[0001] Die Erfindung betrifft einen Reitsattel für Tiere, insbesondere für Pferde, mit Sattelbaumelementen
unter Zwischenschaltung von Kugelgelenken. Der Sattelbaum eines Reitsattels ist das
tragende Element des Reitsattels. Er besteht in der Regel aus Holz, Kunststoff oder
Carbon und ist mit einem Polster überzogen. Ein herkömmlicher Sattelbaum kann einstückig
ausgebildet sein, und unter Zwischenlegen einer Decke oder einer entsprechenden Polsterung
auf dem Rücken des Pferdes aufliegen und trägt somit das Gewicht des Reiters.
[0002] Ein Reitsattel soll einerseits die Bewegung des Reiters derart an das Tier weiterleiten,
dass das Tier die durch diese Bewegung angeleiteten Kommandos erfühlen kann, und andererseits
dem Tier selbst immer noch ausreichend Bewegungsspielraum geben, damit das Tier schmerzfrei
ist und sein volles Bewegungsspektrum ausschöpfen kann, indem es durch den Reitsattel
möglichst minimal behindert wird. Diese Anforderungen sind im Hinblick auf die Konstruktion
des Reitsattels gegensätzlich. Um die Bewegung des Reiters optimal weiterleiten zu
können und auch dem Reiter bestmöglich Komfort, Sicherheit und Einflussnahme gewährleisten
zu können, muss der Teil des Sattelbaumes, der dem Reiter nächstliegend ist, möglichst
steif und entsprechend der Sitzposition für den Reiter ergonomisch geformt sein. Im
Gegensatz dazu ist die Form des Rückens eines Tieres im Allgemeinem nicht formkomplementär
dem Gesäß und der Beinstellung des Reiters, sodass der Sattelbaum bzw. allgemein der
Sattel im Nahbereich des Tieres eine andere Form aufweisen muss. Da das Tier, sofern
es in Bewegung ist, weiters auch noch je Bewegungsmuster unterschiedliche Rückenkrümmungen
aufweist, sollte der, dem Tier nächstliegende Bereich des Sattelbaumes nach Möglichkeit
nicht steif sein, wobei insbesondere eine natürliche Krümmung des Rückens des Tieres
ermöglicht sein sollte. Weiterhin müssen jedoch die vom Reiter bewegungsinduzierten
Kommandos an den Rücken des Tieres übertragbar sein.
[0003] Entsprechend der einleitenden Worte wird unter einem Sattelbaum jene Komponente oder
werden unter einem Sattelbaum jene Komponenten verstanden, die die stabilisierende
Innenkonstruktion eines Reitsattels ausbilden.
[0004] Aus der
DE 44 14 789 Al wurde ein Reitsattel bekannt, dessen Sattelbaum aus drei Sattelbaumelementen unter
Zwischenschaltung von elastischen Lagern ausgebildet ist, wobei die Lager so ausgebildet
sind, dass sie eine geringfügige Kippbewegung zwischen den zugehörigen Bereichen der
Sattelbaumelemente ermöglichen. Bei den, aus dieser Offenbarung bekannt gewordenen
Ausführungsformen eines Reitsattels ist jedoch nachteilig, dass insbesondere die Bewegungsfreiheit
des Tiers in Querrichtung zur maßgeblichen Fortbewegungsrichtung eingeschränkt ist.
Ferner ist keine Möglichkeit einer spezifischen Anpassung des Reitsattels an die Physiologie
des Tier-Rückens vorgesehen, was darin resultieren kann, dass der Reitsattel nicht
optimal am Rücken des Tiers aufliegt, was die Sicherheit des Reiters, die Übertragung
der Kommandos als auch die Ergonomie des Tiers mindert.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, die Nachteile des Standes der Technik
zu überwinden und einen Reitsattel zur Verfügung zu stellen, der an die spezifische
Physiologie eines Tiers anpassbar ist und weiterhin Sicherheit und Komfort für den
Reiter als auch eine zuverlässige Übertragbarkeit der haptischen Kommandos an das
Tier begünstigt.
[0006] Diese Aufgabe wird durch einen Reitsattel gemäß den Ansprüchen gelöst.
