[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur Herstellung von neuen
Allophanatgruppen aufweisenden organischen Polyisocyanaten mit mindestens drei Isocyanatgruppen,
die nach diesem Verfahren erhältlichen Polyisocyanate und ihre Verwendung als Aufbaukomponente
bei der Herstellung von Polyurethankunststoffen.
[0002] Allophanatgruppen aufweisende organische Polyisocyanate mit aliphatisch gebundenen
Isocyanatgruppen sind beispielsweise aus der GB-PS 994 890 bekannt geworden. Gemäß
dieser Patentschrift werden Urethangruppen aufweisende Polyisocyanate aus einfachen
ein- oder mehrwertigen Alkoholen und organischen Polyisocyanaten insbesondere Diisocyanaten
durch mehrstündiges Erhitzen auf erhöhte Temperaturen bzw. in Gegenwart von Katalysatoren
mit weiteren Mengen an organischen Polyisocyanaten vorzugsweise Diisocyanaten zu den
Allophanatgruppen aufweisenden Polyisocyanaten umgesetzt. Nachteilhaft an diesem Verfahren
ist neben der Mitverwendung von Katalysatoren insbesondere die lange Erhitzungsdauer
während der Allophanatisierungsreaktion, welche im allgemeinen zu verfärbten Reaktionsprodukten
führt.
[0003] Überraschenderweise wurde nun ein neues Verfahren gefunden, welches die Herstellung
von neuen Allophanatgruppen aufweisenden organischen Polyisocyanaten mit aliphatisch
bzw. cycloaliphatisch gebundenen Isocyanatgruppen gestattet, ohne daß hierfür Katalysatoren
oder ein dem Verfahren der GB-PS 994 890 vergleichbares langes Erhitzen erforderlich
wäre. Die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte zeichnen sich demzufolge auch durch
eine niedrige Farbzahl und darüber hinaus durch eine vergleichsweise niedrige Viskosität
aus und stellen wertvolle Ausgangsmaterialien zur Herstellung von Polyurethankunststoffen
insbesondere Polyurethanlacken dar.
[0004] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von mindestens
drei Isocyanatgruppen aufweisenden Allophanat-Polyisocyanaten durch Umsetzung von
Hydroxylgruppen aufweisenden Verbindungen mit überschüssigen Mengen an organischen,
Allophanatgruppen-freien Polyisocyanaten,dadurch gekennzeichnet, daß man als Hydroxylgruppen
aufweisende Verbindungen solche der Formel
einsetzt, wobei
R1 und R2 für gleiche oder verschiedene Reste stehen und Wasserstoff, Hydroxyalkyl-, Alkyl-
oder Cycloalkyl-Reste bedeuten mit der Einschränkung, daß mindestens einer der Reste
R und R2 für Wasserstoff oder eine Hydroxyalkylgruppe steht, und
R3, R4, R5 und R6 für gleiche oder verschiedene Reste stehen und Wasserstoff, Alkyl- oder HydroxyalkylReste
bedeuten und wobei die Reste R3 und R5 zusammen mit den beiden Kohlenstoffatomen des Grundgerüstes auch einen cycloaliphatischen
Ring bilden können.
[0005] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind auch die nach diesem Verfahren erhältlichen
neuen Polyisocyanate, sowie ihre Verwendung als Aufbaukomponente bei der Herstellung
von Polyurethankunststoffen nach dem Isocyanat-Polyadditionsverfahren.
[0006] Bei den erfindungswesentlichen, beim erfindungsgemäßen Verfahren einzusetzenden Hydroxylgruppen
aufweisenden Verbindungen handelt es sich vorzugsweise um solche der genannten Formel
in welcher
R1 und R2 für gleiche oder verschiedene Reste stehen und Wasserstoff, C2-C18-, insbesondere C2-C6-Hydroxy- alkylgruppen, C1-C18- insbesondere C1-C4-Alkylgruppen oder C4-C15- insbesondere C6-C10-Cycloalkylgruppen bedeuten, wobei mindestens einer der Reste R oder R2 für Wasserstoff oder eine Hydroxyalkylgruppe steht,
R3,R4,R5 und R6 für gleiche oder verschiedene Reste stehen und Wasserstoff, C1-C18- insbesondere C1-C2-Alkylgruppen oder C1-C18- insbesondere C1-C2-Hydroxyalkylgruppen bedeuten, wobei die Reste R3 und R5 zusammen mit den beiden Kohlenstoffatomen des Grundgerüsts auch einen cycloaliphatischen
Ring mit 5-6 Kohlenstoffatomen darstellen können, und wobei mindestens zwei der Reste
R3,R4,R5 und R6 für Wasserstoff stehen.
