[0001] Gegenstand dieser Erfindung sind neue Nitrosohamstoff-derivate, insbesondere N
1-Glucofuranosid-6-yl-N
3-nitrosoharnstoffe der allgemeinen Formel I
worin R
1 und R
2 Wasserstoff, gegebenenfalls substituiertes Alkyl oder Aralkyl oder Acyl, R
1 und R
2 zusammen auch Alkyliden oder Cycloalkyliden darstellen, R
3 und R
5 gege- benenfalls substituiertes Alicyl oder Aralkyl oder Acyl, R
3 und R
5 zusammen auch Alkyliden oder Cycloalkyliden bedeuten und R
6 gegebenenfalls substituiertes Alkyl bedeutet.
[0002] Nachfolgend mit dem Ausdruck "nieder" modifizierte Reste, Radikale oder Verbindungen
enthalten, sofern nichts besonderes angegeben, vorzugsweise bis zu 7, in erster Linie
bis zu 4 Kohlenstoffatomen.
[0003] Alkyl ist insbesondere Niederalkyl, z.B. Isopropyl, geradkettiges oder verzweigtes,
in beliebiger Stellung gebundenes Butyl, Pentyl, Hexyl oder Heptyl und vor allem Methyl,
Aethyl oder n-Propyl.
[0004] Als Substituenten der gegebenenfalls substituierten Alkylgruppe kommen in erster
Linie in Betracht freie oder verätherte Hydroxygruppen, z.B. Niederalkoxygruppen,
oder Halogenatome. Dabei kann der substituierte Alkylrest, wie Niederalkylrest, einen,
zwei oder mehrere gleiche oder verschiedene Substituenten, insbesondere freie Hydroxylgruppen
oder Halogenatome tragen.
[0005] Aralkyl ist insbesondere Arylniederalkyl, wobei der Niederalkylteil vor allem dem
obgenannten Niederalkyl entspricht, und in erster Linie Methyl oder Aethyl ist. Der
aromatische Teil ist insbesondere ein mono-cyclischer, sowie bi-cyclischer Arylrest,
in erster Linie Phenyl, aber auch Naphthyl. Er kann gegebenenfalls, z.B. durch Niederalkylgruppen,
freies oder veräthertes Hydroxy, z.B. Niederalkoxy oder Niederalkylendioxy, Halogenatome
und/oder Trifluormethyl mono-, di- oder polysubstituiert sein. Besonders zu nennen
sind 2-Phenyläthyl, Chlorbenzyl, Methylbenzyl, Hydroxybenzyl, Methoxybenzyl oder vor
allem Benzyl.
[0006] Der Alkylidenrest ist insbesondere ein Niederalkylidenrest, wie der 2-Butyliden-,
3-Pentyliden- und in erster Linie Isopropylidenrest.
[0007] Der Cycloalkylidenrest enthälL vorzugsweise 5-7 Ringkohlenstoffatome und ist in erster
Linie Cyclopentyliden oder Cyclohexyliden.
[0008] Acyl ist insbesondere ein Acylrest einer organischen Säure, insbesondere einer organischen
Carbonsäurc. So ist Acyl insbesondere Alkanoyl, vor allem mit 2-18 Kohlenstoffatomen,
wie Acetyl oder Propionyl, oder auch Aroyl, wie Naphthoyl-1, Naphthoyl-2- und insbesondere
Benzoyl oder durch Halogen, Niederalkyl, Niederalkoxy, Trifluormethyl, Hydroxy oder
Niederalkanoyloxy substituiertes Benzoyl oder Naphthoyl. Acyl kann auch ein Acylrest
einer organischen Sulfonsäure sein,.z.B. einer Alkansulfonsäure, insbesondere einer
Niederalkansulfonsäure, wie Methansulfonsäure oder Aethansulfonsäure, oder einer Arylsulfonsäure,
insbesondere einer gegebenenfalls niederalkyl-substituierten Phenylsulfonsäure, wie
Benzolsulfonsäure oder p-Toluolsulfonsäure, sowie den Rest einer Carbaminsäure darstellen,
wie unsubstituiertes Carbamoyl, Niederalkyl-carbamoyl oder Aryl-carbamoyl, wie Methylcarbamoyl
oder Phenyl-carbamoyl.
[0009] Niederalkyl, als Substituent der obgenannten Reste ist in erster Linie Methyl oder
Aethyl, aber auch n-Propyl, Isopropyl oder geradkettiges oder verzweigtes Butyl.
[0010] Niederalkoxy, als Substituent der obgenannten Reste, ist insbesondere Methoxy oder
Aethoxy, ferner n-Propoxy, Isopropoxy, n-Butoxy oder Isobutoxy.
