[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Verarbeitung eines Phosphor (P)-haltigen
Kohlenwasserstoffstroms.
[0002] In Raffinerieprozessen kommen Stoffströme unterschiedlichen Ursprungs zum Einsatz,
welche mit unterschiedlichen Verunreinigungen belastet sein können. Eine wichtige
Rolle nehmen dabei Silizium (Si) und Phosphor (P) ein. So können Stoffströme beispielsweise
durch Silikonöle, die als Schmier- und Dichtungsmitteln in Raffinerieanlagen verwendet
werden, kontaminiert sein. Silikonöle werden teilweise auch als Prozesszusätze oder
Antischaummittel eingesetzt, zum Beispiel in Kokern oder Thermal Gasoil Units (TGU).
P-Verbindungen werden ebenfalls häufig als Additive eingesetzt, etwa als Korrosionsschutzmittel,
was sich in P-haltigen Verunreinigungen äußern kann.
[0003] Besonders bedeutsam sind derartige Verunreinigungen im Zusammenhang mit synthetischen
Rohölen. Synthetisches Rohöl, teilweise auch als Syncrude bezeichnet, kann aus unterschiedlichen
Prozessen gewonnen werden. Beispielsweise kann es sich bei synthetischem Rohöl um
Schieferöl handeln, welches durch Pyrolyse aus Ölschiefer gewonnen wird. Eine weitere
Quelle sind aus Ölsand gewonnene Kohlenwasserstoffe, insbesondere Bitumen, aus welchen
durch Upgrading synthetisches Rohöl erhalten werden kann. Darüber hinaus kann synthetisches
Rohöl auch aus Kunststoffmaterial, beispielsweise Kunststoffabfall, durch Cracken
hergestellt werden. Eine weitere Quelle von synthetischen Rohölen sind Biomasse, Holz
und andere biologische Rohstoffe, welche bereits aus natürlichem Ursprung organische
P-Verbindungen enthalten können (etwa Phospholipide und Nukleinsäuren) und welchen
häufig noch Si- und P-Verbindungen in Form von Imprägnierungen und Oberflächenbehandlungen
(etwa Flammschutzmittel, Oberflächenverbesserung durch Silikone, Silikonkleber, etc.)
zugesetzt sind. Synthetische Rohöle enthalten typischerweise unterschiedliche Verunreinigungen,
welche nachteilige Auswirkungen auf Raffinierungsprozesse und Raffinerieanlagen haben
können bzw. das Rohöl auch gänzlich ungeeignet für gewisse Raffinierungsprozesse machen
können. Art und Gehalt der Verunreinigungen können dabei je nach Quelle und Verfahren
zur Gewinnung des synthetischen Rohöls stark variieren. Si und P nehmen jedoch eine
wichtige Rolle ein.
[0004] Si und P können im Zusammenhang mit unterschiedlichen Prozessen in Raffinerieanlagen
für Probleme sorgen. So können Si- und P- Verbindungen beispielsweise schädlich für
Katalysatoren in Hydrieranlagen sein und etwa zur Verglasung führen. Typischerweise
müssen Si und P daher vor einem solchen Prozess entfernt werden. Eine Abtrennung erfolgt
üblicherweise durch aufwendige Guard-Betten. Guard-Betten verursachen jedoch laufende
Kosten, müssen regelmäßig getauscht werden, was wiederum ein Abschalten der Anlage
erfordert. Beim Einsatz großer Mengen von Kohlenwasserstoffströmen werden Guard-Betten
bereits bei geringen Si- oder P-Gehalten rasch überlastet und müssen häufig getauscht
werden.
[0005] Es besteht daher ein Bedarf an neuen und besseren Verfahren, um Si- und/oder P-haltige
Kohlenwasserstoffströme zu verwerten. Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
solche Verfahren zur Verfügung zu stellen.
[0006] Die vorliegende Erfindung betrifft daher ein Verfahren zur Verarbeitung eines Phosphor
(P)-haltigen Kohlenwasserstoffstroms, das Verfahren umfassend die folgenden Schritte:
- Bereitstellen des Kohlenwasserstoffstroms;
- Abtrennen einer P-reichen Fraktion vom Kohlenwasserstoffstrom, wobei die P-reiche
Fraktion einen Siedebereich mit einem unteren Ende von mindestens 350 °C und einen
P-Gehalt von mindestens 10 ppm aufweist;
- Verarbeiten der P-reichen Fraktion in einer Fluid Catalytic Cracking (FCC)-Einheit.
[0007] In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Kohlenwasserstoffstrom ein Phosphor
(P)- und Silizium (Si)-haltiger Kohlenwasserstoffstrom, wobei vom Kohlenwasserstoffstrom
zusätzlich zur P-reichen Fraktion eine Si-reiche Fraktion abgetrennt wird, wobei die
Si-reiche Fraktion einen Siedebereich mit einem unteren Ende von mindestens 120 °C
und einen Si-Gehalt von mindestens 10 ppm aufweist, und wobei die P-reiche Fraktion
und die Si-reiche Fraktion in der FCC-Einheit verarbeitet werden.
[0008] Bisher wurde im Stand der Technik grundsätzlich davon ausgegangen, dass Verunreinigungen
aus Kohlenwasserstoffströmen vor Raffinerieprozessen wie FCC entfernt werden müssen.
So beschreibt etwa die
WO 2021/201932 A1 ein Verfahren zur Pyrolyse von Kunststoffabfall, wobei die gesamte flüssige Fraktion
aus der Pyrolyse einer FCC-Einheit zugeführt wird. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen,
dass Verunreinigungen - neben zahlreichen weiteren auch P-Verbindungen und Silica
- im Kunststoffabfall auf möglichst unter 5 ppm entfernt werden müssen (
WO 2021/201932 A1, [0036]). Wenn dies nicht erreicht wird, muss ein separates Guard-Bett zur Entfernung
der Verunreinigungen vorgesehen werden (
WO 2021/201932 A1, [0037]). Zudem kann vor der FCC-Einheit eine Pretreater-Einheit vorgesehen werden,
um Schwefel, Stickstoff, Phosphor, Silica, Diene und Metalle zu entfernen (
WO 2021/201932 A1, [0014]).
[0009] Im Zuge der vorliegenden Erfindung hat sich nun überraschenderweise herausgestellt,
dass es im Fall von Si- und P-Verbindungen nicht erforderlich ist, diese vor einem
FCC-Prozess zu entfernen. Mehr noch - überraschenderweise kann eine FCC-Einheit sogar
gezielt zur Entfernung solcher Verbindungen eingesetzt werden. Dies ist eindrücklich
durch die hierin enthaltenen Beispiele gezeigt, worin mit Silikonöl oder organischen
P-Verbindungen überdosierte Kohlenwasserstoffströme selbst bei Konzentrationen von
1 Gew.-% (d.h. 10000 ppm) noch ohne Probleme in einer FCC-Einheit behandelt werden
konnten. Si und P wurden auch bei diesen hohen Konzentrationen effizient entfernt.
[0010] Ohne an eine Theorie gebunden zu sein, erklären die Erfinder dies damit, dass während
des FCC-Prozesses allfällige organische Komponenten von Si- und P-Verbindungen gespalten
werden, wobei formal SiO
2 oder PO
43- Gruppen entstehen. Im Gegensatz zu Hydrieranlagen, bei welchen die oberste Katalysatorschicht
verglasen kann, schaden die SiO
2 oder PO
43- Gruppen dem FCC-Prozess nicht. Stattdessen können sie sogar das Grundgerüst von FCC-Katalysatoren
erweitern. In FCC-Prozessen werden regelmäßig Zeolithe, welche aus einem Silikat-Gerüst
bestehen, und welche im aktiven Zentrum mit Phosphat-Gruppen modifiziert sein können,
als Katalysatoren eingesetzt. Nach Meinung der Erfinder können sich die im Prozess
entstehenden SiO
2 oder PO
43- Gruppen an bestehende Katalysatoren anlagern und in der Folge selbst als Katalysatoren
wirken bzw. die Katalysatoraktivität zumindest nicht negativ beeinflussen. Besonders
günstig ist dieser Effekt, wenn bereits ein Zeolith als Ausgangskatalysator eingesetzt
wird; allerdings ist auch der Einsatz von anderen Katalysatoren möglich.
