[0001] Die Erfindung betrifft ein neues Glykoprotein, das im Blutserum, im Urin und im Extrakt
menschlicher Plazenten nachgewiesen und daraus isoliert werden kann sowie ein Verfahren
zu dessen Herstellung.
[0002] Die durch die wässrige Extraktion menschlicher Plazenten erhältliche Proteinlösung
enthält bekanntlich eine Vielzahl von Komponenten, die teilweise den Serumproteinen
zuzuordnen und zum anderen Teil Gewebeproteine sind.
[0003] Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestollt, ein binher noch nicht bekanntes Serum-Glykoprotein
aus dem Extrakt menschlicher Plazenten zu isolieren, damit spezifisch gegen das neue
Glykoprotein gerichtete Antiseren herzustellen, womit das Glykoprotein im Serum und
im Urin qualitativ nachgewiesen oder quantitativ bestimmt, werden kann.
[0004] Gegenstand der Erfindung ist ein neues Glykopronein; welches aus Blutserum, aus Urin
und dem Extrakt menschlicher Plazenten erhältlich ist. Es ist gekennzeichnet durch
einen Proteinanteil, im wesentlichen bestehend aus α-Aminosäuren von 75 ± 6 %,
einen Kohlenhydratanteil von 24,6 ± 5,2 davon Hexosen 8,9 ± 2 %, N-acetyliertes Hexosamin
7,1 t 1,5 %, Fucose 0,2 ± 0,2 %, N-acetylierte Neuraminsäure 8,4 ± 1,5 %, einen Sedimentationskoeffizienten
s
20w von 2,5 ± 0,3 S, ein Molekulargewicht von 35 000 ± 5 000 aufgrund der Bestimmung
in der Ultrazentrifuge bzw. ein Molekulargewicht von 65 000 ± 10 000 aufgrund der
Bestimmung im Natriumdodezylsulfat-haltigen Polyacrylamidgel, einen isoelektrischen
Punkt von pH 3,4
± 0,4, einen Extinktionskoeffizienten E

(280 nm) von 1,9 ± 0,3, eine elektrophoretische Beweglichkeit im Bereich zwischen
den α
1- und den α-
2-Globulinen und eine spezifische immunologische Reaktion mit einem spezifisch gegen
das Glykoprotein gerichteten Antikörper.
[0005] Zur Erläuterung der kennzeichnenden Merkmale des Glykoproteins sei folgendes ausgeführt:
Die Bestimmung der Sedimentationskoeffizienten wurde in einer analytischen Ultrazentrifuge
der Firma Beckman (Spinco-Apparatur, Modell E) bei 6.000 UpM in Doppelsektorzellen
mit Hilfe der UV-Scanner Technik bei 280 nm durchgeführt. Als Lösungsmittel diente
ein 0,05 M Phosphatpuffer (pH 6,8) der 0,2 Mol/l NaCl enthielt. Die Proteinkonzentration
betrug 2 %. Die Sedimentationskoeffizienten sind auf die Basis von Wasser bei 20°C
umgerechnet worden.
[0006] Zur Ermittlung der Molekulargewichte wurde die Sedimentatiönsgleichgewichtsmethode
und die Polyacrylamidgel-Elektrophorese herangezogen. Die Bestimmung in der Ultrazentrifuge
wurde bei 9.000 UpM vorgenommen. Die Auswertung erfolgte unter Zugrundelegung eines
partiellen spezifischen Volumens (partial specific volume) von 0,74 mg/g. In der Ultrazentrifuge
ergab sich ein Molekulargewicht von 35.000
± 5.000.
[0007] Für die Polyacrylamidgel-Elektrophorese wurden zwei Verfahren angewandt. Die Auftrennung
im normalen Polyacrylamid (PAA)-Gel erfolgte nach der Methode von Zwisler und Biel,
Z.klin. Chem. 4, Seite 58, (1966). Zur Untersuchung im Natriumdodecylsulfat-haltigen
Gel wurde ein Gel mit 7,5 % PAA das 0,1 % Natriumdodecylsulfat (SDS) enthielt, verwendet.