[0007] Der erfindungsgemäße Vorrichtung Reitsattel mit ergonomischer Positionierbarkeit
auf einem Tier-Rücken umfasst Auflagekissen und einen Sattelbaum, der unter Zwischenschaltung
der Auflagekissen und Zuhilfenahme eines Sattelgurtes auf einem Tier-Rücken positionierbar
oder positionsfixierbar ist, wobei der Sattelbaum ein bevorzugt einstückig ausgebildetes
Sitzelement mit einem Hinterzwiesel zum Bereitstellen einer Sitzfläche für einen Reiter,
ein Kopfeisen und mit dem Kopfeisen und dem Sitzelement jeweils gekoppelte Kissenplatten
umfasst, wobei der Reitsattel durch Auflage der Kissenplatten unter Zwischenschaltung
der Auflagekissen auf einem Tier-Rücken positionierbar und mit dem Sattelgurt positionsfixierbar
ist.
[0008] Der Reitsattel ist weiters noch dadurch gekennzeichnet, dass insgesamt vier Kissenplatten
vorgesehen sind, wobei zwei wirkgelöste Kissenplatten mit jeweiligen Auflagekissen
mittels jeweils einer Kopplungsvorrichtung mit einem jeweiligen Kopfeisenschenkel
des Kopfeisens gekoppelt sind und dass zwei wirkgelöste Kissenplatten mit jeweiligen
Auflagekissen mittels jeweils einer Kopplungsvorrichtung mit dem Sitzelement im Bereich
des Hinterzwiesels gekoppelt sind.
[0009] Unter dem Begriff wirkgelöst ist zu verstehen, dass die jeweiligen Kissenplatten
zueinander nicht in direkter Weise wirkverbunden sind und jeweils als eigenständige
Elemente des Reitsattels ausgebildet sind. Indirekt sind die Kissenplatten erfindungsgemäß
ausschließlich über die jeweiligen Kopplungsvorrichtungen und die jeweiligen Komponenten
des Sattelbaums verbunden. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass für jede der vier
Kissenplatten ein jeweiliges Auflagekissen vorgesehen ist, wobei auch die Auflagekissen
voneinander wirkgelöst sind.
[0010] Unter einem Kopfeisen ist ein jochartiges Element zu verstehen, dessen Form dem Schulter-
und/oder Nackenbereich eines reitbaren Tiers nachempfunden ist, um in diesem Bereich
eine möglichst schonende Auflage des Reitsattels zu gewährleisten. Ein Kopfeisen kann
zwei Kopfeisenschenkel aufweisen, die sich im aufgesattelten Zustand eines Reitsattels
ausgehend vom Bereich der Halswirbelsäule eines Tiers abschnittsweise hin zu den Flanken
des Tiers erstrecken können. Der Begriff Kopfeisen ist nicht zwangsweise derart zu
verstehen, dass dieses Element aus Eisen oder einem Metall ausgebildet ist. Vielmehr
kann eine moderner Sattelbau und somit auch ein Kopfeisen aus Karbonmatten ausgeformt
bzw. ausgebildet sein. Es kann vorgesehen sein, dass das Sitzelement und das Kopfeisen
nicht als einzelne Elemente ausgebildet sind, sondern dass diese beiden Teile einstückig
verbunden sind oder auch dass diese Elemente oder Teilkomponenten eines Sattelbaums,
also das Sitzelement als auch das Kopfeisen einteilig ausgebildet sind. Es kann also
vorgesehen sein, dass das Sitzelement das Kopfeisen umfasst, wobei das Sitzelement
als einteiliges Bauteil mit Sitzfläche, Hinterzwiesel und Kopfeisenschenkeln aus Karbonmatten
oder anderen biegesteifen Materialien ausgebildet ist. Demnach kann der Begriff Kopfeisen
synonym zu den Begriffen Kopfeisenelement oder Kopfeisenabschnitt verstanden werden.
Im Folgenden wird der Begriff Kopfeisen folglich im Sinne eines Elementes des Sattelbaumes
verwendet, gleichwohl ob dieses Element eigenständig ausgebildet wäre oder als integraler
Bestanteil oder Abschnitt des Sitzelements ausgebildet wäre.
[0011] Unter einer Kissenplatte ist ein plattenförmiges Element zu verstehen, das eine Aufnahmefläche
für ein Auflagekissen bietet, sodass eine schonende Auflage des Reitsattels auf einem
Tier-Rücken gewährleistbar ist. Eine Kissenplatte kann dabei vorzugsweise biegesteif
und entsprechend stabil bzw. formstabil zur Aufnahme eines jeweiligen Kopplungselementes
zur Kopplung mit anderen Komponenten des Sattelbaums ausgebildet sein. Die Form einer
Kissenplatte kann flach aber auch gekrümmt oder gewölbt sein, um so die Auflage auf
einem Tier-Rücken möglichst ohne punktuelle Druckstellen, also ohne Zonen oder Bereich
mit erhöhtem Druck relativ zu anderen Bereichen der Kissenplatte, gewährleisten zu
können.
