, d.h. homogen, über das
elektrisch leitende Papiergefüge hinweg zu verteilen. Dies ermöglicht zugleich eine
vorteilhafte Schalldämmung des in der Wand, im Fußboden oder in der Decke eingebrachten
Papiergefüges.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Herstellen eines mit durchgehenden Öffnungen versehenen,
cellulosehaltige Faserstoffe und elektrisch leitfähige Fasern enthaltenden, elektrisch
leitenden Papiergefüges umfasst die folgenden Schritte:
- a) das Bereitstellen einer ein Entwässerungssieb für die Herstellung eines Papiergefüges
aufweisenden Papiermaschine, wobei das Entwässerungssieb Einsätze für die Erzeugung
durchgehender Öffnungen im Papiergefüge aufweist;
- b) das Bereitstellen einer cellulosehaltige Faserstoffe, elektrisch leitfähige Fasern
und Wasser enthaltenden Stoffsuspension;
- c) das Heranführen der Stoffsuspension an das Entwässerungssieb, um cellulosehaltige
Faserstoffe und elektrisch leitfähige Fasern auf dem Entwässerungssieb anzulagern
und auf diese Weise eine Papierbahn zu bilden;
- d) das Entwässern der Papierbahn.
[0016] Das Bereitstellen der Stoffsuspension im Schritt b) erfolgt vorzugsweise so, dass
zunächst eine cellulosehaltige Faserstoffe und Wasser enthaltende Stoffsuspension
bereitgestellt wird, ggf. wenigstens ein chemisches Additiv zugegeben wird, und darauffolgend
elektrisch leitfähige Fasern zugegeben werden.
[0017] Die Papiermaschine ist vorzugsweise eine Rundsiebpapiermaschine. Gemäß einer bevorzugten
Ausführungsform wird zusätzlich zumindest ein kontinuierlicher, elektrisch leitfähiger
Faden (nachstehend auch als "Kontaktfaden" bezeichnet) in die in der Rundsiebpapiermaschine
befindliche Stoffsuspension eingeführt, wobei der Faden so an das Entwässerungssieb,
nämlich ein Rundsieb, herangeführt wird, dass während der Bildung der Papierbahn eine
Einbettung des Fadens in den Faseraufbau erfolgt. In Analogie zu einem in ein Banknotenpapier
eingebrachten Sicherheitsfaden kann auf diese Weise ein elektrisch leitendes Papiergefüge
mit verbesserter Kontaktierung bereitgestellt werden. Das elektrisch leitende Papiergefüge
ist vorzugsweise von einem Ende bis zum gegenüberliegenden Ende von kontinuierlichen,
leitfähigen Kontaktfäden durchzogen. Dies ermöglicht eine leichte Kontaktierung des
elektrisch leitenden Papiergefüges an den Enden der Kontaktfäden und stellt durch
die Einbringung der Kontaktfäden über die gesamte Fläche des Papiergefüges eine ortsnahe
Stromversorgung aller Bereiche des Papiergefüges dar.
[0018] Zweckmäßigerweise liegt im elektrisch leitenden Papiergefüge eine Mehrzahl kontinuierlicher,
elektrisch leitfähiger Fäden zur Kontaktierung des elektrisch leitenden Papiergefüges
vor, die jeweils von einem Ende bis zum gegenüberliegenden Ende des Papiergefüges
eingebettet sind, wobei die Mehrzahl vorzugsweise einen Wert im Bereich von zwei bis
acht, weiter bevorzugt einen Wert im Bereich von zwei bis sechs und insbesondere bevorzugt
den Wert zwei annimmt.
[0019] Die Herstellung des erfindungsgemäßen elektrisch leitenden Papiergefüges mittels
der Rundsiebtechnologie ermöglicht es, variierende Faserzusammensetzungen zu verarbeiten.
