Stand der Technik
[0001] Die Erfindung geht von einer mikrofluidischen Vorrichtung zum Analysieren von Probenmaterial
und einem Verfahren zum Betreiben einer mikrofluidischen Vorrichtung nach Gattung
der unabhängigen Ansprüche aus. Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein
Computerprogramm.
[0002] Mikrofluidische Analysesysteme, sogenannte Lab-on-Chips, kurz LoCs, erlauben ein
automatisiertes, zuverlässiges, schnelles, kompaktes und kostengünstiges Prozessieren
von Patientenproben für die medizinische Diagnostik. Durch die Kombination einer Vielzahl
von Operationen für die kontrollierte Manipulation von Fluiden können komplexe molekulardiagnostische
Testabläufe in einer Lab-on-Chip-Kartusche, welche auch als mikrofluidische Analysevorrichtung
bezeichnet werden kann, durchgeführt werden. Lab-on-Chip-Kartuschen können beispielsweise
kostengünstig aus Polymeren hergestellt werden unter Verwendung von Serienfertigungsverfahren
wie beispielsweise Spritzgießen, Stanzen oder Laserdurchstrahl-Schweißen. Das Prozessieren
einer Lab-on-Chip-Kartusche erfolgt in einem dazugehörigen Analysegerät. Es sind unterschiedliche
Typen von mikrofluidischen Analysesystemen bekannt.
[0003] Die
DE 10 2021 203 638 A1 offenbart eine entsprechende mikrofluidische Vorrichtung zum Analysieren von Probenmaterial,
wobei die Vorrichtung ein erstes Teilnetzwerk zum Aufreinigen von Probenmaterial und
ein durch einen Verbindungskanal mit dem ersten Teilnetzwerk verbundenes zweites Teilnetzwerk
zum Amplifizieren von Probenmaterial umfasst.
Offenbarung der Erfindung
[0004] Vor diesem Hintergrund werden mit dem hier vorgestellten Ansatz eine mikrofluidische
Vorrichtung zum Analysieren von Probenmaterial und ein Verfahren zum Betreiben einer
mikrofluidischen Vorrichtung, weiterhin ein Steuergerät, das dieses Verfahren verwendet,
sowie schließlich ein entsprechendes Computerprogramm gemäß den Hauptansprüchen vorgestellt.
Durch die in den abhängigen Ansprüchen aufgeführten Maßnahmen sind vorteilhafte Weiterbildungen
und Verbesserungen der im unabhängigen Anspruch angegebenen Vorrichtung möglich.
[0005] Im Allgemeinen verfügt eine druckbasierte mikrofluidische Analysevorrichtung über
eine Vielzahl von aktiven mikrofluidischen Elementen wie Ventilen und Pumpkammern,
welche in einem geeigneten Netzwerk aus mikrofluidischen Kanälen miteinander verbunden
sind. Die pneumatische Ansteuerung der aktiven mikrofluidischen Elemente erfolgt wiederum
über pneumatische Mikrokanäle innerhalb der mikrofluidischen Vorrichtung, welche über
eine möglichst kompakt ausgestaltete Schnittstelle der mikrofluidischen Analysevorrichtung
zu einem Analysegerät, welches zugleich als Prozessierungseinheit fungieren kann,
mit Über- oder Unterdruck beaufschlagt werden können, um eine Aktuation der mikrofluidischen
Elemente durch ein entsprechendes Auslenken einer elastischen Membran zu induzieren.
Bei dem Design einer derartigen mikrofluidischen Analysevorrichtung stellt sich also
insbesondere die Frage nach einer besonders vorteilhaften Anordnung der Elemente und
Ausgestaltung des mikrofluidischen Netzwerks, um in besonders vorteilhafter Weise
ein vorgegebenes Anwendungsspektrum mit der mikrofluidischen Vorrichtung adressieren
zu können. Die hier vorgestellte mikrofluidische Vorrichtung bietet eine besonders
vorteilhafte Ausgestaltung eines mikrofluidischen Netzwerks mit aktiven, pneumatisch
ansteuerbaren Elementen zum Prozessieren einer Probenflüssigkeit. Dabei kann vorteilhafterweise
der Verbrauch an Reagenzien, die für die Durchführung eines Testablaufs erforderlich
sind, minimiert werden, wobei gleichzeitig eine besonders hohe Zuverlässigkeit bei
dem mikrofluidischen Prozessieren erreicht werden kann.
[0006] Es wird eine mikrofluidische Vorrichtung zum Analysieren von Probenmaterial vorgestellt,
wobei die Vorrichtung ein mikrofluidisches Netzwerk aufweist, wobei das Netzwerk ein
erstes Teilnetzwerk zum Extrahieren und damit Aufreinigen von Probenmaterial und optional
ein durch einen Verbindungskanal mit dem ersten Teilnetzwerk verbundenes zweites Teilnetzwerk
zum Vervielfältigen und damit Amplifizieren von Probenmaterial umfasst.
[0007] Wenn die mikrofluidische Vorrichtung das zweite Teilnetzwerk umfasst, könnendas erste
Teilnetzwerk und das zweite Teilnetzwerk optional in einer linearen Topologie angeordnet
sein. Ferner können die Teilnetzwerke voneinander abtrennbar sein.
[0008] Das erste Teilnetzwerk umfasst ein erstes Funktionsmodul zum Bereitstellen von Flüssigkeitsreagenzien,
ein zweites Funktionsmodul zum Eingeben einer Probensubstanz, ein drittes Funktionsmodul
zum Filtern von Probenmaterial, ein viertes Funktionsmodul zum Speichern einer Flüssigkeit
und eine erste mikrofluidische Pumpkammer sowie eine zweite mikrofluidische Pumpkammer
zum Herstellen eines Fluidtransports. Gemäß besonderer Ausgestaltung können das zweite
und das vierte Funktionsmodul auch als ein gemeinsames Funktionsmodul ausgebildet
sein. Die erste mikrofluidische Pumpkammer und die zweite mikrofluidische Pumpkammer
sind in Reihe zu dem dritten Funktionsmodul zum Filtern von Probenmaterial geschaltet.
[0009] Das optionale zweite Teilnetzwerk umfasst ein erstes Funktionsmodul zum Amplifizieren
von Probenmaterial und optional ein zweites Funktionsmodul zum Lösen wenigstens eines
Amplifikationsreaktions-Beads.
[0010] Bei der mikrofluidischen Vorrichtung kann es sich beispielsweise um eine Lab-on-Chip-Kartusche
als Bestandteil eines druckbasierten mikrofluidischen Analysesystems handeln. Dabei
kann der Flüssigkeitstransport innerhalb der mikrofluidischen Analysevorrichtung durch
das Anlegen von, zumeist pneumatischem, Druck erfolgen. Bei dem Probenmaterial, welches
beispielsweise aus einer in die mikrofluidische Vorrichtung eingegebenen Probensubstanz
stammen und innerhalb der mikrofluidischen Vorrichtung prozessiert werden kann, kann
es sich beispielsweise um eine Probenflüssigkeit handeln. Dabei kann unter einer Probensubstanz
die Probe verstanden werden, welche in die Kartusche eingegeben werden kann, zum Beispiel
eine Flüssigprobe oder eine Abstrich-Probe. Hingegen kann es sich bei dem Probenmaterial
insbesondere auch lediglich um Bestandteile der Probensubstanz handeln, welche aus
der Probensubstanz beispielsweise durch Extraktion gewonnen wurden. Beispielsweise
kann diese Probenflüssigkeit eine wässrige Lösung sein, beispielsweise gewonnen aus
einer biologischen Substanz, beispielsweise humanen Ursprungs, wie einer Körperflüssigkeit,
eines Abstrichs, eines Sekrets, Sputum, einer Gewebeprobe oder einer Vorrichtung mit
angebundenem Probenmaterial. In der Probenflüssigkeit können sich beispielsweise Spezies
von medizinischer, klinischer, diagnostischer oder therapeutischer Relevanz wie beispielsweise
Bakterien, Viren, Zellen, zirkulierende Tumorzellen, zellfreie DNA, Proteine oder
andere Biomarker oder insbesondere Bestandteile aus den genannten Objekten befinden.
Beispielsweise kann es sich bei der Probenflüssigkeit um einen Mastermix oder Bestandteile
davon handeln, beispielsweise für die Durchführung wenigstens einer Amplifikationsreaktion
in der mikrofluidischen Analysevorrichtung beispielsweise für einen DNA-Nachweis auf
molekularer Ebene wie beispielsweise einer isothermalen Amplifikationsreaktion oder
einer Polymerase-Kettenreaktion. Dabei kann in der Vorrichtung zum Beispiel aus einer
eingegebenen Probensubstanz, zum Beispiel einer Flüssigprobe oder Abstrichprobe, zunächst
Probenmaterial extrahiert werden. Das heißt es kann ein Aufreinigen von Probenmaterial
durchgeführt werden, um eine anschließende Amplifikation von Bestandteilen der Probensubstanz
zu ermöglichen. Das Aufreinigen ist besonders vorteilhaft, da die ursprüngliche Probensubstanz
Bestandteile, sogenannte Inhibitoren, enthalten kann, welche die Amplifikationsreaktion
nachteilig beeinflussen würden. Bei der anschließenden Amplifikationsreaktion können
lediglich Bestandteile der ursprünglichen Probensubstanz, wie zum Beispiel bestimmte
DNA-Basensequenzen, amplifiziert, das heißt vervielfältigt, werden. Durch das lokale
Anlegen von Über- oder Unterdruck kann beispielsweise eine elastische Membran als
Bestandteil der mikrofluidischen Vorrichtung gezielt in Ausnehmungen in der mikrofluidischen
Vorrichtung ausgelenkt werden, um auf diese Weise Flüssigkeit in die Ausnehmungen
anzusaugen oder aus den Ausnehmungen zu verdrängen. Durch die elastische Membran kann
hierbei zugleich eine Trennung zwischen den mikrofluidischen, flüssigkeitsführenden
Bereichen der Vorrichtung einerseits sowie den pneumatischen Bereichen und der äußeren
Umgebung andererseits erreicht werden. Abhängig von der Größe einer Ausnehmung in
einem flüssigkeitsführenden Bereich und dem damit verbundenen Verdrängungsvolumen
bei einem Auslenken der Membran in diesen Bereich kann beispielsweise eine mikrofluidische
Pumpkammer mit großem Verdrängungsvolumen zur vordergründigen Erzeugung eines Flusses
in der Vorrichtung oder ein mikrofluidisches Ventil mit kleinem Verdrängungsvolumen
zur vordergründigen Steuerung des Flusses in der Vorrichtung vorliegen. Durch eine
Kombination aus insgesamt wenigstens drei mikrofluidischen Pumpkammern und zusätzlich
oder alternativ Ventilen kann sich durch sukzessive Aktuation der Elemente ein gerichteter
Fluss in der mikrofluidischen Vorrichtung erzeugen lassen. Beispielsweise kann eine
Pumpkammer mit zwei umrahmenden Ventilen, das heißt einem Einlass- und einem Auslassventil,
kombiniert werden, um einen gerichteten Flüssigkeitstransport zu erzielen. Darüber
hinaus können beispielsweise auch drei gleichartige Elemente mit vergleichbarem Verdrängungsvolumen
miteinander kombiniert werden, um durch reihenweise, sukzessive Aktuation einen peristaltischen
Flüssigkeitstransport zu bewirken.
[0011] Beispielsweise können die Funktionsmodule des ersten Teilnetzwerks sukzessive zum
Aufreinigen beziehungsweise Extrahieren von Probenmaterial eingesetzt werden. Dabei
kann zum Beispiel das erste Funktionsmodul Flüssigreagenzien bereitstellen, in denen
beispielsweise Probenmaterial gelöst und zusätzlich oder alternativ innerhalb der
Vorrichtung transportiert werden kann. In das zweite Funktionsmodul kann eine Probensubstanz
beispielsweise in Form einer Probenflüssigkeit oder einer Abstrichprobe eingegeben
und gegebenenfalls von einem Trägerelement wie beispielsweise einer Probennahmevorrichtung
gelöst werden. Unter Verwendung des dritten Funktionsmoduls können zum Beispiel bestimmte
Spezies aus der Probensubstanz herausgefiltert werden, sodass im weiteren Verlauf
nur der zu analysierende Teil des Probenmaterials weiter transportiert werden kann.
Im vierten Funktionsmodul kann beispielsweise Flüssigkeit, welche beispielsweise während
der Aufreinigung der Probensubstanz anfällt, gespeichert oder zwischengespeichert
werden. Mittels des Pumpmoduls kann dabei ein Flüssigkeitstransport zwischen den unterschiedlichen
Funktionsmodulen und zusätzlich oder alternativ zwischen den Teilnetzwerken hergestellt
werden. So kann zum Beispiel nach dem Aufreinigen der Probensubstanz in den Funktionsmodulen
des ersten Teilnetzwerks ein mit Probenmaterial angereichertes Fluid durch den Verbindungkanal
von dem ersten Teilnetzwerk in das zweite Teilnetzwerk transportiert werden. Hier
kann Probenmaterial zum Beispiel im ersten Funktionsmodul vervielfältigt beziehungsweise
amplifiziert werden, während beispielsweise in einem zweiten Funktionsmodul ein sogenanntes
Amplifikationsreaktions-Bead bereitgestellt werden kann. Vorteilhafterweise kann somit
die Anzahl der Spülschritte, welche für die Durchführung eines Testablaufs innerhalb
der mikrofluidischen Vorrichtung erforderlich sind, verringert werden. Auf diese Weise
kann die Zeitdauer, welche für die Durchführung eines Testablaufs erforderlich ist,
verkürzt werden.
[0012] Gemäß einer weiteren Ausführungsform können das vierte Funktionsmodul des ersten
Teilnetzwerks und das erste Funktionsmodul des zweiten Teilnetzwerks durch den Verbindungskanal
fluidisch verbunden sein. Beispielsweise kann bei der Aufreinigung der Probensubstanz
anfallende Flüssigkeit im vierten Funktionsmodul des ersten Teilnetzwerks gespeichert
werden. Unter Verwendung des Verbindungskanals kann eine Flüssigkeit mit Probenmaterial
in das erste Funktionsmodul des zweiten Teilnetzwerks überführt werden und Probenmaterial
kann anschließend amplifiziert werden. Vorteilhafterweise kann durch die alleinige
Verbindung der zwei Funktionsmodule eine Abtrennung einzelner Funktionsmodule sowie
der Teilnetzwerke voneinander vereinfacht und das Auftreten einer Quer-Kontamination
zwischen verschiedenen Ablaufschritten, das heißt ein unerwünschtes Vermischen von
unterschiedlichen Flüssigkeitslösungen, welche während der Durchführung des Testablaufs
zum Einsatz kommen, kann unterbunden werden.
