[0001] Die Erfindung betrifft ein Stahlflachprodukt mit einer Schutzschicht gegen Zunder,
ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Stahlflachproduktes, ein Blechformteil
hergestellt aus einem solchen Stahlflachprodukt und ein Verfahren zur Herstellung
eines solchen Blechformteil aus einem Stahlflachprodukt.
[0002] Wenn nachfolgend von einem "Stahlflachprodukt" oder auch von einem "Blechprodukt"
die Rede ist, so sind damit Walzprodukte, wie Stahlbänder oder -bleche, gemeint aus
den für die Herstellung von beispielsweise Karosseriebauteilen "Blechzuschnitte" (auch
Platinen genannt) abgeteilt werden. "Blechformteile" oder "Blechbauteile" der erfindungsgemäßen
Art sind aus derartigen Blechzuschnitten hergestellt, wobei hier die Begriffe "Blechformteil"
und "Blechbauteil" synonym verwendet werden.
[0003] Alle Angaben zu Gehalten der in der vorliegenden Anmeldung angegebenen Stahlzusammensetzungen
sind auf das Gewicht bezogen, sofern nicht ausdrücklich anders erwähnt. Alle nicht
näher bestimmten, im Zusammenhang mit einer Stahllegierung stehenden "%-Angaben" sind
daher als Angaben in "Gew.-%" zu verstehen. In diesem Text gemachte Angaben zu den
Gehalten der Bestandteile einer Atmosphäre beziehen sich auf das Volumen (Angabe in
"Vol.-%").
[0004] Aus dem Stand der Technik sind Stahlflachprodukte für die Warmumformung zu Blechformteilen
bekannt, die eine aluminiumbasierte oder zinkbasierte Beschichtung aufweisen. Beispielsweise
zeigen die
WO 2022/048990 A1 und die
EP 2 993 248 B1 derartige Stahlflachprodukte. Solche Beschichtungen sind typischerweise dicker als
20µm und bieten einen guten Korrosionsschutz.
[0005] Ebenso sind aus dem Stand der Technik Stahlflachprodukte für die Warmumformung ohne
Beschichtung bekannt. Solche Stahlflachprodukte sind beispielsweise aus der
EP 3 924 528 A1 bekannt. Blechformteile, die aus solchen Stahlflachprodukten geformt werden, kommen
typischerweise bei nicht so korrosionsanfälligen Anwendungen zum Einsatz.
[0006] Unbeschichtete Stahlflachprodukte für die Warmumformung haben den Nachteil, dass
es bei der Aufheizung für die Warmumformung zu einer Verzunderung der Oberfläche kann.
Aus der
EP 3 924 528 A1 ist bekannt eine solche Verzunderung durch eine Schutzgasatmosphäre (typischerweise
Stickstoff) beim Ofenprozess zu unterdrücken. Die Verwendung eines Schutzgases auf
Stickstoffbasis führt jedoch zu einer Effusion von Kohlenstoff während der Austenitisierung
an der Oberfläche eines Stahlflachprodukt. Dieses Phänomen ist als Randentkohlung
bekannt und führt zu einem Abfall der Materialhärte am Rand. Je nach Anwendung kann
dies unerwünscht sein. Zudem ist es schwierig die Verzunderung durch eine Schutzgasatmosphäre
komplett zu vermeiden, da der aufgeheizte Blechzuschnitt zu einem Umformwerkzeug transportiert
werden muss. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kommt die aufgeheizte Oberfläche mit Umgebungsluft
in Kontakt, so dass es zu Zunderbildung kommt. Daher wird im Regelfall die Oberfläche
des Blechformteils mittels eines Abstrahlens entzundert. Als Strahlgut sind alle granulären
Strahlmittel geeignet, beispielsweise Stahlkugeln, Stahlschrott, Hochofenschlacke,
Sand, Korund, Glas etc.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es ein kostengünstiges Stahlflachprodukt bereitzustellen,
dass in konventioneller Weise zu einem Blechformteil weiterverarbeitet werden kann,
ohne dass es zu Zunderbildung kommt, so dass ein zusätzliches Abstrahlen vermieden
werden kann. Zusätzlich soll das Stahlflachprodukt weniger aufwendig herzustellen
sein als die bekannten Stahlflachprodukte mit dicker aluminiumbasierter oder zinkbasierter
Beschichtung.
[0008] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Stahlflachprodukt zur Herstellung eines Blechformteils
durch Warmumformen, aufweisend
- a) ein Stahlsubstrat, das aus einem Stahl, der 0,1 - 3 Gew.-% Mn und optional bis
zu 0,01 Gew.-% B aufweist, besteht und
- b) einen auf mindestens einer Seite des Stahlsubstrats angeordneten Schutzüberzug,
dadurch gekennzeichnet, dass der Schutzüberzug eine Schutzschicht umfassend Mg mit
einer Dicke von 20 - 80 nm enthält oder eine Schutzschicht umfassend Mn mit einer
Dicke von 350 - 800 nm enthält.
[0009] Bevorzugt besteht die Schutzschicht aus maximal 10 Gew.-% sonstiger Legierungselemente,
insbesondere maximal 5 Gew.-% sonstiger Legierungselemente, bevorzugt maximal 2 Gew.-%
sonstiger Legierungselemente und als Rest aus Magnesium bzw. aus Mangan.
[0010] Insbesondere besteht der Schutzüberzug aus der beschriebenen Schutzschicht. Die Schutzschicht
kontaktiert also auf der einen Seite das Substrat und bildet mit ihrer anderen Oberfläche
die äußere Begrenzung des Stahlflachproduktes.
[0011] Versuche haben gezeigt, dass bereits eine dünne Schicht aus Magnesium oder Mangan
zur Verhinderung der Zunderbildung führt. Dabei hat sich herausgestellt, dass es enge
Grenzen für die Dicke dieser Schutzschicht gibt. Bei zu dünnen Schichten ist der Zunderschutz
nicht ausreichend und es kommt dennoch zur Bildung von Zunder. Bei zu dicken Schichten
kommt es hingegen beim nachfolgenden Umformprozess zu Delamination. Die Schutzschicht
bzw. die Oxide der Schutzschicht beginnen abzublättern. Auch dies ist selbstverständlich
zu vermeiden. Im Falle von Magnesium beträgt die Dicke mindestens 20 nm, insbesondere
mindestens 30 nm, bevorzugt mindestens 40 nm. Ebenso beträgt die Dicke maximal 80
nm, bevorzugt maximal 70 nm, insbesondere maximal 60 nm. Im Falle von Mangan beträgt
die Dicke mindestens 350 nm, insbesondere mindestens 400 nm, bevorzugt mindestens
450 nm. Ebenso beträgt die Dicke maximal 800 nm, bevorzugt maximal 700 nm, insbesondere
maximal 600 nm.
[0012] Zusätzlich hat sich gezeigt, dass Schweißeignung beim Widerstandspunktschweißen des
erzeugten Blechformteils bei den oben genannten Dicken jeweils gegeben ist, ohne dass
ein nachfolgender Abstrahlprozess erforderlich ist.
[0013] Die Schweißeignung wird dabei gemäß SEP 1220 Teil 2 (2001) bestimmt.
[0014] Das Stahlsubstrat ist aus einem Stahl, der 0,1 - 3 Gew.-% Mn und optional bis zu
0,01 Gew.-% B aufweist. Insbesondere ist das Gefüge des Stahls durch ein Warmumformen
in ein martensitisches oder teilweise martensitisches Gefüge umwandelbar. Das Gefüge
des Stahlsubstrates des nachfolgend beschriebenen Blechformteils ist also bevorzugt
ein martensitisches oder zumindest teilweise martensitisches Gefüge, da dieses eine
besonders hohe Härte aufweist.
[0015] Besonders bevorzugt ist das Stahlsubstrat ein Stahl, der neben Eisen und unvermeidbaren
Verunreinigungen (in Gew.-%) aus
C: |
0,04 - 0,45 Gew.-%, |
Si: |
0,02 - 1,2 Gew.-%, |
Mn: |
0,5 - 2,6 Gew.-%, |
Al: |
0,02 - 1,0 Gew.-%, |
P: |
≤ 0,05 Gew.-%, |
S: |
≤ 0,02 Gew.-%, |
N: |
≤ 0,02 Gew.-%, |
Sn: |
≤ 0,03 Gew.-% |
As: |
≤ 0,01 Gew.-% |
Ca: |
≤ 0,005 Gew.-% |
sowie optional einem oder mehreren der Elemente "Cr, B, Mo, Ni, Cu, Nb, Ti, V, W"
in folgenden Gehalten
Cr: |
0,08 - 1,0 Gew.-%, |
B: |
0,001 - 0,010 Gew.-% |
Mo: |
≤ 0,5 Gew.-% |
Ni: |
≤ 0,5 Gew.-% |
Cu: |
≤ 0,2 Gew.-% |
Nb: |
0,01 - 0,2 Gew.-%, |
Ti: |
0,01 - 0,10 Gew.-% |
V: |
≤ 0,3 Gew.-% |
W: |
0,001 - 1,00 Gew.-% |
besteht.
[0016] Bei den Elementen P, S, N, Sn, As, Ca handelt es sich um Verunreinigungen, die bei
der Stahlerzeugung nicht vollständig vermieden werden können. Gelegentlich wird Ca
auch bewusst zur Abbindung von Schwefel hinzulegiert. In einem solchen Fall beträgt
der Gehalt von Ca mindestens 0,001 Gew.-%. Maximal beträgt der Ca-Gehalt auch in diesem
Fall 0,005 Gew.-%.
[0017] Neben diesen Elementen können auch noch weitere Elemente als Verunreinigungen im
Stahl vorhanden sein. Diese weiteren Elemente werden unter den "unvermeidbaren Verunreinigungen"
zusammengefasst. Bevorzugt beträgt der Gehalt an unvermeidbaren Verunreinigungen in
Summe maximal 0,2 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,1 Gew.-%. Die optionalen Legierungselemente
Cr, B, Nb, Ti, für die eine Untergrenze angegeben ist, können auch in Gehalten unterhalb
der jeweilige Untergrenze als unvermeidbare Verunreinigungen im Stahlsubstrat vorkommen.
In dem Fall werden sie ebenfalls zu den unvermeidbaren Verunreinigungen gezählt, deren
Gesamtgehalt auf maximal 0,2 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,1 Gew.-% begrenzt ist. Bevorzugt
sind die individuellen Obergrenzen für die jeweilige Verunreinigung dieser Elemente
wie folgt:
Cr: |
≤ 0,050 Gew.-%, |
B: |
≤ 0,0005 Gew.-% |
Nb: |
≤ 0,005 Gew.-%, |
Ti: |
≤ 0,005 Gew.-% |
[0018] Dabei sind diese bevorzugten Obergrenzen als alternativ oder gemeinsam zu betrachten.
Bevorzugte Varianten des Stahls erfüllen also eine oder mehrere dieser vier Bedingungen.
[0019] Bei einer eine bevorzugten Ausführungsform beträgt der C-Gehalt des Stahls maximal
0,37 Gew.-% und/oder mindestens 0,06 Gew.-%. Bei besonders bevorzugten Ausführungsvarianten
liegt der C-Gehalt im Bereich von 0,06 - 0,09 Gew.-% oder im Bereich von 0,11 - 0,25
Gew.-% oder im Bereich von 0,32 - 0,37 Gew.-%.
[0020] Bei einer eine bevorzugten Ausführungsform beträgt der Si-Gehalt des Stahls maximal
1,00 Gew.-% und/oder mindestens 0,06 Gew.-%.
[0021] Der Mn-Gehalt des Stahls beträgt bei einer bevorzugten Variante maximal 2,4 Gew.-%
und/oder mindestens 0,75 Gew.-%. Bei besonders bevorzugten Ausführungsvarianten liegt
der Mn-Gehalt im Bereich von 0,75 - 0,85 Gew.-% oder im Bereich von 1,0 - 1,6 Gew.-%.
[0022] Der Al-Gehalt des Stahls beträgt bei einer bevorzugten Variante maximal 0,75 Gew.-%,
insbesondere maximal 0,5 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,25 Gew.-%. Alternativ oder ergänzend
beträgt der Al-Gehalt bevorzugt mindestens 0,02 %.
[0023] Zudem hat sich gezeigt, dass es hilfreich sein kann, wenn die Summe der Gehalte von
Silizium und Aluminium begrenzt sind. Bein einer bevorzugten Variante beträgt daher
die Summe der Gehalte von Si und Al (üblicherweise bezeichnet als Si+Al) maximal 1,5
Gew.-%, bevorzugt maximal 1,2 Gew.-%. Ergänzend oder alternativ beträgt die Summe
der Gehalte von Si und Al mindestens 0,06 Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,08 Gew.-%.
[0024] Bei den Elementen P, S, N handelt es sich um typische Verunreinigungen die bei der
Stahlerzeugung nicht vollständig vermieden werden können. Bei bevorzugten Varianten
beträgt der P-Gehalt maximal 0,03 Gew.-%. Unabhängig davon beträgt der S-Gehalt bevorzugt
maximal 0,012 %. Zusätzlich oder ergänzend beträgt der N-Gehalt bevorzugt maximal
0,009 Gew.-%.
[0025] Optional enthält der Stahl zudem Chrom mit einem Gehalt von 0,08 - 1,0 Gew.-%. Bevorzugt
beträgt der Cr-Gehalt maximal 0,75 Gew.-%, insbesondere maximal 0,5 Gew.-%.
[0026] Im Falle einer optionale Zulegierung von Chrom ist bevorzugt die Summe der Gehalte
von Chrom und Mangan begrenzt. Die Summe beträgt maximal 3,3 Gew.-%, insbesondere
maximal 3,15 Gew.-%. Weiterhin beträgt die Summe mindestens 0,5 Gew.-%, bevorzugt
mindestens 0,75 Gew.-%.
[0027] Bevorzugt enthält der Stahl optional zudem Bor mit einem Gehalt von 0,001 - 0,010
Gew.-%. Insbesondere beträgt der B-Gehalt maximal 0,005 Gew.-%, bevorzugt maximal
0,004 Gew.-%
[0028] Optional kann der Stahl Molybdän mit einem Gehalt von maximal 0,5 Gew.-% enthalten,
insbesondere maximal 0,1 Gew.-%.
[0029] Weiterhin kann der Stahl optional Nickel enthalten mit einem Gehalt von maximal 0,5
Gew.-%, bevorzugt maximal 0,15 Gew.-%.
[0030] Optional kann der Stahl zudem Kupfer enthalten mit einem Gehalt von maximal 0,2 Gew.-%,
bevorzugt maximal 0,15 Gew.-%.
[0031] Zudem kann der Stahl optional eines oder mehrere der Mikrolegierungselemente Nb,
Ti und V enthalten. Dabei beträgt der optionale Nb-Gehalt mindestens 0,01 Gew.-%,
insbesondere mindestens 0,02 Gew.-% und maximal 0,2 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,08
Gew.-%, bevorzugt maximal 0,04 Gew.-%. Der optionale Ti-Gehalt beträgt mindestens
0,01 Gew.-% und maximal 0,10 Gew.-%, insbesondere maximal 0,08 Gew.-%, bevorzugt maximal
0,04 Gew.-%. Der optionale V-Gehalt beträgt maximal 0,3 Gew.-%, bevorzugt maximal
0,2 Gew.-%, insbesondere maximal 0,1 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,05 Gew.-%.
