[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen textilen Artikel in Form eines Gestricks.
Die Erfindung betrifft weiters die Verwendung des erfindungsgemäßen Gestricks in einem
saugfähigen Artikel, sowie einen mehrlagigen saugfähigen Artikel, welcher das erfindungsgemäße
Gestrick enthält.
[0002] Insbesondere stellt die vorliegende Erfindung ein funktionelles Flächengebilde mit
hervorragendem Feuchtigkeitsmanagement zur Verfügung.
[0003] Bei dem Begriff Feuchtigkeitsmanagement handelt es sich um Eigenschaften eines Werkstoffs,
beispielsweise eines Fasermaterials oder eines textilen Flächengebildes, bei dem die
Feuchtigkeit schnell weitertransportiert wird und schnell in die Faser/Garne aufgenommen
wird und dabei die Oberfläche des textilen Flächengebildes schnell trocknet.
[0004] Dies ist insbesonders bei Textilien, die mit dem Körper in Berührung kommen oder
körpernah getragen werden, wie z.B. Unterwäsche oder Sportbekleidung wichtig. Ebenfalls
wichtig sind diese Eigenschaften bei saugfähigen Produkten wie z.B. Einlagen.
[0005] Es ist in hohem Maße wünschenswert, dass bei dieser Anwendung zum Einsatz gebrachte
textile Flächengebilde auch einen guten Tragekomfort bieten, guten Feuchtigkeitstransport
und -aufnahme aufweisen und ästhetisch - farbliches Erscheinungsbild, Stil und Aussehen
- für die Aufgaben geeignet sind.
[0006] Es ist bekannt, dass Cellulosefasern, verglichen mit Synthesefasern, besseren Komfort
bieten können. Dies ergibt sich daraus, dass Cellulosefasern hydrophil sind und Feuchtigkeitsdampf
und flüssiges Wasser absorbieren.
[0007] Textile Flächengebilde müssen ihr Aussehen über einen längeren Gebrauchs- und Pflegezeitraum
aufrechterhalten können. Deshalb sollte ein textiles Flächengebilde waschbar sein,
gute Waschbeständigkeit aufweisen sowie ein geringes Einlaufen gegeben sein.
[0008] Auf dem Markt sind zahlreiche textile Flächengebilde mit Feuchtigkeitsmanagement
vorhanden. Die meisten verbreiteten textilen Flächengebilde werden auf sogenannten
zweiflächigen zweifonturigen Rundstrickmaschinen hergestellt und weisen daher ein
relativ hohes Warengewicht auf.
[0009] In vorhandenen Flächengebilden dieser Art sind überwiegend Synthetikmaterialien wie
Polyester und Polyamid (Typ 100%), gegebenenfalls in verschiedenen Mischungenverhältnissen
mit tierischen Fasern wie Wolle (Typen 70/30%, 80/20%) und Naturfasern wie Baumwolle
(Typen 50/50%, 67/33%) auf dem Markt zu finden.
[0010] Jedes dieser bekannten textilen Flächengebilde hat seine Vorzüge und Unzulänglichkeiten,
die sich hinsichtlich Komfort, Funktion und statischer Aufladung positiv, aber auch
negativ auswirken können.
[0011] Bei Einsatz von Cellulosefasern werden diese Eigenschaften erheblich verbessert,
was zu einem erheblichen Tragkomfort beiträgt.
[0012] Derzeit auf dem Markt erhältliche Produkte bieten prinzipiell ein Feuchtigkeitsmanagement.
Im Fall von waschbaren Produkten gibt es aber noch keine Lösungen, bei denen die Oberfläche
schnell trocknet. Weiters sind die auf dem Markt erhältlichen Produkte (waschbar oder
nicht waschbar) zum großen Teil aus Materialien (insbesondere Plastik) hergestellt,
die eine schlechten Komfort und wenig Nachhaltigkeit bieten.
[0013] Auch sind diese Flächengebilde oft steif und schwer und bieten nicht den benötigten
Komfort für bestimmte Anwendungsgebiete in Unterwäsche und Sportbekleidung.
[0014] Wie oben erwähnt, sind ein Einsatzgebiet von Flächengebilden mit Feuchtigkeitsmanagement
Textilien, die mit dem Körper in Berührung kommen oder körpernah getragen werden,
wie z.B. Unterwäsche oder Sportbekleidung.
