[0001] Die vorliegende Offenbarung betrifft die Reduzierung von Geräuschen an definierten
Orten, zum Beispiel an Sitzplätzen von Fahrzeugen, wobei unter Fahrzeugen alle Art
von Beförderungsmittel für Personen auf dem Land, zu Wasser oder in der Luft zu verstehen
ist.
[0002] Die Reduktion von Lärm und unerwünschten Nebengeräuschen ist eine zentrale Entwicklungsaufgabe
in der Fahrzeugentwicklung und Forschung. Neben passiven, strukturellen Maßnahmen
können hier aufgrund der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung der Fahrzeugsysteme
auch aktive Geräuschreduzierungssysteme (engl.: Active Noise Control/Cancellation,
ANC-Systeme) zum Einsatz kommen. Dabei unterscheiden sich die Lösungsansätze in globale
Umsetzungen für den niederfrequenten Bereich, und lokale, (sitz-)platzorientierte
Systeme für einen definierten Ort, die einen erweiterten Frequenzbereich abdecken.
[0003] Zur Reduktion von Störschall im Fahrzeug können aktive Geräuschreduzierungssysteme
(ANC-Systeme) einen wesentlichen Beitrag leisten. Störgeräusche im Fahrzeug entstehen
beispielsweise durch das Motorgeräusch, Roll- oder Windgeräusche. Bei geringen Geschwindigkeiten
sind Motor- und Reifenrollgeräusche im Frequenzbereich bis 500 Hz dominant, im Frequenzbereich
bis 1000 Hz dominiert der Luftschallanteil bedingt durch den Reifen-Fahrbahnkontakt.
Generell wird zwischen lokalen, sitzplatzorientieren Systemen und globalen, den ganzen
Fahrzeuginnenraum abdeckenden Systemen unterschieden. Globale Systeme können effektiv
in einem Frequenzbereich unter 300 Hz (Motor-, Rollgeräusche) eingesetzt werden. Diese
sind aber bei höheren Frequenzen nicht effizient wirksam. Dagegen kann mit lokalen,
sitzplatzorientierten Systemen auch bei höheren Frequenzen eine Störgeräuschreduktion
erreicht werden. Dabei wird versucht, Störgeräusche an den Ohren der Passagiere durch
destruktive Interferenz mit Hilfe eines Antischalls auszulöschen. Hierzu werden i.d.R.
Lautsprecher als Aktoren, beispielsweise in den Kopfstützen, Mikrofone an verschiedenen
Verbauorten, eine Steuereinheit und teilweise weitere Referenzsensoren an günstigen
Positionen des Fahrzeugs (Motorblock, Fahrwerk etc.) genutzt.
[0004] Der Großteil der Anwendungen basiert dabei auf einem adaptiven Filter zur Erzeugung
des Antischalls. Die Adaptierung des Filters kann grundsätzlich im Zeit- bzw. Frequenzbereich
durch eine (Fast) Fourier Transformation (FFT) erfolgen. Eine Adaptierung im Zeitbereich
führt je nach Sensorkonfiguration und Abtastrate zu erheblichem Rechenaufwand, der
von konventionellen Signalprozessoren oft nicht mehr in Echtzeit verarbeitbar ist.
Die Adaptierung im Frequenzbereich führt zwar zu einem geringeren Rechenaufwand, die
Blockverarbeitung des Filters hat in der Praxis aber wiederum eine erhebliche Zeitverzögerung
zur Folge, weshalb sie für ANC-Systeme meist nicht eingesetzt werden kann.
[0005] Oftmals wird zur Geräuschreduktion lediglich ein einfaches SISO-System (single-input-single-output)
verwendet. Mit nur einem Referenzsignal kann jedoch keine ausreichend kohärente Beziehung
zum Schall im Innenraum des Fahrzeuges hergestellt werden. Dies führt zu deutlich
geringerer Geräuschreduktion im Vergleich zu einem System mit mehreren Referenzsensoren
und Sekundärlautsprechern zur Erzeugung des Antischalls (multiple-input-multiple-output
(MIMO)).
[0006] Ein weiteres Problem ist, dass Mikrofone zur Erfassung des Fehlersignals nicht direkt
an den Ohren des Benutzers platziert werden können.
[0007] Das vorliegende Dokument befasst sich mit der technischen Aufgabe, ein verbessertes,
(sitz-)platz-orientiertes ANC-System für Fahrzeuge aller Art darzustellen
Die Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen werden in den abhängigen Ansprüchen beschrieben.
[0008] Gemäß einem ersten allgemeinen Aspekt der Offenbarung wird einen neuartiger partitioned-block
adaptiver feedforward Filtered-Reference Least-Mean-Square (FxLMS)-Algorithmus im
Frequenzbereich für eine Signalkonfiguration mit mehreren Referenzsensoren und mehreren
Lautsprechern (multiple-input-multiple-output (MIMO)) zur Erzeugung des Antischalls
beschrieben. Es ist auch möglich, die MIMO-Konfiguration durch ein Dual-MISO System
(zwei gekoppelte multiple-inputsingle-output (MISO) Systeme) zu realisieren. Dabei
übernimmt jedes dieser MISO-Systeme je eine Haupt-Übertragungsstrecke zwischen Lautsprechern
(LS) und Ohren (beispielsweise linker LS zu linkem Ohr & rechter LS zu rechtem Ohr).
Im Zusammenspiel mit einer entsprechenden Hardwareplattform und partitionierter Operation
im Frequenzbereich wird so eine erweiterte Parallelverarbeitung ermöglicht. Auch werden
die Konvergenzeigenschaften bei gleichzeitiger Sicherstellung der Echtzeitfähigkeit
des Filters verbessert.
[0009] Ein weiterer allgemeiner Aspekt der Offenbarung stellt die Verbindung eines ANC-Algorithmus
mit der Remote Microphone Technique (RMT) im Frequenzbereich als partitioned- block-Umsetzung
dar, um das Problem zu adressieren, dass Mikrofone zur Erfassung des verbleibenden
Fehlersignals üblicherweise nicht direkt an den Ohren eines Benutzers platziert werden
können. Dabei wird das Schallfeld an der Hörposition aus nahegelegenen Mikrofonen
und im Vorhinein gemessenen und geschätzten Übertragungsstrecken ermittelt. Ein Aspekt
des hier vorgestellten Systems stellt die Verbindung des ANC-Systems mit der RMT im
Frequenzbereich als partitioned-block Filter dar. Auf diese Weise kann die erforderliche
Rechenleistung für die Signalverarbeitung reduziert und deren Echtzeitfähigkeit verbessert
werden. Für die Schätzung des Fehlersignals am Hörort wird eine spezielle Variante
der Remote Microphone Technique (Delayed-RMT) vorgeschlagen, um die Kausalität des
Systems mit geringer Verzögerung zu gewährleisten. Mit entsprechend gewählten Parametern
und einer FxLMS-basierten Antischall-Generierung mittels partitioned-block Ansatz
können Synergie-Effekte zwischen den beiden Teilsystemen genutzt und damit Rechenleistung
bei gleichbleibender Performance eingespart werden.
[0010] Die erzielte platzorientierte Geräuschreduktion kann in allen Beförderungsmitteln
eingesetzt werden, in denen sich Passagiere (Benutzer) an bestimmten definierten Orten
aufhalten, wie zum Beispiel in Fahrzeugen wie Kraftfahrzeugen, Zügen, Bussen, Flugzeugen,
Fähren, etc. Der vorgeschlagene Ansatz zur Reduzierung von ungewünschten Geräuschen
ist jedoch nicht auf diese Beispiele beschränkt. Er kann ganz allgemein auf solche
Situationen angewendet werden, in denen sich Personen an jeweiligen Orten in einem
Raum (z.B. in Theater- oder Kinosesseln) befinden und durch individuelle akustische
Wiedergabemittel beschallt werden können.
[0011] Gemäß einem ersten allgemeinen Aspekt wird eine Vorrichtung zur Unterdrückung von
Geräuschen an einem definierten Ort, beispielsweise dem Hörort eines Benutzers, offenbart.
[0012] Die Vorrichtung weist auf: mehrere Sensoren zur Erfassung von mit den Geräuschen
korrelierten Referenzsignalen x[n]; mehrere akustische Ausgabemittel, beispielsweise
Lautsprecher, für die akustische Ausgabe von Schallsignalen zur Unterdrückung der
Geräusche, wobei die akustischen Ausgabemittel in der Nähe des definierten Orts angeordnet
sind; mehrere akustische Eingabemittel, beispielsweise Mikrofone, zum Erfassen von
akustischen Fehlersignalen m[n], wobei die akustischen Eingabemittel in der Nähe des
definierten Orts angeordnet sind; und eine Verarbeitungseinheit, welche die Referenzsignale
x[n] und die akustischen Fehlersignale m[n] empfängt und verarbeitet und basierend
auf diesen Kontrollsignale u[n] für die akustischen Ausgabemittel erzeugt und an diese
ausgibt.
[0013] Die Verarbeitungseinheit erzeugt die Kontrollsignale u[n] mittels adaptiver Kontrollsignalfilter.
Die Adaption der Kontrollsignalfilter erfolgt mittels eines Verfahrens zur Reduzierung
einer Fehlerfunktion, die auf den erfassten akustischen Fehlersignalen m[n] basiert.
Die Adaption der Kontrollsignalfilter kann beispielsweise mittels des feedforward
Filtered-Reference Least-Mean-Square (FxLMS)-Algorithmus erfolgen. Dieser versucht
eine quadratische Fehlerfunktion schrittweise, iterativ durch gezielte Adaption der
Filterparameter mittels eines Gradientenverfahrens zu verringern.
[0014] Mindestens ein Kontrollsignal wird basierend auf mehreren Referenzsignalen und von
mindestens einem Kontrollsignalfilter basierend auf einer Verarbeitung im Frequenzbereich
erzeugt. Das mindestens eine Kontrollsignalfilter ist durch mehrere parallel angeordnete
Kontrollsignalteilfilter realisiert, die jeweils getrennt voneinander im Frequenzbereich
adaptiert werden.
[0015] In Ausgestaltungen der Erfindung weist die Verarbeitungseinheit eine Transformationseinrichtung
auf, welche die Referenzsignale x[n] in den Frequenzbereich transformiert. Die Transformation
kann beispielsweise mittels einer Diskreten Fourier-Transformation (DFT) erfolgen
und entsprechende Spektren X der Referenzsignale erzeugen. Eine mögliche Implementierung
der DFT ist eine Fast Fourier-Transformation (FFT), wobei auch andere Spektraltransformationen
zum Einsatz kommen können.
[0016] Vorzugsweise findet die Transformation blockweise für einen Block b der Länge L von
aufeinanderfolgenden Referenzsignalen statt und erzeugt ein entsprechendes Spektrum
X
b.
[0017] Das mindestens eine Kontrollsignalfilter kann eine Filterung der Referenzsignale
x[n] im Frequenzbereich durch Multiplikation von spektralen Repräsentationen X der
Referenzsignale mit jeweiligen spektralen Repräsentationen W der Kontrollsignalteilfilter
durchführen. Das mindestens eine Kontrollsignal kann basierend auf den Ausgaben der
Kontrollsignalteilfilter erzeugt werden.
[0018] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung kann eine spektrale Repräsentation
des mindestens einen Kontrollsignals im Frequenzbereich für einzelne Frequenzbins
durch Addition der Beiträge der Kontrollsignalteilfilter gebildet werden, wobei Werte
für die spektrale Repräsentation
Xb-p von zeitlich verschobenen Blöcken b-p der Referenzsignale x[n] herangezogen werden
können. Dabei können einige der Kontrollsignalteilfilter Werte von zeitlich verschobenen
Blöcken der spektralen Repräsentation der Referenzsignale filtern, die einfach durch
Pufferung der Blöcke vorgehalten werden können. In einer alternativen Ausgestaltung
filtern die Kontrollsignalteilfilter die spektrale Repräsentation des aktuellen Blocks
der Referenzsignale und die Ergebnisse dieser Filterungen werden blockweise zeitversetzt
addiert, um eine spektrale Repräsentation eines Kontrollsignals für den aktuellen
Block zu erhalten.
[0019] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung kann die Verarbeitungseinrichtung ferner
ein Referenzsignalfilter zum Filtern der Referenzsignale x[n] im Frequenzbereich mit
einer Schätzung der Übertragungsstrecke
Ĝe zwischen mindestens einem akustischen Ausgabemittel und dem definierten Ort aufweisen.
Auf diese Weise wird eine spektrale Repräsentation R des gefilterten Referenzsignals
in der Domäne des definierten Orts erzeugt.
[0020] Die Verarbeitungseinrichtung kann auch eine separate Adaptionseinrichtung für jedes
Kontrollsignalteilfilter aufweisen. Mindestens eine der Adaptionseinrichtungen kann
das entsprechende Kontrollsignalteilfilter basierend auf einer spektralen Repräsentation
R der gefilterten Referenzsignale und einer spektralen Repräsentation E adaptieren,
die auf den von den akustischen Eingabemitteln erfassten akustischen Fehlersignalen
m[n] basiert. Die spektrale Repräsentation E kann einer Schätzung des Fehlers am definierten
Ort entsprechen. Mindestens eine der Adaptionseinrichtungen kann eine gefilterte spektrale
Repräsentation R
b-p eines zeitlich verschobenen Blocks p-b der Referenzsignale x[n] verarbeiten. Anders
ausgedrückt werden zur Adaption die Werte von zeitlich verschobenen Blöcken der gefilterten
spektralen Repräsentation der Referenzsignale herangezogen, die einfach durch Pufferung
der Blöcke vorgehalten werden können.
[0021] In Ausführungsbeispielen kann die Verarbeitung der Referenzsignale x[n] in Blöcken
erfolgen. Die Transformationseinrichtung kann dann die Referenzsignale x[n] basierend
auf jeweils 2 aufeinanderfolgenden Blöcken mit jeweils L Abtastwerten in den Frequenzbereich
transformieren. Die Kontrollsignalteilfilter zur Filterung eines bestimmten Referenzsignals
können im Zeitbereich jeweils eine Anzahl an Filterkoeffizienten aufweisen, die der
Anzahl 2·L von Signalwerten des Referenzsignals in 2 Blöcken entspricht. Eine Anzahl
L der Filterkoeffizienten im Zeitbereich, die einem Block entspricht, kann auf Null-Werte
gesetzt werden. Vorzugsweise werden die letzten L Werte der Filterkoeffizienten auf