Zur Reduktion.sind die Proteine in 1 % SDS mit 1 % Merkaptoäthanol inkubiert worden.
Das Anfärben der Proteine geschah mit Amidoschwarz. Aus der Wanderung im SDS-haltigen
PAA-Gel wurde für das Glykoprotein ein Molekulargewicht von 65.000
± 10.000 abgeleitet.
[0008] Die Bestimmung des isoelektrischen Punktes wurde mit einer Säule (440 ml) der Firma
LKB Stockholm, durchgeführt. Das sogenannte Ampholin-Gemisch hatte bei der Untersuchung
des Glykoproteins einen pH-Bereich von 2,5 bis 4,0.
[0009] Die Untersuchung der elektrophoretischen Beweglichkeit erfolgte in der Mikromodifikation
von Beckmann Instruments auf Zelluloseazetatfolien mit NatriumdiäthylbarbituratPuffer
pH 8,6.
[0010] Die Bestimmung der Kohlehydrate erfolgte nach der von H.E. Schultze,R. Schmidtberger,
H. Haupt, Biochem. Z. 329, Seite 490, (1958), beschriebenen Methode.
[0011] Die Aminosäurenanalyse wurde nach S. Moore, D.H. Spackmann, W.H. Stein, Anal. Chem.
30, Seite 1185, (1958), unter Verwendung des Flüssigkeitschromatographen Multichrom
B der Firma Beckmann durchgeführt. 1/2 Cystin wurde nach Oxydation der Proteine mit
Perameisensäure (S. Moore et al., Anal. Chem. 30, Seite 1185, (1958)) und nachfolgender
Chromatographie (S. Moore, J.Biol.Chem. 238, Seite 235, (1963)) als Cysteinsäure bestimmt.
Der Tryptophangehalt ist mit der direekten photometrischen Bestimmung nach H. Edelhoch,
Biochemistry 6, Seite 1948, (1967) ermittelt worden.
[0012] Die immunologische Charakterisierung der Substanz erfolgt am einfachsten mit einem
bekannten Diffusionsverfahren, bei welchen Antigen, d.h. das Glykoprotein und ein
gegen das Glykoprotein gerichteter Antikörper bzw. das hinsichtlich der Antikörper
nicht angereicherte Antiserum gegeneinander in einem Trägermedium, wie z.B. Agar,
diffundieren. ,Treffen die beiden Reaktionskomponenten in einem günstigen Verhältnis
aufeinander, bildet sich ein sichtbares Präzipitat aus. Nach dieser Kenntnis ist es
für den,Fachmann einleuchtend, daß alle immunologischen Techniken zum Nachweis und
zur Bestimmung sowohl des neuen Glykoproteins-, als auch der gegen das Glykoprotein
gerichtete Antikörper möglich sind.
[0013] Eine einfache und in der Regel ausreichend genaue Methode zur quantitativen Bestimmung
des Glykoproteins in Körperflüssigkeiten oder in Gewebeextrakten stellt die sogenannte
Laurell-Technik dar. Sie ist beschrieben in Analyt. Biochem. (New York), 15, Seite
45 (1966).
[0014] Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Herstellung des oben charakterisierten
Glykoproteins, dadurch gekennzeichnet, daß Körperflüssigkeiten oder Extrakte von Organen,
welche das Glykoprotein enthalten, unter Zugrundelegung folgender erfindungsgemäß
gefundener Kriterien fraktioniert werden.
[0015] Das Glykoprotein ist mit Neutralsalzen fällbar. Mit dem üblicherweise für derartige
Fällungen verwendeten Ammoniumsulfat wird es bei einer Sättigungskonzentration des.Salzes
von 30 bis 60 % in einem pH-Bereich in der Nähe des Neutralpunktes gefällt.
[0016] Entsprechend seinem Molekulargewicht kann das Glykoprotein

von Substanzen mit Molekulargewichten zwischen 25.000 und 75.000 geeignet sind, gewonnen
werden. Vorteilhaft werden hierfür die Methoden der Gel-Filtration oder Ultrafiltration
eingesetzt.
