[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Kontrolle von Strichstärkenänderung von
Schriften, welche mit Hilfe einer Fotosatzanlage herstellbar sind.
[0002] Seit einigen Jahren findet in der grafischen Branche eine beschleunigte Ablösung
des Bleisatzes durch den Fotosatz statt. Es lässt sich der Zeitpunkt abschätzen, ab
welchem in Mittel- und Westeuropa nur noch Bücher bibliophilen Charakters ab Blei
gedruckt werden. Denn die genannte neue Technik bringt den grafischen Betrieben bedeutende
Zeit-und Platzersparnisse. Sie bringt jedoch auf der anderen Seite auch neue technische
Probleme mit sich. Insbesondere stellt sich das Problem der Qualitätssicherung im
Fotosatz anders als im Bleisatz.
[0003] Das Setzen im Fotosatz geschieht heuzutage zur Hauptsache mit Hilfe einer Lichtquelle,
eines Schriftspeichers (Fotosatzschriftträger), einer Grössen- und Dickteneinrichtung
sowie einer oder zwei Kassetten für das Fotomaterial.
[0004] Beim
Projektionsfotosatz leuchtet eine Lichtquelle (Glühlicht oder Blitzlicht) ein Zeichennegativ
aus und projiziert es im gewünschten Massstab über eine Grössenoptik auf fotografisches
Material.
[0005] Beim Strahlfotosatz baut die Aufzeichnungslichtquelle, die einen lenkbaren Kathoden-
oder Laserstrahl enthält, das Zeichen in gewünschter Grösse strich- oder punktweise
auf dem Fotomaterial auf. Sie übernimmt das "Fahrprogramm" dabei von einer anderen
Lichtquelle, die ein Zeichennegativ abtastet. Es können jedoch auch digital gespeicherte
Informationen den Aufzeichnungsstrahl lenken. Beim Strahlfotosatz besteht das belichtete
Zeichen (Buchstabe) also aus vielen Strichen bzw. Linien bzw. Punkten, die sich von
blossem Auge nur deshalb nicht einzeln ausmachen lassen, weil dessen Auflösungsvermögen
dazu nicht ausreicht.
[0006] Untersucht man die qualitätsbestimmenden Merkmale der Schriftwiedergabe, so findet
man zwei Gruppen von Mängeln: Eine erste Gruppe umfasst Fehler in der Positionierung
der Schriftzeichen, eine zweite Gruppe die Deformation der Schriftzeichen. Positionierungsfehler
sind schiefe Buchstaben, schlechte Zeilenhaltung, unregelmässige Buchstabenabstände
(Dickten) und unregelmässiger Durchschuss. Die Deformation der Schrift wirkt sich
aus als Eckenabrundung, verbunden mit einem Verlust der Innen- und Aussenformen, als
Abbrechen von Serifen, als Konturunschärfe und als Strichstärkenänderung.
[0007] Unerwünschte Strichstärkenänderungen haben zur Folge, dass einzelne Buchstaben, Wörter,
Zeilen oder ganze Textabschnitte und Textseiten fetter oder magerer erscheinen als
beabsichtigt. Drucksachen, welche derartige Mängel aufweisen, wirken ungepflegt, zudem
wird die Lesbarkeit herabgesetzt, weil der Leser unsicher wird, ob eine fettere Zeile
eine beabsichtigte Hervorhebung im Text bedeutet oder auf einen unbeabsichtigten technischen
Mangel zurückzuführen ist. Die Vermeidung unerwünschter und ausserhalb der vom Auge
noch akzeptierten Toleranz liegender Strichstärkenänderungen ist deshalb in der Qualitätssicherung
des Fotosatzes von grosser Bedeutung.
