[0001] Die vorliegende Erfindung liegt auf dem Gebiet der Siloxane. Insbesondere betrifft
sie ein Verfahren zur Herstellung von Wasserstoffsiloxanen.
[0002] Die Verwendung säurebehandelter Bleicherden, das heißt, von säurebehandelten Aluminiumsilikaten
als Katalysatoren in der industriellen Herstellung von Silikonprodukten ist bekannt.
[0003] So lehrt die
US 2,460,805 die Herstellung und Verwendung säureaktivierter Bleicherden zur Kondensation von
SiOH-Gruppen aufweisenden Organosiloxanen zu Polymeren höherer Molmasse. Die dort
verwendeten porösen Erden oder Lehmmineralien (Florida-Erde, Kambara-Erde, Bentonit
bzw. andere wässrige Aluminiumsilikate) besitzen große spezifische Oberflächen und
werden mit einer Mineralsäure imprägniert, dann bei 100°C oder noch höherer Temperatur
getrocknet und auf den gewünschten Grad an Partikelfeinheit heruntergemahlen, um die
so gewonnenen Partikel daraufhin in dem zu kondensierenden Siloxanol zu dispergieren.
Die Lehre
US 2,460,805 spricht von einer einfachen Handhabbarkeit und Lagerstabilität des säurebehandelten
Aluminiumsilikats.
[0004] Gleichfalls stellt die Patentschrift
DE 957 662 C (
US 2,831,008), die sich der Herstellung von Silikonölen widmet, im Beispiel 4 auf die Verwendung
säureaktivierter, neutral gewaschener Bleicherde bei der Umsetzung von Oktamethylcyclotetrasiloxan
mit Hexamethyldisiloxan ab, wobei als Hauptprodukt Oktamethyltrisiloxan entsteht.
[0005] Auf Silanolpolydiorganosiloxane mit Viskositäten zwischen 1.000 und 10.000.000 Centipoise
abzielend, offenbart
US 3,903,047 die Umsetzung niedrigviskoser, Silanolgruppen tragender Flüssigkeiten mit zyklischen
Polysiloxanen, wobei ein breiter Reigen zuvor säureaktivierter Aluminiumsilikate als
bevorzugte Katalysatoren genannt sind.
[0006] DE 197 56 832 A1 offenbart den Einsatz säureaktivierter Bleicherden, gewonnen durch die Behandlung
von Tonen, die als Schichtsilikate das Verwitterungsprodukt Aluminiumoxid-haltiger
Gesteine darstellen, als Katalysator für die Kondensation bzw. Äquilibrierung von
Hydroxyl-, Alkoxy, Chlor oder Triorganosilylgruppen enthaltenden Siloxanen mit Siloxanzyklen
und Hexaorganodisiloxanen, wobei kommerziell verfügbarer säureaktivierter Ton (Tonsil
®, oder Filtrol
®), bei Temperaturen von 80°C bis 170°C mit Mineralsäuren wie Salzsäure, Schwefelsäure
oder Phosphorsäure behandelt wird und danach die säureaktivierten Tone für mindestens
50 Minuten auf 250°C bis 1200°C erhitzt werden.
[0007] Die Umverteilung von SiH-Bindungen im Temperaturbereich von 50 bis 250°C beschreibend,
lehrt
US 3,398,177, dass man die Azidität der dort eingesetzten Aluminiumsilikate erhöhen kann, indem
man diese mit Lösungen wässriger starker anorganischer Säuren wie HCl oder H
2SO
4 wäscht oder eine andere Säurebehandlung mit anschließender Erhitzung des Aluminiumsilikates
wählt. Das ebenda in Beispiel 12 eingesetzte, säuregewaschene Kaolin (d) zeigt sich
im Vergleich mit anderen sauren Festphasen und selbst im Vergleich mit einem kolloidalen,
natürlichen Kaolin (c) nach Offenbarung der
US 3,398,177 jedoch nur als ein bescheidener Katalysator (66,4% vs. 89,6% Ausbeute) bei der Dimethylsilanabspaltung
aus Tetramethyldisiloxan bei 109°C über 23 Stunden Reaktionszeit (Kondensationsreaktion).
[0008] DE 44 24 115 A1 offenbart ein Verfahren zum Herstellen linearer, Triorganosiloxyendgruppen aufweisender
Silicon-Flüssigkeiten mit geringem Silanolgehalt, wobei auch säurebehandelte Tongranulate
(Filtrol
®-24) zum Einsatz kommen.
[0009] US 5,239,101 offenbart ein wasserfreies Verfahren zur Herstellung Organosiloxyendverschlossener
Polyorganosiloxane aus Chlor-endverschlossenen Polyorganosiloxanen, wobei saure Tonerden,
die man aus Haloysit, Kaolinit und aus Montmorilloniten zusammengesetzten Bentoniten
gewinnt, dabei als Umlagerungskatalysator dienen.
[0010] In etwas anderer Ausgestaltung offenbart
US 5,233,070 die Verwendung saurer Tonerden auch als Katalysator für die Herstellung von Polyorganocyclosiloxanen
ausgehend von Chlor-endverschlossenen Polyorganosiloxanen.
[0011] Der Umlagerung linearer, Chlor- oder Hydroxy-endverschlossener Polyorganosiloxane
mit zyklischen Polyorganosiloxanen gewidmet, wird in
US 5,068,383 der Einsatz säurebehandelter Tonerde als Umlagerungskatalysator beschrieben.
[0012] US 4,895,967 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung zyklischer Poly(siloxane), wobei bei Temperaturen
zwischen 200°C und 800°C und in vorteilhafter Weise bei angelegtem Hilfsvakuum, zyklische
Organohydrogensiloxane aus linearen Wasserstoffsiloxanen durch Kontaktieren mit einer
sauren Tonerde (Filtrol
®-20) thermisch ausgekreist werden.
[0013] US 4,831,174 offenbart die Herstellung Triorganosilyl-endverschlossener Polydiorganosiloxanflüssigkeiten
unter Nutzung säureaktivierter Tonerden in einem kontinuierlichen Prozess.
US 4,230,816 offenbart die Äquilibrierung (Alkylthio)- oder Mercaptoalkylgruppen tragender Siloxane
in der Gegenwart saurer Katalysatoren. Neben einer Reihe flüssiger, starker Säuren
kommen Filtrol
®-13 und Filtrol
®-24 (Filtrol Corporation) als säurebehandelte Tonerden zum Einsatz.
