[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Naphthalin-1-sulfonsäure
und -1,5-disulfonsäure durch Sulfonierung von Naphthalin.
[0002] Es ist bekannt, Naphthalin-1-sulfonsäure durch Sulfonieren von Naphthalin mit 96
%iger Schwefelsäure bei 20 bis 50°C und Naphthalin-1,5-disulfonsäure durch Sulfonieren
von Naphthalin mit 20 %igem Oleum bei 20 bis 55°C herzustellen (Ullmanns Enzyclopädie
der technischen Chemie, Band 12, (1960), Seiten 593 bis 595).
[0003] Es wurde ein Verfahren zur Herstellung von Naphthalinsulfonsäuren der Formel

worin
R für Wasserstoff oder die -S0
3H-Gruppe steht, durch Umsetzung von Naphthalin mit Schwefeltrioxid in Schwefelsäure
und bei niederen Temperaturen gefunden, bei dem man die Umsetzung in einer Schneckenmaschine
ausführt.
[0004] Schneckenmaschinen, wie sie für das erfindungsgemäBe Verfahren verwendet werden können,
sind bekannt (Herrmann, Schneckenmaschinen in der Verfahrenstechnik, Springer Verlag
(1972)).
[0005] Eine Schneckenmaschine ist eine Vorrichtung, enthaltend eine oder mehrere Schnecken
und ein die äußere Kontur der Wellen umschließendes Gehäuse. Schnecken bestehen aus
drehenden Wellen mit außen in einer oder mehreren Schraubenlinien angebrachten Stegen.
Schneckenmaschinen dienen zum Fördern,-Mischen, Plastifizieren und/oder Verdichten
von Stoffen.
[0006] Für das erfindungsgemäße Verfahren werden vorzugsweise Schneckenmaschinen eingesetzt,
die eine gute Mischwirkung quer zur Förderrichtung und gleichzeitig ein enges Verweilzeitspektrum
aufweisen. Besonders bevorzugt verwendet man für das erfindungsgemäße Verfahren einen
einwelligen Schneckenkneter, dessen Schneckenwelle zusätzlich zur Rotation eine axial
oscillierende Bewegung ausführt oder eine selbstreinigende gleichsinnig-drehende Doppelwellenschneckenmaschine,
die zusätzlich zu den ineinandergreifenden Schneckengewinden noch sich ebenfalls gegenseitig
abreinigende Knetelemente mit gegenüber den Schneckengewinden verstärkter Mischwirkung
enthält.
[0007] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können je Mol Naphthalin 1,0 bis 5,0 Mol Schwefeltrioxid
verwendet werden. Bevorzugt kann man zur Herstellung von Naphthalin-1-sulfonsäure
1,0 bis 1,2 insbesondere 1,0 bis 1,1 Mol,Schwefeltrioxid und zur Herstellung von Naphthalin-1,5-disulfonsäure
2,0 bis 2,4, insbesondere 2,0 bis 2,1 Mol, Schwefeltrioxid verwenden.
[0008] Die Schwefelsäure kann in einer Menge von 0,4 bis 5,0 Mol H
2S0
4 je Mol Naphthalin verwendet werden. Bevorzugt kann man zur Herstellung von Naphthalin-1-sulfonsäure
0,5 bis 2,0 Mol, insbesondere 0,5 bis 0,9 Mol,H
2SO
4 je Mol Naphthalin und für die Herstellung von Naphthalin-1,5-disulfonsäure 0,9 bis
3,0 Mol, insbesondere 0,9 bis 1,5 Mol H
2S0
4, je Mol Naphthalin einsetzen.
[0009] Schwefelsäure kann für das erfindungsgemäße Verfahren beispielsweise als konzentrierte
Schwefelsäure (Monohydrat) oder im Gemisch mit Schwefeltrioxid (als Oleum) eingesetzt
werden.
[0010] Es ist auch möglich, das Schwefeltrioxid flüssig unverdünnt einzusetzen.
[0011] Bevorzugt wird Schwefeltrioxid in Form von Oleum eingesetzt, wobei der Gehalt an
Schwefeltrioxid zwischen 20 und 65 Gew.-% liegen kann, bevorzugt wird das übliche
etwa 65 %ige Oleum verwendet.
