[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Vinylchloridpolymerisat-Folien
durch Verarbeitung von Vinylpolymerisaten nach dem Luvitherm-Verfahren.
[0002] Das Luvitherm-Verfahren zur Herstellung von Hartfolien aus Vinylchloridpolymerisaten
ist bekannt. Es ist beispielsweise im Kunststoff-Handbuch, Band II, Carl-Hanser-Verlag
München, 1963, Polyvinylchlorid, Teil 1, Seiten 240 bis 244 beschrieben. Bei diesem
Verfahren wird zunächst Polyvinylchlorid-Pulver mit Zusatzstoffen, insbesondere Gleitmitteln
und Stabilisatoren, vermischt und vorplastifiziert. Diese vorplastifizierte Mischung
aus Polymerisat und Zusatzstoffen wird dann in einer ersten Stufe bei relativ niedrigen
Temperaturen, im allgemeinen im Bereich von etwa 150 bis 190
0, kalandiert, d.h. durch Walzen zu einer Folie gepreßt. Hierzu werden im allgemeinen
Kalander mit 4 oder 5 Walzen in I-oder L-Anordnung eingesetzt. Die vom Kalander abgezogenen,
spröden Folien werden in einer zweiten Verfahrensstufe zur Verbesserung ihrer mechanischen
Festigkeit durch kurzzeitige Behandlung bei höheren Temperaturen, bei denen die Folien
nur noch eine geringe Formfestigkeit besitzen, auf Walzen versintert. Diese kurzzeitige
Behandlung bei höheren Temperaturen, bei denen die Folien nur noch eine geringe Formfestigkeit
besitzen, auf Walzen versintert. Diese kurzzeitige Behandlung bei höheren Temperaturen
(luvithermisieren), die ohne Druck durchgeführt wird, erfolgt im allgemeinen in einem
Temperaturbereich von etwa 200 bis 280°C. Anschließend kann in einer weiteren Stufe
die Folie zur Verbesserung der mechanischen Festigkeit gereckt werden.
[0003] Nach dem Luvitherm-Verfahren werden in allgemeinen feinkörnige Vinylchloridpolymerisate,
die durch Polymerisation der Monomeren in wäßriger Emulsion erhalten worden sind,
zu Hartfolien verarbeitet. Hierbei müssen dem Vinylchlorid- polymerisat geeignete
Gleitmittel in Mengen bis etwa 4 Gewichtsprozent zugemischt werden, um das Fließen
der Polyvinylchlorid-Teilchen zu verbessern und das Ablösen der Folie von den heißen
Walzen zu ermöglichen. Als Gleitmittel finden dabei insbesondere die äußeren Gleitmittel,
wie beispielsweise Montanwachse, Polyäthylenwachse oder Metallseifen höherer Fettsäuren
Verwendung.
[0004] Die bisher bekannten Arbeitsweisen zur Durchführung des Luvitherm-Verfahrens haben
jedoch den Nachteil, daß man nur mit relativ geringen Verarbeitungsgeschwindigkeiten
arbeiten kann, da sonst kein ausreichendes Fließen der plastischen Masse erreicht
wird und man damit nicht zu Folien mit zufriedenstellender Qualität und Oberflächengüte
gelangt. Die Kalandriergeschwindigkeit wird dabei im allgemeinen begrenzt durch inhomogene
Streifen, sogenannte Primär- oder Kalanderstreifen, Oberflächenstruktur der Folie
sowie Transparenzverlust der Folie. Starke Streifigkeit kann dabei zu einer lokalen
Verminderung der mechanischen Festigkeit führen. Solche Störstellen werden zumeist
durch Überschußmaterial im Walzenspalt hervorgerufen, welches den Walzenspalt passiert
und in die Folie eingearbeitet.wird, ohne ausreichend verpreßt und temperiert zu sein.
