[0001] Die Erfindung betrifft ein Geotextilgewebe, eine Verwendung eines Geotextilgewebes,
ein Verfahren zur Herstellung eines Zwirnfadens für Geotextilgewebe und ein Verfahren
zur Herstellung eines Geotextilgewebes.
[0002] Durch fließendes Wasser, Regenfall, Schneeschmelze oder Wind kann es zu Bodenerosion
kommen. Beispielsweise können sich Rinnen, Rillen oder Riefen bilden. Das Phänomen
von Bodenerosion tritt zwar grundsätzlich auch natürlich auf, wird oft aber erst durch
menschlichen Einfluss hervorgerufen oder verstärkt. Beispielsweise sind neu angelegte
Böschungen, welche zunächst freigelegte (bzw. ungeschützte) Flächen umfassen, relativ
ungeschützt dem Einfluss von Regen und Wind ausgesetzt. Problematisch wird die Bodenerosion
dann, wenn in der Nähe befindliche Bauwerke dadurch gefährdet oder zumindest (beispielsweise
bezüglich ihrer Standfestigkeit) beeinflusst werden. Die Bodenerosion führt dann oftmals
dazu, dass kostspielige Gegenmaßnahmen notwendig sind oder Menschen gefährdet werden.
[0003] Um dieser Problematik zu begegnen, ist im Stand der Technik der Einsatz von Geotextilien
bekannt. Geotextilien sind flächige oder dreidimensionale Textilien, die meist wasser-
und vegetationsdurchlässig sind. Üblicherweise werden Geotextilien in Form von Geweben,
Vliesstoffen, Fasermatten, Gittern, Geflechten, Gewirken und Kombinationen dieser
beiden Varianten bereitgestellt. Geotextilien werden beispielsweise bei frisch mit
Oberboden angedeckten Böschungen und Gewässerufern verwendet. Durch Auflegen der Geotextilien
auf den Boden der Böschungen kann ein wirkungsvoller Schutz vor Wasser- und/oder Winderosion
erzielt werden. Dabei soll der Boden solange stabilisiert werden, bis natürliche Vegetation
eine stabilisierende Rolle übernehmen kann.
[0004] Daher geht der Trend dahin, Geotextilien bereitzustellen, die aus synthetischen Ausgangsmaterialien
bestehen oder diese zumindest umfassen. Synthetische Ausgangsmaterialien sind zum
Beispiel Polypropylen, Polyethylen, Polyester oder Polyamid. Gegenüber Geotextilien
aus Naturfasern, haben synthetische Ausgangsmaterialien den Vorteil einer oftmals
deutlich längeren Lebensdauer. Die, z.B. für den Straßen- und Tiefbau, nützlichen
und oftmals erforderlichen Eigenschaften der Dauerhaftigkeit und Unverrottbarkeit
stellen nach neueren Erkenntnissen für den Einsatz bei Rekultivierungs- oder ingenieurbiologischen
Maßnahmen jedoch auch einen Nachteil dar. Eine Wiederverwertung bzw. ein Recycling
ist oftmals aufgrund des damit verbundenen Arbeitskostenaufwands nicht realisierbar.
Eine Entsorgung, in der Regel umfassend einen Transport (beispielsweise auch in ein
anderes Land oder einen anderen Kontinent, z.B. von Europa nach Afrika oder Asien),
eine Deponierung und eine Verbrennung, ist für die Umwelt belastend. Zudem kommt es
bei der Verwendung von üblichen synthetischen Materialien oftmals zu einer Absonderung
von Mikrostoffen, wie Mikroplastik, in die Umwelt. Auch Bioplastik und Biokunststoffe
können nach oder während ihrer Anwendung Mikrostoffe absondern. Mikrostoffe sind potentiell
gefährdend für Mensch, Umwelt, Fauna und Flora.
[0005] Eine weniger schädliche Alternative bieten demgegenüber Geotextilien aus Naturfasern.
Naturfasern können beispielsweise aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Diese
weisen jedoch gegenüber synthetischen Geotextilien in der Regel eine geringere Lebensdauer
und oftmals auch eine geringere Stabilität auf, so dass diese aus diesem Grund oft
ausscheiden.
[0006] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Geotextil bereitzustellen,
welches beim Einsatz keine schädlichen Mikrostoffe, wie Mikroplastik, in die Umwelt
absetzt und das dennoch eine gute Dauerhaftigkeit und Stabilität aufweist.
[0007] Diese Aufgabe wird mit einem Geotextilgewebe gemäß dem Anspruch 1, einer Verwendung
gemäß dem Anspruch 12, einem Verfahren gemäß dem Anspruch 8 und einem Verfahren gemäß
dem Anspruch 15 gelöst. Weitere Merkmale, Vorteile und Ausführungsformen ergeben sich
aus den abhängigen Ansprüchen, der Beschreibung sowie aus den Figuren.
[0008] Erfindungsgemäß wird ein Geotextilgewebe, insbesondere zur Stabilisierung eines unbefestigten
Untergrunds, bereitgestellt. Das Geotextilgewebe umfasst eine Vielzahl von Schussfäden
und eine Vielzahl von Kettfäden, und ein Verstärkungselement, das in oder an zumindest
einem Schussfaden und/oder in oder an zumindest einem Kettfaden vorgesehen ist. Die
Schussfäden und die Kettfäden umfassen Naturfasern. Das Verstärkungselement umfasst
anorganisches, mineralisches und/oder metallisches Material.
[0009] Das Geotextil ist als Gewebe vorgesehen. Ein Gewebe kann ein ungehindertes Durchwachsen
von Pflanzen, z.B. Gräsern, Kräutern und/oder Pioniergehölzen, ermöglichen. Beispielsweise
kann es vorgesehen sein, zur Bodenstabilisierung das Geotextilgewebe flächig auf einen
Boden aufzulegen und in den Zwischenräumen der Garne des Gewebes Saatgut aufzutragen.
Das Geotextilgewebe kann vorzugsweise zu einer Stabilisierung eines unbefestigten
Untergrunds ausgelegt sein. Ein unbefestigter Untergrund kann ein Boden sein, auf
dem noch kein Pflanzenbewuchs vorhanden ist. Ein unbefestigter Untergrund kann beispielsweise
eine freigelegte Bodenfläche oder eine neu angelegte Böschung umfassen. Der unbefestigte
Untergrund kann beispielsweise unbegrünter und unbefestigter Boden sein. Das Geotextilgewebe
kann ein dreidimensionales Geotextilgebilde sein. Das Geotextilgewebe kann allgemein
als netzartige Struktur zu verstehen sein. Das Geotextilgewebe kann ein Gestrick oder
eine Raschelware sein.