[0011] Im Zusammenhang mit der Erfindung wird unter "P-haltig" vorzugsweise ein P-Gehalt
von mindestens 0,1 ppm, vorzugsweise mindestens 1 ppm, insbesondere mindestens 10
ppm verstanden.
[0012] Vorzugsweise enthält der Kohlenwasserstoffstrom organische P-Verbindungen, bevorzugt
Triarylphosphite und/oder Triarylphosphate. Triarylphosphite werden beispielsweise
als Zusätze in Kunststoffen eingesetzt, z.B. als Flammschutzmittel. Bei der Pyrolyse
von Kunststoffmaterial können Triarylphosphite teilweise in stabile Triarylphosphate
umgewandelt werden. Daher können etwa aus der Depolymerisation von Kunststoff gewonnene
synthetische Rohöle signifikante Mengen an Triarylphosphiten und/oder Triarylphosphaten
enthalten. Es ist daher auch bevorzugt, wenn der Kohlenwasserstoffstrom aus der Depolymerisation
von Kunststoffmaterial enthaltend Triarylphosphite erzeugt wird. Vorzugsweise handelt
es sich bei den Triarylphosphiten um Tris(2,4-di-tert-butylphenyl)phosphit, Trisphenylphosphit
und/oder Tristolylphosphit. Es ist besonders bevorzugt, wenn das Triarylphosphit Tris(2,4-di-tert-butylphenyl)phosphit
(
CAS Registry Nummer 31570-04-4) ist. Vorzugsweise beträgt die Konzentration von organischen P-Verbindungen, insbesondere
der genannten bevorzugten organischen P-Verbindungen, im Kohlenwasserstoffstrom mindestens
0,1 ppm, vorzugsweise mindestens 1 ppm, insbesondere mindestens 10 ppm.
[0013] Vorzugsweise weist die P-reiche Fraktion einen P-Gehalt von mindestens 20 ppm, bevorzugt
mindestens 30 ppm, mehr bevorzugt mindestens 40 ppm, mehr bevorzugt mindestens 50
ppm, mehr bevorzugt mindestens 60 ppm, mehr bevorzugt mindestens 70 ppm, mehr bevorzugt
mindestens 80 ppm, mehr bevorzugt mindestens 90 ppm, mehr bevorzugt mindestens 100
ppm, auf. Besonders bevorzugt ist es, wenn der P-Gehalt zwischen 10 und 10000 ppm,
mehr bevorzugt zwischen 15 und 2000 ppm, mehr bevorzugt zwischen 20 und 800 ppm, mehr
bevorzugt zwischen 30 und 700 ppm, mehr bevorzugt zwischen 40 und 600 ppm, mehr bevorzugt
zwischen 50 und 550 ppm, mehr bevorzugt zwischen 60 und 500 ppm, mehr bevorzugt zwischen
70 und 450 ppm, mehr bevorzugt zwischen 80 und 400 ppm, mehr bevorzugt zwischen 90
und 350 ppm, mehr bevorzugt zwischen 100 und 300 ppm, beträgt.
[0014] Vorzugsweise wird durch das Verarbeiten der P-reichen Fraktion in der FCC-Einheit
ein P-armes FCC-Produkt erhalten.
[0015] Unter "P-arm" wird hierin vorzugsweise ein geringerer P-Gehalt als "P-reich" verstanden,
d.h. das P-arme FCC-Produkt hat einen geringeren P-Gehalt als die P-reiche Fraktion.
Vorzugsweise weist das P-arme FCC-Produkt einen P-Gehalt von weniger als 10 ppm, bevorzugt
weniger als 5 ppm, mehr bevorzugt weniger als 1 ppm, mehr bevorzugt weniger als 0,5
ppm auf.
[0016] Im Rahmen der Erfindung hat sich gezeigt, dass P-Verbindungen typischerweise insbesondere
in Kohlenwasserstofffraktionen mit Siedebereichen ab 350 °C vorliegen können. Dies
gilt insbesondere auch für die oben genannten Triarylphosphite und Triarylphosphate.
Wenn die P-reiche Fraktion einen Siedebereich mit einem unteren Ende von mindestens
350 °C aufweist, kann daher ein großer Teil der P-Verbindungen vom Kohlenwasserstoffstrom
abgetrennt werden, ohne jedoch wertvolle leichtere Fraktionen mit Siedebereichen unter
350 °C mitzunehmen. Diese leichteren Fraktionen können daher vorteilhafterweise anderweitig
verwertet werden. Es ist daher bevorzugt, wenn die P-reiche Fraktion einen Siedebereich
mit einem unteren Ende von mindestens 350 °C, bevorzugt mindestens 360 °C, mehr bevorzugt
mindestens 370 °C, mehr bevorzugt mindestens 380 °C, mehr bevorzugt mindestens 385
°C, mehr bevorzugt mindestens 390 °C, mehr bevorzugt mindestens 395 °C, mehr bevorzugt
mindestens 400 °C, aufweist.
[0017] Um sicherzustellen, dass die wichtigsten P-Verbindungen mit der P-reichen Fraktion
abgetrennt werden, ist es andererseits auch vorteilhaft, wenn das untere Ende des
Siedebereichs der P-reichen Fraktion nicht zu hoch liegt. Vorzugsweise liegt das untere
Ende des Siedebereichs daher zwischen 350 °C und 500 °C, bevorzugt zwischen 360 °C
und 480 °C, mehr bevorzugt zwischen 370 °C und 470 °C, mehr bevorzugt zwischen 380
°C und 460 °C, mehr bevorzugt zwischen 385 °C und 450 °C, mehr bevorzugt zwischen
390 °C und 440 °C, mehr bevorzugt zwischen 395 °C und 430 °C, mehr bevorzugt zwischen
400 °C und 420 °C.
[0018] In Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es zudem bevorzugt, wenn
die P-reiche Fraktion einen Siedebereich mit einem oberen Ende von höchstens 1000
°C, bevorzugt höchstens 900 °C, mehr bevorzugt höchstens 800 °C, mehr bevorzugt höchstens
700 °C, mehr bevorzugt höchstens 600 °C, mehr bevorzugt höchstens 500 °C, aufweist.
Vorzugsweise liegt das obere Ende des Siedebereichs zwischen 450 °C und 1000 °C, mehr
bevorzugt zwischen 500 °C und 900 °C, mehr bevorzugt zwischen 600 °C und 800 °C. Durch
das Vorsehen eines Siedebereichs mit einem unteren und einem oberen Ende wie angegeben,
können jene Fraktionen mit den wichtigsten P-Verbindungen gezielt aus dem Kohlenwasserstoffstrom
herausgeschnitten werden.
[0019] Im Rahmen der Erfindung hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die P-reichen
Fraktion vor dem Verarbeiten in der FCC-Einheit einer Feststoffabreicherung unterzogen
wird. Vorzugsweise wird also die feststoffabgereicherte P-reiche Fraktion in der FCC-Einheit
verarbeitet. Es hat sich gezeigt, dass die P-reiche Fraktion häufig Feststoffe enthalten
kann, beispielsweise anorganische Salze. Derartige Feststoffe können negative Auswirkungen
auf die FCC-Einheit haben und dem FCC Katalysator schaden. Dies gilt insbesondere
dann, wenn es sich bei dem Kohlenwasserstoffstrom um einen synthetischen Rohölstrom
handelt, beispielsweise um einen aus der Depolymerisation von Kunststoffmaterial gewonnenen
synthetischen Rohölstrom. Kunststoffmaterial kann häufig Filler und ähnliche Zusätze
enthalten, was in höheren Feststoffgehalten im synthetischen Rohölstrom und in der
Folge in der P-reichen Fraktion resultieren kann.
[0020] Unter einer Feststoffabreicherung wird hierin vorzugsweise eine Verringerung des
Feststoffgehalts verstanden. Vorzugsweise beträgt der Feststoffgehalt der in der FCC-Einheit
verarbeiteten P-reichen Fraktion weniger als 3 Gew.-%, mehr bevorzugt weniger als
1 Gew.-%, noch mehr bevorzugt weniger als 0,5 Gew.-%, noch mehr bevorzugt weniger
als 0,3 Gew.-%, noch mehr bevorzugt weniger als 0,2 Gew.-%, noch mehr bevorzugt weniger
als 0,1 Gew.-%. Der Feststoffgehalt wird vorzugsweise bestimmt gemäß der Norm ASTM
D5631-21.
