[0001] Die Erfindung betrifft ein plattenförmiges Bauelement, insbesondere ein Fußbodenpaneel,
welches eine Trägerplatte und eine oberseitige Nutzschicht aufweist sowie ein Verfahren
zur Herstellung von plattenförmigen Bauelementen.
[0002] Oberflächenbeläge, beispielsweise Bodenbeläge, gibt es in unterschiedlichsten Ausführungsformen.
Weit verbreitet sind plattenförmige Bauelemente in Form von Laminat. Hierbei handelt
es sich um ein Mehrschichtpaneel mit einer Trägerplatte aus verdichteten Faserstoffen.
Auf der Oberseite der Trägerplatte ist eine mehrlagig aufgebrachte Dekorschicht vorgesehen.
Die Dekorschicht kann ein beharztes Dekorpapier umfassen und bestimmt die Optik des
Laminats. Das sogenannte Overlay bzw. die Versiegelung bildet eine spezialbeharzte
Verschleißschicht, die dem Bodenpaneel eine hohe Oberflächenstrapazierfähigkeit verleiht.
Auf der Unterseite der Trägerplatte ist ein Gegenzug aufgebracht. Dieser dient der
Formstabilität und der Feuchtigkeitsabsperrung.
[0003] In der Regel besteht ein Laminatfußboden aus mehreren Reihen von in ihrer Konfiguration
rechteckigen Bodenpaneelen. Auf einer Längsseite und einer Kopfseite besitzt das Bodenpaneel
durchgehende Nuten und auf der jeweils gegenüberliegenden Längsseite bzw. Kopfseite
durchgehende Federn, die an die Nuten angepasst sind. Durch die Verbindung von Nut
und Feder werden die Fußbodenelemente verlegt. Zur Verbindung der Fußbodenpaneele
untereinander sind diese heute überwiegend mit einem sogenannten Klick-System versehen.
Hierbei handelt es sich um mechanische Verbindungsmittel an den Nuten und an den Federn,
welche bei in einem Bodenbelag benachbarten Bodenpaneelen miteinander in rastenden
Eingriff gelangen. Dies ermöglicht eine leimlose Verlegung der Bodenpaneele. Zudem
soll eine Fugenbildung im verlegten Oberflächenbelag durch Dehnungs- und Schrumpfungsvorgänge
vermieden werden.
[0004] Früher oder später werden Oberflächenbeläge ausgetauscht, sei es wegen einer Abnutzung
oder einer Renovierung. Hierbei stellt sich die Frage nach einer Entsorgung der Oberflächenbeläge,
insbesondere bei Bodenbelägen wie Laminatboden. Grundsätzlich ist ein Recycling unproblematisch,
wenn die Bauelemente auf Basis von Holz gebildet und frei von Chlorid oder PVC sind.
Durch moderne technische Verfahren ist es möglich Laminatboden zu recyceln. Hierbei
wird das Laminat in Holzfasern und Späne zerlegt, die wieder dem Herstellungsprozess
zugeführt werden. Dies ist insbesondere unter ökologischen Aspekten sinnvoll. Damit
trägt Laminat zum Aufbau einer kreislauforientierteren Wirtschaft bei. In Zukunft
ist aber auch eine noch weitergehende Weiter- bzw. Wiederverwendung von plattenförmigen
Bauelementen, insbesondere von Laminat, erstrebenswert.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein ökologisch vorteilhaftes plattenförmiges
Bauelement zu schaffen und ein Verfahren zur Herstellung solcher Bauelemente aufzuzeigen.
[0006] Die Lösung des gegenständlichen Teils der Aufgabe zeigt Anspruch 1 auf.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren ist Gegenstand von Anspruch 10.
[0008] Bei einem erfindungsgemäßen plattenförmigen Bauelement handelt es sich insbesondere
um ein Fußbodenpaneel. Das Bauelement weist eine Trägerplatte und eine oberseitige
Nutzschicht auf.
