[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1 sowie eine Arbeitsmaschine mit einer Steuerung zur Durchführung des Verfahrens und
ein entsprechendes Computerprogrammprodukt.
[0002] Derartige Arbeitsmaschinen umfassen typischerweise ein Trägergerät mit einem Fahrwerk,
das einen gegebenenfalls drehbar gelagerten Oberwagen aufnimmt. Der Oberwagen sieht
wiederum einen Mäkler zur Aufnahme des benötigten Werkzeugs, beispielsweise eines
Rammwerkzeugs zum Einrammen oder Einvibrieren von Rammgut oder eines Bohrwerkzeugs
zum Kellybohren vor. Über Stütz- bzw. Nackenzylinder lässt sich üblicherweise die
Neigung des Mäklers variieren. Bei einer Drehbohranlage zum Kellybohren wird das Bohrwerkzeug
über einen Seilzug und eine teleskopierbare Kellystange betätigt. Der Mäkler kann
ein Vorschubsystem mit einem entlang des Mäklers verstellbaren Schlitten umfassen,
wobei der Vorschub üblicherweise mittels eines hydraulischen Vorschubzylinders oder
über ein Vorschubseil erzeugt wird.
[0003] Abhängig vom Arbeitsverfahren, von den Betriebsparametern und dem Zustand der Arbeitsmaschine
kann es im Arbeitsbetrieb zu kritischen Zuständen kommen. So werden beispielsweise
bei Bohrgeräten häufig Kellyverlängerungen verwendet, um bei kontinuierlichen Bohr-
und Mischarbeiten die erreichbaren Bohr- bzw. Mischtiefen zu vergrößern. Bei bestimmten
/ kritischen Drehzahlen besteht dabei die Gefahr, dass sich das Werkzeug aufschaukelt
bzw. aufschwingt und es dadurch zu Beschädigungen von Werkzeug und Maschine kommt.
Das Aufschwingverhalten des Bohrwerkzeugs ist allerdings nur schwer vorhersehbar,
da es von vielen Faktoren wie z.B. der freien Länge, der Steifigkeit, der Geradheit
und der Unwucht des Werkzeugs, der Abstützung des Mäklers (Mäklerstützfuß) und der
Bodeninteraktion abhängt. Auch ein Spiel in Verbindungselementen des Werkzeugs bzw.
des Mäklers beeinflussen das Aufschwingverhalten.
[0004] Bisher wird beim Aufschaukeln typischerweise auf das subjektive Gefühl bzw. die Erfahrung
des Bedieners der Arbeitsmaschine gesetzt. Darüber hinaus wird aus Sicherheitsgründen
häufig der Betriebsbereich oder das Einsatzspektrum der Arbeitsmaschine begrenzt,
beispielsweise durch Begrenzen einer maximalen Drehzahl des Bohrwerkzeugs und eine
Notwendigkeit einer Betätigung eines Freigabeschalters zur Freigabe höherer Drehzahlen.
Beim Bohren ist es beispielsweise üblich, den Einsatz einer Kellyverlängerung für
bestimmte Einsatzgebiete mit hohen Drehzahlen nicht freizugeben, z.B. für das Bodenmischen.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Sicherheit derartiger
Arbeitsmaschinen im Arbeitsbetrieb zu erhöhen und insbesondere deren sicheren Einsatzbereich
zu vergrößern.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1, eine Arbeitsmaschine mit den Merkmalen des Anspruchs 14 sowie durch ein Computerprogrammprodukt
mit den Merkmalen des Anspruchs 15 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung
ergeben sich aus den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung.
[0007] Demnach wird ein Verfahren zur Überwachung des Arbeitsbetriebs einer Arbeitsmaschine
vorgeschlagen. Die Arbeitsmaschine umfasst eine Steuerung, eine Erfassungseinrichtung,
ein Trägergerät und einen am Trägergerät befestigten Mäkler, an welchem ein Werkzeug,
insbesondere ein Ramm- oder Bohrwerkzeug, gelagert ist. In einem Arbeitsbetrieb der
Arbeitsmaschine wird mittels der Erfassungseinrichtung mindestens eine auf eine Verbindungsstelle
und/oder eine Kolben-Zylinder-Einheit der Arbeitsmaschine aktuell wirkende Kraft erfasst
und an die Steuerung übermittelt.
[0008] Erfindungsgemäß wird durch die Steuerung eine Schwingungsamplitude der durch die
Erfassungseinrichtung gemessenen Kraft ermittelt. Dies erfolgt insbesondere durch
einen Amplitudenerkennungsalgorithmus, welcher an sich aus dem Stand der Technik bekannt
sein kann. Die aus den Messdaten ermittelte Schwingungsamplitude und/oder ein davon
abgeleiteter Wert wird anschließend durch die Steuerung gegen wenigstens einen Grenzwert
abgeglichen. Bei Erreichen (bzw. Unter- oder Überschreiten) eines Grenzwerts führt
die Steuerung automatisch eine Maßnahme durch.
[0009] Bei der ermittelten Schwingungsamplitude handelt es sich insbesondere nicht um einen
absoluten Kraftwert, sondern um einen relativen Wert, der beispielsweise in einem
bestimmten Intervall (z.B. einem Schwingungszyklus) die maximale Abweichung (bzw.
den Betrag der Abweichung) der erfassten Kraft von einem mittleren Kraftwert oder
die Differenz eines maximalen Kraftwerts von einem minimalen Kraftwert (sog. peak-to-peak-Amplitude)
repräsentiert.
[0010] Bei dem wenigstens einen Grenzwert kann es sich prinzipiell um einen dynamisch während
des Arbeitsbetriebs durch die Steuerung berechneten Grenzwert handeln. Im einfachsten
Fall kann der mindestens eine Grenzwert aber beispielsweise in der Steuerung oder
in einem mit der Steuerung verbundenen Datenspeicher hinterlegt sein.
[0011] Ein Kerngedanke der vorliegenden Erfindung ist es, betriebskritische Zustände frühzeitig
und zuverlässig durch Analyse des Schwingungsverhaltens einer Kolben-Zylinder-Einheit
und/oder einer Verbindungsstelle der Arbeitsmaschine zu erkennen und automatisch geeignete
Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die Analyse basiert dabei auf einer Kraftmessung an einer
Kolben-Zylinder-Einheit und/oder einer Verbindungsstelle der Arbeitsmaschine. Hierbei
werden insbesondere keine absoluten Kraftwerte wie z.B. ein Durchschnitts- bzw. Mittelwert
für die Analyse herangezogen, sondern zeitliche Änderungen der erfassten Kraft.