[0008] Strichstärkenänderungen können auf verschiedenen Produktionsstufen auftreten: Das
optische System der Belichtungseinheit der Fotosatzanlage kann Mängel aufweisen und
demzufolge unregelmässige Ergebnisse liefern, die Lichtquelle selber kann Schwankungen
oder Alterungserscheinungen unterliegen, was sich meist unverzüglich als Strichstärkenänderung
im Satz auswirkt. Im weiteren kann die verwendete Fotosatzfilmemulsion Schwankungen
aufweisen oder die
Filmentwicklung kann zu unterschiedlichen Resultaten führen, was wiederum als Strichstärkenänderung
in Erscheinung tritt. Bei der Kopie des Fotosatzfilmes auf die Offsetdruckplatte können
ebenfalls Strichstärkenänderungen auftreten, ebenso beim nachfolgenden Druckvorgang
selber.
[0009] Für die Messung von Strichstärkenänderungen im Fotosatz sind im wesentlichen zwei
Methoden bekannt:
1) die messmikroskopische Methode und
2) die densitometrische Methode.
[0010] Bei der messmikroskopischen Methode wird ein Mikroskop verwendet, welches rund 100-fach
oder mehr vergrössert und welches eine Messeinteilung von 0,01 mm oder feiner besitzt.
Damit kann die Strichbreite von Buchstaben direkt gemessen werden. Die Methode ist
geeignet um die Toleranzen der Strichstärkenänderung, welche vom Auge des Lesers noch
akzeptiert wird, zu ermitteln. Zur Ueberwachung der einmal festgelegten Toleranzen
in der täglichen Betriebspraxis ist die Methode jedoch umständlich und aufwendig.
Mikroskope mit 100-facher Vergrösserung sind bereits Laborinstrumente und für Fachleute
des Fotosatzes ungewohnt. Das Gesichtsfeld ist dabei so klein, dass davon in der Regel
nicht einmal ein ganzer Buchstabe erfasst wird, was das Aufsuchen geeigneter Messstellen
in der Schrift erschwert.
[0011] Die densitometrische Methode beruht auf der Erkenntnis, dass Schriftverbreiterung
und Rasterpunktverbreiterung die gleichen Ursachen haben und demzufolge mit den gleichen
Messmethoden erfasst werden können. Eine Rasterpunktverbreiterung bewirkt, dass ein
Rasterfeld dunkler wird und demzufolge bei der Messung mit dem Densitometer einen
höheren Dichtewert angibt.
[0012] Bringt man auf dem Fotosatzschriftträger an der Stelle, die sonst ein Buchstabennegativ
einnehmen würde, ein geeignetes Rasterfeld, z.B. ein Mikromessfeld, und belichtet
ein solches Rasterfeld in der gleichen Weise wie ein Buchstabe auf den Fotosatzfilm,
so kann dieses Feld nach dem Entwickeln mit einem Densitometer gemessen werden. Bei
einer stärkeren Belichtung, welche eine Strichstärkenzunahme der Buchstaben einerseits
und ein Dunklerwerden des Rasterfeldes andererseits zur Folge hat, zeigt das Densitometer
einen höheren Wert an. Bei einer schwächeren Belichtung, welche eine Strichstärkenabnahme
und ein Hellerwerden des Rasterfeldes zur Folge hat, erscheint am Densitometer ein
niedrigerer bichtewert.
[0013] Die beiden beschriebenen Messmethoden sind geeignet, um einerseits Standardwerte
für die Strichstärke festzulegen und andererseits die vom Auge noch akzeptierten Toleranzen
der Strichstärkenänderung zu ermitteln. Durch Toleranzwerte soll festgelegt werden,
was mit Hilfe von Testreihen geschieht.
[0014] Eine solche Testreihe kann folgendermassen hergestellt werden: Für eine bestimmte
Schriftart und -grösse wird durch Versuche zuerst diejenige Strichstärke festgelegt,
welche ein optimales Schriftbild in bezug auf Lesbarkeit und Aussehen ergibt. Mit
der festgelegten Strichstärke werden mehrere Fotosatztextblöcke belichtet. Innerhalb
dieser Textblöcke werden einzelne Zeilen jedoch gezielt mit anderen Belichtungszeiten
belichtet, so dass diese Zeilen entweder magerer oder fetter erscheinen als der übrige
Text. Testpersonen bestimmen dann die kritische Strichstärkenänderung, bei welcher
fettere oder magerere Zeilen oder Texte für das Auge störend in Erscheinung treten.