[0017] Das Glykoprotein wird bei neutralem oder schwach alkalischem pH-Wert an schwach basische
Ionenaustauscher adsorbiert. Vorteilhaft wird dabei eine vergleichsweise wenig konzentrierte
Pufferlösung verwendet., denn durch Erhöhung der Salzkonzentration oder auch durch
Erniedrigung des pH-Wertes kann die Adsorption verhindert werden. Andererseits bietet
sich bei Kenntnis dieses Verhaltens die Möglichkeit an, das Glykoprotein zu adsorbieren
und unter Verwendung von höherkonzentrierten Salzlösungen bzw. von Pufferlösungen
mit erniedrigtem pH-Wert zu eluieren.
[0018] Es hat sich gezeigt, daß das neue Glykoprotein mit den wasserlöslichen organischen
Basen der Acridin- und Chinolinreihe, die für Protein-Fällungsverfahren üblicherweise
Verwendung finden, nicht präzipitiert wird. Es bleibt in den bei diesem Verfahren
üblichen Konzentrationen im wässrigen überstand. Danach kanneine Acridinbase, wie
2-Äthoxy-6,9-Diaminoacridinlactat oder eine Chinolinbase, wie Bis-(2-methyl-4-aminochinolyl-6)-carbamid-hydrochlorid,
zur Fällung von begleitenden Proteinen verwendet werden, wobei das erfindungsgemäße
Glykoprotein im überstand verbleibt.
[0019] Ähnliche Überlegungen können gelten bei Verwendung von Hydroxylapatit als Adsorbens
für Proteine. Das neue Glykoprotein zeigt keine Affinität zum Hydroxylapatit, wohingegen
eine Reihe von Begleitproteinen von Hydroxylapatit festgehalten wird. Das Glykoprotein
gehört somit zu den Hydroxylapatit-passierenden Globulinen. Der Erfinder schlägt vor,
es als Hydroxylapatit passierendes Globulin (HPG-2) zu bezeichnen.
[0020] Aufgrund der Kenntnis der elektrophoretischen Beweglichkeit kann für die Anreicherung
bzw. Isolierung des Glykoproteins die präparative Zonenelektrophorese eingesetzt werden.
[0021] Die Affinität des Glykoproteins aufgrund seines immunologischen Verhaltens kann dafür
eingesetzt werden, das Glykoprotein mit Hilfe von sog. Immun-Adsorptionsverfahren
anzureichern. Hierfür kann in ansich bekannter Weise ein Immunadsorbens d.h. ein trägergebundener
Antikörper, gegen das neue Glykoprotein hergestellt werden, welches das Glykoprotein
spezifisch zu binden vermag. Das Glykoprotein kann danach durch Änderung der Milieubedingungen
wieder eluiert werden, wie dies in der Fachliteratur mehrfach beschrieben ist.
[0022] Durch eine ausgewählte Kombination der genannten Methoden, die einerseits zur Anreicherung
des Glykoproteins andererseits zu einer Abtrennung von übrigen Begleitproteinen führen,
kann die Isolierung der erfindungsgemäßen Substanzen erfolgen. Demzufolge ist der
Gegenstand der vorliegenden Erfindung in den einzelnen Anreicherungsschrit-. ten für
das neue Glykoprotein und in den durch Kombination der Maßnahmen zur Anreicherung
sich ergebenden Verfahren zu dessen Reinigung zu sehen.
Die Leitlinie für das Verfahren zur Herstellung des Glykoproteins besteht darin, daß
jeweils derjenige Anteil gewonnen wird, welcher eine positive immunologische Reaktion
mit einem gegen das neue Glykoprotein gerichteten Antiserum ergibt.
[0023] Nach Durchführung der genannten Verfahrensschritte zeigt es sich zuweilen, daß das
Glykoprotein noch von anderen immunologisch nachweisbaren Begleitproteinen verunreinigt
ist. In diesem Falle werden die Verunreinigungen durch deren spezifische Adsorption
entfernt. Man bedient sich dabei gängiger Techniken der Immunadsorption, bei welchen
nach beschriebenen Verfahren an einen Träger gebundene Antikörper gegen das zu entfernende
Protein als Adsorbenzien eingesetzt werden. Häufig ist das weitgehend reine neue Glykoprotein
noch mit Spuren des schwangerschafts-spezifischen β
1-Glykoproteins und/oder des α
1 B-Glykoproteins, auch als leicht fällbares a
1-Glykoprotein bezeichnet, vergesellschaftet. Zu deren Abtrennung können gegen die
Proteine gerichteten Immunoglobuline, welche kovalent an vernetzte Agarpräparationen,
wie z.B. SEPHAROSE, gebunden sind, verwendet werden.
[0024] Die auf eine Säule, welche mit dem spezifischen Immunadsorbens gefüllt wurde, aufgetragene
Proteinlösung läuft insoweit unbehelligt durch die Säule, als nur diejenigen Komponenten
gebunden werden, gegen die der Träger einen immunologisch aktiven Partner enthält.
Das neue Glykoprotein kann auf diese Weise von den Verunreinigungen befreit werden.
[0025] Zur Herstellung des neuen Glykoproteins werden mehrere der angeführten Maßnahmen
miteinander kombiniert und dabei jeweils diejenige Fraktion weiterverarbeitet, in
der immunologisch das neue Glykoprotein nachgewiesen werden kann, während die übrigen
Fraktionen verworfen werden.
[0026] Als Ausgangsmaterial für die Herstellung des neuen Glykoproteins kann jede Körperflüssigkeit
oder jeder Organextrakt verwendet werden, in welchem es gelingt, das Glykoprotein
immunologisch nachzuweisen. Bevorzugt werden Extrakte menschlicher Plazenten verwendet,
die durch Zerkleinerung und Extraktion mit Wasser oder einer verdünnten, zweckmäßig
einer weniger als 10 %igen Salzlösung, vorteilhaft mit einer 0,5 %igen Neutralsalzlösung,
wie beispielsweise Natriumchlorid, gewonnen werden können. Zweckmäßig verwendet man
auf 1 kg Plazenten etwa 1 - 5 Liter der Extraktionslösung. Die nicht gelösten Anteile
werden durch Zentrifugation oder Filtration von dem Extrakt abgetrennt.
[0027] Das Verfahren zur Anreicherung ist gekennzeichnet durch die Anwendung mindestens
einer der folgenden Maßnahmen auf Körperflüssigkeiten, welche das neue Glykoprotein
enthalten und die anschließende Gewinnung der bezüglich des Glykoproteins angereicherten
Fraktion:
a) Zugabe von wasserlöslichen Derivaten einer Apridin-oder Chinolinbase, vorzugsweise des 2-Äthoxy-6,9-Diaminoacridin-lactat, im pH-Bereich
von 5 - 10, vorzugsweise bei etwa pH 8, bis zu einer Endkonzentration von etwa 0,8
% (Gewicht zu Volumen), wobei das Glykoprotein im wesentlichen im Überstand verbleibt:
b) Zugabe von Neutralsalzen bis zur Ausfällung des Glykoproteins, vorzugsweise vom
Ammoniumsulfat bei etwa neutralem pH-Wert von 5 - 8 bis zu 30 - 60 % der Sättigungskonzentration
des Ammoniumsulfats.
c) Adsorption des Glykoproteins an einem schwach-basischem Ionenaustauscher, wie Diäthylaminoäthyl-cellulose,
bei einer Leitfähigkeit der Lösung von 0 - 2 mS und neutralem oder schwachalkalischem
pH-Wert (6 - 9). Beispielsweise unter Verwendung eines etwa 0,01 M Puffers vom pH-Wert
von etwa 8. Ein bevorzugt zu verwendender Puffer ist beispielsweise Tris-Hydroxy-
·methylaminomethan-HCl. Die Elution des Glykoproteins kann durch Senkung des pH-Wertes
unter pH 7,0 oder durch Erhöhung der Leitfähigkeit über 5 mS erreicht werden.
d) Trennung aufgrund der Molekülgröße (Molekularsiebfraktionierung). Besonders geeignet
ist die Gelfiltration in einer Säule gefüllt mit einem Polymeren entsprechender Porengröße,
beispielsweise mit Epichlorhydrin-vernetztem Dextran, als SEPHADEX(R) hergestellt von der Firma Pharmacia, Uppsala, mit dem Ziel der Anreicherung von Proteinen
mit einem Molekulargewicht von etwa 50.000. Aber auch Produkte wie ULTROGEL(R) von LKB, Bromma oder BIO-GEL(R) von Bio-Rad Laboratories, Richmond, Calif. können eingesetzt werden.
e) Durchführung einer Adsorption mit Hydroxylapatit. Da das Glykoprotein in verdünnter
Phosphatpufferlösung von Hydroxylapatit nicht gebunden wird,_ ist Hydroxylapatit ein
geeignetes Agens, um Begleitproteine des Glykoproteins aus der Lösung zu entfernen.
Die Proteinlösung wird hierfür zweckmäßig auf einen pH-Wert um den Neutralpunkt eingestellt
und die Leitfähigkeit der Lösung auf etwa 1 mS gehalten.
f) Präparative Zonenelektrophorese. Geeignet für die Durchführung einer Elektrophorese
ist eine das Glykoprotein enthaltende Lösung, vorzugsweise eine alkalische Pufferlösung,
beispielsweise in einem Natriumdiäthylbarbituratpuffer von pH 8,6, und einer Ionenstärke
= 0,1. Die Lösung wird in eine Apparatur zur präparativen Elektrophorese eingetragen,
wie sie beispielsweise von N. Heimburger und R. Schmidtberger in Behringwerke-Mitteilungen,
Heft 43, Seite 83 ff., insbesondere auf Seite 119-120, beschrieben wird. Bei dem Gerät
handelt es sich um die horizontale Anordnung einer Trägerelektrophorese in einem offenen.Trog,
in welchem das Trägermaterial zur Abführung der bei der Elektrophorese auftretenden
Joul'schen Wärme auf unter 10°C gekühlt wird. Als Trägermaterial dienen gegenüber
Proteinen indifferente Substanzen, vorteilhaft Polyvinyl- chlorid; oder dessen Copolymerisate
in Form eines Granulats.
[0028] Es ist empfehlenswert, die Elektrophorese im alkalischen pH-Bereich, vorteilhaft
bei etwa pH 8,6, bei einer Ionenstärke von 0,08 - 0,12 und bei einer Feldstärke 4
- 6 Volt/cm vorzunehmen. Bei Verwendung von 0,1 M Natriumdiäthylbarbituratpuffer vom
pH-Wert 8,6 wandert das Glykoprotein im elektrischen Feld in den zwischen a
1- und a
2-Globulinen liegenden Bereich der Plasmaproteine.
[0029] Für die Gewinnung des neuen Glykoproteins wird die betreffende Zone herausgeschnitten
und vom inerten Trägermaterial mit Hilfe von Wasser oder wässriger Salzlösungen, beispielsweise
einer 0,5 bis 1' %igen Kochsalzlösung, eluiert.
[0030] Das erfindungsgemäß hergestellte Glykoprotein hat antigene Eigenschaften. Eine damit
durchgeführte Immunisierung von Tieren nach bekannten Methoden führte zur Bildung
von spezifischen Antikörpern im Blut der immunisierten Tiere. Deren Seren könne nach
üblichen Verfahren gewonnen und die darin enthaltenen Antikörper angereichert werden.
Die Antiseren können in bekannten immunologischen Verfahren zum Nachweis und zur Bestimmung
des neuen Proteins in Körperflüssigkeiten, insbesondere in dem Blutserum, Verwendung
finden.
[0031] Die Erfindung wird in dem nachstehenden Beispiel näher erläutert.