[0012] Der Begriff "Schwingungsamplitude" ist dabei nicht auf bestimmte Schwingungen wie
z.B. eine reine Sinusschwingung begrenzt, sondern umfasst generell zeitlich variierende,
schwankende bzw. schwingende Kraftverläufe. Die Schwingungen können periodisch oder
nicht-periodisch sein oder eine Kombination aus periodisch schwingenden und nicht-periodisch
schwindenden Abschnitten bzw. Anteilen darstellen. Derartige Kraftschwingungen können
insbesondere bei sich drehenden Komponenten der Arbeitsmaschine wie beispielsweise
einem Bohrwerkzeug bzw. Bohrgestänge auftreten und können eine Frequenz aufweisen,
die von der Drehzahl der rotatorisch angetriebenen Komponente abhängt. Aber auch bei
anderen Arbeitsvorgängen wie beispielsweise dem Einrütteln oder Einrammen von Rammgut
können Schwingungen in der erfassten Kraft auftreten, die für die Überwachung herangezogen
und analysiert werden können.
[0013] Durch die Analyse der zeitlichen Änderung der erfassten Kraft bzw. durch die Ermittlung
der Schwingungsamplitude und die Überwachung gegen entsprechende Grenzwerte kann die
Steuerung automatisch kritische Betriebszustände wie z.B. ein Aufschaukeln bzw. Aufschwingen
eines Bohrwerkzeugs in bestimmten Drehzahlbereichen erkennen und selbstständig Gegenmaßnahmen
ergreifen (z.B. den Bediener warnen und/oder in die Steuerung der Maschine eingreifen).
Dadurch ist ein sicherer Betrieb nicht mehr davon abhängig, dass derartige kritischen
Zustände durch den Maschinenbediener rechtzeitig erkannt werden. Gleichzeitig kann
dadurch der Einsatzbereich der Arbeitsmaschine erweitert werden, da auch in bislang
nicht oder erst nach entsprechender Freigabe zugänglichen Betriebsbereichen sicher
gearbeitet werden kann. Solange die Schwingungsamplitude bzw. eine ggf. davon abgeleitete
Größe innerhalb der jeweiligen Grenzen bleibt, kann ein Arbeitsbetrieb erfolgen.
[0014] Prinzipiell kann die Analyse des Schwingungsverhaltens der erfassten Kraft mit einer
Erfassung und Analyse beliebiger anderer Größen und Betriebszustände kombiniert werden.
Hier können auch andere Wirkprinzipien wie beispielsweise die Erfassung von Beschleunigungen
(z.B. über einen oder mehrere Vibrationssensoren) herangezogen werden.
[0015] Der Begriff "Rammwerkzeug" soll vorliegend sowohl Vibrationswerkzeuge als auch klassische
Rammvorrichtungen wie z.B. Hydraulikhammer umfassen. Das Trägergerät kann ein Fahrwerk,
beispielsweise ein Radfahrwerk oder ein Raupenfahrwerk umfassen. Der Mäkler kann an
einem um eine vertikale Drehachse drehbar auf dem Trägergerät (Unterwagen) gelagerten
Oberwagen befestigt sein.
[0016] Der Mäkler ist bevorzugt um eine horizontale Schwenkachse schwenkbar an das Trägergerät
und/oder einen den Mäkler mit dem Trägergerät verbindende Verstellmechanismus (auch
als Mäklerkinematik bezeichnet) angelenkt. Bei der genannten Verbindungsstelle handelt
es sich insbesondere um eine gelenkige Verbindung zwischen dem Mäkler und dem Trägergerät
und/oder dem Verstellmechanismus. Prinzipiell kann es sich aber um eine beliebige
Verbindungsstelle zweier Komponenten der Arbeitsmaschine handeln.
[0017] Der Verstellmechanismus kann einen oder mehrere Nackenzylinder zur Ausrichtung des
Mäklers und/oder eine Parallelogrammkinematik zum Bewegen des Mäklers zwischen einer
Transportposition und einer aufgerichteten Arbeitsposition und/oder eine Schwinge,
an welcher der Mäkler angelenkt ist, umfassen. Die Parallelogrammkinematik kann einen
oder mehrere Grundarmzylinder umfassen.
[0018] Der Mäkler kann eine Mäklerführung umfassen, an welcher ein entlang der Längsachse
des Mäklers verstellbarer Schlitten gelagert ist, wobei der Schlitten eine Komponente
wie z.B. einen Bohrantrieb, eine Erregerzelle zur Erzeugung von Vibrationen oder einen
Hydraulikhammer tragen kann. Der Schlitten kann über ein Vorschubsystem mit Vorschubseil
und/oder Vorschubzylinder aktiv verstellbar sein.
[0019] Die Steuerung kann eine zentrale Steuereinheit der Arbeitsmaschine, eine separate
Steuereinheit oder mehrere solche Steuereinheiten darstellen oder umfassen.
[0020] Die Erfassungseinrichtung umfasst vorzugsweise einen oder mehrere Sensoren, die an
einer oder mehreren Komponenten der Arbeitsmaschine angeordnet sind. Die Erfassung
der analysierten Kraft kann indirekt erfolgen, z.B. durch eine Messung eines Drucks
in einem Hydraulikzylinder.
[0021] In einer möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass eine aktuell auf einen Nackenzylinder
zur Ausrichtung bzw. Neigung des Mäklers gegenüber der Vertikalen und/oder auf einen
Grundarmzylinder einer Parallelogrammkinematik zur Bewegung des Mäklers zwischen einer
Transport- und einer aufgerichteten Arbeitsstellung wirkende Kraft erfasst und der
Steuerung für die Überwachung des Arbeitsbetriebs bereitgestellt wird. Diese hydraulischen
Zylinder sind zwischen dem Mäkler und dem Trägergerät angeordnet, sodass sich Schwingungen
des Mäklers bzw. des Werkzeugs auf sie auswirken. Durch Erfassen der Kräfte (die insbesondere
aus in den Zylindern herrschenden Drücken ableitbar sind) lässt sich daher das Schwingungsverhalten
des Mäklers bzw. des daran befestigten Werkzeugs überwachen.