[0007] Ganz besonders bevorzugt sind solche Hydroxylgruppen aufweisende Verbindungen der
genannten allgemeinen Formel, für welche
R1 und R
2 die genannte Bedeutung haben und für welche drei der Reste R
3, R
4. R
5 und R
6 für Wasserstoff und einer der genannten Reste für einen Methyl- oder Hydroxymethylgruppe
steht.
[0008] Für das erfindungsgemäße Verranren ebenfalis geeignet, jedoch weniger bevorzugt sind
solche Hydroxylgruppen aufweisende Verbindungen der genannten allgemeinen Formel für
welche mindestens einer der Reste R
1 oder R
2 für einen durch Äthersauerstoffbrücken unterbrochenen C
4-C
8-Hydroxyalkylrest oder einen Hydroxy-cyclohexyl-cyclohexyl-äther-Rest steht. Außer
den genannten Hydroxylgruppen aufweisenden Verbindungen der genannten allgemeinen
Formel eignen sich für das erfindungsgemäße Verfahren selbstverständlich auch solche
Verbindungen der genannten allgemeinen Formel in welchen die Reste R
1 bis R
6 unter den Verfahrensbedingungen inerte Substituenten wie z.B. Alkoxygruppen oder
Halogenatome aufweisen.
[0009] Die erfindungswesentlichen Hydroxylgruppen aufweisenden Verbindungen der genannten
allgemeinen Formel können leicht durch Umsetzung von Aminogruppen aufweisenden Verbindungen
der Formel
mit cyclischen Carbonaten der Formel
erhalten werden.
[0010] In diesem letztgenannten beiden Formeln haben R
1 bis R
6 die obengenannte Bedeutung.
[0011] Beispiele geeigneter Aminogruppen aufweisender Verbindungen sind Ammoniak, Methylamin,
Äthylamin, Propylamin, Isopropylamin, Butylamin, sec.-Butylamin, Isobutylamin, tert.-Butylamin,
Pentylamin, tert.-Pentylamin, Hexylamin, 2-Äthylhexylamin, Dodecylamin, Tetradecylamin,
Hexadecylamin, Octadecylamin, 2-Propenylamin, Cyclohexylamin, 2(oder 3 oder4)-Methyl-
cyclohexylamin, Aminomethylcyclohexylamin, 3,3,5-Trimethylcyclohexylamin, 2-Norbornylmethylamin,
2-Aminäthanol, 3-Amino-1-propanol, 1-Amino-2-propanol, 4-Amino-2-butanol, 3-Amino-1-butanol,
2-Amino-1-butanol, 3-Amino-3-methyl-1-butanol, 2-Amino-2-methyl-1-propanol, 2-Amino-2-methyl-1,3-propandiol,
2-Amino-2-hydroxymethy]-1,3-propandiol, 5-Amino-1-pentanol, 3-Amino-2,2,4-trimethyl-1-pentanol,
6-Amino-1-hexanol, Methyl-hexanolamin (Isomerengemisch), Trimethyl-1,6-hexanolamin
(Isomerengemisch), 2,2-Dimethyl-3-amino-1-hexanol, 7-Amino-1-heptanol, 10-Amino-1-decanol,
12-Amino-1-dodecanol, 2(3 oder 4)-Aminocyclohexanol, 2(oder 3)-Methyl-4-amino- cyclohexamol,
2-(oder 6)-Methyl-3-amino-cyclohexanol, 5(oder 6)-Methyl-2-amino-cyclohexanol, 2(3
oder 4)-Aminomethyl-cyclohexanol, 2-(3-aminopropyl)-cyclohexanol, 3-Aminomethyl-3,3,5-trimethyl-cyclohexanol,
4-(2-Aminoäthyl)-(2-hydroxyläthyl)-cyclohexan, 1-Hydroxymethyl-3(oder 4)-aminomethyl-cyclohexan,
2-Hydroxymethyl-5(oder 6)-aminomethyl-bicyclo-2,2,1-heptan, 1-Hydroxy-5(6 oder 7)-amino-decahydronaphthalon,
2-Hydroxy-6(oder 7)-amino-decahydronaphthalin, 1-Aminomethyl-2-hydroxy- decahydronaphthalin,
4-Amino-4'-hydroxy-dicyclohexylmethan, 2-(4-Aminocyclohexyl)-2-(4-hydroxycyclohexyl)-propan,
2-Methylaminoäthanol, N-(2-Hydroxyäthyl)-cyclohexylamin, 1-Cyclohexylamino-2-propanol,
Bis-(2-hydroxyäthyl)-amin, Bis-(2-hydroxypropyl)-amin.
