[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Klärschlamm oder Klärschlammaschen,
der oder die für Pflanzen schlecht verfügbare mineralische Düngemittelkomponenten
enthält.
[0002] Bei der Reinigung industrieller oder kommunaler Abwässer in Kläranlagen, beispielsweise
der Reinigung organisch verunreinigter Abwässer nach dem Belebtschlammverfahren, fällt
als ein Endprodukt ein Klärschlamm an, der in der Regel entweder verbrannt, eingedickt
oder zusammen mit Hausmüll kompostiert wird. Der Wert dieser Klärschlämme als Düngemittel
wird dadurch beeinträchtigt, daß die in ihm enthaltenen mineralischen Düngemittelkomponenten,
insbesondere die Phosphatverbindunge, wie Eisen-, Aluminium- oder Calciumphosphate,
aufgru ihrer chemischen Bindung für die Pflanzen als Düngemittel nicht voll verfügbar.
sind, d. h., die Pflanzen sind nur unvollkommen in Lage, diese mineralischen Düngemittelkomponenten
aufzunehmen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu entwickeln, welches es
ermöglicht, aus Klärschlamm oder Klärschlammaschen hochwertige Düngemittel zu erzeugen.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Klärschlamm oder die Klärschlammasche
in Gegenwart eines oder mehrerer Aufschlußmittel einer Hochtemperaturbehandlung unterzogen
wird, bei der die für Pflanzen nicht verfügbaren Düngemittelkomponenten in pflanzenverfügbare
umgewandelt verden.
[0005] Durch die erfindungsgemäße Behandlung des Klärschlammes oder der Klärschlammasche
mit einem geeigneten Aufschlußmittel, velches mit den für die Pflanzen nicht verfügbaren
Düngemittelkomponente im Zuge einer Hochtemperaturbehandlung chemisch derart reagiert.
daß Substanzen entstehen, welche nunmehr für die Pflanzen als Düngemittel verfügbar
sind, gelingt es, aus wenig wertvollem Klärschlamm oder Klärschlammasche einen hochwertigen
Dünner zu erzeugen.
[0006] Im Hinblick auf die im Klärschlamm enthaltenen Phosphatverbindungen, wie z. B. die
Eisen-, Calcium- und Aluminiumphosphate, eignen sich als Aufschlußmittel insbesondere
Substanzen wie Na
2CO
3, CaO, Ca (OH)
2, Mg0 und Mg SO
4. Beispielsweise läßt sich bei der Verwendung von Na
2CO
3 als Aufschlußmittel aus den schlecht pflanzenverfügbaren Eisen-, Caicium-und Aluminiumphosphaten
das entsprechende pflanzenverfügbare CaNaPO
4 gewinnen. Bei Verwendung von Mg-Salzen als Aufschlußmittel entsteht das gut pflanzenverfügbare
Mg ( PO
4)
2, während bei Verwendung von Ca0 als Aufschlußmittel gut pflanzenverfügbare Calciumsilico-
phosphate entstehen, da die Klärschlämme bzw. deren Aschen immer hohe Menge Si O
2 enthalten.
[0007] Der notwendige Zusatz dieser Aufschlußmittel schwankt stark in Abbängigkeit von der
Zusammensetzung des Klärschlamms bzw. der Klärschlammasche und liegt in der Regel
zwischen 5 und 40% bezogen auf die Mischung. Beispielsweise erhält man bei Verwendung
eines Klärschlammes mit 22 % Ges.-P
2O
5 in der Asche durch Zusatz von 20 % Soda einen Aufschlußgrad von 73 %; bei einem Schlamm
hingegen mit einem P
2O
5-Gehalt von 8 % in der Asche genügen bereits 5.7 % Soda für einen Aufschlußgrad von
74 %.
