[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein neues Verfahren zur Herstellung von
2,4,5-Trichlorpyrimidin.
[0002] Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß man (2-Cyanäthyl)-dithiocarbamidsäureester
der Formel
worin
R einen unter den Reaktionsbedingungen abspaltbaren Rest und
R' einen gegebenenfalls substituierten niederen Alkylrest bedeuten,
gegebenenfalls in Mischung mit einem inerten Verdünnungsmittel bei Temperaturen von
0 bis 50°C, vorzugsweise 30-40°C, mit weniger als 7,5 Mol Chlor, insbesondere 3,5
- 7,0 Mol Chlor, umsetzt und anschließend in Abwesenheit von Chlor auf Temperaturen
von 100 - 150°C, vorzugsweise 110-140°C erhitzt.
[0003] In einer bevorzugten Ausführungsform wird bei Temperaturen von etwa 20°C bis etwa
40°C chloriert, bis die exotherme Reaktion beendet ist und anschließend in Abwesenheit
von Chlor auf Temperaturen von 110 bis 140°C nacherhitzt.
[0004] Gegebenenfalls kann man darüber hinaus nach dem Erhitzen auf 100 - 150°C nochmals
bei 150 - 200
oC, vorzugsweise 160 - 190°C, mit elementarem Chlor umsetzen. Dabei werden schwefelhaltige
Nebenprodukte in 2,4,5-Trichlorpyrimidin umgewandelt, so daß sich in manchen Fällen
die Ausbeute erhöhen läßt.
[0005] Geeignete Reste R, die unter den Reaktionsbedingungen abspaltbar sind, sind insbesondere
niederes Alkyl, vorzugsweise C
1-C
4-Alkyl wie Methyl, Äthyl, Propyl, Butyl, weiterhin niederes, insbesondere C
2-C
4-Alkenyl wie Allyl, wobei diese Gruppen auch substituiert sein können, beispielsweise
durch Chlor, C
1-C
4-Alkoxy oder gegebenenfalls substituiertes Phenyl.
[0006] Geeignete Reste dieser Art sind beispielsweise Chloräthyl, Methoxyäthyl, Benzyl,
Phenyläthyl, Chlorpropyl, Dichlorpropyl, Methoxypropyl.
Besonders bevorzugt ist Methyl.
[0007] Geeignete gegebenenfalls substituierte niedere Alkylreste R' sind vorzugsweise C
1-C
4-Alkyl wie Methyl, Äthyl, Propyl, Butyl, wobei diese Gruppen auch substituiert sein
können, beispielsweise durch Chlor, C
1-C
4-Alkoxy oder gegebenenfalls substituiertes Phenyl.
[0008] Geeignete Reste dieser Art sind beispielsweise Chloräthyl, Methoxyäthyl, Benzyl,
Phenäthyl.
Besonders bevorzugt ist Methyl.
[0009] Das Chlor kann bei der Chlorierungsreaktion sowohl in Form von elementarem Chlor
als auch in Form üblicher Chlorierungsmittel wie beispielsweise Schwefeldichlorid,
Sulfurylchlorid, Phosphorpentachlorid eingesetzt werden. Dabei müssen selbstverständlich
entsprechende Mengen Chlorierungsmittel verwendet werden, z.B. an Stelle von 1 Mol
C1
2 2 Mol SC1
2,
[0010] Die Ausgangsverbindungen der Formel (I) sind zwar nicht bekannt, lassen sich jedoch
leicht nach den Angaben der Literatur .zur Darstellung von Dialkyldithiocarbamidsäurealkylestern
(z.B. J. Chem. Soc. 1944, S. 151) herstellen, indem man gemäß folgendem Formelschema
zunächst cyanäthylierte Amine (II), in denen R die oben genannte Bedeutung besitzt,
mit Schwefelkohlenstoff in wäßriger Natronlauge zu den Dithiocarbamaten der Formel
(III) umsetzt,
welche anschließend durch Alkylierung in die Ester der Formel (I) übergeführt werden,
z.B. mit (substituierten) Alkylhalogeniden, Sulfonsäurealkylestern oder Dialkylsulfaten,
z.B. mit Dimethylsulfat gemäß folgendem Formelschema:
[0011] Die cyanäthylierten Amine (II) erhält man beispielsweise nach folgendem Formelschema
indem man primäre Amine (IV), in denen R die obengenannte Bedeutung besitzt, an Acrylnitril
anlagert;
(vgl. z.B. J. Am. Chem. Soc. 66, 725 (1944);