[0022] Alternativ oder zusätzlich kann eine aktuell auf einen Mäklerstützfuß oder eine beliebige
andere, auf den Mäkler wirkende Kraft erfasst und der Steuerung für die Überwachung
bereitgestellt werden.
[0023] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Steuerung eine
Änderung der Schwingungsamplitude und/oder einer davon abgeleiteten Größe über die
Zeit ermittelt und gegen wenigstens einen Grenzwert abgleicht. So kann beispielsweise
eine starke und/oder schnelle Änderung der Schwingungsamplitude auf einen Drehzahlbereich
eines Werkzeugs bzw. Bohrantriebs hindeuten, welcher zu einem Aufschwingverhalten
führt.
[0024] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die durch die Steuerung
automatisch ergriffene Maßnahme eine Ausgabe eines optischen und/oder akustischen
Signals, insbesondere Warnsignals, an einen Bediener umfasst. So kann eine Anzeige
einer Warnung auf einer Anzeigeeinheit in einer Fahrerkabine der Arbeitsmaschine und/oder
auf einem mobilen Endgerät erfolgen. Die Übermittlung des Signals kann kabelgebunden
oder drahtlos erfolgen.
[0025] Alternativ oder zusätzlich kann die durch die Steuerung automatisch ergriffene Maßnahme
eine Ausgabe eines Steuersignals bzw. einen automatischen Eingriff in einen aktuellen
Arbeitsbetrieb der Arbeitsmaschine umfassen. Die Steuerung kann insbesondere eine
die Schwingungsamplitude beeinflussende Maschinenbewegung, beispielsweise eine Drehzahl
eines Bohrgestänges oder Bohrantriebs, verlangsamen (z.B. Drehzahlreduktion), stoppen
oder umkehren. Die Steuerung ist hierzu insbesondere mit entsprechenden Aktuatoren
der Arbeitsmaschine verbunden, die die Bewegung verschiedener Komponenten der Arbeitsmaschine
wie z.B. Bohrantrieb, Mäklerkinematik, Oberwagen, Kellyseil und/oder Vorschubsystem
steuern.
[0026] Die Steuerung kann somit ein entsprechendes Assistenzsystem für den Bediener darstellen
oder umfassen, welches den Bediener automatisch vor kritischen Betriebszuständen warnt
und/oder automatisch in die Maschinensteuerung eingreift.
[0027] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Schwingungsamplitude
eine peak-to-peak-Amplitude (auch Spitze-Tal-Wert genannt) der erfassten Kraft ist.
[0028] Bei der Schwingungsanalyse für die erfindungsgemäße Überwachung wird vorzugsweise
kein gemittelter Wert (z.B. Durchschnitt, Median, Langzeitmaximum, Langzeitminimum
etc.) der erfassten Kraft berücksichtigt. Alternativ oder zusätzlich wird vorzugsweise
bei der Schwingungsanalyse für die erfindungsgemäße Überwachung keine Schwingungsfrequenz
berücksichtigt. Im einfachsten Fall wird also lediglich die Schwingungsamplitude ermittelt
und analysiert, was durch entsprechende Algorithmen schnell, einfach und zuverlässig
möglich ist. Selbstverständlich kann die erfasste Kraft für zusätzliche Analysen /
Überwachungen eingesetzt werden, wobei hierfür auch gemittelte Werte und/oder Schwingungsfrequenzen
analysiert werden können.
[0029] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Erfassungseinrichtung
zusätzlich eine oder mehrere der nachfolgend aufgeführten Größen erfasst und der Steuerung
zur Überwachung des Arbeitsbetriebs und zum Abgleich gegen wenigstens einen entsprechenden
Grenzwert bereitstellt.
[0030] Die Steuerung kann durch die Erfassungseinrichtung eine aktuelle Position einer Kolben-Zylinder-Einheit,
insbesondere eines Nackenzylinders und/oder eines Grundarmzylinders und/oder eines
Vorschubzylinders und/oder eines Mäklerabstützzylinders bzw. Mäklerstützfußes, erhalten.
Hierbei kann es sich um eine Ausschubposition einer Kolbenstange des Zylinders handeln.
[0031] Alternativ oder zusätzlich kann die Steuerung durch die Erfassungseinrichtung eine
aktuelle Geschwindigkeit und/oder eine aktuelle Beschleunigung einer Komponente der
Arbeitsmaschine erhalten, beispielsweise eine aktuelle Drehgeschwindigkeit eines Bohrantriebs
und/oder eines Bohrgestänges bzw. Bohrwerkzeugs.
[0032] Alternativ oder zusätzlich kann die Steuerung durch die Erfassungseinrichtung einen
aktuellen Zylinderdruck einer Kolben-Zylinder-Einheit der Arbeitsmaschine erhalten,
insbesondere einen Hydraulikdruck in einem Nackenzylinder und/oder Grundarmzylinder
und/oder Vorschubzylinder und/oder Mäklerabstützzylinder. Aus dem erfassten Druck
lässt sich die entsprechende Kraft berechnen, wobei sich eine Änderung einer Druckschwingung
in eine Änderung der entsprechenden Kraft übersetzt.
[0033] Alternativ oder zusätzlich kann die Steuerung durch die Erfassungseinrichtung eine
aktuelle Position einer Komponente der Arbeitsmaschine erhalten, insbesondere eine
aktuelle Position des Mäklers (z.B. Erfassung der Ausladung und/oder Neigung des Mäklers)
und/oder eines am Mäkler gelagerten Schlittens und/oder eines Bohrwerkzeugs und/oder
eines Oberwagens (z.B. Erfassung des Oberwagendrehwinkels) und/oder eines an der Mäklerspitze
angeordneten Galgens und/oder einer Teilkomponente eines Parallelogrammkinematik wie
z.B. eines Grundarms und/oder einer mit dem Mäkler verbundenen Schwinge.
[0034] Alternativ oder zusätzlich kann die Steuerung durch die Erfassungseinrichtung eine
aktuelle Bohrtiefe erhalten.
