[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Einstellen einer Mikrowellenleistung in
einem Gargerät. Ferner betrifft die Erfindung ein Gargerät.
[0002] In Profi- bzw. Großküchen kommen Gargeräte zum Einsatz, die ein in einem Garraum
des Gargeräts befindliches Gargut in unterschiedlicher Weise garen können. Neben den
klassischen Verfahren, die mittels Heißluft und/oder Dampf das Gargut garen, werden
bei modernen Gargeräten häufig auch Mikrowellenquellen eingesetzt, die Energie in
das Gargut mittels elektromagnetischer Strahlung einbringen, um das Gargut (zusätzlich)
zu erwärmen. Als Mikrowellenquellen können Elektronenröhren (z.B. Magnetrons) sowie
Halbleiterbauteile zum Einsatz kommen.
[0003] In vielen konventionellen Gargeräten muss die Mikrowellenleistung bei jedem Garprozess
vom Nutzer vorgegeben werden. Dieser kann am Gerät beispielsweise die Mikrowellenleistung
stufenweise zwischen 0% und 100% einstellen. Eine Einstellung der Maximalstufe bzw.
von 100% führt üblicherweise dazu, dass die Mikrowellenquelle mit ihrer vollen Nennleistung
(beispielsweise 2 kW in den Garraum einstrahlt.
[0004] Der Nutzer muss beim Einstellen selbst beurteilen, welche Mikrowellenleistung für
den Garprozess optimal ist. Einflussfaktoren wie die Beladungsmenge und der Erwärmungsgrad
muss er dabei aus seiner Erfahrung heraus bzw. eigener Einschätzung berücksichtigen.
Das Einstellen einer optimalen Mikrowellenleistung ist daher mit großem Aufwand verbunden
und zudem fehleranfällig.
[0005] Eine zu geringe Mikrowellenleistung kann den Garprozess unnötig in die Länge ziehen.
Eine zu hoch angesetzte Mikrowellenleistung kann dagegen zu einer Austrocknung, ungenügender
Krustenbildung und/oder schlechter Energieeffizienz des Garprozesses führen.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine einfache und kostengünstige Möglichkeit
bereitzustellen, Fehleinstellungen der Mikrowellenleistung beim Garen, insbesondere
bei manuellen Garprozessen, zu unterbinden und so ein gutes und reproduzierbares Garergebnis
sicherzustellen.
[0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zum Einstellen einer
Mikrowellenleistung in einem Gargerät. Das Verfahren umfasst die Schritte:
- Vorgeben eines Mikrowellenfaktors M;
- Einbringen einer thermischen Energie in einen Garraum des Gargeräts;
- Bestimmen einer Wärmeabnahme der thermischen Energie im Garraum; und
- Einstellen der Mikrowellenleistung PMW anhand des Mikrowellenfaktors M und der thermischen Wärmeabnahme im Garraum.
[0008] Mit dem Begriff "Wärmeabnahme" ist dabei eine Abnahme der Wärmeenergie im Garraum
gemeint, beispielsweise ein abgenommener Anteil der in den Garraum eingebrachten thermischen
Energie bzw. ein abgenommener Anteil aufgrund des Einbringens von (tief-)gekühltem
Gargut. Insbesondere kann es sich dabei auch um einen Anteil handeln, der in einer
bestimmten Zeit im bzw. vom Garraum abgenommenen wird. Die Wärmeabnahme kann (auch)
aufgrund der Aufnahme thermischer Energie durch das Gargut erfolgen. Dies ist bei
einem ablaufenden Garprozess der typische Fall, sofern kein Gargut zusätzlich eingebracht
wird.
[0009] Der Grundgedanke der Erfindung ist es, die Mikrowellenleistung nicht als Absolutwert
sondern als Relativwert in Abhängigkeit der Wärmeabnahme im Garraum einzustellen.
[0010] Dadurch wird ein nutzerfreundliches und selbstregulierendes System geschaffen, das
dynamisch auf Änderungen der Beschickungsmenge und/oder der Last im Garraum reagieren
kann.
[0011] Auch unnötig hohe Mikrowellenleistungen und/oder Temperaturen im Garraum, die insbesondere
bei geringen Beladungsmengen zu Bauteilbeschädigungen führen können, werden durch
die wärmeabnahmeabhängige Dosierung der Mikrowelleneinstrahlung zuverlässig vermieden.
