[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung eines kompensierten
Winkels, eine Recheneinheit und ein Computerprogramm zu dessen Durchführung und eine
Arbeitsmaschine.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Bei mobilen Arbeitsmaschinen, z.B. einem Bagger, einem Radlader, einem Teleskophandler
oder einem Kran, ist es häufig von Interesse, die Lage eines Elements (z.B. des Oberwagens
eines Baggers relativ zu einem Weltkoordinatensystem) oder die Stellung einzelner
Gelenke (z.B. Ausleger-, Stiel-, Löffelgelenk) zu ermitteln. Die Kenntnis dieser Größen
ist beispielsweise nützlich, um dem Bediener eine genaue Rückmeldung über die Stellung
des Arbeitswerkzeuges zu geben oder auch zur Realisierung von Steuerungs- oder Regelungsalgorithmen,
wie z.B. zur Arbeitsraumbegrenzung oder einer Koordinatensteuerung. Zur Bestimmung
der Lage eines Elements können beispielsweise Verfahren zur Hubmessung (z.B. magnetostriktiv)
an einem Zylinder, zur Gelenkwinkelmessung (z.B. mittels eines Potentiometers oder
eines optischen oder magnetischen Encoders) oder mittels Inertialsensorik verwendet
werden.
Offenbarung der Erfindung
[0003] Erfindungsgemäß werden ein Verfahren zur Bestimmung eines kompensierten Winkels,
eine Recheneinheit und ein Computerprogramm zu dessen Durchführung und eine Arbeitsmaschine
mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen
sind Gegenstand der Unteransprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
[0004] Die Erfindung bedient sich der Maßnahme, mittels einer Kalibrierungsphase und einer
Einsatzphase einen kompensierten Winkel einer relativ zu einer Referenzkomponente
zwischen einer ersten und einer zweiten Endlage schwenkbaren Komponente einer Arbeitsmaschine
zu bestimmen, wobei Sensorwinkelwerte mit einem Winkelsensor, der mit der Komponente
und der Referenzkomponente gekoppelt ist, gemessen bzw. erfasst werden. In der Kalibrierungsphase
wird die Komponente nacheinander in die erste und die zweite Endlage geschwenkt sowie
entsprechende Sensorwinkelwerte erfasst, aus denen ein Hysteresewinkelwert bestimmt
wird. In der Einsatzphase werden ein Sensorwinkelwert und eine Schwenkrichtung für
einen Bestimmungszeitpunkt erfasst bzw. bestimmt und der kompensierte Winkel durch
Korrigieren des Sensorwinkelwerts um eine von dem Hysteresewinkelwert und der Schwenkrichtung
abhängige Winkelkorrektur bestimmt. Durch das erfindungsgemäße Vorgehen, d.h. insbesondere
das Berücksichtigen des Hysteresewinkelwerts und der Schwenkrichtung bei der Winkelkorrektur,
können konsistente Werte für den kompensierten Winkel bestimmt werden, in denen Fehler
kompensiert sind, die durch ein Spiel der mechanischen Kopplung des Winkelsensors
an die Komponente und die Referenzkomponente bedingt sind. Insbesondere ist der kompensierte
Winkel unabhängig von der Schwenkrichtung.
[0005] Gemäß einer Ausgestaltung wird bei positiver Schwenkrichtung ein erster Bruchteil
des Hysteresewinkelwerts zum Sensorwinkelwert am Bestimmungszeitpunkt addiert und
bei negativer Schwenkrichtung ein zweiter Bruchteil des Hysteresewinkelwerts vom Sensorwinkelwert
am Bestimmungszeitpunkt subtrahiert. Insbesondere ist die Summe aus erstem und zweitem
Bruchteil des Hysteresewinkelwerts gleich dem Hysteresewinkelwert. Der erste und der
zweite Bruchteil des Hysteresewinkelwerts können gleich dem halben Hysteresewinkelwert
sein. Entsprechend dieser Ausgestaltung liegt der kompensierte Winkel innerhalb eines
durch die Hysterese bestimmten Bandes, z.B. in dessen Mitte.