[0013] Die hier vorgestellte Vorrichtung weist dabei vorteilhafterweise eine Abgrenzung
der verschiedenen Funktionalitäten auf, welche von der mikrofluidischen Vorrichtung
bereitgestellt werden können, in Form von mikrofluidisch abtrennbaren Teilnetzwerken.
Unter einem Teilnetzwerk kann dabei eine Mehrzahl von miteinander verbundenen mikrofluidischen
Elementen verstanden werden. Bei den mikrofluidischen Elementen kann es sich wie oben
erwähnt um passive Elemente wie Kammern oder um aktuierbare Elemente wie Pumpkammern,
Pumpen oder Ventile handeln. Vorzugsweise umfasst ein Teilnetzwerk zumindest zwei,
bevorzugt mehr als zwei miteinander fluidisch verbundene mikrofluidische Elemente.
Mit zwei voneinander abtrennbaren Teilnetzwerken ist insbesondere gemeint, dass die
beiden Teilnetzwerke in zwei örtlich voneinander getrennten Bereichen angeordnet sind,
und in einer vorzugsweisen Ausgestaltung durch einen ebenen Schnitt voneinander getrennt
werden können. Alternativ oder zusätzlich kann unter zwei voneinander abtrennbaren
Teilnetzwerken verstanden werden, dass die beiden Teilnetzwerke durch ein oder mehrere
Kanäle, bevorzugt nur durch einen Kanal, miteinander verbunden sind, wobei die Kanäle
beziehungsweise der Kanal vorzugweise durch wenigstens ein fluidisches Trennelement
wie beispielsweise ein Ventil fluidisch voneinander getrennt werden können.
[0014] Aufgrund der abtrennbaren Teilnetzwerke kann vorteilhafterweise eine Mehrfachansteuerung
von mikrofluidischen Elementen ermöglicht werden, welche verschiedenen Teilnetzwerken
zugeordnet sein können. Ferner ermöglicht eine Trennung der Durchführung von Aufreinigung
und Amplifikation in separaten Teilnetzwerken eine Verringerung der Anzahl an Spülschritten
sowie eine Unterbindung eines unerwünschten mikrofluidischen Quersprechens zwischen
verschiedenen Ablaufschritten.
[0015] Indem das erste Teilnetzwerk und das zweite Teilnetzwerk in einer linearen Topologie
angeordnet sind, die Teilnetzwerke also linear oder in einer Reihe geordnet sind,
wird eine lineare Netzwerktopologie realisiert, durch die Totvolumina, welche bei
der Durchführung eines Testablaufs innerhalb der mikrofluidischen Analysevorrichtung
auftreten können, besonders gering ausfallen können. Auf diese vorteilhafte Weise
kann die Menge an Reagenzien, welche zur Durchführung des Testablaufs innerhalb der
mikrofluidischen Vorrichtung benötigt wird, reduziert werden.
[0016] Die Funktionsmodule des ersten Teilnetzwerks und zusätzlich oder alternativ des zweiten
Teilnetzwerks können fluidisch voneinander abtrennbar sein. Beispielsweise kann jedes
Funktionsmodul eine bestimmte Aufgabe innerhalb eines Aufreinigungs- oder Analyseprozesses
erfüllen und hierfür eine variable Anzahl einzelner Elemente wie zum Beispiel Ventile,
Pump- oder Speicherkammern aufweisen. Dabei können die einzelnen Funktionsmodule zum
Beispiel mittels Abtrennventilen voneinander abtrennbar sein. Ferner können zumindest
einige der Funktionsmodule in einer bevorzugten Ausgestaltung in einer linearen Topologie
angeordnet sein. Die Funktionsmodule können während eines Aufreinigungs- und Analysevorgangs
zum Beispiel sukzessive angesteuert werden, um beispielsweise zunächst eine Spezies
aus einer Probensubstanz zu extrahieren und einen anschließenden Nachweis der Spezies
oder Bestandteilen davon in getrennten Bereichen der vorgestellten mikrofluidischen
Analysevorrichtung zu ermöglichen. Vorteilhafterweise kann dadurch ein mögliches Quersprechen,
das heißt ein unerwünschtes Vermischen von unterschiedlichen Flüssigkeitslösungen,
welches üblicherweise durch eine mehrfache Verwendung von bestimmten Bereichen des
mikrofluidischen Netzwerks auftreten kann, unterbunden werden. Auf diese Weise kann
die Effizienz chemischer Reaktionen, welche innerhalb der mikrofluidischen Analysevorrichtung
ablaufen, gesteigert und die Sensitivität, die bei einem Nachweis erzielt werden kann,
erhöht werden.
[0017] Die erste mikrofluidische Pumpkammer und die zweite mikrofluidische Pumpkammer können
verwendet werden, um einen Fluidtransport durch das dritte Funktionsmodul zum Filtern
von Probenmaterial herzustellen. Ferner können die beiden Pumpkammern verwendet werden,
um einen Fluidtransport durch weitere Funktionsmodule des ersten Teilnetzwerks und
optional des zweiten Teilnetzwerks und/oder einen Fluidtransport von dem ersten Teilnetzwerk
in das zweite Teilnetzwerk herzustellen. Gemäß einer Ausführungsform umfasst das erste
Teilnetzwerk neben der ersten und der zweiten mikrofluidischen Pumpkammer keine weitere
Pumpkammer oder Pumpeinrichtung.
[0018] Indem die beiden Pumpkammern in Reihe zu dem dritten Funktionsmodul zum Filtern von
Probenmaterial geschaltet sind, können die beiden Pumpkammern gemeinsam verwendet
werden, um eine Druckdifferenz zwischen Anschlüssen des dritten Funktionsmoduls zu
generieren.
[0019] Die Vorrichtung kann dazu einen Ansteueranschluss zum Anlegen eines ersten Drucks
an die erste mikrofluidische Pumpkammer und einen Ansteueranschluss zum Anlegen eines
zweiten Drucks an die zweite mikrofluidische Pumpkammer aufweisen. Der erste Druck
kann dabei ein Ausdrücken der ersten mikrofluidischen Pumpkammer bewirken und der
zweite Druck kann ein Ansaugen mit der zweiten mikrofluidischen Pumpkammer bewirken.
Durch kombiniertes Ausdrücken und Ansaugen kann eine große Druckdifferenz an dem dritten
Funktionsmodul bewirkt werden. Beispielsweise kann der erste Druck ein Überdruck und
der zweite Druck ein Unterdruck sein, jeweils bezogen auf einen Umgebungsdruck.
[0020] Gemäß einer Ausführungsform kann ein erster Anschluss der ersten mikrofluidischen
Pumpkammer mit dem ersten Funktionsmodul zum Bereitstellen von Flüssigkeitsreagenzien
sowie dem zweiten Funktionsmodul zum Eingeben einer Probensubstanz verbunden sein.
Ein zweiter Anschluss der ersten mikrofluidischen Pumpkammer kann mit einem ersten
Anschluss des dritten Funktionsmoduls zum Filtern von Probenmaterial verbunden sein.
Ein erster Anschluss der zweiten mikrofluidischen Pumpkammer kann mit dem zweiten
Funktionsmodul zum Eingeben einer Probensubstanz verbunden sein. Ein zweiter Anschluss
der zweiten mikrofluidischen Pumpkammer kann mit einem zweiten Anschluss des dritten
Funktionsmoduls zum Filtern von Probenmaterial verbunden sein. Je nach Ausführungsform
können die entsprechenden Anschlüsse direkt, also ohne ein weiteres zwischengeschaltetes
Element, oder beispielsweise abtrennbar, also beispielsweise über zumindest ein zwischengeschaltetes
mikrofluidisches Ventil, verbunden sein.
[0021] Das dritte Funktionsmodul kann ein Filterelement umfassen, das abtrennbar mit dem
ersten Anschluss des dritten Funktionsmoduls und abtrennbar mit dem zweiten Anschluss
des dritten Funktionsmoduls verbunden sein kann. Zudem kann das dritte Funktionsmodul
zumindest ein mikrofluidisches Ventil umfassen, das zwischen den ersten und den zweiten
Anschluss des dritten Funktionsmoduls geschaltet ist. Dadurch ist eine Umgehung des
Filterelements möglich. Das Filterelement kann als entsprechend bekannter Filter ausgeformt
sein und eine Extraktion von Bestandteilen aus einer Flüssigkeit ermöglichen.
[0022] Das zweite Funktionsmodul kann eine Probeneingabekammer zum Eingeben einer Probensubstanz
umfassen. Dabei kann die Probeneingabekammer abtrennbar mit einem ersten Anschluss
des zweiten Funktionsmoduls und abtrennbar mit einem zweiten Anschluss des zweiten
Funktionsmoduls verbunden sein. Der erste Anschluss der ersten mikrofluidischen Pumpkammer
kann mit dem ersten Anschluss des zweiten Funktionsmoduls und der erste Anschluss
der zweiten mikrofluidischen Pumpkammer kann mit dem zweiten Anschluss des zweiten
Funktionsmoduls verbunden sein. Vorteilhafterweise können die Pumpkammer auch verwendet
werden, um eine in die Probeneingabekammer eingegebene Probensubstanz durch das erste
Teilnetzwerk zu transportieren.
[0023] Gemäß einer Ausführungsform kann die Vorrichtung einen gemeinsamen Ansteueranschluss
zum Anlegen eines Drucks aufweisen, wobei der gemeinsame Ansteueranschluss durch einen
ersten Ansteuerkanal mit einem Element eines Funktionsmoduls des ersten Teilnetzwerks
und durch einen zweiten Ansteuerkanal mit einem Element eines Funktionsmoduls des
zweiten Teilnetzwerks verbunden sein kann. Bei dem Element kann es sich zum Beispiel
um ein Ventil oder eine Pumpkammer oder ein anderes mikrofluidisches Element der Vorrichtung
handeln. Beispielsweise kann an dem gemeinsamen Ansteueranschluss, der auch als Port
oder Steuer-Port bezeichnet werden kann, ein Über- oder Unterdruck angelegt werden,
um die Elemente der Funktionsmodule der Teilnetzwerke anzusteuern. Auf diese vorteilhafte
Weise können mehrere aktive Elemente, welche jeweils unterschiedlichen Funktionsmodulen
angehören, über einen gemeinsamen Ansteuerkanal geschaltet werden. Mit anderen Worten
ausgedrückt ist also ein Multiplexing bei der Ansteuerung möglich. Durch ein Multiplexing
bei der Ansteuerung der aktiven mikrofluidischen Elemente kann vorteilhafterweise
die Anzahl der Steuer-Ports, welche für die Ansteuerung eines vorgegebenen mikrofluidischen
Netzwerks benötigt werden, reduziert werden. Auf diese Weise können die Kosten, welche
für das Analysegerät, das heißt insbesondere die Prozessierungseinheit, anfallen,
gesenkt werden. Zudem kann durch ein Multiplexing bei der Ansteuerung der aktiven
mikrofluidischen Elemente bei einer vorgegebenen Anzahl an Steuer-Ports ein mikrofluidisches
Netzwerk mit einem gesteigerten Funktionsumfang realisiert werden. Auf diese Weise
kann das Anwendungsspektrum, welches von einer derartigen mikrofluidischen Analysevorrichtung
adressiert wird, erweitert werden.
[0024] Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann das das vierte Funktionsmodul des ersten
Teilnetzwerks ein erstes Absperrventil zum Schließen des Verbindungskanals und zusätzlich
oder alternativ das erste Funktionsmodul des zweiten Teilnetzwerks ein zweites Absperrventil
zum Schließen des Verbindungskanals aufweisen. Beispielsweise kann das erste Absperrventil
geschlossen gehalten werden, während Probenmaterial innerhalb des ersten Teilnetzwerks
prozessiert wird. Das hat den Vorteil, dass ein unerwünschtes vorzeitiges Eindringen
eines im ersten Teilnetzwerk verwendeten Transferfluids mit Probenmaterial in das
zweite Teilnetzwerk verhindert werden kann. Gleichermaßen kann nach einem Transport
in das zweite Teilnetzwerk, bei dem beide Absperrventile geöffnet sein können, ein
Schließen des zweiten Absperrventils einen Rückfluss des Transferfluids mit dem Probenmaterial
in das erste Teilnetzwerk vorteilhafterweise verhindern.
[0025] Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann die Vorrichtung einen Ventilansteueranschluss
zum Anlegen eines Drucks umfassen, wobei das erste Absperrventil und das zweite Absperrventil
mittels des Ventilansteueranschlusses steuerbar sein können. Beispielsweise können
mittels des Ventilansteueranschlusses das erste Absperrventil und das zweite Absperrventil
zeitgleich geschlossen oder geöffnet werden, um einen Fluidtransfer zwischen dem ersten
Teilnetzwerk und dem zweiten Teilnetzwerk der Vorrichtung zu ermöglichen oder zu verhindern.
Durch die gemeinsame Ansteuerung kann vorteilhafterweise die für das Prozessieren
der Vorrichtung benötigte Anzahl an Ansteuerelementen verringert und damit können
die Kosten des Systems verringert werden.
[0026] Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann das vierte Funktionsmodul des ersten Teilnetzwerks
ausgebildet sein, um Probenmaterial auszugeben. Falls beispielsweise lediglich eine
Aufreinigung und Extraktion von Probenmaterial in der Vorrichtung durchgeführt wird,
kann das Probenmaterial beispielsweise nach dem Durchführen einer Extraktion wieder
aus der mikrofluidischen Vorrichtung entnommen werden, ohne es in das zweite Teilnetzwerk
zu überführen. Hierfür kann das vierte Funktionsmodul zum Beispiel eine Ausgabeeinrichtung
zum Ausgeben des Probenmaterials umfassen. Vorteilhafterweise kann die Vorrichtung
dadurch für verschiedene Analyseprozesse variabel eingesetzt werden.
[0027] Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann das erste Teilnetzwerk ein zusätzliches
viertes Funktionsmodul zum Speichern einer Flüssigkeit aufweisen. Auf diese Weise
kann der Einsatzbereich der mikrofluidischen Analysevorrichtung ausgeweitet werden.
