[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Heizgerätes, ein Computerprogramm,
ein Regel- und Steuergerät und ein Heizgerät.
[0002] Es sind eine Vielzahl von Heizgeräten bekannt, die in einer Brennkammer ein Gemisch
aus einem Brennstoff, insbesondere Gas oder Wasserstoff, und Umgebungsluft verbrennen,
um Wärme zur Versorgung eines Gebäudes oder für eine Bereitstellung von Warmwasser
zu gewinnen.
[0003] Durch eine zunehmende Verwendung von Wasserstoff als Brennstoff steigt bei derartigen
Heizgeräten das Risiko von Flammenrückschlägen. Eine Ursache hierfür liegt in der
erheblich höheren Flammengeschwindigkeit von Wasserstoff gegenüber anderen Brennstoffen
begründet. Ein Flammenrückschlag bezeichnet eine Ausbreitung einer Flamme vom Brenner
in Richtung einer Gemischzuführung des Heizgerätes und sorgt dabei für erhebliche
Geräuschbelastung und kann auch zu einer Beschädigung des Heizgerätes, beispielsweise
einer Fördereinrichtung (eines Gebläses), führen.
[0004] Um Flammenrückschläge zu verhindern können Flammensperren eingesetzt werden, die
häufig den verfügbaren Strömungsquerschnitt, insbesondere eines Bereiches zwischen
Brenner und Gemischzuführung überdecken und von einer Flamme nicht durchdrungen werden
können. Ein Heizgerät mit einer derartigen Flammensperre wird beispielsweise in der
DE10 2020 125 351 A1 vorgestellt. Nachteilig ist der Einsatz einer Flammensperre aufwendig, insbesondere
da sich regelmäßig zusetzende Flammensperren auszutauschen sind.
[0005] Hiervon ausgehend ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Betreiben eines
Heizgerätes vorzuschlagen, das die geschilderten Probleme des Standes der Technik
zumindest teilweise überwindet. Insbesondere soll ein robuster Betrieb eines Heizgerätes
ermöglicht und Flammenrückschläge zuverlässig verhindert werden.
[0006] Zudem soll die Erfindung die Komplexität eines Heizgerätes zumindest nicht wesentlich
erhöhen, sowie keine oder nur geringe bauliche Veränderungen an einem Heizgerät erfordern.
[0007] Diese Aufgaben werden gelöst durch die Merkmale der unabhängigen Patentansprüche.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der hier vorgeschlagenen Lösung sind in den unabhängigen
Patentansprüchen angegeben. Es wird darauf hingewiesen, dass die in den abhängigen
Patentansprüchen aufgeführten Merkmale in beliebiger, technologisch sinnvoller, Weise
miteinander kombiniert werden können und weitere Ausgestaltungen der Erfindung definieren.
Darüber hinaus werden die in den Patentansprüchen angegebenen Merkmale in der Beschreibung
näher präzisiert und erläutert, wobei weitere bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung
dargestellt werden.
[0008] Hierzu trägt ein Verfahren zum Betreiben eines Heizgerätes bei, wobei das Heizgerät
zumindest folgendes aufweist: einen Brenner, dem ein Gemisch aus Brenngas und Verbrennungsluft
über einen Gemischkanal mittels einer Fördereinrichtung zugeführt wird, und ein Gasventil,
dazu eingerichtet eine Durchflussmenge Brenngas zu steuern. Das Verfahren umfasst,
dass bei einem Erkennen eines Abfallens einer Durchflussmenge Verbrennungsluft mit
einem (aktuell bestimmten) Gradienten unterhalb eines vorgegebenen Grenzwertes, der
zugeführte Massestrom Brenngas für einen (vorgegebenen) Stabilisierungszeitraum reduziert
wird.
[0009] Das Verfahren bzw. diese Prüfung kann während des Betreibens eines Heizgerätes permanent,
dauerhaft durchgeführt werden bzw. aktiviert sein. Das Verfahren dient einem sicheren
Betrieb eines Heizgerätes und insbesondere einem Vermeiden von Flammenrückschlägen.
[0010] Bei dem Heizgerät handelt es sich insbesondere um ein Gasheizgerät, das dazu eingerichtete
ist, ein Brenngas, wie Erdgas oder insbesondere Wasserstoff unter Zufuhr von Umgebungsluft
(Verbrennungsluft) zu verbrennen und Wärmeenergie, beispielsweis zur Erwärmung eines
Wärmeträgers eines Heizkreislaufes oder auch zur Bereitstellung einer Warmwasserversorgung,
zu erzeugen. Insbesondere kann es sich bei dem Heizgerät um ein Brennwertgerät handeln.
Das Heizgerät weist in der Regel eine Fördereinrichtung bzw. ein Gebläse auf, die
ein Gemisch von Brennstoff und Verbrennungsluft über einen Gemischkanal (Gemischgaskanal,
Gemischzuführung) einem in einer Brennkammer angeordneten Brenner zuführen kann. Die
Verbrennungsprodukte können anschließend durch einen Abgaskanal des Heizgerätes einer
Abgasanlage zugeführt werden.
[0011] Die Fördereinrichtung kann dabei einen Regler aufweisen, beispielsweise einen Drehzahlregler
einer als Gebläse ausgebildeten Fördereinrichtung, der mittels eines Steuersignals,
häufig ein pulsweitenmoduliertes (PWM-) Signal eine vorgegebene Drehzahl des Gebläses
regelt.
[0012] Der Brenner kann mindestens ein flaches Lochblech oder ein Lochblech in Zylinderform
umfassen, das zwischen einem Brennerhohlraum und der Brennkammer angeordnet ist. Der
Brennerhohlraum kann derart mit dem Gemischkanal verbunden sein, dass Verbrennungsgemisch
aus dem Gemischkanal durch den Brennerhohlraum strömen, aus dem Lochblech austreten
und dort verbrannt werden kann. Im Bereich des Lochbleches kann zudem eine Zündeinrichtung
angeordnet sein, dazu eingerichtet, einen durch das Lochblech austretenden Massestrom
Verbrennungsgemisch zu entzünden. Der Brenner kann an einer Brennertür einer Brennkammer
des Heizgerätes angeordnet sein. Die Brennertür kann eine Durchströmungsöffnung aufweisen,
die den Gemischkanal des Heizgerätes mit dem Brennerhohlraum verbinden kann. Ein Brenner
in Zylinderform kann zur Befestigung an der Brennertür einen Flansch aufweisen, der
beispielsweise mittels einer Schraubverbindung mit der Brennertür verbunden werden
kann. Zwischen Brenner und Brennertür ist in der Regel noch eine Dichtung, beispielsweise
eine hochtemperaturstabile Graphit- Dichtung angeordnet.
[0013] Der Brenner kann (mindestens) eine Flammensperre umfassen, die derart im Brennerhohlraum
ausgebildet und angeordnet ist, dass zum Lochblech strömendes Verbrennungsgemisch
die Flammensperre durchdringen muss. Mit anderen Worten kann die Flammensperre den
gesamten vorhandenen Strömungsquerschnitt im Brennerhohlraum abdecken, so dass zum
Lochblech strömendes Verbrennungsgemisch die Flammensperre durchdringen muss. So kann
beispielhaft bei einem in einer Zylinderform ausgebildeten Brenner die Flammensperre
gleichfalls in Zylinderform mit weitestgehend konstantem Abstand zum Lochblech ausgebildet
sein. Bei einem flachen (ebenen) Lochblech kann entsprechend die Flammensperre gleichfalls
flach und eben ausgebildet sein und beabstandet zum Lochblech im Brennerhohlraum angeordnet
sein.
[0014] Gemäß einer Ausgestaltung können Brenner und Flammensperre als Einheit ausgebildet
sein. Der Brenner kann über eine Dichtung aus Grafit oder aus einem ähnlichen Material
an der Brennertür angebunden sein.
[0015] Das Heizgerät kann insbesondere die Brennerleistung an den Bedarf anpassen, auch
als Modulieren bezeichnet. Der Modulationsbereich eines Heizgerätes bezeichnet die
Leistungsbreite, in der das Gerät modulieren kann. Durch die Modulation wird die Brennerleistung
des Heizgerätes automatisch und bevorzugt stufenlos an den tatsächlich benötigten
Bedarf angepasst. Dies ermöglicht eine längere Laufzeit, womit das Takten des Wärmeerzeugers
und die Belastung der Bauteile verringert wird. Zusätzlich werden die Betriebssicherheit
und die Energieeffizienz des Gerätes erhöht. Je größer der Modulationsbereich eines
Heizgerätes ist, desto flexibler erfolgt die Wärmeabgabe. Gas-Brennwertgeräte können
mit einem Modulationsbereich von 30 bis 100% der Nennwertleistung arbeiten.
[0016] Hierzu kann bei einem Erkennen eines geänderten Wärmebedarfs, beispielsweise unter
Einbeziehung einer Vorlauf- und Rücklauftemperatur eines mit dem Heizgerät verbundenen
Heizkreises, ein Regel- und Steuergerät des Heizgerätes eine Leistung des Gebläses
des Heizgerätes und damit den Massestrom Verbrennungsluft an den Wärmebedarf anpassen.