[0012] Durch die Einstellung als Relativwert kann die Mikrowellenleistung darüber hinaus
bei einer Temperaturregelung im Garraum automatisch mitberücksichtigt werden. Sie
kann also synchron mit der Heizleistung weiterer Baugruppen des Gargeräts erhöht oder
reduziert werden, was ebenfalls zur Verbesserung der Garqualität und/oder zur Vermeidung
misslungener Garprozesse beiträgt. Diese Baugruppen können ebenfalls Energie in das
Gargut einbringen. Beispielsweise handelt es sich um eine Infrarotheiz-, eine Heißluft-
und/oder Dampfquelle, auch Dampfgenerator genannt.
[0013] Insbesondere ist eine Steuer- und/oder Auswerteeinheit vorgesehen, die die Wärmeabnahme
bestimmt und die Mikrowellenleistung P
MW anhand des Mikrowellenfaktors M und der thermischen Wärmeabnahme im Garraum, insbesondere
des Garguts, einstellt.
[0014] Ein Aspekt der Erfindung sieht vor, dass die Wärmeabnahme durch eine Wärmeabnahmeleistung
P
Abs charakterisiert ist. Der Anteil der Wärmeabnahmeleistung P
Abs, der unmittelbar im Gargut absorbiert wird, wird auch als im Gargut absorbierte Leistung
P
GG bezeichnet. Mit anderen Worten wird also nicht auf eine insgesamt abgenommene Energiemenge
abgestellt, sondern darauf, wie viel Energie bzw. Wärme in einer bestimmten Zeit im
Garraum bzw. vom Gargut abgenommen wird. Es hat sich gezeigt, dass sich die Wärmeabnahmeleistung
als Bezugsgröße zum Einstellen der Mikrowellenleistung sehr gut eignet, da sie einerseits
wichtige Informationen über den Garzustand des Garguts enthält (ein kälteres Gargut
nimmt in der Regel schneller thermische Energie auf als ein wärmeres) und andererseits
zuverlässig und reproduzierbar bestimmt werden kann.
[0015] In einer bevorzugten Ausführungsform wird die Mikrowellenleistung auf einen Wert
eingestellt, der einem Produkt der Wärmeabnahmeleistung, insbesondere der vom Gargut
absorbierten Leistung P
GG, und des Mikrowellenfaktors entspricht (P
MW=M*P
GG). Dies ist technisch besonders einfach umsetzbar und wenig fehleranfällig.
[0016] Die Wärmeabnahme, insbesondere die Wärmeabnahmeleistung, kann basierend auf einer
mittleren Heizleistung zumindest einer Heizvorrichtung des Gargeräts bestimmt werden.
In diesem Zusammenhang ist denkbar, dass bei einem Garvorgang die Garraumtemperatur
über einen Zeitraum zumindest annähernd konstant gehalten wird. Die mittlere Heizleistung
die in diesem Zeitraum von der oder den einstrahlenden Heizvorrichtungen insgesamt
aufgebracht wird, entspricht dann (bis auf etwaige Verlustleistungen) direkt der Wärmeabnahmeleistung.
[0017] Zusätzlich oder alternativ kann die Wärmeabnahme bzw. Wärmeabnahmeleistung auch basierend
auf einer Temperaturveränderung und/oder Feuchteveränderung im Garraum bestimmt werden.
Hierzu können insbesondere Temperatur- und/oder Feuchtesensoren genutzt werden, die
in konventionellen Gargeräten ohnehin typischerweise vorhanden sind. Weitere spezielle
Hardware wird demnach nicht benötigt.
[0018] Idealerweise wird die Wärmeabnahme aus einer Kombination von Heizungsaktivität und
Temperatur- und/oder Feuchteveränderung bestimmt.
[0019] In einer Variante des Verfahrens ist vorgesehen, dass die Wärmeabnahme bzw. Wärmeabnahmeleistung
anhand einer in den Garraum eingebrachten Heizleistung bestimmt wird.
[0020] Aus der Wärmeabnahmeleistung des beladenen Garraums lässt sich wiederum durch Berücksichtigung
einer etwaigen Verlustleistung die vom Gargut absorbierte Leistung bestimmen. Bei
der Verlustleistung kann es sich um einen Teil der eingebrachten Leistung handeln,
der zu einer Aufheizung der Garraumhülle führt (im Folgenden auch als Hüllenverlust
bezeichnet) und somit nicht mehr zum Erwärmen des Garguts zur Verfügung steht.