[0011] Halogen.ist z.B. Fluor, Chlor.oder Brom.
[0012] Die neuen Verbindungen können in der Form von -Anomerengemischen oder von reinen
a- oder β-Anomeren vorliegen.
[0013] Die neuen Verbindungen besitzen wertvolle pharmakologische Eigenschaften, insbesondere
zeigen sie eine sehr gute Wirkung bei einigen verschiedenartigen transplantablen Tumoren
und Leukaemien, wie auch zum Teil bei Virus-induzierter Leukaemie. So bewirken sie
in Dosen von 25-500 mg/kg i.p. eine starke Hemmung des Tumorwachstums bei Mäusen mit
z.B. Ehrlich-Ascites-Karzinom oder solidem Harding-Passey-Melanom, und bei Ratten
mit z.B. Yoshida-Ascites-Sarcom. Analoge Dosen bewirken eine Lebensverlängerung gegenüber
Kontrollen bei Mäusen mit z.B. Leukaemie L 1210 oder Rauscher-Leukämie.
[0014] So erreicht man z.B. mit dem Aethyl-6-desoxy-3,5-di-O-methyl-6-(3-methyl-3-nitroso-ureido)-β-D-glucofuranosid
in Dosen von 50-250 mg/kg i.p. eine 80-100%-ige Hemmung des Wachstums der genannten
Tumoren und bei Leukämie L 1210 eine Lebensverlängerung von ca. 60%, sowie nach peroraler
Applikation bei Mäusen mit Rauscher-Leukämie eine Lebensverlängerung von ca. 150%.
Die Verträglichkeit ist gut. Nebenwirkungen sind auch bei längerer Behandlung nicht
festzustellen. Auch bei normalen Tieren sind nach drei-wöchiger peroraler Behandlung
makroskopisch keine Organveränderungen zu sehen.
[0015] Die Erfindung betrifft insbesondere Verbindungen der Formel I, worin R1 und R
2 Wasserstoff, gegebenenfalls durch Hydroxy, Niederalkoxy oder Halogen substituiertes
Niederalkyl, gegebenenfalls durch Hydroxy, Niederalkoxy, Halogen oder Trifluormethyl,
in erster Linie in para-Stellung, substituiertes Benzyl, R1 und R
2 auch-Niederälkyliden oder Cycloalkyliden mit 5-6 Kohlenstoffatomen bedeutet, R
3 und R
5 gegebenenfalls durch Hydroxy, Niederalkoxy oder Halogen substituiertes Niederalkyl,
gegebenenfalls durch Hydroxy, Niederalkoxy, Halogen oder Trifluormethyl, in erster
Linie in.p-Stellung, substituiertes Benzyl, oder Niederalkanoyl, z.B. Acetyl oder
Propionyl oder gegebenenfalls durch Halogen, Niederalkoxy, Hydroxy oder Niederalkanoyloxy
substituiertes Benzoyl, z.B. p-Chlorbenzyl, p-Brombenzyl, p-Methoxybenzyl oder o-
oder p-Hydroxybenzyl, zusammen jedoch auch Niederalkyliden oder Cycloalkyliden mit
5-6 Kohlenstoffatomen bedeuten und R
6 eine gegebenenfalls durch Halogen, Hydroxy oder Niederalkoxy substituiertes Niederalkyl
bedeutet.
[0016] Besonders wertvoll sind dabei Verbindungen, in denen R
3 und R
5 einen gleichen Rest darstellen.
[0017] Hervorzuheben sind insbesondere Verbindungen obiger Formel I, worin R
1 Niederalkyl und R
2 Wasserstoff oder R
1 und R
2 zusammen Niederalkyliden bedeuten, R
3 und R
5 Niederalkyl oder gegebenenfalls durch Halogen, Hydroxy, Niederalkoxy oder Alkyl,
besonders in p-Stellung, substituiertes Benzyl oder R
6 gegebenenfalls mit Chlor substituiertes Niederalkyl, z.B. Methyl oder Chloräthyl
darstellen.
[0018] In erster Linie sind Verbindungen zu nennen, wo-
ri
n R
3 und R
5 Methyl., R
6 Methyl oder Chloräthyl und R
1 Wasserstoff, Methyl, Aethyl oder Propyl und R
2 Wasserstoff oder R
1 und R
2 zusammen den Isopropylidenrest bedeuten.
[0019] Die neuen Verbindungen werden erhalten, wenn man eine Verbindung der Formel II
in an sich bekannter Weise nitrosiert.