Es ist zweckmäßig, den cellulosehaltigen Faserstoffen Carbonfasern als leitfähige
Fasern beizumischen. Alternativ oder zusätzlich können auch metallische Kurzschnittfasern
verwendet werden. Die Carbonfasern oder die metallischen Kurzschnittfasern weisen
z.B. eine Faserlänge im Bereich von 3 bis 12 mm auf. Die Menge, in der die Carbonfasern
und/oder die metallischen Kurzschnittfasern beigemischt werden, wird zweckmäßigerweise
so gewählt, dass genügend Faser-zu-Faser-Kontakte gegeben sind und somit ein geeigneter
elektrischer Stromfluss gewährleistet ist. Das elektrisch leitende Papiergefüge kann
weitere natürliche und/oder synthetische Faserstoffe, gegebenenfalls chemische Additive
und gegebenenfalls Restfeuchte enthalten. Des Weiteren kann die elektrische Leitfähigkeit
nicht nur durch leitfähige, metallische Fasern, insbesondere metallische Kurzschnittfasern,
oder durch Carbonfasern bzw. Kohlenstofffasern, sondern auch durch Zugabe von Kohlenstoffpartikeln
oder Carbon-Nanotubes erzielt werden.
[0020] Die für das erfindungsgemäße, elektrisch leitende Papiergefüge verwendbaren cellulosehaltigen
Faserstoffe können z.B. von Faserstoffen natürlichen Ursprungs oder von synthetischen
Faserstoffen gewählt werden. Cellulosehaltige Faserstoffe natürlichen Ursprungs umfassen
z.B. Holzfasern, Halbzellstoffe, Thermomechanical Pulp, Baumwollfasern, chemisch aufgeschlossene
Cellulose wie Sulfat- oder Sulfitzellstoff, Holzstoff, chemisch modifizierten Holzstoff,
wiederaufbereitete Faserstoffe und Kombinationen zweier oder mehrerer der vorstehend
genannten Elemente.
[0021] Der Anteil an Carbonfasern und/oder metallischen Kurzschnittfasern, die mit Bezug
auf die cellulosehaltigen Faserstoffe beigemischt werden, kann je nach Anwendung insbesondere
in einem Bereich von wenigen Gewichtsprozent (Gew.-%) bis 35 Gew.-% variieren. Zweckmäßigerweise
werden so viele leitfähige Fasern beigemengt, dass die sogenannte Perkolationsschwelle
überschritten wird, um eine ausreichende Leitfähigkeit sicherzustellen. Demzufolge
ist ein ausreichendes Netzwerk an leitfähigen Fasern nötig, sodass der elektrische
Stromfluss gewährleistet ist.
[0022] Dem erfindungsgemäßen elektrisch leitenden Papiergefüge können gegebenenfalls chemische
Additive hinzugefügt werden, die z.B. aus einer Gruppe ausgewählt werden, welche insbesondere
Retentionsmittel, Entwässerungshilfsmittel, Retentionsmittel-Dual-Systeme oder Mikropartikelsysteme,
Nass- und Trockenverfestiger, Leimungsmittel, Füllstoffe und/ oder Pigmente, insbesondere
aus einer Gruppe von Talkum, Titandioxid, Aluminiumhydroxid, Bentonit, Bariumsulfat,
Calciumcarbonat, Kaolin ausgewählt, Entschäumer, Entlüfter, Biozide, Enzyme, Bleichhilfsmittel,
optische Aufheller, Farbstoffe, Nuancierfarbstoffen, Störstofffänger, Fällungsmittel
(Fixiermittel), Benetzungsmittel, pH-Regulatoren umfasst. Alternativ oder in Kombination
kann das chemische Additiv auch aus einer Gruppe von vorzugsweise wasserlöslichen
Polymeren ausgewählt werden, welche insbesondere aminhaltige Polymere, Polyethylenimin,
Pyrolidin, Polyamide, Polyacrylamid, Aridin, Proteine, Peptide, polyetherhaltige Polymere,
insbesondere Polyethylenoxid, Polyether, hydroxylgruppenhaltige Polymere, insbesondere
Stärke, Carboxymethylcellulose, Polyvinylalkohol, geladene Polymere, insbesondere
kationische Polymere, insbesondere kationische Stärke, Maisstärke, Kartoffelstärke,
Weizenstärke, Reisstärke, ammoniumgruppenhaltige Polymere, anionische Polymere, insbesondere
anionisch modifizierte Polyacrylamide, sulfonisierte Polymere, anorganische Salze
mit hoher Ladungsdichte, insbesondere Aluminiumsalze, Aluminium(III)Chloride, Aluminiumsulfat,
Natriumaluminat, anorganische, geladene Partikel/ Pigmente, insbesondere Bentonit,
Montmorillonit, Natriumsilikat, Naßverfestiger, insbesondere Epichlorhydrinharze,
Glyoxal, Zirkoniumsalze, Zirkoncarbonat, Kombination aus anionischen Polymeren und
kationisch modifiziertem Pigmenten, Hilfsmittel zur Reduzierung des Entflammpunktes,
Kombinationen hiervon und dergleichen umfasst.