Gleichzeitig passt eine Regelung den Brennstoffmassestrom an den sich ändernden Massestrom
Verbrennungsluft an. Häufig wird zur Vermeidung von Flammenrückschlägen in niedrigen
Leistungsbereichen das Verbrennungsluftverhältnis angepasst, insbesondere der Anteil
Verbrennungsluft erhöht.
[0017] Das Heizgerät kann zur Steuerung des Massestromes Brenngas ein Gasventil aufweisen,
das in der Regel ein Gassicherheitsventil und ein Gasregelventil umfassen kann. Das
Gasregelventil kann dabei insbesondere ein Schrittmotorventil sein, dass einen definierten
Massestrom Brenngas einstellen kann. Das Sicherheitsventil soll ein Austreten unverbrannten
Brenngases verhindern und wird beispielsweise bei einem Startvorgang des Heizgerätes
erst nach dem Anfahren der Fördereinrichtung auf eine, für den Startvorgang geeignete,
Startleistung freigegeben.
[0018] Zudem kann das Heizgerät eine Flammenüberwachung aufweisen. Hierfür sind verschiedene
Verfahren bekannt, insbesondere kann mittels einer Erfassung eines Ionisationsstromes
der Flamme eine sichere Flammenüberwachung bereitgestellt werden. Mangels ausreichend
freier Ladungsträger bei der Verbrennung von Wasserstoff kann dieses Verfahren jedoch
für wasserstoffbetriebene Heizgeräte nicht robust eingesetzt werden. Zur Flammenüberwachung
bei wasserstoffbetriebenen Heizgeräten kommen andere Verfahren zum Einsatz, beispielsweise
das Erfassen einer Temperatur der Flamme und/oder die von der Flamme emittierten UV-
(Ultraviolett-) Strahlung.
[0019] Die Flammenüberwachung kann zum Feststellen des Vorhandenseins einer Flamme als auch
in die Regelung eines Lambdawertes (Verbrennungsluftverhältnis, Luftzahl) der Verbrennung
eingesetzt werden. So kann unter Einbeziehung von Referenzwerten oder einem Referenzkennfeld
(Lambda-Regelkurve) einem Signal der Flammenüberwachung (UV- oder Temperatursensor)
ein (aktueller) Lambdawert zugeordnet werden. Häufig erfolgt eine Regelung des Lambdas
des Heizgerätes mit einem Signal der Flammenüberwachung als Regelgröße. Hierzu kann
anhand eines Parameters, der einen Rückschluss auf die Durchflussmenge Verbrennungsluft
zulässt, dem Signal der Flammenüberwachung und ein Referenzzusammenhang ein dem Ziel-Lambda
entsprechender Signalwert der Flammenüberwachung bestimmt und eingeregelt werden.
[0020] Moderne Heizgeräte weisen häufig einen großen Modulationsbereich auf, beispielsweise
3,5 kW [Kilowatt] bis mehr als 20 kW. Vorteilhaft sind diese Heizgeräte flexibel einsetzbar
und ein häufiges An- und Ausschalten kann vermieden werden. Der große Modulationsbereich
in Verbindung mit dem Wunsch einer schnellen Modulation, um einen hohen Nutzerkomfort
zu gewährleisten, führt zu hohen Modulationsgeschwindigkeiten, also Betriebspunkten
mit erheblichen Leistungsunterschieden, die innerhalb kurzer Zeit angefahren werden
sollen.
[0021] Es wurde festgestellt, dass es insbesondere bei hohen Modulationsgeschwindigkeiten
einer Minderung der Leistung zu einem Unterschwingen des Lambdawertes kommen kann.
Ein Unterschwingen bedeutet hier ein kurzzeitig deutlich geminderter Lambdawert, bis
die Regelung diesen anhand des Signals der Flammenüberwachung erkennt und durch Einwirkung
auf das Gasventil beheben kann. Ein Zusammenhang hierbei kann in einer verzögerten
Reaktion des Gasventils auf einen geminderten Massestrom Verbrennungsluft gesehen
werden. Auch kann ein derartiges Unterschwingen aufgrund von Störungen eintreten,
beispielsweise einem temporär geminderten Volumenstrom Verbrennungsluft ausgelöst
durch einen auf die Abgasanlage wirkenden Windstoß. Das Unterschwingen des Lambdawertes
bedeutet einen (temporär) erhöhten Anteil Brenngas in dem, dem Brenner zugeführten
Verbrennungsgemisch, welches zu kritischen Zuständen des Heizgerätes, beispielsweise
einem Flammenrückschlag (Rückzündung) führen kann.
