(19)
(11) EP 0 000 178 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.01.1979  Patentblatt  1979/01

(21) Anmeldenummer: 78100211.8

(22) Anmeldetag:  21.06.1978
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)2B44D 3/00, B65D 75/36, G09F 5/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE FR GB LU NL SE

(30) Priorität: 28.06.1977 DE 2729037

(71) Anmelder: BASF Lacke + Farben AG
48165 Münster-Hiltrup (DE)

(72) Erfinder:
  • Augustin, Friedrich Chemie-Ing. (grad.)
    D-5020 Frechen (DE)
  • Bartling, Lothar
    D-5010 Bergheim (DE)
  • Gruber, Günther
    D-8500 Nürnberg (DE)
  • Seitz, Jörg
    D-5300 Bonn-Duisdorf (DE)

(74) Vertreter: Habbel, Hans-Georg, Dipl.-Ing. 
Postfach 34 29
D-48019 Münster
D-48019 Münster (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum Herstellen getönter Lack- und Dispersionsfarben, Anwendung einer Aufbewahrungsvorrichtung für Farben und Farbkatalog


    (57) Bei einem in der Praxis anwendbarem Verfahren zum Herstellen von Lackfarben und Dispersionsfarben wird einer Basisfarbe eine oder mehrere von vorzugsweise vier in sich in Lack- und Dispersionsfarbe auflösenden Folienbeutel (5) untergebrachten Abtönfarben in der gewünschten farbtonabhängigen Menge zugesetzt und verrührt. Um einen Farbton abtönen zu können ist es nicht mehr erforderlich, verschiedene Pigmentpasten abzuwiegen, sondern es ist nunmehr erstmalig möglich, nach einem gegebenen Rezept zu arbeiten und die menge der Abtönpasten in form der diese Menge enthaltenen Beutel feinst dosiert direkt in das Überzugsmittel zu geben, wobei sich die Beutel völlig auflösen. Es wird eine besonders günstige und übersichtliche sowie raumsparende Lagerung der Farben ermöglicht, wobei die Abtönfarben in öslichen Farbbeuteln untergebracht sind, die mit der Umgeoungsluft nicht in Berührung kommen sollen. die Abtönarbbeutel stellen das Aufbewahrungsmittel und die dosieeinheit dar.




    Beschreibung


    [0001] Das Herstellen getönter Lack- und Dispersionsfarben stellt auch heute noch ein relativ schwieriges Problem dar, da_immer mehr dazu übergegangen wird, beispielsweise bunte Innenwandfarben bzw. Fassadenfarben einzusetzen, wobei hier Farbtöne Anwendung finden, die aus einer Mischung bestehen und daher im Fall von Reparaturen, Nachbesserungen oder sonstigen späteren Arbeiten nur sehr schwer nachzumischen sind.

    [0002] Bisher wurden zum Abtönen von Lack- und Dispersionsfarben für die unterschiedlichsten Bindemittelsysteme spezielle Tönpasten hergestellt. Dies erfolgte durch Dispergieren von Pigmenten, Füllstoffen und Farbstoffen in Wasser, Lösungsmitteln, Kunstharzen und sonstigen filmbildenden Bindemitteln mit Hilfe von in der Lackindustrie üblichen Mahlaggregaten. Solche Pigmentpasten wurden je nach dem gewünschten Farbton eingewogen und durch Einrühren der Paste in das flüssige überzugsmittel zudosiert. Eine andere Form der Herstellung von Farbtönen bei Dispersionsfarben besteht darin, daß man mit Netz- und Dispergiermitteln angereicherte Trockenpigmente in Wasser anteigt und in die wäßrige Dispersion einrührt. Zugesetzt werden diese Tönpasten oder die Trockenpigmente gewichts- oder volumenmäßig.

    [0003] Von Nachteil ist es, daß Tönpasten eintrocknen, verkrusten, Haut bilden, die Pigmente absetzen und deshalb nur schwer zu handhaben sind und vom Verarbeiter ohne ausreichende Dosiereinrichtung nur mit großer Ungenauigkeit verarbeitet werden können. Das Arbeiten mit Farbpasten ist umständlich, mit Trockenpigmenten praktisch unmöglich.

