Technisches Gebiet
[0001] Es werden ein Verfahren zum Formen von Erzeugnissen aus faserhaltigem Material und
eine Formeinrichtung zum Formen von Erzeugnissen aus einem faserhaltigen Material
beschrieben.
[0002] Faserhaltige Materialen werden vermehrt eingesetzt, um bspw. Verpackungen für Lebensmittel
(bspw. Schalen, Kapseln, Boxen, etc.) und Konsumgüter (bspw. elektronische Geräte
etc.) sowie Getränkebehälter herzustellen. Die faserhaltigen Materialien weisen dabei
in der Regel Naturfasern auf, die bspw. aus nachwachsenden Rohstoffen oder Altpapier
gewonnen werden. Die Naturfasern werden in einer sogenannten Pulpe mit Wasser und
ggf. weiteren Zusätzen, wie z.B. Stärke, vermischt. Zusätze können zudem Auswirkungen
auf die Farbe, die Barriereeigenschaften und mechanische Eigenschaften haben. Diese
Pulpe kann einen Anteil von Naturfasern von bspw. 0,2 bis 10 Gew.-% aufweisen. Der
Anteil an Naturfasern variiert in Abhängigkeit des Verfahrens, welches zur Herstellung
von Verpackungen etc. angewandt wird, und der Produkteigenschaften des herzustellenden
Produkts. Es werden zudem vermehrt faserhaltige Materialien eingesetzt, die in einem
trockenen Zustand verarbeitet werden können. Hierzu zählen bspw. Airlaid, Fluff-Pulp.
Krepp, Papier, Karton etc.
Hintergrund
[0003] Die Herstellung von faserhaltigen Produkten aus einer Pulpe erfolgt in der Regel
in mehreren Arbeitsschritten. Hierzu weist eine Faserverarbeitungseinrichtung mehrere
Stationen bzw. Formstationen auf. In einer Formstation kann bspw. ein Ansaugen von
Fasern in einer Kavität eines Ansaugwerkzeugs erfolgen, wodurch ein Vorformling geformt
bzw. gebildet wird. Dazu wird die Pulpe in einem Pulpe-Vorrat bereitgestellt und das
Ansaugwerkzeug mit mindestens einer Ansaugkavität, dessen Geometrie im Wesentlichen
dem herzustellenden Produkt entspricht, zumindest teilweise in die Pulpe getaucht.
Während des Eintauchens erfolgt ein Ansaugen über Öffnungen in der Ansaugkavität,
die mit einer entsprechenden Saug-Einrichtung in Verbindung stehen, wobei sich Fasern
aus der Pulpe an der Oberfläche der Ansaugkavität ansammeln. Die angesaugten Fasern
bzw. ein Vorformling können anschließend über das Ansaugwerkzeug in ein Vorpresswerkzeug
gebracht werden, wobei der Vorformling vorgepresst wird. Hierzu können bspw. elastische
Formkörper zum Einsatz kommen, die zum Verpressen aufgeblasen werden und dabei einen
Druck auf die Vorformlinge ausüben. Während dieses Vorpressvorgangs werden die Fasern
im Vorformling verpresst und der Wassergehalt des Vorformlings reduziert. Alternativ
kann die Bereitstellung von Vorformlingen mittels Schöpfen erfolgen, wobei ein Schöpfwerkzeug
in die Pulpe getaucht wird und sich beim Hochfahren Fasern an Formteilen des Schöpfwerkzeugs
ablagern.
[0004] Danach werden Vorformlinge in einer Heißpresseinrichtung zu fertigen Formteilen verpresst.
Hierbei werden Vorformlinge in ein Heißpresswerkzeug eingebracht, welches bspw. eine
untere Werkzeughälfte und eine obere Werkzeughälfte aufweist, die beheizt werden.
In dem Heißpresswerkzeug werden die Vorformlinge in einer Kavität unter Wärmeeintrag
verpresst, wobei durch den Druck und die Wärme Restfeuchte ausgebracht wird, so dass
der Feuchtigkeitsgehalt der Vorformlinge von ca. 60 Gew.-% vor dem Heißpressen auf
bspw. 1-10 Gew.-% nach dem Heißpressen reduziert wird. Der beim Heißpressen entstehende
Wasserdampf wird während des Heißpressens über Öffnungen in den Kavitäten und Kanäle
im Heißpresswerkzeug abgesaugt.
[0005] Ein Herstellungsverfahren und eine Faserverarbeitungseinrichtung dazu sind bspw.
aus
DE 10 2019 127 562 A1 bekannt.
[0006] Beim Heißpressen ist es entscheidend, die Vorformlinge, welche einen relativ hohen
Wassergehalt aufweisen, ausreichend stark zu erwärmen und ausreichend lange zu verpressen,
um die gewünschte Restfeuchte im fertigen Produkt/Erzeugnis zu erzielen und die Fasern
zu verpressen, damit ein fertiges Erzeugnis mit den gewünschten Geometrien hergestellt
werden kann. Die Geometrie bzw. Form der hergestellten Erzeugnisse unterliegt dabei
Einschränkungen, weil eine verhältnismäßig große Verformung eines feuchten Vorformlings
nicht ohne Beschädigung durchgeführt werden kann. Daraus resultiert eine lange Taktzeit,
was sich nachteilig auf den gesamten Herstellungsprozess und die Herstellungskosten
auswirkt.
[0007] Weiterhin ist es bisher nicht möglich, die Gestalt und Ausbildung von Erzeugnissen
aus einem faserhaltigen Material während des Heißpressprozesses nachhaltig zu beeinflussen.
Verformungen, wie z.B. Prägungen etc., lassen sich dabei nicht oder nur unter großem
Aufwand realisieren, weil das faserhaltige Material beim Verdampfen des darin enthaltenen
Wassers schrumpft. Formwerkzeuge zum Erzeugen von komplexen Geometrien aus dem Stand
der Technik weisen dazu in der Regel bewegliche Formflächen auf. Solche Werkzeuge
sind teuer in der Anschaffung und störanfällig. Darüber hinaus ist eine zusätzliche
Steuerung für die beweglichen Formflächen erforderlich, was den Aufwand für ein solches
Werkzeug erhöht.
[0008] Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass bisherige Versuche zum Erreichen von Barriereeigenschaften
bei Erzeugnissen aus einem faserhaltigen Material entweder sehr aufwendig und kostspielig,
nicht recyclebar oder nicht ausreichend dicht sind.
Aufgabe
[0009] Es besteht daher die Aufgabe darin eine Lösung zur Herstellung von Erzeugnissen aus
faserhaltigem Material anzugeben, wobei Erzeugnisse mit anspruchsvollen Geometrien,
hergestellt werden können und die Nachteile des Stands der Technik behoben werden.
Darüber hinaus soll eine Lösung angegeben werden, bei der keine beweglichen Formflächen
für ein Werkzeug erforderlich sind. Des Weiteren besteht eine Aufgabe darin, verbesserte
Barriereeigenschaften bei Erzeugnissen aus einem faserhaltigen Material zu erreichen.
Lösung
[0010] Die vorstehend genannte Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Formen von Erzeugnissen
aus einem faserhaltigen Material gelöst, welches mindestens die folgenden Schritte
aufweist:
- Bereitstellen eines Vorformlings aus einem faserhaltigen Material, wobei der Vorformling
einen Feuchtigkeitsgehalt von höchstens 75 Gew.-% aufweist,
- erstes Verpressen des Vorformlings unter gleichzeitigem Wärmeeintrag in einer ersten
Presseinrichtung, und
- mindestens zweites Verpressen des zuvor in der ersten Presseinrichtung vorgepressten
Vorformlings unter gleichzeitigem Wärmeeintrag in einer zweiten Pressei nrichtu ng,
wobei
- die während des ersten Verpressens in der ersten Presseinrichtung eingebrachte Temperatur
und die während des mindestens einen zweiten Verpressens in der zweiten Presseinrichtung
eingebrachte Temperatur unterschiedlich sind.
[0011] Durch ein zweistufiges Verpressen kann die Presszeit je Presseinrichtung verhältnismäßig
kurz gehalten werden, so dass die Herstellungszeit auch bei komplexen Geometrien und
bei Erzeugnissen bzw. Vorformlingen mit einem hohen Wassergehalt sowie großen Wandstärken
(> 1 mm) gering gehalten bzw. reduziert wird. Das ansonsten in einer Presseinrichtung
erfolgte Verpressen unter hohen Temperaturen, wie im Stand der Technik, kann je nach
Komplexität, Geometrie und Feuchtigkeit von Vorformlingen eine sehr lange Zeit in
Anspruch nehmen, so dass vor- und nachgelagerte Bearbeitungsschritte pausieren müssen.
Die hier vorgestellte Lösung ermöglicht demgegenüber eine Anpassung an bspw. die kürzeste
Bearbeitungszeit an einer weiteren Station (z.B. Ansaugstation, Vorpressstation, etc.).
[0012] Ferner kann in einer der Presseinrichtungen neben einem Trocknen ("Heißpressen")
eine zusätzliche Verformung erreicht werden. Um dies zu ermöglichen, kann bspw. die
Temperatur in der ersten Presseinrichtung höher oder niedriger sein, wie in der mindestens
einen zweiten Presseinrichtung. Die Temperaturunterschiede ermöglichen zudem einen
steuerbare Wasseraustrag, so dass eine Beschädigung von Vorformlingen vermieden wird,
wenn bspw. zuerst ein Antrocknen erfolgt und damit nicht die maximale Heizleistung
eingebracht wird. Es hat sich zudem gezeigt, dass durch den Temperaturunterschied
eine bessere Verbindung der Fasern erreicht wird, wobei demgegenüber ein zweifaches
Verpressen mit einer im Wesentlichen gleichen Temperatur nicht die gewünschte Verbindung
der Fasern erzielt und sogar die Verbindung negativ beeinflussen kann.
[0013] Zusätzlich kann die Presskraft in der ersten Presseinrichtung höher, niedriger oder
im Wesentlichen gleich groß sein, wie in mindestens einer zweiten Presseinrichtung.
Schließlich kann auch die Dauer des Verpressens und auch die Dauer der Wärmeeinwirkung
über die erste Presseinrichtung und mindestes eine zweite Presseinrichtung sich bei
den mindestens zwei Presseinrichtungen unterscheiden.
[0014] Damit lassen sich neben der Reduzierung der Zykluszeit beim Heißverpressen eine Formgebung
der Vorformlinge erreichen und zudem die Barriereeigenschaften verbessern. Nach einem
ersten Verpressen kann ein Vorformling bspw. ausreichend stabil sein, so dass bei
einer Prägung, bei welcher bspw. Wand- oder Bodenbereiche partiell eine reduzierte
Wandstärke erreichen, kein zusätzlicher Schwund auftritt. Hierzu können bspw. die
Presseinrichtungen Kavitäten mit angepassten Formflächen und -geometrien aufweisen,
die sich in der ersten und mindestens einen zweiten Presseinrichtung voneinander unterscheiden,
um bspw. einem Schwund oder einer Verformung Rechnung zu tragen. Durch ein mindestens
zweistufiges Verpressen kann weiterhin die Oberflächenbeschaffenheit auf einer Innen-
und/oder einer Außenseite von Vorformlingen bzw. Erzeugnissen maßgeblich beeinflusst
werden. Hierunter zählt sowohl ein Prägen, um bspw. Muster oder Strukturen an einer
Oberfläche einzubringen, als auch eine thermische und druckspezifische Einwirkung,
die in den mindestens zwei Pressschritten (erstes Verpressen, zweites Verpressen)
unterschiedlich sein kann. Durch eine thermische und druckspezifische Einwirkung können
speziell die Oberflächen stärker verdichtet werden, so dass eine Barriere gegen Flüssigkeiten,
Gase und Gerüche sowie Schadstoffe allein durch das faserhaltige Material ohne weitere
Zusätze erreicht werden kann. In weiteren Ausführungen können durch definierbare Temperaturbereiche
und unterschiedliche Drücke eine Aktivierung oder stärke Bindung von Additiven oder
Zusätzen erreicht werden, die dem faserhaltigen Material beigemischt sind, um eine
Barrierewirkung zu erreichen. Hierbei kann der Vorteil des zweistufigen Verfahrens
genutzt werden, dass bspw. in einem ersten Schritt der Wassergehalt eines Vorformlings
wesentlich reduziert wird, so dass dieser Vorformling in der mindestens einen zweiten
Presseinrichtung bei einem zweiten Verpressen mit höheren Kräften und Temperaturen
verpresst werden kann, um eine entsprechende Oberfläche zu "schließen". Der geringe
restliche Wassergehalt kann über die gegenüberliegende Oberfläche aus dem Vorformling
ausgebracht werden. Da der Feuchtigkeitsgehalt zuvor bereits wesentlich reduziert
wurde, sind Beschädigungen etc. des Vorformlings bzw. Erzeugnisses ausgeschlossen.
[0015] Das erste Verpressen und das mindestens eine zweite Verpressen sind Bestandteil eines
Heißpressprozesses, der gegenüber bekannten Verfahren auf mindestens zwei Heißpressprozessschritte
aufgeteilt wird. Ein vorgelagertes Verpressen von feuchtem faserhaltigem Material,
wie es bspw. aus der eingangs genannten
DE 10 2019 127 562 A1 bekannt ist, unterscheidet sich von einem Heißpressvorgang. Es kann vor allem bei
feuchten Materialien ein solches Vorpressen zusätzlich erfolgen. Bei einem Vorpressen
wird jedoch das Wasser aus dem faserhaltigen Material nur ausgedrückt, wobei sich
Wasserstoffbrückenbindungen noch nicht vollständig ausbilden können. Wie bekannt,
erfolgt das Auspressen von Wasser bei einem Vorpressen deshalb auch nur bei verhältnismäßig
geringen Temperaturen (bspw. < 100 °C). Die Aufteilung des Heißpressvorgangs in mindestens
zwei Heißpressschritte bietet demgegenüber mehrere Vorteile, wie vorstehend ausgeführt.
[0016] Weiterhin ist das Verfahren nicht auf die Herstellung von Erzeugnissen aus einem
faserhaltigen Material in einem sogenannten Wet-Prozess beschränkt, sondern kann auch
bei der Herstellung bzw. dem Formen von Erzeugnissen in einem sogenannten Dry-Prozess
Anwendung finden.
[0017] In weiteren Ausführungen kann dabei die während des zweiten Verpressens in der zweiten
Presseinrichtung eingebrachte Temperatur höher sein als die während des ersten Verpressens
in der ersten Presseinrichtung eingebrachte Temperatur, oder die während des zweiten
Verpressens eingebrachte Temperatur in der zweiten Presseinrichtung kann niedriger
sein wie die während des ersten Verpressens in der ersten Presseinrichtung eingebrachte
Temperatur. Wird die Temperatur erhöht, kann ein Verpressen ein ansteigendes Ausbringen
von Wasser und eine zunehmende Verbindung der Fasern (bspw. durch Wasserstoffbrückenbindung)
und somit eine Zunahme von mechanischen Eigenschaften des herzustellenden Produkts
bzw. des Vorformlings bewirken. Nimmt die Temperatur ab, kann durch das mindestens
eine zweite Verpressen die Oberfläche des Vorformlings bzw. Produkts nacharbeitet
und bspw. veredelt werden, wobei die erforderliche Festigkeit und das Ausbringen von
Wasser zuvor erreicht worden sind.
[0018] Es kann in weiteren Ausführungen eine Oberflächenveredelung auch durch eine höhere
Temperatur bei einem nachgelagerten, mindestens einen zweiten Verpressen erfolgen.
In noch weiteren Ausführungen kann bei bspw. drei Verpressvorgängen die Temperatur
in der Abfolge hoch-niedrig-hoch oder niedrig-hoch-niedrig erfolgen.
[0019] In weiteren Ausführungen können das erste Verpressen (als Warmpressen) in einem Temperaturbereich
von 70 bis 120 °C und/oder das mindestens eine zweite Verpressen (als Heißpressen)
in einem Temperaturbereich von 160 bis 250 °C durchgeführt werden, oder das erste
Verpressen in einem Temperaturbereich von 160 bis 250 °C und/oder das mindestens eine
zweite Verpressen in einem Temperaturbereich von 70 bis 120 °C durchgeführt werden.
In weiteren Ausführungen kann das Warmpressen bspw. bei etwa 100 °C und das Heißpressen
bei etwa 220 °C durchgeführt werden. Der Temperaturbereich für ein Warmpressen ermöglicht
eine Reduzierung der Restfeuchte des Vorformlings und die Ausbildung eines verhältnismäßig
stabilen Vorformlings für ein weiteres Heißpressen bei gleichzeitig ausreichender
Verformbarkeit.
[0020] Das erste Verpressen stellt dabei kein sogenanntes Vorpressen dar, welches in weiteren
Ausführungen optional vorgesehen sein kann. Bei einem Vorpressen wird in der Regel
bei Umgebungstemperatur (+/- 20 Grad) Wasser aus dem Filterkuchen der angesaugten
Fasern ausgepresst, um einen Vorformling zu erhalten, der bspw. einen Wasseranteil
von 60 Gew.-% aufweist. Ein Vorpressen erfolgt jedoch in der Regel nicht bei Temperaturen
über 100 °C.
[0021] In weiteren Ausführungen können erste Presswerkzeuge der ersten Presseinrichtung
auf 70 bis 120 °C und/oder zweite Presswerkzeuge der zweiten Presseinrichtung auf
160 bis 250 °C erwärmt werden oder erste Presswerkzeuge der ersten Presseinrichtung
auf 160 bis 250 °C und/oder zweite Presswerkzeuge der zweiten Presseinrichtung auf
70 bis 120 °C erwärmt werden. Die Erwärmung kann dabei direkt oder indirekt erfolgen,
wobei entsprechende Heizeinrichtungen vorgesehen sein können.
[0022] In weiteren Ausführungen kann während des ersten Verpressens der Feuchtigkeitsgehalt
des Vorformlings auf 30 bis 50 Gew.-% reduziert werden, um die erforderliche Verformbarkeit
bei ausreichender Festigkeit zu erreichen. Mit Festigkeit ist die Beschaffenheit des
Vorformlings gemeint, welche den Zusammenhalt des verwendeten Materials betrifft.
Hierbei ist nach dem ersten Verpressen mit einer geringeren Temperatur ("Warmpressen")
eine Verbindung der einzelnen Fasern des Vorformlings mindestens teilweise eingetreten,
so dass das Material im Wesentlichen stabil aber noch ausreichend verformbar ist.
Es kann damit nicht zu einem "Einreißen" oder dergleichen beim Verformen, insbesondere
bei einem Umformen oder Prägen, kommen, wobei die Geometrie eines Vorformlings beim
ersten Verpressen bereits im Wesentlichen vorgegeben ist. Dabei würde eine zu hohe
Restfeuchtigkeit des Vorformlings eine Verformung nicht zulassen, weil es dann bei
einem Stauchen/Dehnen zu einem "Fließen" der Fasern oder einem Reißen des Materials
im umgeformten Bereich kommen kann, wodurch der Vorformling beschädigt werden würde.
[0023] Die Reduzierung des Feuchtigkeitsgehalts kann dabei nach Maßgabe der Temperatur in
den Presseinrichtungen, der Dauer des Verpressens und dem Druck festgelegt werden.
Es hat sich herausgestellt, dass Anpassungen in den Parametern Temperatur, Druck und
Verweilzeit (Pressdauer) unterschiedliche Auswirkungen auf das Ergebnis des jeweiligen
Pressschritts haben, so dass durch geeignete Auswahl der Parameter die Reduzierung
des Feuchtigkeitsgehalts und der Oberflächenbeschaffenheit gezielt beeinflusst werden
kann.
[0024] Eine Temperaturregelung bei einem Warmpressen und einem Heißpressen ermöglicht es
auf unterschiedliche Fasern, Pulpezusammensetzungen, Geometrien der herzustellenden
Erzeugnisse und Wandstärken etc. Rücksicht zu nehmen und die entsprechenden benötigten
Temperaturen bereitzustellen. So kann bspw. für verschiedene Fasern eine andere Warmpresstemperatur
erforderlich sein, um die gewünschte Verformbarkeit zu erreichen. Ferner kann insbesondere
bei höheren Wandstärken eines Vorformlings eine andere Warmpresstemperatur erforderlich
sein als bei dünneren Wandstärken. Auch die Presskraft und Pressdauer während des
Warmpressens und des Heißpressens kann nach Maßgabe des verwendeten Materials (Pulpe,
Fasern, etc.) und der Geometrie und den Dimensionen eines Vorformlings oder Erzeugnisses
unterschiedlich sein und/oder angepasst werden.
[0025] In weiteren Ausführungen kann während des zweiten Verpressens der Feuchtigkeitsgehalt
des Vorformlings auf 1 bis 30 Gew.-% reduziert werden.
[0026] In weiteren Ausführungen kann bereits durch das erste Verpressen oder, falls mehr
als drei Pressvorgänge vorgenommen werden, durch das mindestens eine zweite Verpressen
die gewünschte Restfeuchte im Vorformling erreicht werden. Während mindestens einem
weiteren Verpressen erfolgt dann ein Verpressen in einem Dry-Prozess, wie es zum Beispiel
aus dem Umformen von Papier oder Tiefziehen von Krepp oder Airlaid bekannt ist Das
bedeutet, dass beim Heißverpressen eine Kombination Wet-Forming und Dry-Forming erfolgt.
Dabei kann in noch weiteren Ausführungen im Dry-Heißpressschritt ein finales Umformen
erfolgen.
[0027] In weiteren Ausführungen können beim ersten Verpressen und bei einem mindestens einen
zweiten Verpressen nicht nur unterschiedliche Temperaturen gefahren werden, sondern
die ersten und zweiten Presswerkzeuge können an verschiedenen Stellen für den Vorformling
unterschiedlich stark beheizbar sein. Bspw. kann damit erreicht werden, dass beim
ersten Verpressen ein erster Bereich eines Vorformlings stärker erwärmt wird wie ein
zweiter Bereich des Vorformlings, so dass beim nachgelagerten zweiten Verpressen der
zweite Bereich noch ausreichend flexibel für ein Umformen und/oder Prägen ist, aber
der erste Bereich bereits entsprechend stark ausgeformt oder zumindest stärker ausgeformt
ist, wie der zweite Bereich.
[0028] In weiteren Ausführungen kann zwischen und/oder während des ersten Verpressens und
des zweiten Verpressen mindestens ein Prägen des zuvor in der ersten Presseinrichtung
vorgepressten Vorformlings erfolgen, wobei das Prägen das Einbringen von Konturen,
Rillen etc. beinhalten kann. Insbesondere kann das Prägen nicht als Verpressen wie
im ersten und mindestens zweiten Pressschritt verstanden werden. In weiteren Ausführungen
erfolgt das Prägen während eines ersten oder mindestens einen zweiten Verpressens.
Das Prägen stellt dabei kein Einbringen von Beschichtungen dar, kann aber als vorbereitende
Maßnahme oder zu einem nachfolgenden Verdichten von zuvor eingebrachten Schichten/Barriereschichten
dienen.
[0029] In weiteren Ausführungen kann zwischen dem ersten Verpressen und dem mindestens einen
zweiten Verpressen mindestens ein Beschichten des zuvor in der ersten Presseinrichtung
vorgepressten Vorformlings erfolgen.
[0030] In weiteren Ausführungen kann vor dem ersten Verpressen und/oder nach dem mindestens
einen zweiten Verpressen ein zusätzliches Beschichten erfolgen.
[0031] In weiteren Ausführungen kann das Beschichten mindestens ein partielles Aufbringen
mindestens einer zusätzlichen Schicht durch Sprühen, Eintauchen, Schöpfen, Laminieren
und/oder Drucken umfassen. Während des Beschichtens können Zusätze (wie bspw. SiOx)
auf eine Oberfläche eines Vorformlings und/oder Erzeugnisses aufgebracht werden. Nach
dem Aufbringen der Beschichtung kann ein zweites Verpressen stattfinden, um die Oberfläche
mit der Beschichtung einer stärkeren Bindung zu unterziehen oder die Beschichtung
in die Oberfläche des faserhaltigen Materials einzubringen ("einpressen"). Weiterhin
kann bspw. auch ein Aufbringen mindestens einer zusätzlichen Schicht aus Fasern, Nanofasern
oder sog. MFC (Mikrofibrillierte Zellulose), nach einem ersten Verpressen und vor
einem zweiten Verpressen erfolgen. Nach dem ersten Verpressen weist die Oberfläche
des Vorformlings noch eine ausreichende Feuchtigkeit auf, um während des zweiten Verpressens
eine Verbindung mit unterhalb der Beschichtung liegenden Fasern des Vorformlings einzugehen
("fibril aggregation"). Die aufgebrachte Faserschicht wird in dem mindestens einen
zweiten Verpressschritt mit der Oberfläche des Vorformlings verbunden und bildet bspw.
eine Barriereschicht aus und/oder verleiht der Oberfläche eine spezielle, in der Regel
sehr feine, glatte Oberfläche.
[0032] Das Aufbringen verschiedener Zusätze oder Fasern ermöglicht die Bereitstellung verschiedener
Eigenschaften. Dabei kann das Aufbringen der Schichten auf verschiedene Arten erfolgen.
In weiteren Ausführungen können auch mehrere unterschiedliche Schichten auf mindestens
einen Teil einer inneren und/oder äußeren Oberfläche eines Vorformlings und/oder Erzeugnisses
aufgebracht werden, wobei in noch weiteren Ausführungen Beschichtungsschritte vor
einem ersten Verpressen, zwischen einem ersten und einem zweiten Verpressen und/oder
nach einem zweiten Verpressen erfolgen können.
[0033] In weiteren Ausführungen können das erste Verpressen und das mindestens eine zweite
Verpressen Bestandteil eines Heißpressprozesses sein, wie vorstehend beschrieben,
wobei dies für alle hierin offenbarten Ausführungen gilt.
[0034] In weiteren Ausführungen kann vor dem ersten Verpressen ein Vorpressen erfolgen,
wobei Wasser aus dem Vorformling ausgepresst wird.
[0035] In weiteren Ausführungen kann durch das mindestens eine zweite Verpressen eine Oberflächenveredelung
des zuvor in der ersten Presseinrichtung vorgepressten Vorformlings erfolgen. Eine
Oberflächenveredelung kann bspw. die Erzeugung einer glatten Oberfläche ("Hochglanzoberfläche")
umfassen. Herkömmliche Erzeugnisse aus einem faserhaltigen Material, insbesondere
solche aus einem Wet-Formprozess, weisen an ihrer Oberfläche kleine Erhebungen auf,
die aus Poren in den Kavitäten in einem Heißpresswerkzeug (Presswerkzeug, Formwerkzeug)
resultieren, über welche Wasserdampf beim Verpressen abgesaugt wird. Bei der Oberflächenveredelung
können diese Erhebungen "glatt" gepresst werden. Dazu können die Oberflächen in den
Kavitäten eines zweiten Presswerkzeugs bzw. Formwerkzeugs glatt ausgeführt sein, so
dass die Erhebungen verpresst werden und die Oberfläche der Vorformlinge bzw. Formkörper
glatt ist. In weiteren Ausführungen kann mindestens ein Presswerkzeug der mindestens
einen zweiten Presseinrichtung bzw. mindestens ein zweites Formwerkzeug Dampfbohrungen
aufweisen, welche sich gegenüber Dampfbohrungen eines erstes Presswerkzeugs der ersten
Presseinrichtung an einer anderen Stelle befinden, so dass die zuvor erzeugten Erhebungen
glatt gedrückt werden und an den Dampfbohrungen des mindestens einen zweiten Formwerkzeugs
aufgrund der geringen Feuchtigkeit im Vorformling keine Erhebungen entstehen, weil
das Material bereits zu sehr verdichtet und getrocknet ist. Solche Dampfbohrungen
in Kavitäten eines zweiten Formwerkzeugs können bspw. austretende Restfeuchte abführen.
[0036] Eine Oberflächenveredelung kann auch ein Prägen umfassen, wobei bspw. Muster oder
Strukturen eingeprägt werden. Das Prägen bewirkt dabei eine Komprimierung des faserhaltigen
Materials, welches bereits zuvor verpresst wurde, so dass die Festigkeit und weitere
Materialeigenschaften verbessert werden und insbesondere die Oberfläche eine deutlich
bessere Oberflächenqualität aufweist (optisch, haptisch).
[0037] In weiteren Ausführungen können während des mindestens einen zweiten Verpressens
funktionale und/oder gestalterische Bereiche verstärkt werden. Bspw. können Hinterschnitt
oder Ränder etc. nachverpresst werden, so dass diese (bspw. durch Prägen und Einbringen
von Strukturen, welche das Material zusätzlich verdichten) stabiler werden. Ferner
kann das Verstärken eine finale Ausbildung der funktionalen und /oder gestalterischen
Bereiche bewirken, wobei zuvor die geformten funktionalen und/oder gestalterischen
Bereiche nur teilweise ausgeformt sein können.
[0038] In weiteren Ausführungen kann während des ersten Verpressens und des mindestens einen
zweiten Verpressens ein Stanzen erfolgen, wobei das Stanzen während des ersten Verpressens
und des mindestens einen zweiten Verpressens in einem unterschiedlichen Ausmaß erfolgt.
Es kann damit zunächst ein Vorstanzen erfolgen, wobei Bereiche des Vorformlings nur
teilweise, d.h. sowohl in der Stanztiefe als auch im Stanzausmaß (Länge, Breite),
vorgestanzt werden und nach oder während des mindestens einen zweiten Verpressens
final oder zusätzlich gestanzt werden können. Das Stanzen kann bspw. im Formwerkzeug
erfolgen, welches zusätzliche Stanzwerkzeuge (Messer etc.) aufweisen kann.
[0039] Bei nach den vorstehend genannten Verfahren hergestellten Erzeugnissen kann es sich
bspw. um Verpackungen für Lebensmittel (bspw. Schalen, Kapseln, Boxen, Deckel, etc.)
und Verpackungen für Konsumgüter (bspw. elektronische Geräte, Hygieneartikel, Werkzeuge,
Besteck, etc.) sowie Getränkebehälter und Deckel hierfür handeln. Ferner kann es sich
um Behälter zur Aufnahme von Pflanzen (z.B. Blumentöpfe, etc.) und dekorative Elemente
handeln.
[0040] Die vorstehend genannte Aufgabe wird auch durch eine Vorrichtung zum Formen von Erzeugnissen
aus einem faserhaltigen Material gemäß einem der vorstehend angegebenen Verfahren
gelöst, mindestens aufweisend
- eine erste Presseinrichtung mit ersten Presswerkzeugen, und
- mindestens eine zweite Presseinrichtung mit zweiten Presswerkzeugen.
[0041] Die hierin vorgestellte technische Lehre ermöglicht die Herstellung von Erzeugnissen
aus einem faserhaltigen Material, das als Vorformling mit einem relativ hohen Restfeuchtegehalt
von höchstens 75 Gew.-%, bspw. ca. 60 Gew.-%, bereitgestellt wird, wobei das Erzeugnis
nach dem Verpressen keine Fehlstellen, wie bspw. Risse etc., aufweist. Die technische
Lehre ermöglicht zudem, die Herstellung von Erzeugnissen aus faserhaltigem Material
mit einer relativ geringen Restfeuchte, wobei gegenüber einem bekannten Dry-Forming
eine besondere Oberflächenqualität und die Erzeugung/Verbesserung von besonderen gestalterischen
Elementen (funktional: z.B. Hinterschnitt) ermöglicht wird.
[0042] Bspw. können durch das zweistufige Verpressen komplexe Geometrien, bspw. im Bereich
eines Rands erzeugt werden, wobei zweite Presswerkzeuge für die Ausbildung eines Rands
entsprechend ausgebildet sind.
[0043] In weiteren Ausführungen können die ersten Presswerkzeuge und/oder die zweiten Presswerkzeuge
beheizbar sein, so dass der zweistufige Prozess zur Herstellung eines Erzeugnisses,
wie bspw. eines Behälters, mit einem Rand zusätzlich verbessert wird. Dabei kann bspw.
in einem ersten Schritt über die ersten Presswerkzeuge ein Vorformling des Erzeugnisses
entsprechend der späteren Geometrie im Bereich seines Hauptkörpers und im Bereich
des Rands vorgepresst werden. Durch einen Wärmeeintrag kann der Feuchtigkeitsgehalt
eines Hauptkörpers und eines Rands in der ersten Presseinrichtung bereits reduziert
und eine Bindung der Fasern untereinander erreicht werden. Entscheidend ist hierbei,
dass das Erwärmen des Vorformlings in der ersten Presseinrichtung nur bis zu einem
gewissen Maß ausgeführt wird, damit der Vorformling nach dem Verpressen in der ersten
Presseinrichtung noch ausreichend flexibel ist, um in der zweiten Presseinrichtung
beim Schließen der zweiten Presswerkzeuge im Bereich des Rands verformt werden zu
können. Die finale Herstellung durch Heißpressen in mindestens einer zweiten Presseinrichtung
bei geschlossenen zweiten Presswerkzeugen kann dabei mit einer höheren Temperatur
gegenüber der Erwärmung in der ersten Presseinrichtung erfolgen, wobei das in den
Fasern gebundene Wasser verdampft und der Vorformling zum fertigen Erzeugnis heißverpresst
wird. Alternativ kann durch eine demgegenüber inverse Temperaturbeaufschlagung des
faserhaltigen Materials bestimmte Effekte erzielt werden, wie vorstehend beschrieben.
[0044] Die ersten Presswerkzeuge und/oder die mindestens einen zweiten Presswerkzeuge können
über Heizeinrichtungen auf die erforderlichen Temperaturen zum Verpressen gebracht
werden. Solche Heizeinrichtungen können bspw. elektrische oder hydraulische Heizeinrichtungen
sein und bspw. Heizelemente aufweisen. Elektrische Heizelemente können bspw. Heizpatronen
sein, deren Temperatur nach Maßgabe des bereitgestellten Versorgungsstroms geregelt
werden kann. Über die Heizpatronen können die Presswerkzeuge damit direkt beheizt
werden. Hydraulische Heizeinrichtungen können beispielsweise durch die Presswerkzeuge
verlaufende Kanäle aufweisen, wobei in den Kanälen ein temperiertes Öl zirkuliert.
Das Erwärmen der Presswerkzeuge kann dabei direkt durch ein Erwärmen der Presswerkzeuge
oder indirekt durch ein Erwärmen einer Werkzeugplatte, auf/an welcher die Presswerkzeuge
befestigt sind, erfolgen. In weiteren Ausführungen können Temperaturerfassungsmittel
vorgesehen sein, welche die Temperatur der Presswerkzeuge und/oder der Werkzeugplatte
erfassen, um nach Maßgabe der erfassten Werte die Temperatur der Presswerkzeuge zu
regeln.
[0045] In weiteren Ausführungen kann die Größe von Kavitäten in der ersten Presseinrichtung
und der zweiten Presseinrichtung unterschiedlich sein, wobei dem Schwund des Volumens
des Erzeugnisses bzw. des Vorformlings zwischen dem ersten Verpressen in der ersten
Presseinrichtung und einem zweiten Verpressen in der zweiten Presseinrichtung Rechnung
getragen wird.
[0046] Die Vorrichtung kann ferner Einheiten zum Beschichten vor einem ersten Verpressen,
zwischen einem ersten und einem zweiten Verpressen und/oder nach einem zweiten Verpressen
aufweisen. In der Vorrichtung zum Formen von Erzeugnissen aus einem faserhaltigen
Material können nach dem mindestens zweistufigen Verpressen die gefertigten Erzeugnisse
weiteren Bearbeitungsschritten, wie bspw. einem Befüllen, Verschließen etc. zugeführt
werden.
[0047] Weitere Merkmale, Ausgestaltungen und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden
Darstellung von Ausführungsbeispielen mit Bezug auf die Figuren.
Kurzbeschreibung der Figuren
[0048] In den Zeichnungen zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Ablaufs zur Herstellung von Erzeugnissen aus einem
faserhaltigen Fasermaterial; und
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung einer Faserverarbeitungseinrichtung mit einer Heißpressstation
mit mindestens zwei Presseinrichtungen.
Detaillierte Beschreibung von Ausführungsbeispielen
[0049] Nachfolgend werden mit Bezug auf die Figuren Ausführungsbeispiele der hierin beschriebenen
technischen Lehre dargestellt. Für gleiche Komponenten, Teile und Abläufe werden in
der Figurenbeschreibung gleiche Bezugszeichen verwendet. Für die hierin offenbarte
technische Lehre unwesentliche oder für einen Fachmann sich erschließende Komponenten,
Teile und Abläufe werden nicht explizit wiedergegeben. Im Singular angegebene Merkmale
sind auch im Plural mitumfasst, sofern nicht explizit etwas anderes ausgeführt ist.
Dies betrifft insbesondere Angaben wie "ein" oder "eine".
[0050] Fig. 1 zeigt einen Verfahrensablauf zur Herstellung von Erzeugnissen aus einem faserhaltigen
Material, wobei zunächst Vorformlinge aus einem faserhaltigen Material bereitgestellt
werden, die anschließend unter thermischer Einwirkung verpresst werden. Die Bereitstellung
der Vorformlinge kann wie eingangs beschrieben erfolgen, wobei Fasern aus einer wässrigen
Lösung (Pulpe) angesaugt und dreidimensionale Vorformlinge gebildet werden, welche
im Wesentlichen bereits die Gestalt von herzustellenden Erzeugnissen aufweisen. Zusätzlich
können Additive und Zusätze, wie bspw. Stärke, chemische Zusätze, Wachs, etc. einer
Pulpe zugeführt werden, um die Eigenschaften der herzustellenden Produkte (z.B.
[0051] Barriereeigenschaften) und die Verarbeitbarkeit zu beeinflussen. Bei den Fasern kann
es sich bspw. um natürliche Fasern, wie Cellulosefasern, oder Fasern aus einem faserhaltigen
Ursprungsmaterial (z.B. Altpapier) handeln. Bspw. können biologisch abbaubare Becher,
Kapseln, Schalen, Teller und weitere Form- und/oder Verpackungsteile (bspw. als Halter-/Stützstrukturen
für elektronische Geräte) gefertigt werden. Da als Ausgangsmaterial für diese Erzeugnisse
eine faserhaltige Pulpe mit natürlichen Fasern verwendet werden kann, können die hergestellte
Erzeugnisse nach ihrer Verwendung selbst wieder als Ausgangsmaterial für die Herstellung
von solchen Erzeugnissen dienen oder kompostiert werden, weil diese in der Regel vollständig
zersetzt werden können und keine bedenklichen, umweltgefährdenden Stoffe enthalten.
[0052] Die Vorformlinge können in weiteren Ausführungen einem Vorpressschritt unterzogen
werden. Anschließend werden die Vorformlinge in einer Heißpresseinrichtung unter Druck
und Wärmeeinwirkung zu dreidimensionalen Erzeugnissen verpresst. Gegenüber bekannten
Verfahren zum Formen von derartigen Erzeugnissen erfolgt hier das Verpressen (Heißpressen)
in mindestens zwei Schritten, d.h. einem ersten Verpressen und mindestens einem zweiten
Verpressen. In weiteren Ausführungen kann sich einem zweiten Verpressen mindestens
ein drittes Verpressen usw. anschließen. Dabei kann jedes Verpressen gezielt Einfluss
auf verschiedene Eigenschaften von Vorformlingen bzw. Erzeugnissen nehmen.
[0053] Zunächst wird mindestens ein Vorformling bereitgestellt. Der Vorformling kann bspw.
vorab einem Vorpressen zum Ausbringen von Wasser unterworfen worden sein. Ein Vorformen
ist jedoch nicht zwingend erforderlich. Der Vorformling weist für den Formprozess
bspw. einen Restfeuchtegehalt von maximal 75 Gew.-% auf. Der Vorformling wird dann
in eine erste Presseinrichtung eingebracht. Dazu wird der Vorformling auf eine Anlagefläche
der Kavität der ersten Presseinrichtungen auf- oder eingesetzt. Die erste Presseinrichtung
ist dabei geöffnet, wobei zwei erste Presswerkzeughälften relativ zueinander verlagert
sind. Nach dem Einbringen des Vorformlings werden die ersten Presswerkzeughälften
relativ zueinander verlagert, bis die erste Presseinrichtung geschlossen ist und eine
geschlossene Kavität für den Vorformling ausbilden. In der ersten Presseinrichtung
wird dann ein erstes Verpressen ("Warmpressen") mit einer relativ geringen Temperatur
gegenüber dem Verpressen in einer zweiten Presseinrichtung durchgeführt. Beim Warmpressen
wird der Feuchtigkeitsgehalt des Vorformlings reduziert und der Vorformling vorgeformt.
[0054] Nach dem Warmpressen des Vorformlings wird die erste Presseinrichtung durch relative
Verlagerung der beiden ersten Presswerkzeuge geöffnet und der warmgepresste Vorformling
wird der ersten Presseinrichtung entnommen. Der warmgepresste Vorformling wird dann
der zweiten Presseinrichtung zugeführt. Der warmgepresste Vorformling wird auf eine
Anlagefläche einer Kavität der zweiten Presseinrichtung auf- oder eingesetzt wird.
Die erste Presseinrichtung ist dabei geöffnet, wobei zwei erste Presswerkzeughälften
relativ zueinander verlagert sind. Nach dem Einbringen des Vorformlings werden die
zweiten Presswerkzeughälften relativ zueinander verlagert, bis die zweite Presseinrichtung
geschlossen ist und eine geschlossene Kavität für den Vorformling ausbilden. In der
zweiten Presseinrichtung wird dann ein zweites Verpressen ("Heißpressen") mit einer
gegenüber dem Verpressen in der ersten Presseinrichtung höheren Temperatur durchgeführt.
Dabei wird während des zweiten Verpressens der Feuchtigkeitsgehalt des Vorformlings
weiter reduziert und der zuvor warmgeformte Vorformling zu einem Erzeugnis verpresst,
wobei das so hergestellte Erzeugnis im Wesentlichen nicht mehr verformbar ist, und
eine verhältnismäßig geringe Restfeuchte aufweist (1-20 Gew.-% Wasser). Nach dem Heißpressen
wird die zweite Presseinrichtung durch relative Verlagerung der zweiten Presswerkzeuge
geöffnet und das heißgepresste Erzeugnis entnommen.
[0055] Die ersten Presswerkzeuge und die zweiten Presswerkzeuge weisen Anlageflächen an
Formeinrichtungen auf, welche zur Ausbildung eines Formraums (Kavität) relativ zueinander
bewegt werden können. Die Formeinrichtungen sind so ausgestaltet, dass Formeinrichtungen
an einer Presswerkzeughälfte im Wesentlichen als Negativ und die an der anderen Presswerkzeughälfte
gegenüberliegenden Formeinrichtungen im Wesentlichen als Positiv der zu formenden
Erzeugnisse ausgebildet sind. Hierbei können Formeinrichtungen als integraler Bestandteil
von Werkzeugplatten der Presswerkzeughälften vorgesehen oder austauschbar mit Werkzeugplatte
der Presswerkzeughälften verbunden (z.B. verschraubt) sein.
[0056] Weiterhin können die ersten Presseinrichtungen und die zweiten Presseinrichtungen
insbesondere mehrere Kavitäten bzw. Formräume und dazu Formeinrichtungen aufweisen.
[0057] Darüber hinaus können die Formräume bzw. Kavitäten der ersten Presseinrichtung eine
andere Erstreckung und Ausbildung von den Formräumen bzw. Kavitäten der zweiten Presseinrichtung
aufweisen, um damit zum einen einem Schwund der Vorformlinge nach dem ersten Verpressen
Rechnung zu tragen sowie um Strukturen oder ähnliches in die Oberfläche von bereits
warmgeformten Vorformlingen einzubringen. Hierzu können bspw. Formeinrichtungen der
zweiten Presseinrichtung an den Anlageflächen eine gemusterte oder strukturierte Oberfläche
aufweisen, um beim zweiten Verpressen ein Muster oder eine Strukturierung auf eine
Oberfläche eines warmgeformten Vorformlings zu bringen.
[0058] In weiteren Ausführungen kann zwischen dem ersten Verpressen in der ersten Presseinrichtung
und dem zweiten Verpressen in der zweiten Presseinrichtung ein Prägen von Mustern
oder dergleichen erfolgen. Hierzu sind die Vorformlinge bereits durch das erste Verpressen
ausreichend stabil und können danach mit einem Muster (z.B. Marke, Slogan, etc.) geprägt
werden. Hierzu ist eine Prägeeinrichtung (z.B. Prägestation) zwischen der ersten Presseinrichtung
und der zweiten Presseinrichtung angeordnet. Die Werkzeuge zum Prägen können ähnlich
wie die Formeinrichtungen der ersten Presseinrichtung und der zweiten Presseinrichtung
ausgebildet sein. In weiteren Ausführungen können Prägemittel (z.B. Stempel oder dergleichen)
nur auf einen Bereich eines warmgeformten Vorformlings einwirken. Dabei kann in weiteren
Ausführungen das Prägen auch bei geöffneten ersten oder zweiten Presseinrichtungen
erfolgen, wobei die warmgeformten Vorformlinge mit ihrer inneren oder äußeren Oberfläche
auf einer Anlagefläche einer Formeinrichtung der ersten Presseinrichtung oder der
zweiten Presseinrichtung aufliegen. Die Prägung erfolgt dann nach dem ersten Verpressen
in der ersten Presseinrichtung oder vor dem zweiten Verpressen in der zweiten Presseinrichtung
mit jeweils geöffneten Presswerkzeughälften. Es kann hierzu bspw. Prägewerkzeuge relativ
zu den Presswerkzeughälften mit den Vorformlingen verfahren werden. Die Prägewerkzeuge
drücken dann aus dieser Position gegen die Vorformlinge zum Prägen gedrückt. In weiteren
Ausführungen kann der Druck über die gegenüberliegende Presswerkzeughälfte ausgeübt
werden, welche gegenüber einem regulären ersten oder zweiten Verpressen mit geringerem
Druck und geringerem Hub bewegt wird. Danach können so geprägte und warmgeformte Vorformlinge
bei einem zweiten Verpressen heißverpresst werden, um die zuvor eingebrachte Prägung
beim Trocknen des gesamten Vorformlings während des Heißpressens durch Trocknen auszuhärten.
[0059] Zudem kann durch die unterschiedliche Ausbildung der Kavitäten bzw. Formeinrichtungen
für die Presswerkzeughälften nach einem Warmpressen bzw. ersten Verpressen ein stärkeres
Verpressen mit hohem Druck erfolgen, wobei die bereits durch das Trocknen beim Warmpressen
reduzierte Wandstärke nochmals reduziert und das gefertigte Erzeugnis sehr stabil
und fest gemacht werden kann. Darüber hinaus kann dadurch die Oberflächenbeschaffenheit
stark beeinflusst werden. Bspw. kann eine sehr hohe Verdichtung an der Oberfläche
erreicht werden, wodurch Barriereeigenschaften (Feuchtigkeit, Gas- und Geruchsdurchlässigkeit)
verbessert oder erst bereitgestellt werden können.
[0060] In weiteren Ausführungen kann vor dem ersten Verpressen, wischen dem ersten Verpressen
und dem zweiten Verpressen sowie nach dem zweiten Verpressen ein Beschichten mit Zusätzen,
Additiven, Fasern etc. erfolgen, um die Oberflächenbeschaffenheit und Barriereeigenschaften
zu beeinflussen. Ein erstes und/oder zweites Verpressen nach Beschichten kann bspw.
zur Aktivierung von Additiven führen, die in dem faserhaltigen Material enthalten
sind. Neben dem Druck kann auch über beheizte Formeinrichtungen das Verhalten und
Bindungsfähigkeit von Stoffen untereinander oder mit Fasern beeinflusst werden. In
weiteren Ausführungen kann ein Beschichten zwischen zwei Verpressschritten ein gezielter
Schichtaufbau realisiert werden, wobei ein Verbindungsbereich zwischen mindestens
einer Beschichtungsschicht und der angrenzenden Schicht (z.B. Faserlage) verhältnismäßig
gering ist. In weiteren Ausführungen können zwischen dem ersten Verpressen und dem
zweiten Verpressen mehrere Schichten aufgebracht werden, wobei der warmgepresste Vorformling
nach dem Beschichten nochmals heißverpresst wird.
[0061] Die Aufteilung des Verpressens in mindestens ein erstes Verpressen und mindestens
ein zweites Verpressen ermöglicht es Vorformlinge ausreichend lange und mit ausreichend
hoher Temperatur zu verpressen und dabei gleichzeitig die benötigte Dauer zum Verpressen
unter Druck und gleichzeitiger Temperatureinwirkung erheblich zu reduzieren. Es ist
klar, dass bei weiteren Presseinrichtungen (dritte Presseinrichtung, vierte Presseinrichtung,
etc.) die Dauer je Presseinrichtung noch weiter reduziert werden kann.
[0062] Durch die Aufteilung in mehrere Presseinrichtungen, wobei in jeder der Presseinrichtungen
ein Verpressen mit unterschiedlicher Temperatureinwirkung, unterschiedlichem Druck
und unterschiedlicher Dauer realisiert werden kann, kann insbesondere die Qualität
von derart hergestellten Erzeugnissen erheblich verbessert werden. Zudem kann eine
Verbesserung von Barriereeigenschaften wesentlich verbessert werden. Hierbei ist insbesondere
zu beachten, dass in einer einzelnen Pressstation es durch die Beschränkung auf einen
Temperaturbereich zum Verpressen keine optimale Bindungswirkung der Fasern erzielt
werden kann.
[0063] Die ersten und zweiten Presseinrichtungen weisen für die Temperatureinwirkung entsprechende
Temperiermittel auf, die über eine Steuerung und ggf. weitere Einheiten die Temperatur
an den Anlageflächen der Kavitäten bzw. Formeinrichtungen geregelt bereitstellen können.
Bspw. sind in Werkzeugplatten und/oder Formeinrichtungen elektrisch ansteuerbare Heizelemente
vorgesehen, die einfach über eine Steuerung gesteuert werden können.
[0064] In weiteren Ausführungen kann die Temperatur bei einem ersten Verpressen höher sein
als bei mindestens einem zweiten Verpressen, wobei während des mindestens einen zweiten
Verpressens die Verbindung der Fasern des faserhaltigen Materials damit weitgehend
abgeschlossen ist. Darüber hinaus kann ein Prägen der Vorformlinge auch in den Formwerkzeugen
selbst erfolgen, wobei die Formwerkzeug eine entsprechende Oberfläche in den Kavitäten
aufweisen. Zudem können die Formwerkzeuge Stanzwerkzeuge aufweisen, die beim Schließen
der Werkzeughälften von Presseinrichtungen die Vorformlinge bzw. Erzeugnisse in den
Presseinrichtungen unterschiedlich stanzen. In noch weiteren Ausführungen können Stanzstationen
vorgesehen sein, welche den Presseinrichtungen nachgelagert sind. Es kann auch nur
eine Stanzstation vorgesehen sein, wobei zuvor in mindestens einer Presseinrichtung
ein Vor-Stanzen erfolgen kann.
[0065] Des Weiteren kann auch im Hinblick auf die Ausführung einer Faserverarbeitungseinrichtung
10 in Fig. 2 ein mehrstufiges Heißpressen bei Vorformlingen erfolgen, die einen geringen
Feuchtigkeitsgehalt aufweisen und bspw. aus einem verhältnismäßig trockenen Material
(z.B. Airlaid etc.) hergestellt worden sind.
[0066] Es kann bei den hierin beschriebenen Verfahren insbesondere auch eine Oberflächenbehandlung
durch den mindestens zweistufigen Heißpressvorgang in unterschiedlichen Heißpresswerkzeugen
(Presseinrichtungen) erfolgen, welche eine Verdichtung und/oder Glättung von Oberflächen
bereitstellt. Zudem kann durch das Einbringen von feinen Strukturen, bspw. sich kreuzenden
Linien etc., eine homogene Verdichtung erfolgen, welche in einem einstufigen Prozess
in der Regel nicht realisiert werden kann, weil das faserhaltige Material nicht die
erforderliche Verbindung für die Verdichtung aufweist. Ohne ein Vorverdichten bei
einem ersten Verpressen könnte beim Prägen faserhaltiges Material an der Kavitätenoberfläche
hängen ("kleben") bleiben. Dies wird mit der hierin beschriebenen Lösung verhindert.
[0067] Fig. 2 zeigt eine schematische Darstellung einer Faserverarbeitungseinrichtung 10
mit einer Heißpressstation 30 mit mindestens zwei Presseinrichtungen 32, 34. In dem
gezeigten Ausführungsbeispiel weist die Heißpressstation 30 der Faserverarbeitungseinrichtung
10 eine erste Presseinrichtung 32 zum Verpressen von Vorformlingen aus faserhaltigem
Material mit einem hohen Wassergehalt von bspw. 50 bis 70 Gew.-% (bspw. ca. 60 Gew.-%)
auf, wie vorstehend beschrieben. Das erste Verpressen in der ersten Presseinrichtung
32 erfolgt dabei in einem Temperaturbereich von 70 bis 120 °C. Hierzu können die Presswerkzeuge
bzw. Presswerkzeughälften sowie die Formeinrichtungen über mindestens eine Temperiereinrichtung
40 beheizt werden. Die Temperiereinrichtung 40 kann bspw. elektrisch ansteuerbare
Heizpatronen umfassen, die in Werkzeugkörpern der Presseinrichtung 32 oder in den
zugeordneten Formeinrichtungen aufgenommen sind.
[0068] Die Heißpressstation 30 weist weiter eine zweite Presseinrichtung 34 zum Verpressen
von zuvor in der ersten Presseinrichtung 32 mit einer geringeren Temperatur verpressten
Vorformlingen auf. Die zuvor verpressten Vorformlinge weisen nach dem ersten Verpressen
bspw. einen Wassergehalt von 30 bis 50 Gew.-%, bspw. 35 bis 50 Gew.-%, insbesondere
40 -50 Gew.-%, auf, und sind damit ausreichend flexibel und umformbar, so dass bspw.
eine Rand-, Boden, und/oder Seitenumformung der Vorformlinge erfolgen kann, ohne dass
diese dabei beschädigt oder zerstört werden. Hierzu weisen die Formeinrichtung der
zweiten Presseinrichtung 34 eine entsprechende Geometrie auf. Das zweite Verpressen
kann zum finalen Trocknen in einem Temperaturbereich von 160 bis 250 °C durchgeführt
werden. Hierzu werden die Presswerkzeuge bzw. Presswerkzeughälften sowie die Formeinrichtungen
über die mindestens eine Temperiereinrichtung 40 entsprechend beheizt. Die zweiten
Presswerkzeuge bzw. Presswerkzeughälften sowie die Formeinrichtungen der zweiten Presseinrichtung
34 können hierfür auf 160 bis 250 °C erwärmt werden.