[0028] Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann die Vorrichtung mindestens einen weiteren
Ansteueranschluss zum Anlegen eines Drucks umfassen, wobei der weitere Ansteueranschluss
durch einen weiteren Ansteuerkanal entweder mit einem Element eines Funktionsmoduls
des ersten Teilnetzwerks oder mit einem Element eines Funktionsmoduls des zweiten
Teilnetzwerks verbunden sein kann. Die mikrofluidische Vorrichtung kann zum Beispiel
eine Mehrzahl von Ansteueranschlüssen umfassen, wobei einige Ansteueranschlüsse ausgebildet
sein können, um mehrere Elemente unterschiedlicher Funktionsmodule anzusteuern, während
andere Ansteueranschlüsse zum Ansteuern eines bestimmten Elements eines Funktionsmoduls
verwendet werden können. Vorteilhafterweise ist so eine präzise Ansteuerung aller
Elemente der Funktionsmodule möglich.
[0029] Zudem wird ein Verfahren zum Betreiben einer Variante der zuvor vorgestellten mikrofluidischen
Vorrichtung vorgestellt, wobei das Verfahren einen Schritt des Extrahierens von Probenmaterial
unter Verwendung des ersten Teilnetzwerks, optional einen Schritt des Transferierens
von Probenmaterial vom ersten Teilnetzwerk in das zweite Teilnetzwerk und optional
einen Schritt des Amplifizierens von Probenmaterial unter Verwendung des zweiten Teilnetzwerks
umfasst.
[0030] Der Schritt des Extrahierens umfasst einen Teilschritt des Filterns, in dem durch
kombiniertes Ausdrücken der ersten mikrofluidischen Pumpkammer und Ansaugen mit der
zweiten mikrofluidischen Pumpkammer eine Druckdifferenz an dem dritten Funktionsmodul
generiert wird, um das Filtern von Probenmaterial zu bewirken.
[0031] Gemäß einer Ausführungsform kann der Schritt des Extrahierens einen Teilschritt des
Vermischens und zusätzlich oder alternativ einen Teilschritt des Herablösens und zusätzlich
oder alternativ einen Teilschritt des Lysierens und zusätzlich oder alternativ einen
Teilschritt des Spülens aufweisen. Zusätzlich oder alternativ kann der optionale Schritt
des Transferierens einen Teilschritt des Eluierens aufweisen und zusätzlich oder alternativ
kann der optionale Schritt des Amplifizierens einen Teilschritt des Lösens und zusätzlich
oder alternativ einen Teilschritt des Vervielfältigens und zusätzlich oder alternativ
einen Teilschritt des Erfassens aufweisen.
[0032] Dieses Verfahren kann beispielsweise in Software oder Hardware oder in einer Mischform
aus Software und Hardware beispielsweise in einem Steuergerät implementiert sein.
[0033] Der hier vorgestellte Ansatz schafft ferner ein Steuergerät, das ausgebildet ist,
um die Schritte einer Variante eines hier vorgestellten Verfahrens in entsprechenden
Einrichtungen durchzuführen, anzusteuern bzw. umzusetzen. Auch durch diese Ausführungsvariante
der Erfindung in Form eines Steuergeräts kann die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe
schnell und effizient gelöst werden. Beispielsweise kann das Steuergerät verwendet
werden, um die Ansteueranschlüsse der mikrofluidischen Vorrichtung mit zum Betrieb
der Vorrichtung geeigneten Drücken zu beaufschlagen.
[0034] Hierzu kann das Steuergerät zumindest eine Recheneinheit zum Verarbeiten von Signalen
oder Daten, zumindest eine Speichereinheit zum Speichern von Signalen oder Daten,
zumindest eine Schnittstelle zu einem Sensor oder einem Aktor zum Einlesen von Sensorsignalen
von dem Sensor oder zum Ausgeben von Steuersignalen an den Aktor und/oder zumindest
eine Kommunikationsschnittstelle zum Einlesen oder Ausgeben von Daten aufweisen, die
in ein Kommunikationsprotokoll eingebettet sind. Die Recheneinheit kann beispielsweise
ein Signalprozessor, ein Mikrocontroller oder dergleichen sein, wobei die Speichereinheit
ein Flash-Speicher, ein EEPROM oder eine magnetische Speichereinheit sein kann. Die
Kommunikationsschnittstelle kann ausgebildet sein, um Daten drahtlos und/oder leitungsgebunden
einzulesen oder auszugeben, wobei eine Kommunikationsschnittstelle, die leitungsgebundene
Daten einlesen oder ausgeben kann, diese Daten beispielsweise elektrisch oder optisch
aus einer entsprechenden Datenübertragungsleitung einlesen oder in eine entsprechende
Datenübertragungsleitung ausgeben kann.
[0035] Unter einem Steuergerät kann vorliegend ein elektrisches Gerät verstanden werden,
das Sensorsignale verarbeitet und in Abhängigkeit davon Steuer- und/oder Datensignale
ausgibt. Das Steuergerät kann eine Schnittstelle aufweisen, die hard- und/oder softwaremäßig
ausgebildet sein kann. Bei einer hardwaremäßigen Ausbildung können die Schnittstellen
beispielsweise Teil eines sogenannten System-ASICs sein, der verschiedenste Funktionen
des Steuergeräts beinhaltet. Es ist jedoch auch möglich, dass die Schnittstellen eigene,
integrierte Schaltkreise sind oder zumindest teilweise aus diskreten Bauelementen
bestehen. Bei einer softwaremäßigen Ausbildung können die Schnittstellen Softwaremodule
sein, die beispielsweise auf einem Mikrocontroller neben anderen Softwaremodulen vorhanden
sind.
[0036] Von Vorteil ist auch ein Computerprogrammprodukt oder Computerprogramm mit Programmcode,
der auf einem maschinenlesbaren Träger oder Speichermedium wie einem Halbleiterspeicher,
einem Festplattenspeicher oder einem optischen Speicher gespeichert sein kann und
zur Durchführung, Umsetzung und/oder Ansteuerung der Schritte des Verfahrens nach
einer der vorstehend beschriebenen Ausführungsformen verwendet wird, insbesondere
wenn das Programmprodukt oder Programm auf einem Computer oder einer Vorrichtung ausgeführt
wird.
[0037] Ausführungsbeispiele des hier vorgestellten Ansatzes sind in den Zeichnungen dargestellt
und in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer mikrofluidischen Vorrichtung;
Fig. 2 eine schematische Darstellung einer mikrofluidischen Vorrichtung;
Fig. 3 eine schematische Darstellung einer mikrofluidischen Vorrichtung;
Fig. 4 eine schematische Darstellung einer mikrofluidischen Vorrichtung;
Fig. 5 eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer mikrofluidischen
Vorrichtung;
Fig. 6 eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer mikrofluidischen
Vorrichtung;
Fig. 7 eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer mikrofluidischen
Vorrichtung;
Fig. 8 eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer mikrofluidischen
Vorrichtung;
Fig. 9 eine perspektivische Draufsichtdarstellung eines Ausführungsbeispiels einer
mikrofluidischen Vorrichtung;
Fig. 10 eine Draufsichtdarstellung eines Ausführungsbeispiels einer mikrofluidischen
Vorrichtung;
Fig. 11 eine perspektivische Draufsicht eines Ausschnitts der mikrofluidischen Vorrichtung
gemäß einem Ausführungsbeispiel;
Fig. 12 eine perspektivische Unteransicht eines Ausschnitts der mikrofluidischen Vorrichtung
gemäß einem Ausführungsbeispiel;
Fig. 13 ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens 1000 zum Betreiben einer mikrofluidischen
Vorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel;
Fig. 14 ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens 1000 zum Betreiben einer mikrofluidischen
Vorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel;
Fig. 15 ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens 1000 zum Betreiben einer mikrofluidischen
Vorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel;
Fig. 16 ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens 1000 zum Betreiben einer mikrofluidischen
Vorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel; und
Fig. 17 eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines Analysegeräts
zum Aufnehmen einer mikrofluidischen Vorrichtung.
[0038] In der nachfolgenden Beschreibung günstiger Ausführungsbeispiele der vorliegenden
Erfindung werden für die in den verschiedenen Figuren dargestellten und ähnlich wirkenden
Elemente gleiche oder ähnliche Bezugszeichen verwendet, wobei auf eine wiederholte
Beschreibung dieser Elemente verzichtet wird.
[0039] Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung einer mikrofluidischen Vorrichtung 100.
Die Vorrichtung 100 weist in diesem Ausführungsbeispiel ein mikrofluidisches Netzwerk
105 auf, das optional eine lineare Topologie aufweist. Das Netzwerk 105 ist in ein
erstes Teilnetzwerk 110 und ein optionales zweites Teilnetzwerk 120 aufgeteilt, wobei
beide Teilnetzwerke 110, 120 in der hier gezeigten Darstellung mittels gestrichelter
Linien markiert sind.
[0040] Auch wenn in dieser und den folgenden Figuren Ausführungsbeispiele der mikrofluidischen
Vorrichtung 100 mit den beiden Teilnetzwerken 110, 120 dargestellt sind, so kann die
jeweils dargestellte mikrofluidische Vorrichtung jeweils auch nur mit dem ersten Teilnetzwerk
110 ausgeführt sein, also entweder kein zweites Teilnetzwerk 120 oder ein andersartig
ausgeführtes zweites Teilnetzwerk umfassen.
[0041] Wenn eine entsprechende mikrofluidische Vorrichtung, wie beispielsweise die in Fig.
1 gezeigte mikrofluidische Vorrichtung 100 sowohl das erste Teilnetzwerk 110 als auch
das zweite Teilnetzwerk 120 umfasst, sind die beiden Teilnetzwerke 110, 120 über einen
mikrofluidischen Verbindungskanal 125 miteinander verbunden. Optional sind das erste
Teilnetzwerk 110 und das zweite Teilnetzwerk 120 in einer linearen Topologie angeordnet.
Gemäß diesem und den in den folgenden Figuren dargestellten Ausführungsbeispiele ist
jedoch auch eine andersartige Anordnung der Teilnetzwerke 110, 120 möglich.
[0042] Sowohl das erste Teilnetzwerk 110 als auch das zweite Teilnetzwerk 120 umfassen weitere
mikrofluidische Kanäle, die in der hier gezeigten Figur als durchgezogene Linien in
schematischer Weise dargestellt sind, welche unterschiedliche mikrofluidische Elemente
miteinander verbinden. Das Netzwerk 105 der mikrofluidischen Vorrichtung 100 zeichnet
sich in diesem Ausführungsbeispiel insbesondere aus durch zwanzig aktive mikrofluidische
Ventile 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145,
146, 147, 148, 149, 150. Lediglich beispielhaft sind zwei Ventile 144, 145 an dem
Verbindungskanal 125 angeordnet und als ein erstes Absperrventil 144 und als ein zweites
Absperrventil 145 zum Schließen des Verbindungskanals ausgebildet. Somit sind die
Teilnetzwerke 110, 120 voneinander abtrennbar. Das Netzwerk 105 umfasst zudem sechs
aktive mikrofluidische Pumpkammern 151, 152, 153, 154, 155, 156, eine passive mikrofluidische
Kammer 160, drei Vorlagerungskammern mit Entlüftungsöffnungen 161, 162, 163 für eine
langzeitstabile Vorlagerung von Flüssigreagenzien, zwei Probeneingabekammern 167,
168, welche eine Probeneingabe ermöglichen, ein Filterelement 170, welches eine Extraktion
von Bestandteilen aus einer Flüssigkeit ermöglicht, eine Flüssigkeitsspeicherkammer
180, welche für die Aufnahme von Flüssigkeiten nach einem Prozessieren in dem mikrofluidischen
Netzwerk 105 dient, sowie vier Entlüftungsvorrichtungen 191, 192, 193, 194, welche
zur Entlüftung des mikrofluidischen Netzwerks dienen. Die insgesamt sechsundzwanzig
aktiven mikrofluidischen Elemente sind in diesem Ausführungsbeispiel durch pneumatische
Steuerkanäle kontrollierbar, wie durch die senkrecht zu den mikrofluidischen Kanälen
abzweigenden Striche in den Bezugssymbolen illustriert ist. Die Anordnung und Verknüpfung
der benannten Elemente bildet das mikrofluidische Netzwerk 105, welches lediglich
beispielhaft eine lineare Topologie aufweist.
[0043] Dabei setzt sich das mikrofluidische Netzwerk 105 der mikrofluidischen Vorrichtung
100 zusammen aus dem ersten Teilnetzwerk 110, welches für die Aufreinigung von Probenmaterial
vorgesehen ist, sowie dem zweiten Teilnetzwerk 120, welches für eine Amplifikation
von Probenmaterial vorgesehen ist. Die beiden Teilnetzwerke 110, 120 sind über einen
mikrofluidischen Verbindungskanal 125 fluidisch miteinander verbunden. Dadurch ist
ein mikrofluidisches Prozessieren im Rahmen der Durchführung eines Testablaufs innerhalb
der beiden Teilnetzwerke 110, 120 sukzessive, das heißt nacheinander möglich. Entsprechend
ist eine Kombination aus aktiven mikrofluidischen Elementen, welche jeweils in unterschiedlichen
Teilnetzwerken 110, 120 angeordnet sind, gegebenenfalls durch einen gemeinsamen Ansteuerkanal
ansteuerbar.
[0044] Fig. 2 zeigt eine schematische Darstellung einer mikrofluidischen Vorrichtung 100.
