Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Computer-implementiertes Verfahren zum Auswerten
eines Datensatzes eines Achszählers bzw. des Sensors eines Achszählers. Insbesondere
werden dabei eine Peak-basierte Auswertung und eine Form-basierte Auswertung verglichen,
wodurch eine Validierung der Auswertung des Datensatzes erhalten werden kann. Ferner
bezieht sich die Erfindung auf eine Vorrichtung zur Datenverarbeitung, den Achszähler,
und ein Computerprogrammprodukt.
[0002] Die Erfindung kann sich somit auf das technische Gebiet der Auswertung (insbesondere
deren Validierung) von Datensätzen eines Achszählersbzw. Achszähler-Sensors beziehen,
insbesondere im Hinblick auf Schienenfahrzeuge.
Technischer Hintergrund
[0003] Achszähler sind im Bereich der Schienen-gebundenen Fahrzeuge bzw. der Schieneninfrastruktur
bekannt und bilden einen wesentlichen Teil der Kontrolle, z.B. dahingehend, ob ein
Rad (eines Zuges) ein Gleis passiert und wie viele Räder vorbeigefahren sind. Dies
kann für viele Anwendungen z.B. die Gleisfreimeldung und insbesondere für die Sicherheit
innerhalb einer Schieneninfrastruktur von entscheidender Bedeutung sein. In der Regel
sind Abschnitte eines Gleises jeweils mit zwei Achszähler-Sensoren (sogenannte Zählpunkte)
ausgestattet, wobei sich der eine am Anfang und der andere am Ende des Abschnitts
befindet. Ob ein Gleisabschnitt als frei oder belegt ermittelt wird, hängt dann insbesondere
von der Anzahl der Räder ab, die von den beiden Achszählern Sensoren erfasst werden.
Die übergeordnete Auswerteeinheit (der eigentliche Achszähler) wertet die durch die
Sensoren erfassten Signale aus und leitet darauf den Zustand des Gleisabschnittes
ab. Nur wenn ein Abschnitt auch tatsächlich als frei erkannt wird, darf ein Zug diesen
Gleisabschnitt passieren.
[0004] Im Kontext des vorliegenden Dokuments kann der Begriff "Achszähler" sowohl die Einheit
"Sensor (bzw. Zählpunkt) und Auswerteeinheit" umfassen als auch nur auf die Auswerteeinheit
(der eigentliche Achszähler) bezogen werden. Soll speziell auf den Sensor Bezug genommen
werden, so kann der Begriff "Achszähler Sensor" verwendet werden, und soll speziell
nur auf die Auswerteinheit Bezug genommen werden, so kann der Begriff "Achszähler
Auswerteeinheit" verwendet werden.
[0005] Insbesondere im Bereich der Schienenfahrzeuge werden aber besonders hohe Anforderungen
an Sicherheit und Zuverlässigkeit gestellt. Entsprechend können in zahlreichen Anwendungsfällen
ausgewertete Datensätze eines Achszählers, insbesondere zur Automatisierung des Schienenverkehrs,
nur dann eingesetzt werden, wenn eine besonders hohe Zuverlässigkeit nachgewiesen
ist.
[0006] Bisher kann ein Achszähler in der Anwendung keine 100%ige Zählgenauigkeit erreichen.
Dies liegt zum einen an komplizierten/komplexen Signalen, die von den Achszählersensoren
erfasst werden, und zum anderen an den Verarbeitungsmethoden von Signalen, die nicht
genau genug sind, um komplizierte Fälle zu behandeln. Dies ist weniger ein sicherungstechnisches
Problem, da die Zählungen immer zur sicheren Seite gehen, sondern ein Verfügbarkeitsproblem.
[0007] Derzeit wird die Zählung der Räder (bzw. Auswerten des Datensatzes) sehr konservativ
durchgeführt, um die Sicherheit der Schienenfahrzeuge zu gewährleisten. So wird ein
Abschnitt einer Strecke als "besetzt" und nicht als "frei" betrachtet, wenn die Zählgenauigkeit
nicht zu 100 % sicher ist.
[0008] Eine weitere Einschränkung der konventionellen Achszähler besteht darin, dass sie
zwar mit hoher Sicherheit das Auftreten von Rädern erkennen können, jedoch selbst
hochmoderne Produkte solche Ergebnisse nur auf Kosten von falsch-positiv-Erkennungen
liefern können (was bedeutet, dass, obwohl kein Rad den Sensor passiert, ein Signal
erkannt wird (z.B. durch Metallmassen, die den Sensor beeinflussen) und wie ein vorbeifahrendes
Rad vom Sensor gezählt wird).
[0009] Ferner kann ein konventioneller Achszähler Merkmale eines passierenden Schienenfahrzeugs
(z.B. Magnetschienenbremsen, Räder, Drehgestelle, oder auch ob es sich um einen Güterzug,
Personenzug usw. handelt) nicht weiter klassifizieren.
[0010] Figur 6 zeigt ein Beispiel eines analogen Datensatzes 200 (Datensatz 210 stellt das digitalisierte
Signal dar), welcher von einem Achszählsensor (ein Achszählsensor oder auch Zählpunkt
besteht aus zwei Sensorteilsystemen) aufgenommen wurde. In diesem Beispiel haben vier
Drehgestelle eines Schienenfahrzeugs den Sensor passiert. Da jedes Drehgestell in
diesem Beispiel zwei Achsen (mit jeweils zwei Rädern, von denen immer dasjenige auf
Seite des Sensors erfasst wird) aufweist, sind immer zwei Signale 201 (bzw. Peaks,
Pulse) dicht beieinander lokalisiert (Peak Cluster). Anders ausgedrückt entsprechen
die hohen Signale den realen Rädern. Ferner können im zweiten und dritten Drehgestell
202 geringere Signale zwischen den hohen Signalen beobachtet werden. Diese werden
gewöhnlich von Magnetschienenbremsen verursacht.
[0011] Figur 7 zeigt eine Detailansicht eines Signal Clusters eines zweiachsigen Drehgestells 202,
wobei ein niedriges Signal einer Magnetschienenbremse 204 zwischen zwei hohen Signalen
der Räder 203 lokalisiert ist.