[0023] Das erfindungsgemäße Papiergefüge weist gemäß einer weiteren besonders bevorzugten
Ausführungsform ein Flächengewicht nach DIN EN ISO 536 auf, welches in einem Bereich
von 15 g/m
2 bis 1000 g/m
2, vorzugsweise in einem Bereich von 20 g/m
2 bis 300 g/m
2, liegt.
[0024] Das erfindungsgemäße Papiergefüge weist ferner z.B. eine Leistungsaufnahme auf, welche
im Bereich von 20 W/m
2 bis 5000 W/m
2 liegt. Hierbei ist auf der Oberfläche des Papiergefüges z.B. eine Temperatur im Bereich
von 15 °C bis 130 °C erzielbar.
[0025] Das erfindungsgemäße, elektrisch leitende Papiergefüge kann zur Steuerung der gewünschten
Eigenschaften mit zusätzlichen Armierungsfasern versehen werden. Zusätzlich ist eine
Oberflächenleimung oder eine Oberflächenimprägnierung möglich.
[0026] Mit Bezug auf die Kontaktfäden sind unterschiedliche Ausführungen denkbar. Wichtig
bei allen Ausführungen ist, dass ein Kontakt zu den im Papiergefüge befindlichen,
leitfähigen Komponenten, insbesondere metallischen Fasern und/oder Kohlenstofffasern,
sichergestellt ist. Im einfachsten Fall kann als Kontaktfaden ein metallischer Faden,
z.B. aus gewalztem Metall, ein Metallband oder ein Metalldraht verwendet werden, wobei
das Metall insbesondere von einem gut leitfähigen Metall wie etwa Silber, Kupfer,
Gold, Aluminium, Wolfram, Eisen oder dergleichen oder einer Legierung eines oder mehrerer
der vorstehend genannten Elemente gewählt ist. Des Weiteren ist aber auch die Verwendung
eines metallisierten Fadens möglich, z.B. die Verwendung eines auf einer Kunststoffträgerfolie
als Trägersubstrat basierenden, mit einem gut leitfähigen Metall wie etwa Silber,
Kupfer, Gold, Aluminium, Wolfram, Eisen oder dergleichen metallisierten Fadens. Als
Kunststoffträgerfolie kann insbesondere Polyethylenterephthalat (PET) verwendet werden.
Des Weiteren kann als Kontaktfaden eine metallisierte Folie oder ein Laminat aus Folien
und gewalzten Metallfolien verwendet werden. Eine besonders zuverlässige Kontaktierung
mittels Crimp-Kontakten oder ZIF-Steckverbindern (ZIF = Zero Insertion Force) ist
mit rein metallischen Fäden, die als Metallband, z.B. mit einer Breite in einem Bereich
von 2 mm bis 7 mm, ausgeführt sind, denkbar. Eine erhöhte Metalldicke führt zu einem
niedrigeren Widerstand und damit zu einer höheren Leistungsaufnahme. Metallisierte
Fäden dieser Art können zur besseren Fixierung des Kontaktfadens im elektrisch leitenden
Papiergefüge zusätzlich, zumindest einseitig, mit einem Klebstoff ausgestattet sein,
der mit Vorteil ein leitfähiger Klebstoff ist. Weiterhin ist es möglich, dass der
im elektrisch leitenden Papiergefüge eingebettete Kontaktfaden im Bereich der Kontaktierungsstelle
partiell freiliegt, wie es im Banknotenbereich bei sogenannten Fensterfäden der Fall
ist.