[0035] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass über die Erfassungseinheit
eine aktuelle Bohrtiefe erfasst und in Relation zur ermittelten Schwingungsamplitude
gesetzt wird, wobei die Steuerung aus der genannten Relation eine Bodenbeschaffenheit
ermittelt und/oder ein Bodenmodell, insbesondere in Form eines Bodentiefenprofils,
erstellt. Dadurch können die zur erfindungsgemäßen Überwachung herangezogenen Messwerte
gleichzeitig zur Bewertung der Bodenverhältnisse bzw. zum Erstellen eines Bodentiefenprofils
verwendet werden. Hierfür können zusätzliche Daten und/oder Messwerte herangezogen
werden.
[0036] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass aus der ermittelten
Schwingungsamplitude auf einen aktuellen Zustand wenigstens einer Komponente der Arbeitsmaschine
geschlossen wird. Dies schließt den Zustand von Verbindungen mit anderen Komponenten
der Arbeitsmaschine ein. So hat es beispielsweise einen Einfluss auf die Schwingungsamplitude,
wenn eine Verbindung zwischen einem am Mäkler gelagerten Schlitten und dem Mäkler
oder zwischen dem Mäkler und dem Trägergerät oder einem Verstellmechanismus ein verschleißbedingtes
Spiel aufweist. Die Analyse der Schwingungsamplitude der erfassten Kraft ermöglicht
also Aussagen über den aktuellen Zustand der Arbeitsmaschine. Hierfür wird vorzugsweise
die ermittelte Schwingungsamplitude oder ein zeitlicher Verlauf der Schwingungsamplitude
mit einem früheren Messwert oder erfassten Verlauf verglichen, um insbesondere durch
eine erkannte Abweichung auf einen aktuellen Zustand der Arbeitsmaschine zu schließen.
[0037] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass der wenigstens eine
Grenzwert für die Schwingungsamplitude und/oder für einen davon abgeleiteten Wert
auf früheren Messdaten derselben Arbeitsmaschine basiert. Der wenigstens eine Grenzwert
kann beispielsweise durch Messungen auf einem Prüfstand ermittelt werden. Ebenfalls
ist denkbar, dass die Messdaten der erfassten Kraft in einem Datenspeicher archiviert
werden und aus diesen Daten ein entsprechender Grenzwert für das verwendete Werkzeug
und/oder den betrachteten Arbeitsmodus ermittelt wird, welcher für die Überwachung
des weiteren Arbeitsbetriebs zugrunde gelegt wird. Alternativ oder zusätzlich können
Messdaten mehrerer Arbeitsmaschinen einer Flotte ausgewertet werden. Diese speichern
vorzugsweise ihre erfassten Messwerte auf entsprechenden Datenspeichern, sodass sie
später ausgewertet werden können.
[0038] Alternativ ist aber selbstverständlich denkbar, dass der wenigstens eine Grenzwert
nicht aus früheren Messdaten ermittelt, sondern anderweitig festgelegt wird, beispielsweise
durch eine Simulation und/oder eine Berechnung.
[0039] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Steuerung eine
Differenz oder ein Verhältnis der erfassten Schwingungsamplitude zu einem festgelegten
Referenzwert und/oder zu einem früheren Messwert der Schwingungsamplitude ermittelt,
die Differenz oder das Verhältnis gegen wenigstens einen Grenzwert abgleicht und bei
Erreichen eines Grenzwerts automatisch eine Maßnahme durchführt. Hierdurch kann die
Steuerung auf eine schlagartige Veränderung der Schwingungsamplitude reagieren. Ist
diese Änderung stärker als ein festgelegter Referenzwert und/oder zu einem bestimmten
früheren Messwert (beispielsweise dem zuvor erfassten Wert), so wird automatisch eine
Maßnahme ergriffen. Die Differenz bzw. das Verhältnis kann eine Veränderung zu größeren
oder zu kleineren Schwingungsamplituden betreffen.
[0040] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Steuerung aus
der ermittelten Schwingungsamplitude und/oder einem davon abgeleiteten Wert sowie
vorzugsweise aus früheren Messwerten der erfassten Kraft eine Prognose für einen zukünftigen
Zustand wenigstens einer Komponente der Arbeitsmaschine berechnet. Der Prognose kann
ein zeitlicher Verlauf der erfassten Schwingungsamplitude oder eines davon abgeleiteten
Werts zugrunde liegen. Darüber hinaus kann ein Modell der Arbeitsmaschine und/oder
eine aktuelle Maschinenkonfiguration und/oder mindestens ein weiterer Zustandswert
berücksichtigt werden. Dadurch ist es beispielsweise möglich, das Erreichen einer
definierten Verschleißgrenze einer oder mehrerer Komponenten der Arbeitsmaschine (z.B.
eines Bohrwerkzeugs oder eines Bohrgestänges) oder eines Zeitpunkts zukünftiger Wartungsarbeiten
("predictive maintenance") vorherzusagen.
[0041] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Steuerung für
die Überwachung des Arbeitsbetriebs eine aktuelle Maschinenkonfiguration berücksichtigt.
Diese kann in der Steuerung hinterlegt und/oder durch Sensoren der Erfassungseinrichtung
automatisch erkennbar sein. Alternativ oder zusätzlich kann die Arbeitsmaschine eine
Eingabeeinheit umfassen, über die ein Bediener eine aktuelle Maschinenkonfiguration
(z.B. einen verwendeten Werkzeugtyp) sowie ggf. weitere Einstellungen bzw. Maschinenparameter
eingeben kann.
[0042] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Arbeitsmaschine mit einem Trägergerät, einem
am Trägergerät befestigten Mäkler, einer Erfassungseinrichtung und einer Steuerung,
wobei die Steuerung eingerichtet ist, das erfindungsgemäße Verfahren durchzuführen.
Bei der Arbeitsmaschine handelt es sich vorzugsweise um ein Tiefbaugerät, insbesondere
eine Drehbohranlage oder eine Vibrationsramme, wobei prinzipiell jede beliebige Arbeitsmaschine
mit einem Mäkler in Frage kommt. Auch ist eine Arbeitsmaschine mit einem Mäkler denkbar,
an welchem eine Schlitzwandfräse befestigt ist. Dabei ergeben sich offensichtlich
dieselben Eigenschaften und Vorteile wie für das erfindungsgemäße Verfahren, weshalb
auf eine wiederholende Beschreibung verzichtet wird.