Null gesetzt. Im Frequenzbereich sind hingegen im Allgemeinen alle Frequenzkoeffizienten
ungleich Null, nur im korrespondierenden Filter im Zeitbereich ist die zweite Hälfte
auf Null gesetzt. In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung kann ein Kontrollsignal
aus einem Teil der Werte einer in den Zeitbereich rücktransformierten, von den Kontrollsignalteilfilter
erzeugten spektralen Repräsentation U des Kontrollsignals für einen Block gebildet
werden. Auf diese Weise können zyklische Anteil in dem Kontrollsignal entfernt werden.
[0022] Ferner kann die Kausalität der Filterkoeffizienten eines adaptierten Kontrollsignalteilfilter
berücksichtigt werden, indem bewirkt wird, dass bestimmte Filterkoeffizienten im Zeitbereich
einen Wert von Null aufweisen. Hierbei handelt es sich vorzugsweise um diejenigen
Filterkoeffizienten, die zuvor bereits auf Null gesetzt wurden und deren Werte sich
durch die Adaption verändert haben.
[0023] In Ausführungsbeispielen ist das Referenzsignalfilter durch mehrere parallel angeordnete
Referenzsignalteilfilter realisiert. Zumindest ein Referenzsignalteilfilter kann einen
zeitlich verschobenen Block der Referenzsignale x[n] filtern. Optional können zyklische
Anteile in der auf diese Weise erhaltenen spektralen Repräsentation R der Referenzsignale
entfernt werden.
[0024] In einer besonderen Ausgestaltung nach dem MISO-Prinzip sind 2 akustische Ausgabemittel
und ein definierter Ort mit zwei Fehlersignalen e[n] vorgesehen. Für ein bestimmtes
akustisches Ausgabemittel kann jedem Referenzsignal jeweils ein eigenes Kontrollsignalfilter
zugeordnet sein. Das Kontrollsignal für das akustische Ausgabemittel kann aus der
Summe der Ausgangssignale dieser Kontrollsignalfilter für alle Referenzsignale gebildet
werden. Die Adaption dieser Kontrollsignalfilter kann auf einem Fehlersignal für den
definierten Ort basierten, der diesem akustischen Ausgabemittel zugeordnet ist. Fehlersignale
für andere definierte Ort werden bei der Adaption nicht berücksichtigt. Ein Fehlersignal
für einen definierten Ort kann wie unten beschrieben anhand von, durch von akustische
Eingabemitteln erfasste, akustischen Fehlersignalen bestimmt werden.
[0025] Wenn die akustischen Eingabemitteln nahe genug an den definierten Orten angeordnet
sind, kann die Adaption dieser Kontrollsignalfilter auf den Fehlersignalen von akustischen
Eingabemitteln basieren, die exklusiv diesem akustischen Ausgabemittel zugeordnet
sind. Fehlersignale von anderen akustischen Eingabemitteln werden bei der Adaption
nicht berücksichtigt.
[0026] In einer Ausführungsform dient die oben beschriebene Vorrichtung der Unterdrückung
von Geräuschen an einer Sitzposition in einem Fahrzeug, wobei die Sensoren an Einrichtungen
des Fahrzeugs angeordnet sind, um Signale zu erfassen, die repräsentativ für von diesen
Einrichtungen (z.B. Motor, Reifen) erzeugte Geräusche sind. Die die akustischen Ausgabemittel
und die akustischen Eingabemittel können in der Nähe eines Sitzes des Fahrzeugs angeordnet
sein, vorzugsweise an der Nackenstütze des Sitzes.
[0027] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung kann die Verarbeitungseinheit eine
Einrichtung zur Schätzung eines Fehlersignals an dem definierten Ort anhand der von
akustischen Eingabemitteln erfassten akustischen Fehlersignale aufweisen. Der definierte
Ort ist der Hörort eines Benutzers und die Schätzung des Fehlersignals für den Hörort
kann im Frequenzbereich und unter Berücksichtigung einer Schätzung O der Übertragungsstrecken
zwischen den akustischen Eingabemitteln und dem Hörort erfolgen. Die spektrale Repräsentation
E des so bestimmten Fehlersignals für den Hörort kann dann für die Adaption mindestens
eines der Kontrollsignalteilfilter herangezogen werden.
[0028] Die Einrichtung zur Schätzung eines Fehlersignals für den Hörort kann Übertragungsfilter
Ĝm,
Ĝe aufweisen, welche die Übertragung eines Kontrollsignals von den akustischen Ausgabemitteln
an die Orte der akustischen Eingabemittel und die Übertragung des Kontrollsignals
von den akustischen Ausgabemitteln an den Hörort modellieren. Mindestens ein Übertragungsfilter
kann durch mehrere parallel angeordnete Übertragungsteilfilter realisiert sein und
zumindest ein Übertragungsteilfilter kann einen zeitlich verschobenen Block der Kontrollsignale
filtern.
[0029] Die spektrale Repräsentation E des geschätzten Fehlersignals für den Hörort kann
im Frequenzbereich für einzelne Frequenzbins durch Addition der Beiträge von Teilfehlern
an der spektralen Repräsentation des geschätzten Fehlersignals für den Hörort gebildet
werden. Dabei können Werte für die spektrale Repräsentation M der von akustischen
Eingabemitteln erfassten akustischen Fehlersignale und Werte für eine geschätzte spektrale
Repräsentation
Ŷm, die für die Kontrollsignale nach der Übertragung an die Orte der akustischen Eingabemittel
repräsentativ ist, herangezogen werden können.
[0030] Für einen Teilfehler können ferner Werte für die spektrale Repräsentation M
b-p der von akustischen Eingabemitteln erfassten akustischen Fehlersignale für zeitlich
verschobene Blöcke b-p der Fehlersignale und Werte für eine spektrale Repräsentation
Ŷm,b-p, die für die Kontrollsignale nach der Übertragung an die Orte der akustischen Eingabemittel
repräsentativ ist, für zeitlich verschobene Blöcke b-p der Kontrollsignale herangezogen
werden. Weiter kann der Teilfehler auf einem zu dem Teilfehler korrespondierenden
Beobachtungsteilfilter O
p basieren, wobei das Beobachtungsteilfilter O
p die Übertragungsstrecken zwischen den Orten der akustischen Eingabemittel und dem
Hörort zumindest teilweise modelliert.
[0031] Die Einrichtung zur Schätzung eines Fehlersignals für den Hörort kann vergangene
Fehlersignale am Hörort anhand aktueller von akustischen Eingabemitteln erfasster
akustischer Fehlersignale schätzen. Der zeitliche Versatz zwischen den geschätzten
vergangenen Fehlersignalen am Hörort und den aktuellen Fehlersignalen kann ein Vielfaches
der Blocklänge bei der Verarbeitung der Referenzsignale und der von akustischen Eingabemitteln
erfassten akustischen Fehlersignale betragen. In diesem Fall passt die zeitliche Aufteilung
und Ausrichtung der Verarbeitungseinheiten für die adaptiven Filter und für die Schätzung
des Fehlersignals zusammen und die Verarbeitungseinheiten sind gut aufeinander abgestimmt,
was ressourcenschonende Berechnungen erlaubt.
[0032] Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zur Unterdrückung von
Geräuschen an einem definierten Ort offenbart. Das Verfahren weist die folgenden Schritte
auf: Erfassen von mehreren mit den Geräuschen korrelierten Referenzsignalen x[n];
Erfassen von mehreren akustischen Fehlersignalen m[n] an Positionen in der Nähe des
definierten Orts; Generieren von mehreren Kontrollsignalen u[n] zur Erzeugung von
mehreren Schallsignalen zur Unterdrückung der Geräusche, basierend auf den Referenzsignalen
x[n] und den akustischen Fehlersignalen m[n] und mittels adaptiver Kontrollsignalfilter,
wobei mindestens ein Kontrollsignal basierend auf mehreren Referenzsignalen und mittels
einer Verarbeitung im Frequenzbereich generiert wird; Adaptieren der Kontrollsignalfilter
mittels eines Verfahrens zur Reduzierung einer Fehlerfunktion, die auf den erfassten
akustischen Fehlersignalen m[n] basiert, wobei mindestens ein Kontrollsignalfilter
durch mehrere parallel angeordnete Kontrollsignalteilfilter realisiert ist, die jeweils
getrennt voneinander im Frequenzbereich adaptiert werden; und Ausgeben von mehreren
Schallsignalen an Positionen in der Nähe des definierten Orts zur Unterdrückung der
Geräusche.
[0033] Das Verfahren kann in Ausführungsbeispielen ferner eine Transformation der Referenzsignale
x[n] in den Frequenzbereich aufweisen, um spektrale Repräsentationen X der Referenzsignale
zu erzeugen. Das Generieren des mindestens einen Kontrollsignals u[n] kann eine Filterung
der Referenzsignale im Frequenzbereich durch Multiplikation von spektralen Repräsentationen
X der Referenzsignale mit jeweiligen spektralen Repräsentationen W der Kontrollsignalteilfilter
aufweisen.
[0034] Die Kontrollsignalteilfilter können spektrale Repräsentationen X
b-p von zeitlich verschobenen Blöcken der Referenzsignale x[n] filtern. Das mindestens
eine Kontrollsignal kann basierend auf einer Summe der Ausgaben der Kontrollsignalteilfilter
erzeugt werden. Alternativ können die Kontrollsignalteilfilter jeweils eine spektrale
Repräsentation X
b eines aktuellen Blocks b der Referenzsignale x[n] filtern und die Ergebnisse der
Kontrollsignalteilfilter können jeweils zeitlich um einen Block verschoben addiert
werden.
[0035] In Ausführungsbeispielen kann eine Filterung der Referenzsignale im Frequenzbereich
mit einer Schätzung
Ĝe der Übertragungsstrecke zwischen mindestens einem akustischen Ausgabemittel und dem
definierten Ort vorgesehen sein.
[0036] Das Adaptieren der Kontrollsignalteilfilter kann getrennt erfolgen. Zumindest ein
Kontrollsignalteilfilter kann basierend auf einer spektralen Repräsentation R der
gefilterten Referenzsignale und einer spektralen Repräsentation E, die auf erfassten
akustischen Fehlersignalen basiert, adaptiert werden. Mindestens eine Adaption eines
Kontrollsignalteilfilter kann basierend auf einer gefilterten spektralen Repräsentation
R
b-p eines zeitlich verschobenen Blocks b-p der Referenzsignale x[n] erfolgen.
[0037] In Ausgestaltungen der Erfindung kann eine Rücktransformation einer spektralen Repräsentation
U des mindestens einen Kontrollsignals in den Zeitbereich und eine Auswahl eines Teils
der rücktransformierten Werte für einen Block vorgesehen sein. Die Transformation
der Referenzsignale in den Frequenzbereich kann basierend auf jeweils 2 aufeinanderfolgenden
Blöcken erfolgen. Die Kontrollsignalteilfilter zur Filterung eines Referenzsignals
können jeweils eine Anzahl an Filterkoeffizienten im Zeitbereich aufweisen, die der
Anzahl von Signalwerten des Referenzsignals in 2 Blöcken entsprechen. Eine Anzahl
der Filterkoeffizienten im Zeitbereich, die einem Block entspricht, kann auf Null-Werte
gesetzt werden. Die Rücktransformation kann einen Vektor mit der Länge von 2 Blöcken
erzeugen und die Auswahl eines Teils der rücktransformierten Kontrollsignalwerte kann
einen Block von Werten aus dem Vektor auswählen.
[0038] Ferner kann in Ausführungsbeispielen eine Schätzung eines Fehlersignals e[n] an dem
definierten Ort anhand der erfassten akustischen Fehlersignale m[n] an Positionen
in der Nähe des definierten Orts erfolgen. Der definierte Ort ist der Hörort eines
Benutzers und die Schätzung des Fehlersignals für den Hörort kann im Frequenzbereich
und unter Berücksichtigung einer Schätzung der Übertragungsstrecken O zwischen den
Positionen zur Erfassung der akustischen Fehlersignale und dem Hörort erfolgen. Die
spektrale Repräsentation E des so bestimmten Fehlersignals am Hörort kann dann für
die Adaption mindestens eines der Kontrollsignalteilfilter herangezogen werden.
[0039] Ein weiterer unabhängiger zweiter allgemeinen Aspekt der vorliegenden Offenbarung
betrifft eine Vorrichtung zur Unterdrückung von Geräuschen an einem definierten Ort,
beispielsweise dem Hörort eines Benutzers.
[0040] Die Vorrichtung weist auf: zumindest einen Sensor zur Erfassung von zumindest einem
mit den Geräuschen korrelierten Referenzsignal x[n]; zumindest ein akustisches Ausgabemittel,
beispielsweise einen Lautsprecher, für die akustische Ausgabe von Schallsignalen zur
Unterdrückung der Geräusche, wobei das akustische Ausgabemittel in der Nähe des definierten
Orts angeordnet ist; zumindest ein akustisches Eingabemittel, beispielsweise ein Mikrofon,
zum Erfassen zumindest eines akustischen Fehlersignals m[n], wobei das akustische
Eingabemittel in der Nähe des definierten Orts angeordnet ist; eine Verarbeitungseinheit,
welche das zumindest eine Referenzsignal x[n] und das zumindest eine akustische Fehlersignal
m[n] empfängt und verarbeitet und basierend auf diesen zumindest ein Kontrollsignal
u[n] für das zumindest eine akustische Ausgabemittel erzeugt und an dieses ausgibt;
und eine Einrichtung zur Schätzung eines Fehlersignals e[n] an dem definierten Ort
anhand des zumindest einen erfassten akustischen Fehlersignals m[n].
[0041] Die Verarbeitungseinheit erzeugt das zumindest eine Kontrollsignal u[n] mittels zumindest
einem adaptiven Kontrollsignalfilter. Das zumindest eine Kontrollsignalfilter ist
durch mehrere parallel angeordnete Kontrollsignalteilfilter realisiert, die jeweils
getrennt voneinander im Frequenzbereich adaptiert werden. Die Adaption der Kontrollsignalteilfilter
erfolgt mittels eines Verfahrens zur Reduzierung einer Fehlerfunktion, die auf dem
geschätzten Fehlersignal e[n] an dem definierten Ort basiert. Die Adaption der Kontrollsignalteilfilters
