ANWENDUNGSGEBIET UND STAND DER TECHNIK
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Zuführen eines langgestreckten
Werkstücks zu einer Umformmaschine.
[0002] Umformmaschinen sind Werkzeugmaschinen, die mit Hilfe geeigneter Werkzeuge aus langgestreckten
Werkstücken wie Draht, Rohr, Band oder dergleichen in einem automatischen Herstellungsprozess
kleinere oder größere Serien von Formteilen mit teilweise komplexer Geometrie überwiegend
durch Umformen erzeugen können. Bei einer Verarbeitungsmaschine in Form von einer
Umformmaschine kann es sich beispielsweise um eine Biegemaschine zum Erzeugen von
zweidimensional oder dreidimensional gebogenen Biegeteilen aus Drahtmaterial, Bandmaterial
oder Rohrmaterial durch Biegen, um eine Richtmaschine zum Richten von Werkstücken,
um eine Nagelmaschine oder um eine Federherstellungsmaschine zur Herstellung von Druckfedern,
Zugfedern, Schenkelfedern oder anderen federartigen Formteilen durch Federwinden oder
Federwickeln handeln. Zur effizienten Herstellung großer Stückzahlen von Formteilen
werden heutzutage hochproduktive computernumerisch gesteuerte Umformmaschinen mit
zahlreichen Maschinenachsen eingesetzt, die über eine Steuereinrichtung koordiniert
angesteuert werden.
[0003] Bei der Herstellung von Formteilen aus Draht wird der Draht unter der Steuerung durch
ein NC-Steuerprogramm mittels einer Einzugseinrichtung der Umformmaschine von einem
Werkstückvorrat zum Werkzeugbereich der Umformmaschine eingezogen bzw. gefördert.
Der Werkstückvorrat wird in Form eines Coils bereitgestellt, der normalerweise in
einer Aufnahmeeinrichtung aufgenommen ist. Der Begriff "Coil" bezeichnet hier ein
nach Art einer Spule aufgewickeltes Drahtgebinde. Der Werkstückvorrat wird in einer
der Umformmaschine zugeordneten Vorrichtung zum Zuführen eines langgestreckten Werkstücks
zu der Umformmaschine vorgehalten. Diese Vorrichtung wird auch kurz als Zuführvorrichtung
bezeichnet. Durch die in Materialförderrichtung nachgeschalteten Umformwerkzeuge wird
der zugeführte Draht zum gewünschten Formteil umgeformt. Meist wird das fertiggestellte
Formteil nach Abschluss aller Schritte einer Umformoperation unter der Steuerung durch
das NC-Steuerprogramm mittels einer Schnitteinrichtung von dem zugeführten Draht abgetrennt.
Dieser Vorgang wiederholt sich zyklisch für jedes zu fertigende Formteil.
[0004] Eine wesentliche Aufgabe der Zuführvorrichtung besteht darin, der Umformmaschine
bzw. deren Einzugseinrichtung das Werkstückmaterial in einem geeigneten Geschwindigkeitsprofil
zuzuführen. Dies kann eine technische Herausforderung darstellen, vor allem bei hochdynamisch
arbeitenden Umformmaschinen, die mit intermittierendem Einzug und/oder mit stark schwankenden
Einzugsgeschwindigkeiten und starken Beschleunigungen arbeiten.
[0005] Starke Beschleunigungen können z.B. beim Anfahren der Einzugseinrichtung aus dem
Stillstand auftreten oder dann, wenn das zugeführte Werkstückmaterial für die Schnittoperation
nach Abschluss einer Umformoperation stark abgebremst werden muss, teilweise bis zum
Stillstand. Dadurch entstehen hohe dynamische Anforderungen an das Abwickeln des Werkstückmaterials
vom Coil. Hier stehen sich einander widersprechende Anforderungen gegenüber, nämlich
einerseits die zum Teil geforderten hohen Beschleunigungen (positive und negative
Beschleunigungen) an der Einzugseinrichtung der Umformmaschine und andererseits Rückhaltekräfte
auf Seiten des Coils.
[0006] In vielen Fällen wird der Coil in einer Aufnahmeeinrichtung mit einer (drehbaren)
Haspel aufgenommen. Trotz der teilweise geforderten großen Beschleunigungen am Einzug
der Umformmaschine sollte die Haspel möglichst ruhig laufen, um das Werkstückmaterial
kontinuierlich (d.h. insbesondere ohne Stillstand) abgeben zu können. Man versucht
seit langem, unter Einsatz von beweglich gelagerten Umlenkeinheiten, wie z.B. Umlenkrollen
und/oder Schwenkarmen oder dergleichen existierende Ungleichförmlichkeit beim Materialabzug
zu kompensieren.
[0007] Die
DE 10 2010 012 263 B3 beschreibt eine Vorrichtung zum Steuern des Antriebs einer Haspel, die einen Drahtvorrat
in Form eines auf der Haspel abgelegten Coils trägt, von dem der Draht unter Zwischenschaltung
einer federnd in eine Auslenkrichtung vorgespannten, bis zu einer maximalen Auslenkung
wirksamen Spanneinrichtung zur angenäherten Konstanthaltung der Drahtspannung einer
Vorschubeinrichtung des Drahteinzuges einer nachgeschalteten Drahtbearbeitungsmaschine
zugeführt wird.
[0008] In der
DE 10 2010 047 531 B4 wird eine Vorrichtung zur Drahtzuführung an Drahtverarbeitungsmaschinen beschrieben,
bei der der Draht von einer einen Drahtcoil aufnehmenden, um eine Achse verdrehbaren
Haspel abgezogen und einen der Drahtverarbeitungsmaschinen vorgeschalteten Drahteinzug
zugeführt wird. Dabei ist der Haspel in Drahtabzugsrichtung mindestens eine Drahtumlenkeinrichtung
nachgeschaltet, über die der von der Haspel abgezogene Draht geführt und zum Drahteinzug
hin abgegeben wird. Dem Drahteinzug vorgeschaltet ist eine Drahtspeichereinrichtung,
die eine einen geschlossenen Umlauf ausbildende Führungsbahn vorgibt, auf welcher
der Draht läuft und deren Durchmesser zwischen einem kleineren, einer inneren Radiallage
der Führungsbahn entsprechenden, und einem größeren, der äußeren Radiallage der Führungsbahn
entsprechenden Wert veränderbar ist, wobei die Führungsbahn in Richtung auf die Einnahme
der äußeren Radiallage hin federvorgespannt ist.
[0009] Die
DE 10 2019 216 498 A1 offenbart eine Zuführvorrichtung, die eine der Aufnahmeeinrichtung nachgeschaltete
Hilfseinzugseinrichtung aufweist, die mittels eines Hilfsantriebs antreibbar und dafür
konfiguriert ist, das Werkstück mit vorgebbarer Fördergeschwindigkeit zu einem nachgeschalteten
Pufferspeicher zu fördern. Dieser hat einen Eintritt und einem Austritt für das Werkstück,
das in dem Pufferspeicher zwischen dem Eintritt und dem Austritt eine Werkstückschlaufe
variabler Länge bilden kann. Ein Sensorsystem dient zur Erfassung des Füllgrads des
Pufferspeichers und zur Erzeugung von den Füllgrad repräsentierenden Sensorsignalen.