[0012] Unter einem Hinterzwiesel kann eine, dem Kopfeisen gegenüberliegende lehnenartige
Aufwölbung der Sitzfläche bzw. des Sitzelements verstanden werden. Diese Aufwölbung
bzw. diese Lehne stützt das Gesäß des Reiters, wobei der Hinterzwiesel im aufgesattelten
Zustand des Reitsattels dem Gesäß des Tiers nächstliegende ist und wobei das Kopfeisen
im aufgesattelten Zustand des Reitsattels dem Kopf des Tiers nächstliegend ist, sodass
der Hinterzwiesel dem Kopfeisen gegenüberliegend ist.
[0013] Der erfindungsgemäße Reitsattel ist so konzipiert, dass sich das mittels des Reitsattels
berittene Tier möglichst natürlich bewegen kann, indem die vier Auflageflächen der
Auflagekissen nicht im Bereich der Wirkbelsäule des Tiers aufliegen und so der Rücken
entlastet wird oder eben eine natürliche Wölbung des Rückens, insbesondere in Bewegung
des Tiers, trotz Reitsattel ermöglicht ist.
[0014] Diese ergonomische Positionierung des Reitsattels bietet eine Reihe von Vorteilen
für das Pferd. So wird die Belastung des Rückens eines Tiers, insbesondere eines damit
berittenen Pferdes verringert. Dies kann zu einer Verringerung von Rückenproblemen
wie Verspannungen oder Schmerzen führen. Außerdem wird die Bewegungsfreiheit des Pferdes
verbessert. Dies kann zu einer besseren Leistung des Pferdes führen.
[0015] Auch für den Reiter bietet der erfindungsgemäße Reitsattel Vorteile. So sitzt der
Reiter stabiler im Sattel, da der Sattel sich auf Grund der Rückenwölbung bei Bewegung
eines Tiers nicht verschiebt. Dies kann zu einer Verbesserung der Sicherheit des Reiters
führen. Außerdem wird die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd erleichtert, da
der Reiter den Rücken des Pferdes besser spüren kann und gleichzeitig die haptischen
Kommandos des Reiters auf Grund der zu jederzeit gewährleisteten satten Auflage der
Auflagekissen zuverlässig übertragbar sind.
[0016] Ferner ist durch den erfindungsgemäßen Sattel die Bewegungsfreiheit eines damit berittenen
Tiers verbessert. Durch die spezifische Anordnung der Auflagekissen in Verbindung
mit dem Sattelbaum ist es dem Tier ermöglicht, seinen Rücken bei Bewegung frei zu
wölben. Dies ist wichtig für die Gesundheit des Tiers, insbesondere eines Pferdes,
und dessen Leistungsfähigkeit.
[0017] Des Weiteren kann es zweckmäßig sein, wenn die Kopplungsvorrichtung eine Gelenksvorrichtung,
eine Verschiebeeinheit und einen mit der Verschiebeeinheit koppelbaren und relativ
zur Verschiebeeinheit positionsfixierbaren Zapfen umfasst, wobei die Gelenksvorrichtung
ein Kugelgelenk mit einer Zapfenaufnahme, eine Kugelpfanne und eine, mit der Kugelpfanne
gekoppelten Montageplatte umfasst, wobei der Zapfen in der Zapfenaufnahme des Kugelgelenks
aufnehmbar und positionsfixierbar ist, wobei die Verschiebeeinheit mit der Kissenplatte
und die Montageplatte mit dem Kopfeisen oder dem Sitzelement positionsfixierbar koppelbar
ist. Durch die Kopplung der Kissenplatten mittels der Kopplungsvorrichtung, die die
Gelenksvorrichtung umfasst, kann die Krafteinleitung der Gewichtskraft und der haptischen
Kommandos des Reiters in die Kissenplatten verbesset werden. Ferner bewirkt die spezielle
Ausgestaltungsform der Kopplungsvorrichtung, dass die Lage der Kissenplatten an die
Physiologie des aufgesattelten Tiers anpassbar ist, sodass der Reitsattel ergonomisch
auf dem Rücken des Tiers positioniert ist.
[0018] Ferner kann vorgesehen sein, dass der Zapfen an der Verschiebeeinheit im nicht positionsfixierten
Zustand mit der Verschiebeeinheit mittels einem Führungselement geführt ist und relativ
zur Verschiebeeinheit in wenigstens eine erste Verlagerungsrichtung, die im Wesentlichen
parallel zu einer Montagefläche der Verschiebeeinheit ausgerichtet ist, verlagerbar
ist. Dadurch kann die Positionierung der Kissenplatten auf die spezifische Physiologie
bzw. den speziellen Körperbau eines Tiers, das mittels des Reitsattels aufgesattelt
werden soll, angepasst werden.
