[0001] Die Erfindung richtet sich auf eine Ultrazentrifugenzelle für interferenzoptische
Untersuchungen an Flüssigkeiten in Ultrazentrifugen mit einem Rotor zur Aufnahme mehrerer
Ultrazentrifugenzellen, enthaltend ein Zellengehäuse mit einem Zellenmittelstück in
Form einer planparallelen Scheibe mit zwei oder mehreren durchgehenden Kanälen, wobei
diese Kanäle durch dichten Abschluß des Zellenmittelstücks mit Fenstern geeignete
Kammern zur Aufnahme der zu untersuchenden Flüssigkeit bilden.
[0002] Analytische Ultrazentrifugen mit Interferenzoptik.werden hauptsächlich zur Bestimmung
des Molekulargewichts und der Molekulargewichtsverteilung von synthetischen Polymeren
und von Biopolymeran in Flüssigkeiten aus dem Sedimentationa-Diffusions-Gleichgewicht
benötigt. Die Zeit bis zur Gleichgewichtseinstellung im Zentrifugalfeld kann 10 Stun-3en
und mehr betragen. Wegen der relativ langen Versuchsdauer und des hohen Preises einer
Ultrazentrifuge versucht man, eine Ultrazentrituge so zu betreiben, daß gleichzeitig
mehrere Proben untersucht werden können. Man verwendet beispielsweise Ultrazentrifugenzellen
mit mehreren Kammern, die in radialer Richtung zur Rotationsachse des Rotors angeordnet
sind. Diese Bauweise ist aus Herstellungs- und geometrischen Gründen auf 2 oder 3
x 2 kammern (Kanäle) be-, grenzt; die Erweiterung der MeBkapazität bleibt auf einen
Faktor 3 beschränkt. Eine andere Möglichkeit, die Kapazität einer Ultrazentrifuge
zu erweitern, besteht darin, daß man im Ultrazentrifugenrotor mehrere Möglichkeiten
zur Aufnahme von Ultrazentrifugenzellen vorsieht. Aus geometrischen und Festigkeitsgründen
können heute bis zu 8 Ultrazentrifugenzellen in gleichem Abstand von der Rotorachse
von einem Rotor aufgenommen werden. Um jede Zelle einzeln beobachten zu können, sind
in einer bekannten Ausführung die Zellenmittelatücke unterschiedlich, prismatisch
ausgebildet. Dadurch werden die durch die Zellen gehenden Lichtbündel verschieden
weit von der Rotationsachse abgelenkt und die Bilder der einzelnen Zellen am Beobachtungsort
getrennt. Molekulargewicht und Molekulargewichtsverteilung werden interferenzoptisch
bestimmt (E. Knözinger, H. Renz, Chemiker-Zeitung 98 (1974) 194/2O2).
[0003] Ein besonderes Problem bei der Ultrazentrifugenzelle.ist das Werkstoffproblem. Nur
wenige Stoffe kommen aufgrund ihrer Festigkeit und Leichtigkeit als Zellenmittelstücke
in Frage; neben Aluminium sind nur aluminium- und tierkohlegefülltes Epoxidharz und
ein mit Trifluorchlorpolyäthylen beschichtetes Aluminium bekannt. Ein Zellenmittelstück
aus Aluminium ist zwar auch für Untersuchungen bei höheren Temperaturen geeignet,
jedoch muß der pH-Wert der zu untersuchenden Lösung bei 7 liegen. Mittelstücke aus
gefülltem Epoxidharz (bekannt als filled epon
(R)) sind in einem pH-Bereich von 3 bis 10 beständig, jedoch unbeständig gegenüber den
meisten organischen Lösungsmitteln. Mit Trifluorchlorpolyäthylen beschichtete Mittelstücke
aus Aluminium (bekannt als Kel F
(R)) können aus bearbeitungstechnischen Gründen nicht prismatisch hergestellt werden.
[0004] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Fenster unterschiedlich prismatisch geschliffen
sind, wobei die Prismenkante senkrecht auf dem Radiusvektor des Rotors zu dem betreffenden
Ultrazentrifugenzellenmittelpunkt steht.
[0005] Der Neigungswinkel des Prismas übersteigt kaum 1° , da sonst die Interferenzmuster
nicht mehr in das begrenzte Sichtfeld fallen würden. Die Fensterhalter müssen den
prismatischen Fenstern nach Winkel und Neigungsrichtung angepaßt sein.
