[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abscheiden einkristalliner Schichten nach
der Flüssigphasen-Schiebeepitaxie, wie es im Oberbegriff des Patentanspruches 1 näher
angegeben ist.
[0002] Zur Herstellung bestimmter Halbleiterbauelemente, z.B. zur Herstellung von Lumineszenzdioden
oder Laserdioden, ist es notwendig, auf einem Halbleiterkristall eine oder mehrere
Schichten aus Halbleitermaterial epitaxial abzuscheiden. Insbesondere zur Herstellung
von Halbleiterbauelementen aus intermetallischen III-V-Verbindungen und deren Mischkristalle
wird dazu die Technik der Flüssigphasen-Schiebeepitaxie angewendet.
[0003] Bei dieser Methode wird mit Hilfe eines Schiebers eine Schmelze, die das abzuscheidende
Material enthält, auf die Oberfläche eines Substrates aufgeschoben und sodann durch
leichtes Abkühlen der:Schmelze Material auf der Substratoberfläche einkristallin abgeschieden.
Sobald mit dem Abscheiden die vorgesehene Schichtdicke der einkristallinen Schicht
erreicht ist, wird mit Hilfe des Schiebers die restliche Schmelze von der Substratoberfläche
bzw. der aufgewachsenen Epitaxieschicht abgeschoben. Ein solches Schiebeepitaxie-Verfahren
sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens sind beispielsweise in der
US-Patentschrift 3 753 801 beschrieben. Zur Herstellung von kohärent und inkohärent
strahlenden Doppelheterostruktur-Dioden, z.B. einer (Ga, Al) As-GaAs-Diode, sowie
auch bei Mikrowellen-Bauelementen mit Heterostruktur ist es notwendig, aufeinander
mehrere Schichten epitaxial abzuscheiden. Diese Schichten unterscheiden sich dabei
in ihrer Zusammensetzung, z.B. bei einer GaAs-(GaAl)As-Schichtfolge, im Aluminiumgehalt.
[0004] Schichtfolgen, wie sie beispielsweise für Doppelheterostruktur-Laserdioden oder -Lumineszenzdioden
benötigt werden, werden üblicherweise mit Schiebeapparaturen hergestellt, bei denen
sich in einem Graphit-"Boot" in geeignet ausgebildeten Vertiefungen die Substratscheiben
befinden, und bei denen ein beweglicher Schieber vorhanden ist, der mehrere Kammern
für die verschiedenen Schmelzen unterschiedlicher Zusammensetzung aufweist. Die Substratscheiben
sind dabei hintereinander oder konzentrisch im gleichen Abstand angeordnet, und die
Kammern des Schiebers sind ebenfalls hintereinander oder konzentrisch mit dem entsprechenden
Abstand angeordnet. Durch Weiterschieben-bzw. Drehen des Schiebers werden die Schmelzen
nacheinander über den jeweiligen Substratkristall geschoben, wobei jedes Mal durch
Abkühlen der Schmelze um einen gewissen Temperaturbetrag auf der Substratscheibe.eine
einkristalline Schicht aufwächst. Die Dicke der aufgewachsenen-Schicht wird durch
die Größe der Temperaturabsenkung der Schmelze und durch die Dicke der Schmelze über.dem
Substrat und, sofern nicht die der Temperaturabsenkung entsprechende Menge gelöster
Substanz zur Gänze auf dem Substrat abgeschieden wird, auch durch die Abkühlgeschwindigkeit
der Schmelze festgelegt. Wenn auf einem Substrat sehr dünne Schichten abgeschieden
werden sollen, so müssen zum Abscheiden Schmelzen verwendet werden., die mit dem Material
des Substrates gesättigt sind, damit beim Aufschieben.der Schmelze nicht eine unkontrollierte
Auflösung des Substratkristalles an seiner Oberfläche und als deren Folge ein unkontrolliertes
Schichtwachstum auftritt. Eine exakte Sättigung der Schmelzen wird am einfachsten
dadurch bewerkstelligt, daß die jeweils verwendete Schmelze durch genügend langes
Verweilen auf einem Vorsubstrat in ein Lösungsgleichgewicht gebracht wird, bevor sie
auf das eigentliche Substrat aufgeschoben wird. Bei Apparaturen, bei denen mehrere
Substratscheiben gleichzeitig beschichtet werden sollen, muß für jede abzuscheidende
Schicht einer jeden Substratscheibe eine gesonderte Kammer in dem Schieber vorgesehen
werden. So müßte beispielsweise zur Herstellung einer 4-Schichtstruktur, bei der zur
Abscheidung der einzelnen Schichten jeweils unterschiedliche Abkühlintervalle angewendet
werden, ein Schieber eingesetzt werden, dessen Kammerzahl 4 mal so groß ist'wie die
Zahl der zu beschichtenden Substratscheiben. Dies würde bereits bei einer kleineren
Zahl von Substratscheiben zu einer sehr komplizierten Konstruktion des Schiebers bzw.
des "Bootes" führen. Ferner könnte die hohe Kammerzahl bei der Beschickung dieser
"Boote" leicht zu Fehlern führen. Schließlich ist wegen der Notwendigkeit von Vorsubstraten
bei diesem Verfahren die doppelte Anzahl von Substratscheiben erforderlich, was die
Kosten.des Verfahrens zusätzlich erhöht.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Abscheiden einkristalliner Schichten
nach der Flüssigphasen-Schiebeepitaxie anzugeben, mit dem es möglich ist, mehrere
Substratscheiben gleichzeitig mit einer Vielschicht-Struktur zu versehen, ohne daß
derartige Vorsubstrate notwendig sind und das es erlaubt, die Zahl der für die aufzuschiebenden
Schmelzen vorgesehenen Kammern des Schiebers zu vermindern.
[0006] Diese Aufgabe wird bei einem wie im Oberbegriff des Patentanspruches 1 angegebenen
Verfahren erfindungsgemäß nach der im kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1
angegebenen Weise gelöst.
[0007] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0008] Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht einmal darin, daß die einzelnen
Schichten auf den jeweiligen Substratscheiben jeweils aus derselben Schmelze abgeschieden
werden, und daß weiterhin die Ttmperaturabsen- kung.für die einzelnen Schmelzen jeweils
um den gleichen Betrag erfolgt. Zur Steuerung der Dicke der jeweils abgeschiedenen
Schicht wird die Dicke der über der Substratscheibe befindlichen Schmelze entsprechend
variiert.
[0009] Die jeweilige Schmelze, aus der heraus die betreffende Schicht einkristallin abgeschieden
werden soll, verbleibt solange auf dem Substratkristall, bis sie sich mit diesem im
Gleichgewicht befindet. Die zu beschichtenden Substratscheiben sind in der für die
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens verwendeten Apparatur hintereinander
im gleichen Abstand wie der Abstand der für die Schmelzen vorgesehenen Kammern des
Schiebers angeordnet. Die Substratscheiben bzw. die.für die Schmelzen vorgesehenen
Kammern können linear oder auch auf konzentrischen Kreisen angeordnet sein.
[0010] Zum Abscheiden der ersten einkristallinen Schichten wird eine erste Schmelze auf
ein erstes Substrat aufgeschoben. Die erste Schmelze kann gegebenenfalls auch über
ein Vorsubstrat in das Lösungsgleichgewicht gebracht worden sein. Nachdem die erste
Schmelze auf das erste Substrat aufgeschoben worden-ist, wird die Anordnung um ein
bestimmtes Temperaturintervall Δt, das beispielsweise etwa 1°C beträgt, abgekühlt.
Dabei scheidet sich Material, das in der Schmelze gelöst ist, auf der Substratoberfläche
epitaktisch ab. Die Schmleze wird solange auf dem Substrat belassen, bis die Schmelze
das bei dieser neuen Temperatur herrschende Lösungsgleichgewicht erreicht hat, d.h.
bis die Schmelze für die Abscheidung erschöpft ist. Man kann davon ausgehen, daß das
Wachstum aus der Schmelze heraus durch die Diffusion des in der Schmelze gelösten
Stoffes bestimmt wird, beispielsweise bei der Abscheidung von GaAs durch die Diffusion
des As in der Ga-Schmelze. In diesem Falle ist die Mindestverweilzeit der Schmelze
auf dem Substrat nach Abschluß der Abkühlung durch die Gleichung

gegeben, wobei W
max die größte Dicke der.zum Abscheiden verwendeten Schmelze und D der Diffusionskoeffizient
des gelösten Materials in der Schmelze ist. Voraussetzung für die Gültigkeit dieser
Formel ist, daß die Gleichung α.Δt«t
min erfüllt ist, wobei α die Abkühlungsgeschwindigkeit, At das Abkühlungsintervall ist.