[0015] Hier sind mehrlagige Produkte bekannt, die beispielsweise auch als Einlage in Unterwäsche
eingebaut werden können. Diese Produkte weisen eine der Feuchtigkeitsquelle (sprich
dem Körper) zugewandte oberste Schicht (Deckschicht) auf, welche die anfallende Feuchtigkeit
abtransportiert. Unterhalb dieser Schicht befindet sich eine Schicht aus saugfähigem
Material, wie die oben beschriebenen Flächengebilde mit Feuchtigkeitsmanagement.
[0016] Bekannte Produkte weisen auch hier Mischungen von verschiedenen Materialien auf.
Insbesondere besteht die Deckschicht häufig aus synthetischen Materialien, die an
Tragekomfort aufgrund ihrer mangelnden Weichheit zu wünschen übrig lassen.
[0017] Fasern aus Polymilchsäure (PLA) sind ein relativ neuer Fasertyp, der aus nachwachsenden
Rohstoffen, insbesondere Mais, gewonnen werden kann.
[0018] Im Stand der Technik wird der Einsatz von Fasern aus PLA in Artikeln, welche Feuchtigkeit
aufnehmen sollen, beschrieben, so z.B. in der
CN109674101A,
CN205728232U,
CN203168107U,
CN103266498A,
CN104432665A,
CN204483087U,
CN114086304A,
CN111319328A und der
CN216453462U.
[0020] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein textiles Flächengebilde zur Verwendung
von Funktionstextilien herzustellen, welches die oben beschriebenen im Stand der Technik
auftretenden Unzulänglichkeiten behebt.
[0021] Es soll eine ausgezeichnete Leistungsfähigkeit in Bezug auf das Feuchtigkeitsmanagement
bieten.
[0022] Es sollte auch kostengünstig sein sowie besseren Komfort und Nachhaltigkeit aufweisen,
um sicherzustellen, dass daraus hergestellte Kleidungsstücke alle Leistungsvorgaben
für die vorgesehenen Verwendungszwecke erfüllen.
[0023] Zusammengefasst besteht ein Bedarf an einem Flächengebilde, welches insbesondere
mehrere der folgenden Eigenschaften aufweist:
- guter Feuchtigkeitstransport
- starke und rasche Feuchtigkeitsaufnahme
- hervorragende Wascheigenschaft
- Tragekomfort, insbesondere Weichheit
- schnelle Trocknungszeit
- Möglichkeit der Stückfärbung
- geringes Gewicht
- Nachhaltigkeit
[0024] Diese Aufgabe wird mit einem Gestrick gemäß Anspruch 1 gelöst. Weitere Aspekte der
Erfindung betreffen die Verwendung des Gestricks als saugfähiger Artikel und/oder
als Bestandteil eines saugfähigen Artikels zur Aufnahme von Feuchtigkeit aus einer
Feuchtigkeitsquelle, sowie einen saugfähigen Artikel mit mindestens zwei Lagen, wobei
eine der beiden Lagen das erfindungsgemäße Gestrick ist.
KURZE BESCHREIBUNG DER FIGUREN
[0025]
Figur 1 zeigt eine schematische Ansicht der Oberfläche eines Gestricks gemäß der vorliegenden
Erfindung mit einer Wabenstruktur
Figur 2 ist eine Fotografie eines erfindungsgemäßen Gestricks von oben
Figur 3 zeigt das Muster eines Fadenlaufs zur Herstellung einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung gemäß dem Ausführungsbeispiel.
Figur 4 ist eine Fotografie der Rückseite eines erfindungsgemäßen Gestricks.
Figur 5 zeigt schematisch einen mehrlagigen saugfähigen Artikel, welcher als eine
Lage das erfindungsgemäße Gestrick enthält.
DETAILLIERTE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
[0026] Die vorliegende Erfindung stellt ein Gestrick aus zumindest einem ersten und einem
zweiten Grundstrickfaden zur Verfügung,
- wobei der erste der beiden Grundstrickfäden einen Anteil an zumindest 90 Gew.% einer
cellulosischen Faser aufweist und
- wobei der zweite der beiden Grundstrickfäden einen Anteil an zumindest 90 Gew.% Faser
aus Polymilchsäure (PLA) aufweist,
- wobei zumindest eine Oberfläche des Gestricks aneinanderliegende Abschnitte mit jeweils
geschlossenen erhabenen Begrenzungen aufweist, und
- wobei zumindest ein Teil des zweiten Grundstrickfadens auf den geschlossenen erhabenen
Begrenzungen vorgesehen ist.
