[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur direktionalen Signalverarbeitung für ein
Hörsystem mit wenigstens einem ersten Hörinstrument, wobei aus einem Umgebungsschall
durch einen elektroakustischen ersten Eingangswandler des ersten Hörinstruments ein
erstes Eingangssignal erzeugt wird, und durch einen elektroakustischen zweiten Eingangswandler
des Hörsystems ein zweites Eingangssignal erzeugt wird, wobei in Abhängigkeit einer
Verarbeitung des ersten Eingangssignals und/oder des zweiten Eingangssignals ein erstes
Ausgangssignal erzeugt wird.
[0002] In einem Hörgerät für eine Versorgung einer Hörschwäche ist eine der schwierigsten
Situationen die Unterstützung eines Hörgeschädigten in einer Konversation mit mehreren
potentiellen Gesprächspartnern (z.B. sog. "Cocktail-Party"-Hörsituation). Hierbei
sind meist mehrere Nutzsignale, welche in den Gesprächsbeiträgen der Gesprächspartner
gegeben sind, von einem Rauschhintergrund abzusetzen, welcher seinerseits weitere,
möglicherweise undefinierte bis bruchstückhafte Sprachsignale enthalten kann, und
welcher zudem meist keine klar definierten Quellen aufweist.
[0003] In einem Zwiegespräch kann sich ein Hörgeschädigter zumeist voll auf das Gespräch
mit dem einzigen Gesprächspartner konzentrieren, sodass er auch besondere Aufmerksamkeit
auf non-verbale Kommunikationselemente wie Gestik und/oder Mimik des Gesprächspartners
sowie auf direkte Interaktion mit dem Gesprächspartner (also z.B. kurze, wechselseitige
Einwürfe o.ä.) richten kann. Ein Zwiegespräch kann hierbei durch eine besondere Hervorhebung
der Sprachbeiträge des einzigen Gesprächspartners in effizient lösbarer Weise durch
ein Hörgerät unterstützt werden.
[0004] Bei mehreren Gesprächspartnern ist jedoch die Unterstützung durch ein Hörgerät meist
allein schon dadurch erschwert, dass die einzelnen Gesprächsbeiträge entweder nicht
zufriedenstellend gegen ein Hintergrundrauschen hervorgehoben werden können, oder
dass eine solche Hervorhebung zu einem unnatürlich klingenden und somit unangenehmen
Hintergrund führen kann. Überdies liegt oftmals einer der Gesprächspartner nicht in
Frontalrichtung des Hörgeschädigten, wodurch non-verbale Kommunikationselemente nicht
in gleichem Maße wahrgenommen werden, wie es bei einem Zwiegespräch der Fall wäre.
Dies, sowie eine potentielle mangelnde Synchronisierung des sog. "Turntaking", also
der Reihenfolge beim Sprechen, kann bei einem Hörgeschädigten zu einer erheblichen
Anstrengung führen, sodass dieser sich zunehmend in der Kommunikation zurücknimmt,
oder die Gesprächsrunde gar ganz verlässt, da er ihr immer weniger folgen kann.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, für ein Hörinstrument ein Verfahren
anzugeben, mittels dessen eine Unterstützung eines Hörgeschädigten möglichst zielgenau
in komplexen Gesprächssituationen erreichbar ist, und hierbei der Hintergrund möglichst
natürlich bleiben soll.
[0006] Die genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zur direktionalen
Signalverarbeitung für ein Hörsystem mit einem ersten Hörinstrument, wobei aus einem
Umgebungsschall durch einen elektroakustischen ersten Eingangswandler des ersten Hörinstruments
ein erstes Eingangssignal erzeugt wird, und durch einen elektroakustischen zweiten
Eingangswandler des Hörsystems ein zweites Eingangssignal erzeugt wird, wobei anhand
des ersten Eingangssignals und anhand des zweiten Eingangssignals eine Anzahl von
Gesprächspartnern eines Trägers des Hörsystems ermittelt wird, und wobei in Abhängigkeit
der ermittelten Anzahl der Gesprächspartner wenigstens eine Kompression und/oder eine
Richtmikrofonie und/oder eine Rauschunterdrückung in der Verarbeitung des ersten Eingangssignals
und/oder des zweiten Eingangssignals modifiziert wird, und hierdurch ein erstes Ausgangssignal
erzeugt wird. Vorteilhafte und teils für sich gesehen erfinderische Ausgestaltungen
sind Gegenstand der Unteransprüche und der nachfolgenden Beschreibung.
[0007] Als ein Hörinstrument ist hierbei generell jedwede Vorrichtung umfasst, welche dazu
eingerichtet ist, aus einem Umgebungssignal mittels eines Eingangswandlers ein elektrisches
Signal zu erzeugen, und dieses zu einem Ausgangssignal zu verarbeiten, sowie aus dem
Ausgangssignal ein Ausgangsschallsignal zu erzeugen und einem Gehör eines Trägers
dieser Vorrichtung zuzuführen. Unter einem Hörinstrument ist dabei insbesondere ein
Kopfhörer (z.B. als "Earbud"), ein Headset, eine Datenbrille mit Lautsprecher, etc.
umfasst. Als ein Hörinstrument ist aber auch ein Hörgerät im engeren Sinne umfasst,
also ein Gerät zur Versorgung einer Hörschwäche des Trägers, in welchem eines oder
mehrere Eingangssignale in Abhängigkeit audiologischer Anforderungen des Trägers zu
besagtem Ausgangssignal verarbeitet und dabei insbesondere frequenzbandabhängig verstärkt
wird, sodass das aus dem Ausganssignal mittels eines Lautsprechers o.ä. erzeugte Ausgangsschallsignal
dazu geeignet ist, insbesondere benutzerspezifisch die Hörschwäche des Trägers zumindest
teilweise zu kompensieren.
[0008] Unter einem elektroakustischen Eingangswandler ist hierbei insbesondere jedwede Vorrichtung
umfasst, welche dazu eingerichtet ist, aus einem Schallsignal ein entsprechendes elektrisches
Signal zu erzeugen. Insbesondere kann bei der Erzeugung des ersten bzw. zweiten Eingangssignals
durch den jeweiligen Eingangswandler auch eine Vorverarbeitung erfolgen, z.B. in Form
einer linearen Vorverstärkung und/oder einer A/D-Konvertierung. Das entsprechend erzeugte
Eingangssignal ist dabei insbesondere durch ein elektrisches Signal gegeben, dessen
Strom- und/oder Spannungsschwankungen im Wesentlichen die Schalldruck-Schwankungen
der Luft repräsentieren.
[0009] Das Hörsystem kann hierbei einerseits lediglich das erste Hörinstrument umfassen.
In diesem Fall ist der zweite Eingangswandler ebenfalls im ersten Hörinstrument angeordnet.
Die Anzahl an Gesprächspartnern kann dann insbesondere anhand von (monauraler) Richtmikrofonie
und/oder sonstiger direktionaler Signalverarbeitung erfolgen, wobei zusätzlich insbesondere
spektralen Analysen der Eingangssignale herangezogen werden können.
[0010] Bevorzugt ist jedoch das Hörsystem als ein binaurales Hörsystem ausgestaltet, welches
das erste Hörinstrument und ein zweites Hörinstrument umfasst, welche jeweils an einem
bzw. am anderen Ohr zu tragen sind, wobei das zweite Eingangssignal durch den zweiten
Eingangswandler des zweiten Hörinstruments erzeugt wird. In diesem Fall kann die Anzahl
an Gesprächspartnern insbesondere anhand von direktionaler Verarbeitung der beiden
Eingangssignale erreicht werden, indem bspw. anhand der beiden Eingangssignalen jeweils
mittels Richtmikrofonie Zwischensignale mit unterschiedlichen Richtcharakteristiken
erzeugt werden, und die Zwischensignale für die Detektion der Gesprächspartner herangezogen
werden.
[0011] Üblicherweise erfolgt die Signalverarbeitung in einem Hörinstrument, insbesondere
in einem Hörgerät zur Versorgung einer Hörschwäche, in Abhängigkeit von klassifizierten
"Hörsituationen" erfolgt. Diese Hörsituationen sind standardisierte Typen möglicher
akustischer Umgebungen, welche anhand bestimmter im Hörinstrument messbarer Merkmale
wie Signal-zu-Rausch-Verhältnis ("Signal-to-Noise Ratio", SNR), Sprachanteil, Sprachverständlichkeit
("Speech Intelligibility Index", SII) o.ä. bestimmt und eingeteilt werden.
[0012] Diese Einteilung kann jedoch dazu führen, dass in komplexen Hörsituationen mit mehreren
Gesprächspartnern im Beisein von Hintergrundgeräuschen (welche ggf. ebenfalls Sprachsignale
enthalten können, die jedoch irrelevant für den Träger sind) einerseits entweder eine
zu aggressive Rauschunterdrückung und/oder Richtmikrofonie erfolgt, sodass ein unnatürlicher
Klangeindruck entsteht, und zudem ggf. ein seitlich stehender Gesprächspartner gar
nicht von der Richtmikrofonie erfasst wird, oder andererseits einzelne Gesprächsbeiträge
nicht ausreichend hervorgehoben werden.
[0013] Die Erfindung löst dieses Problem, indem die akustischen Begebenheiten einer Situation
daraufhin untersucht werden, wie viele Gesprächspartner im Gespräch mit dem Träger
des Hörinstrumentes bzw. Hörsystems stehen. Insbesondere wird hierbei explizit eine
unterschiedliche Signalverarbeitung für den Fall eines Gesprächspartners einerseits
und für den Fall zweier oder mehrerer Gesprächspartner andererseits angewandt. Bevorzugt
wird auch bei zwei oder mehr Gesprächspartnern die Signalverarbeitung noch fallweise
differenziert angewandt, also insbesondere der Fall zweier Gesprächspartner vom Fall
dreier oder mehr Gesprächspartner unterschieden.
[0014] Unter einer Modifizierung einer Kompression und/oder einer Richtmikrofonie und/oder
einer Rauschunterdrückung in der Verarbeitung des ersten Eingangssignals und/oder
des zweiten Eingangssignals ist hierbei insbesondere umfasst, dass vom ersten Eingangssignal
und/oder vom zweiten Eingangssignal, insbesondere auch unter Verwendung der Signalanteile
noch weiterer Eingangssignale, ein Zwischensignal abgeleitet wird, und die Kompression
bzw. Rauschunterdrückung für dieses Zwischensignal in Abhängigkeit der Anzahl der
Gesprächspartner eingestellt wird. Insbesondere kann zudem das Zwischensignal durch
ein Richtsignal gegeben sein.
[0015] Dies beinhaltet insbesondere, dass bei nur einem erkannten Gesprächspartner und einer
ansonsten gegebenen akustische Situation für einen Parameter der Kompression bzw.
der Rauschunterdrückung bzw. der Richtmikrofonie ein bestimmter Wert angewandt wird,
und dem Parameter bei zwei oder mehr erkannten Gesprächspartnern ein anderer entsprechend
zugehöriger Wert zugewiesen wird. Das erste Ausgangssignal wird dann bevorzugt anhand
des Zwischensignals erzeugt, oder direkt durch selbiges gebildet.