[0012] Konventionell wird zur Verarbeitung von Achszählersignalen die "single-thresholding"
(einfacher Schwellenwert) Methode verwendet. Diese Methode ist in
Figur 8 anschaulich dargestellt. Für jeden Achszählersensor wird ein vordefinierter Schwellenwert
konfiguriert. Nach dem Aufnehmen des Datensatzes 200 werden die erfassten Signale
bei einem bestimmten Schwellenwert eines Achszählers betrachtet: Werte oberhalb des
Schwellwertes werden als Rad/Achse gewertet, Werte darunter nicht, bzw. erst Werte
oberhalb der Schwelle erzeugen ein digitales Signal (Bezugszeichen 210): Werte oberhalb
dieses festen Schwellenwerts werden auf "1" und Werte unterhalb des Schwellenwerts
auf "0" abgebildet. Der Wert "1" gibt einen Zeitpunkt an, an dem ein Rad einen Achszähler
passiert. Datenreihe 210 zeigt somit nach dem "Abschneiden" (truncation) im Idealfall
nur noch Radsignale. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass sie schnell genug
ist, um eine Echtzeiterkennung für das Vorhandensein von Rädern bereitzustellen.
[0013] Jedoch kann die konventionelle Methode einen entscheidenden Nachteil haben: der Kontext
wird nicht berücksichtigt. Wenn ein Radsignal den Schwellenwert nicht erreicht, so
kann es nicht erfasst werden (falsch negativ). Wenn der Datensatz ein Rauschen bzw.
nicht-Rad-Signal aufweist, z.B. verursacht durch eine Magnetschienenbremse, kann dieses
Signal den Schwellenwert überschreiten und ein zusätzliches, nicht vorhandenes Rad
wird gezählt (falsch positiv).
[0014] Wenn sich die Signale nahe am Schwellenwert befinden, kann es somit äußerst schwierig
sein zu bestimmen, ob es sich um ein Rad handelt oder nicht. Dies sind auch die Hauptgründe
für "falsch positiv" und "falsch negativ" Detektion. Solche Fehlerfälle können recht
häufig auftreten und zu ungenauen Auswertungen der Achszähler Datensätze führen. Dies
führt dann z.B. dazu, dass ein Gleisabschnitt als belegt gilt und den Zugverkehr behindert,
bis er dann manuell wieder aufgelöst wird.
[0015] Figur 9 zeigt ein Beispiel für einen "eins zu viel gezählt" Fehler (falsch positiv) gemäß
der konventionellen "single threshold" Methode. Innerhalb der eingezeichneten Box
zeigt die erste Zeile das vom ersten Sensorteilsystem erfasste Signal und die zweite
Zeile das vom zweiten Sensorteilsystem erfasste Signal. Dies sind die beiden Sensoren
in einem Achszähler. Die dritte und vierte Zeile sind die Ergebnisse eines konventionellen
single threshold-Algorithmus, der die digitalisierten Schwellenwertsignale der ersten
bzw. zweiten Sensorteilsystems (entsprechend der Bewertung der analogen Signale aus
der ersten bzw. zweiten Zeile) anzeigt. Die horizontale Linie in der ersten Zeile
zeigt den festgelegten Schwellenwert (Triggerschwelle) an. Im Beispiel der Box betrachtet
der Algorithmus für einen einzelnen Schwellenwert aufgrund des Peaks in der Mitte
(verursacht durch eine Magnetschienenbremse zwischen den beiden Rädern) fälschlicherweise
das Ergebnis als drei Räder auf einem zweiachsigen Drehgestell.
[0016] Figur 10 zeigt ein Beispiel für einen "eins zu wenig gezählt" Fehler (falsch negativ) gemäß
der konventionellen "single threshold" Methode. Wie in Figur 9 sind in den Reihen
eins bis vier die Signale von dem ersten Sensorteilsystem und dem zweiten Sensorsensorteilsystem
sowie deren Schwellenwerte angegeben. Im Beispiel der eingezeichneten Box, in der
zweiten Reihe, gibt es zwei hohe Signale von Rädern und ein niedrigeres Signal, welches
durch eine Magnetschienenbremse verursacht wird. Die horizontale Linie ist der festgelegte
Schwellenwert. In der entsprechenden vierten Reihe, die das Schwellwertsignal von
dem zweiten Sensorteilsystem zeigt, wird jedoch kein Rad erkannt. Dies liegt daran,
dass die Werte der Signale in der zweiten Zeile zu niedrig sind und den Schwellenwert
nicht überschreiten.
[0017] Die oben ausgeführten Nachteile stehen nicht in Einklang mit einem sicheren und effizienten
Schienenverkehr. Ferner können diese Nachteile einer gewünschten voranschreitenden
Automatisierung im Schienenverkehr (bei zugleich hohen Sicherheitsstandards) entgegenstehen.
Zusammenfassung der Erfindung
[0018] Es könnte ein Bedarf bestehen, einen Datensatz eines Achszählers in effizienter und
zuverlässiger Weise auszuwerten bzw. die Auswertung zu validieren.
[0019] Ein Verfahren zum Auswerten eines Datensatzes eines Achszählers, eine Vorrichtung
zur Datenverarbeitung, ein Achszähler, und ein Computerprogrammprodukt werden im Folgenden
beschrieben.
[0020] Gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung wird ein, insbesondere Computer-implementiertes,
Verfahren zum Auswerten (bzw. Validieren der Auswertung) von einem Datensatz eines
Achszählers (bzw. Sensor eines Achszählers) beschrieben, das Verfahren aufweisend:
- i) Bestimmen einer Mehrzahl von Peaks (insbesondere lokale Maxima) in dem Datensatz
zum Bereitstellen einer Peak-Auswertung (z.B. ein Datensatz mit extrahierten und klassifizierten
Peaks);
- ii) Bestimmen einer Mehrzahl von Formen (insbesondere extrahierte Signalformen, weiter
insbesondere verglichen mit Referenzformen) in dem Datensatz zum Bereitstellen einer
Formen-Auswertung (z.B. ein Datensatz mit bestimmten und klassifizierten Signalformen);
und
- iii) Vergleichen der Peak-Auswertung und der Formen-Auswertung (z.B. Abgleichen der
entsprechenden Datensätze) zum Bereitstellen einer (validierten) (Gesamt-) Auswertung
des Datensatzes.
[0021] Gemäß einem zweiten Aspekt der Erfindung wird eine Vorrichtung zur Datenverarbeitung
beschrieben, welche zumindest einen Prozessor aufweist, und welche eingerichtet ist
zumindest eines der oben beschriebenen Verfahren auszuführen.
[0022] Gemäß einem dritten Aspekt der Erfindung wird ein Achszähler beschrieben, welcher
aufweist:
- i) zumindest einen Sensor bzw. eine Sensorvorrichtung (z.B. ein Doppelsensor-System)
zum Aufnehmen eines Datensatzes (bzw. Erfassen von (Rad-)Signalen über die Zeit; und
- ii) eine Vorrichtung zur Datenverarbeitung (bzw. eine Auswertevorrichtung, der eigentliche
Achszähler) wie oben beschrieben.
[0023] Insbesondere sind Sensorvorrichtung und Vorrichtung zur Datenverarbeitung miteinander
gekoppelt (z.B. drahtgebunden oder drahtlos).
[0024] Gemäß einem vierten Aspekt der Erfindung wird ein Computerprogrammprodukt beschrieben,
welches Befehle aufweist, die bei der Ausführung des Programms durch einen Computer
diesen veranlassen das oben beschriebene Verfahren auszuführen.
[0025] Gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel kann die Erfindung auf der Idee basieren,
dass ein Datensatz eines Achszählers in effizienter und zuverlässiger Weise ausgewertet
werden kann, wenn zwei spezifische Auswerteverfahren miteinander verglichen werden,
so dass eine validierte Auswertung des Datensatzes erhalten wird. Bei den spezifischen
Auswerteverfahren handelt es sich zum einen um einen Peak-basierten Ansatz und zum
anderen um einen Formbasierten Ansatz. Der Peak-basierte Ansatz kann sich auf das
Extrahieren von Peaks (z.B. lokale Maxima basierend auf bestimmten Peak-Kriterien)
aus dem Datensatz beziehen. Der Form-basierte Ansatz hingegen kann sich auf das Extrahieren
von bestimmten Signalformen (z.B. basierend auf Vergleichen mit Referenzformen) beziehen.
Beide Ansätze werden unten noch weiter im Detail beschrieben.
[0026] Es zeigte sich bei Experimenten mit realen Datensätzen, dass beide Verfahren ihre
eigenen Stärken und Schwächen im Umgang mit bestimmten Daten haben. Der Peak-basierte
Ansatz kann in einem Beispiel effizient und akkurat lokalisieren, wo sich das Signal
befindet. Im Gegensatz dazu kann in einem Beispiel der Form-basierte Ansatz fehleranfälliger
bei dem Bestimmen von Signalgrenzen sein, insbesondere bei ungewöhnlichen Signal Clustern.
Wenn z.B. eine Kurvenform außergewöhnlich lang ist, kann es sein, dass bei der Segmentierung
der Kurvenform nicht die gesamte Kurve erkannt wird. In einem solchen Fall kann der
Peak-basierte Ansatz dazu beitragen, dass das Bestimmen der Kurvenform die fehlenden
Teile mit einbezieht. In anderen Worten kann der Peak-basierte Ansatz besonders zuverlässig
erkennen, wo sich die Positionen von Radsignalen befinden und damit gewisse Unschärfen
des Formbasierten Ansatzes kompensieren.
[0027] Zugleich kann der Peak-basierte Ansatz den Nachteil haben, dass die Höhe eines Peaks
zwischen (zwei) vordefinierten Schwellenwerten mehrdeutig sein kann; z.B. kann ein
Signal, das durch ein vorbeifahrendes Rad verursacht wird, aber nur eine geringe Signalhöhe
aufweist, fälschlicherweise als Magnetschienenbremse klassifiziert werden. Der Form-basierte
Ansatz betrachtet hingegen die Gesamtform der Signal Cluster und nicht nur ein einzelnes
Signalmerkmal wie z.B. die Peak Höhe. Dadurch kann der Form-basierte Ansatz tendenziell
robuster sein, um die Radsignale korrekt zu klassifizieren, selbst wenn z.B. eine
mehrdeutige Peak Höhe vorhanden ist, wodurch eine Unschärfe des Peak-basierten Ansatzes
kompensiert werden kann.
[0028] Die Erfinder haben somit erkannt, dass eine Kombination der beiden beschrieben Ansätze
überraschend effizient und zuverlässig sein kann, denn die Stärken der Ansätze können
kombiniert und die Schwächen kompensiert werden.
[0029] Beispielsweise können die Peak-Auswertung und die Form-Auswertung verglichen (gematcht)
werden, um herauszufinden, wo sie übereinstimmen und wo nicht. "Vergleichen" kann
hier z.B. bedeuten, dass eine Kurvenform (bzw. ein Peak Cluster) mit den Peaks in
der Reihenfolge "Rad Peak - Rad Peak" oder "Rad Peak-Magnetschienenbremse Peak - Rad
Peak" übereinstimmen muss. Übereinstimmende Signale können als zuverlässig angesehen
werden (validiert). Nicht übereinstimmende Signale können entsprechend korrigiert
werden, beispielsweise Kurvenformen anhand von Peak Positionen. Bei der Korrektur
von Kurvenform-Segmenten kann es z.B. darum gehen, eine neue Kurve zu erstellen, zwei
Kurven zusammenzuführen, eine Kurve zu verlängern, eine Kurve zu kürzen oder sogar
eine Kurve zu löschen.
[0030] Basierend auf den korrigierten Formen kann eine besonders zuverlässige Auswertung
in kurzer Zeit erhalten werden, welche auch eine Klassifizierung der erfassten Signale
ermöglichen kann. Das beschriebene Verfahren kann rechentechnisch besonders schnell
und kostengünstig durchführbar sein und direkt in existierende System implementiert
werden.
Exemplarische Ausführungsbeispiele
[0031] Gemäß einem Ausführungsbeispiel weist das Bestimmen der Mehrzahl von Peaks auf: Extrahieren
von lokalen Maxima aus dem Datensatz. Dieser Ansatz kann besonders effizient sein,
um Peak Signale und Peak Cluster zu identifizieren und in die Auswertung einzubeziehen.
[0032] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist das Bestimmen der Mehrzahl von Peaks
ferner auf: Bestimmen von zumindest einem Peak Kriterium. Ein oder mehr Kriterien
können in Betracht gezogen werden, um Peaks (lokale Maxima) aus dem Datensatz zu extrahieren.
Die Kriterien können so gewählt werden, dass in zuverlässiger Weise z.B. nur Rad Signale
und keine Magnetschienenbremsen Signale extrahiert werden.
[0033] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist ein Peak Kriterium zumindest eines
auf von Peak Höhe, Peak Breite, Peak Prominenz, Peak Zeitpunkt (im Datensatz), Peak
Steigung. Der Begriff "Peak Prominenz" kann sich in diesem Zusammenhang darauf beziehen
wie sehr der Peak hervorsteht, wobei die intrinsische Höhe betrachtet wird und/oder
wie sehr der Peak im Vergleich zu anderen Peaks hervorsteht. Ein oder mehr dieser
Peak Kriterien können ein effizientes und zuverlässiges Extrahieren (und Klassifizieren)
der Peaks für die Peak Auswertung ermöglichen. Beispielsweise können für ein oder
mehr der Peak Kriterien Schwellenwerte gesetzt werden.
[0034] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel werden zum Bestimmen des zumindest einen
Peak-Kriteriums zwei oder mehr Schwellenwerte verwendet. Mittels zwei oder mehr Schwellenwerten
pro Peak Kriterium kann eine besonders zuverlässige Peak Extraktion (und Klassifizierung)
ermöglicht sein.
[0035] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist das Bestimmen der Mehrzahl von Formen,
insbesondere Kurvenformen, auf: Bestimmen von zumindest einer Referenzform, und Vergleichen
von zumindest einem Signal, insbesondere einer Signalform, des Datensatzes mit der
zumindest einen Referenzform. Das Abgleichen mit einer Referenzform (insbesondere
einer Referenzform Bibliothek) kann eine schnelle und akkurate Extraktion und Klassifizierung
der (Signal-) Formen ermöglichen.
[0036] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist die Referenzform z.B. eines der folgenden
auf: ein Rad, zwei Räder, zwei Räder und eine Magnetschienenbremse dazwischen, ein
einachsiges Drehgestell, ein zweiachsiges Drehgestell, einen Wagen, einen Zug. Dies
ist nur eine Auswahl häufiger Formen im Achsenzähler Datensatz, weitere können bei
Bedarf hinzugefügt werden.
[0037] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist das Vergleichen einen Dynamic Time
Warping (DTW) Algorithmus, auf. Eine solche Implementierung durch ein etabliertes
Verfahren kann schnell und direkt umgesetzt werden und zu überraschend genauen Ergebnissen
führen. Insbesondere kann der DTW Algorithmus verwendet werden, um ein Maß an Unterschied
zwischen einer gemessenen Form im Datensatz und einer Referenzform zu bestimmen. Für
dieses Unterscheidungsmaß können ein oder mehr Schwellenwerte eingeführt werden.
[0038] "DTW" kann im Kontext dieses Dokument insbesondere einen Algorithmus bezeichnen,
welcher eine optimale Angleichung zweier Formen (z.B. in Zeitreihen) ermöglicht, sodass
die übereinstimmenden Bereiche der beiden Formen gefunden und aufeinander transformiert
werden können. Auf Basis dieser Angleichung kann die Ähnlichkeit dieser Formen auf
folgende Art und Weise quantifiziert werden (ebenfalls oft als Kosten bezeichnet):
In der Standardversion von DTW ergibt sich die Kostenfunktion (der Aufwand) allein
durch die Differenz der Funktionswerte von aufeinander projizierten Wertepaaren zwischen
der gemessen Form und der Referenzform.
[0039] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist das Verfahren ferner auf: Extrahieren
einer Signalform aus dem Datensatz. Beispielsweise kann der Datensatz automatisch
in Segmente aufgeteilt werden, wobei jedes Segment eine Form (Signal, Signalcluster,
Kurve) aufweisen kann. Dadurch kann effizient eine gemessene Form zum Vergleichen
mit einer Referenzform ausgewählt werden.
[0040] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist das Extrahieren einer Signalform ferner
auf:
Normalisieren/Normieren der Signalform vor dem Vergleichen mit der Referenzform. Dadurch
kann ein besonders flexibler Vergleich ermöglicht werden.
[0041] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist das Extrahieren einer Signalform ferner
auf: Segmentieren des Datensatzes mittels Grenzbestimmung, um dadurch die Formgrenzen
der Signalform zu bestimmen. Dieser Ansatz kann ein effizientes und akkurates Mittel
sein, um die gemessenen Formen für den Vergleich zu extrahieren.
[0042] Wenn eine (Kurven-) Form außergewöhnlich lang ist und ihre Werte stark schwanken,
kann es sein, dass nur ein Teil einer Form extrahiert wird, was zu einer unvollständigen
Form führen würde. Solche langen Kurvenformen können z.B. aufgrund von Zugstopps oder
der Reduzierung der Zuggeschwindigkeit auftreten. In solch einem Fall kann das erfasste
Signal eine Kurvenform zeigen, die außergewöhnlich lang ist (siehe z.B. Figur 5).
In diesem Fall kann die Kombination mit der Peak-Auswertung ein akkurates Definieren
der Formengrenze ermöglichen.
[0043] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist das Verfahren ferner auf: Vorprozessieren
des Datensatzes zum Entfernen von Rauschen, insbesondere mittels Glätten (smoothing)
und/oder down-sampling.