Die hier dargestellte Vorrichtung 100 entspricht oder ähnelt der in der vorangegangenen
Figur beschriebenen Vorrichtung und umfasst ein mikrofluidisches Netzwerk 105, das
in ein erstes Teilnetzwerk 110 und ein zweites Teilnetzwerk 120 aufgeteilt ist. In
diesem Ausführungsbeispiel sind die mikrofluidischen Elemente des Netzwerks 105 innerhalb
der Teilnetzwerke 110, 120 in einer Mehrzahl von voneinander abtrennbaren Funktionsmodulen
angeordnet, wobei die einzelnen Funktionsmodule in der hier gezeigten Darstellung
jeweils durch umrahmende rechteckige Kästen aus punktgestrichelten Linien markiert
sind. Im Einzelnen umfasst das Teilnetzwerk 110 zur Aufreinigung von Probenmaterial
in diesem Ausführungsbeispiel ein Pumpmodul 230 zum Transportieren von Fluiden und
darin gelöstem Probenmaterial innerhalb des Netzwerks 105 beziehungsweise zwischen
den unterschiedlichen Funktionsmodulen. Lediglich beispielhaft umfasst das Pumpmodul
hierfür zwei aktive mikrofluidische Pumpkammern 151, 152 und ein mikrofluidisches
Ventil 136. Zudem weist das erste Teilnetzwerk 110 ein erstes Funktionsmodul 250 zur
Bereitstellung von Flüssigreagenzien auf. In diesem ersten Funktionsmodul sind lediglich
beispielhaft drei Vorlagerungskammern 161, 162, 163 für eine langzeitstabile Vorlagerung
von Flüssigreagenzien angeordnet. Lediglich beispielhaft handelt es sich bei den Flüssigkeitsreagenzien
um wässrige Lösungen, beispielsweise Pufferlösungen für die Prozessierung einer Probensubstanz
oder Bestandteilen davon. In einem anderen Ausführungsbeispiel können auch Mineralöle,
Silikonöle oder fluorierte Kohlenwasserstoffe in den Vorlagerungskammern gelagert
werden. In diesem Ausführungsbeispiel ist jede Vorlagerungskammer 161, 162, 163 fluidisch
mit jeweils einem mikrofluidischen Ventil 131, 132, 133 verbunden, die wiederum über
eine erste Kanalschnittstelle 255 fluidisch miteinander sowie mit einer zweiten Kanalschnittstelle
257 verbunden sind. Durch ein Schließen der Ventile 131, 132, 133 ist das erste Funktionsmodul
250 von dem restlichen mikrofluidischen Netzwerk 105 abtrennbar. Über die zweite Kanalschnittstelle
257 ist das erste Funktionsmodul 250 in diesem Ausführungsbeispiel mit dem Pumpmodul
230, mit einem zweiten Funktionsmodul 261 zur Eingabe von Probensubstanzen und lediglich
beispielhaft mit einem zusätzlichen zweiten Funktionsmodul 262 zur Eingabe von Probensubstanzen
verbunden. Dabei umfasst das zweite Funktionsmodul 261 eine Probeneingabekammer 167
mit einer Entlüftungsvorrichtung 191. Die Probeneingabekammer 167 ist lediglich beispielhaft
ausgebildet, um eine Abstrichprobe, das heißt eine Probennahmevorrichtung mit angebundenem
Probenmaterial, aufzunehmen und ist innerhalb des zweiten Funktionsmoduls fluidisch
mit zwei Ventilen 134, 135 verbunden. In ähnlicher Weise umfasst das zusätzliche zweite
Funktionsmodul 262 eine Probeneingabekammer 168 mit einer Entlüftungsvorrichtung 192,
die fluidisch mit zwei Ventilen 137, 138 verbunden ist. Dabei ist die Probeneingabekammer
168 in diesem Ausführungsbeispiel lediglich beispielhaft zum Eingeben einer Flüssigprobe
ausgebildet. Das zweite Funktionsmodul 261 und das zusätzliche zweite Funktionsmodul
262 sind über die Ventile 134, 137 fluidisch mit der zweiten Kanalschnittstelle verbunden.
Über die Ventile 135, 138 sind das zweite Funktionsmodul 261 und das zusätzliche zweite
Funktionsmodul 262 wiederum mit einer dritten Kanalschnittstelle 265 fluidisch verbunden,
über die lediglich beispielhaft eine fluidische Verbindung zu dem Pumpmodul 230 und
zu einem dritten Funktionsmodul 270 zum Filtern des Probenmaterials besteht. Durch
ein Schließen der Ventile 134, 135 ist das zweite Funktionsmodul 261 von dem restlichen
mikrofluidischen Netzwerk 105 abtrennbar, ebenso wie das zusätzliche zweite Funktionsmodul
262 durch ein Schließen der Ventile 137, 138 von dem restlichen mikrofluidischen Netzwerk
105 abtrennbar ist. Das dritte Funktionsmodul 270 umfasst in diesem Ausführungsbeispiel
neben vier mikrofluidischen Ventilen 139, 140, 141, 142 ein Filterelement 170, bei
dem es sich lediglich beispielhaft um einen Silika-Filter handelt und das lediglich
beispielhaft ausgebildet ist, um Spezies aus einer Probensubstanz herauszufiltern.
Dabei bewirkt ein Schließen der Ventile 139, 140, die fluidisch mit der dritten Kanalschnittstelle
265 und einem vierten Funktionsmodul 280 verbunden sind, ein Lenken eines Fluidstroms
über das Filterelement 170. Durch ein Schließen der Ventile 139, 141 ist das dritte
Funktionsmodul 270 gegenüber den Funktionsmodulen 250, 261, 262 und dem Pumpmodul
230 abtrennbar und durch ein Schließen der Ventile 140, 142 ist das dritte Funktionsmodul
270 gegenüber dem vierten Funktionsmodul 280 abtrennbar. Das vierte Funktionsmodul
280 ist in diesem Ausführungsbeispiel ausgebildet, um ein im Netzwerk 105 verwendetes
Fluid zu speichern. Hierfür weist das vierte Funktionsmodul 280 lediglich beispielhaft
eine Flüssigkeitsspeicherkammer 180 mit einer Entlüftungsvorrichtung 193 und zwei
Ventile 143, 144 auf. In einem anderen Ausführungsbeispiel kann das vierte Funktionsmodul
280 zusätzlich zum Ausgeben von Probenmaterial ausgebildet sein. Das vierte Funktionsmodul
280 ist in diesem Ausführungsbeispiel über eine vierte Kanalschnittstelle 285 fluidisch
mit dem dritten Funktionsmodul 270 und dem Verbindungskanal 125 verbunden. Dabei ist
das Ventil 144 lediglich beispielhaft als Absperrventil ausgebildet und am Verbindungskanal
125 angeordnet. Durch ein Schließen des Ventils 144 ist somit das gesamte erste Teilnetzwerk
110 von dem übrigen mikrofluidischen Netzwerk 105 abtrennbar. Der Verbindungskanal
125 stellt in diesem Ausführungsbeispiel eine fluidische Verbindung zwischen dem vierten
Funktionsmodul 280 des ersten Teilnetzwerks 110 und einem ersten Funktionsmodul 290
des zweiten Teilnetzwerks 120 zur Amplifikation von Probenmaterial dar. Das erste
Funktionsmodul 290 des zweiten Teilnetzwerks 120 ist in diesem Ausführungsbeispiel
ausgebildet, um Probenmaterial zu amplifizieren und umfasst hierfür lediglich beispielhaft
drei in einer Reihe angeordnete aktive mikrofluidische Pumpkammern 153, 154, 155,
die lediglich beispielhaft von zwei mikrofluidischen Ventilen 145, 146 eingeklammert
sind. Dabei ist das Ventil 145 in diesem Ausführungsbeispiel direkt am Verbindungskanal
125 angeordnet und als Absperrventil ausgebildet. Durch ein Schließen des Ventils
145 ist somit das gesamte zweite Teilnetzwerk 120 von dem übrigen mikrofluidischen
Netzwerk 105 abtrennbar. In diesem Ausführungsbeispiel weist das zweite Teilnetzwerk
120 zudem ein zweites Funktionsmodul 295 mit vier Ventilen 147, 148, 149, 150, einer
aktiven mikrofluidische Pumpkammer 156, einer passiven mikrofluidischen Kammer 160
und einer Entlüftungsvorrichtung 194 auf. Über die Ventile 146, 147 sind das erste
Funktionsmodul 290 und das zweite Funktionsmodul 295 fluidisch miteinander verbunden.
Eine Abtrennung der beiden Funktionsmodule 290, 295 voneinander ist somit sowohl mittels
des Ventils 146 des ersten Funktionsmoduls 290 als auch mittels des Ventils 147 des
zweiten Funktionsmoduls 295 möglich. Das zweite Funktionsmodul 295 des zweiten Teilnetzwerks
120 ist lediglich beispielhaft ausgebildet, um wenigstens ein Amplifikationsreaktions-Bead
bereitzustellen. Lediglich beispielhaft handelt es sich bei dem Amplifikationsreaktions-Bead
um eine lyophilisierte beziehungsweise gefriergetrocknete Reagenz zum Herstellen eines
Amplifikationsreaktions-Mix.
[0045] Fig. 3 zeigt eine schematische Darstellung einer mikrofluidischen Vorrichtung 100.
Die hier dargestellte Vorrichtung 100 entspricht oder ähnelt der in den vorangegangenen
Figuren beschriebenen Vorrichtung. In der hier gezeigten Abbildung sind die Funktionsmodule
250, 261, 262, 270, 280, 290, 295 sowie das Pumpmodul 230 in vereinfachter Weise ohne
die einzelnen mikrofluidischen Elemente dargestellt. Die Funktionsmodule 250, 261,
262, 270, 280, 290, 295 und das Pumpmodul 230 sind dabei in linearer Topologie angeordnet.
Ferner sind die Funktionsmodule 250, 261, 262, 270, 280 sowie das Pumpmodul 230 als
Bestandteile des ersten Teilnetzwerks 110 ausgebildet und die Funktionsmodule 290,
295 als Bestandteile des zweiten Teilnetzwerks 120, wobei das erste Teilnetzwerk 110
und das zweite Teilnetzwerk 120 über genau einen Verbindungskanal 125 miteinander
verbunden sind. Durch die gewählte Topologie ist es lediglich beispielhaft möglich
die Größe von Totvolumina zu verringern, die Anzahl von Pumpschritten zu reduzieren
und ein unerwünschtes mikrofluidisches Quersprechen zwischen unterschiedlichen Prozessschritten
eines Ablaufs zu unterbinden.
[0046] Fig. 4 zeigt eine schematische Darstellung einer mikrofluidischen Vorrichtung 100.
Die hier dargestellte Vorrichtung 100 entspricht oder ähnelt der in den vorangegangenen
Figuren beschriebenen Vorrichtung mit dem beschriebenen Netzwerk. Zusätzlich zu den
mikrofluidischen Elementen, welche das Netzwerk 105 der mikrofluidischen Vorrichtung
100 bilden, sind ferner auch die Ansteuerkanäle, welche zur Ansteuerung der aktiven
mikrofluidischen Ventile 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142,
143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150 und Pumpkammern 151, 152, 153, 154, 155, 156
dienen, als gestrichelte Linien eingezeichnet. In dieser besonders vorteilhaften Ausführungsform
erfolgt eine Ansteuerung dieser sechsundzwanzig aktiven mikrofluidischen Elemente
131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147,
148, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 155, 156 mittels einer kompakten Ansteuerschnittstelle
400. Die Ansteuerschnittstelle 400 umfasst lediglich beispielhaft zwanzig Ansteueranschlüsse
401, 402, 403, 404, 405, 406, 407, 408, 409, 410, 411, 412, 413, 414, 415, 416, 417,
418, 419, 420, welche auch als Ansteuerungs-Ports bezeichnet werden können. Bei den
Ansteuerungs-Ports handelt es sich in diesem Ausführungsbeispiel um pneumatische Anschlüsse,
über welche eine Aktuation der aktiven mikrofluidischen Elemente 131, 132, 133, 134,
135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151,
152, 153, 154, 155, 156 lediglich beispielhaft durch das Anlegen eines Über- oder
Unterdrucks erfolgt. Dadurch ist insgesamt ein sechsfaches Multiplexing erzielt, wie
sich aus der Differenz der Anzahl von sechsundzwanzig Elementen und zwanzig Ports
ergibt. In der hier gezeigten Figur sind die zugehörigen sechs Verzweigungen von pneumatischen
Ansteuerkanälen, welche das Multiplexing ermöglichen, in Form von schwarzen Knotenpunkten
illustriert. Die Verzweigung der Ansteuerkanäle erfolgt entweder direkt an einem Ansteuerungs-Port
oder aber an einem geeigneten Punkt eines Ansteuerkanals. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel
erfolgt lediglich beispielhaft eine Verzweigung direkt am Ansteueranschluss 409. Der
Ansteueranschluss 409 ist lediglich beispielhaft ausgebildet, um durch einen ersten
Ansteuerkanal 431 das Ventil 141 des dritten Funktionsmoduls 270 des ersten Teilnetzwerks
110 und durch einen zweiten Ansteuerkanal 432 das Ventil 148 des zweiten Funktionsmoduls
295 des zweiten Teilnetzwerks 120 gemeinsam anzusteuern. Auf ähnliche Weise sind in
diesem Ausführungsbeispiel mittels eines Ventilansteueranschlusses 418 zum Anlegen
eines Drucks das erste Absperrventil 144 und das zweite Absperrventil 145 steuerbar.
Dadurch ist ein Öffnen oder Schließen des Verbindungskanals 125 unter Verwendung des
Ventilansteueranschlusses 418 möglich und die einzelnen Teilnetzwerke 110, 120 sind
voneinander abtrennbar. Hingegen weist ein zweiter Ansteueranschluss 410 in diesem
Ausführungsbeispiel eine erste Verzweigung 441 und eine zweite Verzweigung 442 auf
und ist somit ausgebildet, um sowohl das Ventil 131 des ersten Funktionsmoduls 250
des ersten Teilnetzwerks 110, als auch die Ventile 149, 150 des zweiten Funktionsmoduls
295 des zweiten Teilnetzwerks 120 gemeinsam anzusteuern. Die Ansteuerschnittstelle
400 umfasst zudem einen weiteren Ansteueranschluss 401 zum Anlegen eines Drucks, wobei
der weitere Ansteueranschluss 401 in diesem Ausführungsbeispiel durch einen weiteren
Ansteuerkanal 451 mit dem Ventil 132 des ersten Funktionsmoduls 250 des ersten Teilnetzwerks
110 verbunden ist. Lediglich beispielhaft ist ein zweiter weiterer Ansteueranschluss
402 mit der Pumpkammer 152 des Pumpmoduls 230 des ersten Teilnetzwerks 110 verbunden,
ein dritter weiterer Ansteueranschluss 403 ist mit dem Ventil 137 des zusätzlichen
zweiten Funktionsmoduls 262 des ersten Teilnetzwerks 110 verbunden, ein vierter weiterer
Ansteueranschluss 404 ist mit dem Ventil 138 des zusätzlichen zweiten Funktionsmoduls
262 des ersten Teilnetzwerks 110 verbunden, ein fünfter weiterer Ansteueranschluss
405 ist mit den Ventilen 139, 140 des dritten Funktionsmoduls 270 des ersten Teilnetzwerks
110 verbunden, ein sechster weiterer Ansteueranschluss 406 ist mit dem Ventil 143
des vierten Funktionsmoduls 280 des ersten Teilnetzwerks 110 verbunden, ein achter
weiterer Ansteueranschluss 408 ist mit dem Ventil 142 des dritten Funktionsmoduls
270 des ersten Teilnetzwerks 110 verbunden, ein elfter weiterer Ansteueranschluss
411 ist mit dem Ventil 133 des ersten Funktionsmoduls 250 des ersten Teilnetzwerks
110 verbunden, ein zwölfter weiterer Ansteueranschluss 412 ist mit den Ventilen 134,
135 des zweiten Funktionsmoduls 261 des ersten Teilnetzwerks 110 verbunden, ein dreizehnter
weiterer Ansteueranschluss 413 ist mit der Pumpkammer 151 des Pumpmoduls 230 des ersten
Teilnetzwerks 110 verbunden und ein vierzehnter Ansteueranschluss 414 ist mit dem
Ventil 136 des Pumpmoduls 230 des ersten Teilnetzwerks 110 verbunden. Gleichermaßen
sind auch Elemente des zweiten Teilnetzwerks 120 der Vorrichtung 100 in diesem Ausführungsbeispiel
mittels der Ansteuerschnittstelle 400 steuerbar. So ist lediglich beispielhaft ein
siebter weiterer Ansteueranschluss 407 ist mit der Pumpkammer 153 des ersten Funktionsmoduls
290 des zweiten Teilnetzwerks 120 verbunden, ein fünfzehnter weiterer Ansteueranschluss
415 ist mit dem Ventil 146 des ersten Funktionsmoduls 290 des zweiten Teilnetzwerks
120 verbunden, ein sechzehnter weiterer Ansteueranschluss 416 ist mit der Pumpkammer
155 des ersten Funktionsmoduls 290 des zweiten Teilnetzwerks 120 verbunden, ein siebzehnter
weiterer Ansteueranschluss 417 ist mit der Pumpkammer 154 des ersten Funktionsmoduls
290 des zweiten Teilnetzwerks 120 verbunden, ein neunzehnter weiterer Ansteueranschluss
419 ist mit dem Ventil 147 des zweiten Funktionsmoduls 295 des zweiten Teilnetzwerks
120 verbunden und ein zwanzigster weiterer Ansteueranschluss 420 ist mit der Pumpkammer
156 des zweiten Funktionsmoduls 295 des zweiten Teilnetzwerks 120 verbunden.