kann beispielsweise mittels des feedforward Filtered-Reference Least-Mean-Square (FxLMS)-Algorithmus
erfolgen. Dieser versucht eine quadratische Fehlerfunktion schrittweise, iterativ
durch gezielte Adaption der Filterparameter mittels eines Gradientenverfahrens zu
verringern.
[0042] Die Einrichtung zur Schätzung eines Fehlersignals für den definierten Ort weist Übertragungsfilter
auf, welche die Übertragung des zumindest einen Kontrollsignals von dem zumindest
einen akustischen Ausgabemittel an die Orte des zumindest einen akustischen Eingabemittels
und die Übertragung des zumindest einen Kontrollsignals von dem zumindest einen akustischen
Ausgabemittel an den definierten Ort modellieren. Mindestens ein Übertragungsfilter
ist durch mehrere parallel angeordnete Übertragungsteilfilter realisiert und zumindest
ein Übertragungsteilfilter filtert einen zeitlich verschobenen Block des zumindest
einen Kontrollsignals.
[0043] Auch ein entsprechendes Verfahren zur Unterdrückung von Geräuschen ist offenbart,
das die folgenden Schritte aufweist: Erfassen von zumindest einem mit den Geräuschen
korrelierten Referenzsignal x[n]; Erfassen von zumindest einem akustischen Fehlersignal
m[n] an einer oder mehreren Erfassungspositionen in der Nähe des definierten Orts;
Generieren von zumindest einem Kontrollsignal u[n] zur Erzeugung von Schallsignalen
zur Unterdrückung der Geräusche, basierend auf dem zumindest einem Referenzsignal
x[n] und dem zumindest einem akustischen Fehlersignal m[n] und mittels zumindest einem
adaptiven Kontrollsignalfilter, wobei mindestens ein Kontrollsignalfilter durch mehrere
parallel angeordnete Kontrollsignalteilfilter realisiert ist, die jeweils getrennt
voneinander im Frequenzbereich adaptiert werden; Schätzen eines Fehlersignals e[n]
an dem definierten Ort anhand des zumindest einen akustischen Fehlersignals m[n];
Adaptieren der Kontrollsignalteilfilter mittels eines Verfahrens zur Reduzierung einer
Fehlerfunktion, die auf dem geschätzten Fehlersignal e[n] an dem definierten Ort basiert;
und Ausgeben von einem oder mehreren Schallsignalen an einer oder mehreren Ausgabepositionen
in der Nähe des definierten Orts zur Unterdrückung der Geräusche.
[0044] Die Schätzung eines Fehlersignals für den definierten Ort erfolgt anhand von Übertragungsfiltern,
welche die Übertragung des zumindest einen Kontrollsignals von der zumindest einen
Ausgabeposition an die zumindest eine Erfassungsposition und die Übertragung des zumindest
einen Kontrollsignals von der zumindest einen Ausgabeposition an den definierten Ort
modellieren. Mindestens ein Übertragungsfilter ist durch mehrere parallel angeordnete
Übertragungsteilfilter realisiert und zumindest ein Übertragungsteilfilter filtert
einen zeitlich verschobenen Block des zumindest einen Kontrollsignals.
[0045] Die Vorrichtung und das Verfahren nach dem zweiten allgemeinen Aspekt der Erfindung
können beliebig mit den Merkmalen des ersten Aspekts kombiniert werden. So können
die oben optional dargestellten Ausgestaltungen und Elemente von Ausführungsbeispielen
des ersten Aspekts auf den zweiten Aspekt übernommen werden.
[0046] Allgemein können die oben beschriebenen Merkmale in vielfacher Weise miteinander
kombiniert werden, auch wenn eine solche Kombination nicht ausdrücklich erwähnt ist.
Insbesondere können für ein Verfahren beschriebene Merkmale auch für eine entsprechende
Vorrichtung herangezogen werden und umgekehrt.
[0047] Im Weiteren werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der schematischen Zeichnung
näher beschrieben. Dabei zeigen:
Fig. 1 schematisch ein Ausführungsbeispiel für ein Gesamtsystem zur Reduzierung von
ungewünschten Geräuschen an bestimmten Orten;
Fig. 2 schematisch die wesentlichen Pfade und die Verarbeitung der Signale des Geräuschreduzierungssystems;
Fig. 3 schematisch ein Ausführungsbeispiel des Dual-MISO Ansatzes im Zeitbereich;
Fig. 4 schematisch die Zerlegung eines Filters in mehrere Teilfilter (Partitionen)
für die partitioned-block und overlap-save Verarbeitung;
Fig. 5 schematisch 2 mögliche Blockschaltbilder zur Realisierung eines partitioned-block
Filters;
Fig. 6 schematisch das overlap-save Verfahren für einen einzelnen Block an Eingangsdaten;
Fig. 7 schematisch ein mögliches Blockschaltbild für den partitioned-block MISO FxLMS-Algorithmus
für einen Kanal;
Fig. 8 schematisch das Prinzip der RMT;
Fig. 9 schematisch ein Ausführungsbeispiel für eine verzögerte-RMT in Verbindung mit
einem FxLMS-Algorithmus; und
Fig. 10 ein Verfahren zur Unterdrückung von Geräuschen gemäß einem Ausführungsbeispiel.
[0048] Die nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispiele sind nicht limitierend und rein
illustrativ zu verstehen. Zur Veranschaulichung können sie zusätzliche Elemente aufweisen,
die für die Erfindung nicht wesentlich sind. Der Schutzbereich soll sich allein durch
die beigefügten Ansprüche bestimmen.
[0049] Die folgenden Ausführungsbeispiele ermöglichen eine Reduktion von ungewünschten Geräuschen
für Fahrzeuginsassen an bestimmten Sitzpositionen.
[0050] Fig.1 stellt schematisch ein Ausführungsbeispiel für ein Gesamtsystem 1 zur Reduzierung
von ungewünschten Geräuschen an bestimmten Orten, wie den Sitzplätzen eines Fahrzeugs,
dar. Im Gegensatz zu vielen bekannten Anwendungen zur Geräuschreduzierung, die Kopfhörer
zur Ausgabe des Antischalls verwenden, werden hier Lautsprecher verwendet, die nicht
am Ohr des Benutzers anliegen, sondern in einer gewissen Entfernung von diesem an
einem geeigneten Ort, z.B. einer Kopfstütze eines Sitzes, angebracht sind. Dies führt
dazu, dass auch die Kreuzpfade der Übertragungsstrecke zwischen Lautsprechern und
Ohren wirksam sein können und unter Umständen eine hohe Positionsabhängigkeit der
Hörposition besteht. Auch kann das Störsignal nicht direkt an der Hörposition aufgezeichnet
werden, es muss aus Mikrofonen in bestmöglicher Nähe abgeleitet werden.
[0051] Das vorliegende Dokument adressiert ein aktives, sitzplatzorientiertes Geräuschreduzierungssystem
(ANC-System) für ein Fahrzeug für die Personenbeförderung. Das Ausführungsbeispiel
für ein Gesamtsystem kann aufweisen: eine aktive Nackenstütze pro Sitzplatz mit mehreren,
vorzugsweise optimiert angeordneten und ausgerichteten Lautsprechern 7, die ggf. eine
spezifische Ausführungsform wie z.B. Gradienten-Lautsprecher aufweisen, ein oder mehrere
Mikrofone 8 zur Erfassung der Störgeräusche in den Nackenstützen (und/oder im Fahrzeuginnenraum),
eine zonale Steuereinheit 3 pro Sitzplatz zur Erzeugung des Antischallsignals, eine
Einheit 4 pro Sitzplatz zur Erfassung der Position und Orientierung des Kopfes, mehrere
Referenzsensoren 6 (z.B. Beschleunigeraufnehmer) an Fahrwerk und/oder Motor zur Ableitung
des Störsignals, ein zentrales Steuermodul 5 zur Koordinierung der Einzelsysteme,
zur Verarbeitung der Signale der Referenzsensoren, zur Erfassung von Zusatzinformationen
durch Vernetzung mit einem Fahrzeug-Datenbus oder weiterer Sensorik und einen lokalen
Datenbus 9 zur Vernetzung aller Steuereinheiten. Fig. 1 illustriert den schematischen
Aufbau des Gesamtsystems und der lokalen Einheiten 2, die jeweils einem Sitzplatz
zugeordnet sind.
[0052] Ziel des Geräuschreduzierungssystems ist ein verbessertes, sitzplatzorientiertes
ANC-System für Personenfahrzeuge vorzusehen. Dabei wird das Gesamtsystem als ein adaptives
feedforward-System ausgeführt. Hierfür werden Signale mehrerer an Fahrwerk und Motor
platzierten Referenzsensoren 6 mittels eines oder mehrerer (digitaler) Filter gefiltert,
um ein Steuersignal zur Geräuschreduktion zu erzeugen. Diese Filter werden über das
Referenzsignal und das Fehlersignal adaptiv nachgeführt. Unter einem Filter ist im
Weiteren ein oder mehrere Filter für verschiedene Referenzsignale und zur Erzeugung
der Kontrollsignale für die Lautsprecher zu verstehen. Die Filter, deren Adaption
sowie die weiteren im Folgenden beschriebenen Signalverarbeitungen können mittels
eines digitalen Prozessors, beispielsweise einem digitalen Signalprozessor (DSP) durchgeführt
werden. Hierzu kann die zonale Steuereinheit 3 und/oder das zentrale Steuermodul 5
einen oder mehrere Prozessoren sowie einen Speicher und Ein-/Ausgabeelemente aufweisen.
Für die parallele Verarbeitung der Signale, wie sie durch die vorliegende Offenbarung
ermöglicht wird, können mehrere Prozessoren oder ein Prozessor mit mehreren Prozessorkernen
vorgesehen sein.
[0053] Fig. 2 stellt schematisch die wesentlichen Pfade und die Verarbeitung der elektrischen
(bzw. digitalen) und akustischen Signale eines Ausführungsbeispiels für das Geräuschreduzierungssystem
dar. Mit dem Vektor
x[n] werden die Referenzsignale der Sensoren 6 für den Abtastzeitpunkt n bezeichnet. Der
Vektor
u[n] gibt die Kontrollsignale zur Geräuschreduktion für die Lautsprecher 7 an. Unter
r[n] sind gefilterte Referenzsignale für die Adaption des (oder der) Kontrollfilter w
(Referenzzeichen 10) zu verstehen. Mit
de[n] wird das Störsignal an der Hörposition (Ohr des Benutzers) und mit
dm[n] das Störsignal an der Mikrofonposition (z.B. an einer Nackenstütze) bezeichnet. Die
Signale der Mikrofone 8 werden mit dem Vektor
m[n] angegeben. Schließlich bezeichnet
e[n] die Fehlersignale an der Hörposition, wie sie sich aus der Summe der Wirkung der
Kontrollsignale an der Hörposition (mittels der Übertragungsstrecke g
e bzw. G
e) und dem Störsignal
de[n] ergeben. Mit g
m bzw. G
m wird die Übertragungsstrecke zwischen Lautsprechern 7 und den Mikrofonen 8 bezeichnet.
Die Symbole p
e und p
m stehen für die unbekannten Übertragungsstrecken von den Störgeräuscherzeugern 13
(wie Motor, Reifen, Wind) zu dem Hörort bzw. den Mikrofonen. Geschätzte Größen sind
mit einem ^-Symbol gekennzeichnet, so zum Beispiel
ĝe für die geschätzte Übertragungsstrecke zwischen Lautsprecher und Hörort und
ê[
n] für die geschätzten Fehlersignale. Weiter gezeigt ist ein (oder mehrere) Referenzsignalfilter
11 zur Erzeugung der gefilterten Referenzsignale
r[n] aus den Referenzsignalen
x[n] mittels eines digitalen Filters, das die geschätzte Übertragungsstrecke
ĝe zwischen Lautsprecher und Hörort nachbildet. Schließlich ist mit 12 die Remote Microphone
Technique (RMT) bezeichnet, die das geschätzte Fehlersignal
ê[
n] am Hörort aus den Mikrofonsignalen
m[n] und den Kontrollsignalen
u[n] bestimmt. Hierzu werden die geschätzten Übertragungstrecken
ĝe und
ĝm, sowie eine geschätzte Übertragungsstrecke
ôopt zwischen den Positionen der Mikrofone und dem Hörort verwendet. Für die Adaption
der Kontrollfilter 10 ist eine Adaptionseinrichtung 18 vorgesehen, die unter anderem
eine Adaptierungsschrittweite µ verwendet.
[0054] Das Gesamtsystem lässt sich grundsätzlich in zwei Teilbereiche gliedern: (i) die
adaptive Anpassung des Filters oder der Filter zur Störschallreduktion und (ii) die
Schätzung des Fehlersignals an der Hörposition. Zunächst wird das Prinzip eines partitioned-block
MIMO/MISO ANC-Systems erläutert.
[0055] Ein Aspekt der vorliegenden Erfindung adressiert die adaptive Anpassung der Filter
10 zur Störschallreduktion. Diese Filter können grundsätzlich sowohl im Zeitbereich
als auch im Frequenzbereich mittels partitioned-block-Verarbeitung umgesetzt werden.
Hierbei wird berücksichtigt, dass zum Abtastzeitpunkt
n mehrere Referenzsignale
x[
n] = [
x0[
n]
x1[
n], ...,
xNx-1[
n]]
T, mehrere Lautsprecher 7 in den Nackenstützen bzw. im Raum in der Nähe der Hörposition
mit deren Signalen u[n] = [
u0[
n],
u1[
n], ...,
uNU-1[
n]]
T und mehrere Fehlersignale
e[
n] =
[e0[n], e1[n], ...,
eNe-1[
n]]
T an den Positionen, wo der Geräuschpegel reduziert werden soll, verarbeitet werden
müssen.
[0056] Die Referenzsignale
x[
n] werden von (Beschleunigungs-)Sensoren 6 am Fahrzeug aufgezeichnet. Die benötigte
Anzahl und Lage ist vom Fahrzeugmodell und der zur Verfügung stehenden Rechenleistung
und Datenbusbreite abhängig und kann nicht generisch festgelegt werden. Zum effizienten
Aufspüren geeigneter Positionen können sich unter Anderem Instrumente wie die multiple
Kohärenz oder iterative Optimierungs-/Suchalgorithmen eignen. Diese Referenzsignale
werden von einem Kontrollfilter
w 10 verarbeitet, um die Signale für die einzelnen Lautsprecher 7 zu erhalten. In der
Regel ist dieser als Transversalfilter (bzw. FIR-Filter) ausgeführt. Insgesamt wird
für eine MIMO-Implementierung ein Set aus
NU ×
NX Kontrollfiltern 10 mit je
NW Filterkoeffizienten benötigt. Grundsätzlich können die Anzahl der Filterkoeffizienten
für die einzelnen Kontrollfilter unterschiedlich sein. Der
i-te Koeffizient des Filters für das
k-te Referenzsignal und den
m-ten Lautsprecher kann als
wm,k,i definiert werden. Das Kontrollsignal für den
m-ten Lautsprecher 7 ergibt sich somit als

[0057] Für die Adaptierung werden s.g. gefilterte Referenzsignale benötigt. Diese werden
durch die Filterung der Referenzsignale x[n] mittels der Referenzsignalfilter 11 mit
den gemessenen bzw. geschätzten Übertragungsstrecken
Ĝe(
z) zwischen allen Lautsprechern und allen betrachteten Hörpositionen generiert. Modelliert
als FIR-Filter mit
Nge Taps kann der
j-te Koeffizient zwischen dem
m-ten Lautsprecher und der Position des
l-ten Fehlersignals als
ĝe,l,m,j (Hörort
l) notiert werden, der^-Operator deutet dabei auf eine Schätzung der Übertragungsstrecke
hin. Alle
Nx Referenzsignale werden nun mit allen
NE ×
NU Übertragungsstrecken gefiltert, für das
k-te Referenzsignal, den m-ten Lautsprecher und die
l-te Fehlerposition entspricht dies

[0058] Die Adaptierung der Kontrollfilter 10 erfolgt üblicherweise mittels des adaptiven
feedforward Filtered-Reference Least-Mean-Square (FxLMS)-Algorithmus. Der Begriff
"feedforward" bezieht sich darauf, dass die Referenzsignale dem Störsignal an der
Hörposition vorauseilen, was Zeit zur Filterung der Signale mit sich bringt. Bei konventionellen
adaptiven Least-Mean-Square (LMS)-Filtern wird der Ausgang des Filters direkt mit
den Störsignalen addiert. Bei einer ANC-Anwendung wird jedoch der Ausgang des Filters
mit dem nicht-idealen Verhalten der Lautsprecher und der akustischen Übertragungsstrecke
zur Hörposition beaufschlagt. Dadurch würde ein gewöhnlicher LMS-Filter in den meisten
Fällen nicht konvergieren. Beim FxLMS-Ansatz wird jedoch das Prinzip der Superposition
linearer und zeitinvarianter Systeme genutzt und das Referenzsignal für die Adaptierung
genau mit dieser Übertragungsstrecke, bzw. einer Schätzung/Modellierung davon, gefiltert.
Die Adaptierung wird im Zeitbereich in einer Weise vorgenommen, als die Filterkoeffizienten
so verändert werden, dass der quadratische Fehler an der Hörposition verringert wird.
Dies erfolgt in der Adaptionseinrichtung 18 mit