Eine Steuereinrichtung der Vorrichtung ist derart konfiguriert ist, dass die Fördergeschwindigkeit
der Hilfseinzugseinrichtung in Abhängigkeit von Sensorsignalen des Sensorsystems steuerbar
ist. Bei einem Ausführungsbeispiel ist der Haspel eine Spannungsausgleichseinrichtung
mit einer beweglich gelagerten Umlenkeinrichtung nachgeschaltet, die zur Aufrechterhaltung
einer Werkstückspannung in eine Spannkonfiguration vorgespannt ist.
AUFGABE UND LÖSUNG
[0010] Es ist eine Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung zum Zuführen eines langgestreckten
Werkstücks zu einer Umformmaschine bereitzustellen, die geeignet ist, das Werkstück
der Einzugseinrichtung auch bei hoher Dynamik der Verarbeitung in der Umformmaschine
in einem störungsfreien Betrieb immer in einem passenden Bewegungszustand zuzuführen
und zu starke Zugspannungen und Spannungsabfälle am Werkstück zu vermeiden.
[0011] Diese Aufgabe wird gelöst durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen von Anspruch 1.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben. Der Wortlaut
sämtlicher Ansprüche wird durch Bezugnahme zum Inhalt der Beschreibung gemacht.
[0012] Die Vorrichtung ist ausgelegt zum Zuführen eines langgestreckten Werkstücks zu einer
Umformmaschine, die eine mit vorgebbarer Einzugsgeschwindigkeit betreibbare Einzugseinrichtung
zum Einziehen des zugeführten Werkstücks und zum Fördern des Werkstücks zu einem Werkzeugbereich
der Umformmaschine aufweist. Bei dem Umformprozess wird somit von einem Werkstückvorrat
in Form eines Coils gearbeitet, also eines gewickelten Drahtgebindes. Aufeinanderfolgende
Werkstückabschnitte des Werkstücks werden nach und nach von dem Werkstückvorrat abgezogen
und in der Umformmaschine weiterverarbeitet.
[0013] Die Vorrichtung weist eine Aufnahmeeinrichtung zur Aufnahme eines Werkstückvorrats
in Form eines Coils auf. Die Aufnahmeeinrichtung kann mit einer Haspel ausgestattet
sein, die um eine Haspeldrehachse drehbar gelagert ist. Die Aufnahmeeinrichtung kann
auch dazu ausgelegt sein, eine auswechselbare Haspel aufzunehmen und um eine Haspelachse
drehbar zu lagern. Die Haspel dient als Aufwickelhilfe und Abwickelhilfe und kann
zum Beispiel einen walzenförmigen, spulenförmigen oder kreuzförmigen Aufbau haben
und das drahtförmige Werkstück in aufgewickelter Form tragen. Eine Aufnahmeeinrichtung
kann auch eine andersartige Einrichtung umfassen, die zur Aufnahme eines Coils geeignet
ist, zum Beispiel einen Behälter, der nach Art einer Tonne gestaltet sein kann.
[0014] Weiterhin weist die Vorrichtung eine erste Ausgleichseinrichtung mit einer beweglich
gelagerten ersten Umlenkeinheit auf, welche der Aufnahmeeinrichtung bzw. dem Werkstückvorrat
unmittelbar nachgeschaltet ist und in Abhängigkeit von einer im Bereich der ersten
Umlenkeinheit wirksamen Werkstückspannung selbsttätig entgegen einer Rückstellkraft
eines ersten Rückstellsystems aus einer Neutralstellung in eine spannungsabhängige
Kompensationsstellung auslenkbar ist. Im Bereich einer Umlenkeinheit ändert sich die
Laufrichtung des Werkstückmaterials, so dass sich die Auslaufrichtung von der Einlaufrichtung
unterscheidet. Eine solche der Aufnahmeeinrichtung zugeordnete erste Ausgleichseinrichtung
mit auslenkbarer Umlenkeinheit kann helfen, kritisch hohe Werkstückspannungen, also
kritische Spannungsspitzen, zu vermeiden und bewirkt bei Auslenkung aus der Neutralstellung
auch einen gewissen Längenausgleich, wodurch erreicht werden kann, dass starke Schwankungen
der am Werkstück angreifenden Zugkräfte stromabwärts der ersten Ausgleichseinrichtung
nur in abgeschwächter Form auf den Werkstückvorrat, z.B. auf eine Haspel, zurückwirken.
Dadurch kann ein ruhigerer Materialabzug vom Coil erreicht werden. Die Ausgleichseinrichtung
kann aufgrund ihrer Doppelfunktion auch als Spannungs- und Längenausgleichseinrichtung
bezeichnet werden.
[0015] Die Neutralstellung der ersten Umlenkeinheit ist diejenige Stellung, die die erste
Umlenkeinheit unter der Wirkung der Rückstellkraft einnimmt, wenn keine durch das
Werkstück verursachten Gegenkräfte wirken. Das Ausmaß der Auslenkung ist von der lokalen
Werkstückspannung im Bereich der ersten Umlenkeinheit abhängig in dem Sinne, dass
ein feststellbarer funktionaler Zusammenhang zwischen Werkstückspannung und Ausmaß
der Auslenkung besteht.
[0016] Eine Besonderheit der Vorrichtung gemäß der beanspruchten Erfindung besteht darin,
dass sie noch eine zweite Ausgleichseinrichtung aufweist, die der ersten Ausgleichseinrichtung
unmittelbar nachgeschaltet ist und eine beweglich gelagerte zweite Umlenkeinheit aufweist,
welche in Abhängigkeit von einer im Bereich der zweiten Umlenkeinheit wirksamen Werkstückspannung
gegen eine Rückstellkraft eines zweiten Rückstellsystems aus einer Neutralstellung
in eine Kompensationsstellung auslenkbar ist. Die zweite Ausgleichseinrichtung ist
in Werkstückförderrichtung betrachtet zwischen der ersten Ausgleichseinrichtung und
der Einzugseinrichtung bzw. der damit ausgestatteten Umformmaschine angeordnet. Sie
kann auch als maschinenseitige Ausgleichseinrichtung bezeichnet werden.
[0017] Auch die zweite Ausgleichseinrichtung hat eine Doppelfunktion, indem einerseits durch
spannkraftabhängige Auslenkung der zweiten Umlenkeinheit Spannungsspitzen abgepuffert
werden und andererseits ein vom Ausmaß der Auslenkung abhängiger Längenausgleich geschaffen
werden kann.
[0018] Die Formulierung, wonach die zweite Ausgleichseinrichtung der ersten Ausgleichseinrichtung
"unmittelbar" nachgeschaltet ist, bedeutet, dass zwischen der Austrittsseite der ersten
Umlenkeinheit und der Eintrittsseite der zweiten Umlenkeinheit eine über das gespannte
Werkstück vermittelte, direkte, Zugkräfte übertragende Kopplung besteht. Dabei entspricht
die Zugkraft am Ausgang der ersten Umlenkeinheit dem Betrage nach der Zugkraft am
Eingang der zweiten Umlenkeinheit. Zwischen der ersten Umlenkeinheit und der zweiten
Umlenkeinheit gibt es insbesondere keine Einzugseinrichtung, die am Werkstückmaterial
angreift und somit die Austrittsseite der ersten Umlenkeinheit von der Eintrittsseite
der zweiten Umlenkeinheit kräftemäßig abkoppeln würde.