Beispiel
[0032] 150 kg tiefgefrorene Plazenten werden zerkleinert und mit 150 1 einer 0,5 %igen wässrigen
Natriumchloridlösung extrahiert. Der Extrakt wird mit 2n-Natriumhydroxyd auf pH 8
eingestellt und mit 50 1 einer 3 %igen wässrigen Lösung von Diaminoäthoxyacridin-lactat
versetzt. Nach einer Wartezeit von 1 Stunde wird der überstand der das erfindungsgemäße
Glykoprotein (HPG-2) enthält, abgehebert, mit 5 % festem Natriumchlorid (11 kg) zur
Abscheidung des noch in Lösung verbliebenen Diaminoäthoxyacridin-lactats versetzt,
filtriert und mit 30 % - bezogen auf das Gewicht der Flüssigkeit - festem Ammoniumsulfat
versetzt und gut durchgerührt. Nach 1 Stunde wird der Niederschlag abfiltriert.
[0033] 500 g des auf dem Filter gesammelten Niederschlages werden in 500 ml destilliertem
Wasser gelöst und gegen eine 0,01 molare Tris-(oxymethyl)-aminomethan-Salzsäure-Pufferlösung
vom pH-Wert 7,0, die 0,05 % Natriumazid enthält, dialysiert. Die dialysierte Lösung
wird zentrifugiert und der überstand wird mit der gleichen PufferLösung auf 2.000
ml aufgefüllt, mit 0,1 n Natriumhydroxydlösung auf pH 8,0 eingestellt und mit 500
g feuchter Diäthylaminoäthylcellulose (Firma Serva, Heidelberg) 1 Stunde verrührt.
[0034] Dann wird die Diäthylaminoäthylcellulose durch Filtrieren von der Lösung abgetrennt,
zweimal mit je 1 Liter 0,01 molarem Tris-(oxymethyl)-aminomethan-Salzsäure-Puffer
vom pH-Wert 8,0 gewaschen und danach dreimal mit je 500 ml 0,02 molarem Tris-(oxymethyl)-aminomethan-Salzsäure-Puffer,
pH 6,5, der :0,85'% Natriumchlorid und 0,05 % Natriumazid enthält; eluiert.
[0035] Den vereinigten Eluaten werden 30 % Ammonsulfat, bezogen auf das Flüssigkeitsgewicht,
zugesetzt und das ganze wird

. Der Niederschlag, der das Protein (HPG-2) entwird in 300 ml destilliertem Wasser
gelöst. Die Proteinlösung wird gegen Tris-Hydroxymethyl-Aminomethan-Salzsäure-Puffer
von pH 8,0, der 1,0 Mol Natriumchlorid/l enthält, dialysiert und auf eine mit Sephadex
G-150 gefüllte Säule (100 x 20 cm) aufgetragen und mit dem genannten Puffer eluiert.
Während der Elution findet eine Fraktionierung der Proteine nach deren Molekülgröße
statt.
[0036] Anschließend werden die Eluate mit spezifischem Antiserum getestet, die das Glykoprotein
(HPG-2) einthaltenden Fraktionen werden gesammelt und daraus die Proteine nochmals,
wie oben beschrieben, mit 30 % festem Ammonsulfat ausgefällt.
[0037] Zur Weiterreinigung wird die Fällung in 50 ml Wasser gelöst, gegen einen 0,005 m
Phosphatpuffer, pH 6,8, dialysiert und auf eine mit Hydroxylapatit gefüllte Säule,
3 x 23 cm, gegeben. Die Entwicklung der Säule erfolgt mit dem 0,005 m Phosphatpuffer,
pH 6,8.
[0038] Das Glykoprotein (HPG-2) erscheint im Durchlauf; dieser wird auf einem Ultrafilter
eingeengt. Das Konzentrat wird anschließend gegen einen 0,01 M Tris-HCl-Puffer,- pH
7,0, dialysiert und an DEAE-SEPHADEX (Säule 3 x 23.cm) adsorbiert. Zur Elution und
Auftrennung der adsorbierten Proteine dient ein NaCl-Gradient von 0 - 2 %. Die das
Glykoprotein (HPG-2) enthaltenden Eluatfraktionen werden gesammelt eingeengt.