[0012] Weiterhin eignen sich aminogruppenhaltige Verbindungen mit Ätherstrukturen, so 3-Methoxypropylamin,
3-Äthoxypropylamin, (3-Aminopropyl)-butyläther oder 4-Hydroxy-4'-Amino-dicyclohexyläther
oder solche, die beispielsweise durch Monoaddition von Acrylnitril an Glycole und
anschließende Reduktion gewonnen werden können, wie
oder
[0013] Beispiele geeigneter cyclischer Carbonate sind 1,3-Dioxolan-2-on, 4-Methyl-1,3-dioxolan-2-on,
5-Methyl-1,3-dioxan-2-on, 5-Dimethyl-1,3-dioxan-2-on, 5-Äthyl-1,3-dioxan-2-on, 5-Di-
äthyl-1,3-dioxan-2-on, 4-Hydroxymethyl-1,3-dioxolan-2-on und 2,4-Dioxa-bicyclo-4,3,0-nonan-3-on.
[0014] Die Herstellung der erfindungswesentlichen Hydroxylgruppen aufweisenden Verbindungen
erfolgt im allgemeinen bei 20 bis 100°C, vorzugsweise 30 bis 50°C durch Umsetzung
äquimolarer Mengen der beispielhaft genannten Aminogruppen-haltigen Verbindungen mit
den beispielhaft genannten cyclischen Carbonaten.
[0015] Für das erfindungsgemäße Verfahren sind beliebige organische Polyisocyanate insbesondere
Diisocyanate mit aliphatisch und/oder cycloaliphatisch gebundenen Isocyanatgruppen
geeignet. Beispiele hierfür sind Äthylendiisocyanat, 1,4-Tetramethylendiisocyanat,
2,2,4-(2,4,4)-Trimethylhexy- methylendiisocyanat-1,6, 1,12-Dodecandiisocyanat, Lysin-diisocyanat-C
1-C
8-alkylester, Cyclobutan-1,3-diisocyanat, Cyclohexan-1,3- und -1,4-diisocyanat sowie
beliebige Gemische dieser Isomeren, 2,4- und 2,6-Hexahydrotoluylendiisocyanat sowie
beliebige Gemische dieser Isomeren, 3,3'-Dimethyl-4,4'-diisocyanatodicyclohexylmethan,
4,4'-Diisocyanatocicyclohexylmethan und Xylylendiisocyanat.
[0016] Bevorzugt werden Hexamethylendiisocyanat- und 1-Isocyanato-3,3,5-trimethyl-5-isocyanatomethyl-cyclohexan
(Isophorondiisocyanat) eingesetzt.
[0017] Das erfindungsgemäße Verfahren wird im Temperaturbereich von 90-200°C, vorzugsweise
100-180°C durchgeführt. Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens gelangen
die Reaktionspartner in solchen Mengenverhältnissen zum Einsatz,die einem NCO/OH-Äquivalentverhältnis
von mindestens 4:1, vorzugsweise 6:1 bis 25:1 entsprechen.
[0018] Die Durchführung des erfindungsgemäBen Verfahrens kann beispielsweise folgendermaßen
erfolgen:
6-25 NCO-Äquivalente eines aliphatischen oder cycloaliphatischen Diisocyanats werden
in einem Rührgefäß unter Inertgasatmosphäre (Stickstoff oder Argon) vorgelegt und
auf 100-180°C erwärmt. Anschließend trägt man ein Hydroxyläquivalent der erfindungswesertilichen
Hydroxylverbindung unter intensivem Rühren in dic Isocyanatvorlage ein. Danach erhitzt
man noch 20 Minuten bis etwa 4 Stunden auf 100-180°C. In dieser Zeit stellt sich ein
konstanter NCO-Gehalt ein. Die Reaktion ist hiernach beendet und das überschüssige
Isocyanat wird nach einem bekannten Destillations- oder Extraktionsverfahren (beispielsweise
unter Verwendung von n-Hexan oder Cyclohexan) abgetrennt.