[0019] Vorzugsweise ist die Auslenkbewegung der ersten Umlenkeinheit und/oder die Auslenkbewegung
der zweiten Umlenkeinheit eine geführte Bewegung, so dass die Auslenkbewegung kontrolliert
entlang einer vorgegebenen Bewegungsbahn verläuft. Hierzu kann z.B. eine Linearführung
vorgesehen sein, die eine geradlinige Bewegungsbahn vorgibt. Demensprechend umfasst
die Vorrichtung gemäß einer Weiterbildung eine erste Führungseinrichtung, insbesondere
eine Linearführung, zur Führung einer Auslenkbewegung der ersten Umlenkeinheit und/oder
eine zweite Führungseinrichtung, insbesondere eine Linearführung, zur Führung einer
Auslenkbewegung der zweiten Umlenkeinheit. Dadurch kann ein besonders störungsarmer
Betrieb unterstützt werden.
[0020] Vorzugsweise ist das Werkstückmaterial zwischen dem Austritt der ersten Umlenkeinheit
und dem Eintritt der zweiten Umlenkeinheit frei und geradlinig gespannt, gegebenenfalls
kann auch wenigstens eine die Werkstückspannung nicht ändernde Umlenkrolle oder eine
andere reibungsarm arbeitende Umlenkeinheit zwischengeschaltet sein, um die Ausrichtung
des Werkstückmaterials zwischen der ersten und der zweiten Umlenkeinheit zu ändern.
[0021] Bei der ersten und der zweiten Ausgleichseinrichtung handelt es sich somit um kraftgekoppelte
Einrichtungen, die als Gesamtsystem (Ausgleichssystem) reagieren. Die Vorrichtung
hat somit ein Ausgleichssystem mit einer in Materialflussrichtung nahe dem Werkstückvorrat
angeordneten Ausgleichseinrichtung und einer weiteren, näher an der nachfolgenden
Umformmaschine angeordnete Ausgleichseinrichtung, die über das zwischen der ersten
und der zweiten Umlenkeinheit verlaufende Werkstückmaterial kräftemäßig gekoppelt
sind. Es hat sich herausgestellt, dass bei Realisierung dieses Konzepts zahlreiche
Vorteile, u.a. ein optimiertes Einzugsverhalten erreicht werden können. Aufseiten
des Werkstückvorrats ergibt sich ein sanfteres Anziehen durch ein Abfedern des Anzugsmoments
und damit verbunden eine verbesserte Schonung von Werkstückmaterial und Einzugseinrichtungen.
Weiterhin ergibt sich im Vergleich zu konventionellen Vorrichtungen eine Verringerung
von Schwingungen des Werkstückmaterials zwischen der Umformmaschine und dem Werkstückvorrat.
Durch die unmittelbare Hintereinanderschaltung von (mindestens) zwei Ausgleichseinrichtungen
kann eine verbesserte Kraftverteilung zwischen Werkstückvorrat bzw. Aufnahmeeinrichtung
und Umformmaschine erreicht werden. Negative Schlupfeffekte können verringert werden,
da der Widerstand beim Beschleunigen der Einzugseinrichtung im Vergleich zum Stand
der Technik geringer ist. Generell ergeben sich geringere Spannungsspitzen durch geringere
Schwankungen in der Einzugskraft. Alle diese Vorteile können zur Verbesserung der
Qualität der produzierten Bauteile beitragen, insbesondere im Hinblick auf verbesserte
Längentoleranz.
[0022] Gemäß einer Weiterbildung ist mindestens eine der Umlenkeinheiten als Umlenkrolle
ausgebildet. Vorzugsweise sind beide Umlenkeinheiten jeweils Umlenkrollen mit festem
Durchmesser. Der Begriff "Umlenkrolle" bezeichnet hier einen Kraftwandler mit einem
Rad oder dergleichen, das möglichst reibungsarm drehbar gelagert ist, als Führung
des Werkstückmaterials und zur Änderung der Richtung einer Zugkraft (des Kraftvektors)
ohne Änderung des Betrags der Zugkraft dient. Dadurch können Reibungsverluste beim
Umlenken weitgehend vermieden werden, da die Umlenkrolle am geförderten Werkstückmaterial
abrollt. Alternativ kann eine Umlenkeinheit ggf. die Form einer gebogenen Gleitführung
haben, in der das Werkstückmaterial beim Vorschub gleitet. Anstelle einer einzigen
Umlenkrolle kann auch ein Führungsbogen mit mehreren (z.B. fünf) kleinen Rollen vorgesehen
sein, der ggf. mehr oder weniger U-förmig einen 180°-Bogen oder einen Bogen über einen
etwas kleineren Winkelbereich (z.B. 150° bis 180°) umspannt.
[0023] Gemäß einer Weiterbildung ist die Vorrichtung dazu ausgelegt, der Umformmaschine
das Werkstück entlang einer Zuführrichtung zuzuführen, und die zweite Umlenkeinheit
ist derart gelagert, dass die zweite Umlenkeinheit entlang einer zweiten Auslenkungsrichtung
auslenkbar ist, die parallel oder im Wesentlichen parallel zur Zuführrichtung orientiert
ist. Damit ergibt sich eine starke direkte Kopplung zwischen den Anzugsmomenten oder
Einzugsmomenten der Einzugseinrichtung und der dadurch bewirkten Auslenkung der zweiten
Umlenkeinheit, wodurch diese den dadurch verursachten Spannungsspitzen durch einen
gegebenenfalls größeren und schnellen Längenausgleich besonders wirksam entgegenwirken
kann. Die zweite Umlenkeinheit kann z.B. in einer Linearführung geführt sein, die
parallel zur Zuführrichtung oder in einem spitzen Winkel dazu (z.B. weniger als 30°
oder weniger als 20° Abweichung zur Zuführrichtung) orientiert ist. Die zweite Umlenkeinheit
kann auch anders ausgestaltet sein.
[0024] Es ist möglich, dass die Neutralstellung der zweiten Umlenkeinheit eine maschinenferne
Endstellung des Auslenkbereichs ist, so dass eine Auslenkung nur dann bewirkt wird,
wenn die von der Einzugseinrichtung verursachten Zugkräfte größer sind als die vonseiten
der ersten Ausgleichseinrichtung wirkenden Gegenkräfte. Gemäß einer Weiterbildung
ist jedoch das Rückstellsystem der zweiten Umlenkeinheit als bidirektional wirksames
Rückstellsystem ausgelegt in der Weise, dass die zweite Umlenkeinheit ausgehend von
der Neutralposition in zwei entgegengesetzten Richtungen auslenkbar ist. Die Neutralstellung
wird in diesem Fall dann eingenommen, wenn ein Kräftegleichgewicht zwischen den in
Richtung Einzugseinrichtung wirkenden Kräften und den in Gegenrichtung wirkenden Kräften
vorliegt. Somit kann die zweite Ausgleichseinrichtung in beiden Fällen eines Kräfteungleichgewichts
im Bereich der zweiten Umlenkeinheit im Sinne einer Spannungsreduzierung und eines
Längenausgleichs wirken. Mithilfe der zweiten Ausgleichseinrichtung kann unter anderem
eine Abfederung des Anzugsmoments der Einzugseinrichtung beim Beschleunigen des Einzugs
wenigstens teilweise kompensiert werden. Bei einer Rückbewegung nach Auslenkung kann
die zweite Umlenkeinheit zunächst über die Neutralstellung zurückschwingen und sich
dann sanft in der Neutralstellung oder deren Nähe einpendeln. Ein harter Anschlag
wird vermieden. Entsprechendes kann gelten, wenn z.B. in einer Anfahrphase des Einzugs
Werkstückmaterial ruckartig von der anfahrenden Haspel nachgeliefert wird und dadurch
die zunächst ausgelenkte zweite Umlenkeinheit schnell zurückbewegt wird.