[0010] Das Geotextilgewebe umfasst eine Vielzahl von Schussfäden und eine Vielzahl von Kettfäden.
Kettfäden sind Fäden, die beim Weben in Längsrichtung aufgespannt werden. Allgemein
kann eine Längsrichtung als die Richtung entlang der die Kettfäden verlaufen definiert
sein. Kettfäden sind Fäden die parallel zu einer Webkante des Gewebes verlaufen. Die
einzelnen Kettfäden der Vielzahl von Kettfäden können vorzugsweise parallel zueinander
verlaufen. Die Schussfäden verlaufen quer zu den Kettfäden. Das Geotextilgewebe kann
zwei Fadensysteme umfassen, nämlich ein Fadensystem aus den Schussfäden und ein Fadensystem
aus den Kettfäden. Ein Fadensystem kann bei der Textilherstellung die Gesamtheit von
Fäden, die in ein Gewebe jeweils nach dem gleichen Prinzip eingearbeitet wird, bezeichnen.
Vorzugsweise kann das Geotextilgewebe ein Flachgewebe sein. Ein Flachgewebe bezeichnet
ein Gewebe mit jeweils einem Kettfaden-System und einem Schussfaden-System. Beispielsweise
kann das Flachgewebe eine Vielzahl von Kettfaden und einen Schussfaden umfassen. Es
können jedoch auch mehr Schussfäden vorgesehen sein.
[0011] Die Schussfäden und die Kettfäden umfassen Naturfasern. Die Schussfäden und/oder
die Kettfäden können überwiegend (d.h. mehr als 50%) Naturfasern umfassen. Besonders
bevorzugt können die Schussfäden und die Kettfäden, gegebenenfalls neben dem Verstärkungselement,
im Wesentlichen ausschließlich aus Naturfasern bestehen. Im Wesentlichen ausschließlich
kann dabei so zu verstehen sein, dass eventuell noch (unvermeidbare oder schwer vermeidbare)
Spuren von anderen Materialien vorhanden sein können. Naturfasern sind Fasern aus
natürlichen Quellen, wie Pflanzen oder Tieren. Naturfasern sind typischerweise keinen
synthetischen Herstellungsschritten und/oder chemischen Umwandlungsreaktionen unterworfen
worden. Bevorzugt sind organische Naturfasern vorgesehen. Besonders bevorzugt sind
pflanzliche Naturfasern vorgesehen. Pflanzliche Naturfasern, sind Naturfasern, die
von pflanzlichen Quellen stammen. Naturfasern, insbesondere organische Naturfasern,
können sich üblicherweise im Laufe der Zeit zersetzen. Vorteilhafterweise kann somit
eine Entsorgung der Naturfasern nicht notwendig sein. Überreste der Naturfasern können
beispielsweise als Nährstoffe bzw. Humus für ein Pflanzenwachstum dienen. Mit Vorteil
kann somit beispielsweise eine Bepflanzung einer Oberfläche durch die Naturfasern
unterstützt werden.
[0012] Das Verstärkungselement ist in oder an zumindest einem Schussfaden und/oder in oder
an zumindest einem Kettfaden vorgesehen. In einem Faden kann bedeuten, dass das Verstärkungselement
in den Faden integriert ist. Beispielsweise kann das Verstärkungselement als eine
Seele des Fadens vorgesehen sein. An einem Faden kann bedeuten, dass das Verstärkungselement
an dem Faden anliegt und/oder an dem Faden befestigt ist. Das Verstärkungselement
kann beispielsweise um einen Faden herumgedreht und/ oder mit ihm verzwirnt sein.
Das Verstärkungselement kann beispielsweise mit dem Faden verflochten sein. Es können
bevorzugt mehrere Verstärkungselemente vorgesehen sein. Es kann vorgesehen sein, dass
für jeden Kettfaden und/oder Schussfaden, an und/oder in dem ein Verstärkungselement
vorgesehen ist, jeweils zumindest ein Verstärkungselement vorgesehen ist oder jeweils
mehrere Verstärkungselemente vorgesehen sind. Vorzugsweise kann ein Verstärkungselement
an oder in einer Vielzahl von Schussfäden und/oder an oder ein einer Vielzahl von
Schussfäden vorgesehen sein. Besonders bevorzugt kann das Verstärkungselement an oder
in im Wesentlichen allen Schussfäden und/oder an oder ein im Wesentlichen allen Schussfäden
vorgesehen sein. Vorzugsweise hat das Verstärkungselement eine höhere Lebensdauer
als die Naturfasern. Das Verstärkungselement kann vorteilhafterweise eine Verwendbarkeit
für eine vorgesehene Funktion und/oder eine Stabilität bzw. Zugfestigkeit des Geotextilgewebes
erhöhen. Das Verstärkungselement kann ein Verstärkungsdraht sein. Das Verstärkungselement
umfasst anorganisches, mineralisches und/oder metallisches Material. Das Verstärkungselement
kann Metalldraht, Seile, Litzen, Metallfäden umfassen. Das Verstärkungselement kann
eine höhere Härte als die Kettfäden und/oder die Schussfäden aufweisen. Vorzugsweise
umfasst das Verstärkungselement überwiegend anorganisches, mineralisches und/oder
metallisches Material. Das Verstärkungselement kann beispielsweise ein Metalldraht
oder ein Metallfaden sein. Metallisches Material kann vorteilhafterweise eine hohe
Haltbarkeit aufweisen. Metallisches Material kann, verglichen mit einem Plastikmaterial,
weniger schädlich für die Umwelt, insbesondere die Vegetation und Fauna sein. Vorteilhafterweise
kann metallisches Material eine hohe Zugfestigkeit aufweisen und die Zugfestigkeit
des Geotextilgewebes erhöhen. Anorganische Materialien können allgemein Metalle umfassen.