[0021] Vereinfacht ausgedrückt kann es sich bei der Wärmeabnahme bzw. Wärmeabnahmeleistung,
die als Bezugswert zum Einstellen der Mikrowellenleistung verwendet wird, also um
den Teil der eingebrachten thermischen Leistung handeln, die tatsächlich vom Gargut
aufgenommen wird.
[0022] Die im Verfahren berücksichtigte Verlustleistung kann ein vorgegebener und/oder experimentell
bestimmter Wert sein.
[0023] Insbesondere können Hüllenverluste in unabhängigen Versuchen geräteabhängig ermittelt
und/oder in einem Speicher des Gargeräts hinterlegt sein. Zum Bestimmen der Wärmeabnahme
können die experimentell ermittelten Verlustleistungswerte dann einfach wieder aus
dem Speicher abgerufen werden.
[0024] Selbstverständlich kann auch mehr als ein Verlustleistungswert im Speicher des Gargeräts
abgelegt sein.
[0025] Insbesondere ist denkbar, dass die Verlustleistung ein vom Verlauf der Garraumtemperatur
abhängiger Wert ist. Beispielsweise sind im Falle eines sich aufheizenden Garraums
(dynamischer Fall) Verlustleistungswerte zu erwarten, da in diesem Falle ein großer
Anteil der eingebrachten Energie zu einer Erwärmung des Garraums selbst, insbesondere
der Garraumhülle, führt und somit nicht zur unmittelbaren Erwärmung des Garguts zur
Verfügung steht. Die Verlustleistungen hängen von der zuvor eingestellten Garraumtemperatur
und/oder von der Temperaturänderung ab. Im stationären bzw. statischen Fall hingegen,
also beim Halten einer vorgegebenen Garraumtemperatur und der Annahme einer durcherwärmten
Hülle, ist die thermische Verlustleistung nur noch abhängig vom temperaturabhängigen
Wärmeübergangskoeffizienten der Hülle und der Differenz zwischen Garraumtemperatur
und Umgebungstemperatur.
[0026] Um dies zu berücksichtigen, können im Speicher des Gargeräts mehrere Verlustleistungswerte
hinterlegt sein, die bei unterschiedlichen Garraumtemperaturen zu erwarten sind.
[0027] Ein weiterer Aspekt der Erfindung sieht vor, dass beim Bestimmen der Wärmeabnahme
ein Betriebszustand eines Lüfterrads bzw. mehrerer Lüfterräder des Gargeräts berücksichtigt
wird.
[0028] In vielen modernen Gargeräten sind zur Homogenisierung des Garraumklimas Drehrichtungswechsel
des Lüfters vorgesehen. Diese können zu einer veränderten Luftströmung und somit Änderungen
der gemessenen Garraumtemperatur und/oder zu einer veränderten Wärmeaufnahme des Garguts
führen. Durch eine entsprechende Berücksichtigung des Betriebszustands des Lüfterrads
bzw. der Lüfterräder, beispielsweise der aktuellen Drehrichtung und/oder von Drehrichtungswechseln,
kann die Genauigkeit des Verfahrens verbessert werden.
[0029] In einer weiteren Variante des Verfahrens ist der Mikrowellenfaktor durch einen Nutzer
vorgebbar. Es ist denkbar, dass der Nutzer den Mikrowellenfaktor über eine Eingabevorrichtung
als Zahlenwert eingeben oder aus einer vorgegebenen Auswahl selektieren kann. So behält
der Nutzer die Kontrolle über den Garprozess. Gleichzeitig ist sichergestellt, dass
es zu keiner starken Über- oder Unterdosierung der Mikrowellenleistung kommen kann.
[0030] Für bestimmte Garprozesse kann der Mikrowellenfaktor fest vorgegeben sein, da in
einem vorausgehenden Entwicklungsprozess seitens des Gargeräteherstellers der gargutspezifische
optimale Mikrowellenfaktor bereits (experimentell) ermittelt wurde. Derartige Garprozesse
können sogenannte intelligente bzw. gargutspezialisierte Garprozesse sein.