[0043] Die Erfindung betrifft ferner ein Computerprogrammprodukt, welches Befehle umfasst,
die bei einer Ausführung des Programms auf der Steuerung der erfindungsgemäßen Arbeitsmaschine
bewirken, dass die Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens ausgeführt werden. Auch
hierbei ergeben sich offensichtlich dieselben Eigenschaften und Vorteile wie für das
erfindungsgemäße Verfahren, weshalb auf eine wiederholende Beschreibung verzichtet
wird.
[0044] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den nachfolgend
anhand der Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
- Figur 1:
- eine Seitenansicht eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Arbeitsmaschine;
und
- Figur 2:
- ein Beispiel eines zeitlichen Verlaufs der erfassten Kraft während des Bohrbetriebs
bei variierender Bohrantriebdrehzahl.
[0045] Die Figur 1 zeigt ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Arbeitsmaschine
10 in einer seitlichen Ansicht, wobei es sich bei dem vorliegend diskutierten Ausführungsbeispiel
um eine Drehbohranlage 10 zum Kellybohren mit Verrohrung handelt. Die vorliegende
Erfindung ist jedoch nicht auf derartige Arbeitsmaschinen beschränkt. Beispielsweise
könnte es sich auch um eine Vibrationsramme, ein Rammgerät mit Hydraulikhammer oder
ein Trägergerät mit Schlitzwandfräse handeln. Ebenfalls kann eine Drehbohrmaschine
unterschiedliche Bohrwerkzeuge aufweisen, beispielsweise zum Endlosschneckenbohren
oder Doppelkopfbohren.
[0046] Die Arbeitsmaschine 10 dieses Ausführungsbeispiels umfasst ein Trägergerät 11, welches
wiederum einen Unterwagen 12 mit Raupenfahrwerk und einen um eine vertikale Drehachse
drehbar auf dem Unterwagen 12 gelagerten Oberwagen 13 umfasst. Am Oberwagen 13 ist
ein Mäkler 14 montiert, welcher über einen Verstellmechanismus 20 relativ zum Oberwagen
13 verstellbar ist. Der Verstellmechanismus 20 kann, wie in der Figur 1 gezeigt, eine
Parallelogrammkinematik mit mehreren parallelen Grundträgern bzw. Grundarmen umfassen,
die mit einer Schwinge gelenkig verbunden und über einen oder mehrere hydraulische
Grundarmzylinder um horizontale Schwenkachsen relativ zum Oberwagen 13 verschwenkbar
sind. Dadurch lässt sich der Mäkler 14 von einer im Wesentlichen horizontalen Transportstellung
in die dargestellte aufrechte Arbeitsposition bewegen.
[0047] Der Mäkler 14 kann relativ zur Vertikalen über einen oder mehrere hydraulische Nackenzylinder
22 (auch als Stützzylinder bezeichnet) verstellt werden. Im Folgenden wird von zwei
Nackenzylindern 22 ausgegangen. Diese sind mit der Schwinge und mit dem Mäkler 14
verbunden und verschwenken den Mäkler 14 durch entsprechendes Ausfahren oder Einfahren
der jeweiligen Kolbenstange. Allerdings sind auch alternative Verstellmechanismen
mit Nackenzylinder(n) denkbar. So könnten beispielsweise ein oder mehrere Nackenzylinder
den Mäkler 14 direkt mit dem Trägergerät 11 bzw. Oberwagen 13 oder mit einem im Boden
verankerten Gestell verbinden. Bei all diesen Konfigurationen ist das erfindungsgemäße
Verfahren durch eine Kraftmessung an dem mindestens einen Nackenzylinder durchführbar.
[0048] Bei dem in Fig. 1 gezeigten Ausführungsbeispiel trägt der Mäkler 14 ein insbesondere
teleskopierbares Bohrgestänge 17 in Form einer Kellystange, an deren unterem Ende
sich ein Bohrer 16 (= Werkzeug) befindet. Der Mäkler 14 kann eine Mäklerführung aufweisen,
über welche ein Schlitten 18 entlang der Längsrichtung des Mäklers 14 verschiebbar
am Mäkler 14 gelagert ist. Ein solcher Schlitten 18 muss bei der erfindungsgemäßen
Arbeitsmaschine 10 nicht zwingend vorhanden sein. Der Schlitten 18 trägt in dem hier
gezeigten Ausführungsbeispiel einen Bohrantrieb 19, der die Kellystange 17 rotatorisch
antreibt, und kann mittels eines Vorschubsystems (nicht dargestellt), welches einen
hydraulischen Vorschubzylinder oder ein über eine Vorschubwinde betätigbares Vorschubseil
umfassen kann, entlang des Mäklers 14 aktiv verstellbar sein. Die Arbeitsmaschine
10 kann ferner ein rotatorisch über den Bohrantrieb 19 antreibbares Druckrohr aufweisen,
um ein Stützrohr (nicht dargestellt) ins Erdreich einzutreiben.
[0049] Die Betätigung der Kellystange 17 erfolgt insbesondere durch ein Kellyseil (nur teilweise
dargestellt), welches von der Kellystange 17 über einem am oberen Ende bzw. Kopf des
Mäklers 14 sitzenden Galgen 15 bis zu einer Kellywinde geführt ist, die ebenfalls
am Mäkler 14 angeordnet sein kann. Der Bohrer 16 kann dem Bohrfortschritt entsprechend
über das Kellyseil und die Kellystange 17 ins Erdreich abgelassen werden.
[0050] Bei bestimmten / kritischen Drehzahlen des Bohrantriebs 19 bzw. der Kellystange 17
besteht die Gefahr, dass sich das Werkzeug 16 aufschwingen kann und es zu Beschädigungen
von Werkzeug 16 und Arbeitsmaschine 10 kommt. Das Aufschwingverhalten des Werkzeugs
16 ist dabei nur schwer vorhersehbar, da es von vielen Faktoren abhängt, beispielsweise
der freien Länge des Werkzeugs 16, der Steifigkeit des Werkzeugs 16, der Geradheit
des Werkzeugs 16, einer möglichen Verschmutzung des Werkzeugs 16, einer möglichen
Unwucht des Werkzeugs 16 um die Drehachse, der Bodeninteraktion, einem evtl. vorhandenen
Spiel in Verbindungselementen zwischen Werkzeug 16, Bohrgestänge 17, Mäkler 14, Schlitten
18, Verstellmechanismus 20 und/oder Oberwagen 13 usw.