[0019] Darüber hinaus kann vorgesehen sein, dass die Verschiebeeinheit Langlöcher zur Aufnahme
von Befestigungsmitteln zum Fixieren der Verschiebeeinheit an der Kissenplatte aufweist,
wobei die Verschiebeeinheit im nicht positionsfixierten Zustand mit der Kissenplatte
durch Verlagerung der Befestigungsmittel in den Langlöchern in eine zweite Verlagerungsrichtung,
die im Wesentlichen parallel zur Montagefläche der Verschiebeeinheit und orthogonal
zur ersten Verlagerungsrichtung ausgerichtet ist, relativ zur jeweiligen Kissenplatte
verlagerbar oder positionierbar ist. Dadurch wird die Positionierbarkeit der Kissenplatten
im Hinblick auf die spezifische Physiologie eines Tiers weiter verbessert.
[0020] [5] Vorteilhaft ist auch eine Ausprägung, gemäß welcher vorgesehen sein kann, dass
das die Gelenksvorrichtung einen am Kugelgelenk fixierten Sperrstift umfasst, wobei
die Bewegbarkeit der Gelenksvorrichtung mittels des Sperrstifts wenigstens um eine
Zapfenachse des Zapfens gesperrt ist. Dadurch kann verhindert werden, dass die Plattenelemente
in alle möglichen Bewegungsrichtungen des Kugelgelenks frei schwenkbar sind. Dies
ist insofern vorteilhaft, als dass die haptischen Kommandos eines Reiters durch die
Sperre der Bewegbarkeit der Gelenksvorrichtung wenigstens um die Zapfenachse auf begünstigte
Weise an das Tier übertragen werden können. Anders gesagt wird damit vermieden, dass
der Reitsattel auf dem Rücken des Tiers herumeiert, was weiters auch die Sicherheit
des Reiters erhöht.
[0021] Gemäß einer Weiterbildung ist es möglich, dass der Sperrstift ausgehend vom Kugelgelenk
in eine Ausnehmung der Kugelpfanne ragt, wobei die Ausnehmung in der Kugelpfanne abschnittsweise
in Richtung entlang der Zapfenachse ausgebildet ist, sodass die Bewegbarkeit der Gelenksvorrichtung
mittels des Sperrstifts ausschließlich um die Zapfenachse gesperrt ist. Somit ist
die Gelenksvorrichtung nur in dessen Drehbewegung um die Zapfenachse gesperrt. Dadurch
kann erreicht werden, dass sich die Lage der Kissenplatten während der Bewegung eines
aufgesattelten Tieres in jedem Bewegungsablauf an die jeweilige Auflage auf dem Tier
anpassen lässt bzw. anpasst, während das Tier beritten wird. Jedoch wird weiterhin
eine Drehung um die Zapfenachse vermieden, sodass weiterhin der Sattel nicht eiert
und die haptischen Kommandos des Reiters auf zuverlässige Weise an das Tier übertragbar
sind.
[0022] Ferner kann es zweckmäßig sein, wenn der Reitsattel einen Sattelgurt umfasst, wobei
der Sattelgurt in einem Mittelbereich des Sitzelements mit dem Sitzelement gekoppelt
ist. Durch diese zentrale Gurtung kann der Sattelgut direkt um den Bauch des Tieres,
insbesondere um den Bauch eines Pferdes angelegt werden, was die Haltung des Pferdes
schont und beim Bereiten desselben gegenüber anderen Gurtungen vermindert Druck- und
Schmerzstellen hervorruft. Alternativ ist mit erfindungsgemäßem Sattel aber auch noch
eine V-Gurtung oder eine Kopfeisen-Gurtung denkbar. Jedenfalls wird durch die zentrale
Gurtung weiters auch noch die freie Bewegungsmöglichkeit der jeweiligen Kopplungsvorrichtung
begünstigt.
[0023] Zum besseren Verständnis der Erfindung wird diese anhand der nachfolgenden Figuren
näher erläutert.
