[0001] Die Verbindung 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxycyclohexyl- benzylamin (NA-872)
und deren Säureadditionssalze werden crystals in der Belgischen Patentschrift 698
244 beschrieben, hierbei werden als pharmakologische Eigenschaften neben einer Beeinflussung
der peripheren Atmungsfunktion insbesondere die antipyretische, hustenstillende und
sekretölytische Wirkung genannt.
[0002] Ferner ist aus der Belgischen Patentschrift 827 466 die Antiulcus-Wirkung von 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxycyclo-
hexyl)-benzylamin und dessen Säureadditionssalzen bekannt.
[0003] überraschenderweise wurde nun gefunden, daß Lösungen, die gege- 'benenfalls in Kombination
mit einem Fluoreszensfarbstoff wie Fluorescein 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxy-cyclohexyl)-benzylamin
oder dessen physiologisch verträgliche Säureadditionssalze mit anorganischen und organischen
Säuren enthalten, eine vorzügliche kurzfristige lokalanästhetische Wirkung aufweisen,
wie sie für kurzfristige Augenuntersuchungen oder bei kurz andauernden diagnostischen
oder kleineren therapeutischen Manipulationen an Schleimhäuten erforderlich ist. Die
Wirkungsdauer beträgt hierbei längstens 20 - 25 Minuten.
[0004] Die erfindungsgemäßen Lösungen erhält man durch Lösen von 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxycyclohexyl)-benzylamin
oder dessen ; physiologisch verträglichen Säureadditionssalzen mit anorganischen und
organischen Säuren in einem geeigneten wässrigen Träger in einer Konzentration von
0,5 - 4 %, vorzugsweise jedoch 1,0 - 2,5 %gegebenenfalls unter Hinzufügung eines Fluoreszensfarbstoffes
wie Fluorescein.
[0005] Die erfindungsgemäßen lokalanästhetisch wirksamen Lösungen weisen beispielsweise
als Augentropfen eine lokalanästhetische Wirkung auf, wie sie insbesondere für kurzfristige
Augenuntersuchungen, z.B. bei der Tonometrie erwünscht ist. Die Tonometrie, besonders
die Applanationstonometrie, dient der Messung des intraokularen Druckes, insbesondere
bei der laufenden Kontrolle von Glaukom-Patienten. Die im Handel befindlichen Lokalanästhetika
für kurzfristige Augenuntersuchungen weisen eine zu lange Wirkungsdauer auf, was dazu
führt, daß die Wirkung noch nicht abgeklungen ist, wenn der Patient wieder auf die
Straße kommt und damit der Möglichkeit eines unbemerkten Eindringens von Staub und
anderen Fremdkörpern zwischen Lidern und Hornhaut ausgesetzt ist, wodurch Verletzungen
des Hornhaut-Fpithels hervorgerufen werden, außerdem muß wegen der beim Glaukom-Patienten
häufigen Anwendung beim Einsatz der bisher gebräuchlichen Lokalanästhetika mit allergischen
Reaktionen gerechnet werden (siehe Therapiewoche 26, 8640 - 8643 (1976)).
[0006] Ferner sind die erfindungsgemäßen lokalanästhetisch wirksamen Lösungen als kurzfristig
wirkende Schleimhaut-Anästhetika, wie sie für den Bereich des Mundes oder des Rachens
erwünscht sind, geeignet. Bei ihrer Anwendung entfällt die mit einem länger wirkende
Lokalanästhetikum einhergehende Belästigung des Patienten, nämlich die Geschmacksbeeinträchtigung,
das pelzige Gefühl oder die Schluckbeschwerden durch Ausschalten des Schluckreflex-Mechanismus
[0007] Die überlegene kurzfristige lokalanästhetische Wirkung der neuen Lösungen wurde im
Vergleich zu Proxymetacain (0,5%ige 2-Diäthyl- aminoäthyl-3-amino-4-propoxybenzoesäure-hydrochlorid-Lösung
= Chibro® -Kerakain) am Kaninchen wie folgt geprüft:
Den Versuchstieren, die nach Spaltlampen-Untersuchung keine Schädigung des Cornea-Epithels
zeigten und klinisch keine konjunktivale Entzündung aufwiesen, wurden jeweils 2 Tropfen
der entsprechenden Augentropfen appliziert. Die Sensibilität der zentralen Cornea
ist eine Minute nach Applikation durch Berührungsreiz, das gesamte Hornhautepithel
und die Sensibilität 5, 10, 15 und 30 Minuten nach Applikation beurteilt worden. Der
Untersuchen. der die Sensibilität und den Hornhaut-Epithel-Status beurteilte, war
hierbei nicht darüber informiert, welches Auge jeden Tieres mit Chibro® -Kerakain
behandelt war.