[0005] Aus wirtschaftlichen Erwägungen wird angestrebt, daß Luvitherm-Verfahren bei möglichst
hohen Kalandriergeschwindigkeiten durchzuführen, ohne daß die Qualität der Folien
beeinträchtigt wird. Zur Verbesserung der Verarbeitung und Erhöhung der Verarbeitungsgeschwindigkeit
von Polyvinylchloridpolymerisaten nach dem Luvitherm-Verfahren ist bereits vorgeschlagen
worden, den Vinylchloridpolymerisaten vor der Verarbeitung spezielle Gleitmittel und
Verarbeitungshilfsmittel zuzumischen oder größere Mengen an äußeren Gleitmitteln zum
Einsatz zu bringen. Der Einsatz spezieller Gleit- und Verarbeitungshilfsmittel beim
Luvitherm-Verfahren konnte dabei bislang jedoch nur zu einem Teilerfolg des angestrebten
Problems der Erhöhung der Kalandriergeschwindigkeit führen. Der Einsatz von größeren
Mengen an äußeren Gleitmitteln ist unwirtschaftlich und insofern von Nachteil, als
bekanntermaßen die Menge an Zusatzstoffen wegen des Einflusses dieser Additive auf
die mechanischen Eigenschaften der Folien so gering als möglich gehalten werden soll.
Außerdem läßt sich auch hierbei nur bei begrenzten Kalandriergeschwindigkeiten arbeiten.
[0006] Ferner ist bereits vorgeschlagen worden, Überschuß-Material im letzten Walzenspalt
des Kalanders am Durchlauf zu hindern, um so die Streifenbildung in der Folie zu vermeiden
und die Folienqualität zu verbessern. So ist aus der DT-OS 15 04 015 bekannt, Überschuß-Material
im letzten Walzenspalt durch einen oszillierenden Finger im Spalt abzustreifen. Gemäß
der DT-OS 15 04 256 wird vorgeschlagen, daß Überschuß-Material im letzten Walzenspalt
bei der Herstellung von Hartkunststoffolien zur Erhöhung der Kalandriergeschwindigkeit
und Verbesserung der Folienqualität so zu steigern, daß das Überschußmaterial als
mehr oder weniger zusammenhängendes Fell im Walzenspalt abgequetscht und der Materialaufgabe
wieder zugeführt werden kann. Beide Methoden bringen jedoch noch nicht den gewünschten
Er-L
J folg. Während die Arbeitsweise mit dem oszillierenden Finger hinsichtlich der Vermeidung
von Kalanderstreifen nur eine relativ geringe Wirkung zeigt, hat.das zuführen von
viel Materialüberschuß in dem letzten Walzenspalt zur Folge, daß die Kalanderfolie
nicht frei von Luftbläschen und anderen Störstellen ist. Zudem ist es der Stabilität
des Materials abträglich, wenn es wiederholt die Walzenspalte durchlaufen muß.
[0007] Außerdem ist es bereits aus der DT-OS 15 04 199 bekannt, auf fertige Folien, die
durch Extrusion von z.B. Polyäthylen, Polypropylen, Polycarbonaten etc. gewonnen werden,
äußeres Gleitmittel aufzutragen, um die Behandlung zur Einstellung der gewünschten
Folienstärke bei niedrigeren Temperaturen (ohne Heißwalze) durchführen zu können.
[0008] Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
beschriebenen Art zur Herstellung von Hartfolien aus Vinylchloridpolymerisaten aufzuzeigen,
nach welchem es möglich ist, die Kalandriergeschwindigkeit bei der Verarbeitung der
Vinylchloridpolymerisate nach dem Luvitherm-Verfahren zu erhöhen und gleichzeitig
die Qualität der Folie, insbesondere deren Oberflächengüte und Transparenz, zu verbessern,
zumindest jedoch nicht wesentlich zu beeinträchtigen.
[0009] Diese Aufgabe wird erfingungsgemäß dadurch gelöst, daß bei der Durchführung des Luvitherm-Verfahrens
mindestens auf die in Produktstromrichtung letzte Kalanderwalze ein Gleitmittel aufgetragen
wird.
