[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Energiesystem zur Bereitstellung von elektrischer
Leistung für wenigstens einen Verbraucher, wobei das Energiesystem einen Elektrolyseur,
einen Sauerstoffspeicher und eine Verbrennungskraftmaschine umfasst. Weiterhin betrifft
die Erfindung ein entsprechendes Verfahren zur Bereitstellung von elektrischer Leistung.
[0002] Aus dem Stand der Technik sind Energiesysteme bekannt, bei denen Wasser elektrolytisch
in Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt wird, wobei die Elektrolyse-Produkte im Anschluss
dazu verwendet werden, elektrische Energie, Wärmeenergie und/oder chemische Syntheseprodukte
zu gewinnen. Mit solchen Energiesystemen kann z.B. die aus erneuerbaren Energiequellen
zur Verfügung stehende elektrische Energie aufgenommen werden und in anderer Form
(insbesondere chemisch) gespeichert werden, um bei entsprechendem Bedarf zu einer
anderen Zeit in der gewünschten Form zur Verfügung gestellt zu werden, vor allem in
Form von elektrischer Energie. Solche Energiesysteme sind daher besonders nützlich,
um Fluktuationen in der bereitgestellten elektrischen Leistung in einem Stromnetz
aufgrund der fluktuierenden Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien auszugleichen
bzw. an das Bedarfsprofil für die von den Verbrauchern aufzunehmende elektrische Leistung
anzupassen. Ein solches Energiesystem wird beispielsweise in der Veröffentlichung
mit dem Titel "
Simulation Based Techno-Economic Evaluation of Self-sufficient Microgrid Systems with
Renewable Energy and Power-to-X" von Z. Zhang et al. in P. Schossig et al. (Eds.):
IRES 2022, AHE 16, pp. 551-562, 2023 beschrieben. Aufgrund der Trägheit von großen Kraftwerks-Anlagen wird bei dem Ausgleich
von Fluktuationen der verfügbaren elektrischen Leistung zunehmend auf eine dezentrale
Energiespeicherung gesetzt, d.h. auf eine Vielzahl von verbrauchernahen Energiesystemen,
in denen jeweils genügend Energie umgesetzt und zwischengespeichert werden kann, um
einen kleineren Unterzweig des Stromnetzes elektrisch zu versorgen. Diese Versorgung
soll insbesondere für die typischen Zeitspannen ausreichend sein, in denen wenig elektrische
Leistung aus erneuerbaren Energiequellen direkt zur Verfügung steht. Solche dezentralen
Energiesysteme werden in der Fachwelt auch als Microgrid-Systeme bezeichnet, wenn
sie der Versorgung von lokal abgegrenzten oder zumindest lokal abgrenzbaren Stromnetzen
dienen - den sogenannten Microgrids. Die beschriebene dezentrale Zwischenspeicherung
kann aber nicht nur in echten Inselnetzen zum Einsatz kommen (also Microgrids im sogenannten
"island mode", ohne direkten Anschluss zu einem übergeordneten Verbundnetz), sondern
auch in lokalen Teilnetzen innerhalb von ausgedehnteren Verbundnetzen (also Microgrids,
die im sogenannten "grid-connected mode" betrieben werden, mit einer elektrischen
Verbindung zum Verbundnetz) .
[0003] Eine Schwierigkeit bei solchen Energiesystemen besteht allgemein darin, sowohl eine
hohe Effizienz bei der Umwandlung der einzelnen Energieformen zu erreichen als auch
die Zwischenspeicherung von ausreichend großen Energiemengen zu ermöglichen, um auftretende
Fluktuationen auszugleichen.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Energiesystem bereitzustellen, welches diese
beiden Anforderungen gleichzeitig erfüllt. Dieses Energiesystem soll insbesondere
auf möglichst kleinem Raum realisierbar sein, damit die Speicherung innerhalb von
kleinen, lokalen Teilnetzen oder Inselnetzen ermöglicht wird. Eine weitere Aufgabe
ist es, ein entsprechendes Verfahren zur Bereitstellung von elektrischer Leistung
anzugeben.
[0005] Diese Aufgaben werden durch das in Anspruch 1 beschriebene Energiesystem und das
in Anspruch 15 beschriebene Verfahren gelöst.
[0006] Das erfindungsgemäße Energiesystem ist zur Bereitstellung von elektrischer Leistung
für wenigstens einen Verbraucher ausgebildet. Es umfasst:
- einen Elektrolyseur zur elektrolytischen Zerlegung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff
unter Einsatz von elektrischer Energie,
- einen Sauerstoffspeicher zur Speicherung des elektrolytisch erzeugten Sauerstoffs
in verflüssigter Form bei einer kryogenen Temperatur,
- eine Verbrennungskraftmaschine und einen mittels der Verbrennungskraftmaschine antreibbaren
Generator zur Bereitstellung von elektrischer Leistung durch Verbrennung eines Brennstoffs
in einem Oxyfuel-Verfahren, bei welchem der elektrolytisch erzeugte Sauerstoff eingesetzt
wird, sowie
- wenigstens einen Wärmetauscher zur Übertragung von thermischer Energie zwischen dem
elektrolytisch erzeugten Sauerstoff und wenigstens einem anderen Prozessmedium, wobei
der Wärmetauscher dazu ausgelegt ist, wenigstens in einem Teilbereich bei einer tiefkalten
Temperatur von -35 °C
oder weniger betrieben zu werden.
[0007] In diesem Energiesystem kann der Elektrolyseur vorteilhaft dann betrieben werden,
wenn elektrische Energie besonders preiswert ist und/oder wenn sie im Überschuss vorliegt,
z.B. wenn gerade viel elektrische Energie aus erneuerbaren Energiequellen wie Photovoltaik
oder Windkraft zur Verfügung steht bzw. wenn der Verbrauch gerade besonders gering
ist. Von den gebildeten Elektrolyseprodukten soll zumindest der Sauerstoff zwischengespeichert
werden, um eine Verwendung zu einem späteren Zeitpunkt zu ermöglichen. Gemäß der Erfindung
geschieht dies in verflüssigter Form bei einer kryogenen Temperatur. Unter einer kryogenen
Temperatur soll hier allgemein eine Temperatur von -182 °C oder weniger verstanden
werden. Bei einer solchen Temperatur liegt Sauerstoff bei Normaldruck in verflüssigter
Form vor.
[0008] Die Verbrennungskraftmaschine ist mit dem Generator gekoppelt, um zusammen mit diesem
durch Verbrennung eines Brennstoffs elektrische Leistung bereitzustellen. Die Verbrennung
des Brennstoffs soll dabei in einem sogenannten Oxyfuel-Verfahren erfolgen. Unter
einem Oxyfuel-Verfahren soll dabei im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
allgemein ein Verbrennungsverfahren verstanden werden, bei dem ein Brennstoff zusammen
mit einem Oxidationsgas zur Verbrennung gebracht wird, wobei das Oxidationsgas einen
Sauerstoffanteil von wenigstens 15 % aufweist und einen Stickstoffanteil von höchstens
5 %, bevorzugt höchstens 1 %, besonders bevorzugt höchstens 0,1 %. Insbesondere kann
das Oxidationsgas im Wesentlichen frei von Stickstoff sein. Der Sauerstoffanteil kann
vorteilhaft noch wesentlich höher sein, z.B. wenigstens 21 % oder sogar wenigstens
25 % betragen oder sogar über 30 %. Es soll jedenfalls im Rahmen der Erfindung nicht
ausgeschlossen sein, dass neben Sauerstoff auch noch ein oder mehrere andere Stoffe
im Oxidationsgas vorliegen, insbesondere Kohlenstoffdioxid. Auch andere Inertgase
wie z.B. Edelgase dürfen prinzipiell in geringen Anteilen vorhanden sein, beispielsweise
jeweils im Bereich von bis zu 1 %.
[0009] Insbesondere kann das Oxidationsgas im Wesentlichen eine Mischung von Sauerstoff
und Kohlenstoffdioxid sein. Durch die Abwesenheit von Stickstoff (abgesehen von minimalen
Verunreinigungen) wird durch diese Art von Verbrennungsverfahren erreicht, dass auch
das bei der Verbrennung gebildete Rauchgas einen geringen Stickstoffanteil aufweist
oder sogar im Wesentlichen frei von Stickstoff ist (zumindest dann, wenn auch der
verwendete Brennstoff im Wesentlichen frei von Stickstoff ist). Hierdurch kann z.B.
auf die Verwendung eines Katalysators zur Rauchgasnachbehandlung verzichtet werden,
da bei der Verbrennung im Wesentlichen keine Stickoxide gebildet werden. Durch den
vergleichsweise hohen Sauerstoffgehalt beim Oxyfuel-Verfahren können im Vergleich
zur Verbrennung mit Luft hohe Flammentemperaturen erreicht werden. Wenn das Oxidationsgas
reiner Sauerstoff oder eine Mischung aus Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid ist, ist
das Oxyfuel-Verfahren besonders geeignet, um nach der Verbrennung das im Rauchgas
enthaltene Kohlenstoffdioxid zurückzugewinnen, da in diesem Fall das Rauchgas im Wesentlichen
eine Mischung aus Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf ist (gegebenenfalls mit einem
Anteil an unreagiertem Sauerstoff, der bei der Verbrennung im Überschuss vorliegt,
um eine vollständige Verbrennung zu gewährleisten). Insbesondere sind im Rauchgas
nur geringe Mengen an sonstigen Gasen (sogenannten Fremdgasen) wie Stickstoff oder
Argon enthalten. Dies erleichtert die Rückgewinnung und Rückführung des im Rauchgas
enthaltenen Kohlenstoffdioxids in die Prozesse des Energiesystems, da dann insbesondere
keine Trennung von Kohlenstoffdioxid und Stickstoff erforderlich ist.