Gilt statt dieser letzten Gleichung die Gleichung α·Δ>t
min, so kann nach erfolgter Abkühlung die Mindestverweildauer noch entsprechend niedriger
gehalten werden. Wird die Abkühlgeschwin- di
gkeit der Schmelze hinreichend klein gehalten, so könnte eine Haltezeit der Schmelze
auf dem Substrat ohne-gleichzeitige Temperaturabsenkung sogar gänzlich entfallen.
Dadurch, daß die Schmelzen, die zum Abscheiden der jeweiligen Schicht auf die Substrate
aufgeschoben werden, unterschiedlich dick gehalten werden, können trotz des für alle
Schmelzen gleichen Abkühlintervalles dennoch verschieden dicke Schichten auf den jeweiligen
Substratscheiben aufgewachsen werden, da unter den angegebenen Bedingungen die Dicke
der jeweils abgeschiedenen Schicht der Dicke der über der jeweiligen Substratscheibe
befindlichen Schmelze proportional ist. Beispielsweise muß bei einem Abkühlintervall
t = 1°c und einer Ausgangstemperatur von beispielsweise 800°C für eine Abscheidung
von GaAs aus einer Ga-As-Schmelze die Dicke der Schmelze etwa 1 mm betragen, um eine
1
/um dicke GaAs-Schicht aufzuwachsen, wobei die Haltezeit nach der Gleichung

mit D ungefähr gleich 5.10
-5 cm sec
-1. etwa 200 sec betragen muß. Nach dieser Haltezeit wird sodann die erste Schmelze
durch Weiterschieben des Schiebers auf das zweite Substrat geschoben; gleichzeitig
wird dann die zweite Schmelze auf das erste Substrat zur Abscheidung der zweiten Schicht
geschoben.. Die Anordnung wird sodann wieder um den gleichen Temperaturbetrag, in
dem angegebenen Beispiel also um 1°C, abgekühlt. Danach wird sodann die erste Schmelze
auf die dritte Substratscheibe, die zweite Schmelze auf die zweite Substratscheibe,
und die dritte Schmelze auf die erste Substratscheibe aufgeschoben, und dann die gesamte
Anordnung wiederum um 1°C abgekühlt. Diese Verfahrensschritte werden entsprechend
der Zahl der Substrate und der abzuscheidenden Schichten fortgeführt. Sollen beispielsweise
zehn Substratscheiben mit einer 4-Schichtstruktur versehen werden, so sind also vier
Kammern für die Schmelzen vorzusehen, und es sind insgesamt fünfzehn Schiebeschritte
erforderlich. Daraus ergibt sich eine Gesamtabkühlung von 15°C, wenn bei jedem einzelnen
Schiebeschritt die Abkühlung um 1°C erfolgt. Innerhalb eines Temperaturintervalles
von 15°C können die Temperaturabhängigkeiten der Löslichkeit bzw. der Verteilungskoeffizienten
der Komponenten und Dotierstoffe in der Schmelze vernachlässigt werden, so daß für
die Substratscheiben die abgeschiedenen Schichten gleiche Schichtdicken aufweisen.
[0011] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiels
beschrieben und näher erläutert.
[0012]
Fig.1 zeigt schematisch die für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
verwendete Apparatur,
Fig.2 zeigt schematisch, wie die Temperatur der gesamten Anordnung zur Abscheidung
einzelner Schichten auf den jeweiligen Substratscheiben abgesenkt werden wird.
[0013] Fig.1 zeigt schematisch den Verfahrensgang zur Herstellung einer 4-Schichtstruktur
auf GaAs-Substraten. In einem "Boot" 1, das beispielsweise aus Graphit besteht, befinden
sich die Substratscheiben 11, 12, 13, 14 und 15. Auf diesem Boot 1 ist ein Schieber
2 aufgesetzt, der vier Kammern enthält, in denen die Schmelzen 21, 22, 23 und 24 enthalten
sind. Die Dicke der jeweiligen Schmelzen über den Substraten wird durch die Menge
der eingefüllten Schmelze eingestellt. Mit Stempeln 3 wird verhindert, daß bei kleinen
Schmelzdicken sich die Schmelze aufgrund Oberflächenspannung zu einem Tropfen zusammenzieht.