[0025] Bei Bedarf kann alternativ oder zusätzlich das Rückstellsystem der ersten Umlenkeinheit
als bidirektional wirksames Rückstellsystem ausgelegt sein.
[0026] Gemäß einer Weiterbildung ist bei dem ersten Rückstellsystem und/oder bei dem zweiten
Rückstellsystem die dadurch erzeugbare Rückstellkraft einstellbar, vorzugsweise stufenlos
einstellbar. Dadurch kann das Reaktionsverhalten der Zuführvorrichtung auf einfache
Weise an die Eigenschaften des zu fördernden Werkstückmaterials angepasst werden.
[0027] Gemäß einer Weiterbildung ist vorgesehen, dass die erste Umlenkeinheit derart gelagert
ist, dass die erste Umlenkeinheit entlang einer ersten Auslenkungsrichtung auslenkbar
ist, die quer, insbesondere senkrecht zur zweiten Auslenkungsrichtung orientiert ist.
Ein Vorteil bei dieser Konstellation ist der geringe Platzbedarf. Es ist bei Bedarf
möglich, noch weitere Umlenkrollen übereinander aufzustellen, um somit den Pufferspeicher
zu erhöhen.
[0028] Bei bevorzugten Ausführungsbeispielen ist es so, dass die Federkräfte an der oberen
Umlenkrolle größer sind als an der unteren Umlenkrolle. Die Federkräfte an der oberen
Umlenkrolle sind vorzugsweise u.a. deshalb größer, weil zusätzlich noch die Schwerkraft
bzw. das Eigengewicht des Drahtmaterials kompensiert werden muss. Größere Federkräfte
oben sind auch deshalb bevorzugt, da der Draht "ungefedert" von der Spule empfangen
wird. Die untere Umlenkrolle empfängt hingegen das Drahtmaterial in "abgefederter
Form" von der oberen Umlenkrolle. Die Federkräfte können werkstückabhängig eingestellt
werden. Je kleiner die bearbeitenden Profile sind, desto kleiner fallen normalerweise
auch die Rückstellkräfte an der oberen Umlenkrolle aus.
[0029] Bei vielen Ausführungsformen umfasst die erste Ausgleichseinrichtung ein erstes Sensorsystem
mit mindestens einem Sensor zur Erfassung der Auslenkung der ersten Umlenkeinheit.
Bei Ausführungsformen mit Haspelantrieb kann dieses Sensorsystem Teil eines Regelkreises
zur Regelung der Haspeldrehzahl sein. Die Drehung der Haspel kann in Abhängigkeit
von Sensorsignalen dieses Sensors gesteuert werden.
[0030] Bei vorteilhaften Ausführungsformen weist die zweite Ausgleichseinrichtung ein zweites
Sensorsystem mit mindestens einem Sensor zur Erfassung der Auslenkung der zweiten
Umlenkeinheit auf und eine Steuereinheit der Vorrichtung ist dazu konfiguriert, Sensorsignale
des ersten und des zweiten Sensorsystems zu empfangen und gemeinsam zur Steuerung
des Betriebs der Vorrichtung zu verarbeiten. Insbesondere kann damit ein Haspelantrieb
bezüglich seines Drehzahlprofils noch besser an das Einzugsverhalten der Umformmaschine
angepasst werden. Es ist auch möglich, dass nur ein zweites Sensorsystem vorgesehen
ist, dessen Signale zur Steuerung der Vorrichtung verarbeitet werden.
KURZBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
[0031] Weitere Vorteile und Aspekte der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und aus
der Beschreibung von Ausführungsbeispielen der Erfindung, die nachfolgend anhand der
Figuren erläutert sind.
- Fig. 1
- zeigt eine schematische Seitenansicht einer Drahtverarbeitungsanlage 100 gemäß einem
Ausführungsbeispiel;
- Fig. 2A, 2B
- zeigen charakteristische Reaktionen des Ausgleichssystems auf starke Schwankungen
des Einzugs in der Startphase des Drahteinzugs;
- Fig. 3
- zeigt entsprechende Reaktionen bei einem Referenzsystem gemäß dem Stand der Technik;
- Fig. 4A bis 4C
- zeigen unterschiedliche Arbeitsstellungen der zweiten Umlenkeinheit.
DETAILLIERTE BESCHREIBUNG DER AUSFÜHRUNGSBEISPIELE
[0032] Die Fig. 1 zeigt eine schematische Seitenansicht einer Drahtverarbeitungsanlage 100
gemäß einem Ausführungsbeispiel.
[0033] Die Drahtverarbeitungsanlage 100 ist dafür ausgelegt und eingerichtet, langgestreckte
Werkstücke 110 in Form von metallischen Drähten zu verarbeiten, die als Werkstückvorrat
in Form eines sogenannten Coils, also eines nach Art einer Spule aufgewickelten Drahtgebindes,
zur Verfügung stehen. Aus dem Werkstückmaterial, das ursprünglich in großer Länge
auf dem Werkstückvorrat vorliegt, werden in einem computernumerisch gesteuerten Fertigungsprozess
mehr oder weniger große Stückzahlen gleichartiger Formteile in einem Umformprozess
hergestellt. Bei den Formteilen kann es sich beispielsweise um Schraubenfedern, insbesondere
Druckfedern oder Zugfedern, handeln, oder aber auch um Biegeteile anderer Geometrie.
[0034] Bei anderen Ausführungsformen von Umformmaschinen können auch ungleichartige Formteile
hergestellt werden. Formteile können generell zweidimensional oder dreidimensional
gebogen sein, ggf. auch gerade (z.B. bei Richtmaschinen oder Stabkonfektioniermaschinen).
[0035] Die Drahtverarbeitungsanlage 100 umfasst eine Umformmaschine 200, die bei der Herstellung
von Schraubenfedern zum Beispiel als Federwindemaschine ausgelegt sein kann. Weiterhin
ist eine in Materialflussrichtung der Umformmaschine vorgeschaltete Vorrichtung 300
zum Zuführen des langgestreckten drahtförmigen Werkstückmaterials zur Umformmaschine
200 vorgesehen. Die Vorrichtung 300 wird in dieser Anmeldung auch als Zuführvorrichtung
300 bezeichnet.