[0014] GB 922,377 beschreibt für die Herstellung von Organo-hydrogenpolysiloxanen Phyllo- und Inosilikate
und zeigt dabei, dass sich speziell zuvor Säure aktivierte, aber auch einige, nicht
Säure aktivierte Aluminiumsilikate (Calciumbentonit in Beispiel 3, Natriumbentonit
in Beispiel 4, Atapulgit "Floridin" in Beispiel 5, alle ibid.) für die Herstellung
von α,ω-Dihydrogenpolydimethylsiloxanen eignen. Im Falle der zuvor mit Säure aktivierten
Bleicherde wird diese nach Säurebehandlung zunächst neutral gewaschen und dann bei
ca. 200°C getrocknet. Bei vergleichenden Versuchen, Tetramethyldisiloxan mit Octamethylcyclotetrasiloxan
zu äquilibrieren, zeigte sich gemäß
GB 922,377, dass konzentrierte Schwefelsäure als Katalysator nach 5 stündigem Erwärmen auf 50°C
nur unvollständige Reaktion bewirkt. 5 weitere Stunden Umsetzung zunächst unter Rückflusssieden
des Tetramethyldisiloxans bei 71°C, dann unter Temperaturerhöhung auf 100°C ergab
dann ein Äquilibrat jedoch mit deutlichem Verlust an wertvoller SiH-Funktion. Der
Einsatz von Kaolin als Katalysator in einem analogen Experiment zeigte gemäß
GB 922,377, dass selbst nach Erhitzen auf 150°C kein Wasserstoffverlust zu verzeichnen war,
dass die Reaktion allerdings auch unvollständig blieb.
[0015] Der Herstellung von Wasserstoff enthaltenden Silikonölen mit terminalen SiH-Gruppen
mit Hilfe einer Polymerisationsreaktion ist die Offenbarung der
CN 103524743 A gewidmet, die beschreibt, dass man wasserstoffreiches Polysiloxan und Cyclosiloxan
unter Hinzufügen eines organischen Lösungsmittels mit einem terminale SiH-Gruppen
tragenden Siloxan unter der Wirkung eines sauren Katalysators, wie zum Beispiel einer
säureaktivierten Tonerde, zur Reaktion bringt und dann unter Wassereintrag ein zweiphasiges
Stoffsystem erzeugt. Die angesäuerte Wasserphase wird abgetrennt und der Wassereintrag
und die Abtrennung der säuretragenden Wasserphase werden 4mal wiederholt. Die organische
Phase enthält neben Lösungsmittel ein terminale SiH-Gruppen tragendes Wasserstoffsiloxanöl,
nicht reagiertes, wasserstoffreiches Polysiloxan und Siloxanzyklen, also ist die Siloxanmatrix
gemäß Offenbarung der
CN 103524743 A definitiv kein Äquilibrat. Eine aufwendige Vakuumdestillation bei 0,095MPa Druck
und 180°C ist notwendig, um nach dem Abtrennen der Flüchtigen, ein Wasserstoff enthaltendes
Silikonöl mit terminalen SiH-Gruppen zu isolieren.
[0016] Im Stand der Technik wird auch die Herstellung säureaktivierter Aluminiumsilikate
beschrieben.
[0018] Solche Auffassung stützen auch deutlich ältere Arbeiten des Standes der Technik,
die sich mit Verfahren zur Herstellung säureaktivierten Kaolintons beschäftigen, wie
zum Beispiel
US 2,477,664, wo ein Kaolinton zunächst pelletiert und dann bei 566°C für 2 Stunden kalziniert
wird. Dann schließen sich eine Säurebehandlung mit 15%iger Salzsäure und eine druckbeaufschlagte
Wasserbehandlung in einem Autoklaven bei 232°C an.
[0019] Zur weiteren Verdeutlichung des gemäß Stand der Technik zu treibenden, verfahrenstechnischen
Aufwands sei hier z.B. auf den Artikel von
A.K.Panda, B.G. Mishra, D.K.Mishra, R.K. Singh "Effect of sulphuric acid treatment
on the physico-chemical characteristics of kaolin clay" in Colloid and Surfaces A:
Physicochem. Eng. Aspects 363 (2010), 98 -104 verwiesen, worin die Autoren den zu aktivierenden, natürlichen Kaolin mit der 10fachen
Menge an Schwefelsäure bei 110°C für 4 Stunden am Rückflusskühler erhitzen, danach
mit Eiswasser quenchen, abfiltrieren, mit destilliertem Wasser mehrfach waschen, in
einem Ofen trocknen und dann für eine Stunde bei 500°C kalzinieren, um ihn dann letztlich
mit Mörser und Pistill in eine Pulverform zu überführen.
[0020] US 2,470,872 lehrt die Herstellung säureaktivierter Aluminiumsilikate (Sub-Bentonite) mit Schwerpunkt
auf der Herstellung säureaktivierten Montmorillonits, wobei nach der in der Hitze
erfolgten Säurebehandlung eine Quenchung in kaltem Wasser, ein Säure-und Salzfrei-Waschen,
eine Filtration, ein Trocknen sowie eine Vermahlung vorgesehen sind (dort Example
1). Die Lehre dieser Schrift repräsentiert eines der sogenannten "nassen" Verfahren.
[0021] In diesem Zusammenhang und als weitere Referenz zur Gewinnung säureaktivierter Aluminiumsilikate
gemäß Stand der Technik sei auch auf die Lehre der Auslegeschrift
DE 1 063 127 hingewiesen, die ein Verfahren zur Umwandlung von Kaolinton in technisch verwendbare,
adsorptionsfähige Kontaktmassen beschreibt und sich eines sogenannten "trockenen"
Verfahrens bedient, das vorsieht, nach erfolgter Säurebehandlung das Aluminiumsilikat
nicht auszuwaschen , sondern direkt zu Kalzinieren, so dass dadurch die chemische
Bruttozusammensetzung des Tons unverändert bleiben soll.
[0022] Unter Würdigung der in der Siloxanchemie bisher mit säureaktivierten Aluminiumsilikaten
erzielten Erfolge erweist sich jedoch bei der technischen Verwendung dieser Katalysatoren
deren grundsätzliche Neigung zum Gerüstumbau während ihrer Lagerung insbesondere unter
nicht inertisierten Bedingungen als nachteilig. Alterungsphänomene, beispielsweise
noch zusätzlich gefördert durch gewöhnliche Luftfeuchtigkeit sind innerhalb weniger
Tage im Stande, irreversible Gerüstumlagerungen im zuvor säurebehandelten Aluminiumsilikat
hervorzurufen.
[0023] So zeigt die speziell auf das Stabilitätsverhalten säurebehandelter Montmorillonite
ausgerichtete Studie
von C.N. Rhodes und D.R. Brown "Autotransformation and Ageing of Acid-treated Montmorillonite
Catalysts: A Solid-state 27Al NMR Study" (J. Chem. Soc. Faraday Trans., 1995, 91 (6),
1031-1035), dass der Nachteil dieser Materialien in ihrer inhärenten Instabilität liegt, die
zu Veränderungen ihrer chemischen und physikalischen Eigenschaften während ihrer Alterung
führt. Durch kombinierten Einsatz von Elementaranalyse und Festkörper
27Al-NMR (magic-angle spinning NMR) ist ein tiefer Einblick in die Alterungsprozesse
säurebehandelten Montmorillonits möglich geworden, weil man nicht zuletzt durch die
27Al-NMR eine einfache Unterscheidung zwischen oktaedrisch- und tetraedrischkoordinierten
Oxo-Aluminiumzentren vornehmen kann. Für die Untersuchung wurden kommerziell verfügbare,
säurebehandelte Montmorillonite (Fulcat 22A und ein Eisen-armer Texas Montmorillonit
von der Firma Laporte) eingesetzt, die man jeweils in Form einer 1%igen Suspension
mit 30 Vol.%iger Schwefelsäure unter schnellem Rühren bei 95°C behandelt, danach mit
entionisiertem Wasser gewaschen und bei 60°C getrocknet hat. C.N. Rhodes und D.R.
Brown machen in der betreffenden Studie deutlich, dass während der Säurebehandlung
einer Montmorillonit-Tonerde ein lonenaustausch stattfindet, bei dem Al
3+ und andere Metallkationen durch Protonen (H
+) ersetzt werden. Als Folge davon delaminiert das in Schichten aufgebaute Tonmineral
sukzessive und dessen Fähigkeit als Kationenaustauscher sinkt. Als Hauptalterungsprozess
wird die Autotransformation des H
+-ausgetauschten Tons in eine Al
3+ (und in gewissem Ausmaß auch Mg
2+- und Fe
3+-) ausgetauschte Form des Tons betrachtet, bei der H
+-Ionen in das Festkörpergitter und im Gegenzug Metallionen zu Austauschplätzen wandern.
Diese Autotransformation kann bereits unter den belastenden Bedingungen einer technisch
durchgeführten Säurebehandlung insbesondere bei erhöhter Temperatur über eine längere
Zeit hinweg eintreten und wird, wie die Autoren C.N. Rhodes und D.R. Brown überzeugend
belegen, durch (hohe) Feuchtigkeit bei der Lagerung des säureaktivierten Montmorillonits
gefördert, so dass man sowohl einen Verlust an lonenaustauschkapazität als auch Azidität
gewärtigt.
[0024] Insbesondere dieser nicht vorhersehbare Azididätsverlust ist es, der den Einsatz
säurebehandelter Aluminiumsilikate, vorzugsweise säurebehandelter Montmorillonite
zu einer großen Unsicherheit bei der technischen Herstellung (Äquilibrierung) insbesondere
von anspruchsvollen Wasserstoff-tragenden Siloxanen werden lässt.
[0025] Abhängig von der angestrebten Zielstruktur des jeweiligen Wasserstoff-tragenden Siloxans
kommt der im Äquilibriersystem wirksamen Azidität eine Schlüsselbedeutung zu.
[0026] So stellt z.B. die SiH-Funktion erhaltende Äquilibrierung von sowohl Dimethylhydrogensiloxygruppentragenden
als auch Methylhydrogensiloxyeinheiten-tragenden Siloxanen in der Äquilibriermatrix
die bis heute größte Herausforderung dar, so dass Supersäuren wie die Perfluoralkansulfonsäuren,
insbesondere Trifluormethansulfonsäure und Perfluorbutansulfonsäure nach wie vor die
bevorzugten Homogenkatalysatoren für die industrielle Äquilibrierung dieser besonderen
Wasserstoffsiloxane sind.
[0027] Die Schwierigkeit bei der Äquilibrierung dieser Dimethylhydrogensiloxygruppen tragenden,
unverzweigten, jedoch auch noch Methylhydrogensiloxygruppen und Dimethylsiloxygruppen
aufweisenden Wasserstoffsiloxanen liegt darin, eine weitestgehend statistische Gleichverteilung
von SiH-Funktionen entlang der Oligomerkette zu erreichen, ohne dass dabei zu viele
von den empfindlichen Dimethylhydrogen-siloxygruppen durch dehydrogenative Prozesse
oder Dimethylsilanabspaltung verloren gehen.
[0028] Im Gegensatz zu perfluorierten Supersäuren ist die wirksame Azidität säurebehandelter
Aluminiumsilikate und auch beispielsweise sulfonsaurer lonenaustauscherharze in SiH-Gruppen
enthaltenden Siloxanmatrices deutlich niedriger, so dass es beim Einsatz dieser Katalysatoren
sehr darauf ankommt, die geeigneten Reaktionsparameter für das jeweilige Äquilibriersystem
zu finden.
[0029] Die benötigte Azidität richtet sich dabei konkret nach der zu lösenden Äquilibrieraufgabe,
das heißt nach der Struktur des angestrebten Wasserstoffsiloxans. Die Synthese von
α,ω-Dihydrogenpolydimethylsiloxanen erhebt dabei die geringsten Ansprüche an die vom
Katalysator ausgeübte Azidität, das heißt seiner Möglichkeit, Protonen bereitzustellen.
[0030] Setzt man zum Beispiel ein Gemisch bestehend aus Octamethylcyclotetrasiloxan und
Tetramethyldisiloxan unter saurer Katalyse zu α,ω-Dihydrogen-polydimethylsiloxanen
um, so benötigt man für die Öffnung eines Octamethylcyclotetrasiloxan-Moleküls eingeleitet
durch Protonierung des Sauerstoffatoms in einer darin enthaltenen SiOSi-Bindung theoretisch
nur ein Proton.
[0031] Ebenfalls nur ein Proton wird z.B. für die Öffnung der im Tetramethyldisiloxanmolekül
enthaltenen SiOSi-Bindung theoretisch benötigt. Die Einstellung der Oligomerkettenverteilung
verlangt zudem eine vergleichsweise geringe protische Aktivität.
[0032] Vollkommen anders liegen die Verhältnisse jedoch z.B. bei denjenigen copolymeren
Siloxanen, die Methylhydrogensiloxyeinheiten (D
H-Einheiten) und Dimethylsiloxy-Einheiten (D-Einheiten) neben Trimethylsilylgruppen
(M-Einheiten) enthalten und die beispielsweise aus Poly(methylhydrogen)siloxan und
Octamethylcyclotetrasiloxan und Hexamethyldisiloxan unter saurer Katalyse hergestellt
werden. Für die Öffnung eines Octamethylcyclotetrasiloxan-Moleküls nach Protonierung
des Sauerstoffatoms in einer der 4 darin enthaltenen SiOSi-Bindungen wird theoretisch
nur ein Proton benötigt. Gleichfalls nur ein Proton ist für die Einleitung der Öffnung
der im Hexamethyldisiloxan-Molekül enthaltenen SiOSi-Bindung theoretisch erforderlich.
Auch die molekulare Zerlegung des Poly(methylhydrogen)siloxans benötigt pro Siloxanylbindung
(SiOSi-Bindung) theoretisch jeweils nur 1 Proton. Um jedoch eine statistische Verteilung
der Methylhydrogensiloxy-Einheiten entlang der Oligomerketten des z.B. angestrebten
Poly(methylhydrogensiloxan)-Polydimethylsiloxan-Copolymers insbesondere in den für
industrielle Silikonproduktion üblichen Zeitfenstern zu erreichen, werden ungleich
mehr Protonen pro Volumen Reaktionsmasse benötigt, da nur ein nahezu zeitgleiches
Aufbrechen und Neuknüpfen vieler SiOSi-Bindungen ein Copolymer hervorbringt, das keine
Kumulation(en) von Methylhydrogensiloxyeinheiten (= D
H-Einheiten) innerhalb der Siloxanoligomerketten aufweist.
[0033] Diese rein statistisch-theoretische Betrachtung der für die Äquilibrierung solcher
Siloxancopolymeren benötigten Azidität erfährt ihre experimentelle Untermauerung durch
die Publikation von
G. Sauvet, M. Moreau. G. Hélary, E. Daudet, P. Cancouet , "Functional polysiloxanes.
I. Microstructure of poly-(hydrogenmethylsiloxane-co-dimethylsiloxane)s obtained by
cationic copolymerization" in J. Polymer Science, Part A: Polymer Chemistry Vol. 38,
826-36 (2000), in der die Autoren (auf Seite 833, ibid.) zu der klaren Folgerung gelangen, dass
eine Siloxanbindung (SiOSi) zwischen zwei D
H-Einheiten weniger reaktiv als diejenige zwischen zwei D-Einheiten ist, was unmittelbar
die in der sauren Äquilibrierung involvierten Teilreaktionen wie Backbiting, Crosslinking
und Azidolyse beeinflusst.
[0034] Die Kumulation von Methylhydrogensiloxygruppen ist vorzugsweise weitestmöglich zu
vermeiden, da sich die spätere Verwendungsfähigkeit der aus Wasserstoffsiloxan-Äquilibraten
in Hydrosilylierungsreaktionen, insbesondere in solchen, bei denen mit Hilfe von Polyethergemischen
Polyethersiloxane für anspruchsvolle tensidische Anwendungen gewonnen werden, wie
zum Beispiel als Stabilisator in Polyurethanschäumen, unmittelbar an das Strukturmerkmal
von Copolymeren knüpft, deren Polyethertragende Si-Atome möglichst statistisch, das
heißt weitestmöglich voneinander isoliert, weil durch D-Einheiten voneinander getrennt,
über die Oligomerketten verteilt sind.
[0037] Vor dem Hintergrund dieses Befundes ist dem Fachmann verständlich, dass die Mikrostruktur
der Wasserstoffsiloxane insbesondere bei der Anlagerung von Polyethergemischen mit
ihrer Bandbreite an Individualreaktivitäten einen maßgeblichen Einfluss auf die spätere
Zielstruktur des Polyethersiloxan-Copolymers nimmt.
[0039] Bisher hat die NMR-Technik als prozessbegleitende Analysenmethode, speziell als Real-Time-Methode,
jedoch keinen Platz in der industriellen Herstellung von Polyorganohydrogensiloxanen
erlangt, was unter anderem an den Kosten für das zu installierende Equipment aber
insbesondere auch an dem grundsätzlichen Problem liegt, Quellen extrem starker elektromagnetischer
Strahlung wie NMR-Magneten und Messköpfe betriebssicher in explosionsgeschützten Produktionsanlagen
unterzubringen.
[0040] Die Fragestellung einer prozessbegleitenden Analytik sucht die Lehre der
WO2022/132446 A1 zu adressieren, indem dort speziell durch Beispiele gestützt, schwingungsspektroskopische
Methoden wie die Infrarot- und die Ramanspektroskopie zur Ermittlung direkt miteinander
verknüpfter (D
H-D
H)- und voneinander getrennter (D-D
H-D)-Strukturen in der säurekatalysierten Äquilibrierung von Siloxanen, die als D-Quelle
und Siloxanen, die als D
H-Quelle fungieren, zur Beurteilung des erzielten Verteilungsgrades herangezogen werden.
Auf die Härtungsgeschwindigkeit in Siloxanelastomeren abstellend, wird ein direkter
Zusammenhang zwischen der schwingungsspektroskopisch ermittelten Konzentration entkoppelter,
das heißt statistisch verteilter SiH-Gruppen und der Härtungskinetik bei Verwendung
des jeweiligen SiH-Copolymeren gesehen. So benötigt (ibid. Seite 18, Tabelle 3) ein
SiH-Copolymer aus Batch 1 nach 3 Stunden Äquilibrierzeit und einer SiH-IR-Intensität
von 2,08 eingebracht in ein Elastomersystem 144,3 Sekunden zur Durchhärtung, während
ein aus Batch 7 stammendes SiH-Copolymer nach 16 Stunden Äquilibrierzeit und mit einer
gemessenen SiH-IR-Intensität von 3,32 bereits nach nur 61,4 Sekunden zur Härtung des
Elastomersystems führt.
[0041] Insbesondere als Zielprodukte die verschiedenartigsten Härtungssysteme (Kondensations-
und/ oder Hydrosilylierungs-härtbare Produkte) ansteuernd, soll die in der
WO2022/132446 A1 dargestellte Methode helfen, Chargenzeiten zu minimieren und gleichzeitig eine höhere
statistische Uniformität des äquilibrierten SiH-Copolymers zu erreichen.
[0042] Die vorliegende Erfindung beschäftig sich, insbesondere vor dem zuvor genannten Hintergrund,
mit der Herstellung von Wasserstoffsiloxanen und zwar bevorzugt solchen, die bei weitestgehend
statistischer Gleichverteilung von SiH-Funktionalität sowohl über seitständiges SiH
in Form von Methylhydrogensiloxygruppen als auch über Dimethylhydrogensiloxygruppen
sowie Dimethy-Isiloxygruppen sowie vorzugsweise noch über Trimethylsilylgruppen verfügen.
Insbesondere die zuvor beschriebenen Nachteile einer mangelnden Alterungsbeständigkeit
säureaktivierter Aluminiumsilikate vor Augen, war es die Aufgabe der vorliegenden
Erfindung, ein weiteres Verfahren zur Herstellung von Wasserstoffsiloxanen unter Verwendung
eines Äquilibrierungskatalysator bereitzustellen, vorzugsweise mit Blick auf die Äquilibrierung
von Dimethylhydrogensiloxygruppen tragenden, unverzweigten, jedoch auch noch Methylhydrogensiloxygruppen
und Dimethylsiloxygruppen aufweisenden Wasserstoffsiloxanen, vorzugsweise mit der
mittleren Strukturformel gemäß Formel (1):

um vorzugsweise eine weitestgehend statistische Gleichverteilung von SiH-Funktionen
entlang der Oligomerkette zu erreichen, bevorzugt ohne dass dabei zu viele von den
empfindlichen Dimethylhydrogen-siloxygruppen durch dehydrogenative Prozesse oder Dimethylsilanabspaltung
verloren gehen,
wobei in Formel (1) gilt:
0 ≤ x ≤ 200, bevorzugt 20 ≤ x ≤ 160, besonders bevorzugt 30 ≤ x ≤ 80,
1 ≤ y ≤ 30, bevorzugt 2 ≤ y ≤ 26, besonders bevorzugt 2 ≤ y ≤ 10,
0,4 ≤ a ≤ 1,0, bevorzugt 0,6 ≤ a ≤ 0,95,
0 ≤ b ≤ 0,6, bevorzugt 0,05 ≤ b ≤ 0,4,
a+b=1,
besonders bevorzugt ist x + y + 2 ≥ 13.
[0043] Erstaunlicherweise haben die Erfinder der hier vorliegenden Erfindung gefunden, dass
man die Äquilibrierung von Wasserstoffsiloxanen, vorzugsweise des zuvor genannten
Strukturtyps, in zuverlässig-reproduzierbarer Weise durchführen kann, wenn man eine
entsprechende Siloxanmischung mit pulverförmigem Aluminiumsilikat beaufschlagt, um
unter Hinzufügen von Säure in-situ säuremodifiziertes Aluminiumsilikat herzustellen,
und dann das Reaktionsgemisch reagieren zu lassen.
[0044] Der Gegenstand der Erfindung, welcher die zuvor genannte Aufgabe löst, ist ein Verfahren
zur, vorzugsweise wasser- und lösemittelfreien, Herstellung von Wasserstoffsiloxanen
unter Verwendung von säuremodifiziertem Aluminiumsilikat als Äquilibrierungskatalysator,
wobei man ein aus mindestens zwei Siloxanen bestehendes Siloxangemisch, das mindestens
ein SiH-funktionelles Siloxan enthält, unter Durchmischung mit pulverförmigem Aluminiumsilikat,
vorzugsweise pulverförmigem Kaolin, beaufschlagt und unter Hinzufügen von Säure, vorzugsweise
Mineralsäure, besonders bevorzugt konzentrierter Schwefelsäure, das säuremodifizierte
Aluminiumsilikat in-situ herstellt, so dass sich ein Reaktionsgemisch bildet und dann
das Reaktionsgemisch unter weiterer Durchmischung, und vorzugsweise Erwärmung, im
Sinne einer Äquilibrierung reagieren lässt, vorzugsweise bis dass das Äquilibriergleichgewicht
des angestrebten Wasserstoffsiloxans erreicht ist.
[0045] Wasserstoffsiloxane sind SiH-funktionelle Siloxane, das heißt Siloxane, welche mindestens
eine SiH-Funktion, vorzugsweise mindestens zwei SiH-Funktionen tragen.
[0046] Es ist erfindungsgemäß bevorzugt, dass das Siloxangemisch aus mindestens zwei verschiedenen
Siloxanen besteht, die zusammen über Methylhydrogensiloxygruppen, Dimethylhydrogensiloxygruppen
und Dimethylsiloxygruppen sowie vorzugsweise über Trimethylsilylgruppen verfügen,
wobei besonders bevorzugt einsetzbare Siloxane zum Beispiel Poly(methylhydrogen)siloxan,
Tetramethylcyclotetrasiloxan, Hexamethyldisiloxan, Decamethylcyclopentasiloxan (D
5), Octamethylcyclotetrasiloxan, Tetramethyldisiloxan und/oder α,ω-Dihydrogenpolydimethylsiloxan
sind.
[0047] Die erfindungsgemäße Lösung ist vollkommen überraschend, da bisherige Arbeiten des
Standes der Technik, die auf die Nutzung säureaktivierter Aluminiumsilikate zur Äquilibrierung
von Wasserstoffsiloxanen abstellen, im Unterschied zu der vorliegenden Erfindung eine
Vorgehensweise beschreiben, die vorsieht, die zur Äquilibrierung vorgesehene Siloxanmatrix
mit einem bereits zuvor säureaktivierten Aluminiumsilikat zu beaufschlagen, wobei
dieses bereits zuvor säureaktivierte Aluminiumsilikat im Allgemeinen nach seiner Säurebehandlung
neutral gewaschen und/oder auch noch getrocknet und/oder kalziniert und/ oder zerkleinert
und/oder konfektioniert worden ist.
[0048] Dabei ist für den Fachmann die Tatsache noch verblüffender, dass die erfindungsgemäß,
vorzugsweise unter sehr moderaten Bedingungen, in der Siloxanmatrix erfolgende, in-situ-
Säuremodifizierung des eingesetzten pulverförmigen Aluminiumsilikates eine derartig
hohe Äquilibrieraktivität hervorbringen kann, die es möglich machen kann, bereits
nach kurzer Reaktionszeit eine weitestgehend statistische Gleichverteilung von SiH-Funktionen
entlang der Oligomerkette des Wasserstoffsiloxans zu realisieren, ohne dass dabei,
vorzugsweise mit Blick auf Dimethylhydrogensiloxygruppen, Methylhydrogensiloxygruppen
und Dimethylsiloxygruppen aufweisende Wasserstoffsiloxane, zu viele von den empfindlichen
Dimethylhydrogen-siloxygruppen durch dehydrogenative Prozesse oder auch durch Dimethylsilanabspaltung
verloren gehen.
[0049] Nicht vorhersehbar in Sicht der oben genannten Arbeiten des Standes Technik zur Herstellung
säureaktivierter Aluminiumsilikate war im Rahmen der vorliegenden Erfindung besonders
auch die Leichtigkeit und die Geschwindigkeit mit der das in der zur Äquilibrierung
vorgesehenen Siloxanmatrix eingebrachte pulverförmige Aluminiumsilikat, vorzugsweise
pulverförmige Kaolin, unter der Einwirkung von Säure, vorzugsweise Mineralsäure, besonders
bevorzugt konzentrierter Schwefelsäure, seine Aktivität als Äquilibrierungskatalysator
erlangt.
[0050] Die hier vorliegenden Erfindung bzw. das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung
von Wasserstoffsiloxanen mit seiner erst in der Siloxanmatrix , das heißt, in dem
aus mindestens zwei Siloxanen bestehenden Siloxangemisch, das mindestens ein SiH-funktionelles
Siloxan enthält, vorzunehmenden Säuremodifizierung des Aluminiumsilikates ermöglicht
vorteilhafterweise nicht nur eine konstant gleichbleibend hohe Äquilibrieraktivität
des Katalysators in der Produktion von Wasserstoffsiloxanen, sondern wirkt sich auch
unter dem Aspekt einer potentiellen Gesundheitsgefährdung bei der Beschickung beziehungsweise
Beaufschlagung zum Beispiel eines technischen Äquilibrierreaktors mit dem pulverförmigen
Aluminiumsilikat positiv aus. Der erforderliche Atem- und Hautschutz der Produktionsmitarbeiter
gestaltet sich bei der Handhabung eines nicht bereits Säuremodifizierten, pulverförmigen
Aluminiumsilikates deutlich einfacher. Im Falle des besonders bevorzugten pulverförmigen
Kaolins sei in diesem Zusammenhang noch der Hinweis gegeben, dass Kaolin in der Lebensmittelindustrie
bis zum 31.01.2014 in den Funktionsklassen "Trägerstoffe, Trennmittel und Emulgatoren"
unter der Europäischen Zulassungsnummer E 559 zugelassen war.
