[0001] Die Erfindung betrifft eine Wand für einen Möbelkorpus mit einer Ausnehmung, die
sich von einer vorzugsweise ebenen Stirnseite der Wand bis in die Wand hinein erstreckt
und in die ein Beschlag eingesetzt ist, der ein bewegbares Möbelteil, insbesondere
eine Möbelklappe oder eine Möbeltüre führt.
[0002] Weiters betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Herstellen einer solchen Wand für
einen Möbelkorpus.
[0003] Zur Bewegung von Klappen, die einen Möbelkorpus verschließen, sind bereits Möbelbeschläge
in Form von Klappenbeschlägen (Stellarmantriebe) bekannt, die an der Innenseite einer
Seitenwand des Möbelkorpus im Inneren desselben montiert sind. Diese Stellarmantriebe
weisen im Allgemeinen einen federbelasteten Kraftspeicher und einen Übersetzungsmechanismus
auf, der Stellarme betätigt, die freien Ende mit einer Möbelklappe verbunden sind
und diese beim Öffnen entgegen der Schwerkraft nach oben drücken und somit das Öffnen
für den Benutzer erleichtern.
[0004] Solche Stellarmantriebe sind relativ große Bauteile und schränken daher den frei
zur Verfügung stehenden Raum im Inneren des Möbelkorpus ein. Auch der optische Eindruck
ist nicht optimal.
[0005] Ebenfalls gibt es Möbelbeschläge, nämlich Scharniere für Möbeltüren, die um eine
vertikale Achse verschwenken. Diese Scharniere weisen im Allgemeinen einen Scharnierarm
und einen Scharniertopf auf, der in einer Ausnehmung der Möbeltüre eingesetzt ist.
Auch diese Möbelscharniere nehmen - wenn auch im geringeren Ausmaß - im Inneren des
Möbelkorpus Platz weg.
[0006] Man ist daher dazu übergegangen, sowohl die Stellarmantriebe für Klappen als auch
Scharniere für Türen in das Innere von Wänden des Möbelkorpus zu integrieren. Ein
Beispiel für einen solchen integrierten Klappenbeschlag findet sich beispielsweise
in der
DE 10 2017 104169 A1 oder der
DE 10 2017 104170 A1. Auf dem Sektor von Scharnieren sind integrierte Scharniere gemäß der
WO 2016/174071 A1 oder der
WO 2020/006587 A1 zu nennen.
[0007] Es ist bereits bekannt, beispielsweise für den Scharniertopf von bestehenden Scharnieren
in der Möbeltüre kleine runde Ausfräsungen vorzunehmen. Auch andere Ausfräsungen für
kleinere Scharnierteile sind bereits bekannt. Insbesondere für den Einsatz von Klappenbeschlägen
(Stellarmantrieben) für Möbelklappen hat man aber bisher die Meinung vertreten, dass
ein Fräsen zur Ausbildung einer Ausnehmung, in die der Möbelbeschlag aufgenommen werden
kann, nicht funktioniert. Deshalb geben auch die Lösungen des Standes der Technik
gemäß der
DE 10 2017 104169 A1 und
DE 10 2017 104170 A1 andere Lösungen an, nämlich die Möbelwand mehrteilig auszubilden und im Rahmen dieser
Mehrteiligkeit den Beschlag zu integrieren. Dies ist jedoch aufwändig, weil damit
keine standardmäßigen Seitenwände, wie beispielsweise beschichtete Spanplatten oder
MDF-Platten, zum Einsatz kommen können.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es daher, die Nachteile des Standes der Technik zu vermeiden
und eine Wand sowie ein Verfahren zu deren Herstellung anzugeben, mit der auch größere
Beschläge, insbesondere Klappenbeschläge, aber auch Türscharniere mit größerer Einbautiefe,
aufgenommen werden können und dabei auch standardmäßige Materialien für die Wand zum
Einsatz kommen können. Die Wand soll sich außerdem durch eine optisch ansprechende,
einheitliche Oberflächenbeschaffenheit sowohl auf ihrer Außen- als auch auf ihrer
Innenseite auszeichnen.
[0009] Diese Aufgabe wird durch eine Wand, durch ein Verfahren zur Herstellung einer Wand
sowie durch einen Möbelkorpus und ein Möbel mit den Merkmalen des jeweiligen unabhängigen
Anspruchs gelöst.