[0015] Die kritische Strichstärkenänderung, welche in der Folge Strichstärkentoleranz genannt
werden soll, ändert geringfügig von Schriftart zu Schriftart und auch mit dem Schriftgrad.
Grössere Grade erlauben eine etwas grössere Strichstärkentoleranz als kleinere. Die
Strichstärkentoleranz kann in Mikrometern oder in Dichtdifferenzen an einem definierten
Rasterfeld angegeben werden.
[0016] Sollwert und Toleranz der Strichstärke können für jede Schriftart und jeden Grad
nach den beschriebenen Methoden festgelgt werden. Da es sich dabei jeweilen um eine
einmalige Aufgabe handelt, fällt der notwendige Aufwand und Zeitbedarf nicht ins Gewicht.
Andere verhält es sich Jedoch mit der täglichen Ueberwachung der einmal festgelegten
Sollwerte und Toleranzen in der Betriebspraxis des Fotosatzes. Hier erscheinen die
genannten Methoden wegen der
hotwendigen täglichen Wiederholung mühsam und aufwendig. In der Praxis besteht deshalb
das Bedürfnis nach einer Vorrichtung, welche es erlaubt, die Kontrolle der Sollwerte
und Toleranzen rasch und mit einfachen Mitteln durchzuführen.
[0017] Dieses Ziel wird mit Hilfe der vorliegenden Vorrichtung erreicht, die gekennzeichnet
ist durch ein Kontrollfeld, welches wenigstens zwei Flächenelemente aufweist, deren
kleinste Breite und deren kleinster Abstand der Strichstärkentoleranz einer Schrift
entspricht.
[0018] Nachstehend werden Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung anhand der beiliegenden
Zeichnungen näher erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 in starker Vergrösserung einen Ausschnitt aus einem Fotosatzschriftträger,
welcher den Buchstaben "i" sowie zwei Ausführungsformen der vorliegenden Kontrollvorrichtung
trägt,
Fig. 2 denselben Ausschnitt, der sich nun auf einem belichteten und entwickelten Fotosatzfilm
befindet, wobei dieser Ausschnitt durch Projektion entstanden ist,
Fig. 3 den Ausschnitt nach Fig. 2, bei welchem eine Strichstärkenzunahme eingetreten
ist,
Fig. 4 ein Ausschnitt nach Fig. 2, bei welchem eine Strichstärkenabnahme eingetreten
ist,
Fig. 5 in starker Vergrösserung eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Kontrollvorrichtung,
welche ähnlich wie die Vorrichtung nach Fig. 2 durch Projektion entstanden ist, und
Fig. 6 die Vorrichtung nach Fig. 5, bei welcher eine Strichstärkenzunahme eingetreten
ist.
[0019] In Fig. 1 ist ein Ausschnitt aus einem Fotosatzschriftträger 1 in starker Vergrösserung
dargestellt. Auf diesem Träger 1, der meist aus Glas ist, sind ein Buchstabe i, bezeichnet
mit 2, sowie zwei mögliche Ausführungsformen 3 und 4 der vorliegenden Kontrollvorrichtung
dargestellt. Die schwarzen Flächen 5 bzw. 6 sind bei diesen Kontrollvorrichtungen
lichtundurchlässig, die weissen Flächen 7 bzw. 8 sind hingegen transparent.
[0020] Die erste Ausführungsform 3 der Kontrollvorrichtung hat die Form eines Linienrasters.
Die zweite Ausführungsform 4 der Kontrollvorrichtung hat die Form eines sogenannten
Quadratrasters. Die Breite der deckenden und der transparenten Linien bzw. Quadrate
dieser Kontrollvorrichtungen ist dabei gleich gross wie die Strichstärkentoleranz
derjenigen Schriftart, welche auf dem betreffenden Fotosatzschriftträger vorhanden
ist.