    [0004] Auch die Auswahl der jeweiligen Farbtöne bereitet große Schwierigkeit, da für den Laien nicht erkennbar ist, wie die Farbe, wenn sie endgültig abgetrocknet ist, in Innenräumen oder an einer Hauswand wirkt.

    [0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das bisher übliche aufwendige und schwierige Mischen sowie das aufwendige Lagern verschiedener Farbarten zu erleichtern und ein Verfahren zu schaffen, solche Pigmentpasten so aufzubereiten, daß sie von jedem Laien ohne die bekannten Nachteile in der Praxis ohne Schwierigkeiten eingesetzt werden können. Es soll eine Dosierung ohne die zur Zeit in der Praxis bekannten und aufwendigen stationären Dosiereinrichtungen für genau vorher bestimmbare Farbtöne geschaffen werden und diese Farbtöne sollen auch noch nach vielen Jahren in genau der gleichen Weise wieder erzielbar sein.

    [0006] Diese der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird dadurch gelöst, daß einer Basisfarbe eine oder mehrere von vorzugsweise vier in sich in Lack- und Dispersionsfarbe auflösenden Folienbeutel untergebrachten Abtönfarben in der gewünschten farbtonabhängigen Menge zugesetzt und verrührt wird. Um einen Farbton abtönen zu können, braucht man nicht mehr verschiedene Pigmentpasten abzuwiegen, sondern es ist nunmehr erstmalig möglich, nach einem gegebenen Rezept zu arbeiten und die Mengen der Abtönpasten in Form der diese Menge enthaltenen Beutel feinst dosiert direkt in das Überzugsmittel zu geben, wobei sich die Beutel völlig auflösen. Dadurch wird auf einfache Weise erreicht, daß der gewünschte Färbton immer und an jedem Ort, auch wenn der Verbraucher ihn zusammenmischt, exakt und genau erhalten werden kann.

    [0007] Weitere vorteilhafte Maßnahmen gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren sind in den Unteransprüchen erläutert.

    [0008] Die Unteransprüche betreffen auch eine Aufbewahrungsvorrichtung für Farben, die in besonders günstiger Weise eine übersichtliche und raumsparende-Lagerung der Farben ermöglicht, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Abtönfarben in löslichen Farbbeuteln untergebracht sind, die z.B. mit der Umgebungsluft nicht in Berührung kommen sollen. Die Abtönfarbbeutel stellen somit das Aufbewahrungsmittel und die Dosiereinheit dar.

    [0009] Die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist derart, daß wann und wo immer, d.h. in der Werkstatt, in der Wohnung, auf einem Gerüst od. dgl. die gewünschte Farbe dadurch dosiert und gemischt werden kann, daß nach vorgegebener Rezeptur auf einer Farbtonkarte einer bestimmten Menge einer Basisfarbe feinst dosiert bestimmte Mengen der Abtönfarben bzw. Pigmentpasten mühelos zugesetzt werden. In Abhängigkeit der im Rezept angegebenen Beutelzahl, Beutelgröße und Farbe kann nunmehr ein genau vorher bestimmbarer Farbton erzielt werden, wobei die Mischung dadurch denkbar einfach ist, daß der die Tönfarbe enthaltende lösliche Farbbeutel der Dispersionsbasisfarbe zugesetzt und rückstandslos in die Basisfarbe eingerührt wird. Ohne Weg-, Wiege-und Wartezeiten ist damit eine genau vorher bestimmbare Farbe erzielbar, wobei auch das Nachmischen sicher und schnell erfolgen kann, selbst dann, wenn eine größere Zeitspanne zwischen dem ersten und dem zweiten Mischen liegt.

    [0010] Zur Verdeutlichung des erfindungsgemäßen Verfahrens und der erfindungsgemäßen Vorrichtungen sind in den beigefügten Zeichnungen die Hilfsmittel dargestellt.

    Fig. 1 zeigt eine Ansicht auf eine Aufbewahrungsvorrichtung für die Tönfarben,

    Fig. 2 zeigt einen Schnitt gemäß der Linie 2 - 2 in Fig. 1,

    Fig. 3 zeigt drei Farbkartenblöcke als Ausführungsbeispiel und

    Fig. 4 zeigt ein Farbtonbuch, auf dem alle möglichen zu ermischenden Farben zusammengefaßt sind.



    [0011] In der Zeichnung ist allgemein mit 1 eine Tragplatte bezeichnet, auf der bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel sechs gleichgroße Behälter 2 angeordnet sind.