[0036] Die Umformmaschine 200 umfasst eine Einzugseinrichtung 210, die an die Steuereinheit
290 der Umformmaschine angeschlossen ist und unter der Steuerung durch ein NC-Steuerprogramm
Draht 110, der durch die Zuführvorrichtung 300 entlang einer horizontalen Zuführachse
bzw. in einer dazu parallelen Zuführrichtung 302 zugeführt wird, in den Werkzeugbereich
220 der Umformmaschine fördert, in welchem ein Umformwerkzeug oder mehrere Umformwerkzeuge
222 angeordnet sind. Durch die in Materialförderrichtung nachgeschalteten Umformwerkzeuge
wird der zugeführte Draht zu einer Schraubenfeder oder (bei anderen Umformmaschinen)
zu einem anderen Formteil umgeformt. Nach Abschluss der Umformoperation wird das fertiggestellte
Formteil unter der Steuerung durch das NC-Steuerprogramm mittels einer nicht dargestellten
Schnitteinrichtung vom zugeführten Draht abgetrennt. Dieser Vorgang wiederholt sich
zyklisch für jedes zu fertigende Formteil.
[0037] Der Einzugseinrichtung 210 ist eine Richteinheit 280 vorgeschaltet. Die Richteinheit
280 ist an einem Gestellteil der Umformmaschine 200 montiert und umfasst zwei einander
nachgeschaltete Rollenrichtapparate, die jeweils eine Anzahl (z.B. von drei bis neun)
achsparalleler Richtrollen aufweisen, wobei die Drehachsen der Richtrollen der hintereinandergeschalteten
Richtapparate orthogonal zueinander ausgerichtet sind. Die Achslagen der einzelnen
Richtrollen sind individuell verstellbar, um die Wirkgeometrie der Richteinheit einstellen
zu können.
[0038] Die Einzugseinrichtung 210 ist in Materialflussrichtung hinter der Richteinheit 280
angeordnet und dient unter anderem dazu, das Drahtmaterial durch die Richteinheit
280 hindurch in Richtung nachfolgender Komponenten zu ziehen. Die Einzugseinrichtung
210 ist im Beispielsfall als Walzeneinzug gestaltet und kann bei anderen Ausführungsformen
auch Riemeneinzugseinrichtung oder als Zangeneinzug ausgestaltet sein. Die Einzugseinrichtung
könnte auch vor der Richteinheit angeordnet sein.
[0039] Der Vorschub des Drahts zum Werkzeugbereich 220 bzw. der Einzug des Drahts durch
die Einzugseinrichtung 210 soll nach einem für den Fertigungsprozess spezifischen
Geschwindigkeits-Profil mit zeitabhängig variierender Einzugsgeschwindigkeit erfolgen.
Dazu wird die Einzugseinrichtung 210 entsprechend angesteuert.
[0040] Eine Aufgabe der Zuführvorrichtung 300 besteht darin, der Einzugseinrichtung 210
der Umformmaschine den Draht zu jedem Zeitpunkt möglichst genau in der zu diesem Zeitpunkt
benötigten Geschwindigkeit entlang der Zuführrichtung 302 zuzuführen. Die Zuführvorrichtung
300 hat eine eigene Steuereinheit 390, die mit der Steuereinheit 290 der Umformmaschine
kommuniziert. Die Funktionalitäten der beiden Steuereinheiten können in einer einzigen
Steuereinheit integriert sein.
[0041] Die Zuführvorrichtung 300 umfasst eine Zuführeinheit 310. Diese umfasst eine Aufnahmeeinrichtung
330 zur Aufnahme eines Werkstückvorrats in Form eines Coils. Der Werkstückvorrat (Coil)
wird im Beispielsfall auf einer auswechselbaren Haspel 335 vorgehalten, die von gestellfest
montierten Komponenten der Aufnahmevorrichtung 330 aufgenommen wird und im aufgenommenen
Zustand um eine horizontale Drehachse (Haspelachse) 336 drehbar gelagert ist. Die
Lagerung findet dabei nicht im Bereich der Haspelachse 336 statt, stattdessen sind
auf einer Basisplatte zwei achsparallele Tragerollen 332, 333 mit horizontalen Drehachsen
angebracht. Diese Tragrollen sind Bestandteile der Aufnahmevorrichtung 330. Die Haspel
wird auf die beiden Tragerollen aufgelegt, so dass der Umfang der scheibenförmigen
Seitenelemente der Haspel auf den beiden Tragerollen aufliegt und die Lage der Drehachse
im Raum festgelegt ist. Im Beispielsfall handelt es sich um eine aktive Haspel mit
eigenem Antrieb. Der Haspelantrieb 334 steht in Antriebsverbindung mit der vorderen
Tragerolle 333 und kann diese unter Steuerung durch die Steuerreinheit 390 antreiben.
[0042] Der vom Werkstückvorrat abgewickelte Draht wird über Komponenten eines Ausgleichssystems
340 in Richtung der Umformmaschine 200 geführt und dabei mehrfach, im Beispielsfall
genau zweimal, umgelenkt. Das Ausgleichssystem 340 ist dazu konfiguriert, durch Ausgleichsbewegungen
Werkstückspannungsspitzen zu reduzieren und durch einen variablen temporären Längenausgleich
sicherzustellen, dass trotz eines gegebenenfalls mit hoher Dynamik intermittierenden
Betriebs der Einzugseinrichtung 210 am Werkstück keine kritischen Spannungszustände
und/oder kritische Schwingungen auftreten und ein ruhiger Lauf der Haspel 335 gewährleistet
ist.
[0043] Das Ausgleichssystem 340 des Ausführungsbeispiels ist ausschließlich mit passiven
Komponenten aufgebaut, kommt also ohne elektrisch oder auf andere Weise ansteuerbare
Aktoren aus und ist u.a. aus diesem Grund sehr robust und kostengünstig.
[0044] Das Ausgleichssystem 340 umfasst eine erste Ausgleichseinrichtung 360-1 mit einer
oberen Umlenkrolle 340-1 und eine zweite Ausgleichseinrichtung mit einer unteren Umlenkrolle
340-2. Die nach Art von Speichenrädern mit geringer träger Masse ausgebildeten Umlenkrollen
sind an einem vertikalen Träger 341 mit zueinander parallelen Drehachsen vertikal
übereinander angeordnet. Beide haben eine umlaufende Führungsrille und einen festen
Durchmesser, der z.B. im Bereich von 80 mm oder 100 mm bis 600 mm liegen kann, so
dass der Draht bei der Umlenkung keine oder allenfalls unkritisch geringe plastische
Verformung erfährt. Die Umlenkrollen haben identische Durchmesser, es können aber
auch unterschiedlich große Durchmesser vorgesehen sein. Grundsätzlich sollten die
Durchmesser der Haspelräder bzw. Umlenkrollen eine ähnliche Größenordnung aufweisen
wie die der verwendeten Spule.
[0045] Das Werkstück (der Draht) wird vom Coil kommend über die Oberseite der oberen Umlenkrolle
340-1 geführt, umschlingt diese über etwas weniger als den halben Umfang (um ca. 160
° bis 170°) und verläuft vom Austritt der oberen Umlenkrolle vertikal nach unten zum
Eintritt der unteren Umlenkrolle 340-2. Die untere Umlenkrolle 340-2 wird etwa über
drei Viertel ihres Umfangs umschlungen in der Weise, dass der Austritt, also die Oberseite
der unteren Umlenkrolle 340-2, auf Höhe der Eintrittsöffnung einer Richteinheit 280
liegt. Der Draht wird also von der unteren Umlenkrolle im Wesentlichen entlang der
horizontalen Zuführrichtung 302 koaxial zu einer horizontalen Zuführachse zur Einlassöffnung
der Richteinheit 280 bzw. in Richtung der Einzugseinrichtung 210 geführt.