[0021] Aus Fig. 1 ist ferner ersichtlich, dass die Breite der deckenden und der transparenten
Linien 5,7 bzw. Quadrate 6, 8 dieser Kontrollvorrichtung praktisch 1/3 der Breite
des Buchstabens i beträgt. Die Länge der Linien 5 bzw. 7 bei der ersten Ausführungsform
der vorliegenden Kontrollvorrichtung ist zwar kleiner als die Höhe des jeweiligen
Buchstabens 2, diese Länge kann jedoch'entweder gleich gross oder unter Umständen
sogar grösser als die Höhe des Büchstabens sein.
[0022] Was die Anzahl dieser Linien 5 bzw. 7 anbelangt, sind selbstverständlich wenigstens
zwei Flächenelemente 5 bzw. 7 erforderlich. Es versteht sich wohl, dass die Kontrolle
der Strichstärkenänderung umso leichter erfolgen kann, je mehr Linien 5 und 7 bzw.
Quadrate 6 und 8 die jeweilige Kontrollvorrichtung enthält.
[0023] Wie ersichtlich, enthält die vorliegende Kontrollvorrichtung wenigstens ein Rasterfeld
3 bzw. 4, dessen Rasterpunkte 6 bzw. 8 oder Rasterlinien 5 bzw. 7 in bezug auf deren
Breite und deren kleinste Abstände genau der Strichstärkentoleranz entsprechen. Dieses
Rasterfeld 3 bzw. 4 wird beim Fotosetzen wie ein Buchstabe am Ende einer Zeile oder
einer Textspalte auf dem Fotosatzschriftträger 1 mitbelichtet und mitentwickelt. Tritt
während der Belichtung und Entwicklung des Fotosatzfilmes eine Strichstärkenzunahme
ein, welche die kritische Grenze, also die Strichstärkentoleranz erreicht, so verbreitern
sich gleichzeitig die feinen Linien oder Rastei punkte im Rasterfeld der Kontrollvorrichtung
in der Weise, dass die Zwischenräume gerade gefüllt werden, und das Feld dadurch zu
einer schwarzen Vollfläche wird, was von blossem Auge oder mit einer Lupe einfach
festgestellt werden kann.
[0024] Tritt umgekehrt bei der Belicntung und Entwicklung des Fotosatzfilmes eine Strichstärkenabnahme
ein, welche die untere Toleranzgrenze erreicht, so verschmälern sich die feinen Linien
oder Rasterpunkte im Rasterfeld der Kontrollvorrichtung soweit, dass diese vollständig
verschwinden, was ebenfalls einfach festgestellt werden kann.
[0025] Die Kontrollvorrichtung erlaubt damit, Mängel im Fotosatzfilm in bezug auf die Strichstärkentoleranz
unmittelbar nach dem Entwickeln des Filmes zu erkennen. Infolgedessen kann ein solcher
Fotosatzfilm vor der Weiterverarbeitung rechtzeitig ausgeschieden werden, während
sonst der Mangel meist erst am fertigen Druckresultat erkennbar wird, wobei dann der
Schaden viel grösser ist. Die vorliegende Kontrollvorrichtung erlaubt auch eine Beurteilung
wie ein als fehlerhaft erkannter Fotosatzfilm wiederholt werden muss, damit der festgestellte
Mangel in der Wiederholung nicht mehr vorhanden ist.
[0026] Diese nun geschilderte Anwendungsweise der vorliegenden Kontrollvorrichtung sowie
eine noch weitere Ausführungsform derselben werden nun noch näher beschrieben und
erörtert.
[0027] Fig. 2 zeigt ein Teilstück aus einem belichteten und entwickelten Fotosatzfilm, welcher
durch Projektion des Musters nach Fig. 1 entstanden ist. In diesem Fall trat keine
Strichstärkenänderung auf, und deswegen sind die Breiten sowohl des Buchstaben i als
auch der abgebildeten Kontrollvorrichtungen 3 und 4 unverändert, jedoch im fotografischen
Sinne positiv. Die abgebildeten Kontrollvorrichtungen 3 und 4 sind noch als Rasterfeld
vorhanden.