[0027] Weiterhin können die Kontaktfäden zusätzlich an der Oberseite mit einer Schutzschicht
oder Schutzfolie versehen sein, die nach Bedarf im Kontaktierungsbereich, d.h. im
Fensterbereich, entfernt wird.
[0028] Der Begriff Kontaktfaden ist nicht zwangsläufig auf die alleinige Ausgestaltung als
(eher schmaler) Faden beschränkt, der z.B. eine Breite von 2 mm oder weniger aufweist,
sondern Ausgestaltungen wie (eher breite) Streifen oder Bänder sind ebenfalls denkbar,
die z.B. eine Breite von 4 mm bis 20 mm, oder sogar eine Breite bis 30 mm, aufweisen.
Grundsätzlich ist es ebenfalls denkbar, dass als Kontaktfaden ein einfacher leitfähiger
Metalldraht oder ein Metallgeflecht verwendet wird. Auch Ausführungsvarianten wie
z.B. Flachlitzen, Zopfgeflechte, Gestricke, Lahnbänder und dergleichen sind möglich.
Die Dicke des Kontaktfadens kann z.B. in einem Bereich von 10 bis 300 µm, bevorzugt
in einem Bereich von 10 bis 200 µm, weiter bevorzugt in einem Bereich von 10 bis 100
µm und insbesondere bevorzugt in einem Bereich von 10 bis 50 µm gewählt werden.
[0029] Das erfindungsgemäße elektrisch leitende Papiergefüge kann zusätzlich mit einem leitfähigen
Muster aus Leiterbahnen bedruckt werden, um auf diese Weise die Distanzen zwischen
zwei (oder eine Mehrzahl größer als zwei) als Elektroden dienenden Kontaktfäden zu
verringern. Das Bedrucken, d.h. das Bereitstellen der gedruckten Leiterbahnen, kann
zum Beispiel mittels eines Siebdruckverfahrens erfolgen. Als leifähige Lacke, die
das leitfähige Muster erzeugen, können z.B. wässrige Siebdruckfarben auf Basis von
Rußpartikeln, Silberpartikeln oder anderen die Leitfähigkeit herstellenden Partikeln
verwendet werden. Das leitfähige Muster aus gedruckten Leiterbahnen wird zweckmäßigerweise
in einem solchen Muster erzeugt, dass die Distanzen zwischen zwei den beiden Elektroden
in allen Bereichen annähernd ähnlich ist. Die Kontaktierung des leitfähigen Musters
zu den im Substrat eingebetteten Kontaktfäden kann gemäß einer bevorzugten Variante
so erfolgen, dass die Kontaktierung über die Stellen (sogenannte Fadenfenster) erfolgt,
an denen die Kontaktfäden partiell freiliegen. Die Maßnahme des zusätzlichen Bedruckens
mit einem leitfähigen Muster bewirkt, dass das Erzeugnis als ein leitfähiges Flächenelement
mit relativ niedrigen Spannungen betrieben werden kann. Durch den verringerten Abstand
zweier Elektroden kann schon bei geringerer Anzahl an leitfähigen Fasern im Substrat
ein für die jeweilige Anwendung, z.B. eine Heizung, nötiger Strom erreicht werden.
Alternativ kann bei der gleichen Anzahl an leitfähigen Fasern im Substrat ein gewünschter
Strom bereits mit einer niedrigeren Spannung erreicht werden. Durch eine geeignete
Anpassung der Dimension der leitfähigen Fasern und des aufgedruckten, leitfähigen
Musters kann sogar die Perkolationsschwelle herabgesetzt werden. Letztere beschreibt
den Mindestanteil an Leitfasern, die nötig sind, um ein durchgängig leitfähiges Fasernetzwerk
zwischen zwei als Elektroden dienenden Kontaktfäden und somit einen relevanten Stromfluss
zu erreichen. Somit ergibt sich eine Kostenersparnis hinsichtlich der kostenintensiven
leitfähigen Fasern. Eine geringere Betriebsspannung bewirkt darüber hinaus die Senkung
des Aufwands, z.B. für die Ansteuerelektronik, und die Erhöhung der Arbeitssicherheit.