[0016] Bevorzugt wird beim Bestimmen der Anzahl an Gesprächspartnern dynamisch die Sprachaktivität
eines ermittelten Gesprächspartners dahingehend berücksichtigt, dass nach einer vorgegebenen
Zeit ohne Sprachaktivität, also z.B. nach mindestens 100ms, bevorzugt 1s und besonders
bevorzugt 3s, sowie höchstens drei Minuten, bevorzugt höchstens eine Minute und besonders
höchstens 10 s, eine Person nicht weiter als ein Gesprächspartner gezählt wird. Somit
wird bevorzugt nach einer solchen Zeitspanne ohne entsprechenden Sprachbeitrag einer
Person, welche bis dahin als Gesprächspartner galt, die Anzahl der Gesprächspartner
folglich um 1 verringert (wenn nicht ein neuer Gesprächspartner hinzutritt).
[0017] Bevorzugt werden anhand des ersten Eingangssignals und des zweiten Eingangssignals
mittels Richtmikrofonie ein erstes Halbraum-Signal sowie ein zweites Halbraum-Signal
erzeugt, wobei die Kompression und/oder Richtmikrofonie und/oder Rauschunterdrückung
in Abhängigkeit der ermittelten Anzahl der Gesprächspartner auf das erste oder zweite
Halbraum-Signal angewandt wird, und/oder für jedes der beiden Halbraum-Signale getrennt
angewandt wird. Dies umfasst insbesondere, dass das jeweilige Halbraum-Signal Schall
aus einem Halbraum weitgehend, bevorzugt maximal, abschwächt, und entsprechend nur
für Schall aus dem anderen Halbraum (welcher also zum eben genannten komplementär
ist) nennenswerte Beiträge liefert. Insbesondere kann dabei der erste Halbraum, für
welchen das erste Halbraum-Signals nennenswerte Beiträge liefert, komplementär zum
zweiten Halbraum sein, welcher für das zweite Halbraum-Signal nennenswerte Beiträge
liefert (nicht jedoch für das erste Halbraum-Signal). Insbesondere kann das erste
und/oder das zweite Halbraum-Signal auch anhand eines oder mehrerer Zwischensignale
erzeugt werden, wobei das oder jedes Zwischensignal anhand des ersten und des zweiten
Eingangssignals erzeugt werden, insbesondere mittels Richtmikrofonie. Die Halbraum-Signale
sind eine vorteilhafte Art der Vorverarbeitung, auf welche dann abhängig von der Anzahl
der Gesprächspartner weitere Signalverarbeitung zur Verbesserung der Verständlichkeit
der Gesprächspartner angewandt werden kann.
[0018] Bevorzugt weist dabei das erste Halbraum-Signal eine Richtcharakteristik auf, welche
einen hinteren Halbraum maximal abschwächt, und/oder das zweite Halbraum-Signal eine
Richtcharakteristik auf, welche einen vorderen Halbraum maximal abschwächt, wobei
der vordere und der hintere Halbraum definiert sind bezüglich einer Frontalrichtung
des Trägers. Dies bedeutet insbesondere, dass der o.g. erste Halbraum (für welchen
nur das erste Halbraum-Signal nennenswerte Beiträge liefert) gegeben ist durch den
vorderen Halbraum, definiert bzgl. der Frontalrichtung des Trägers (bei bestimmungsgemäßem
Tragen des Hörsystems), und der o.g. zweite Halbraum (für welchen nur das zweite Halbraum-Signal
nennenswerte Beiträge liefert) gegeben ist durch den hinteren Halbraum.
[0019] Günstigerweise wird durch einen ersten hilfsweisen Eingangswandler des ersten Hörinstruments
aus dem Umgebungsschall ein erstes hilfsweises Eingangssignal erzeugt, und bevorzugt
durch einen zweiten hilfsweisen Eingangswandler des zweiten Hörinstruments ein zweites
hilfsweises Eingangssignal, wobei die Anzahl von Gesprächspartnern des Trägers des
binaurales Hörsystems zusätzlich anhand des ersten hilfsweisen Eingangssignals und/oder
des zweiten hilfsweisen Eingangssignals ermittelt wird. Dies bedeutet insbesondere,
dass das binaurale Hörsystem in jedem der beiden Hörinstrumente jeweils zwei Eingangssignale
erzeugt, auf welche ggf. eine lokale Vorverarbeitung (durch Richtmikrofonie) angewandt
werden kann. Das Ermitteln der Anzahl an Gesprächspartnern erfolgt zumindest in einem
(im ersten) Hörinstrument wenigstens anhand der beiden lokalen Eingangssignale (des
ersten Eingangssignals sowie des ersten hilfsweisen Eingangssignals) sowie wenigstens
eines Eingangssignals (des zweiten Eingangssignals), und bevorzugt anhand beider Eingangssignale
(also auch des zweiten hilfsweisen Eingangssignals), des anderen Hörinstrumentes (des
zweiten Hörinstrumentes), wobei hierzu insbesondere die jeweiligen Eingangssignale
(oder ein von diesen abgeleitetes Zwischensignal, welches ggf. mittels lokaler Richtmikrofonie
erzeugt sein kann) zum jeweils anderen Hörinstrument übertragen werden können. Durch
das hier beschriebene Vorgehen lässt sich mittels der hilfsweisen Eingangssignale
eine besonders präzise Bestimmung insbesondere einer Position eines Gesprächspartners
durchführen.
[0020] Bevorzugt wird dabei auch das erste Ausgangssignal anhand des ersten Eingangssignals
und des ersten hilfsweisen Eingangssignals, und insbesondere anhand des zweiten Eingangssignals
und/oder des zweiten hilfsweisen Eingangssignals erzeugt. Dies umfasst insbesondere,
dass in das erste Ausgangssignal die Signalanteile derselben Eingangssignale eingehen,
welche auch zum Bestimmen der Anzahl an Gesprächspartnern herangezogen werden.