[0027] Unter dem Begriff "Grundstrickfaden" ist im Folgenden ein Typ von Faden zu verstehen,
der zum Aufbau des Gestricks beiträgt. Erfindungsgemäß sind zumindest zwei solcher
Fadentypen vorgesehen, nämlich einer mit einem hohen Anteil an cellulosischer Faser
und einer mit einem hohen Anteil aus PLA-Faser.
[0028] Es versteht sich, dass für das Herstellen eines Gestricks zahlreiche Fäden durch
zahlreiche Stricknadeln geführt werden müssen. Erfindungsgemäß ist zumindest ein Teil
dieser Fäden aus dem ersten Grundstrickfaden und aus dem zweiten Grundstrickfaden
gebildet.
[0029] Wird beispielsweise (wie im Ausführungsbeispiel weiter unten) das Gestrick aus 12
Fäden gebildet, ist ein Teil der durch dieser Fäden aus dem ersten Grundstrickfaden,
und ein weiterer Teil dieser Fäden aus dem zweiten Grundstrickfaden gebildet.
[0030] Es wurde gefunden, dass durch die erfindungsgemäße Anordnung von Fäden aus cellulosischen
Fasern einerseits und Fäden aus Polymilchsäure (PLA) andererseits in einer bestimmten
Konstruktion ein Gestrick mit hervorragendem Feuchtigkeitsmanagement zur Verfügung
gestellt werden kann.
[0031] Erfindungsgemäß weist das Gestrick an zumindest einer Oberfläche aneinanderliegende
Abschnitte mit jeweils geschlossenen, erhabenen Begrenzungen auf. Unter "geschlossene
erhabene Begrenzungen" sind Strukturen zu verstehen, die gegenüber dem Rest der Oberfläche
erhaben sind und einen geschlossenen Umfang, wie z.B. einen Kreis oder andere geschlossene
geometrische Formen aufweisen.
[0032] Erfindungsgemäß ist zumindest ein Teil des zweiten Grundstrickfadens (welcher die
PLA-Faser enthält) auf diesen geschlossenen erhabenen Begrenzungen vorgesehen.
[0033] In der Folge wird dies auch als "erfindungsgemäß strukturierte Oberfläche" bezeichnet.
[0034] Wenn - wie später noch näher ausgeführt werden wird - diese erfindungsgemäß strukturierte
Oberfläche einer Feuchtigkeitsquelle zugewandt ist, wurde beobachtet, dass die Feuchtigkeit
sehr schnell nach unten in das Gestrick hinein abtransportiert wird. Es wird vermutet,
dass dies durch die Eigenschaften der an den erhabenen Begrenzungen vorgesehenen Fäden
aus PLA-Faser verursacht wird.
[0035] Die cellulosische Faser wiederum nimmt die Feuchtigkeit auf und kann sie aufgrund
der hydrophilen Eigenschaften der Cellulosefaser speichern.
[0036] Bevorzugt besteht die gesamte Oberfläche des Gestricks aus den aneinanderliegenden
Abschnitten mit geschlossenen erhabenen Begrenzungen.
[0037] Eine besonders bevorzugte Ausführungsform für eine erfindungsgemäßes Gestrick weist
an der Oberfläche eine Wabenstruktur auf, wobei zumindest ein Teil des zweiten Grundstrickfadens
auf den erhabenen Begrenzungen der Waben vorgesehen ist.
[0038] Dem Fachmann ist die Herstellung von Gestricken mit solcherart strukturierten Oberflächen,
insbesondere mit einer Wabenstruktur, bekannt.
[0039] Günstig ist es, wenn die Durchmesser D der Abschnitte, insbesondere der Waben, zur
Höhe H der erhabenen Begrenzungen ein Verhältnis X aufweisen, welche bei X ≥ 2, insbesondere
2 ≤ X ≤ 3 liegt.
[0040] Die Höhe der erhabenen Begrenzungen kann einerseits durch die technischen Möglichkeiten,
in einem Gestrick erhabene Abschnitte vorzusehen, begrenzt sein. Andererseits ist
eine bestimmte Mindesthöhe der Begrenzung gegenüber dem Durchmesser des Abschnitts
wichtig, um zu erreichen, dass je nach Anwendungszweck die Feuchtigkeit mit dem Gestrick
zunächst praktisch ausschließlich an den erhabenen Begrenzungen in Kontakt kommt und
abtransportiert wird.
[0041] Das Verhältnis X kann bis zu 5 oder auch bis zu 10 betragen.