[0012] Im allgemeinen wird das erfindungsgemäße Verfahren im Temperaturbereich zwischen
-10 und +25
0C durchgeführt, bevorzugt im Temperaturbereich zwischen -5° und +15°C. Dabei ist es
im allgemeinen vorteilhaft, bei Temperaturen über +5°C zur Herstellung von Naphthalin-1,5-disulfonsäure
Schwefeltrioxid nur in einer Menge von 2,0 bis
2,5 Mol, insbesondere 2,0 bis 2,1 Mol,je Mol Naphthalin einzusetzen, während bei Temperaturen
unterhalb +5°C auch größere Schwefeltrioxidmengen verwendet werden können. Ein derartiger
Einsatz höherer Schwefeltrioxidmengen kann für eine Weiterverarbeitung der erhaltenen
Naphthalin-1,5-disulfonsäure in Abwesenheit von Wasser vorteilhaft und erwünscht sein.
[0013] Im allgemeinen kann das erfindungsgemäße Verfahren wie folgt durchgeführt werden:
[0014] Um bei der exothermen Sulfonierungsreaktion die niedrige Reaktionstemperatur aufrecht
erhalten zu können, werden vorteilhafterweise Schneckenmaschinen verwendet, die mit
entsprechenden Kühlvorrichtungen ausgestattet sind.
[0015] Naphthalin kann in fester Form z.B. über eine Dosierschnecke oder in flüssiger Form
über eine entsprechende Meßeinrichtung, z.B. eine Dosierpumpe, der Schneckenmaschine
zugeführt werden. Es kann vorteilhaft sein, flüssiges Naphthalin vor der Zuführung
zur Schneckenmaschine zu kühlen und kristallisieren zu lassen, z.B. in einer Kristallisierschnecke.
[0016] Um das Naphthalin auf die gewählte Reaktionstemperatur zu bringen, stattet man vorteilhafterweise
die erste Zone der Schneckenmaschine mit einer Kühlung aus, um das Naphthalin auf
oder unter die gewählte Reaktionstemperatur zu kühlen.
[0017] Nach Eingabe und gegebenenfalls Abkühlung des Naphthalins erfolgt die Zugabe der
gewählten Menge Schwefelsäure an einer oder mehreren Stellen in Förderrichtung der
Schneckenmaschine, wobei Schwefelsäure und Naphthalin gemischt werden. Wegen der bei
der Reaktion auftretenden Wärmetönung kann es, wie bereits ausgeführt, vorteilhaft
sein, die Zugabe der Schwefelsäure auf mehrere, in Förderrichtung hintereinander liegende
Abschnitte der Schneckenmaschine zu verteilen und andererseits nach Zugabe der Schwefelsäure
eine weitere Kühlstrecke vorzusehen.
[0018] Anschließend wird im folgenden Abschnitt der Schneckenmaschine Schwefeltrioxid in
der gewählten Menge eindosiert; auch diese Eindosierung kann auf einmal oder an mehreren,in
Förderrichtung hintereinander liegenden Stellen erfolgen.
[0019] Selbstverständlich kann bei der Verwendung von Oleum bereits zusammen mit Schwefelsäure
Schwefeltrioxid in dem für die Zudosierung von Schwefelsäure vorgesehenen Abschnitt
der Schneckenmaschine und/oder in dem für die Zudosierung von Schwefeltrioxid vorgesehenen
Abschnitt der Schneckenmaschine noch Schwefelsäure zudosiert werden.
[0020] Es kann weiterhin vorteilhaft sein, das erhaltene Sulfiergemisch in der
Schneckenmaschine noch eine nachgeschaltete, ebenfalls gekühlte Nachreaktionszone durchlaufen
zu lassen.
[0021] Am Ausgang der Schneckenmaschine wird das Reaktionsgemisch je nach der verwendeten
Menge Schwefelsäure als dickflüssige, pastenförmige Masse erhalten.
[0022] Zur Aufarbeitung kann das Sulfiergemisch anschließend auf Wasser oder Eis i.
1 bekannter Weise ausgetragen und die Naphthalin-1-sulfonsäure bzw. die Naphthalin-1,5-disulfonsäure
in bekannter Weise z.B. durch Kristallisation in Form der Hydrate oder nach Zusatz
von Natronlauge als Natriumsalze abgeschieden und anschließend isoliert werden (F.I.A.T.
Final Report 1016 (1947). Das Sulfiergemisch kann auch ohne Verdünnung mit Wasser
oder Eis für Folgereaktionen verwendet werden.
[0023] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Sulfierung
in einem Verdünnungsmittel durchgeführt, wobei als Verdünnungsmittel vorzugsweise
das Umsetzungsprodukt des Verfahrens eingesetzt wird.