Anorganische Materialien können Glasfaser umfassen. Vorteilhafterweise umfasst anorganisches
Material keine ölbasierten Polymere. Somit kann mit der Verwendung von anorganischem
Material ein Absetzen von Mikroplastik in die Umwelt verhinderbar sein. Vorzugsweise
ist das mineralische Material anorganisch. Optional kann das mineralische Material
Asbest, Glas Keramik und/oder Basalt umfassen. Vorzugsweise ist das mineralische Material
ein biegsames mineralisches Material, besonders bevorzugt ein elastisch biegsames
mineralisches Material. In der Vergangenheit war es nicht ohne weiters möglich ein
Verstärkungselement, das anorganisches, mineralisches und/oder metallisches Material
umfasst, in einem Gewebe vorzusehen, da es hierbei insbesondere Limitationen bei dem
Webvorgang gibt. Daher wurde dies auch nicht in Erwägung gezogen. Vorliegend wurde
jedoch herausgefunden, dass anorganisches, mineralisches und/oder metallisches Material
überraschenderweise auch wie erfindungsgemäß beschrieben gewebt werden kann. Daher
kann ein Gewebe bereitgestellt sein, das die Nachteile aus dem Stand der Technik überwindet.
[0013] Vorteilhafterweise können mit dem erfindungsgemäßen Geotextilgewebe mehrere vorteilhafte
Eigenschaften in Kombination erzielbar sein. Einerseits kann durch Naturfasern ein
Wasserhaltevermögen, eine Verrottbarkeit und eine vollständige biologische Abbaubarkeit
erzielt werden. Beispielsweise können Naturfasern (z.B. beim bzw. nach dem Verrotten)
als Nährstoffzufuhr bzw. als Düngemittel für ein Pflanzenwachstum dienen. Damit kann
beispielsweise eine Etablierung einer den Boden schützenden Vegetationsschicht gefördert
werden. Durch das Verwenden eines Gewebes kann ein ungehindertes Durchwachsen und
Durchwurzeln ermöglicht werden. Andererseits können durch das Verstärkungselement
eine erhöhte Haltbarkeit und eine erhöhte Stabilität bzw. Zugfestigkeit sowie eine
erhöhte Lebensdauer und Dehnung des Gewebes erzielbar sein. Beispielsweise kann beim
Verrotten der Naturfasern durch das Verstärkungselement bzw. vorzugsweise durch mehrere
Verstärkungselemente noch ein Gerüst zum weiteren Stabilisieren einer Bodenfläche
verbleiben. Somit kann beispielsweise ein langlebiger Erosionsschutz bereitgestellt
werden. Ferner kann das Gewebe mit dem Verstärkungselement höhere Lasten aufnehmen
als ohne das Verstärkungselement. Beispielsweise kann das Gewebe überschüttet werden,
ohne dass das Gewebe Schaden nimmt (d.h. seine stabilisierende Wirkung verliert).
Ferner kann somit eine Befahrbarkeit des Gewebes gegeben sein. Vorteilhafterweise
wird zudem für die höhere Stabilität kein Plastikmaterial benötigt. Damit kann eine
Abgabe von Mikroplastik in die Umwelt verhindert werden. Schäden an der Umwelt können
somit verhindert werden. Das Verstärkungselement kann aus einem inerten Material gefertigt
sein, so dass es nicht oder nur sehr schwach mit anderen Materialien oder Elementen
reagiert (d.h. das Verstärkungselement kann reaktionsträge sein). Beispielsweise kann
das Verstärkungselement eine Legierung aus Eisen und weitern Zuschlägen sein, so dass
ein reaktionsträges Metall gebildet ist. In einer Ausführungsform ist das Verstärkungselement
aus Edelstahl gebildet. Somit kann sichergestellt sein, dass auch bei einem längeren
Verbleib des Geotextils an der Einbaustelle es nicht zu Absonderungen von Materialien
oder Stoffen oder zu Reaktionen mit anderen Stoffen an der Einbaustelle kommt. Folglich
kann der Einfluss auf die Umwelt verringert werden.
[0014] Vorzugsweise ist das Verstärkungselement so angeordnet, dass es im Wesentlichen parallel
zu dem jeweiligen Schussfaden und/oder Kettfaden verläuft. Der jeweilige Schussfaden
oder Kettfaden ist vorzugsweise derjenige Faden an und/oder in dem das Verstärkungselement
vorgesehen ist. Beispielsweise kann das Verstärkungselement ein Verstärkungsdraht
sein, der entlang dem jeweiligen Schussfaden oder Kettfaden verläuft. Das Verstärkungselement
kann beispielsweise spiralförmig um zumindest einen Faden, bevorzugt um zumindest
einen Kettfaden, verlaufen. Eine Spiralform kann besonders gute Dehneigenschaften
ermöglichen, indem eine signifikante Zugkraft auch noch bei größerer Dehnung (beispielsweise
100% Dehnung) aufrechterhalten werden kann. Das Verstärkungselement kann entlang im
Wesentlichen der gesamten Erstreckung des jeweiligen Schussfadens verlaufen. Ein Verlauf
entlang im Wesentlichen der gesamten Erstreckung kann vorteilhafterweise eine durchgängige
Verstärkung ermöglichen. "Im Wesentlichen" kann dabei so zu verstehen sein, dass beispielsweise
am Ende des jeweiligen Fadens das Verstärkungselement etwas früher aussetzt. Beispielsweise
kann jeweils zumindest ein Ende des Fadens von einem oder wenigen Zentimetern, bevorzugt
weniger als 5 cm, frei von dem Verstärkungselement sein. Beispielsweise kann es fertigungsbedingt
oder für eine bessere Flexibilität im Randbereich des Geotextils vorteilhaft sein,
wenn das Verstärkungselement etwas früher als das Ende des jeweiligen Fadens aussetzt.
Mit anderen Worten kann sich das Verstärkungselement nur abschnittsweise entlang des
jeweiligen Fadens erstrecken.
[0015] Vorzugsweise ist das Geotextilgewebe kunststofffrei gefertigt. Vorteilhafterweise
kann mit einem kunststofffreien Geotextilgewebe erreicht werden, dass keine Schadstoffe
wie Mikroplastik in die Umwelt abgesondert werden. Vorteilhafterweise kann somit ein
Umweltrisiko verhindert oder verringert werden. Zusätzlich oder alternativ kann vorgesehen
sein, dass das Geotextilgewebe nicht chemisch behandelt ist. Damit kann das Geotextilgewebe
in dieser Hinsicht vorteilhaft gegenüber synthetischen Geotextilien sein. Daher kann
das Geotextilgewebe gemäß der vorliegenden Ausführungsform in seinem Einbauort verbleiben
und muss nicht entfernt werden.
[0016] Vorzugsweise sind die Kettfäden und die Schussfäden jeweils als Zwirnfäden hergestellt
aus jeweils zumindest zwei Naturfaser-Garnen. Die jeweils zumindest zwei Naturfaser-Garne
können zueinander gleich oder zueinander unterschiedliche sein. Mit anderen Worten
können die Fäden zwei verzwirnte Naturfaser-Fäden umfassen. Naturfaser-Garne sind
Garne, die aus Naturfasern hergestellt sind. Die verzwirnten Kettfäden und/oder die
verzwirnten Schussfäden können mit jeweils zumindest einem Verstärkungselement verarbeitet
sein. Verarbeitet kann bedeuten, dass das Verstärkungselement an oder in dem jeweiligen
Faden angeordnet und/oder befestigt ist.