[0028] Fig. 3 zeigt das entsprechende Teilstück aus einem belichteten und entwickelten Fotosatzfilm,
wobei eine Strichstärkenzunahme eingetreten ist, welche in der Strichstärkentoleranz
liegt. Aus dem Buchstaben i, welcher mit 2 bezeichnet ist, ist durch Hinzukommen einer
Kontur 9 ein fetterer Buch- ,stabe entstanden. Die Summe von zwei einander gegenüberliegen-
den Konturbreiten 9 ist dabei gleich gross angenomen, wie die Strichstärkentoleranz.
Die gleiche Zunahme 9 ist in dieser Fig. 3 auch bei den Linien 73 und den Quadraten
83 der Kontrollvorrichtungen 3 und 4 feststellbar. Die Konturen 9 füllen dabei gerade
den Zwischenraum 63 bzw. 53 zwischen den Rasterpunkten 73 bzw. 83 der Kontrollvorrichtungen
3 und 4 aus, da ja dieser Abstand gleich gross ist, wie die Strichstärkentoleranz.
Die Rasterfläche der Kontrollvorrichtungen wird dabei auf dem Fotosatzfilm als Vollfläche
abgebildet, was optisch leicht zu erkennen ist.
[0029] Fig. 4 zeigt das entsprechende Teilstück 1 aus einem belichteten und entwickelten
Fotosatzfilm, wobei eine Strichstärkenabnahme eingetreten ist, welche gerade der Strichstärkentoleranz
entspricht. Aus dem Buchstaben i, bezeichnet mit 2, ist durch Wegfallen einer
'Kontur 10 ein schmälerer Buchstabe entstanden. Die Summe der beiden einander gegenüber
liegenden Konturen 10 ist dabei gleich gross, wie die Strichstärkentoleranz. Die gleiche
Abnahme wurde auch an den Linien 53 und Quadraten 83 der Kontrollvorrichtungen wirksam.
Die Konturen 10 bewirken dabei, dass die Breite der Linien 73 und Rasterpunkte 83
der Kontrollvorrichtungen auf Null sinkt, so dass diese verschwinden. Die Rasterfläche
der Kontrollvorrichtungen wird dabei auf dem Fotosatzfilm als Leerfläche abgebildet,
was optisch leicht erkennbar ist.
[0030] In den vorstehend beschriebenen einfachen Fällen wird von der Annahme ausgagangen,
das Zusammenfallen bzw. Wegfallen der Linien bzw. der Rasterelemente der Kontrollvorrichtungen
geschehe allein auf Grund einer Strichstärkenzunahme oder -abnahme bei der Belichtung
und Weiterverarbeitung des Fotosatzfilmes. Dieser einfachste Fall setzt voraus, dass
das Auflösungsvermögen des optischen Systems der Fotos
4tzanlage sowie das Auflösungsvermögen der verwendeten fotografischen Schichten unendlich
hoch sei, oder mindestens sehr viel höher liegt, als die Strichstärkentoleranz.
[0031] Das Auflösungsvermögen als physikalische Grösse wird bekanntlich in Linienpaaren
pro Zentimeter oder pro Millimeter angegeben und definiert damit die feinste Strichbreite,
welche noch wiedergegeben werden kann. Das Auflösungsvermögen von Fotosatzanlagen
und der üblichen Fotosatzfilme ist in der Regel beschränkt. Aus diesem Grunde verschwinden
die Linien oder Rasterpunkte der Kontrollvorrichtung nicht erst dann, wenn die Strichstärkentoleranz
unter bzw. überschritten, sondern bereits dann, wenn die durch das Auflösungsvermögen
gesetzte Grenze erreicht wird. Um diesem Umstande Rechnung zu tragen, wird in der
beschriebenen Kontrollvorrichtung die Breite der Kontrollelemente - Linien oder Rasterpunkte
- so gewählt, dass diese der Summe der beiden Breiten entspricht, welche sich einerseits
aus der Strichstärkentoleranz und andererseits aus dem Auflösungsvermögen ableiten
lassen.