[0047] Fig. 5 zeigt eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer mikrofluidischen
Vorrichtung 100. Die hier dargestellte Vorrichtung 100 entspricht oder ähnelt der
in den vorangegangenen Figuren beschriebenen Vorrichtung.
[0048] Optional ist im Unterschied zu der anhand von Fig. 3 beschriebenen Vorrichtung anstelle
eines zusätzlichen zweiten Funktionsmoduls zur Eingabe von Probensubstanzen ein zusätzliches
viertes Funktionsmodul 580 zum Speichern einer Flüssigkeit dargestellt.
[0049] Im Unterschied zu der anhand von Fig. 3 beschriebenen Vorrichtung werden gemäß diesem
Ausführungsbeispiel eine erste mikrofluidische Pumpkammer 151 und eine zweite mikrofluidische
Pumpkammer 152 zum Transportieren von Flüssigkeit zwischen den Funktionsmodulen 250,
261, 270, 280, 290, 295, 580 eingesetzt.
[0050] In der hier gezeigten Abbildung sind die Funktionsmodule 250, 261, 270, 280, 290,
295, 580 in vereinfachter Weise ohne die einzelnen mikrofluidischen Elemente dargestellt.
Die Funktionsmodule 250, 261, 270, 280, 290, 295, 580 sind dabei in linearer Topologie
angeordnet. Die Funktionsmodule 250, 261, 270, 280, 580 sowie die Pumpkammern 151,
152 sind als Bestandteile des ersten Teilnetzwerks 110 ausgebildet und die Funktionsmodule
290, 295 als Bestandteile des zweiten Teilnetzwerks 120, wobei das erste Teilnetzwerk
110 und das zweite Teilnetzwerk 120 über genau den einen Verbindungskanal 125 miteinander
verbunden sind.
[0051] Die erste mikrofluidische Pumpkammer 151 ist zwischen das erste Funktionsmodul 250
zum Bereitstellen von Flüssigkeitsreagenzien sowie das dritte Funktionsmoduls 270
zum Filtern von Probenmaterial geschaltet. Beispielsweise ist ein erster Anschluss
der ersten mikrofluidischen Pumpkammer 151 mit einem Anschluss des ersten Funktionsmoduls
250, einem ersten Anschluss des zweiten Funktionsmoduls 261 und einem ersten Anschluss
des zusätzlichen vierten Funktionsmoduls 580 gekoppelt. Ein zweiter Anschluss der
ersten mikrofluidischen Pumpkammer 151 ist beispielhaft mit einem ersten Anschluss
des dritten Funktionsmoduls 270 und einem zweiten Anschluss des zusätzlichen vierten
Funktionsmoduls 580 gekoppelt. Somit ist die erste mikrofluidische Pumpkammer 151
parallel zu dem optionalen zusätzlichen vierten Funktionsmodul 580 geschaltet.
[0052] Die zweite mikrofluidische Pumpkammer 152 ist zwischen das zweite Funktionsmodul
261 und einem mit dem Verbindungskanal 125 gekoppelten Anschluss des ersten Teilnetzwerkes
110 geschaltet. Beispielsweise ist ein erster Anschluss der zweiten mikrofluidischen
Pumpkammer 152 mit einem zweiten Anschluss des zweiten Funktionsmoduls 261 gekoppelt.
Ein zweiter Anschluss der zweiten mikrofluidischen Pumpkammer 152 ist beispielhaft
mit einem Anschluss des vierten Funktionsmoduls 280 zum Speichern einer Flüssigkeit
verbunden.
[0053] Auf diese Weise ist eine Reihenschaltung zwischen den mikrofluidischen Pumpkammern
151, 152 und dem dritten Funktionsmodul 270 möglich, die es ermöglicht, die mikrofluidischen
Pumpkammern 151, 152 so zu betreiben, dass sie gemeinsam eine Druckdifferenz zwischen
den Anschlüssen des dritten Funktionsmoduls 270 bewirken. Beispielsweise kann die
erste mikrofluidische Pumpkammer 151 so betrieben werden, dass die erste mikrofluidische
Pumpkammer 151 einen Überdruck an dem ersten Anschluss des dritten Funktionsmoduls
270 bewirkt. Zeitgleich kann die zweite mikrofluidische Pumpkammer 152 so betrieben
werden, dass die zweite mikrofluidische Pumpkammer 152 einen Unterdruck an dem zweiten
Anschluss des dritten Funktionsmoduls 270 bewirkt.
[0054] Fig. 6 zeigt eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer mikrofluidischen
Vorrichtung 100. Die hier dargestellte Vorrichtung 100 entspricht oder ähnelt der
in der vorangegangenen Figur beschriebenen Vorrichtung und umfasst ein mikrofluidisches
Netzwerk 105, das in ein erstes Teilnetzwerk 110 und ein zweites Teilnetzwerk 120
aufgeteilt ist. In diesem Ausführungsbeispiel sind die mikrofluidischen Elemente des
Netzwerks 105 innerhalb der Teilnetzwerke 110, 120 in einer Mehrzahl von voneinander
abtrennbaren Funktionsmodulen angeordnet, wobei die einzelnen Funktionsmodule in der
hier gezeigten Darstellung jeweils durch umrahmende rechteckige Kästen aus punktgestrichelten
Linien markiert sind.
[0055] Die mikrofluidische Vorrichtung 100 entspricht im Wesentlichen der anhand von Fig.
2 beschriebenen Vorrichtung, wobei der wesentliche Unterschied in der Anordnung der
mikrofluidischen Pumpkammern 151, 152 liegt.
[0056] Optional ist im Unterschied zu der anhand von Fig. 2 beschriebenen Vorrichtung anstelle
eines zusätzlichen zweiten Funktionsmoduls zur Eingabe von Probensubstanzen ein zusätzliches
viertes Funktionsmodul 580 zum Speichern einer Flüssigkeit dargestellt. Das zusätzliche
vierte Funktionsmodul 580 umfasst eine zusätzliche Flüssigkeitsspeicherkammer 680,
eine Entlüftungsvorrichtung 192 und beispielhaft drei Ventile 137, 138, 638.
[0057] Im Einzelnen umfasst das Teilnetzwerk 110 zur Aufreinigung von Probenmaterial in
diesem Ausführungsbeispiel ein Pumpmodul zum Transportieren von Fluiden und darin
gelöstem Probenmaterial innerhalb des Netzwerks 105 beziehungsweise zwischen den unterschiedlichen
Funktionsmodulen. Lediglich beispielhaft umfasst das Pumpmodul hierfür die zwei aktiven
mikrofluidischen Pumpkammern 151, 152 und die mikrofluidischen Ventile 136, 651.
[0058] Zudem weist das erste Teilnetzwerk 110 ein erstes Funktionsmodul 250 zur Bereitstellung
von Flüssigreagenzien auf. In diesem ersten Funktionsmodul sind lediglich beispielhaft
drei Vorlagerungskammern 161, 162, 163 für eine langzeitstabile Vorlagerung von Flüssigreagenzien
angeordnet. Lediglich beispielhaft handelt es sich bei den Flüssigkeitsreagenzien
um wässrige Lösungen, beispielsweise Pufferlösungen für die Prozessierung einer Probensubstanz
oder Bestandteilen davon. In einem anderen Ausführungsbeispiel können auch Mineralöle,
Silikonöle oder fluorierte Kohlenwasserstoffe in den Vorlagerungskammern gelagert
werden. In diesem Ausführungsbeispiel ist jede Vorlagerungskammer 161, 162, 163 fluidisch
mit jeweils einem mikrofluidischen Ventil 131, 132, 133 verbunden, die wiederum über
eine erste Kanalschnittstelle 255 fluidisch miteinander sowie mit einer zweiten Kanalschnittstelle
257 verbunden sind. Durch ein Schließen der Ventile 131, 132, 133 ist das erste Funktionsmodul
250 von dem restlichen mikrofluidischen Netzwerk 105 abtrennbar.
[0059] Über die zweite Kanalschnittstelle 257 ist das erste Funktionsmodul 250 in diesem
Ausführungsbeispiel mit dem mikrofluidischen Ventil 651, das in Reihe mit der mikrofluidischen
Pumpkammer 151 geschaltet ist, mit einem zweiten Funktionsmodul 261 zur Eingabe von
Probensubstanzen und lediglich beispielhaft mit dem zusätzlichen vierten Funktionsmodul
580 zur Eingabe von Probensubstanzen verbunden. Ein erster Anschluss der ersten Pumpkammer
151 ist über das Ventil 651 mit der zweiten Kanalschnittstelle 257 verbunden.
[0060] Dabei umfasst das zweite Funktionsmodul 261 eine Probeneingabekammer 167 mit einer
Entlüftungsvorrichtung 191. Die Probeneingabekammer 167 ist lediglich beispielhaft
ausgebildet, um eine Abstrichprobe, das heißt eine Probennahmevorrichtung mit angebundenem
Probenmaterial, aufzunehmen und ist innerhalb des zweiten Funktionsmoduls 261 fluidisch
mit zwei Ventilen 134, 135 verbunden.
[0061] Das zweite Funktionsmodul 261 und das zusätzliche vierte Funktionsmodul 580 sind
über die Ventile 134, 137 fluidisch mit der zweiten Kanalschnittstelle 257 verbunden.
Über die Ventile 138, 638 ist das zusätzliche vierte Funktionsmodul 580 wiederum mit
einer dritten Kanalschnittstelle 165 fluidisch verbunden, über die lediglich beispielhaft
eine fluidische Verbindung zu der ersten Pumpkammer 151 und zu einem dritten Funktionsmodul
270 zum Filtern des Probenmaterials besteht. Durch ein Schließen der Ventile 134,
135 ist das zweite Funktionsmodul 261 von dem restlichen mikrofluidischen Netzwerk
105 abtrennbar, ebenso wie das zusätzliche vierte Funktionsmodul 262 durch ein Schließen
der Ventile 137, 138, 638 von dem restlichen mikrofluidischen Netzwerk 105 abtrennbar
ist.
[0062] Das dritte Funktionsmodul 270 umfasst in diesem Ausführungsbeispiel neben vier mikrofluidischen
Ventilen 139, 140, 141, 142 ein Filterelement 170, bei dem es sich lediglich beispielhaft
um einen Silika-Filter handelt und das lediglich beispielhaft ausgebildet ist, um
Spezies aus einer Probensubstanz herauszufiltern. Dabei bewirkt ein Schließen der
in Reihe geschalteten Ventile 139, 140, die zwischen die dritte Kanalschnittstelle
265 und eine vierte Kanalschnittstelle 285 geschaltet sind, ein Lenken eines Fluidstroms
über das Filterelement 170. Durch ein Schließen der Ventile 139, 141 ist das dritte
Funktionsmodul 270 gegenüber den Funktionsmodulen 250, 261, 262 und dem Pumpmodul
230 abtrennbar und durch ein Schließen der Ventile 140, 142 ist das dritte Funktionsmodul
270 gegenüber dem vierten Funktionsmodul 280 abtrennbar.
[0063] Das vierte Funktionsmodul 280 ist in diesem Ausführungsbeispiel ausgebildet, um ein
im Netzwerk 105 verwendetes Fluid zu speichern. Hierfür weist das vierte Funktionsmodul
280 lediglich beispielhaft eine Flüssigkeitsspeicherkammer 180 mit einer Entlüftungsvorrichtung
193 und zwei Ventile 143, 144 auf. In einem anderen Ausführungsbeispiel kann das vierte
Funktionsmodul 280 zusätzlich zum Ausgeben von Probenmaterial ausgebildet sein. Das
vierte Funktionsmodul 280 ist in diesem Ausführungsbeispiel über die zweite Pumpkammer
252 und das Ventil 136 fluidisch mit der vierten Kanalschnittstelle 285 verbunden.
[0064] Somit ist das dritte Funktionsmodul 270 zum Filtern von Probenmaterial zwischen die
dritte Kanalschnittstelle 265 und die vierte Kanalschnittstelle 285 geschaltet. Ein
zweiter Anschluss der ersten Pumpkammer 151 ist direkt mit der dritten Kanalschnittstelle
265 und ein zweiter Anschluss der zweiten Pumpkammer 152 ist über das Ventil 136 mit
der dritten Kanalschnittstelle 265 verbunden.
[0065] Die vierte Kanalschnittstelle 285 ist über das Ventil 144, das lediglich beispielhaft
als Absperrventil ausgebildet, mit dem Verbindungskanal 125 verbunden. Durch ein Schließen
des Ventils 144 ist somit das gesamte erste Teilnetzwerk 110 von dem übrigen mikrofluidischen
Netzwerk 105 und insbesondere von dem zweiten Teilnetzwerk 120 abtrennbar. Der Verbindungskanal
125 stellt in diesem Ausführungsbeispiel eine fluidische Verbindung zwischen dem vierten
Funktionsmodul 280 des ersten Teilnetzwerks 110 und einem ersten Funktionsmodul 290
des zweiten Teilnetzwerks 120 zur Amplifikation von Probenmaterial dar.