[0010] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist demzufolge ein Verfahren zur Herstellung
von Vinylchloridpolymerisat-Hartfolien nach dem Luvitherm-Verfahren durch Kalandrieren
der vorplastifizierten Vinylchloridpolymerisate, wel- che übliche Zusatzstoffe enthalten
können, bei Temperaturen' im Bereich von etwa 150 bis etwa 190°C, Luvithermisieren
der so erhaltenen spröden Folie bei Temperaturen im Bereich von etwa 200 bis etwa
280°C und gegebenenfalls Recken der Luvithermisierten Folie, welches dadurch gekennzeichnet
ist, daß beim Kalandrieren mindestens auf die in Produktflußrichtung letzte Kalanderwalze
ein Gleitmittel in Form einer dünnen, gleichmäßigen Schicht über die gesamte Länge
der Kalanderwalze kontinuierlich aufgetragen wird.
[0011] Unter Vinylchlorid-Polymerisaten im Sinne der Erfindung sind sowohl die Homo- als
auch Copolymerisate des Vinylchlorids zu verstehen. Die Homopolymerisate des Vinylchlorids
sollen dabei vorzugsweise einen K-Wert (nach DIN 53 726) von 70 bis 85, insbesondere
von 75 bis 83 besitzen. Die Copolymerisate des Vinylchlorids können bis zu 30 Gewichtsprozent,
vorzugsweise bis zu 15 Gewichtsprozent an anderen mit Vinylchlorid copolymerisierbaren
Monomeren enthalten. Beispiele für mit Vinylchlorid mischpolymerisierbaren Monomeren
sind Vinylidenchlorid, Vinylester, vorzugsweise Vinylacetat und Vinylpropionat, Acryl-
und Methacrylsäurealkylester, Acrylnitril, Styrol und Olefine, insbesondere Äthylen
und Propylen. Die Homopolymerisate des Vinylchlorids werden im allgemeinen bevorzugt.
[0012] Vorzugsweise werden Vinylchloridpolymerisate eingesetzt, die durch wäßrige Emulsions-Polymerisation
erhalten worden sind. Die Verfahren zur Emulsions-Polymerisation des Vinylchlorids
sowie die hierzu eingesetzten verschiedenen Hilfsstoffe und Katalysatoren sind ausführlich
in der Monographie von H. Kainer, Polyvinylchlorid und Vinylchlorid-Mischpolymerisate,
Springer-Verlag (1965), Seiten 34 bis 59 beschrieben, worauf wegen weiterer Einzelheiten
verwiesen werden soll.
[0013] Die Vinylchlorid-Polymerisate werden nach dem Luvitherm-Verfahren, wie es eingangs
beschrieben worden ist, zu Hartfolien verarbeitet. Hierzu weruen die pulverförmigen
Vinylchlorid-Polymerisate zunächst mit den üblichen und bekannten Zusatzstoffen gemischt.
Als Zusatzstoffe kommen dabei insbesondere äußere Gleitmittel, andere Verarbeitungsmittel
und Stabilisatoren in Betracht; zusätzlich können auch noch Füllstoffe, Pigmente und
Farbstoffe zugesetzt werden. Die einzelnen Zusatzstoffe werden dabei dem Vinylchlorid-Polymerisat
in den üblichen und bekannten Mengenverhältnissen zugemischt. Als Gleitmittel, die
im allgemeinen in Mengen von 2 bis 4 Gewichtsprozent, bezogen auf das Vinylchlorid-,
Polymerisat, eingesetzt werden, kommen beispielsweise Montanwachse, Polyäthylenwachse
oder Metallsalze höherer Fettsäuren in Betracht. Als zusätzliche Verarbeitungshilfsmittel
können Pfropfmischpolymerisate von Methylmethacrylat und/oder Styrol gegebenenfalls
in Mischung mit Acrylnitril auf ein kautschukartiges Dienpolymerisat (die sogenannten
ABS-, MBS-, AMBS-Polymerisate) in Mengen von 0,5 bis 5 Gewichtsprozent, vorzugsweise
von 2 bis 3 Gewichtsprozent, bezogen auf das Vinylchlorid-Polymerisat, dienen, wie
es in der Patentanmeldung P 26 24 656.0 beschrieben ist. Die Zusatzzstoffe werden
den Vinylchloridpolymerisaten entweder direkt nach Beendigung der Polymerisation in
der Dispersion oder nach deren Isolierung.aus dem Reaktionsgemisch trocken zugemischt;
sie können aber auch in jeder anderen bekannten Art und Weise mit den Vinylchloridpolymerisaten
vermischt oder erst beim Vorplastifizieren auf der Mischwalze zugesetzt werden.