[0024] In dieser besonderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ein Teil
des Reaktionsgemisches vom Ausgang der Schneckenmaschine wieder zum Eingang zurückgeführt
und zusammen mit neuem Ausgangsmaterial erneut eingegeben; ein Teil des Umsetzungsproduktes
wird also im Kreis geführt.
[0025] Im allgemeinen werden bis zu
90%, bevorzugt 40 bis 80, insbesondere 5
0 bis 75 % des gesamten Reaktionsgemisches so im Kreis geführt, während nur der verbleibende
Rest am Ausgang der Knetmaschine abgezogen und aufgearbeitet wird.
[0026] Die Rückführung des im Kreis geführten Reaktionsgemisches kann in an sich bekannter
Weise, z.B. durch eine Förderschnecke erfolgen.
[0027] Diese besondere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens hat den Vorteil,
daß die einzusetzende Schwefelsäuremenge besonders niedrig gehalten werden kann, sie
beträgt dann im allgemeinen zwischen 0,5 bis 3,0, bevorzugt 0,7 bis 1,5 Mol, je Mol
Naphthalin.
[0028] Nach dem bekannten Verfahren werden Sulfonierungen in Rührkesseln durchgeführt, in
denen jedoch wegen des ungünstigen Verhältnisses von Rauminhalt zu Wandfläche die
Abführung großer Wärmemengen in kurzer Zeit erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Entweder
muß man einen der Reaktionspartner sehr langsam zugeben, so daß lange Reaktionszeiten
notwendig sind, oder in Verdünnung mit niedrigen Konzentrationen der Reaktionspartner
arbeiten. Als Verdünnungsmittel sind z.B. Schwefelsäure, flüssiges Schwefeldioxid
und Chlorkohlenwasserstoffe bekannt. Wegen der niedrigen Reaktionstemperatur liegen
Naphthalin und die Naphthalinsulfonsäuren in fester Form vor, so daß eine gewisse
Menge Lösungsmittel, im allgemeinen Schwefelsäure, notwendig ist; beim Sulfonieren
mit Schwefelsäure ist dieser überschuß gleichzeitig notwendig, um das entstandene
Reaktionswasser aufzunehmen und eine zu starke Verdünnung des Sulfonierungsmittels
Schwefelsäure zu verhindern. Da bei niedrigem Lösungsmittelzusatz die Viskosität des
Reaktionsgemisches leicht zu hoch wird, so daß eine ausreichende Durchmischung und
damit schnelle Abführung der Reaktionswärme an die gekühlten Wände nicht mehr gewährleistet
ist, kann die Lösungsmittelmenge auch nicht zu niedrig bemessen sein (Literaturzitat).
[0029] Der Einsatz von Lösungsmitteln oder überschüssiger Schwefelsäure schafft weitere
Probleme der Rückgewinnung oder des Verlustes und des Umweltschutzes.
[0030] Demgegenüber werden vorteilhafterweise nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wesentlich
geringere Mengen Schwefelsäure als Verdünnungs- bzw. Lösungsmittel verwendet, so daß
sich mit dem geringeren Anfall an Schwefelsäure auch entsprechend die Probleme des
Umweltschutzes vermindern.
[0031] Ferner ergeben sich durch die besseren Möglichkeiten der Temperaturregelung geringere
Mengen unerwünschter Nebenprodukte. Weiterhin ergeben sich aus der besseren Temperaturführung
Vorteile bei der Dimensionierung der Kühlaggregate und Nutzung der zugeführten Kühlenergie.
[0032] Naphthalin-1-sulfonsäure und -1,5-disulfonsäure sind bekannte technische Zwischenprodukte.
Beispiel 1
[0033] In eine zweiwellige selbstreinigende Gleichdrallschnecke von 1200 mm Länge, 32 mm
Wellendurchmesser und 500 ml freiem Volumen mit einer Kombination von Gewinde und
Knetelementen und mit solegekühltem Gehäuse werden bei einer Drehzahl von 100 Umdrehungen/min.
je Stunde 1,0 kg (7,8 Mol) Naphthalin am Schneckeneinzug eindosiert. In Förderrichung
10 cm hinter dem Einzug werden pro Stunde 1,22 kg (12,5 Mol) Schwefelsäure und 20
cm hinter dem Einzug pro Stunde 4,06 kg 65 %iges Oleum (65 Gew.-% (33 Mol) Schwefeltrioxid
und 35 Gew.-% (14,5 Mol) Schwefelsäure)eingepumpt. Die Temperaturen an den Dosierstellen
des Schwefeltrioxids werden so geführt, daß eine Temperatur von +5°C nicht überschritten
wird.