[0042] Wird das erfindungsgemäße Gestrick in einem mehrlagigen Produkt verwendet, wobei
in Richtung Feuchtigkeitsquelle eine weitere, auf der erfindungsgemäß strukturierten
Oberfläche aufliegende textile Lage angeordnet ist, wird durch das geeignete Verhältnis
X dafür Sorge getragen, dass die textile Lage ausschließlich auf den erhabenen Begrenzungen
aufliegt. Damit wird die in der textilen Lage befindliche Feuchtigkeit schnell und
vollständig abtransportiert.
[0043] Der erste Grundstickfaden enthält einen Anteil an zumindest 90 Gew.% einer cellulosischen
Faser. Die Faser kann im Faden gegebenenfalls mit einem geringen Anteil an anderen
Fasern gemischt sein, soweit damit die vorgesehene Funktion, nämlich insbesondere
das Speichern von Feuchtigkeit, nicht beeinträchtigt wird.
[0044] In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung besteht der erste
Grundstrickfaden im Wesentlichen aus der cellulosischen Faser.
[0045] Als cellulosische Faser können prinzipiell sämtliche cellulosische Fasertypen, die
in der Lage sind, Feuchtigkeit aufzunehmen, insbesondere natürliche Cellulosefasern
wie Baumwolle, oder underivatisierte Man-Made-Cellulosefasern, wie z.B. Viskosefasern
oder Lyocellfasern eingesetzt werden.
[0046] Bevorzugt ist die Cellulosefaser eine Lyocellfaser.
[0047] Besonders bevorzugt handelt es sich bei der Lyocellfaser um eine vernetzte Lyocellfaser.
[0048] Es ist bekannt, Lyocellfasern mit Vernetzungsmitteln zu vernetzen, sodass die Lyocellfaser
weniger anfällig gegenüber Fibrillation wird.
[0049] Vernetzungsmittel zur Vernetzung von Lyocellfasern sind zum Beispiel in der
WO 94/09191 beschrieben.
[0050] Es wurde überraschenderweise gefunden, dass ein Gestrick mit einem Grundstrickfaden
aus einer Lyocellfaser, die mit dem in
WO 94/09191 beschriebenen Vernetzungsmittel vernetzt ist (kommerziell erhältlich unter dem Namen
"Lenzing
® Lyocell A100") in Kombination mit einem Grundstrickfaden aus PLA-Faser besonders
vorteilhafte Eigenschaften aufweist:
Zum einen wurde gefunden, dass solcherart vernetzte Lyocellfasern Feuchtigkeit schneller
aufnehmen als andere Typen von Lyocellfasern.
[0051] Der zweite Grundstrickfaden enthält einen Anteil an zumindest 90 Gew.% einer Faser
aus Polymilchsäure (PLA). Erneut kann die PLA-Faser kann im Faden gegebenenfalls mit
einem geringen Anteil an anderen Fasern gemischt sein, soweit damit die vorgesehene
Funktion, nämlich insbesondere das Abtransportieren von Feuchtigkeit, nicht beeinträchtigt
wird.
[0052] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung besteht
der zweite Grundstrickfaden im Wesentlichen aus der Faser aus Polymilchsäure (PLA).
[0053] Auf den zweiten Grundstrickfaden aus PLA-Faser kann vorteilhaft ein Elasthanfaden
aufgebracht sein. Insbesondere kann der Elasthanfaden auf den zweiten Grundstrickfaden
plattiert sein. Es handelt sich hier also nicht um eine Mischung der PLA-Faser mit
dem Elasthanfaden, sondern um zwei durch Aufbringung des Elasthanfadens miteinander
verbundene Fäden.
[0054] Durch die Aufbringung eines Elasthanfadens auf den zweiten Grundstrickfaden wird
dieser dehnbarer und besser geeignet zur Herstellung der erfindungsgemäß vorgesehenen
erhabenen Begrenzungen um z.B. wabenförmigen Abschnitte.
[0055] Der Elasthanfaden kann beispielsweise in einer Größenordnung von ca. 10 Gew.%, bezogen
auf den Faden aus PLA-Faser, vorliegen.
[0056] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist dadurch gekennzeichnet,
dass der Anteil an zweitem Grundstrickfaden in den erhabenenen geschlossenen Begrenzungen
mehr als 50 Gew .%, bevorzugt 60 Gew.% bis 80 Gew.% beträgt.
[0057] Damit wird sichergestellt, dass in den erhabenen Bereichen des Gestricks eine ausreichende
bzw. überwiegende Menge an PLA-Faser vorliegt, um die aufzunehmende Feuchtigkeit abzutransportieren.