[0017] Vorzugsweise ist in die Zwirnfäden, die zu den Kettfäden gehören, jeweils zumindest
ein Verstärkungselement eingeflochten oder verzwirnt. Das verzwirnte oder eingeflochtene
Verstärkungselement kann vorzugsweise ein Verstärkungsdraht sein. Tests haben ergeben,
dass durch ein Verzwirnen oder Einflechten des Verstärkungselements die Zugkraft,
die das Geotextilgewebe aufnehmen kann, ohne zu versagen, deutlich erhöht werden kann.
Beispielsweise wurde ein Test gemäß der DIN 10319 durchgeführt, wobei die Kettfäden
einen Verstärkungsdraht aus Edelstahl mit einer Dicke von 0,8 mm aufwiesen. Es hat
sich gezeigt, dass selbst bei einer Dehnung von 100% in Längsrichtung des Geotextilgewebes
noch eine Zugkraft von mehr als 50% der Höchstzugkraft (ca. 20 kN/m bei 21°C und 42%
Luftfeuchtigkeit; bei einer Breite des Geotextilgewebes von 220 mm) aufgenommen werden
kann. Dieser Wert ist deutlich höher als für herkömmliche Geotextilien üblich. Noch
bei einer maximal getesteten Dehnung von 130% hatte das Geotextilien eine Zugkraft
von ca. 5% der Höchstzugkraft aufnehmen können. Damit wurde überaschenderweise nachgewiesen,
dass ein Geotextilgewebe mit einem Verstärkungselement aus anorganischem, mineralischem
und/oder metallischem Material zusätzlich auch noch extrem widerstandsfähig ist.
[0018] Vorzugsweise weist zumindest jeweils eines, bevorzugt alle, der Naturfaser-Garne
der Schussfäden jeweils ein Verstärkungselement, bevorzugt ein Verstärkungsdraht,
als Seele auf. Als Seele wird in der Regel der Kern eines Garns oder eines Seils bezeichnet,
der von einem äußeren Material umgeben ist. In diesem Fall umfasst das äußere Material
vorzugsweise Naturfasern. Besonders bevorzugt besteht das äußere Material aus Naturfasern.
Die Seele muss dabei nicht zwingend aus Vollmaterial gebildet sein, sondern kann,
wie z. B. in Koaxialkabeln, innen hohl sein. Mit anderen Worten kann die Seele einen
ringförmigen Querschnitt aufweisen. Dadurch kann ein besonders leichtes Geotextilgewebe
erlangt werden, welches dennoch die verbesserten mechanischen Eigenschaften aufweist.
Dies ist bei einer Verwendung auf erosionsgefährdeten Böden besonders zweckmäßig.
Ein Vorsehen als Seele bedeutet vorzugsweise, dass das Verstärkungselement in die
Garne der Schussfäden und dem Verlauf der Garne folgend integriert ist. Besonders
bevorzugt weisen alle von jeweils zumindest zwei verzwirnten Naturfaser-Garnen jeweils
ein Verstärkungselement als Seele auf. Es hat sich gezeigt, dass die Schussfäden mit
dem Verstärkungselement als Seele gut für die Arbeit beim Weben des Geotextilgewebes
geeignet sind.
[0019] Vorzugsweise beträgt ein Durchmesser des Verstärkungselements der Kettfäden 0,1 mm
bis 2 mm, bevorzugt 0,5 mm bis 1,5 mm, besonders bevorzugt 0,6 mm bis 1,0 mm. Ganz
besonders bevorzugt beträgt der Durchmesser im Wesentlichen 0,8 mm. Das Verstärkungselement
kann beispielsweise einen im Wesentlichen runden Querschnitt aufweisen, welcher den
angegebenen Durchmesser aufweist. Mit einem solchen Durchmesser kann eine besonders
gute Erhöhung der Zugkraft erzielt werden, bei gleichzeitig minimalem Materialverbrauch.
Eine Erhöhung der Zugfestigkeit ist besonders im Bereich von 0,5 mm bis 1,5 mm möglich,
ohne dass die übrigen Eigenschaften des Geotextilgewebes zu stark beeinträchtigt werden.
[0020] Ein Durchmesser von 0,6 mm bis 1,0 mm ist besonders gut für das Weben geeignet, bei
gleichzeitiger signifikanter Erhöhung der Zugkraft. Mit anderen Worten kann eine Webgeschwindigkeit
bei einem Durchmesser von 0,6 mm bis 1,0 mm gesteigert sein, da ein Schussfaden mit
einem solchen Verstärkungselement gut durch bekannte Webstühle gehandhabt werden kann.
[0021] Vorzugsweise weist ein Verstärkungselement zumindest eines Schussfadens einen geringeren
Durchmesser auf als ein Verstärkungselement zumindest eines Kettfadens. Dadurch kann
der Herstellungsprozess (das Weben des Geotextils) vereinfacht werden. Genauer gesagt
muss der Schussfaden durch den Webstuhl gehandhabt werden (d.h. durch den Schützen)
und dabei um ca. 180° umgelenkt werden. Dies ist mit einem dünneren Verstärkungselement
leichter als mit einem Dickeren. Die Kettfäden können dagegen von einem Kettbaum abgewickelt
werden und durch Schäfte lediglich verlagert werden, so dass die Kettfäden nicht umgelenkt
werden müssen, wie die Schussfäden. Daher kann ein Verstärkungselement der Kettfäden
eine größeren Durchmesser (und damit eine gesteigerte Stabilität aufweisen), ohne
dass der Webprozess negativ beeinflusst wird. Gleichzeitig kann die Festigkeit des
Geotextilgewebes durch die dickeren Kettfäden jedoch gesteigert sein.
[0022] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform beträgt ein Durchmesser des Verstärkungselements
der Schussfäden 0,05 mm bis 0,6 mm, bevorzugt 0,1 mm bis 0,5 mm, besonders bevorzugt
0,2 mm bis 0,4 mm. Mit dem Durchmesser kann eine gute Verwebbarkeit der Fäden ermöglicht
werden. Ein Verstärkungselement mit einem Durchmesser von 0,1 mm bis 0,5 mm besonders
stabil sein kann. Ein Durchmesser von 0,2 mm bis 0,4 mm kann besonders günstig für
die Verwendung mit einigen Naturfasern, wie beispielsweise Kokosnussfasern geeignet
sein.