[0046] Die obere Umlenkrolle 340-1 ist als vertikal verfahrbare Tänzerrolle mit Federrückstellung
ausgeführt. Dazu ist die Achse der oberen Umlenkrolle in einem Lagerelement gelagert,
das in einer vertikal ausgerichteten oberen Linearführung 350-1 am Träger 314 linear
beweglich geführt ist. Ein elastisches Rückstellsystem 344-1 mit einer oder mehreren
Federn spannt das linear geführte Lagerelement in Richtung einer durch einen Anschlag
festgelegten oberen Endlage der Linearbewegung vor. Diese Endlage entspricht der Neutrallage
343-1 der oberen Umlenkrolle 340-1, die in Abwesenheit äußerer Kräfte oder bei nur
geringer Werkstückspannung automatisch eingenommen wird. Übersteigt die Werkstückspannung
des über die erste Umlenkrolle 340-1 geführten Werkstücks einen vorgebbaren Grenzwert,
so wird die obere Umlenkrolle 340-1 entgegen der Federkraft des Rückstellsystems nach
unten ausgelenkt, wodurch sich ein Spannungsausgleich (Verringerung der Werkstückspannung)
und ein Längenausgleich (Verkürzung der Weglänge zwischen der Haspel und der zweiten
Umlenkrolle) einstellt.
[0047] Durch eine Positionsabfrage der oberen Umlenkrolle 340-1 wird der Antriebsmotor 334
für die Trage-/ Antriebsrolle geregelt. Dabei wird die Abzugsgeschwindigkeit der Haspel
erhöht, wenn die obere Umlenkrolle nach unten aus ihrer Neutralstellung ausgelenkt
wird.
[0048] Die untere Umlenkrolle 340-2 ist als horizontal verfahrbare Rolle mit bidirektionaler
Federrückstellung ausgeführt. Wie in Fig. 4A bis 4C gut zu erkennen ist, ist die Achse
der unteren Umlenkrolle 340-2 in einem Lagerelement 342-2 gelagert, das in einer horizontal
ausgerichteten unteren Linearführung 350-2 am Träger 341 linear beweglich geführt
ist. Diese lineare Auslenkung ist über Anschläge zwischen einer vorderen Endlage (näher
zur Umformmaschine) und einer hinteren Endlage (weiter entfernt von der Umformmaschine)
begrenzt.
[0049] Ein bidirektional wirkendes elastisches Rückstellsystem 344-2 mit Federn 346A, 346B
an entgegengesetzten Seiten des Lagerelements 342-2 spannt das linear geführte Lagerelement
in eine Neutrallage 343-2 vor, die in Abwesenheit äußerer Kräfte oder bei nur geringer
Werkstückspannung automatisch eingenommen wird (vgl. Fig. 4A und 4C). Diese Neutrallage
liegt mit Abstand zu beiden Endlagen, z.B. mehr oder weniger mittig zwischen den Endlagen,
so dass die untere Umlenkrolle 340-2 ausgehend von ihrer Neutrallage in zwei entgegengesetzte
Richtungen parallel zur Zuführrichtung (im Beispiel horizontal) ausgelenkt werden
kann. Übersteigt die z.B. von der Einzugseinrichtung erzeugte, am Lagerelement der
unteren Umlenkrolle parallel zur Zuführrichtung 302 bzw. zur Zuführachse wirkende
Kraft diejenige Kraftkomponente, die in entgegengesetzter Richtung am Lagerelement
wirkt, so wird die untere Umlenkrolle 340-2 in Richtung der Einzugseinrichtung ausgelenkt,
im umgekehrten Fall in Gegenrichtung.
[0050] Der zweiten Umlenkrolle 340-2 ist ein Auslenkungs-Sensorsystem mit wenigstens einem
Sensor 355 zur Erfassung der Auslenkung zugeordnet, dessen Sensorsignale Information
über das Ausmaß der Auslenkung und deren zeitlichen Verlauf repräsentieren. Das Auslenkungs-Sensorsystem
kann z.B. einen oder mehrere Weggeber (Wegsensoren) und/oder wenigstens einen Beschleunigungssensor
umfassen. Die vorzugsweise elektrischen Sensorsignale werden leitungsgebunden oder
kabellos zur Steuereinheit 390 übertragen und können von dieser z.B. dazu verarbeitet
werden, den Antrieb der Haspel zu steuern.
[0051] Das Ausgleichssystem 340 weist somit zwei unmittelbar miteinander kraftgekoppelte
Ausgleichseinrichtungen auf, nämlich die der Aufnahmeeinrichtung zugeordnete erste
Ausgleichseinrichtung 360-1 mit der vertikal beweglich gelagerten ersten Umlenkrolle
340-1, welche der Haspel 335 unmittelbar nachgeschaltet ist und in Abhängigkeit von
einer im Bereich der ersten Umlenkrolle wirksamen Werkstückspannung selbsttätig entgegen
einer durch ein Rückstellsystem 344-1 bereitgestellten Rückstellkraft aus einer Neutralstellung
343-1 in eine spannungsabhängige Kompensationsstellung nach unten auslenkbar ist,
sowie die zweite Ausgleichseinrichtung 360-2, die der ersten Ausgleichseinrichtung
360-1 unmittelbar nachgeschaltet ist und eine linear horizontal beweglich gelagerte
zweite Umlenkrolle 340-2 aufweist, welche in Abhängigkeit von der im Bereich der zweiten
Umlenkrolle wirksamen Werkstückspannung entgegen einer durch das Rückstellsystem 344-2
bereitgestellten Rückstellkraft aus ihrer Neutralstellung 343-2 in eine Kompensationsstellung
auslenkbar ist.
[0052] Durch die unmittelbare mechanische Kopplung zwischen der oberen Umlenkrolle 340-1
und der unteren Umlenkrolle 340-2 kann unter anderem erreicht werden, dass die obere
Umlenkrolle 340-1, die der Haspel zugeordnet ist, bei eventuellen Ausgleichsbewegungen
durch die untere Umlenkrolle unterstützt wird und nicht sofort und gegebenenfalls
auch nicht in einem Ausmaß reagieren muss, wie es ohne Vorhandensein der Auslenkbarkeit
der unteren Umlenkrolle nötig wäre. Besonders günstig ist auch die Anordnung der unteren
Umlenkrolle 340-2 mit der parallel zur Zuführrichtung orientierten Ausgleichsbewegung
auf Höhe der Zuführrichtung, so dass die untere Umlenkrolle 340-2 auf besonders starke
Beschleunigungen der Einzugsbewegung direkt mit Ausgleichsbewegungen reagieren kann
und die obere Umlenkrolle 340-1 durch die untere Umlenkrolle von den Folgen starker
Beschleunigungen beim Einzug wenigstens teilweise entkoppelt wird, wodurch sich indirekt
auch ein ruhigerer Lauf der Haspel erreichen lässt.
