[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Mischungen aus 60 Gew.-% bis 5 Gew.-%
an aromatischen Polycarbonaten mit Mw zwischen 60.000 und 120.000 (Komponente A) und
40 Gew.-% bis 95 Gew.-% an aromatischen Polycarbonaten mit Mw zwischen 28.000 und
40.000 (Komponente B) sowie Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung zur
Herstellung von Formkörpern.
[0002] Die aus den erfindungsgemäßen Mischungen herstellbare Schmelze hat eine hohe Standfestigkeit,
die daraus erhältlichen Follien haben eine hohe Beständigkeit gegen Spannungsrißkorrosion.
[0003] Mischungen aus Polycarbonaten sind bekannt. Siehe beispielsweise DT-OS 2 243 226,
DT-OS 2 446 423, US-PS 3 038 874, US-PS 3 334 154, Can-PS 725 726,
US-PS 3 647 747, DT-OS 2 354 533 (Le A 15 318) DT-OS 2 248 817 (Le A 14 668) sowie
US-PS 3 166 606 und Can-PS 702 625.
[0004] In den ersten sieben der genannten Literaturstellen ist jeweils eine Polycarbonatkomponente
der Polycarbonatmischungen ein halogenhaltiges Polycarbonat.
[0005] In der DT-OS 2 248 817 ist eine Polycarbonatkomponente der Polycarbonatmischungen
ein Polycarbonat aus Tetramethylbisphenolen.
[0006] Nach US-PS 3 166 606 bzw. der Can-PS 702 625 werden Polycarbonatmischungen mit einem
verbesserten Fließverhalten bei der Extrusion und im Spritzguß hergestellt. Die Polycarbonatkomponenten
sind über ihre reduzierte Viskosität charakterisiert.
[0007] Die hochmolekulare Polycarbonatkomponente hat eine reduzierte Viskosität von mindestens
0,6 dl/g, die niedermolekulare Polycarbonatkomponente hat eine reduzierte Viskosität
von nicht mehr als 0,5 dl/g. Darüber hinaus soll die Differenz der reduzierten Viskositäten
der Polycarbonatkomponenten nicht weniger als 0,2 dl/g betragen und die reduzierte
Viskosität der Mischungen zwischen 0,4 und 0,8 dl/g liegen.
[0008] Die üblicherweise für Spritzguß und Extrusion geeigneten Polycarbonate aus Bisphenol
A neigen in Gegenwart von bestimmten organischen Flüssigkeiten, die Polycarbonate
nicht lösen, sowie in Gegenwart von ungesättigten Verbindungen, beispielsweise Styrollösungen
von ungesättigten Polyestern, zu Spannungsrißkorrosion. Da eine Erhöhung des Molekulargewichts
Mw der Polycarbonate auf über 70.000 die Spannungarißanfälligkeit zwar behebt, aber
keine Lösung des Problems darstellt, da derartige Polycarbonate mit Mw über 70.000
auf Extrudern nicht mehr zu Folien verarbeitet werden können, wurde die Modifizierung
von Polycarbonaten durch spezielle Verzweigung gemäß DT-OS 2 254 917 (Le A 14 719)
bzw. US-PS 3 931 108 als ein Weg zur Herstellung von spannungsrißfesten Polycarbonat-Extrusionsfolien
erfunden.
[0009] Der einfachere Weg gemäß vorliegender Erfindung, nämlich durch Zusatz von linearen,
hochmolekularen, nicht ohne Molekulargewichtsabbau thermoplastisch verarbeitbaren
Polycarbonaten zu üblicherweise für Spritzguß und Extrusion geeigneten Polycarbonaten
Polycarbonatmischungen herzustellen, die weder die Nachteile der einen, noch der anderen
Polycarbonatkomponente aufweisen, war vom Stand der Technik nicht vorhersehbar.
[0010] Aromatische Polycarbonate im Sinne der vorliegenden Erfindung sind solche aus halogenfreien
Diphenolen und gegebenenfalls halogenfreien Kettenabbrechern.
[0011] Aromatische Polycarbonate im Sinne der Erfindung sind insbesondere Homopolycarbonate
aus Bis-2-(4-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol-A) sowie Copolycarbonate aus mindestens
30 Mol-%, vorzugsweise mindestens 60 Mol-% und insbesondere mindestens 80 Mol.-% an
Bisphenol A und bis zu 70 Mol.-%, vorzugsweise bis zu 40 Mol-% und insbesondere bis
zu 20 Mol-% aus anderen halogenfreien Diphenolen. (Die Molprozente beziehen sich jeweils
auf Gesamtmolmenge an einkondensierten Diphenolen).
[0012] Als andere halogenfreie Diphenole sind andere Bis-(hydroxy- aryl)-C
1-C
8-alkane als Bisphenol A sowie Bis-(hydroxyaryl)-C
5-C
6-cycloalkane geeignet, insbesondere Bis-(4-hydroxyphenyl)-C
1-C
8alkane und Bis-(4-hydroxyphenyl)-C
5-C
6-cycloalkane.
[0013] Als andere halogenfreie Diphenole sind beispielsweise Bis-(4-hydroxyphenyl)-methan
(Bisphenol F), 2.4-Bis-(4-hydroxyphenyl)-butan, 1.1-Bis-(4-hydroxyphenyl)-cyclöhexan,
2.2-Bis-(3-methyl-4-hydroxyphenyl)-propan, Bis-(3,5-dimethyl-4-hydroxyphenyl)-methan
2.2-Bis-(3,5-dimethyl-4-hydroxyphenyl)-propan 2,4-Bis-(3,5-dimethyl-4-hydroxyphenyl)-2-methylbutan
und 1.1-Bis-(3,5-dimethyl-4-hydroxyphenyl)-cyclohexan geeignet.
[0014] Erfindungsgemäß bevorzugte Copolycarbonate enthalten Bisphenol A und 1.1-Bis-(4-hydroxyphenyl)-cyclohexan
(Bisphenol Z).
[0015] Die erfindungsgemäßen Polycarbonatmischungen können Mischungen aus Homopolycarbonaten
und/oder Copolycarbonaten sein, wobei sich die Polycarbonatkomponente A von der Polycarbonatkomponente
B nicht nur durch das höhere Molekulargewicht unterscheidet, sondern auch durch eine
unterschiedliche Molekularzusammensetzung unterscheiden kann.
[0016] Als Polycarbonatkomponente B sind aromatische Polycarbonate mit Molekulargewichten
(Gewichtsmittel Mw, beispielsweise gemessen nach Lichtstreumethode) von 28.000 bis
40.000, vorzugsweise von 29.000 bis 39.000, insbesondere von 30.000 bis 35.000 zu
verstehen.
[0017] Als Polycarbonatkomponente A sind aromatische Polycarbonate mit Molekulargewichten
(Gewichtsmittel Mw, beispielsweise gemessen nach Lichtstreumethode) von 60.000 bis
120.000, vorzugsweise von 65.000 bis 110.000, insbesondere von 70.000 bis 95.000 zu
verstehen.
[0018] Sie können nach bekannten Methoden, beispielsweise aus den vorstehend genannten Bisphenolen,
hergestellt werden, wobei als Kettenabbrecher beispielsweise Phenol und p-tert.-Butylphenol
eingasetzt werden können. Bekannte Polycarbonatherstellungsmethoden sind beispielsweise
in US-PS 30 28 365 beschrieben.
[0019] Die erfindungsgemäßen Polycarbonatmischungen bestehen aus 60 Gew.-% bis 5 Gew.-%,
vorzugsweise 50 Gew.-% bis 15 Gew.-%, und insbesondere 40 Gew.-% bis 20 Gew.-% an
Polycarbonatkomponente A und 40 Gew.-% bis 95 Gew.-%, vorzugsweise 50 Gew.-% bis 85
Gew.-% und insbesondere 60 Gew.-% bis 80 Gew.-% an Polycarbonatkomponente B, bezogen
jeweils auf die Summen an Polycarbonatkomponenten A + B.