[0044] Insbesondere im Fall der Peak-Auswertung kann das Originalsignal mit vielen kleinen
Fluktuationen (bzw. Rauschen) zu vielen unerwünschten kleinen Peaks führen. Daher
kann ein Vorprozessieren zum Entfernen ein wichtiger Vorteil zum zuverlässigen Extrahieren
von Peaks sein. Um Rauschen herauszufiltern und dennoch die wichtigen Rad Peaks beizubehalten,
kann z.B. Glättung (durchschnittliche Glättung) oder down-sampling auf das Originalsignal
angewendet werden. Dies führt bestenfalls zu einem geglätteten Signal, bei dem die
meisten kleinen Schwankungen verschwunden sind.
[0045] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist das Auswerten, insbesondere das Bestimmen
der Mehrzahl von Peaks und/oder das Bestimmen der Mehrzahl von Formen, ferner auf:
Klassifizieren von zumindest einem Signal des Datensatzes.
[0046] Mögliche Klassen können z.B. umfassen: Rad, Achse, Magnetschienenbremse, einachsiges
Drehgestell, zweiachsiges Drehgestell, unbekanntes Signal. Ein deutlich effizienteres
Auswerten kann gelingen, wenn auch die Bedeutung der jeweiligen Peaks/Formen "verstanden"
und mit einbezogen wird. Ferner kann das Klassifizieren auch für weitere Anwendungen
in der Schienenverkehr Automatisierung mit Vorteil eingesetzt werden.
[0047] Eine weitere Klassifizierung der passierenden Komponenten (Räder, (aktive) Magnetschienenbremsen,
Drehgestelle, etc.) könnten eine wichtige Voraussetzung für den erhöhten Sicherheitsbedarf
der nächsten Generation von Zugbeeinflussungssystemen darstellen.
[0048] Beispielsweise können Peaks, deren Peak Kriterium/Kriteria ein oder mehr Schwellenwerte
überschreitet/überschreiten, als Räder klassifiziert werden. Manchmal sind Peaks sehr
hoch aber haben eine geringe Prominenz (normalerweise kurze, aber hohe Signale). Für
die Klassifizierung können daher mit Vorteil mehrere Peak Kriterien berücksichtigt
werden, insbesondere auch unter Berücksichtigung der jeweiligen Kurvenform.
[0049] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist das Verfahren ferner auf: Rückübertragen
(Mappen) der Signal-Klassifizierung auf den Datensatz, insbesondere zum weiteren Validieren
des Datensatzes. Nach der Peak-Auswertung, der Form-Auswertung, und der Validierung
der Gesamtauswertung kann diese auf den Datensatz rückübertragen werden, z.B. als
Plausibilitätscheck. Hierdurch kann die Zuverlässigkeit und die Sicherheit weiter
erhöht werden. Falls es bei der Rückübertragung (immer noch) nicht übereinstimmende
Ergebnisse geben sollte, so können diese final als "unbekannte Signale" klassifiziert
werden.
[0050] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist das Klassifizieren eines Signals ferner
auf: Betrachten von zumindest einem weiteren Signal in der Umgebung des zu klassifizierenden
Signals, insbesondere einer Mehrzahl von weiteren Signalen in der Nachbarschaft ("Heuristik").
Durch das Einbeziehen von ein oder mehr weiteren Signalen bzw. Signalclustern aus
der Umgebung kann sich die Klassifizierung eines unbekannten Signals erschließen.
Dies ist z.B. in Figur 4 dargestellt, wobei ein unbekanntes Signal mit vier Peaks
im Gesamtkontext als zwei kurz aufeinanderfolgende zweiachsige Drehgestelle identifiziert
werden kann. In einem weiteren Beispiel (siehe Figur 5) kann ein längerer Abstand
zwischen zwei Peaks als Stop/Verlangsamung des Zuges identifiziert werden.
[0051] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das Verfahren im Zusammenhang mit Schienen-gebundenen
Fahrzeugen und/oder Schieneninfrastruktur eingesetzt.
[0052] Oben wurde bereits detailliert die Achszähler Anwendung im Schienenverkehr diskutiert.
Ferner hat der Bereich der Schienenfahrzeuge besonders hohe Anforderungen an Sicherheit
und Zuverlässigkeit und entsprechende Normen. Daher kann der Einsatz des Verfahren
zum Validieren von Auswertungen in diesem Zusammenhang besonders wichtig und vorteilhaft
sein.
[0053] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel weist das Verfahren ferner auf: Bereitstellen
von Referenzformen als Trainingsdaten an einen künstliche Intelligenz, KI, Algorithmus.
Mittels einer Mehrzahl von Referenzformen (z.B. simulierte und/oder gemessene Datensätze)
kann ein KI Algorithmus trainiert werden und immer besser im Vergleichen von Referenzformen
und gemessenen Formen werden. Dies kann mit menschlicher Interaktion (Maschinenlernen)
oder mittels des Algorithmus selbst (Deep Learning) geschehen.
[0054] Im Kontext dieses Dokuments kann der Begriff "KI" sich insbesondere auf Computer-basierte
Ansätze zur Nachahmung kognitiver Funktionen eines menschlichen Geistes beziehen,
insbesondere Lernen und Problemlösung. Es wurde eine Vielzahl verschiedener mathematischer
Algorithmen und Berechnungsmodelle entwickelt, um KI-Funktionalitäten zu implementieren,
beispielsweise "maschinelles Lernen", neuronale Netzwerke, insbesondere "Deep Learning",
genetische Algorithmen, Kernel Regression, etc. Der Hauptzweck dieser Ansätze kann
darin gesehen werden, einen vorhandenen Algorithmus zu verbessern, indem er mit Trainingsdaten
trainiert wird, so dass ein Lerneffekt auftritt und sich die Problemlösungsfähigkeit
des Algorithmus im Laufe der Zeit verbessert. Dies kann mit oder ohne menschliches
Eingreifen (z.B. Verbessern) geschehen.
[0055] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel kann das beschriebene Verfahren effizient
mit kurzen Rechenzeiten in etablierter Software (z.B. C, C++, Python) umgesetzt werden.