[0010] Mit dem an die Verbrennungskraftmaschine gekoppelten Generator kann elektrische Leistung
für einen oder mehrere Verbraucher bereitgestellt werden. Vorteilhaft können die Verbrennungskraftmaschine
und der Generator vor allem dann betrieben werden, wenn vergleichsweise wenig elektrische
Energie verfügbar ist. Dabei wird für das Oxyfuel-Verfahren der Sauerstoff eingesetzt,
der vorher bei einem Überschuss von elektrischer Energie elektrolytisch erzeugt wurde
und in flüssiger Form zwischengespeichert wurde.
[0011] Der Wärmetauscher dient dazu, den elektrolytisch erzeugten Sauerstoff entweder zu
erwärmen oder zu kühlen und dabei ein anderes Prozessmedium des Energiesystems zu
kühlen bzw. zu erwärmen. Insbesondere handelt es sich dabei um einen Wärmetauscher,
der zur indirekten Wärmeübertragung zwischen zwei räumlich getrennten Stoffströmen
ausgebildet ist. Der Wärmetauscher soll dabei wenigstens in einem Teilbereich bei
einer tiefkalten Temperatur betrieben werden, insbesondere wird dabei der zu erwärmende
Sauerstoff von einer tiefkalten Temperatur auf eine höhere Temperatur erwärmt oder
der zu kühlende Sauerstoff wird auf eine tiefkalte Temperatur gekühlt. Unter einer
tiefkalten Temperatur soll dabei allgemein eine Temperatur von -35 °C oder weniger
verstanden werden. Besonders vorteilhaft kann die Temperatur im relevanten Teilbereich
des Wärmetauschers sogar unterhalb von -50 °C liegen, und insbesondere kann es sich
sogar um eine kryogene Temperatur handeln, bei der Sauerstoff in verflüssigter Form
vorliegt. Durch den Einsatz eines solchen Wärmetauschers bei der Erwärmung und/oder
der Kühlung des zwischengespeicherten Sauerstoffs wird erreicht, dass die Speicherung
in verflüssigter Form bei einer insgesamt vergleichsweise hohen Energieeffizienz erfolgen
kann. Wenn Sauerstoff im Wesentlichen durch adiabatische Verdichtung mit einem Kompressor
verflüssigt wird, wird sehr viel Energie für den Betrieb des Kompressors benötigt.
Die Verflüssigung ist energetisch wesentlich effizienter, wenn ein ohnehin beim Betrieb
des Energiesystems in kryogener Form vorliegendes Prozessmedium genutzt werden kann,
um den Sauerstoff abzukühlen und die Verflüssigung dadurch zumindest zu unterstützen.
Alternativ oder zusätzlich kann der bei der Zwischenspeicherung in flüssiger Form
vorliegende Sauerstoff genutzt werden, um ein anderes Prozessmedium abzukühlen und
insbesondere dessen Verflüssigung zumindest zu unterstützen. Auf diese Weise kann
die "Kälte" des Sauerstoffs bzw. des anderen Prozessmediums als Ressource im Energiesystem
weitergenutzt werden.
[0012] Ein wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Energiesystems liegt somit darin,
dass der elektrolytisch gebildete Sauerstoff auf energieeffiziente Weise kryogen zwischengespeichert
werden kann. Die Speicherung von Sauerstoff in verflüssigter Form ist vor allem wegen
des wesentlichen geringeren Platzbedarfs für den Speicher vorteilhaft, denn für den
flüssigen Sauerstoff ist ein wesentlich geringeres Speichervolumen erforderlich als
für einen Druckspeicher bei Umgebungstemperatur. Außerdem wird für die Herstellung
des Speichers auch wesentlich weniger Material benötigt für als einen Druckspeicher.
Aufgrund der Explosionsgefahr ist der Druck eines solchen warmen Sauerstoffspeichers
typischerweise auf 300 bar begrenzt, was das benötigte Speichervolumen im Vergleich
zu anderen Gasen noch erhöht. Der Vorteil des geringeren Speichervolumens kommt bei
kleineren, dezentralen Energiesystemen besonders zum Tragen, weil hier typischerweise
wenig Platz zur Verfügung steht. Ein weiterer Vorteil der kryogenen Zwischenspeicherung
des Sauerstoffs ist auch in der Verringerung der Explosionsgefahr zu sehen.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren dient zur Bereitstellung von elektrischer Leistung
für wenigstens einen Verbraucher. Es umfasst die folgenden Schritte:
- a) elektrolytische Zerlegung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff unter Einsatz
von elektrischer Energie,
- b) Speicherung des elektrolytisch erzeugten Sauerstoffs in verflüssigter Form bei
einer kryogenen Temperatur,
- c) Verbrennung eines Brennstoffs in einem Oxyfuel-Verfahren, bei welchem der elektrolytisch
erzeugte Sauerstoff eingesetzt wird, innerhalb einer Verbrennungskraftmaschine und
Bereitstellung von elektrischer Leistung mittels eines an die Verbrennungskraftmaschine
gekoppelten Generators.
[0014] Dabei wird mit einem Wärmetauscher thermische Energie zwischen dem elektrolytisch
erzeugten Sauerstoff und wenigstens einem anderen Prozessmedium übertragen, wobei
der Wärmetauscher wenigstens in einem Teilbereich bei einer tiefkalten Temperatur
von -35 °C oder weniger betrieben wird. Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens
ergeben sich analog zu den oben beschriebenen Vorteilen des erfindungsgemäßen Energiesystems.
Das Verfahren wird insbesondere mit dem erfindungsgemäßen Energiesystem durchgeführt.
[0015] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung gehen aus den von
den Ansprüchen 1 abhängigen Ansprüchen sowie der folgenden Beschreibung hervor. Dabei
können die beschriebenen Ausgestaltungen des Energiesystems auch bei dem Verfahren
realisiert werden, und umgekehrt.
[0016] So kann das Energiesystem allgemein vorteilhaft eine Mehrzahl von Wärmetauschern
umfassen, wobei insbesondere wenigstens ein Wärmetauscher zur Kühlung des elektrolytisch
erzeugten Sauerstoffs auf eine tiefkalte Temperatur ausgestaltet ist und wenigstens
ein weiterer Wärmetauscher zur Erwärmung des elektrolytisch erzeugten Sauerstoffs
von einer tiefkalten Temperatur auf eine höhere Temperatur ausgestaltet ist. Bei dieser
Ausgestaltung wird eine besonders hohe Energieeffizienz erreicht, da sowohl beim Abkühlen
des Sauerstoffs zur Verfügung stehende Kälte aus einem anderen Prozessmedium genutzt
werden kann als auch beim Erwärmen des Sauerstoffs vor der Verwendung im Oxyfuel-Verfahren
die darin vorliegende Kälte für die Kühlung eines anderen Prozessmediums genutzt werden
kann. Prinzipiell können für die Erwärmung und/oder für die Abkühlung des Sauerstoffs
jeweils auch mehrere Wärmetauscher vorgesehen sein. Alternativ oder zusätzlich kann
im jeweiligen Pfad auch ein mehrstufiger Wärmetauscher vorgesehen sein.
[0017] Gemäß einer besonders vorteilhaften Ausführungsform kann wenigstens einer der vorliegenden
Wärmetauscher dazu ausgebildet sein, wenigstens in einem Teilbereich von einer kryogenen
Flüssigkeit durchströmt zu werden, insbesondere von dem elektrolytisch erzeugtem flüssigen
Sauerstoff. Mit anderen Worten ist der Wärmetauscher dazu ausgelegt, zumindest im
genannten Teilbereich bei einer kryogenen Temperatur betrieben zu werden. Besonders
vorteilhaft kann beim Betrieb des Energiesystems gasförmiger Sauerstoff bei seiner
Abkühlung innerhalb eines Wärmetauschers kondensieren, wobei insbesondere das jeweilige
andere Prozessmedium bei seiner Erwärmung verdampfen kann. Alternativ oder zusätzlich
kann ein anderes Prozessmedium bei seiner Abkühlung innerhalb eines Wärmetauschers
kondensieren, wobei insbesondere der flüssige Sauerstoff bei seiner Erwärmung verdampfen
kann. Auf diese Weise kann die Verflüssigung von Sauerstoff bzw. des anderen Prozessmediums
besonders energieeffizient durchgeführt werden.