[0021] Günstigerweise wird anhand des ersten und zweiten Eingangssignals, und bevorzugt
auch anhand des ersten und/oder zweiten hilfsweisen Eingangssignals, ein Sprachanteil
im Umgebungsschall überwacht, wobei anhand des ersten und zweiten Eingangssignals
eine räumliche Analyse zur Bestimmung der Anzahl und der Position der Gesprächspartner
durchgeführt wird, und hierzu insbesondere eine Winkelrichtung einer Schallquelle
des Umgebungsschalls ermittelt wird, und wobei anhand des Sprachanteils und der Winkelrichtung
eine Anwesenheit und eine Position eines einzelnen Sprechers ermittelt werden. Dies
ist insbesondere als eine Vorstufe für ein Bestimmen der Anzahl an Gesprächspartnern
vorteilhaft. Insbesondere wird auf einzelne Sprachanteile eine spektrale Analyse angewandt,
um eine bessere Unterscheidung verschiedener Sprecher voneinander zu erzielen.
[0022] Vorteilhafterweise wird in einem weiteren Schritt anhand des ersten und zweiten Eingangssignals,
und bevorzugt auch anhand des ersten und/oder zweiten hilfsweisen Eingangssignals,
für besagten einzelnen Sprecher eine Länge eines Gesprächsbeitrags und/oder ein Überlapp
eines Gesprächsbeitrags mit einem Gesprächsbeitrag des Trägers ermittelt, und hieraus
der einzelne Sprecher als ein Gesprächspartner des Trägers bestimmt. Hierdurch lassen
sich insbesondere Sprecher herausfiltern, welche in einer unübersichtlichen akustischen
Umgebung an anderen Gesprächen beteiligt sind, und somit keine Gesprächspartner des
Trägers sind.
[0023] Zweckmäßigerweise werden die Anwesenheit und Position des einzelnen Sprechers nur
in einem Halbraum ermittelt, welcher einem der beiden Halbraum-Signale entspricht.
Hierdurch kann, insbesondere für ein Ermitteln im vorderen Halbraum, eine Vorfilterung
der akustischen Umgebung erreicht werden.
[0024] Als weiter vorteilhaft erweist es sich zudem, wenn eine Änderung einer Position des
einzelnen Sprechers verfolgt wird. Dies kann z.B. durch ein hinreichend häufiges Aktualisieren
der Position erfolgen. Durch das Verfolgen seiner Position kann ein einmalig erkannter
Gesprächspartner als solcher identifiziert bleiben, ohne dass laufend eine neue, umfangreiche
Analyse hinsichtlich seiner spektralen Frequenzkomponenten im Sprachanteil oder hinsichtlich
des Überlapps seiner Gesprächsbeiträge zu erfolgen braucht.
[0025] In einer vorteilhaften Ausgestaltung wird bei einem Erkennen nur eines Gesprächspartners
ein vorgegebener erster Wert eines Verstärkungsparameters auf ein anhand des ersten
und/oder zweiten Eingangssignals erzeugtes Zwischensignal angewandt, und bei einem
Erkennen genau zweier Gesprächspartner ein zweiter Wert des Verstärkungsparameters
auf das Zwischensignal angewandt, welcher um 2 dB bis 5 dB geringer ist, als der erste
Wert, und/oder bei einem Erkennen genau dreier Gesprächspartner ein dritter Wert des
Verstärkungsparameters auf das Zwischensignal angewandt, welcher um 4 dB bis 10 dB
geringer ist, als der erste Wert. Das Zwischensignal kann hierbei insbesondere durch
ein Richtsignal gegeben sein, und insbesondere in das erste Ausgangssignal eingehen,
wobei ggf. noch eine zusätzliche frequenzbandabhängige Verstärkung und/oder Kompression
auf das Zwischensignal angewandt wird.
[0026] Bevorzugt wird für einen, zwei oder drei Gesprächspartner jeweils eine quantitativ
andere Signalverarbeitung vorgenommen, und zwar insbesondere dahingehend, dass eine
umso stärkere Rauschunterdrückung angewandt wird, je mehr Gesprächspartner anwesend
sind. Ab drei Gesprächspartnern aufwärts kann die Signalverarbeitung insbesondere
auch gleichbleiben.
[0027] Bevorzugt wird dabei als Verstärkungsparameter eine Verstärkung und/oder eine Rauschverstärkung
und/oder ein Offset einer Hintergrundverstärkung für das zweite Halbraum-Signal verwendet,
welches eine Richtcharakteristik aufweist, die einen vorderen Halbraum maximal abschwächt.
Dies bedeutet, dass mit zunehmender Anzahl der Gesprächspartner Schal aus dem hinteren
Halbraum zunehmend abgeschwächt wird.
[0028] Die Erfindung nennt weiter ein Hörsystem mit wenigstens einem ersten Hörinstrument,
wobei das Hörsystem dazu eingerichtet ist, das vorbeschriebene Verfahren durchzuführen.
Bevorzugt ist dabei das Hörsystem ausgestaltet als ein binaurales Hörsystem, welches
weiter ein zweites Hörinstrument umfasst.
[0029] Das erfindungsgemäße Hörsystem teilt die Vorzüge des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Die für das Verfahren und für seine Weiterbildungen angegebenen Vorteile können dabei
sinngemäß auf das Hörsystem übertragen werden.
[0030] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand von Zeichnungen näher
erläutert. Hierbei zeigen jeweils schematisch:
- Fig. 1
- in einem Blockschaltbild ein binaurales Hörsystem mit zwei Hörgeräten,
- Fig. 2
- in einer Draufsicht einen Träger des binauralen Hörsystems nach Fig. 1 sowie seine
Umgebung, und
- Fig. 3
- in einem Blockdiagramm den Ablauf eines Verfahrens zur Signalverarbeitung für das
binaurale Hörsystem nach Fig. 1 in Abhängigkeit der Gesprächspartner in der Umgebung
nach Fig. 2.
[0031] Einander entsprechende Teile und Größen sind in allen Figuren jeweils mit denselben
Bezugszeichen versehen.
[0032] In Figur 1 ist schematisch in einem Blockschaltbild ein binaurales Hörsystem HS mit
einem ersten Hörinstrument H1 und einem zweiten Hörinstrument H2 dargestellt. Die
beiden Hörinstrumente H1, H2 sind vorliegend als ein erstes bzw. zweites Hörgerät
HG1, HG2 ausgestaltet, welche für eine Versorgung einer Hörschwäche des Trägers des
binauralen Hörsystems HS eingerichtet und vorgesehen sind. Das erste Hörgerät HG1
weist einen ersten Eingangswandler M1 sowie einen ersten hilfsweisen Eingangswandler
Mh1 auf, während das zweite Hörgerät HG2 einen zweiten Eingangswandler M2 sowie einen
zweiten hilfsweisen Eingangswandler Mh2 aufweist. Die besagten Eingangswandler sind
dabei jeweils durch entsprechende Mikrofone gegeben.
[0033] Der erste Eingangswandler M1 und der erste hilfsweise Eingangswandler Mh1 sind jeweils
dazu eingerichtet, aus einem Umgebungsschall Us ein erstes Eingangssignal E1 bzw.
ein erstes hilfsweises Eingangssignal Eh1 zu erzeugen. Entsprechend sind der zweite
Eingangswandler M2 und der zweite hilfsweise Eingangswandler Mh2 jeweils dazu eingerichtet,
aus dem Umgebungsschall Us ein zweites Eingangssignal E2 bzw. ein zweites hilfsweises
Eingangssignal Eh2 zu erzeugen.
[0034] Das erste Hörgerät HG1 weist eine erste Steuereinheit St1 auf, welche das erste Eingangssignal
E1 und das erste hilfsweise Eingangssignal Eh1 in noch beschreibender Weise zu einem
ersten Ausgangssignal Out1 verarbeitet, das durch einen ersten Ausgangswandler L1
des ersten Hörgerätes HG1 in ein erstes Ausgangsschallsignal Sout1 umgewandelt wird.
Der erste Ausgangswandler L1 ist hierbei durch einen Lautsprecher gegeben. Der erste
Ausgangswandler L1 könnte jedoch genauso auch durch einen Knochenleithörer gegeben
sein. In entsprechender Weise umfasst das zweite Hörgerät eine zweite Steuereinheit
St2, welche das zweite Eingangssignal E2 und das zweite hilfsweise Eingangssignal
Eh2 zu einem zweiten Ausgangssignal Out2 verarbeitet. Das zweite Ausgangssignal Out2
wird durch einen zweiten Ausgangswandler (nicht dargestellt) des zweiten Hörgerätes
HG2 in ein zweites Ausgangsschallsignal umgewandelt.
[0035] In Figur 2 ist in einer Draufsicht ein Träger T1 des binauralen Hörsystems HS nach
Figur 1 dargestellt. In einer Umgebung des Trägers befinden sich mehrere Personen
P1-P5, wobei insbesondere außerhalb des dargestellten Ausschnitts auch noch weitere,
nicht gezeigte Personen anwesend sein können. Die Personen P1-P5 befinden sich teilweise
in Gesprächen miteinander, oder auch mit dem Träger T1, wobei zusätzlich auch noch
nicht näher dargestellte Hintergrundgeräusche (etwa durch entferntere oder nicht mehr
lokalisierbare Konversationen, oder auch durch Verkehrs- oder sonstigen Umgebungslärm)
vorhanden sein können. Die Personen P1, P2, P3, welche sich bezüglich einer Frontalrichtung
F des Trägers T1 in einem vorderen Halbraum R1 befinden, sind mit dem Träger T1 in
ein Gespräch verwickelt, und somit als seine Gesprächspartner G1, G2, G3 anzusehen.
Die Person P4, welche ebenfalls im vorderen Halbraum R1 des Trägers T1 steht, nimmt
an einem anderen Gespräch teil. Die Person P5 steht im zum vorderen Halbraum R1 komplementären
hinteren Halbraum R2 des Trägers T1, und nimmt folgerichtig auch nicht am Gespräch
mit dem Träger teil, sondern ist in ein anderes Gespräch verwickelt (die entsprechenden
Gesprächspartner der Personen P4 und P5 sind in Figur 2 nicht dargestellt).
[0036] Die Vielzahl an ihn umgebenden Gesprächen (hier exemplarisch die Gespräche der Personen
P4 und P5) sowie zusätzliche Hintergrundgeräusche erschweren es dem Träger T1, seinem
eigenen Gespräch mit seinen Gesprächspartnern G1-G3 zu folgen. Er muss sich ggf. stärker
konzentrieren, kann weniger die non-verbalen Kommunikationselemente (z.B. Gestik,
Mimik) der Gesprächspartner G1-G3 beachten, und ist daher in seiner vollständigen
Teilhabe am Gespräch potentiell eingeschränkt.
[0037] Für die Lösung dieses Problems wird ein Verfahren vorgeschlagen, welches anhand eines
in Figur 3 gezeigten Blockdiagramms erläutert wird.