[0020] Dazu setzt man vorzugsweise die Verbindung II mit salpetriger Säure, deren Salzen
oder Derivaten um. Vorzugsweise verwendet man dazu ein Salz, wie ein Alkali-oder Erdalkali-,
besonders das Natriumsalz der salpetrigen Säure und setzt daraus mit einer Säure,
wie einer Mineralsäure, z.B. Salzsäure, Schwefelsäure oder Salpetersäure, einer organischen
Säure, wie Kohlensäure, Essigsäure oder einer Sulfonsäure z.B. einer Niederalkansulfonsäure,
wie Methan- oder Aethansulfonsäure oder einem Sulfonsäuregruppen enthaltenden Ionenaustauscher,
z.B. Amberlite IR 120, die salpetrige Säure frei. Man kann aber auch ein Anhydrid
der salpetrigen Säure, insbesondere ein gemischtes Anhydrid mit z.B. der Salpetersäure
oder einer Halogenwasserstoffsäure verwenden.
[0021] Wenn notwendig, arbeitet man in Gegenwart eines Lösungsmittels, wobei z.B. eine vorhandene
organische Säure ebenfalls als solches verwendet werden kann. Die Reaktion wird vorzugsweise
bei tiefer Temperatur z.B. -10° bis 30°C durchgeführt.
[0022] Die bei dieser Verfahrensmethode verwendeten Ausgangsstoffe sind neu. Sie lassen
sich in an sich'bekannter Weise aus einer entsprechenden, in 6-Stellung unsubstituierten
Glucofuranose gewinnen, z.B. durch Umsetzen zu einem reaktionsfähigen Ester, z.B.
mit.einer Alkansulfonsäure, Arylsulfonsäure oder Halogenwasserstoffsäure, dann zu
einem Azid und Reduktion des so erhaltenen Azids zur 6-Desoxy-6-amino-glucofuranose,
welche dann mit einem geeigneten N-R
6-Carbaminsäurederivat, wie einem entsprechenden Isocyanat zur 6-Desoxy-6-(3-R
6-ureido)-glucofuranose kondensiert wird. Wie oben erwähnt erfolgen diese Umsetzungen
in an sich bekannter Weise.
[0023] Eine weitere Methode zur Herstellung der neuen Nitrosoharnstoffe besteht darin, dass
man eine Verbindung der Formel III
mit einem reaktionsfähigen Derivat einer
N - Nitroso - N - R6 - carbaminsäure (IV) umsetzt.
[0024] Das reaktionsfähige Derivat kann beispielsweise ein Säureanhydrid, vorzugsweise ein
gemischtes Säureanhydrid, wie ein Säureazid oder ein aktivierter Ester sein. Als aktivierte
Ester seien insbesondere genannt Cyanmethylester, Carboxymethylester, Paranitrophenylthioester,
Paranitrophenylester, 2,4,5-Trichlorphenylester, Pentachlorphenylester, N-Hydroxy-succinimidester,
N-Hydroxyphalimidester, 8-Hydroxychinolinester oder N-Hydroxypiperidinester.
[0025] Diese Reaktion führt man in an sich bekannter Weise durch, vorzugsweise in einem
Lösungsmittel, wie Wasser, einem halogenierten Kohlenwasserstoff, z.B. Dichlor- oder
Trichloräthan, einem Aether, wie Diäthyläther, Tetrahydrofuran, Dimethylformamid,
Dimethylsulfoxyd, oder einem gegebenenfalls alkylierten Pyridin, wie Pyridin, Picolin,
Lutidin, oder Chinolin.
[0026] Die verwendeten Ausgangsstoffe sind bekannt oder lassen sich in an sich bekannter
Weise herstellen. So kann man das Amin der Formel III'aus einer entsprechenden, in
6-Stellung unsubstituierten Glucofuranose, z.B. durch Umsetzen zu einem reaktionsfähigen
Ester, z.B. mit einer Alkan- oder Arylsulfonsäure oder einer Halogenwasserstoffsäure,
und dann zu'einem Azid und Reduktion des so erhaltenen Azid zu 6-Desoxy-6-amino-glucofuranose
gewinnen.
[0027] Die obenbeschriebenen Verfahren werden nach an sich bekannten Methoden durchgeführt,
in Abwesenheit oder vorzugsweise in Anwesenheit von Verdünnungs- oder Lösungsmitteln,
wenn notwendig, unter Kühlen oder Erwärmen, unter erhöhtem Druck und/oder in einer
inerten Atmosphäre, z.B. unter Stickstoff.
[0028] Die neuen Verbindungen können als reine a- oder β-Anomere oder als Anomerengemische
vorliegen. Letztere können auf Grund der physikalisch-chemischen Unterschiede der
Bestandteile in bekannter Weise in die beiden reinen Anomeren aufgetrennt werden,
z.B. mittels chromatographischer Trennung, wie Dünnschichtchromatographie oder irgendeines
anderen geeigneten Trennverfahrens. Vorzugsweise isoliert man das wirksamere der beiden
Anomeren.
