[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Polyamiden durch Erhitzen
von wäßrigen Lösungen von Salzen aus Dicarbonsäuren und Diaminen auf polyamidbildende
Temperaturen unter erhöhtem Druck und Entfernen von Wasser.
[0002] Bei der in der Technik wohlbekannten Herstellung von Polyamiden durch Kondensation
von Salzen aus Diaminen und Dicarbonsäuren, wie Hexamethylendiammoniumadipat geht
man in der Regel von wäßrigen Lösungen solcher
'Salze aus. Wie aus der GB-PS 674 954, DT-PS 10 60 139 oder DT-AS 11 58 257 hervorgeht,
verwendet man in der Regel 45 bis 70 gewichtsprozentige wäßrige Salzlösungen. Vor
der eigentlichen Polykondensation muß jedoch durch eine Vorverdampferstufe aus solchen
Lösungen das überschüssige Wasser zum größten Teil entfernt werden, z.B. bis auf einen
Rest von 30 bis 10 Gewichtsprozent Wasser. Dies bedeutet, daß die verwendeten wäßrigen
Salzlösungen zunächst aufgeheizt werden müssen und überschüssiges Wasser verdampft
werden muß, was erhebliche Mengen an Energie bedarf, und daß erst dann die eigentliche
Kondensation durchgeführt werden kann.
[0003] Es wurde auch schon versucht, diesen Nachteilen dadurch zu begegnen, indem man von
geschmolzener Adipinsäure und flüssigem Hexamethylendiamin ausgeht, wie aus der GB-PS
1 018 653 rund BE-PS 640 369 bekannt ist. Die Arbeitsweise mit geschmolzenen Ausgangsstoffen
bringt erhebliche Probleme bei der Dosierung und bei der raschen Vermischung mit sich.
Darüber hinaus neigt geschmolzene Adipinsäure zur Decarboxylierung und Bildung von
Adipinsäureanhydrid.
[0004] Es war deshalb die technische Aufgabe gestellt, bei der Herstellung von Polyamiden
die Verdampfung großer.Wassermengen zu vermeiden und andererseits die Dosierschwierigkeiten
von geschmolzenen flüssigen Ausgangsstoffen zu umgehen.
[0005] Diese Aufgabe wird gelöst in einem Verfahren zur Herstellung von Polyamiden durch
Erhitzen von wäßrigen Lösungen von
.Salzen aus Alkandicarbonsäuren mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen und Diaminen der Formel
NH
2RNH
2, in der R einen Alkyienrest mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen bedeutet oder die Reste

bedeutet auf polyamidbildende Temperaturen unter erhöhtem Druck und Entfernen von
Wasser, wobei man von 75 bis 90 gewichtsprozentigen wäßrigen Lösungen von Salzen aus
Dicarbonsäuren und Diaminen ausgeht, die durch Neutralisation von weniger konzentrierten
Salzlösungen, die eine entsprechende Menge der jeweiligen Dicarbonsäure im Überschuß
gelöst enthalten, mit den entsprechenden Diaminen erhalten wurden.
[0006] Das neue Verfahren hat den Vorteil, daß man wesentlich weniger Wasser bei der Polykondensation
verdampfen muß, was den Vorteil kleinerer Vorrichtungen beinhaltet. Darüber hinaus
ist es möglich, das Verfahren durch Ausnutzen der Neutralisationswärme energiesparender
durchzuführen. Ferner ist eine konzentrierte Lösung von solchen Salzen leichter zu
handhaben im Vergleich zu geschmolzenen Ausgangsstoffen. Im Hinblick auf die DT-OS
24 03 178, Seite 4, schien es nicht angezeigt, von sehr hoch konzentrierten Salzen
aus Dicarbonsäuren und Diaminen auszugehen, da hierbei Schwierigkeiten, z.B. durch
Abbau des Salzes zu erwarten waren.
[0007] Als Ausgangsstoffe verwendet man Alkandicarbonsäuren mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen.
Besonders geeignet sind α,ω-geradkettige Alkandicarbonsäuren der genannten Kohlenstoffzahl.
Geeignete Dicarbonsäuren sind beispielsweise Adipinsäure, Korksäure, Azelainsäure,
Dekandisäure oder Dodecandisäure. Besondere technische Bedeutung haben Adipinsäure,
Sebazinsäure und Dodecandisäure erlangt.
[0008] Als Diamine verwendet man solche der Formel NH
2RNH
2, in der R einen Alkylenrest mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen oder die Reste

bedeutet. Bevorzugt verwendet man Alkandiamine mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen, insbesondere
α,ω-geradkettige Alkandiamine. Geeignete Diamine sind beispielsweise Hexamethylendiamin,
Octamethylendiamin, Decamethylendiamin, Dodecamethylendiamin, ferner 4,4'-Diaminodicyclohexylpropan-2,2
oder 4,4'-Diaminodicyclbhexylmethan. Besondere technische Bedeutung hat Hexamethylendiamin
erlangt.