[0006] Gemäß einer Ausgestaltung wird die Schwenkrichtung basierend auf Sensorwinkelwerten
zu aufeinanderfolgenden Zeitpunkten bestimmt wird. Dabei wird die Schwenkrichtung
als positiv bestimmt, wenn die Sensorwinkelwerte zwischen aufeinanderfolgenden Zeitpunkten
zunehmen, und als negativ bestimmt, wenn die Sensorwinkelwerte zwischen aufeinanderfolgenden
Zeitpunkten abnehmen. Wenn sich die Sensorwinkelwerte in Richtung größerer Winkel
ändern, wird also von einer positiven Schwenkrichtung ausgegangen. Wenn sich die Sensorwinkelwerte
in Richtung kleinerer Winkel ändern, wird entsprechend von einer negativen Schwenkrichtung
ausgegangen. Diese Ausgestaltung ist einfach zu implementieren, da sie auf bereits
vorhanden Größen (Sensorwinkelwerten) basiert.
[0007] Gemäß einer Ausgestaltung wird die Schwenkrichtung basierend auf Messung durch einen
vom Winkelsensor verschiedenen Sensor, insbesondere einen Inertialsensor, bestimmt.
Dies ist zweckmäßig, da diese Methode von Messungen des Winkelsensors unabhängig ist,
insbesondere wirken sich Messfehler nicht sowohl im Sensorwinkel als auch in der Schwenkrichtung
aus.
[0008] Gemäß einer Ausgestaltung werden die Schritte der Einsatzphase wiederholt, ohne zwischenzeitliches
Durchführen der Kalibrierungsphase durchgeführt. Dieses wiederholte Durchführen der
Schritte der Einsatzphase kann insbesondere fortlaufend erfolgen, so dass jeweils
neu vorliegende Sensorwinkelwerte kompensiert werden.
[0009] Gemäß einer Ausgestaltung wird die Kalibrierungsphase erneut durchgeführt wird, um
den Hysteresewinkelwert zu aktualisieren. Insbesondere erfolgt die erneute Durchführung
der Kalibrierungsphase zu wenigstens einem bestimmten Zeitpunkt und/oder in Reaktion
auf wenigstens ein bestimmtes Ereignis und/oder in Reaktion auf eine entsprechende
Eingabe eines Bedieners der Arbeitsmaschine. Mögliche Veränderungen des Hysteresewinkels,
etwa aufgrund von Verschleiß können so berücksichtigt werden.
[0010] Eine erfindungsmäße Recheneinheit, z.B. ein Steuergerät einer mobilen Arbeitsmaschine,
ist, insbesondere programmtechnisch, dazu eingerichtet, ein erfindungsgemäßes Verfahren
durchzuführen.
[0011] Eine erfindungsgemäße Arbeitsmaschine weist eine relativ zu einer Referenzkomponente
zwischen einer ersten und einer zweiten Endlage schwenkbaren Komponente auf, wobei
zwischen der ersten und der zweiten Endlage eine bekannte Endlagen-Winkeldifferenz
besteht, wobei ein Winkelsensor vorgesehen ist, der mit der Komponente und der Referenzkomponente
(mechanisch) gekoppelt ist und der dazu eingerichtet ist, Sensorwinkel der Komponente
relativ zur Referenzkomponente zu messen. Weiter weist die Arbeitsmaschine eine erfindungsgemäße
Recheneinheit auf. Die (mechanische) Kopplung kann ein Spiel aufweisen, das zu einer
Hysterese in den gemessenen Sensorwinkelwerten führt. Diese Hysterese wird durch das
erfindungsgemäße Verfahren berücksichtigt, um eine konsistente Winkelbestimmung zu
erreichen.
[0012] Gemäß einer Ausgestaltung weist der Winkelsensor ein fest an der Referenzkomponente
angeordnetes Erfassungselement und ein Armelement auf, das an der Referenzkomponente
drehbar gelagert ist und mit einem an der Komponente fest angeordneten Mitführelement
in Eingriff steht. Ein Spiel kann hier zwischen dem Armelement und dem Mitführelement
vorliegen.
[0013] Auch die Implementierung eines erfindungsgemäßen Verfahrens in Form eines Computerprogramms
oder Computerprogrammprodukts mit Programmcode zur Durchführung aller Verfahrensschritte
ist vorteilhaft, da dies besonders geringe Kosten verursacht, insbesondere wenn ein
ausführendes Steuergerät noch für weitere Aufgaben genutzt wird und daher ohnehin
vorhanden ist. Geeignete Datenträger zur Bereitstellung des Computerprogramms sind
insbesondere magnetische, optische und elektrische Speicher, wie z.B. Festplatten,
Flash-Speicher, EEPROMs, DVDs u.a.m. Auch ein Download eines Programms über Computernetze
(Internet, Intranet usw.) ist möglich.