[0029] Die Erfindung betrifft auch diejenigen Ausführungsformen des Verfahrens bei denen
man einen Ausgangsstoff unter den Reaktionsbedingungen bildet oder in Form eines reaktionsfähigen
Derivats oder Salzes verwendet. Dabei geht man vorzugsweise von.solchen Ausgangsstoffen
aus, die verfahrensgemäss zu den oben als besonders wertvoll beschriebenen Verbindungen
führen
[0030] Die vorliegende Erfindung betrifft ebenfalls pharmazeutische Präparate, welche Verbindungen
der Formel I enthalten. Bei den erfindungsgemässen pharmazeutischen Präparaten handelt
es sich um solche zur enteralen, wie oralen und rektalen, sowie parenteralen Verabreichung
an Warmblüter, welche den pharmakologischen Wirkstoff allein oder zusammen mit einem
pharmazeutisch anwendbaren Trägermaterial enthalten. Die Dosierung des Wirkstoffes
hängt von der Warmblüterspezies, dem Alter und dem individuellen Zustand, sowie von
der Applikationsweise ab.
[0031] Die neuen pharmazeutischen Präparate enthalten von etwa 10% bis etwa 95%, vorzugsweise
von etwa 20% bis etwa 90% des Wirkstoffes. Erfindungsgemässe pharmazeutische Präparate
können z.B. in Dosiseinheitsformen wie Dragees, Tabletten, Kapseln, Suppositorien
oder Ampullen vorliegen. Die pharmazeutischen Präparate der vorliegenden Erfindung
werden in an sich bekannter Weise, z.B. mittels konventioneller Misch-, Granulier-,
Dragier-, Lösungs-oder Lyophilisierungsverfahren hergestellt.
[0032] Geeignete Trägerstoffe sind insbesondere Füllstoffe, wie Zucker, z.B. Lactose, Saccharose,
Mannit oder Sorbit, Cellulosepräparate und/oder Calciumphosphate, z.B. Tricalciumphosphat
oder Calciumhydrogenphosphat, ferner Bindemittel, wie Stärkekleister unter Verwendung
z.B. von Mais-, Weizen-, Reis- oder Kartoffelstärke, Gelatine, Traganth, Methylcellulose,
Hydroxypropyl-methylcelluose, Natriumcarboxymethylcellulose und/oder Polyvinylpyrrolidon,
und/oder, wenn erwUnscht, Sprengmittel, wie die obgenannten Stärken, ferner Carboxymethylstärke,
quervernetztes Polyvinylpyrrolidon, Agar, Alginsäure oder ein Salz davon, wie Natriumalginat,
Hilfsmittel sind in erster Linie Fliessregulier- und Schmiermittel, z.B. Kieselsäure,
Talk, Stearinsäure oder Salze davon, wie Magnesium- oder Calciumstearat, und/oder
Polyäthylenglykol. Dragee-Kerne werden mit geeigneten, gegebenenfalls Magensaft-resistenten
Ueberzügen versehen, wobei man u.a. konzentrierte Zuckerlösungen, welche gegebenenfalls
arabischen Gummi, Talk, Polyvinylpyrrolidon, Polyäthylenglycol und/oder Titandioxid
enthalten, Lacklösungen in geeigneten organischen Lösungsmitteln oder Lösungsmittelgemischen
oder, zur Herstellung von Magensaft-resistenten Ueberzügen, Lösungen von geeigneten
Cellulosepräparaten, wie Acetylcellulosephthalat oder Hydroxypropylmethylcellulosephthalat,
verwendet. Den Tabletten oder Dragee-Ueberzügen können Farbstoffe oder Pigmente, z.B.
zur Identifizierung oder Kennzeichnung verschiedener Wirkstoffdosen, beigefügt werden.
[0033] Die Erfindung betrifft ferner die Behandlung von mit Tumoren.oder Leukämie behafteter
Warmblüter zur Erzielung tumor- und/oder leukämiehemmender Wirkungen durch Verabfolgen
eines erfindungsgemässen pharmazeutischen Präparates. Vorteilhaft beträgt die Tagesdosis
bei einem etwa 70 kg schweren Warmblüter etwa 10-500 mg pro Tag, vorzugsweise 50-300
mg pro Tag.
[0034] Die nachfolgenden Beispielen illustrieren die oben beschriebene Erfindung; sie sollen
jedoch diese in ihrem Umfang in keiner Weise einschränken. Temperaturen werden in
Celsiusgraden angegeben.