[0022] Eine Idee der Erfindung besteht darin, die Betriebssicherheit beim Betreiben eines
Heizgerätes durch ein Vermeiden derartigen Unterschwingens des Lambdawertes zu verhindern.
Hierfür kann ein Gradient der Durchflussmenge Verbrennungsluft bestimmt werden, wobei
bei einem Abfallen (Absinken) der Durchflussmenge Verbrennungsluft mit einem Gradienten
unterhalb eines vorgegebenen Grenzwertes der zugeführte Massestrom Brenngas für einen
Stabilisierungszeitraum reduziert werden kann. Zum Reduzieren des Massestromes Brenngas
kann beispielsweise die Öffnungsweite des Gasregelventils gemindert werden.
[0023] In diesem Zusammenhang wird angemerkt, dass eine Durchflussmenge (Verbrennungsluft,
Brennstoff oder Gemisch aus beidem) auch als Masse- oder Volumenstrom verstanden werden
kann. So ist ein Massestrom in Kenntnis der Dichte und der Temperatur des Mediums
einfach in einen Volumenstrom überführbar und umgekehrt.
[0024] Der vorgegebene Grenzwert kann dabei so gewählt sein, dass mit ausreichender oder
einer vorbestimmten Wahrscheinlichkeit ein kritischer Zustand des Heizgerätes (beispielsweise
ein Flammenrückschlag) eintritt. Der Grenzwert kann dabei beispielsweise an einem
Referenzheizgerät mittels (Labor-)Versuchen ermittelt werden. In der Regel wird der
Grenzwert in einem Bereich von 1 Kilowatt pro Sekunde [kW/s] bis 10 kW/s oder (angegeben
als relative Leistungsänderung) von 3 Prozent [%] der Nennleistung des Heizgerätes
pro Sekunde [P/(P
Nenn x t] / bis 30 Prozent der Nennleistung des Heizgerätes pro Sekunde liegen.
[0025] Gemäß einer Ausgestaltung kann die Durchflussmange Verbrennungsluft mittels eines
Durchflusssensors erfolgen. Der Durchflusssensor kann dabei insbesondere ein Massestrom-
oder Volumenstromsensor sein.
[0026] Gemäß einer Ausgestaltung kann ein Durchflusssensor eingesetzt werden, der eine kurze
Verzögerung eines Messvorganges aufweist, also nur einen sehr kurzen Zeitraum von
einer Änderung der Durchflussmenge bis zu einer entsprechenden Änderung des Sensorsignals
benötigt. Bei dem Durchflusssensor kann es sich um einen kalorimetrischen Durchflusssensor
handeln, welcher mit hoher Frequenz, beispielsweise alle 5 ms [Millisekunden], ein
Signal für den Differenzdruck der Durchflussmenge ausgibt, der anschließend in einen
Massestrom überführt werden kann.
[0027] Gemäß einer Ausgestaltung kann die Durchflussmenge und damit auch der Gradient der
Durchflussmenge auch anhand von Betriebsdaten des Heizgerätes bestimmt werden. Diese
Betriebsdaten können beispielweise eine Drehzahl, Leistungsaufnahme oder ein Steuersignal
eines Reglers der Fördereinrichtung sein. Alternativ kann die Durchflussmenge Verbrennungsluft
bei einem Modulationsvorgang in Kenntnis des alten und des neuen Modulationspunktes
ein Gradient der Durchflussmenge Verbrennungsluft bestimmt werden.
[0028] Gemäß einer Ausgestaltung kann bei einem Erkennen eines Abfallens der Durchflussmenge
Verbrennungsluft mit einem Gradienten unterhalb eines Grenzwertes der Massestrom Brenngas
um 0 % [Prozent] bis 50%, bezogen auf den Massestrom Brenngas im Normalbetrieb, reduziert
werden. Dabei ist die konkret notwendige Reduktion abhängig von dem konkreten Heizgerät
und dem aktuellen Modulationsvorgang bzw. der Intensität auftretender Störungen, und
kann deutlich variieren. Auch die zur Kompensation eines Unterschwingens des Lambdawertes
notwendige Reduktion kann im Vorfeld anhand von Laborversuchen festgestellt werden.
Die Reduktion des Massestromes Brenngas kann dabei eine Verschiebung des Lambdawertes
in Richtung einer mageren Verbrennung zwischen 0 und 1 bewirken.
[0029] Gemäß einer Ausgestaltung kann das Reduzieren des Massestromes Brenngas in Abhängigkeit
des Gradienten des Abfallens der Durchflussmenge Verbrennungsluft erfolgen. Mit anderen
Worten kann die Reduktion mit sinkendem Gradienten des Abfallens der Durchflussmenge
Verbrennungsluft gesteigert werden.
[0030] Gemäß einer Ausgestaltung kann der Stabilisierungszeitraum in einem Bereich von 5
bis 60 Sekunden liegen. Es hat sich gezeigt, dass in diesem Bereich ein Unterschwingen
aufgrund von Modulation oder Störungen kompensiert werden kann bis die Regelung das
Unterschwingen ausregeln konnte.
[0031] Gemäß einer Ausgestaltung kann die Stabilisierungszeit in Abhängigkeit des Gradienten
des Abfallens der Durchflussmenge Verbrennungsluft bestimmt werden. So kann beispielsweise
bei einem sehr geringen Gradienten des Abfallens eine längere Stabilisierungszeit
gewählt werden, um ein stärkeres Unterschwingen zu kompensieren.
[0032] Nach einem weiteren Aspekt wird auch ein Regel- und Steuergerät für ein Heizgerät
vorgeschlagen, eingerichtet zur Durchführung eines hier vorgeschlagenen Verfahrens.
Das Regel- und Steuergerät kann hierzu beispielsweise einen Prozessor aufweisen, und/
oder über diesen verfügen. In diesem Zusammenhang kann der Prozessor beispielsweise
das auf einem Speicher (des Regel- und Steuergeräts) hinterlegte Verfahren ausführen.
Das Regel- und Steuergerät kann hierfür insbesondere mit einer Fördereinrichtung und/
oder einem Durchflusssensor elektrisch verbunden sein. Zudem können auf einem Speicher
des Regel- und Steuergerätes im Rahmen der Durchführung eines hier vorgeschlagenen
Verfahrens erfasste oder benötigte Daten hinterlegt werden, beispielsweise Grenzwerte
für den Gradienten der Durchflussmenge Verbrennungsluft.
[0033] Nach einem weiteren Aspekt wird auch ein Heizgerät vorgeschlagen, eingerichtet zur
Verbrennung eines Verbrennungsgemisches aus Verbrennungsluft und Brenngas. Bei dem
Heizgerät kann es sich um ein Gasheizgerät, insbesondere um ein wasserstoffbetriebenes
Gasheizgerät, handeln. Das Gasheizgerät kann einen Brenner und eine Fördereinrichtung
aufweisen, mit der ein Gemisch aus Brennstoff (Wasserstoff) und Verbrennungsluft dem
Brenner über einen Gemischkanal zugeführt werden kann. Das Heizgerät kann eine Flammenüberwachung
aufweisen, wobei ein Signal derselben zur Regelung des Lambdawertes der Verbrennung
genutzt werden kann. Das Heizgerät kann zudem weitere Mittel aufweisen, die so angepasst
sind, dass sie die Schritte des hier offenbarten Verfahrens ausführen. Die Mittel
können ein Regel- und Steuergerät umfassen.
[0034] Gemäß einer Ausgestaltung kann das Heizgerät einen Durchflusssensor in einer Zuführung
Verbrennungsluft zum Erfassen der Durchflussmenge Verbrennungsluft umfassen. Insbesondere
kann der Durchflusssensor ein besonders schnell messender Durchflusssensor sein, der
ein Messsignal mit einer Messrate von ca. 5 ms [Millisekunden] bis 10 ms ausgeben
kann.
[0035] Gemäß einer Ausgestaltung kann das Heizgerät einen Durchflusssensor in einer Zuführung
Verbrennungsluft aufweisen und ein hier vorgeschlagenes Verfahren in eine Regelung
des Lambdas der Verbrennung implementiert sein, wobei eine Auswerteeinheit des Signals
des Durchflusssensors ein D-Glied (Differenzierer) umfasst, das einen Gradienten der
Durchflussmenge Verbrennungsluft bestimmt. Insofern der Gradient den Grenzwert unterschreitet,
nimmt dieser z. B. über einen Integrator Einfluss auf die Soll(öffnungs-)position
des Gasventils und kann diese überproportional sinken (schließen) lassen. Hierbei
kann bspw. ein Integrator vom I-Anteil des Reglers verwendet werden.