[0008] Die nachfolgende Tabelle enthält die aufgefundenen Versuchsergebnisse:
Die erfindungsgemäßen neuen lokalanästhetisch wirksamen Lösunger (NA 872) weisen
somit eine kürzere lokalanästhetische Wirkung als die Vergleichslösung auf, außerdem
eine geringere Nebenwirkung auf das Epithel.
[0009] Die oben aufgezeigte Wirkung konnte unter Heranziehung des Aesthe-siometers nach
Cochet und Bonnet am menschlichen Auge mit Tropf- bzw. bei der Anwendung als Spray-Applikation
mit Hilfe des Pump-Dosier-Ventils an der Mund- bzw. Rachenschleimhaut bestätigt werden.
Bei einer Konzentration von 0,5 bis 1 % NA 872 und der Appli kation von 1 bis 2 Tropfen
pro Auge tritt die lokalanästhetische Wirkung innerhalb von 30 bis 60 Sekunden ein,
die Wirkungsdauer betrug 15 bis 30 Minuten, bzw. bei der Applikation einer 2%igen
NA 872-Lösung mittels 3-8 Hüben des Pump-Dosier-Ventils an der Mund- bzw. Rachenschleimhaut
des Menschens konnte an 6 Probanden eine leichte Anästhesie nachgewiesen werden, die
Wirkungsdauer betrug 15 bis 25 Minuten.
[0010] Ergänzend sei hier erwähnt, daß die Substanz 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxycyclohexyl)-benzylamin
und dessen physiologisch verträgliche Säureadditionssalze mit anorganischen und organischen
Säuren eine geringe akute Toxizität aufweist, beispielsweise als Hydrochlorid eine
LD
50 von 2 720 mg/kg p.o. an der Maus.
[0011] Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern:
Beispiel 1
Augentropfen mit 0,5 % 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxycyclo- hexyl)-benzylamin-hydrochlorid
[0012] Zusammensetzung:
Herstellung:
[0013] In der Hälfte des Wassers werden unter schwachem Erwärmen und Rühren Citronensäure,
Wirksubstanz, Na
2HPO
4 x 2H
20 und Natriumchlorid gelöst (Lösung I).
[0014] In der anderen Hälfte des Wassers werden unter Eiskühlung und Rühren Alkyl-benzyl-dimethylammoniumchlorid
und Methylcellulose gelöst und über Nacht quellen gelassen (Lösung II).
[0015] Lösung I und II werden vereinigt und durch ein Membranfilter fil- triert.
Beispiel 2
[0016] Augentropfen mit 2 % 2-Amino- 3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxycyclo- hexyl)-benzylamin-hydrochlorid
[0017] Zusammensetzung:
Herstellung:
[0018] In der Hälfte des Wassers werden unter schwachem Erwärmen und Rühren Citronensäure,
Wirksubstanz und Na
2HPO
4 x 2H
20 nacheinande gelöst (Lösung I).
[0019] In der anderen Hälfte des Wassers werden bei 90°C und unter Rühr Sorbit, Polyvinylalkohol
und Alkyl-benzyl-dimethylammoniumchlorid gelöst, anschließend wird auf Raumtemperatur
abgekühlt und über Nacht quellen gelassen (Lösung II).
[0020] Lösung I und II werden vereinigt und durch ein Membranfilter filtriert.