[0019] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich in gleicher Weise gut auch zweistufig durchführen,
wobei die Ausgangskomponenten bei Raumtemperatur zusammengerührt werden und anschließend
gemeinsam auf den obengenannten Temperaturbereich von 100-180 C erhitzt werden. Auch
die Mitverwendung eines gegenüber Isocyanaten inerten Lösungsmittels wie z.B. Äthylacetat,
Butylacetat, Toluol oder Xylol ist möglich. Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße
Verfahren jedoch lösungsmittelfrei durchgeführt.
[0020] Die Verfahrenrprodukte sind viskose, farblose bis gelb gefärbte Polyisocyanate, die
bei Raumtemperatur flüssig sind oder ale feste Hartharze vorliegen. Sie sind völlig
geruchlos und klar in gegenüber NCO-Gruppen inerten Lösungsmitteln wie Kohlenwasserstoffen,
Chlorkohlenwasserstoffen, Estern und Ketonen löglich.
[0021] Bei der Durchfünrung des erfindungsgemäßen Verfahrens ent- stehen aus den Hydroxylgruppen
der erfindungswesentlichen Hydroxylgruppen aufweisenden Verbindung und einem Teil
der Isocyanatgruppen des Diisocyanats zunächst Urethangruppen. Diese somit als Zwischenstufe
aufallenden Urethangruppen aufweisenden Polyisocyanate bilden sich bereits im Tempera
turbereich zwischen 50 und 100°C und konnen bei entsprechender Temperaturführung isoliert
werden, da bei diesen Temperaturen im wesentlichen noch keine Allophanatisierung eintritt.
Bei höherer Temperatur, oberhalb von 100°C, addiert sich weiteres Diisocyanat an die
Ursthangruppen unter Ausbildung von Allophanat.en. Im Falle einer Umsetzung des Urethanalkohols
mit Diisocyanat bei einer von Beginn an hohen Temperatur von beispielsweise 150°C
verlaufen Urethanisierung der OH-Funktion und Allophanatisierung unselektiv und nebeneinander
ab.
[0022] Die genannte selektive Reaktionsführung durch entsprechende Steuerung der Reaktionstemperaturen
eröffnet die interessante Möglichkeit, Allophanatgruppen aufweisende Polyisocyanate
einer definierten Struktur aufzubauen, in denen beispielsweise sowohl aliphatisch
als auch cycloaliphatisch gebundene Isocyanatgruppen vorliegen. So ist es beispielsweise
möglich zunächst im Temperaturbereich zwischen 50 und 100°C unter Verwendung eines
NCO/OH-Äquivalentverhältnisses von 1:1 gezielt ein Urethangruppen aufweisendes Polyisocyanat
herzustellen, welches ontweder ausschließlich aliphatisch oder ausschließlich cycloaliphatisch
gebundene Isocyanatgruppen aufweist, um anschließend die Allophanatisierungsreaktion
im Temperaturbereich von 100-180°C insbesondere 110-150°C unter Verwendung von überschüssigen
Mengen eines cycloaliphatischen bzw. aliphatischen Diisocyanat durchzuführen.
[0023] Für diese selektive Reaktionsführung besonders gut geeignete erfindungswe
gentliche Hydroxylgruppen aufweisende Verbindungen sind insbescndere die entsprechenden
Additionsprodukte von Ammoniak an die beispielhaft genannten cyclischen Carbonate.
[0024] Bei allen Ausführungsformen des erfindungsgemäBen Verfahrens kann im Anschluß an
die erfindungsgemäße Umsetzung das gegebenenfalls noch vorliegende überschüssige Diisocyanat
destillativ beispielsweise in Dünnschichtverdampfern abgetrennt werden.