[0034] Es werden pro Stunde 6,28 kg eines Gemisches aus ca. 37 % Naphthalinsulfonsäure,
ca. 42 % Schwefelsäure und ca. 21 % Schwefeltrioxid erhalten.
[0035] Die Sulfonsäuren setzen sich wie folgt zusammen:

Seispiel 2
[0036] In die in Beispiel 1 beschriebene Schneckenmaschine werden je Stunde 0,7 kg (5,5
Mol) Naphthalin, 0,9 kg (9,2 Mol) Schwefelsäure und 2,9 kg 65 %iges Oleum (23,5 Mol
Schwefel- trioxid, 10,5 Mol Schwefelsäure) bei 5°C eindosiert.
[0037] Das Reaktionsgemisch wird über eine zweite auf 5°C gekühlte 2-wellige Gleichdrallschnecke
800 mm Länge, 32 mm Wellendurchmesser ohne Knetelemente an den Eingang der Reaktionsschneckenmaschine
zurückgeführt.
[0038] Nach Füllung des gesamten Apparatevolumens werden hinter der Rückführungsschnecke
4,5 kg des Reaktionsgemisches je Stunde entnommen.
[0039] Das Sulfonsäure-Gemisch hat folgende Zusammensetzung:

Beispiel 3
[0040] In die in Beispiel 2 beschriebene Apparatur werden bei einer Reaktionstemperatur
von 15°C je Stunde 1,2 kg (9,4 Mol) Napthalin, 0,16 kg (1,64 Mol) Schwefelsäure und
1,21 kg 65 %iges Oleum (9,9 Mol Schwefeltrioxid, 4,3 Mol Schwefelsäure) eindosiert.
[0041] An einer zusätzlichen Dosierstelle 40 cm hinter dem Schneckeneinzug werden je Stunde
weitere 1,21 kg 65 %iges Oleum eingespeist.
[0042] Nach Füllung der Apparatur werden je Stunde 3,78 kg Reaktionsgemisch, bestehend aus
ca. 72,5 % Naphthalinsulfonsäuren, ca. 27 % Schwefelsäure und ca. 0,5 % Schwefeltrioxid,
entnommen.
[0043] Die Sulfonsäuren setzen sich wie folgt zusammen:

[0044] Das am Ende der Schneckenmaschine abgezogene Reaktionsgemisch wird wie folgt aufgearbeitet:
1 kg des Reaktionsgemisches wird in Wasser oder Wasser/Eis-Gmisch ausgetragen, so
daß sich die Temperatur der entstehenden Lösung bei 80 bis 90°C hält. Die Wassermenge
wird so gewählt, daß die entstehende Lösung ca. 40 % Schwefelsäure enthält. Die heiße
Lösung wird langsam auf 20°C abgekühlt, das anfallende Kristallisat abgeschleudert
und mit 50 %iger Schwefelsäure gewaschen.
[0045] Das gewaschene, gut abgeschleuderte Feuchtgut enthält ca. 95 % Naphthalin-1,5-disulfonsäure
(als Tetrahydrat) und ca. 5 % Restfeuchte (als 50 %ige Schwefelsäure).
Beispiel 4
[0046] In die in Beispiel 3 beschriebene Apparatur werden je Stunde 1,2 kg (9,4 Mol) Naphthalin,
0,33 kg (

,4Mol) Schwefelsäure und zwei mal je 0,605 kg 65 %iges Oleum (4,9 Mol Schwefeltrioxid,
2,1 Mol Schwefelsäure) eindosiert.
[0047] Dabei wird im Gegensatz zu Beispiel 3 in der Reaktionsschnecke eine Temperatur von
0°C und in der Rückführungsschnecke von +10°C eingehalten.
[0048] Nach Füllung der Apparatur werden hinter der Rückführungsschnecke je Stunde 2,74
kg des Reaktionsgemisches, bestehend aus ca. 74 % Naphthalinsulfonsäuren, ca. 25,5
% Schwefelsäure und
ca. 0,5 % Schwefeltrioxid aufgearbeitet.
[0049] Das Sulfonsäuregemisch hat folgende Zusammensetzung:
