[0001] Aus der deutschen Patentschrift ... (DOS 1 795 829) sind 4-Phenyl-8-amino-tetrahydroisochinoline
der allgemeinen Formel I
worin R
1 Wasserstoff, eine niedere Alkyl- oder die Benzylgruppe, R
2 Wasserstoff, die Methylgruppe, Chlor- oder Fluoratome, R
2' Wasserstoff, Methyl-, Methoxy-, Hydroxygruppen oder Halogenatome, R
3 und R
4 Wasserstoff oder eine niedere Alkylgruppe und R
5 Wasserstoff, ein Chloratom oder eine Methoxygruppe in 5- oder 6-Stellung bedeuten,
bekannt.
[0002] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß zwei bisher nicht bekannte Verbindungen
die vorbekannte Verbindungsklasse der obigen Formel I in ihrer antidepressiven Wirkung
erheblich übertreffen.
[0003] Gegenstand der Auswahlerfindung sind somit Verbindungen der allgemeinen Formel II
in der entweder R
1 für Brom und R
2 für Wasserstoff stehen oder sowohl R
1 als auch R
2 Chlor bedeuten.
[0004] Die neuen Verbindungen der allgemeinen Formel II zeichnen sich u.a. durch eine gegenüber
der vorbekannten Verbindungsklasse verstärkte Wirkung im Serotonin-Aufnahme-Hemmtest
aus. Während die vorbekannten Verbindungen der Formel I (mit Ausnahme von Verbindungen
der Formel II) erst in höherer Konzentration die Serotonin-Aufnahme hemmen, bewirken
die Verbindungen der Formel II eine Serotonin-Aufnahme-Hemmung, wie man sie bisher
mit den Verbindungen der Formel I nicht erzielen konnte.
[0005] Die Serotonin-Aufnahme-Hemmung äußert sich in einer verstärkten seelischen stimmungsaufhellenden
Wirkung und hat daher für die Therapie erhebliche Bedeutung. Die Verbindungen der
Formel II sind daher wertvolle Pharmazeutika, die zur Behandlung von depressiven Zuständen
verwendet werden.
[0006] Die Herstellung der Verbindungen der Formel II erfolgt nach dem Verfahren der deutschen
Patentschrift 1 670 694 durch Cyclisierung der entsprechenden N-(2-Aminobenzyl) -α-methylaminomethyl-benzylalkohole.
[0007] Die Verbindungen der Formel II können sowohl mit einem als auch mit zwei Äquivalenten
einer Säure Salze bilden. Im Hinblick auf ihre Verwendung als Heilmittel kommen für
die Salzbildung physiologisch verträgliche Säuren in Betracht. Als anorganische Säuren
kommen beispielsweise in Betracht: Halogenwasserstoffsäuren, wie Chlorwasserstoffsäure
und Bromwasserstoffsäure sowie Schwefelsäure, Phosphorsäure und Amidosulfonsäure.
Als organische Säuren seien beispielsweise genahnt: Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure,
Milchsäure, Glykolsäure, Gluconsäure, Maleinsäure, Bernsteinsäure, Weinsäure, Benzoesäure,
Salicylsäure, Zitronensäure, Acetursäure oder Oxyäthansulfonsäure.
Beispiel 1
[0008] 50 g 3,4-Dichloracetophenon werden in 300 ml Methylenchlorid mit Brom bei Raumtemperatur
bromiert. Das so erhaltene ω-Brom-3,4-dichloracetophenon wird direkt verwendet. Zunächst
wird die ω-Bromverbindung in 300 ml Äthanol gelöst. Unter Rühren läßt man bei 60°C
die Lösung von 42,6g N-Methyl-2-nitrobenzylamin und 33,1 g N-Älthyl-N,N-diisopropyläthyl-
amin in 100 ml Äthanol'hinzutropfen. Nun wird noch 1 Stunde bei Raumtemperatur, dann
2 Stunden unter Sieden gerührt, darauf dampft man zur Trockne ein. Den Rückstand löst
man in Wasser und Äther; der letztere wird abgetrennt, mit Kaliumcarbonat getrocknet
und abermals eingedampft.
[0009] Der Rückstand bildet mit Äthanol/Chlorwasserstoff ein Salz, und man erhält 19 g N-(3,4-Dichlorphenacyl)-N-methyl-2-nitro-benzylamin-hydrochlorid,
Fp 165°C (Zers.).
[0010] Aus dem Hydrochlorid stellt man wieder die Base her, die mit Methylenchlorid als
öl (18 g) isoliert wird. Carbonyl-und Nitrogruppe werden nun nacheinander hydriert.
Die Carbonylgruppe gibt mit Natrium-borhydrid (5 g in 50 ml Methanol zu 18 g Acetophenonderivat
in 250 ml Methanol) 15 g der Hydroxyverbindung, die Nitrogruppe hydriert man nun mit
Raney-Nickel bei Normaldruck und Zimmertemperatur. Die Wasserstoffaufnahme ist wie
berechnet, man erhält 14 g N-2-Aminobenzyl-α-N-methylamino-methyl-3,4-dichlorbenzylalkohol
als öliges Produkt.
[0011] Zur Cyclisierung werden 14 g des erhaltenen Öls in 100 ml Methylenchlorid unter Rühren
bei 5 bis 10°C in 70 ml Schwefelsäure (conz.), eingetropft. Man rührt eine Stunde
bei Raumtemperatur'nach und gießt schließlich auf zerstoßenes Eis. Unter weiterer
Kühlung wird mit conz. NaOH neutralisiert, wobei das Reaktionsprodukt in öliger Form
ausfällt. Man isoliert die Base mit Methylenchlorid und erhält 8 g des Isochinolinderivates
als Base.
[0012] Die Base wird mit Maleinsäure (3 g für 8 g Base) in Äthanol unter Erwärmen gelöst.
Da.s beim Abkühlen kristallisierende Maleinat wird aus Äthanol umkristallisiert.
[0013] Man erhält 3,5 g 8-Amino-4-(3,4.-dichlorphenyl)-2-methyl-1,2,3,4-tetrahydroisochinolin-hydrogenmaleinat
vom Schmelzpunkt Fp 180 - 183°C.
Beispiel 2
[0014] Ausgehend von 4-Bromacetophenon erhält man gemäß der in Beispiel 1 beschriebenen
Arbeitsweise das 8-Amino-4-(4-bromphenyl)-2-methyl-1,2,3,4-tetrahydroisochinolin-hydrogen-
maleinat, das bei 189-191°C schmilzt.
1. 4-Phenyl-8-amino-tetrahydroisochinoline der Formel
in der entweder R
1 für Brom und R
2 für Wasserstoff stehen oder sowohl R
1 als auch R
2 Chlor bedeuten und deren Salze mit physiologisch unbedenklichen Säuren.
2. Pharmazeutische Präparate mit antidepressiver Wirkung gekennzeichnet durch einen
Gehalt an Verbindungen nach Anspruch 1.
3. Verfahren zur Herstellung von pharamzeutischen Präparaten mit antidepressiver Wirkung,
dadurch gekennzeichnet, daß man eine Verbindung nach Anspruch 1, gegebenenfalls mit
üblichen Trägerstoffen und/oder Stabilisatoren in eine pharmazeutisch verträgliche
Anwendungsform bringt.
4. Verwendung von Verbindungen nach Anspruch 1 bei der Bekämpfung von depressiven
Zuständen.