[0006] Von besonderem Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist, daß die Zellenmittelstücke
nicht prismatisch sein müssen, also aus einem Stoff bestehen können, der nur zu planparallelen
Zwischenstücken verarbeitet werden kann, und mit solchen Zellen trotzdem der Konzentrationsverlauf
in jeder Zelle gemessen werden kann, auch wenn sie in einem Rotor mit mehreren Ultrazentrifugenzellen
eingebaut sind. Die Zeitersparnis ist sehr erheblich, weil Flüssigkeiten, die bisher
nur in Rotoren mit einer Meßzelle jetzt zusammen mit anderen Meßzellen in einem Rotor,
der beispielsweise 4 oder 6 Zellen aufnehmen kann, untersucht werden können. Besonders
vorteilhaft ist die Verwendung eines mit 3 x 2 kammern versehenen Mittelstückes, mit
dem in einem Ultrazentrifugenlauf bis zu 15 Proben vermessen werden können. Ein weiterer
wirtschaftlicher Vorteil entsteht bereits da, wo das prismatische Zellenmittelstück
aus filled epon
(R) durch ein planparalleles Zellenmittelstück aus mit KEL-F
(R) beschichtetem Aluminium ersetzt wird, da die Haltbarkeit des Zellenmittelstückes
aus Trifluorchloräthylenpolymer wesentlich größer ist. Einen weiteren Vorteil bietet
die Vereinheitlichung der Zellenmittelstücke. Planparallele Zellenmittelstücke können
universell benutzt werden, während prismatische hautpsächlich in der Interferenzoptik
Verwendung finden. Spezielle Fensterhalter sind für beide Fälle notwendig.
[0007] Die Erfindung ist beispielhaft in der Zeichnung dargestellt und im folgenden näher
beschrieben. Es zeigen:
Figur 1 eine Ultrazentrifugenzelle für interferenzoptische Versuche.
Figur 2 ein Sechskanalmittelstück.
Figur 3 einen Ausschnitt aus dem Strahlengang am oberen prismatischen Fenster.
[0008] In Figur 1 sind die Einzelteile einer Ultrazentrifugenzelle übereinander gezeichnet,
die in dem Zellengehäuse 1 sind.
[0009] Bei interferenzoptischen Untersuchungen muß das Zellenmittelstück 2 zweisektoral
ausgebildet sein, damit die Strahlen durch Probe und Referenzprobe kohärent sind.
Die Form der Kammer 3 im Zellenmittelstück 2 ist senkrecht zur Strahlenrichtung trapezförmig;
jedoch weicht die Form nur um wenige Grad von einem Rechteck ab. Die Dicke des Zwischenstücks
liegt üblicherweise zwischen 1 und 30 mm. Das Zellenmittelstück 2.ist eine planparallele
Scheibe aus Trifluorchlorpolyäthylen in einer Fassung mit 2 Kammern (Kanäle) 3. Die
Kammern 3 im Zwischenstück 2 werden oben durch ein Fenster 4 aus Quarzglas und unten
durch ein Fenster 5 aus Industriesaphir begrenzt. Zur Abdichtung dienen Zwischenringe
6, 7 aus Kunststoff. In der Figur 1 sind noch weitere Einzelteile der Ultrazentrifugenzelle,
wie Fensterfassungen 8, Dichtungen 9, oberer 10 und unterer 11 Fensterhalter, Abstandhalter
12 und vorschraubung 13 dargestellt.
[0010] Ein planparalleles 6-Kanalzellenmittelstück 2 ist in Figur 2 dargestellt. Jeder der
beiden Sektoren ist in 3 Kanäle unterteilt. Der Rauminhalt beträgt ~ 0,2 ml. Das Zellenmittelstück
wird in die Zentrifuge so eingebaut, daß die Sektoren radial verlaufen.
[0011] Erfindungsgemäß ist vorzugsweise eines der Fenster 4, 5 nicht planparallel sondern
prismatisch, wobei die Prismenkante senkrecht auf dem Radiusvektor des Rotors zu den
betreffenden Ultrazentrifugenzellenmittelpunkt steht. Extrapoliert man die obere und
untere Fensterfläche bis zur Schnittlinie, so beträgt der Winkel an der Prismenkante
weniger als 1 Grad. Mit 2 Sorten prismatischer Fenster beispielsweise von 0,5° und
1
0 und mit planparallelen Fenstern kann man bereits 5 verschiedene Zellen aufbauen,
so daß sich 5 in der Beobachtungsebene getrennte Beobachtungsfelder ergeben. Die Untersuchungszeit
beträgt nur noch ein Fünftel.
[0012] Es besteht daneben aber grundsätzlich die Möglichkeit weiter, statt der 2-Sektor-Mittelstücke
auch beispielsweise 6-Kanal-Zellenmittelstücke einzubauen. 6-Kanalzellen aus Kel-F
(R) mit planparallelem Mittelstück sind bekannt. Die Meßkapazität wird durch Verwendung
von 6-Kanalzellen bei einem Rotor, der mehrere Ultrazentrifugenzellen aufnehmen kann,
noch einmal um einen Faktor 3 erhöht.
[0013] In Figur 3 ist der Strahlengang im Bereich des oberen Fensters schematisch dargestellt.
Das Mittelstück 2 ist planparallel und besteht bevorzugt aus mit Trifluorchlorpolyäthylen-beschichtetem
Aluminium. Das prismatisch ausgebildete obere Fenster 4 aus Quarzglas ist übertrieben
stark geneigt. Der obere Fensterhalter 10 muß an das prismatische Fenster angepaßt
sein. Die Rotorachse der Ultrazentrifuqe liegt in der Zeichenebene parallel zur Führungsnut
14.