[0009] Erfindungsgemäß ist die Trägerplatte aus einem Mehrschichtpaneel aus einer Zweitnutzung
gefertigt. Ein Mehrschichtpaneel aus einer Zweitnutzung kann ein gebrauchtes bzw.
bereits einmal benutztes Bauelement sein, insbesondere ein Laminatbodenelement. Bei
einem Mehrschichtpaneel aus einer Zweitnutzung kann es sich auch um B-Ware oder um
einen 2.-Wahl-Paneel handeln. Auch Mehrschichtpaneele aus Überproduktionen oder Auslaufkollektionen
können der erfindungsgemäßen Zweitnutzung zugeführt und zur Herstellung der Trägerplatte
eines erfindungsgemäßen Bauelements verwendet werden.
[0010] Die Erfindung schafft eine weitere Verwendung von Mehrschichtpaneelen durch deren
Zweitnutzung und ermöglicht aus alten gebrauchten oder beschädigten Mehrschichtpaneelen
ebenso wie von Mehrschichtpaneelen aus Überproduktion oder Auslaufkollektionen ein
neues Produkt zu kreieren. Abfall wird reduziert und die Umwelt geschont. Die Erfindung
schafft ein ökologisch vorteilhaftes plattenförmiges Bauelement mit einem nachhaltigen
auch wirtschaftlichen Mehrwert für Hersteller und Verbraucher.
[0011] Die Trägerplatte kann aus einem Laminatbodenelement, einem Holzwerkstoff, einem polymeren
Kunststoffmaterial oder aus einem Mineralgemisch bestehen.
[0012] Oberseitig weist das Mehrschichtpaneel eine Dekorschicht auf. Diese ist insbesondere
mehrlagig aufgebaut. Unterseitig besitzt das Mehrschichtpaneel einen Gegenzug. Das
Mehrschichtpaneel aus einer Zweitnutzung wird zu einer Trägerplatte aufgearbeitet.
Hierbei können sowohl die Oberseite als auch die Unterseite mechanisch bearbeitet,
insbesondere gereinigt werden.
[0013] Die Aufarbeitung des Mehrschichtpaneels zu einer Trägerplatte sieht insbesondere
vor, dass das Mehrschichtpaneel randseitig beschnitten wird. Hierbei werden die ursprünglichen
Verbindungsmittel an den Seitenrändern des Mehrschichtpaneels abgetrennt.
[0014] Im Anschluss an den Beschnitt bzw. Sägevorgang werden die Bauteile gereinigt, insbesondere
können die Ober- und Unterseite im Bedarfsfall durch eine Bürstenstation gereinigt
und anschließend getrocknet werden. Weiterhin können Reinigungsmittel mit antibakteriellen
Zusätzen oder Geruchsstoffen auf dem Plattenkörper aufgebracht werden.
[0015] Nach einer Reinigung und weiteren Aufarbeitung bzw. Vorbereitung, insbesondere durch
Auftrag eines Haftvermittlers bzw. Primers auf eine Oberseite der Trägerplatte, wird
auf die Oberseite eine Nutzschicht aufgebracht. Das vorherige Altprodukt, also die
Mehrschichtpaneele aus einer Zweitnutzung, bildet die Trägerplatte für ein neues plattenförmiges
Bauelement. Hierzu wird die Trägerplatte zumindest einseitig neu beschichtet bzw.
ummantelt. Dies geschieht auf Anlagen, die eine Dielenkaschierung oder -beschichtung
durchführen. Dies kann mittels PUR-Klebstoffen, PUR-Hotmelt, Dauerhaftklebstoffen,
Reaktivklebstoffen, insbesondere Zweikomponentenklebstoffen oder wasserbasierten bzw.
wässrigen Klebstoffen erfolgen, die durch IR-Trocknung oder Heißpressenkontakt aushärten.
Je nach eingesetztem Klebstoffsystem ist ein vorheriger Auftrag eines Haftvermittlers,
insbesondere eines Haftprimers, der zu beschichtenden Altoberfläche sinnvoll.
[0016] Die Kaschierung der Lagen des erfindungsgemäßen plattenförmigen Bauelements, insbesondere
der Trägerplatte und der Nutzschicht und gegebenenfalls des Gegenzugs kann durch Nasskaschieren,
Trockenkaschieren oder Thermokaschieren erfolgen. Hierbei können einzelne plattenförmige
Bauelemente nacheinander oder mehrere plattenförmige Bauelemente gleichzeitig kaschiert
werden.
[0017] Laminatböden bzw. Laminatbodenelemente haben zumeist oberseitig mehr oder weniger
stark ausgeprägte Strukturen. Diese können gegebenenfalls hinsichtlich der Haftung
und/oder Kaschierung für die neu aufzubringende Nutzschicht unvorteilhaft sein. Auch
können sich die Oberflächenstrukturen oberseitig abzeichnen. Daher ist es vorteilhaft,
wenn die Nutzschicht auf die vorherige Unterseite des Mehrschichtpaneels aufgebracht
wird. Die ursprüngliche Unterseite ist in der Regel im Gegensatz zur alten Gutseite
meist glatt und auch weniger stark mit anhaftenden Pflegemittelfilmen oder Verschmutzungen
behaftet.
[0018] Die Nutzschicht kann unterschiedlich aufgebaut sein. Insbesondere ist die Nutzschicht
mehrlagig. Zur Bildung der Nutzschicht können Folien, insbesondere Dekorfolien, aber
auch Echtholzfurniere und ähnliches zum Einsatz gelangen. Vorzugsweise kommen aber
Folien und Klebstoffe zum Einsatz, die keine Zugspannungen auf das Produkt ausüben
und eine Planlage des Bauelements nicht beeinflussen. Aus Nachhaltigkeitsgründen sind
PVC freie Systeme besonders geeignet. Da ein Laminatboden durch seinen Aufbau sehr
dimensionsstabil mit Gegenzug und Dekorschicht produziert wurde, kann die dekorative
Neubeschichtung zur Ausbildung der Nutzschicht des Fußbodenelements nur einseitig
erfolgen. Die ursprüngliche Dekorschicht kann die Funktion eines Gegenzugs übernehmen.
[0019] Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform sieht vor, dass die Trägerplatte unterseitig
mit einem Gegenzug versehen wird.
[0020] In einem anschließenden Bearbeitungsschritt wird die Trägerplatte entlang zumindest
zwei einander gegenüberliegender paralleler Seitenränder profiliert, wobei Verbindungsmittel
an den Seitenrändern ausgebildet werden.
[0021] Besonders vorteilhaft bildet die ursprüngliche Unterseite des Mehrschichtpaneels
die Oberseite der Trägerplatte. Dies ist insbesondere vorteilhaft, weil die ursprüngliche
Unterseite in der Regel sehr glatt ist und im Gebrauch, wenn überhaupt, nur wenig
Verschleiß unterlegen ist. Die ursprüngliche Unterseite bedarf nur wenig Bearbeitung,
um als Oberseite der Trägerplatte des Bauelements zu fungieren.
[0022] Die Nutzschicht des erfindungsgemäßen plattenförmigen Bauelements ist vorzugsweise
mehrlagig aufgebaut. Sie umfasst eine oder mehrere Dekorlagen, insbesondere ein Dekorpapier
oder eine Dekorfolie sowie ein Overlay bzw. eine Versiegelung, die dem Bauelement
eine hohe Oberflächenstrapazierfähigkeit verleiht. Auf der Unterseite der Trägerplatte
ist ein Gegenzug aufgebracht. Dieser dient der Formstabilität und der Feuchtigkeitsabsperrung.
Je nach Ausführungsform kann auf der Unterseite der Trägerplatte eine Trittschallisolierung
vorgesehen sein.
[0023] An den Seitenrändern der Trägerplatte sind Verbindungsmittel vorgesehen. Die Verbindungsmittel
sind bevorzugt mit Klick- oder Rastverbindungselementen ausgebildet.
[0024] Die Nutzschicht kann eine Dekorfolie aufweisen. Eine solche Dekorfolie besteht vorzugsweise
aus Polyethylenterephthalat (PET), Polyprophylen (PP) oder Polyolephin (PO) und ist
zumindest einseitig bedruckt.
[0025] Insbesondere Laminatböden bzw. Laminatbodenelemente sind als Mehrschichtpaneele zur
Zweitnutzung sehr gut geeignet. Die Laminatbodenelemente besitzen eine geschlossene
Oberfläche, sind robust und lösemittelunempfindlich, abriebbeständig und auch schwer
entflammbar. Vorteilhaft ist, dass Laminatböden weitgehend einen gleichen Aufbau besitzen
unabhängig vom Hersteller. Die Dekorschicht weist üblicherweise ein Overlay aus Melaminpapier
mit Korundanteilen sowie ein Dekorpapier auf. Die Trägerplatte besteht aus einem hochverdichteten
Faserwerkstoff. Unterseitig besitzt die Mehrschichtpaneele einen Gegenzug. Die Produktstärken
liegen durchgängig zwischen 6 mm und 10 mm in bestimmten Abstufungen. Laminatbodenelemente
werden mit einer Klickverbindung ausgerüstet und schwimmend verlegt. Solche Dielen
bzw. Laminatbodenelemente können am Ende Nutzungszeit sauber wieder aufgenommen werden
und zum Hersteller zurückgeschickt bzw. der Zweitnutzung zugeführt werden. Auch die
Abmessungen sind meistens herstellerunabhängig weitgehend gleich. Ein typisches und
häufig verwendetes Format weist eine Breite zwischen 192 mm bis 197 mm und eine Länge
zwischen 1280 mm und 1380 mm auf. Daneben gibt es Fliesenformate mit 300 mm x 400
mm bzw. 400 mm x 850 mm Seitenabmessungen. Langdielenformate besitzen eine Breite
zwischen 195 mm und 250 mm bei einer Länge von 1850 mm bis 2200 mm. Natürlich gibt
es auch andere Abmessungen. Diese können ebenfalls als Mehrschichtpaneele für eine
Zweitnutzung herangezogen werden. Die Mehrschichtpaneele aus Zweitnutzung werden gesammelt
und sortiert und größenmäßig kategorisiert. Anschließend erfolgt der Kantenbeschnitt.
Dabei werden allseitig an den Längsseiten und den Stirn- bzw. Kopfseiten der Mehrschichtpaneele
die vorhandenen Verbindungsmittel abgeschnitten.
[0026] Hierzu werden die Mehrschichtpaneele einer Sägeeinheit zugeführt. In der Sägeeinheit
erfolgt der randseitige Beschnitt, wobei die Mehrschichtpaneele auf eine einheitliche
Länge und Breite abgelängt werden. Durch das Beschneiden werden die Mehrschichtpaneele
vorzugsweise auf ein einheitliches Maß gebracht kleiner dem kleinsten Altdielenmaß
bzw. Ursprungsmaß der Mehrschichtpaneele aus einer Zweitnutzung, um eine möglichst
große Materialausbeute zu erreichen. Die alten vorhandenen Verbindungsmittel bzw.
Klickprofile werden allseitig entfernt.
[0027] Danach erfolgt eine Reinigung. Eine Reinigung könnte grundsätzlich auch vorher durchgeführt
werden. Allerdings ist eine Reinigung nach dem Beschnittvorgang zweckmäßig, um Schneidstaub
und ähnliches mit zu entfernen.
[0028] Der Reinigungsprozess kann auch eine mechanische Einwirkung auf eine oder beide Oberflächen
der Mehrschichtpaneele beinhalten. Hierbei kann es sich um ein Schleifen oder ein
Bürsten, insbesondere um ein Anrauen der Oberflächen handeln. Ein Aufrauen der Oberflächen
ist vorteilhaft, um bei nachfolgenden Klebungen eine gute Haftung zu ermöglichen.
[0029] Nach der Aufarbeitung des Mehrschichtpaneels zu einer Trägerplatte wird auf die Oberseite
der Trägerplatte die Nutzschicht aufgebracht. Hierzu kann auf die Oberseite ein Haftvermittler
aufgetragen werden. Danach erfolgt der Aufbau der Nutzschicht, die üblicherweise mehrlagig
ist und ein Dekorpapier und/oder eine Dekorfolie umfasst. Oberseitig bildet eine abriebfeste
Beschichtung und/oder eine Lackierung die äußerste Verschleißschicht der Nutzschicht.
[0030] Die Nutzschicht des erfindungsgemäßen plattenförmigen Bauelements kann auch eine
Furnierschicht aus Echtholz oder eine Korkschicht sein. Die Nutzschicht kann einlagig
oder mehrlagig sein. Eine abriebfeste transparente Verschleißschicht bildet die Oberfläche
der Nutzschicht.
[0031] Als Nutzschicht eignen sich alle boden- oder wandflächentauglichen Materialien, die
mittels einem Kaschiermittel auf eine Trägerplatte aus einem Mehrschichtpaneel aus
einer Zweitnutzung aufgetragen und verbunden werden können. Hierbei kann den aktuellen
Wohntrends bzw. Einrichtungsstilen Rechnung getragen werden.
[0032] Ein vorteilhafter Aspekt der Erfindung sieht vor, dass die Unterseite des Mehrschichtpaneels
aus einer Zweitnutzung als Oberseite der Trägerplatte des erfindungsgemäßen plattenförmigen
Bauelements verwendet wird. Hierzu wird das Mehrschichtpaneel bzw. die aus dem Mehrschichtpaneel
aufgearbeitete Trägerplatte im Herstellungsprozess gewendet und die ursprüngliche
Unterseite des Mehrschichtpaneels zum Aufbau der oberseitigen Nutzschicht des Bauelements
benutzt.
[0033] Optional ist es möglich, dass das Mehrschichtpaneel aus einer Zweitnutzung oder die
aus dem Mehrschichtpaneel gefertigte Trägerplatte mit einem Desinfektionsmittel behandelt,
insbesondere allseitig behandelt, wird und/oder auf das Mehrschichtpaneel aus einer
Zweitnutzung oder der Trägerplatte ein Geruchsstoff appliziert wird. Geruchsstoffe
können beispielsweise aufgesprüht oder aber auch als Komponente dem Haftvermittler
bzw. Klebstoff oder Primer zugesetzt werden.
[0034] Die Erfindung ermöglicht die Wiedernutzung von Mehrschichtpaneelen aus einer Zweitnutzung.
Abgenutzte oder nicht mehr benötigte Mehrschichtpaneele werden mit einer attraktiven
modernen zeitgemäßen Oberfläche versehen. Abfall wird vermieden. Ressourcen eingespart.
Es ergeben sich sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile.
[0035] Ein Aspekt der Erfindung sieht vor, dass die plattenförmigen Bauelemente mit einer
Kennzeichnung, insbesondere einer unterseitigen Kennzeichnung, versehen werden, aus
der sich die charakteristischen Eigenschaften eines plattenförmigen Bauelements ergeben,
insbesondere, dass es ein plattenförmiges Bauelement aus einer Zweitnutzung ist. Die
Kennzeichnung macht deutlich, dass es sich bei dem plattenförmigen Bauelement um ein
Secondlife(2nd)-Produkt handelt.
[0036] Die Erfindung ist nachfolgend anhand von Zeichnungen näher beschrieben.
[0037] Die Figuren 1 bis 8 zeigen technisch schematisiert ein System zur Weiterverwendung
von Mehrschichtpaneelen aus einer Zweitnutzung und ein Verfahren zur Herstellung eines
erfindungsgemäßen plattenförmigen Bauelements in Form eines Fußbodenpaneels.
[0038] Die Zeichnungen sind nicht maßstäblich und proportionsgerecht zu verstehen.
[0039] Ein plattenförmiges Bauelement 1 in Form eines Fußbodenpaneels ist technisch schematisiert
in der Figur 8 dargestellt.
[0040] Zur Herstellung eines plattenförmigen Bauelements 1 werden Mehrschichtpaneele 2 aus
einer Zweitnutzung gesammelt. Bei den verwendeten Mehrschichtpaneelen 2 kann es sich
um gebrauchte Produkte handeln, ebenso wie um B-Ware oder auch Mehrschichtpaneele
2 aus Überproduktionen oder Auslaufkollektionen. Eine ungeordnete Anzahl von Mehrschichtpaneelen
2 in unterschiedlichen Dimensionen bzw. Größe und Abmessungen ist in der Figur 1 dargestellt.
[0041] Bei einem solchen Mehrschichtpaneel 2 handelt es sich insbesondere um ein Laminatbodenelement.
Das Mehrschichtpaneel 2 weist einen Plattenkörper 3 aus einem verdichteten, insbesondere
hoch verdichteten, Faserwerkstoff auf Holzbasis auf sowie eine oberseitige Dekorschicht
4 und eine unterseitigen Gegenzug 5 (siehe hierzu Figur 4). Das Mehrschichtpaneel
2 weist eine Oberseite 6 und eine Unterseite 7 auf.
[0042] Die Mehrschichtpaneele 2 aus einer Zweitnutzung werden sortiert und nach Größen kategorisiert
(Figur 2). Es erfolgt eine Qualitätsprüfung der Mehrschichtpaneele 2. Hierbei werden
insbesondere die Planlage und die technischen Eigenschaften ebenso wie der Verschmutzungsgrad
geprüft. Weiterhin erfolgt eine Sortierung nach Materialstärke bzw. Dicke.
[0043] Die Mehrschichtpaneelen 2 aus Zweitnutzung werden hinsichtlich ihrer Eignung zur
Verwendung als Trägerplatte 8 eines plattenförmigen Bauelements 1 hin beurteilt. Nicht
brauchbare Mehrschichtpaneele 2 werden aussortiert und einem anderweitigen Recycling
zugeführt.
[0044] Nach Größe sortiert (Figur 3) werden die Mehrschichtpaneelen 2 einer Aufarbeitung
zur Trägerplatte 8 zugeführt. Bei der Aufarbeitung erfolgt ein randseitiger Beschnitt
der Mehrschichtpaneele 2. Dies erfolgt in einer Sägeeinheit wie dies in der Figur
4 schematisch angedeutet ist. Beim randseitigen Beschneiden der Mehrschichtpaneele
2 werden die alten Verbindungsmittel 9,10 von der Mehrschichtpaneele 2 abgetrennt.
Dies ist in der Figur 4 dargestellt.
[0045] Die aufgearbeiteten Mehrschichtpaneele 2 bzw. die daraus gefertigten Trägerplatten
8 werden gereinigt. Hierbei kann eine Bearbeitung der Oberflächen erfolgen.
[0046] Eine Trägerplatte 8 ist in der Figur 6 dargestellt. Die Trägerplatte 8 weist noch
den ursprünglichen mehrschichtigen Aufbau des Mehrschichtpaneels 2 auf mit dem Plattenkörper
3, der Dekorschicht 4 und dem Gegenzug 5.
[0047] Die aus dem Mehrschichtpaneel 2 aus Zweitnutzung aufgearbeitete Trägerplatte 8 wird
der weiteren Bearbeitung zugeführt. Hierbei kann die Trägerplatte 8 gewendet werden,
so dass die ursprüngliche Unterseite 7 des Mehrschichtpaneels 2 als Oberseite 11 der
Trägerplatte 8 verwendet wird. Dieser Schritt ist optional. Auch die ursprüngliche
Oberseite 6 des Mehrschichtpaneels 2 kann als Oberseite 11 der Trägerplatte 8 verwendet
werden.
[0048] Bei der Darstellung gemäß der Figur 7 bildet die ursprüngliche Oberseite 6 des Mehrschichtpaneels
2 die Unterseite 12 der Trägerplatte 8, wohingegen die ursprüngliche Unterseite 7
des Mehrschichtpaneels 2 die Oberseite 11 der Trägerplatte 8 bildet.
[0049] Auf die Oberseite 11 der Trägerplatte 8 wird eine Nutzschicht 13 aufgebracht. Hierzu
ist ein Haftvermittler auf die Oberseite 11 aufgebracht worden. Anschließend wird
die Nutzschicht 13 komplettiert. Die Nutzschicht 13 kann eine Lage aus einem Echtholzfurnier,
aus Kork, aus Stoff bzw. Gewebe, aus einem Dekorpapier und/oder einer Dekorfolie umfassen.
Besonders bevorzugt weist das erfindungsgemäße plattenförmige Bauelement 1 eine folienbasierte
Nutzschicht 13 auf. Hierbei kommen Dekorfolien zum Einsatz, die vorzugsweise aus Polyethylenterephthalat
(PET), Polypropylen (PP) oder Polyolefin (PO) bestehen. Die Dekorfolien sind zumindest
einseitig bedruckt. Solche Dekorfolien stehen gebrauchsfertig zur Verfügung.
[0050] Das Aufbringen der Nutzschicht 13, einschließlich einer äußeren oberseitigen Verschleißschicht,
kann in einer Presse, insbesondere einer Flächenpresse erfolgen. Dies erfolgt in einer
Einzelelementfertigung, wobei die Trägerplatte 8 oberseitig mit einem Haftvermittler
und der Nutzschicht 13 versehen wird. Es können einzelne Trägerplatten 8 nacheinander
oder mehrere Trägerplatten 8 parallel bzw. gleichzeitig jeweils mit einer Nutzschicht
13 verbunden werden. Dies kann durch Nasskaschieren, Trockenkaschieren oder Thermokaschieren
erfolgen. Die Verbindung kann mittels Hitze oder Hitze und Druck oder über Druck und
längere Presszeiten erfolgen. Hierbei können einzelne plattenförmige Bauelemente nacheinander
parallel oder auch übereinander positioniert verpresst werden.
[0051] Insbesondere handelt es sich bei dem Haftvermittler um einen Klebstoff der in Folienform
oder als Hotmelt aufgebracht wird. Auch ein wässriger Klebstoff kann oberseitig abgeziert
werden.
[0052] Auf die Haftvermittlerschicht wird ein vorkonfektionierter Oberflächenbelag als Nutzschicht
13 aufgebracht. Die Nutzschicht 13 wird oberseitig gefügt. Insbesondere kann die Nutzschicht
13 in einem Anpress- bzw. Anrollvorgang mit der Trägerplatte 8 gefügt werden. Die
Nutzschicht 13 kann auf einer Rolle bevorratet und abgerollt und mit der Trägerplatte
8 zusammenführt werden, wobei die Nutzschicht 13 in bedarfsgerechten Längen von der
Rolle abgelängt und auf der Oberseite 11 der Trägerplatte 8 fixiert wird. Bei dem
Aufbringen der Nutzschicht 13 kann es sich um eine klassische Rollenkaschierung handeln
oder auch um einen Ummantelungsvorgang.
[0053] Unterseitig der Trägerplatte 8 wird ein Gegenzug 14 aufgebracht. Der neue Gegenzug
14 wird auf die ursprüngliche Dekorschicht 4 an der Oberseite 6 des Mehrschichtpaneels
2 aufgebracht.
[0054] Die mit der Nutzschicht 13 versehenen Trägerplatten 8 werden dann abgestapelt und
ausgehärtet. In einem nachfolgenden Verfahrensschritt erfolgt eine randseitige Profilierung
der Trägerplatte 8. Hierbei werden die Trägerplatten 8 entlang zumindest zwei einander
gegenüberliegender paralleler Seitenränder 15, 16 profiliert. Dies erfolgt durch mechanische
Bearbeitung, wobei Verbindungsmittel 17, 18 an den Seitenrändern 15, 16 ausgebildet
werden.
[0055] Die Erfindung schafft ein System zur Weiterverwendung von Mehrschichtpaneelen 2 aus
einer Zweitnutzung. Mit dem Verfahren werden neue plattenförmige Bauelemente 1 in
kostensparsamer Weise geschaffen mit einem geringen CO
2-Fußabdruck. Die aus einem Mehrschichtpaneel 2 gefertigten Trägerplatten 8 besitzen
bereits alle Absperrschichten. Oberseitig wird eine dünne strukturierte Nutzschicht
13 mit einem neuen Oberflächendekor aufgebracht. Auf diese Weise können Mehrschichtpaneele
2 aus Zweitnutzung einer weiteren Benutzung zugeführt werden und zwar über viele Jahre,
sowohl in privaten wie auch in gewerblichen Anwendungen.
Bezugszeichen:
[0056]
- 1 -
- Bauelement
- 2 -
- Mehrschichtpaneel
- 3 -
- Plattenkörper
- 4 -
- Dekorschicht
- 5 -
- Gegenzug
- 6 -
- Oberseite von 2
- 7 -
- Unterseite von 2
- 8 -
- Trägerschicht
- 9 -
- Verbindungsmittel
- 10-
- Verbindungsmittel
- 11 -
- Oberseite von 8
- 12 -
- Unterseite von 8
- 13 -
- Nutzschicht
- 14 -
- Gegenzug
- 15 -
- Seitenränder
- 16 -
- Seitenränder
- 17 -
- Verbindungsmittel
- 18 -
- Verbindungsmittel
1. Plattenförmiges Bauelement (1), insbesondere ein Fußbodenpaneel, welches eine Trägerplatte
(8) und eine oberseitige Nutzschicht (13) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerplatte (8) aus einem Mehrschichtpaneel (2) aus einer Zweitnutzung gefertigt
ist, wobei das Mehrschichtpaneel (2) oberseitig eine Dekorschicht (4) und unterseitig
vorzugsweise einen Gegenzug (5) aufweist und wobei die ursprüngliche Unterseite (7)
des Mehrschichtpaneels (2) oder die ursprüngliche Oberseite (6) des Mehrschichtpaneels
(2) die Oberseite (11) der Trägerplatte (8) bildet, auf welche die Nutzschicht (13)
aufgebracht ist.
2. Bauelement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerplatte (8) aus einem Laminatbodenelement, einem Holzwerkstoff, einem polymeren
Kunststoffmaterial oder aus einem Mineralgemisch besteht.
3. Bauelement nach einem Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Nutzschicht (13) mehrlagig aufgebaut ist.
4. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Nutzschicht (13) ein Dekorpapier und/oder eine Dekorfolie aufweist.
5. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Nutzschicht (13) eine Dekorfolie aufweist, wobei die Dekorfolie aus Polyethylenterephthalat
(PET), Polypropylen (PP) oder Polyolefin (PO) besteht und zumindest einseitig bedruckt
ist.
6. Bauelement nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Dekorfolie oberseitig eine abriebfeste Beschichtung und/oder eine Lackierung
aufweist.
7. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass an den Seitenrändern (15, 16) der Trägerplatte (8) Verbindungsmittel (17, 18) vorgesehen
sind.
8. Bauelement nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungsmittel mit Klick- und/oder Rastverbindungselementen ausgebildet sind.
9. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass unterseitig der Trägerplatte (8) ein Gegenzug (14) vorgesehen ist.
10. Verfahren zur Herstellung von plattenförmigen Bauelementen (1), insbesondere von Fußbodenelementen,
mit folgenden Schritten:
- Bereitstellen eines Mehrschichtpaneels (2) aus einer Zweitnutzung, wobei das Mehrschichtpaneel
(2) oberseitig eine Dekorschicht (4) und unterseitig vorzugsweise einen Gegenzug (5)
aufweist;
- Aufarbeitung des Mehrschichtpaneels (2) zu einer Trägerplatte (8);
- Aufbringen einer Nutzschicht (13) auf eine Oberseite (11) der Trägerplatte (8),
wobei entweder die ursprüngliche Unterseite (7) des Mehrschichtpaneels (2) oder die
ursprüngliche Oberseite (6) des Mehrschichtpaneels (2) als Oberseite (11) der Trägerplatte
(8) verwendet wird;
- Profilieren des Trägerplatte (8) entlang zumindest zwei einander gegenüberliegenden
parallelen Seitenrändern (15, 16) und Ausbilden von Verbindungsmitteln (17, 18) an
den Seitenrändern (15, 16).
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, dass die Aufarbeitung des Mehrschichtpaneels (2) einen oder mehrere der nachfolgenden
Bearbeitungsschritte umfasst:
- Oberflächenbearbeitung des Mehrschichtpaneels, insbesondere Reinigen, Bürsten und/oder
Schleifen einer Oberfläche des Mehrschichtpaneels (2);
- Randseitiges Beschneiden des Mehrschichtpaneels (2);
- Auftrag einer Schicht oder Beschichtung, insbesondere eines Haftvermittlers, auf
eine Oberfläche des Mehrschichtpaneels (2).
12. Verfahren nach Anspuch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Nutzschicht (13) mehrlagig ausgebildet wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass unterseitig der Trägerplatte (8) ein Gegenzug (14) aufgebracht wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Mehrschichtpaneel (2) aus einer Zweitnutzung oder die aus dem Mehrschichtpaneel
(2) gefertigte Trägerplatte (8) mit einem Desinfektionsmittel behandelt, insbesondere
allseitig behandelt, wird und/oder auf das Mehrschichtpaneel (2) aus einer Zweitnutzung
oder der Trägerplatte (8) ein Geruchsstoff appliziert wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die plattenförmigen Bauelemente (1) mit einer Kennzeichnung, insbesondere einer unterseitigen
Kennzeichnung, versehen werden, aus der sich die charakteristischen Eigenschaften
eines plattenförmigen Bauelements (1) ergeben, insbesondere, dass es ein plattenförmiges
Bauelement (1) aus einer Zweitnutzung ist.