[0009] Zunächst geht man von weniger konzentrierten wäßrigen Salzlösungen aus Dicarbonsäure
und Diaminen aus. Solche Salzlösungen haben in der Regel einen Gehalt von 40 bis 65
Gewichtsprozent an den entsprechenden Salzen. Nach einer bevorzugten Arbeitsweise
löst man in einer solchen Salzlösung zusätzlich Dicarbonsäure in einer Menge, die
erforderlich ist, um die gewünschte Endkonzentration an Salz zu erreichen. Die Lösung
der Dicarbonsäure erfolgt vorteilhaft bei Temperaturen von 60 bis 110
oC. Die so erhaltene freie Dicarbonsäuren enthaltende Salzlösung wird dann mit dem
entsprechenden Diamin, vorteilhaft in geschmolzener Form, neutralisiert.
[0010] Nach einer anderen bevorzugten Arbeitsweise mischt man kristalline Dicarbonsäure
mit einer wäßrigen Lösung von Diamin, wobei man jedoch die Dicarbonsäure im überschuß
verwendet. Hierdurch erhält man zunächst eine Salzlösung niederer Konzentration, z.B.
40 bis 65 Gewichtsprozent, bezogen auf Salz und Wasser, die zusätzlich überschüssige
Dicarbonsäure gelöst enthält. Hierbei hält man in der Regel Temperaturen von 60 bis
1100C ein. Die so erhaltene Lösung wird, wie oben beschrieben, dann mit flüssigem
Diamin neutralisiert.
[0011] Die Neutralisation erfolgt z.B. in Mischstrecken, die Einbauten zur raschen Durchmischung
enthalten, wobei man vorteilhaft zunächst nicht die gesamte zur Neutralisation notwendige
Diaminmenge zugibt und erst nach einem ersten Mischvorgang und Ermittlung des pH-Wertes
die Endeinstellung mit einer weiteren Diaminzugabe bewerkstelligt.
[0012] Als Neutralisation sei erfindungsgemäß die Erreichung des Äquivalenzpunktes für die
jeweiligen Salze aus Diaminen und Dicarbonsäuren verstanden. Für Hexamethylendiammoniumadipat
ist dies beispielsweise pH 7,62, für Hexamethylendiammoniumsebazat pH 7,5 (gemessen
nach Verdünnung in 10 gewichtsprozentiger wäßriger Lösung bei 25°C). Es versteht sich,
daß man den Dicarbonsäuremengen äquivalente Mengen an Diaminen, gegebenenfalls in
geringem Überschuß, z.B. bis 1 Molprozent zum Ausgleich von Diaminverlusten bei der
Kondensation, zusetzt.
[0013] Zweckmäßig führt man die Neutralisation unter Ausschluß von molekularem Sauerstoff,
z.B. unter Inertgas, durch.
[0014] Durch die bei der Neutralisation freiwerdende Wärme erhitzt sich das. Reaktionsgemisch.
Vorteilhaft hält man Endtemperaturen bei der Neutralisation von 140 bis 210°C, insbesondere
170 bis 200°C ein. In der Regel wird die Neutralisation unter erhöhtem Druck, z.B.
2 bis 15 bar, durchgeführt.
[0015] Die so erhaltenen Salzlösungen aus Dicarbonsäuren und Diaminen sollen einen Gehalt
von 75 bis 90 Gewichtsprozent haben. Besonders bevorzugt wird ein Gehalt von 80 bis
85 Gewichtsprozent an den jeweiligen Salzen. Besondere Bedeutung haben Salzlösungen
von Hexamethylendiammoniumadipat der genannten Konzentration erlangt.
[0016] Die so hergestellten hochkonzentrierten Salzlösungen aus Dicarbonsäuren und Diaminen
werden in an sich bekannter Weise zu Polyamiden kondensiert. Die Kondensation erfolgt
in der Regel bei Temperaturen von 240 bis 300°C. Besonders bevorzugt werden Temperaturen
von 260 bis 290
0C angewandt. Im allgemeinen wendet man hierbei Drücke bis zu 100 bar an, insbesondere
haben sich Drücke von 20 bis 80 bar bewährt. Während der Kondensation wird das noch
mit der Salzlösung eingebrachte Wasser, sowie das bei der Kondensation entstehende
Wasser entfernt. Dies kann z.B. so geschehen, daß das'Wasser während der Kondensation
stufenweise abgetrennt wird. Es ist aber auch möglich, insbesondere bei kontinuierlichen
Verfahren, das Wasser nach der Kondensation in der Endstufe abzutrennen.
[0017] Zusätzlich können Regler, wie niedere Fettsäuren, Stabilisatoren, Antistatikmittel
und Mattierungsmittel vor, während oder nach der Kondensation zugegeben werden.