[0032] Im Falle einer optionalen Zulegierung von mehreren der Elemente Nb, Ti und V ist
bevorzugt die Summe der Gehalte von Nb, Ti und V begrenzt. Die Summe beträgt maximal
0,1 Gew.-%, insbesondere maximal 0,068 Gew.-%. Weiterhin beträgt die Summe bevorzugt
mindestens 0,015 Gew.-%.
[0033] Wolfram (W) kann optional in Gehalten von 0,001 - 1,0 Gew.-% zur Verlangsamung der
Ferritbildung hinzulegiert werden. Ein positiver Effekt auf die Härtbarkeit ergibt
sich bereits bei W-Gehalten von mindestens 0,001 Gew.-%. Aus Kostengründen wird maximal
1,0 Gew.-% Wolfram hinzulegiert.
[0034] Die vorstehenden Erläuterungen zu bevorzugten Stahlsubstraten gelten selbstverständlich
ebenso für das Stahlsubstrat des, im nachfolgenden beschriebene Blechformteils, sowie
die Stahlsubstrate in den beschriebenen Herstellungsverfahren.
[0035] Ein derartiges Stahlflachprodukt wird mit Hilfe eines der nachfolgend beschriebenen
Herstellungsverfahren erzeugt, dass die folgenden Arbeitsschritte umfasst:
- a) Zurverfügungstellen einer Bramme oder einer Dünnbramme, die aus Stahl, der 0,1
- 3 Gew.-% Mn und optional bis zu 0,01 Gew.-% B aufweist, besteht;
- b) Durcherwärmen der Bramme oder Dünnbramme bei einer Temperatur (T1) von 1000 - 1400
°C;
- c) optionales Vorwalzen der durcherwärmten Bramme oder Dünnbramme zu einem Zwischenprodukt
mit einer Zwischenprodukttemperatur (T2) von 1000 - 1200 °C;
- d) Warmwalzen zu einem warmgewalzten Stahlflachprodukt, wobei die Endwalz-temperatur
(T3) 750 - 1000 °C beträgt;
- e) optionales Haspeln des warmgewalzten Stahlflachprodukts, wobei die Haspeltemperatur
(T4) höchstens 700 °C beträgt;
- f) Optionales Entzundern des warmgewalzten Stahlflachprodukts;
- g) optionales Kaltwalzen des Stahlflachprodukts, wobei der Kaltwalzgrad mindestens
30 % beträgt;
- h) Beschichten des Stahlflachprodukt mit einer Schutzschicht umfassend Mg mit einer
Dicke von 20 - 80nm umfasst oder einer Schutzschicht umfassend Mn mit einer Dicke
von 350 - 800 nm.
[0036] In Arbeitsschritt a) wird ein entsprechend der erfindungsgemäß für das Stahlflachprodukt
vorgegebenen Legierung zusammengesetztes Halbzeug zur Verfügung gestellt. Dies kann
eine im konventionellen Brammenstrangguss oder im Dünnbrammenstrangguss erzeugte Bramme
sein. Die Legierung hat bevorzugt die Zusammensetzung die vorstehend im Hinblick auf
das Substrat des Stahlflachproduktes erläutert ist.
[0037] In Arbeitsschritt b) wird das Halbzeug bei einer Temperatur (T1) von 1000 - 1400
°C durcherwärmt. Sollte das Halbzeug nach dem Vergießen abgekühlt sein, so wird das
Halbzeug zum Durcherwärmen zunächst auf 1000 - 1400 °C wiedererwärmt. Die Durcherwärmungstemperatur
sollte mindestens 1000 °C, bevorzugt mindestens 1100 °C betragen, um eine gute Verformbarkeit
für den nachfolgenden Walzprozess sicherzustellen. Die Durcherwärmungstemperatur sollte
nicht mehr als 1400 °C betragen, um Anteile schmelzflüssiger Phasen im Halbzeug zu
vermeiden.
[0038] Im optionalen Arbeitsschritt c) wird das Halbzeug zu einem Zwischenprodukt vorgewalzt.
Dünnbrammen werden üblicherweise keiner Vorwalzung unterzogen. Dickbrammen, die zu
Warmbändern ausgewalzt werden sollen, können bei Bedarf einer Vorwalzung unterzogen
werden. In diesem Fall sollte die Temperatur des Zwischenprodukts (T2) am Ende des
Vorwalzens mindestens 1000 °C betragen, damit das Zwischenprodukt genügend Wärme für
den nachfolgenden Arbeitsschritt des Fertigwalzens enthält. Hohe Walztemperaturen
können jedoch auch ein Kornwachstum während des Walzvorgangs fördern, was sich nachteilig
auf die mechanischen Eigenschaften des Stahlflachprodukts auswirkt. Um das Kornwachstum
während des Walzvorgangs gering zu halten, soll die Temperatur des Zwischenprodukts
am Ende des Vorwalzens nicht mehr als 1200 °C betragen.
[0039] In Arbeitsschritt d) wird die Bramme oder Dünnbramme oder, wenn Arbeitsschritt c)
ausgeführt wurde, das Zwischenprodukt zu einem warmgewalzten Stahlflachprodukt gewalzt.
Wurde Arbeitsschritt c) ausgeführt, so wird das Zwischenprodukt typischerweise unmittelbar
nach dem Vorwalzen fertiggewalzt. Typischerweise beginnt das Fertigwalzen spätestens
90 s nach dem Ende des Vorwalzens. Die Bramme, die Dünnbramme oder, wenn Arbeitsschritt
c) ausgeführt wurde, das Zwischenprodukt werden bei einer Endwalztemperatur (T3) ausgewalzt.
Die Endwalztemperatur, das heißt die Temperatur des fertig warmgewalzten Stahlflachprodukts
am Ende des Warmwalzvorgangs, beträgt 750 - 1000 °C. Bei Endwalztemperaturen kleiner
750 °C nimmt die Menge an freiem Vanadium ab, da größere Mengen an Vanadiumkarbiden
ausgeschieden werden. Die beim Fertigwalzen ausgeschiedenen Vanadiumkarbide sind sehr
groß. Sie weisen typischerweise eine mittlere Korngröße von 30 nm oder mehr auf und
werden in nachfolgenden Glühprozessen, wie sie zum Beispiel vor dem Schmelztauchbeschichten
durchgeführt werden, nicht mehr aufgelöst. Die Endwalztemperatur ist auf Werte von
höchstens 1000 °C begrenzt, um einer Vergröberung der Austenitkörner vorzubeugen.
Außerdem sind Endwalztemperaturen von höchstens 1000 °C prozesstechnisch relevant
zur Einstellung von Haspeltemperaturen (T4) kleiner 700 °C.
[0040] Das Warmwalzen des Stahlflachprodukts kann als kontinuierliches Warmbandwalzen oder
als reversierendes Walzen erfolgen. Arbeitsschritt e) sieht für den Fall des kontinuierlichen
Warmbandwalzens ein optionales Haspeln des warmgewalzten Stahlflachprodukts vor. Dazu
wird das Warmband nach dem Warmwalzen innerhalb von weniger als 50 s auf eine Haspeltemperatur
(T4) abgekühlt. Als Kühlmedium kann hierfür beispielsweise Wasser, Luft oder eine
Kombination aus beidem verwendet werden. Die Haspeltemperatur (T4) sollte höchstens
700 °C betragen, um die Bildung großer Vanadiumkarbide zu vermeiden. Die Haspeltemperatur
ist prinzipiell nicht nach unten beschränkt. Allerdings haben sich Haspeltemperaturen
von mindestens 500 °C als günstig für die Kaltwalzbarkeit erwiesen. Anschließend wird
das gehaspelte Warmband in konventioneller Weise an Luft auf Raumtemperatur abgekühlt.