Beispiel 1
[0035] Eine auf 0°C gekühlte Lösung von 60,7 g Aethyl-3,5-di-O-methyl-6-deoxy-6-(3-methylureido)-a-D-glucofuranosid
in 500 ml Wasser und 15 ml Eisessig wird innerhalb 15 Minuten tropfenweise mit einer
Lösung von 15,8 g Natriumnitrit in 80 ml Wasser versetzt, eine Stunde bei der gleichen
Temperatur gerührt und 16 Stunden bei Raumtemperatur stehen gelassen. Das auskristallisierte
Produkt wird abgesaugt, mit wenig Eiswasser gewaschen und getrocknet. Die Mutterlauge
extrahiert man mit Chloroform, trocknet die organische Phase über Magnesiumsulfat
und destilliert das Lösungsmittel ab. Der Rtickstand wird säulenchromatographisch
auf Kieselgel mit Methylenchlorid/Essigester (85:15) gereinigt, das kristalline Produkt
mit dem ersten Kristallisat vereinigt und aus Aether/Petroläther umkristallisiert.
Das Aethyl-3,5-di-0-methyl-6-deoxy-6-(3-methyl-3-nitrosoureido)-a-D-glucofuranosid
schmilzt bei 90°C; R
f-Wert 0,45 auf Kieselgeldünnschichtplatten im System Methylenchlorid/Methanol (15:1);
[α]
= +43° ±1° (Chloroform, c=l,465).
[0036] Das Ausgangsmaterial kann wie folgt hergestellt werden:
Eine Lösung von 207 g 3,5-Di-O-methyl-1,2-0-isopropyliden-a-D-glucofuranose in 600
ml absolutem Pyridin wird unter Rühren und Aussenkühlung tropfenweise innerhalb von
45 Minuten mit 67 ml Methansulfonsäurechlorid versetzt und 4 Stunden bei Raumtemperatur
stehen gelassen. Man gibt nun 50 ml Wasser zu und dampft nach weiteren 15 Minuten
die Hauptmenge Pyridin ab. Der Rückstand wird in Aether aufgenommen, die ätherische
Lösung mit Wasser, eiskalter 2-n.Salzsäure, Wasser, einer gesättigten Natriumhydrogencarbonatlösung
und Wasser gewaschen, über Magnesiumsulfat getrocknet und das Lösungsmittel abdestilliert.
Der ölige Rückstand stellt die 3,5-Di-0-methyl-1,2-0-isopropyliden-6-0-mesyl-a-D-glucofuranose
vom Rf-Wert 0,35 auf Kieselgeldünnschichtplatten im System Methylenchlorid/Essigester (85:15)
dar.
[0037] 240 g dieses Produktes werden in 1700 ml N,N-Dimethylformamid gelöst, mit 142 g Natriumazid
und 170 ml Wasser versetzt und 3 Stunden bei 110°C gerührt. Man kühlt das Reaktionsgemisch,
filtriert und dampft das Filtrat ein. Der Rückstand wird in Aether aufgenommen, mit
Wasser gewaschen,Uber Magnesiumsulfat getrocknet und das Lösungsmittel abdestilliert.
Man erhält so die 6-Azido-6-deoxy-3,5-di-0-methyl-1,2-0-isopropyliden-a-D-glucofuranose
als gelbliches Oel vom R
f-Wert 0,61 auf Kieselgeldünnschichtplatten im System Methylenchlorid/Essigester (85:15)
und-der optischen Drehung [α]
= -57° ±1° (Chloroform, c=1,915).
[0038] Eine Lösung von 193 g dieser Verbindung in 3500 ml 1-n. alkoholischer Salzsäure lässt
man 18 Stunden bei Raumtemperatur stehen. Anschliessend dampft man die Hauptmenge
des Lösungsmittels im Wasserstrahlvakuum ab, nimmt. den Rückstand in Aether auf und
wäscht diese Lösung mit Wasser, einer gesättigten Natriumhydrogencarbonatlösung und
Wasser, trocknet über Magnesiumsulfat und dampft zur Trockne ein. Das erhaltene Anomerengemisch
wird Säulenchromatographisch auf Kieselgel mit Methylenchlorid/Essigester (85:15)
getrennt. Das Aethyl-6-azido-6-deoxy-3,5-di-0-methyl-a-D-glucofuranosid weist den
R
f-Wert 0,32 auf Kieselgeldünnschichtplatten im System Methylenchlorid/ Essigester (85:15)
und die optische Drehung [α]
= +56° ±1° (Chloroform, c=0,89) auf. Das.entsprechende β-Glucofuranosid zeigt im
gleichen System den R
f-Wert 0,11.