[0018] Gemäß einer ersten Ausführungsvariante ist wenigstens einer der vorliegenden Wärmetauscher
zur Kühlung des elektrolytisch erzeugten Sauerstoffs auf eine tiefkalte Temperatur
ausgestaltet. Dabei ist das zu erwärmende Prozessmedium insbesondere entweder flüssiger
Stickstoff oder flüssiges Kohlenstoffdioxid. Flüssiger Stickstoff ist ein besonders
leicht handhabbares und relativ kostengünstig verfügbares Kryogen, dessen Kälte zur
Verflüssigung von Sauerstoff genutzt werden kann. Der beim Wärmetausch verdampfte
Stickstoff kann innerhalb des Energiesystems optional für andere Zwecke genutzt werden,
beispielsweise zur Synthese von Ammoniak zusammen mit dem elektrolytisch erzeugten
Wasserstoff. Auch Kohlenstoffdioxid ist vergleichsweise einfach handhabbar und liegt
beispielsweise bei einem Druck leicht oberhalb von 5,2 bar in flüssiger Form vor,
beispielsweise bei einer Temperatur im Bereich zwischen -56 °C und -20 °C. Ein derart
kaltes Temperaturniveau kann zumindest zur Vorkühlung von Sauerstoff bei der Verflüssigung
genutzt werden. Kohlenstoffdioxid kann in dem Energiesystem ohnehin als Prozessgas
vorliegen und insbesondere aus dem Verbrennungsprozess rückgewonnen werden. Es kann
vor seiner Weiterverwendung zumindest teilweise platzsparend in verflüssigter Form
gespeichert werden.
[0019] Alternativ oder zusätzlich kann gemäß einer zweiten Ausführungsvariante wenigstens
einer der Wärmetauscher zur Erwärmung des elektrolytisch erzeugten Sauerstoffs von
einer tiefkalten Temperatur ausgestaltet sein. Dabei kann das zu kühlende Prozessmedium
insbesondere Kohlenstoffdioxid sein. Das Kohlenstoffdioxid kann dabei vorteilhaft
verflüssigt werden. Auch hier kann es sich insbesondere um aus der Verbrennung rückgewonnenes
Kohlenstoffdioxid handeln, welches vor seiner Weiterverwendung platzsparend in verflüssigter
Form gespeichert wird, wobei zur Unterstützung der Verflüssigung die Kälte des kryogenen
Sauerstoffs genutzt wird.
[0020] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform kann wenigstens einer der vorhandenen Wärmetauscher
mit einem additiven Herstellungsverfahren hergestellt sein. Unter dem Begriff "additives
Herstellungsverfahren" wird hier gemäß der Industrienorm ASTM F2792 allgemein ein
Prozess verstanden, bei dem Material sequentiell aufgetragen wird und jeweils mit
vorhergehenden Materialbereichen so verbunden wird, dass ein dreidimensionaler Formkörper
nach einem vordefinierten dreidimensionalen geometrischen Modell erzeugt werden kann.
Dies steht im Gegensatz zu den herkömmlichen subtraktiven Fertigungsverfahren, bei
denen ein dreidimensionaler Formkörper durch Entfernung von Material aus einem Rohling
(beispielsweise durch Fräsen, Schleifen und/oder Bohren) erhalten wird. Ein Vorteil
eines solchen additiv hergestellten Wärmetauschers ist, dass dabei auch feine und
komplexe Strukturen im thermischen Wechselwirkungsbereich der beiden Stoffströme ermöglicht
werden. Somit kann ein besonders effektiver Wärmeübergang bewirkt werden. Allgemein
und unabhängig von dem verwendeten Herstellungsverfahren kann es sich bei wenigstens
einem der vorhandenen Wärmetauscher um einen Gegenstrom-Wärmetauscher handeln. Weiterhin
kann es vorteilhaft sein, wenn wenigstens einer der Wärmetauscher als mehrstufiger
Wärmetauscher ausgestaltet ist.
[0021] Gemäß einer allgemein bevorzugten Ausführung kann es sich bei dem Energiesystem um
ein multimodales Energiesystem handeln. Hierunter soll ein Energiesystem verstanden
werden, welches neben der Bereitstellung von elektrischer Leistung zusätzlich zur
Bereitstellung chemischer Stoffe und/oder von Wärmeleistung und/oder Kühlleistung
dient. Gemäß einer ersten vorteilhaften Ausführungsvariante eines solchen multimodalen
Energiesystems umfasst dieses wenigstens einen Synthesereaktor zur Erzeugung wenigstens
eines Syntheseprodukts aus dem elektrolytisch erzeugten Wasserstoff und wenigstens
einem weiteren Edukt. Das Syntheseprodukt kann beispielsweise ein wasserstoffhaltiges
Produkt sein. Auch ein solcher optional vorhandener Synthesereaktor kann bevorzugt
mit einem additiven Herstellungsverfahren gefertigt sein, was wiederum Vorteile in
Bezug auf feine und komplexe innenliegende Strukturen zur Führung der beteiligten
Stoffströme mit sich bringt.
[0022] Besonders vorteilhaft kann der Synthesereaktor bei dieser Ausführungsvariante zur
Umsetzung von Wasserstoff mit Kohlenstoffdioxid ausgelegt sein. Mit anderen Worten
kommt Kohlenstoffdioxid dann als weiteres Edukt zum Einsatz, wobei prinzipiell zusätzliche
weitere Edukte nicht ausgeschlossen sein sollen. Ganz besonders bevorzugt kann der
Synthesereaktor zur Bildung eines kohlenstoffbasierten synthetischen Kraftstoffs ausgebildet
sein. Ein solcher synthetischer Kraftstoff wird allgemein auch als E-Fuel bezeichnet.
Er kann eine oder mehrere Verbindungen der allgemeinen Summenformel C
nH
mO
z umfassen, wobei n und m bevorzugt 1 oder größer ist und z insbesondere auch 0 sein
kann oder einen Wert von 1 oder mehr annehmen kann. Der synthetische Kraftstoff kann
insbesondere eine oder mehrere der folgenden Verbindungen umfassen:
- Methan, Ethan, Propan, Butan oder ein anderer gesättigter Kohlenwasserstoff,
- Methanol oder ein anderer Alkohol,
- Diemethylether oder ein anderer Ether,
- Oligomethylether oder andere Polyether
- Ethylen, Propylen oder ein anderer ungesättigter Kohlenwasserstoff,
- sogenannte Fischer-Tropsch-Produkte wie aliphatische lineare Kohlenwasserstoffe mit
8 bis 20 Kohlenstoffatomen.
[0023] Ein solcher synthetischer Kraftstoff kann beispielsweise (ganz oder teilweise) in
Schritt c) als Brennstoff für die Verbrennungskraftmaschine in dem Oxyfuel-Verfahren
eingesetzt werden. Alternativ kann im Synthesereaktor jedoch auch ein vergleichsweise
hochwertiges Syntheseprodukt hergestellt werden (z.B. als Rohstoff für die chemische
Industrie), so dass die Verbrennung unwirtschaftlich wäre und stattdessen ein anderer
Brennstoff in Schritt c) verwendet wird. Auch Kombinationen dieser beiden Varianten
können zum Einsatz kommen, z.B. wenn die Verfügbarkeit von Brennstoffen aus anderen
Quellen schwankend ist und/oder die hergestellte Menge des Syntheseprodukts den anderweitigen
Bedarf zeitweilig übersteigt.
[0024] Alternativ oder zusätzlich zu einer solchen kohlenstoffbasierten Synthesestufe kann
das Energiesystem einen Synthesereaktor umfassen, welcher zur Bildung von Ammoniak
durch Umsetzung von Wasserstoff mit Stickstoff als weiterem Edukt ausgelegt ist. Diese
Variante ist besonders vorteilhaft in Kombination mit der Verwendung von flüssigem
Stickstoff als kryogenem Kühlmittel, weil dann der zur Kühlung eingesetzte Stickstoff
nach seiner Verdampfung als Edukt für die Synthese verwendet werden kann. Durch diese
Doppelnutzung wird wiederum der Gesamtprozess besonders ressourceneffizient. Das Syntheseprodukt
Ammoniak kann in der chemischen Industrie als Rohstoff für die Produktion anderer
Stickstoffverbindungen eingesetzt werden oder als Düngemittel in der Landwirtschaft
eingesetzt werden. Alternativ kann auch Ammoniak als synthetischer Kraftstoff eingesetzt
werden. Auch das Syntheseprodukt Ammoniak kann in verflüssigter Form gespeichert werden,
wobei bei der Verflüssigung des Ammoniaks und/oder bei der Kühlung seiner Edukte ein
zusätzlicher Wärmetauscher zum Einsatz kommen kann. Insbesondere kann dieser zusätzliche
Wärmetauscher zur Kühlung von Ammoniak und/oder seiner Edukte bei gleichzeitiger Erwärmung
von reinem Stickstoff und/oder Kohlenstoffdioxid ausgelegt sein. Alternativ zu der
Verwendung zur Ammoniak-Synthese kann der gasförmige Stickstoff, der aus der Verdampfung
des im Wärmetauscher eingesetzten flüssigen Stickstoffs gebildet wird, auch als Kältemittel
recycelt werden und entsprechend mittels eines Hochdruckverdichters verflüssigt und
dem Kreislauf zurückgeführt werden. Es ist auch eine Kombination beider Varianten
denkbar, wobei der Anteil der jeweiligen Verwendung in Abhängigkeit von den verfügbaren
Ressourcen eingestellt werden kann.