[0020] Die erfindungsgemäßen Polycarbonatmischungen sind nach einer der folgenden vier Verfahrensvarianten
herstellbar:
1. Durch gemeinsames Aufschmelzen der Polycarbonatkbmponenten A und B unter gleichzeitiger
oder nachfolgender inniger Vermischung der Schmelze und anschließender Extrusion der
homogenisierten Schmelze in einer geeigneten Apparatur.
2. Durch Aufschmelzen der Polycarbonatkomponente B in einer geeigneten Apparatur und
Eindosierung der Polycarbonatkomponente A in die Schmelze der Komponente B, Homogenisierung
und anschließende Extrusion des Gemisches in einer geeigneten Apparatur.
3. Durch Mischen der Lösungen der Polycarbonatkomponenten A und B, Ausdampfen des
Lösungsmittels unter Aufschmelzen der Polycarbonatmischung und gleichzeitige Extrusion.
4. Durch Zumischen einer Lösung der Polycarbonatkomponente A zur Schmelze der Polycarbonatkomponente
B, Ausdampfen des Lösungsmittels unter Aufschmelzen der Polycarbonatkomponente A,
Homogenisierung der Schmelze und anschließende Extrusion in einer geeigneten Apparatur.
[0021] Bevorzugte Mischungsverfahren sind die Verfahren 2 bis 4, besonders bevorzugt ist
das Mischungsverfahren 4.
[0022] Als geeignete Apparaturen für die Herstellung der erfindungsgemäßen Polycarbonatgemische
sind Walzen, Knet- und Schneckenmaschinen zu verstehen. Bevorzugte Apparaturen sind
Schneckenmaschinen, insbesondere Zweiwellenschneckenmaschinen.
[0023] Geeignete Lösungsmittel für die vorstehend genannten Mischungsverfahren sind alle
für Polycarbonate bekannten Lösungsmittel, vorzugsweise Methylenchlorid und Chlorbenzol.
[0024] Die erfindungsgemäß erhältlichen Polycarbonatmischungen können je nach Verwendungszweck
zu Extrusionsformkörpern oder Spritzgu8artikeln auf den bekannten Verarbeitungsmaschinen
nach bekannten Methoden verformt werden. Besondere Anwendungsgebiete sind Behälter,
Rohre, Platten und Folien.
[0025] Den erfindungsgemäßen Polycarbonatmischungen können Zusatzstoffe der üblichen Art
vor, während oder nach dem Vermischen der Polycarbonatkomponenten zugesetzt werden.
[0026] Erwähnt seien in diesem Zusamrnenhang beispielsweise Farbstoffe, Pigmente, Entformungsmittel,
Stabilisatoren gegen Feuchtigkeits-, Hitze- und UV-Einwirkung, Gleitmittel, Füllstoffe,
wie Glaspulver, Quarzerzeugnisse, Graphit, Molybdänsulfid, Metallpulver, Pulver höherschmelzender
Kunststoffe, z.B. Polytetrafluoräthylenpulver, natürliche Fasern, wie Baumwolle, Sisal
und Asbest, ferner Glasfasern der verschiedensten Art, Metallfäden sowie während des
Verweilens in der Schmelze der Polycarbonate stabile und die Polycarbonate nicht merklich
schädigende Fasern.