[0014] Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung
und der beiliegenden Zeichnung.
[0015] Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachfolgend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
[0016] Die Erfindung ist anhand von Ausführungsbeispielen in der Zeichnung schematisch dargestellt
und wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung ausführlich beschrieben.
Figurenbeschreibung
[0017]
Figur 1 illustriert Drehbewegungen einer Komponente relativ zu einer Referenzkomponente
und eine zughörige Winkelmessung mit einem Winkelsensor.
Figur 2 zeigt ein Ablaufdiagramm gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
Detaillierte Beschreibung der Zeichnung
[0018] Figur 1 illustriert Drehbewegungen bzw. Schwenkbewegungen 16, 18 einer drehbaren
Komponente 2 relativ zu einer Referenzkomponente 4 und eine zughörige Winkelmessung
mit einem Winkelsensor 8. Die Komponente 2 ist mittels eines Drehgelenks 6 an der
Referenzkomponente 4 angebracht, so dass die Komponente 2 relativ zur Referenzkomponente
4 schwenkbar bzw. drehbar ist. Die Komponente 2 kann z.B. ein Ausleger eines Baggers
sein, wobei die Referenzkomponente 4 der Oberwagen des Baggers ist bzw. am Oberwagen
fest angebracht ist. Die Drehbewegung bzw. Schwenkbewegung der Komponente wird durch
einen Aktuator, z.B. einem Hydraulikzylinder o.Ä., bewirkt (nicht dargestellt). Durch
die Winkelmessung soll ein Winkel der Drehung um eine Achse des Drehgelenks 6 der
(drehbaren) Komponente 2 relativ zur Referenzkomponente 4 bestimmt werden. Die drehbare
Komponente 2 wird vereinfacht auch als Komponente 2 bezeichnet.
[0019] Die Komponente 2 ist zwischen einer ersten Endlage, die einem (tatsächlichen) minimalen
Winkel
αmin entspricht, und einer zweiten Endlage, die einem (tatsächlichen) maximalen Winkel
αmax entspricht, rotatorisch bewegbar (drehbar) bzw. schwenkbar. Die erste Endlage wird
z.B. bei einem weitestmöglich eingefahrenen Hydraulikzylinder eingenommen und die
zweite Endlage wird z.B. bei einem weitestmöglich ausgefahrenen Hydraulikzylinder
eingenommen. Da die Kinematik bzw. die Geometrie des Aufbaus umfassend die Komponente
2, die Referenzkomponente 4, das Drehgelenk 6 sowie den Aktuator bekannt sind, sind
der minimale Winkel
αmin und der maximale Winkel
αmax an sich bekannt bzw., da die Richtung, die dem Nullwinkel entspricht (d.h. die Orientierung
des entsprechenden Koordinatensystems), beliebig festlegbar ist, ist zumindest die
tatsächliche Winkeldifferenz
αmax -
αmin dieser beiden Winkel bekannt. Diese Winkeldifferenz wird auch als Endlagen-Winkeldifferenz
bezeichnet.
[0020] Es ist ein Winkelsensor 8 vorgesehen, der beispielsweise ein fest an der Referenzkomponente
4 angeordnetes Element, als Erfassungselement bezeichnet, und ein drehbar an der Referenzkomponente
4 angeordnetes Element, als Armelement 10 bezeichnet, aufweist. Das Armelement 8 ist
z.B. um eine Achse drehbar, die mit der Achse des Drehgelenks 6 zusammenfällt. Weiterhin
steht das Armelement 8 mit einem fest an der schwenkbaren Komponente 4 angeordneten
Element, als Mitführelement 12 bezeichnet, in Eingriff, so dass das Armelement 8 von
der Komponente 2 mitgedreht bzw. mitgeführt wird. Das Mitführelement 12 ist beispielsweise
ein Stift bzw. Pin. Der Winkelsensor 8 misst bzw. erfasst einen Winkel, als Sensorwinkel
αSens bezeichnet, des Armelements 10 relativ zum Erfassungselement. Beispielsweise können
das Armelement 10, das Erfassungselement zusammen mit weiteren Elementen des Winkelsensors
ein Potentiometer bilden, dessen variabler Widerstand dem Winkelwert entspricht. Der
Winkelsensor ist insbesondere dazu eingerichtet, aktuelle Sensorwinkelwerte (d.h.
aktuelle Werte für den Sensorwinkel) fortlaufend bzw. in gewissen Zeitabständen, die
regelmäßig oder unregelmäßig beabstandet sind, zu bestimmen, etwa auf einem Zeitraster
oder mit einer bestimmten Messfrequenz. Der Winkelsensor kann weiter dazu eingerichtet
sein, gemessene bzw. bestimmte aktuelle Sensorwinkelwerte an eine elektronische Steuerung
(Recheneinheit), z.B. der Arbeitsmaschine, die die schwenkbare Komponente und die
Referenzkomponente aufweist, zu übermitteln (nicht dargestellt).