[0018] Das Kondensationsverfahren kann diskontinuierlich durchgeführt werden. Vorteilhaft
wendet man jedoch kontinuierliche Arbeitsweisen an. Geeignete Arbeitsweisen werden
beispielsweise beschrieben in der DT-AS 14 95 087, GB-PS 1 195 151, DT-PS 10 60 139
und GB-PS 674 oder DT-OS 24 17 003.
[0019] Polyamide, die nach dem Verfahren der Erfindung hergestellt werden, eignen sich zur
Erzeugung geformter Gebilde aus der Schmelze, wie Fäden, Fasern, Formteilen, Platten
oder.Überzügen.
[0020] Das Verfahren nach der Erfindung sei an folgendem Beispiel veranschaulicht.
Beispiel
[0021] 5250 g AH-Salz (Hexamethylendiammoniumadipat) wurden in einem 40-1-Rührautoklaven
in 3450 g Wasser unter Erwärmen auf 95°C gelöst. Zu der so erhaltenen 60,3 prozentigen.AH-Salz--Lösung
wurden 8025 g feste Adipinsäure allmählich unter Rühren bei 90 - 95°C zugegeben und
gelöst. Der Autoklav wurde mit Stickstoff gespült und verschlossen. Der Inhalt wurde
auf 100°C erhitzt, wobei sich ein Druck von 2 bar einstellte (alle Druckangaben sind
Absolutwerte). 6375 g geschmolzenes Hexamethylendiamin von 100°C wurden aus einem
Zulaufgefäß mit Stickstoffdruck innerhalb von 2 Minuten bei laufendem Rührer in den
Autoklaven gedrückt. In der so erhaltenen 85 prozentigen AH-Salz-Lösung stieg die
Temperatur durch die freiwerdende Neutralisationswärme an und erreichte 2 Minuten
nach Zugabe des Hexamethylendiamins 162
oC. Während der Zugabe des Hexamethylendiamins stieg der Druck vorübergehend auf 4
bar und fiel bis zum Ende der Zugabe auf 3 bar.
[0022] Die AH-Salz-Lösung wurde ohne vorherige Abkühlung polykondensiert. Sie wurde innerhalb
von 3 1/2 Stunden auf 275°C erhitzt, wobei der Druck durch Abblasen von Wasserdampf
auf 19 bar gehalten wurde. Nach Erreichen von 275°C wurde innerhalb von 1 Stunde auf
Normaldruck entspannt und 1 Stunde bei 275°C nachkondensiert. Das Produkt wurde mit
Stickstoffdruck aus dem Autoklaven herausgedrückt, wobei der Schmelzestrang in einem
Wasserbad abgekühlt und granuliert wurde. Das erhaltene Polyamid 6,6 hatte eine relative
Viskosität von 2,54, gemessen in 1 prozentiger Lösung in 96 prozentiger Schwefelsäure,
und einen Gehalt an sauren Gruppen von 54 mÄq/kg und an basischen Gruppen von 76 mÄq/kg.
[0023] In analoger Weise erhält man Polyamid 6,9 und Polyamid 10,6.
1. Verfahren zur Herstellung von Polyamiden durch Erhitzen von wäßrigen Lösungen von
Salzen aus Alkandicarbonsäuren mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen und Diaminen der Formel
NH
2RNH
2, in der R einen Alkylenrest mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen bedeutet oder die Reste

bezeichnet auf polyamidbildende Temperaturen unter erhöhtem Druck und Entfernen von
Wasser, dadurch gekennzeichnet, daß man von 75 bis 90 gewichtsprozentigen wäßrigen
Lösungen von Salzen aus Dicarbonsäuren und Diaminen ausgeht, die durch Neutralisation
von weniger konzentrierten Salzlösungen, die eine entsprechende Menge der jeweiligen
Dicarbonsäure im überschuß gelöst enthalten, mit den entsprechenden Diaminen erhalten
wurden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet; daß man bei deren Neutralisation
Endtemperaturen von 140 bis 210°C einhält.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die Neutralisation
unter erhöhtem Druck durchführt.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man von Lösungen
ausgeht, die durch Lösen der entsprechenden Menge an Dicarbonsäure in einer wäßrigen
Salzlösung geringere Konzentration und Neutralisieren mit flüssigem Diamin erhalten
würden.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man von Salzlösungen
ausgeht, die durch Mischen von festen Dicarbonsäuren mit einem wäßrigen Diamin im
Unterschuß und anschließende Neutralisation der so erhaltenen überschüssige Dicarbonsäure
enthaltenden Salzlösung mit geschmolzenem Diamin erhalten wurden.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man von 80 bis
85 gewichtsprozentigen wäßrigen Salzlösungen ausgeht.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Salzlösungen
ohne Abführen der Neutralisationswärme der Kondensation zugeführt werden.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man die Neutralisationswärme
zum Lösen von Dicarbonsäuren in wäßrigen Salzlösungen verwendet.