[0014] Die vorplastifizierte Mischung aus dem Vinylchloridpolymerisat und den Zusatzstoffen
wird dann in an und für sich bekannter Weise in einem Mehrwalzen-Kalander zu einer
zunächst noch spröden Folie mit geringer mechanischer Festigkeit verarbeitet. Üblicherweise
werden Kalander mit 4 Wal- zen oder 5 Walzen verwendet, wobei die Walzen in I-Form
oder L-Form angeordnet sind. Die vorplastifizierte Polymerisat-Mischung wird dabei
in den Walzenspalt am einen Ende des Kalanders eingegeben und die Folie am anderen
Ende des Kalanders abgezogen. Die Verarbeitung der Vinylchloridpolymerisate auf dem
Kalander zur Folie erfolgt bei relativ niedrigen Walzen-Temperaturen, im allgemeinen
im Bereich von etwa 150 bis etwa 190
oC, vorzugsweise von etwa 150 bis etwa 175°C.
[0015] Gemäß der vorliegenden Erfindung wird nun bei dieser Kalandrierung mindestens auf
die in Produktflußrichtung letzte Kalanderwalze ein Gleitmittel aufgetragen. Es können
auch mehrere der Kalanderwalzen, beispielsweise die vorletzte und letzte Kalanderwalze,
oder auch alle Kalanderwalzen mit dem Gleitmittel beaufschlagt werden. Es hat sich
jedoch als völlig hinreichend erwiesen, wenn das Gleitmittel zumindest auf die in
Produktstromrichtung letzte Kalanderwalze aufgetragen wird.
[0016] Unter Gleitmittel, die auf die Kalanderwalze aufgetragen werden, werden im Sinne
der Erfindung alle Additive verstanden, die das Verarbeiten der Vinylchloridpolymerisate
erleichtern und verbessern. Als Gleitmittel zum Auftrag auf die Kalanderwalzen eignen
sich dabei alle bei der Herstellung von Polyvinylchlorid-Kalanderfolien bekannten,und
üblichen Gleitmittel, wie beispielsweise partielle Fettsäureester, epoxidiertes Sojabohnenöl
oder Montan-Wachs. Es können hierfür aber auch andere Additive, etwa Stabilisatoren,
die bekanntermaßen eine Gleitwirkung hervorrufen, eingesetzt werden. Flüssige Gleitmittel,
wie beispielsweise Fettsäureester, können direkt auf die Kalanderwalzen aufgetragen
werden. Feste Gleitmittel müssen zum Auftrag auf die Kalanderwalzen zerstäubt, geschmolzen
oder anders verflüssigt werden.
[0017] Der Auftrag der Gleitmittel auf die Kalanderwalzen kann ' mittels jeder geeigneten
Auftragsvorrichtung erfolgen, sofern nur gewährleistet ist, daß der Auftrag gleichmäßig
über die gesamte Walzenlänge stattfindet. Die Gleitmittel können beispielsweise durch
Sprühen oder Stäuben auf die Kalanderwalzen aufgebracht werden. Flüssige Gleitmittel
werden am besten mittels einer damit getränkten Rolle aus Filz oder eines Filzstreifens,
über die gesamte Walzenlänge gleichmäßig auf der Walze aufliegen, aufgebracht. Die
Auftragsvorrichtung wird bei den üblicherweise verwendeten senkrecht stehenden I-
oder L-förmigen Kalandern am günstigsten auf den oberen Scheitelpunkt der letzten
Kalanderwalze angeordnet.