[0021] Zwischen dem Armelement 10 und dem Mitführelement 12 besteht ein Spiel, das zu einer
Hysterese in der Winkelmessung durch den Winkelsensor 8 führt. Die resultierende Hysterese-Kurve
ist unten in der Figur 1 in einem Diagramm gezeigt, in dem der Sensorwinkelwerte
αSens gegen den tatsächlichen Winkel
αact aufgetragen ist. Allgemeiner formuliert besteht ein Spiel, das durch die mechanische
Kopplung des Winkelsensors 8 an die Komponente 2 und die Referenzkomponente 4 bedingt
ist. Dieses Spiel kann zu einer Hysterese führen.
[0022] Beispielsweise erfolgt eine erste Schwenkbewegung 16 in Richtung kleinerer Winkel
(negative Schwenkrichtung), d.h. in der Figur im Uhrzeigersinn, bis die erste Endlage
bzw. der tatsächliche minimale Winkel
αmin erreicht ist. Dabei wird ebenso ein minimaler durch den Winkelsensor gemessener Winkel,
d.h. ein minimaler Sensorwinkelwert
αSens(
αmin), erreicht. Während der ersten Schwenkbewegung 16 liegt der Stift, d.h. das Mitführelement
12, an einem in Richtung Uhrzeigersinn gelegenen Teil des gabelförmig ausgebildeten
Endes des Armelements 10 an.
[0023] Nach Bewegungsumkehr erfolgt eine zweite Schenkbewegung 18 in Richtung größerer Winkel
(positive Schwenkrichtung), d.h. in der Figur entgegen dem Uhrzeigersinn, bis die
zweite Endlage bzw. der tatsächliche maximale Winkel
αmax erreicht ist. Nach einer Übergangsphase liegt der Stift, d.h. das Mitführelement
12, während der zweiten Schwenkbewegung 18 an einem entgegen der Richtung des Uhrzeigersinns
gelegenen Teil des gabelförmig ausgebildeten Endes des Armelements 10 an. Dieser Übergang
zwischen den Teilen, an denen das Mitführelement anliegt, d.h. dieses Spiel, führt
dazu, dass unmittelbar nach der Bewegungsumkehr der durch den Winkelsensor 8 gemessene
Winkel, d.h. der Sensorwinkelwert, zunächst am minimalen Sensorwinkelwert
αSens(
αmin) verbleibt. Der Sensorwinkelwert bleibt also zunächst unverändert, obwohl bereits
eine Änderung des tatsächlichen Winkels
αact erfolgt. Mit Erreichen des tatsächlichen maximalen Winkels
αmax wird ebenso ein maximaler durch den Winkelsensor gemessener Winkel, d.h. ein maximaler
Sensorwinkelwert
αSens(
αmax), erreicht.
[0024] Wenn anschließend eine erneute Bewegung in Richtung kleinerer Winkel erfolgt, d.h.
im Uhrzeigersinn, tritt auch hier aufgrund des Spiels unmittelbar nach Bewegungsumkehr
eine Phase auf, in der der Sensorwinkelwert zunächst am maximalen Sensorwinkelwert
αSens(αmax) verbleibt, obwohl sich der tatsächliche Winkel
αact bereits verringert.
[0025] Diese Hysterese führt dazu, dass einem gemessenen Sensorwinkelwert kein eindeutiger
Wert für den tatsächlichen Winkel zuordenbar ist, bzw., dass der Sensorwinkelwert
ein fehlerbehafteter Wert für den tatsächlichen Winkel ist. Diese Problematik wird
durch das erfindungsgemäße Verfahren behoben, in dem ein kompensierter Winkel
αcomp bestimmt wird.