[0031] Ferner betrifft die Erfindung ein Gargerät mit einem Garraum und wenigstens einem
Mikrowellenmodul, das ausgebildet und eingerichtet ist, elektromagnetische Strahlung
in den Garraum einzuspeisen, um ein im Garraum eingebrachtes Gargut mittels Mikrowellenenergie
zu garen. Das Gargerät weist eine Steuer- und/oder Auswerteeinheit auf, die ausgebildet
und eingerichtet ist, ein Computerprogramm mit Programmcodemitteln zum Durchführen
eines erfindungsgemäßen Verfahrens auszuführen. Die Vorteile, die zum Verfahren diskutiert
wurden, gelten für das Gargerät in entsprechender Weise.
[0032] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
sowie aus den Zeichnungen, auf die Bezug genommen wird. In den Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1 eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Gargeräts, beladen mit
einem Gargut; und
- Fig. 2 eine graphische Auftragung von Mikrowellenleistungsverläufen über eine Wärmeabnahmeleistung.
[0033] In Fig. 1 ist ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Gargeräts 10 gezeigt,
das mit einem zu garenden Gargut 12 beladen ist. Das Gargerät 10 weist einen Garraum
14 und zumindest ein (vorzugsweise mehrere) Mikrowellenmodul(e) 16 auf. Zur Vereinfachung
ist in Figur 1 lediglich ein Mikrowellenmodul 16 dargestellt.
[0034] Das wenigstens eine Mikrowellenmodul 16 umfasst eine Halbleiter-Mikrowellenquelle
("Solid State Microwave Generator" - SSMG) und ist dazu ausgebildet und eingerichtet,
Mikrowellenstrahlen in den Garraum 14 einzuspeisen. Die Mikrowellenstrahlen können
dabei eine Frequenz aufweisen, die dazu geeignet ist, das im Garraum 14 befindliche
Gargut 12 zu erwärmen. Beispielsweise beträgt die Frequenz zwischen 2,1 GHz und 2,8
GHz, insbesondere von 2,4 GHz bis 2,5 GHz, vorzugsweise ca. 2,45 GHz.
[0035] Zum Einspeisen in den Garraum 14 kann das wenigstens eine Mikrowellenmodul 16 mit
einer Antenne und einem Richtkoppler (nicht gezeigt) ausgestattet sein. Es können
aber auch pro Mikrowellenmodul 16 mehrere Antennen und Richtkoppler vorgesehen sein.
[0036] Zudem kann das wenigstens eine Mikrowellenmodul 16 weitere Komponenten bzw. Bauteile
umfassen, beispielsweise einen Modulator, einen Verstärker, einen Demodulator und/oder
einen Regler (nicht gezeigt).
[0037] Im Ausführungsbeispiel ist das Gargerät 10 ein Kombigerät, welches neben dem wenigstens
einen Mikrowellenmodul 16 über verschiedene weitere Baugruppen zum Garen des Garguts
12 verfügt, insbesondere thermische Heizvorrichtungen 18, wie beispielsweise eine
Infrarotheizquelle 20 sowie eine Heißluft- und/oder Dampfquelle 22. Selbstverständlich
ist dies nicht einschränkend zu verstehen. Auch andere Arten von Heizvorrichtungen
18 sind denkbar.
[0038] Ferner umfasst das Gargerät 10 zumindest einen Temperatursensor 24, mit welchem die
Garraumtemperatur erfasst werden kann, einen optionalen Feuchtesensor 25 zum Erfassen
einer Feuchte im Garraum 14, sowie ein reversibel betreibbares Lüfterrad 26, mit dem
die Garraumatmosphäre durchmischt werden kann.
[0039] Des Weiteren weist das in Figur 1 gezeigte Gargerät 10 eine Eingabevorrichtung 28
auf, beispielsweise ein Touchdisplay, womit ein Nutzer Eingaben machen kann, insbesondere
um ein Garprogramm (manuell) auszuwählen bzw. gewünschte Garparameter einzustellen
und/oder anzupassen.
[0040] Außerdem weist das Gargerät 10 im Ausführungsbeispiel eine Steuer- und/oder Auswerteeinheit
30 auf, die mit dem wenigstens einen Mikrowellenmodul 16 verbunden ist, sowie einen
Speicher 32, in welchem ein Computerprogramm mit Programmcodemitteln abgelegt ist.