[0058] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist das
Gestrick ausschließlich aus dem ersten und dem zweiten Grundstrickfaden (gegebenenfalls
mit einem Zusatz an Elasthanfaden) gebildet.
[0059] In dieser Ausführungsform besteht das Gestrick im Wesentlichen aus Fasern, die aus
erneuerbaren Rohstoffen hergestellt sind.
[0060] Die Feinheit des Fadens aus PLA-Faser kann grober sein als jene des Fadens aus cellulosischer
Faser, insbesondere Lyocellfaser. Beispielsweise kann die Feinheit des Fadens aus
PLA-Faser 40 bis 60 Nm betragen, jene des Fadens aus Lyocellfaser 60 bis 70 Nm. Die
metrische Nummer Nm gibt an, wie viele Meter des Fadens eine Masse von 1 g haben.
[0061] Zur Herstellung des erfindungsgemäßen Gestricks kann eine einflächige einfonturige
Rundstrickmaschine verwendet werden. Damit kann in Vergleich zu manchen bekannten
Flächengebilden ein geringeres Warengewicht erreicht werden.
[0062] Bevorzugt wird die Rundstrickmaschine in Verbindung mit einer feineren Maschinenfeinheit
E28 (28 Nadel pro Zoll) verwendet, damit eine weitere Reduzierung des Warengewichtes
erreicht werden kann.
[0063] Wie erwähnt, ist dem Fachmann die Bildung z.B. einer Wabenstruktur in einem Gestrick
an sich bekannt. Es sind lediglich weiters die Vorkehrungen zu treffen, dass die Nadeln
einer Rundstrickmaschine, welche den Grundstrickfaden aus PLA-Faser tragen, so angeordnet
bzw. so geführt werden, dass in den entstehenden erhabenen Begrenzungen der Wabe zumindest
ein Teil, insbesondere ein überwiegender Teil an Grundstrickfaden aus PLA-Fasern zu
liegen kommt.
[0064] Die Weiterverarbeitung des erfindungsgemäßen Gestricks kann in an sich bekannter
Weise durch Waschen, eine Thermofixierung unter Spannung und gegebenenfalls eine Färbung
erfolgen.
[0065] Das Warengewicht, die Konstruktion, die Strickmaschine und die Bindung des gestrickten
Flächengebildes können so gewählt, dass sie jeweils ein textiles Flächengebilde mit
dem Stil und den Eigenschaften ergeben, welche für den Verwendungszweck erforderlich
sind.
[0066] Das Grundprinzip der vorliegenden Erfindung ist über eine breite Variation an Bindungen
und/oder Konstruktionen umsetzbar, soweit die erfindungsgemäßen Mischungen an Grundstrickfäden
und Anordnungen derselben verwendet werden.
[0067] Das erfindungsgemäße Gestrick kann in einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung
als saugfähiger Artikel und/oder als Bestandteil eines saugfähigen Artikels zur Aufnahme
von Feuchtigkeit aus einer Feuchtigkeitsquelle verwendet werden
[0068] Dabei ist die erfindungsgemäß strukturierte Oberfläche des Gestricks bei Verwendung
der Feuchtigkeitsquelle zugewandt.
[0069] Damit können die bereits oben erwähnten Vorteile erzielt werden. Die in den erhabenen
geschlossenen Begrenzungen vorliegenden Fäden mit PLA-Faser transportieren die Flüssigkeit
von der Feuchtigkeitsquelle weg in die weiteren Bereiche des Gestricks, wo sie von
den Fäden mit der saugfähigen cellulosischen Faser, insbesondere der Lyocellfaser
aufgenommen werden.
[0070] Die vorliegende Erfindung betrifft auch einen saugfähigen Artikel mit mindestens
zwei Lagen aus textilem Material zur Aufnahme von Feuchtigkeit aus einer Feuchtigkeitsquelle,
dadurch gekennzeichnet, dass eine der beiden Lagen ein erfindungsgemäßes Gestrick
ist und die erfindungsgemäß strukturierte Oberfläche des Gestricks bei Verwendung
der Feuchtigkeitsquelle zugewandt sind.
[0071] In einer bevorzugten Ausführungsform weist der Artikel eine auf der erfindungsgemäß
strukturierten Oberfläche des Gestricks aufliegende textile Schicht auf.
[0072] Die auf dem Gestrick in Richtung Feuchtigkeitsquelle aufliegende textile Schicht
ist bevorzugt ein Gewebe enthaltend Lyocellfaser. Das Gewebe ist bevorzugt hydrophobiert.