[0036] Nach einem weiteren Aspekt wird auch ein Computerprogramm vorgeschlagen, welches
zur (zumindest teilweisen) Durchführung eines hier vorgestellten Verfahrens auf einem
hier vorgeschlagenen Heizgerät eingerichtet ist. Dies betrifft mit anderen Worten
insbesondere ein Computerprogramm (-produkt), umfassend Befehle, die bei der Ausführung
des Programms durch einen Computer diesen veranlassen, ein hier vorgeschlagenes Verfahren
auszuführen. Das Computerprogramm kann insbesondere auf einem Regel- und Steuergerät
eines hier vorgeschlagenen Heizgerätes durchgeführt werden.
[0037] Nach einem weiteren Aspekt wird auch ein maschinenlesbares Speichermedium vorgeschlagen,
auf dem das Computerprogramm gespeichert ist. Regelmäßig handelt es sich bei dem maschinenlesbaren
Speichermedium um einen computerlesbaren Datenträger.
[0038] Hier werden somit ein Verfahren zum Betreiben eines Heizgerätes, ein Computerprogramm,
ein Regel- und Steuergerät und ein Heizgerät angegeben, welche die mit Bezug auf den
Stand der Technik geschilderten Probleme zumindest teilweise lösen. Insbesondere tragen
das Verfahren zum Betreiben eines Heizgerätes, das Computerprogramm, das Regel- und
Steuergerät und das Heizgerät zumindest dazu bei, ein Unterschwingen des Lambdawertes
der Verbrennung aufgrund von schnellen Modulationen des Heizgerätes oder (externen)
Störungen zu kompensieren und damit die Betriebssicherheit eines Heizgerätes deutlich
zu erhöhen, indem Flammenrückschläge wirkungsvoll verhindert werden können.
[0039] Zudem kann die Erfindung ohne oder nur mit geringen baulichen Änderungen an einem
Heizgerät umgesetzt werden.
[0040] Die Erfindung sowie das technische Umfeld werden nachfolgend anhand der beiliegenden
Figuren näher erläutert. Es ist darauf hinzuweisen, dass die Erfindung durch die angeführten
Ausführungsbeispiele nicht beschränkt werden soll. Insbesondere ist es, soweit nicht
explizit anders dargestellt, auch möglich, Teilaspekte der in den Figuren erläuterten
Sachverhalte zu extrahieren und mit anderen Bestandteilen und Erkenntnissen aus der
vorliegenden Beschreibung zu kombinieren. Insbesondere ist darauf hinzuweisen, dass
die Figuren und insbesondere die dargestellten Größenverhältnisse nur schematisch
sind. Es zeigen:
- Fig. 1:
- ein hier vorgeschlagenes Heizgerät,
- Fig. 2:
- Parameterverläufe, die sich bei Durchführung eines hier vorgeschlagenen Verfahrens
einstellen können, und
- Fig. 3:
- eine Regelung zur Durchführung eines hier vorgeschlagenen Verfahrens.
[0041] Fig. 1 zeigt beispielhaft und schematisch ein hier vorgeschlagenes Heizgerät 1. Dieses
kann einen in einer Brennkammer 8 angeordneten Brenner 3 umfassen. Der Brenner 3 kann
die Form eines Hohlzylinders aufweisen, wobei im Inneren ein Brennerhohlraum ausgebildet
sein kann. Im Brennerhohlraum kann eine Flammensperre 12 parallel zur Oberfläche des
Brenners 3 bzw. konzentrisch zu dieser ausgerichtet sein und den gesamten im Brennerhohlraum
zur Verfügung stehenden Strömungsquerschnitt abdecken.
[0042] Über eine Zuführung Verbrennungsluft 4 kann Verbrennungsluft durch eine Fördereinrichtung
2, insbesondere als Gebläse ausgebildet, angesaugt werden. In der Zuführung Verbrennungsluft
4 kann ein Durchflusssensor 21 angeordnet sein. Die Fördereinrichtung 2 kann mit einem
Drehzahlregler 6 verbunden sein, der mittels eines pulsweitenmodulierten (PWM-) Signals
eine Drehzahl n der Fördereinrichtung 2 regeln kann. Ein Gasventil 5 kann dem angesaugten
Luftmassenstrom Verbrennungsluft Brenngas aus einer Gaszuführung 14 zusetzen und ein
Sicherheitsventil sowie ein Gasregelventil zur Steuerung des zuzusetzenden Massestromes
Brenngas umfassen. Das erzeugte Verbrennungsgemisch aus Brenngas und Verbrennungsluft
kann über einen Gemischkanal 11 zum Brenner 3 strömen und dort von der Zündeinrichtung
entzündet werden. Der Brenner 3 kann eine Zylinderform aufweisen, die mit einer Grundfläche
an einer Brennertür 15 derart befestigt sein kann, dass Verbrennungsgemisch aus dem
Gemischkanal in den Brenner 3 strömen kann. Bei der Verbrennung entstehende Wärme
kann über einen Wärmtauscher 20 auf einen Heizkreis 19 übertragen werden, über dessen
Heizungsvorlauf 17 Wärmeträger des Heizkreises 19 zugeführt und über einen Heizungsrücklauf
18 zum Heizgerät 1 rückgeführt werden kann. Die Verbrennungsprodukte können nach der
Verbrennung über ein Abgasrohr 9 des Heizgerätes 1 und eine mit dem Heizgerät 1 verbundene
Abgasanlage 10 nach Außen abgeleitet werden.