[0039] 21,9 g Aethyl-6-azido-6-deoxy-3,5-di-0-methyl- a-D-glucofuranosid in 200 ml Aethanol
werden in Gegenwart von 2 g 5%-Palladium/Kohle mit Wasserstoff reduziert. Nach dem
Abfiltrieren des Katalysators und Abdestillieren des Alkohols erhält man das Aethyl-6-amino-6-deoxy-3,5-di-O-methyl-a-D-glucofuranosid
als gelbliches Oel.
[0040] Eine Lösung von 74,9 g dieses Oels in 550 ml Aethanol wird mit einer Lösung von 18,5
ml Methylisocyanat in 60 ml Methylenchlorid tropfenweise innerhalb einer Stunde versetzt
und das Reaktionsgemisch zur Trockne eingedampft. Das erhaltene Aethyl-6-deoxy-3,5-di-0-methyl-6-(3-methyl-ureido)-a-D-glucofuranosid
wird aus Essigester/Aether kristallisiert; Smp. 144°, [α]
= +57° ±1° (Chloroform, c=1,134) und R
f-Wert 0,22 auf Kieselgel im System Methylenchlorid/Methanol (15:1).
Beispiel 2
[0041] Eine auf 0-5° gekühlte Lösung von 33,4 g 3,5-Di-O-methyl-6-deoxy-1,2-O-isogropyliden-6-(3-methylurei-
do)-a-D-glucofuranose in 280 ml Wasser und 8,0 ml Eisessig wird innerhalb 30 Minuten
mit einer Lösung von 8,5 g Natriumnitrit in 40 ml Wasser tropfenweise versetzt. Man
rührt eine Stunde bei 0-5° und 18 Stunden bei Raumtemperatur. Anschliessend wird die
Lösung mit Chloroform extrahiert, die organische Phase mit Wasser gewaschen, über
Magnesiumsulfat getrocknet und zur Trockne eingedampft. Der Rückstand wird auf 1200
g Kieselgel mit Methylenchlorid/Essigester (85:15) chromatographiert. Die Fraktionen
vom R
f-Wert 0,41 mit der 6-Deoxy-3,5-di-0-methyl-1,2-O-isopropyliden-6-(3-methyT-3-nitrosoureido)-20
a-D-glucofuranose werden zur Trockne eingedampft; [α]
= -
49° ±1° (Chloroform,
c=1.,
127)
.
[0042] Das verwendete Ausgangsmaterial kann wie folgt hergestellt werden:
60,0 g 6-Azido-6-deoxy-3,5-di-C-methyl-1,2-0-isopropyliden-α-D-glucofuranose werden
in 600 ml Aethanol gelöst und in Gegenwart von 5%-Paliadium/Kohle mit Wasserstorf
reduziert. Nach dem Abtrennen des Katalysators und Abcestillieren des Lösungsmittels
erhält man die 6-Amino-6-deoxy-3,5-di-O-methyl-1,2-O-isopropyliden-α-D-gluccfu- ranose
als farbloses Oel. 33,2 g dieses Produktes werden in 250 ml Aethanol gelöst und unter
Rühren tropfenweise innerhalb 30 Minuten mit einer Lösung von 8,4 ml Methylisocyanat
in 25 ml Methylenchlorid versetzt. Nach weiteren 60 Minucen Rühren wird das Reaktionsgemisch
zur Trockne eingedampft und der Rückstand aus Aceton kristallisiert. Die so erhaltene
6-Deoxy-3,5-di-0-methyl-1,2-0-isopropyliden-6-(3-methylureido)-α-D-glucofuranose vom
Rf-Wert 0,45 auf hiegelgel. im System Aceton und [α]
= -57° ±1° (Chloroform, c=1,987) schmilzt bei 66-69°.
Beispiel 3
[0043] Eine auf 0-5° gekühlte Lösung von 52,4 g Aethyl-6-deoxy-3,5-di-O-methyl-6-(3-methyl-ureido)-ß-D-glucofuranosid
in 420 ml Wasser und 24,5 ml Eisessig wird unter Rühren tropfenweise innerhalb 45
Minuten mit einer Lösung von 25,4 g.Natriumnitrit in 130 ml Wasser versetzt und 19
Stunden bei der gleichen Innentemperatur gerührt. An-Gchliessend extrahiert man mit
Chloroform, wäscht die orgacische Phase mit Wasser, trocknet über Magnesiumsulfat
Arl danpft zur Trockne ein. Der Rückstand wird auf Kiegelgel mit Methylenchlorid/Essigester
(85:15) chromatogrephiert, Die Fraktionen mit dem Aethyl-6-deoxy-3,5-di- 0- methyl1-6-(3-methyl-3-nitrosoureido)-R-D-glucofuranosid
0,15 werden vereinigt und zur Trockne einge-
[α]
= -57° ±1° (Chloroform, c=1,858).