[0038] Wie in Figur 1 beschrieben, werden im ersten Hörgerät HG1 aus dem Umgebungsschall
Us das erste Eingangssignal E1 sowie das erste hilfsweise Eingangssignal Eh1 erzeugt,
und im zweiten Hörgerät HG2 das zweite Eingangssignal E2 sowie das zweite hilfsweise
Eingangssignal Eh2. Der Umgebungsschall Us umfasst dabei die Gesprächsbeiträge der
Personen P1-P5, sowie noch weitere lokalisierte und/oder diffuse Hintergrundgeräusche.
[0039] Es wird nun anhand der besagten Eingangssignale E1, E2, Eh1, Eh2 die Anzahl der Gesprächspartner
des Trägers T1 für die in Figur 2 beschriebene Situation ermittelt. Hierfür werden
mittels geeigneter Kommunikationseinrichtungen (nicht dargestellt) der beiden Hörgeräte
HG1, HG2 die im zweiten Hörgerät erzeugten Eingangssignale E2, Eh2 und/oder ein von
diesen durch eine lokale Vorverarbeitung erzeugtes zweites Zwischensignal Z2 vom zweiten
Hörgerät HG2 an das erste Hörgerät HG1 übertragen. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel
wird lediglich besagtes zweites Zwischensignal Z2 übertragen, die Eingangssignale
E2, Eh2 des zweiten Hörgerätes HG2 werden nicht an das erste Hörgerät übertragen.
[0040] Anhand des ersten Eingangssignals E1 und des ersten hilfsweisen Eingangssignals Eh1
sowie anhand des zweiten Eingangssignals E2 und des zweiten hilfsweisen Eingangssignals
Eh2 (insbesondere in Form des zweiten Zwischensignals Z2) werden nun jeweils Winkelrichtungen
αj einzelner Schallquellen SQj sowie Sprachanteile SpA ermittelt. Hierfür kann bspw.
aus den genannten Eingangssignalen E1, Eh1, E2, Eh2 bzw. Z2 ein Richtsignal mit veränderlicher
Maximalrichtung (keulenförmig Richtsignal) oder mit veränderlicher Minimalrichtung
(kerbenförmiges Richtsignal) erzeugt werden. Insbesondere kann hierbei zunächst die
Winkelrichtung αj einer Schallquelle SQj ermittelt werden, und anschließend der Sprachanteil
SpA für diese Schallquelle SQj bestimmt werden, um zu erkennen, ob es sich bei der
Schallquelle SQj um einen Sprecher handelt. Hierdurch wird die Anwesenheit und die
Position einzelner Sprecher in der Umgebung des Trägers T1 ermittelt. Insbesondere
können hierbei einzelne Sprecher durch eine spektrale Analyse der Sprachanteile SpA
voneinander unterschieden werden.
[0041] Um nun zu erkennen, ob Sprachbeitrage Bj eines wie beschrieben ermittelten und lokalisierten
Sprechers einem Gespräch mit dem Träger T1 zugehörig sind, und der Sprecher also ein
Gesprächspartner Gj des Trägers T1 ist, werden Längen Dj der Sprachbeiträge Bj ermittelt,
sowie ein jeweiliger Überlapp ULj der Sprachbeiträge Bj mit Sprachbeiträgen BT des
Trägers T1 ermittelt. Bis zu einem geeignet zu wählenden Grenzwert kann ein Überlapp
ULj für einen Gesprächspartner Gj vorliegen, da in einem Gespräch immer wieder mit
einzelnen Einwürfen durch die Teilnehmer zu rechnen ist, welcher auch die Reihe des
Sprechens immer wieder neu festlegt. Übersteigt der Überlapp ULj jedoch diesen Grenzwert,
welcher insbesondere auch in Abhängigkeit einer Länge Dj des jeweiligen Sprachbeitrags
Bj gewählt werden kann, so ist davon auszugehen, dass dieser Sprachbeitrag Bj für
ein anderes Gespräch als dasjenige mit dem Träger T1 bestimmt ist. Entsprechend wird
der Sprecher nicht als ein Gesprächspartner gezählt. Insbesondere kann ein einmal
erkannter und lokalisierter Gesprächspartner gj in seiner Position verfolgt werden
(nicht dargestellt), um die ressourcenintensive Überprüfung seiner Sprachbeiträge
Bj nicht erneut durchführen zu müssen.
[0042] Auf die beschriebene Weise lassen sich die einzelnen Gesprächspartner Gj des Trägers
T1 identifizieren, und somit auch ihre Anzahl #N. Insbesondere kann die Ermittlung
der Anzahl an Gesprächspartnern auf den vorderen Halbraum R1 eingeschränkt werden
(etwa, indem überhaupt nur im vorderen Halbraum R1 Schallquellen SQj identifiziert
und lokalisiert werden).
[0043] In Abhängigkeit von besagter Anzahl #N an Gesprächspartnern Gj wird nun das anhand
der o.g. Eingangssignale E1, Eh1, E2, Eh2 das erste Ausgangssignal Out1 erzeugt. Hierfür
wird im ersten Hörgerät HG1 (also insbesondere in der ersten Steuereinheit St1) anhand
der besagten Eingangssignale E1, Eh1, E2, Eh2 (die Eingangssignale E2, Eh2 des zweiten
Hörgerätes HG2 können hierbei insbesondere zum zweiten Zwischensignal Z2 vorverarbeitet
sein) durch eine Richtmikrofonie BF ein erstes Halbraum-Signal SR1 erzeugt, welches
nur für Schallquellen SQj aus dem vorderen Halbraum R1, welcher vorliegend als ein
erster Halbraum definiert ist, nennenswerte Beiträge liefert, und Schallquellen SQj
aus dem hinteren Halbraum R2, welcher vorliegend als ein zweiter Halbraum definiert
ist, weitgehend vollständig abschwächt (wobei ggf. ein schmaler Übergangsbereich,
bspw. etwa von 10°-20° Winkelaufweitung, zwischen dem ersten und dem zweiten Halbraum
existiert, dessen Schallquellen in verringertem Maße in das erste Halbraum-Signal
SR1 eingehen). Das erste Halbraum-Signal SR1 ist somit ein Richtsignal, in welches
die Signalanteile der Eingangssignale E1, Eh1, E2, Eh2 eingehen (ggf. nach lokaler
Vorverarbeitung zum zweiten Zwischensignal Z2, und ggf. auch zu einem ersten Zwischensignal
aus den Eingangssignalen E1, Eh1).