Beispiel 1
[0027] Auf einer Zweiwellenschnecke mit Dosier- und Entgasungsdom wurde ein Polycarbonat
mit einem M
w von 30.000 (Komponente B) über eine Dosierwaage in den Einfüllstützen dosiert. Ein
Polycarbonat mit einem M
w von 70.000 wurde über eine 2. Dosierwaage in den Dosierdom der 2-Wellenschnecke dem
an dieser Stelle bereits aufgeschmolzenen Polycarbonat (Komponente B) zudosiert. Die
Dosierwaagen wurden so eingestellt, daß die Mischung der Polycarbonate aus 70 Gew.-%
der Komponente B und 30 Gew.-% der Komponente A besteht. Die homogenisierte Schmelze
der Mischung wurde über eine Breitschlitzdüse ausgedrückt und über eine Chill-Roll-Anlage
zu ca. 40 µm dicken Folien abgezogen.
[0028] Die Folien zeigen im Vergleich zu solchen, die nur aus Komponente B nach dem Extrusionsverfahren
hergestellt wurden, folgende Eigenschaften:

Beispiel 2
[0029] Herstellung von Folien gmäß Beispiel 1 unter Verwendung von 80 Gew.-% Komponente
B und 20 Gev.-% eines Polycarbonates

Beispiel 3
[0030] Eine erfindungsgemäße Mischung, die gemäß Beispiel 1 hergestellt, als Strang ausgepreßt
und granuliert wurde, wurde auf einer Flaschenblasanlage zu Flaschen mit einem Inhalt
von 1 1 bei einer Wandstärke von 2 mm verarbeitet.
[0031] Verarbeitungsbedingungen:

Die aus der erfindungsgemäßen Mischung hergestellte Flasche zeigt gegenüber der
Flasche aus 100 % Komponente B beim Reinigungs- bzw. Sterilisationstest folgende Eigenschaften:

1. Mischungen auf 60 Gew.-% bis 5 Gew.-% an aromatischen Polycarbonaten mit Mw zwischen
60.000 und 120.000 (Komponente A) und 40 Gew.-% bis 95 Gew.-% an aromatischen Polycarbonaten
mit Mw zwischen 28.000 und 40.000 (Komponente B).
2. Mischungen gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus 50 Gew.-% bis
15 Gew.-% an Komponente A und 50 Gew.-% bis 85 Gew.-% an Komponente B bestehen.
3. Mischungen gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus 40 Gew.-% bis
20 Gew.-% an Komponente A und 60' Gew.-% bis 80 Gew.-% an Komponente B bestehen.
4. Mischungen gemäß Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente
A ein Mw zwischen 70.000 und 95.000 hat.
5. Mischungen gemäß Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente
B ein Mw zwischen 30.000 und 35.000 hat.
6. Verfahren zur Herstellung der Mischungen gemäß Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Polycarbonatkomponenten A und B gemeinsam aufschmilat, die Schmelze innig
vermischt und anschließend in einer geeigneten Apparatur extrudiert.
7. Verfahren zur Herstellung der Mischungen gemäß Ansprüchen 1-5, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Polycarbonatkomponente A in die Schmelze der Polycarbonatkomponente B
eindosiert, das Gemisch homogenisiert und anschließend in einer geeigneten Apparatur
extrudiert.
8. Verfahren zur Herstellung der Mischungen gemäß Ansprüche 1-5, dadurch gekennzeichnet,
daß man eine Lösung der Polycarbonatkomponente A der Schmelze der Polycarbonatkomponente
B zumischt, das Lösungsmittel unter Aufschmelzen der Polycarbonatkomponente A ausdampft,
die Schmelze homogenisiert und anschließend in einer geeigneten Apparatur extrudiert.
9. Verfahren zur Herstellung der Mischungen gemäß Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man Lösungen der Polycarbonatkomponenten A und'B mischt, das Lösungsmittel unter
Aufschmelzen der Polycarbonatmischung ausdampft und gleichzeitig extrudiert.
10. Verwendung der Mischungen gemäß Ansprüche 1 bis 5 zur Herstellung von Formkörpern
nach üblichen Spritzgußverfahren oder Extrusionsverfahren.
11. Verwendung der Mischungen gemäß Ansprüche 1 bis 5 zur Herstellung von Folien.