J. Am. Chem. Soc. 68, 1217 (1946);
J. Am. Chem. Soc. 78, 2573 (1956);
J. Heterocyclic Chem. 1, 260 (1964).
[0012] Für das erfindungsgemäße Verfahren geeignete (2-Cyanäthyl)-dithiocarbamidsäureester
der Formel (I) sind z.B.:
(2-Cyanäthyl)-methyl-dithiocarbamidsäuremethylester,
(2-Cyanäthyl)-äthyl-dithiocarbamidsäuremethylester,
(2-Cyanäthyl)-methyl-dithiocarbamidsäureäthylester,
(2-Cyanäthyl)-äthyl-dithiocarbamidsäureäthylester,
(2-Cyanäthyl)-methyl-dithiocarbamidsäurepropylester,
(2-Cyanäthyl)-methvl-dithiocarbamidsäurebutylester,
(2-Cyanäthyl)-methyl-dithiocarbamidsäurechloräthylester,
(2-Cyanäthyl)-methyl-dithiocarbamidsäurebenzylester,
(2-Cyanäthyl)-butyl-dithiocarbamidsäuremethylester,
(2-Cyanäthyl)-benzyl-dithiocarbamidsäuremethylester,
(2-Cyanäthyl)-benzyl-dithiocarbamidsäurebenzylester.
[0013] Verdünnungsmittel, die unter den Reaktionsbedingungen inert sind, sind alle gegen
Chlor beständigen Lösungsmittel, z.B. chlorierte aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe,
wie Methylenchlorid, Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff, 1,1,2,2-Tetrachloräthan, Tetrachloräthylen,
1,1,2,3,3-Pentachlorpropan, Hexachlorcyclopentadien, Oktachlorcyclopenten, 1,2,4-Trichlorbenzol,
chlorierte Pyrimid.ine sowie Phosphoroxychlorid. Im allgemeinen werden pro Gew.- Teil
(I) 0,5 bis 20, vorzugsweise 1 bis 10 Volumteile Verd.Unnungs- mittel angewandt.
[0014] Für den Fall, daß das Chlorierungsmittel unter den Reaktionsbedingungen eine Flüssigkeit
darstellt wie beispielsweise Schwefeldichlorid oder Sulfurylchlorid, kann die zusätzliche
Verwendung eines inerten Verdünnungsmittels entfallen.
[0015] In Verbindung mit Schwefeldichlorid als Chlorierungsmittel kann besonders vorteilhaft
Dischwefeldichlorid als Verdünnungsmittel verwendet werden.
[0016] Bei der Verwendung von Chlor als Chlorierungsmittel verläuft die Reaktion zu Beginn
stark exotherm. Zweckmäßigerweise arbeitet man deshalb - insbesondere bei größeren
Ansätzen - bis zum Abklingen der exothermen Reaktion nicht mit einem Überschuß an
Chlor. Nach Abklingen der stark exothermen ersten Chlorierungsphase arbeitet man,
um die Reaktion möglichst rasch zu beenden, zweckmäßigerweise mit einem Überschuß
an Chlor (erkennbar an der grünlichen Farbe des Chlorierungsabgases).
[0017] Das Verfahren wird im einzelnen in der Weise durchgeführt, daß man zunächst ein (2-Cyanäthyl-dithiocarbamidsäureester
der Formel (I), insbesondere den (2-Cyanäthyl)-methyl-di- thiocarbamidsäuremethylester,
mit einem der erwähnten Verdünnungsmittel, z.B. Chloroform, bei Raumtemperatur mischt
und anschließend das Chlorierungsmittel zugibt. Außenkühlung und Dosierung des Chlorierungsmittels
werden dabei so aufeinander abgestimmt, daß die anfangs stark exotherme Reaktion nicht
zu heftig wird und 40°C nicht übersteigt.
[0018] Vorzugsweise wird so lange bei 30 - 40°C chloriert, bis die exotherme Reaktion völlig
abgeklungen ist.
[0019] Anschließend zieht man im Vakuum unterhalb 40°C noch im Reaktionsgemisch gelöstes
Chlor sowie das durch die Chlorierungsreaktion entstandene Schwefelchlorid ab und
heizt den Rückstand entweder weiter im Vakuum oder bei Normaldruck unter Ausschluß
von Feuchtigkeit bis auf etwa 120-130°C auf, wobei 2,4,5-Trichlorpyrimidin entsteht.
Das 2,4,5-Trichlorpyrimidin wird destillativ, z.B. mit Hilfe einer Ag-verspiegelten
Füllkörperkolonne von etwa 1 m Länge, abgetrennt. Es läßt sich leicht in einer Reinheit
von über 99 % gewinnen.
[0020] Arbeitet man mit einem unter den Reaktionsbedingungen ! flüssigen Chlorierungsmittel
wie Schwefeldichlorid, so empfiehlt es sich, letzteres vorzulegen und das Ausgangsprodukt
(I) be i 30 - 40°C anteilweise zuzudosieren.
[0021] Bei Verwendung von Schwefeldichlorid als Chlorierungsmittel ist es besonders vorteilhaft,
weniger als 15 Mol SC1
2 pro Mol (I) (entsprechend den oben erwähnten weniger als 7,5 Mol C1
2 pro Mol (I)) vorzulegen. Dadurch entfällt die Entfernung überschüssigen Chlorierungsmittels
im Vakuum unterhalb 40°C.
[0022] 2,4,5-Trichlorpyrimidin ist als Ausgangskomponente für die Herstellung von Reaktivfarbstoffen
geeignet (Umsetzung mit aminogruppenhaltigen Farbstoffen).