[0041] In Arbeitsschritt f) wird das warmgewalzte Stahlflachprodukt optional in konventioneller
Weise durch Beizen oder durch eine andere geeignete Behandlung entzundert. Alternativ
oder ergänzend sind auch weitergehende Reinigungsschritte in Form von Glühen oder
einer Plasmareinigung möglich.
[0042] Das von Zunder gereinigte warmgewalzte Stahlflachprodukt kann vor der Glühbehandlung
in Arbeitsschritt g) optional einem Kaltwalzen unterzogen werden, um beispielsweise
höhere Anforderungen an die Dickentoleranzen des Stahlflachprodukts zu erfüllen. Der
Kaltwalzgrad (KWG) sollte dabei mindestens 30 % betragen, um in das Stahlflachprodukt
genügend Verformungsenergie für eine schnelle Rekristallisation einzubringen. Unter
dem Kaltwalzgrad KWG wird dabei der Quotient aus der Dickenabnahme beim Kaltwalzen
ΔdKW durch die Warmbanddicke d verstanden:

mit ΔdKW = Dickenabnahme beim Kaltwalzen in mm und d = Warmbanddicke in mm, wobei
sich die Dickenabnahme ΔdKW aus der Differenz der Dicke des Stahlflachprodukts vor
dem Kaltwalzen zur Dicke des Stahlflachprodukts nach dem Kaltwalzen ergibt. Beim Stahlflachprodukt
vor dem Kaltwalzen handelt es sich üblicherweise um ein Warmband der Warmbanddicke
d. Das Stahlflachprodukt nach dem Kaltwalzen wird üblicherweise auch als Kaltband
bezeichnet. Der Kaltwalzgrad kann prinzipiell sehr hohe Werte von über 90 % annehmen.
Allerdings haben sich Kaltwalzgrade von höchstens 80 % als günstig zur Vermeidung
von Bandrissen erwiesen.
[0043] In Schritt h) wird das Stahlflachprodukt mit einer Schutzschicht umfassend Mg mit
einer Dicke von 20 - 80nm oder einer Schutzschicht umfassend Mn mit einer Dicke von
350 - 800 nm beschichtet.
[0044] Bei einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt das Beschichten mittels physikalischer
Gasphasenabscheidung, insbesondere mittels eines Verfahrens wie in der
WO 2016/042079 A1 beschrieben. Bei einer alternativen Ausführungsform erfolgt die Beschichtung mittels
elektrolytischen Abscheiden.
[0045] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Blechformteil, insbesondere geformt aus einem
zuvor erläuterten Stahlflachprodukt, aufweisend
- a) ein Stahlsubstrat, das aus einem Stahl, der 0,1-3 Gew.-% Mn und optional bis zu
0,01 Gew.-% B aufweist, besteht
- b) und einen auf mindestens einer Seite des Stahlsubstrats angeordneten Schutzüberzug,
dadurch gekennzeichnet, dass der Schutzüberzug der Schutzüberzug eine Schutzschicht
umfassend Mg mit einer Dicke von 20 - 80nm enthält oder eine Schutzschicht umfassend
Mn mit einer Dicke von 350 - 800 nm enhält.
[0046] Bevorzugt besteht die Schutzschicht aus maximal 10 Gew.-% sonstiger Legierungselemente,
insbesondere maximal 5 Gew.-% sonstiger Legierungselemente, bevorzugt maximal 2 Gew.-%
sonstiger Legierungselemente und als Rest aus Magnesium bzw. aus Mangan.
[0047] Insbesondere besteht der Schutzüberzug aus der beschriebenen Schutzschicht. Die Schutzschicht
kontaktiert also auf der einen Seite das Substrat und bildet mit ihrer anderen Oberfläche
die äußere Begrenzung des Stahlflachproduktes bzw. grenzt mit der anderen Oberfläche
an die optionale Oxidschicht, die nachfolgend beschrieben ist.
[0048] Neben den erläuterten Vorteilen, dass die Zunderbildung bei der Herstellung vermieden
werden kann, weisen derartige Blechformteile eine ausgezeichnete Schweißeignung auf.
[0049] Bei einer bevorzugten Variante umfasst das Blechformteil eine auf dem Korrosionsschutzüberzug
angeordnete Oxidschicht. Die Oxidschicht liegt dabei insbesondere auf der Schutzschicht
und bildet bevorzugt den äußeren Abschluss des Korrosionsschutzüberzuges.
[0050] Die Oxidschicht des Blechformteils besteht insbesondere zu mehr als 80 Gew.-% aus
Oxiden, wobei der Hauptanteil der Oxide (d.h. mehr als 50 Gew.-% der Oxide) Magnesiumoxid
bei der ersten Variante bzw. Manganoxid bei der zweiten Variante ist.
[0051] Die Oxidschicht hat bevorzugt eine Dicke von mindestens 50nm, insbesondere von mindestens
100nm. Weiterhin beträgt die Dicke maximal 4µm, insbesondere maximal 2µm.
[0052] Bei einer speziellen Weiterbildung weist das Stahlsubstrat des Blechformteils ein
Gefüge mit zumindest teilweise mehr als 90 % Martensit, insbesondere zumindest teilweise
mehr als 95 %, besonders bevorzugt zumindest teilweise mehr als 98 % auf. Unter teilweise
aufweisen ist in diesem Zusammenhang zu verstehen, dass es Bereiche des Blechformteils
gibt, die das genannte Gefüge aufweisen. Zusätzlich kann es auch Bereiche des Blechformteils
geben, die ein anderes Gefüge aufweisen. Das Blechformteil weist also abschnittsweise
oder bereichsweise das genannte Gefüge auf.
[0053] Der Stahl des Stahlsubstrat des Blechformteils ist bevorzugt so ausgebildet wie vorstehend
in Bezug auf das Stahlsubstrat des Stahlflachproduktes erläutert.
[0054] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung eines Blechformteils,
insbesondere eines Blechformteils wie vorstehend beschrieben. Dabei umfasst das Verfahren
die folgenden Arbeitsschritte:
- a. Bereitstellen eines Blechzuschnitts aus einem zuvor erläuterten Stahlflachprodukt;
- b. Erwärmen des Blechzuschnitts derart, dass zumindest teilweise die AC3 Temperatur
des Zuschnitts überschritten ist und die Temperatur TEinlg des Zuschnitts beim Einlegen in ein für ein Warmpressformen vorgesehenes Umformwerkzeug
(Arbeitsschritt c)) zumindest teilweise eine Temperatur oberhalb von Ms+100 °C aufweist,
wobei Ms die der Martensitstarttemperatur bezeichnet;
- c. Einlegen des erwärmten Blechzuschnitts in ein Umformwerkzeug, wobei die für das
Entnehmen aus der Erwärmungseinrichtung und das Einlegen des Zuschnitts benötigte
Transferdauer tTrans höchstens 20 s, bevorzugt höchstens 15 s, beträgt;
- d. Warmpressformen des Blechzuschnitts zu dem Blechformteil, wobei der Zuschnitt im
Zuge des Warmpressformens über eine Dauer tWZ von mehr als 1 s mit einer zumindest teilweise mehr als 30 K/s betragenden Abkühlgeschwindigkeit
rWZ auf die Zieltemperatur TZiel abgekühlt und optional dort gehalten wird;
- e. Entnehmen des auf die Zieltemperatur TZiel abgekühlten Blechformteils aus dem Werkzeug;
- f. Abkühlen des Blechformteils auf Raumtemperatur.