[0026] Figur 2 zeigt ein Ablaufdiagramm gemäß einer Ausführungsform der Erfindung, d.h.
eines Verfahrens zur Bestimmung eines kompensierten Winkels einer relativ zu einer
Referenzkomponente zwischen einer ersten und einer zweiten Endlage schwenkbaren Komponente
einer Arbeitsmaschine. Es wird davon ausgegangen, dass ein Winkelsensor vorgesehen
ist, der dazu eingerichtet ist, Sensorwinkelwerte zu bestimmen bzw. zu messen. Dies
entspricht der in Figur 1 dargestellten Anordnung. Das Verfahren kann z.B. durch eine
elektronische Steuerung (bzw. Recheneinheit) der Arbeitsmaschine durch Ausführen eines
entsprechenden Computerprogramms (Winkelkompensations-Programm) implementiert werden.
Die elektronische Steuerung ist insbesondere auch dazu eingerichtet, einen Aktuator,
der die relative Schwenkbewegung der Komponente zur Referenzkomponente bewirkt, zu
steuern (z.B. durch Ausführen eines entsprechenden Aktuator-Steuerprogramms). Der
Winkelsensor übermittelt dabei, wie oben erläutert, gemessene aktuelle Sensorwinkelwerte
an die elektronische Steuerung. Durch die elektronische Steuerung mit dem Verfahren
bestimmte kompensierte Winkel können von der elektronischen Steuerung für Steuerungsaufgaben
weiterverwendet werden.
[0027] Das Verfahren umfasst eine Kalibrierungsphase (Schritte 110 bis 130) und eine Einsatzphase
(Schritte 140 bis 160).
[0028] In Schritt 110 wird zunächst die erste Endlage angefahren (durch entsprechendes Ansteuern
des Aktuators), die z.B. dem tatsächlichen minimalen Winkel
αmin entspricht. Dies entspricht in etwa der ersten Schenkbewegung 16 in Figur 1. Der
vom Winkelsensor bestimmte zugehörige Sensorwinkelwert in der ersten Endlage wird
erfasst und als erster bzw. minimaler Sensorwinkelwert
αSens(
αmin) bezeichnet. Es gilt dann:

[0029] Die Abweichung des ersten bzw. minimalen Sensorwinkelwerts vom tatsächlichen minimalen
Winkel wird als erster Versatzwinkel
αdown bezeichnet. Der im Allgemeinen von null verschiedene erste Versatzwinkel ist wie
erläutert durch das Spiel bedingt. Weiter kann der Versatzwinkel eine systematische
Abweichung einschließen (insbesondere bedingt durch die Festlegung des Nullwinkels).
[0030] Anschließend wird in Schritt 120 die zweite Endlage angefahren (durch entsprechendes
Ansteuern des Aktuators), die z.B. dem tatsächlichen maximalen Winkel
αmax entspricht (klarerweise könnte ebenso umgekehrt vorgegangen werden, d.h. zunächst
der maximale Winkel angefahren werden und anschließend der minimale Winkel angefahren
werden). Der vom Winkelsensor bestimmte zugehörige Sensorwinkelwert wird erfasst und
als zweiter bzw. maximaler Sensorwinkelwert
αSens(
αmax) bezeichnet. Es gilt dann:

[0031] Die Abweichung des minimalen Sensorwinkelwerts vom tatsächlichen maximalen Winkel
wird als zweiter Versatzwinkel
αup bezeichnet. Der im Allgemeinen von null verschiedene zweite Versatzwinkel ist durch
das genannte Spiel bedingt (sowie gegebenenfalls durch die systematische Abweichung).
[0032] In Schritt 130 wird ein Hysteresewinkelwert
αhyst bestimmt. Insbesondere wird der Hysteresewinkelwert
αhyst als die Differenz (als Sensor-Winkeldifferenz bezeichnet) zwischen dem ersten und
dem zweiten Versatzwinkel unter Verwendung der obigen Gleichungen bestimmt:

[0033] Dies kann umformuliert werden zu:

[0034] In dieser Gleichung für den Hysteresewinkelwert
αhyst ist der erste Ausdruck (Sensor-Winkeldifferenz) aus gemessenen Sensorwinkelwerten
bestimmbar und der zweite Ausdruck (Endlagen-Winkeldifferenz) ist aus der Kinematik
der betrachteten Komponenten bekannt. Der Hysteresewinkelwert wird entsprechend als
Sensor-Winkeldifferenz minus Endlagen-Winkeldifferenz bestimmt. Die eventuell vorhandene
systematische Abweichung fällt aus dem zweiten Ausdruck wegen der Differenz heraus.