    [0012] Es ist selbstverständlich, daß die Größe der Behälter und damit die Anzahl der auf einer Tragplatte aufgebrachten Behälter sich nach der Menge des in den jeweiligen Farbbeuteln unterzubringenden Materials richtet.

    [0013] Die Behälter sind haubenartig ausgebildet und weisen einen umlaufenden Rand 3 auf, mit welchem sie auf der eigentlichen Tragplatte 1 festgeklebt oder aufgeschweißt sind, so daß damit ein luftdichter Abschluß des Behälterinnenraumes gegenüber der Außenluft gewährleistet ist. Die Eckbereiche 4 der umlaufenden Ränder 3 der Behälter 2 sind dabei klebstoffrei gehalten, so daß hier ein leichtes Ablösen der Behälter von der Tragplatte möglich ist, deren Oberfläche mit einem besonderen Lack geschützt sein kann.

    [0014] Innerhalb der Behälter 2 sind Farbbeutel 5 gelagert, wobei die Farbbeutel 5 aus einem wasserlöslichen Werkstoff bestehen, in dem die Farbe untergebracht ist. Die Behälter 2 bestehen aus einem durchsichtigen Werkstoff, so daß damit sofort ersichtlich ist, welche Farbe innerhalb der Farbbeutel 5 auf einer bestimmten Tragplatte 1 angeordnet ist.

    [0015] Die Tragplatte 1 kann mit Aufhängevorrichtungen 6 und mit Perforationen 7~bzw. 8 versehen sein, wodurch das Abtrennen einzelner Behälter möglich ist. Mittels der Aufhängevorrichtungen 6 ist ein übersichtliches Lagern der Behälter, und zwar zudem raumsparend möglich.

    [0016] Die eigentliche Tragplatte 1 kann aus einem beliebigen z.B. pappartigen Werkstoff bestehen, während Behälter 2 und Farbbeutel 5 aus Kunststoff hergestellt sein können.

    [0017] Um den Behälter 2 aus einem möglichst dünnen Kunststoff und damit kostengünstig herstellen zu können, sind die haubenartigen Behälter 2 mit Profilierungen 9 versehen, die die Stabilität der einmal gewählten Form erhöhen.

    [0018] In Fig. 3 sind als Ausführungsbeispiele drei Farbkartenblöcke 10, 11, 12 dargestellt, die jeweils Farbtöne zeigen, die im wesentlichen miteinander nahe verwandt sind. Auf der Rückseite der einzelnen Farbblättchen 15 ist in Abhängigkeit der Menge der Basisfarbe die Art und die Menge der zuzumischenden Abtönfarben in Angaben bezüglich der Menge der Beutel angegeben.

    [0019] Die einzelnen Blätter bzw. Farbkarten sind über eine Verbindungsniete 16 so zusammengehalten, daß sie gegeneinander verschiebbar sind.

    [0020] In Fig. 4 ist ein Farbtonbuch dargestellt, in dem - alle nach den vorgegebenen Rezepten möglichen,aus den vier Tönfarben zu erstellenden Endfarben dargestellt sind. In den verschiedenen Kästchen, die mit 14 in der Zeichnung erkennbar sind, sind diese zu ermischenden Farben originalgetreu dargestellt und mit einer Nummer versehen, die mit Nummern korrespondieren, die auf den einzelnen Farbblättchen 15 der Farbtonblöcke 10 bis 12 oder in einem Rezeptbuch enthalten sind. Nunmehr ist es anhand der großen und äußerst fein abgestuften Übersicht, die das Farbtonbuch gibt, möglich, genau die gleiche Farbe auf einem der Farbblöcke 10 bis 12 zu ermitteln und hier festzustellen, welche Abtönfarbe in welchem Mengenanteil im Beutel zugegeben werden muß.