Wenn das Computerprogramm durch eine Prozessoreinheit (nicht gezeigt) des Gargeräts
10 ausgeführt wird, veranlasst es die Steuer- und/oder Auswerteeinheit 30 dazu, ein
Verfahren zum Einstellen einer Mikrowellenleistung durchzuführen. Dieses Verfahren
wird nachfolgend näher beschrieben.
[0041] Zu Verfahrensbeginn wird ein Gargut 12 in den Garraum 14 des Gargerätes 10 eingebracht
oder befindet sich bereits in diesem.
[0042] In einem ersten Schritt des Verfahrens wird ein Mikrowellenfaktor M vorgegeben. Dies
kann insbesondere durch eine Eingabe eines Nutzers über die Eingabevorrichtung 28
erfolgen. Beispielsweise ist der Mikrowellenfaktor M ein Zahlenwert, den der Nutzer
manuell eingegeben oder aus einer Mehrzahl vorgegebener Zahlenwerte auswählt.
[0043] Die Eingabe des Nutzers kann dabei insbesondere vor dem Start eines Garprozesses
erfolgen. Alternativ ist auch eine Eingabe während eines laufenden Garprozesses denkbar.
[0044] Für bestimmte Garprozesse kann der Mikrowellenfaktor M fest vorgegeben sein, da in
einem vorausgehenden Entwicklungsprozess seitens des Gargeräteherstellers der gargutspezialisierte
optimale Mikrowellenfaktor bereits (experimentell) ermittelt wurde. Bei diesen bestimmten
Garprozessen kann es sich um sogenannte intelligente bzw. gargutspezifische Garprozesse
handeln.
[0045] In einem zweiten Schritt des Verfahrens wird mittels der thermischen Heizvorrichtungen
18 eine thermische Energie in einen Garraum 14 des Gargeräts 10 eingebracht. Selbstverständlich
müssen dazu nicht alle oben beschriebenen Heizvorrichtungen 18 gleichzeitig aktiv
sein. Es genügt beispielsweise, wenn nur die Infrarotheizquelle 20 oder nur die Heißluft-
und/oder Dampfquelle 22 eine thermische Energie in den Garraum 14 einbringt.
[0046] In einem dritten Schritt des Verfahrens bestimmt die Steuer- und/oder Auswerteeinheit
30 eine Wärmeabnahme der thermischen Energie im Garraum 14.
[0047] Im Ausführungsbeispiel ermittelt die Steuer- und/oder Auswerteeinheit 30 dazu eine
Wärmeabnahmeleistung P
Abs, welche die Wärmeabnahme im Garraum 14 charakterisiert.
[0048] Vereinfacht ausgedrückt bestimmt die Steuer- und/oder Auswerteeinheit 30 also beispielsweise,
welcher Anteil der eingebrachten thermischen Energie im bzw. vom Garraum 14 innerhalb
einer bestimmten Zeit abgenommen wird.
[0049] Die Wärmeabnahme bzw. Wärmeabnahmeleistung wird im Ausführungsbeispiel basierend
auf einer mittleren Heizleistung der aktiven Heizvorrichtung(en) 18 des Gargeräts
10 bestimmt. Beispielsweise wird hierzu (je nachdem welche Heizvorrichtung(en) 18
aktiv ist bzw. sind) eine zum Betrieb der Infrarotheizquelle 20 und/oder der Heißluft-
bzw. Dampfquelle 22 aufgenommene elektrische Energie erfasst und ausgewertet.
[0050] Alternativ kann die Wärmeabnahme bzw. Wärmeabnahmeleistung auch basierend auf einer
Temperatur- und/oder Feuchteveränderung im Garraum 14 bestimmt werden, die mittels
des Temperatursensors 24 bzw. des Feuchtesensors 25 erfasst werden kann.
[0051] Beide Varianten zur Bestimmung der Wärmeabnahme im Garraum 14 können auch kombiniert
sein.
[0052] Im Ausführungsbeispiel ermittelt die Steuer- und/oder Auswerteeinheit 30 die vom
Gargut 12 absorbierte Leistung P
GG aus der Wärmeabnahmeleistung sowie einer Verlustleistung Pv des Gargeräts 10.