[0043] Das hier vorgeschlagenen Heizgerät 1 kann insbesondere zur Verbrennung von Wasserstoff
eingerichtet sein. Zudem kann das Heizgerät 1 an/ bzw. in der Brennertür 15 eine (Vorrichtung
zur) Flammenüberwachung 13 aufweisen, die im Beispiel als Sensor für von der Flamme
emittierte UV- (Ultraviolett-) Strahlung ausgebildet ist.
[0044] Ein Regel- und Steuergerät 7 kann zur Regelung des Heizgerätes 1 eingerichtet sein.
Hierfür kann dieses beispielsweise mit dem Drehzahlregler 6, der Fördereinrichtung
2, dem Gasventil 5, der Flammenüberwachung 13 und einem Netzwerk 16 (Internet) elektrisch
verbunden sein. Das Regel- und Steuergerät 7 kann zur Durchführung eines hier vorgeschlagenen
Verfahrens eingerichtet sein.
[0045] Fig. 2 a) und b) zeigen zwei Verläufe eines Lambdas der Verbrennung des dem Brenner
zugeführten Verbrennungsgemisches über die Zeit t nach Einwirkung einer Störung 26.
Dabei wird ein dem Modulationspunkt entsprechendes Ziel-Lambda 22 und ein Grenzlambda
23 angegeben, dessen Unterschreiten zu einem erheblichen Risiko eines Flammenrückschlages
führen kann. In Fig. 2 a) wird der Verlauf des Lambda λ Verbrennungsluft ohne Einbeziehung
eines hier vorgeschlagenen Verfahrens gezeigt. Im Anschluss an die Störung 26 fällt
der erste Verlauf 24 unter das Grenzlambda 23 ab und somit tritt ein deutliches Risiko
eines Flammenrückschlages ein. Demgegenüber kann in Fig. 2 b) beim zweiten Verlauf
25 unter Einbeziehung eines hier vorgeschlagenen Verfahrens im Anschluss an die Störung
26 der Verlauf über dem Grenzlambda 23 gehalten werden, das Risiko eines Flammenrückschlages
kann erheblich gemindert werden.
[0046] Fig. 3 zeigt eine Regelung zur Durchführung eines hier vorgeschlagenen Verfahrens.
Hierzu ist eine Auswerteeinheit 29 in eine Verbrennungsregelung 27 des Heizgerätes
1 integriert. Die Verbrennungsregelung 27 hat einen Widerstand 31 einer Flammenüberwachung
13, (beispielsweise eines Hot-Suface-Ignitors (HSI) derselben, sowie einen Massestrom
Verbrennungsluft 32, der von dem Durchflusssensor 21 erfasst sein kann, als Eingangssignal.
Klarstellend wird angemerkt, dass die Flammenüberwachung auch einen UV-(Ultraviolett-)Sensors
umfassen kann, dessen Signal gleichfalls Eingangssignal der Verbrennungsregelung 27
sein könnte. Ein Ausgangssignal der Verbrennungsregelung 27 kann eine Gasventilposition
28 sein, die dem Gasventil 5 übertragen werden kann. Die Auswerteeinheit 29 kann den
erfassten Massestrom Verbrennungsluft 32 als Eingangssignal haben und ein D-Glied
(auch als Differenzierer bezeichnet) umfassen, das einen Gradienten des erfassten
Massestromes Verbrennungsluft 32 bildet. Zudem kann in der Auswerteeinheit 29 das
Signal gefiltert und mit einem Einflussfaktor beaufschlagt werden, bevor das Signal
einer Regelungseinheit 30 übergeben wird in der dieses bei einem Gradienten unterhalb
eines vorgegebenen Grenzwertes eine Beeinflussung der Gasventilposition 28 bewirkt,
die einer Minderung der Öffnungsweite des Gasventils 5 entsprechen kann. Über den
Einflussfaktor kann hierbei die Auswirkung des Signals der Auswerteeinheit 29 auf
die einzustellende Gasventilposition 28 eingestellt werden.