In dieser Ausführungsform besteht der Artikel praktisch ausschließlich aus nachhaltigen
Materialien, welche umweltfreundlich und aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt
werden (Lyocell, PLA).
[0073] Es wurde gefunden, dass eine Kombination aus einem insbesondere hydrophobierten Gewebe
aus Lyocellfasern und einem (von der Feuchtigkeitsquelle her gesehen) darunter liegendem
erfindungsgemäßem Gestrick in hervorragender Weise die Anforderung an einen Feuchtigkeitsabtransport
und eine Feuchtigkeitsspeicherung erfüllt.
[0074] Die sich zunächst auf dem Gewebe aus Lyocellfasern sammelnde Feuchtigkeit wird unter
Druck (z.B. Belastung durch Körpergewicht) in die Fäden aus PLA-Fasern im darunterliegenden
Gestrick abgegeben und von diesen abtransportiert. Es zeigt sich, dass dabei praktisch
spontan eine fast vollständige Trocknung des z.B. körpernah anliegenden Gewebes aus
hydrophobierten Lyocellfasern stattfindet, während die Feuchtigkeit im darunterliegenden
Gestrick praktisch vollständig von den Fäden aus Lyocellfasern gespeichert wird.
[0075] Anstelle eines auf dem erfindungsgemäßen Gestrick aufliegenden hydrophobierten Gewebes
aus Lyocellfasern können auch Gewebe oder Strukturen aus anderen, insbesondere hydrophoben
Materialien verwendet werden.
[0076] Auf der Feuchtigkeitsquelle abliegenden Seite des erfindungsgemäßen Gestricks können
weitere Schichten vorgesehen sein. Dabei kann es sich um weitere Schichten aus saugfähigem
Material (z.B. Lyocellfasern) oder auch den Artikel nach außen hin abdichtenden Membranen
handeln.
[0077] Der erfindungsgemäße saugfähige Artikel ist waschbar und somit mehrfach verwendbar.
[0078] Dementsprechend betrifft die vorliegende Erfindung auch die Verwendung des erfindungsgemäßen
saugfähigen Artikels als Einlage in einem körpernahe getragenen Produkt, insbesondere
in Unterwäsche.
[0079] Der saugfähige Artikel kann beispielsweise in eine Unterwäsche oder in eine Sportbekleidung
an Positionen, an denen Feuchtigkeit auftreten kann, eingenäht werden. Es zeigt sich,
dass der Artikel Feuchtigkeit schnell aufnehmen kann, während der am Körper anliegende
Stoff trocken bleibt.
[0080] Der saugfähige Artikel kann dabei aufgrund der besonderen Eigenschaften des erfindungsgemäßen
Gestricks deutlich dünner und auch leichter ausgestaltet werden als alternative bestehende
Lösungen.
[0081] In einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung somit auch ein körpernah
getragenes Produkt, insbesondere Textil, in welchem der erfindungsgemäße saugfähige
Artikel enthalten, insbesondere eingenäht ist.
Ausführungsbeispiel
[0082] Ein Gestrick wurde aus den folgenden zwei Grundstrickfäden in folgendem Verhältnis
hergestellt:
72 Gew.% eines ersten Grundstrickfadens aus einer vernetzten Lyocellfaser der Type
LENZING™ Lyocell A100, ringgesponnen, mit einer Feinheitvon Nm 68/1.
26 Gew.% eines zweiten Grundstrickfadens aus einer PLA-Faser, ringgesponnen, mit einer
Feinheit von Nm 50/1.
[0083] Auf den zweiten Grundstrickfaden waren in einem Anteil von ca. 8 Gew.% Elastan der
Type "Dorlastan" mit einer Feinheit von 22 dtex mittels Plattierung aufgebracht worden.
Der Anteil des Elasthans am gesamten Gestrick betrugt ca. 2 Gew.%.
[0084] Das Gestrick wurde auf einer einflächigen / einfonturigen Single Jersey Rundstrickmaschine
in Feinheit E28 (28 Nadeln per inch) mit elektronischer Nadelauswahl hergestellt.
Es könnte aber auch eine mechanische einflächige / einfonturige Single Jersey Rundstrickmaschine
hergestellt werden, die mindestens über 3 Nadelbahnen im Strickzylinder verfügt (Nadeleinsatz
1-2-3-2), sowie mit einer mit 4 Nadelbahnen bestückten einflächigen / einfonturigen
Single Jersey Rundstrickmaschine (Nadeleinsatz 4-1-2-3 oder 1-2-3-4).