    [0021] Die Rezepturen sind bei Anwendung des Farbtonbuches gemäß Fig. 4 in konkreten Zahlen und nicht in Prozentzahlen angegeben, so daß ein Umrechnen nicht mehr erforderlich ist. Die Rezepturen sind durch die Kenntlichmachung jeder Farbe mit einem Farbquadrat ohne erläuternden Text verständlich und somit international einzusetzen. Durch die Leporello-Falzung ist sowohl ein Gesamtüberblick über alle Farben möglich als auch eine Einengung auf beispielsweise 180 Farbtöne. Die Farbtöne und ihre Abstände zueinander entsprechen erstmalig in einem Farbtonkatalog dem "Oswald'schen Farbenkreis". Für die Anordnung jeder Gruppe von 45 Farbtönen wurde ein Dreieck gewählt, um folgende Farbabläufe zu zeigen:

    - Vom intensivsten Farbton zum stärksten aufgehellten Farbton

    - vom intensivsten Farbton zum Farbton mit dem höchsten Schwarzzusatz

    - vom hellsten Farbton zum intensivsten Ton und zum Ton mit dem höchsten Schwarzzusatz.



    [0022] Diese Farbabläufe ergeben sich durch neun Graustufen von weiß bis zum dunkelsten grau, wobei diesen neuen Graustufen jeweils ein Farbton aus dem Farbenkreis zugegeben wird.

    [0023] Diese Merkmale zusammengenommen - insbesondere die praktisch stufenlose Nuancierung von Farbton zu Farbton - und die Ordnungsprinzipien der Farbtondarstellung einerseits sowie der Rezeptdarstellung andererseits weist keine andere Farbtonkarte bisher auf.

    [0024] Es ist offensichtlich, daß durch die erfindungsgemäße Verfahrensweise und durch die erfindungsgemäße Vorrichtung eine überraschend einfache Lösung erzielt wird, mit der in der Werkstatt, in der Wohnung oder auch in der Praxis auf einem Gerüst beispielsweise, jede gewünschte Farbe ohne Dosiervorrichtung dosiert und immer in genau der gleichen Weise angerührt und gemischt werden kann. Schließlich werden Hilfsmittel aufgezeigt, mit denen die Lagerung der ggf. feuchtigkeitsempfindlichen Farbbeutel in denkbar einfachster Weise möglich sind und die Wahl der Abtönung vereinfacht und erleichtert wird.


    Ansprüche

    1. In der Praxis anwendbares Verfahren zum Herstellen bzw. Abtönen von Lackfarben und Dispersionsfarben, dadurch gekennzeichnet, daß einer Basisfarbe eine oder mehrere von vorzugsweise vier in sich in Lackfarben und Dispersionsfarben auflösenden Folienbeutel untergebrachten Abtönfarben in der vom gewünschten Farbton abhängigen Menge zugesetzt und verrührt wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Farbart und die Farbmenge der für den gewünschten Farbton der Gebrauchsfarbe erforderlichen Abtönfarbe auf entsprechend gefärbten Farbkarten als Rezeptur (10, 11, 12) ablesbar ist.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß alle zu mischenden Farben auf einem Farbtonbuch mit Rezeptur zusammengefaßt und in Übereinstimmung mit den Farbkarten gekennzeichnet sind.
     
    4. Aufbewahrungsvorrichtung für Farben, gekennzeichnet durch eine formstabile Tragplatte, auf dieser fest angeordnete haubenaftige, aus einem durch- sichtigen Werkstoff bestehende Behälter mit einem umlaufenden, sich in der Ebene der Tragplatte erstreckenden Rand und mit Abtönfarbe gefüllte Farbbeutel aus einem in der Basisfarbe löslichen Werkstoff innerhalb der Behälter.
     
    5. Aufbewahrungsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Außenkanten der Ränder rechteckig ausgebildet sind.
     
    6. Aufbewahrungsvorrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die umlaufenden Ränder (3) auf der Tragplattenoberfläche aufgeklebt oder aufgeschweißt sind.
     
    7. Aufbewahrungsvorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,.daß die Eckbereiche (4) der Außenkante der Ränder klebstoffrei oder unverschweißt sind.
     
    8. Aufbewahrungsvorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Tragplatte die einzelnen Behälter abteilende Perforationen (7, 8) aufweist.
     
    9. Aufbewahrungsvorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Behälter mit ihre Stabilität erhöhenden Profilierungen (9) versehen sind.
     
    10. Farbtonbuch nach Anspruch 3, gekennzeichnet durch ein mit Leparellofalzung versehenes Buch zur Darstellung des Farbenkataloges.
     
    11. Farbkartenblock nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Farbkarten blockartig über eine Verbindungsniete zusammengefaßt uhd gegeneinander verschiebbar sind.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht