[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Unterwasser-Stellvorrichtung,
die von einer elektrohydraulischen Antriebseinheit gesteuert wird, sowie eine Recheneinheit
und ein Computerprogramm zu dessen Durchführung. Des Weiteren betrifft die Erfindung
eine elektrohydraulische Antriebseinheit für eine Unterwasser-Stellvorrichtung und
ein Unterwasser-Stellsystem umfassend eine elektrohydraulische Antriebseinheit und
eine U nterwasser-Stellvorrichtung.
Hintergrund der Erfindung
[0002] In vielen Bereichen können Unterwasser-Stellvorrichtungen mit elektrohydrostatischen
Aktoren und davon betätigten Mechanismen eingesetzt werden. Ein Anwendungsfall ist
z.B. die Verwendung eines elektrohydrostatischen Aktors unter Wasser, z.B. um Prozessventile
in Leitungssystemen (Pipelines oder dergleichen) zu betätigen. In diesem, aber auch
in anderen Anwendungsfällen ist eine möglichst hohe Verfügbarkeit der Aktoren wünschenswert.
Um diese bereitzustellen, kann ein Zustand der Aktoren z.B. mittels Positions- oder
Vibrationssensoren überwacht werden, wodurch sich jedoch deren Kosten und Bauteilaufwand
erhöhen kann.
Offenbarung der Erfindung
[0003] Erfindungsgemäß werden ein Verfahren zum Betreiben einer Unterwasser-Stellvorrichtung,
die von einer elektrohydraulischen Antriebseinheit gesteuert wird, eine Recheneinheit
und ein Computerprogramm zu dessen Durchführung, sowie eine elektrohydraulische Antriebseinheit
für eine Unterwasser-Stellvorrichtung und ein Unterwasser-Stellsystem umfassend eine
elektrohydraulische Antriebseinheit und eine Unterwasser-Stellvorrichtung mit den
Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen
sind Gegenstand der Unteransprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
[0004] Die Erfindung ermöglicht es, anhand von Betriebsgrößen einer elektrohydraulischen
Antriebseinheit für eine Unterwasser-Stellvorrichtung, umfassend zumindest einen hydraulischen
Druck, auf den Zustand der Unterwasser-Stellvorrichtung zu schließen. Auf diese Weise
kann auf Sensoren, welche Zustände der Unterwasser-Stellvorrichtung, wie beispielsweise
deren Position oder Verstellgeschwindigkeit direkt messen, verzichtet werden, wodurch
sich die Kosten und der Bauteilaufwand des Stellsystems verringern. Zudem bietet die
Erfindung die Möglichkeit, das Stellsystem modular aufzubauen und die elektrohydraulische
Antriebseinheit mit unterschiedlichen Unterwasser-Stellvorrichtungen, z.B. von unterschiedlichen
Herstellern, zu kombinieren.
[0005] Gemäß einer Ausführungsform kann die Unterwasser-Stellvorrichtung einen Aktor und
ein Prozessventil umfassen. Bei dem Aktor kann es sich insbesondere um einen hydrostatischen
Aktor, z.B. um einen Linearaktor oder einen Rotationsaktor handeln. Diese kann in
einer weiteren Ausführungsform eine Rückstellfeder umfassen, welche den Aktor in eine
sichere Grundstellung (Fail-Safe-Position) bewegt. Ein elektrischer oder ein pneumatischer
Aktor ist ebenso möglich. Das Prozessventil kann beispielsweise ein Schieberventil
oder ein Rotationsventil sein.
[0006] Die elektrohydraulische Antriebseinheit umfasst mindestens einen Sensor und ist dazu
eingerichtet, die Unterwasser-Stellvorrichtung zu steuern. Die elektrohydraulische
Antriebseinheit kann beispielsweise eine elektrisch angetriebene Hydraulikpumpe sowie
ein Druckentlastungsventil umfassen, um eine benötigte Menge an hydraulischer Energie
für den hydrostatischen Aktor bereitzustellen. Die elektrohydraulische Antriebseinheit
kann beispielsweise mindestens einen Drucksensor zur Erfassung des bereitgestellten
hydraulischen Drucks und einen Drehzahlsensor zur Erfassung einer Drehzahl/Winkelgeschwindigkeit
der Hydraulikpumpe enthalten.
[0007] Im Einzelnen wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren mindestens eine Betriebsgröße
der Antriebseinheit während einer Verstellung der Unterwasser-Stellvorrichtung mittels
mindestens eines Sensors erfasst. Die mindestens eine Betriebsgröße umfasst dabei
einen von der elektrohydraulischen Antriebseinheit bereitgestellten hydraulischen
Druck. Eine Verstellung der Unterwasser-Stellvorrichtung kann beispielsweise ein Öffnen
oder Schließen eines Prozessventils beinhalten. Ein Beginn und/oder ein Ende einer
Verstellung kann dabei z.B. ebenfalls mittels der mindestens einen Betriebsgröße detektiert
werden. Beispielsweise kann diese zu Beginn oder am Ende einer Verstellung sprungartig
absinken oder ansteigen. Ein sprungartiger Abfall oder Anstieg der Betriebsgröße kann
z.B. dann detektiert werden, wenn ein Gradient der Betriebsgröße einen vorbestimmten
Wert überschreitet. Insbesondere kann ein Beginn und ein Ende einer Verstellung durch
die Antriebseinheit bewirkt/gesteuert werden, indem diese eine benötigte Menge an
Antriebsenergie bereitstellt. Ein Beginn einer Verstellung kann von der Antriebseinheit
beispielsweise aufgrund eines externen Signals, das von einer Recheneinheit der Antriebseinheit
empfangen werden kann, eingeleitet werden. Beispielsweise kann ein Schließen des Prozessventils
aufgrund einer Wartung oder eines Lecks im Leitungssystem erforderlich sein und ein
Steuerungs-Master des Leitungssystems ein Signal an die Recheneinheit der Antriebseinheit
ausgeben.
[0008] Basierend auf der mindestens einen erfassten Betriebsgröße der Antriebseinheit wird
mindestens eine Überwachungsgröße der Unterwasser-Stellvorrichtung bestimmt. Insbesondere
können eine Vielzahl von Überwachungsgrößen aus der erfassten Betriebsgröße der Antriebseinheit
bestimmt werden. Mit anderen Worten kann anhand der erfassten Betriebsgröße bzw. anhand
einer Vielzahl von Merkmalen der erfassten Betriebsgröße auf ein Verhalten der Unterwasser-Stellvorrichtung
geschlossen werden, das während nachfolgender Verstellungen überwacht werden kann.
Dabei wird die Unterwasser-Stellvorrichtung basierend auf der mindestens einen Überwachungsgröße
gesteuert. Insbesondere kann die mindestens eine Überwachungsgröße genutzt werden,
um Ansteuerparameter der Antriebseinheit, mittels derer die Unterwasser-Stellvorrichtung
betrieben wird, entsprechend anzupassen.
[0009] Gemäß einer Ausführungsform kann die mindestens eine Überwachungsgröße zudem mit
einem Referenzwert verglichen werden, und es kann z.B. eine Fehlfunktion der Unterwasser-Stellvorrichtung
detektiert werden, wenn eine Abweichung zwischen der mindestens einen bestimmten Überwachungsgröße
und dem Referenzwert einen vorbestimmten Schwellwert überschreitet. Bei dem Referenzwert
kann es sich beispielsweise um einen Wert der mindestens einen Überwachungsgröße im
Neuzustand der Unterwasser-Stellvorrichtung handeln. Gemäß einer Ausführungsform kann
eine Position der Unterwasser-Stellvorrichtung als erste Überwachungsgröße basierend
auf einer Änderung der mindestens einen Betriebsgröße während der Verstellung bestimmt
werden. Bei der verwendeten elektrohydraulischen Antriebseinheit in Verbindung mit
dem hydrostatischen Aktor kann die erste Überwachungsgröße durch eine Änderung des
hydraulischen Drucks während der Verstellung bestimmt werden.
[0010] Gemäß einer Ausführungsform kann dabei die Position des hydrostatischen Aktors basierend
auf einem integrierten Volumenstrom und einer Änderung des hydraulischen Drucks der
elektrohydraulischen Antriebseinheit während der Verstellung bestimmt werden. Dabei
kann z.B. eine von der elektrohydraulischen Antriebseinheit von einem Beginn der Verstellung
bis zu einem Zeitpunkt t gelieferte Menge an Hydraulikflüssigkeit abzüglich einer
zur Erzeugung eines Druckanstiegs Δ
p(
t) in dem Aktor benötigten Menge an Hydraulikflüssigkeit zur Bestimmung von dessen
Volumenänderung im Arbeitsraum
VSVA(
t) und damit dessen Position
lSVA(
t) herangezogen werden. Mit anderen Worten kann eine Mengenbilanz einer von der Antriebseinheit
gelieferten und einer von dem hydrostatischen Aktor "verbrauchten" Menge an Hydraulikflüssigkeit
z.B. gemäß nachfolgender Gleichung (1) durchgeführt werden, wobei zusätzliche eine
Leckagemenge
Vleak des hydrostatischen Aktors berücksichtigt wird:

[0011] Dabei bezeichnen
lSVA(
t) die Position des Aktors zum Zeitpunkt
t, AA eine wirksame Fläche des hydrostatischen Aktors,
Vg ein Schluckvolumen der Hydraulikpumpe der elektrohydraulische Antriebseinheit,
t0 einen Startzeitpunkt der Verstellung,
ωP eine Winkelgeschwindigkeit der Hydraulikpumpe,
V ein unter Druck stehendes Volumen der Hydraulikflüssigkeit,
βe das Kompressionsmodul der Hydraulikflüssigkeit, Δ
p(
t) die Druckänderung zum Zeitpunkt t bezogen auf den Startzeitpunkt
t0 der Verstellung und
Vleak die Leckagemenge des hydrostatischen Aktors.
[0012] Der Druck bzw. die Druckänderung Δ
p(
t) in der elektrohydraulischen Antriebseinheit sowie die Winkelgeschwindigkeit
ωP der Hydraulikpumpe können z.B. mittels ein Drucksensors an einer Ausgangsleitung
der Antriebseinheit und eines Drehzahlsensors an einer Antriebswelle der Hydraulikpumpe
ermittelt werden. Die Leckagemenge
Vleak des hydrostatischen Aktors kann, z.B. anhand von im Voraus durchgeführten Versuchen
auf einem Hydraulikprüfstand, bestimmt und als Kenngröße in der Recheneinheit gespeichert
werden.
[0013] Um die Leckagemenge
Vleak des hydrostatischen Aktors während seines Betriebs noch genauer zu bestimmen, kann
diese gemäß einer Ausführungsform zudem basierend auf einem integrierten Volumenstrom
und einer Änderung des hydraulischen Drucks der elektrohydraulischen Antriebseinheit
bestimmt werden, wenn sich der hydrostatische Aktor in einer maximalen Position befindet.
In diesem Fall entspricht die Position des Aktors seinem maximalen Verstellweg und
ist folglich bekannt. Daher kann zu diesem Zeitpunkt aus der obigen Gleichung (1)
die Leckagemenge bestimmt werden. Die Bestimmung der Leckagemenge kann z.B. bei einer
Vielzahl von Öffnungsvorgängen der Unterwasser-Stellvorrichtung wiederholt werden,
so dass beispielsweise mittels einer Regression zukünftige Leckagemengen vorausgesagt
werden können, wodurch die Aktorposition genauer bestimmt werden kann.
[0014] Gemäß einer Ausführungsform kann eine Reibungskraft als zweite Überwachungsgröße
der Unterwasser-Stellvorrichtung basierend auf einem Verlauf der mindestens einen
Betriebsgröße während der Verstellung bestimmt werden. Insbesondere kann eine Reibungskraft
des Prozessventils der Unterwasser-Stellvorrichtung basierend auf einem ersten Bereich
des Verlaufs der mindestens einen Betriebsgröße während der Verstellung bestimmt werden.
Der erste Bereich kann dabei einen Verstellbereich der Unterwasser-Stellvorrichtung
umfassen, in dem das Prozessventil geschlossen ist. Insbesondere kann der erste Bereich
einen Verlauf der mindestens einen Betriebsgröße von einem Beginn einer Verstellung
bis zu einem Zeitpunkt, an dem sich das Prozessventil öffnet, enthalten. Der Öffnungszeitpunkt
des Prozessventils kann dabei anhand des Verlaufs der Betriebsgröße bestimmt werden,
wie nachfolgend erläutert wird.
[0015] Bei geschlossenem Prozessventil wirkt ein Druck eines an dem Prozessventil anliegenden
Mediums, das durch das Leitungssystem gefördert wird, auf die Unterwasser-Stellvorrichtung.
Dadurch erhöht sich eine zu überwindende Reibungskraft in dem Prozessventil (z.B.
zwischen dessen Stellelement und einer zugehörigen Dichtung) bis zu einem Zeitpunkt,
an dem sich das Prozessventil einen Spalt öffnet und sich ein Druckgleichgewicht an
dem Prozessventil einstellt. Dieser Zeitpunkt kann als Öffnungszeitpunkt des Prozessventils
definiert werden. Um die Reibungskraft zu überwinden, muss kurzzeitig eine erhöhte
Gegenkraft auf den Aktor aufgebracht werden, die zum Öffnungszeitpunkt des Prozessventils
schlagartig reduziert werden kann. Da diese mittels der mindestens einen Betriebsgröße
bereitgestellt wird (z.B. mittels des von der hydraulischen Antriebseinheit bereitgestellten
Drucks im Arbeitsraum des hydrostatischen Aktors), ist der Öffnungszeitpunkt in deren
Verlauf anhand eines entsprechenden negativen Gradienten deutlich sichtbar und kann
z.B. anhand eines vorbestimmten Schwellenwerts für den Gradienten in einem vorbestimmten
Zeitbereich nach Beginn einer Verstellung bestimmt werden. Der Wert der Betriebsgröße,
z.B. des hydraulischen Drucks, vor dem Öffnungszeitpunkt des Prozessventils ist wiederum
proportional zu der Reibungskraft des Prozessventils und kann zur Bestimmung von dessen
Reibungsbeiwert verwendet werden. Der Reibungsbeiwert kann beispielsweise bei jedem
Öffnen und Schließen des Prozessventils bestimmt und mit einem Referenzwert des Reibungsbeiwerts
im Neuzustand des Prozessventils verglichen werden. Weicht der bestimmte Reibungsbeiwert
mehr als ein vorbestimmter Schwellenwert von dem Referenzwert ab, so kann z.B. eine
Wartung des Prozessventils durchgeführt werden oder dieses ausgetauscht werden.
[0016] Weiterhin kann eine Reibungskraft des Aktors der Unterwasser-Stellvorrichtung basierend
auf einem zweiten Bereich des Verlaufs der mindestens einen Betriebsgröße während
der Verstellung bestimmt werden, wobei der zweite Bereich einen Verstellbereich der
Unterwasser-Stellvorrichtung umfassen kann, in dem das Prozessventil geöffnet ist.
Insbesondere kann der zweite Bereich einen Verlauf der mindestens einen Betriebsgröße
von einem Öffnungszeitpunkt des Prozessventils bis zu einem Ende der Verstellung enthalten.
In diesem Bereich ist die oben beschriebene Reibungskraft des Prozessventils nicht
mehr wirksam und es kann aus dem Verlauf der mindestens einen Betriebsgröße auf die
Reibungskraft des Aktors geschlossen werden. Wird beispielsweise ein Verlauf des hydraulischen
Drucks für den hydrostatischen Aktor während eines Öffnens und eines Schließens des
Prozessventils in dem zweiten Bereich als Funktion der Aktorposition/des Verstellwegs
des Aktors ausgewertet, so kann aus einer Differenz zwischen den beiden Druckverläufen
in diesem Bereich auf die Reibungskraft des Aktors geschlossen werden, da diese beim
Öffnen in eine entgegensetzte Richtung zu dem hydraulischen Druck und beim Schließen
in eine gleiche Richtung wie der hydraulische Druck wirkt. Die Reibungskraft des Aktors
kann beispielsweise bei jeder Verstellung der Unterwasser-Stellvorrichtung bestimmt
und mit einem Referenzwert im Neuzustand des Aktors verglichen werden. Weicht die
bestimmte Reibungskraft mehr als ein vorbestimmter Schwellenwert von dem Referenzwert
ab, so kann z.B. eine Wartung des Aktors durchgeführt werden oder dieser ausgetauscht
werden.
[0017] Umfasst der hydrostatische Aktor zudem eine Rückstellfeder, so kann eine Vorspannkraft
der Rückstellfeder basierend auf einem Gradienten der mindestens einen Betriebsgröße,
insbesondere basierend auf einem Druckgradienten, im zweiten Bereich des Verlaufs
bestimmt werden. Dazu kann insbesondere eine Verstellung zum Öffnen des Prozessventils
genutzt werden, bei der die Rückstellfeder zusammengedrückt und damit ihre Federkraft
erhöht wird. Diese Erhöhung der Federkraft bewirkt eine Erhöhung des von der elektrohydraulischen
Antriebseinheit für den Aktor bereitgestellten hydraulischen Drucks, die mittels des
Druckgradienten ausgewertet werden kann. Basierend auf dem ermittelten Druckgradienten
kann die Vorspannkraft der Feder sowie deren Federkonstante bestimmt werden. Analog
zu der Leckagemenge des hydraulischen Aktors kann auch die Bestimmung der Vorspannkraft
der Rückstellfeder z.B. bei einer Vielzahl von Öffnungsvorgängen der Unterwasser-Stellvorrichtung
wiederholt werden, so dass diese beispielsweise mittels einer Regression für zukünftige
Verstellungen vorausgesagt und somit die Reibungskraft des Aktors genauer bestimmt
werden kann.
[0018] Eine erfindungsgemäße Recheneinheit, z.B. eine Steuerung einer Antriebseinheit für
eine Unterwasser-Stellvorrichtung, ist, insbesondere programmtechnisch, dazu eingerichtet,
ein erfindungsgemäßes Verfahren durchzuführen.
[0019] Auch die Implementierung eines erfindungsgemäßen Verfahrens in Form eines Computerprogramms
oder Computerprogrammprodukts mit Programmcode zur Durchführung aller Verfahrensschritte
ist vorteilhaft, da dies besonders geringe Kosten verursacht, insbesondere wenn ein
ausführendes Steuergerät noch für weitere Aufgaben genutzt wird und daher ohnehin
vorhanden ist. Geeignete Datenträger zur Bereitstellung des Computerprogramms sind
insbesondere magnetische, optische und elektrische Speicher, wie z.B. Festplatten,
Flash-Speicher, EEPROMs, DVDs u.a.m. Auch ein Download eines Programms über Computernetze
(Internet, Intranet usw.) ist möglich.
[0020] Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung
und der beiliegenden Zeichnung.
[0021] Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachfolgend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
[0022] Die Erfindung ist anhand von Ausführungsbeispielen in den Zeichnungen schematisch
dargestellt und wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnungen ausführlich
beschrieben.
Figurenbeschreibung
[0023]
Figuren 1a und 1b zeigen schematisch jeweils ein Unterwasser-Stellsystem umfassend
eine Antriebseinheit und eine Unterwasser-Stellvorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel
der Erfindung.
Figur 2 zeigt schematisch und exemplarisch einen hydraulischen Schaltplan des in den
Figuren 1a und 1b gezeigten Stellsystems.
Figur 3a und 3b zeigen jeweils ein Diagramm mit einem Druckverlauf einer elektrohydraulischen
Antriebseinheit und einem Verstellweg eines hydrostatischen Aktors während eines Öffnens
bzw. Schließens eines Prozessventils gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung.
Figur 4 zeigt jeweils einen Ausschnitt der Druckverläufe aus den Figuren 3a und 3b
als Funktion des Verstellwegs.
Detaillierte Beschreibung der Zeichnungen
[0024] Figuren 1a und 1b zeigen schematisch jeweils ein Unterwasser-Stellsystem umfassend
eine elektrohydraulische Antriebseinheit und eine Unterwasser-Stellvorrichtung gemäß
einem Ausführungsbeispiel der Erfindung.
[0025] In Figur 1a ist schematisch ein erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen
Unterwasser-Stellsystems 100 dargestellt. Beispielhaft umfasst das Unterwasser-Stellsystem
100 einen elektrohydrostatischen Aktor 100, der hier schematisch mit einigen Komponenten
angedeutet ist.
[0026] Der gezeigte elektrohydrostatische Aktor 100 weist eine als Steuer- oder Regeleinheit
ausgebildete Recheneinheit 110, ein Hydraulikaggregat 122, das einen Tank und eine
Hydraulikpumpe aufweist und mit einem elektrischen Antrieb 120 verbunden ist, sowie
einen Aktor 126 mit einer Sicherheitsvorrichtung 125, und eine mechanische Schnittstelle
128 zum Anschließen eines Prozessventils 140 auf. Bei dem Prozessventil 140 kann es
sich z.B. um ein Schieberventil in einem Leitungssystem (Pipeline oder dergleichen)
handeln, das z.B. unter Wasser angeordnet ist und bei Bedarf betätigt werden können
muss. In diesem Fall kann der Aktor 126 als Linearaktor ausgeführt sein. Es ist jedoch
ebenfalls möglich, dass das Prozessventil als Rotationsventil und der Aktor entsprechend
als Rotationsaktor ausgebildet ist.
[0027] Weiterhin weist der elektrohydrostatische Aktor 100 einen oder mehrere Sensoren 130
auf, mit denen z.B. ein oder mehrere Drücke in dem Hydraulikaggregat122 sowie eine
Antriebsdrehzahl des elektrischen Antriebs 120 bzw. einer von diesem angetriebenen
Hydraulikpumpe erfasst/gemessen werden können. Die Messwerte können an die Recheneinheit
110 übermittelt werden.
[0028] Da der in Figur 1a dargestellte elektrohydrostatische Aktor 100 den Antrieb 120,
122 und den Aktor 126 in einem Modul beinhaltet, können zusätzliche Messgrößen von
an dem Aktor 126 angebrachten Sensoren, z.B. eine Position des Aktors 126, ebenfalls
an die Recheneinheit 110 übermittelt werden. Insbesondere können Merkmale des Aktors
126 jedoch mittels in der Antriebseinheit 120, 122 enthaltenen Sensoren bestimmt werden.
[0029] Zusätzlich können ggf. Kommunikations- oder Datenleitungen vorgesehen sein, um Stellbefehle
von extern, z.B. von einem Steuerungs-Master des Leitungssystems, an den elektrohydrostatischen
Aktor 100 zu geben.
[0030] In Figur 1b ist ein Stellsystem 100a, 100b gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel
der Erfindung gezeigt, welches die gleichen Komponenten umfasst wie der in Figur 1a
gezeigte elektrohydrostatische Aktor, wobei diese jedoch in unterschiedlichen Modulen
angeordnet sind. In diesem Fall bilden die Recheneinheit 110, der elektrische Antrieb
120 und das Hydraulikaggregat 122 mit den Sensoren 130a eine elektrohydraulische Antriebseinheit
100a, und der Aktor 126 mit der Sicherheitsvorrichtung 125 und der mechanischen Schnittstelle
128 gemeinsam mit dem Prozessventil 140 eine Unterwasser-Stellvorrichtung 100b. Die
beiden Module können mittels einer hydraulischen Schnittstelle 124 verbunden sein.
In diesem Fall sind an der Unterwasser-Stellvorrichtung 100b keine Sensoren enthalten,
und Informationen über den Zustand der Unterwasser-Stellvorrichtung 100b werden anhand
von Sensorsignalen der elektrohydraulischen Antriebseinheit 100a ermittelt.
[0031] Figur 2 zeigt schematisch einen beispielhaften hydraulischen Schaltplan des in Figur
1b gezeigten Stellsystems 100a, 100b. Dabei sind Elemente der einzelnen Komponenten
110, 120, 122, 125, 126 und 140 jeweils gestrichelt umrandet.
[0032] Dargestellt sind die elektrohydraulische Antriebseinheit 100a mit der Recheneinheit
110, dem elektrischen Antrieb 120, und dem Hydraulikaggregat122. Weiterhin ist die
Unterwasser-Stellvorrichtung 100b mit dem hydrostatischen Aktor 126, der Sicherheitsvorrichtung
125 und dem Prozessventil 140 gezeigt. Im vorliegenden Fall ist der Aktor 126 als
Linearaktor 126 ausgeführt. Die Antriebseinheit 100a und die Unterwasser-Stellvorrichtung
100b sind mittels der hydraulischen Schnittstelle 124 miteinander verbunden.
[0033] Das Hydraulikaggregat 122 der gezeigten elektrohydraulischen Antriebsvorrichtung
100a umfasst eine Hydraulikpumpe 27, die von dem elektrischen Antrieb 120 angetrieben
wird, und Hydraulikflüssigkeit aus einem Tank T der Antriebseinheit 100a über eine
Leitung 25 zu der hydraulischen Schnittstelle 124 fördert. Als Tank der Antriebseinheit
100a kann beispielsweise ein Volumen innerhalb der Antriebseinheit 100a, insbesondere
der Innenraum selbst dienen. An einer nicht näher bezeichneten Antriebswelle zwischen
dem elektrischen Antrieb 120 und der Hydraulikpumpe 27 ist ein Drehzahlsensor 130a2
angeordnet, mit dem eine Drehzahl/Winkelgeschwindigkeit der Hydraulikpumpe gemessen
werden kann. In der Leitung 25 ist nahe der hydraulischen Schnittstelle 124 ein Drucksensor
130a1 angeordnet, der den von der elektrohydraulischen Antriebseinheit 100a bereitgestellten
Druck erfasst. Stromaufwärts des Drucksensors 130a1 zweigt im gezeigten Beispiel ein
Anschluss 29 von der Leitung 25 zu einem Druckentlastungsventil 28 ab, mittels dessen
Hydraulikflüssigkeit aus dem Linearaktor 126 über die hydraulische Schnittstelle 124
in den Tank T der Antriebseinheit 100a geleitet werden kann. Zwischen der Hydraulikpumpe
27 und dem Anschluss 29 des Druckentlastungsventils 28 ist im gezeigten Beispiel in
der Leitung 25 ein Rückschlagventil 26 angeordnet, das ein Rückströmen der Hydraulikflüssigkeit
in die Hydraulikpumpe 27 bei Entlastung des Linearaktors 126 verhindert. Zudem befindet
sich im gezeigten Beispiel stromaufwärts des Druckentlastungsventils 28 ein variables
Drosselventil 28aa, mit dem eine Menge der aus dem Linearaktor 126 strömender Hydraulikflüssigkeit
gesteuert/geregelt werden kann. Dabei kann ein Öffnungsquerschnitt des Drosselventils
28aa und damit ein Durchfluss durch das Drosselventil 28aa gesteuert werden. Insbesondere
kann es sich bei dem variablen Drosselventil 28aa um ein elektrisches Ventil handeln,
dessen Querschnitt, z.B. von der Recheneinheit 110, mittels eines Ansteuerstroms bzw.
einer Ansteuerspannung variiert werden kann.
[0034] Der elektrische Antrieb 120 ist signaltechnisch mit der Recheneinheit 110 verbunden,
welche Signale von dem Drucksensor 130a1 und dem Drehzahlsensor 130a2 empfängt und,
z.B. basierend auf den empfangenen Sensorsignalen, Ansteuersignale an den elektrischen
Antrieb 120 sowie das Hydraulikaggregat 122 ausgibt. Des Weiteren kann die Recheneinheit
110 weitere Signal-/Dateneingänge umfassen, um Stellbefehle von extern, z.B. von einem
Steuerungs-Master des Leitungssystems, zu empfangen. Dieser kann beispielsweise einen
Befehl zum Schließen des Prozessventils 140 an die Recheneinheit senden, wenn eine
Wartung oder eine Reparatur im Leitungssystem erforderlich ist.
[0035] Der Linearaktor 126 der gezeigten Unterwasser-Stellvorrichtung 100b umfasst einen
hydraulischen Zylinder 21, der als Gleichgangzylinder ausgeführt ist, und eine Kolbenstange
23 aufweist, an der ein Kolben 24 befestigt ist. Der Kolben 24 grenzt den Arbeitsraum
21aa gegen einen zweiten Zylinderraum 21ab ab, der hydraulisch mit einem Tank T des
Linearaktors 126 verbunden ist. Als Tank des Linearaktors 126 kann beispielsweise
ein Volumen innerhalb des Linearaktors 126, insbesondere der Innenraum selbst dienen.
Der Arbeitsraum 21aa ist mittels einer nicht näher bezeichneten Leitung mit der hydraulischen
Schnittstelle 124, und die hydraulische Schnittstelle 124 mit der Leitung 25 des Hydraulikaggregates
122 der Antriebseinheit 100a verbunden. Figur 2 zeigt dabei eine Stellung des hydraulischen
Zylinders 21 bei geöffnetem Entlastungsventil 28, in welcher der Arbeitsraum 21aa
minimale Größe hat, während der gegenüberliegende Zylinderraum 21ab maximale Größe
hat.
[0036] An einem äußeren Ende der Kolbenstange 23 ist im gezeigten Beispiel eine hermetisch
abgeschlossene Zylinderkammer 21ac angeordnet bzw. erzeugbar, in der sich bei Bewegung
der Kolbenstange 23 ein Vakuum bildet. Eine Volumenänderung der Zylinderkammer 21ac
bei Bewegung des Kolbens entspricht zweckmäßigerweise einer Volumenänderung des Anteils
der Kolbenstange außerhalb des Gehäuses, d.h. das Pendelvolumen des hydraulischen
Zylinders 21 kann reduziert werden.
[0037] Der Linearaktor 126 ist mit der Sicherheitsvorrichtung 125 über die gemeinsame Kolbenstange
23 verbunden. Die Sicherheitsvorrichtung 125 enthält vorliegend ein Gehäuse 1, in
dem an der Kolbenstange 23 ein weiterer Kolben 4 angeordnet ist. Zwischen dem Kolben
4 und einer Stirnseite des Gehäuses 1 ist eine Feder 6 eingespannt. Das Gehäuse 1
der Sicherheitsvorrichtung 125 kann mit einer Hydraulikflüssigkeit gefüllt sein. Vorliegend
weist die Feder 6 der Sicherheitsvorrichtung ihren maximalen Federweg auf und drückt
dadurch den Kolben 4 in eine Endposition. Mittels der gemeinsamen Kolbenstange 23
wird durch die Federkraft auch der Kolben 24 des hydraulischen Zylinders 21 in eine
Endposition bewegt, in welcher der Arbeitsraum 21 aa minimale Größe hat.
[0038] Auf einer dem Linearaktor 126 gegenüberliegenden Seite der Sicherheitsvorrichtung
125 ist die mechanische Schnittstelle 128 angeordnet, mittels derer diese mit dem
Prozessventil 140 verbunden werden kann.
[0039] Das gezeigte Prozessventil 140 umfasst eine Scheibe 140b, die in Folge einer Bewegung
der Kolbenstange 23 einen Ventilkanal 34 öffnet und schließt. Wenn der Kanal 34, wie
vorliegend dargestellt, durch die Scheibe 140b verschlossen ist, so ist ein Raum 140a,
welcher an die Scheibe 140b angrenzt, ebenfalls mit in dem Kanal 34 vorhandenen Fluid
gefüllt. Dieses übt eine in Schließrichtung des Prozessventils 140 wirkende Kraft
auf die Scheibe 140a aus und unterstützt somit die Federkraft der Feder 6 der Sicherheitsvorrichtung
125.