[0030] Der Kontaktfaden kann bei Bedarf vollständig in das Papiergefüge eingebettet werden.
Der Kontaktfaden kann aber auch so eingebettet werden, dass er nach dem Einbetten
in das Papiergefüge auf einer Seite frei zugänglich vorliegt. Dies ist z.B. durch
mechanisches Entfernen, insbesondere durch Absaugen, der sich auf einer Seite des
Kontaktfadens abgelagerten Papierschicht möglich. Die Bildung frei zugänglicher Bereich
auf zumindest einer Seite des eingebetteten Kontaktfadens kann aber auch dadurch erfolgen,
dass die Breite das Kontaktfadens genügend hoch gewählt wird, siehe z.B. die
EP 0 625 431 A1. Des Weiteren kann der Kontaktfaden so in das Papiergefüge eingebettet werden, dass
der Kontaktfaden zumindest an einer Stelle des Papiergefüges an dessen Oberfläche
freiliegt, um einen sogenannten Fensterfaden zu bilden. Die Herstellung von Fenstersicherheitsfäden
ist im Bereich der Herstellung von Banknotenpapier bekannt, siehe z.B. die
EP 0 059 056 A1. Der Kontaktfaden wird dabei außerhalb der Pulpe so an das Papiersieb herangeführt,
dass der Kontaktfaden auf erhabenen Stellen (bzw. Höcker), die auf dem Papiersieb
aufgebracht sind, zu liegen kommt. An den Stellen, an denen der Kontaktfaden auf den
Höckern aufliegt, kann sich auf der dem Sieb zugewandten Seite kein Papier bilden,
sodass der Kontaktfaden genau an diesen Stellen in dem später fertigen Papier frei
zugänglich ist.
[0031] Die Erfindung umfasst ferner die Verwendung des elektrisch leitenden Papiergefüges
als Heizelement, insbesondere als Heizelement in Böden, Wänden, Tapeten, Behältnissen,
Stoffen, Kleidung, Tischplatten, Heizplatten, Heizmatten, Auto-Innenheizungen, insbesondere
Tür-, Sitz- oder Armaturenbrettheizungen, die Verwendung für die elektromagnetische
Abschirmung sowie die Verwendung als Element für die Signaldetektion.
[0032] Weitere Ausführungsbeispiele sowie Vorteile der Erfindung werden nachfolgend anhand
der Figur erläutert, bei deren Darstellung auf eine maßstabs- und proportionsgetreue
Wiedergabe verzichtet wurde, um die Anschaulichkeit zu erhöhen.
[0033] Es zeigt:
- Fig. 1
- in Draufsicht ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen, elektrisch leitenden
Papiergefüges.
[0034] Die Fig. 1 zeigt in Draufsicht ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen, elektrisch
leitenden Papiergefüges 1 mit zwei separaten, vollständig im Papiergefüge eingebetteten
Kontaktfäden 3. Die elektrisch leitende Papierlage 2 beruht auf einem Papierfaserstoff
und Carbonfasern enthaltenden Gemisch. Die Kontaktfäden 3 wurden mittels einer Rundsiebpapiermaschine
vollständig in die Papierlage 2 eingebettet. Anhand der Fig. 1 ist erkennbar, dass
die Kontaktfäden 3 das elektrisch leitende Papiergefüge 1 von einem Ende bis zum gegenüberliegenden
Ende durchziehen. Das elektrisch leitende Papiergefüge 1 weist somit an seinen beiden
Enden eine ausgezeichnete Kontaktierung auf. Das elektrisch leitende Papiergefüge
1 ist zusätzlich mit durchgehenden Öffnungen 4 versehen, die im vorliegenden Beispiel
eine kreisrunde Form mit einem Durchmesser von 10 mm aufweisen. Die durchgehenden
Öffnungen 4 sind gleichmäßig über die Papierlage 2 hinweg verteilt und ermöglichen,
dass sich das elektrisch leitende Papiergefüge 1 in effizienter Weise durch Verputzen
an Wänden, Decken und Fußböden einbringen und dauerhaft fixieren lässt. Die durchgehenden
Öffnungen 4 verbessern in vorteilhaftem Ausmaß die Haftung des befestigten Papiergefüges
1. Darüber hinaus verbessern die durchgehenden Öffnungen 4 die Schalldämmung, aber
auch die Atmung, d.h. den Luft- und Feuchtigkeitsaustauch.