[0053] Die Verlustleistung ist dabei der Anteil an der in den Garraum 14 eingebrachten thermischen
Gesamtleistung, der nicht unmittelbar zum Garen des Garguts 12 beiträgt (beispielsweise
Hüllenverluste).
[0054] Die Verlustleistung ist im Ausführungsbeispiel von der Garraumtemperatur abhängig.
Sie wird im Verfahren durch die Steuer- und/oder Auswerteeinheit 30 daher auch garraumtemperaturabhängig
berücksichtigt. Zu diesem Zweck sind im Speicher 32 des Gargeräts 10 experimentell
bei verschiedenen Garraumtemperaturen bestimmte Verlustleistungswerte abgespeichert.
Je nachdem, welche Garraumtemperatur aktuell vorliegt bzw. vom Temperatursensor 24
gemessen wird, wird der passende Verlustleistungswert aus dem Speicher 32 abgerufen.
[0055] Die vom Gargut 12 absorbierte Leistung P
GG kann dann als Differenz aus der Wärmeabnahmeleistung P
Abs und der Verlustleistung Pv errechnet werden, insbesondere anhand der Formel: P
GG= P
Abs- P
V.
[0056] Ferner kann auch der Betriebszustand des Lüfterrads 26 (beispielsweise ein Drehrichtungswechsel
oder eine Rührleistung) bei der Bestimmung der Wärmeabnahme bzw. Wärmeabnahmeleistung
explizit berücksichtigt werden. Der Betriebszustand des Lüfterrads 26 kann aber auch
indirekt berücksichtigt werden, insbesondere durch den Einfluss des Lüfterradbetriebs
auf die Wärmeabnahme im Garraum 14. Mittels des Lüfterrads 26 kann eine das Gargut
12 umhüllende Luftschicht verwirbelt werden, also ein sogenanntes Mikroklima im Garraum
14.
[0057] In einem vierten Schritt des Verfahrens stellt die Steuer- und/oder Auswerteeinheit
30 die Mikrowellenleistung P
MW anhand des Mikrowellenfaktors M und der thermischen Wärmeabnahme bzw. Wärmeabnahmeleistung
im Garraum 14, insbesondere der vom Gargut 12 absorbierten Leistung ein.
[0058] Im Ausführungsbeispiel errechnet sie dazu gemäß der Formel P
MW=M*P
GG einen Wert, der einem Produkt der vom Gargut 12 absorbierten Leistung P
GG und des Mikrowellenfaktors M entspricht und passt die Leistung des zumindest einen
Mikrowellenmoduls 16 so an, dass dieses Mikrowellen mit dem errechneten Leistungswert
in den Garraum 14 einstrahlt.
[0059] Fig. 2 zeigt schematisch mögliche Mikrowellenleistungsverläufe über der Wärmeabnahmeleistung
für verschiedene Mikrowellenfaktoren.
[0060] Im Ausführungsbeispiel ist die Mikrowellenleistung P
MW direkt proportional zur vom Gargut 12 absorbierten Leistung P
GG. Der Proportionalitätsfaktor ist der Mikrowellenfaktor M. Beispielsweise kann folgender
formelmäßiger Zusammenhang vorliegen: P
MW=M*P
GG=M*P
Abs-M*P
V. Wie vorstehend bereits erläutert, handelt es sich bei P
Abs um die im Garraum 14 absorbierte thermische Leistung und bei P
V um die Verlustleistung.
[0061] In diesem Falle entspricht die Steigung der in Fig. 2 dargestellten Mikrowellenleistungsverläufe
dem Mikrowellenfaktor.
[0062] In Fig. 2 ist ein erster Mikrowellenleistungsverlauf 34 gezeigt, bei dem der Mikrowellenfaktor
1 beträgt. Es ist ein zweiter Mikrowellenleistungsverlauf 36 gezeigt, bei dem der
Mikrowellenfaktor 0,5 beträgt. Bei einem dritten gezeigten Mikrowellenleistungsverlauf
38 beträgt der Mikrowellenfaktor 0,25, bei einem vierten gezeigten Mikrowellenleistungsverlauf
40 beträgt der Mikrowellenfaktor 0,1 und bei einem fünften gezeigten Mikrowellenleistungsverlauf
42 beträgt der Mikrowellenfaktor 0,05.
