[0001] Die Erfindung betrifft ein Industriemesser mit einem Grundkörper und einem auswechselbaren
Schneidenteil, wobei das Schneidenteil an eine Grundkörperfläche kraft- und/oder formschlüssig
koppelbar ist, sowie mit mindestens einem Verbindungsmittel gemäß Oberbegriff des
Anspruches 1.
[0002] Aus der
DE 10 2022 102 557 A1 ist ein Schneidmesser vorbekannt, welches einen Messerhalter mit einer lösbar befestigten
Messerklinge aufweist.
[0003] Die Messerklinge ist kraftschlüssig und formschlüssig am Messerhalter gelagert, wozu
die Messerklinge einen Schneidkantenbereich und einen Klemmbereich aufweist und im
Klemmbereich zwischen zwei Klemmkörpern des Messerhalters klemmend gelagert ist. An
der Messerklinge und am Messerhalter korrespondierend sind Formschlusselemente ausgebildet,
die im zusammengesetzten Zustand des Schneidmessers ineinandergreifen.
[0004] Messerklingenseitig sind zwei Ausnehmungen in Form von mindestens zwei Nuten vorhanden,
wobei messerhalterseitig mindestens zwei korrespondierend ausgebildete Erhebungen
vorhanden sind. Diese weisen eine Zapfenform auf. Im zusammengesetzten Zustand des
Schneidmessers greifen die Zapfen in die Nuten ein.
[0005] Das Verklemmen der zwei Klemmkörper untereinander erfolgt mittels einer zusätzlichen
Schraubverbindung.
[0006] Eine derartige Lösung einer auswechselbaren Schneide für ein Messer weist mehrere
Spalte sowie Vor- und Rücksprünge auf, welche Verschmutzungen aufnehmen können bzw.
die nur nach vollständiger Montage zu reinigen sind, was eine Übertragung einer derartigen
Verbindungstechnologie für Industriemesser im Bereich der Lebensmittelverarbeitung
ausschließt.
[0007] Bei dem Messer für Schneidmaschinen gemäß
DE 203 13 038 U1 besteht das Messer aus einem Messergrundkörper und einem zugeordneten Schneidkörper
mit entsprechenden Schneiden. Der Schneidkörper wird kraft- und formschlüssig über
eine zwischen dem Messergrundkörper und dem Schneidkörper vorgesehene Fügestelle verbunden.
Die Fügestelle kann beispielsweise als Nut-Feder-Verbindung ausgestaltet werden. Um
eine sichere Verbindung zu gewährleisten, ist zusätzlich ein Fügemittel einzubringen.
[0008] Es hat sich jedoch gezeigt, dass eine Verbindung nach Art einer Nut-Feder-Kopplung
für hochbelastete Industriemesser nicht nutzbar ist. Der Einsatz eines Fügemittels
in Form eines Klebstoffes stellt sich in der lebensmittelverarbeitenden Industrie
als zusätzlich problematisch dar.
[0009] So steht man nämlich in der Lebensmittelverarbeitungsindustrie vor der Herausforderung,
einerseits nach höchsten Hygienestandards zu arbeiten, andererseits aber auch wirtschaftlich
effizient tätig werden zu können.
[0010] Um gängige Anforderungen zu erfüllen, wurden in der Vergangenheit Einwegmesser eingesetzt,
welche aus einem einzigen Werkstoff bestehen und die nach jedem Gebrauch entsorgt
werden.
[0011] Als Alternative stellt sich hier die Verwendung wiedereinsetzbarer Messer mit austauschbaren
Schneidklingen dar.
[0012] Bei einer solchen Lösung bleibt der Grundkörper des Messers erhalten, welcher nach
jedem Einsatz gründlich gereinigt und desinfiziert wird.
[0013] Die Schneidklinge des Messers, welche im Übrigen am stärksten beansprucht wird, kann
in einfacher Weise ausgetauscht werden. Hierdurch kann der Grundkörper über einen
längeren Zeitraum eingesetzt werden und es reduziert sich der Abfall. Austauschbare
Schneidklinken ermöglichen also eine kosteneffiziente Lösung.
[0014] Wie aus dem eingangs kurz umrissenen Stand der Technik nachvollziehbar, kommt jedoch
der Verbindungsmethode der Bauteile Grundkörper und Schneidklinge eine besondere Bedeutung
zu. Die Verbindung der Bauteile soll einfach und kostengünstig möglich sein und darüber
hinaus zu einer äußerst geringen Spaltbreite an der entsprechenden Verbindungs- oder
Koppelfläche führen.
[0015] Aus dem Vorgenannten ist es daher Aufgabe der Erfindung, ein weiterentwickeltes Industriemesser
bzw. ein Verbindungsmittel anzugeben, welches durch den Verbindungsvorgang den Spaltabstand
zwischen den grundsätzlich bestehenden Koppelflächen minimiert, ohne dass bei der
vorgesehenen Wiederverwendung des Grundkörpers bzw. des Austausches des Schneidenteiles
erhöhte Aufwendungen entstehen.
[0016] Die Lösung der Aufgabe der Erfindung erfolgt mit der Merkmalskombination nach Anspruch
1 bzw. der erfindungsgemäßen Verwendung des Verbindungsmittels nach Anspruch 11, wobei
die Unteransprüche mindestens zweckmäßige Ausgestaltungen und Weiterbildungen umfassen.
[0017] Es wird demnach von einem Industriemesser mit einem Grundkörper und einem auswechselbaren
Schneidenteil ausgegangen, wobei das Schneidenteil an eine Grundkörperfläche kraft-
und/oder formschlüssig koppelbar ist. Weiterhin ist mindestens ein Verbindungsmittel
zur Kopplung von Grundkörper und Schneidenteil vorgesehen.
[0018] Erfindungsgemäß ist das Verbindungsmittel als Formkörper ausgebildet, welcher einen
Steg und zwei gegenüberliegende Formköpfe aufweist, wobei im Grundkörper und Schneidenteil
jeweils eine zum jeweiligen Formkopf komplementäre Aussparung vorhanden ist. Diese
jeweils vorgesehene Aussparung geht in Richtung einer Koppelfläche in einen Kanal
oder eine Nut über.
[0019] Der entsprechende Kanal bzw. die jeweilige Nut beginnt also an der Koppelfläche und
reicht bis hinein in die zum jeweiligen Formkopf komplementäre Aussparung.
[0020] Die Aussparung und der jeweilige Kanal oder die jeweilige Nut bilden einen Hohlraum,
in welchen der Formkörper einbringbar ist.
[0021] Gemäß einer ersten Ausführungsform weist der Formkörper Mittel zum Erzeugen einer
Klemm- oder Presskraft zwischen den Formköpfen und damit der Koppelfläche sowie dem
Grundkörper und dem Schneidenteil auf.
[0022] Diese Mittel können eine Schrauben- oder Bolzenverbindung unter Einschluss des Steges
umfassen.
[0023] Diesbezüglich kann ein Formkopf eine Bohrung mit einem Innengewinde aufweisen, in
das ein mit einem entsprechenden Außengewinde versehener Schraubbolzen eingreift.
Der Schraubbolzen durchgreift eine Bohrung im zweiten der Formköpfe und weist einen
Schraubenkopf auf. Wird nun am Schraubenkopf ein Werkzeug angesetzt, ist eine Klemmkraft
auf die Formköpfe, die in den jeweiligen Aussparungen liegen, aufbringbar. Infolge
dessen kommt es zu einem Aneinanderpressen von Grundkörper und Schneidenteil im Bereich
der Koppelfläche mit einer Minimierung des dort vorhandenen Spaltes.
[0024] Insofern weisen die Aussparungen im Grundkörper und/oder im Schneidenteil einen Zugang
zur Betätigung der Schrauben- oder Bolzenverbindung auf.
[0025] Beispielhaft kann die jeweilige Aussparung eine Kreisform, eine Teilkreisform oder
aber eine polygonale Form aufweisen. Wie bereits erläutert, ist über das Verbindungsmittel
der Spaltabstand zwischen der Grundkörperfläche und der jeweils gegenüberliegenden
Fläche des Schneidenteiles minimierbar. Das Eintreten von Verschmutzungen im Einsatz
eines entsprechenden Messers wird hierdurch wirksam verhindert.
[0026] Die Grundkörperfläche und das Schneidenteil bilden bei einer bevorzugten Ausführungsform
eine auf Stoß ausgeführte Koppelfläche.
[0027] Zusätzlich kann unter- oder oberhalb der auf Stoß ausgebildeten Koppelfläche eine
unterstützende Führungs- oder Auflagefläche oder ein entsprechender Flächenabschnitt
ausgebildet werden.
[0028] Bei einer zweiten Ausführungsform der Erfindung besteht der Formkörper aus einer
aushärtenden, zunächst flüssigen Masse, welche in den Hohlraum einbringbar ist.
[0029] Während des Aushärteprozesses unterliegt die Füllmasse einer Schrumpfung. Infolgedessen
kommt es zu einer Klemmkraft zwischen Grundkörper und Schneidenteil, wodurch ebenfalls
der Koppelflächenspalt einer Minimierung unterliegt.