[0025] Gemäß einer zweiten vorteilhaften Ausführungsvariante des multimodalen Energiesystems
kann die Verbrennungskraftmaschine eine Kraft-Wärme-gekoppelte Maschine sein, mit
welcher zusätzlich zum Antreiben des Generators Wärmeleistung für einen Verbraucher
bereitstellbar ist. Mit anderen Worten wird die thermische Energie der Verbrennung
ähnlich wie bei einem Heizkraftwerk genutzt und als Wärmeleistung einem Verbraucher
zur Verfügung gestellt. Dies kann gegebenenfalls zusätzlich zu der Bereitstellung
von einem oder mehreren Syntheseprodukten erfolgen, so dass das Energiesystem dann
insgesamt drei verschiedene Arten von Output erzeugt: elektrische Leistung, Wärmeleistung
und ein oder mehrere Syntheseprodukte.
[0026] Bei der Verbrennung in der Verbrennungskraftmaschine können prinzipiell unterschiedliche
Brennstoffe zum Einsatz kommen: Dies kann entweder der bereits erwähnte synthetische
Kraftstoff sein oder ein anderer Brennstoff wie z.B. ein fossiler Brennstoff wie Erdgas
oder Butan-Propan-Flüssiggas (LPG Liquefied Petroleum Gas) oder Diesel oder Heizöl
oder auch ein anderer erneuerbarer Brennstoff wie z.B. ein brennbares Biogas aus einer
Biogasanlage. Der Brennstoff kann auch ein Synthesegas mit den Hauptkomponenten Wasserstoff
H
2, Kohlenstoffmonoxid CO und Kohlenstoffdioxid CO
2 aus der thermochemischen Umwandlung (insbesondere einer Vergasungsreaktion, englisch
"gasification") eines heizwerthaltigen kohlenstoffhaltigen Einsatzstoffes mit einer
summarischen Zusammensetzung C
XH
yO
zN
uSi
v mit reinem Sauerstoff O
2 und Wasserdampf H
2O sein. Bei der Anwendung des Oxyfuel-Verfahrens mit einem (im Vergleich zu Luft)
erhöhten Sauerstoff-Gehalt können vorteilhaft auch Brennstoffe mit niedrigem Energiegehalt
zum Einsatz kommen, z.B. ein sogenanntes Schwachgas mit einem Heizwert von 7100 kJ/Nm
3 oder weniger.
[0027] Allgemein besonders vorteilhat kann die Verbrennungskraftmaschine mit einer Vorrichtung
zur Rückgewinnung von Kohlenstoffdioxid aus dem bei der Verbrennung gebildeten Rauchgas
in Verbindung stehen. Mit anderen Worten kann bei dem Verfahren eine Rückgewinnung
von Kohlenstoffdioxid erfolgen, wobei dieses rückgewonnene Kohlenstoffdioxid insbesondere
nach einem Wärmetausch mit tiefkaltem Sauerstoff in verflüssigter Form zwischengespeichert
werden kann. Das verflüssigte Kohlenstoffdioxid kann insbesondere nach seiner Erwärmung
(wiederum vorteilhaft unter Wärmetausch mit Sauerstoff und/oder einem anderen Prozessmedium)
einem Synthesereaktor als Edukt für die kohlenstoffbasierte Synthese zugeführt werden.
Alternativ oder zusätzlich kann das rückgewonnene Kohlenstoffdioxid auch in die Verbrennungskraftmaschine
zurückgeführt werden, wobei eine kryogene Speicherung für diesen Anteil im Allgemeinen
nicht notwendig ist. Dies liegt daran, dass diese Art der Wiederverwendung im selben
Betriebsmodus erfolgen kann wie die Gewinnung des Kohlenstoffdioxids, nämlich während
des Verbrennungsprozesses. Allgemein und unabhängig von der Art der Wiederverwendung
kann das Kohlenstoffdioxid nahezu vollständig aus dem gebildeten Rauchgas zurückgewonnen
werden.
[0028] Besonders vorteilhaft kann bei dieser Ausführungsform die Verbrennungskraftmaschine
zur Verbrennung des Brennstoffs mit einem Gemisch aus elektrolytisch erzeugtem Sauerstoff
und aus dem Rauchgas rückgewonnenen Kohlenstoffdioxid ausgelegt sein. Mit anderen
Worten wird für die Verbrennung ein Oxidationsgas eingesetzt, welches überwiegend
oder sogar im Wesentlichen aus Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid besteht. Vorteilhaft
können die Anteile von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid bei einem solchen Gemisch
an die jeweils aktuellen Randbedingungen des Verbrennungsprozesses angepasst werden.
So kann z.B. die Verbrennungstemperatur durch Änderung des Mischungsverhältnisses
geregelt werden. Auch bei einer Änderung der Zusammensetzung des verwendeten Brennstoffs
kann eine entsprechende Anpassung der Zusammensetzung des Oxidationsgases erfolgen,
z.B. um eine vorgegebene Verbrennungstemperatur auch bei Schwankungen in der Brennstoff-Zusammensetzung
aufrechtzuerhalten.
[0029] Aufgrund des vergleichsweise hohen Sauerstoff-Gehalts im Oxidationsgas und der über
das Mischungsverhältnis regelbaren Verbrennungstemperatur kann auch die Bildung von
polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen und/oder von anderen flüchtigen organischen
Verbindungen bei der Verbrennung vorteilhaft gering gehalten werden. Aufgrund des
dosierbaren Sauerstoff-Gehalts in dem Oxidationsgas kann auch vorteilhaft auf einen
Abgas-Turbolader verzichtet werden, da anstelle einer Druckerhöhung (oder zusätzlich
dazu) eine Erhöhung des Sauerstoffgehaltes in dem Gemisch erfolgen kann. Wenn auf
einen Abgasturbolader verzichtet wird, steht wiederum das Rauchgas bei einem vergleichsweise
höheren Druck zur Verfügung. Dies kann sich günstig auf die Rückgewinnung von Kohlenstoffdioxid
auswirken, vor allem weil dann keine so starke Verdichtung für die Verflüssigung des
rückgewonnenen Kohlenstoffdioxids nötig ist. Allgemein kann die Verbrennungskraftmaschine
auch ohne einen Abgas-Turbolader bei einem vergleichsweise hohen Ladedruck betrieben
werden, da der aus der flüssigen Form verdampfte Sauerstoff bei einem relativ hohen
Druck zur Verfügung steht und der kohlenstoffdioxidhaltige Abgasstrom ebenfalls einen
hohen Restdruck hat.
[0030] Bevorzugt ist das Oxidationsgas bei der Verwendung von rückgewonnenem Kohlenstoffdioxid
im Wesentlichen frei von Stickstoff. Insgesamt kann dabei die Verbrennungskraftmaschine
zur stickstofffreien Verbrennung des Brennstoffs ausgelegt sein. Mit anderen Worten
kann auch der verwendete Brennstoff im Wesentlichen frei von Stickstoff sein. Dann
werden bei der Verbrennung keine Stickoxide gebildet, und es kann auf einen Katalysator
verzichtet werden.
[0031] Weiterhin ist es im Zusammenhang mit der Rückgewinnung von Kohlenstoffdioxid vorteilhaft,
wenn sowohl im Brennstoff als auch in der Zufuhr von elektrolytisch erzeugtem Sauerstoff
nur geringe Mengen von anderen Inertgasen, insbesondere von Edelgasen, als Verunreinigung
vorliegen. Beispielsweise kann der Stoffmengenanteil der Edelgase jeweils im Bereich
unterhalb von 1 % und bevorzugt sogar unterhalb von 0,1 % liegen, um eine allmähliche
Anreicherung dieser Stoffe innerhalb des geschlossenen Kohlenstoffdioxid-Kreislaufs
zu vermeiden.
[0032] Allgemein vorteilhaft ist das Energiesystem zwischen einem ersten und einem zweiten
Betriebsmodus umschaltbar. Dabei dient der erste Betriebsmodus dazu,
- a) Wasser mittels des Elektrolyseurs unter Einsatz von elektrischer Energie in Wasserstoff
und Sauerstoff zu zerlegen,
- b) und Sauerstoff in verflüssigter Form im Sauerstoffspeicher zu speichern.
Demgegenüber dient der zweite Betriebsmodus dazu,
- c) Brennstoff in der Verbrennungskraftmaschine im Oxyfuel-Verfahren zu verbrennen,
wobei der Generator von der Verbrennungskraftmaschine angetrieben wird und mit dem
Generator elektrische Leistung bereitgestellt wird und elektrolytisch erzeugter Sauerstoff
aus dem Sauerstoffspeicher verbraucht wird.