wobei
µ eine Adaptierungsschrittweite und
ρ E [0; 1) einen so genannten "Leakage"-Koeffizienten darstellt, der Instabilität und
übergroße Filterkoeffizienten über längere Adaptierungsdauer verhindern kann. Mit
dem Sonderfall
ρ = 0 kann ein gewöhnlicher FxLMS-Algorithmus ohne "Leakage" beschrieben werden.
[0059] Um eine möglichst optimale Adaptierung zu gewährleisten, kann der Algorithmus als
normalisierter FxLMS (NFxLMS) ausgeführt werden. Dabei wird die Adaptierungsschrittweite
mit der geschätzten (momentanen oder rekursiv gefilterten) Signalenergie der gefilterten
Referenzsignale normiert.
[0060] Im Weiteren wird auf eine Sonderform des MIMO-Ansatzes eingegangen. In der Regel
kann eine Anzahl von zwei Hörpositionen bzw. Fehlersignalen angenommen werden - nämlich
der Schall an den beiden Ohren einer Person. Wenn nun genau zwei Lautsprecher zur
aktiven Geräuschreduktion verwendet werden, deren Kreuzpfade zu den Ohren vernachlässigbar
sind (d.h. wenn sie eine Ausrichtung und Bauform aufweisen, so dass z.B. nur der Pfad
von linkem Lautsprecher zu linkem Ohr relevant und der Pfad von linkem Lautsprecher
zu rechtem Ohr vernachlässigbar ist), können zwei parallele MISO-Systeme für ANC verwendet
werden. Beide Systeme haben dieselben Referenzsignale am Eingang, generieren jeweils
aber nur das Ausgangssignal für einen Lautsprecher.
[0061] Jedes der beiden Kontrollfilter
w0 und
w1 ist dabei für einen Hauptpfad (linker Lautsprecher zu linkem Ohr, rechter Lautsprecher
zu rechtem Ohr) verantwortlich und generiert ein Kontrollsignal
u0[
n] bzw.
u1[
n], das vom entsprechenden Lautsprecher wiedergegeben wird. Die korrespondierenden
NW Filterkoeffizienten im Zeitbereich entsprechen damit z.B. für den k-ten Eingang (Referenzsignal)
und den 0-ten Ausgang
w0,k = [
w0,k,0,
w0,k,1, ... ,
w0,k,NW-1]
T. Wie bereits erwähnt, sind für jeden Hauptpfad (0 bzw. 1)
Nx Filter vorgesehen, die jeweils ein Referenzsignal für diesen Pfad verarbeiten. Die
Berechnung erfolgt ident zum bereits besprochenen MIMO-Fall.
[0062] Für die Dual-MISO-Ausführung werden die Kreuzpfade (rechter Lausprecher zum linken
Ohr und linker LS zu rechtem Ohr) nicht gesondert für die Adaptierung vom Algorithmus
berücksichtigt, da in der üblichen Ruheposition des Kopfes ausreichend Dämpfung im
Vergleich zu den Hauptpfaden gegeben ist und diese somit vernachlässigt werden können.
Es muss, im Vergleich zum MIMO-Ansatz, eine deutlich geringere Anzahl an 2 •
Nx gefilterten Referenzsignalen berechnet werden. Mit dem Kanalindex
l = [0; 1] E N
+ für die Strecke von Lautsprecher 0 zu dem Ort des Fehlersignals 0 bzw. Lautsprecher
1 zu Ort des Fehlersignals 1 ergeben sich die gefilterten Referenzsignale zu

[0063] Dabei entspricht
ĝe,l,l den Übertragungsstrecken von linkem Lautsprecher zu linkem Ohr, bzw. rechtem Lautsprecher
zu rechtem Ohr. Die Adaptierung der Filterkoeffizienten im Zeitbereich in den Adaptionseinrichtungen
18-0 und 18-1 für die beiden Hauptpfade erfolgt nun mit

die geänderte Indizierung ergibt sich aus dem Umstand, dass für die Dual-MISO Implementierung
m =
l gilt. Im Vergleich zum vollwertigen MIMO-Ansatz verringert sich der Rechen- und Speicherbedarf
somit deutlich. Ein Blockschaltbild für ein Ausführungsbeispiel des Dual-MISO Ansatzes
im Zeitbereich ist in Fig. 3 dargestellt, wobei die gefilterten Referenzsignale als
Vektor
rl[[
n] = [
rl,0[
n]
, rl,1[
n], ...,
rl,Nx-1]
T abgebildet sind. Akustische Pfade sind strichliert gekennzeichnet.
[0064] Bei dem Dual-MISO-Ansatz als Sonderfall des MIMO-Ansatzes erfolgt die Adaption des
Kontrollfilters
w0 10-0 nur anhand des vom Referenzsignalfilter 11-0 erzeugten gefilterten Referenzsignals
ro (unter Berücksichtigung der geschätzten Übertragungsfunktion
ĝe,0,0 zwischen Lautsprecher 0 und Hörort 0) und des Fehlersignals
e0 am Hörort 0. Analoges gilt für Kontrollfilter
w1 10-1. In Fig. 3 sind zusätzlich (die für den Dual-MISO Ansatz nicht berücksichtigten)
akustischen Übertragungsstrecken
ge,0,1 und
ge,1,0 für die Kreuzpfade dargestellt. Im Falle des allgemeinen MIMO-Ansatzes müssen die
Kreuzpfade jedoch in der Adaptierung, wie oben dargelegt, berücksichtigt werden, auch
wenn sie keinen nennenswerten Beitrag liefern. Dadurch werden die Konditionierung
und Adaptierungsgeschwindigkeit des ganzen Algorithmus beeinflusst.
[0065] Um den Berechnungsaufwand bei großen Filterlängen zu verringern, kann eine Umsetzung
im Frequenzbereich mittels FFT und overlap-save Verfahren erfolgen. Im Folgenden werden
zur Vereinfachung nur die Formulierungen allgemein für den
l-ten Ausgangskanal bzw. Lautsprecher gegeben.
[0066] Damit die Latenzen, die durch die Verarbeitung im Frequenzbereich entstehen, reduziert
und in einen echtzeitfähigen Bereich verringert werden, werden die adaptiven Filter
in
NP kürzere Teilfilter, s.g. Partitionen, zerlegt. Das System basiert hierbei auf einer
Blockverarbeitung, die Blocklänge
L in Abtastwerten (Samples) ergibt sich aus der Systemkonfiguration und bestimmt maßgeblich
die Latenz. Der aktuelle Block des Eingangssignales im Zeitbereich wird mit dem vorherigen
Block zusammengehängt und mit einer
C = 2
L-Punkt DFT bzw. FFT in den Frequenzbereich transformiert. Für den
b-ten Signalblock und das
k-te Referenzsignal ergibt sich das zu
Xk,b =
FFT {[x[bL - 2L], x[
bL - 2
L + 1],
... , x[
bL - 1]]
T}, wobei der Zusammenhang zum bisherigen Zeitindex mit
n =
bL besteht. In dieser Schreibweise sind alle (diskreten) Frequenzkoeffizienten bzw.
Frequenzbins für einen Eingangskanal bzw. Referenzsignal
k und Signalblock
b zu
Xk,b zusammengefasst, hingegen verweist
Xb [
κ] = [
X0,b [κ]
,X1,b [κ]
, ... ,
XNx-1,b [κ]]
T auf alle transformierten Referenzsignale für einen einzelnen Frequenzbin
κ. Im Folgenden sollen Symbole in Großbuchstaben auf den Frequenzbereich hinweisen.
[0067] Die partitionierten Kontrollfilter im Frequenzbereich entsprechen einer Zerlegung
im Zeitbereich zu je
L Taps Länge, zero-gepadded um ebenfalls die Länge
L (d.h. um
L Nullen ergänzt) und in den Frequenzbereich transformiert. Dies ist in Fig. 4 für
ein Referenzsignal schematisch dargestellt. Die Figur zeigt die Zerlegung eines Filters
w
l der Länge N
w in N
p Teilfilter (Partitionen) w
l,0 bis w
l,Np-1 für die partitioned-block und overlap-save Verarbeitung. Jeweils L=N
w/N
p der N
w Filterkoeffizienten des gesamten Filters im Zeitbereich werden der Reihe nach den
Teilfiltern zugeordnet. Man erkennt auch die Ergänzung der Filterkoeffizienten im
Zeitbereich durch das Anhängen von L Nullen, so dass jedes Teilfilter 2·L Filterkoeffizienten
aufweist. Weiter ersichtlich ist der Zusammenhang mittels der Fouriertransformation
zwischen den Filterkoeffizienten im Zeitbereich und den Filterspektren W
l,p.
[0068] Im Allgemeinen entspricht dies für den
p-ten Teilfilter, für das
k-te Referenzsignal und den
l-ten Ausgangskanal

, bzw. für einen Frequenzbin
κ und alle Eingangskanäle
Wl,p[
κ] = [
Wl,0,p [
κ]
,Wl,1,p [
κ]
, ... ,
Wl,Nx-1,p[
κ]]
T . Die gepufferten Referenzsignalblöcke der vorherigen Blöcke werden nun im Frequenzbereich
mit der entsprechenden Partition bin-weise multipliziert zu