[0021] Die Feststoffabreicherung kann vor oder nach dem Abtrennen der P-reichen Fraktion
vom Kohlenwasserstoffstrom erfolgen, d.h. die P-reiche Fraktion kann die Feststoffabreicherung
auch als Teil des Kohlenwasserstoffstroms durchlaufen sein. Zwischen der Feststoffabreicherung
und dem Verarbeiten der P-reichen Fraktion in der FCC-Einheit können zudem noch weitere
Schritte erfolgen, z.B. können auch noch weitere Fraktionen von der feststoffabgereicherten
P-reichen Fraktion abgetrennt werden.
[0022] Um negative Auswirkungen auf den FCC-Prozess und den FCC-Katalysator zu minimieren,
ist es bevorzugt, wenn die in der FCC-Einheit verarbeitete P-reiche Fraktion einen
Aschegehalt von weniger als 0,1 Gew.-%, bevorzugt weniger als 0,05 Gew.-%, mehr bevorzugt
weniger als 0,02 Gew.-%, mehr bevorzugt weniger als 0,01 Gew.-% aufweist. Der Aschgehalt
kann vorzugsweise bestimmt werden gemäß der Norm ISO 6245:2002.
[0023] Um negative Auswirkungen auf den FCC-Prozess und den FCC-Katalysator zu minimieren,
ist es außerdem bevorzugt, wenn die in der FCC-Einheit verarbeitete P-reiche Fraktion
eine geringe Koksbildung aufweist. Vorzugsweise weist die P-reiche Fraktion einen
CCR (Conradson Carbon Residue) von weniger als 0,5 Gew.-%, bevorzugt weniger als 0,2
Gew.-%, mehr bevorzugt weniger als 0,1 Gew.-%, mehr bevorzugt weniger als 0,05 Gew.-%
auf. Der CCR kann vorzugsweise bestimmt werden gemäß der Norm ASTM D189-06(2019).
[0024] In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst die Feststoffabreicherung folgende Schritte:
Zugeben eines Lösungsmittels zur P-reichen Fraktion, um ein Gemisch zu bilden; Abtrennen
von Feststoffen aus dem Gemisch. Die Zugabe eines Lösungsmittels zur P-reichen Fraktion
hat den Vorteil, dass in der P-reichen Fraktion vorliegende Wachse zumindest teilweise
im Lösungsmittel gelöst werden können und somit besonders gut von den unerwünschten
Feststoffen getrennt werden können.
[0025] Das Lösungsmittel kann der P-reichen Fraktion mittels einer Einbringungsvorrichtung
zugegeben werden. Die Einbringungsvorrichtung kann eine Dosiervorrichtung, etwa eine
Dosierpumpe, aufweisen. Zur Zugabe des Lösungsmittels kann die P-reiche Fraktion einem
Behälter zugeführt werden, mit welchem die Einbringungsvorrichtung verbunden sein
kann. Der Behälter kann beheizbar sein, sodass das Lösen von in der P-reichen Fraktion
enthaltenem Wachs im Lösungsmittel bei einer bestimmten Temperatur erfolgen kann.
[0026] Vorzugsweise weist das Gemisch eine Temperatur von mindestens 80 °C auf, mehr bevorzugt
zumindest 100 °C, noch mehr bevorzugt zumindest 120 °C, noch mehr bevorzugt 140 °C,
noch mehr bevorzugt zumindest 160 °C. Wenn das Gemisch eine so hohe Temperatur aufweist,
können in der P-reichen Fraktion vorliegende Wachse noch besser gelöst werden und
Feststoffe können noch effizienter entfernt werden. Insbesondere ist es bevorzugt,
wenn das Gemisch eine Temperatur im Bereich von 80 bis 240 °C aufweist, mehr bevorzugt
von 100 bis 160 °C, noch mehr bevorzugt 100 bis 140 °C.
[0027] Das Gemisch kann vorzugsweise einem Druck im Bereich von 1 bis 25 bar ausgesetzt
werden, insbesondere im Bereich von 5 bis 16 bar. Dadurch kann die Verfahrensführung
weiter verbessert und ein schnelles Lösen von Wachs im Lösungsmittel erreicht werden.
[0028] Das Lösungsmittel kann vorzugsweise eine Siedetemperatur (bzw. einen Siedebereich)
im Bereich von 20 bis 270 °C aufweisen, mehr bevorzugt von 20 bis 250 °C, noch mehr
bevorzugt von 35 bis 200 °C, noch mehr bevorzugt von 50 bis 150 °C. Dies hat sich
als besonders günstig für das effiziente Lösen von Wachs erwiesen und ermöglicht außerdem
eine effiziente spätere Abtrennung des Lösungsmittels. Die Siedetemperatur (bzw. der
Siedebereich) des Lösungsmittels kann gemäß der Norm ASTM D5399-09:2017 oder ASTM
D2887-22:2022 bestimmt werden.
[0029] In einer bevorzugten Ausführungsform weist das Lösungsmittel zumindest 10 Gew.-%,
mehr bevorzugt zumindest 20 Gew.-%, noch mehr bevorzugt zumindest 50 Gew.-%, noch
mehr bevorzugt zumindest 70 Gew.-%, noch mehr bevorzugt zumindest 90 Gew.-%, eines
aliphatischen Kohlenwasserstoffs auf, bezogen auf das Gesamtgewicht des Lösungsmittels.
Bevorzugt besteht das Lösungsmittel aus einem aliphatischen Kohlenwasserstoff, oder
aus einer Mischung bestehend aus zwei oder mehreren aliphatischen Kohlenwasserstoffen.
Mit steigendem Anteil an aliphatischem Kohlenwasserstoff kann sich nicht nur die Fähigkeit
des Lösungsmittels zum Lösen von Wachs verbessern, sondern kann auch die Löslichkeit
von Feststoffen im Lösungsmittel verringert werden. Bei einem hohen Anteil an Aromaten
im Lösungsmittel können sich gewisse Feststoffe, beispielsweise Asphaltene oder Teer,
hingegen teilweise im Lösungsmittel lösen, was eine Abtrennung erschweren kann.
[0030] Der aliphatische Kohlenwasserstoff ist vorzugsweise aus der Gruppe aliphatischer
Kohlenwasserstoffe mit bis zu 15 Kohlenstoffatomen pro Molekül ausgewählt, insbesondere
von 4 bis 12 Kohlenstoffatomen pro Molekül. Als besonders gut geeignet haben sich
n-Pentan, n-Hexan, n-Heptan, iso-Dodecan, n-Tetradecan oder einer Mischung davon erwiesen.
[0031] Das Masseverhältnis zwischen der P-reichen Fraktion und dem Lösungsmittel kann vorzugsweise
im Bereich von 3:1 bis 1:5 liegen, mehr bevorzugt im Bereich von 1:1 bis 1:3. Hierdurch
kann das Lösen von Wachsen im Lösungsmittel schnell und möglichst vollständig erfolgen.
[0032] Das Abtrennen von Feststoffen aus dem Gemisch kann durch eine beliebige Trennmethode
erfolgen, vorzugsweise durch eine gravimetrische Abscheidung, eine Filtration und/oder
eine Fliehkraftabscheidung. Die gravimetrische Abscheidung kann eine Sedimentation
und/oder ein Dekantieren umfassen. Insbesondere kann die Abtrennung durch eine Filtration
erfolgen. Die Filtration kann mit einem Filtermedium, das eine Aktivkohle oder eine
Bleicherde umfassen kann, durchgeführt werden. Dadurch können etwaige gemeinsam mit
dem Wachs im Lösungsmittel gelöste, polare Komponenten (z.B. ein Teer oder ein Polyphenol)
gut abgetrennt und vom Filtermedium adsorbiert werden. Bei der Filtration können selbst
kleine Partikel gut entfernt werden.