[0023] 2,4,5-Trichlorpyrimidin kann durch Gasphasenchlorierung (GB-PS 1 201 228) in Tetrachlorpyrimidin
umgewandelt werden. Tetrachlorpyrimidin ist als Reaktivkomponente für die Herstellung
von Reaktivfarbstoffen geeignet (vgl. z.B. Belgische Patentschrift Nr. 578 933). Darüber
hinaus besitzt 2,4,5-Trichlorpyrimidin fungizide und sporizide Eigenschaften (vgl.
US-Patentschrift Nr. 3 227 612).
Beispiel 1
[0024] In einem 2 1-Dreihalskolben, der mit Rührer, Tropftrichter und Thermometer versehen
ist, werden 670 g (6,5 Mol) Schwefeldichlcrid und (als Verdünnungsmittel) 250 ml Dischwefeldichlcrid
bei 35°C vorgelegt. Unter Rühren und gelegentlichem Kühlen mit Eiswasser werden nun
im Verlauf etwa einer halben Stunde im Temperaturbereich von 35 bis 40°C 87 (0,5 Mol)
aufgeschmolzener (2-Cyanäthyl)-methyl- dithiccarbasidsäuremethylester eingetropft.
Nach beendeter Zugsbe wird noch etwa eine viertel Stunde bis zur beerceten Gasentwicklung
bei 35 - 40°C nachgerührt. Anschließend wird die Reaktionsmischung unter Rühren in
etwa 2 Stunden bis auf Rückfluß (137°C) erhitzt, wobei im Bereich ab etwa 60°C ein
dicker Niederschlag entsteht, der ab etwa 120°C wiedar in Lösung geht. Die Bildung
des 2,4,5-Trichlorpyrimidinas ist beendet, wenn eine klare Lösung vorliegt und keine
Gasentwicklung mehr beobachtet wird. Anschließend werden alle bis zu einer Badtemperatur
von 150°C/14 Torr destillierbaren Anteile des Reaktionsgemischs abdestilliert. Das
Destillat enthalt nach gaschromatographischer Analyse 78 g (entsprechend 85 % der
Theorie) 2,4,5-Trichlorpyrimidin.
[0025] Leitet man in den Destillationsrückstand ab 150°C bis zu eine- Innenremperatur von
etwa 180°C 1/2 - 1 Stunde lang einen leicht überschüssigen Chlorstrom (erkennbar an
der grünlichen Farbe des Abgases)und destilliert anschließend im wasserstrahlvakuum
bis zu einer Badtemperatur von 200°C alle destillierbaren Anteile ab,so erhält man
nach der gaschromstographischen Analyse weitere 4 g (entsprechend etwa 4 % der Theorie)
2,4,5-Trichlorpyrimidin.
[0026] Durch Rektifikation an einer Ag-verspiegelten Füllkörperkolonne von 1 m Länge wird
2,4,5-Trichlorpyrimidin bei K
p12 94 - 96°C in einer Reinheit von über 99 % erhalten.
[0027] Das Ausgangsprodukt (2-Cyanäthyl)-methyl-dithiocarbamid- säuremethylester wurde folgendermaßen
erhalten:
Zu einer auf 5°C abgekühlten Lösung von 203 g (5,07 Mol) Natriumhydroxid in 1800 ml
Wasser läßt man unter Außenkühlung mit Eis/Wasser zuerst 420 g (5,0 Mol) 3-Methylamino-propionitril
und danach während etwa 10 Minuten 400 g (5,26 Mol) Schwefelkohlenstoff fließen. Anschließend
wird unter weiterer Kühlung im Eisbad ca. 1,5 Stunden kräftig nachgerührt, wobei eine
praktisch homogene Phase entsteht. Unter weiterer Eiskühlung werden nun 650 g (5,16
Mol) Dimethylsulfat in dem Maße zugetropft, daß die Reaktionstemperatur ca. 30°C nicht
übersteigt. Danach wird die sich abscheidende ölige Schicht gründlich mit Wasser gewaschen,
worauf sie zu einer farblosen kristallinen Masse von reinem (2-Cyanäthyl)-methyldithiocarbamidsäuremethyl-
ester erstarrt. Nach dem Absaugen und Trocknen Schmelzpunkt 45 bis 46°C. Die Verbindung
zeigt ein charakteristisches IR-Spektrum mit folgenden Banden (in cm ): 2250, 1490,
1425, 1380, 1300, 1250, 1195,1100, 1030, 985, 955, 755.
Beispiel 2
[0028] Man verfährt analog Beispiel 1 ir.clusive der Nachchlorierung bei 150 - 180°C mit
dem Unterschied, daß statt 670 g (6,5 Mol) Schwefeldichlorid nur 360,5 g (3,5 Mol)
Schwefeldichlorid vorgelegt werden. Die Destillate enthalten nach gaschromatographischer
Analyse ingesamt 51,6 g (entsprechend 56,3 % der Theorie) 2,4,5-Trichlorpyrimidin.