[0010] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0011] Die erfindungsgemäße Wand zeichnet sich durch eine von der Stirnseite her eingefräste
Ausnehmung auf, in die dann anschließend der Beschlag eingesetzt wird. Zum Einbringen
dieser Ausnehmung wird insbesondere ein Kettenfräser vorgeschlagen, der es erlaubt,
eine relative tiefe und schmale Aussparung in die Wand einzubringen, deren Breite
knapp an die Dicke (Wandstärke) der Wand heranreicht.
[0012] Solche Kettenfräsen (auch Kettenstemmer genannt) sind an sich bekannt. Es handelt
sich dabei um Werkzeugmaschinen für eine spanende (spanabhebende) Bearbeitung des
Materials, wobei der Kettenfräser zumindest ein längliches, ebenes Schwert aufweist,
um das herum eine umlaufende Fräskette bewegt wird. Diese wird von einem Motor, im
Allgemeinen einem Elektromotor, angetrieben. Die Fräskette selbst trägt die eigentlichen
fräsenden Werkzeugelemente, nämlich vorstehende Zähne oder Schneiden auf den einzelnen
Kettengliedern. Diese können auch nachgeschliffen werden.
[0013] Kettenfräser wurden bisher hauptsächlich eingesetzt, um breite Zapfenlöcher für Zapfenverbindungen
von Holzbalken auszufräsen oder relativ wenig tiefe Taschen von Schlosskästen (sogenannten
Einsteckschlössern). Gemäß der Erfindung wurde nun erkannt, dass sich solche Kettenfräser
auch eignen, um exakte Ausnehmungen von der Stirnseite her in die Wand für einen Möbelkorpus
einzufräsen, wobei eine relativ tiefe und schmale Ausnehmung geschaffen werden kann,
die insbesondere auch in der Lage ist, einen Klappenbeschlag zum Antrieb einer Möbelklappe
aufzunehmen. Aber auch größere Beschläge für Türen können in solche größere Aussparungen
eingesetzt werden.
[0014] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden anhand der nachfolgenden Figurenbeschreibung
näher erläutert.
[0015] Die Figuren 1a, 1b und 1c zeigen schematisch die Verfahrensschritte eines Ausführungsbeispiels
eines erfindungsgemäßen Verfahrens, bei dem eine Aussparung in eine Seitenwand mittels
eines Kettenfräsers eingebracht wird.
[0016] Die Fig. 2a zeigt eine perspektivische Ansicht einer solchen Seitenwand vor Aufnahme
des Klappenbeschlages. Die Fig. 2b zeigt dieselbe perspektivische Darstellung mit
einem Blick ins Innere, aus der die Form der Aussparung ersichtlich ist. Die Fig.
2c zeigt eine Ansicht auf die Stirnseite der Wand gemäß den Figuren 1c, 2a und 2b.
Die Fig. 2d zeigt eine Seitenansicht auf die Wand der oben genannten Figuren.
[0017] Die Fig. 3 zeigt schematisch ein alternatives Herstellungsverfahren zum Einbringen
einer Ausnehmung in eine Wand von der Stirnseite aus.
[0018] Die Fig. 4 zeigt ein automatisches, maschinelles Ausführungsbeispiel, insbesondere
zur Halterung der Wand und zur Führung der Kettenfräse.
[0019] Die Fig. 5a zeigt ein Ausführungsbeispiel einer besonderen Kettenfräse mit zwei übereinander
liegenden Schwerte. Die Fig. 5b zeigt diese Kettenfräse beim Eindringen in die Wand
von der Stirnseite aus.
[0020] Die Fig. 6a zeigt einen Möbelkorpus mit zwei Ausführungsbeispielen einer erfindungsgemäßen
Wand und einem von zwei Klappenbeschlägen vor dem Einsetzen in die jeweilige Wand.
Die Fig. 6b zeigt den Vorgang des Einsetzens des Klappenbeschlages in ein der beiden
Wände. Die Fig. 6c zeigt einen Möbelkorpus mit beiden eingesetzten Klappenbeschlägen.
Die Fig. 6d zeigt den Möbelkorpus mit den beiden Klappenbeschägen und einer an die
Stellarme Klappenbeschläge montierten Möbelklappe.
[0021] In den Figuren 1a bis 1c sind die wesentlichen Schritte eines Ausführungsbeispiels
zum Herstellen einer Wand für einen Möbelkorpus gezeigt.