[0056] In einem exemplarischen Ausführungsbeispiel können Aspekte der vorliegenden Erfindung
auch wie folgt beschrieben werden:
Aus Experimenten mit Beispieldatensätzen geht hervor, dass die Verwendung des reinen
Peak-Erkennungsalgorithmus bereits die konventionelle Methode "single thresholding"
übertrifft.
[0057] Nach der Kombination von Peak- und Form-Erkennung, aufgrund der internen Übereinstimmung
von Peaks und Formen und der automatischen Korrektur von nicht übereinstimmenden Formen
(Validierung), kann das beschriebene Verfahren als robuster und leistungsfähiger als
konventionelle Ansätze angesehen werden.
[0058] Es ist zu beachten, dass Ausführungsformen der Erfindung unter Bezugnahme auf verschiedene
Gegenstände beschrieben wurden. Insbesondere wurden einige Ausführungsformen unter
Bezugnahme auf Verfahrensansprüche beschrieben, während andere Ausführungsformen unter
Bezugnahme auf Vorrichtungsansprüche beschrieben wurden. Ein Fachmann wird jedoch
aus dem Vorstehenden und der folgenden Beschreibung entnehmen, dass, sofern nicht
anders angegeben, neben jeder Kombination von Merkmalen, die zu einer Art von Gegenstand
gehören, auch jede Kombination von Merkmalen, die sich auf verschiedene Gegenstände
beziehen, als von diesem Dokument offenbart gilt. Dies insbesondere auch zwischen
Merkmalen der Verfahrensansprüche und Merkmalen der Vorrichtungsansprüche.
[0059] Die oben definierten Aspekte und weitere Aspekte der vorliegenden Erfindung ergeben
sich aus den nachstehend zu beschreibenden Beispielen der Ausführungsformen und werden
unter Bezugnahme auf die Beispiele der Ausführungsformen erläutert. Die Erfindung
wird im Folgenden unter Bezugnahme auf Ausführungsformen, auf die die Erfindung jedoch
nicht beschränkt ist, näher beschrieben.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0060]
Figur 1 zeigt ein Bestimmen einer Mehrzahl von Peaks, um eine Peak-Auswertung zu erhalten,
gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel der Erfindung.
Figur 2 zeigt ein Bestimmen einer Mehrzahl von Formen, um eine Formen-Auswertung zu
erhalten, gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel der Erfindung.
Figur 3 zeigt ein erstes Vergleichen der Peak-Auswertung und der Formen-Auswertung,
um die Auswertungen zu validieren, gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel
der Erfindung.
Figur 4 zeigt ein zweites Vergleichen der Peak-Auswertung und der Formen-Auswertung,
um die Auswertungen zu validieren, gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel
der Erfindung.
Figur 5 zeigt ein drittes Vergleichen der Peak-Auswertung und der Formen-Auswertung,
um die Auswertungen zu validieren, gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel
der Erfindung.
Die Figuren 6 und 7 zeigen jeweils einen Datensatz eines Achszählers.
Die Figuren 8 bis 10 illustrieren eine konventionelle Schwellenwert-basierte Methode
und deren Nachteile.
Figur 11 zeigt einen Achszähler gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel der
Erfindung.
Detaillierte Beschreibung der Zeichnungen
[0061] Die Darstellung in den Zeichnungen sind schematisch. Es wird darauf hingewiesen,
dass in unterschiedlichen Abbildungen ähnliche oder identische Elemente oder Merkmale
mit den gleichen Bezugszeichen oder mit Bezugszeichen versehen sind, die sich von
den entsprechenden Bezugszeichen nur innerhalb der ersten Ziffer unterscheiden. Um
unnötige Wiederholungen zu vermeiden, werden Elemente oder Merkmale, die bereits in
Bezug auf eine zuvor beschriebene Ausführungsform erläutert wurden, an einer späteren
Stelle der Beschreibung nicht noch einmal erläutert.
[0062] Darüber hinaus werden räumlich relative Begriffe wie "vorne" und "hinten", "oben"
und "unten", "links" und "rechts" usw. verwendet, um die Beziehung eines Elements
zu einem anderen Element zu beschreiben, wie in den Abbildungen dargestellt. So können
die räumlich relativen Begriffe auf verwendete Orientierungen zutreffen, die von der
in den Abbildungen dargestellten Orientierung abweichen. Offensichtlich beziehen sich
diese räumlich relativen Begriffe lediglich auf eine Vereinfachung der Beschreibung
und die in den Abbildungen gezeigte Orientierung und sind nicht notwendigerweise einschränkend,
da eine Vorrichtung gemäß einer Ausführungsform der Erfindung andere Orientierungen
als die in den Abbildungen dargestellten annehmen kann, insbesondere wenn sie verwendet
wird.
[0063] Figur 1 zeigt ein Bestimmen einer Mehrzahl von Peaks, um eine Peak-Auswertung 110 zu erhalten
gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel der Erfindung. In diesem Beispiel wurden
Peaks aus dem Datensatz extrahiert und korrekt klassifiziert als Räder 111 und Magnetschienenbremsen
112. Basierend auf der Beobachtung, dass Räder und Magnetschienenbremsen zu lokalen
Peaks (Maxima) im Datensatz des Achsenzählers führen, wurden zunächst alle Spitzen
(Peaks) extrahiert und danach klassifiziert als "Rad", "Magnetschienenbremse" oder
"unbekanntes Signal".
[0064] In einem exemplarischen Ausführungsbeispiel wird ein vierstufiger Ansatz zum Erhalten
der Peak-Auswertung 110 verwendet:
- 1. Extrahieren von allen relevanten lokalen Maxima aus dem Datensatz (diese korrespondieren
gewöhnlich zu Rädern oder Magnetschienenbremsen).
- 2. Berechnen von Peak Kriterien für diese lokalen Maxima, z.B. Höhe, Breite, Prominenz
usw..
- 3. Klassifizieren der Peaks in "Räder", "Magnetschienenbremsen", "unbekannt".