[0047] Vorsorglich sei angemerkt, dass die hier verwendeten Zahlwörter ("erste", "zweite",...)
vorrangig (nur) zur Unterscheidung von mehreren gleichartigen Gegenständen, Größen
oder Prozessen dienen, also insbesondere keine Abhängigkeit und/oder Reihenfolge dieser
Gegenstände, Größen oder Prozesse zueinander zwingend vorgeben. Sollte eine Abhängigkeit
und/oder Reihenfolge erforderlich sein, ist dies hier explizit angegeben oder es ergibt
sich offensichtlich für den Fachmann beim Studium der konkret beschriebenen Ausgestaltung.
Soweit ein Bauteil mehrfach vorkommen kann ("mindestens ein"), kann die Beschreibung
zu einem dieser Bauteile für alle oder ein Teil der Mehrzahl dieser Bauteile gleichermaßen
gelten, dies ist aber nicht zwingend.
Bezugszeichenliste
[0048]
- 1
- Heizgerät
- 2
- Fördereinrichtung
- 3
- Brenner
- 4
- Zuführung Verbrennungsluft
- 5
- Gasventil
- 6
- Drehzahlregler
- 7
- Regel- und Steuergerät
- 8
- Brennkammer
- 9
- Abgasrohr
- 10
- Abgasanlage
- 11
- Gemischkanal
- 12
- Flammensperre
- 13
- Flammenüberwachung
- 14
- Gaszuführung
- 15
- Brennertür
- 16
- Netzwerk
- 17
- Heizungsvorlauf
- 18
- Heizungsrücklauf
- 19
- Heizkreis
- 20
- Wärmetauscher
- 21
- Durchflusssensor
- 22
- Ziel-Lambda
- 23
- Grenzlambda
- 24
- erster Verlauf
- 25
- zweiter Verlauf
- 26
- Störung
- 27
- Verbrennungsregelung
- 28
- Signal Gasventilposition
- 29
- Auswerteeinheit
- 30
- Regelungseinheit
- 31
- Widerstand Flammenüberwachung
- 32
- Massestrom Verbrennungsluft
1. Verfahren zum Betreiben eines Heizgerätes (1), zumindest aufweisend einen Brenner
(3), dem ein Gemisch aus Brenngas und Verbrennungsluft über einen Gemischkanal (11)
mittels einer Fördereinrichtung (2) zugeführt wird, und ein Gasventil (5), dazu eingerichtet
eine Durchflussmenge Brenngas zu steuern, wobei bei einem Erkennen eines Abfallens
einer Durchflussmenge Verbrennungsluft mit einem Gradienten unterhalb eines vorgegebenen
Grenzwertes der zugeführte Massestrom Brenngas für einen Stabilisierungszeitraum reduziert
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei ein Erfassen einer Durchflussmenge Verbrennungsluft
mittels eines Durchflusssensors (21) erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Durchflussmenge anhand von Betriebsdaten des
Heizgerätes (1) bestimmt wird.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei der Massestrom Brenngas von
0 % [Prozent] bis 50 %, bezogen auf den bei Normalbetrieb vorgesehenen Massestrom
Brenngas reduziert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei das Reduzieren des Massestromes
Brenngas in Abhängigkeit des Gradienten des Abfallens der Durchflussmenge Verbrennungsluft
erfolgt.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei der Stabilisierungszeitraum
von 5 bis 60 Sekunden beträgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die Stabilisierungszeit in Abhängigkeit
des Gradienten des Abfallens der Durchflussmenge Verbrennungsluft bestimmt wird.
8. Heizgerät (1), umfassend einen Brenner (3), eine Fördereinrichtung (2), ein Gasventil
(5), Regelung eines Lambdas der Verbrennung mittels einer Flammenüberwachung (13)
und Mittel zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der vorangehenden Ansprüche.
9. Heizgerät (1) nach Anspruch 8, wobei das Heizgerät (1) einen Durchflusssensor (21)
in einer Zuführung Verbrennungsluft (4) aufweist und ein Verfahren nach einem der
Ansprüche 1 bis 8 in eine Regelung des Lambdas der Verbrennung implementiert ist,
wobei eine Auswerteeinheit (29) des Signals des Durchflusssensors (21) ein D-Glied
(Differenzierer) umfasst, das einen Gradienten der Durchflussmenge Verbrennungsluft
bestimmt.
10. Regel- und Steuergerät (7), eingerichtet zur Durchführung eines Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1 bis 7.
11. Computerprogramm, umfassend Befehle, die ein Heizgerät (1) nach Anspruch 8 oder 9
dazu veranlassen, ein Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7 auszuführen.