[0051] Der durch die vorliegende Erfindung ermöglichte Verzicht auf aufwändige Verfahrensschritte
wie z.B. Säurewaschung, Neutralwaschung, Trocknung oder sogar Calcinierung oder Sinterung
gereicht dem erfindungsgemäßen Verfahren unter dem Aspekt der Ressourcenschonung zum
Vorteil. Energie- und Ressourcen-verbrauchende Verfahrensschritte können daher vermieden
werden.
[0052] Es ist erfindungsgemäß besonders bevorzugt, die Äquilibrierung zur Herstellung von
Wasserstoffsiloxanen in Substanz durchzuführen, das heißt, die erfindungsgemäße Äquilibrierung
vorzugsweise wasser- und lösemittelfrei durchzuführen, also vorzugsweise ohne die
Verwendung von Lösungsmitteln, insbesondere ohne die Verwendung von organischen Lösungsmitteln
und vorzugsweise ohne Wasserzusatz, wobei allerdings aus der erfindungsgemäß einzusetzenden
Säure und/oder aus dem erfindungsgemäß einzusetzenden pulverförmigen Aluminiumsilikat
stammende, kleinere Mengen Wasser, die bezogen auf die Gesamtmenge dieser beiden Einsatzstoffe
in Summe vorzugsweise ≤ 5 Massenprozent, bevorzugt ≤ 4 Massenprozent betragen können,
enthalten sein können.
[0053] Erfindungsgemäß gelangt pulverförmiges Aluminiumsilikat zum Einsatz. Pulverförmiges
Aluminiumsilikat ist dem Fachmann bekannt. Erfindungsgemäß bevorzugt einsetzbare,
pulverförmige Aluminiumsilikate weisen vorzugsweise Teilchengrößen kleiner 250 Mikrometer,
bevorzugt kleiner 100 Mikrometer, besonders bevorzugt kleiner 80 Mikrometer auf. Die
Teilchengröße kann mit den bekannten Methoden der Teilchengrößenbestimmung ermittelt
werden, vorzugsweise mit den bekannten Verfahren der Laserbeugung, bevorzugt unter
Annahme kugelförmiger Partikelgeometrie.
[0054] Ein erfindungsgemäß ganz besonders bevorzugt einsetzbares pulverförmige Aluminiumsilikat
ist pulverförmiges Kaolin, vorzugsweise der natürlich vorkommende pulverförmige Kaolin
(
CAS 1332-58-7), den man auch China-Clay nennt.
[0055] Pulverförmiges Kaolin ist dem Fachmann an sich bekannt. Vorzugsweise sind damit all
jene pulverförmigen Tonmineralien umfasst, die im ungebrannten Zustand als hauptsächliche
Tonmineralien Kaolinit, Halloysit, Dickit, Nakrit und/oder Anauxit enthalten, wobei
Kaolinit besonders bevorzugt ist und besonders bevorzugt Hauptbestandteil von Kaolin
ist. Kaolinit kann vorzugsweise durch folgende, bekannte idealisierte Formel beschrieben
werden: Al
2O
3 2 SiOz 2 H
2O.
[0056] Pulverförmiges Aluminiumsilikat, vorzugsweise pulverförmiger Kaolin ist kommerziell
verfügbar. Beispielsweise ist entsprechender pulverförmiger Kaolin kommerziell erhältlich
unter dem Handelsnamen Speswhite
™ von IMERYS Minerals Ltd., Vereinigtes Königreich.
[0057] Es ist erfindungsgemäß bevorzugt, pulverförmiges Aluminiumsilikat, vorzugsweise pulverförmigen
Kaolin, in Gesamtmenge von 0,3 Gew.-% bis 1,5 Gew.-%, weiter bevorzugt in Gesamtmenge
von 0,5 Gew.-% bis 1,4 Gew.-% und besonders bevorzugt in Gesamtmenge von 0,75 Gew.-%
bis 1,35 Gew.-% bezogen auf die Gesamtmenge des Siloxangemisches einzusetzen.
[0058] Säure, vorzugsweise Mineralsäure, besonders bevorzugt konzentrierte Schwefelsäure,
wird erfindungsgemäß bevorzugt in Gesamtmenge von 30 bis 2500 Gewichts-ppm, besonders
bevorzugt in Gesamtmenge von 100 bis 1500 Gewichts-ppm bezogen auf die Gesamtmenge
des Siloxangemisches eingesetzt (Gewichts-ppm = Gewichtsanteil in ppm (ppm = parts-per-million)).
[0059] Konzentrierte Schwefelsäure ist dem Fachmann bekannt. Sie besitzt vorzugsweise einen
Schwefelsäuregehalt von mindestens 96 Gewichtsprozent, besonders bevorzugt von mindestens
98 Gewichtsprozent.
[0060] Wie bereits erläutert, wird das Siloxangemisch unter Durchmischung mit pulverförmigen
Aluminiumsilikat beaufschlagt und unter Hinzufügen von Säure wird in-situ säuremodifiziertes
Aluminiumsilikat hergestellt, wonach man das Reaktionsgemisch unter weiterer Durchmischung,
und vorzugsweise Erwärmung, im Sinne einer Äquilibrierung reagieren lässt.
[0061] Es ist erfindungsgemäß bevorzugt, die Äquilibrierung im Temperaturbereich von 25°C
bis 95°C, besonders bevorzugt im Temperaturbereich von 40°C bis 80°C durchzuführen.
Sie wird erfindungsgemäß bevorzugt in einem Zeitraum von 4 bis 12 Stunden, besonders
bevorzugt in einem Zeitraum von 6 bis 9 Stunden durchgeführt.
[0062] Das Reaktionsgemisch wird am Ende der Äquilibrierung vorzugsweise neutralisiert,
bevorzugt mit Natriumhydrogencarbonat, vorzugsweise in Mengen zwischen 0,25 Gew-%
bis 1,0 Gew-%, bezogen auf die Menge des gesamten Siloxangemisches, und bevorzugt
unter Hinzufügen von Wasser, vorzugsweise zwischen 100 Gewichts-ppm bis 600 Gewichts-ppm
bezogen auf die Menge des gesamten Siloxangemisches, vorzugsweise über einen Zeitraum
von 1 bis 6 Stunden.
[0063] Es ist erfindungsgemäß bevorzugt, das neutralisierte Reaktionsgemisch, vorzugsweise
nach Hinzufügen einer Filterhilfe, von den Feststoffen abzutrennen, bevorzugt durch
Filtration, und das äquilibrierte Wasserstoffsiloxan zu isolieren.