- 4. Rückabbilden der Klassifizierung auf den Datensatz.
[0065] Figur 2 zeigt ein Bestimmen einer Mehrzahl von Formen, um eine Formen-Auswertung 120 zu erhalten,
gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel der Erfindung. Im gezeigten Beispiel
wurden korrekt zwei unterschiedliche (Signal-) Formen bestimmt: i) zweiachsiges Drehgestell
ohne Magnetschienenbremse 121 und ii) zweiachsiges Drehgestell mit Magnetschienenbremse
122.
[0066] Bei dem Bestimmen von Formen geht es nun nicht um das Extrahieren von lokalen Maxima
(wie bei der Peak-Bestimmung), sondern um das Auffinden bestimmter Signalformen (Mustererkennung),
z.B. mittels Kurvenerkennungsalgorithmus. Eine wichtige Beobachtung ist hierbei, bestimmte
Signale in der Regel bestimmten Formen folgen. Die Kurven zweier Räder werden z.B.
durch Formen von zwei hohen Signal-Peaks dargestellt, während zwei Räder mit einer
Magnetschienenbremse dazwischen durch Formen von zwei hohen Signal-Peaks mit einem
niedrigen Signal dazwischen dargestellt werden.
[0067] Basierend auf dieser Beobachtung kann dem Formen-Ansatz die Idee zugrunde liegen,
solche Formen bzw. Kurven nach ihrer Form zu klassifizieren. Hierbei kommt es nicht
darauf an, dass die Formen gleich (z.B. zu einer Referenzform) sind, sondern ähnlich;
manchmal etwas länger oder etwas kürzer, manchmal etwas höher oder etwas niedriger.
In besonders effizienter Weise kann ein solcher Vergleich zwischen Signalform und
Referenzform, wobei die Variationen überbrückt werden, z.B. mit DTW durchgeführt werden.
[0068] In einem exemplarischen Ausführungsbeispiel wird ein vierstufiger Ansatz zum Erhalten
der Formen-Auswertung verwendet:
- 1. Definieren von typischen Formen (Referenzformen), z.B. zwei Räder oder zwei Räder
mit Magnetschienenbremse. Diese typischen Formen können als Referenzformen für DTW
verwendet werden, welche die Referenzformen mit den gemessenen Formen aus dem Datensatz
vergleicht.
- 2. Beim Extrahieren der Formen aus dem Datensatz (Segmentieren) werden lokale Formgrenzen
bestimmt; dies kann ferner durch heuristische Ansätze unterstützt werden.
- 3. Jedes extrahierte Formensegment kann zunächst (bezüglich Länge) normiert werden,
so dass es (mittels DTW) mit den Referenzformen vergleichbar ist.
- 4. Basierend auf dem Vergleich mittels DTW (warping distance kann erhalten werden)
können die extrahierten Formen klassifiziert werden. Im Falle, dass die Unterschiede
zu den Referenzformen zu groß sein sollten (Distanz zu groß), kann die Klassifizierung
"unbekanntes Signal" verwendet werden.
[0069] Figur 3 zeigt ein erstes Vergleichen der Peak-Auswertung 110 und der Formen-Auswertung 120,
um die Auswertungen zu validieren, gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel
der Erfindung. Mittels des Vergleichs kann eine validierte (und kombinierte) Auswertung
130 erhalten werden. Hierdurch kann die Auswertung stabiler und akkurater werden,
wobei auch herausfordernde Fälle zuverlässig erfasst werden können. In einem exemplarischen
Beispiel kann die Auswertung und Validierung eines Datensatzes von etwa 60 Sekunden
Länge in 0,02-0,15 Sekunden bearbeitet werden.
[0070] Wie oben beschrieben, ist der Peak-basierte Ansatz darauf gerichtet festzustellen,
wo Peaks lokalisiert sind und diese dann zu klassifizieren. Eine Unschärfe kann hierbei
bezüglich falsch positiv/negativ bestehen. Der Form-basierte Ansatz ist darauf gerichtet,
Formen (insbesondere Kurven) zu lokalisieren und mittels Referenzformen zu klassifizieren.
Eine Unschärfe kann in komplexen Fällen insbesondere an Formgrenzen vorliegen. Im
gezeigten Beispiel konnten alle Peak Cluster 132 korrekt bestimmt werden. Lediglich
Peak Cluster 131 weist eine ungewöhnliche Form auf und wird daher als "unbekanntes
Signal" klassifizier. Unter Verwenden des Peak-basierten Ansatzes kann aber darauf
geschlossen werden, dass eine Rad-Magnetschienenbremse-Rad Signalform vorliegt.
[0071] Figur 4 zeigt ein zweites Vergleichen der Peak-Auswertung 110 und der Formen-Auswertung 120,
um die Auswertungen zu validieren, gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel
der Erfindung. In diesem Fall liegt ein herausforderndes Peak Cluster 133 vor: zwei
zweiachsige Drehgestelle sind in kurzem Abstand erfasst worden (vermutlich sehr kurze
Wagen oder besonders hohe Geschiwndigkeit). Der Form-basierte Ansatz wird die Form
mit vier Peaks nicht erkennen. Mittels des Peak-basierten Ansatzes kann aber festgestellt
werden, dass vier Radsignale vorliegen, so dass die Form-Auswertung 120 korrigiert
werden kann (Re-Segmentierung).
[0072] Figur 5 zeigt ein drittes Vergleichen der Peak-Auswertung 110 und der Formen-Auswertung 120,
um die Auswertungen zu validieren 130, gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel
der Erfindung. Zwischen den Radsignalen 141 und 142 liegt ein besonders großer Abstand
140 (z.B. kurzzeitiger Stillstand, besonders niedrige Geschwindigkeit), den der Form-basierte
Ansatz nicht erkennen kann. Mittels des Peak-basierten Ansatzes kann aber festgestellt
werden, dass zwei Radsignale desselben Drehgestells vorliegen, so dass die Form-Auswertung
120 korrigiert werden kann. Ferner kann in diesem Fall auch mittels Heuristik korrigiert
werden, wobei benachbarte Signale in Betracht gezogen werden, um die Peaks und Formen
korrekt auf den Datensatz zu mappen.