[0024] Es zeigen jeweils in stark vereinfachter, schematischer Darstellung:
- Fig. 1
- eine mögliche Ausführungsform eines Reitsattels;
- Fig. 2
- eine mögliche Ausführungsform der Kopplungsvorrichtung;
- Fig. 3
- einen Querschnitt der Kopplungsvorrichtung;
[0025] Einführend sei festgehalten, dass in den unterschiedlich beschriebenen Ausführungsformen
gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen bzw. gleichen Bauteilbezeichnungen versehen
werden, wobei die in der gesamten Beschreibung enthaltenen Offenbarungen sinngemäß
auf gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen bzw. gleichen Bauteilbezeichnungen übertragen
werden können. Auch sind die in der Beschreibung gewählten Lageangaben, wie z.B. oben,
unten, seitlich usw. auf die unmittelbar beschriebene sowie dargestellte Figur bezogen
und sind diese Lageangaben bei einer Lageänderung sinngemäß auf die neue Lage zu übertragen.
[0026] In der Fig. 1 ist eine mögliche Ausgestaltungsform des Reitsattels 1 in stark vereinfachter
und schematischer Darstellung gezeigt. Der Reitsattel 1 ist dazu konzipiert, eine
möglichst ergonomische Positionierbarkeit desselben auf einem Tier-Rücken zu gewährleisten.
Der Reitsattel 1 kann vier Auflagekissen 2 und einen Sattelbaum 3 umfassen. Der Sattelbaum
3 kann ein bevorzugt einstückig ausgebildetes Sitzelement 4, ein mit dem Sitzelement
4 verbundenes oder damit positionsfixiertes Kopfeisen 5 und Kissenplatten 6 umfassen.
Das Sitzelement 4 kann einen Hinterzwiesel 7 und eine Sitzfläche 8 für den Reiter
aufweisen, wobei der Hinterzwiesel 7 als eine Art von Lehne zum Stützen des Gesäßes
des Reiters ausgebildet ist. Das Kopfeisen 5 kann eine, dem Schulter- bzw. Nackenbereich
des mittels des Reitsattels 1 bereitbaren Tiers formkomplementäre Form aufweisen,
wobei das Kopfeisen 5 zwei, sich im aufgesattelten Zustand des Reitsattels 1 jeweils
von der Wirbelsäule des Tiers hin zu den Flanken erstreckende Kopfeisenschenkel 9
aufweist. Die Kissenplatten 6 können als flache oder gekrümmte oder der jeweiligen
Positionierung geschuldete, zum Körper des aufgesattelten Tiers formkomplementäre
Platten ausgebildet sein.
[0027] Ferner kann vorgesehen sein, dass jeweils eine Kissenplatte 6 mittels jeweils einer
Kopplungsvorrichtung 10 im Bereich des Hinterzwiesels 7 auf beiden Seiten der Wirbelsäule
eines aufgesattelten Tiers mit dem Sitzelement 4 gekoppelt ist. Weiters kann noch
vorgesehen sein, dass jeweils eine Kissenplatte 6 mittels jeweils einer Kopplungsvorrichtung
10 im Bereich des Kopfeisens 5 auf beiden Seiten der Wirbelsäule eines aufgesattelten
Tiers mit jeweils einem Kopfeisenschenkel 9 gekoppelt ist. Somit sind zwei Kissenplatten
6 mit dem Sitzelement 4 und zwei Kissenplatten 6 mit dem Kopfeisen 5 mittels einer
jeweiligen Kopplungsvorrichtung 10 gekoppelt. Der Reitsattel 1 kann auf den Kissenplatten
6 unter Zwischenschaltung eines jeweiligen Auflagekissens 2 am Rücken eines Tiers
zur Auflage gebracht werden. Die jeweiligen Kissenplatten 6 sind dabei untereinander
nicht wirkverbunden, außer dass sie mittels einer jeweiligen Kopplungsvorrichtung
10 mit Komponenten des Sattelbaums 3 gekoppelt sind. Es sind somit vier Kissenplatten
6 vorgesehen.
[0028] Es kann auch noch vorgesehen sein, dass jeweils einer Kissenplatte 6 ein Auflagekissen
2 zugeordnet ist, sodass vier Auflagekissen 2 vorgesehen sind, wobei die jeweiligen
Auflagekissen 2 keine Wirkverbindung zueinander aufweisen, außer diejenige Verbindung
mit Komponenten des Sattelbaums 3.
[0029] Der Reitsattel 1 kann weiters noch einen Sattelgurt umfassen, wobei der Sattelgurt
in einem Mittelbereich 11 des Sitzelements 4 mit dem Sitzelement 4 gekoppelt sein
kann, um so den Reitsattel 1 durch Umfassen des Bauchs eines aufgesattelten Tiers
mittels dem Sattelgurt in dessen Position relativ zum Tier fixieren zu können.