[0023] Vorzugsweise ist das Verstärkungselement aus Edelstahl gefertigt. Edelstahl kann
besonders gut geeignet für die Verwendung in einem Geotextilgewebe sein. Beispielsweise
kann das Verstärkungselement ein Edelstahldraht sein. Edelstahl ist vorteilhafterweise
resistent gegenüber Feuchtigkeit und Korrosion. Ein Verstärkungselement aus Edelstahl
kann besonders effizient einer kontinuierlichen Abnahme der Zugkräfte des Geotextilgewebes
beim Verrotten der Naturfasern entgegenwirken. Weiterhin kann ein Verstärkungselement
aus Edelstahl selbst bei hohen Belastungen für eine relativ konstante Stabilisierungskraft
sorgen. Weiterhin vorteilhaft kann mit dieser Ausführungsform eine angepflanzte Vegetation
eine dauerhafte Stahlarmierung erhalten. Damit kann eine dauerhafte Bodenstabilisierung
auch über viele Jahre ermöglicht werden. Beispielsweise durch Regenfälle und besonders
auf Hängen kann es generell zu einem Abrutschen des Wurzelhorizonts kommen. Mit einem
Verstärkungselement aus Edelstahl in Verbindung mit der Schwerkraft kann eine dauerhafte
Kraft auf den Wurzelhorizont erzielt werden. Dies kann einem Abrutschen des Wurzelhorizonts
effektiv entgegenwirken und somit einen effektiven Oberflächenerosionsschutz bieten.
[0024] Vorzugsweise sind die Naturfasern Kokosfasern. Alternativ oder zusätzlich können
die Naturfasern aus einem oder mehreren aus: Kapok, Baumwolle, Flachs, Viskose, Hanf,
Jute, Ramie, Sisal, Manila, Brennnesseln, Wolle, Haaren, Seide(n), Cellulose, hergestellt
sein. Kokosfasern können auch als "Coir" bezeichnet werden. Typischerweise werden
Kokosfasern aus der äußeren Umhüllung von noch nicht vollständig ausgereiften Kokosnüssen,
bei denen die Fasern noch nicht stark verholzt und daher biegsam sind, gewonnen. Durch
einen hohen Ligningehalt bauen Kokosfasern nur relativ langsam organisch ab, verglichen
mit anderen Naturfasern. Daher kann mit Kokosfasern eine relativ lange Lebenszeit
des Naturfaseranteils des Geotextilgewebes ermöglicht werden. Die Lebensdauer der
Kokosfasern kann üblicherweise einige Jahre betragen. Verglichen mit anderen Naturfasern
weisen Kokosfasern zudem eine hohe Zugkraft auf. Geotextilgewebe aus Naturfasern kann
zudem sehr robust gegenüber Stößen und Schlägen sein. Durch die Herstellung mit Kokosfasern
(z.B. als Stapelfasergarn) kann das Geotextilgewebe zudem besonders flexibel und anschmiegsam
sein, wodurch eine gute Anpassung an einen Boden möglich ist. Kokosfasern sind zudem
sehr UV-beständig. Weiterhin können Kokosfasern zu einer Humusbildung beitragen und
somit ein für ein Pflanzenwachstum günstiges Mikroklima fördern. Vorteilhafterweise
sind Kokosfasergewebe zudem zum Speichern von Wasser geeignet, was ein Pflanzenwachstum
weiter begünstigen kann
[0025] Vorzugsweise ist das Geotextilgewebe in Leinwandbindung gefertigt. Bei einer Leinwandbindung
ist jeder Kettfaden abwechselnd über und unter aufeinanderfolgenden Schussfäden angeordnet.
Vorteilhafterweise kann mit einer Leinwandbindung eine besonders enge Verwebung der
Fäden erzielt werden. Das Geotextilgewebe kann in dieser Ausführungsform besonders
stabil und gleichmäßig sein. Eine Einstellung der Kett- und Schussfäden kann je definierter
Messstrecke (z.B. je 10cm) variabel sein.
[0026] Vorzugsweise sind die Naturfasern biologisch abbaubar. Bevorzugt ist das Verstärkungselement
nicht biologisch abbaubar. Unter biologisch abbaubar ist zu verstehen, dass sich die
Naturfasern im Laufe der Zeit vollständig in Kohlenstoffdioxid, Wasser und Biomasse
abbauen. Der Zeitraum des Abbaus kann vorzugsweise einige Jahre, z.B. 3 bis 10 Jahre
betragen. Vorteilhafterweise kann somit, durch die Naturfasern und die Verstärkungsdrähte
biologisch abbaubares Strukturmaterial (Naturfasern) mit anorganischem bzw. metallischem
nicht biologisch abbaubarem Strukturmaterial (Verstärkungselement) verbunden sein.
Die biologisch abbaubaren Naturfasern können nach der Rotte beim Einsatz als Oberflächenerosionsschutz
als Nährstoffe für die Vegetation zur Verfügung stehen. Die Zersetzungsprodukte der
Naturfasern sind für die Umwelt vorteilhafterweise ungefährlich. Weiterhin können
die sich im Laufe der Zeit zersetzenden Naturfasern den positiven Effekt haben, dass
bei einem Verrotten der (organischen) Substanz der Naturfasern unter Beteiligung von
Sauerstoff und Mikroorganismen Bausteine wie CO
2, NH
3, H
2O, Mg und Ca frei werden können. Diese können wiederum durch Mitwirkung von Mikroorganismen
zu Nährhumus werden.
[0027] Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist eine Verwendung eines Geotextilgewebes wie
hierin beschrieben als Geotextil zur Stabilisierung eines Untergrunds. Alle Vorteile
und Merkmale des Geotextilgewebes können analog auf die Verwendung übertragen werden
und umgekehrt. Beispielsweise kann das Geotextilgewebe für eine Verhinderung des Abbaus
von Bodenmaterial an Hängen verwendet werden. Beispielsweise kann das Geotextilgewebe
für eine Böschungsstabilisierung verwendet werden. Beispielsweise kann das Geotextilgewebe
für einen Deichbau verwendet werden. Beispielsweise kann das Geotextilgewebe für einen
Schutz von Ufern an Flüssen oder Seen verwendet werden. Eine Oberfläche von Ufern
oder Deichen kann beispielsweise durch das Geotextilgewebes geschützt werden, indem
das Geotextilgewebe mit Befestigungsmitteln befestigt wird. Befestigungsmittel können
beispielsweise Holzpflöcke und/oder Steckhölzer sein. Das Geotextilgewebe kann beispielsweise
an einem oberen und unteren Rand eines Ufers und/oder einer Böschung eingegraben werden.