[0022] In Fig. 1a sieht man eine im Wesentlichen quaderförmige Wand, die beispielsweise
aus Holz oder einem Holzwerkstoff besteht und vorzugsweise eine beschichtete Spanplatte
oder eine MDF-Platte ist, wie sie im Möbelbau typischerweise zum Einsatz kommt.
[0023] Die Wand 1 besteht vorzugsweise aus einem Stück. Diese Einstückigkeit bleibt auch
während des im Folgenden beschriebenen Einbringens der Ausnehmung mittels einer Kettenfräse
erhalten. Im Gegensatz zum Stand der Technik braucht man deshalb hier nicht die Wand
aus mehreren Teilen aufbauen, beispielsweise aus einem Kern und zwei seitlichen Deckflächen.
Der Begriff, dass die Wand aus einem Stück besteht, schließt aber nicht aus, dass
die Wand vor der erfindungsgemäßen Bearbeitung beispielsweise eine mehrschichtige
Platte ist, die aus einem Plattenwerk so geliefert wird. Wesentlich ist, dass zum
Einbringen der Ausnehmung 7 keine Mehrteiligkeit erforderlich ist. Vielmehr wird durch
die Verwendung einer Kettenfräse 2 für die Stirnseite 1a, wie die Bildfolge 1a bis
1c zeigt, eine Ausnehmung 7 in die Platte eingefräst, indem die Kettenfräse 2 in Pfeilrichtung
6 über die Stirnfläche 1a in die Platte eingeschoben wird.
[0024] Die Kettenfräse 2 weist ein Antriebsgehäuse mit einem Elektromotor auf und ein vorstehendes
Schwert 4, um das eine umlaufende Fräskette 5 herumgeführt ist. Diese Fräskette weist
bekannterweise einzelne Glieder auf, die mehrere Schneiden, vorzugsweise aus Hartmetall,
tragen (hier nicht dargestellt). Diese Schneiden sind an sich bekannt und bilden die
eigentlichen spanabhebenden Fräswerkzeuge.
[0025] Nach dem einfachen Zurückziehen der Kettenfräse aus der Platte 1 verbleibt - wie
die Fig. 1c zeigt - eine Aussparung, die im Wesentlichen der Form des Schwertes 4
samt der umlaufenden Fräskette 2 entspricht.
[0026] Bei dem in den Figuren 1a bis 1c dargestelltem Ausführungsbeispiel wird also die
Kettenfräse in einer einzigen Richtung (einachsig) linear in die Wand 1 hineinbewegt
und herausbewegt, und zwar parallel zur oberen oder unteren Seitenkante und auch parallel
zu den beiden ebenen Seitenflächen 1b.
[0027] Die Figuren 2a und 2b zeigen ein etwas anderes Ausführungsbeispiel einer Platte mit
einer gegenüber den Figuren 1a bis 1c etwas größeren Ausnehmung, wie sie insbesondere
zur Aufnahme von Klappenbeschlägen geeignet ist.
[0028] In Fig. 2b sind die geometrischen Verhältnisse einer bevorzugten Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Wand (noch ohne eingesetztem Beschlag) gezeigt.
[0029] Die Ausnehmung 7 weist zwei parallele, seitliche ebene Innenwände 7a, 7b auf, die
vorzugsweise parallel zu den äußeren Seitenflächen 1b der Wand liegen und vorzugsweise
senkrecht zur Stirnseite 1a der Wand verlaufen. Damit bleibt links und rechts der
Aussparung nur mehr eine sehr dünne Restwand 1c stehen, die aber ausreicht, um das
äußere Erscheinungsbild der Innen- und Außenseite der Wand 1 so erscheinen zu lassen,
als ob keine Ausnehmung 7 vorhanden wäre (siehe Fig. 2a). Umgekehrt erlaubt diese
dünne Restwand einen relativ breiten Innenraum der Ausnehmung 7, sodass auch größere
Klappenbeschläge aufgenommen werden können.
[0030] Die Ausnehmung 7 weist vorteilhaft zwei parallel, obere und untere, ebene Deck- und
Bodenwände 7c, 7d auf, die ebenfalls vorzugsweise senkrecht zur Stirnseite 1a der
Wand 1 verlaufen. Damit ergibt sich insgesamt eine im Wesentlichen quaderförmige Ausnehmung
7, die zur Aufnahme von typischerweise in ihren Außenabmessungen ebenfalls quaderförmigen
Beschlägen, insbesondere Klappenbeschlägen, gut geeignet ist.
[0031] Die Ausnehmung 7 ist bei dem in den Figuren 2a und 2b dargestellten Ausführungsbeispiel,
also in einer senkrechten Ansicht auf die Stirnseite 1a der Wand 1, rechteckig geformt
und es ist vorzugsweise vorgesehen, dass sich dieser rechteckige Querschnitt über
einen Großteil mindestens 80 % der Tiefe der Ausnehmung 7 fortsetzt.
[0032] Auch die Hinterwand 7e weist einen ebenen Abschnitt 7e auf, der vorzugsweise parallel
oder leicht schrägt, wie dies in Fig. 2d noch ersichtlich sein wird, zur Stirnseite
1a der Wand 1 verläuft.
[0033] Lediglich zwischen dem ebenen Abschnitt 7e der Hinterwand und der Deckwand und/oder
Bodenwand 7c, 7d der Ausnehmung 7 ist ein nicht ebener, sondern bogenförmiger Abschnitt
7f vorgesehen, der die Wandflächen 7c, 7d und 7e miteinander verbindet bzw. diese
Wandflächen ineinander übergehen.
[0034] Diese Abrundung rührt vom vorderen, abgerundeten Bereich einer typischen Kettenfräse
her und ist möglichst klein gehalten, um Platzeinschränkungen für den eingesetzten
Beschlag, insbesondere Klappenbeschlag möglichst gering zu halten.
[0035] Insgesamt ist also vorteilhaft vorgesehen, dass die Ausnehmung 7 sacklochartig ausgeführt
ist und bis auf die Öffnung in der Stirnseite 1a der Wand 1 beidseitig geschlossen
ist, wie dies beispielsweise die Fig. 2a zeigt. Damit ist das äußere Erscheinungsbild
der Wand 1 durch die technische Komponente des im Folgenden noch näher beschriebenen
Beschlages nicht getrübt. Die Wand sieht im Wesentlichen aus, wie eine normale Wand
eines Möbelkorpus bzw. eines Möbels.
[0036] In den Figuren 2c und 2d sind beispielhafte Dimensionierungen der Wand 1 und bevorzugte
Dimensionierungen der Ausnehmung 7 angegeben, wie sie beim späteren Einsatz eines
Beschlages in Form eines Klappenbeschlages in die Ausnehmung 7 günstig sind.
[0037] Bei der Wand 1 handelt es sich zunächst um eine (beschichteten) Spanplatte, MDF-Platte
oder eine Platte aus einem anderen Holzwerkstoff, der eine im heutigen Möbelbau typische
Plattenstärke (Dicke) D von 16 mm aufweist. Darüber hinaus können auch Platten anderer
Wandstärke, beispielsweise Platten mit 19 mm Dicke zum Einsatz kommen. Die Erfindung
lässt sich aber auch bei sehr dünnen Platten, nämlich solchen Platten mit 16 mm Plattendicke
D, realisieren.
[0038] Dazu wird mittels einer Kettenfräse 2, wie oben beschrieben und im Folgenden noch
weiter beschrieben wird, eine Ausnehmung 7 eingefräst, die nur mehr eine sehr geringe
Restwand 1c mit einer Wandstärke WS übriglässt, die zwischen 1,5 mm und 3 mm, vorzugsweise
bei 2 mm, liegt. Mit einer solchen Restwandstärke kann man einerseits eine große Lichteweite
der Ausnehmung 7 erzielen und noch negative Einflüsse, wie beispielsweise Verkrümmungen
der Restwand 1c und der geringen Dicke vermeiden.
[0039] Insbesondere für den Einsatz von Beschlägen in Form von Klappenbeschlägen zum Anheben
von Möbelklappen in die Ausnehmung 7, wie es im Folgenden noch näher beschrieben werden
wird, sind folgende Dimensionierungen gemäß den Figuren 2c und 2d günstig:
Vorteilhaft ist vorgesehen, dass die größte Tiefe T der Ausnehmung 7 mindesten 150
mm, vorzugsweise mindestens 200 mm und besonders bevorzugt mindestens 250 mm, beträgt.
[0040] Vorteilhaft ist weiters vorgesehen, dass die Breite B der Ausnehmung 7 zwischen 10
mm und 16 mm, vorzugsweise bei etwa 12 mm, liegt.
[0041] Weiters ist vorteilhaft vorgesehen, dass die Höhe H der Ausnehmung 7 zwischen 80
mm und 160 mm, vorzugsweise bei etwa 120 mm, liegt.