[0069] In weiteren Ausführungen können das erste Verpressen in der ersten Presseinrichtung
32 und das zweite Verpressen in der zweiten Presseinrichtung 34 im Wesentlichen bei
gleichen Temperaturen erfolgen. In noch weiteren Ausführungen kann das erste Verpressen
in der ersten Presseinrichtung 32 bei höheren Temperaturen erfolgen, wie das zweite
Verpressen in der zweiten Presseinrichtung 34. Bspw. kann damit die Oberfläche der
Vorformlinge oder eine zuvor aufgebrachte Beschichtung gezielt thermisch mit einer
Verbindungsschicht/- oberfläche des faserhaltigen Materials verbunden oder behandelt
werden.
[0070] Die Faserverarbeitungseinrichtung 10 weist ferner eine Steuerung 20 auf, die zur
Steuerung der in Fig. 2 gezeigten Komponenten und weiteren Bestandteilen der Faserverarbeitungseinrichtung
10 dient.
[0071] Die Faserverarbeitungseinrichtung 10 kann bspw. Versorgungseinheiten aufweisen, bspw.
Schnittstellen für die Zufuhr von Medien (bspw. Wasser, Pulpe, Druckluft, Gas, etc.)
und Energie (Stromversorgung), mindestens eine Absaugeinrichtung, Leitungssysteme
für die verschiedenen Medien, Pumpen, Ventile, Leitungen, Sensoren, Messeinrichtungen,
ein BUSSystem, etc. sowie Schnittstellen für eine bidirektionale Kommunikation über
eine drahtgebundene und/oder drahtlose Datenverbindung aufweisen. Anstelle einer drahtgebundenen
Datenverbindung kann auch eine Datenverbindung über eine Glasfaserleitung bestehen.
Die Datenverbindung kann bspw. zwischen der Steuerung 20 und einer zentralen Steuerung
für mehrere Faserverarbeitungseinrichtungen 10, zu einer Faseraufbereitungsanlage,
zu einer Service-Stelle und/oder weiteren Einrichtungen bestehen. Es kann über eine
bidirektionale Datenverbindung auch eine Steuerung der Faserverarbeitungseinrichtung
10 über eine mobile Einrichtung, wie bspw. ein Smartphone, Tablet-Computer oder dergleichen
erfolgen. Weiterhin kann die Steuerung 20 über ein BUSSystem oder eine Datenverbindung
mit einem HMI(Human-Machine-Interface)-Panel in bidirektionaler Kommunikation stehen.
Zusätzlich oder alternativ können an einem HMI-Panel weitere Eingabemittel, wie bspw.
eine Tastatur, ein Joystick, ein Tastenfeld etc. für Operatoreingaben vorgesehen sein.
Hierüber können Einstellungen verändert und Einfluss auf den Betrieb der Faserverarbeitungseinrichtung
10 vorgenommen werden.
[0072] Die Faserverarbeitungseinrichtung 10 kann in weiteren Ausführungen Einrichtungen
zum Vorformen und Ansaugen von Fasern zur Bildung von Vorformlingen aus einer Pulpe
aufweisen. Weiterhin kann die Faserverarbeitungseinrichtung 10 weitere vor- und nachgelagerte
Bearbeitungsstationen aufweisen. Darüber hinaus kann die Faserverarbeitungseinrichtung
10, wie vorstehend bereits ausgeführt, Stationen zum Beschichten an verschiedenen
Stellen des Herstellungsprozesses aufweisen, wobei diesen Stationen wiederum über
weitere Einrichtungen Material (Fasern, SiOx, Additive, Wachs, etc.) zum Beschichten
zugeführt werden können.
Bezugszeichenliste
[0073]
- 10
- Faserverarbeitungseinrichtung
- 20
- Steuerung
- 30
- Heißpressstation
- 32
- erste Presseinrichtung
- 34
- zweite Presseinrichtung
- 40
- Temperiereinrichtung
1. Verfahren zum Formen von Erzeugnissen aus einem faserhaltigen Material, mindestens
aufweisend die folgenden Schritte:
- Bereitstellen eines Vorformlings aus einem faserhaltigen Material, wobei der Vorformling
einen Feuchtigkeitsgehalt von höchstens 75 Gew.-% aufweist,
- erstes Verpressen des Vorformlings unter gleichzeitigem Wärmeeintrag in einer ersten
Presseinrichtung, und
- mindestens zweites Verpressen des zuvor in der ersten Presseinrichtung vorgepressten
Vorformlings unter gleichzeitigem Wärmeeintrag in einer zweiten Presseinrichtung,
wobei
- die während des ersten Verpressens in der ersten Presseinrichtung eingebrachte Temperatur
und die während des mindestens einen zweiten Verpressens in der zweiten Presseinrichtung
eingebrachte Temperatur unterschiedlich sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei
- die während des zweiten Verpressens in der zweiten Presseinrichtung eingebrachte
Temperatur höher ist als die während des ersten Verpressens in der ersten Presseinrichtung
eingebrachte Temperatur, oder
- die während des zweiten Verpressens eingebrachte Temperatur in der zweiten Presseinrichtung
niedriger ist wie die während des ersten Verpressens in der ersten Presseinrichtung
eingebrachte Temperatur.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei
- das erste Verpressen in einem Temperaturbereich von 70 bis 120 °C und/oder das mindestens
eine zweite Verpressen in einem Temperaturbereich von 160 bis 250 °C durchgeführt
werden, oder
- das erste Verpressen in einem Temperaturbereich von 160 bis 250 °C und/oder das
mindestens eine zweite Verpressen in einem Temperaturbereich von 70 bis 120 °C durchgeführt
werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei
- erste Presswerkzeuge der ersten Presseinrichtung auf 70 bis 120 °C und/oder zweite
Presswerkzeuge der zweiten Presseinrichtung auf 160 bis 250 °C erwärmt werden, oder
- erste Presswerkzeuge der ersten Presseinrichtung auf 160 bis 250 °C und/oder zweite
Presswerkzeuge der zweiten Presseinrichtung auf 70 bis 120 °C erwärmt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei während des ersten Verpressens der
Feuchtigkeitsgehalt des Vorformlings auf 30 bis 50 Gew.-% reduziert wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei während des zweiten Verpressens
der Feuchtigkeitsgehalt des Vorformlings auf 1 bis 30 Gew.-% reduziert wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei zwischen und/oder während des ersten
Verpressens und des mindestens einen zweiten Verpressens mindestens ein Prägen des
zuvor in der ersten Presseinrichtung vorgepressten Vorformlings erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei zwischen dem ersten Verpressen und
dem mindestens einen zweiten Verpressen mindestens ein Beschichten des zuvor in der
ersten Presseinrichtung vorgepressten Vorformlings erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei vor dem ersten Verpressen und/oder
nach dem mindestens einen zweiten Verpressen ein zusätzliches Beschichten erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, wobei das Beschichten mindestens ein partielles
Aufbringen mindestens einer zusätzlichen Schicht durch Sprühen, Eintauchen, Schöpfen,
Laminieren und/oder Drucken umfasst.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei das erste Verpressen und das mindestens
eine zweite Verpressen Bestandteil eines Heißpressprozesses sind.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, wobei vor dem ersten Verpressen ein Vorpressen
erfolgt, wobei Wasser aus dem Vorformling ausgepresst wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, wobei durch das mindestens eine zweite
Verpressen eine Oberflächenveredelung des zuvor in der ersten Presseinrichtung vorgepressten
Vorformlings erfolgt.
14. Verfahren nach einem der Ansprüchen 1 bis 13, wobei während des mindestens einen zweiten
Verpressens funktionale und/oder gestalterische Bereiche verstärkt werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, wobei während des ersten Verpressens
und des mindestens einen zweiten Verpressens ein Stanzen erfolgt, wobei das Stanzen
während des ersten Verpressens und des mindestens einen zweiten Verpressens in einem
unterschiedlichen Ausmaß erfolgt.
16. Vorrichtung zum Formen von Erzeugnissen aus einem faserhaltigen Material gemäß einem
der Verfahren nach Anspruch 1 bis 15, mindestens aufweisend
- eine erste Presseinrichtung mit ersten Presswerkzeugen, und
- mindestens eine zweite Presseinrichtung mit zweiten Presswerkzeugen.