[0066] Das erste Funktionsmodul 290 des zweiten Teilnetzwerks 120 ist in diesem Ausführungsbeispiel
ausgebildet, um Probenmaterial zu amplifizieren und umfasst hierfür lediglich beispielhaft
drei in einer Reihe angeordnete aktive mikrofluidische Pumpkammern 153, 154, 155,
die lediglich beispielhaft von zwei mikrofluidischen Ventilen 145, 146 eingeklammert
sind. Dabei ist das Ventil 145 in diesem Ausführungsbeispiel direkt am Verbindungskanal
125 angeordnet und als Absperrventil ausgebildet. Durch ein Schließen des Ventils
145 ist somit das gesamte zweite Teilnetzwerk 120 von dem übrigen mikrofluidischen
Netzwerk 105 abtrennbar. In diesem Ausführungsbeispiel weist das zweite Teilnetzwerk
120 zudem ein zweites Funktionsmodul 295 mit vier Ventilen 147, 148, 149, 150, einer
aktiven mikrofluidischen Pumpkammer 156, einer passiven mikrofluidischen Kammer 160
und einer Entlüftungsvorrichtung 194 auf. Über die Ventile 146, 147 sind das erste
Funktionsmodul 290 und das zweite Funktionsmodul 295 fluidisch miteinander verbunden.
Eine Abtrennung der beiden Funktionsmodule 290, 295 voneinander ist somit sowohl mittels
des Ventils 146 des ersten Funktionsmoduls 290 als auch mittels des Ventils 147 des
zweiten Funktionsmoduls 295 möglich. Das zweite Funktionsmodul 295 des zweiten Teilnetzwerks
120 ist lediglich beispielhaft ausgebildet, um wenigstens ein Amplifikationsreaktions-Bead
bereitzustellen. Lediglich beispielhaft handelt es sich bei dem Amplifikationsreaktions-Bead
um eine lyophilisierte beziehungsweise gefriergetrocknete Reagenz zum Herstellen eines
Amplifikationsreaktions-Mix.
[0067] Figur 7 zeigt eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer mikrofluidischen
Vorrichtung 100. Die hier dargestellte Vorrichtung 100 entspricht oder ähnelt der
in den vorangegangenen Figuren beschriebenen Vorrichtung mit dem beschriebenen Netzwerk.
Zusätzlich zu den mikrofluidischen Elementen, welche das Netzwerk 105 der mikrofluidischen
Vorrichtung 100 bilden, sind ferner auch die Ansteuerkanäle, welche zur Ansteuerung
der aktiven mikrofluidischen Ventile 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139,
140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 638, 651 und Pumpkammern 151,
152, 153, 154, 155, 156 dienen, als gestrichelte Linien eingezeichnet. In dieser Ausführungsform
erfolgt eine Ansteuerung dieser aktiven mikrofluidischen Elemente 131, 132, 133, 134,
135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151,
152, 153, 154, 155, 156, 638, 651 mittels einer kompakten Ansteuerschnittstelle 400.
Die Ansteuerschnittstelle 400 umfasst lediglich beispielhaft zwanzig Ansteueranschlüsse
701, 702, 703, 704, 705, 706, 707, 708, 709, 710, 711, 712, 713, 714, 715, 716, 717,
718, 719, 720, welche auch als Ansteuerungs-Ports bezeichnet werden können. Bei den
Ansteuerungs-Ports handelt es sich in diesem Ausführungsbeispiel um pneumatische Anschlüsse,
über welche eine Aktuation der aktiven mikrofluidischen Elemente 131, 132, 133, 134,
135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151,
152, 153, 154, 155, 156, 638, 651 lediglich beispielhaft durch das Anlegen eines Über-
oder Unterdrucks erfolgt. Dadurch wird ein mehrfaches Multiplexing erzielt. In der
hier gezeigten Fig. 7 sind die zugehörigen Verzweigungen von pneumatischen Ansteuerkanälen,
welche das Multiplexing ermöglichen, in Form von schwarzen Knotenpunkten illustriert.
Die Verzweigung der Ansteuerkanäle erfolgt entweder direkt an einem Ansteuerungs-Port
oder aber an einem geeigneten Punkt eines Ansteuerkanals.
[0068] Somit zeigt Fig. 7 eine schematische Darstellung des Netzwerks 105 einer weiterenvorteilhaften
Ausführungsform der mikrofluidischen Analysevorrichtung 100 mit einer linearen Topologie.
[0069] Vergleichbar zu den vorherigen Ausführungsbeispielen setzt sich das Netzwerk 105
der weiteren Ausführungsform der mikrofluidischen Analysevorrichtung 100 zusammen
aus mikrofluidischen Kanälen, die in schematischer Weise als durchgezogene Linien
dargestellt sind, welche unterschiedliche mikrofluidische Elemente miteinander verbinden.
Das Netzwerk 105 der mikrofluidischen Analysevorrichtung 100 zeichnet sich in dieser
weiteren Ausführungsform insbesondere aus durch
- zweiundzwanzig aktive mikrofluidische Ventile 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138,
139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 638, 651,
- sechs aktive mikrofluidische Pumpkammern 151, 152, 153, 154, 155, 156,
- eine passive mikrofluidische Kammer 160,
- drei Vorlagerungskammern 161, 162, 163 mit Entlüftungsöffnungenfür eine langzeitstabile
Vorlagerung von Flüssigreagenzien,
- eine Kammer 167, welche eine Probeneingabe ermöglicht,
- ein Filterelement 170, welches eine Extraktion von Bestandteilen aus einer Flüssigkeit
ermöglicht,
- zwei Flüssigkeitsspeicherkammern 180, 680, welche für die Aufnahme von Flüssigkeiten
nach einem Prozessieren in dem mikrofluidischen Netzwerk 105 dienen, sowie
- drei Entlüftungsvorrichtungen 191, 192, 193 welche zur Entlüftung des mikrofluidischen
Netzwerks 105 dienen.
[0070] Die insgesamt achtundzwanzig aktiven mikrofluidischen Elemente 131, 132, 133, 134,
135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151,
152, 153, 154, 155, 156, 638, 651 können in diesem Ausführungsbeispiel durch pneumatische
Ansteuerungskanäle kontrolliert werden, welche in Fig. 6 jeweils durch die senkrecht
zu den mikrofluidischen Kanälen abzweigenden Striche illustriert sind. Ein genauer
Schaltplan dieses vorteilhaften Ausführungsbeispiels der mikrofluidischen Analysevorrichtung
100 inklusive der Ausgestaltung der pneumatischen Ansteuerungskanäle ist in Fig. 7
gegeben.
[0071] Wie in den vorherigen Ausführungsvarianten ist die Anordnung und Verknüpfung der
benannten Elemente zu dem mikrofluidischen Netzwerk 105 mit einer besonders vorteilhaften,
linearen Topologie gewählt. Wie in den Figuren eingezeichnet, setzt sich das mikrofluidische
Netzwerk 105 der mikrofluidischen Analysevorrichtung 100 zusammen aus einem ersten
Teilnetzwerk 110, welches für die Aufreinigung von Probenmaterial vorgesehen ist,
sowie einem zweiten Teilnetzwerk 120, welches für eine Amplifikation von Probenmaterial
vorgesehen ist. Die beiden Teilnetzwerke 110, 120 sind über den mikrofluidischen Verbindungskanal
210 miteinander verbunden. Dadurch dass die mikrofluidische Prozessierung im Rahmen
der Durchführung eines Testablaufs innerhalb der beiden Teilnetzwerke 110, 120 sukzessive,
das heißt nacheinander erfolgt, kann eine Kombination aus aktiven mikrofluidischen
Elementen, welche jeweils einem unterschiedlichen Teilnetzwerk 110, 120 angehören,
gegebenenfalls durch einen gemeinsamen Ansteuerungskanal angesteuert werden, ohne
dass sich daraus ein Nachteil für die mikrofluidische Prozessierung ergibt.
[0072] In dem in Fig. 7 skizzierten Schaltplan dieser vorteilhaften Ausführungsform der
mikrofluidischen Vorrichtung 100 ist ersichtlich, dass in diesem Ausführungsbeispiel
in besonders vorteilhafter Weise für eine Ansteuerung der insgesamt achtundzwanzig
aktiven mikrofluidischen Elemente 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140,
141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 638,
651 lediglich zwanzig pneumatische Ansteuerungs-Ports 701, 702, 703, 704, 705, 706,
707, 708, 709, 710, 711, 712, 713, 714, 715, 716, 717, 718, 719, 720 eingesetzt werden,
wobei dies über insgesamt acht Verzweigungen der pneumatischen Ansteuerungskanäle
realisiert werden kann. Die Verzweigungspunkte der pneumatischen Ansteuerungskanäle
sind in Fig. 7 jeweils in schematischer Weise durch schwarze, kreisrunde Knotenpunkte
an den als gestrichelte Linien eingezeichneten pneumatischen Ansteuerungskanälen illustriert.
Somit verdeutlicht dieses Ausführungsbeispiel, dass durch die gewählte erfindungsgemäße
Ausgestaltung der mikrofluidischen Vorrichtung 100 und das Multiplexing bei der Ansteuerung
der Elemente ein erheblicher Funktionsvorteil bereitgestellt werden kann, da einerseits
lediglich eine reduzierte Anzahl an pneumatischen Ansteuerungs-Ports zur Aktuation
der mikrofluidischen Elemente benötigt wird und andererseits bedingt durch die lineare
Topologie des mikrofluidischen Netzwerks 105 keine nennenswerten Einschränkungen bei
der mikrofluidischen Prozessführung in Kauf genommen werden müssen. Somit kann durch
die erfindungsgemäße besonders vorteilhafte Ausgestaltung eine verbesserte Funktionalität
mit einem verringerten Aufwand für die Ansteuerung der aktiven mikrofluidischen Elemente
verknüpft werden. Ferner ermöglicht eine Trennung der Durchführung von Aufreinigung
und Amplifikation in den separaten Teilnetzwerken 110, 120 in vorteilhafter Weise
eine Reduzierung von Totvolumina, eine Verringerung der Anzahl an Spülschritten sowie
eine Unterbindung eines unerwünschten mikrofluidischen Quersprechens zwischen verschiedenen
Ablaufschritten.
[0073] Durch die in den Figuren 6 und 7 skizzierte vorteilhafte Ausgestaltung der mikrofluidischen
Vorrichtung 100 kann ferner eine besonders variable Pumpstrategie bei der Aufreinigung
einer Probensubstanz im Zuge einer Extraktion von Bestandteilen der Probensubstanz
durch das Filterelement 170 gewählt werden.
[0074] Im Vergleich zu der in den Figuren 1 bis 4 skizzierten ersten Ausführungsform sind
bei der in den Figuren 6 und 7 gezeigten weiteren Ausführungsform die beiden Pumpkammern
151 und 152 derart in das mikrofluidische Netzwerk 105 integriert, dass diese in Reihe
mit dem Filterelement 170 geschaltet sind. Dadurch wird beispielsweise ein verbessertes
Pumpen einer Probenflüssigkeit über das Filterelement 170 ermöglicht, indem ein kombiniertes
Ausdrücken der Pumpkammer 151 mit einem Ansaugen mit der Pumpkammer 152 erfolgt, sodass
eine besonders hohe Druckdifferenz in dem mikrofluidischen System beim Pumpen einer
Probenflüssigkeit über das Filterelement 170 vorliegt. Auf diese Weise können beispielsweise
in vorteilhafter Weise besonders hochviskose beziehungsweise zähflüssige Probensubstanzen
oder inhomogene Probenflüssigkeiten mit hochviskosen Probenbestandteilen zuverlässig
durch das Filterelement 170 gepumpt werden, um beispielsweise eine Extraktion oder
Akkumulation von Probenbestandteilen an dem Filterelement 170 zu erzielen.
[0075] Ferner ist eine mikrofluidische Abtrennung der ersten Pumpkammer 151 zu den Vorlagerungskammern
161, 162, 163 und der Probeneingabekammer 167 über jeweils zumindest zwei der mikrofluidischen
Ventile 131, 132, 133, 134, 651 umgesetzt, sodass intrinsisch eine besonders zuverlässige
mikrofluidische Abtrennung dieser Flüssigkeitspfade im Falle einer Druckbeaufschlagung
der mikrofluidischen Pumpkammer 151 sichergestellt werden kann.
[0076] Ferner sind in der detaillierten Darstellung in Fig. 7 die einzelnen Funktionsmodule
250, 261, 270, 280, 290, 295, 580, welche die Teilnetzwerke 110, 120 der mikrofluidischen
Analysevorrichtung 100 bilden, jeweils durch umrahmende rechteckige Kästen eingezeichnet:
Im Einzelnen setzt sich das Teilnetzwerk 110 zur Aufreinigung von Probenmaterial zusammen
aus
- dem ersten Funktionsmodul 250 zur Bereitstellung von Flüssigreagenzien,
- dem zweiten Funktionsmodul 261 zur Eingabe einer Probensubstanz in die mikrofluidische
Vorrichtung 100,
- dem dritten Funktionsmodul 270 zur Herausfilterung von Spezies aus der Probensubstanz,
- zwei vierten Funktionsmodule 280, 580 zur Speicherung von Flüssigkeiten, sowie
- zwei Pumpmodulen 730, 731 zur Herstellung des Flüssigkeitstransports zwischen den
unterschiedlichen Funktionsmodulen.
[0077] Das Teilnetzwerk 120 zur Amplifikation von Probenmaterial besteht aus
- dem ersten Funktionsmodul 290 zur Amplifikation, und
- dem zweiten Funktionsmodul 295 zur Bereitstellung eines Amplifikationsreaktions-Beads.
[0078] Die Figuren 5 bis 7 zeigen in unterschiedlich detaillierter Weise die Anordnung aus
den Funktionsmodulen 250, 261, 270, 280, 580 in dem ersten Teilnetzwerk 110 zur Aufreinigung
von Probenmaterial und den Funktionsmodulen 290, 295 in dem zweiten Teilnetzwerk 120
zur Amplifikation von Probenmaterial in linearer Topologie in der weiteren Ausführungsform.
[0079] Wie oben beschrieben kann in dieser vorteilhaften Ausführungsform durch den Einsatz
der zwei Pumpmodule 151, 152, welche beidseitig an das dritte Funktionsmodul 270 zur
Herausfilterung von Spezies aus der Probensubstanz angebunden sind, in dem ersten
Teilnetzwerk 110 zur Aufreinigung von Probenmaterial ein verbessertes Pumpen einer
Probenflüssigkeit über das Filterelement 170 ermöglicht werden.
[0080] Beispielsweise wird der Ansteueranschluss 718 zum Anlegen eines ersten Drucks an
die erste mikrofluidische Pumpkammer 151 und der Ansteueranschluss 709 zum Anlegen
eines zweiten Drucks an die zweite mikrofluidische Pumpkammer 152 verwendet. Somit
können die beiden Pumpkammern 151, 152 unabhängig voneinander angesteuert werden.