[0040] Um das in Figur 2 gezeigte geschlossene Prozessventil zu öffnen, muss zunächst das
Entlastungsventil 28 geschlossen und dann Hydraulikflüssigkeit von der Hydraulikpumpe
27 über die hydraulische Schnittstelle 124 zwischen Hydraulikaggregat 122 und Linearaktor
126 in den Arbeitsraum 21aa des Linearaktors 126 gefördert werden. Dadurch wirkt eine
Kraft des hydraulischen Zylinders 21 gegen die Federkraft der Feder 6 der Sicherheitsvorrichtung
125, so dass die Feder 6 vorgespannt/zusammengedrückt wird. Die Kolbenstange 23 des
Linearaktors 126 und der Sicherheitsvorrichtung 125 bewegt sich entgegen der Richtung
der Federkraft und verschiebt die damit verbundene Scheibe 140b des Prozessventils
140 derart, dass der Ventilkanal 34 geöffnet wird (nicht dargestellt).
[0041] Eine Position des Linearaktors 126 kann während der Verstellung beispielsweise mittels
einer Menge der aus dem Hydraulikaggregat 122 in den Arbeitsraum 21aa geförderten
Hydraulikflüssigkeit und dem mittels des Drucksensors 130a1 gemessenen Druck (Betriebsgrö-βen
der elektrohydraulischen Antriebseinheit 100a) am Ausgang des Hydraulikaggregates
122 bestimmt werden. Der geförderte Volumenstrom kann dabei anhand des Schluckvolumens
der Hydraulikpumpe 27 und der gemessenen Drehzahl der Pumpe 27 bestimmt werden. Basierend
auf diesen Messgrößen kann von der Recheneinheit 110 eine Mengenbilanz an der hydraulischen
Schnittstelle 124, z.B. anhand von Gleichung (1) berechnet werden, mittels derer die
Position des Linearaktors (erste Überwachungsgröße) während der Verstellung kontinuierlich
bestimmt werden kann. Auf diese Weise kann die Verstellung des Prozessventils 140
auch ohne eine direkte Positionsmessung bzw. ohne Positionssensor bestimmt und der
Linearaktor 126 entsprechend gesteuert werden.
[0042] Des Weiteren kann anhand der Messung des hydraulischen Drucks in der Antriebseinheit
100a am Ausgang des Hydraulikaggregates eine Reibung der Unterwasser-Stellvorrichtung
100b (zweite Überwachungsgröße) bestimmt werden. Der gemessene Druck an dieser Stelle
entspricht im Wesentlichen einem Druck im Arbeitsraum 21aa des hydraulischen Zylinders
21.
[0043] Dazu zeigen die Figur 3a und 3b jeweils ein Diagramm mit einem Druckverlauf p
HSU der elektrohydraulischen Antriebseinheit 100a und einem Verstellweg I
SVA des Linearaktors 126 während eines Öffnens bzw. Schließens des Prozessventils 140,
wobei der Verstellweg I
SVA (erste Überwachungsgröße) anhand der Mengenbilanz der Hydraulikflüssigkeit wie oben
beschrieben ermittelt wurde.
[0044] Der in Figur 3a gezeigte Druckverlauf p
HSU während eines Öffnens des Prozessventils teilt sich in vier Bereiche p
0 bis p
3 auf. Bei geschlossenem Prozessventil wird der Kolben 24 in dem hydraulischen Zylinder
21 des Linearaktors 126 durch die Kraft der Feder 6 der Sicherheitsvorrichtung und
einen Druck des Fluids in dem Raum 140a, der auf die Scheibe des Prozessventils 140
wirkt, in die Endposition gedrückt, in welcher der Arbeitsraum 21aa ein minimales
Volumen aufweist. Dabei ist das Entlastungsventil 28 geöffnet, so dass der mittels
des Drucksensors 130a1 gemessene Druck p0 am Ausgang des Hydraulikaggregates 122 in
dieser Position im Wesentlichen dem Druck im Tank T der elektrohydraulischen Antriebseinheit
100 entspricht. Um das Prozessventil 140 aus dem geschlossenen Zustand zu öffnen,
muss eine erhöhte Reibungskraft zwischen der Scheibe 140b und einer zugehörigen Dichtung
(nicht dargestellt) überwunden werden, die sich aufgrund des Drucks in dem Raum 140a
einstellt. Dazu muss der Druck des Hydraulikaggregates 122 auf den Wert p
1 angehoben werden, der im Zeitraum zwischen 12s und 60s am Ausgang des Hydraulikreises,
und damit auch in dem Arbeitsraum 21aa des hydraulischen Zylinder 21 anliegt. In diesem
ersten Bereich p
1 des Druckverlaufs p
HSU ist der Druck im Hydraulikaggregat 122 somit proportional zu der Reibungskraft des
Prozessventils 140 und kann zur Bestimmung von dessen Reibungsbeiwert verwendet werden.
[0045] Zum Zeitpunkt t = 60s wird das Prozessventil einen Spalt geöffnet und an der Scheibe
140b anstehendes Fluid kann durch den Kanal 34 strömen. Dadurch stellt sich ein Druckgleichgewicht
zwischen dem Raum 140a und dem Kanal 34 ein, wodurch die erhöhte Reibungskraft zwischen
der Scheibe 140b und der zugehörigen Dichtung entfällt. Demzufolge kann der Druck
im Hydraulikaggregat zur weiteren Öffnung des Prozessventils 140 auf den Druck p
2 abgesenkt werden, der in einem zweiten Bereich des Druckverlaufs p
HSU auf den Kolben 24 wirkt und dazu führt, dass das Prozessventil im Zeitraum zwischen
60 s und 365 s vollständig geöffnet wird. Der Druck p
2 ist dabei im Wesentlichen proportional zu der Summe aus einer der Kraft des hydraulischen
Zylinders 21 entgegenwirkenden Kraft der Feder 6 und einer in dem Linearaktor 126
und der Sicherheitsvorrichtung 125 vorhandenen Reibung.