[0044] Das verwendete Ausgangsmaterial kann wie folgt hergestellt werden:
24 g Aethyl-6-azido-6-deoxy-3,5-di-0-methyl-β-D-glucofuranosid werden in 240 ml Methanol
gelöst und in Gegenwart von 5%-Palladium/Kohle mit Wasserstoff reduziert. Der Katalysator
wird abfiltriert und das F-iltrat zur Trockne eingedampft. Das erhaltene 6-Amino-derivat
wird direkt weiterumgesetzt.
[0045] Eine Lösung von 39,2 g davon in 330 ml Äethanol wird unter Rühren tropfenweise innerhalb
von 40 Minuten mit einer Lösung von 10 ml Methylisocyanat in 30 ml Methylenchlorid
versetzt und 16 Stunden bei Raumtemperatur stehen gelassen. Anschliessend wird das
Reaktionsgemisch zur Trockne eingedampft und der Rückstand in Essigester aufgenommen.
Man filtriert diese Lösung über Aktivkohle und dampft zur Trockne ein. Das erhaltene
Oel stellt das Aethyl-6-deoxy-3,5-di-O-methyl-6-(3-methyl-ureido)-β-D-glucofuranosid
vom Rf-Wert 0,10 auf Kieselgel im System Methylenchlorid/Methanol (15:1) dar.
Beispiel 4
[0046] In analoger Weise ausgehend von den entsprechenden Ausgangsstoffen werden die folgenden
Verbindungen erhalten:
a) Aethyl-2-0-acetyl-6-deoxy-3,5-di-0-methyl-6-(3-methyl-3-nitrosoureido)-D-glucofuranosid,
b) Aethyl-6-(3-äthyl-3-nitrosoureido,)-6-deoxy-3,5-di-0-methyl-D-glucofuranosid,
c) Aethyl-6-[3-(2-chloräthyl)-3-nitrosoureido]-6-deoxy-3,5-di-0-methyl-D-glucofuranosid,
d) Aethyl-6-(3-n-butyl-3-nitrosoureido)-6-deoxy-3,5-di-0-methyl-D-glucofuranosid,
e) Aethyl-6-deoxy-5-O-methyl-6-(3-methyl-3-nitroso- ureido)-D-glucofuranosid,
f) Aethyl-6-deoxy-5-0-mathyl-6-(3-methyl-3-nitroso- ureido)-3-O-propyl-D-glucofuranosid,
g) Aethyl-5-0-äthyl-6-deoxy-6-(3-methyl-3-nitroso- ureido)-3-0-propyl-D-glucofuranosid
und
h) Aethyl-3-0-benzyl-6-deoxy-5-0-methyl-6-(3-methyl-3-nitrosoureido)-D-glucofuranosid.
Beispiel 5
[0047] Eine auf 0°C gekühlte Lösung von 5,0 g Aethyl-6-amino-6-deoxy-3,5-di-O-methyl-α-D-glucofuranosid
in 40 ml Chloroform wird unter Rühren mit einer Lösung von 2,5 g N-Nitroso-methylcarbamylazid
in 40 ml Aether tropfenweise während 10 Minuten versetzt und weiter 1 Stunde im Eisbad
und 3 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Die Lösung wird nun auf die Hälfte eingeengt,
mit eiskalter 2 N-Salzsäure, Wasser, einer gesättigten Natriumhydrogencarbonatlösung
und Wasser gewaschen, über Magnesiumsulfat getrocknet und mur Trockne eingedampft.
Der kristalline Rückstand von Aethyl-6-deoxy-3,5-di-O-methyl-6-deoxy-6-(3-methyl-3-ni-
trosoureido)-a-D-glucofuranosid wird aus Aether/Petroläther umkristallisert, Smp.
90°C, [α]
= +43° ±1° (Chloroform, c=1,102).
1. N
1-Glucofuranosid-6-yl-N
3-nitroso-harnstoffe der Formel I
worin R
1 und R
2 Wasserstoff, gegebenenfalls substituiertes Alkyl oder Aralkyl oder Acyl, R
1 und R
2 zusammen auch Alkyliden oder Cycloalkyliden darstellen, R
3 und R
5 gegebenenfalls substituiertes Alkyl oder Aralkyl oder Acyl, R
3 und R
5 zusammen auch Alkyliden oder Cycloalkyliden bedeuten, und R
6 gegebenenfalls substituiertes Alkyl.bedeutet.