[0055] Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird somit ein Zuschnitt, der aus einem entsprechend
den voranstehenden Erläuterungen in geeigneter Weise zusammengesetzten Stahlflachprodukt
besteht, bereitgestellt (Arbeitsschritt a)), der dann in an sich bekannter Weise so
erwärmt wird, dass zumindest teilweise die AC3 Temperatur des Zuschnitts überschritten
ist und die Temperatur T
Einlg des Zuschnitts beim Einlegen in ein für ein Warmpressformen vorgesehenes Umformwerkzeug
(Arbeitsschritt c)) zumindest teilweise eine Temperatur oberhalb von Ms+100 °C beträgt.
Unter teilweisem Überschreiten einer Temperatur (hier AC3 bzw. Ms+100 °C) wird im
Sinne dieser Anmeldung verstanden, dass mindestens 30 %, insbesondere mindestens 60
%, des Volumens des Zuschnitts eine entsprechende Temperatur überschreiten. Beim Einlegen
in das Umformwerkzeug weist also mindestens 30 % des Zuschnitts ein austenitisches
Gefüge auf, d.h. die Umwandlung vom ferritischen ins austenitische Gefüge muss beim
Einlegen in das Umformwerkzeug noch nicht abgeschlossen sein. Vielmehr können bis
zu 70 % des Volumens des Zuschnitts beim Einlegen in das Umformwerkzeug aus anderen
Gefügebestandteilen, wie angelassenem Bainit, angelassenem Martensit und/oder nicht
bzw. teilweise rekristallisiertem Ferrit bestehen. Zu diesem Zweck können bestimmte
Bereiche des Zuschnitts während der Erwärmung gezielt auf einem niedrigeren Temperaturniveau
gehalten werden als andere. Hierzu kann die Wärmezufuhr gezielt nur auf bestimmte
Abschnitte des Zuschnitts gerichtet werden oder die Teile, die weniger erwärmt werden
sollen, gegen die Wärmezufuhr abgeschirmt werden. In dem Teil des Zuschnittmaterials,
dessen Temperatur niedriger bleibt, entsteht im Zuge der Umformung im Werkzeug kein
oder nur deutlich weniger Martensit, so dass das Gefüge dort deutlich weicher ist
als in den jeweils anderen Teilen, in denen ein martensitisches Gefüge vorliegt. Auf
diese Weise kann im jeweils geformten Blechformteil gezielt ein weicherer Bereich
eingestellt werden, indem beispielsweise eine für den jeweiligen Verwendungszweck
optimale Zähigkeit vorliegt, während die anderen Bereiche des Blechformteils eine
maximierte Festigkeit besitzen.
[0056] Maximale Festigkeitseigenschaften des erhaltenen Blechformteils können dadurch ermöglicht
werden, dass die zumindest teilweise im Blechzuschnitt erreichte Temperatur zwischen
Ac3 und 1000 °C, bevorzugt zwischen 850 °C und 950 °C liegt.
[0057] Dabei ist die zu überschreitende Mindesttemperatur Ac3 gemäß der von
HOUGARDY, HP. in Werkstoffkunde Stahl Band 1: Grundlagen, Verlag Stahleisen GmbH,
Düsseldorf, 1984, p. 229., angegebenen Formel

mit %C = jeweiliger C-Gehalt, %Si = jeweiliger Si-Gehalt, %Mn = jeweiliger Mn-Gehalt,
%Cr = jeweiliger Cr-Gehalt, %Mo = jeweiliger Mo-Gehalt, %Ni =jeweiliger Ni-Gehalt
und %V = jeweiliger V-Gehalt des Stahls, aus dem der Zuschnitt besteht, bestimmt.
[0058] Eine optimal gleichmäßige Eigenschaftsverteilung lässt sich dadurch erreichen, dass
der Zuschnitt im Arbeitsschritt b) vollständig durcherwärmt wird.
[0059] Bei einer bevorzugten Ausführungsvariante beträgt die mittlere Aufheizgeschwindigkeit
r
Ofen des Blechzuschnittes beim Erwärmen in Schritt b) mindestens 3 K/s, bevorzugt mindestens
5 K/s, insbesondere mindestens 10 K/s, bevorzugt mindestens 15 K/s. Die mittlere Aufheizgeschwindigkeit
r
Ofen ist dabei als mittlere Aufheizgeschwindigkeit von 30 °C auf 700 °C zu verstehen.
[0060] Bei einer bevorzugten Ausführungsvariante erfolgt die Erwärmung in einem Ofen mit
einer Ofentemperatur T
Ofen von mindestens 850 °C, bevorzugt mindestens 880 °C, besonders bevorzugt mindestens
900 °C, insbesondere mindestens 920 °C, und maximal 1000 °C, bevorzugt maximal 950
°C, besonders bevorzugt maximal 930 °C.
[0061] Bevorzugt beträgt der Taupunkt im Ofen beträgt hierbei mindestens -20 °C, bevorzugt
mindestens -15 °C, insbesondere mindestens -5 °C, besonders bevorzugt mindestens 0
°C, insbesondere mindestens 5 °C und maximal +25 °C, bevorzugt maximal + 20 °C insbesondere
maximal +15 °C.
[0062] Bei einer speziellen Ausführungsvariante erfolgt die Erwärmung in Schritt b) stufenweise
in Bereichen mit unterschiedlicher Temperatur. Insbesondere erfolgt die Erwärmung
in einem Rollenherdofen mit unterschiedlichen Heizzonen. Hierbei erfolgt die Erwärmung
in einer ersten Heizzone mit einer Temperatur (sogenannte Ofeneinlauftemperatur) von
mindestens 650 °C, bevorzugt mindestens 680 °C, insbesondere mindestens 720 °C. Maximal
beträgt die Temperatur in der ersten Heizzone bevorzugt 900 °C, insbesondere maximal
850 °C. Weiterhin bevorzugt beträgt die maximale Temperatur aller Heizzonen im Ofen
maximal 1200 °C, insbesondere maximal 1000 °C, bevorzugt maximal 950 °C, besonders
bevorzugt maximal 930 °C.
[0063] Die Gesamtzeit im Ofen t
Ofen, die sich aus einer Erwärmungszeit und einer Haltezeit zusammensetzt, beträgt bei
beiden Varianten (konstante Ofentemperatur, stufenweise Erwärmung) bevorzugt mindestens
2 Minuten, insbesondere mindestens 3 Minuten, bevorzugt mindestens 4 Minuten. Weiterhin
beträgt die Gesamtzeit im Ofen bei beiden Varianten bevorzugt maximal 20 Minuten,
insbesondere maximal 15 Minuten, bevorzugt maximal 12 Minuten, insbesondere maximal
8 Minuten. Längere Gesamtzeiten im Ofen haben den Vorteil, dass eine gleichmäßige
Austenitisierung des Blechzuschnittes sichergestellt ist. Andererseits führt ein zu
langes Halten oberhalb von Ac3 zu einer Kornvergröberung, die sich negativ auf die
mechanischen Eigenschaften auswirkt.
[0064] Der so erwärmte Zuschnitt wird aus der jeweiligen Erwärmungseinrichtung, bei der
es sich beispielsweise um einen konventionellen Erwärmungsofen, eine ebenso an sich
bekannte Induktionserwärmungseinrichtung oder eine konventionelle Einrichtung zum
Warmhalten von Stahlbauteilen handeln kann, entnommen und so schnell in das Umformwerkzeug
transportiert, dass seine Temperatur beim Eintreffen in dem Werkzeug zumindest teilweise
oberhalb von Ms+100 °C liegt, bevorzugt oberhalb von 600 °C, insbesondere oberhalb
von 650 °C, besonders bevorzugt oberhalb von 700 °C. Hierbei bezeichnet Ms die Martensitstarttemperatur.