[0008] Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren kann sowohl Klärschlamm als auch Klärschlammasche
der Hochtemperaturbehandlung in Gegenwart von Aufschlußmitteln zugeführt werden. Hierbei
ist unter Klärschlammasche sowohl der bei der Klärschlammverbrennung als auch der
bei der Klärschlammvergasung zur Erzeugung eines Brenngases anfallende feste Rückstand
zu verstehen. Die Behandlung der Klärschlammasche kann in der Schmelze, vorzugsweise
in einem sogenannten Schmelzkammerofen erfolgen, wobei der Stoffaustausch in der Schmelze
höher ist als in der festen Phase, was zu einer Verkürzung der Reaktionszeiten führt.
[0009] Es hat sich gezeigt, daß der Wirkungsgrad des Aufschlusses am größten ist bei Reaktionstemperaturen
zwischen 600 und 1 400°C, vorzugsweise zwischen 900 und 1 200 °C.
[0010] Die Hochtemperaturbehandlung des Klärschlammes oder der Klärschlammasche kann auch
in anderen Öfen, beispielsweise in Drehtrommelöfen, Drehrohröfen, Muffelöfen oder
Wirbelschichtöfen, durchgeführt werden.
[0011] Als besonders wirkungsvoll erweisst sich dabei die Behandlung des Klärschlammes oder
der Klärschlammasche in einem Wirbelschichtofen, in dem alle Reaktionspartner in einem
stark turbulenten Bewegungszustand gehalten werden.Sowohl der Stoff- als auch der
Wärmeübergang zwischen den Reaktionspartner ist somit groß, so daß bei relativ kurzen
Verweilzeiten (etwa 2 - 20 sec) gefahren werden kann.
[0012] Eine weitere Verfahrensmöglichkeit besteht darin, die zu behandelnde Klärschlammasche
unter Zumischung von Aufschlußmittel zu brikettieren und die Briketts zur Hochtemoerautrbehandlung
mit heißen Eisenhüttenschlacken zu vermengen. Dabei dient die heiße Schlacke als Wärmelieferant
für die chemische. Umsetzung im Brikett zwischen Asche und beispielsweise Soda.
[0013] Der Wärmeinhalt der Schlacke wird auf die aufzuschließenden Briketts übertragen,
so daß in vorteilhafter Weise auf die Zufuhr von Fremdwärme verzichtet werden kann.
Je nach dem Wärmeverlust de Schlacke, der z. B. durch Abstrahlung bedingt ist, können
mittels I t Schlacke bis zu 0,7 - 0,8 t Aschebriketts auf eine Temperatur von etwa
800 °C gebracht werden.
[0014] Durch diese Verfahrensvariante lassen sich somit zwei umwelt- . relevante Abfallstoffe
mit Hilfe von bisher ungenutzter und daher verlorener Wärmeenergie in hohem Maße zu
nutzbaren, für die Landwirtschaft wertvollen Düngemittcln vereinigen.
[0015] Für die Zugabe des Aufschlußmittels zu dem zu behandelnden Klärschlamm bieten sich
mehrere Möglichkeiten an:
Das Aufschlußmittel kann, falls es wasserunlöslich ist, bereits im Zuge der Reinigung
der Abwässer zugegeben werden; es kann aber auch erst später dem bereits eingedickten
bzw. ausgeflockten oder thermisch konditionierten Klärschlamm zugemischt werden ,
oder es wird unmittelbar in die Hochtemperaturbehandlungszone eingeführt. Bei Kläranlagen,
die bereits mit einer Verbrennungsanlage für den anfallenden Klärschlamm ausgerüstet
sind, erweist es sich als zweckmäßig, das Aufschlußmittel zusätzlich in die Verbrennungsunlage
einzuführen und somit die Umwandlung der nicht pflanzenverfügbaren Düngemittelkomponenten
in pflanzenverfügbare an Ort und Stelle durchzuführen. In diesem Falle ist der zusätzliche
Investitionsaufwand zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens besonders gering.
[0016] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Es zeigen
- die Beispiele 1 bis 6 mit verschiedenen Aufschlußmitteln durchgeführte Versuche.