[0030] In den Fig. 2 und Fig. 3 ist eine gegebenenfalls für sich eigenständige Ausführungsform
der Kopplungsvorrichtung 10 in stark vereinfachter und schematischer Darstellung gezeigt,
wobei für gleiche Teile gleiche Bezugszeichen bzw. Bauteilbezeichnungen wie in der
vorangegangenen Fig. 1 verwendet werden. Um unnötige Wiederholungen zu vermeiden,
wird auf die detaillierte Beschreibung in der vorangegangenen Fig. 1 hingewiesen bzw.
darauf Bezug genommen.
[0031] Die Fig. 1 zeigt die Kopplungsvorrichtung 10 zum Koppeln der Kissenplatten 6 mit
dem Sitzelement 4 oder respektive mit dem Kopfeisen 5. Die Fig. 2 zeigt einen Querschnitt
durch diese mögliche Ausführungsform der Kopplungsvorrichtung 10. Die Kopplungsvorrichtung
10 ist im Folgenden in einer Zusammenschau der Fig. 2 und Fig. 3 beschrieben.
[0032] Die Kopplungsvorrichtung 10 kann eine Gelenksvorrichtung 12, eine Verschiebeeinheit
13 und einen mit der Verschiebeeinheit 13 koppelbaren und relativ zur Verschiebeeinheit
13 positionsfixierbaren Zapfen 14 umfassen. Dabei kann die Gelenksvorrichtung 12 ein
Kugelgelenk 15 mit einer Zapfenaufnahme 16, eine Kugelpfanne 17 und eine, mit der
Kugelpfanne 17 gekoppelten Montageplatte 18 umfassen. Der Zapfen 14 kann im zusammengebauten
Zustand der Gelenksvorrichtung 12 in der Zapfenaufnahme 16 des Kugelgelenks 15 aufgenommen
und mit dem Kugelgelenk 15 fixiert sein. Weiters kann im zusammengebauten Zustand
des Reitsattels 1 die Verschiebeeinheit 13 mit der Kissenplatte 6 und die Montageplatte
18 mit dem Kopfeisen 5 oder dem Sitzelement 4 jeweils positionsfixiert gekoppelt sein.
Es ist auch eine alternative Ausführungsform denkbar, bei welcher die Verschiebeeinheit
13 mit dem Kopfeisen 5 oder dem Sitzelement 4 und die Montageplatte 18 mit der Kissenplatte
6 positionsfixiert gekoppelt sein kann.
[0033] Weiters kann noch vorgesehen sein, dass der Zapfen 14 an der Verschiebeeinheit 13
mittels einem Führungselement 19 geführt ist und relativ zur Verschiebeeinheit 13
in wenigstens eine erste Verlagerungsrichtung 20, die im Wesentlichen parallel zu
einer Montagefläche 21 der Verschiebeeinheit 13 ausgerichtet ist, verlagerbar ist.
Zusätzlich kann auch noch vorgesehen sein, dass die Verschiebeeinheit 13 Langlöcher
22 zur Aufnahme von Befestigungsmitteln 23 zum Fixieren der Verschiebeeinheit 13 an
der Kissenplatte 6 aufweist, wobei die Verschiebeeinheit 13 durch Verlagerung der
Befestigungsmittel 23 in den Langlöchern 22 in eine zweite Verlagerungsrichtung 24,
die im Wesentlichen parallel zur Montagefläche 21 der Verschiebeeinheit 13 und orthogonal
zur ersten Verlagerungsrichtung 20 ausgerichtet ist, relativ zur jeweiligen Kissenplatte
6 verlagerbar ist. Dadurch kann der Zapfen 14 relativ zur Verschiebeeinheit 13 innerhalb
des Führungselements 19 verschoben werden und zusätzlich rechtwinkelig zu dieser Verschieberichtung
weiters noch die gesamte Verschiebeeinheit 13 relativ zur jeweiligen Kissenplatte
6 verschoben werden. Somit kann die Position der jeweiligen Kissenplatte 6 auf einfache
Weise relativ zum Sitzelement 4 bzw. relativ zum Kopfeisen 5 eingestellt werden. Der
Zapfen 14 kann, wie aus einer Zusammenschau der Fig. 1 und Fig. 2 ersichtlich, beispielsweise
mittels eines Keilelements 25 und einer ersten Kontermutter 26 in der Zapfenaufnahme
16 positionsfixiert werden und weiters noch mittels einer zweiten Kontermutter 27
positionsfixiert werden. Diese beispielhafte Ausgestaltung der Fixierung des Zapfens
14 relativ zum Kugelgelenk 15 und relativ zur Montagefläche 21 der Verschiebeeinheit
13 ermöglicht eine möglichst einfache Einstellbarkeit der Kissenplatten 6. Die Erfindung
ist jedoch nicht auf diese Art der Positionsfixierung und Einstellbarkeit beschränkt,
da auch alternative Ausgestaltungsformen denkbar wären, wie die Komponenten der Kopplungsvorrichtung
10 zueinander in deren Lage einstellbar und positionsfixierbar sind.