Bei einer besonders bevorzugten Variante liegt die Temperatur zumindest teilweise
oberhalb der AC1-Temperatur. Bei allen diesen Varianten beträgt die Temperatur insbesondere
maximal 900 °C. Durch diese Temperaturbereiche wird insgesamt eine gute Umformbarkeit
des Materials gewährleistet.
[0065] Im Arbeitsschritt c) wird der Transfer des austenitisierten Zuschnitts von der jeweils
zum Einsatz kommenden Erwärmungseinrichtung zum Umformwerkzeug innerhalb von vorzugsweise
höchstens 20 s, insbesondere von maximal 15 s absolviert. Ein derart schneller Transport
ist erforderlich, um eine zu starke Abkühlung vor der Verformung zu vermeiden.
[0066] Das Werkzeug besitzt beim Einlegen des Zuschnitts typischerweise eine Temperatur
zwischen Raumtemperatur (RT) und 200 °C, bevorzugt zwischen 20 °C und 180 °C, insbesondere
zwischen 50 °C und 150 °C. Optional kann das Werkzeug in einer besonderen Ausführungsform
zumindest bereichsweise auf eine Temperatur T
WZ von mindestens 200 °C, insbesondere mindestens 300 °C temperiert sein, um das Bauteil
nur partiell zu härten. Weiterhin beträgt die Werkzeugtemperatur T
WZ bevorzugt maximal 600 °C, insbesondere maximal 550 °C. Es ist lediglich sicherzustellen,
dass die Werkzeugtemperatur T
WZ unterhalb der gewünschten Zieltemperatur T
Ziel liegt. Die Verweilzeit im Werkzeug t
WZ beträgt bevorzugt mindestens 2 s, insbesondere mindestens 3 s, besonders bevorzugt
mindestens 5 s. Maximal beträgt die Verweilzeit im Werkzeug bevorzugt 25 s, insbesondere
maximal 20 s.
[0067] Die Zieltemperatur T
Ziel des Blechformteils liegt zumindest teilweise unterhalb 400 °C, bevorzugt unterhalb
300 °C, insbesondere unterhalb von 250 °C, bevorzugt unterhalb von 200 °C, besonders
bevorzugt unterhalb von 180 °C, insbesondere unterhalb von 150 °C. Alternativ liegt
die Zieltemperatur T
Ziel des Blechformteils besonders bevorzugt unter Ms-50 °C, wobei Ms die Martensitstarttemperatur
bezeichnet. Weiterhin beträgt die Zieltemperatur des Blechformteils bevorzugt mindestens
20 °C, besonders bevorzugt mindestens 50 °C.
[0068] Die Martensitstarttemperatur eines im Rahmen der erfindungsgemäßen Vorgaben liegenden
Stahls ist gemäß der Formel:
Ms [°C] = (490,85 ― 302,6 %C ― 30,6 %Mn - 16,6 %Ni ― 8,9 %Cr + 2,4 %Mo―11,3 %Cu +
8,58 %Co + 7,4 %W ― 14,5 %Si)[°C/Gew.-%]
zu berechnen, wobei hier mit C% der C-Gehalt, mit %Mn der Mn-Gehalt, mit %Mo der
Mo-Gehalt, mit %Cr der Cr-Gehalt, mit %Ni der Ni-Gehalt, mit %Cu der Cu-Gehalt, mit
%Co der Co-Gehalt, mit %W der W-Gehalt und mit %Si der Si-Gehalt des jeweiligen Stahls
in Gew.-% bezeichnet sind.
[0069] Die AC1-Temperatur und die AC3-Temperatur eines im Rahmen der erfindungsgemäßen Vorgaben
liegenden Stahls ist gemäß den Formeln:
AC1[°C] = (739 ― 22*%C - 7*%Mn + 2*%Si + 14*%Cr + 13*%Ni + 20*%V)[)C/Gew.-%]
AC3[°C] = (902 - 225*%C + 19*%Si - 11*%Mn - 5*%Cr + 13*%Mo + 20*%Ni +55*%V)[)C/Gew.-%]
zu berechnen, wobei auch hiermit mit %C der C-Gehalt, mit %Si der Si-Gehalt mit %Mn
der Mn-Gehalt mit %Cr der Cr-Gehalt, mit %Mo der Mo-Gehalt, mit %Ni der Ni-Gehalt
und mit +%V der Vanadium-Gehalt des jeweiligen Stahls bezeichnet sind (
Brandis H 1975 TEW-Techn. Ber. 1 8-10).
[0070] Im Werkzeug wird der Zuschnitt somit nicht nur zu dem Blechformteil geformt, sondern
gleichzeitig auch die Zieltemperatur abgeschreckt. Die Abkühlrate im Werkzeuge r
WZ auf die Zieltemperatur beträgt insbesondere mindestens 20 K/s, bevorzugt mindestens
30 K/s, insbesondere mindestens 50 K/s, in besonderer Ausführung mindestens 100 K/s.
[0071] Nach dem Entnehmen des Blechformteils in Schritt e) erfolgt ein Abkühlen des Blechformteils
auf Raumtemperatur innerhalb einer Abkühldauer t
AB von 0,5 bis 600 s. Dies geschieht im Regelfall durch eine Luftabkühlung.
[0072] Bei dem erfindungsgemäßen Blechformteil handelt es sich bevorzugt um ein Bauteil
für ein Landfahrzeug, Seefahrzeug oder Luftfahrzeug. Besonders bevorzugt handelt es
sich um ein Automobilteil, insbesondere um ein Karrosserieteil. Bevorzugt ist das
Bauteil eine B-Säule, Längsträger, A-Säule, Schweller oder Querträger.
[0073] Näher erläutert wird die Erfindung im Zusammenhang mit den nachfolgenden Tabellen.
[0074] Zum Nachweis der Wirkung der Erfindung wurden mehrere Versuche durchgeführt. Dafür
wurden Brammen mit der in Tabelle 1 angegebenen Zusammensetzungen mit einer Dicke
von 200 - 280 mm und Breite von 1000 - 1200 mm erzeugt, in einem Stoßofen auf eine
jeweilige Temperatur T1 aufgeheizt und zwischen 30 und 450 min auf T1 gehalten, bis
die Temperatur T1 im Kern der Brammen erreicht war und die Brammen somit durcherwärmt
waren. Die Herstellungsparameter sind in Tabelle 2 angegeben. Die Brammen wurden mit
ihrer jeweiligen Durcherwärmungstemperatur T1 aus dem Stoßofen ausgetragen und einem
Warmwalzen unterzogen. Die Versuche wurden als kontinuierliche Warmbandwalzung ausgeführt.
Dazu wurden die Brammen zunächst zu einem Zwischenprodukt der Dicke 40 mm vorgewalzt,
wobei die Zwischenprodukte, welche bei der Warmbandwalzung auch als Vorbänder bezeichnet
werden können, am Ende der Vorwalzphase jeweils eine Zwischenprodukttemperatur T2
aufwiesen. Die Vorbänder wurden unmittelbar nach der Vorwalzung dem Fertigwalzen zugeführt,
sodass die Zwischenprodukttemperatur T2 der Walzanfangstemperatur für die Fertigwalzphase
entspricht. Die Vorbänder wurden zu Warmbänder mit einer Enddicke von 3 - 7 mm und
den in Tabelle 2 angegebenen jeweiligen Endwalztemperaturen T3 ausgewalzt, auf die
jeweilige Haspeltemperatur abgekühlt und bei den jeweiligen Haspeltemperaturen T4
zu Coils aufgewickelt und dann in ruhender Luft abgekühlt. Die Warmbänder wurden in
konventioneller Weise mittels Beizen entzundert, bevor sie einem Kaltwalzen mit den
in Tabelle 2 angegebenen Kaltwalzgraden unterzogen wurden. Anschließend wurden die
Bänder zu Coils gehaspelt, wobei eine Zugkraft verwendet wurde, die in Tabelle 2 angegeben
ist. Die Dicke der erzeugten Stahlbänder lag bei allen Versuchen bei 1,6 mm.