Beispiel 3
[0021] Augentropfen mit 0,5 % 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxy- cyclohexyl)-benzylamin-hydrochlorid
[0022] Zusammensetzung:
Herstellung:
[0023] Borsäure wird in Wasser bei 60°C gelöst. Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur gibt
man hierzu nacheinander Borax, Wirksubstanz und Alkyl-benzyl-dimethylammoniumchlorid.
Nach Quellen über Nach wird über ein Membranfilter filtriert.
Beispiel 4
[0024] Augentropfen mit 1,0 % 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxy- cyclohexyl-benzylamin-hydrochlorid
[0025] Zusammensetzung:
Herstellung:
[0026] analog Beispiel 1.
Beispie 1 5
Augentropfen mit 2,0 % 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxy- cyclohexyl)-benzylamin-hydrochlorid
[0027] Zusammensetzung:
Herstellung:
[0028] Lösung I wird analog Beispiel 1 hergestellt.
[0029] In der anderen Hälfte des Wassers werden unter Eiskühlung und Rühren Sorbit, Methylcellulose
und Phenyl-Hg-borat gelöst und über Nacht quellen gelassen (Lösung II). Lösung I und
II werden vereinigt und durch ein Membranfilter filtriert.
Beispiel 6
Auftropflösung mit 0,5 - 2,0 % 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxycyclohexyl)-benzylamin-hydrochlorid
[0030] Zusammensetzung:
Herstellung:
[0031] Die Lösung erfolgt in der Reihenfolge Zitronensäure, Wirksubstanz Na
2HPO
4, Natriumchlorid und Alkyl-benzyl-dimethylammoniumchlorid in Wasser. Anschließend
wird mit einem Membranfilter filtriert.
Beispiel 7
Pinselung mit 0,5 - 2,0 % 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxy- cyclohexyl)-benzylamin-hydrochlorid
[0032] Zusammensetzung:
Herstellung:
[0033] Die Substanzen werden in folgender Reihenfolge in der größeren Menge Wasser gelöst:
Wirksubstanz, Zitronensäure, Na
2HPO
4, Alkyl-benzyl-dimethylammoniumchlorid, Sorbit und Glycerin. Anschließend wird filtriert.
Beispiel 8
[0034] Lösung für Pumpdosierventilspray mit 0,5 - 2,0 % 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxycyclohexyl)-benzylamin
[0035] Zus ammensetzung:
Herstellung:
[0036] Die Lösung wird in folgender Reihenfolge in der Hauptmenge Wasser durchgeführt: Zitronensäure,
Wirksubstanz, Na
2HPO
4, Alkyl-benzyl-dimethylammoniumchlorid, Natriumchlorid und Propylenglykol. Danach
wird mit Wasser aufgefüllt und druckfiltriert.
Beispiel 9
[0037] Dosier-Aerosol auf Treibgasbasis mit 0,5 - 2,0 % 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxycyclohexyl)-benzylamin
[0038] Zusammensetzung:
Herstellung:
[0039] Wirksubstanz, Sorbitantrioleat, Isopropylmyristat werden zusammen in einem Teil Treibgas
11 in der Kugelmühle gemahlen. Dieses Konzentrat wird in eine Kaltfüllanlage überführt,
auf -40°C abgekühlt und mit dem Rest Treibgasgemisch aufgefüllt und in geeignete Aerosoldosen
abgefüllt, sofort mit einem geeigneten Dosierventil versehen und verschlossen.
1. Lckalanästhetisch wirksame Lösungen, enthaltend 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxycyclohexyl)-benzylamin
oder dessen Säureadditionssalze.
2. Lokalanästhetisch wirksame Lösungen gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
diese 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hy- droxycyclohexyl)-benzylamin oder dessen Säureadditionssalze
in einer Konzentration von 0,5 - 4 % enthalten.
3. Lokalanästhetische Augentropfen gemäß Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß diese als weiteren Hilfsstoff einen Fluoreszensfarbstoff wie Fluorescein enthalten.
4. Verwendung von 2-Amino-3,5-dibrom-N-(trans-4-hydroxycyclo- hexyl)-benzylamin oder
dessen Säureadditionssalzen zur Herstellung von Lösungen mit einer lokalanästhetischen
Wirkung.