[0025] Das erfindungsgemäße Verfahren weist insbesondere folgende Vorteile auf:
1. es ermöglicht die Herstellung von physiologisch weitgehend unbedenklichen Allophanatpolyisocyanaten
einer niedrigen Viskosität, die insbesondere in Lösungsmittel-freien bzw. -armen Lacken
eingesetzt werden können;
2. die erfindungsgemäß zugänglichen Verfahrensprodukte weisen eine helle Eigenfarbe
auf und eignen sich aus diesem Grund und aufgrund der Tatsache, daß die Isocyanatgruppen
aliphatisch bzw. cycloaliphatisch gebunden sind besonders gut zur Herstellung von
lichtechten Polyurethanlacken und
3. das erfindungsgemäße Verfahren gestattet aufgrund der oben beschriebenen Möglichkeit
einer selektiven Reaktionsführung die Herstellung von definierten Polyisocyanaten,deren
physikalische und chemische Eigenschaften durch geeignete Wahl der verschiedenen Ausgangsdiisoeyanate
dem jeweiligen Verwendungszweck angepaßt werden können.
[0026] Die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte stellen wertvolle Ausgangsmaterialien zur
Herstellung von Polyurethankunststoffen nach dem Isocyanat-Polyadditionsverfahren,
insbesondere zur Herstellung von Ein- oder Zweikomponenten-Polyurethanlacken dar.
Bei Verwendung der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte in mit bekannten Blockierungsmitteln
für Isocyanatgruppen blockierter Form eignen sich die erfindungagemäßen Verfahrensprodukte
insbesondere auch zur Herstellung von Polyurethan-Einbrennlacken.
[0027] Bevorzugte Reaktionspartner für die erfindungsgemäßen, gegebenenfalls in blockierter
Form vorliegenden Verfahrensprodukte bei der Herstellung von Polyurethanlacken sind
die in der Polyurethanlacktechnik an sich bekannten Polyhydroxypolyester, Polyhydroxypolyacrylate
und gegebenenfalls niedermolekularen, mehrwertigen Alkohole. Geeignete derartige Reaktionsparther
sind beispielsweise in DT-AS 2 304 893 beschrieben.
[0028] Die Mengenverhältnisse, in welchen die erfindungsgemäßen, gegebenenfalls blockierten
Polyisocyanate und die genannten Reaktionspartner bei der Herstellung von Polyurethanlacken
umgesetzt werden, werden im allgemeinen so gewählt, daß auf eine (gegebenenfalls blockierte)
Isocyanatgruppe 0,8-3, vorzugsweise 0,9-1,1, Hydroxyl-, Amino-, Mercapto- und/oder
Carboxylgruppen entfallen.
[0029] Zur Beschleunigung der Aushärtung können in bekannter Weise die in der Isocyanatchemie
üblichen Katalysatoren verwendet werden, wie z.B. tert. Amine wie Triäthylamin, Pyridin,
Methylpyridin, Benzyldimethylamin, N,N-Dimethylaminocyclo- hexan, N-Methylpiperidin,
Pentamethyldiäthylentriamin, N,N'-Endoäthylenpiperazin, N,N'-Dimethylpiperazin usw.,
Metallsalze wie Eisen(III)-chlorid, Zinkchlorid, Zink-2- äthylcaproat, Zinn(II)-2-äthylcaproat,
Dibutylzinn(IV)-dilaurat, Molybdänglykolat usw..
[0030] Bei Anwendung der Allophanat-Polyisocyanate in Einkomponenten-lacken finden ebenfalls
vor allen die genannten OH-funktionellen Reaktionspartner Verwendung.
[0031] Sie werden in einem Mengenverhältnis umgesetzt, daß auf eine OH-Gruppe mindestens
1,2, vorzugsweise 1,5 bis 10, NCO-Gruppen entfallen. Bei der Umsetzung entstehen Lackbindemittel
mit freien NCO-Gruppen, die an feuchter Luft zu harten, glänzenden und hochwertigen
Beschichtungen aushärten. Die genannten Katalysatoren können auch bei Einkomponenten-Lacken
eingesetzt werden.