[0075] Von den so erzeugten Stahlbändern sind jeweils Zuschnitte abgeteilt worden, die für
die weiteren Versuche verwendet worden sind. Die Zuschnitte wurden anschließend jeweils
unterschiedlichen Schutzschichten beschichtet, wobei zur Referenz auch eine Probe
unbeschichtet belassen wurde. Dies geschah in allen Fällen mittels physikalischer
Gasphasenabscheidung. Für die weiteren Versuche sind aus den jeweiligen Zuschnitten
Blechformteil-Proben in Form von 200 x 300 mm
2 großen Platten warmpressgeformt worden. Dazu sind die Zuschnitte in einer Erwärmungseinrichtung,
beispielsweise in einem konventionellen Erwärmungsofen, von Raumtemperatur mit einer
mittleren Aufheizgeschwindigkeit r
Ofen (zwischen 30 °C und 700 °C) in einem Ofen mit einer Ofentemperatur T
Ofen erwärmt worden. Die Gesamtdauer im Ofen, die eine Erwärmen und eine Halten umfasst,
ist mit t
Ofen bezeichnet. Der Taupunkt der Ofenatmosphäre betrug in allen Fälle -5 °C. Anschließend
sind die Zuschnitte aus der Erwärmungseinrichtung entnommen und in ein Umformwerkzeug,
welches die Temperatur T
WZ besitzt, eingelegt worden. Beim Zeitpunkt des Entnehmens aus dem Ofen hatten die
Zuschnitte die Ofentemperatur angenommen. Die sich aus der für das Entnehmen aus der
Erwärmungseinrichtung, den Transport zum Werkzeug und das Einlegen ins Werkzeug zusammensetzende
Transferdauer t
Trans lag zwischen 5 und 14 s. Die Temperatur T
Einlg der Zuschnitte beim Einlegen in das Umformwerkzeug lag in allen Fällen oberhalb der
jeweiligen Martensitstarttemperatur +100 °C. Im Umformwerkzeug sind die Zuschnitte
zum jeweiligen Blechformteil umgeformt worden, wobei die Blechformteile im Werkzeug
mit einer Abkühlgeschwindigkeit r
WZ abgekühlt wurden. Die Verweildauer im Werkzeug wird mit t
WZ bezeichnet. Abschließend sind die Proben an Luft auf Raumtemperatur abgekühlt worden.
In Tabelle 3 sind diese Parameter nochmals zusammengefasst, wobei "RT" die Raumtemperatur
abkürzt.
[0076] Nach dem Umformprozess wurde die Masse der jeweiligen Proben bestimmt und mit der
Masse vor dem Erhitzen und Umformen verglichen.
[0077] Weiterhin wurde nach dem Umformen die Schweißeignung mittels des genannten Verfahrens
bestimmt.
[0078] In Tabelle 4 sind die Gesamtergebnisse zusammengestellt. In Spalte 4 ist der Beschichtungsstoff
angegeben. Die ersten drei Proben waren mit Magnesium beschichtet, so dass sich eine
Schutzschicht aus Magnesium und unvermeidbaren Verunreinigungen (<1 Gew-%) ergab.
Die Proben 4-6 waren mit Mangan beschichtet, so dass sich eine Schutzschicht aus Mangan
und unvermeidbaren Verunreinigungen (<1 Gew-%) ergab. In der Spalte 6 ist die relative
Massenänderung während des Umformprozesses angegeben. Idealerweise kommt es bei der
Wärmebehandlung lediglich zu einer geringen Massenzunahme durch Oxidation der Schutzschicht.
Bei Massenzunahmen von 0,5% und mehr ist die Oxidation zu stark und ein effektiver
Zunderschutz ist nicht gegeben. Im Falle der Varianten Mg 100nm und Mn 1000nm sinkt
die Masse trotz Oxidation. Bei den Proben kam es beim Umformprozess zur Delamination
von oxidischen Überzugsanteilen. Auch diese Schichten sind daher als Zunderschutz
ungeeignet. Zwischen beiden Extrema ist jedoch bei beiden Beschichtungen ein Auflagenfenster
gegeben, bei dem nur eine moderate und gewünschte Massenzunahme entsteht. Zusätzlich
konnte festgestellt werden, dass sich die Schweißeignung (WPS) der Proben mit geringer
Massenzunahme verbessert (In Tabelle 4 mit "i.O."= "in Ordnung" gekennzeichnet im
Gegensatz zu "n.i.O."="nicht in Ordnung").
Tabelle 1 (Stahlsorten)
Stahl |
C |
Si |
Mn |
Al |
Cr |
Nb |
Ti |
B |
P |
S |
N |
Sn |
As |
Cu |
Mo |
Ca |
Andere |
A |
0,235 |
0,3 |
1,3 |
0,05 |
0,28 |
0,003 |
0,04 |
0,0035 |
0,02 |
0,003 |
0,007 |
0,03 |
0,01 |
0,03 |
0,03 |
0,005 |
|
Tabelle 2 (Herstellungsbedingungen Stahlflachprodukt)
Prozess-variante |
T1 [°C] |
T2 [°C] |
T3 [°C] |
T4 [°C] |
KWG [%] |
Zugkraft Haspeln [daN] |
a |
1205 |
1060 |
820 |
550 |
55 |
1000 |
Angaben teilweise gerundet |
Tabelle 3 (Parameter Warmumformung)
Warmumformvariante |
Mittlere Aufheiz-geschwindigkeit rOfen [30 - 700 °C] [K/s] |
TOfen [°C] |
t Ofen [min.] |
Transfer-zeit [s] |
Taupunkt Ofen [°C] |
TEinlg [°C] |
TWZ [°C] |
tWZ [s] |
Abkühl- geschwindigkeit rWZ [K/s] |
TZiel [°C] |
I |
8 |
920 |
4 |
8 |
5 |
800 |
RT |
15 |
50 |
50 |
Angaben teilweise gerundet |
Tabelle 4 (Ergebnisse)
Versuch-Nr. |
Stahl |
Dicke des Stahlbandes [mm] |
Beschichtungsstoff |
Dicke der Schutzschicht [nm] |
Relative Massenänderung
 [%] |
Schweiß-eignung |
1* |
A |
1,6 |
Mg |
10 |
0,5 |
n.i.O. |
2 |
A |
1,6 |
Mg |
50 |
0,2 |
i.O. |
3* |
A |
1,6 |
Mg |
100 |
-0,4 |
n.i.O. |
4* |
A |
1,6 |
Mn |
250 |
0,5 |
n.i.O. |
5 |
A |
1,6 |
Mn |
500 |
0,3 |
i.O. |
6* |
A |
1,6 |
Mn |
1000 |
-0,3 |
i.O. |
7* |
A |
1,6 |
|
- |
-0,03 |
n.i.O. |
* nicht erfindungsgemäße Referenzbeispiele |
1. Stahlflachprodukt zur Herstellung eines Blechformteils durch Warmumformen, aufweisend
a) ein Stahlsubstrat, das aus einem Stahl, der 0,1 - 3 Gew.-% Mn und optional bis
zu 0,01 Gew.-% B aufweist, besteht und
b) einen auf mindestens einer Seite des Stahlsubstrats angeordneten Schutzüberzug,
dadurch gekennzeichnet, dass der Schutzüberzug eine Schutzschicht umfassend Mg mit einer Dicke von 20 - 80 nm
enthält oder eine Schutzschicht umfassend Mn mit einer Dicke von 350 - 800 nm enthält.