[0042] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass die Ausnehmung
möglichst schmal und tief ist. In relativen Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass
die größte Tiefe T der Ausnehmung 7 mindestens 15 Mal, vorzugsweise mindestens 20
Mal, größer ist als die Breite B der Ausnehmung 7.
[0043] Vorteilhaft ist weiters vorgesehen, dass die größte Tiefe T der Ausnehmung 7 mindestens
1.5 Mal, vorzugsweise mindestens 2 Mal, größer ist als die Höhe H der Ausnehmung 7.
[0044] Der Radius des bogenförmigen Abschnittes 7f beträgt beispielsweise 26,5 mm. Er ist
- wie bereits erwähnt - hauptsächlich durch die vordere Form des Schwertes 4 der Kettenfräse
2 bedingt.
[0045] In Fig. 3 ist eine weitere Variante des Verfahrensschrittes des Einbringens einer
Ausnehmung 7 in die Wand 1 mittels einer Kettenfräse 2 gezeigt. Im Gegensatz zu den
vorigen Ausführungsbeispielen ist bei diesem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 3 die
Höhe des Schwertes 4 samt Fräskette 5 geringer als die Höhe der letztlich erzielten
Ausnehmung 7. Das wird dadurch erreicht, dass die Kettenfräse 2 nicht nur linear (einachsig)
in die Platte 1 von der Stirnseite 1a hinein- und hinausbewegt wird, sondern innerhalb
der Platte auch in vertikaler Richtung gemäß der Pfeilrichtung 8 bewegt wird.
[0046] An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich die Angaben vertikal, Höhe etc. auf eine
Ausrichtung der Wand 1 in vertikaler Richtung bezieht, so wie die Wand auch bei dem
Einsatz von Klappenbeschlägen als Seitenwand eines Möbelkorpus oder eines Möbels zum
Einsatz kommt. Es versteht sich von selbst, dass bei der Herstellung die Platte aus
herstellungstechnischen Gründen natürlich auch andere Lagen einnehmen kann und sich
damit die Lageangaben vertikal, Höhe etc. entsprechend verändern.
[0047] Auch die Einbaulage der fertigen Wand mit der Ausnehmung und dem eingesetzten Beschlag
kann sich gegenüber den gezeigten Ausführungsbeispielen ändern. Beispielsweise ist
eine waagrechte Einbaulage der Wand für einen Beschlag, der eine um eine vertikale
Achse verschwenkbare Türe führt, möglich.
[0048] Abgesehen von einer zweidimensionalen Bewegung der Kettenfräse 2, wie es in Fig.
3 angedeutet ist, ist es auch möglich, eine Kettenfräse mit zwei Schwertern 4, 4'
zu verwenden, wie dies in den Figuren 5a und 5b dargestellt ist. Auch damit lassen
sich in einem einzelnen, linearen Arbeitsschritt Aussparungen 7 mit großer Höhe H
herstellen.
[0049] Bei der Herstellung ist es besonders günstig, die Kettenfräse 2 quer zur Richtung
des Schwertes 4 nicht zu bewegen (wenngleich das auch prinzipiell möglich ist). Günstiger
ist es, eine Kettenfräse 2 zu verwenden, deren Fräsbreite (definiert durch die Breite
der Fräskette 2 bzw. der darauf angeordneten Schneiden) der Breite B der Ausnehmung
7 entspricht.
[0050] Was die Höhe betrifft, wird man vorteilhaft eine Kettenfräse 2 verwenden, deren Fräshöhe
der Höhe H der Ausnehmung 7 entspricht, wie dies beispielsweise beim Ausführungsbeispiel
den Figuren 1a bis 1c oder aber auch beim Ausführungsbeispiel gemäß den Figuren 5a
und 5b der Fall war. Dort muss man nämlich die Kettenfräse 2 beim Einbringen in die
Wand 1 in der Höhe nicht bewegen. Prinzipiell ist eine solche Bewegung aber möglich,
wie dies die Fig. 3 gezeigt hat.