Dabei ist die angegebene Zitronensäurelöslichkeit (2 %-ige Zitronensäure) der Aufschlußmasse
ein Maß für die Pflanzenverfügbarkeit der gewonnenen Düngemittel,
- die Tabelle 1 das Ergebnis zweier Vegetationsversuche,
- die Figur ein schematisch dargestelltes Ausführungsbeispiel einer bevorzugten Verfahrensvariante
zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Beispiel 1 :
[0017] 85 Teile Klärschlammasche (Löslichkeit in 2 %-iger Zitronensäure 0,5 % (pH 3,4))werden
mit 15 Teilen Kieserit (MgSO
4) innig vermischt und in einem Drehrohrofen bei 1200 ° C behandelt. Es resultiert
eine Aufschlußmasse, die bei 21,5 % Gesamt-P
2O
5 eine relative Löslichkeit in Zitronensäure von 71 aufweist.
Beispiel 2:
[0018] 71 Teile Asche werden mit 29 Teilen CaO innig vermischt und in einem Muffelofen bei
1200 °C behandelt. Es resultiert eine Aufschlußmasse, die bei 16,1 % Ges.-P
2O
5 eine relative Löslichkeit in Zitronensäure von 87 % aufweist.
Beispiel 3:
[0019] 82 Teile Asche werden mit 18 Teilen Soda innig vermischt und in einem Drehrohrofen
bei 900 °C behandelt. Es resultiert eine Aufschlußmasse, die bei 19,8 % Ges.-P
2O
5 eine relative Löslichkeit in Zitronensäure von 95 % aufweist.
Beispiel 4:
[0020] 80 Teile Asche werden mit 16 Teilen Soda und 4 Teilen Ca0 innig vermischt und bei
950 °C behandelt . Es resultiert eine Aufschlußmasse, die bei 18,9 % Ges.-P
2O
5 eine relative Löslichkeit in Zitronensäure von 92 % aufweist.
Beispiel 5:
[0021] 50 Teile Klärschlamm mit einem H
2O-Gchalt von 50 % und einem P
2O
5-Gehalt in der Trockenmasse von 7,3 % werden mit 1,8 Teilen Soda innig vermischt und
bd steigender Temperatur bis 950
oC verbrannt. Es resultiert eine chemisch aufgeschlossene Asche, die bei 18,7 % Ges.-P
2O
5 eine relative Löslichkeit in Zitronensäure von 73 % aufrueist.
Beispiel 6:
[0022] 80 Teile Asche und 20 Teile Soda werden zu Briketts geformt und im Verhältnis 25
% Briketts + 75 % LD-Schlacke in heißer LD-Schlacke eingebettet und 2 Std. gelagert.
Es resultiert eine aufgeschlossene Brikettmischung mit 19,1 % Ges.-P
2O
5 bei 100 % rel. Löslichkeit. Die gemeinsame Vermahlung von LD-Schlacke + Brikett ergab
9,2 % Ges,-P
2O
5 bei einer Löslichkeit von 78 %. Die LD-Schlacke allein zeigte 3,7 % Ges.-P
2O
5 bei einer Löslichkeit von nur 46 %.
[0023] In der Tabelle 1 ist als Beispiel für den Erfolg des erfindungsgemäßen Verfahrens
das Ergebnis zweier Vegetationsversuche dargestellt. Hieraus geht hervor, daß eine
mit Soda aufgeschlossene Klärschlammasche die gleiche Pflanzenwirksamkeit entfaltet
wie das Standarddüngemittel Thomasphosphat.
[0024] In der Figur ist eine Verfahrersvariante zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
dargestellt. Hierbei wird Klärschlamm beliebiger Herkunft, der mineralische für Pflanzen
niet verfügbare Düngemittelkomponenten, wie z. B. Eisen-, Aluminium-und Calciumphosphate
enthält, über eine Leitung 1 der Anlage zugeführt und in einer Mischanlage 2 intensiv
mit einem geeigneten Aufschlußmittel, wie z. B. Na
2 CO
3, oder. MgO, welches über eine Leitung 3 und eine Dosiervorrichtung 4 dem Mischbehälter
2 zugeleitet wird, vermischt, Daraufhin wird die Mischung aus Klärschlamm und Aufschlußmittel
mittels einer Förderschnecke 5 in einen Wirbelschichtofen 6 gefördert und dort bei
einer Temperatur von etwa 900 °C verbrannt. Die Verbrennungsluft wird dem Wirbelschichtofen
6 über eine Leitung 7 und einen Vorerhitzer 8 und der erforderliche Brennstoff, z.