[0046] Wenn das Prozessventil 140 zum Zeitpunkt t = 365 s vollständig geöffnet ist, wird
der Druck im Hydraulikaggregat 122 auf den Betriebsdruck p3 angehoben, mit dem das
Prozessventil dauerhaft offengehalten wird.
[0047] Anhand des Druckverlaufs P
HSU_o wird deutlich, dass zwischen den beschriebenen einzelnen Öffnungsphasen p
1 bis p
3 des Prozessventils 140 jeweils ein Druckgradient auftritt, der zur Bestimmung eines
Beginns und eines Endes der Verstellung sowie eines Öffnungszeitpunkt des Prozessventils
herangezogen werden kann.
[0048] In gleicher Weise kann ein in Figur 3b gezeigter Druckverlauf p
HSU_c während eines Schlie-βens des Prozessventils 140 in einzelne Phasen aufgeteilt werden.
[0049] Zu Beginn des Schließvorgangs bei Öffnen des Druckentlastungsventils 28 (t ∼ 420
s) sinkt dieser steil von dem Betriebsdruck p
3 auf einen Druck p
4 im Arbeitsraum 21aa des hydraulischen Zylinders 21 ab, welcher während des Schließvorgangs
im Zeitraum von -420 s bis -425 s (zweiter Bereich des Druckverlaufs p
HSU_c) gemeinsam mit der Reibung des Linearaktors 126 und der Sicherheitsvorrichtung 125
der Federkraft der Feder 6 entgegensteht.
[0050] Zum Zeitpunkt t ∼ 425 s verschließt die Scheibe 140a des Prozessventils 140 den Kanal
34, und die Federkraft der Feder 6 muss die Reibungskraft zwischen Scheibe 140a und
Dichtung zum vollständigen Schließen des Prozessventils 140 überwinden. In diesem
Zeitraum zwischen -425 s und -428 s herrscht im Arbeitsraum 21aa der Druck ps, der
nach dem vollständigen Schließen des Prozessventils auf den Ausgangsdruck p
0 abfällt, der sich einstellt, wenn zusätzlich der im Raum 140a anliegende Druck im
Kanal 34 befindlichen Fluids in Schließrichtung des Prozessventils 140 auf den Linearaktor
126 wirkt. Dementsprechend kann auch aus dem Druck p
5 auf die Reibungskraft des Prozessventils geschlossen werden und der Bereich des Druckverlaufs
p
HSU_c in dem dieser Druck herrscht entspricht dem ersten Bereich.
[0051] Analog zu dem Druckverlauf p
HSU_o beim Öffnen des Ventils weist auch der Druckverlauf p
HSU_c beim Schließen des Ventils zwischen den einzelnen Schließphasen Druckgradienten auf,
die zur Bestimmung eines Beginns und eines Endes der Verstellung sowie eines Schließzeitpunkts
des Prozessventils herangezogen werden können.
[0052] Dies ermöglicht es, zwischen den einzelnen Belastungen auf die Unterwasser-Stellvorrichtung
100b zu differenzieren und in dem ersten Bereich der Verstellung (p
HSU_o = p
1; p
HSU_c = p
5) die Reibung des Prozessventils 140 zu überwachen, während in dem zweiten Bereich
der Verstellung (p
HSU_o = p
2; p
HSU_c = p
4) die Reibung des Linearaktors 126 und der Sicherheitsvorrichtung 125 überwacht werden
kann.
[0053] Dies wird anhand von Figur 4, welche die relevanten Ausschnitte der Druckverläufe
p
HSU_o, p
HSU_c aus den Figuren 3a und 3b als Funktion des Verstellwegs I
SVA zeigt, nochmals verdeutlicht.
[0054] Dabei zeigt Figur 4 den ersten und zweiten Bereich A
1, A
2 der Druckverläufe p
HSU_o, p
HSU_c beim Öffnen und Schließen des Prozessventils 140 über dem Verstellweg I
SVA des Linearaktors 126. In dem ersten Bereich A
1, bis zu einem Verstellweg von vorliegend I
SVA_12 = 20mm, liegen jeweils die Drücke p
1 (Öffnen) und p
5 (Schließen) im Arbeitsraum 21aa des hydraulischen Zylinder 21 vor. Diese sind beide
proportional zu der oben beschriebenen Reibungskraft des Prozessventils und können
daher zur Bestimmung des Reibungsbeiwerts des Prozessventils herangezogen werden.
Insofern kann in dem ersten Bereich A
1 der Druckverläufe p
HSU_o, p
HSU_c unterhalb des Verstellwegs I
SVA_12 die Reibung des Prozessventils 140 während jeder Verstellung bestimmt und ein Verlauf
des Reibungsbeiwerts überwacht werden. Der bestimmte Reibungsbeiwert kann beispielsweise
nach jeder Verstellung mit einem Referenzwert im Neuzustand des Prozessventils 140
verglichen werden, und wenn eine Abweichung zwischen bestimmtem Reibungsbeiwert und
Referenzwert einen vorbestimmten Schwellenwert überschreitet, kann eine Wartung/Reparatur
des Prozessventils 140 eingeleitet werden.
[0055] In dem zweiten Bereich A2 der Druckverläufe p
HSU_o, p
HSU_c, in dem die Reibungskraft des Prozessventils 140 nicht mehr wirksam ist, kann die
Reibungskraft von Linearaktor 126 und Sicherheitsvorrichtung 125 anhand einer Differenz
zwischen den Drücken p2 und p4 bestimmt werden. Diese wirkt während des Öffnens des
Prozessventils 140 gegen die Drucckraft des hydraulischen Zylinder 21 und während
des Schließens des Prozessventils 140 gegen die Federkraft der Feder 6 der Sicherheitsvorrichtung
125.
[0056] Insofern gilt während des Öffnungsvorgangs durch die Druckkraft des hydraulischen
Zylinders 21:

wobei
A die Fläche des Kolbens 24,
FF die Federkraft und
FR die Reibungskraft bezeichnen.
[0057] Während des Schließvorgangs durch die Federkraft der Sicherheitsvorrichtung 126 gilt
hingegen:

[0058] Durch Einsetzen der Gleichung (3) in Gleichung (2) und Umstellen nach der Reibungskraft
FR folgt:

[0059] Die derart bestimmte Reibungskraft kann ebenfalls bei jeder Verstellung des Prozessventils
140 ermittelt und mit einem Referenzwert der Reibungskraft im Neuzustand des Linearaktors
126 und der Sicherheitsvorrichtung 125 verglichen werden. Überschreitet eine Abweichung
zwischen bestimmter Reibungskraft und Referenzwert einen vorbestimmten Schwellenwert,
kann eine entsprechende Wartung bzw. Reparatur eingeleitet werden.