[0051] Prinzipiell ist es zwar denkbar, die Kettenfräse 2 relativ zur Platte händisch zu
führen und dabei die Ausnehmung 7 einzubringen. Aufgrund der wegen der gewünschten
geringen seitlichen Restwand 1c und der großen Tiefe T ist aber eine maschinelle Führung
zu bevorzugen, wie es anhand des Ausführungsbeispiel gemäß der Fig. 4 rein schematisch
dargestellt ist. Bei einer solchen maschinellen Führung wird einerseits ein Träger
13 vorgesehen sein, an dem schematisch dargestellte Anschläge und/oder Halter 9 vorgesehen
sind, um die Platte 1 ortsfest relativ zum Träger 13 zu halten. Am selben Träger 13
ist dann auch eine Linearführung 12 für die Kettenfräse 2 angebracht. Diese Linearführung
12 kann gemäß dem Doppelpfeil 10 höhenverstellt werden. Die Kettenfräse 2 kann entlang
der Linearführung 12 in Richtung des Doppelpfeils 11 (einachsig) vorgeschoben werden,
sodass sie über die Stirnseite 1a in die Platte 1 eindringt und dort die Ausnehmung
7 ausfräst. Selbstverständlich können in der Praxis die Anschläge und/oder Halter
9 sowie die Verstell- und Bewegungsmechanismen anders ausgeführt sein, insbesondere
auch elektrisch, computergesteuert angetrieben sein.
[0052] Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst nicht nur das Einbringen einer Ausnehmung
7 mittels einer Kettenfräse 2 von der Stirnseite 1a her, sondern auch das anschließende
Einbringen eines Beschlages 14 in diese Ausnehmung 7.
[0053] Dieser Verfahrensschritt ist in den Figuren 6a und 6b dargestellt. Der dort gezeigte
Beschlag 14 ist ein Klappenbeschlag, der zum Führen eines Möbelteils (hier nämlich
einer Möbelklappe) ausgebildet ist. Dabei zeigt die Fig. 6a den Klappenbeschlag vor
dem Einsetzen und die Fig. 6b den teilweise eingesetzten Klappenbeschlag. Fig. 6c
zeigt dann den vollständig eingesetzten Klappenbeschlag. Die vordere, rechteckige
Umrahmung 15 liegt dann bündig an der Vorderseite der Ausnehmung 7 an und deckt die
dort rechteckig verlaufenden Umlaufkanten ab. In Fig. 6c sieht man übrigens, dass
bei der dort gezeigten Ausführungsform nicht nur eine Seitenwand, sondern ein ganzes
Möbel bzw. ein Möbelkorpus vorhanden ist, der zwei im Wesentlichen identisch ausgebildete
Seitenwände aufweist. In der zweiten Seitenwand 6c kann ein spiegelverkehrt aufgebauter
Klappenbeschlag 6 eingebaut sein.
[0054] Der Klappenbeschlag 14 selbst weist in an sich bekannter Weise ein Federpaket 16
auf, das einen Kraftspeicher bildet, welcher über einen Hebelmechanismus, Zahnräder
oder eine Kulissensteuerkurve mindestens einen Stellarm 18 antreibt, an dem eine Klappe
17 befestigbar ist, wie dies die Fig. 6d zeigt. Der Stellarmantrieb ist so ausgelegt,
dass die Schwerkraft der Klappe 17 im Wesentlichen kompensiert wird und über den gesamten
Bewegungsweg ein leichtgängiges Öffnen der Klappe möglich ist. Vorzugsweise wird man
die Federkraft und die Übersetzung so auslegen, dass die Klappe in jeder Position
stehenbleibt. Es sind aber auch Abschnitte möglich, in denen das Federpaket die Klappe
aktiv über einen bestimmten Verschwenkweg antreibt, beispielsweise ganz öffnet oder
ganz schließt.
[0055] Im vorliegenden Fall geht es aber darum, dass beinahe der gesamte Stellarmantrieb,
bis auf den dort notwendigerweise vorstehenden Stellarm 18 selbst, im Inneren der
ansonsten völlig normal aussehenden Seitenwand 1a untergebracht ist, nämlich in der
zuvor mit einer Kettenfräse entsprechend ausgefrästen Ausnehmung 7. Abgesehen von
der Optik hat man auch Vorteile bezüglich des Stauraums, weil der Stellarmantrieb
oder Klappenbeschlag 14 in der Wand integriert ist und somit im Inneren des Korpus
keinen Platz wegnimmt.
[0056] Gegenstand der Erfindung ist nicht nur ein Verfahren zum Herstellen einer Wand und
die Wand selbst, sondern auch ein mit mindestens einer solchen Wand gebildeter Möbelkorpus
oder ein Möbel, wie dies anhand der Fig. 6d rein beispielhaft dargestellt ist. Selbstverständlich
können natürlich auch andere Möbel ausgebildet werden.