[0053] Anhand der Fig. 2A, 2B, 3 sowie 4A bis 4C werden nun charakteristische Reaktionen
des Ausgleichssystems 340 auf starke Schwankungen des Einzugs in der Startphase des
Drahteinzugs beispielhaft erläutert. Dabei zeigt Fig. 3 ein Referenzsystem gemäß dem
Stand der Technik, wie er beispielsweise in der Anmeldung
DE 10 2020 212 480 A1 im Zusammenhang mit der dortigen Fig. 2 beschrieben ist. Dabei ist die obere Umlenkrolle
OU als vertikal verfahrbare Tänzerrolle mit Federrückstellung ausgeführt, wogegen
die untere Umlenkrolle UU in einem trägerfesten Lager gelagert ist und nicht auslenkbar
ist.
[0054] In einer Ausgangsposition befindet sich die Haspel H noch im Stillstand, dreht also
nicht. Wird nun der Einzug der Umformmaschine aktiviert, so fordert er im Beispielsfall
eine angeforderte Drahtlänge X in einer kurzen Zeit an. Die auf den Draht in Zuführrichtung
ausgeübte Zugkraft wird durch die feste untere Umlenkrolle UU unvermindert zur oberen
Umlenkrolle OU und über diese zur Haspel weitergeleitet. Die obere Umlenkrolle reagiert
auf die Steigerung der Werkstückspannung dadurch, dass sie entgegen der Kraft des
Rückstellsystems aus ihrer oberen Neutralstellung um eine Auslenkung Y nach unten
ausgelenkt wird. Die Auslenkung Y der oberen Umlenkrolle entspricht nur einem Bruchteil
der insgesamt zur Verfügung stehenden Auslenkung Z, so dass noch eine Restauslenkung
Z-Y der oberen Umlenkrolle zur Verfügung steht. Die zur Verfügung stehende Gesamt-Auslenkung
Z entspricht einem bestimmten Längenpuffervolumen, welches durch die auslenkbare obere
Umlenkrolle bereitgestellt wird. Im Beispielsfall wird in der Anfahrphase der Anteil
Y der Auslenkung schon verbraucht, so dass zum Beispiel nur ca. 70 % des Speichervolumens
(entsprechend einer Werkstücklänge, die etwa dem Doppelten der noch zur Verfügung
stehenden Auslenkung Z-Y entspricht) übrigbleiben. Die Auslenkung der oberen Umlenkrolle
aus ihrer oberen Neutralstellung bewirkt über das dortige Positionsmesssystem ein
Startsignal, das die Steuereinheit dazu veranlasst, die Haspeldrehung in Abwickelrichtung
einzuleiten.
[0055] Im Vergleich dazu zeigen die Fig. 2A und 2B die Reaktionen des Ausführungsbeispiels
der Erfindung mit axial auslenkbarer unterer Umlenkrolle 340-2 bei der gleichen Ausgangssituation.
Auch hier befindet sich die Haspel zunächst im Stillstand und die Einzugseinrichtung
der Umformmaschine startet und fordert die Drahtlänge X an. Diese wird zunächst zu
einem überwiegenden Teil durch die Ausgleichsbewegung A2 der unteren Umlenkrolle 340-2
in Richtung der Einzugseinrichtung bereitgestellt, so dass die Werkstückspannung im
Bereich der oberen Umlenkrolle 340-1 erheblich weniger steigt als beim Referenzsystem.
Dementsprechend wird die obere Umlenkrolle nur geringfügig um den Betrag Y` ausgelenkt.
Somit bleibt ein Großteil des durch die obere Umlenkrolle zur Verfügung gestellten
Speichervolumens Z-Y` weiterhin für den weiteren Betrieb verfügbar.
[0056] Die kleine Auslenkung Y` der oberen Umlenkrolle 340-1 wird vom dortigen Sensorsystem
erfasst, welches ein Sensorsignal erzeugt, das die Steuereinheit veranlasst, die Haspeldrehung
einzuleiten. Dementsprechend wird durch die kleine Auslenkung der Antrieb der Haspel
gestartet und beide Umlenkrollen können unter der Einwirkung ihrer Rückstellsysteme
in ihre Neutralstellungen zurückkehren (Fig. 2B). Durch die Kraftkopplung des ersten
Ausgleichssystems und des zweiten Ausgleichssystems reagiert somit das Ausgleichssystem
insgesamt wesentlich sanfter auf kurzzeitige starke Steigerungen des Anzugsmoments.
[0057] Entsprechend würde umgekehrt beim starken Abbremsen des Drahteinzugs die untere Umlenkrolle
340-2 in die entgegengesetzte Richtung ausgelenkt werden, so dass auch in diesem Fall
die obere Umlenkrolle durch die Reaktion der unteren Umlenkrolle zum Teil von der
Werkstückspannungsänderung entkoppelt ist und sanfter reagieren kann.
[0058] Durch die beiden unmittelbar miteinander kraftgekoppelten Ausgleichseinrichtungen
des Ausgleichssystems 340 kann also durch Abfederung des Anzugsmoments durch Auslenkung
der unteren Umlenkrolle ein wesentlich sanfteres Anziehen an der Haspel erreicht werden
als im Falle des Stands der Technik. Daher wird unter anderem das Werkstückmaterial
nicht sprunghaft stark zugbelastet. Damit einher geht eine verbesserte Kraftverteilung
zwischen oberer Umlenkrolle und unterer Umlenkrolle. Weiterhin hat sich gezeigt, dass
Schwingungen des Werkstückmaterials zwischen Umformmaschine und Haspel im Vergleich
zu herkömmlichen Systemen deutlich reduziert werden können. Da insgesamt der Widerstand
beim Beschleunigen des Einzugs geringer ist als im Stand der Technik, können auch
durch Schlupf bedingte Fehler, wie beispielsweise zu große Längenabweichungen an den
fertigen Werkstücken, vermieden werden. Somit kann durch relativ einfache und kostengünstige
konstruktive Maßnahmen ein großer Beitrag zur Verbesserung der Werkstückqualität erreicht
werden, insbesondere im Hinblick auf eine verbesserte Längentoleranz.
[0059] Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, das Grundkonzept der Erfindung konstruktiv umzusetzen.
Im Beispielsfall sind die auslenkbaren Umlenkeinheiten (Umlenkrollen bzw. Umlenkräder)
der beiden Ausgleichseinrichtungen vertikal übereinander angebracht. Dadurch kann
der maschinenseitige Platzbedarf in der Länge besonders gering gehalten werden. Solche
vertikalen Anordnungen sind insbesondere bei Verarbeitung von Werkstückmaterialien
mit relativ kleinen Drahtstärken gut realisierbar. Bei größeren Drahtstärken kann
es vorteilhaft sein, die beiden Umlenkrollen auf gleicher Höhe anzubringen, beispielsweise
mit vertikal ausgerichteten Drehachsen. Dann können Unterstützungselemente für die
freien Abschnitte des Werkstückmaterials vorgesehen sein. Im dargestellten Ausführungsbeispiel
werden beide Umlenkeinheiten linear ausgelenkt. Auch das ist nicht zwingend. Es ist
auch möglich, dass die Auslenkung bei mindestens einer der Umlenkeinheiten eine Schwenkbewegung
aus einer Neutralstellung beinhaltet.
[0060] Die Linearführung einer auslenkbaren Umlenkrolle kann beispielsweise als Walzführung,
Gleitführung oder Magnetführung ausgelegt sein. Eine Linearführung kann einen Schlitten
oder Wagen beinhalten, der auf einer Schiene verfährt. Sofern größere Tragkräfte gewünscht
sind, kann ein Schlitten/Wagen auch auf zwei oder mehr parallel angeordneten Schienen
verlaufen.
[0061] Bei den Ausführungsbeispielen haben die Rückstellsysteme beide einen sehr einfachen
Aufbau mit Schraubenfedern (Zugfedern und/oder Druckfedern). Zusätzlich können Dämpfungselemente
vorgesehen sein, um nachteilige Schwingungen der Rückstellsysteme zu vermeiden, ohne
die Reaktionszeit in nachteiliger Weise zu verringern. Die Auswahl von Sensoren zur
messtechnischen Erfassung der Auslenkung kann nach praktischen Kriterien erfolgen.
Die Erfassung der Auslenkung kann beispielsweise direkt über ein lineares Wegmesssystem
erfolgen, welches inkremental oder absolut arbeiten kann. Ein Wegmesssystem kann auch
indirekt arbeiten, beispielsweise über ein rotatorisches Wegmesssystem, wie zum Beispiel
einen Drehgeber. Gegebenenfalls können handelsübliche Linearführungen mit integrierten
Wegmesssystemen verwendet werden. Es sind auch unterschiedliche Sensorprinzipien nutzbar.
Ein Sensor kann beispielsweise optisch, magnetisch, induktiv, kapazitiv oder resistiv
arbeiten. Ein optisches Messsystem kann beispielsweise mit Laserstrahlung arbeiten.
1. Vorrichtung (300) zum Zuführen eines langgestreckten Werkstücks (110) zu einer Umformmaschine
(200), die eine mit variierender Einzugsgeschwindigkeit betreibbare Einzugseinrichtung
(210) zum Einziehen des zugeführten Werkstücks und zum Fördern des Werkstücks zu einem
Werkzeugbereich (220) der Umformmaschine aufweist, umfassend:
eine Aufnahmeeinrichtung zur Aufnahme eines Werkstückvorrats (112) in Form eines Coils;
eine erste Ausgleichseinrichtung (360-1) mit einer beweglich gelagerten ersten Umlenkeinheit
(340-1), welche der Aufnahmeeinrichtung unmittelbar nachgeschaltet ist und in Abhängigkeit
von einer im Bereich der ersten Umlenkeinheit wirksamen Werkstückspannung selbsttätig
entgegen einer Rückstellkraft eines ersten Rückstellsystems (344-1) aus einer Neutralstellung
(343-1) in eine spannungsabhängige Kompensationsstellung auslenkbar ist;
gekennzeichnet durch
eine zweite Ausgleichseinrichtung (360-2), die der ersten Ausgleichseinrichtung (360-1)
unmittelbar nachgeschaltet ist und eine beweglich gelagerte zweite Umlenkeinheit (340-2)
aufweist, welche in Abhängigkeit von einer im Bereich der zweiten Umlenkeinheit wirksamen
Werkstückspannung entgegen einer Rückstellkraft eines zweiten Rückstellsystems (344-2)
aus einer Neutralstellung (343-2) in eine Kompensationsstellung auslenkbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung (300) dazu ausgelegt ist, der Umformmaschine das Werkstück entlang
einer Zuführrichtung (302) zuzuführen und dass die zweite Umlenkeinheit (340-2) derart
gelagert ist, dass die zweite Umlenkeinheit entlang einer zweiten Auslenkungsrichtung
auslenkbar ist, die parallel oder im Wesentlichen parallel zur Zuführrichtung (302)
orientiert ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eines der Rückstellsysteme, insbesondere das zweite Rückstellsystem (344-2),
als bidirektional wirksames Rückstellsystem derart ausgelegt ist, dass die Umlenkeinheit
(340-2) ausgehend von der Neutralposition (343-2) in zwei entgegengesetzte Richtungen
auslenkbar ist.
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Umlenkeinheit (340-1) derart gelagert ist, dass die erste Umlenkeinheit
(340-1) entlang einer ersten Auslenkungsrichtung auslenkbar ist, die quer, insbesondere
senkrecht zur Zuführrichtung (302) orientiert ist.
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Umlenkeinheit (340-1) parallel zu einer ersten Auslenkungsrichtung auslenkbar
ist und dass die zweite Umlenkeinheit (340-2) parallel zu einer orthogonal zur ersten
Auslenkungsrichtung orientierten zweiten Auslenkungsrichtung auslenkbar ist.
6. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung eine erste Führungseinrichtung, insbesondere eine erste Linearführung
(350-1), zur Führung einer Auslenkbewegung der ersten Umlenkeinheit (340-1) und/oder
eine zweite Führungseinrichtung, insbesondere eine zweite Linearführung (350-2), zur
Führung einer Auslenkbewegung der zweiten Umlenkeinheit (340-2) umfasst.
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Umlenkeinheit als eine erste Umlenkrolle und die zweite Umlenkeinheit als
eine zweite Umlenkrolle ausgebildet ist, die erste und die zweite Umlenkrolle mit
zueinander parallelen Drehachsen derart übereinander angeordnet sind, dass die erste
Umlenkrolle oberhalb der zweiten Umlenkrolle angeordnet ist, ein Werkstückabschnitt
von einer Austrittsseite der ersten Umlenkrolle im Wesentlichen vertikal zu einer
Eintrittsseite der zweiten Umlenkrolle führbar ist und über etwa drei Viertel des
Umfangs der zweiten Umlenkrolle in eine im Wesentlichen horizontale Richtung abgebbar
ist.
8. Vorrichtung (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass eine oder mehrere der folgenden Bedingungen gelten:
die erste Umlenkeinheit ist als eine erste Umlenkrolle (340-1) mit festem Durchmesser
ausgebildet;
die zweite Umlenkeinheit ist als eine zweite Umlenkrolle (340-2) mit festem Durchmesser
ausgebildet;
die Aufnahmeeinrichtung weist eine Haspel (335) auf, die mittels eines Haspelantriebs
(334) um eine Haspelachse (336) drehend antreibbar ist.
9. Vorrichtung (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Ausgleichseinrichtung (360-1) ein erstes Sensorsystem mit mindestens einem
Sensor zur Erfassung der Auslenkung der ersten Umlenkeinheit (340-1) aufweist, dass
die zweite Ausgleichseinrichtung (360-2) ein zweites Sensorsystem mit mindestens einem
Sensor (355) zur Erfassung der Auslenkung der zweiten Umlenkeinheit (340-2) aufweist
und eine Steuereinheit (390) der Vorrichtung dazu konfiguriert ist, Sensorsignale
des ersten und des zweiten Sensorsystems zu empfangen und gemeinsam zur Steuerung
eines Betriebs der Vorrichtung (300) zu verarbeiten, insbesondere zur Regelung einer
Haspeldrehzahl.
10. Vorrichtung (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückstellkraft des ersten Rückstellsystems und/oder die Rückstellkraft des zweiten
Rückstellsystem einstellbar ist, vorzugsweise stufenlos einstellbar.
11. Vorrichtung (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückstellkraft des ersten Rückstellsystems größer ist als die Rückstellkraft
des zweiten Rückstellsystems.