[0032] Bei Verwendung der Allophanat-Polyisocyanate in Einbrennlacken werden die NCO-Gruppen
ganz oder teilweise in bekannter Weise blockiert. Das Polyisocyanat wird mit einem
geeigneten Blockierungsmittel, vorzugsweise bei erhöhter Temperatur (z.B. 40 bis 140°C)
gegebenenfalls in Gegenwart eines geeigneten Katalysators, wie z.B. tert. Amine, Metallsalze
wie Zink-2-äthylcaproat, Zinn(II)-2-äthyl- caproat, Dibutylzinn(IV)-dilaurat oder
Alkaliphenolat umgesetzt.
[0033] Geeignete Blockierungsmittel sind beispielsweise:
Monophenole wie Phenol, die Kresole, die Trimethylphenole, die tert. Butylphenole;
tertiäre Alkohole wie tert.-Butanol, tert.-Amylalkohol, Dimethylphenylcarbinol; leicht
Enole bildende Verbindungen wie Acetessigester, Acetylaceton, Malonsäurederivate wie
Malonsäurediester mit 1 bis 8 C-Atomen in den Alkoholresten; sekundäre aromatische
Amine wie N-Methylanilin, die N-Methyltoluidine, N-Phenyltoluidin, N-Phenylxylidin;
Imide wie Succinimid; Lactame wie δ-Caprolactam, δ-Valerolactam; Oxime wie Butanonoxim,
Cyclohexanonoxim; Mercaptane wie Methylmercaptan, Äthylmercaptan, Butylmercaptan,
2-Mercaptobenzthiazol, δ-Naphthylmercaptan, Dodecylmercaptan.
[0034] Zur Herstellung der Lackbindemittel werden gegebenenfalls blockiertes Polyisocyanat,
polyfunktioneller Reaktionspartner, Katalysator und gegebenenfalls die üblichen Zusätze,
wie z.B. Pigmente, Farbstoffe, Füllstoffe und Verlaufmittel miteinander auf einem
üblichen Mischaggregat, wie z.B. auf einer Sandmühle entweder mit oder ohne Lösungs-und
Verdünnungsmittel gut vermischt und homogenisiert.
[0035] Die Anstrich- und Überzugsmittel können in lösungsmittelfreier flüssiger Form oder
in Lösung oder aus der Schmelze, oder in fester Form nach den üblichen Methoden wie
z.B. Streichen, Rollen, Gießen, Spritzen, dem Wirbelsinterverfahren oder dem elektrostatischen
Pulversprühverfahren auf den zu beschichtenden Gegenstand aufgebracht werden.
[0036] Die die erfindungsgemäßen Polyisocyanate enthaltenden Lacke ergeben Filme, die überraschend
gut auf metallischem Untergrund haften, besonders lichtecht, wärmefarbstabil und sehr
abriebfest sind und, sofern sie in lufttrocknenden Lacken verwendet werden, besonders
rasch, selbst bei Temperaturen um 0°C antrocknen. Darüber hinaus zeichnen sie sich
durch große Härte, Elastizität, sehr gute Chemikalienbeständigkeit, hohen Glanz, ausgezeichnete
Wetterbeständigkeit und gute Pigmentierbarkeit aus.
[0037] Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung. Alle Prozentangaben betreffen Gewichtsprozente.
Beispiel 1
[0038] 2018 g (12 Mol) Fexamethylendiisocyanat werden in einem Dreihalskolben unter Stickstoffatmosphäre
vorgelegt und auf 150°C erhitzt. Aus einem Tropftrichter werden hierzu innerhalb von
20 Minuten 145 g (1 Mol) N-(2-Hydroxyäthyl)-2-hydroxyäthylcarbamat zugetropft. Hiernach
rührt man 2 Stunden bei 150°C nach. Zur Isolierung des Polyisocyanats wird das Raktionsgemisch
im Hoghvakuum (0,2 T) bei 170°C Beheizung gedünnschichtet, d.h. das überschüssige
Diisocyanat wird im Dünnschichtverdampfer destillativ entfernt und das Verfahrensprodukt
als Destillationsrückstand isoliert.
Beispiel
[0039] Analog Beispiel 1 werden 2018 g (12 Mol) Hexamethylendiisocyanat bei 150°C mit 163
g (1 Mol) N-(2-Hydroxyäthyl)-2-hydroxy-1 (oder 2)-methyläthylcarbamat*) innerhalb
von 20 Minuten versetzt. Nach 2-stündigem Nachrühren wird abgekühlt und gedünnschichtet
(170°C/0,1 Torr).