[0033] Mit anderen Worten werden im ersten Betriebsmodus zumindest die Schritte a) und b)
des erfindungsgemäßen Verfahrens durchgeführt und im zweiten Betriebsmodus wird zumindest
Schritt c) des Verfahrens durchgeführt. Zweckmäßig kommt der erste Betriebsmodus vor
allem dann zum Einsatz, wenn viel elektrische Energie zur Verfügung steht und von
den Verbrauchern vergleichsweise wenig elektrische Leistung abgerufen wird. Dann kann
zumindest der Sauerstoff als Produkt der Elektrolyse für die spätere Verwendung in
verflüssigter Form zwischengespeichert werden. In diesem ersten Betriebsmodus kann
zweckmäßig auch der optional vorhandene Synthesereaktor betrieben werden, so dass
ein oder mehrere Syntheseprodukte ebenfalls gespeichert werden können. Alternativ
kann der elektrolytisch gebildete Wasserstoff aber auch gespeichert werden. Entsprechend
kommt der zweite Betriebsmodus vor allem dann zum Einsatz, wenn wenig elektrische
Energie zur Verfügung steht und von den Verbrauchern vergleichsweise viel elektrische
Leistung abgerufen wird. In diesem zweiten Betriebsmodus kann bei den Ausführungsformen
mit einer Rückgewinnung von Kohlenstoffdioxid aus der Verbrennung auch der optional
vorhandene Speicher für flüssiges Kohlenstoffdioxid befüllt werden.
[0034] Ein Wärmetauscher, der zur Kühlung des Sauerstoffs bei gleichzeitiger Erwärmung eines
anderen Prozessmediums ausgebildet ist, kommt dabei zweckmäßig vor allem beim ersten
Betriebsmodus zum Einsatz. Ein Wärmetauscher, der zur Erwärmung des Sauerstoffs bei
gleichzeitiger Kühlung eines anderen Prozessmediums ausgebildet ist, kommt entsprechend
vor allem beim zweiten Betriebsmodus zum Einsatz. Wesentlich im Zusammenhang mit der
Erfindung ist aber nur, dass insgesamt wenigstens ein Wärmetauscher im Stoffstrom
des elektrolytisch erzeugten Sauerstoffs vorliegt. Die beiden beschriebenen Betriebsmodi
müssen sich im Übrigen nicht unbedingt ausschließen. So sind auch Übergangsphasen
denkbar, in denen z.B. die Elektrolyse und die Speicherung des elektrolytisch erzeugten
Sauerstoffs noch aktiv sind und der Betrieb der Verbrennungskraftmaschine gerade hochgefahren
wird oder umgekehrt.
[0035] Nachfolgend wird die Erfindung anhand einiger bevorzugter Ausführungsbeispiele unter
Bezugnahme auf die angehängten Zeichnungen beschrieben, in denen:
Figur 1 eine schematische Prinzipskizze eines Energiesystems nach einem ersten Beispiel
der Erfindung zeigt,
Figur 2 ein zweites Beispiel für ein Energiesystem zeigt, welches einen Synthesereaktor
umfasst,
Figur 3 ein drittes Beispiel für ein Energiesystem mit einem alternativen Synthesereaktor
zeigt,
Figur 4 ein viertes Beispiel für ein Energiesystem zeigt und
Figuren 5 und 6 zwei verschiedene Betriebszustände des Energiesystems nach dem vierten
Beispiel zeigen.
[0036] In den Figuren sind gleiche oder funktionsgleiche Elemente mit gleichen Bezugszeichen
versehen.
[0037] In Figur 1 ist eine schematische Prinzipskizze eines Energiesystems 1 nach einem
ersten Beispiel der Erfindung gezeigt. Diese Prinzipskizze ist stark vereinfacht und
zeigt nur die wesentlichen Komponenten. Das Energiesystem 1 umfasst einen Elektrolyseur
10, mit welchem Wasser H
2O elektrolytisch in Sauerstoff O
2 und Wasserstoff H
2 gespalten werden kann. Dies geschieht unter Aufnahme von elektrischer Energie E,
welche beispielsweise aus einer erneuerbaren Energiequelle stammen kann oder in Zeitphasen
kostengünstiger Strompreise aus dem Elektrizitätsnetz stammt. Das Wasser H
2O kann dem Elektrolyseur 10 in deionisierter Form zugeführt werden. Der elektrolytisch
gebildete Wasserstoff H
2 kann auf verschiedene Weise genutzt werden. Beispielsweise kann er innerhalb des
Energiesystems 1 als Edukt für eine chemische Synthese verwendet werden oder er kann
in einem Wasserstoffspeicher gespeichert werden, um an einem anderen Ort weiterverwendet
zu werden, z.B. als Brennstoff für eine Brennstoffzelle, oder in ein Wasserstoffnetz
eingespeist werden. Der elektrolytisch gebildete Sauerstoff wird dagegen in einem
Sauerstoffspeicher 31 in verflüssigter Form zwischengespeichert, um innerhalb desselben
Energiesystems 1 verwendet zu werden. Hierzu wird der Sauerstoff auf eine kryogene
Temperatur gekühlt, also auf eine Temperatur unterhalb seines Siedepunkts bei Normaldruck.
[0038] Das Energiesystem 1 umfasst außerdem eine Verbrennungskraftmaschine 40 und einen
mit ihr gekoppelten Generator 41. In der Verbrennungskraftmaschine 40 kann ein Brennstoff
F verbrannt werden, welcher aus einem Brennstoffspeicher 60 zugeführt wird. Dabei
kann es sich z.B. um einen flüssigen oder einen gasförmigen Brennstoff handeln. Es
kann ein fossiler Brennstoff wie Erdgas oder Erdöl sein oder auch ein Brennstoff aus
erneuerbaren Quellen wie z.B. Biogas oder ein synthetischer Brennstoff. Der Brennstoff
kann auch ein Synthesegas mit den Hauptkomponenten Wasserstoff H
2, Kohlenstoffmonoxid CO und Kohlenstoffdioxid CO
2 aus der thermochemischen Umwandlung (insbesondere einer Vergasungsreaktion, englisch
"gasification") eines heizwerthaltigen kohlenstoffhaltigen Einsatzstoffes mit einer
summarischen Zusammensetzung C
XH
yO
zN
uSi
v mit reinem Sauerstoff O
2 und Wasserdampf H
2O sein. Der Brennstoff F kann allgemein insbesondere kohlenstoffhaltig sein. Der Generator
41 ist über die Verbrennungskraftmaschine 40 antreibbar, so dass bei der Verbrennung
des Brennstoffs über den Generator 41 elektrische Leistung für einen Verbraucher bereitgestellt
werden kann. Es wird also in diesem Teil des Energiesystems die chemische Energie
des Brennstoffs F in elektrische Energie E umgewandelt. Die Verbrennung innerhalb
der Verbrennungskraftmaschine 40 wird nach dem Oxyfuel-Verfahren durchgeführt, so
dass als Oxidationsgas OG ein Gas mit einem besonders hohen Sauerstoffgehalt zum Einsatz
kommt. Der Sauerstoff O
2 für dieses Oxidationsgas wird dabei (zumindest teilweise) dem beschriebenen kryogenen
Sauerstoffspeicher 31 entnommen, es handelt sich also um elektrolytisch gewonnenen
Sauerstoff. Durch den unbeschrifteten Pfeil im rechten Teil der Abbildung soll angedeutet
sein, dass dem Oxidationsgas OG neben diesem Sauerstoff O
2 noch ein weiterer Bestandteil beigemischt sein kann, insbesondere Kohlenstoffdioxid.
[0039] Das erfindungsgemäße Energiesystem 1 zeichnet sich dadurch aus, dass der elektrolytisch
gewonnene Sauerstoff O
2 in verflüssigter Form gespeichert wird und dass bei der Abkühlung des Sauerstoffs
auf eine kryogene Temperatur und/oder bei der Erwärmung des Sauerstoffs von der kryogenen
Temperatur ein Wärmetauscher zum Einsatz kommt. Rein exemplarisch sind in Figur 1
zwei solche Wärmetauscher 21 und 22 gezeigt, nämlich ein erster 21 im Pfad der Sauerstoff-Abkühlung
und ein zweiter 22 im Pfad der Sauerstoff-Erwärmung. Zur Realisierung der Erfindung
ist es jedoch allgemein ausreichend, wenn nur in einem dieser beiden Pfade ein Wärmetauscher
zum Einsatz kommt.