Der Hysteresewinkelwert
αhyst wird in der nachfolgenden Einsatzphase zur Winkelkompensation verwendet.
[0035] In Schritt 140 wird ein Sensorwinkelwert
αSens(
tB) für einen Bestimmungszeitpunkt
tB erfasst. Es wird also ein Winkel-Messwert des Winkelsensors erfasst. Der Bestimmungszeitpunkt
tB kann z.B. ein aktueller Zeitpunkt sein.
[0036] In Schritt 150 wird eine Schwenkrichtung der Komponente zum Bestimmungszeitpunkt
tB bestimmt. Es wird also bestimmt, ob sich die Komponente in Richtung größerer Winkel
oder in Richtung kleinerer Winkel dreht. Die Drehung in Richtung größerer Winkel wird
als positive Schwenkrichtung bezeichnet. Die Drehung in Richtung kleinerer Winkel
wird als negative Schwenkrichtung bezeichnet.
[0037] Die Schwenkrichtung kann z.B. durch Vergleich aufeinanderfolgender Sensorwinkelwerte
(durch den Winkelsensor gemessen) bestimmt werden. Etwa werden Sensorwinkelwerte
αSens(
tk) an aufeinanderfolgenden Zeitpunkten
tk erfasst, wobei k eine ganze Zahl ist und wobei die Zeitpunkte beispielsweise regelmäßig
beabstandet sind (
tk+1 =
tk + Δ
t, mit konstantem Δ
t). Es gilt dann, dass eine positive Schwenkrichtung vorliegt, wenn gilt:

[0038] Eine negative Schwenkrichtung liegt vor, wenn gilt:

[0039] Der Bestimmungszeitpunkt
tB ist insbesondere einer der aufeinanderfolgenden Zeitpunkte
tk.
[0040] Neben dem Vergleich aufeinanderfolgender Sensorwinkelwerte sind auch andere Methoden
denkbar, um die Schwenkrichtung zu bestimmen. Etwa eine Auswertung von Messwerten
eines oder mehrerer anderer Sensoren, z.B. Inertialsensoren. Auch Steuersignale, etwa
für den Aktuator, können dazu ausgewertet werden.
[0041] In Schritt 160 wird der kompensierte Winkel
αcomp bestimmt. Dabei erfolgt eine Korrektur des Sensorwinkelwerts
αSens(
tB) zum Bestimmungszeitpunkt
tB um eine Winkelkorrektur
αkorr, die von dem Hysteresewinkelwert
αhyst und der Schwenkrichtung S abhängig ist, es gilt also
αkorr = αkorr(
αhyst, S), wobei S z.B. die Werte
"pos" für die positive Schwenkrichtung und "
neg" für die negative Schwenkrichtung annehmen kann. Die Winkelkorrektur wird insbesondere
zum Sensorwinkelwert addiert:

[0042] Insbesondere ist vorgesehen, den Sensorwinkelwert
αSens(
tB) zum Bestimmungszeitpunkt
tB zu korrigieren, indem bei positiver Schwenkrichtung die Hälfte des Hysteresewinkelwerts
αhyst zum Sensorwinkelwert
αSens(
tB) addiert wird und bei negativer Schwenkrichtung die Hälfte des Hysteresewinkelwerts
αhyst vom Sensorwinkelwert
αSens(
tB) subtrahiert wird, um den kompensierten Winkel
αcomp zu erhalten. Der kompensierte Winkel
αcomp bewegt sich dann in der Mitte zwischen den Hystereseästen, wie in Figur 1 dargestellt.
[0043] Mit dieser Korrektur, bei der der halbe Hysteresewinkelwert addiert oder subtrahiert
wird, gilt bei positiver Schwenkrichtung:

[0044] Bei negativer Schwenkrichtung gilt:

[0045] Allgemeiner kann auch eine andere Korrektur, außer der Addition/Subtraktion des halben
Hysteresewinkelwerts gewählt werden. Beispielsweise kann, weiterhin ausgehend von
αcomp(
tB)
= αSens(
tB) +
αkorr(
αhyst, S), die Winkelkorrektur als Produkt des Hysteresewinkelwerts
αhyst und eines von der Schwenkrichtung abhängigen Faktors
r(
S) gegeben sein:

[0046] Dabei ist etwa der Faktor
r(
S) bei positiver Schwenkrichtung gleich einer Konstante g (d.h.