[0064] Bevorzugt einsetzbare Filterhilfen sind chemisch inerte Stoffe, die allein aufgrund
physikalischmechanischer Wirkung den Filtrationsvorgang unterstützen können, vorzugsweise
können behandelte oder unbehandelte Zellulose, Kieselgel, Kieselgur und/oder Perlit
eingesetzt werden.
[0065] Es ist erfindungsgemäß bevorzugt, wenn das resultierende, äquilibrierte Wasserstoffsiloxan
folgender mittleren Strukturformel (Formel 1) genügt

wobei gilt:
0 ≤ x ≤ 200, bevorzugt 20 ≤ x ≤ 160, besonders bevorzugt 30 ≤ x ≤ 80,
1 ≤ y ≤ 30, bevorzugt 2 ≤ y ≤ 26, besonders bevorzugt 2 ≤ y ≤ 10,
0,4 ≤ a ≤ 1,0, bevorzugt 0,6 ≤ a ≤ 0,95,
0 ≤ b ≤ 0,6, bevorzugt 0,05 ≤ b ≤ 0,4,
a+b=1,
besonders bevorzugt ist x + y + 2 ≥ 13.
[0066] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Wasserstoffsiloxan, herstellbar, vorzugsweise
hergestellt, nach dem erfindungsgemäßen Verfahren, vorzugweise gemäß einem der Ansprüche
1 bis 12.
[0067] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung des erfindungsgemäß herstellbaren
Wasserstoffsiloxans als Reaktionspartner in einer Hydrosilylierungsreaktion zur Herstellung
von Hydrosilylierungsprodukten, wobei die Hydrosilylierungsreaktion vorzugsweise in
Anwesenheit eines Edelmetallkatalysators und mindestens einer ungesättigten organischen
Verbindung, vorzugsweise terminal ungesättigten organischen Verbindung, bevorzugt
terminal ungesättigten Alkenverbindungen erfolgt, welche ggf. noch weitere Substituenten
tragen können; besonders bevorzugte ungesättigte organische Verbindungen sind terminal-ungesättigte
Polyether, Allylglycidether, Glycerinmonoallylether, Allylglykol, Allyloxyethanol,
Allylanisol, Allylphenol, Eugenol, Hexenol, C6-C20-Alken, Undecylensäure und/oder
Vinylcyclohexenmonooxid, noch weiter bevorzugt sind terminal-ungesättigte Polyether,
Allylglykol, Tetradecen, Hexadecen, Octadecen und/oder Undecylensäuremethylester,
wobei ganz besonders bevorzugt terminal-ungesättigte Polyether, wie Allyl- und/oder
Methallyl-funktionelle Polyether eingesetzt werden, und insbesondere bevorzugt terminal-ungesättigte
Allylpolyether eingesetzt werden.
[0068] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist Verwendung von erfindungsgemäß herstellbaren
Hydrosilylierungsprodukten
- (a) als grenzflächenaktive Substanz, als Dispergieradditiv, Entschäumer, Benetzungshilfsmittel,
Hydrophobierungsmittel und/oder vernetzendes Additiv, vorzugsweise zum Einsatz in
Pasten, Farben, Lacken, Überzügen, Beschichtungen, und/oder Anstrichmitteln,
- (b) in Reinigungs- und/oder Pflegeformulierungen geeignet zur Reinigung und/oder Pflege
harter Oberflächen und/oder geeignet zur Reinigung, Behandlung und/oder Nachbehandlung
von Textilien, sowie in kosmetischen Produkten,
- (c) als Schaumstabilisatoren oder Schaumadditive für Polyurethanschäume oder
- (d) als Adjuvant zur Verbesserung der Wirkung von Pflanzenschutzwirkstoffen und/oder
als Träger für Pflanzenschutzwirkstoffe, wobei die Pflanzenschutzwirkstoffe vorzugsweise
aus mikrobiologischen Pflanzenschutzwirkstoffen ausgewählt sind.
[0069] Das folgende Beispiel dient allein zur weiteren Erläuterung der vorliegenden Erfindung
und stellt keinerlei Beschränkung der vorliegenden Erfindung dar.
Beispiel:
[0070] Im Rahmen vorliegender Erfindung wurden die
29Si-NMR-Spektren mit einer Messfrequenz von 79,49 MHz in einem Bruker Avance III Spektrometer,
ausgerüstet mit einem 287430 Probenmesskopf mit einer Spaltweite von 10 mm, gelöst
bei 22°C in CDCl
3 und gegen Tetramethylsilan (TMS) als externem Standard (d(
29Si) = 0,0 ppm) aufgenommen.
[0071] Der im erfindungsgemäßen Beispiel eingesetzte China-Clay (Speswhite
™, Imerys Minerals Ltd.) ist ein pulverförmiger Kaolin, der in Lagerstätten im Südwesten
Englands abgebaut wird.
Beispiel 1 (erfindungsgemäß)
[0072] Durch die erfindungsgemäße Äquilibrierung wurde folgende mittlere Wasserstoffsiloxanstruktur
angestrebt:

wobei x = 36,85 und y = 3,15, und a =0,92 und b = 0,08 sind.
[0073] Hierzu wurden in einem zuvor mit Argon inertisierten, 2000-ml-Vierhalskolben ausgestattet
mit KPG-Glasflügelrührer, Innenthermometer und aufgesetztem Rückflußkühler 99,18 g
Poly(methylhydro-gen)siloxan (gasvolumetrisch bestimmter SiH-Wert: 15,6 mol/kg), 1077,51
g Decamethylcyclopentasiloxan (D
5) und 323,32 g α,ω-Dihydrogenpolydimethylsiloxan (gasvolumetrisch bestimmter SiH-Wert:
2,8 mol/kg) unter Rühren vorgelegt und dann mit 19,5 g China-Clay (1,3 Gewichts-%
Speswhite
™ bezogen auf die gesamte Siloxanmasse) sowie mit 1,5 g (0,82 ml) konzentrierter Schwefelsäure
(99 Gewichts-%) (1000 Gewichts-ppm bezogen auf die gesamte Siloxanmasse) beaufschlagt.
Der gut gerührte Reaktionsansatz wird für einen Zeitraum von 7 Stunden auf 60°C erwärmt,
wobei sich bereits nach 4 Stunden (Probenahme) eine Zielviskosität von 40 mPas einstellte.
[0074] Nach 7 Stunden wurden bei 60°C unter Rühren 7,5 g Natriumhydrogencarbonat (5000 Gewichts-ppm
bezogen auf die gesamte Siloxanmasse), 0,45 g entionisiertes Wasser (300 Gewichts-ppm
bezogen auf die gesamte Siloxanmasse) und 19,5 g Filterhilfe (Harborlite
® 900) hinzugefügt. Die Neutralisation ließ man insgesamt 4 Stunden laufen, ehe man
die festen Bestandteile mit Hilfe einer Filterpresse (K 450 Filterscheibe) abtrennte.