[0069] Das Kontrollsignal für Block b und einen Frequenzbin κ wird aus der Summe der Teilsignale
der einzelnen Partitionen für den Frequenzbin κ gebildet, wobei die Teilsignale durch
das Skalarprodukt der Vektoren der Spektren der Referenzsignale und des entsprechenden
Teilfilters gebildet werden. Die Berechnung des Spektrums für das Fehlersignal erfolgt
im Frequenzbereich getrennt für jeden Frequenzbin. Die Berechnung erfolgt separat
für die einzelnen Partitionen des Kontrollfilters und diese Teilergebnisse werden
anschließend für alle Partitionen addiert. Hierbei werden zeitlich verschobene Werte
für die Spektren der Referenzsignale
Xk,b-p herangezogen. Die zeitliche Verschiebung
b-p entspricht dabei der laufenden Nummer der Partition
p. Diese Berechnung kann auf DSPs mit mehreren Kernen parallel erfolgen, was eine deutliche
Effizienzsteigerung bringen kann.
[0070] Fig. 5 stellt den partitioned-block-Ansatz schematisch dar und zeigt 2 mögliche Blockschaltbilder
eines partitioned-block Filters im Frequenzbereich. Dabei entspricht
z-L einer Verzögerung um
L Abtastwerte bzw. einem Signalblock. Das Kontrollfilter 10 ist ein einzelne parallel
angeordnete Teilfilter 10' aufgeteilt. Das Filter 10 kann sowohl mit vorgeschalteter
Verzögerung (pre-delay) (Verzögerungsglieder 14 bei den Eingangsdaten) als auch mit
nachgeschalteter Verzögerung (post-delay) (Verzögerungsglieder 14 bei den Teilfilter-Ausgängen;
rechts im Bild) implementiert werden, das Ergebnis ist, bei Vernachlässigung von Rundungsfehlern,
ident. Bei der Verwendung des "predelays" werden die Fourier-transformierten Blöcke
für ein Referenzsignal X
b für jede Partitionsstufe um
L Abtastwerte, bzw. einen Signalblock, verzögert und mit dem entsprechenden Teilfilter
für den Ausgangskanal / verarbeitet (multipliziert wie oben angegeben). Es ist anzumerken,
dass die Verzögerungen durch einfaches Puffern der Werte der vorherigen Blöcke ausgeführt
werden können, da bei einer Blocklänge von L im Prinzip alle transformierten Blöcke
um 50% überlappen. Es muss deshalb immer nur der aktuellste Eingangsblock transformiert
werden und transformierte Blöcke von vorherigen Zeitpunkten werden gepuffert.
[0071] Anschließend werden die Teilergebnisse der einzelnen Teilfilter im Frequenzbereich
addiert, um das Spektrum
Ũl,b des Kontrollsignals für diesen Ausgangskanal
l und den Block b zu erhalten. Bei einer Verarbeitung mittels post-delay werden die
Teilfilter 10' auf die unverzögerten Referenzsignalspektren angewendet. Anschließend
erfolgt die Verzögerung der Teilergebnisse der Teilfilter auf der Filterausgangsseite
und vor der Addition. Mathematisch sind beide Realisierungsmöglichkeiten gleichwertig
und das Spektrum des Kontrollsignals wird durch die oben zuletzt genannte Formel berechnet.
[0072] Die oben angeführte Operation zur Berechnung der Kontrollsignale im Frequenzbereich
entspricht nach Rücktransformation in den Zeitbereich einer zyklischen Faltung, keiner
bevorzugten linearen Faltung. Signalanteile des Ergebnisses, die über die Blockgröße
hinausgehen, schieben sich dadurch wieder an den Anfang des Blocks und überlagern
sich mit den eigentlich gewünschten Nutzdaten.
[0073] Diese Signalteile mit zyklischen Anteilen am Ergebnis sind in der Regel ungültig
und stimmen nicht mit der linearen Faltung überein. Durch den overlap-save Algorithmus
kann jedoch ein verwertbares Ergebnis berechnet werden. Dabei werden 2 Blöcke des
Eingangssignals (also 2L Abtastwerte) in den Frequenzbereich transformiert. Der erste
Teil eines Filters hat im Zeitbereich eine Länge von L Koeffizienten. Vor einer Transformation
in den Frequenzbereich werden L Nullen hinten angefügt (zero-padding). Dadurch kann
ein Teil des Filterergebnisses frei von zyklischen Artefakten gehalten werden. Das
Kontrollsignal wird nun durch elementweise Multiplikation im Frequenzbereich berechnet.
Das verwertbare Zeitbereichssignal ist nun in den L letzten Samples des invers-transformierten
Blocks [
u0 [
bL]
,u0[
bL + 1], ... ,
u0[
bL +
L]]
T =
Py *
IFFT{
Ũ0,b} enthalten, wobei mit der Matrix
Py = [
0L×(C-L) IL×L] nur kausale Anteile ohne zyklische Artefakte übernommen werden. Dabei entspricht
0 einer Matrix aus Nullen und
I der Einheitsmatrix mit den angegebenen Dimensionen. Dieser Vorgang ist in Fig. 6
für einen einzelnen Signalblock der Eingangsdaten schematisch dargestellt. Man erkennt
zwei Blöcke x
b-1 und x
b der Eingangs-(Referenz)daten mit ihrer jeweiligen Länge
L. Wie bereits erwähnt, verwendet die FFT die Transformationslänge
C = 2 L. Diese Eingangsdaten werden in den partitionierten Filtern zyklisch gefaltet. Wie
bereits in Fig. 4 gezeigt, werden die Filterkoeffizienten im Zeitbereich an deren
Ende bis zur Länge C mit L Nullen ergänzt. Das Ergebnis der zyklischen Faltung ist
ein Block u
b für das Kontrollsignal der Länge C, wobei sich die gültigen Signaldaten in der zweiten
Blockhälfte der Länge L befinden, während in der ersten Blockhälfte zyklische Anteile
auftreten, die ignoriert werden können. Auf diese Weise erhält man für den Block x
b der Länge
L ein Kontrollsignal u
b der gleichen Länge.
[0074] Die Adaptierung der Kontrollfilter erfolgt analog dazu im Frequenzbereich. Die gefilterten
Referenzsignale können ebenfalls mittels partitioned-block-Ansatz bestimmt werden.
Dafür muss das Filter
Ĝe,l,l ebenso, wie oben beschrieben, zuerst in Teilfilter zerlegt werden. Somit werden die
gefilterten Referenzsignale mit

berechnet, wobei
NPGe, eine von
Np abweichende Zahl an Partitionen sein kann. Die Partitionslänge
L ist jedoch ident.
[0075] Das Kontrollfilter kann nun direkt mit dem soeben berechneten Ergebnis der gefilterten
Referenzsignale im Frequenzbereich mittels "unconstrained"-Ansatz adaptiert werden,
d.h. ohne Berücksichtigung von Randbedingungen. Dabei werden zyklische Anteile im
Spektrum der gefilterten Referenzsignale nicht entfernt, was zu einem gewissen "Verrauschen"
der Ergebnisse führt, das aber durchaus akzeptabel sein kann. Für bessere Adaptierung
ohne zyklische Effekte kann auch einen "constrained"-Ansatz zur Berücksichtigung von
Randbedingungen verwendet werden, bei dem das resultierende Spektrum der gefilterten
Referenzsignale in den Zeitbereich transformiert, nur die letzten
L gültigen Samples verwendet (vgl. Erläuterungen zu Fig. 6), mit dem vorherigen Bock
zusammengehängt, und wieder in den Frequenzbereich zurücktransformiert wird. Für den
k-ten Eingangskanal ergibt sich dies zu

[0076] Für die Adaptierung selbst werden die Fehlersignale mit Null-Auffüllung (zero-padding)
vor den Samples (d.h. dem Einfügen von L Nullen am Anfang eines Blocks von Fehlersignalen)
als

in den Frequenzbereich transformiert. Durch das Nullsetzen der ersten L Werte eines
Blocks von Fehlersignalen und der Verwendung der konjugiert-komplexen gefilterten
Referenzsignale wird für die Adaption eine Kreuz-Korrelation zwischen den gefilterten
Referenzsignalen und dem Fehlersignal gebildet. Die Adaptierung der Kontrollfilter
ergibt sich somit zu

wobei (·)* die konjugiert-komplexe Realisation darstellt. Die Adaption des Spektrums
einer Partition
p des Kontrollfilters erfolgt im Frequenzbereich getrennt für jeden Frequenzbin in
dem ein Anteil (µ) eines durch die Multiplikation zwischen einer spektralen Repräsentation
der gefilterten Referenzsignale und einer spektralen Repräsentation der Fehlersignale
bestimmten Korrekturterms angewendet (abgezogen) wird, wobei die spektrale Repräsentation
der gefilterten Referenzsignale für einen zeitlich vorherigen Block und die spektrale
Repräsentation der Fehlersignale des aktuellen Blocks
b herangezogen wird. Die zeitliche Verschiebung
b-p für die spektrale Repräsentation der Fehlersignale entspricht dabei der laufenden
Nummer der Partition
p. Auf diese Weise kann eine sehr effiziente Adaptierung der Kontrollfilter erfolgen.
[0077] In der Regel ist es sinnvoll bei einer Adaptierung im Frequenzbereich auf die Kausalität
der Filterkoeffizienten zu achten. Das bedeutet, dass die "zero-padded"-(d.h. mit
Null aufgefüllten) Anteile der Filterkoeffizienten (siehe Fig. 4 und 6) mit der Zeit
von Null "wegdriften". Dies kann korrigiert werden, damit der overlap-save-Algorithmus
valide Ausgangsdaten liefert. Dazu werden die Filter in den Zeitbereich transformiert,
alle "zero-padded"- Anteile wieder auf null gesetzt und wieder rücktransformiert mit

wobei ⊙ einer elementweisen (Hadamard-)Multiplikation von Vektoren oder Matrizen
entspricht. Dies muss nicht während jedes Berechnungsblocks und/oder für alle Partitionen
erfolgen, sondern kann auch sequenziell vorgenommen werden, z.B. eine Partition pro
Berechnungsblock im "Round-Robin Scheduling". Alternativ dazu kann während der Adaptierung
nur der kausale Anteil der Änderung

verwendet werden.
[0078] Analog zur Zeitbereichs-Berechnung kann hier ebenso ein normalisierter Adaptierungskoeffizient
gewählt werden, wobei die Signalenergie im Frequenzbereich geschätzt werden kann.
[0079] Fig. 7 zeigt ein mögliches Blockschaltbild für den partitioned-block MISO FxLMS-Algorithmus
für einen Kanal. Das Blockschaltbild ist für einen Ausgangskanal / des partitioned-block
FxLMS Algorithmus mit "pre-delay" Implementierung und "unconstrained" gefilterten
Referenzsignalen. Für eine bessere Übersicht wurde der Adaptierungspfad strichliert
ausgeführt.
[0080] Die Figur zeigt schematisch die Verarbeitung der Referenzeingangssignale
x[n] mittels einer blockweisen C-Punkt FFT (oder DFT) in einerTransformationseinheit 15,
die Filterung des transformierten Eingangssignals X
b für den Block b mit einem partitoned-block Filter 10 und die Rücktransformation über
eine inverse FFT in einer Rücktransformationseinheit 16, die auch die letzten
L Werte des rücktransformierten Kontrollsignals
ũl,b für den Ausgangskanal / und Block b als deren Ausgabe auswählt. Das Kontrollsignal
u[n] wird dann an den Lautsprecher 7 geleitet, der den Antischall erzeugt. Die Filterung
des transformierten Eingangssignals X
b mit den Teilfiltern W
l,p 10'erfolgt blockweise im Frequenzbereich, wie im Zusammenhang mit Fig. 5 erläutert.
Das Spektrum X
b des Eingangssignals für Block b wird vom Teilfilter W
l,o gefiltert, das Spektrum des vorherigen Blocks X
b-1 wird von Teilfilter W
l,1 gefiltert usw. Die Verzögerungen um L Abtastwerte werden durch die Verzögerungsblöcke
14 angedeutet. Schließlich werden die Teilergebnisse der einzelnen Teilfilter im Frequenzbereich
addiert, um das Spektrum
Ũl,bdes Kontrollsignals für den Ausgangskanal / und den Block
b zu erhalten.
[0081] Für die Adaption der Teilfilter mittels Adaptionseinrichtung 18 wird das Spektrum
des Eingangssignal für Block b mit dem Spektrum der geschätzten Übertragungsfunktion
G̃el,l zwischen Lautsprecher des Ausgangskanals
l und der zugehörigen Hörposition / in dem Referenzsignalfilter 11 gefiltert, um das
gefilterte Spektrum R
l,b des Referenzsignals zu generieren. Dieses wird zusammen mit dem Spektrum E
l,b des Fehlersignals für den Ausgangskanal / zur Adaption des ersten, unverzögerten
Teilfilters W
l,0 herangezogen, wie oben dargestellt. Der Transformationsblock 17 für das Fehlersignal
e
l[n] führt ebenfalls eine blockweise C-Punkt FFT oder DFT durch, nachdem ein Block
von
L Fehlersignalwerten durch voranstellen von
L Nullen auf eine Größe von C Werten ergänzt wurde. Das gefilterte Spektrum R
l,b-1 des Referenzsignals des vorherigen Blocks b-1 wird zusammen mit dem Spektrum E
l,b des Fehlersignals zur Adaption des ersten verzögerten Teilfilters W
/,1 herangezogen usw. Für einen MIMO-Fall würde die Adaptierung ähnlich erfolgen, abgesehen
von der höheren Anzahl an Kontrollfiltern und Referenzsignalen müssen hier jedoch
auch für alle Kontrollfilter alle Fehlersignale berücksichtigt und entsprechend verarbeitet
werden.
[0082] Zusammengefasst bringt die partitioned-block Verarbeitung eine Reihe an Vorteilen
in der praktischen Umsetzung mit sich, insbesondere für eine Verarbeitung im Frequenzbereich.
Es wird die Verarbeitung von hohen Filterordnungen bei vergleichsweise geringem Ressourcenverbrauch
und geringer Latenz ermöglicht, ebenso ist eine Parallelisierung umsetzbar. Um diese
Vorteile sinnvoll nutzen zu können ist jedoch Hardware mit entsprechend optimierter
DFT-Implementierung und einer Blocklänge von zumindest 64 Abtastwerten vorteilhaft.
[0083] Im Weiteren wird die Umsetzung einer verzögerten (delayed-)RMT für "virtual sensing"
als partitioned-block Filter und Verbindung mit einem partitioned-block FxLMS Filter
erläutert.
[0084] Der zweite Aspekt der Offenbarung betrifft die Kombination der FxLMS-Filterung mit
der Remote Microphone Technique (RMT) im Frequenzbereich als partitioned-block Ansatz.
Die Fehlersignalschätzung mittels RMT erfolgt prinzipiell als MIMO-Ansatz, d.h. dass
anhand von mehreren Mikrofonsignalen mehrere Fehlersignale an den Hörorten geschätzt
werden. Das ANC-System und die FxLMS-Filterung können als MIMO oder dual-MISO ausgeführt
sein. Wenn sowohl FxLMS Algorithmus als auch RMT mit derselben Blockgröße arbeiten,
kann eine effiziente Implementierung mit geringer Latenz erzielt werden. Die Beschreibung
wird zum besseren Verständnis im z-Bereich begonnen, später wird die Definition im
Frequenzbereich gegeben.
[0085] Die RMT wird zur Schätzung des Fehlersignals an der Hörposition eingesetzt. Für einen
performanten ANC-Algorithmus mit breitem abgedecktem Frequenzbereich wird ein möglichst
genaues Fehlersignal an der Hörposition benötigt. Jedoch können meist keine Sensoren
direkt in oder an den Ohren eines Benutzers platziert werden, ohne den Komfort negativ
zu beeinflussen. Stattdessen werden
Nm Monitoring-Mikrofone in der Nähe der Ohren (z.B. an Kopfstützen oder einem Sitz)
platziert. Diese nehmen sowohl die primären Störsignale
dm[
n] = [
dm,0[
n]
, dm,1 [
n], ...,
dm,Nm-1[
n]]
T an den Mikrofonpositionen auf, als auch die wiedergegebene Kontrollsignale
u[
n] = [
u0[
n]
,u1[
n]]
T, beaufschlagt mit der akustischen Übertragungsstrecke