[0044] In vergleichbarer Weise wird aus den besagten Eingangssignalen E1, Eh1, E2, Eh2 mittels
der Richtmikrofonie BF ein zweites Halbraum-Signal SR2 erzeugt, welches nur für Schallquellen
SQj aus dem vorderen Halbraum R2, nennenswerte Beiträge liefert, und Schallquellen
SQj aus dem vorderen Halbraum R1 weitgehend vollständig abschwächt (wobei ggf. ebenfalls
ein schmaler Übergangsbereich zwischen dem ersten und dem zweiten Halbraum existiert,
dessen Schallquellen in verringertem Maße in das zweite Halbraum-Signal SR2 eingehen).
[0045] In Abhängigkeit der Anzahl #N an Gesprächspartnern Gj wird nun ein Verstärkungswert
V1, V2 oder V3 für #N=1, #N=2 bzw. #N ≥ 3 auf das zweite Halbraum-signal SR2 angewandt
(d.h., in beschriebener Abhängigkeit ein bestimmter Wert für eine auf das zweite Halbraum-Signal
SR2 angewandte Verstärkung). Dies kann insbesondere frequenzbandabhängig erfolgen.
Das so verstärkte zweite Halbraum-Signal SR2 wird mit dem ersten Halbraum-Signal SR1
kombiniert, und hieraus das erste Ausgangssignal Out1 erzeugt (eine etwaige frequenzabhängige
Verstärkung oder Kompression des aus SR1 und SR2 kombinierten Signals ist noch möglich,
wird aber in Figur 3 nicht gesondert dargestellt).
[0046] In analoger Weise zum beschriebenen Vorgehen kann auch eine Kompression in Abhängigkeit
der Anzahl #N an Gesprächspartnern Gj angewandt werden, indem etwa für einen, zwei
und drei (bzw. noch mehr Gesprächspartner) sukzessive kürzere Attack-Konstanten und/oder
ein größeres Kompressionsverhältnis auf ein vom ersten Eingangssignal E1 und vom ersten
hilfsweisen Eingangssignal Eh1 abgeleitetes erstes Zwischensignal Z1 oder auf das
erste Halbraum-Signal SR1 angewandt wird. Weitere Möglichkeiten der Signalverarbeitung
in Abhängigkeit der Anzahl #N an Gesprächspartnern Gj bei der Erzeugung des ersten
Ausgangssignals Out1 sind denkbar.
[0047] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0048]
- BF
- Richtmikrofonie
- Bj
- Sprachbeitrag
- BT
- Sprachbeitrag (des Trägers)
- Dj
- Länge (des Sprachbeitrags Bj)
- E 1/2
- erstes/zweites Eingangssignal
- Eh1/2
- erstes/zweites hilfsweises Eingangssignal
- F
- Frontalrichtung
- G1-3, Gj
- Gesprächspartner
- H1/2
- erstes/zweites Hörinstrument
- HG1/2
- erstes/zweites Hörgerät
- HS
- binaurales Hörsystem
- L1
- erster Ausgangswandler
- M1/2
- erster/zweiter Eingangswandler
- Mh1/2
- erster/zweiter hilfsweisen Eingangswandler
- Out1/2
- erstes/zweites Ausgangssignal
- P1-5
- Person
- R1/2
- vorderer/hinterer Halbraum
- Sout1
- erstes Ausgangsschallsignal
- SpA
- Sprachanteil
- SQj
- Schallquelle
- SR1/2
- erstes/zweites Halbraum-Signal
- St1/2
- erste/zweite Steuereinheit
- T1
- Träger
- Us
- Umgebungsschall
- ULj
- Überlapp
- V1-3
- Verstärkungswert
- Z2
- zweites Zwischensignal
- #N
- Anzahl an Gesprächspartnern
- αJ
- Winkelrichtung
1. Verfahren zur direktionalen Signalverarbeitung für ein Hörsystem (HS) mit wenigstens
einem ersten Hörinstrument (H1),
wobei aus einem Umgebungsschall (Us) durch einen elektroakustischen ersten Eingangswandler
(M1) des ersten Hörinstruments (H1) ein erstes Eingangssignal (E1) erzeugt wird, und
durch einen elektroakustischen zweiten Eingangswandler (M2) des Hörsystems (HS) ein
zweites Eingangssignal (E2) erzeugt wird,
wobei anhand des ersten Eingangssignals (E1) und anhand des zweiten Eingangssignals
(E2) eine Anzahl (#N) von Gesprächspartnern (G1-3, Gj) eines Trägers (T1) des Hörsystems
(HS) ermittelt wird,
wobei in Abhängigkeit der ermittelten Anzahl (#N) der Gesprächspartner (G1-3, Gj)
wenigstens eine Kompression und/oder eine Richtmikrofonie und/oder eine Rauschunterdrückung
in der Verarbeitung des ersten Eingangssignals (E1) und/oder des zweiten Eingangssignals
(E2) modifiziert wird, und hierdurch ein erstes Ausgangssignal (Out1) erzeugt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei als Hörsystem (HS) ein binaurales Hörsystem mit dem ersten Hörinstrument (H1)
und einem zweiten Hörinstrument (H2) gegeben ist, und
wobei das zweite Eingangssignal (E2) durch einen zweiten Eingangswandler (M2) des
zweiten Hörinstruments (H2) erzeugt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder Anspruch 2,
wobei jeweils anhand des ersten Eingangssignals (E1) und des zweiten Eingangssignals
(E2) mittels Richtmikrofonie ein erstes Halbraum-Signal (SR1) und/oder ein zweites
Halbraum-Signal (SR2) erzeugt werden, und
wobei die Kompression und/oder Richtmikrofonie und/oder Rauschunterdrückung in Abhängigkeit
der ermittelten Anzahl (#N) der Gesprächspartner (G1-3, Gj)
- auf das erste oder zweite Halbraum-Signal (SR1, SR2) angewandt wird, und/oder
- für jedes der beiden Halbraum-Signale (SR1, SR2) getrennt angewandt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
wobei das erste Halbraum-Signal (SR1) eine Richtcharakteristik aufweist, welche einen
hinteren Halbraum (R2) maximal abschwächt, und/oder das zweite Halbraum-Signal (SR2)
eine Richtcharakteristik aufweist, welche einen vorderen Halbraum (R1) maximal abschwächt,
wobei der vordere und der hintere Halbraum (R1, R2) definiert sind bezüglich einer
Frontalrichtung (F) des Trägers (T1).