[0085] Der Fadenlauf zur Herstellung des Gestricks ist in Figur 3 dargestellt. Die mit 1
bis 5 und 7 bis 11 bezeichneten Fäden sind die Fäden aus Lyocellfaser. Die Fäden 6
und 12 sind die Fäden aus PLA-Faser (mit aufgebrachter Elasthanfaser).
[0086] Im Strickmuster ist beispielsweise zu erkennen, dass im System 12 (PLA-Faser) die
dritte Stricknadel heruntergezogen wird, während in den nachfolgenden Systemen 1 bis
5 (Lyocellfaser) die dritte Nadel nicht eingesetzt wird. Daraus resultiert ein erhabener
Bereich, in welchem vorwiegend der Faden aus PLA-Faser vorliegt. Analoges gilt für
die Systeme 6 (PLA-Faser) und 7 bis 11 (Lyocellfaser).
Figur 1 zeigt schematisch die gemäß diesem Verfahren hergestellte erfindungsgemäß
wabenförmig strukturierte Oberfläche des Gestricks. Man sieht die wabenförmigen, erhabenen
Begrenzungen (hell). Der dunkle Bereich zwischen den Begrenzungen ist ein ebenes Gestrick.
Figur 2 zeigt eine Fotografie des Gestricks von oben.
Figur 3 zeigt eine Fotografie der Rückseite des hergestellten Gestricks. Die helleren
Fäden (6, 12) sind die Fäden aus PLA-Faser.
[0087] In diesem konkreten Ausführungsbeispiel betrug die Hölhe der erhabenen Begrenzungen
der Waben 1 mm und die Breite der Waben 5 mm (X = 5).
[0088] Das Rohwarengewicht des Gestricks betrug 120 g/m
2.
[0089] Das erfindungsgemäße Gestrick wurde als Lage in einem mehrlagigen saugfähigen Artikel
eingesetzt.
[0090] Der prinzipielle Aufbau des Artikels ist in Figur 5 schematisch dargestellt.
[0091] Die oberste, im Einsatz der Feuchtigkeitsquelle (z.B. dem Körper) zugewandte Schicht
13 ist ein hydrophobiertes Gewebe aus Lyocellfasern.
[0092] Darunter ist das erfindungsgemäße Gestrick 14 vorgesehen.
[0093] Der Artikel kann z.B. als Einlage in eine Unterwäsche oder in eine Sportbekleidung
eingenäht werden und besteht praktisch ausschließlich aus nachhaltigen Materialien,
welche umweltfreundlich und aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden.
Vergleichstests mit saugfähigen Produkten des Standes der Technik.
[0094] Die Aufnahme von Feuchtigkeit des erfindungsgemäßen mehrlagigen saugfähigen Produkten
wurde mit mehrlagigen Produkten des Standes der Technik verglichen:
Vergleichsprodukt 1 war eine herkömmliche Wegwerfbinde (Periodeneinlage aus Zellstoff
und PVC).
Vergleichsprodukt 2 war eine Periodenunterwäsche/waschbare Binde mit einer Deckschicht
aus PVC und Baumwolle und einer darunter liegenden Saugschicht aus Plastikmaterial.
Aufbringen von Feuchtigkeit auf den erfindungsgemäßen saugfähigen Artikel:
[0095] Bei Aufbringen von Feuchtigkeit (Wasser) auf den saugfähigen Artikel dringt die Feuchtigkeit
aufgrund der Natur der hydrophob behandelten Lyocellfasern in der obersten Gewebeschicht
zunächst nicht in den saugfähigen Artikel ein.
[0096] Bei Aufbringen von Druck aber ist ein schlagartiges Eindringen in die oberste Gewebeschicht
und durch diese hindurch in das darunter liegende erfindungsgemäße Gestrick zu beobachten.
[0097] Nach sehr kurzer Zeit ist die gesamte Feuchtigkeit durch die oberste Schicht hindurchgetreten
und vom erfindungsgemäßen Gestrick aufgenommen. Die oberste, körpernahe Schicht ist
in weitem Ausmaß trocken.
Vergleichsversuche:
[0098] Im Vergleich mit dem Vergleichsprodukt 1 (Wegwerfbinde), das sehr schnell die Feuchtigkeits
absaugt, konnte festgestellt werden, dass das erfindungsgemäße wiederverwendbare und
nachhaltige Produkt eine praktisch gleich gute Saugwirkung aufweist.