[0051] Die Arbeitsmaschine 10 umfasst eine Steuerung 30, welche in der Figur 1 schematisch
über einen Kasten 30 angedeutet ist. Die Steuerung 30 kann an einer beliebigen Stelle
an bzw. in der Arbeitsmaschine 10 angeordnet sein und kann der Maschinensteuerung
entsprechen. Die Steuerung 30 kann eine einzige oder mehrere miteinander verbundene
Steuereinheiten umfassen.
[0052] Die Arbeitsmaschine 10 umfasst des Weiteren eine Erfassungseinrichtung 32, welche
mindestens einen Sensor, vorzugsweise eine Vielzahl von Sensoren umfasst, die mit
der Steuerung 30 verbunden sind und dieser Messdaten bereitstellen. Einer der Sensoren
der Erfassungseinrichtung 32 erfasst eine aktuelle Kraft, welche auf eine Kolben-Zylinder-Einheit
und/oder mindestens eine Verbindungsstelle der Arbeitsmaschine 10 wirkt und stellt
sie der Steuerung 30 zur Auswertung bereit. Anhand der erfassten Kraft werden kritische
Betriebszustände der Arbeitsmaschine 10 überwacht, wie nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels
erläutert wird, bei dem die Erfassungseinrichtung 32 die auf einen oder beide Nackenzylinder
22 wirkende Kraft erfasst und der Steuerung 30 übermittelt.
[0053] Ein Beispiel für das beschriebene Aufschwingverhalten des Werkzeugs 16 ist in der
Figur 2 gezeigt. Hierbei repräsentiert die Kurve 40 die im Nackenzylinder 22 erfasste
Kraft während des Betriebs. Die Kraft kann beispielsweise über einen Drucksensor ermittelt
werden, welcher einen im Nackenzylinder 22 herrschenden Druck erfasst, oder direkt
über einen Kraftsensor. Hierbei kann es sich um die auf einen einzigen Nackenzylinder
22 erfasste Kraft oder beispielsweise um eine über beide Nackenzylinder 22 gemittelte
/ addierte etc. Kraft handeln. In der Figur 1 ist die im Nackenzylinder 22 wirkende
Kraft sowie die entsprechende Gegenkraft jeweils durch einen Pfeil angedeutet.
[0054] Bei dem Diagramm der Figur 2 repräsentiert die x-Achse die Zeit und die linke y-Achse
die erfasste Kraft im Nackenzylinder 22. Die rechte y-Achse repräsentiert die Drehzahl
des Bohrantriebs 19 und somit die Drehzahl des Bohrwerkzeugs 16. Die entsprechende
Drehzahlkurve ist mit dem Bezugszeichen 42 bezeichnet. Es ist zu erkennen, dass bei
dem zugrundeliegenden Versuch die Drehzahl stufenweise erhöht wurde und dass sich
in gewissen Drehzahlbereichen die Schwingungsamplitude der erfassten Kraft, d.h. die
peak-to-peak-Amplitude der Kraftkurve 40 deutlich erhöht. Ein erstes Aufschwingen
ist in dem hier gezeigten Beispiel bei ca. 42 Umdrehungen / Minute zu beobachten (siehe
vertikale Linie 44), ein zweites Aufschwingen bei ca. 62 Umdrehungen / Minute (siehe
vertikale Linie 46) (diese Werte sind selbstverständlich nur beispielhaft und hängen
vom genauen Aufbau der Arbeitsmaschine 10 und von der Ausgestaltung des Versuchsaufbaus
ab - sie demonstrieren aber das zugrunde liegende Prinzip des Aufschwingens bei höheren
Drehzahlen).
[0055] Die Absolutwerte der erfassten Kraft sind an sich insbesondere unkritisch. Das Aufschaukeln
der Schwingungen stellt den kritischen Betriebszustand dar. Ebenfalls wird deutlich,
dass sich dieser kritische Zustand nicht in einem gemittelten Kraftwert, einem Maximalwert
der erfassten Kraft oder in einer Schwingungsfrequenz bzw. Erregerfrequenz niederschlägt,
sondern in einer Änderung der Schwingungsamplitude.
[0056] Die Steuerung 30 der erfindungsgemäßen Arbeitsmaschine 10 ermittelt aus der erfassten
Kraft die Schwingungsamplitude (insbesondere peak to peak) und gleicht diese mit wenigstes
einem Grenzwert ab, um kritische Betriebszustände frühzeitig zu erkennen und darauf
zu reagieren.
[0057] So kann beispielsweise der Bediener der Arbeitsmaschine 10 gewarnt werden, wenn ein
Amplitudengrenzwert überschritten wird. Die Ermittlung der Amplitudengrenzwerte kann
über Messdaten der Arbeitsmaschine oder über Messwerte einer kompletten Flotte von
solchen Arbeitsmaschinen sowie eine Auswertung dieser Messdaten vorgenommen werden.
Neben der Warnung an den Bediener bzw. Fahrer ist auch die Implementierung eines Assistenzsystems
denkbar, welches automatisch auf die gemessenen Schwingungsamplituden reagiert und
Gegenmaßnahmen einleitet. Im beschriebenen Fall könnte das zum Beispiel eine Reduktion
der Bohrantriebdrehzahl sein, um wieder in einen unkritischen Bereich zu gelangen.
[0058] Neben der Kraftmessung an dem mindestens einen Nackenzylinder 22 können weitere Messsensoren
an der Arbeitsmaschine 10 verbaut sein, beispielsweise mindestens ein Beschleunigungssensor
am Bohrantrieb 19, mindestens ein optischer Wegsensor am Nackenzylinder 22, wenigstens
ein Drucksensor in einem Grundarmzylinder, wenigstens ein Neigungsgeber an einem Grundarm,
wenigstens ein Neigungsgeber an einer Schwinge und/oder wenigstens ein Neigungsgeber
am Galgen 15.
[0059] Neben der beschriebenen Anwendung sind auch weitere Analyse- und Überwachungsmöglichkeiten
der erfassten Kraft denkbar:
So könnte über das Aufzeichnen der Schwingungsamplitude als Funktion einer erfassten
momentanen Bohrtiefe eine Bewertung der Bodenverhältnisse über die Bohrtiefe vorgenommen,
also ein Bodenprofil ermittelt werden.