[0040] Der Wärmetauscher 21 wird zum einen von ursprünglich warmem Sauerstoff O
2 und zum anderen von einem weiteren Prozessmedium PM durchströmt, welches ursprünglich
kälter ist als der einströmende warme Sauerstoff. Es kann sich also insbesondere um
ein fluides (also flüssiges und/oder gasförmiges) Prozessmedium PM handeln, welches
vorteilhaft eine weitere Funktion innerhalb des Energiesystems 1 erfüllt. Der Sauerstoff
O
2 wird auf seinem Weg durch den Wärmetauscher abgekühlt und zwar vorteilhaft auf eine
tiefkalte Temperatur von -35 °C oder weniger. Es ist auch möglich, dass der Sauerstoff
in diesem Wärmetauscher 21 auf eine kryogene Temperatur unterhalb seines Siedepunkts
abgekühlt wird und somit bereits im Wärmetauscher 21 kondensiert. Dies kann jedoch
nur mit bestimmten kryogenen Prozessmedien und insbesondere mit flüssigem Stickstoff
als Prozessmedium PM erreicht werden. Die Abkühlung des Sauerstoffs auf eine kryogene
Temperatur bereits im Wärmetauscher 21 ist auch nicht zwingend erforderlich. Um eine
hohe Energieeffizienz beim Betrieb des Energiesystems 1 zu erreichen, ist es ausreichend,
wenn der Sauerstoff in diesem Wärmetauscher 21 auf eine tiefkalte Temperatur vorgekühlt
wird und dann in einem hier nicht explizit dargestellten weiteren Schritt verflüssigt
wird.
[0041] Der Wärmetauscher 22 wird zum einen von ursprünglich kaltem Sauerstoff O
2 und zum anderen von einem weiteren Prozessmedium PM durchströmt, welches ursprünglich
wärmer ist als der einströmende kalte Sauerstoff. Es kann sich auch hierbei insbesondere
um ein fluides Prozessmedium handeln, welches vorteilhaft eine weitere Funktion innerhalb
des Energiesystems 1 erfüllt. Der Sauerstoff O
2 wird auf seinem Weg durch den Wärmetauscher von einer tiefkalten Temperatur auf eine
höhere Temperatur erwärmt, wobei das ursprünglich kalte Temperaturniveau zur Kühlung
des Prozessmediums PM genutzt wird. Es ist auch möglich, dass der Sauerstoff in diesem
Wärmetauscher 22 von seiner verflüssigten Form verdampft. Optional kann das zu kühlende
Prozessmedium darin kondensieren und insbesondere verflüssigt werden, was eine anschließende
Speicherung dieses Prozessmediums erleichtert.
[0042] Das Energiesystem 1 gemäß Figur 1 kann in zwei verschiedenen Betriebsmodi betrieben
werden. Der erste Betriebsmodus kommt dann zum Tragen, wenn z.B. in einem übergeordneten
Stromnetz viel elektrische Energie E zur Verfügung steht. Dann wird der Elektrolyseur
10 mit dieser Energie E betrieben, und der gebildete Sauerstoff wird im Sauerstoffspeicher
31 gespeichert. Bei dem ersten Betriebsmodus sind also die Komponenten in der linken
Hälfte der Figur 1 aktiv. Umgekehrt kommt der zweite Betriebsmodus dann zum Tragen,
wenn die von den Verbrauchern benötigte elektrische Energie das Angebot aus sonstigen
Quellen übersteigt. Dann wird die Verbrennungskraftmaschine 40 betrieben, wobei der
damit gekoppelte Generator 41 elektrische Leistung für die Verbraucher bereitstellt.
Dies erfolgt unter Verwendung von Sauerstoff aus dem Sauerstoffspeicher 31. Beim zweiten
Betriebsmodus sind also die Komponenten in der rechten Hälfte der Figur 1 aktiv. Zumindest
in einer dieser Hälften und damit auch bei einem der beiden Betriebsmodi kommt dabei
ein Wärmetauscher 21 und/oder 22 im Sauerstoff-Pfad zum Einsatz.
[0043] In Figur 2 ist eine ähnliche Prinzipskizze eines Energiesystems 1 nach einem zweiten
Beispiel der Erfindung gezeigt. Dieses Energiesystem 1 basiert auf der grundlegenden
Ausführung der Figur 1 und ist um einige optionale Komponenten erweitert. So wird
der elektrolytisch gebildete Wasserstoff H
2 hier einem Synthesereaktor 71 als Edukt zugeführt. Dazu kann der Wasserstoff H
2 bei Bedarf mit einem Kompressor 90 verdichtet werden. Als weiteres Edukt wird dem
Synthesereaktor 71 Kohlenstoffdioxid CO
2 zugeführt. Es läuft also eine kohlenstoffbasiere Synthese ab, bei der das Kohlenstoffdioxid
durch den Wasserstoff reduziert wird, wodurch in diesem Beispiel ein synthetischer
Kraftstoff gebildet wird. Allgemein kann es sich bei dem Syntheseprodukt um eine Verbindung
mit der Summenformel C
nH
mO
z handeln bzw. das Syntheseprodukt kann ein oder mehrere Verbindungen mit einer solchen
Summenformel umfassen, wobei z gegebenenfalls auch 0 sein kann. Der gebildete Kraftstoff
EF kann in einem Kraftstoffspeicher 81 gespeichert werden. Das Kohlenstoffdioxid,
das dem Synthesereaktor 71 zugeführt wird, wird beim Beispiel der Figur 2 aus der
Verbrennung zurückgewonnen und im Anschluss daran in einem Kohlenstoffdioxidspeicher
32 gespeichert. Zur Speicherung wird das Kohlenstoffdioxid verflüssigt und dazu auf
eine tiefkalte Temperatur z.B. im Bereich von etwa -50 °C gebracht. Dieses tiefkalte
Kohlenstoffdioxid wird durch einen Wärmetauscher 21a geströmt und dort erwärmt, wobei
der ebenfalls durch diesen Wärmetauscher 21a strömende Sauerstoff abgekühlt wird.
Bei der Temperatur von flüssigem Kohlenstoffdioxid findet hier allerdings noch keine
Verflüssigung des Sauerstoffs statt, sondern nur eine starke Kühlung. Die Verflüssigung
auf dem weiteren Weg zum Sauerstoffspeicher 31 kann daher bei diesem Beispiel durch
eine weitere und hier nicht gesondert dargestellte Vorrichtung erfolgen. Insgesamt
sind auch hier beim ersten Betriebsmodus die Komponenten in der linken Hälfte der
Figur 2 aktiv.
[0044] Beim zweiten Betriebsmodus dagegen sind die Komponenten in der rechten Hälfte der
Figur aktiv, und in der Verbrennungskraftmaschine 41 wird wiederum Brennstoff 60 verbrannt.
Dies kann optional (zumindest teilweise) der synthetische Kraftstoff EF sein, der
im ersten Betriebsmodus aus dem Wasserstoff und dem Kohlenstoffdioxid hergestellt
wurde. Alternativ kann jedoch auch ein Brennstoff F aus anderen Quellen eingesetzt
werden. Das bei der Verbrennung gebildete Rauchgas RG wird hier in eine Rückgewinnungsvorrichtung
50 geleitet, in der das im Rauchgas enthaltene Kohlenstoffdioxid zurückgewonnen wird.
Diese Rückgewinnungsvorrichtung 50 kann insbesondere eine Entfeuchtungsvorrichtung
beinhalten, um bei der Verbrennung erzeugtes Wasser aus dem Rauchgas zu entfernen.
Das rückgewonnene Kohlenstoffdioxid kann nun auf verschiedene Weise verwertet werden,
wobei das Verhältnis der beiden Verwertungspfade ggf. auch während des Prozesses angepasst
werden kann. So kann die Rückgewinnungsvorrichtung 50 einen Anschluss für eine kalte
Teilstromentnahme umfassen, mit der vergleichsweise kaltes Kohlenstoffdioxid entnommen
wird und in einem ersten Pfad mit dem in Richtung der Maschine 40 strömenden Sauerstoff
gemischt wird, wodurch das der Verbrennung zugeführte Oxidationsgas OG gebildet wird.
Das Mischungsverhältnis dieser beiden Komponenten im Oxidationsgas OG kann dabei wiederum
an die sonstigen Randbedingungen der Verbrennung angepasst werden und insbesondere
im Verlauf des Prozesses variiert werden. Z.B. kann ein Gärgas oder Synthesegas als
Brennstoff F zum Einsatz kommen, bei dem bereits Kohlenstoffdioxid enthalten ist.
Dieses Kohlenstoffdioxid muss aus dem Gärgas oder Synthesegas nicht entfernt werden,
sondern die Menge an zusätzlich zugeführtem Kohlenstoffdioxid kann jeweils so angepasst
werden, dass insgesamt die gewünschte Konzentration und z.B. die gewünschte Flammentemperatur
und Leistungserzeugung bei der Verbrennung erreicht wird.