Zum Abscheiden einer 4-Schichtstruktur auf den Substraten wird der Schieber zunächst
in eine Position gebracht, bei der sich über dem Substrat 11 die Schmelze 21 befindet.
Dabei wird auf dem Substrat 11 eine Schicht 111 abgeschieden. Sodann wird der Schieber
in die nächste Position gebracht, so daß die Schmelze 21 sich über dem Substrat 12
befindet. Die Temperatur der Anordnung wird jetzt wiederum um einen Betrag von etwa
1°C abge aenkt. Dabei scheidet sich auf dem Substrat 12 eine Schicht 121 einkristallin
ab, aus der jetzt über dem Substrat 11 befindlichen Schmelze 22 scheidet sich eine
Schicht 112 auf dem Substrat 11 ab. Im nächsten Verfahrensschritt wird der Schieber
2'wiederum in Pfeilrichtung weitergeschoben, so daß die Schmelze 21 sich jetzt über
dem Substrat 13 befindet. Dieser Zustand ist in Fig.1 dargestellt. Die Temperatur
der Anordnung wird wiederum um dew Betrag Δt = 1°C abgesenkt. Dabei scheidet sich
auf dem Substrat 13 dann die erste epitaxiale Schicht, auf dem Substrat 12 die zweite
und auf dem Substrat 11 die dritte epitaxiale Schicht ab. Danach wird der Schieber
2 wiederum um eine Stellung weitergeschoben, so daß die Schmelze 21 nun über dem Substrat
14, die Schmelze 24 über dem Substrat 11 vorhanden ist. In entsprechender Weise wird
fortgefahren, bis alle Substrate mit einer 4-Schichtstruktur überzogen sind.
[0014] Fig.2 zeigt den Temperaturverlauf der gesamten Anordnung. Die Anfangstemperatur t
A beträgt beispielsweise 800°C. Entsprechend der vorhandenen Anzahl von Substraten
sowie der Zahl der abzuscheidenden Schichten erfolgt eine schrittweise Temperaturabsenkung
jeweils um einen Betrag Δt, beispielsweise um 1
0C. Die Endtemperatur t
E liegt bei einem Verfahren, bei dem zehn Substratscheiben mit einer 4-Schichtstruktur
überzogen werden, beispielsweise 15° tiefer als die Anfangstemperatur.
1. Verfahren zum Abscheiden von einkristallinen Schichten auf Substraten nach der
Flüssigphasen-Schiebeepitaxiebei dem gleichzeitig auf mehreren Substraten.verschiedene
einkristalline Schichten aufeinander abgeschieden werden, indem mittels eines Schiebers
Schmelzen auf die Substrate aufgeschoben und nach dem Abscheiden der jeweiligen Schicht
durch Weiterschieben des Schiebers wieder entfernt werden, wobei ein Schieber verwendet
wird, der mehrere, in gleichen Abständen angeordnete Kammern aufweist, in welchen
sich die Schmelzen des abzuscheidenden Materials befinden, wobei das Abscheiden der
einzelnen Schichten mittels Absenken der Temperatur der auf dem jeweiligen Substrat
befindlichen Schmelze erfolgt, dadurch gekennzeichnet, daß die Substrate in regelmäßigen
Abständen angeordnet sind, wobei jeder Abstand dem Abstand der Kammern des Schiebers
gleich ist, und daß bei jedem Abscheidevorgang die Temperatur aller sich jeweils auf
einem Substrat befindlichen Schmelzen um den gleichen Betrag gesenkt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Abscheidung einkristalliner
Schichten von vorgegebener Dicke die Dicke der auf dem betreffenden Substrat befindlichen
Schmelze auf einen der abzuscheidenden Schichtdicke entsprechenden Wert gehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Aufschieben
und dem Abschieben der Schmelze eine Mindestverweilzeit t
min eingehalten wird. deren Größe nach der Formel

bestimmt ist, wobei W
max die größte Dicke der in der Anordnung vorhandenen Schmelzen und D den Diffusionskoeffizienten
des in der Schmelze gelösten Materials darstellt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 zur Herstellung einkristalliner Schichten auf III-V-Verbindungs-Halbleitern,
dadurch gekennzeichnet, daß als Schmelze eine Schmelze der III-Komponente gewählt
wird, in der Material der V-Komponente gelöst ist.
5. Anwendung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4 zur Herstellung von
Heterostruktur-Halbleiterkristallen.