zwischen m-ten Lautsprecher und den beiden Fehler- bzw. Hörpositionen (0,1).
[0086] Somit ergibt sich das Signal an den Mikrofonen als

[0087] Im Umkehrschluss kann, wenn eine gemessene oder geschätzte Übertragungsstrecke
Ĝm(
z) und die Kontrollsignale zusätzlich zu den Mikrofonsignalen bekannt sind, das primäre
Störgeräusch

geschätzt werden.
[0088] Über eine Matrix an s.g. Observation-Filtern
O(z) kann auf das Störsignal an der Hörposition rückgerechnet werden. Diese Filter
können als Übertragungsfunktion zwischen den Monitoring-Mikrofonen und den Hörpositionen
(0,1) interpretiert werden. Somit ist das primäre Störsignal an den Hörpositionen
als

gegeben. Durch Hinzufügen der Kontrollsignale mit der entsprechenden Übertragungsstrecke
zur Hörposition, wird das geschätzte Fehlersignal an den Hörpositionen mit

geschätzt.
[0089] Ein Ausführungsbeispiel für ein Blockschaltbild der RMT 12 für einen Kanal ist schematisch
in Fig. 8 dargestellt. Die Aufgabe der RMT ist es, das Fehlersignal
ê[
n] an der Hörposition anhand der Mikrofonsignale m[n] und der Kontrollsignale u[n]
zu schätzen (siehe auch Fig. 2). Hierzu wird das Kontrollsignal u[n] mit dem Filterblock
21 mit der geschätzten Übertragungsstrecke
Ĝm(
z) und mit dem Filterblock 22 mit der geschätzten Übertragungsstrecke
Ĝe(
z) gefiltert. Filterblock 26 ist im z-Bereich ähnlich dem Block 11 für die geschätzte
Übertragungsstrecke
ĝe in Fig. 2, mit dem dort die gefilterten Referenzsignale r[n] erzeugt werden, wird
hier jedoch auf die Kontrollsignale u[n] angewendet. Der Block 20 stellt die Übertragungsstrecke
Gm(z)zwischen Lautsprecher 7 und Mikrofon 8 dar. Das geschätzte Störsignal
d̂m(
n) am Ort des Mikrofones 8 wird mittels Filterblock 23 mit dem Observation-Filter
O(z) gefiltert, um das geschätzte Störsignal
d̂e(
n) am Hörort zu erzeugen, das schließlich mit der geschätzten Wirkung des Kontrollsignals
addiert wird.
[0090] Für die Berechnung der zwei Fehlersignale an beiden Ohren des Benutzers werden sowohl
beim MIMO- als auch beim MISO-Ansatz möglichst viele bzw. alle Mikrofonsignale herangezogen.
Die Mikrofone müssen also nicht eindeutig einem Ohr zugeordnet und entsprechend platziert
sein. Beim MISO-Verfahren arbeitet jedoch die Adaptierung des Kontrollfilters nur
mit dem geschätzten Fehlersignal für den jeweiligen Kanal. Mit anderen Worten wird
der oder die Kontrollfilter (bzw. die entsprechenden Kontrollteilfilter), der/die
das Kontrollsignal für einen Lautsprecher für einen Hörort (linkes oder rechtes Ohr
des Benutzers) erzeugt/erzeugen basierend auf dem geschätzten Fehlersignal für diesen
Hörort adaptiert. Wie bereits erwähnt, werden jedoch die Kreuzpfade zwischen Lautsprechern
und Hörorten (Ohren) für die Adaption der Kontrollfilter vernachlässigt.
[0091] Für eine effiziente Berechnung im Frequenzbereich bietet sich hier ebenfalls eine
partitioned-block Verarbeitung im Frequenzbereich an. Dabei werden in einem ersten
Schritt die Spektren der Kontrollsignale an der Hörposition für den
b-ten Block

bestimmt.
Ub spricht dabei der
C-Punkt-Transformierten der Kontrollsignale (d.h. wie oben 2 konkatenierte Blöcke mit
Länge
L =
C/2). Die Berechnung des Spektrums für diese Zwischengröße erfolgt im Frequenzbereich
getrennt für jeden Frequenzbin. Wie oben filtert ein Teilfilter
Ĝe,pdas Spektrum eines zeitlich verschobenen (vorherigen) Blocks der Kontrollsignale
Ub-p. Die zeitliche Verschiebung
b-p für die spektrale Repräsentation der Kontrollsignale entspricht dabei der laufenden
Nummer der Partition
p. Auf diese Weise kann eine sehr effiziente Berechnung erfolgen. Selbes gilt auch
für die Spektren der Kontrollsignale an den Mikrofonpositionen

wobei
NPGm der Anzahl der Partitionen von
Ĝm entspricht.
[0092] Auch bei
Ŷe,b und
Ŷm,b können bei Bedarf Randbedingungen ("constrains") berücksichtigt werden, indem sie
in den Zeitbereich transformiert, nur die letzten
L =
C/2 Samples behalten, mit dem Ergebnis des vorherigen Blocks im Zeitbereich konkateniert
und wieder rücktransformiert werden. Auf diese Weise können wieder zyklische Effekte
beseitigt werden.
[0093] Mit diesen berechneten und für mehrere Blöcke gepufferten Zwischenergebnissen kann
nun die Fehlersignalschätzung mittels RMT umgesetzt werden als

wobei das Observation-Filter in
NPO Teilfilter zerlegt und in den Frequenzbereich als
Op transformiert wurde. Ebenso liegen die geblockten und transformierten Mikrofonsignale
M
b vor; diese wurden analog zu
Ub aus zwei aufeinanderfolgenden Eingangsblöcken im Zeitbereich zusammengesetzt vor
einer
C-Punkt FFT. Ähnlich wie oben handelt es sich bei
Op[
κ] und
Mb[
κ] um die entsprechenden Werte für einen einzelnen Frequenzbin
κ. Das Fehlersignal für Block b und einen Frequenzbin
κ wird aus der Summe der Teilfehlersignale der einzelnen Partitionen für den Frequenzbin
gebildet, wobei die Teilfehlersignale durch Matrixmultiplikationen der Spektren der
Kontrollsignale und der Mikrofonsignale mit den Spektren der verschiedenen Übertragungsfunktionen
gebildet werden. Die Berechnung des Spektrums für das Fehlersignal erfolgt im Frequenzbereich
getrennt für jeden Frequenzbin. Wie oben erfolgt die Berechnung separat für die einzelnen
Partitionen O
p des Observation-Filters und diese Teilergebnisse werden anschließend für alle Partitionen
addiert. Hierbei werden zeitlich verschobene Werte für die Spektren der Mikrofonsignale
Mb-p und für die Zwischengröße
Ŷm,b-p herangezogen, die ein Spektrum schätzt, das für die Kontrollsignale nach der Übertragung
an die Orte der Mikrofone repräsentativ ist. Die zeitliche Verschiebung
b-p entspricht dabei der laufenden Nummer der Partition
p. Für einen Teilfehler einer Partition werden dabei Werte für das Spektrum der Fehlersignale
der Mikrofone und Werte für ein Spektrum, das für die Übertragung der Kontrollsignale
an die Orte der Mikrofone repräsentativ ist, für zeitlich verschobene Blöcke der Fehlersignale
beziehungsweise der Kontrollsignale sowie die entsprechende Partition des Observation-Filters
verwendet. Auf diese Weise kann eine sehr effiziente Berechnung erfolgen.
[0094] Zur Berücksichtigung von zusätzlichen Randbedingungen kann
Êb wie die anderen (Zwischen-)Größen in den Zeitbereich transformiert, zyklische Anteile
genullt und wieder rücktransformiert werden.
[0095] Der offensichtliche Vorteil dieses partitioned-block Ansatzes liegt, neben einer
höheren Recheneffizienz, darin, dass
Êb aus der RMT-Schätzung bei entsprechend gleich gewählten Parametern von Abtastrate,
Blocklänge L und DFT-Ordnung C dem Eingangsformat für den FxLMS-Algorithmen entspricht.
Stimmen diese Parameter überein, können insbesondere bei einer "unconstrained"-Schätzung
die Spektren direkt übernommen werden ohne rechenintensive zusätzliche Frequenztransformationen
und Signalpufferung, ebenso entfällt eine zusätzliche, verzögerungsbehaftete Blockung
der Signale, wodurch die Latenz der Verarbeitung verringert werden kann.
[0096] Das Observation-Filter
O(z) kann üblicherweise aus Signalstatistiken im Zeit- als auch im Frequenzbereich bestimmt
werden. Im Folgenden wird auf die Definition im Frequenzbereich eingegangen. Dafür
werden in Messszenarien die primären Störsignale
de[
n] an der Hörposition, beispielsweise mit einem Kunstkopf oder Binaural-Mikrofonen,
und an den Monitoring-Mikrofonen
dm[
n] aufgezeichnet. Nach einer Transformation in den Frequenzbereich können die jeweiligen
Auto- bzw. Kreuz-Leistungsdichtespektren zwischen allen Monitoring-Mikrofonen

bzw. zwischen allen Monitoring-Mikrofonen und den Hörpositionen

geschätzt werden. Dabei ist

der Erwartungswert und (·)
H die Hermitesche einer komplexen Matrix. Über die Einheitsmatrix
I und einer Regularisierung β kann ein optimales Observation-Filter im Frequenzbereich
mit

berechnet werden. Die Regularisierung β >_ 0 wird gegebenenfalls benötigt, um stabile
und gut konditionierte Ergebnisse gewährleisten zu können. Es ist zu beachten, dass
das optimale Observation-Filter sowohl von der Kopfposition als auch vom primären
Störsignal selbst abhängt. Daher können für zufriedenstellende Leistung und für unterschiedliche
Fahrzustände und Kopfpositionen unterschiedliche Filtersätze berechnet und im Betrieb
ausgewählt werden.
[0097] Mit der oben präsentierten Variante der RMT können diejenigen Signalanteile kausal
geschätzt werden, die zuerst die Monitoring-Mikrofone und dann die Hörposition erreichen;
akausale Anteile, die zuerst die Mikrofone erreichen, können nicht geschätzt werden.
Die so genannte verzögerte-RMT trägt diesem Rechnung. Dabei wird nicht versucht auf
den aktuellen gemessenen Signalen die aktuellen Fehlersignale zu bestimmen, sondern
vergangene Fehlersignale mit

dabei soll der Subskript Δ eine um Δ Abtastwerten verzögerte Version eines Signals
bzw. Filters beschreiben. Besonders einfach und ressourcenschonend kann dies umgesetzt
werden, wenn Δ in Samples einem Vielfachen der Blocklänge
L entspricht mit Δ = sL und
s E N
+. Mit dieser Definition lässt sich die partitioned-block Definition zu