Beispielsweise kann das Geotextilgewebe für einen Bodenschutz auf Deponien verwendet
werden. Beispielsweise kann das Geotextilgewebe für Fahrbahntrassen verwendet werden.
Beispielsweise kann das Geotextilgewebe im Garten und Landschaftsbau verwendet werden.
Beispielsweise kann das Geotextilgewebe für eine Gebäudebegrünung verwendet werden.
Beispielsweise kann das Geotextilgewebe für eine Drainage und Filterung verwendet
werden. Beispielsweise kann das Geotextilgewebe für Sicherung von Straßenrändern verwendet
werden. Vorzugsweise kann das Geotextilgewebe für einen Schutz von exponierten und/oder
erosionsanfälligen Böden verwendet werden. Ein Boden kann beispielsweise exponiert
für einen Regeneinfall und/oder für Wind sein. Besonders bevorzugt kann das Geotextilgewebe
für einen Schutz von Böden verwendet werden, wo verstärkt mit höheren Zeiträumen zur
Etablierung der Vegetation zu rechnen ist. Eine Verwendung des Geotextilgewebes kann
mit einem Ansähen von Pflanzen auf dem durch das Geotextilgewebe geschützten Boden
kombiniert werden. Zusätzlich oder alternativ ist eine Verwendung für folgende Zwecke
möglich: Wühltierschutz, als Barriere, als UV-Schutzelement an Bauwerken und Konstruktionen,
als Kletterhilfe und/oder Aufleitelement für Pflanzen, wie z.B. Hopfen, zum Filtern,
zum Trennen von Bodenschichten, als Behältnis für Tolks- und Uferschutz
[0028] Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Zwirnfadens
für Geotextilgewebe, umfassend die folgenden Schritte:
- (a) Bereitstellen zweier Naturfaser-Garne und eines Verstärkungselements, insbesondere
Verstärkungsdrahts;
- (b) Verzwirnen der zwei Naturfaser-Garne miteinander und mit dem Verstärkungselement,
wobei beim Zusammenführen das Verstärkungselement zwischen den Naturfaser-Garnen angeordnet
ist.
[0029] Alle Vorteile und Merkmale des Geotextilgewebes und der Verwendung können analog
auf die das Verfahren zur Herstellung eines Zwirnfadens übertragen werden und umgekehrt.
Die Naturfaser-Garne können beispielsweise durch Verspinnen von Naturfasern, wie zum
Beispiel Kokosfasern, zu Einzelfäden bzw. Stapelfasergarn gewonnen werden. Diese Verfahren
hat sich als gut geeignet herausgestellt, um Zwirnfäden, vorzugsweise Kettfäden, für
erfindungsgemäße Geotextilgewebe herzustellen
[0030] Gemäß einer Ausführungsform werden die Naturfaser-Garne von zwei Seiten um ein Trennelement
herumgeführt und hinter dem Trennelement verzwirnt. Vorzugsweise wird das Verstärkungselement
auf der gleichen Seite wie ein erster der Naturfaser-Garne um das Trennelement herumgeführt
wird, wobei das Verstärkungselement beim Zusammenführen einen Winkel von 35° bis 60°
zu dem ersten der Naturfaser-Garne aufweist. Diese Art des Zusammenführens hat sich
als besonders günstig herausgestellt, sowohl was eine praktikable Fertigung angeht,
als auch was eine Stabilität des erhaltenen Zwirns angeht. Damit kann eine besonders
gute Zugkraft eines entsprechend gefertigten Geotextilgewebes erzielt werden, wenn
die Kettfäden des Geotextilgewebes aus den mit diesem Verfahren hergestellten Zwirnfäden
bestehen. Beim Verzwirnen können die die Naturfaser-Garne beispielsweise unter einem
Winkel von 30° bis 80°, bevorzugt 50° bis 70°, zusammengeführt werden.
[0031] Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Geotextilgewebes,
insbesondere zur Stabilisierung eines unbefestigten Untergrunds, umfassend die folgenden
Schritte:
- (a) Bereitstellen von ersten Zwirnfäden mit Verstärkungselement, vorzugsweise hergestellt
wie hierin beschrieben, als Kettfäden;
- (b) Bereitstellen von zweiten Zwirnfäden als Schussfäden, wobei die zweiten Zwirnfäden
aus zumindest zwei Naturfaser-Garnen hergestellt sind, wobei für die Naturfaser-Garne
optional ein Verstärkungselement als Seele vorgesehen ist;
- (c) Weben des Gewebes mit den Kettfäden und den Schussfäden. Das Gewebe kann vorzugsweise
gemäß einer Leinwandbindung gewebt werden. Optional kann das Gewebe gemäß einer oder
mehreren der folgenden Bindungen gewebt werden: einer Leinwandbindung einer Kattunbindung,
einer Körperbindung, einer Atlasbindung, einer Satinbindung, gemäß einem Drehergewebe.
Optional kann das Gewebe aus einer Ableitung oder Kombination dieser Bindungen gewebt
werden. Optional kann das Gewebe aus schattierenden oder verstärkten Atlassen gewebt
werden. Alle Vorteile und Merkmale des Geotextilgewebes, der Verwendung und des Verfahrens
zur Herstellung eines Zwirnfadens können analog auf die das Verfahren zur Herstellung
eines Geotextilgewebes übertragen werden und umgekehrt. Mit den verwendeten Zwirnfäden
kann besonders effizient ein besonders gut haltbares Geotextilgewebe gewebt werden.
[0032] Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung mit Bezug auf die Figuren. Einzelne in den gezeigten Ausführungsformen
und in der Beschreibung offenbarten Merkmale können auch in anderen Ausführungsformen
eingesetzt werden, sofern dies nicht ausdrücklich ausgeschlossen wurde. Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Ausschnitt eines Geotextilgewebes gemäß einer Ausführungsform der Erfindung,
- Fig. 2
- einen Teil eines Naturfasergarns eines Schussfadens gemäße einer Ausführungsform der
Erfindung;
- Fig. 3
- ein Beispiel für ein Gewebe in Leinwandbindung;
- Fig. 4
- eine Darstellung der Herstellung eines Zwirnfadens für ein Geotextilgewebe gemäß einer
Ausführungsform der Erfindung;
- Fig. 5
- ein Flussdiagramm für ein Verfahren zur Herstellung eines Geotextilgewebes gemäß einer
Ausführungsform der Erfindung;
- Fig. 6
- ein Beispiel für eine Verwendung eines Geotextilgewebes gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung; und
- Fig. 7
- ein Beispiel für eine Verwendung eines Geotextilgewebes gemäß einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung.