*) hergestellt aus 2-Aminoäthanol und 4-Methyl-1,3-dioxolan-2-on, so daß ein Homologengemisch
erhalten wird, in welchem der Methyl-Substituent sowohl :.n 1- als auch in 2-Stellung
vorliegt.
Beispiel 3
[0040] In die auf 150°C erhitzte Vorlage von 2018 g (12 Mol) Hexamethylendiisocyanat werden
innerhalb von ca. 20 Minuten 163 g (1 Mol) N-(3-Hydroxypropyl)-2-hydroxyäthylcarbamat
eingetropft. Nach 4-stündigem Nachrühren bei 150°C ist die Reaktion beendet. Nach
Dünnschichtdestillation wird das Polyisocyanat als Destillationsrückstand isoliert.
Beispiel 4
[0041] 2018 g (12 Mol) Hexamethylendiisocyanat werden vorgelegt und auf 150°C erhitzt. Hierzu
tropft man 177 g (1 Mol) N-(3-Hydroxypropyl)-2-hydroxy-1(oder 2)-methyl-äthylcarbamat
innerhalb von ca. 20 Minuten. Nach zweistündigem Nachrühren ist die Reaktion beendet.
Das Polyisocyanat wird durch Dünnschichtdestillation als Destillationsrückstand isoliert.
Beispiel 5
[0042] 2018 g (12 Mol) Hexamethylendiisocyanat werden bei 150°C innerhalb von ca. 20 Minuten
mit 177 g (1 Mol) N-(2-Hydroxypropyl)-2-hydroxy-1(oder 2)-methyl-äthylcarbamat versetzt.
Nach einstündigem Nachrühren wird das Polyisocyanat durch Dünnschichtdestillation
als Destillationsrückstand isoliert.
Beispiel 6
[0043] 1009 g (6 Mol) Hexamethylendiisocyanat werden vorgelegt und auf 150°C erwärmt. Innerhalb
von ca. 15 Minuten werden 95 g (0,5 Mol) N-(1,1'-Dimethyl-2-hydroxyäthyl)-2-hydroxy-1(oder
2)-methyl-äthylcarbamat in die Vorlage eingetropft. Nach 30- minütigem Nachrühren
wird das Reaktionsgemisch gedünnschichtet.
Beispiel 7
[0044] 2018 g (12 Mol) Hexamethylendiisocyanat werden in einem Dreihalekolben auf 150°C
erhitzt und bei dieser Temperatur innerhalb von ca. 20 Minuten mit 105 g (1 Mol)2-Hydroxyäthylcarbamat
versetzt. Nach 4-stündigem Nachrühren wird das Reaktionsgemisch gedünnschichtet und
so das Polyisocyanat als Destaillsationsrückstand isoliert.
Beispiel 8
[0045] In die auf 150°C erhitzte Vorlage von 2018 g (12 Mol) Hexamethylendiisocyanat werden
innerhalb von ca. 20 Minuten 119 g (1 Mol) 2-Hydroxy-(1- oder 2)-methyläthylcarbamat
eindosiert. Nach dreistündigem Nachrühren ist die Reaktion beendet, das Reaktionsprodukt
wird am Dünnschichtverdampfer destilliert und das Reaktionsprodukt als Destillationsrückstand
isoliert.
Beispiel 9
[0046] 1009 g (6 Mol) Hexamethylendiisocyanat werden zusammen mit 80 g (0,5 Mol) 2-Hydroxycyclohexylcarbamat
vorgelegt und auf 150°C erhitzt. Zwischen 100 und 110°C schmilzt das Carbamat im Diisocyanat
und geht allmählich in Reaktion. Nach zweistündigem Nachrühren bei 150°C wird der
Versuch beendet und das Umsetzungsprodukt gedünnschichtet.
Ausbeute: 386 g
Viskosität (75 %ig in Äthylglykolacetat): 8 500 cp/25°C NCO-Gehalt (75 %ige Lösung):
12,1 %
Beispiel 10
[0047] 90 g (C,5 Mol) N-(propyl)-1(oder 2)-hydroxymethyl-2-hydroxyäthyl-carbamat werden
innerhalb von 15 Minuten in eine Vorlage von 1009 g (6 Mol) Hexamethylendiisocyanat
von 150°C eingetropft. Nach 2 Stunden ist die Reaktion beendet. Das Umsetzungsprodukt
wird im Hochvakuum gedünnschichtet.