B. Gas oder Öl, über eine Leitung 9 zugeleitet.
[0025] Druch die Zugabe der genannten Aufschlußmittel zu dem Klärschlamm findet im Zuge
der Verbrennung des Schlammes gleichzeitig eine chemische Umwandlung der im Klärschlamm
enthaltenen, nicht pflanzenverfügbaren Pohsphatverbindungen in Phosphatverbindungen
statt, die nunmehr für die Pflanzen verfügbar sind und. sich somit im besonderen Maße
als Düngemittel eignen.
[0026] Die im Wirbelbettofen 6 anfallenden Reaktionsprodukte wie Abgas, Sand und Asche,
welche die aufgeschlossenen mineralischen Düngemittelkomponenten enthält, werden über
eine Leitung 10 abgezogen, in einem Wärmeaustauscher 11 oder durch Luftzumischung
abgekühlt und dann in einemZyklonabscheider 12 einer Grobzerlegung unterzogen. Die
hierbei abgetrennten Feststoffe, im wesentlichen Sand und Asche, werden über eine
Leitung 13 aus dem Zyklon abgeleitet, während das noch geringfügig verunreinigt Abgas
über eine Leitung 14 einem Filter 13 zugeführt und in dies einer Feinreinigung unterzogen
wird. Das gereinigte Abgas verläßt das Filter über eine Leitung 16, während die im
Filter abgetrennte Feinasche über eine Leitung 17 abgezogen wird.
[0027] Die im Zyklon 12 sowie im Filter 15 anfallenden Aschen können infolge der erfindungsgemäß
durchgeführten Umwandlung der nichtpflanzen verfügbaren Düngemittelkomponenten in
pflanzenverfügbar nach entsprechender Aufmahlung als hochwertige Düngemittel weiterverwendet
werden.
[0028]

Verfahren zur Behandlung von Schlämmen oder Aschen, insbesondere von Klärschlamm oder
Klärschlammasche, der oder die für Pflanzen schlecht verfügbare, mineralische Düngemittelkomponenten
enthält, dadurch gekennzeichnet, daß Schlämme oder Aschen, insbesondere der Klärschlamm
oder die Klärschlammasche in Gegenwart eines oder mehrerer Aufschlußmittel einer Hochtemperaturbehandlung
unterzogen wird, bei der die für Pflanzen schlecht verfügbaren Dürgemittelkomponenten
in pflanzenverfügbare umgewandelt werden.
2.) Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Klärschlammasche geschmolzen
wird und die Behandlung mit dem Aufschlußmittel in der Schmelze erfolgt.
3.) Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Hochtemperaturbehandlung
bei Temperaturen zwischen 600 und 1.400 °C, vorzugsweise bei Temperaturen zwischen
900 und 1.200 °C, durchgeführt wird.
4.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufschlußmittel
dem Klärschlamm oder der Klärschlammasche bereits vor der Hochtemperaturbehandlung
zugemischt werden.
5.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufschlußmittel
dem Klärschlamm oder der Klärschlammasche während der Hochtemperaturbehandlung zugeführt
werden.
6.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Hochtemperaturbehandlung
des Klärschlamms oder der Klärschlammasche in einem Wirbelschichtofen erfolgt.
7.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Hochtemperaturbehandlung
des Klärschlamms oder der Klärschlammasche in einem Drehtrommel- oder Etagenofen erfolgt.
-
8.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dsdurch gekennzeichnet, daß die Hochtemperaturbehandlung
des Klärschlamms oder der Klärschlammasche in einam Schmelzkammerofen erfolgt.
9.) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Klärschlammasche
uno das Aufschlußmittel brikettiert und die Briketts der Hochtemperaturbehandlung
durch Einmischen in heiße Eisenhüttenschlacken ausgesetzt werden.