[0039] Zur Weiterreinigung wird das eingeengte Eluat in einer 0, 075 m Ammoniumbikarbonatlösung
aufgenommen und einer präparativen Zonenelektrophorese unterworfen. Die das HPG-2
enthaltende Zone wird nach der Auftrennung herausgeschnitten und mit physiologischer
Kochsalzlösung eluiert; die Eluate engt man anschließend auf dem Ultrafilter ein.
[0040] Das als Verunreinigung noch vorhandene α
1B-Glykoprotein wird mit Hilfe eines entsprechenden Immunadsorbens entfernt. Zur Herstellung
des Immunadsorbens werden Antikörper gegen das a
1B-Glykoprotein kovalent an Sepharose gebunden und das so erhaltene Adsorbens mit dem
Eluat im Batch-Verfahren oder in einer Säule in Berührung gebracht. Dabei wird das
a
1B-Glykoprotein an die trägergebundenen Antikörper adsorbiert, während das Glykoprotein
HPG-2 in Lösung bleibt. Die Lösung, die dann nur noch HPG-2 enthält wird gegen Wasser
dialysiert und lyophilisiert. Man erhält etwa 10 bis 30 mg des neuen Glykoproteins
HPG-2.
[0041] Es zeigt folgende Aminosäure-Zusammensetzung (Häufigkeit mit Variationskoefizienten
(VK in %) :

1. Neues Glykoprotein gekennzeichnet durch
a) einen Proteinanteil von 75 ± 6 %;
b) einen Kohlenhydratanteil von 24,6 ± 5,2 % davon Hexosen 8,9 ± 2 %, N-acetyliertes
Hexosamin 7,1 ± 1,5 %, Fucose 0,2 ± 0,2 %, N-acetylierte Neuraminsäure 8,4 ± 1,5 %.
c) einen Sedimentationskoeffizienten S20 w von 2,5 ± 0,3 S;
d) ein in der Ultrazentrifuge bestimmtes Molekulargewicht von 35 000 ± 5 000;
e) einen isoelektrischen Punkt von pH 3,4 ± 0,4;
f) einen Extinktionskoeffizienten E

(280 mm) von 1,9 ± 0,3 ;
g) eine elektrophoretische Beweglichkeit im Bereich zwischen a1- und den α2,-Globulinen ;
h) eine spezifische immunologische Reaktion mit einem spezifisch gegen das Glykoprotein
gerichteten Antikörper.
2. Verfahren zur Anreicherung des Glykoproteins nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Proteinlösung, in welcher das.Glykoprotein immunologisch nachgewiesen werden
kann, mindestens einer der folgenden Maßnahmen unterworfen wird und die bezüglich
des Glykoproteins angereicherte Fraktion gewonnen wird:
a) Zugabe von Neutralsalzen bis zur Ausfällung des Glykoproteins;
b) Molekularsiebfraktionierung und Gewinnung der Fraktion mit einem Molekulargewicht
von 25 000 bis 75 000;
c) Adsorption des Glykoproteins an einen schwach basischen Ionenaustauscher und Elution
davon;
d) Zugabe von wasserlöslichen Derivaten einer Acridin-oder Chinolinbase im Bereich
von pH 5 - 10 bis zu einer Endkonzentration von etwa 0,8 %;
e) Behandlung der Glykoproteinlösung mit Hydroxylapatit;
f) Präparative Zonelektrophorese und Gewinnung der Zone zwischen α1- und α2-Globulinen ;
g) Behandlung der Proteinlösung mit einem Immunadsorbens.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Proteinlösung ein Extrakt
aus menschlichen Plazenten verwendet wird.
4. Verwendung des Proteins nach Anspruch 1 zur Gewinnung von Antiseren.
5. Antiserum erhältlich durch Immunisierung von Wirbeltieren mit einem Glykoprotein
nach Anspruch 1.