[0060] Über das Schwingverhalten der Kraft am bzw. im Nackenzylinder 22 können alternativ
oder zusätzlich Rückschlusse über einen aktuellen Zustand der Arbeitsmaschine 10 oder
zumindest einer Komponente der Arbeitsmaschine 10 detektiert werden. Hier wäre es
vorstellbar, dass alle mechanischen Verbindungen mit Spiel bewertet werden können.
Sind beispielsweise Führungselemente eines Schlittens 18 zur Führung und Lagerung
des Schlittens 18 am Mäkler 14 verschlissen oder ist eine Bolzenpassung am Verstellmechanismus
ausgeschlagen, kann dies an den Schwingungsamplituden des bzw. der Nackenzylinder
22 gemessen werden. Ausgehend vom dadurch detektierten aktuellen Zustand der Arbeitsmaschine
10 ist auch eine Aussage für zukünftige Wartungsarbeiten möglich (predictive maintenance).
Hierzu könnten die erfassten Schwingungsamplituden oder ein Verlauf der Schwingungsamplituden
über eine bestimmte Zeit mit früheren Daten anderer Arbeitsmaschinen (oder derselben
Arbeitsmaschine 10 vor früheren Wartungsarbeiten) verglichen werden. Aus den früheren
Daten ließe sich beispielsweise ableiten, dass bei Erreichen einer bestimmten Schwingungsamplitude
bei einer bestimmten Drehzahl ein Austausch oder eine Wartung in einer vorgegebenen
Zeit durchzuführen ist.
[0061] Beim Bohren kommt es immer wieder vor, dass sich das Bohrwerkzeug 16 im Boden schlagartig
einhängt, z.B. wenn das Bohrwerkzeug 16 auf einen Findling trifft. Diese schlagartigen
Belastungen stellen große Herausforderungen für die mechanische Konstruktion und beispielsweise
für eine hydraulische Antriebseinheit am Bohrantrieb 19, dar. Treten solche Events
nur vereinzelt auf, ist die Arbeitsmaschine 10 in der Regel dafür ausgelegt. Dabei
werden die statischen Belastungen der Auslegung nicht überschritten. Bei häufiger
Wiederholung kann es aber zu Beschädigungen an der Arbeitsmaschine 10 kommen. Durch
das Messen und Analysieren der Zylinderkraft im Nackenzylinder 22, im Grundarmzylinder
und/oder in einer Mäklerabstützung können die Anzahl, das Ausmaß und die Häufigkeit
dieser Events erfasst werden. Hier kann wiederum der Bediener der Arbeitsmaschine
10 und/oder ein Betreiber gewarnt werden. Außerdem können diese Daten für eine zukünftige
Auslegung der Trägergeräte herangezogen werden.
[0062] Auch in anderen Anwendungen im Spezialtiefbau könnten über die Erfassung der Belastung
im Nackenzylinder 22 Fehlbedienungen detektiert werden. Dies soll anhand eines Beispiels
im Falle einer Vibrationsramme näher erläutert werden: Es werden zwei Bohlen über
das Schloss mit einer Einfachklemmzange eingetrieben. Beim Ansetzen einer Doppelbohle
rutscht eine der beiden Bohlen um einige cm ab. Der Fahrer kann dies nicht sehen,
da sich die Bohle nicht in seinem Blickfeld befindet. Die abgerutschte Bohle kann
dadurch nur noch minimal mit der Spitze der Klemmzange geklemmt werden. Trotz der
schlechten Klemmung versucht der Fahrer, die Bohlen einzurütteln. Durch diese unsymmetrische
Belastung der Klemmzange kann es zu Beschädigungen der Klemmzange und der Bohle kommen.
Außerdem kann der Fahrer die Bohle ggf. nicht vollständig einbringen und muss diese
zeitintensiv neu einrichten. Dieses Problem einer nicht optimalen Klemmung kann durch
eine Analyse der erfassten Kraft, insbesondere der Schwingungsamplitude, erkannt werden,
da sich das Kraftsignal im Vergleich zu vorherigen, korrekt geklemmten Bohlen unterscheidet.
Dadurch kann der Fahrer automatisch gewarnt und/oder der Rüttelvorgang abgebrochen
werden, damit die abgerutschte Bohle korrekt gegriffen werden kann. Dies vermeidet
Schäden und spart Zeit zum Benachrichtigen des Fahrers.
[0063] Eine weitere mögliche Anwendung ist ein Vergleich der im Nackenzylinder 22 und/oder
einer beliebigen Verbindungsstelle wirkenden Kraft mit einem dynamisch berechneten
Grenzwert für die Kraft. Der Kraftgrenzwert kann beispielsweise auf Grundlage eines
aktuell zulässigen Grenzwerts für eine maximale Strukturbelastung einer Komponente
der Arbeitsmaschine (z.B. Bohrantrieb 19 und/oder Bohrwerkzeug 16 und/oder Bohrgestänge
17) bestimmt werden. Dieser aktuell zulässige Strukturbelastungsgrenzwert kann wiederum
aus der aktuellen Gerätekonfiguration und mindestens einem Zustandswert (z.B. einer
erfassten Seilzugkraft und/oder einer erfassten Mäklerstellung) berechnet werden.
Dadurch ergäbe sich eine effektive und laufende Überwachung der Strukturbelastung
einzelner Strukturelemente der Arbeitsmaschine, indem nicht jede belastete Komponente
einzeln auf eine strukturelle Überbelastung überwacht wird, sondern stellvertretend
hierfür aufgrund physikalischer Zusammenhänge eine passende Messgröße (nämlich eine
wirkende Kraft, z.B. im Nackenzylinder 22) für die Überwachung der strukturellen Belastung
einer oder mehrerer spezifischer Maschinenkomponenten herangezogen wird.
[0064] Das erfindungsgemäße Verfahren kann alternativ oder zusätzlich auf einer erfassten
Kraft basieren, die auf eine beliebige Verbindungsstelle der Arbeitsmaschine wirkt.
[0065] Das erfindungsgemäße Verfahren lässt sich auf beliebige Arbeitsmaschinen mit Mäkler
anwenden und besitzt daher ein breites Anwendungsfeld.