[0033] In
Fig. 1 ist ein Ausschnitt eines Geotextilgewebes 1 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung
gezeigt. Das Geotextilgewebe 1 umfasst eine Vielzahl von in Längsrichtung L verlaufenden
Kettfäden 2 und eine Vielzahl von quer zu den Kettfäden verlaufenden Schussfäden 3.
Weiterhin umfasst das Geotextilgewebe 1 Verstärkungselemente 5 in der Form von Verstärkungsdrähten.
Die Verstärkungselemente 5 umfassen anorganisches, mineralisches und/oder metallisches
Material. Vorzugsweise sind die Verstärkungselemente aus Edelstahl gefertigt. Die
Kettfäden 2 und die Schussfäden 3 sind jeweils Zwirnfäden, die aus jeweils zwei Naturfaser-Garnen
4, wie zum Beispiel Kokosfaser-Garnen, hergestellt sind. An den Kettfäden 2 ist jeweils
ein Verstärkungselement 5 vorgesehen, das in diesem Ausführungsbeispiel mit den Kettfäden
2 verzwirnt ist. Damit verlaufen die Verstärkungselemente 5 der Kettfäden 2 im Wesentlichen
Helix-artig um die Kettfäden 2. Mit anderen Worten erstreckt sich bei der vorliegenden
Ausführungsform die Verstärkungselemente jeweils gewunden um den jeweiligen Kettfaden
2. Die Schussfäden 3 der vorliegenden Ausführungsform können ebenfalls ein Verstärkungselement
aufweisen. Das Geotextil der in Fig. 1 dargestellten Ausführungsform ist in einer
gitterartigen Struktur realisiert. Dadurch kann eine besonders vorteilhafte Abdeckung
eines zu sichernden Untergrunds erreicht werden.
[0034] In einer weiteren Ausführungsform sind Verstärkungselemente 5 auch in den Schussfäden
3 vorgesehen. Dabei sind die Verstärkungselemente 5 in die Schussfäden integriert.
Mit anderen Worten erstrecken sich die Verstärkungselemente 5 axial und intern in
dem jeweiligen Schussfaden 3.
[0035] Fig. 2 ist eine schematische Ansicht eines Schussfadens 3 im Querschnitt. In Fig.
2 ist beispielhaft ein Teil eines Naturfaser-Garns 4 eines Schussfadens 3 im Querschnitt
zu sehen, sodass erkennbar ist, dass das Naturfaser-Garn 4 ein Verstärkungselement
5 als Seele aufweist. Vorzugsweise weisen alle Naturfaser-Garne 4 der Schussfäden
3 ein Verstärkungselement 5 als Seele auf. Damit verlaufen die Verstärkungselemente
5 der Schussfäden 3 im Wesentlichen parallel zu einer Haupterstreckungsrichtung der
Schussfäden 3. Vorzugsweise ist ein Durchmesser der Verstärkungselemente 5 der Schussfäden
3 geringer als ein Durchmesser der Kettfäden 2. Beispielsweise kann ein Durchmesser
der Verstärkungselemente 5 der Kettfäden 2 0,8 mm und ein Durchmesser der Verstärkungselemente
5 der Schussfäden 0,3 mm bemessen. Die in Fig. 2 dargestellten Schussfäden können
auch bei der in Fig. 1 dargestellten Ausführungsform angewendet werden.
[0036] Das Geotextilgewebe 1 gemäß der in Fig. 1 gezeigten Ausführungsform ist in Leinwandbindung
gefertigt. Die Leinwandbindung ist schematisch in Fig. 3 verdeutlicht. Bei der Leinwandbindung
ist jeder Kettfaden 2 abwechselnd über und unter aufeinanderfolgenden Schussfäden
3 angeordnet.
[0037] In Fig. 4 zeigt schematisch eine Herstellung eines Zwirnfadens für ein Geotextilgewebe.
Die Prozessrichtung ist von links nach rechts in der Fig. 5. Ausgangsmaterial sind
zwei Naturfaser-Garne 4 (Zuführung von links oben und links unten in der Fig. 5) und
ein Verstärkungselement 5 (Zuführung von mittig links in der Fig. 5). Das Verstärkungselement
5 ist bei der vorliegenden Ausführungsform ein Verstärkungsdraht. Die Naturfaser-Garne
4 werden miteinander und mit dem Verstärkungselement 5 verzwirnt, wobei bei dem Verzwirnen
das Verstärkungselement 5 zischen den Naturfaser-Garnen 4 angeordnet ist. Das Verzwirnen
wird durch ein rotierendes Element 10 angetrieben, welches die Naturfaser-Garne 4
und das Verstärkungselement 5 verdreht. Die Naturfaser-Garne 4 werden dabei von zwei
Seiten um ein Trennelement 8 herumgeführt und hinter dem Trennelement 8, angetrieben
durch das rotierendes Element 10, verzwirnt. Das Verstärkungselement 5 wird auf der
gleichen Seite wie ein erstes der Naturfaser-Garne 4, 41 um das Trennelement 8 herumgeführt
wird. Dabei weist das Verstärkungselement 5 in diese Ausführungsbeispiel beim Zusammenführen
einen Winkel W von etwa 35° zu dem ersten der Naturfaser-Garne 41 auf. Es hat sich
gezeigt, dass ein Winkel zwischen 30° und 40° besonders vorteilhaft ist zum Verzwirnen
des Verstärkungselements 5 mit dem Naturfaser-Garn 4, 41. Insbesondere kann hier ein
übermäßige Abfaserung der Naturfaser-Garne 4, 41 vermieden werden. Als Produkt dieses
Prozessschritts wird ein Schussfaden 3 und/oder ein Kettfaden 2 erlangt.
[0038] In
Fig. 5 ist ein schematisches Ablaufdiagramm eines Verfahrens zur Herstellung eines Geotextilgewebes
1 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung gezeigt. In einem ersten Schritt 101 werden
erste Zwirnfäden mit Verstärkungselement 5 als Kettfäden 2 bereitgestellt. In einem
weiteren Schritt 102, werden zweite Zwirnfäden als Schussfäden 3 bereitgestellt. Die
zweiten Zwirnfäden sind aus zumindest zwei Naturfaser-Garnen hergestellt. Optional
ist für die Naturfaser-Garne der Schussfäden 3 jeweils ein Verstärkungselement 5 als
Seele vorgesehen. In einem weiteren Schritt 103 wird das Geotextilgewebe 1 mit den
Kettfäden 2 und den Schussfäden3 gewebt, vorzugsweise gemäß einer Leinwandbindung.