Beispiel 11
[0048] 108 g (0,5 Mol) N-(Cyclohexyl)-1(oder 2)-hydroxymethyl-2-hydroxy-äthylcarbamat werden
innerhalb von 10 Minuten in 1009 g (6 Mol) Hexamethylendiisocyanat von 150°C eindosiert.
Nach vierstündigem Nachrühren wird das Reaktionsprodukt gedünnschichtet und das als
Destillationsrückstand erhaltene Polyisocyanat 75 %ig in Äthylglykolacetat gelöst.
Beispiel 12
[0049] 1009 g (6 Mol) Hexamethylendiisocyanat werden vorgelegt und auf 150°C erhitzt. Hierzu
tropft man innerhalb von 10 Minuten 103 g (0,5 Mol) N-(bis-(2-hydroxyäthyl))-2-hydroxy-1-(oder
2)-methyläthylcarbamat. Nach 4 Stunden 150°C ist die Reaktion beendet, das Umsetzungsprodukt
wird gedünnschichtet.
Beispiel 13
[0050] 504 g (3 Mol) Hexamethylendiisocyanat werden vorgelegt und bei 150°C innerhalb von
5 Minuten mit 48 g (0,25 Mol) N-(bis-(2-Hydroxyäthyl))-2-hydroxyäthylcarbamat aus
einem Tropftrichter versetzt. Man läßt 4 Stunden bei 150°C nachrühren, filtriert das
Reaktionsprodukt von einer eventuell vorhandenen Trübung ab und dünnschichtet im Hochvakuum.
Beispiel 14
[0051] 52 g (0,25 Mol) N-(1,1'-Dihydroxymethyl-äthyl)-2-hydroxy-1 (oder 2)-methyl-äthylcarbamat
werden zusammen mit 1009 g (6 Mol) Hexamethylendiisocyanat 2 1/2 Stunden auf 150°C
erhitzt. Hiernach wird das überschüssige Hexamethylendiisocyanat im Dünnschichtverdampfer
abgetrennt.
[0052] In den folgenden Beispielen (15, 16) wird die Darstellung Von Polyisocyanaten beschrieben,
die sowohl cycloaliphatisch als auch linear gebunden endständige NCO-Gruppen aufweisen.
Beispiel 15
[0053] 111 g (1/2 Mol) Isophorondiisocyanat werden vorgelegt und bei 80°C tropfenweise mit
53 g (1/2 Mol) 2-Hydroxyäthylcarbamat versetzt. Die Umsetzung bis zum theoretischen
NCO-Gehalt erfolgt bei 80°C innerhalb von ca. 4 Stunden. Anschließend läßt man in
das Reaktionsgemisch 1009 g (6 Mol) Hexamethylendiisocyanat einfließen und erhöht
die Temperatur auf 150°C. Nach 3 Stunden ist die Reaktion beendet und man dünnschichtet
das Umsetzungsprodukt in Hochvakuum.
Beispiel 16
[0054] 120 g (1 Mol) 2-Hydroxy-(1 oder 2)-methyläthylcarbamat werden bei 80°C in 222 g (1
Mol) vorgelegtes Isophorondiisocyanat eingetropft. Nach 4-Stündigem Nachrühren bis
zum Erreichen des berechneten NCO-Gehaltes, wird das Reaktionsgemisch mit 2018 g (12
Mol) Hexamethylendiisocyanat versetzt und 4 Stunden auf 150°C erhitzt. Hiernach wird
das Umsetzungsprodukt durch Abdünnschichten des überschüssigen Isocyanats isoliert
und 80 %ig in Äthylglykolacetat gelöst.
Beispiel 17
[0055] Die Prüfung auf Stabilität der dargestellten Polyisocyanate erfolgt an einigen Beispielen
durch mehrwöchiges Tempern bei 50°C und anschließender gaschromatographischer Analyse
der Proben auf ihren Gehalt an monomerem Isocyanat.
Dieser Versuch zeigt besonders anschaulich, daß die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte
gegen Monomerenrückspaltung weitgehend stabil sind, was in physiologischer Hinsicht
ein besonders wichtiges Kriterium für ihre Eignung als Lack-Polyisocyanat darstellt.