[0081] Der gemeinsamen Ansteueranschluss 703 wird beispielhaft verwendet, um über einen
ersten Ansteuerkanal 431 die Ventile 138, 141 des ersten Teilnetzwerks 110 und über
einen zweiten Ansteuerkanal 432 das Ventil 148 des zweiten Teilnetzwerks 120 anzusteuern.
Entsprechend wird der gemeinsamen Ansteueranschluss 701 sowohl zum Ansteuern des ersten
Funktionsmoduls 250 des ersten Teilnetzwerks 110 als auch zum Ansteuern des zweiten
Funktionsmoduls 295 des zweiten Teilnetzwerks 120 verwendet.
[0082] Der Ventilansteueranschluss 713 wird zum Ansteuern der Absperrventile 144, 145 verwendet.
[0083] Fig. 8 zeigt eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer mikrofluidischen
Vorrichtung 100. Die hier dargestellte Vorrichtung 100 entspricht oder ähnelt der
in den vorangegangenen Figuren beschriebenen Vorrichtung. Zur Veranschaulichung ist
in der hier gezeigten Figur das mikrofluidische Netzwerk 105 in vereinfachter Weise
dargestellt. In diesem Ausführungsbeispiel umfasst die mikrofluidische Vorrichtung
100 zwei Teilnetzwerke 110, 120, welche über einen mikrofluidischen Verbindungskanal
125 miteinander verbunden sind, und eine pneumatische Ansteuerschnittstelle 400 mit
vier Ansteueranschlüssen 409, 410, 418, 500 bzw. 701, 703, 713, 500. Die Ansteueranschlüsse
409, 410, 418, 500, 701, 703, 713, 500 sind in diesem Ausführungsbeispiel jeweils
ausgebildet, um sowohl mikrofluidische Elemente des ersten Teilnetzwerks 110 als auch
des zweiten Teilnetzwerks 120 anzusteuern. Durch dieses vierfache Multiplexing sind
in vorteilhafter Weise mittels der vier Ansteuerungs-Ports insgesamt acht aktive mikrofluidische
Elemente der Vorrichtung 100 ansteuerbar, jeweils vier davon pro Teilnetzwerk 110,
120. Das Multiplexing ist dabei durch ein Verzweigen der Ansteuerkanäle an insgesamt
vier Knotenpunkten 409, 418, 441, 505 bzw. 703, 713, 441, 505 erzielt.
[0084] Fig. 9 zeigt eine perspektivische Draufsichtdarstellung eines Ausführungsbeispiels
einer mikrofluidischen Vorrichtung 100. Die hier dargestellte Vorrichtung 100 entspricht
oder ähnelt der in den vorangegangenen Figuren beschriebenen Vorrichtung. In diesem
Ausführungsbeispiel weist die Vorrichtung 100 einen innerhalb der drei Vorlagerungskammern
161, 162, 163 angeordneten Reagenzriegel 600 mit drei Kompartimenten auf, in denen
jeweils unterschiedliche Flüssigreagenzien langzeitstabil vorlagerbar sind. Entsprechend
können die Vorlagerungskammern 161, 162, 163 auch als Reagenzien-Vorlagerungskammern
bezeichnet werden. Zudem ist innerhalb der Probeneingabekammer 167 des in den vorangegangenen
Figuren 2 bis 4 beschriebenen zweiten Funktionsmoduls lediglich beispielhaft eine
Probennahmevorrichtung 605 angeordnet, welche die Überführung einer darauf befindlichen
Abstrichprobe in das Netzwerk 105 der mikrofluidischen Vorrichtung 100 erlaubt.
[0085] Fig. 10 zeigt eine Draufsichtdarstellung eines Ausführungsbeispiels einer mikrofluidischen
Vorrichtung 100. Die hier dargestellte Vorrichtung 100 entspricht oder ähnelt der
in den vorangegangenen Figuren beschriebenen Vorrichtung. In der hier gezeigten Darstellung
sind einige der in den vorangegangenen Figuren beschriebenen Elemente der mikrofluidischen
Vorrichtung 100 beispielhaft beziffert. Im Einzelnen sind beziffert das mikrofluidische
Ventil 146, die mikrofluidischen Pumpkammern 151, 152, 153, 154, 155, 156, die mikrofluidische
Kammer 160, die drei Vorlagerungskammern 161, 162, 163, die beiden Probeneingabekammern
167, 168, das mikrofluidische Filterelement 170 sowie die Flüssigkeitsspeicherkammer
180. Ferner sind durch gestrichelte Linien eingezeichnet das erste Teilnetzwerk 110
für die Aufreinigung einer Probensubstanz, das zweite Teilnetzwerk 120 für die Amplifikation
von Probenmaterial sowie die pneumatische Ansteuerschnittstelle 400 mit einem beispielhaft
bezifferten weiteren Ansteueranschluss 401. Lediglich beispielhaft weist die Vorrichtung
eine laterale Gesamtabmessung von 118 × 78 mm
2 auf. In einem anderen Ausführungsbeispiel kann die Gesamtabmessung 50 × 25 mm
2 bis 300 × 200 mm
2, bevorzugt 75 × 25 mm
2 bis 200 × 100 mm
2, betragen. In diesem Ausführungsbeispiel weisen die fluidischen und pneumatischen
Mikrokanäle zudem ein Querschnittsmaß von lediglich beispielhaft 600 × 400 µm
2 auf. In einem anderen Ausführungsbeispiel können die Querschnittsmaße der fluidischen
und pneumatischen Mikrokanäle 100 × 100 µm
2 bis 3 × 3 mm
2, bevorzugt 300 × 300 µm
2 bis 1 × 1 mm
2 betragen. Das effektive Verdrängungsvolumen einer mikrofluidischen Pumpkammer beträgt
in diesem Ausführungsbeispiel 20 µl, das effektive Verdrängungsvolumen eines mikrofluidischen
Ventils beträgt lediglich beispielhaft 125 nl und das Volumen der mikrofluidischen
Kammer mit Filterelement beträgt in diesem Ausführungsbeispiel lediglich beispielhaft
8 µl. In anderen Ausführungsbeispielen kann das effektive Verdrängungsvolumen einer
mikrofluidischen Pumpkammer 1 µl bis 50 µl, bevorzugt 5 µl bis 30 µl, betragen, das
effektive Verdrängungsvolumen eines mikrofluidischen Ventils kann 50 nl bis 1 µl,
bevorzugt 100 nl bis 300 nl betragen und das Volumen der mikrofluidischen Kammer mit
Filterelement kann 3 µl bis 20 µl, bevorzugt 5 µl bis 10 µl, betragen. Dabei ist für
das mikrofluidische Prozessieren innerhalb der Vorrichtung 100 in diesem Ausführungsbeispiel
eine Druckdifferenz (Überdruck oder Unterdruck relativ zum Atmosphärendruck), welche
zur Erzeugung des mikrofluidischen Flusses durch Ausdrücken oder Ansaugen mittels
einer Pumpkammer oder das Steuern des mikrofluidischen Flusses mittels eines Ventils
verwendet wird, von lediglich beispielhaft 700 mbar einsetzbar. In einem anderen Ausführungsbeispiel
kann die Druckdifferenz 100 mbar bis 2000 mbar, bevorzugt 400 mbar bis 1500 mbar,
betragen.
[0086] Fig. 11 zeigt eine perspektivische Draufsicht eines Ausschnitts der mikrofluidischen
Vorrichtung 100 gemäß einem Ausführungsbeispiel. Die hier dargestellte Vorrichtung
100 entspricht oder ähnelt der in den vorangegangenen Figuren beschriebenen Vorrichtung.
In der hier gezeigten Figur sind beispielhaft beziffert das mikrofluidische Ventil
131, die mikrofluidischen Pumpkammern 151, 152, die Probeneingabekammer 168, die mikrofluidische
Kammer mit dem Filterelement 170, die Entlüftungsvorrichtung 193 sowie die pneumatischen
Ansteuerungs-Ports 405, 409, 410. Die mikrofluidische Vorrichtung 100 ist in diesem
Ausführungsbeispiel realisiert durch zwei rigide Polymerbauteile, 800, 805, welche
über eine flexible Membran 810 miteinander verbunden sind. Das untere Polymerbauteil
800 ist durch eine weitere Polymerfolie abgeschlossen, um die in dem Polymerbauteil
vorliegenden Mikrokanäle abzudichten. Der mehrschichtige Aufbau ermöglicht so insbesondere
eine Realisierung von fluidischen und pneumatischen Mikrokanälen auf wenigstens zwei
verschiedenen lateralen Ebenen. Auf diese Weise sind fluidische und pneumatische Mikrokanäle
kreuzbar und es kann ein besonders hoher Integrationsgrad der mikrofluidischen Vorrichtung
100 mit einer zentralen und besonders kompakten Ausgestaltung der in Figur 4 beschriebenen
pneumatischen Ansteuerschnittstelle erreicht werden. Durch ein Anlegen von Über- oder
Unterdruck an die pneumatischen Ansteuerungs-Ports ist über die pneumatischen Mikrokanäle
die flexible Polymermembran in an den mikrofluidischen Ventilen und Pumpkammern vorliegenden
Ausnehmungen auslenkbar, um so das Öffnen oder Schließen eines mikrofluidischen Ventils
beziehungsweise einer Pumpkammer zu erzielen. Durch ein Ansaugen oder Ausstoßen von
Flüssigkeit mittels einer Pumpkammer ist bei einer geeigneten Ventilstellung der mikrofluidische
Fluss innerhalb des Netzwerks 105 präzise kontrollierbar. In anderen Ausführungsbeispielen
können beispielsweise folgende Materialien für die Realisierung der mikrofluidischen
Analysevorrichtung verwendet werden: Vornehmlich Polymere wie Polycarbonat (PC), Polystyrol
(PS), Styrol-Acrylnitril-Copolymer (SAN), Polypropylen (PP), Polyethylen (PE), Cycloolefin-Copolymer
(COP, COC), Polymethylmethacrylat (PMMA), Polydimethylsiloxan (PDMS) oder thermoplastische
Elastomere (TPE) wie Polyurethan (TPU) oder Styrol-Blockcopolymer (TPS). Dabei kann
die Vorrichtung beispielsweise durch Serienfertigungsverfahren wie Spritzgießen, Spritzprägen,
Thermoformen, Stanzen oder Laserdurchstrahl-Schweißen gefertigt werden.
[0087] Fig. 12 zeigt eine perspektivische Unteransicht eines Ausschnitts der mikrofluidischen
Vorrichtung 100 gemäß einem Ausführungsbeispiel. Die hier dargestellte Vorrichtung
100 entspricht oder ähnelt der in den vorangegangenen Figuren beschriebenen Vorrichtung.
In der hier gezeigten Figur sind beispielhaft beziffert das mikrofluidische Ventil
131, die mikrofluidischen Pumpkammern 151, 152, die Probeneingabekammern 167, 168,
die mikrofluidische Kammer mit dem Filterelement 170, die Entlüftungsvorrichtung 193
sowie der pneumatische Ansteuerungs-Port 405.
[0088] Fig. 13 zeigt ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens 1000 zum Betreiben einer mikrofluidischen
Vorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel. Bei der mit dem Verfahren betriebenen
Vorrichtung kann es sich um die in den vorangegangenen Figuren beschriebene Vorrichtung
handeln. Das Verfahren 1000 umfasst einen Schritt 1005 des Extrahierens von Probenmaterial
unter Verwendung des ersten Teilnetzwerks. Dabei wird lediglich beispielhaft eine
Probensubstanz in dem Teilnetzwerk aufgereinigt und Probenmaterial wie beispielsweise
DNA oder RNA wird aus der Probensubstanz extrahiert und in das mikrofluidische Netzwerk
überführt. Es folgt optional ein Schritt 1010 des Transferierens von Probenmaterial
vom ersten Teilnetzwerk in das zweite Teilnetzwerk, wobei eine Lösung mit zuvor extrahiertem
Probenmaterial von dem ersten Teilnetzwerk in das zweite Teilnetzwerk transferiert
wird. Im optional folgenden Schritt 1015 des Amplifizierens von Probenmaterial unter
Verwendung des zweiten Teilnetzwerks wird Probenmaterial in dem zweiten Teilnetzwerk
amplifiziert und damit für einen beispielsweise fluorometrischen Nachweis zugänglich
gemacht. In einem weiteren Ausführungsbeispiel des Verfahrens 1000 kann der Schritt
1005 des Extrahierens oder die Schritte 1010, 1015 des Transferierens und des Amplifizierens
entfallen. Der erste Schritt 1005 des Extrahierens kann beispielsweise entfallen,
sofern die nachzuweisenden Spezies bereits in extrahierter Form in einer eingegebenen
Probenflüssigkeit vorliegen. Der zweite Schritt 1010 des Transferierens und der dritte
Schritt 1015 des Amplifizierens können beispielsweise wegfallen, falls lediglich eine
Aufreinigung beziehungsweise Extraktion von Probenmaterial in der Vorrichtung durchgeführt
wird und das Probenmaterial beispielsweise nach dem Durchführen des ersten Schritts
1005 des Extrahierens wieder aus der mikrofluidischen Vorrichtung entnommen wird.
[0089] Fig. 14 zeigt ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens 1000 zum Betreiben einer mikrofluidischen
Vorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel. Das hier dargestellte Verfahren 1000
entspricht oder ähnelt dem in der vorangegangenen Figur 13 beschriebenen Verfahren,
mit dem Unterschied, dass die einzelnen Schritte 1005, 1010, 1015 zusätzliche Teilschritte
aufweisen. In diesem Ausführungsbeispiel umfasst der Schritt 1005 des Extrahierens
einen Teilschritt 1105 des Vermischens und einen Teilschritt 1110 des Herablösens
und einen Teilschritt 1115 des Lysierens und einen Teilschritt 1120 des Filterns und
einen Teilschritt 1125 des Spülens. Der Schritt 1010 des Transferierens umfasst in
diesem Ausführungsbeispiel einen Teilschritt 1130 des Eluierens und der Schritt 1015
des Amplifizierens umfasst einen Teilschritt 1135 des Lösens und einen Teilschritt
1140 des Vervielfältigens und einen Teilschritt 1145 des Erfassens. Im Teilschritt
1105 des Vermischens erfolgt lediglich beispielhaft ein Vermischen einer in die Probeneingabekammer
eingegebenen Flüssigprobe mit einem Bindepuffer. Das Vermischen wird insbesondere
durchgeführt unter Verwendung des ersten Funktionsmoduls, des zusätzlichen zweiten
Funktionsmoduls, des Pumpmoduls und einer Mehrzahl der nachfolgend genannten Elemente:
mikrofluidische Ventile, mikrofluidische Pumpkammern, einer Probeneingabekammer und
einer Entlüftungsvorrichtung. Der Bindepuffer ist in diesem Ausführungsbeispiel in
genau einer der drei Vorlagerungskammern des ersten Teilnetzwerks vorgelagert. Die
angrenzenden Funktionsmodule umfassen in diesem Ausführungsbeispiel mikrofluidische
Ventile, welche in diesem Teilschritt 1105 geschlossen sind, sodass ein unerwünschtes
mikrofluidisches Quersprechen mit den angrenzenden Funktionsmodulen unterbunden wird.