[0039] In den
Figuren 6 und 7 sind Beispiele für eine Verwendung eines Geotextilgewebes 1 gezeigt. In Fig. 6 ist
zu sehen, wie das Geotextilgewebe 1 an einer Böschung 20 ausgerollt. Das Geotextilgewebe
1 kann am oberen Ende 21 der Böschung 20 und am unteren Ende 22 der Böschung 20 durch
Eingraben gesichert werden. Durch Befestigungsmittel 23, wie zum Beispiel Erdnägel
oder Drahtbügel, kann das Geotextilgewebe 1 weiter gesichert werden. Fig. 7 zeigt
die Verwendung eines Geotextilgewebes 1 an einem Hang am Rand einer Straße 30.
Bezugszeichenliste:
[0040]
- 1
- Geotextilgewebe
- 2
- Kettfaden
- 3
- Schussfaden
- 4
- Garn
- 5
- Verstärkungselement
- 8
- Trennelement
- 10
- rotierendes Element
- 20
- Böschung
- 21
- oberes Ende der Böschung
- 22
- unteres Ende der Böschung
- 23
- Befestigungsmittel
- 30
- Straße
- 40
- Pflanzenwachstum
- L
- Längsrichtung
- W
- Winkel
1. Geotextilgewebe (1), insbesondere zur Stabilisierung eines unbefestigten Untergrunds,
umfassend:
eine Vielzahl von Schussfäden (3) und eine Vielzahl von Kettfäden (2), und ein Verstärkungselement
(5), das in oder an zumindest einem Schussfaden (3) und/oder in oder an zumindest
einem Kettfaden (2) vorgesehen ist, wobei die Schussfäden (3) und die Kettfäden (2)
Naturfasern umfassen, wobei das Verstärkungselement (5) anorganisches, mineralisches
und/oder metallisches Material umfasst.
2. Geotextilgewebe (1) gemäß Anspruch 1, wobei das Geotextilgewebe (1) kunststofffrei
gefertigt ist.
3. Geotextilgewebe (1) gemäß Anspruch 1 oder 2, wobei das Verstärkungselement (5) so
angeordnet ist, dass es im Wesentlichen parallel zu dem jeweiligen Schussfaden (3)
und/oder Kettfaden (2) verläuft.
4. Geotextilgewebe (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Kettfäden
(2) und die Schussfäden (3) jeweils als Zwirnfäden hergestellt aus jeweils zumindest
zwei Naturfaser-Garnen (4) sind.
5. Geotextilgewebe (1) gemäß Anspruch 4, wobei in die Zwirnfäden, die zu den Kettfäden
(2) gehören, jeweils zumindest ein Verstärkungselement (5) eingeflochten oder verzwirnt
ist.
6. Geotextilgewebe (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei jeweils zumindest
eines, bevorzugt alle, der Naturfaser-Garne (4) der Schussfäden (3) jeweils ein Verstärkungselement
(5) als Seele aufweisen.
7. Geotextilgewebe (1) gemäß Anspruch 6, wobei die Seele hohl ist.
8. Geotextilgewebe (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei ein Verstärkungselement
(5) zumindest eines Schussfadens (3) einen geringeren Durchmesser aufweist als ein
Verstärkungselement (5) zumindest eines Kettfadens (2).
9. Geotextilgewebe (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Naturfasern
Kokosfasern sind oder Naturfasern aus einem oder mehreren aus: Kapok, Baumwolle, Flachs,
Viskose, Hanf, Jute, Ramie, Sisal, Manila, Brennnesseln, Wolle, Haaren, Seide(n),
Cellulose sind, wobei optional das mineralische Material Asbest, Glas Keramik und/oder
Basalt umfasst.
10. Geotextilgewebe (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Verstärkungselement
(5) aus Edelstahl gefertigt ist.
11. Geotextilgewebe (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Geotextilgewebe
in Leinwandbindung gefertigt ist.
12. Verwendung eines Geotextilgewebes (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche als
Geotextil.
13. Verfahren zur Herstellung eines Zwirnfadens für Geotextilgewebe (1), insbesondere
gemäß einem der vorgehenden Ansprüche, umfassend die folgenden Schritte:
(a) Bereitstellen zweier Naturfaser-Garne (4) und eines Verstärkungselements (5),
insbesondere Verstärkungsdrahts;
(b) Verzwirnen der zwei Naturfaser-Garne (4) miteinander und mit dem Verstärkungselement
(5), wobei beim Zusammenführen das Verstärkungselement (5) zwischen den Naturfaser-Garnen
(4) angeordnet ist.
14. Verfahren gemäß Anspruch 13,
wobei die Naturfaser-Garne (4) von zwei Seiten um ein Trennelement (8) herumgeführt
und hinter dem Trennelement (8) verzwirnt werden,
wobei das Verstärkungselement (5) auf der gleichen Seite wie ein erstes der Naturfaser-Garne
(4) um das Trennelement (8) herumgeführt wird,
wobei das Verstärkungselement (5) beim Zusammenführen einen Winkel (W) von 35° bis
60° zu dem ersten der Naturfaser-Garne (4) aufweist.
15. Verfahren zur Herstellung eines Geotextilgewebes (1), insbesondere zur Stabilisierung
eines unbefestigten Untergrunds, umfassend die folgenden Schritte:
(a) Bereitstellen von ersten Zwirnfäden mit Verstärkungselement (5), vorzugsweise
hergestellt gemäß einem der Ansprüche 13 bis 14, als Kettfäden (2);
(b) Bereitstellen von zweiten Zwirnfäden als Schussfäden (3), wobei die zweiten Zwirnfäden
aus zumindest zwei Naturfaser-Garnen (4) hergestellt sind, wobei für die Naturfaser-Garne
(4) optional ein Verstärkungselement (5) als Seele vorgesehen ist;
(c) Weben des Gewebes mit den Kettfäden (2) und den Schussfäden (3), vorzugsweise
gemäß einer Leinwandbindung, einer Kattunbindung, einer Körperbindung, einer Atlasbindung,
einer Satinbindung, einem Drehergewebe oder Ableitungen oder Kombinationen dieser
Bindungen.