[0034] Ferner kann auch noch vorgesehen sein, dass das die Gelenksvorrichtung 12 einen am
Kugelgelenk 15 fixierten Sperrstift 28 umfasst, wobei die Bewegbarkeit der Gelenksvorrichtung
12 mittels des Sperrstifts 28 wenigstens um eine Zapfenachse 29 des Zapfens 14 gesperrt
ist. Insbesondere kann gemäß der dargestellten möglichen Ausführungsform der Kopplungsvorrichtung
10 vorgesehen sein, dass zwei Sperrstifte 28 umfasst sind, wobei die Sperrstifte 28
ausgehend vom Kugelgelenk 15 in eine jeweilige Ausnehmung 30 in der Kugelpfanne 17
ragen, wobei die Ausnehmungen 30 in der Kugelpfanne 17 jeweils abschnittsweise in
Richtung entlang der Zapfenachse 29 ausgebildet sind, sodass die Bewegbarkeit der
Gelenksvorrichtung 12 mittels des Sperrstifts 28 ausschließlich um die Zapfenachse
29 gesperrt ist. Dadurch wird die freie Beweglichkeit der Gelenksvorrichtung 12 eingeschränkt,
um so die haptischen Kommandos eines Reiters besser auf den Rücken des berittenen
Tiers übertragen zu können.
[0035] Die Ausführungsbeispiele zeigen mögliche Ausführungsvarianten, wobei an dieser Stelle
bemerkt sei, dass die Erfindung nicht auf die speziell dargestellten Ausführungsvarianten
derselben eingeschränkt ist, sondern vielmehr auch diverse Kombinationen der einzelnen
Ausführungsvarianten untereinander möglich sind und diese Variationsmöglichkeit aufgrund
der Lehre zum technischen Handeln durch gegenständliche Erfindung im Können des auf
diesem technischen Gebiet tätigen Fachmannes liegt.
[0036] Der Schutzbereich ist durch die Ansprüche bestimmt. Die Beschreibung und die Zeichnungen
sind jedoch zur Auslegung der Ansprüche heranzuziehen. Einzelmerkmale oder Merkmalskombinationen
aus den gezeigten und beschriebenen unterschiedlichen Ausführungsbeispielen können
für sich eigenständige erfinderische Lösungen darstellen. Die den eigenständigen erfinderischen
Lösungen zugrundeliegende Aufgabe kann der Beschreibung entnommen werden.
[0037] Sämtliche Angaben zu Wertebereichen in gegenständlicher Beschreibung sind so zu verstehen,
dass diese beliebige und alle Teilbereiche daraus mitumfassen, z.B. ist die Angabe
1 bis 10 so zu verstehen, dass sämtliche Teilbereiche, ausgehend von der unteren Grenze
1 und der oberen Grenze 10 mit umfasst sind, d.h. sämtliche Teilbereiche beginnen
mit einer unteren Grenze von 1 oder größer und enden bei einer oberen Grenze von 10
oder weniger, z.B. 1 bis 1,7, oder 3,2 bis 8,1, oder 5,5 bis 10.
[0038] Der Ordnung halber sei abschließend darauf hingewiesen, dass zum besseren Verständnis
des Aufbaus Elemente teilweise unmaßstäblich und/oder vergrößert und/oder verkleinert
dargestellt wurden.