[0018] Der Auftrag der Gleitmittel auf die Kalanderwalzen erfolgt zweckmäßigerweise kontinuierlich.
Flüssige Gleitmittel können außer durch Sprüh- und Zerstäubungsvorrichtungen in vorteilhafter
Weise dadurch kontinuierlich auf die Kalanderwalzen aufgetragen werden, daß ein Filzmantel
über eine hohle Metallrolle geschoben wird, deren Metallmantel vorher mit vielen kleinen
Bohrungen versehen wurde. Der kontinuierliche Zulauf des flüssigen Gleitmittels geschieht
dann von einem Vorratsbehälter aus in die hohle Metallrolle hinein, von wo aus das
flüssige Gleitmittel durch die Bohrungen des Metallmantels der Rolle in den Filzmantel
eindringt und diesen gleichmäßig tränkt. Der Filzmantel der Auftragsrolle liegt dabei
gleichmäßig über die gesamte Länge auf der Kalanderwalze auf, so daß das den Filzmantel
durchdringende Gleitmittel auf die Kalanderwalze aufgetragen wird. Die mit dem Filzmantel
überzogene hohle Metallrolle wird dabei zweckmäßigerweise separat von den Kalanderwalzen
angetrieben und läuft im allgemeinen wesentlich langsamer als diese.
[0019] Das Gleitmittel braucht erfindungsgemäß nur in sehr dünner Schicht auf die Kalanderwalzen
aufgetragen werden, sofern nur eine gleichmäßige Bedeckung der Walzen gewährleistet
ist. Dementsprechend ist auch die Menge des Gleitmittels, welches auf die Kalanderwalze
aufgetragen wird, äußerst gering. Es reicht aus, wenn das Gleitmittel in Mengen von
nur etwa 0,03 Gewichtsprozent, bezogen auf die gesamte Vinylchlorid- polymerisat-Mischung,
aufgetragen wird. Im allgemeinen liegen die Mengen an Gleitmittel, die erfindungsgemäß
auf die Kalanderwalzen aufgetragen werden und über diese zumeist in das Produkt übergehen,
im Bereich von 0,01 bis 0,1 Gewichtsprozent, vorzugsweise im Bereich von 0,03 bis
0,05 Gewichtsprozent, bezogen auf das Vinylchloridpolymerisat.
[0020] Die Kalandriergeschwindigkeit (Geschwindigkeit der letzten Kalanderwalze) ist vom
Produkt abhängig und beträgt im allgemeinen 20 bis 25 m/min. Bei Anwendung der erfindungsgemäßen
Arbeitsweise läßt sie sich, je nach der zu verarbeitenden Polymerisat-Mischung, bis
auf Werte von 50 m/min steigern, ohne daß dadurch die Qualität der Folie beeinträchtigt
wird. Die vom Kalander abgezogene Folie wird in einer nachfolgenden Stufe in der für
das Luvitherm-Verfahren üblichen und bekannten Weise durch kurzzeitige Behandlung
bei höheren Temperaturen, im allgemeinen im Bereich von etwa 200 bis etwa 280°C, auf
Walzen ohne Druck versintert, d.h. luvithermisiert. anschließend kann zusätzlich eine
Reckung der Folie zur weiteren Verbesserung der me-, chanischen Festigkeit vorgenommen
werden. Die weiteren Einzelheiten zur Durchführung des Luvitherm-Verfahrens, insbesondere
zum Luvithermisieren der Kalander-Folie sowie gegebenenfalls zum Recken der Folie,
sind dem Fachmann wohl bekannt; hierzu sei auch auf die einschlägige Fachliteratur
verwiesen.
[0021] Das erfingungsgemäße Verfahren gestattet es, die Kalandriergeschwindigkeit bei der
Verarbeitung von Vinylchloridpolymerisat nach dem Luvitherm-Verfahren erheblich zu
i erhöhen. Es hat sich gezeigt, daß die Steigerung der Verar-' beitungsgeschwindigkeit
dabei die Eigenschaften der erhaltenen Folie, insbesondere deren Transparenz und Oberflächengüte,
nicht beeinträchtigt. Es wurde sogar überraschenderweise gefunden, daß trotz der Erhöhung
der Kalandriergeschwindigkeit bei Anwendung der erfindungsgemäßen Arbeitsweise Folien
mit verbesserter Oberflächenqualität entstehen. Die erfindungsgemäß erhaltenen Folien
sind praktisch frei von Kalanderstreifen und Luftbläschen und ihre Transparenz ist
besser als die solcher Folien, die nach herkömmlicher Art hergestellt worden sind.
Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin, daß die zur Verarbeitung
insgesamt notwendige Gleitmittelmenge verringert werden kann. Durch den Auftrag der
geringen Mengen Gleitmittel auf die letzte Kalanderwalze wird es möglich., den Anteil
an Gleit- und Verarbeitungshilfsmitteln, die vor der Kalandrierung üblicherweise dem
Vinylchloridpolymerisat zugemischt werden, deutlich zu reduzieren, z.B. um 1/3 bzw.
1/2.
[0022] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Folien haben je nach Walzenstand
und Reckverhältnis im allgemeinen Dicken zwischen 25 und 200
/u. Sie können beispielsweise auf dem Klebebandsektor oder für Tonbänder verwendet
werden.
[0023] Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele erläutert. Die angegebenen Teile
und Prozente beziehen sich, sofern nicht anders angeführt, auf das Gewicht.
Allgemeine Versuchsbeschreibung
[0024] 100 Teile Emulsions-Polyvinylchlorid mit einem K-Wert von 78, welches bereits von
der Herstellung her mit 2 Teilen eines Montansäureesters (E-Wachs) als Gleitmittel
und 0,15 Teilen Diphenylthioharnstoff als Thermostabilisator ausgerüstet war, wurden
mit weiteren 2 Teilen E-Wachs und weiteren 0,2 Teilen Diphinylthioharnstoff in einem
schnellaufenden Mischer intensiv gemischt. Die Pulvermischung wurde dann mit einem
Planetenwalzenextruder bei 160°C in bekannter Weise vorplastifiziert und anschließend
auf einem I-förmigen 4-Walzen-Kalander ausgewalzt. Die Kalanderwalzen hatten eine
Länge von 800 mm und einen Durchmesser von 400 mm. Die Walzentemperaturen betrugen
von Walze 1 (unterste Walze) zu Walze 4 (oberste Walze) hin: 172°C, 168°C, 165°C und
160°C. Die vom Kalander kommende 125
/u dicke Folie wurde dann über eine Schmelzwalze geführt und dort bei einer Walzentemperatur
von 265
0C luvithermisiert. Anschließend wurde die Folie abgeführt und in üblicher Weise im
Verhältnis 1:3 bei 110°C gereckt. Die Dicke der Endfolie betrug 40
/u. Die Kalandriergeschwindigkeit (Geschwindigkeit der letzten Kalanderwalze) wurde
zwischen 15 m/min und 50 m/min variiert.
[0025] Zur Beurteilung der erreichbaren und noch zulässigen Kalandriergeschwindigkeit wurde
insbesondere die Oberflächenqualität der Kalanderfolie und die Zahl der matten Streifen
in den Kalanderfolien in Betracht gezogen. Die Luvithermisierung konnte bei der Beurteilung
unberücksichtigt bleiben, weil das Luvitherm-Verhalten weitgehend von der Qualität
der Kalanderfolie abhängig ist.