[0030] Bei der Ausbildung des Verbindungsmittels gemäß der ersten Ausführungsform kann ein
verbleibender Hohlraum mit einer lebensmittelgeeigneten Füllmasse verschlossen werden,
wodurch das Verbindungselement verdeckbar ist.
[0031] Diese lebensmittelgeeignete Füllmasse sichert darüber hinaus die Bolzen- oder Schraubverbindung
gegen unerwünschtes Lockern.
[0032] Erfindungsgemäß kann die Verbindungsmittelausführung mit Schraub- oder Bolzenverbindung
kombiniert werden mit einem zusätzlichen Verbindungsmittel auf der Basis einer aushärtenden
Füllmasse zur Schaffung eines zusätzlichen formschlüssigen Verbindungselementes.
[0033] Die Erfindung soll nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen sowie unter Zuhilfenahme
von Figuren näher erläutert werden.
Hierbei zeigen:
[0034]
- Fig. 1
- eine beispielhafte Darstellung eines Teiles eines Industriemessergrundkörpers mit
angekoppelten Schneidenteil und erfindungsgemäßem Verbindungsmittel sowie mit zusätzlicher
Auflagefläche im Bereich der Koppelfläche;
- Fig. 2
- eine Darstellung ähnlich derjenigen nach Fig. 1, jedoch mit einer senkrecht zur Kraftwirkungsrichtung
(Pfeildarstellung) ausgeführten Koppelfläche ohne zusätzliche Auflage;
- Fig. 3
- eine perspektivische Darstellung eines beispielhaften Verbindungselementes auf der
Basis einer Schraub- oder Bolzenverbindung;
- Fig. 4
- eine perspektivische Darstellung des Verbindungselementes gemäß Fig. 3 mit angedeuteter
Kraftwirkungsrichtung F1 bzw. F2; und
- Fig. 5
- eine beispielhafte Ausbildung von Aussparung und Kanal oder Nut und den hierdurch
entstehenden Hohlräumen in diesen zu verbindenden Elementen, nämlich dem Grundkörper
und dem auswechselbaren Schneidenteil.
[0035] Das in den Figuren 1 und 2 als Ausschnitt gezeigte Industriemesser weist einen Grundkörper
1 und einen auswechselbaren Schneidenteil 2 auf.
[0036] Das Schneidenteil 2 ist an eine Fläche des Grundkörpers 1 kraft- und/oder formschlüssig
koppelbar. Zusätzlich ist ein Verbindungsmittel oder Verbindungselement 3 (siehe Figur
3) vorgesehen.
[0037] In der Darstellung nach Figur 1 ist im Bereich der Koppelfläche 10 noch eine Auflagefläche
7 vorhanden.
[0038] Diese Auflagefläche 7 unterstützt die Positionierung und damit den Formschluss zwischen
Grundkörper 1 und Schneidenteil 2.
[0039] Die Pfeildarstellungen in der Figur 1 und 2 symbolisieren die Kraftwirkungsrichtung
unter Nutzung des Verbindungsmittels 3 zur Minimierung des Spaltes im Bereich der
Koppelfläche 10.
[0040] Bei der Darstellung nach Figur 2 ist im Bereich der Koppelfläche 10 keine zusätzliche
Auflagefläche vorhanden. Die Aussparungen 8a und 8c sowie der Kanal bzw. die Nut 8b
bilden insgesamt einen Hohlraum mit verschiedenen Hohlraumkammern.
[0041] Nach Einsetzen des Verbindungsmittels 3 in die Aussparung bzw. die fluchtenden Nuten
8b und nach Ausüben der entsprechenden Klemmkraft zur Erzeugung einer entsprechenden
Pressung im Bereich der Koppelfläche 10 können die verbleibenden Hohlräume 8a, 8b
und 8c mit einer lebensmittelverträglichen Masse verfüllt werden.
[0042] Diese, in den Figuren nicht gezeigte Masse, kann auch gleichzeitig als Sicherung
der erreichten kraftschlüssigen Verbindung, das heißt gegen ein Lockern der Schraubverbindung
mit Schraubenkopf 11 genutzt werden.
[0043] Die Figur 3 zeigt nun ein beispielhaftes Verbindungsmittel 3 mit Steg 6 und gegenüberliegenden
Formköpfen 4 und 5.
[0044] Der Steg 6 kann hier als Bolzen oder schraubenartiger Verbinder ausgeführt werden.
[0045] Unter Nutzung des Schraubenkopfes 11 kann bei entsprechenden Gewindeabschnitten,
die in fachgemäßer Weise ausgeführt werden, der Abstand zwischen den Formköpfen 4
und 5 verringert werden.