Ein Tropfen des erhaltenen, klaren Filtrats zeigte auf feuchtem Universalindikatorpapier
neutrale Reaktion. Eine kleine Menge des Filtrats wurde entnommen und mit Hilfe der
29Si-NMR-Spektroskopie analysiert. Das erhaltene Spektrum sichert die oben angestrebte
Struktur des Wasserstoffsiloxans.
1. Verfahren zur Herstellung von Wasserstoffsiloxanen unter Verwendung von säuremodifiziertem
Aluminiumsilikat als Äquilibrierungskatalysator, dadurch gekennzeichnet, dass man ein aus mindestens zwei Siloxanen bestehendes Siloxangemisch, das mindestens
ein SiH-funktionelles Siloxan enthält, unter Durchmischung mit pulverförmigen Aluminiumsilikat
beaufschlagt und unter Hinzufügen von Säure das säuremodifizierte Aluminiumsilikat
in-situ herstellt, so dass sich ein Reaktionsgemisch bildet und dann das Reaktionsgemisch
unter weiterer Durchmischung im Sinne einer Äquilibrierung reagieren lässt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Siloxangemisch aus mindestens zwei verschiedenen Siloxanen besteht, die zusammen
über Methylhydrogensiloxygruppen, Dimethylhydrogensiloxygruppen und Dimethylsiloxygruppen
sowie vorzugsweise über Trimethylsilylgruppen verfügen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Äquilibrierung wasser- und lösemittelfrei durchgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als pulverförmiges Aluminiumsilikat pulverförmiges Kaolin eingesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass man pulverförmiges Aluminiumsilikat, vorzugsweise pulverförmiges Kaolin, in Gesamtmenge
von 0,3 Gew.-% bis 1,5 Gew.-%, bevorzugt 0,5 Gew.-% bis 1,4 Gew.-%, besonders bevorzugt
0,75 Gew.-% bis 1,35 Gew.-% bezogen auf die Gesamtmenge des Siloxangemisches einsetzt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass man Säure, vorzugsweise Mineralsäure, besonders bevorzugt konzentrierte Schwefelsäure,
in Gesamtmenge von 30 bis 2500 Gewichts-ppm, bevorzugt 100 bis 1500 Gewichts-ppm bezogen
auf die Gesamtmenge des Siloxangemisches einsetzt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass man die Äquilibrierung im Temperaturbereich von 25°C bis 95°C, bevorzugt im Temperaturbereich
von 40°C bis 80°C durchführt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass man die Äquilibrierung in einem Zeitraum von 4 bis 12 Stunden, bevorzugt in einem
Zeitraum von 6 bis 9 Stunden durchführt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass man das Reaktionsgemisch am Ende der Äquilibrierung neutralisiert, vorzugsweise mit
Natriumhydrogencarbonat und unter Hinzufügen von Wasser, bevorzugt über einen Zeitraum
von 1 bis 6 Stunden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass man das neutralisierte Reaktionsgemisch von den Feststoffen abtrennt, bevorzugt durch
Filtration, bevorzugter nach Hinzufügen einer Filterhilfe, und das äquilibrierte Wasserstoffsiloxan
isoliert.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass es zur Herstellung von unverzweigten Wasserstoffsiloxanen dient, welche Dimethylhydrogensiloxygruppen,
Methylhydrogensiloxygruppen und Dimethylsiloxygruppen sowie vorzugsweise Trimethylsilylgruppen
aufweisen.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass das resultierende, äquilibrierte Wasserstoffsiloxan folgender mittleren Strukturformel
(Formel 1) genügt:

wobei gilt:
0 ≤ x ≤ 200, bevorzugt 20 ≤ x ≤ 160, besonders bevorzugt 30 ≤ x ≤ 80,
1 ≤ y ≤ 30, bevorzugt 2 ≤ y ≤ 26, besonders bevorzugt 2 ≤ y ≤ 10,
0,4 ≤ a ≤ 1,0, bevorzugt 0,6 ≤ a ≤ 0,95,
0 ≤ b ≤ 0,6, bevorzugt 0,05 ≤ b ≤ 0,4,
a+b=1,
besonders bevorzugt ist x + y + 2 ≥ 13,
13. Wasserstoffsiloxan, herstellbar, vorzugsweise hergestellt, nach einem Verfahren nach
einem der Ansprüche 1 bis 12.
14. Verwendung des Wasserstoffsiloxans nach Anspruch 13 als Reaktionspartner in einer
Hydrosilylierungsreaktion zur Herstellung von Hydrosilylierungsprodukten, wobei die
Hydrosilylierungsreaktion vorzugsweise in Anwesenheit eines Edelmetallkatalysators
und mindestens einer ungesättigten organischen Verbindung, vorzugsweise terminal ungesättigten
organischen Verbindung, bevorzugt terminal ungesättigten Alkenverbindungen, welche
ggf. noch weitere Substituenten tragen können, besonders bevorzugt terminal-ungesättigte
Polyether, Allylglycidether, Glycerinmonoallylether, Allylglykol, Allyloxyethanol,
Allylanisol, Allylphenol, Eugenol, Hexenol, C6-C20-Alken, Undecylensäure und/oder
Vinylcyclohexenmonooxid, noch weiter bevorzugt terminal-ungesättigte Polyether, Allylglykol,
Tetradecen, Hexadecen, Octadecen und/oder Undecylensäuremethylester, erfolgt, wobei
ganz besonders bevorzugt terminal-ungesättigte Polyether, wie Allyl- und/oder Methallyl-funktionelle
Polyether eingesetzt werden, und insbesondere bevorzugt terminal-ungesättigte Allylpolyether
eingesetzt werden.
15. Verwendung von Hydrosilylierungsprodukten nach Anspruch 14
(a) als grenzflächenaktive Substanz, als Dispergieradditiv, Entschäumer, Benetzungshilfsmittel,
Hydrophobierungsmittel und/oder vernetzendes Additiv, vorzugsweise zum Einsatz in
Pasten, Farben, Lacken, Überzügen, Beschichtungen, und/oder Anstrichmitteln.
(b) in Reinigungs- und/oder Pflegeformulierungen geeignet zur Reinigung und/oder Pflege
harter Oberflächen und/oder geeignet zur Reinigung, Behandlung und/oder Nachbehandlung
von Textilien, sowie in kosmetischen Produkten,
(c) als Schaumstabilisatoren oder Schaumadditive für Polyurethanschäume oder
(d) als Adjuvant zur Verbesserung der Wirkung von Pflanzenschutzwirkstoffen und/oder
als Träger für Pflanzenschutzwirkstoffe, wobei die Pflanzenschutzwirkstoffe vorzugsweise
aus mikrobiologischen Pflanzenschutzwirkstoffen ausgewählt sind.