Vergleichsbeispiel A
[0026] (Herstellung einer Standardfolie zu Vergleichszwecken)
[0027] Der Versuch wurde so durchgeführt wie in der allgemeinen Versuchsbeschreibung angegeben
worden ist. Bei einer Kalandriergeschwindigkeit von 18 m/min wurde eine Kalander-
folie erhalten, die hinsichtlich Oberfläche und Steifigkeit gut war. Sie hatte über
die Breite von 70 cm ca. 8 bis 10 Kalanderstreifen. Bei einer Erhöhung der Kalandriergeschwindigkeit
auf 20 m/min verschlechterte sich die Folienqualität merklich. Die Kalanderstreifen
in der FoL lie wurden breiter und ihre Zahl erhöhte sich auf ca. 14 bis 16 Stück über
die Breite von 70 cm. Die Folienoberfläche wurde inhomogen.
Beispiel 1
[0028] In diesem Beispiel wurde unter den gleichen Bedingungen wie in Vergleichsversuch
A gearbeitet, wie sie in der allgemeinen Versuchsbeschreibung angegeben sind. Zusätzlich
wurde jedoch auf den Scheitelpunkt der letzten Kalanderwalze (Walze 4) eine Filzrolle
aufgelegt, die mit einem partiellen Fettsäureester getränkt war.
[0029] Bei einer Kalandriergeschwindigkeit von 18 m/min wurde eine Folie erhalten, die gänzlich
frei von Kalanderstreifen war und im Vergleich zu der nach Vergleichsversuch A hergestellten
Folie zusätzlich eine verbesserte Oberfläche hatte.
[0030] Bei einer Erhöhung der Kalandriergeschwindigkeit auf 20 m/min wurde eine Folie der
gleichen Qualität wie bei 18 m/min erhalten. Die Kalandriergeschwindigkeit konnte
bis auf 36 m/min gesteigert werden, ohne daß Inhomogenitäten der Oberfläche der Folie
oder Kalanderstreifen erkennbar waren. Erst bei Kalandriergeschwindigkeiten von 38
bis 40 m/min traten Kalanderstreifen in der Folie auf, jedoch erst in der Intensität
wie bei der nach Vergleichsversuch A bei einer Kalandriergeschwindigkeit von 18 m/min
hergestellten Folie.
Vergleichsversuch B
[0031] In Abhänderung der allgemeinen Versuchsbeschreibung wurde bei diesem Versuch eine
Mischung aus 100 Teilen Emulsions-Polyvinylchlorid mit einem K-Wert von 70, 0,4 Teilen
Di-
r phinylthioharnstoff, 1 Teil OP-Wachs und 2 Teilen E-Wachs
1 eingesetzt. Im übrigen erfolgte die Durchführung des Versuches wie in der allgemeinen
Versuchsbeschreibung beschrieben. Die vom Kalander abgezogene Folie hatte eine Dicke
von 160
/u. Die Folie wurde diesmal nach dem luvithermisieren nicht gereckt. Die Endfolie war
140
/u dick.
[0032] Bei einer Kalandriergeschwindigkeit von 14 m/min wurden Folien mit ca. 5 Kalanderstreifen
auf der Gesamtbreite der Kalanderfolie erhalten. Die Kalanderstreifen waren relativ
breit und matt. Bei einer Erhöhung der Kalandriergeschwindigkeit auf 20 m/min vervielfältigte
sich die Zahl der Kalanderstreifen und wurde die Folienoberfläche insgesamt matt.
Die Kalanderstreifen rissen beim Luvithermisieren auf der Schmelzwalze auf.
Beispiel 2
[0033] Es wurde wie in Vergleichsversuch B beschrieben gearbeitet. Zusätzlich wurde jedoch
auf die letzte Kalanderwalze (Walze 4) eine Filzrolle aufgelegt, die mit einem partiellen
Fettsäureester getränkt war.
[0034] Bei einer Kalandriergeschwindigkeit von 14 m/min waren auf der Kalanderfolie keine
Kalanderstreifen zu erkennen; die Folienoberfläche war gut. Bei Erhöhung der Kalandriergeschwindigkeit
auf 20 m/min entstanden schwache Kalanderstreifen auf der Folie, jedoch war deren
Zahl und Intensität geringer als bei der Folie die gemäß Vergleichsversuch B bei einer
Kalandriergeschwindigkeit von 14 m/min. hergestellt worden war.