[0057] Es ist auch möglich, anstelle des Klappenbeschlages einen Türbeschlag auf die oben
geschilderte Art einzusetzen. Dann liegt die Wand 1 waagrecht und die Türe verschwenkt
um eine im Wesentlichen vertikale Achse.
Bezugszeichenliste:
[0058]
- 1
- Wand
- 1a
- Stirnseite
- 1b
- ebene Seitenfläche
- 1c
- Restwand
- 2
- Kettenfräse
- 3
- Antriebsgehäuse
- 4
- Schwert
- 4'
- Schwert
- 5
- Fräskette
- 6
- Pfeilrichtung
- 7
- Ausnehmung
- 7a, 7b
- ebene Innenwände
- 7c, 7d
- ebene Deck- und Bodenwände
- 7e
- ebener Abschnitt der Hinterwand
- 7f
- bogenförmiger Abschnitt
- 8
- vertikale Richtung
- 9
- Anschläge / Halter
- 10
- Doppelpfeil Höhenverstellung
- 11
- Doppelpfeil Vorschub
- 12
- Linearführung
- 13
- Träger
- 14
- Beschlag
- 15
- Umrahmung
- 16
- Kraftspeicher
- 17
- Möbelteil, Klappe
- 18
- Stellarm
- 19
- Trägerplatte
- A
- Plattenlänge
- B
- Plattenhöhe
- D
- Plattendicke
- R
- Radius
- H
- Höhe der Aussparung
- T
- Tiefe der Aussparung
- WS
- Wandstärke der Restwand
1. Wand (1) für einen Möbelkorpus mit einer Ausnehmung (7), die sich von einer - vorzugsweise
ebenen - Stirnseite (1a) der Wand (1) aus in die Wand (1) hinein erstreckt und in
die ein Beschlag (14) eingesetzt ist, der ein bewegbares Möbelteil (17), insbesondere
eine Möbelklappe oder eine Möbeltüre, führt, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausnehmung (7) von der Stirnseite (1a) der Wand (1) aus in diese eingefräst ist
und der Beschlag (14) ebenfalls von der Stirnseite (1a) der Wand (1) aus in die ausgefräste
Ausnehmung (7) eingesetzt ist, wobei die Wand (1) aus einem Stück besteht, die Breite
(B) der Ausnehmung (7) zwischen 10 mm und 16 mm, vorzugsweise bei etwa 12 mm, liegt
und die normale Wandstärke (D) der Wand (1) zwischen 15 mm oder 20 mm, vorzugsweise
bei 16 mm oder 19 mm liegt.
2. Wand nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Wand (1) eine
- in Einbaulage vertikale - Seitenwand oder Zwischenwand eines Möbelkorpus ist und
der Beschlag (14) ein Klappenbeschlag ist, an dem eine Möbelklappe (17) befestigbar
ist, bevorzugt wobei der Klappenbeschlag einen - vorzugsweise einen Feder-Kraftspeicher
(16) umfassenden - Stellarmantrieb aufweist, der mindestens einen bewegbaren, vorzugsweise
verschwenkbaren, Stellarm (18) antreibt, der an der Möbelklappe (17) befestigbar ist,
wobei der Stellarm (18) in geschlossener Lage vorzugsweise zumindest großteils innerhalb
der Ausnehmung liegt, besonders bevorzugt wobei der Stellarmantrieb zumindest eine
im Wesentlichen ebene Trägerplatte (19) aufweist, die flächig an einer ebenen Innenwand
(7a, 7b) der Ausnehmung (7) anliegt.
3. Wand nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Beschlag (14) in der ausgefrästen Ausnehmung (7) verklebt oder über vorzugsweise
lösbare Haltemittel kraft- und/oder formschlüssig befestigt ist.
4. Wand nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Ausnehmung (7) zwei parallele, seitliche, ebene Innenwände (7a, 7b) aufweist,
die vorzugsweise parallel zu den äußeren Seitenflächen (1b) der Wand (1) liegen und
vorzugsweise senkrecht zur Stirnseite (1a) der Wand (1) verlaufen, und/oder
- die Ausnehmung (7) zwei parallele, obere und untere, ebene Deck- und Bodenwände
(7c, 7d) aufweist, die vorzugsweise senkrecht zur Stirnseite (1a) der Wand (1) verlaufen,
und/oder
- die Ausnehmung (7) in einer senkrechten Ansicht auf die Stirnseite (1a) der Wand
(1) rechteckig geformt ist, und vorzugsweise vorgesehen ist, dass sich dieser rechteckige
Querschnitt über einen Großteil, mindestens 80 % der Tiefe der Ausnehmung (7), fortsetzt.