[0060] Des Weiteren kann in dem zweiten Bereich A
2 bei bekannter Reibungskraft
FR eine Änderung der Federkraft Δ
FF über dem Verstellweg I
SVA, z.B. während des Öffnens des Prozessventils 140 basierend auf Gleichung (2) aus
einem Druckgradienten Δ
p2 ermittelt werden. Auch dieser Wert kann bei jeder Verstellung ermittelt und entsprechend
überwacht werden.
[0061] Zusammenfassend wird anhand der beschriebenen Ausführungsbeispiele deutlich, dass
es die Erfindung ermöglicht, mittels einer geeigneten Auswertung der Betriebsgrößen
der Antriebsvorrichtung 100a, die Komponenten der Unterwasser-Stellvorrichtung 100b
ohne zusätzliche Sensoren zu steuern und zu überwachen.
1. Verfahren zum Betreiben einer Unterwasser-Stellvorrichtung (100b, 140), die mittels
einer elektrohydraulischen Antriebseinheit (100a; 110, 120, 122) gesteuert wird, umfassend
die Schritte:
- Erfassen mindestens einer Betriebsgröße der elektrohydraulischen Antriebseinheit
(100a; 110, 120, 122) während einer Verstellung der Unterwasser-Stellvorrichtung (100b,
140) mittels mindestens eines Sensors (130a), wobei die mindestens eine Betriebsgröße
einen von der elektrohydraulischen Antriebseinheit (100a; 110, 120, 122) bereitgestellten
hydraulischen Druck umfasst;
- Bestimmen mindestens einer Überwachungsgröße der Unterwasser-Stellvorrichtung (100b,
140) basierend auf der mindestens einen erfassten Betriebsgröße der elektrohydraulischen
Antriebseinheit (100a; 110, 120, 122); und
- Steuern der Unterwasser-Stellvorrichtung (100b, 140) basierend auf der mindestens
einen bestimmten Überwachungsgröße.
2. Verfahren nach Anspruch 1, ferner umfassend die Schritte
- Vergleichen der mindestens einen bestimmten Überwachungsgröße mit einem Referenzwert;
und
- Detektieren einer Fehlfunktion der Unterwasser-Stellvorrichtung (100b, 140), wenn
eine Abweichung zwischen der mindestens einen bestimmten Überwachungsgröße und dem
Referenzwert einen vorbestimmten Schwellenwert überschreitet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Bestimmen der mindestens einen Überwachungsgröße
umfasst:
Bestimmen einer Position der Unterwasser-Stellvorrichtung (100b, 140) als erste Überwachungsgröße
basierend auf einer Änderung der mindestens einen Betriebsgröße während der Verstellung.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei das Bestimmen der mindestens
einen Überwachungsgröße umfasst:
Bestimmen einer Reibungskraft als zweite Überwachungsgröße der Unterwasser-Stellvorrichtung
(100b, 140) basierend auf einem Verlauf (pHSU_o, pHSU_c) der mindestens einen Betriebsgröße während der Verstellung.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei die Unterwasser-Stellvorrichtung (100b, 140) einen
Aktor (100b) und ein Prozessventil (140) umfasst, und eine Reibungskraft des Prozessventils
(140) basierend auf einem ersten Bereich (A1) des Verlaufs (pHSU_o, pHSU_c) der mindestens einen Betriebsgröße während der Verstellung und eine Reibungskraft
des Aktors (100b) basierend auf einem zweiten Bereich (A2) des Verlaufs (pHSU_o, pHSU_c) der mindestens einen Betriebsgröße während der Verstellung bestimmt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei der erste Bereich (A1) einen Verstellbereich der Unterwasser-Stellvorrichtung (100b, 140) umfasst, in dem
das Prozessventil (140) geschlossen ist, und der zweite Bereich (A2) einen Verstellbereich der Unterwasser-Stellvorrichtung (100b, 140) umfasst, in dem
das Prozessventil (140) geöffnet ist.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, wobei der Aktor (100b) eine Rückstellfeder (6) enthält
und das Bestimmen der mindestens einen Überwachungsgröße umfasst: Bestimmen einer
Vorspannkraft der Rückstellfeder (6) als Überwachungsgröße basierend auf einem Gradienten
der mindestens einen Betriebsgröße im zweiten Bereich (A2) des Verlaufs (pHSU_o, pHSU_c).
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Aktor (100b) ein hydrostatischer
Aktor (125, 126) ist und die Position der Unterwasser-Stellvorrichtung (100b, 140)
basierend auf einem integrierten Volumenstrom und einer Änderung des hydraulischen
Drucks der elektrohydraulischen Antriebseinheit (110, 120, 122) während der Verstellung
bestimmt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei das Bestimmen der mindestens einen Überwachungsgröße
umfasst:
Bestimmen einer Leckage des hydrostatischen Aktors (125, 126) als Überwachungsgröße
basierend auf einem integrierten Volumenstrom und einer Änderung des hydraulischen
Drucks der elektrohydraulischen Antriebseinheit (110, 120, 122), wenn sich der hydrostatische
Aktor (125, 126) in einer maximalen Position befindet.
10. Recheneinheit (110), die dazu eingerichtet ist, ein Verfahren nach einem der vorstehenden
Ansprüche durchzuführen.
11. Computerprogramm, das eine Recheneinheit (110) veranlasst, ein Verfahren nach einem
der Ansprüche 1 bis 9 durchzuführen, wenn es auf der Recheneinheit (110) ausgeführt
wird.
12. Maschinenlesbares Speichermedium mit einem darauf gespeicherten Computerprogramm nach
Anspruch 11.
13. Elektrohydraulische Antriebseinheit (100a; 110, 120, 122) für eine Unterwasser-Stellvorrichtung
(100b, 140) umfassend einen elektrischen Antrieb, eine Hydraulikpumpe, mindestens
einen Sensor (130a) und eine Recheneinheit (110) nach Anspruch 10.
14. Unterwasser-Stellsystem umfassend eine elektrohydraulische Antriebseinheit (100a;
110, 120, 122) nach Anspruch 13 und eine Unterwasser-Stellvorrichtung (100b, 140).