2. Verbindungen der Formel I, worin R1 und R2 Wasserstoff, gegebenenfalls durch Hydroxy, Niederalkoxy oder Halogen substituiertes
Niederalkyl, gegebenenfalls durch Hydroxy, Niederalkoxy, Halogen oder Trifluormethyl
substituiertes Benzyl, R1 und R2 auch Niederalkyliden oder Cycloalkyliden mit 5-6 Kohlenstoffatomen bedeuten,.R3 und
R5 gegebenenfalls durch Hydroxy, Niederalkoxy oder Halogen substituiertes Niederalkyl,
gegebenenfalls durch Hydroxy, Niederalkoxy, Halogen oder Trifluormethyl substituiertes
Benzyl, Niederalkanoyl oder gegebenenfalls durch Halogen, Niederalkoxy, Hydroxy oder
Niederalkanoyloxy substituiertes Benzoyl, zusammen jedoch auch Niederalkyliden oder
Cycloalkyliden mit 5-6 Kohlenstoffatomen bedeuten und R6 gegebenenfalls durch Halogen, Hydroxy, oder Niederalkoxy substituierter Niederalkylrest
ist.
3. Verbindungen gemäss Patentanspruch 2, worin der substituierte Benzylrest in para-Stellung
substituiert ist.
4. Verbindungen der Formel I, worin R1 Niederalkyl und R2 Wasserstoff oder R1 und R2 zusammen Niederalkyliden bedeuten, R3 und R5 Niederalkyl oder gegebenenfalls durch Halogen, Hydroxy, Niederalkoxy.oder Alkyl substituiertes
Benzyl und R6 gegebenenfalls mit Chlor substituiertes Niederalkyl darstellen.
5. Verbindungen der Formel I, worin R1 Wasserstoff, Methyl, Aethyl oder Propyl und R2 Wasserstoff und R1 und R2 zusammen den Isopropylidenrest bedeuten und R3 und R5 Methyl und R6 Methyl. oder Chloräthyl darstellen.
6. Die a- oder β-Anomeren der in den Patentansprtichen 1-5 genannten Verbindungen.
7. Aethyl-3,5-di-0-methyl-6-deoxy-6-(3-methyl-3-nitrosoureido-a-D-glucofuranosid oder
-ß-D-glucofuranosid
8. 6-Deoxy-3,5-di-O-methyl-1,2-O-isopropyliden-6-(3-methyleg-nitrosoureido)-α-D-glucofuranose,
Aethyl-2-O-acetyl-6-ceöxy-3,5-di-O-methyl-6-(3-methyl-3-nitrosoureido)-D-glucofuranosid,
Aethyl-6-(3-äthyl-3-nitrosoureido)-6-deoxy-3,5-di-O-methyl-D-glucofuranosid,
Aethyl-6-[3-(2-chloräthyl)-3-nitrosoureido]-6-deoxy-3,5-di-0-methyl-D-glucofuranosid,
Aethyl-6-(3-n-butyl-3-nitrosoureido)-6-deoxy-3,5-di-O-methyl-D-glucofuranosid,
Aethyl-6-deoxy-5-0-methyl-6-(3-methyl-3-nitroso- ureido)-D-glucofuranosid,-
Aethyl-6-deoxy-5-O-methyl-6-(3-methyl-3-nitroso- ureido)-3-0-propyl-D-glucofuranosid,
Aethyl-5-O-äthyl-6-deoxy-6-(3-methyl-3-nitroso- ureido)-3-0-propyl-D-glucofuranosid
oder
Aethyl-3-0-benzyl-6-deoxy-5-0-methyl-6-(3-methyl-3-nitrosoureido)-D-glucofuranosid.
9. Pharmazeutische Präparate gekennzeichnet durch einen Gehalt an einer der in den
Ansprüchen 1 bis 8 genannten Verbindungen.
10. Verwendung einer Verbindung der in Anspruch 1 gezeigten Formel I zur Herstellung
eines Arzneimittels auf nicht-chemischem Wege.
11. Verwendung einer Verbindung der in Anspruch 1 gezeigten Formel I, als tumor- und/oder
Leukämiehemmendes Mittel.
12. Verfahren zur Herstellung von N
1-Glucofuranosid-6-yl-N
3-nitroso-harnstoffe der Formel I
worin R
1 und R
2 Wasserstoff, gegebenenfalls substituiertes Alkyl oder Aralkyl oder Acyl, R
1 und R
2 zusammen auch Alkyliden oder Cycloalkyliden darstellen, R
3 und R
5 gegebengnfalls substituiertes Alkyl oder Aralkyl oder Acyl, R
3 und R
5 zusammen auch Alkyliden oder Cycloalkyliden bedeuten und R
6 gegebenenfalls substituiertes Alkyl bedeutet', dadurch gekennzeichnet, dass man eine
Verbindung der Formel II
in an sich bekannter Weise nitrosiert, oder dass man ein Amin der Formel III
mit einem raktionsfähigen Derivat einer N-Nitroso-N-R
6- carbaminsäure (IV) kondensiert.