r(
pos) =
g) und bei negativer Schwenkrichtung gleich eins minus die Konstante g (d.h.
r(
neg) = 1 -
g)
. Die Konstante
g liegt insbesondere zwischen null und eins (d.h.
g ∈ [0,1]). Die Konstante
g ist ein (erster) Bruchteil des Hysteresewinkelwerts, der bei positiver Schwenkrichtung
zum Sensorwinkelwert addiert wird. Eins minus die Konstante
g (d.h. 1 -
g ) ist ein (zweiter) Bruchteil des Hysteresewinkelwerts, der bei negativer Schwenkrichtung
vom Sensorwinkelwert subtrahiert wird.
[0047] Der kompensierte Winkel
αcomp kann verwendet werden, um Steuerungsfunktionen der Arbeitsmaschine zu implementieren
(z.B. in geeigneten Steuerungsalgorithmen). Auch können Anzeige- oder Hinweisfunktionen,
bei denen etwa Informationen zum Winkel auf einer Anzeige der Arbeitsmaschine ausgegeben
werden, implementiert werden, um die Bedienung der Arbeitsmaschine zu erleichtern.
[0048] Die Schritte 140 bis 160 der Einsatzphase können wiederholt, insbesondere fortlaufend,
für verschiedene Bestimmungszeitpunkte durchgeführt werden, es wird also von Schritt
160 zu Schritt 140 gesprungen. Dabei kann jeweils der gleiche Hysteresewinkelwert
verwendet werden, d.h. die Schritte 140 bis 160 der Einsatzphase werden wiederholt,
ohne zwischen den Wiederholungen eine Kalibrierungsphase durchzuführen.
[0049] Optional kann in Schritt 170 eine erneute Durchführung der Kalibrierungsphase ausgelöst
werden (d.h. es wird zu Schritt 110 gesprungen), um den Hysteresewinkelwert zu aktualisieren.
Schritt 170 kann zu bestimmten Zeitpunkten (z.B. regelmäßig) und/oder in Reaktion
auf bestimmte Ereignisse (z.B. Start der Arbeitsmaschine) und/oder in Reaktion auf
eine entsprechende Eingabe eines Bedieners der Arbeitsmaschine durchgeführt werden.
Eine Neubestimmung des Hysteresewinkelwerts ist zweckmäßig, da sich das Spiel der
mechanischen Kopplung des Winkelsensors mit der Komponente und der Referenzkomponente
mit der Zeit (z.B. bedingt durch Verschleiß) oder auch mit der Temperatur ändern kann.
[0050] Weitergehend kann vorgesehen sein, zu prüfen, ob der Hysteresewinkelwert über einem
vorbestimmten Maximalwinkel liegt, eine solche Prüfung kann z.B. im Anschluss an Schritt
130 erfolgen. Wenn dabei festgestellt wird, dass der Hysteresewinkelwert über einem
vorbestimmten Maximalwinkel liegt, kann eine Fehlermeldung erzeugt und z.B. auf einer
Anzeige der Arbeitsmaschine ausgegeben werden. Eine solche Fehlermeldung kann auch
an Steueralgorithmen, übermittelt werden, die den kompensierten Winkel verwenden (etwa
um automatische Steuerungsfunktionen zu implementieren), so dass diese in Reaktion
darauf etwa nur eine eingeschränkte Funktionalität implementieren.