Bezugszeichenliste:
[0066]
- 10
- Arbeitsmaschine
- 11
- Trägergerät
- 12
- Unterwagen
- 13
- Oberwagen
- 14
- Mäkler
- 15
- Galgen
- 16
- Werkzeug
- 17
- Bohrgestänge
- 18
- Schlitten
- 19
- Bohrantrieb
- 20
- Verstellmechanismus
- 22
- Nackenzylinder
- 30
- Steuerung
- 32
- Erfassungseinrichtung
- 40
- Erfasste Kraft
- 42
- Drehzahl
- 44
- Aufschaukeln
- 46
- Aufschaukeln
1. Verfahren zur Überwachung des Arbeitsbetriebs einer Arbeitsmaschine (10), welche eine
Steuerung (30), eine Erfassungseinrichtung (32), ein Trägergerät (11) und einen daran
befestigten Mäkler (14), an welchem ein Werkzeug (16), insbesondere ein Ramm- oder
Bohrwerkzeug, gelagert ist, umfasst, wobei in einem Arbeitsbetrieb der Arbeitsmaschine
(10) mittels der Erfassungseinrichtung mindestens eine auf eine Verbindungsstelle
und/oder eine Kolben-Zylinder-Einheit aktuell wirkende Kraft erfasst und der Steuerung
bereitgestellt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuerung (30) eine Schwingungsamplitude der gemessenen Kraft ermittelt, die
Schwingungsamplitude und/oder einen davon abgeleiteten Wert gegen wenigstens einen
Grenzwert abgleicht und bei Erreichen eines Grenzwerts automatisch eine Maßnahme durchführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei eine aktuell auf einen Nackenzylinder (22) zur Ausrichtung
des Mäklers (14) und/oder auf einen Grundarmzylinder (24) einer Parallelkinematik
wirkende Kraft erfasst und der Steuerung (30) für die Überwachung des Arbeitsbetriebs
bereitgestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei eine aktuell auf eine Lagerstelle des Mäklers
(14) am Trägergerät (11) und/oder an einem Verstellmechanismus (20) wirkende Kraft
erfasst und der Steuerung (30) für die Überwachung des Arbeitsbetriebs bereitgestellt
wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Steuerung (30) eine Änderung
der Schwingungsamplitude und/oder einer davon abgeleiteten Größe über die Zeit ermittelt
und gegen wenigstens einen Grenzwert abgleicht.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Maßnahme eine Ausgabe
eines optischen und/oder akustischen Signals an einen Bediener und/oder einen automatischen
Eingriff in einen aktuellen Arbeitsbetrieb der Arbeitsmaschine (10), insbesondere
eine Verlangsamung, einen Stopp oder eine Umkehrung einer die Schwingungsamplitude
beeinflussenden Maschinenbewegung, umfasst.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Schwingungsamplitude
eine peak-to-peak-Amplitude der erfassten Kraft ist, wobei vorzugsweise kein gemittelter
Wert der erfassten Kraft berücksichtigt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Erfassungseinrichtung
(32) zusätzlich eine oder mehrere der folgenden Größen erfasst und der Steuerung (30)
zur Überwachung des Arbeitsbetriebs und Abgleich gegen wenigstens einen entsprechenden
Grenzwert bereitstellt:
- eine aktuelle Position einer Kolben-Zylinder-Einheit der Arbeitsmaschine (10),
- eine aktuelle Geschwindigkeit einer Komponente der Arbeitsmaschine (10),
- eine aktuelle Beschleunigung einer Komponente der Arbeitsmaschine (10),
- einen aktuellen Zylinderdruck einer Kolben-Zylinder-Einheit der Arbeitsmaschine
(10),
- eine aktuelle Position einer Komponente der Arbeitsmaschine (10), insbesondere eines
Grundarms, des Mäklers (14) oder eines Galgens (15),
- eine aktuelle Bohrtiefe.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei eine aktuelle Bohrtiefe erfasst
und in Relation zur ermittelten Schwingungsamplitude gesetzt wird, wobei die Steuerung
(30) daraus eine Bodenbeschaffenheit ermittelt und/oder ein Bodenmodell, insbesondere
in Form eines Bodentiefenprofils, erstellt.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei aus der ermittelten Schwingungsamplitude
auf einen aktuellen Zustand wenigstens einer Komponente der Arbeitsmaschine (10) geschlossen
wird, wobei hierfür vorzugsweise die ermittelte Schwingungsamplitude oder ein zeitlicher
Verlauf der Schwingungsamplitude mit einem früheren Messwert oder erfassten Verlauf
verglichen wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der wenigstens eine Grenzwert
für die Schwingungsamplitude und/oder für einen davon abgeleiteten Wert auf früheren
Messdaten derselben Arbeitsmaschine (10) und/oder aus früheren Messdaten einer oder
mehrerer weiterer Arbeitsmaschinen basiert.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Steuerung (30) eine Differenz
oder ein Verhältnis der erfassten Schwingungsamplitude zu einem festgelegten Referenzwert
und/oder zu einem früheren Messwert der Schwingungsamplitude ermittelt, die Differenz
oder das Verhältnis gegen wenigstens einen Grenzwert abgleicht und bei Erreichen eines
Grenzwerts automatisch eine Maßnahme durchführt.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Steuerung (30) aus der
ermittelten Schwingungsamplitude und/oder einem davon abgeleiteten Wert sowie vorzugsweise
aus früheren Messwerten eine Prognose für einen zukünftigen Zustand wenigstens einer
Komponente der Arbeitsmaschine (10) berechnet.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Steuerung (30) für die
Überwachung des Arbeitsbetriebs eine aktuelle Maschinenkonfiguration berücksichtigt.
14. Arbeitsmaschine (10), insbesondere Tiefbaugerät, mit einem Trägergerät (11), einem
daran befestigten Mäkler (14), einer Erfassungseinrichtung und einer Steuerung (30),
wobei die Steuerung (30) eingerichtet ist, das Verfahren nach einem der vorhergehenden
Ansprüche durchzuführen.
15. Computerprogrammprodukt umfassend Befehle, die bei einer Ausführung des Programms
auf der Steuerung (30) der Arbeitsmaschine (10) nach dem vorhergehenden Anspruch bewirken,
dass die Schritte des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1-13 ausgeführt werden.