5. Wand nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Hinterwand der Ausnehmung (7) einen ebenen Abschnitt (7e) aufweist, der vorzugsweise
parallel oder leicht schräg zur Stirnseite (1a) der Wand (1) verläuft, vorzugsweise
wobei die Hinterwand der Ausnehmung zwischen dem ebenen Abschnitt (7e) und der Deckwand
und/oder Bodenwand (7c, 7d) der Ausnehmung (7) in einem bogenförmigen Abschnitt (7f)
in diese übergeht.
6. Wand nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Ausnehmung (7) sacklochartig ausgeführt ist und bis auf die Öffnung in der Stirnseite
(1a) der Wand (1) allseitig geschlossen ist, und/oder
- die größte Tiefe (T) der Ausnehmung (7) mindestens 150 mm, vorzugsweise mindestens
200 mm, und besonders bevorzugt mindestens 250 mm beträgt, und/oder
- die Höhe (H) der Ausnehmung (7) zwischen 80 mm und 160 mm, vorzugsweise bei etwa
120 mm liegt, und/oder
- die größte Tiefe (T) der Ausnehmung (7) mindestens 15 Mal, vorzugsweise mindestens
20 Mal größer ist als die Breite (B) der Ausnehmung (7), und/oder
- die größte Tiefe (T) der Ausnehmung (7) mindestens 1,5 Mal, vorzugsweise mindestens
2 Mal größer ist als die Höhe (H) der Ausnehmung (7), und/oder
- die Wandstärke (WS) der Restwand (1c) auf beiden Seiten der Ausnehmung (7) jeweils
zwischen 1,5 mm und 3 mm, vorzugsweise bei 2 mm liegt, und/oder
- die Wand (1) im Wesentlichen aus Holz oder einem Holzwerkstoff besteht, und vorzugsweise
eine beschichtete Spanplatte oder eine MDF-Platte ist.
7. Verfahren zum Herstellen einer Wand für einen Möbelkorpus, insbesondere nach einem
der Ansprüche 1 bis 6,
gekennzeichnet durch folgende Schritte
- Einbringen einer Ausnehmung (7) in die Wand, indem eine Ketttenfräse (2) von einer
Stirnseite (1a) der Wand (1) aus in diese hineinbewegt wird, und
- Einbringen eines zum Führen eines Möbelteiles, insbesondere Möbelklappen oder Möbeltüren,
ausgebildeten Beschlags (14) in die von der Kettenfräse (2) gebildete Ausnehmung (7).
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kettenfräse (2) verwendet wird, die ein einfaches Schwert (4) aufweist, um das
eine motorisch angetriebene Fräskette (5) mit davon abstehenden Schneiden herumgeführt
ist .
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kettenfräse (2) mit mindestens zwei Schwertern (4, 4') verwendet wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kettenfräse (2) verwendet wird, deren Fräsbreite der Breite (B) der Ausnehmung
(7) entspricht, wobei die Kettenfräse beim Einbringen in die Wand derart linear geführt
wird, dass sie ihre Seitenlage relativ zur Wand nicht verändert.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kettenfräse (2) verwendet wird, deren Fräshöhe der Höhe (H) der Ausnehmung (7)
entspricht, wobei die Kettenfräse (2) beim Einbringen in die Wand (1) derart linear
geführt wird, dass sie ihre Höhenlage relativ zur Wand nicht verändert, oder dass
die Kettenfräse (2) beim oder nach dem Einbringen in die Wand (1) in der Höhe auf-
und abbewegt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kettenfräse verwendet wird, die entlang mindestens einer vorzugsweise linearen
Führung händisch und/oder motorisch bewegbar ist.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kettenfräse verwendet wird, die einen Träger umfasst, an dem die Wand durch
- vorzugsweise einstellbare - Anschläge und/oder Halter exakt festlegbar ist.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass an den in die Ausnehmung eingesetzten Beschlag (14) oder im vorstehenden Teil desselben,
insbesondere an den Stellarm (18) eines Klappenbeschlages, ein Möbelteil, insbesondere
eine Türe oder eine Möbelklappe (17), befestigt wird.
15. Möbel oder Möbelkorpus, aufweisend mindestens eine Wand nach einem der Ansprüche 1
bis 6 und/oder hergestellt nach einem Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 14.