[0045] Für den zweiten Verwertungspfad wird das Kohlenstoffdioxid z.B. bei einem vergleichsweise
höheren Temperaturniveau aus der Rückgewinnungsvorrichtung 50 entnommen und zunächst
mit einem Kompressor 90 verdichtet und dann dem Wärmetauscher 22 als weiteres Prozessmedium
zugeführt. In den Wärmetauscher 22 strömt dabei ursprünglich warmes Kohlenstoffdioxid
und ursprünglich kalter Sauerstoff ein, wobei der Sauerstoff erwärmt und das Kohlenstoffdioxid
abgekühlt wird. Der einströmende Sauerstoff kann dabei insbesondere noch verflüssigt
sein oder allgemeiner gesagt bei einer tiefkalten Temperatur vorliegen. Dabei kann
das Kohlenstoffdioxid aufgrund der Wärmeübertragung verflüssigt werden, was insbesondere
bei einem Druck oberhalb von 5,2 bar möglich ist. Im Bereich des Auslasses für verflüssigtes
Kohlenstoffdioxid kann der Wärmetauscher 22 vorteilhaft eine Entgasungsvorrichtung
aufweisen, mit welcher Sauerstoff und andere leichter siedende Verunreinigungen wie
z.B. auch Stickstoff und Edelgase aus dem flüssigen Kohlenstoffdioxid entfernt werden
können. Das verflüssigte Kohlenstoffdioxid wird dann dem Kohlenstoffdioxidspeicher
32 zugeführt, aus dem es wie beschrieben im ersten Betriebsmodus verbraucht werden
kann.
[0046] In Figur 3 ist eine ähnliche Prinzipskizze eines Energiesystems 1 nach einem dritten
Beispiel der Erfindung gezeigt. Auch dieses Energiesystem 1 basiert auf der grundlegenden
Ausführung der Figur 1 und ist um einige optionale Komponenten erweitert. Ähnlich
wie beim Beispiel der Figur 2 wird auch hier Kohlenstoffdioxid aus dem Rauchgas RG
der Verbrennung zurückgewonnen und teils dem Oxidationsgas OG zugeführt und teils
anderweitig verwendet. Diese anderweitige Verwendung ist der Übersichtlichkeit halber
nicht dargestellt, aber es kann auch hier eine Verflüssigung des Kohlenstoffdioxids
im Wärmetauscher 22 stattfinden. Auch bei diesem Beispiel wird der elektrolytisch
erzeugte Wasserstoff H
2 im ersten Betriebsmodus in einer wasserstoffbasierten Synthese verwertet. Hierzu
wird der Wasserstoff einem Synthesereaktor 72 zugeführt, welcher in diesem Beispiel
zur Synthese von Ammoniak NH
3 ausgestaltet ist und entsprechend mit Stickstoff N
2 als weiterem Edukt gespeist wird. Optional können diesem Synthesereaktor 72 weitere
Komponenten vorgelagert sein, wie z.B. ein Reaktor zur katalytischen Reaktion, in
dem ein Restgehalt von Sauerstoff im einströmenden Wasserstoff durch katalytische
Reaktion mit Wasserstoff und Auskondensieren des gebildeten Wassers entfernt wird.
Das gebildete Ammoniak NH
3 wird in einem Ammoniakspeicher 82 gespeichert, dem ggf. weitere Komponenten zur Reinigung,
Verdichtung und/oder Kühlung des gebildeten Ammoniaks vorgeschaltet sein können. Auch
hier kann z.B. ein Wärmetauscher zum Einsatz kommen, mit welchem der Ammoniak auf
eine tiefkalte Temperatur abgekühlt wird und ein weiteres Prozessmedium erwärmt wird,
wodurch eine Speicherung des Ammoniaks in verflüssigter Form ohne einen zusätzlichen
Kompressor ermöglicht wird.
[0047] Zur Abkühlung des elektrolytisch gebildeten Sauerstoffs umfasst das Energiesystem
der Figur 3 einen Wärmetauscher 21b, in welchen flüssiger Stickstoff N
2 aus einem Stickstoffspeicher 33 als weiteres Prozessmedium einströmt. Dabei wird
der ursprünglich flüssige Stickstoff im Wärmetauscher 21b erwärmt und der ursprünglich
warme Sauerstoff wird auf eine tiefkalte Temperatur abgekühlt, wodurch er optional
bereits im Wärmetauscher 21b kondensieren kann. Dies ermöglicht vorteilhaft eine Verflüssigung
des elektrolytisch gebildeten Sauerstoffs ohne einen zusätzlichen Kompressor auf dem
Weg zum Sauerstoffspeicher 31. Der eingeströmte flüssige Stickstoff N
2 verdampft im Wärmetauscher und wird danach dem Synthesereaktor 72 als Edukt zugeführt,
so dass sich auch für dieses Prozessmedium eine Doppelverwendung ergibt. Optional
kann zumindest ein Teil des verdampften Stickstoffs wieder über einen Kompressor 90
verdichtet und als flüssiger Stickstoff erneut dem Stickstoffspeicher 33 in einem
geschlossenen Kreislauf zugeführt werden. Für diesen Zweck ist der Kompressor 90 im
Stickstoff-Pfad zweckmäßig als Hochdruck-Verdichter ausgestaltet, wobei das komprimierte
Gas auf eine verhältnismäßig tiefe Temperatur z.B. zwischen -30 °C und -50 °C nachgekühlt
wird. Im Anschluss daran findet eine Expansion statt, welche entweder adiabatisch
oder ggf. über eine Expansionsturbine geführt werden kann und schließlich zur Verflüssigung
des Stickstoffs führt. Diese erneute Verflüssigung kommt vor allem dann in Betracht,
wenn mehr flüssiger Stickstoff im Wärmetauscher 21b benötigt wird als danach in der
Ammoniaksynthese verbraucht wird. In ähnlicher Weise kann der Stickstoff bei anderen
Ausführungsformen in einem geschlossenen Kältemittelkreislauf recycelt werden, bei
denen kein Reaktor zur Ammoniaksynthese vorliegt.
[0048] In Figur 4 ist eine ähnliche Prinzipskizze eines Energiesystems 1 nach einem vierten
Beispiel der Erfindung gezeigt, in welchem die zusätzlichen Komponenten der beiden
vorhergehenden Beispiele vereinigt sind. Zusammengefasst wird hier also sowohl eine
kohlenstoffbasierte Synthese im Synthesereaktor 71 durchgeführt als auch eine stickstoffbasierte
Synthese im Synthesereaktor 72. Der elektrolytisch erzeugte Sauerstoff O
2 wird hier mit zwei aufeinanderfolgenden Wärmetauschern 21a und 21b sequentiell heruntergekühlt
und dabei im zweiten Wärmetauscher 21b verflüssigt. Dabei dient aus der Verbrennung
rückgewonnenes Kohlenstoffdioxid CO
2 als weiteres Prozessmedium des ersten Wärmetauschers 21a und flüssiger Stickstoff
N
2 wird als weiteres Prozessmedium in den zweiten Wärmetauscher eingeleitet. Beide Stoffe
werden nach dem Durchlauf durch den jeweiligen Wärmetauscher in den jeweiligen Synthesereaktoren
als Edukt eingesetzt. Zur besseren Übersicht ist der Stoffstrom des Kohlenstoffdioxids
hier gestrichelt dargestellt. Die Rückgewinnung und weitere Verwendung des Kohlenstoffdioxids
erfolgt dabei analog wie beim Beispiel der Figur 2. Zum besseren Verständnis dieses
vierten Ausführungsbeispiels sind in Figur 5 nur diejenigen Komponenten dargestellt,
die beim ersten Betriebsmodus aktiv sind, und in Figur 6 sind nur diejenigen Komponenten
dargestellt, die beim zweiten Betriebsmodus aktiv sind.
[0049] Allgemein optional können die dargestellten Energiesysteme jeweils noch weitere Komponenten
umfassen, beispielsweise zusätzliche Kühl- bzw. Erwärmungsvorrichtungen, Verdichter,
Kondensationsstufen, Entfeuchtungsstufen und/oder Reinigungsstufen. Beispielsweise
kann das rückgewonnene Kohlenstoffdioxid von Verunreinigungen befreit werden, welche
im Synthesereaktor 71 stören würden, wie z.B. Sauerstoff und Schwefel. Der im Wärmetauscher
21b verdampfte Stickstoff kann von Verunreinigungen befreit werden, welche im Synthesereaktor
72 stören würden, wie z.B. Schwefel, Kohlenstoffmonoxid und Kohlenstoffdioxid. Weiterhin
können die elektrolytisch erzeugten Gase Sauerstoff und Wasserstoff jeweils zunächst
einen Tropfenabscheider zur Entfeuchtung durchlaufen. Diese Tropfenabscheider können
jeweils mit einem Kühlwasserkreislauf verbunden sein, mit welchem insbesondere auch
die Synthesereaktoren gekühlt werden können. Das Kühlwasser kann dafür beispielsweise
eine Temperatur von wenigen Grad über dem Gefrierpunkt aufweisen. Die Kälte aus diesem
Kühlwasserkreislauf kann auch in eine Gebäudekühlung eingekoppelt werden und eine
konventionelle Klimaanlage mit Kompressor entlasten. Das Energiesystem kann zusätzlich
eine hier nicht dargestellte Wärmepumpe oder eine andere Heizvorrichtung umfassen,
mit der bestimmte Komponenten für den Betrieb erwärmt werden können, beispielsweise
der optional vorhandene Reaktor zur katalytischen Reaktion von Rest-Sauerstoff mit
Wasserstoff, bevor der Wasserstoff der Ammoniaksynthese zugeführt wird. Als Wärmereservoir
kann dabei der Elektrolyseur 10, die Verbrennungskraftmaschine 40 und/oder einer der
Synthesereaktoren 71, 72 dienen, bei deren Betrieb jeweils thermische Energie freigesetzt
wird, so dass hier eine Entwärmung zweckmäßig ist. Tiefkalte Gasströme können allgemein
auch weiter genutzt werden, z.B. zum Ausfrieren von Wasser aus Sauerstoff oder Kohlenstoffdioxid
vor deren Verflüssigung oder auch zur Bereitstellung von Kühlleistung für einen Verbraucher,
z.B. für eine Gebäudekühlung.