[0090] Im Teilschritt 1110 des Herablösens erfolgt in diesem Ausführungsbeispiel innerhalb
der Probeneingabekammer ein Herablösen von Probenmaterial, welches initial an einer
in die Probeneingabekammer eingegebenen Probennahmevorrichtung angebunden vorliegt.
Das Herablösen erfolgt lediglich beispielhaft mittels einer Transferflüssigkeit, welche
in die Kammer eingebracht wird, insbesondere unter Verwendung des ersten und zweiten
Funktionsmoduls und des Pumpmoduls und einer Mehrzahl der nachfolgend genannten Elemente:
mikrofluidische Ventile, mikrofluidische Pumpkammern, Vorlagerungskammern, einer Probeneingabekammer
und einer Entlüftungsvorrichtung. Die Transferflüssigkeit ist lediglich beispielhaft
in genau einer der Vorlagerungskammern vorgelagert. Die angrenzenden Funktionsmodule
umfassen insbesondere mikrofluidische Ventile, welche in diesem Teilschritt 1110 geschlossen
sind, sodass ein unerwünschtes mikrofluidisches Quersprechen mit den angrenzenden
Funktionsmodulen unterbunden wird.
[0091] Im Teilschritt 1115 des Lysierens erfolgt in diesem Ausführungsbeispiel eine Zugabe
von Lyse-Puffer zu einer in wenigstens eine der Probeneingabekammern eingegebenen
Probensubstanz und es erfolgt ein Temperieren der Probensubstanz oder Bestandteilen
davon, um eine thermisch induzierte Lyse von Bestandteilen der Probensubstanz zu bewirken.
Bei den in diesem Teilschritt 1115 zu lysierenden Bestandteilen der Probensubstanz
handelt es sich lediglich beispielhaft um Bakterien. In einem anderen Ausführungsbeispiel
kann es sich beispielsweise um andere Zellen handeln. Das Lysieren wird durchgeführt
insbesondere unter Verwendung des ersten, zweiten und zusätzlichen zweiten Funktionsmoduls
und des Pumpmoduls sowie einer Mehrzahl der nachfolgend genannten Elemente: mikrofluidische
Ventile, mikrofluidische Pumpkammern, Vorlagerungskammern, einer Probeneingabekammer
und einer Entlüftungsvorrichtung. Der Lyse-Puffer ist lediglich beispielhaft in genau
einer der Vorlagerungskammern vorgelagert. Die angrenzenden Funktionsmodule umfassen
insbesondere mikrofluidische Ventile, welche in diesem Teilschritt 1115 geschlossen
sind, sodass ein unerwünschtes mikrofluidisches Quersprechen mit den angrenzenden
Funktionsmodulen unterbunden wird. In einem alternativen Ausführungsbeispiel des Teilschritts
1115 des Lysierens kann eine thermisch induzierte Lyse von Bestandteilen der Probensubstanz
durch Temperieren des Filterelements erfolgen, nachdem die Bestandteile der Probensubstanz
im Teilschritt 1120 des Filterns auf dem Filterelement angereichert worden sind.
[0092] Im Teilschritt 1120 des Filterns erfolgt in diesem Ausführungsbeispiel ein Filtern
und Anbinden von Bestandteilen der in wenigstens eine der Probeneingabekammern eingegebenen
Probensubstanz unter Verwendung des Filterelements, sodass die Bestandteile der Probensubstanz
auf dem Filterelement angereichert werden. Das Filtern wird durchgeführt insbesondere
unter Verwendung des dritten, vierten, zweiten oder zusätzlichen zweiten Funktionsmoduls
und des Pumpmoduls bzw. der Pumpmodule sowie einer Mehrzahl der nachfolgend genannten
Elemente: mikrofluidische Ventile, mikrofluidische Pumpkammern, einer Probeneingabekammer,
dem Filterelement, der Flüssigkeitsspeicherkammer sowie Entlüftungsvorrichtungen.
Die angrenzenden Funktionsmodule umfassen insbesondere mikrofluidische Ventile, welche
in diesem Teilschritt 1120 geschlossen sind, sodass ein unerwünschtes mikrofluidisches
Quersprechen mit den angrenzenden Funktionsmodulen in diesem Teilschritt unterbunden
wird. Beispielsweise wird dabei ein Bindepuffer mit Probenmaterial aus einer der Probeneingabekammern
mittels des Pumpmoduls über das Filterelement in die Flüssigkeitsspeicherkammer gepumpt,
wobei Bestandteile des Probenmaterials wie beispielsweise DNA oder RNA an dem Filterelement
angebunden und konzentriert werden. Der Teilschritt 1120 des Filterns erfolgt in diesem
Ausführungsbeispiel nach einer Durchführung des Teilschritts 1105 des Vermischens,
des Teilschritt 1110 des Herablösens und des Teilschritts 1115 des Lysierens. In einem
anderen Ausführungsbeispiel kann der Teilschritt 1120 des Filterns, abhängig von der
genauen Ausführungsform des Verfahrens, vor oder nach dem Teilschritt des Lysierens
erfolgen: Falls die Lyse in einer der Probeneingabekammern erfolgt, kann der Teilschritt
des Filterns nach dem Teilschritt des Lysierens ausgeführt werden. Erfolgt die Lyse
hingegen auf dem Filterelement, kann der Teilschritt des Filterns vor dem Teilschritt
1115 des Lysierens ausgeführt werden.
[0093] Im Teilschritt 1125 des Spülens erfolgt in diesem Ausführungsbeispiel ein Spülen
des mikrofluidischen Netzwerks mit einem Wasch-Puffer, beispielsweise um Reste des
Bindepuffers, welche nach dem Teilschritt 1120 des Filterns in dem mikrofluidischen
Netzwerk vorliegen, zu beseitigen. Das Spülen wird durchgeführt insbesondere unter
Verwendung des ersten, dritten und vierten Funktionsmoduls und des Pumpmoduls sowie
einer Mehrzahl der nachfolgend genannten Elemente: mikrofluidische Ventile, mikrofluidische
Pumpkammern, Vorlagerungskammern, der Flüssigkeitsspeicherkammer sowie einer Entlüftungsvorrichtung.
Lediglich beispielhaft ist der Wasch-Puffer in genau einer der Vorlagerungskammern
vorgelagert.
[0094] Im Teilschritt 1130 des Eluierens wird in diesem Ausführungsbeispiel an dem Filterelement
vorliegendes Probenmaterial heruntergelöst, um dieses für einen molekulardiagnostischen
Nachweis mittels einer Amplifikationsreaktion zugänglich zu machen. Lediglich beispielhaft
handelt es sich bei dem Probenmaterial um DNA, In einem anderen Beispiel kann es sich
auch um beispielsweise RNA handeln. Dazu wird lediglich beispielhaft ein Elutions-Puffer
über das Filterelement gepumpt, um an dem Filterelement vorliegendes Probenmaterial
in den Elutions-Puffer zu überführen. Im Zusammenhang mit der Elution erfolgt in diesem
Ausführungsbeispiel auch ein Überführen des Elutions-Puffers mit Probenmaterial von
dem ersten Teilnetzwerk in das zweite Teilnetzwerk über den mikrofluidischen Verbindungskanal.
Das Eluieren wird durchgeführt insbesondere unter Verwendung des ersten, dritten und
vierten Funktionsmoduls des ersten Teilnetzwerks und des ersten Funktionsmoduls des
zweiten Teilnetzwerks und des Pumpmoduls sowie einer Mehrzahl der nachfolgend genannten
Elemente: mikrofluidische Ventile, mikrofluidische Pumpkammern, mikrofluidischer Verbindungskanal,
Vorlagerungskammern, Flüssigkeitsspeicherkammer sowie
Entlüftungsvorrichtung. Der Elutions-Puffer ist lediglich beispielhaft in genau einer
der Vorlagerungskammern vorgelagert.
[0095] Im Teilschritt 1135 des Lösens wird in diesem Ausführungsbeispiel der Elutions-Puffer
mit dem enthaltenen Probenmaterial eingesetzt, um eine gefriergetrocknete beziehungsweise
lyophilisierte Reagenz, welche auch als Reaktions-Bead bezeichnet werden kann, in
Lösung zu bringen und auf diese Weise einen Reaktions-Mix für eine darauffolgende
Amplifikationsreaktion bereitzustellen. Lediglich beispielhaft handelt es sich dabei
um einen Master-Mix für die Durchführung einer Polymerase-Kettenreaktion. Das Lösen
wird durchgeführt insbesondere unter Verwendung des ersten und zweiten Funktionsmoduls
des zweiten Teilnetzwerks sowie einer Mehrzahl der nachfolgend genannten Elemente:
mikrofluidische Ventile, mikrofluidische Pumpkammern, mikrofluidische Kammer sowie
Entlüftungsvorrichtung. Die gefriergetrocknete beziehungsweise lyophilisierte Reagenz
beziehungsweise das Reaktions-Bead liegt in diesem Ausführungsbeispiel in einer Pumpkammer
oder der passiven mikrofluidischen Kammer vor. Das Pumpen des Elutions-Puffers mit
Probenmaterial in zumindest eines der Elemente zum Lösen des Reaktions-Beads erfolgt
in diesem Ausführungsbeispiel unter Einsatz von Pumpkammern. Nach dem Lösen des Reaktions-Beads
wird lediglich beispielhaft der daraus resultierende Reaktionsmix von dem zweiten
Funktionsmodul des zweiten Teilnetzwerks in das erste Funktionsmodul des zweiten Teilnetzwerks
transferiert.
[0096] Im Teilschritt 1140 des Vervielfältigens wird in diesem Ausführungsbeispiel wenigstens
eine Amplifikationsreaktion durchgeführt, um Probenmaterial, welches in dem Reaktions-Mix
vorliegt, zu amplifizieren. Das Vervielfältigen wird durchgeführt insbesondere unter
Verwendung des ersten Funktionsmoduls des zweiten Teilnetzwerks sowie einer Mehrzahl
der nachfolgend genannten Elemente: mikrofluidische Ventile, mikrofluidische Pumpkammern.
Das Vervielfältigen erfolgt lediglich beispielhaft durch eine Polymerase-Kettenreaktion.
In einem anderen Ausführungsbeispiel kann das Vervielfältigen auch durch eine isothermale
Amplifikationsmethode erfolgen. Im Rahmen des Teilschritts des Vervielfältigens kann
somit auch ein Temperieren der mikrofluidischen Pumpkammern erfolgen, in denen der
Reaktions-Mix vorliegt, um geeignete physikalische Bedingungen zu schaffen, welche
ein Ablaufen der Amplifikationsreaktion ermöglichen.
[0097] Im Teilschritt 1145 des Erfassens wird in diesem Ausführungsbeispiel ein Signal erfasst,
um das Ablaufen von wenigstens einer Amplifikationsreaktion im Rahmen des Teilschritts
1140 des Vervielfältigens nachzuweisen. Bei dem Signal handelt es sich lediglich beispielhaft
um ein optisches Signal, beispielsweise um ein Fluoreszenzsignal, welches von wenigstens
einem Fluoreszenzfarbstoff ausgeht, der das Ablaufen wenigstens einer Amplifikationsreaktion
anzeigt. In einem anderen Ausführungsbeispiel kann der Teilschritt 1145 des Erfassens
zeitgleich mit dem Teilschritt 1140 des Vervielfältigens oder nach dem Teilschritt
1140 des Vervielfältigens erfolgen. Optional erfolgt im Teilschritt 1145 des Erfassens
auch eine Ausgabe des Signals oder einer daraus abgeleiteten Größe, um das Resultat
der in der mikrofluidischen Analysevorrichtung durchgeführten Probenanalyse einem
Anwender auszugeben.
[0098] In weiteren Ausführungsformen des Verfahrens können einzelne Teilschritte ausgelassen
oder wiederholt ausgeführt werden oder in der Reihenfolge mit anderen Teilschritten
vertauscht werden wie in den nachfolgenden Ausführungsbeispielen beispielhaft beschrieben
wird.
[0099] Fig. 15 zeigt ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens 1000 zum Betreiben einer mikrofluidischen
Vorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel. Das hier dargestellte Verfahren 1000
entspricht oder ähnelt dem in den vorangegangenen Figuren 13 und 14 beschriebenen
Verfahren. In dieser Variante des Verfahrens 1000 erfolgt eine sukzessive Durchführung
der Teilschritte 1105 des Vermischens, 1115 des Lysierens, 1120 des Filterns, 1125
des Spülens, 1130 des Eluierens, 1135 des Lösens, 1140 des Vervielfältigens sowie
1145 des Erfassens.
[0100] Fig. 16 zeigt ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens 1000 zum Betreiben einer mikrofluidischen
Vorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel. Das hier dargestellte Verfahren 1000
entspricht oder ähnelt dem in den vorangegangenen Figuren 13, 14 und 15 beschriebenen
Verfahren. In dieser Variante des Verfahrens 1000 erfolgt eine sukzessive Durchführung
der Teilschritte 1110 des Herablösens, 1120 des Filterns, 1115 des Lysierens, 1125
des Spülens, 1130 des Eluierens, 1135 des Lösens, 1140 des Vervielfältigens sowie
1145 des Erfassens.
[0101] Fig. 17 zeigt eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines Analysegeräts
1400 zum Aufnehmen einer mikrofluidischen Vorrichtung. Das Analysegerät 1400 ist lediglich
beispielhaft ausgebildet, um mittels einer Eingabeöffnung 1405 eine mikrofluidische
Vorrichtung, wie sie in den vorangegangenen Figuren 1 bis 12 beschrieben wurde, aufzunehmen,
um Analyseprozesse innerhalb der Vorrichtung durchzuführen. Dabei umfasst das Analysegerät
1400 in diesem Ausführungsbeispiel ein Steuergerät 1410, das ausgebildet ist, um die
Schritte des in den vorangegangenen Figuren 13 bis 16 beschriebenen Verfahrens in
Bezug auf die Vorrichtung zu steuern.