umformen. Das Fehlersignal für den vergangenen Block b-s und einen Frequenzbin
κ wird aus der Summe derTeilfehlersignale der einzelnen Partitionen für den Frequenzbin
gebildet, wobei die Verzögerung um Δ = sL am Mikrofon mittels
OΔ,p[
κ] für den Frequenzbin berücksichtigt wird.
OΔ,p[
κ] entspricht dabei dem um Δ Abtastwerten verzögertem Beobachtungsteilfilter für die
p-te Partition. Hierbei wird das verzögerte Teilfilter als eigene Variable definiert,
da die Verzögerung bereits im Filterdesign berücksichtigt wird.
[0098] Das Observation-Filter für die verzögerte-RMT

wird über ein "verzögertes" Kreuz-Leistungsdichtespektrum

berechnet. Dafür werden nur die Signale an der Hörposition vor der Transformation
in den Frequenzbereich um Δ Samples verzögert.
[0099] Bei der verzögerten-RMT ist zusätzlich zu beachten, dass die gefilterten Referenzsignale
für die Adaptierung des FxLMs-Algorithmus ebenfalls um Δ Samples verzögert werden
müssen, um Synchronizität zu den Fehlersignalen zu erreichen. Dies ist ein weiterer
Grund, die Verzögerung als Vielfaches der Blockgröße zu wählen. Alternativ kann die
Verzögerung bei verzögerter-RMT und FxLMS-Algorithmus bereits in die geschätzten Übertragungsstrecken
Ĝehineinberechnet werden. Damit sind auch von
L abweichende Verzögerungen effizient implementierbar.
[0100] Fig. 9 stellt ein Ausführungsbeispiel für einen schematischen Aufbau der verzögerten-RMT
in Verbindung mit einem FxLMS-Algorithmus dar. Zusätzlich zu den aus Fig. 8 bekannten
Filterblöcken 20, 21, 22 sind Verzögerungsglieder 25 vorgesehen, die eine Verzögerung
um Δ Samples darstellen. Die Verzögerungsglieder 25 sind in dem Pfad zur Berücksichtigung
der Kontrollsignale u[n] an der Hörposition mit der Verzögerung Δ und in dem Pfad
für die Erzeugung der gefilterten und verzögerten Referenzsignale r[n- Δ] vorgesehen.
Anders als in Fig. 8 erzeugt das verzögerte Observationfilter
OΔ(
z) 24 das verzögerte geschätzte Störsignal
d̂e(n - Δ ) am Hörort. Für die Adaption wird aus dessen Addition mit der verzögerten Wirkung
der Kontrollsignale am Hörort das verzögerte geschätzte Fehlersignal
ê[
n - Δ] gebildet. Filterblock 26 entspricht im z-Bereich dem Block 11 in Fig. 2 für
die geschätzte Übertragungsstrecke
ĝe und erzeugt die gefilterten Referenzsignale r[n].
[0101] Bei der Kombination der verzögerten RMT mit der zuvor beschriebenen Verarbeitung
mittel Teilfilter ist in dem in Fig. 7 gezeigten Adaptionspfad direkt vor oder nach
dem Filterblock 11, welcher die gefilterten Referenzsignale für die Adaption erzeugt,
ein Verzögerungsglied 25 einzufügen, welches die Verzögerung um Δ Samples erzeugt,
um die Signale für die Adaptionseinrichtungen 18 zeitlich korrekt auszurichten. Wie
aus Fig. 9 zu erkennen ist, ist auch das geschätzte Fehlersignal
ê bzw. dessen Spektrum
Ê um Δ Samples verzögert.
[0102] Im Folgenden werden die erforderlichen Signalverarbeitungsschritte für einen beispielhaften
Anwendungsfall in einem Fahrzeug beschrieben. Besonders geeignet ist das vorgeschlagene
Verfahren zur Geräuschreduzierung in einem Fahrzeug. In diesem Anwendungsfall ist
der definierte Ort der Hörort eines Benutzers, zum Beispiel ein Passagier des Fahrzeugs,
der sich auf einem Sitz des Fahrzeugs befindet. Unter dem Hörort können auch die Positionen
der beiden Ohren des Benutzers zu verstehen sein. Selbstverständlich handelt es sich
hierbei nur um ein mögliches Szenario und die vorgeschlagenen Vorrichtungen und Verfahren
können allgemein für die Geräuschreduzierung an einem bestimmten Ort herangezogen
werden.
[0103] Fig. 10 zeigt Schritte für ein Verfahren 100 zur Unterdrückung von Geräuschen an
einem Hörort gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Offenbarung. Die folgenden
Schritte können teilweise auch in einer anderen Reihenfolge oder parallel zueinander
ausgeführt werden.
[0104] In Schritt 110 erfolgt ein Erfassen von mehreren mit den Geräuschen korrelierten
Referenzsignalen x durch günstig am Fahrzeug angeordnete Sensoren 6, zum Beispiel
zum Erfassen von Motor-, Abroll-, und/oder Windgeräuschen. Die Referenzsignale x können
in einem zentralen Steuermodul 5 vorverarbeitet werden und dann in einer oder mehreren
lokalen Einheiten 2 weiterbearbeitet werden, um die jeweiligen Kontrollsignale für
denjenigen Hörort zu erzeugen, welcher der entsprechenden lokalen Einheit 2 zugeordnet
ist. Eine derartige Konfiguration eignet sich zur Geräuschreduktion für mehrere Hörorte/Passagiere
eines Fahrzeugs.
[0105] In Schritt 120 werden die Referenzsignale x in den Frequenzbereich transformiert,
um beispielsweise mittels einer FFT oder DFT spektrale Repräsentationen X (Spektren)
der Referenzsignale zu erzeugen.
[0106] In Schritt 130 findet eine Filterung der Referenzsignale im Frequenzbereich mit einer
Schätzung der Übertragungsstrecke
Ĝe zwischen den Lautsprechern 7 und dem Hörort statt. Diese Filterung kann mit einem
digitalen Filter durch eine Multiplikation der Spektren der Referenzsignale X mit
dem Spektrum der Übertragungsstrecke
Ĝe erfolgen und erzeugt die Spektren R der gefilterten Referenzsignale. Zumeist werden
zwei Lautsprecher 7 verwendet, die jeweils einem Ohr des Benutzers zugeordnet und
entsprechend in der Nähe des jeweiligen Ohrs (z.B. in einer Kopfstütze eines Sitzes)
angeordnet sind.
[0107] In Schritt 140 erfolgt ein Erfassen von mehreren akustischen Fehlersignalen m an
Positionen in der Nähe des Hörorts. Zum Beispiel werden mehrere Fehlersignale durch
an einer Kopfstütze eines Sitzes oder in der Nähe dazu angeordnete Mikrofone 8 erfasst.
Schritt 140 kann in beliebiger Reihenfolge zu den Schritten 110-130 oder auch parallel
dazu ausgeführt werden.
[0108] In Schritt 150 wird ein Fehlersignal e an dem Hörort des Benutzers anhand der durch
die Mikrofone 8 erfassten Fehlersignale m geschätzt. Der Hörort kann die beiden Ohren
des Benutzers sein und das Fehlersignal an dem Hörort umfasst in diesem Fall 2 Teilsignale
e
0 für das linke und e
1 das rechte Ohr. Die Schätzung des Fehlersignals für den Hörort erfolgt vorzugsweise
im Frequenzbereich und unter Berücksichtigung einer Schätzung des Spektrums O der
Übertragungsstrecken zwischen den Mikrofonen 8 und dem Hörort.
[0109] Schritt 160 betrifft ein Generieren von mehreren Kontrollsignalen u zur Erzeugung
von Schallsignalen mittel der Lautsprecher 7 zur Unterdrückung der Geräusche, basierend
auf den Referenzsignalen x und den Fehlersignalen e und mittels adaptiver Kontrollsignalfilter
10. Zum Beispiel werden 2 Kontrollsignale u für 2 Lautsprecher erzeugt. Die Kontrollsignale
werden basierend auf mehreren Referenzsignalen x und mittels einer Verarbeitung im
Frequenzbereich generiert. Die Kontrollsignalfilter 10 können als digitale Filter
realisiert sein, um die Kontrollsignale mittels digitaler Filterung der Referenzsignale
x durch Multiplikation von Spektren X der Referenzsignale mit jeweiligen Spektren
W der Kontrollsignalfilter 10 zu generieren. Die Verarbeitung erfolgt dabei in Blöcken
der Länge L von aufeinanderfolgenden Referenzsignalwerten.
[0110] Die Kontrollsignalfilter 10 sind durch mehrere parallel angeordnete Kontrollsignalteilfilter
10' realisiert. Das p-te Kontrollsignalteilfilter 10' filtert das Spektrum X
b-p eines um p Blöcke zeitlich verschobenen Blocks der Referenzsignale. Die Kontrollsignale
werden basierend auf einer Summe der Ausgaben der Kontrollsignalteilfilter 10' erzeugt.
Alternativ können die Kontrollsignalteilfilter 10' jeweils ein Spektrum X
b eines aktuellen Blocks der Referenzsignale filtern und die Ergebnisse der Kontrollsignalteilfilter
10' werden jeweils zeitlich um einen Block verschoben addiert.
[0111] Die Transformation der Referenzsignale x in den Frequenzbereich erfolgt basierend
auf jeweils 2 aufeinanderfolgenden Blöcken. Die Kontrollsignalteilfilter 10' zur Filterung
eines bestimmten Referenzsignals x
l weisen jeweils eine Anzahl L an relevanten Filterkoeffizienten w
l,i des gesamten Kontrollsignalfilters im Zeitbereich auf, nach denen L Nullen eingefügt
werden (siehe Fig. 4). Somit entspricht die Anzahl der Filterkoeffizienten je Teilfilter
der Anzahl C von Signalwerten des Referenzsignals in 2 Blöcken.
[0112] Das Verfahren kann weiter eine Rücktransformation der Spektren U der Kontrollsignale
in den Zeitbereich und eine Auswahl eines Teils der rücktransformierten Werte für
einen Block aufweisen. Die Rücktransformation erzeugt dabei einen Vektor mit der Länge
von 2 Blöcken und die Auswahl eines Teils der rücktransformierten Kontrollsignalwerte
wählt einen Block von Werten aus dem Vektor aus. Im overlap-save Verfahren werden
die letzten L Werte aus dem Block von Werten ausgewählt.
[0113] In Schritt 170 erfolgt ein Adaptieren der Kontrollsignalfilter 10 mittels eines Verfahrens
zur Reduzierung einer Fehlerfunktion, die auf den erfassten Fehlersignalen basiert.
Hier kann der feedforward Filtered-Reference Least-Mean-Square (FxLMS)-Algorithmus
zum Einsatz kommen, der eine quadratische Fehlerfunktion schrittweise, iterativ durch
gezielte Adaption der Filterparameter mittels eines Gradientenverfahrens verringert.
Die parallel angeordneten Kontrollsignalteilfilter 10' werden jeweils getrennt voneinander
im Frequenzbereich adaptiert, wobei das Spektrum E des Fehlersignals e für den Hörort
für die Adaption der Kontrollsignalteilfilter herangezogen wird. Die Kontrollsignalteilfilter
10' werden basierend auf Spektren R der gefilterten Referenzsignale und auf Spektren
E der Fehlersignale am Hörort adaptiert. Die Adaption eines Teils der Kontrollsignalteilfilters
10' erfolgt basierend auf einem gefilterten Spektrum R
b-p eines zeitlich verschobenen Blocks der Referenzsignale.
[0114] Schritt 180 enthält ein Ausgeben der Schallsignale mittels der Lautsprecher 7 und
basierend auf den Kontrollsignalen u zur Unterdrückung der Geräusche am Hörort.
[0115] Wie bereits erwähnt, kann die Signalverarbeitung zumindest teilweise im Frequenzbereich
ausgeführt werden. Die oben genannten Konfigurationen sind nur Beispiele für mögliche
Konfigurationen der Verarbeitungsschritte und können auf vielerlei Weise verändert
werden. Der Fachmann erkennt solche Variationen des erfindungsgemäßen Vorgehens zur
Geräuschunterdrückung nach dem Studium der vorliegenden Offenbarung.
[0116] Die obige Beschreibung von Ausführungsbeispielen weist eine Vielzahl von Details
auf, die für die durch die Ansprüche definierte Erfindung nicht wesentlich sind. Die
Beschreibung der Ausführungsbeispiele dient dem Verständnis der Erfindung und ist
rein illustrativ und ohne beschränkende Wirkung auf den Schutzbereich zu verstehen.
Der Fachmann erkennt, dass die beschriebenen Elemente und ihre technischen Effekte
in unterschiedlicher Weise miteinander kombiniert werden können, so dass weitere durch
die Ansprüche abgedeckte Ausführungsbeispiele entstehen können. Weiterhin können die
beschriebenen technischen Merkmale in Vorrichtungen und Verfahren, beispielsweise
durch programmierbare Vorrichtungen ausgeführt, verwendet werden. Sie können insbesondere
durch Hardwareelemente oder durch Software implementiert werden. Bekanntermaßen erfolgt
die Implementierung von digitaler Signalverarbeitung bevorzugt durch speziell ausgebildete
Signalprozessoren. Die Kommunikation zwischen einzelnen Komponenten der beschriebenen
Vorrichtung kann drahtgebunden (z.B. mittels eines Bussystems) oder drahtlos (z.B.
mittels Bluetooth oder WiFi) erfolgen. Ausdrücklich soll auch Schutz für eine computerimplementierte
Realisierung und den zugehörigen Programm- oder Maschinencode in Form von Datenträgern
oder in einer herunterladbaren Darstellung beansprucht werden.
1. Vorrichtung zur Unterdrückung von Geräuschen an einem definierten Ort, aufweisend:
mehrere Sensoren (6) zur Erfassung von mit den Geräuschen korrelierten Referenzsignalen;
mehrere akustische Ausgabemittel (7) für die akustische Ausgabe von Schallsignalen
zur Unterdrückung der Geräusche, wobei die akustischen Ausgabemittel in der Nähe des
definierten Orts angeordnet sind;
mehrere akustische Eingabemittel (8) zum Erfassen von akustischen Fehlersignalen,
wobei die akustischen Eingabemittel in der Nähe des definierten Orts angeordnet sind;
und
eine Verarbeitungseinheit (2), welche die Referenzsignale und die akustischen Fehlersignale
empfängt und verarbeitet und basierend auf diesen Kontrollsignale für die akustischen
Ausgabemittel erzeugt und an diese ausgibt;
wobei die Verarbeitungseinheit die Kontrollsignale mittels adaptiver Kontrollsignalfilter
(10) erzeugt und die Adaption der Kontrollsignalfilter (10) mittels eines Verfahrens
zur Reduzierung einer Fehlerfunktion erfolgt, die auf den erfassten akustischen Fehlersignalen
basiert;
wobei mindestens ein Kontrollsignal basierend auf mehreren Referenzsignalen erzeugt
wird;
wobei das mindestens eine Kontrollsignal von mindestens einem Kontrollsignalfilter
(10) basierend auf einer Verarbeitung im Frequenzbereich erzeugt wird und das mindestens
eine Kontrollsignalfilter (10) durch mehrere parallel angeordnete Kontrollsignalteilfilter
(10') realisiert ist, die jeweils getrennt voneinander im Frequenzbereich adaptiert
werden.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei die Verarbeitungseinheit (2) eine Transformationseinrichtung
(15) aufweist, welche die Referenzsignale in den Frequenzbereich transformiert, und
wobei das mindestens eine Kontrollsignalfilter (10) eine Filterung der Referenzsignale
durch Multiplikation von spektralen Repräsentationen der Referenzsignale mit jeweiligen
spektralen Repräsentationen der Kontrollsignalteilfilter (10') durchführt und das
mindestens eine Kontrollsignal basierend auf den Ausgaben der Kontrollsignalteilfilter
(10') erzeugt wird.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, wobei eine spektrale Repräsentation des mindestens
einen Kontrollsignals im Frequenzbereich für einzelne Frequenzbins durch Addition
der Beiträge der Kontrollsignalteilfilter (10') gebildet wird, wobei Werte für zeitlich
verschobene Blöcken der spektralen Repräsentation der Referenzsignale herangezogen
werden.
4. Vorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Verarbeitungseinheit (2)
ein Referenzsignalfilter (11) zum Filtern der Referenzsignale im Frequenzbereich mit
einer Schätzung der Übertragungsstrecke zwischen mindestens einem akustischen Ausgabemittel
(7) und dem definierten Ort und eine Adaptionseinrichtung (18) für jedes Kontrollsignalteilfilter
(10') aufweist, wobei mindestens eine Adaptionseinrichtung (18) das entsprechende
Kontrollsignalteilfilter (10') basierend auf einer spektralen Repräsentation der gefilterten
Referenzsignale und einer spektralen Repräsentation adaptiert, die auf den von den
akustischen Eingabemitteln (8) erfassten akustischen Fehlersignalen basiert, und mindestens
eine Adaptionseinrichtung (18) einen zeitlich verschobenen Block der gefilterten spektralen
Repräsentation der Referenzsignale verarbeitet.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, wobei die Verarbeitung der Referenzsignale
in Blöcken erfolgt, die Transformationseinrichtung (15) die Referenzsignale basierend
auf jeweils 2 aufeinanderfolgenden Blöcken in den Frequenzbereich transformiert und
die Kontrollsignalteilfilter (10') zur Filterung eines Referenzsignals jeweils eine
Anzahl an Filterkoeffizienten aufweisen, die der Anzahl von Signalwerten des Referenzsignals
in 2 Blöcken entspricht, wobei im korrespondierenden Zeitbereich eine Anzahl der Filterkoeffizienten,
die einem Block entspricht, auf Null-Werte gesetzt ist.
6. Vorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei ein Kontrollsignal aus einem
Teil der Werte einer in den Zeitbereich rücktransformierten, von den Kontrollsignalteilfiltern
(10') erzeugten spektralen Repräsentation des Kontrollsignals für einen Block gebildet
wird.
7. Vorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Kausalität der Filterkoeffizienten
eines adaptierten Kontrollsignalteilfilter (10') berücksichtigt wird, indem bewirkt
wird, dass bestimmte Filterkoeffizienten im Zeitbereich einen Wert von Null aufweisen.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 7, wobei das Referenzsignalfilter (11)
durch mehrere parallel angeordnete Referenzsignalteilfilter realisiert ist und zumindest
ein Referenzsignalteilfilter einen zeitlich verschobenen Block der Referenzsignale
filtert, wobei optional zyklische Anteile in der auf diese Weise erhaltenen spektralen
Repräsentation der Referenzsignale entfernt werden.
9. Vorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei für ein akustisches Ausgabemittel
(7) jeweils ein Kontrollsignalfilter (10) einem Referenzsignal zugeordnet ist und
das Kontrollsignal für das akustische Ausgabemittel (7) basierend auf der Summe der
Ausgangssignale dieser Kontrollsignalfilter (10) gebildet wird, und wobei die Adaption
dieser Kontrollsignalfilter (10) auf einem Fehlersignal für den definierten Ort basiert,
der diesem akustischen Ausgabemittel (7) zugeordnet ist, und Fehlersignale für andere
definierte Ort bei der Adaption nicht berücksichtigt werden.
10. Vorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche zur Unterdrückung von Geräuschen an
einer Sitzposition in einem Fahrzeug, wobei die Sensoren (6) an Einrichtungen des
Fahrzeugs angeordnet sind, um Signale zu erfassen, die repräsentativ für von diesen
Einrichtungen erzeugte Geräusche sind, wobei die akustischen Ausgabemittel (7) und
die akustischen Eingabemittel (8) in der Nähe eines Sitzes des Fahrzeugs angeordnet
sind, vorzugsweise an der Nackenstütze des Sitzes.
11. Vorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Verarbeitungseinheit (2)
eine Einrichtung (12) zur Schätzung eines Fehlersignals an dem definierten Ort anhand
der von akustischen Eingabemitteln (8) erfassten akustischen Fehlersignale aufweist,
wobei der definierte Ort der Hörort eines Benutzers ist und wobei die Schätzung des
Fehlersignals für den Hörort im Frequenzbereich und unter Berücksichtigung einer Schätzung
der Übertragungsstrecken zwischen den akustischen Eingabemitteln (8) und dem Hörort
erfolgt und die spektrale Repräsentation des so bestimmten Fehlersignals für den Hörort
für die Adaption mindestens eines der Kontrollsignalteilfilter (10') herangezogen
wird.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, wobei die Einrichtung (12) zur Schätzung eines Fehlersignals
für den Hörort Übertragungsfilter (21, 22) aufweist, welche die Übertragung des Kontrollsignals
von den akustischen Ausgabemitteln (7) an die Orte der akustischen Eingabemittel (8)
und die Übertragung des Kontrollsignals von den akustischen Ausgabemitteln (7) an
den Hörort modellieren, wobei mindestens ein Übertragungsfilter (21, 22) durch mehrere
parallel angeordnete Übertragungsteilfilter realisiert ist und zumindest ein Übertragungsteilfilter
einen zeitlich verschobenen Block der Kontrollsignale filtert.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, wobei die spektrale Repräsentation des geschätzten Fehlersignals
für den Hörort im Frequenzbereich für einzelne Frequenzbins durch Addition der Beiträge
von Teilfehlern an der spektralen Repräsentation des geschätzten Fehlersignals für
den Hörort gebildet wird, wobei Werte für die spektrale Repräsentation der akustischen
Fehlersignale und Werte für eine spektrale Repräsentation, die für die Kontrollsignale
nach der Übertragung an die Orte der akustischen Eingabemittel (8) repräsentativ ist,
herangezogen werden.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13, wobei für einen Teilfehler Werte für die spektrale Repräsentation
der akustischen Fehlersignale und Werte für eine spektrale Repräsentation, die für
die Kontrollsignale nach der Übertragung an die Orte der akustischen Eingabemittel
(8) repräsentativ ist, für zeitlich verschobene Blöcke der akustischen Fehlersignale
beziehungsweise der Kontrollsignale sowie ein zu dem Teilfehler korrespondierendes
Beobachtungsteilfilter herangezogen werden, wobei das Beobachtungsteilfilter die Übertragungsstrecken
zwischen den Orten der akustischen Eingabemittel (8) und dem Hörort zumindest teilweise
modelliert.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 11 bis 14, wobei die Einrichtung (12) zur Schätzung
eines Fehlersignals für den Hörort vergangene Fehlersignale am Hörort anhand aktueller
von akustischen Eingabemitteln (8) erfasster akustischer Fehlersignale schätzt, wobei
optional der zeitliche Versatz zwischen den geschätzten vergangenen Fehlersignalen
am Hörort und den aktuellen akustischen Fehlersignalen ein Vielfaches der Blocklänge
bei der Verarbeitung der Referenzsignale und der akustischen Fehlersignale betragen
kann.
16. Verfahren zur Unterdrückung von Geräuschen an einem definierten Ort mit
- einem Erfassen (110) von mehreren mit den Geräuschen korrelierten Referenzsignalen;
- einem Erfassen (140) von mehreren akustischen Fehlersignalen an Positionen in der
Nähe des definierten Orts;
- einem Generieren (160) von mehreren Kontrollsignalen zur Erzeugung von mehreren
Schallsignalen zur Unterdrückung der Geräusche, basierend auf den Referenzsignalen
und den erfassten akustischen Fehlersignalen und mittels adaptiver Kontrollsignalfilter
(10), wobei mindestens ein Kontrollsignal basierend auf mehreren Referenzsignalen
und mittels einer Verarbeitung im Frequenzbereich generiert wird;
- einem Adaptieren (170) der Kontrollsignalfilter (10) mittels eines Verfahrens zur
Reduzierung einer Fehlerfunktion, die auf den erfassten akustischen Fehlersignalen
basiert, wobei mindestens ein Kontrollsignalfilter (10) durch mehrere parallel angeordnete
Kontrollsignalteilfilter (10') realisiert ist, die jeweils getrennt voneinander im
Frequenzbereich adaptiert werden; und
- einem Ausgeben (180) von mehreren Schallsignalen an Positionen in der Nähe des definierten
Orts zur Unterdrückung der Geräusche.
17. Verfahren nach Anspruch 16, aufweisend
- eine Transformation (120) der Referenzsignale in den Frequenzbereich, um spektrale
Repräsentationen der Referenzsignale zu erzeugen;
wobei das Generieren (160) des mindestens einen Kontrollsignals eine Filterung der
Referenzsignale durch Multiplikation von spektralen Repräsentationen der Referenzsignale
mit jeweiligen spektralen Repräsentationen der Kontrollsignalteilfilter (10') aufweist;
wobei die Kontrollsignalteilfilter (10') zeitlich verschobene Blöcke der spektralen
Repräsentationen der Referenzsignale filtern und das mindestens eine Kontrollsignal
basierend auf einer Summe der Ausgaben der Kontrollsignalteilfilter (10') erzeugt
wird oder die Kontrollsignalteilfilter (10') jeweils eine spektrale Repräsentation
eines aktuellen Blocks der Referenzsignale filtern und die Ergebnisse der Kontrollsignalteilfilter
(10') jeweils zeitlich um einen Block verschoben addiert werden.
18. Verfahren nach Anspruch 16 oder 17, aufweisend
- eine Filterung (130) der Referenzsignale im Frequenzbereich mit einer Schätzung
der Übertragungsstrecke zwischen mindestens einem akustischen Ausgabemittel (7) und
dem definierten Ort;
wobei das Adaptieren (170) der Kontrollsignalfilter (10) für jedes Kontrollsignalteilfilter
(10') getrennt erfolgt, zumindest ein Kontrollsignalteilfilter (10') basierend auf
einer spektralen Repräsentation der gefilterten Referenzsignale und einer spektralen
Repräsentation, die auf erfassten akustischen Fehlersignalen basiert, adaptiert wird
und mindestens eine Adaption eines Kontrollsignalteilfilter (10') basierend auf einem
zeitlich verschobenen Block einer gefilterten spektralen Repräsentation der Referenzsignale
erfolgt.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 17 bis 18, aufweisend
- eine Rücktransformation einer spektralen Repräsentation des mindestens einen Kontrollsignals
in den Zeitbereich und eine Auswahl eines Teils der rücktransformierten Werte für
einen Block,
wobei die Transformation der Referenzsignale in den Frequenzbereich basierend aufjeweils
2 aufeinanderfolgenden Blöcken erfolgt, die Kontrollsignalteilfilter (10') zur Filterung
eines Referenzsignals jeweils eine Anzahl an Filterkoeffizienten aufweisen, die der
Anzahl von Signalwerten des Referenzsignals in 2 Blöcken entspricht, im korrespondierenden
Zeitbereich eine Anzahl der Filterkoeffizienten, die einem Block entspricht, auf Null-Werte
gesetzt ist, die Rücktransformation einen Vektor mit der Länge von 2 Blöcken erzeugt
und die Auswahl eines Teils der rücktransformierten Kontrollsignalwerte einen Block
von Werten aus dem Vektor auswählt.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 19, aufweisend
- eine Schätzung (150) eines Fehlersignals an dem definierten Ort anhand der erfassten
akustischen Fehlersignale an Positionen in der Nähe des definierten Orts, wobei der
definierte Ort der Hörort eines Benutzers ist und wobei die Schätzung des Fehlersignals
für den Hörort im Frequenzbereich und unter Berücksichtigung einer Schätzung der Übertragungsstrecken
zwischen den Positionen zur Erfassung der akustischen Fehlersignale und dem Hörort
erfolgt und die spektrale Repräsentation des so bestimmten Fehlersignals am Hörort
für die Adaption mindestens eines der Kontrollsignalteilfilter (10') herangezogen
wird.