[0099] Im Vergleich mit dem Vergleichsprodukt 2 (Periodenunterwäsche aus Plastikmaterialien)
konnte ebenfalls eine praktisch gleich gute und sogar schnellere Saugwirkung (die
Oberfläche ist schneller trocken) festgestellt werden.
[0100] Der erfindungsgemäße saugfähige Artikel, der - mit Ausnahme des geringen Anteils
an Elasthanfasern - vollständig aus Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen zusammengesetzt
ist, zeigt sich daher gegenüber herkömmlichen Produkten aus teils synthetischen Materialien
jedenfalls als gleichwertig bzw. teilweise sogar als überlegen.
1. Ein Gestrick aus zumindest einem ersten und einem zweiten Grundstrickfaden,
- wobei der erste der beiden Grundstrickfäden einen Anteil an zumindest 90 Gew.% einer
cellulosischen Faser aufweist und
- wobei der zweite der beiden Grundstrickfäden einen Anteil an zumindest 90 Gew.%
Faser aus Polymilchsäure (PLA) aufweist,
- wobei zumindest eine Oberfläche des Gestricks aneinanderliegende Abschnitte mit
jeweils geschlossenen erhabenen Begrenzungen aufweist, und
- wobei zumindest ein Teil des zweiten Grundstrickfadens auf den geschlossenen erhabenen
Begrenzungen vorgesehen ist.
2. Gestrick gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die gesamte Oberfläche des Gestricks aus den aneinanderliegenden Abschnitten mit
geschlossenen erhabenen Begrenzungen besteht.
3. Gestrick gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass es in einer Wabenstruktur vorliegt, wobei zumindest ein Teil des zweiten Grundstrickfadens
auf den erhabenen Begrenzungen der Waben vorgesehen ist.
4. Gestrick gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Verhältnis X eines Durchmessers D des Abschnitts zu einer Höhe H der erhabenen
Begrenzung bei X ≥ 2, insbesondere 2 ≤ X ≤ 3 liegt.
5. Gestrick gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Grundstrickfaden im Wesentlichen aus der cellulosischen Faser besteht.
6. Gestrick gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die cellulosische Faser eine Lyocellfaser ist.
7. Gestrick gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Lyocellfaser um eine vernetzte Lyocellfaser handelt.
8. Gestrick gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Grundstrickfaden im Wesentlichen aus der Faser aus Polymilchsäure (PLA)
besteht.
9. Gestrick gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass auf zumindest einen Teil des zweiten Grundstrickfadens ein Elasthanfaden aufgebracht
ist.
10. Gestrick gemäß Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Elasthanfaden auf den zweiten Grundstrickfaden plattiert ist.
11. Gestrick gemäß einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an zweitem Grundstrickfaden in den erhabenenen geschlossenen Begrenzungen
mehr als 50 Gew.%, bevorzugt 60 Gew.% bis 80 Gew.% beträgt.
12. Gestrick gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es ausschließlich aus dem ersten und dem zweiten Grundstrickfaden gebildet ist.
13. Verwendung eines Gestricks gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche als saugfähiger
Artikel und/oder als Bestandteil eines saugfähigen Artikels zur Aufnahme von Feuchtigkeit
aus einer Feuchtigkeitsquelle, wobei die Oberfläche des Gestricks, welche die Abschnitte
mit erhabenen geschlossenen Begrenzungen aufweist, bei Verwendung der Feuchtigkeitsquelle
zugewandt sind.
14. Saugfähiger Artikel mit mindestens zwei Lagen (1, 2) aus textilem Material zur Aufnahme
von Feuchtigkeit aus einer Feuchtigkeitsquelle, dadurch gekennzeichnet, dass eine der beiden Lagen (2) ein Gestrick gemäß einem der Ansprüche 1 bis 12 ist und
dass die Oberfläche des Gestricks, welche die Abschnitte mit erhabenen geschlossenen
Begrenzungen aufweist, bei Verwendung der Feuchtigkeitsquelle zugewandt sind.
15. Saugfähiger Artikel gemäß Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass der Artikel eine auf der Oberfläche des Gestricks, welche die Abschnitte mit erhabenen
geschlossenen Begrenzungen aufweist, aufliegende textile Schicht (1) aufweist.
16. Verwendung eines saugfähigen Artikels gemäß einem der Ansprüche 14 bis 15 als Einlage
in einem körpernahe getragenen Produkt, insbesondere in Unterwäsche.