[0073] Figur 11 zeigt einen Achszähler 100 gemäß einem exemplarischen Ausführungsbeispiel der Erfindung.
Dieser weist zumindest eine Sensorvorrichtung 102 (dies kann auch ein Doppelsensor-System
sein) auf, der an einer Schiene 101 befestigt ist und die oben beschriebenen Datensätzen
detektieren kann. Die Sensorvorrichtung ist in diesem Beispiel über Kabel (alternativ
kabellos) mit einer Auswertevorrichtung 103 verbunden. Diese Auswertevorrichtung 103
ist eingerichtet den gemessenen Datensatz zu erhalten und nach dem oben beschriebenen
Verfahren auszuwerten und zu validieren.
[0074] Es sei darauf hingewiesen, dass der Begriff "aufweisend" andere Elemente oder Schritte
nicht ausschließt und die Verwendung des Artikels "ein" eine Vielzahl nicht ausschließt.
Auch Elemente, die in Verbindung mit verschiedenen Ausführungsformen beschrieben werden,
können kombiniert werden. Es ist auch darauf hinzuweisen, dass Bezugszeichen in den
Ansprüchen nicht so ausgelegt werden sollten, dass sie den Umfang der Ansprüche einschränken.
Unabhängig vom grammatikalischen Geschlecht eines bestimmten Begriffes sind Personen
mit männlicher, weiblicher oder anderer Geschlechtsidentität mit umfasst.
1. Ein computer-implementiertes Verfahren zum Auswerten von einem Datensatz eines Achszählers
(100), das Verfahren aufweisend:
Bestimmen einer Mehrzahl von Peaks in dem Datensatz zum Bereitstellen einer Peak-Auswertung
(110);
Bestimmen einer Mehrzahl von Formen in dem Datensatz zum Bereitstellen einer Formen-Auswertung
(120); und
Vergleichen (130) der Peak-Auswertung (110) und der Formen-Auswertung (120) zum Bereitstellen
einer validierten Auswertung des Datensatzes.
2. Das Verfahren gemäß Anspruch 1, wobei das Bestimmen der Mehrzahl von Peaks (110) aufweist:
Extrahieren von lokalen Maxima (111) aus dem Datensatz.
3. Das Verfahren gemäß Anspruch 2, wobei das Bestimmen der Mehrzahl von Peaks (110) ferner
aufweist:
Bestimmen von zumindest einem Peak-Kriterium, insbesondere zumindest einem von Peak
Höhe, Peak Breite, Peak Prominenz, Peak Zeitpunkt, Peak Steigung,
weiter insbesondere wobei zum Bestimmen des zumindest einen Peak-Kriterium zwei oder
mehr Schwellenwerte verwendet werden.
4. Das Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Bestimmen der Mehrzahl
von Formen (120), insbesondere Kurvenformen, aufweist:
Bestimmen von zumindest einer Referenzform, insbesondere einer von Drehgestell-zwei-Räder
(121), Drehgestell-zwei-Räder-eine-Magnetschienenbremse (122), einachsiges Drehgestell,
zweiachsiges Drehgestell; und
Vergleichen von zumindest einem Signal, insbesondere einer Signalform, des Datensatzes
mit der zumindest einen Referenzform.
5. Das Verfahren gemäß Anspruch 4, wobei das Vergleichen einen Dynamic Time Warping,
DTW, Algorithmus, aufweist.
6. Das Verfahren gemäß Anspruch 4 oder 5, ferner aufweisend:
Extrahieren einer Signalform aus dem Datensatz, insbesondere ferner aufweisend:
Normieren der Signalform vor dem Vergleichen mit der Referenzform; und/oder
Segmentieren des Datensatzes mittels Grenzbestimmung, um dadurch die Formgrenzen zumindest
einer Signalform zu bestimmen.
7. Das Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, ferner aufweisend:
Vorprozessieren des Datensatzes zum Entfernen von Rauschen,
insbesondere mittels Glätten und/oder down-sampling.
8. Das Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Auswerten, insbesondere
das Bestimmen der Mehrzahl von Peaks (110) und/oder das Bestimmen der Mehrzahl von
Formen (120), ferner aufweist:
Klassifizieren von zumindest einem Signal des Datensatzes, insbesondere als zumindest
eines von Rad (111), Magnetschienenbremse (112), einachsiges Drehgestell, zweiachsiges
Drehgestell (121, 122), unbekanntes Signal (131) .
9. Das Verfahren gemäß Anspruch 8, ferner aufweisend:
Rückübertragen der Signal-Klassifizierung auf den Datensatz,
insbesondere zum weiteren Validieren des Datensatzes.
10. Das Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Klassifizieren eines
Signals ferner aufweist:
Betrachten von zumindest einem weiteren Signal in der Umgebung des zu klassifizierenden
Signals,
insbesondere einer Mehrzahl von weiteren Signalen in der Nachbarschaft.
11. Das Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Verfahren im Zusammenhang
mit Schienen-gebundenen Fahrzeugen und/oder Schieneninfrastruktur eingesetzt wird.
12. Das Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, ferner aufweisend:
Bereitstellen von Referenzformen als Trainingsdaten an einen künstliche Intelligenz,
KI, Algorithmus.
13. Eine Vorrichtung zur Datenverarbeitung (103), welche zumindest einen Prozessor aufweist,
und welche eingerichtet ist das Verfahren gemäß einem beliebigen der Ansprüche 1 bis
12 auszuführen.
14. Einen Achszähler (100), welcher aufweist:
eine Sensorvorrichtung (102) zum Aufnehmen eines Datensatzes; und
eine Vorrichtung zur Datenverarbeitung (103) gemäß Anspruch 13, welche mit der Sensorvorrichtung
(102) gekoppelt ist.
15. Ein Computerprogrammprodukt, welches Befehle aufweist, die bei der Ausführung des
Programms durch einen Computer diesen veranlassen, das Verfahren gemäß einem beliebigen
der Ansprüche 1 bis 13 auszuführen.