[0035] Die durchgehenden Öffnungen 4 werden im Zuge der Herstellung der Papierbahn in einer
Rundsiebpapiermaschine mittels eines Entwässerungssiebs erzeugt, wobei das Entwässerungssieb
mit für die Erzeugung durchgehender Öffnungen im Papiergefüge geeigneten Einsätzen
versehen ist. Als Einsätze werden ausreichend hohe Stege verwendet, siehe das im Stand
der Technik bekannte Entwässerungssieb in der Figur 2 der
WO 00/39391 A1.
1. Verfahren zum Herstellen eines mit durchgehenden Öffnungen versehenen, cellulosehaltige
Faserstoffe und elektrisch leitfähige Fasern enthaltenden, elektrisch leitenden Papiergefüges,
umfassend
a) das Bereitstellen einer ein Entwässerungssieb für die Herstellung eines Papiergefüges
aufweisenden Papiermaschine, wobei das Entwässerungssieb Einsätze für die Erzeugung
durchgehender Öffnungen im Papiergefüge aufweist;
b) das Bereitstellen einer cellulosehaltige Faserstoffe, elektrisch leitfähige Fasern
und Wasser enthaltenden Stoffsuspension;
c) das Heranführen der Stoffsuspension an das Entwässerungssieb, um cellulosehaltige
Faserstoffe und elektrisch leitfähige Fasern auf dem Entwässerungssieb anzulagern
und auf diese Weise eine Papierbahn zu bilden;
d) das Entwässern der Papierbahn.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Bereitstellen der Stoffsuspension im Schritt
b) so erfolgt, dass zunächst eine cellulosehaltige Faserstoffe und Wasser enthaltende
Stoffsuspension bereitgestellt wird, ggf. wenigstens ein chemisches Additiv zugegeben
wird, und darauffolgend elektrisch leitfähige Fasern zugegeben werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Papiermaschine eine Rundsiebpapiermaschine
ist und zusätzlich zumindest ein kontinuierlicher, elektrisch leitfähiger Faden in
die in der Rundsiebpapiermaschine befindliche Stoffsuspension eingeführt wird, wobei
der Faden so an das Entwässerungssieb, nämlich ein Rundsieb, herangeführt wird, dass
während der Bildung der Papierbahn eine Einbettung des Fadens in den Faseraufbau erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Einsätze für die Erzeugung durchgehender
Öffnungen im Papiergefüge jeweils in Form eines Motivs, insbesondere in runder Form
oder in Form eines Vielecks, gebildet sind.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die Einsätze für die Erzeugung durchgehender
Öffnungen im Papiergefüge auf Kunststoff oder Metall basieren.
6. Elektrisch leitendes Papiergefüge mit cellulosehaltigen Faserstoffen und elektrisch
leitfähigen Fasern, dadurch gekennzeichnet, dass das elektrisch leitende Papiergefüge mit durchgehenden Öffnungen versehen ist, wobei
die durchgehenden Öffnungen im Zuge des Erzeugens des Papiergefüges in Form einer
Papierbahn mittels einer Papiermaschine erhältlich sind und die Papiermaschine ein
mit Einsätzen für die Erzeugung durchgehender Öffnungen im Papiergefüge versehenes
Entwässerungssieb aufweist.
7. Elektrisch leitendes Papiergefüge nach Anspruch 6, wobei das Papiergefüge nach dem
Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5 erhältlich ist.
8. Verwendung des elektrisch leitenden Papiergefüge nach Anspruch 6 oder 7 als Heizelement,
als Element für die elektromagnetische Abschirmung oder als Element für die Signaldetektion.