[0050] Die Anmelderin weist an dieser Stelle darauf hin, dass unabhängig vom grammatikalischen
Geschlecht eines bestimmten personenbezogenen Begriffs stets Personen mit männlicher,
weiblicher und anderer Geschlechteridentität mit umfasst sein sollen.
Bezugszeichenliste
[0051]
- 1
- Energiesystem
- 10
- Elektrolyseur
- 21
- Wärmetauscher zur Sauerstoff-Kühlung
- 21a
- (erster) Wärmetauscher
- 21b
- (zweiter) Wärmetauscher
- 22
- Wärmetauscher zur Sauerstoff-Erwärmung
- 31
- Sauerstoffspeicher
- 32
- Kohlenstoffdioxidspeicher
- 33
- Stickstoffspeicher
- 40
- Verbrennungskraftmaschine
- 41
- Generator
- 50
- Rückgewinnungsvorrichtung
- 60
- Brennstoffspeicher
- 71
- Synthesereaktor für kohlenstoffbasierte Synthese
- 72
- Synthesereaktor für stickstoffbasierte Synthese
- 81
- Speicher für synthetischen Kraftstoff
- 82
- Ammoniakspeicher
- 90
- Kompressor
- CO2
- Kohlenstoffdioxid
- E
- elektrische Energie
- EF
- synthetischer Kraftstoff
- F
- Brennstoff
- H2O
- Wasser
- H2
- Wasserstoff
- N2
- Stickstoff
- NH3
- Ammoniak
- O2
- Sauerstoff
- OG
- Oxidationsgas
- PM
- anderes Prozessmedium
- RG
- Rauchgas
1. Energiesystem (1) zur Bereitstellung von elektrischer Leistung für wenigstens einen
Verbraucher, umfassend:
- einen Elektrolyseur (10) zur elektrolytischen Zerlegung von Wasser (H2O) in Sauerstoff (O2) und Wasserstoff (H2) unter Einsatz von elektrischer Energie (E),
- einen Sauerstoffspeicher (31) zur Speicherung des elektrolytisch erzeugten Sauerstoffs
(O2) in verflüssigter Form bei einer kryogenen Temperatur,
- eine Verbrennungskraftmaschine (40) und einen mittels der Verbrennungskraftmaschine
(40) angetriebenen Generator (41) zur Bereitstellung von elektrischer Leistung durch
Verbrennung eines Brennstoffs (F) in einem Oxyfuel-Verfahren, bei welchem der elektrolytisch
erzeugte Sauerstoff (O2) eingesetzt wird, sowie
- wenigstens einen Wärmetauscher (21,22) zur Übertragung von thermischer Energie zwischen
dem elektrolytisch erzeugten Sauerstoff (O2) und wenigstens einem anderen Prozessmedium (PM), wobei der Wärmetauscher (21,22)
dazu ausgelegt ist, wenigstens in einem Teilbereich bei einer tiefkalten Temperatur
von -35 °C oder weniger betrieben zu werden.
2. Energiesystem (1) nach Anspruch 1, bei welchem wenigstens einer der vorliegenden Wärmetauscher
(21,22) dazu ausgebildet ist, wenigstens in einem Teilbereich von elektrolytisch erzeugtem
flüssigem Sauerstoff (O2) durchströmt zu werden.
3. Energiesystem (1) nach Anspruch 1 oder 2, bei welchem wenigstens einer der vorliegenden
Wärmetauscher (21) zur Kühlung des elektrolytisch erzeugten Sauerstoffs (O2) auf eine tiefkalte Temperatur ausgestaltet ist, wobei das zu erwärmende Prozessmedium
(PM) entweder flüssiger Stickstoff (N2) oder flüssiges Kohlenstoffdioxid (CO2) ist.
4. Energiesystem (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei welchem wenigstens
einer der Wärmetauscher (22) zur Erwärmung des elektrolytisch erzeugten Sauerstoffs
(O2) von einer tiefkalten Temperatur ausgestaltet ist, wobei das zu kühlende Prozessmedium
(PM) Kohlenstoffdioxid (CO2) ist.
5. Energiesystem (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei welchem wenigstens
einer der vorliegenden Wärmetauscher (21,22) ein gemäß einem additiven Herstellungsverfahren
gefertigter Wärmetauscher ist.
6. Energiesystem (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, umfassend:
- wenigstens einen Synthesereaktor (71,72) zur Erzeugung wenigstens eines Syntheseprodukts
(EF,NH3) aus dem elektrolytisch erzeugten Wasserstoff (H2) und wenigstens einem weiteren Edukt (CO2, N2).
7. Energiesystem (1) nach Anspruch 6, welches einen Synthesereaktor (71) umfasst, der
zur Umsetzung von Wasserstoff (H2) mit Kohlenstoffdioxid (CO2) als weiterem Edukt ausgebildet ist.
8. Energiesystem (1) nach einem der Ansprüche 6 oder 7, bei welchem der Synthesereaktor
(71) zur Bildung eines kohlenstoffbasierten synthetischen Kraftstoffs (EF) ausgebildet
ist.
9. Energiesystem (1) nach einem der Ansprüche 6 bis 8, welches einen Synthesereaktor
(72) zur Bildung von Ammoniak (NH3) umfasst,
wobei der Synthesereaktor (72) zur Umsetzung von Wasserstoff (H2) mit Stickstoff (N2) als weiterem Edukt ausgebildet ist.
10. Energiesystem (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei welchem die Verbrennungskraftmaschine
(40) eine Kraft-Wärme-gekoppelte Maschine ist, mit welcher zusätzlich zum Antreiben
des Generators (41) Wärmeleistung für einen Verbraucher bereitstellbar ist.
11. Energiesystem (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei welchem die Verbrennungskraftmaschine
(40) mit einer Vorrichtung (50) zur Rückgewinnung von Kohlenstoffdioxid (CO2) aus dem bei der Verbrennung gebildeten Rauchgas (RG) in Verbindung steht.
12. Energiesystem (1) nach Anspruch 11, bei welchem die Verbrennungskraftmaschine (40)
zur Verbrennung des Brennstoffs (F) mit einem Gemisch aus elektrolytisch erzeugtem
Sauerstoff (O2) und aus dem Rauchgas (RG) rückgewonnenen Kohlenstoffdioxid (CO2) ausgelegt ist.
13. Energiesystem (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei welchem die Verbrennungskraftmaschine
(40) zur stickstofffreien Verbrennung des Brennstoffs (F) ausgelegt ist.
14. Energiesystem (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, welches zwischen einem
ersten und einem zweiten Betriebsmodus umschaltbar ist,
wobei der erste Betriebsmodus dazu dient,
- Wasser (H2O) mittels des Elektrolyseurs (10) unter Einsatz von elektrischer Energie (E) in Wasserstoff
(H2) und Sauerstoff (O2) zu zerlegen,
- und Sauerstoff (O2) in verflüssigter Form im Sauerstoffspeicher (31) zu speichern,
und wobei der zweite Betriebsmodus dazu dient,
- Brennstoff (F) in der Verbrennungskraftmaschine (40) im Oxyfuel-Verfahren zu verbrennen,
wobei der Generator (41) von der Verbtrennungskraftmaschine (40) angetrieben wird
und mit dem Generator (41) elektrische Leistung bereitgestellt wird und elektrolytisch
erzeugter Sauerstoff (O2) aus dem Sauerstoffspeicher (31) verbraucht wird.
15. Verfahren zur Bereitstellung von elektrischer Leistung für wenigstens einen Verbraucher,
umfassend die folgenden Schritte:
a) elektrolytische Zerlegung von Wasser (H2O) in Sauerstoff (O2) und Wasserstoff (H2) unter Einsatz von elektrischer Energie (E),
b) Speicherung des elektrolytisch erzeugten Sauerstoffs (O2) in verflüssigter Form bei einer kryogenen Temperatur,
c) Verbrennung eines Brennstoffs (F) in einem Oxyfuel-Verfahren, bei welchem der elektrolytisch
erzeugte Sauerstoff (O2) eingesetzt wird, innerhalb einer Verbrennungskraftmaschine (40) und Bereitstellung
von elektrischer Leistung mittels eines an die Verbrennungskraftmaschine (40) gekoppelten
Generators (41),
- wobei mit einem Wärmetauscher (21,22) thermische Energie zwischen dem elektrolytisch
erzeugten Sauerstoff (O2) und wenigstens einem anderen Prozessmedium (PM) übertragen wird, wobei der Wärmetauscher
(21,22) wenigstens in einem Teilbereich bei einer tiefkalten Temperatur von -35 °C
oder weniger betrieben wird.