[0033] Die Feststoffe können vorzugsweise anorganische Salze, keramische Rohstoffe, Asphaltene,
Teer und/oder Koks umfassen. Insbesondere können die Feststoffe Talkum, Eisenoxid
(z.B. Eisen(III)-oxid), Aluminiumoxid, Titandioxid, Magnesiumoxid und/oder Calciumcarbonat
umfassen. Handelt es sich beim Kohlenwasserstoffstrom um einen synthetischen Rohölstrom,
insbesondere aus der Depolymerisation von Kunststoffmaterial, kann der Feststoff einen
im Kunststoffmaterial enthaltenen Zusatzstoff umfassen. Beispielsweise kann der Zusatzstoff
einen Füllstoff, ein Farbpigment, und/oder ein Additiv umfassen.
[0034] In einer bevorzugten Ausführungsform wird nach dem Abtrennen der Feststoffe aus dem
Gemisch zumindest ein Teil des Lösungsmittels aus dem Gemisch abgetrennt. Das Abtrennen
des Lösungsmittels erfolgt dabei vorzugsweise vor dem Verarbeiten in der FCC-Einheit.
Dieses Abtrennen ermöglicht es, die Menge an Material, das in der FCC-Einheit verarbeitet
wird, zu reduzieren und so die Effizienz des Prozesses zu steigern.
[0035] Das Abtrennen des Lösungsmittels kann eine Verdampfung oder eine Extraktion unter
Druck umfassen. Vorzugsweise wird die Abtrennung des Lösungsmittels bei einer Temperatur
im Bereich von 50 bis 280 °C, mehr bevorzugt von 80 bis 150 °C, noch mehr bevorzugt
von 100 bis 130 °C durchgeführt. Vorzugsweise wird die Abtrennung des Lösungsmittels
bei einem Druck liegt im Bereich von 0,1 bis 2,5 bar, bevorzugt von 0,5 bis 1 bar
durchgeführt.
[0036] In einer bevorzugten Ausführungsform wird zumindest ein Teil des abgetrennten Lösungsmittels
für die Feststoffabreicherung wiederverwendet. Vor einer Rückführung in das Verfahren
kann das Lösungsmittel vorzugsweise zusätzlich gereinigt werden, bevorzugt durch Verdampfung,
insbesondere durch Rotationsverdampfung.
[0037] In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Kohlenwasserstoffstrom ein Phosphor
(P)- und Silizium (Si)-haltiger Kohlenwasserstoffstrom, wobei vom Kohlenwasserstoffstrom
zusätzlich zur P-reichen Fraktion eine Si-reiche Fraktion abgetrennt wird, wobei die
Si-reiche Fraktion einen Siedebereich mit einem unteren Ende von mindestens 120 °C
und einen Si-Gehalt von mindestens 10 ppm aufweist, und wobei die P-reiche Fraktion
und die Si-reiche Fraktion in der FCC-Einheit verarbeitet werden. Vorzugsweise wird
aus dem Verarbeiten der P-reichen Fraktion und der Si-reichen Fraktion ein P- und
Si-armes FCC-Produkt erhalten.
[0038] Offenbart ist zudem ein Verfahren zur Verarbeitung eines Silizium (Si)-haltigen Kohlenwasserstoffstroms,
das Verfahren umfassend die folgenden Schritte: Bereitstellen des Kohlenwasserstoffstroms;
Abtrennen einer Si-reichen Fraktion vom Kohlenwasserstoffstrom, wobei die Si-reiche
Fraktion einen Siedebereich mit einem unteren Ende von mindestens 120 °C und einen
Si-Gehalt von mindestens 10 ppm aufweist; und Verarbeiten der Si-reichen Fraktion
in einer Fluid Catalytic Cracking (FCC)-Einheit. Dieses Verfahren kann auch unabhängig
vom oben beschriebenen Verfahren zur Verarbeitung eines P-haltigen Kohlenwasserstoffstroms
eingesetzt werden.
[0039] Eine bevorzugte Ausführungsform betrifft ein Verfahren zur Verarbeitung eines Phosphor
(P) und Silizium (Si)-haltigen Kohlenwasserstoffstroms, das Verfahren umfassend die
folgenden Schritte:
- Bereitstellen des Kohlenwasserstoffstroms;
- Abtrennen einer P-reichen Fraktion vom Kohlenwasserstoffstrom, wobei die P-reiche
Fraktion einen Siedebereich mit einem unteren Ende von mindestens 350 °C und einen
P-Gehalt von mindestens 10 ppm aufweist;
- Abtrennen einer Si-reichen Fraktion vom Kohlenwasserstoffstrom, wobei die Si-reiche
Fraktion einen Siedebereich mit einem unteren Ende von mindestens 120 °C und einen
Si-Gehalt von mindestens 10 ppm aufweist;
- Verarbeiten der P-reichen Fraktion und der Si-reichen Fraktion in einer Fluid Catalytic
Cracking (FCC)-Einheit.
[0040] Vorzugsweise wird aus dem Verarbeiten der P-reichen Fraktion und der Si-reichen Fraktion
ein P-armes und Si-armes FCC-Produkt erhalten.
[0041] Im Zusammenhang mit der Erfindung wird unter "Si-haltig" vorzugsweise ein Si-Gehalt
von mindestens 0,1 ppm, vorzugsweise mindestens 1 ppm, insbesondere mindestens 10
ppm verstanden. Vorzugsweise enthält der Kohlenwasserstoffstrom organische Si-verbindungen,
bevorzugt Silikonöle oder Siloxane, mehr bevorzugt Dimethylsiloxane, insbesondere
cyclische Dimethylsiloxane, vorzugsweise ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Hexamethylcyclotrisiloxan,
Octamethylcyclotetrasiloxan, Decamethylcyclopentasiloxan und Dodecamethylcyclohexasiloxan
. Vorzugsweise beträgt die Konzentration von organischen Si-Verbindungen, insbesondere
der genannten bevorzugten organischen Si-Verbindungen, im Kohlenwasserstoffstrom mindestens
0,1 ppm, vorzugsweise mindestens 1 ppm, insbesondere mindestens 10 ppm.
[0042] Vorzugsweise weist die Si-reiche Fraktion einen Si-Gehalt von mindestens 20 ppm,
bevorzugt mindestens 30 ppm, mehr bevorzugt mindestens 40 ppm, mehr bevorzugt mindestens
50 ppm, mehr bevorzugt mindestens 60 ppm, mehr bevorzugt mindestens 70 ppm, mehr bevorzugt
mindestens 80 ppm, mehr bevorzugt mindestens 90 ppm, mehr bevorzugt mindestens 100
ppm, auf. Besonders bevorzugt ist es, wenn der Si-Gehalt zwischen 10 und 10000 ppm,
mehr bevorzugt zwischen 15 und 2000 ppm, mehr bevorzugt zwischen 20 und 800 ppm, mehr
bevorzugt zwischen 30 und 700 ppm, mehr bevorzugt zwischen 40 und 600 ppm, mehr bevorzugt
zwischen 50 und 550 ppm, mehr bevorzugt zwischen 60 und 500 ppm, mehr bevorzugt zwischen
70 und 450 ppm, mehr bevorzugt zwischen 80 und 400 ppm, mehr bevorzugt zwischen 90
und 350 ppm, mehr bevorzugt zwischen 100 und 300 ppm, beträgt.
[0043] Vorzugsweise wird durch das Verarbeiten der Si-reichen Fraktion in der FCC-Einheit
ein Si-armes FCC-Produkt erhalten.
[0044] Unter "Si-arm" wird hierin vorzugsweise ein geringerer Si-Gehalt als "Si-reich" verstanden,
d.h. das Si-arme FCC-Produkt hat einen geringeren Si-Gehalt als die Si-reiche Fraktion.
Vorzugsweise weist das Si-arme FCC-Produkt einen Si-Gehalt von weniger als 10 ppm,
bevorzugt weniger als 5 ppm, mehr bevorzugt weniger als 1 ppm, mehr bevorzugt weniger
als 0,5 ppm auf.
[0045] Im Rahmen der Erfindung hat sich gezeigt, dass Si-Verbindungen typischerweise insbesondere
in Kohlenwasserstofffraktionen mit Siedebereichen ab 120 °C vorliegen können. Handelt
es sich beim Kohlenwasserstoffstrom beispielsweise um einen synthetischen Rohölstrom,
welcher aus einem Ausgangsmaterial enthaltend Si-Polymere hergestellt wurde - etwa
ein aus der Depolymerisation von Kunststoffmaterial gewonnener Kohlenwasserstoffstrom
- kann der Kohlenwasserstoffstrom große Mengen an cyclischen Dimethylsiloxanen enthalten,
welche aus den Si-Polymeren im Zuge der Pyrolyse entstehen. Bei diesen kann es sich
insbesondere um folgende Verbindungen handeln:
- Hexamethylcyclotrisiloxan (Siedepunkt: 134-135 °C);
- Octamethylcyclotetrasiloxan (Siedepunkt: 171-175 °C);
- Decamethylcyclopentasiloxan (Siedepunkt: 210 °C);
- Dodecamethylcyclohexasiloxan (Siedepunkt: 245 °C).
[0046] Silikonöle, welche als Antischaummittel oder als Schmier- und Dichtungsmittel eingesetzt
werden, weisen häufig ebenfalls Siedepunkte > 200 °C auf.
[0047] Wenn die Si-reiche Fraktion einen Siedebereich mit einem unteren Ende von mindestens
120 °C aufweist, kann daher ein großer Teil der Si-Verbindungen vom Kohlenwasserstoffstrom
abgetrennt werden, ohne jedoch wertvolle leichtere Fraktionen mit Siedebereichen unter
120 °C mitzunehmen. Diese leichteren Fraktionen können daher vorteilhafterweise anderweitig
verwertet werden. Es ist bevorzugt, wenn die Si-reiche Fraktion einen Siedebereich
mit einem unteren Ende von mindestens 125 °C, bevorzugt mindestens 130 °C, mehr bevorzugt
mindestens 135 °C, mehr bevorzugt mindestens 140 °C, mehr bevorzugt mindestens 145
°C, mehr bevorzugt mindestens 150 °C, mehr bevorzugt mindestens 155 °C, mehr bevorzugt
mindestens 160 °C, mehr bevorzugt mindestens 170 °C, aufweist. So können die Si-Verbindung
noch gezielter abgetrennt werden und noch größere Siedebereiche anderweitig verwertet
werden.
[0048] Um sicherzustellen, dass die wichtigsten Si-Verbindungen mit der Si-reichen Fraktion
abgetrennt werden, ist es andererseits auch vorteilhaft, wenn das untere Ende des
Siedebereichs der Si-reichen Fraktion nicht zu hoch liegt. Vorzugsweise liegt das
untere Ende des Siedebereichs daher zwischen 120 °C und 230 °C, bevorzugt zwischen
130 °C und 220 °C, mehr bevorzugt zwischen 140 °C und 210 °C, mehr bevorzugt zwischen
145 °C und 205 °C, mehr bevorzugt zwischen 150 °C und 200 °C, mehr bevorzugt zwischen
155 °C und 195 °C, mehr bevorzugt zwischen 160 °C und 190 °C, mehr bevorzugt zwischen
165 °C und 185 °C, mehr bevorzugt zwischen 170 °C und 180 °C.
[0049] In Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es zudem bevorzugt, wenn
die Si-reiche Fraktion einen Siedebereich mit einem oberen Ende von höchstens 500
°C, bevorzugt höchstens 450 °C, mehr bevorzugt höchstens 400 °C, mehr bevorzugt höchstens
350 °C, mehr bevorzugt höchstens 300 °C, mehr bevorzugt höchstens 280 °C, mehr bevorzugt
höchstens 270 °C, mehr bevorzugt höchstens 260 °C, mehr bevorzugt höchstens 255 °C,
mehr bevorzugt höchstens 250 °C, mehr bevorzugt höchstens 245 °C, mehr bevorzugt höchstens
240 °C, mehr bevorzugt höchstens 235 °C, mehr bevorzugt höchstens 230 °C, mehr bevorzugt
höchstens 225 °C aufweist. Vorzugsweise liegt das obere Ende des Siedebereichs zwischen
205 °C und 500 °C, mehr bevorzugt zwischen 210 °C und 400 °C, mehr bevorzugt zwischen
215 °C und 300 °C, mehr bevorzugt zwischen 220 °C und 280 °C, mehr bevorzugt zwischen
225 °C und 260 °C, mehr bevorzugt zwischen 230 °C und 250 °C, mehr bevorzugt zwischen
235 °C und 245 °C. Durch das Vorsehen eines Siedebereichs mit einem unteren und einem
oberen Ende wie angegeben, können jene Fraktionen mit den wichtigsten Si-Verbindungen
gezielt aus dem Kohlenwasserstoffstrom herausgeschnitten werden. Dies gilt insbesondere
für die oben genannten cyclischen Dimethylsiloxane. Besonders vorteilhaft ist das
Vorsehen der angegebenen Siedebereiche daher, wenn es sich beim Kohlenwasserstoffstrom
um einen synthetischen Rohölstrom handelt, insbesondere um einen aus der Depolymerisation
von Kunststoffmaterial gewonnen Kohlenwasserstoffstrom.
[0050] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird vom Kohlenwasserstoffstrom
zusätzlich zur Si-reichen Fraktion eine leichte Fraktion abgetrennt. Vorzugsweise
handelt es sich bei der leichten Fraktion um eine Naphtha Fraktion. Vorzugsweise weist
die leichte Fraktion einen Siedebereich mit einem oberen Ende von höchstens 200 °C
auf, bevorzugt höchstens 190 °C, mehr bevorzugt höchstens 180 °C, mehr bevorzugt höchstens
170 °C, mehr bevorzugt höchstens 160 °C. Die Wahl eines solchen Siedebereichs für
die leichte Fraktion hat den Vorteil, dass bedeutsame Si-Verbindungen in der Regel
nicht darin enthalten sind, und die leichte Fraktion so ohne zusätzlich Abtrennung
von Si-Verbindungen weiterverwendet werden kann, etwa als wertvolle Naphtha Fraktion,
z.B. in einer Naphtha-Hydrotreating Anlage.
[0051] In einer bevorzugten Ausführungsform weist die leichte Fraktion einen Si-Gehalt von
weniger als 20 ppm, bevorzugt weniger als 10 ppm, mehr bevorzugt weniger als 5 ppm,
mehr bevorzugt weniger als 1 ppm, auf. Ebenso ist es bevorzugt, wenn die leichte Fraktion
einen P-Gehalt von weniger als 20 ppm, bevorzugt weniger als 10 ppm, mehr bevorzugt
weniger als 5 ppm, mehr bevorzugt weniger als 1 ppm, aufweist.
[0052] Im Rahmen der Erfindung hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Si-reichen
Fraktion vor dem Verarbeiten in der FCC-Einheit mit mindestens einer wässrigen Waschlösung
gewaschen wird. Vorzugsweise wird also die gewaschene Si-reiche Fraktion in der FCC-Einheit
verarbeitet. Durch eine solche Wäsche können unerwünschte Verbindungen entfernt werden,
welche in der Si-reiche vorhanden sein können und welche negative Auswirkungen auf
die FCC-Einheit haben können. So sind in Kohlenwasserstoffströmen häufig basische
Verbindungen, z.B. Amine, enthalten, welche den typischerweise sauren FCC Katalysator
teilweise deaktivieren könne. Dies ist insbesondere der Fall, wenn es sich beim Kohlenwasserstoffstrom
um einen synthetischen Rohölstrom handelt. Beispielweise können Amine aus in Kunststoffmaterial
enthaltenem Polyamid oder aus Biomasse in die Si-reiche Fraktion gelangen. Mit einer
wässrigen Wäsche können solche basischen Verbindungen, insbesondere Amine, vor der
FCC-Einheit entfernt werden. Das Waschen mit der mindestens wässrigen Waschlösung
kann dabei vor oder nach dem Abtrennen der Si-reichen Fraktion vom Kohlenwasserstoffstrom
erfolgen, d.h. die Si-reiche Fraktion kann die Wäsche auch als Teil des Kohlenwasserstoffstroms
durchlaufen. Zwischen dem Waschen der Si-reichen Fraktion und dem Verarbeiten in der
FCC-Einheit können zudem noch weitere Schritte erfolgen, z.B. können auch noch weitere
Fraktionen von der gewaschenen Si-reichen Fraktion abgetrennt werden.
[0053] Besonders bevorzugt ist es in diesem Zusammenhang, wenn der pH-Wert der mindestens
einen wässrigen Waschlösung weniger als 8 beträgt, vorzugsweise weniger als 7, bevorzugt
weniger als 6, mehr bevorzugt weniger als 5, mehr bevorzugt weniger als 4, noch mehr
bevorzugt weniger als 3, noch mehr bevorzugt weniger als 2, am meisten bevorzugt weniger
als 1. Die ermöglicht eine besonders effiziente Entfernung von basischen Verbindungen.
Besonders bevorzugt ist es, wenn der pH-Wert der wässrigen Waschlösung im Bereich
von 0 bis 8, bevorzugt 0,5 bis 7, mehr bevorzugt 1 bis 6, mehr bevorzugt von 1 bis
5, mehr bevorzugt von 2 bis 4, am meisten bevorzugt von 2,5 bis 3,5 liegt.
[0054] In einer bevorzugten Ausführungsform enthält die mindestens eine wässrige Waschlösung
Schwefelsäure. Vorzugsweise beträgt die Konzentration von Schwefelsäure zwischen 0,5
und 10 Gew.-%, insbesondere zwischen 1 und 5 Gew.-%.
[0055] Vorzugsweise erfolgt das Waschen mit der mindestens einen wässrigen Waschlösung bei
einer Temperatur von mindestens 20 °C, bevorzugt mindestens 30 °C, mehr bevorzugt
mindestens 40 °C, mehr bevorzugt mindestens 50 °C, mehr bevorzugt mindestens 60 °C,
mehr bevorzugt mindestens 70 °C. Das Vorsehen einer so hohen Temperatur ermöglicht
eine besonders gründliche Entfernung der unterwünschten basischen Verbindungen. Besonders
bevorzugt ist es, wenn das Waschen bei einer Temperatur im Bereich von 20 °C bis 120
°C, bevorzugt von 30 °C bis 110 °C, mehr bevorzugt von 40 °C bis 100 °C, noch mehr
bevorzugt von 50 °C bis 90 °C, noch mehr bevorzugt von 60 °C bis 80 °C erfolgt.
[0056] Typischerweise umfasst das Waschen der Si-reichen Fraktion mit einer wässrigen Waschlösung
das Vermischen der Si-reichen Fraktion mit der wässrigen Waschlösung, gefolgt vom
Abscheiden der gewaschenen Si-reichen Fraktion. Vorzugsweise wird das Waschen in einem
mechanischen Mischer, in einem statischen Mischer und/oder in einem Mixer-Settler
durchgeführt. Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn das Waschen in
einem Mixer-Settler durchgeführt wird. Typischerweise umfassen Mixer-Settler eine
kontinuierlich betriebene Mischzone und eine kontinuierliche betriebene Absetzzone
und erlauben daher die Durchführung des Mischens mit der wässrigen Waschlösung, sowie
des anschließenden Absetzvorgangs zur Trennung der Phasen und Abscheidung der gereinigten
Si-reichen Fraktion in einem kontinuierlichen Prozess.
[0057] Besonders gut geeignete Waschverfahren für die Si-reiche Fraktion sind aus der
WO 2023/041680 A1 bekannt.
[0058] Die Si-reiche Fraktion und die P-reiche Fraktion können vor dem Verarbeiten in der
FCC-Einheit vermischt werden, sodass ein Gemisch enthaltend die Si-reiche Fraktion
und die P-reiche Fraktion in der FCC-Einheit verarbeitet wird. Alternativ dazu können
die Si-reiche Fraktion und die P-reiche Fraktion auch getrennt voneinander in der
FCC-Einheit verarbeitet werden. In einer bevorzugten Ausführungsform wird die Si-reiche
Fraktion und/oder die P-reiche Fraktion vor dem Verarbeiten in der FCC-Einheit mit
einem weiteren Kohlenwasserstoffstrom vermischt. Dies ist besonders vorteilhaft, da
die Si-reiche Fraktion und/oder die P-reiche Fraktion so als Co-Feed in einem bestehenden
FCC-Prozess verarbeitet werden kann.
[0059] Das Verarbeiten in einer FCC-Einheit wird im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren vorzugsweise als ein Inkontaktbringen mit einem FCC-Katalysator bei einer
Temperatur von mindestens 400 °C, bevorzugt mindestens 450 °C, mehr bevorzugt mindestens
480 °C, verstanden, wobei vorzugsweise in der Si-reichen Fraktion und/oder in der
P-reichen Fraktion enthaltene Kohlenwasserstoffe gecrackt werden, d.h. vorzugsweise
dass längere Kohlenwasserstoffketten in kürzere Kohlenwasserstoffketten überführt
werden. Das Inkontaktbringen erfolgt dabei vorzugsweise in einem Fluidized-Bed Reaktor.
Vorzugsweise handelt es sich bei dem FCC-Katalysator um ein Silikat oder ein Aluminat,
besonders bevorzugt handelt es sich um einen Zeolith.
[0060] In einer bevorzugten Ausführungsform weist die FCC-Einheit einen Katalysator umfassend
Zeolithe auf. Wie eingangs dargelegt eignen sich Zeolithe besonders gut für die Entfernung
von Si und P gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren, da die freien Si=O bzw. Si-OH
Gruppen des Katalysators mit Si- und/oder P-Gruppen reagieren können, wobei der Katalysator
um die jeweilige Anzahl an Si- bzw. P-Atomen aus den Verunreinigungen anwachsen kann.
Der organische Rest organischer Si- und P-Verbindungen kann unter FCC-Bedingungen
entfernt werden.
[0061] Als Katalysator besonders bevorzugt sind Zeolithe, welche mit Phosphat-Gruppen modifiziert
sind. Die Zeolithe können auch mit Seltenerdelementen modifiziert sein. Beispielsweise
kann es sich beim Katalysator um Zeolith Y handeln.
[0062] Vorzugsweise weist die FCC-Einheit eine Riser-Düse (Riser-Nozzle) auf. Eine Riser-Düse
ermöglicht insbesondere die bessere Einbringung von leichteren Fraktionen in die FCC-Einheit.
Vorzugsweise werden die Si-reiche Fraktion und die P-reiche Fraktion über getrennte
Riser-Düsen in die FCC-Einheit eingebracht. Dies erleichtert die Verarbeitung von
Fraktionen mit unterschiedlichen Siedebereichen.
[0063] Vorzugsweise umfasst das FCC-Produkt Ethylen und/oder Propylen.
[0064] In einer bevorzugten Ausführungsform handelt es sich beim Kohlenwasserstoffstrom
um einen synthetischen Rohölstrom. Im Zusammenhang mit der Erfindung wird unter einem
"synthetischen Rohölstrom" vorzugsweise ein Stoffstrom enthaltend ein synthetisches
Rohöl oder eine Fraktion eines synthetischen Rohöls verstanden. Vorzugsweise besteht
der synthetische Rohölstrom aus synthetischem Rohöl oder einer Fraktion davon. Im
Rahmen der Erfindung ist es besonders bevorzugt, wenn der synthetische Rohölstrom
ein Pyrolyseöl oder eine Fraktion davon aufweist, insbesondere daraus besteht. Vorzugsweise
ist das Pyrolyseöl ein aus Biomasse, insbesondere Holz, und/oder Kunststoff gewonnenes
Pyrolyseöl. Wie eingangs erwähnt können Pyrolyseöle aus Biomasse bzw Holz bereits
aus natürlichem Ursprung organische P-Verbindungen enthalten (etwa Phospholipide und
Nukleinsäuren) und weisen häufig noch Si- und P-Verbindungen in Form von Imprägnierungen
und Oberflächenbehandlungen (etwa Flammschutzmittel, Oberflächenverbesserung durch
Silikone, Silikonkleber, etc.) auf. Als besonders geeignet hat sich das erfindungsgemäße
Verfahren erwiesen, wenn der synthetische Rohölstrom ein aus der Depolymerisation
von Biomasse oder Kunststoffmaterial, insbesondere Kunststoffmaterial, gewonnenes
Kohlenwasserstoffgemisch ist. Vorzugsweise handelt es sich beim synthetischen Rohölstrom
daher um ein Kunststoffpyrolysat oder um eine Fraktion davon, oder um ein Biomasse-,
insbesondere Holzpyrolysat, oder um eine Fraktion davon. Das erfindungsgemäße Verfahren
ist jedoch ebenfalls gut für andere synthetische Rohöle und Fraktionen davon geeignet.
In weiteren bevorzugten Ausführungsformen weist der synthetische Rohölstrom daher
Schieferöl oder upgegradetes Bitumen auf, vorzugsweise besteht er daraus.
[0065] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird der synthetischen Rohölstrom
daher durch Depolymerisation von Kunststoffmaterial, insbesondere von Kunststoffabfall,
erzeugt. Die Fachperson ist mit der Herstellung eines synthetischen Rohölstroms durch
Depolymerisation von Kunststoffmaterial vertraut. Solche Verfahren sind beispielsweise
aus der
WO 2012/149590 A1 und der
US 6,060,631 A bekannt. Vorzugsweise weist das Kunststoffmaterial Polyethylen (PE), Polypropylen
(PP), Polystyrol (PS), Polyvinylchlorid (PVC), Polyethylenterephthalat (PET), Polyamid
(PA), Styrol-Acrylnitril (SAN) und/oder Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) auf.
[0066] In einer bevorzugten Ausführungsform weist das Kunststoffmaterial Si-Verbindungen,
bevorzugt organische Si-Verbindungen, vorzugsweise Silikone, insbesondere Polyorganosiloxane
auf. Silikone enthalten typischerweise O-Si(CH
3)-O Dimethylsiloxan-Einheiten. Silikone (Öle und Kunststoffe) werden industriell typischerweise
aus Dimethyldichlorsilan bzw. über die cyclischen Siloxane (z.B. Octamethylcyclotetrasiloxan)
hergestellt. Durch die Pyrolyse können aus dem geradkettigen Silikon aus Stabilitätsgründen
wieder cyclische Siloxane entstehen. Diese haben die Eigenschaft mit anorganischen
SiO
2-Einheiten unter einer Ringöffnung an diese zu binden. Diese Reaktion wird durch die
Bedingungen in einer FCC-Einheit begünstig, insbesondere durch erhöhte Temperaturen
und eine formal saure Umgebung. Die Dimethylgruppen können im FCC-Prozess gespalten
werden, wodurch unter Abspaltung von CO
2 SiO
2 entstehen kann.
[0067] In einer bevorzugten Ausführungsform beträgt der Si-Gehalt im Kunststoffmaterial
mindestens 1 ppm, bevorzugt mindestens 10 ppm, mehr bevorzugt mindestens 100 ppm,
noch mehr bevorzugt mindestens 1000 ppm, noch mehr bevorzugt mindestens 10000 ppm.
Vorzugsweise beträgt der Si-Gehalt zwischen 1 ppm und 10000 ppm, bevorzugt zwischen
5 ppm und 1000 ppm, mehr bevorzugt zwischen 10 ppm und 100 ppm. Der Si-Gehalt im Kunststoffmaterial
wird vorzugsweise bestimmt gemäß ASTM D7111-16(2021).
[0068] Vorzugsweise beträgt der Si-Gehalt aus organischen Si-Verbindungen, insbesondere
aus Silikonen, im Kunststoffmaterial mindestens 1 ppm, bevorzugt mindestens 10 ppm,
mehr bevorzugt mindestens 100 ppm, noch mehr bevorzugt mindestens 1000 ppm, noch mehr
bevorzugt mindestens 10000 ppm. Vorzugsweise beträgt der Si-Gehalt zwischen 1 ppm
und 10000 ppm, bevorzugt zwischen 5 ppm und 1000 ppm, mehr bevorzugt zwischen 10 ppm
und 100 ppm. Der Si-Gehalt aus organischen Si-Verbindungen oder aus Silikonen bezeichnet
die Konzentration von Si im Kunststoffmaterial, die als Teil von organischen Verbindungen
bzw. Silikonen vorliegt. Die Bestimmung kann beispielsweise durch manuelles Trennen
des Kunststoffmaterials erfolgen. Soll etwa der Si- Gehalt aus organischen Si-Verbindungen
bestimmt werden, können in einer Probe des Kunststoffmaterials anorganische Si-Quellen
(Füllmaterial, Glas, etc.) händisch entfernt werden und der Si-Gehalt im verbleibenden
Material mittels ASTM D7111-16(2021) bestimmt und auf das Gesamtgewicht der entnommenen
Probe hochgerechnet werden. Soll der Si-Gehalt aus Silikonen bestimmt werden, kann
analog dazu vorgegangen werden, indem aus einer Probe alle Si-haltigen Bestandteile
außer Silikonen entfernt werden und der Si-Gehalt im verbleibenden Material mittels
ASTM D7111-16(2021) bestimmt und auf das Gesamtgewicht der entnommenen Probe hochgerechnet
wird.
[0069] In einer bevorzugten Ausführungsform weist das Kunststoffmaterial P-Verbindungen
auf, bevorzugt organische Phosphite, mehr bevorzugt Triarylphosphite. Wie oben ausgeführt
werden Triarylphosphite häufig als Zusätze in Kunststoffen eingesetzt, z.B. als Flammschutzmittel.
Triarylphosphite bzw. im Zuge einer Pyrolyse daraus entstehende Triarylphosphate können
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren besonders effizient entfernt werden.
[0070] Sämtliche hierin genannten Parameter beziehen sich, wenn nicht anders gekennzeichnet,
auf SATP-Bedingungen nach IUPAC ("Standard Ambient Temperature and Pressure"), insbesondere
auf eine Temperatur von 25 °C und einen Druck von 101.300 Pa.
[0071] Sämtliche Prozent-Angaben (%) hierin beziehen sich, wenn nicht anders gekennzeichnet,
auf Gewichtsprozent.
[0072] Angaben in "ppm" hierin beziehen sich, wenn nicht anders gekennzeichnet, auf parts
per million auf Massebasis (ppmw). 1 ppm wie hierin verwendet entspricht 0,0001 Gew.-%.
[0073] Die Fachperson ist mit der Bestimmung von Si- und P-Gehalten in Kohlenwasserstoffströmen
vertraut. Wenn nicht anders gekennzeichnet, werden sämtliche hierin angegebene Si-Gehalte
und P-Gehalte vorzugsweise bestimmt gemäß ASTM D7111-16(2021).
[0074] Die Fachperson ist auch mit der Bestimmung von Siedebereichen von Kohlenwasserstofffraktionen
vertraut. Wenn nicht anders gekennzeichnet, werden sämtliche hierin angegebene Siedebereich
bestimmt gemäß ISO 3924:2019, vorzugsweise gemäß Verfahren A oder Verfahren B wie
in diesem Standard definiert.
[0075] Die vorliegende Erfindung wird durch die folgende Figur und die folgenden Beispiele
illustriert, auf welche sie selbstverständlich nicht eingeschränkt ist.
[0076] Figur 1 zeigt ein Verfahrens fließ schema einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
[0077] In der in Figur 1 gezeigten Ausführungsform wird ein Si- und P-haltiger Kohlenwasserstoffstrom
1 durch Depolymerisation von Kunststoffmaterial erzeugt. Das Kunststoffmaterial wird
einem Extruder 2 kompaktiert, entgast und geschmolzen. Die aus dem Extruder 2 austretende
Kunststoffschmelze wird in einem statischen Mischer 3 mit einem externen Lösungsmittel
4, vorzugsweise Schweröl, und/oder mit bereits gecrackten Kunststoffmaterial, welches
als Recyclingstrom 5 rückgeführt wird, vermischt, um die Viskosität der Kunststoffschmelze
zu reduzieren. Das resultierende Gemisch wird in einen Depolymerisationsreaktor 6
eingebracht, in welchem das Kunststoffmaterial depolymerisiert wird, vorzugsweise
bei einer Temperatur zwischen 350 °C und 450 °C. Als Pyrolyseprodukt wird ein Si-
und P-haltiger Kohlenwasserstoffstrom 1 erhalten, welcher einem dem Pyrolysereaktor
6 nachgeschalteten Hydrozyklon 7 zugeführt wird. Im Hydrozyklon 7 wird der Kohlenwasserstoffstrom
1 in einen leichten Strom 8, den Recyclingstrom 5 und eine P-reiche Fraktion 9 aufgetrennt.
Ein zu diesem Zweck geeigneter Hydrozyklon 8 ist beispielsweise in der
WO 2023/036751 A1 beschrieben.
[0078] Die P-reiche Fraktion 9 kann einen Siedebereich mit einem unteren Ende von 400 °C
und einen P-Gehalt von mindestens 10 ppm aufweisen. In der gezeigten Ausführungsform
wird die P-reiche Fraktion einer Feststoffabreicherung unterzogen. Die P-reiche Fraktion
9 wird einer Kühleinheit 11 zur Abkühlung auf eine Temperatur im Bereich von 80 bis
240 °C zugeführt. Anschließend wird der P-haltigen Fraktion 9 in einem Behälter 12
ein Lösungsmittel 13 umfassend zumindest 20 Gew.-% eines aliphatischen Kohlenwasserstoffs
zugegeben, um ein Gemisch 14 zu bilden. Das Massenverhältnis von der P-reichen Fraktion
zum Lösungsmittel liegt im Bereich von 1:1 bis 1:3. Der Behälter 12 ist beheizt. In
der P-reiche Fraktion 9 enthaltenes Wachs wird bei einer Temperatur im Bereich von
80 bis 240 °C im Lösungsmittel gelöst, was eine Abtrennung der in der P-reichen Fraktion
9 enthaltenen Feststoffe erleichtert. In einer Trennvorrichtung 15, die einen Filter
umfasst, werden die Feststoffe 16 zumindest teilweise aus dem Gemisch 14 abgetrennt
und entfernt. Der Trennvorrichtung 15 ist ein Verdampfer 17 nachgeschaltet, der die
Abtrennung eines Teils des eingesetzten Lösungsmittels 13 und die Rückführung des
abgetrennten Lösungsmittels 18 in den Behälter 12 ermöglicht. Die feststoffabgereicherte
P-reiche Fraktion 19 wird einer FCC-Einheit 20 zugeführt.
[0079] Der leichte Strom 8 aus dem Hydrozyklon 7 wird in einer Kolonne 21 in einen Gasstrom
22, eine Naphtha-Fraktion 23 und eine Si-reiche Fraktion 24 aufgetrennt. Die Naphtha-Fraktion
23 kann einen Siedebereich mit einem oberen Ende von 160 °C aufweisen und kann beispielsweise
in einer Naphtha-Hydrotreating Anlage weiterverarbeitet werden. Die Si-reiche Fraktion
24 kann einen Siedebereich mit einem unteren Ende von 160 °C und einem oberen Ende
von 240 °C und einen Si-Gehalt von mindestens 10 ppm aufweisen. In der gezeigten Ausführungsform
wird die Si-reiche Fraktion 24 vor der Verarbeitung in der FCC-Einheit 20 gewaschen.
Die Si-reiche Fraktion 24 wird dabei mit einer wässrigen Waschlösung 25 in einer Mischzone
eines Mixer-Settlers 26 vermischt, vorzugsweise in einem volumetrischen Mischverhältnis
von 1:1 und bei einer Temperatur von mindestens 40 °C. Bei der wässrigen Waschlösung
handelt es sich vorzugsweise um wässrige Schwefelsäure mit einem pH-Wert von weniger
als 7. In einer Absetzzone des Mixer-Settlers 26 wird das eine gereinigte Ölphase
von einer Wasserphase getrennt. Die Wasserphase wird als Abwasserstrom 27 entfernt.
Die Ölphase wird als gewaschene Si-reiche Fraktion 28 der FCC-Einheit 20 zugeführt.
[0080] Die gewaschene Si-reiche Fraktion 28 sowie die feststoffabgereicherte P-reiche Fraktion
19 werden in der FCC-Einheit 20 verarbeitet und in ein Si- und P-armes FCC-Produkt
29 überführt.
Beispiel 1: Entfernung von Si- und P-Verbindungen mittels FCC
[0081] Der Einfluss hoher Si- und P-Gehalte auf FCC-Prozesse wurde untersucht. Dazu wurde
ein Vakuumgasöl als zu verarbeitender Kohlenwasserstoffstrom eingesetzt. Dem Vakuumgasöl
wurden entweder 10000 ppm (= 1 Gew.-%) Silikonöl oder 10000 ppm (= 1 Gew.-%) Tris(2,4-di-tert-butylphenyl)phosphit
zugesetzt. Die resultierenden Gemische wurden in einer FCC-Anlage verarbeitet und
die FCC-Produkte wurden hinsichtlich ihres Si- und P-Gehalts gemäß der Norm ASTM D7111-16(2021)
analysiert.
[0082] Die folgenden Ergebnisse wurden erhalten:
| FCC-Einsatz |
P im FCC-Produkt |
Si im FCC-Produkt |
| Vakuumgasöl |
< 1 ppm |
< 1 ppm |
| Vakuumgasöl + 10000 ppm Tris(2,4-di-tert-butylphenyl)phosphit |
< 1 ppm |
7,7 ppm |
| Vakuumgasöl + 10000 ppm Silikonöl |
< 1 ppm |
1,6 ppm |
[0083] Aus diesen Ergebnissen ist ersichtlich, dass selbst bei einer Überdosierung mit Si-
und P-Verbindungen (10000 ppm) der FCC-Prozess noch erfolgreich durchgeführt werden
kann und ein Produkt mit geringem Si- und P-Gehalt erhalten werden kann. Sowohl Si
als auch P werden praktisch vollständig entfernt - die teilweise beobachteten geringen
Si-Mengen sind nicht auf das eingesetzte Silikonöl zurückzuführen, sondern auf Katalysator-Fines,
was daraus ersichtlich ist, dass sie auch im Versuch ohne Silikonöl auftreten. Dies
zeigt, dass Si- und P-Verbindungen durch die Behandlung in einer FCC-Einheit effizient
entfernt werden können.
Beispiel 2: Si- und P-Konzentrationen in Siedeschnitten aus synthetischem Rohöl
[0084] Versuche wurden durchgeführt, um zu untersuchen, welche Siedeschnitte in synthetischen
Rohölen besonders hohe Si- und P-Konzentrationen aufweisen und daher vorteilhafterweise
für die Verarbeitung in einer FCC-Einheit vorgesehen werden können. Zu diesem Zweck
wurden aus diversen Altkunststoff (Silikon-Zusatz, Pyrolyse von Kunststoffen aus der
Elektronikindustrie, realen Mischungen aus Sortieranlagen, Restmüllsortierungen, etc.)
Pyrolyseöle erzeugt und durch anschließende Destillation für Technikums-Versuche aufgetrennt.
Die Pyrolyse wurde wie im Zusammenhang mit Figur 1 beschrieben durchgeführt. Der Si-
und P-Gehalt in den einzelnen Siedeschnitten wurde gemäß der Norm ASTM D7111-16(2021)
bestimmt.
[0085] Die folgenden Tabellen zeigen die Ergebnisse zweier separat durchgeführter Destillationen
mit einem Pyrolyseöl aus einer Kunststoffabfallsortierung:
Versuch 1:
| Fraktion (Siedebereich) |
P [ppm] |
Si [ppm] |
| Naphta SB-175 °C |
1,8 |
9,8 |
| Kero 175-225 °C |
1 |
22,5 |
| Gasöl 225-350 °C |
0,5 |
5,2 |
| Spindelöl 350-410 °C |
0, 8 |
2,1 |
| +410 °C |
32,1 |
1,2 |
Versuch 2:
| Fraktion (Siedebereich) |
P [ppm] |
Si [ppm] |
| Naphta SB-175 °C |
1,2 |
7,2 |
| Kero 175-225 °C |
0, 9 |
21,3 |
| Gasöl 225-350 °C |
0, 6 |
4,5 |
| Spindelöl 350-410 °C |
2, 9 |
2,4 |
| +410 °C |
30,4 |
1 |
[0086] Aus den Ergebnissen dieser Versuche ist ersichtlich, dass die Si-Konzentrationen
in den Kero-Fraktionen mit Siedebereichen im Bereich von 175 bis 225 °C am höchsten
sind. Die P-Konzentrationen sind in den schweren Fraktionen, insbesondere mit Siedebereichen
ab 410 °C am höchsten.