2. Stahlflachprodukt nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen (in Gew.-%) aus
C: |
0,04 - 0,45 Gew.-%, |
Si: |
0,02 - 1,2 Gew.-%, |
Mn: |
0,5 - 2,6 Gew.-%, |
Al: |
0,02 - 1,0 Gew.-%, |
P: |
≤ 0,05 Gew.-%, |
S: |
≤ 0,02 Gew.-%, |
N: |
≤ 0,02 Gew.-%, |
Sn: |
≤ 0,03 Gew.-%, |
As: |
≤ 0,01 Gew.-%, |
Ca: |
≤ 0,005 Gew.-%, |
sowie optional einem oder mehreren der Elemente "Cr, B, Mo, Ni, Cu, Nb, Ti, V, W"
in folgenden Gehalten
Cr: |
0,08 - 1,0 Gew.-%, |
B: |
0,001 - 0,010 Gew.-%, |
Mo: |
≤ 0,5 Gew.-%, |
Ni: |
≤ 0,5 Gew.-%, |
Cu: |
≤ 0,2 Gew.-%, |
Nb: |
0,01 - 0,2 Gew.-%, |
Ti: |
0,01 - 0,10 Gew.-%, |
V: |
≤ 0,3 Gew.-%, |
W: |
0,001 - 1,00 Gew.-%, |
besteht.
3. Verfahren zum Herstellen eines Stahlflachproduktes für die Warmumformung mit einem
Überzug umfassend folgende Arbeitsschritte:
a) Zurverfügungstellen einer Bramme oder einer Dünnbramme, die aus einem Stahl besteht,
der 0,1 - 3 Gew.-% Mn und optional bis zu 0,01 Gew.-% B aufweist;
b) Durcherwärmen der Bramme oder Dünnbramme bei einer Temperatur (T1) von 1000 - 1400
°C;
c) Optionales Vorwalzen der durcherwärmten Bramme oder Dünnbramme zu einem Zwischenprodukt
mit einer Zwischenprodukttemperatur (T2) von 1000 - 1200 °C;
d) Warmwalzen zu einem warmgewalzten Stahlflachprodukt, wobei die Endwalz-temperatur
(T3) 750 - 1000 °C beträgt;
e) optionales Haspeln des warmgewalzten Stahlflachprodukts, wobei die Haspel-Temperatur
(T4) höchstens 700 °C beträgt;
f) Optionales Entzundern des warmgewalzten Stahlflachprodukts;
g) optionales Kaltwalzen des Stahlflachprodukts, wobei der Kaltwalzgrad mindestens
30 % beträgt;
h) Beschichten des Stahlflachprodukt mit einer Schutzschicht umfassend Mg mit einer
Dicke von 20 - 80nm oder einer Schutzschicht umfassend Mn mit einer Dicke von 350
- 800 nm.
4. Verfahren nach Anspruch 3 dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichten mittels physikalischer Gasphasenabscheidung oder elektrolytischer
Abscheidung erfolgt.
5. Blechformteil, insbesondere geformt aus einem Stahlflachprodukt nach einem der Ansprüche
1 bis 2, aufweisend
a) ein Stahlsubstrat, das aus einem Stahl, der 0,1 - 3 Gew.-% Mn und optional bis
zu 0,01 Gew.-% B aufweist, besteht
b) und einen auf mindestens einer Seite des Stahlsubstrats angeordneten Schutzüberzug,
dadurch gekennzeichnet, dass der Schutzüberzug der Schutzüberzug eine Schutzschicht umfassend Mg mit einer Dicke
von 20 - 80nm enthält oder eine Schutzschicht umfassend Mn mit einer Dicke von 350
- 800 nm enhält.
6. Blechformteil nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Blechformteil eine auf dem Korrosionsschutzüberzug angeordnete Oxidschicht umfasst.
7. Blechformteil nach einem der Ansprüche 5 bis 6 dadurch gekennzeichnet, dass das Stahlsubstrat des Blechformteils ein Gefüge mit zumindest teilweise mehr als
80 % Martensit, bevorzugt zumindest teilweise mehr als 90 % Martensit, aufweist.
8. Blechformteil nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen (in Gew.-%) aus
C: |
0,04 - 0,45 Gew.-%, |
Si: |
0,02 - 1,2 Gew.-%, |
Mn: |
0,5 - 2,6 Gew.-%, |
Al: |
0,02 - 1,0 Gew.-%, |
P: |
≤ 0,05 Gew.-%, |
S: |
≤ 0,02 Gew.-%, |
N: |
≤ 0,02 Gew.-%, |
Sn: |
≤ 0,03 Gew.-%, |
As: |
≤ 0,01 Gew.-%, |
Ca: |
≤ 0,005 Gew.-%, |
sowie optional einem oder mehreren der Elemente "Cr, B, Mo, Ni, Cu, Nb, Ti, V, W"
in folgenden Gehalten
Cr: |
0,08 - 1,0 Gew.-%, |
B: |
0,001 - 0,010 Gew.-%, |
Mo: |
≤ 0,5 Gew.-%, |
Ni: |
≤ 0,5 Gew.-%, |
Cu: |
≤ 0,2 Gew.-%, |
Nb: |
0,01 - 0,2 Gew.-%, |
Ti: |
0,01 - 0,10 Gew.-%, |
V: |
≤ 0,3 Gew.-%, |
W: |
0,001 - 1,00 Gew.-%, |
besteht.
9. Verfahren zum Herstellen eines Blechformteils umfassend folgende Arbeitsschritte:
a. Bereitstellen eines Blechzuschnitts aus einem Stahlflachprodukt nach einem der
Ansprüche 1 bis 2;
b. Erwärmen des Blechzuschnitts derart, dass zumindest teilweise die AC3 Temperatur
des Zuschnitts überschritten ist und die Temperatur TEinlg des Zuschnitts beim Einlegen in ein für ein Warmpressformen vorgesehenes Umformwerkzeug
(Arbeitsschritt c)) zumindest teilweise eine Temperatur oberhalb von Ms+100 °C aufweist,
wobei Ms die der Martensitstarttemperatur bezeichnet;
c. Einlegen des erwärmten Blechzuschnitts in ein Umformwerkzeug, wobei die für das
Entnehmen aus der Erwärmungseinrichtung und das Einlegen des Zuschnitts benötigte
Transferdauer tTrans höchstens 20 s, bevorzugt höchstens 15 s, beträgt;
d. Warmpressformen des Blechzuschnitts zu dem Blechformteil, wobei der Zuschnitt im
Zuge des Warmpressformens über eine Dauer tWZ von mehr als 1 s mit einer zumindest teilweise mehr als 30 K/s betragenden Abkühlgeschwindigkeit
rWZ auf die Zieltemperatur TZiel abgekühlt und optional dort gehalten wird;
e. Entnehmen des auf die Zieltemperatur TZiel abgekühlten Blechformteils aus dem Werkzeug;
f. Abkühlen des Blechformteils auf Raumtemperatur.
10. Verfahren nach Anspruch 9, wobei die zumindest teilweise im Blechzuschnitt erreichte
Temperatur in Schritt b) zwischen Ac3 und 1000 °C, bevorzugt zwischen 850 °C und 950
°C liegt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 10, wobei die Zieltemperatur TZiel des Blechformteils zumindest teilweise unterhalb 400 °C, bevorzugt unterhalb 300
°C liegt.