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
wobei durch einen ersten hilfsweisen Eingangswandler (Mh1) des ersten Hörinstruments
(H1) aus dem Umgebungsschall (Us) ein erstes hilfsweises Eingangssignal (Eh1) erzeugt
wird, und/oder durch einen zweiten hilfsweisen Eingangswandler (Mh2) des zweiten Hörinstruments
(H2) ein zweites hilfsweises Eingangssignal (Eh2), und
wobei die Anzahl (#N) von Gesprächspartnern (G1-3, Gj) des Trägers (T1) des binaurales
Hörsystems (HS) zusätzlich anhand des ersten hilfsweisen Eingangssignals (Eh1) und/oder
des zweiten hilfsweisen Eingangssignals (Eh2) ermittelt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
wobei das erste Ausgangssignal (Out1) anhand des ersten Eingangssignals (E1) und des
ersten hilfsweisen Eingangssignals (Eh1), und insbesondere anhand des zweiten Eingangssignals
(E2) und/oder des zweiten hilfsweisen Eingangssignals (Eh2) erzeugt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6,
wobei anhand des ersten und zweiten Eingangssignals (E1, E2) ein Sprachanteil (SpA)
im Umgebungsschall (Us) überwacht wird,
wobei anhand des ersten und zweiten Eingangssignals (E1, E2) eine Winkelrichtung (αj)
einer Schallquelle (SQj) des Umgebungsschalls (Us) ermittelt wird, und wobei anhand
des Sprachanteils (SPAj) und der Winkelrichtung (αj) eine Anwesenheit und eine Position
eines einzelnen Sprechers ermittelt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
wobei anhand des ersten und zweiten Eingangssignals (E1, E2) für besagten einzelnen
Sprecher
- eine Länge (Dj) eines Gesprächsbeitrags (Bj) und/oder
- ein Überlapp (ULj) eines Gesprächsbeitrags (Bj) mit einem Gesprächsbeitrag (BT)
des Trägers (T1) ermittelt wird, und hieraus der einzelne Sprecher als ein Gesprächspartner
(G1-3, Gj) des Trägers (T1) bestimmt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder Anspruch 8,
wobei die Anwesenheit und Position des einzelnen Sprechers nur in einem Halbraum (R1,
R2) ermittelt werden, welcher einem der beiden Halbraum-Signale (SR1, SR2) entspricht.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
wobei eine Änderung einer Position des einzelnen Sprechers verfolgt wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei bei einem Erkennen
- nur eines Gesprächspartners (G1-3, Gj) ein vorgegebener erster Wert (V1) eines Verstärkungsparameters
auf ein anhand des ersten und/oder zweiten Eingangssignals (E1, E2) erzeugtes Zwischensignal
angewandt wird, und
-- genau zweier Gesprächspartner (G1-3, Gj) ein zweiter Wert (V2) des Verstärkungsparameters
auf das Zwischensignal angewandt wird, welcher um 2 dB bis 5 dB geringer ist, als
der erste Wert, und/oder
-- genau dreier Gesprächspartner (G1-3, Gj) ein dritter Wert (V3) des Verstärkungsparameters
auf das Zwischensignal angewandt wird, welcher um 4 dB bis 10 dB geringer ist, als
der erste Wert.
12. Verfahren nach Anspruch 11 in Verbindung mit Anspruch 4,
wobei als Verstärkungsparameter eine Verstärkung und/oder eine Rauschverstärkung und/oder
ein Offset einer Hintergrundverstärkung für das zweite Halbraum-Signal (SR2) verwendet
wird, welches eine Richtcharakteristik aufweist, die einen vorderen Halbraum (R1)
maximal abschwächt.
13. Hörsystem (HS) mit wenigstens einem ersten Hörinstrument (H1), wobei das Hörsystem
(HS) dazu eingerichtet ist, das Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche
durchzuführen.
14. Hörsystem (HS) nach Anspruch 13, ausgestaltet als ein binaurales Hörsystem, welches
weiter ein zweites Hörinstrument (H2) umfasst, und welches dazu eingerichtet ist,
das Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 12 durchzuführen