1. Verfahren zur Bestimmung eines kompensierten Winkels (
αcomp) einer relativ zu einer Referenzkomponente (4) zwischen einer ersten und einer zweiten
Endlage schwenkbaren Komponente (2) einer Arbeitsmaschine, wobei zwischen der ersten
und der zweiten Endlage eine bekannte Endlagen-Winkeldifferenz besteht, wobei ein
Winkelsensor (8) vorgesehen ist, der mit der Komponente (2) und der Referenzkomponente
(4) gekoppelt ist und der dazu eingerichtet ist, Sensorwinkelwerte der Komponente
relativ zur Referenzkomponente zu messen, umfassend
eine Kalibrierungsphase, einschließend
Schwenken (110, 16) der Komponente (2) in die erste Endlage und Erfassen eines ersten
Sensorwinkelwerts (αSens(αmin)) in der ersten Endlage;
Schwenken (120, 18) der Komponente (2) in die zweite Endlage und Erfassen eines zweiten
Sensorwinkelwerts (αSens(αmin)) in der zweiten Endlage;
Bestimmen (130) eines Hysteresewinkelwerts aus der Sensor-Winkeldifferenz zwischen
dem ersten und dem zweiten Sensorwinkelwert und aus der Endlagen-Winkeldifferenz;
und eine Einsatzphase, einschließend
Erfassen (140) eines Sensorwinkelwerts für einen Bestimmungszeitpunkt;
Bestimmen (150), ob zum Bestimmungszeitpunkt eine positive oder eine negative Schwenkrichtung
der Komponente vorliegt; und
Bestimmen (160) des kompensierten Winkels (αcomp) durch Korrigieren des Sensorwinkelwerts am Bestimmungszeitpunkt um eine von dem
Hysteresewinkelwert und der Schwenkrichtung abhängige Winkelkorrektur.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei bei positiver Schwenkrichtung ein erster Bruchteil
des Hysteresewinkelwerts zum Sensorwinkelwert am Bestimmungszeitpunkt addiert wird
und bei negativer Schwenkrichtung ein zweiter Bruchteil des Hysteresewinkelwerts vom
Sensorwinkelwert am Bestimmungszeitpunkt subtrahiert wird, um den kompensierten Winkel
(αcomp) zu bestimmen (160).
3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei die Summe aus erstem und zweitem Bruchteil des Hysteresewinkelwerts
gleich dem Hysteresewinkelwert ist.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, wobei der erste und der zweite Bruchteil des Hysteresewinkelwerts
gleich dem halben Hysteresewinkelwert sind.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Hysteresewinkelwert als
Sensor-Winkeldifferenz minus Endlagen-Winkeldifferenz bestimmt wird.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Schwenkrichtung basierend
auf Sensorwinkelwerten zu aufeinanderfolgenden Zeitpunkten bestimmt wird (150); wobei
die Schwenkrichtung als positiv bestimmt wird, wenn die Sensorwinkelwerte zwischen
aufeinanderfolgenden Zeitpunkten zunehmen, und als negativ bestimmt wird, wenn die
Sensorwinkelwerte zwischen aufeinanderfolgenden Zeitpunkten abnehmen.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Schwenkrichtung basierend
auf einer Messung durch einen vom Winkelsensor (8) verschiedenen Sensor, insbesondere
einen Inertialsensor, bestimmt wird (150).
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Schritte der Einsatzphase
wiederholt ohne zwischenzeitliches Durchführen der Kalibrierungsphase durchgeführt
werden.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Kalibrierungsphase erneut
durchgeführt wird, um den Hysteresewinkelwert zu aktualisieren; wobei insbesondere
die erneute Durchführung der Kalibrierungsphase zu wenigstens einem bestimmten Zeitpunkt
und/oder in Reaktion auf wenigstens ein bestimmtes Ereignis und/oder in Reaktion auf
eine entsprechende Eingabe eines Bedieners der Arbeitsmaschine erfolgt.
10. Recheneinheit umfassend einen Prozessor, die so konfiguriert ist, dass sie das Verfahren
nach einem der vorstehenden Ansprüche ausführt.
11. Arbeitsmaschine aufweisend eine relativ zu einer Referenzkomponente (4) zwischen einer
ersten und einer zweiten Endlage schwenkbaren Komponente (2), wobei zwischen der ersten
und der zweiten Endlage eine bekannte Endlagen-Winkeldifferenz besteht, wobei ein
Winkelsensor (8) vorgesehen ist, der mit der Komponente (2) und der Referenzkomponente
(4) gekoppelt ist und der dazu eingerichtet ist, Sensorwinkelwerte der Komponente
relativ zur Referenzkomponente zu messen; weiterhin aufweisend eine Recheneinheit
nach Anspruch 10.
12. Arbeitsmaschine nach Anspruch 11, wobei der Winkelsensor (8) ein fest an der Referenzkomponente
(4) angeordnetes Erfassungselement und ein Armelement (10) aufweist, das an der Referenzkomponente
drehbar gelagert ist und mit einem an der Komponente (2) fest angeordneten Mitführelement
(12) in Eingriff steht.
13. Computerprogramm umfassend Befehle, die bei der Ausführung des Programms durch einen
Computer diesen veranlassen, das Verfahren nach Anspruch 1 bis 9 auszuführen.
14. Computerlesbarer Datenträger, auf dem das Computerprogramm nach Anspruch 13 gespeichert
ist.