[0046] Befindet sich das Verbindungsmittel 3 in den Aussparungen bzw. den Nuten gemäß den
Darstellungen nach Figur 1 und 2 können die notwendigen Press- und Klemmkräfte erzeugt
werden.
[0047] Die Kraftwirkungsrichtungen unter Nutzung des Verbindungsmittels 3 sind in der Figur
4 angedeutet.
[0048] Die Figur 5 zeigt eine beispielhafte Ausbildung der Aussparungen 8a und 8c bzw. der
Nuten oder Nutabschnitte 8b und den sich hieraus ergebenden Hohlräumen.
[0049] Es besteht die Möglichkeit, die notwendige Verbindung zwischen Grundkörper und Schneidenteil
auszuführen, ohne dass ein Verbindungsmittel 3 gemäß den Figuren 1 bis 4 eingesetzt
wird.
[0050] In diesem Falle kann der Hohlraum, der sich nach Figur 5 darstellt, mit einer lebensmittelgeeigneten
Füllmasse versehen werden. Im ausgehärteten Zustand dieser Masse ergibt sich dann
ein formschlüssiges Verbindungselement.
[0051] Zusammenfassend werden also der Grundkörper 1 und das Schneidenteil 2 durch das Verbindungsmittel
3 miteinander kraftschlüssig an ihren jeweiligen Stoßflächen bzw. Koppelflächen verbunden.
[0052] Alternativ kann die Verbindung durch eine zusätzliche Auflagefläche 7 über einen
Formschluss, der in Richtung der aufgebrachten Kräfte F1 oder F2 wirkt, realisiert
werden.
1. Industriemesser mit einem Grundkörper (1) und einem auswechselbaren Schneidenteil
(2), wobei das Schneidenteil (2) an eine Grundkörperfläche kraft- und/oder formschlüssig
koppelbar ist, sowie mit mindestens einem Verbindungsmittel (3),
dadurch gekennzeichnet, dass
das Verbindungsmittel (3) als Formkörper ausgebildet ist, welcher einen Steg (6) und
zwei gegenüberliegende Formköpfe (4; 5) aufweist, wobei im Grundkörper (1) und im
Schneidenteil (2) jeweils eine zum jeweiligen Formkopf (4; 5) komplementäre Aussparung
(8a; 8c) vorhanden ist, die jeweils in Richtung einer Koppelfläche (10) in einen Kanal
oder eine Nut (8b) übergeht.
2. Industriemesser nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aussparungen (8a; 8c) und der jeweilige Kanal (8b) oder die jeweilige Nut einen
zugänglichen Hohlraum bilden, in welchen der Formkörper einbringbar ist.
3. Industriemesser nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Formkörper Mittel zum Erzeugen einer Klemmkraft (F1; F2) zwischen den Formköpfen
(4; 5) und damit der Koppelfläche (10) sowie dem Grundkörper (1) und dem Schneidenteil
(2) aufweist.
4. Industriemesser nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Mittel eine Schrauben- oder Bolzenverbindung unter Einschluss des Steges (6) umfassen.
5. Industriemesser nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aussparung (8a; 8c) im Grundkörper (1) und/oder im Schneidenteil (2) einen Zugang
zur Betätigung der Schrauben- oder Bolzenverbindung, insbesondere zu einem Schraubenkopf
(11) aufweisen.
6. Industriemesser nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die jeweilige Aussparung (8a; 8c) eine Kreisform, eine Teilkreisform oder eine polygonale
Form aufweist.
7. Industriemesser nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
über das Verbindungsmittel (3) ein Spaltabstand zwischen der Grundkörperfläche und
der gegenüberliegenden Fläche des Schneidenteiles (2) minimierbar ist.
8. Industriemesser nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Grundkörperfläche und das Schneidenteil eine auf Stoß ausgeführte Koppelfläche
(10) bilden.
9. Industriemesser nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
zusätzlich unter- oder oberhalb der auf Stoß ausgebildeten Koppelfläche (10) unterstützende
Führungs- oder Auflageflächen oder Flächenabschnitte (7) ausgebildet sind.
10. Industriemesser nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Formkörper aus einer aushärtenden, zunächst flüssigen Masse gebildet ist, welche
in den Hohlraum eingebracht ist.
11. Verbindungsmittel nach mindestens einem der vorangegangenen Ansprüche,
gekennzeichnet durch
dessen Verwendung für wiedereinsetzbare Industriemesser mit austauschbarer Schneidklinge
in der Lebensmittelverarbeitungsindustrie.