Bezugszeichenaufstellung
[0039]
- 1
- Reitsattel
- 2
- Auflagekissen
- 3
- Sattelbaum
- 4
- Sitzelement
- 5
- Kopfeisen
- 6
- Kissenplatte
- 7
- Hinterzwiesel
- 8
- Sitzfläche
- 9
- Kopfeisenschenkel
- 10
- Kopplungsvorrichtung
- 11
- Mittelbereich
- 12
- Gelenksvorrichtung
- 13
- Verschiebeeinheit
- 14
- Zapfen
- 15
- Kugelgelenk
- 16
- Zapfenaufnahme
- 17
- Kugelpfanne
- 18
- Montageplatte
- 19
- Führungselement
- 20
- Erste Verlagerungsrichtung
- 21
- Montagefläche
- 22
- Langloch
- 23
- Befestigungsmittel
- 24
- Zweite Verlagerungsrichtung
- 25
- Keilelement
- 26
- Erste Kontermutter
- 27
- Zweite Kontermutter
- 28
- Sperrstift
- 29
- Zapfenachse
- 30
- Ausnehmung
1. Reitsattel (1) mit ergonomischer Positionierbarkeit auf einem Tier-Rücken, umfassend
Auflagekissen (2) und einen Sattelbaum (3) wobei der Sattelbaum (3) ein Sitzelement
(4) mit einem Hinterzwiesel (7) zum Bereitstellen einer Sitzfläche (8) für einen Reiter,
ein Kopfeisen (5) und mit dem Kopfeisen (5) und dem Sitzelement (4) jeweils gekoppelte
Kissenplatten (6) umfasst, wobei der Reitsattel (1) durch Auflage der Kissenplatten
(6) unter Zwischenschaltung der Auflagekissen (2) auf einem Tier-Rücken positionierbar
ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
zwei wirkgelöste Kissenplatten (6) mittels jeweils einer Kopplungsvorrichtung (10)
mit einem jeweiligen Kopfeisenschenkel (9) des Kopfeisens (5) gekoppelt sind und dass
zwei wirkgelöste Kissenplatten (6) mittels jeweils einer Kopplungsvorrichtung (10)
mit dem Sitzelement (4) im Bereich des Hinterzwiesels (7) gekoppelt sind.
2. Reitsattel (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kopplungsvorrichtung (10) eine Gelenksvorrichtung (12), eine Verschiebeeinheit
(13) und einen mit der Verschiebeeinheit (13) koppelbaren und relativ zur Verschiebeeinheit
(13) positionsfixierbaren Zapfen (14) umfasst, wobei die Gelenksvorrichtung (12) ein
Kugelgelenk (15) mit einer Zapfenaufnahme (16), eine Kugelpfanne (17) und eine, mit
der Kugelpfanne (17) gekoppelten Montageplatte (18) umfasst, wobei der Zapfen (14)
in der Zapfenaufnahme (16) des Kugelgelenks (15) aufnehmbar und positionsfixierbar
ist, wobei die Verschiebeeinheit (13) mit der Kissenplatte (6) und die Montageplatte
(18) mit dem Kopfeisen (5) oder dem Sitzelement (4) positionsfixierbar koppelbar ist.
3. Reitsattel (1) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Zapfen (14) an der Verschiebeeinheit (13) mittels einem Führungselement (19)
geführt ist und relativ zur Verschiebeeinheit (13) in wenigstens eine erste Verlagerungsrichtung
(20), die im Wesentlichen parallel zu einer Montagefläche (21) der Verschiebeeinheit
(13) ausgerichtet ist, verlagerbar ist.
4. Reitsattel (1) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Verschiebeeinheit (13) Langlöcher (22) zur Aufnahme von Befestigungsmitteln (23)
zum Fixieren der Verschiebeeinheit (13) an der Kissenplatte (6) aufweist, wobei die
Verschiebeeinheit (13) durch Verlagerung der Befestigungsmittel (23) in den Langlöchern
(22) in eine zweite Verlagerungsrichtung (24), die im Wesentlichen parallel zur Montagefläche
(21) der Verschiebeeinheit (13) und orthogonal zur ersten Verlagerungsrichtung (20)
ausgerichtet ist, relativ zur jeweiligen Kissenplatte (6) verlagerbar ist.
5. Reitsattel (1) nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das die Gelenksvorrichtung (12) einen am Kugelgelenk (15) fixierten Sperrstift (28)
umfasst, wobei die Bewegbarkeit der Gelenksvorrichtung (12) mittels des Sperrstifts
(28) wenigstens um eine Zapfenachse (29) des Zapfens (14) gesperrt ist.
6. Reitsattel (1) nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Sperrstift (28) ausgehend vom Kugelgelenk (15) in eine Ausnehmung (30) in der
Kugelpfanne (17) ragt, wobei die Ausnehmung (30) in der Kugelpfanne (17) abschnittsweise
in Richtung entlang der Zapfenachse (29) ausgebildet ist, sodass die Bewegbarkeit
der Gelenksvorrichtung (12) mittels des Sperrstifts (28) ausschließlich um die Zapfenachse
(29) gesperrt ist.
7. Reitsattel (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Reitsattel (1) einen Sattelgurt umfasst, wobei der Sattelgurt in einem Mittelbereich
(11) des Sitzelements (4) mit dem Sitzelement (4) gekoppelt ist.