[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zum Aufbringen eines Schmiermittels
beim Kaltwalzen eines metallischen Walzguts in einem Walzgerüst.
[0002] Beim Kaltwalzen eines metallischen Walzguts in einem Walzgerüst wird das Walzgut
mit einer Temperatur unterhalb seiner Rekristallisationstemperatur durch einen Walzspalt
zwischen zwei Arbeitswalzen des Walzgerüsts geführt, wobei seine Dicke reduziert wird.
Das Walzgerüst ist entweder ein so genanntes Tandemwalzgerüst oder ein so genanntes
Reversierwalzgerüst. Durch ein Tandemwalzgerüst wird das Walzgut nur einmal in einer
Walzrichtung geführt. In der Regel ist ein Tandemwalzgerüst Teil einer so genannten
Tandemstraße mit mehreren hintereinander angeordneten Tandemwalzgerüsten, durch die
das Walzgut geführt wird, wobei die Dicke des Walzguts sukzessive reduziert wird.
Durch die zunehmende Reduzierung der Dicke des Walzguts nimmt die Walzgeschwindigkeit,
das heißt die Geschwindigkeit des Walzguts, entlang der Tandemstraße zu. Durch ein
Reversierwalzgerüst wird das Walzgut mehrfach in so genannten Walzstichen geführt,
wobei das Walzgut in aufeinander folgenden Walzstichen in einander entgegengesetzten
Walzrichtungen durch das Reversierwalzgerüst geführt wird.
[0003] Die Seite eines Walzgerüsts, auf der das Walzgut dem Walzspalt zugeführt wird, wird
als Einlaufseite des Walzgerüsts bezeichnet. Die Seite eines Walzgerüsts, auf der
das Walzgut aus dem Walzspalt austritt, wird als Auslaufseite des Walzgerüsts bezeichnet.
Bei einem Reversierwalzgerüst ist daher die Auslaufseite eines Walzstichs die Einlaufseite
des nachfolgenden Walzstichs und umgekehrt.
[0004] Um die Reibung zwischen dem Walzgut und den Arbeitswalzen zu reduzieren, wird der
Walzspalt eines Walzgerüsts geschmiert.
[0005] Die Schmierung reduziert die für das Walzen aufzuwendende Energie, erhöht die Lebensdauer
der Arbeitswalzen und verbessert die Oberflächenqualität des Walzguts.
[0006] EP 2 651 577 B1 offenbart ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Aufbringen eines Schmiermittels
beim Walzen von metallischem Walzgut, insbesondere eines in einem Walzspalt zwischen
zwei Arbeitswalzen hindurch geführten Walzbandes. Bei dem Verfahren wird ein Gemisch
aus Schmiermittel und einem Trägergas in einer Zerstäubungseinrichtung erzeugt. Das
Gemisch wird einzelnen Sprühdüsen einer Anordnung von Sprühdüsen zugeführt, um einen
in Richtung der Breite des Walzbandes zusammenhängenden Gesamt-Sprühstrahl zu erzeugen.
Mittels des Gesamt-Sprühstrahls wird das Gemisch auf die Oberfläche zumindest einer
der Arbeitswalzen und/oder auf die Oberfläche des Walzbandes aufgetragen.
[0007] WO 2020/221654 A1 offenbart ein Verfahren und eine Walzvorrichtung zum Walzen eines Walzguts. Das Walzgut
wird abwechselnd in zwei einander entgegensetzten Walzrichtungen durch einen Walzspalt
zwischen zwei Arbeitswalzen eines Reversierwalzgerüsts geführt. In eine Kontaktzone,
in der das Walzgut an den Arbeitswalzen anliegt, wird ein Schmiermittel zur Schmierung
der Kontaktzone eingebracht und auf das Walzgut oder/und die Arbeitswalzen wird ein
Kühlmittel aufgebracht. Das Schmiermittel wird in einem Gemisch mit einem Trägergas
ausschließlich auf einer Auslaufseite eines Walzstichs auf die Arbeitswalzen oder/und
auf das Walzgut gesprüht. Das Kühlmittel wird ausschließlich auf einer Einlaufseite
eines Walzstichs auf die Arbeitswalzen oder/und auf das Walzgut ausgegeben.
[0008] WO 2019/068382 A1 offenbart eine Walzvorrichtung zum Walzen eines Walzguts und ein Verfahren zum Betreiben
der Walzvorrichtung. Die Walzvorrichtung weist zwei Walzgerüste auf, die jeweils zwei
durch einen Walzspalt voneinander beabstandete Arbeitswalzen aufweisen. In einem ersten
Betriebsmodus werden ein Schmiergemisch aus einem Trägergas und einem Schmiermittel
und Kühlmittel auf wenigstens eine Arbeitswalze eines ersten Walzgerüsts oder/und
auf wenigstens eine Walzgutoberfläche des Walzguts aufgebracht. In einem zweiten Betriebsmodus
wird ein Dressiermittel auf wenigstens eine Arbeitswalze des ersten Walzgerüsts, wenigstens
eine Arbeitswalze des zweiten Walzgerüsts oder/und wenigstens eine Walzgutoberfläche
des Walzguts aufgebracht.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein gleichmäßiges Aufbringen eines Schmiermittels
beim Kaltwalzen eines metallischen Walzguts in einem Walzgerüst zu ermöglichen, wobei
die pro Flächeneinheit auf die zu schmierende Oberfläche aufgetragene Schmiermittelmenge
auch bei wechselnden Walzbandgeschwindigkeiten konstant gehalten werden kann, ohne
dass dabei ein unerwünschter Sprühnebel aus feinen Schmiermitteltröpfchen entsteht.
[0010] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1 und ein System mit den Merkmalen des Anspruchs 13 gelöst.
[0011] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0012] Ein Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Aufbringen eines Schmiermittels
beim Kaltwalzen eines metallischen Walzguts in einem Walzgerüst mit zwei durch einen
Walzspalt voneinander beabstandeten Arbeitswalzen, wobei
- das Walzgut mit einer veränderbaren Walzgeschwindigkeit zu dem Walzgerüst geführt
wird und
- das Schmiermittel mit mehreren jeweils als eine Flachstrahldüse ausgebildeten Einstoffdüsen
jeweils entweder auf eine Oberfläche des Walzguts oder auf eine Oberfläche einer Arbeitswalze
ausgegeben wird, wobei
- von jeder Einstoffdüse eine Schmiermittelmenge an Schmiermittel im Bereich von 200
ml/min bis 500 ml/min mit einem Druck im Bereich von 2 bar bis 10 bar, vorzugsweise
im Bereich von 2 bar bis 4 bar, in Abhängigkeit von der momentanen Walzgeschwindigkeit
ausgegeben wird
- und die von jeder Einstoffdüse ausgegebene
[0013] Schmiermittelmenge in Abhängigkeit von der momentanen Walzgeschwindigkeit derart
geregelt wird, dass die von der Einstoffdüse pro Flächeneinheit auf eine Oberfläche
des Walzguts oder auf eine Oberfläche einer Arbeitswalze ausgegebene Schmiermittelmenge
bei Walzgeschwindigkeiten innerhalb eines vorgebbaren Geschwindigkeitsintervalls im
Wesentlichen unabhängig von der momentanen Walzgeschwindigkeit ist.
[0014] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird ein Schmiermittel mittels Einstoffdüsen
auf das Walzgut und/oder mindestens eine Arbeitswalze eines Walzgerüsts ausgegeben.
Das Schmiermittel wird dabei nicht mit einer anderen Flüssigkeit oder einem Trägergas
gemischt, das heißt von den Einstoffdüsen wird ein reines Schmiermittel statt beispielsweise
einer Emulsion aus Schmiermittel und einer weiteren Flüssigkeit oder eines Gemisches
aus Schmiermittel und einem Trägergas ausgegeben. Dadurch kann die zur Schmierung
verwendete Schmiermittelmenge gegenüber einer Schmierung mittels einer Emulsion reduziert
und präzise dosiert werden, und gegenüber einer Aufbringung des Schmiermittels mit
einem Trägergas entfallen die Kosten für die Erzeugung des Drucks, der zum Zerstäuben
des Schmiermittels in dem Trägergas benötigt wird.
[0015] Ferner wird das Schmiermittel von den Einstoffdüsen erfindungsgemäß mit einem relativ
geringen Druck im Bereich von 2 bar bis 10 bar, vorzugsweise im Bereich von 2 bar
bis 4 bar, ausgegeben. Dadurch wird vorteilhaft ein Sprühnebel vermieden, der beim
Ausgeben des Schmiermittels unter hohem Druck durch die Einstoffdüsen entstehen würde
und extra von der Walzanlage abgesaugt werden müsste. Würde nämlich das den Einstoffdüsen
zugeführte Medium mit einem hohen Druck (von beispielsweise bis zu mehreren Hundert
bar) beaufschlagt, so würde dies unvorteilhaft die Bildung eines feinen Sprühnebels
an der Walzanlage begünstigen. Durch die erfindungsgemäße Beaufschlagung des Schmiermittels
mit einem niedrigen Druck entsteht dagegen in der Nähe der Düsenöffnung einer Einstoffdüse
ein Sprühfächer, der einen Flüssigkeitsvorhang ausbildet, der mit steigender Entfernung
in größere Schmiermitteltröpfchen zerfällt. Diese größeren Schmiermitteltröpfchen
haben - im Gegensatz zu den kleineren Schmiermitteltröpfchen bei Zweistoffdüsen oder
bei Flachstrahldüsen, die mit Hochdruck betrieben werden - den Vorteil, dass sie nicht
zur Nebelbildung neigen, so dass eine entsprechende Absaugung von Sprühnebel entfallen
kann.
[0016] Des Weiteren wird die von jeder Einstoffdüse ausgegebene Schmiermittelmenge in Abhängigkeit
von der momentanen Walzgeschwindigkeit erfindungsgemäß derart geregelt, dass die von
der Einstoffdüse pro Flächeneinheit auf eine Oberfläche des Walzguts oder auf eine
Oberfläche einer Arbeitswalze ausgegebene Schmiermittelmenge bei Walzgeschwindigkeiten
innerhalb eines vorgebbaren Geschwindigkeitsintervalls im Wesentlichen unabhängig
von der momentanen Walzgeschwindigkeit ist. Dadurch wird in dem Geschwindigkeitsintervall
auch bei sich verändernder Walzgeschwindigkeit eine gleichmäßige, von der Walzgeschwindigkeit
unabhängige Schmierung des Walzspalts erreicht. Insbesondere wird dadurch eine unnötig
hohe Schmierung und damit eine unnötiger Schmiermittelverbrauch bei geringen Walzgeschwindigkeiten
innerhalb des Geschwindigkeitsintervalls vermieden.
[0017] Bei einer Ausgestaltung der Erfindung wird von den Einstoffdüsen als Schmiermittel
ein Walzöl ausgegeben. Beispielsweise wird als Schmiermittel ein Standardwalzöl verwendet,
das eine Viskosität von etwa 60 mPa·s bei einer Temperatur von 40°C aufweist.
[0018] Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird mit den Einstoffdüsen auf mindestens
einer Seite des Walzgerüsts eine Schmiermittelmenge im Bereich von 0,8 g/m
2 bis 2,4 g/m
2 entweder auf eine Oberfläche des Walzguts oder auf eine Oberfläche einer Arbeitswalze
ausgegeben. Damit ist die eingesetzte Schmiermittelmenge deutlich geringer als beispielsweise
bei einer herkömmlichen Schmierung mit einer Emulsion aus Schmiermittel und einer
weiteren Flüssigkeit.
[0019] Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird allen Einstoffdüsen, mit denen
das Schmiermittel auf derselben Seite des Walzgerüsts entweder auf eine oder mehrere
Oberflächen des Walzguts oder auf eine Oberfläche einer Arbeitswalze ausgegeben wird,
das Schmiermittel mittels einer einzigen frequenzgeregelten Pumpe zugeführt, mit der
eine Schmiermittelmenge im Bereich von 0,5 l/min bis 6 l/min in Abhängigkeit von der
momentanen Walzgeschwindigkeit gefördert wird, wenn die Temperatur des Schmiermittels
30°C beträgt. Die Verwendung einer frequenzgeregelten Pumpe zur Versorgung mehrerer
Einstoffdüsen mit dem Schmiermittel ermöglicht eine präzise Regelung der von den Einstoffdüsen
ausgegebenen Schmiermittelmenge durch die Drehzahl der Pumpe.
[0020] Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird auf mindestens einer Seite des
Walzgerüsts eine Emulsion auf mindestens eine Oberfläche einer Arbeitswalze ausgegeben,
wobei die Emulsion aus dem Schmiermittel und einer weiteren Flüssigkeit oder aus einem
anderen Schmiermittel und einer weiteren Flüssigkeit besteht. Vorzugsweise wird die
Emulsion dabei nicht auf jener Seite des Walzgerüsts, auf der das Schmiermittel mit
den Einstoffdüsen auf die Oberfläche einer Arbeitswalze ausgegeben wird, auf die Oberfläche
der Arbeitswalze ausgegeben. Die Emulsion unterstützt die Schmierung des Walzspalts
durch das Schmiermittel in der Emulsion. Vornehmlich dient die Emulsion jedoch der
Kühlung der Arbeitswalzen und des Walzguts durch die weitere Flüssigkeit in der Emulsion.
Der Anteil an Schmiermittel in der Emulsion beträgt beispielsweise 2 bis 20 Volumenprozent.
Die Emulsion und das reine Schmiermittel werden vorzugsweise nicht auf derselben Seite
des Walzgerüsts auf eine Arbeitswalze ausgegeben, da andernfalls das reine Schmiermittel
durch die Emulsion von der Arbeitswalze teilweise abgewaschen werden würde. Vorzugsweise
wird für die Emulsion dasselbe Schmiermittel verwendet, das in Reinform auch von den
Einstoffdüsen ausgegeben wird. Dies hat den Vorteil, dass in der Regel die bestehende
Infrastruktur einer Walzanlage genutzt werden kann, um Emulsion wieder zu verwenden.
In bestehenden Walzanlagen wird nämlich in der Regel bereits verwendete Emulsion unter
dem Walzgerüst gesammelt, gereinigt, in einen Emulsionstank zurück gepumpt und wiederverwendet.
Wenn für die Emulsion dasselbe Schmiermittel verwendet wird, das in Reinform auch
von den Einstoffdüsen ausgegeben wird, können verwendete Emulsion und verwendetes
reines Schmiermittel gemeinsam unter dem Walzgerüst gesammelt, gereinigt, in den Emulsionstank
zurück gepumpt und als Emulsion wiederverwendet werden. Dadurch erhöht sich allenfalls
die Konzentration der eingesetzten Emulsion allmählich ein wenig, was aber bei Bedarf
problemlos ausgeglichen werden kann.
[0021] Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist das Walzgerüst ein Reversierwalzgerüst
und das Schmiermittel wird mit den Einstoffdüsen nur auf der Auslaufseite des Walzgerüsts
und nur entweder auf mindestens eine Oberfläche des Walzguts oder auf mindestens eine
Oberfläche einer Arbeitswalze ausgegeben.
[0022] Bei einer anderen Ausgestaltung der Erfindung ist das Walzgerüst ein Reversierwalzgerüst
und das Schmiermittel wird mit den Einstoffdüsen nur auf der Einlaufseite des Walzgerüsts
ausgegeben, wobei das Schmiermittel in einem ersten Walzstich auf beide Oberflächen
des Walzguts und in jedem weiteren Walzstich nur auf eine Oberfläche des Walzguts
ausgegeben wird.
[0023] Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird das Schmiermittel auf der Einlaufseite
des Walzgerüsts mit den Einstoffdüsen nur entweder auf mindestens eine Oberfläche
des Walzguts oder auf mindestens eine Oberfläche einer Arbeitswalze ausgegeben.
[0024] Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird das Schmiermittel auf der Auslaufseite
des Walzgerüsts mit den Einstoffdüsen nur entweder auf mindestens eine Oberfläche
des Walzguts oder auf mindestens eine Oberfläche einer Arbeitswalze ausgegeben.
[0025] Die vorgenannten Ausgestaltungen der Erfindung berücksichtigen, dass zur Schmierung
des Walzspalts auf einer Seite des Walzgerüsts in der Regel die Ausgabe von Schmiermittel
entweder auf das Walzgut oder auf die Arbeitswalzen ausreicht. Im Fall eines Reversierwalzgerüsts
wird das Walzgut zwischen den einzelnen Walzstichen wiederholt aufgewickelt. Dadurch
wirkt das Schmiermittel zum einen länger auf das Walzgut ein und haftet damit einhergehend
besser an dem Walzgut als im Fall eines Tandemwalzgerüsts. Zum andern erfolgt beim
Aufwickeln des Walzguts automatisch eine Verteilung des aufgebrachten Schmiermittels
zwischen aneinander anliegenden Wicklungen des Walzguts. Daher braucht im Fall eines
Reversierwalzgerüsts das Walzgut nur vor dem ersten Walzstich beidseitig auf der Einlaufseite
des Walzgerüsts geschmiert werden, da das in die Walzstraße eingebrachte Walzgut noch
trocken ist. Für die nachfolgenden Walzstiche genügt dagegen eine einseitige Schmierung
des Walzguts.
[0026] Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird die von jeder Einstoffdüse ausgegebene
Schmiermittelmenge in Abhängigkeit von der momentanen Walzgeschwindigkeit derart geregelt,
dass die von der Einstoffdüse pro Flächeneinheit auf eine Oberfläche des Walzguts
oder auf eine Oberfläche einer Arbeitswalze ausgegebene Schmiermittelmenge bei Walzgeschwindigkeiten
innerhalb des Geschwindigkeitsintervalls und bei Änderungen der Walzgeschwindigkeit
bis zu 1 m/s
2 im Wesentlichen unabhängig von der momentanen Walzgeschwindigkeit ist.
[0027] Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird als untere Grenze des Geschwindigkeitsintervalls
eine Geschwindigkeit von mindestens 600 m/min vorgegeben und/oder als obere Grenze
des Geschwindigkeitsintervalls wird eine Geschwindigkeit von höchstens 1500 m/min
vorgegeben.
[0028] Die beiden vorgenannten Ausgestaltungen der Erfindung berücksichtigen, dass mit den
genannten Förder- und Ausgabemengen an Schmiermittel durch die Pumpen beziehungsweise
Einstoffdüsen die pro Flächeneinheit auf das Walzgut und/oder Arbeitswalzen ausgegebene
Schmiermittelmenge typischerweise für Walzgeschwindigkeiten zwischen 600 m/min und
1500 m/min konstant gehalten werden kann. Bei Walzgeschwindigkeiten unter 600 m/min
erhöht sich dagegen die pro Flächeneinheit durch die Einstoffdüsen auf das Walzgut
und/oder Arbeitswalzen ausgegebene Schmiermittelmenge, da die Pumpen nicht für kleinere
Fördermengen an Schmiermittel ausgelegt sind. Beispielsweise wird die Walzgeschwindigkeit
bei einer Störstelle in dem Walzgut - z. B. bei einer Schweißnaht, die zwei Metallbänder
verbindet, die in der betreffenden Walzanlage hintereinander gewalzt werden sollen
- auf deutlich unter 600m/min verringert, um das Walzgerüst nicht zu beschädigen. Daher
entstehen aufgrund der verminderten Walzgeschwindigkeit auch vor und hinter der betreffenden
Störstelle Zonen am Walzgut, die mit einer deutlich größeren Schmiermittelmenge beaufschlagt
werden. Dies wird im Rahmen der Erfindung auch toleriert. Wesentlich ist in diesem
Zusammenhang die Dynamik der Pumpen, die es gestattet, die aufzubringende Schmiermittelmenge
an eine variierende Walzgeschwindigkeit anzupassen. Daher werden die Pumpen erfindungsgemäß
ausgelegt, die geförderte Schmiermittelmenge derart an Walzgutbeschleunigungen von
bis zu 1 m/s2 anpassen zu können, dass dabei die Schmiermittelbelegung über die Walzgutlänge konstant
gehalten wird.
[0029] Ein erfindungsgemäßes System zum Aufbringen eines Schmiermittels beim Kaltwalzen
eines metallischen Walzguts in einem Walzgerüst mit zwei Arbeitswalzen, die voneinander
durch einen Walzspalt beabstandet sind, durch den das Walzgut mit einer veränderbaren
Walzgeschwindigkeit geführt wird, umfasst:
- mindestens einen Schmierbalken mit mehreren jeweils als eine Flachstrahldüse ausgebildeten
Einstoffdüsen, die äquidistant in Bezug auf eine Parallele zu der Achse einer Arbeitswalze
angeordnet sind und jeweils eingerichtet sind, Schmiermittel entweder auf eine Oberfläche
des Walzguts oder auf eine Oberfläche einer Arbeitswalze auszugeben,
- mindestens eine frequenzgeregelte Pumpe, die eingerichtet ist, mindestens einem Schmierbalken
das Schmiermittel zuzuführen,
- für jede Pumpe eine Durchflussmesseinheit, die eingerichtet ist, eine von der Pumpe
pro Zeiteinheit geförderte Schmiermittelmenge zu erfassen, und
- eine Steuereinheit, die eingerichtet ist, alle Pumpen derart anzusteuern, dass von
jeder Einstoffdüse eine Schmiermittelmenge an Schmiermittel im Bereich von 200 ml/min
bis 500 ml/min mit einem Druck im Bereich von 2 bar bis 10 bar in Abhängigkeit von
der momentanen Walzgeschwindigkeit ausgegeben wird, so dass die pro Flächeneinheit
von der Einstoffdüse auf eine Oberfläche des Walzguts oder eine Oberfläche einer Arbeitswalze
ausgegebene Schmiermittelmenge bei Walzgeschwindigkeiten innerhalb eines vorgebbaren
Geschwindigkeitsintervalls im Wesentlichen unabhängig von der momentanen Walzgeschwindigkeit
ist.
[0030] Bei einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Systems weist jeder Schmierbalken einen
Abstand von dem Walzgut oder einer Arbeitswalze im Bereich von 0,2 m bis 0,5 m auf.
[0031] Eine weitere Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Systems umfasst eine Heizvorrichtung
zum Erwärmen des Schmiermittels, die von der Steuereinheit derart steuer- oder regelbar
ist, dass das Schmiermittel vor einer Zuführung zu den Schmierbalken auf eine vorgebbare
Einsatztemperatur erwärmt werden kann.
[0032] Ein erfindungsgemäßes System zum Aufbringen eines Schmiermittels ermöglicht die Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens. Daher entsprechen die Vorteile eines solchen Systems
den oben genannten Vorteilen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0033] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen, die im Zusammenhang
mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Dabei zeigen:
FIG 1 ein Walzgerüst zum Kaltwalzen eines Walzguts,
FIG 2 ein Blockdiagramm eines Ausführungsbeispiels eines Systems zum Aufbringen eines
Schmiermittels,
FIG 3 eine erste Ansicht der Anordnung und Strahlprofile von Einstoffdüsen eines Schmierbalkens,
FIG 4 eine zweite Ansicht der Anordnung und Strahlprofile von Einstoffdüsen eines
Schmierbalkens.
[0034] Einander entsprechende Teile sind in den Figuren mit denselben Bezugszeichen versehen.
[0035] Figur 1 (FIG 1) zeigt ein Walzgerüst 1 zum Kaltwalzen eines Walzguts 2. Das Walzgut 2 ist
ein metallisches Walzband, dessen Dicke durch das Kaltwalzen reduziert wird. Das Walzgerüst
1 umfasst eine erste Arbeitswalze 3, eine zweite Arbeitswalze 4, eine erste Stützwalze
5 und eine zweite Stützwalze 6. Die Arbeitswalzen 3, 4 sind durch einen Walzspalt
7 voneinander beabstandet, durch den das Walzgut 2 in einer Walzrichtung 8 geführt
wird. Die erste Arbeitswalze 3 ist oberhalb der zweiten Arbeitswalze 4 angeordnet.
Die erste Stützwalze 5 ist oberhalb der ersten Arbeitswalze 3 angeordnet und liegt
an der ersten Arbeitswalze 3 an. Die zweite Stützwalze 6 ist unterhalb der zweiten
Arbeitswalze 4 angeordnet und liegt an der zweiten Arbeitswalze 4 an. Das Walzgut
2 weist eine erste Oberfläche 2.1, die in dem Walzspalt 7 an der ersten Arbeitswalze
3 anliegt, und eine zweite Oberfläche 2.2, die in dem Walzspalt 7 an der zweiten Arbeitswalze
4 anliegt, auf.
[0036] Ferner umfasst das Walzgerüst 1 Emulsionsbalken 9 zum Aufbringen einer Emulsion 10
auf die Arbeitswalzen 3 und ein System 20 zum Aufbringen eines Schmiermittels 11 auf
das Walzgut 2 und/oder auf die Arbeitswalzen 3, 4 gemäß einem Ausführungsbeispiel
der Erfindung. Das Schmiermittel 11 ist ein reines Walzöl, das beispielsweise eine
Viskosität von etwa 60 mPa·s bei einer Temperatur von 40°C aufweist. Die Emulsion
10 besteht aus Wasser und dem Schmiermittel 11, wobei der Anteil des Schmiermittels
11 an der Emulsion 10 im Bereich von 2 bis 20 Volumenprozent liegt.
[0037] Figur 2 (FIG 2) zeigt ein Blockdiagramm des Systems 20. Das System 20 umfasst Schmierbalken
21 mit jeweils fünf Einstoffdüsen 23, eine Steuereinheit 25, durch die Steuereinheit
25 frequenzgeregelte Pumpen 27 und für jede Pumpe 27 eine Durchflussmesseinheit 29.
[0038] Das Walzgerüst 1 ist ein Tandemwalzgerüst oder ein Reversierwalzgerüst. Im Fall,
dass das Walzgerüst 1 ein Reversierwalzgerüst ist, sind auf jeder Seite des Walzgerüsts
1 vier Schmierbalken 21 und zwei Emulsionsbalken 9 angeordnet. Dabei ist für jede
Arbeitswalze 3, 4 auf jeder Seite des Walzgerüsts 1 genau ein Schmierbalken 21 angeordnet,
dessen Einstoffdüsen 23 eingerichtet sind, das Schmiermittel 11 auf die Oberfläche
der Arbeitswalze 3, 4 auszugeben. Ferner ist für jede Oberfläche 2.1, 2.2 des Walzguts
2 auf jeder Seite des Walzgerüsts 1 genau ein Schmierbalken 21 angeordnet, dessen
Einstoffdüsen 23 eingerichtet sind, das Schmiermittel 11 auf die Oberfläche 2.1, 2.2
des Walzguts 2 auszugeben. Jeder Emulsionsbalken 9 weist Düsen auf, die eingerichtet
sind, die Emulsion 10 auszugeben. Dabei ist für jede Arbeitswalze 3, 4 auf jeder Seite
des Walzgerüsts 1 genau ein Emulsionsbalken 9 angeordnet, dessen Düsen eingerichtet
sind, die Emulsion 10 auf die Oberfläche der Arbeitswalze 3, 4 auszugeben.
[0039] Wenn das Walzgerüst 1 ein Tandemwalzgerüst ist, entfallen die beiden auslaufseitigen
Schmierbalken 21, deren Einstoffdüsen 23 eingerichtet sind, das Schmiermittel 21 auf
die Oberfläche einer Arbeitswalze 3, 4 auszugeben, sowie die zugehörige Pumpe 27 und
die zugehörige Durchflussmesseinheit 29. Die entfallenden Schmierbalken 21, die entfallende
Pumpe 27 und die entfallende Durchflussmesseinheit 29 sind in den Figuren 1 und 2
jeweils mit einem gestrichelt dargestellten Rahmen 30 umgeben.
[0040] Jede Einstoffdüse 23 ist als eine Flachstrahldüse ausgebildet, das heißt, der von
einer Einstoffdüse 23 ausgegebene Schmiermittelstrahl ist im Wesentlichen auf eine
Ebene konzentriert beziehungsweise hat nur eine geringe Ausdehnung senkrecht zu der
Ebene. Die Einstoffdüsen 23 jedes Schmierbalkens 11 sind äquidistant in Bezug auf
eine Parallele zu der Achse A einer Arbeitswalze 3, 4 angeordnet, um die die Arbeitswalze
3, 4 im Betrieb des Walzgerüsts 1 rotiert. Beispielsweise weist der Innendurchmesser
jeder Flachstrahldüse 23 an der engsten Stelle einen Durchmesser von etwa 0,3 mm auf
und der Querschnitt der Düsenöffnung am Düsenaustritt jeder Einstoffdüse 23 ist beispielsweise
derart ausgebildet, dass die Durchflussmenge von durch die Düsenöffnung ausgegebenem
Schmiermittel 11 mit der Durchflussmenge einer Düse übereinstimmt, die eine kreisförmige
Düsenöffnung mit einem Durchmesser von 0,6 mm aufweist und ansonsten wie die Einstoffdüse
23 ausgebildet ist.
[0041] Figur 3 (FIG 3) und
Figur 4 (FIG 4) zeigen schematisch die geometrische Anordnung der Einstoffdüsen 23 eines
Schmierbalkens 21 und die Strahlprofile der von den Einstoffdüsen 23 ausgegebenen
Schmiermittelstrahlen am Beispiel desjenigen Schmierbalkens 21, der auf der Einlaufseite
des Walzgerüsts 1 angeordnet ist und dessen Einstoffdüsen 23 das Schmiermittel 11
auf die Oberfläche der ersten Arbeitswalze 3 ausgeben. Figur 3 zeigt die Einstoffdüsen
23 und deren Strahlprofile in einer Ebene, die senkrecht zu der z-Achse eines kartesischen
Koordinatensystems mit Koordinaten x, y, z ist, wobei die x-Richtung mit der Walzrichtung
8 übereinstimmt und die y-Richtung parallel zu der Achse A der Arbeitswalze 3 verläuft.
Figur 4 zeigt die Einstoffdüsen 23 und deren Strahlprofile in einer Ebene, die senkrecht
zu der x-Achse dieses Koordinatensystems ist. Die x-Richtung des Koordinatensystems
ist die Hauptausgaberichtung der Ausgabe des Schmiermittel 11 durch die Einstoffdüsen
23.
[0042] Jede Einstoffdüse 23 gibt das Schmiermittel 11 als einen Flachstrahl 31 ab, der im
Wesentlichen in einer Ebene konzentriert ist, deren Ebenennormale mit der z-Richtung
in der yz-Ebene einen kleinen nichtverschwindenden Winkel α aufweist und der einen
Öffnungswinkel β aufweist. Durch den Winkel α wird vorteilhaft vermieden, dass zwei
Flachstrahlen 31 gleichzeitig denselben Bereich der Oberfläche der Arbeitswalze 3
treffen und sich gegenseitig beeinflussen. Der Abstand c zweier benachbarter Einstoffdüsen
23 und der Abstand a der Einstoffdüsen 23 von der Oberfläche der Arbeitswalze 3 sind
derart gewählt, dass eine Ausdehnung b jedes Flachstrahls 31 in der y-Richtung beim
Auftreffen des Flachstrahls 31 auf die Oberfläche der Arbeitswalze 3 etwa doppelt
so groß wie der Abstand c ist. Dadurch wird vorteilhaft erreicht, dass die Flachstrahlen
31 das Schmiermittel 11 gleichmäßig auf die Oberfläche der Arbeitswalze 3 verteilt
auftragen, denn in der Regel weist ein Flachstrahl 31 in seinem Mittelbereich eine
höhere Dichte des Schmiermittels 11 auf als in seinen Randbereichen.
[0043] Der Abstand c zweier benachbarter Einstoffdüsen 23 beträgt beispielsweise etwa 320
mm. Der Abstand a der Einstoffdüsen 23 von der Oberfläche der Arbeitswalze 3 liegt
beispielsweise im Bereich von 200 mm bis 500 mm und beträgt bevorzugt 325 mm. Der
Winkel α liegt beispielsweise im Bereich von 2 Grad bis 5 Grad. Der Öffnungswinkel
β liegt beispielsweise im Bereich von 60 Grad bis 120 Grad.
[0044] Jede Pumpe 27 ist eingerichtet, genau zwei Schmierbalken 21 das Schmiermittel 11
zuzuführen, wobei diese beiden Schmierbalken 21 eingerichtet sind, das Schmiermittel
11 auf derselben Seite des Walzgerüsts 1 entweder auf die Oberfläche einer Arbeitswalze
3, 4 oder auf eine Oberfläche 2.1, 2.2 des Walzguts 2 auszugeben. Ferner weist jede
Pumpe 27 einen Drehzahlbereich von beispielsweise 200 rpm bis 2300 rpm und einen Leistungsbedarf
bis etwa 1 kW auf und ist eingerichtet, eine Schmiermittelmenge von 0,5 l/min bis
6 l/min zu fördern, wenn die Temperatur des Schmiermittels 11 30°C beträgt.
[0045] Jede Durchflussmesseinheit 29 ist eingerichtet, eine von der ihr zugeordneten Pumpe
27 pro Zeiteinheit geförderte Schmiermittelmenge zu erfassen.
[0046] Die Pumpen 27 sind eingerichtet, das Schmiermittel 11 aus einem Schmiermittelreservoir
13 zu fördern. Eine Heizvorrichtung 15 ist eingerichtet, das Schmiermittel 11 in dem
Schmiermittelreservoir 13 auf eine vorgebbare Einsatztemperatur, die beispielsweise
mindestens 30°C beträgt, zu erwärmen.
[0047] Die Steuereinheit 25 ist eingerichtet, die jeweils aktiven Pumpen 27 derart anzusteuern,
dass von den Einstoffdüsen 23 dieser Pumpen 27 jeweils eine Schmiermittelmenge an
Schmiermittel 11 im Bereich von 200 ml/min bis 500 ml/min, und somit von einem aktiven
Schmierbalken 21 eine Schmiermittelmenge im Bereich von 1 l/min bis 2,5 l/min, mit
einem Druck im Bereich von 2 bar bis 10 bar in Abhängigkeit von der momentanen Walzgeschwindigkeit
ausgegeben wird, so dass die pro Flächeneinheit von der Einstoffdüse 23 auf eine Oberfläche
2.1, 2.2 des Walzguts 2 oder einer Arbeitswalze 3, 4 ausgegebene Schmiermittelmenge
bei Walzgeschwindigkeiten innerhalb eines vorgebbaren Geschwindigkeitsintervalls im
Wesentlichen unabhängig von der momentanen Walzgeschwindigkeit ist. Beispielsweise
werden als untere Grenze des Geschwindigkeitsintervalls eine Geschwindigkeit von mindestens
600 m/min und als obere Grenze des Geschwindigkeitsintervalls eine Geschwindigkeit
von höchstens 1500 m/min vorgegeben.
[0048] Ferner ist die Steuereinheit 25 eingerichtet, die von jeder Einstoffdüse 23 ausgegebene
Schmiermittelmenge in Abhängigkeit von der momentanen Walzgeschwindigkeit derart zu
regeln, dass die von der Einstoffdüse 23 pro Flächeneinheit auf eine Oberfläche 2.1,
2.2 des Walzguts 2 oder auf die Oberfläche einer Arbeitswalze 3, 4 ausgegebene Schmiermittelmenge
bei Walzgeschwindigkeiten innerhalb des Geschwindigkeitsintervalls und bei Änderungen
der Walzgeschwindigkeiten bis zu 1 m/s
2 im Wesentlichen unabhängig von der momentanen Walzgeschwindigkeit ist.
[0049] Außerdem ist die Steuereinheit 25 eingerichtet, die Heizvorrichtung 15 derart zu
steuern oder zu regeln, dass das Schmiermittel 11 in dem Schmiermittelreservoir 13
auf die Einsatztemperatur erwärmt wird.
[0050] Wenn das Walzgerüst 1 ein Tandemwalzgerüst ist, werden die Schmierbalken 21 und Emulsionsbalken
9 im Betrieb des Walzgerüsts 1 beispielsweise gemäß einer der folgenden Möglichkeiten
verwendet:
- A) Die einlaufseitigen Schmierbalken 21 für das Walzgut 2 sind aktiv, die auslaufseitigen
Schmierbalken 21 für das Walzgut 2 sind optional aktiv (das heißt aktiv oder inaktiv),
die Schmierbalken 21 für die Arbeitswalzen 3, 4 sind inaktiv, die einlaufseitigen
Emulsionsbalken 9 sind optional aktiv, und die auslaufseitigen Emulsionsbalken 9 sind
aktiv.
- B) Die einlaufseitigen Schmierbalken 21 für das Walzgut 2 sind inaktiv, die auslaufseitigen
Schmierbalken 21 für das Walzgut 2 sind optional aktiv, die Schmierbalken 21 für die
Arbeitswalzen 3, 4 sind aktiv, die einlaufseitigen Emulsionsbalken 9 sind inaktiv,
und die auslaufseitigen Emulsionsbalken 9 sind aktiv.
[0051] Bei beiden Varianten A) und B) wird der auslaufseitige Schmierbalken 21 für die erste
Oberfläche 2.1 des Walzguts 2 vorzugsweise nur dann aktiviert, wenn eine Vorrichtung
(beispielsweise eine Abblasung, ein Abstreifer oder eine Abquetschrolle) zur Beseitigung
für auf dieser Oberfläche 2.1 verbliebene Emulsion 10 vorhanden ist.
[0052] Die Variante A) kann dahingehend abgewandelt werden, dass statt der einlaufseitigen
Schmierbalken 21 für beide Oberflächen 2.1 und 2.2 nur der einlaufseitige Schmierbalken
21 für eine der beiden Oberflächen 2.1 oder 2.2 aktiv ist, und/oder dass nur der auslaufseitige
Schmierbalken 21 für eine der beiden Oberflächen 2.1 oder 2.2 optional aktiv ist,
während der auslaufseitige Schmierbalken 21 für die andere der beiden Oberflächen
2.1 oder 2.2 inaktiv ist.
[0053] Die Variante B) kann dahingehend abgewandelt werden, dass statt der Schmierbalken
21 für beide Arbeitswalzen 3, 4 nur der Schmierbalken 21 für eine Arbeitswalze 3 oder
4 aktiv ist, und/oder dass nur der auslaufseitige Schmierbalken 21 für eine der beiden
Oberflächen 2.1 oder 2.2 optional aktiv ist, während der auslaufseitige Schmierbalken
21 für die andere der beiden Oberflächen 2.1 oder 2.2 inaktiv ist.
[0054] Wenn das Walzgerüst 1 ein Reversierwalzgerüst ist, ändern sich die Walzrichtung 8
und damit die Einlaufseite und die Auslaufseite des Walzgerüsts 1 nach jedem Walzstich
und die Schmierbalken 21 und Emulsionsbalken 9 werden im Betrieb des Walzgerüsts 1
bei einem Walzstich beispielsweise gemäß der obigen Variante A) oder einer der folgenden
Möglichkeiten verwendet:
C) Die einlaufseitigen Schmierbalken 21 für das Walzgut 2 sind inaktiv, die einlaufseitigen
Schmierbalken 21 für die Arbeitswalzen 3, 4 sind aktiv, die auslaufseitigen Schmierbalken
21 für das Walzgut 2 sind optional aktiv, die auslaufseitigen Schmierbalken 21 für
die Arbeitswalzen 3, 4 sind inaktiv, die einlaufseitigen Emulsionsbalken 9 sind inaktiv,
und die auslaufseitigen Emulsionsbalken 9 sind aktiv.
D) Die einlaufseitigen Schmierbalken 21 sind inaktiv, die auslaufseitigen Schmierbalken
21 für das Walzgut 2 sind aktiv, die auslaufseitigen Schmierbalken 21 für die Arbeitswalzen
3, 4 sind optional aktiv, die einlaufseitigen Emulsionsbalken 9 sind aktiv, und die
auslaufseitigen Emulsionsbalken 9 sind inaktiv.
E) Das Schmiermittel 11 wird in einem ersten Walzstich einlaufseitig auf beide Oberflächen
2.1 und 2.2 des Walzguts 2 und in jedem weiteren Walzstich nur auf eine Oberfläche
2.1 oder 2.2 des Walzguts 2 ausgegeben. Beispielsweise sind die Schmierbalken 21 für
die Arbeitswalzen 3, 4 dabei inaktiv, die Emulsionsbalken 9 sind aktiv.
[0055] Analog zu den oben genannten Abwandlungen der Varianten A) und B) für ein Tandemwalzgerüst
können auch die Varianten A), C) und D) für ein Reversierwalzgerüst dahingehend abgewandelt
werden, dass jeweils nur Schmierbalken 21 für eine Oberfläche 2.1 oder 2.2 des Walzguts
2 und/oder die Oberfläche einer Arbeitswalze 3 oder 4 aktiv sind.
[0056] Zu dem Verfahren an einer Reversierwalzstraße sei angemerkt, dass diese aufgrund
des wiederholten Aufwickelns des Walzguts 2 zwischen den einzelnen Walzstichen im
Vergleich zu einer Tandemwalzstraße den Vorteil einer längeren Einwirkzeit des Schmiermittels
11 auf das Walzgut 2 (damit einhergehend einer besseren Anhaftung des Schmiermittels
11 an dem Walzgut 2) aufweist. Bei der Variante E) wird das Walzgut 2 vor dem ersten
Walzstich beidseitig auf der Einlaufseite des Walzgerüsts 1 mit dem Schmiermittel
11 geschmiert, da das Walzgut 2 in der Regel völlig trocken aus einer vorangehenden
Beizanlage zu dem Walzgerüst 1 gelangt. Für die nachfolgenden Walzstiche genügt eine
einseitige Schmierung des Walzguts 2, weil beim Aufwickeln des Walzguts 2 automatisch
eine Aufteilung des aufgebrachten Schmiermittels 11 zwischen aneinander anliegenden
Wicklungen des Walzguts 2 erfolgt. In diesem Zusammenhang sei auch angemerkt, dass
das Walzgut 2 vor dem ersten Walzstich um 80% bis 90% kürzer als nach dem Walzprozess
ist, so dass für ein beidseitiges Schmieren des Walzguts 2 vor dem ersten Walzstich
weniger Schmiermittel 11 benötigt wird als bei späteren Walzstichen für ein beidseitiges
Schmieren des Walzguts 2 benötigt werden würde.
[0057] Das anhand der Figuren 1 bis 4 beschriebene Ausführungsbeispiel eines Systems 20
zum Aufbringen des Schmiermittels 11 kann auf verschiedene Weisen abgewandelt werden.
Insbesondere kann ein Schmierbalken 21 eine andere (von Fünf verschiedene) Anzahl
von Einstoffdüsen 23 aufweisen. Ferner kann ein Schmierbalken 21 entfallen, der im
Betrieb des Walzgerüsts 1 gemäß einer der oben beschriebenen Varianten A) bis E) oder
deren Abwandlungen nie aktiviert wird. Entsprechendes trifft für die Emulsionsbalken
9 zu.
[0058] Obwohl die Erfindung im Detail durch bevorzugte Ausführungsbeispiele näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0059]
- 1
- Walzgerüst
- 2
- Walzgut
- 2.1, 2.2
- Oberfläche
- 3, 4
- Arbeitswalze
- 5, 6
- Stützwalze
- 7
- Walzspalt
- 8
- Walzrichtung
- 9
- Emulsionsbalken
- 10
- Emulsion
- 11
- Schmiermittel
- 13
- Schmiermittelreservoir
- 15
- Heizvorrichtung
- 20
- System zum Aufbringen eines Schmiermittels
- 21
- Schmierbalken
- 23
- Einstoffdüse
- 25
- Steuereinheit
- 27
- Pumpe
- 29
- Durchflussmesseinheit
- 30
- Rahmen
- 31
- Flachstrahl
- A
- Achse
- a, c
- Abstand
- b
- Ausdehnung
- α
- Winkel
- β
- Öffnungswinkel
- x, y, z
- kartesische Koordinate
1. Verfahren zum Aufbringen eines Schmiermittels (11) beim Kaltwalzen eines metallischen
Walzguts (2) in einem Walzgerüst (1) mit zwei durch einen Walzspalt (7) voneinander
beabstandeten Arbeitswalzen (3, 4), wobei
- das Walzgut (2) mit einer veränderbaren Walzgeschwindigkeit zu dem Walzgerüst (1)
geführt wird und
- das Schmiermittel (11) mit mehreren jeweils als eine Flachstrahldüse ausgebildeten
Einstoffdüsen (23) jeweils entweder auf eine Oberfläche (2.1, 2.2) des Walzguts (2)
oder auf eine Oberfläche einer Arbeitswalze (3, 4) ausgegeben wird, wobei
- von jeder Einstoffdüse (23) eine Schmiermittelmenge an Schmiermittel (11) im Bereich
von 200 ml/min bis 500 ml/min mit einem Druck im Bereich von 2 bar bis 10 bar in Abhängigkeit
von der momentanen Walzgeschwindigkeit ausgegeben wird
- und die von jeder Einstoffdüse (23) ausgegebene Schmiermittelmenge in Abhängigkeit
von der momentanen Walzgeschwindigkeit derart geregelt wird, dass die von der Einstoffdüse
(23) pro Flächeneinheit auf eine Oberfläche (2.1, 2.2) des Walzguts (2) oder auf eine
Oberfläche einer Arbeitswalze (3, 4) ausgegebene Schmiermittelmenge bei Walzgeschwindigkeiten
innerhalb eines vorgebbaren Geschwindigkeitsintervalls im Wesentlichen unabhängig
von der momentanen Walzgeschwindigkeit ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei von den Einstoffdüsen (23) als Schmiermittel (11)
ein Walzöl ausgegeben wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei mit den Einstoffdüsen (23)
auf mindestens einer Seite des Walzgerüsts (1) eine Schmiermittelmenge im Bereich
von 0,8 g/m2 bis 2,4 g/m2 entweder auf eine Oberfläche (2.1, 2.2) des Walzguts (2) oder auf eine Oberfläche
einer Arbeitswalze (3, 4) ausgegeben wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei allen Einstoffdüsen (23),
mit denen das Schmiermittel (11) auf derselben Seite des Walzgerüsts (1) entweder
auf eine oder mehrere Oberflächen (2.1, 2.2) des Walzguts (2) oder auf eine Oberfläche
einer Arbeitswalze (3, 4) ausgegeben wird, das Schmiermittel (11) mittels einer einzigen
frequenzgeregelten Pumpe (27) zugeführt wird, mit der eine Schmiermittelmenge im Bereich
von 0,5 l/min bis 6 l/min in Abhängigkeit von der momentanen Walzgeschwindigkeit gefördert
wird, wenn die Temperatur des Schmiermittels (11) 30°C beträgt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei auf mindestens einer Seite
des Walzgerüsts (1) eine Emulsion (10) auf mindestens eine Oberfläche einer Arbeitswalze
(3, 4) ausgegeben wird, wobei die Emulsion (10) aus einer weiteren Flüssigkeit und
einem anderen Schmiermittel oder bevorzugt dem Schmiermittel (11) besteht.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei die Emulsion (10) nicht auf jener Seite des Walzgerüsts
(1), auf der das Schmiermittel (11) mit den Einstoffdüsen (23) auf die Oberfläche
einer Arbeitswalze (3, 4) ausgegeben wird, auf die Oberfläche der Arbeitswalze (3,
4) ausgegeben wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Walzgerüst (1) ein Reversierwalzgerüst
ist und das Schmiermittel (11) mit den Einstoffdüsen (23) nur auf der Auslaufseite
des Walzgerüsts (1) und nur entweder auf mindestens eine Oberfläche (2.1, 2.2) des
Walzguts (2) oder auf mindestens eine Oberfläche einer Arbeitswalze (3, 4) ausgegeben
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei das Walzgerüst (1) ein Reversierwalzgerüst
ist und das Schmiermittel (11) mit den Einstoffdüsen (23) nur auf der Einlaufseite
des Walzgerüsts (1) ausgegeben wird, wobei das Schmiermittel (11) in einem ersten
Walzstich auf beide Oberflächen (2.1, 2.2) des Walzguts (2) und in jedem weiteren
Walzstich nur auf eine Oberfläche (2.1, 2.2) des Walzguts (2) ausgegeben wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei das Schmiermittel (11) auf der Einlaufseite
des Walzgerüsts (1) mit den Einstoffdüsen (23) nur entweder auf mindestens eine Oberfläche
(2.1, 2.2) des Walzguts (2) oder auf mindestens eine Oberfläche einer Arbeitswalze
(3, 4) ausgegeben wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6 oder 9, wobei das Schmiermittel (11) auf
der Auslaufseite des Walzgerüsts (1) mit den Einstoffdüsen (23) nur entweder auf mindestens
eine Oberfläche (2.1, 2.2) des Walzguts (2) oder auf mindestens eine Oberfläche einer
Arbeitswalze (3, 4) ausgegeben wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die von jeder Einstoffdüse
(23) ausgegebene Schmiermittelmenge in Abhängigkeit von der momentanen Walzgeschwindigkeit
derart geregelt wird, dass die von der Einstoffdüse (23) pro Flächeneinheit auf eine
Oberfläche (2.1, 2.2) des Walzguts (2) oder auf eine Oberfläche einer Arbeitswalze
(3, 4) ausgegebene Schmiermittelmenge bei Walzgeschwindigkeiten innerhalb des Geschwindigkeitsintervalls
und bei Änderungen der Walzgeschwindigkeit bis zu 1 m/s2 im Wesentlichen unabhängig von der momentanen Walzgeschwindigkeit ist.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei als untere Grenze des Geschwindigkeitsintervalls
eine Geschwindigkeit von mindestens 600 m/min vorgegeben wird und/oder als obere Grenze
des Geschwindigkeitsintervalls eine Geschwindigkeit von höchstens 1500 m/min vorgegeben
wird.
13. System (20) zum Aufbringen eines Schmiermittels (11) beim Kaltwalzen eines metallischen
Walzguts (2) in einem Walzgerüst (1) mit zwei Arbeitswalzen (3, 4), die voneinander
durch einen Walzspalt (7) beabstandet sind, durch den das Walzgut (2) mit einer veränderbaren
Walzgeschwindigkeit geführt wird, wobei das System umfasst:
- mindestens einen Schmierbalken (21) mit mehreren jeweils als eine Flachstrahldüse
ausgebildeten Einstoffdüsen (23), die äquidistant in Bezug auf eine Parallele zu der
Achse einer Arbeitswalze (3, 4) angeordnet sind und jeweils eingerichtet sind, Schmiermittel
(11) entweder auf eine Oberfläche (2.1, 2.2) des Walzguts (2) oder auf eine Oberfläche
einer Arbeitswalze (3, 4) auszugeben,
- mindestens eine frequenzgeregelte Pumpe (27), die eingerichtet ist, mindestens einem
Schmierbalken (21) das Schmiermittel (11) zuzuführen,
- für jede Pumpe (27) eine Durchflussmesseinheit (29), die eingerichtet ist, eine
von der Pumpe (27) pro Zeiteinheit geförderte Schmiermittelmenge zu erfassen, und
- eine Steuereinheit (25), die eingerichtet ist, alle Pumpen (27) derart anzusteuern,
dass von jeder Einstoffdüse (23) eine Schmiermittelmenge an
Schmiermittel (11) im Bereich von 200 ml/min bis 500 ml/min mit einem Druck im Bereich
von 2 bar bis 10 bar in Abhängigkeit von der momentanen Walzgeschwindigkeit ausgegeben
wird, so dass die pro Flächeneinheit von der Einstoffdüse (23) auf eine Oberfläche
(2.1, 2.2) des Walzguts (2) oder eine Oberfläche einer Arbeitswalze (3, 4) ausgegebene
Schmiermittelmenge bei Walzgeschwindigkeiten innerhalb eines vorgebbaren Geschwindigkeitsintervalls
im Wesentlichen unabhängig von der momentanen Walzgeschwindigkeit ist.
14. System (20) nach Anspruch 13, wobei jeder Schmierbalken (21) einen Abstand von dem
Walzgut (2) oder einer Arbeitswalze (3, 4) im Bereich von 0,2 m bis 0,5 m aufweist.
15. System (20) nach Anspruch 13 oder 14, weiterhin umfassend eine Heizvorrichtung (15)
zum Erwärmen des
Schmiermittels (11), die von der Steuereinheit (25) derart steuer- oder regelbar ist,
dass das Schmiermittel (11) vor einer Zuführung zu den Schmierbalken (21) auf eine
vorgebbare Einsatztemperatur erwärmt werden kann.