[0063] Wie anhand von Fig. 2 ersichtlich, kann der Nutzer also durch die Vorgabe des Mikrowellenfaktors
M bestimmen, wie schnell bzw. stark die Mikrowellenleistung bei einem Garprozess ansteigt.
[0064] Selbstverständlich kann dieser Anstieg nicht unbegrenzt erfolgen. In Fig. 2 sind
die Mikrowellenleistungsverläufe nach oben hin durch die Nennleistung 44 des wenigstens
einen Mikrowellenmoduls 16 (beispielswiese 2 kW begrenzt.
[0065] Auch nach unten hin kann, wie in Fig. 2 gezeigt, ein Schwellwert 46 für die Mikrowellenleistung
vorgesehen sein. So ist denkbar, dass das wenigstens eine Mikrowellenmodul 16 aus
technischen und/oder aus Energieeffizienzgründen nur dann Mikrowellen in den Garraum
14 einspeist, wenn der untere Schwellwert 46 überschritten ist.
[0066] Im Ausführungsbeispiel kann dies praktisch dadurch umgesetzt werden, dass das wenigstens
eine Mikrowellenmodul 16 nur dann aktiviert wird, wenn das Produkt des Mikrowellenfaktors
und der Wärmeabnahmeleistung einen Wert ergibt, der über dem Schwellwert 46 liegt.
Alternativ können aber auch Mikrowellenleistungen unterhalb des Schwellwertes durch
geeignetes Takten des Mikrowellenmoduls 16 realisiert werden.
1. Verfahren zum Einstellen einer Mikrowellenleistung in einem Gargerät (10), umfassend
die Schritte:
- Vorgeben eines Mikrowellenfaktors;
- Einbringen einer thermischen Energie in einen Garraum (14) des Gargeräts (10);
- Bestimmen einer Wärmeabnahme der thermischen Energie im Garraum (14); und
- Einstellen der Mikrowellenleistung anhand des Mikrowellenfaktors und der thermischen
Wärmeabnahme im Garraum (14).
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Wärmeabnahme durch eine Wärmeabnahmeleistung
charakterisiert ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei die Mikrowellenleistung auf einen Wert eingestellt
wird, der einem Produkt der Wärmeabnahmeleistung und des Mikrowellenfaktors entspricht.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Wärmeabnahme basierend
auf einer mittleren Heizleistung zumindest einer Heizvorrichtung (18) des Gargeräts
(10) bestimmt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Wärmeabnahme basierend
auf einer Temperaturveränderung im Garraum (14) bestimmt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Wärmeabnahme anhand einer
in den Garraum (14) eingebrachten Heizleistung und einer Verlustleistung des Gargeräts
(10) bestimmt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei die Verlustleistung ein vorgegebener und/oder experimentell
bestimmter Wert ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7, wobei der Wert aus einem Speicher (32) des Gargeräts (10)
abrufbar ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, wobei die Verlustleistung ein garraumtemperaturabhängiger
Wert ist.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei beim Bestimmen der Wärmeabnahme
ein Betriebszustand mindestens eines Lüfterrads (26) des Gargeräts (10) berücksichtigt
wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Mikrowellenfaktor durch
einen Nutzer vorgebbar ist oder bei bestimmten Garprozessen durch einen Gerätehersteller
vorgegeben ist.
12. Verfahren nach Anspruch 11, wobei der durch den Gerätehersteller vorgegebene Mikrowellenfaktor
von einem Nutzer nur noch in einem geringen Maße anpassbar ist.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Mikrowellenleistung als
Relativwert in Abhängigkeit der Wärmeabnahme im Garraum eingestellt wird.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Mikrowellenleistung dynamisch
auf Änderungen der Beschickungsmenge und/oder der Last im Garraum reagiert.
15. Gargerät mit einem Garraum (14), wenigstens einem Mikrowellenmodul (16), das ausgebildet
und eingerichtet ist, elektromagnetische Strahlung in den Garraum (14) einzuspeisen,
um ein im Garraum (14) eingebrachtes Gargut (12) mittels Mikrowellenenergie zu garen,
und einer Steuer- und/oder Auswerteeinheit (30), die ausgebildet und eingerichtet
ist, ein Computerprogramm mit Programmcodemitteln zum Durchführen eines Verfahrens
nach einem der Ansprüche 1 bis 14 auszuführen.