[0032] Ein.Beispiel soll diesen Sachverhalt näher erläutern: Die Strichstärkentoleranz für
einen bestimmten Schriftgrad betrage i 6 Mikrometer. Die Breite der Linien und deren
Abstände in der Kontrollvorrichtung müsste ohne Berücksichtigung des Auflösungsvermögens
demzufolge 6 Mikrometer betragen. Das Auflösungsvermögen des angewandten Fotosatzsystems
betrage 500 Linienpaare pro Zentimeter.
[0033] Ein Linienpaar, das gerade noch abgebildet werden kann, hat demzufolge eine Gesamtbreite
von 20 Mikrometer, die einzelne positive oder negative Linie demzufolge eine solche
von 10 Mikrometer. Feinere Linien können nicht mehr abgebildet werden, sie verschwinden
oder fallen zu einer Fläche zusammen. Die Strichbreite der Linien oder der Durchmesser
der Rasterpunkte in der Kontrollvorrichtung muss demzufolge ö plus 10 = 16 Mikrometer
betragen.
[0034] Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Kontrollvorrichtung ist in Fi
g. 5 und 6 dargestellt. In Fig. 5 ist die erste der Kontrollvorrichtungen 3 aus Fig.
1 samt dem Buchstabe i, bezeichnet mit 2, dargestellt. Diese Kontrollvorrichtung 3
ist in Fig. 5 so abgebildet, wie sie aus der in Fig. 1 dargestellten Kontrollvorrichtung
3 durch Projektion dieser entsteht. Diesem Kontroll-bzw. Rasterfeld 3, dessen Rasterpunkte
oder -linien 75 den Strichstärkentoleranzen entsprechen, wird ein weiteres Kontroll-
bzw. Rasterfeld 11 an die Seite gestellt. Die Rasterpunkte oder - linien 12 dieses
weiteren Kontroll- bzw. Rasterfeldes 11 sind zwar feiner oder gröber, sie bilden jedoch
zusammen eine Fläche mit gleichem Tonwert, d.h. mit gleicher Flächenbedeckung, wie
das beim erstgenannten Rasterfeld 3 der Fall ist. Der kleinst Durchmesser der bandförmigen
Flächenelemente der ersten
Kon- trollvorrichtung 3 und deren kleinster Abstand 55 ist grösser im vorliegenden
Beispiel doppelt so gross) als die entsprechenden Flächenelemente 12 im zusätzlichen
Kontrollfeld 11. Die Flächenelemente 75 bilden in ihrer Gesamtheit das erste Feld
3, die Flächenelemente 12 bilden dagegen zusammen das zweite Feld 11. Die Flächenbedeckung
der beiden Felder 3 und 11 in bezug auf ihre Flächenelemente 25 bzw. 12 ist gleich
gross, und im dargestellten Beispiel beträgt sie praktisch 50%. Dies bedeutet, dass
die Flächenelemente je 50% der Gesamtfläche des jeweiligen Feldes 3 bzw. 11 bedecken,
dem sie zugehören. Die beiden Felder 3 und 11 können aber auch eine voneinander unterschiedliche
Gesamtfläche besitzen.
[0035] Visuell erscheinen die beiden solchermassen ausgeformten Rasterfelder 3 und 11 in
der gleichen Helligkeitsstufe, sie unterscheiden sich jedoch durch ihre Rasterfeinheit
und demzufolge in ihrem Verhalten bei Strichstärkenänderungen. Tritt nämlich während
eines Uebertragungsvorgange im Fotosatz eine Strichstärkenveränderung ein, so verbreiterr
oder verschmälern sich sowohl die Linien 75 bzw. 12 oder Rasterpunkte des ersten wie
auch des zweiten Rasterfeldes 3 bzw. 11. Da jedoch das Rasterfeld mit seinen gröberen
Linien 'oder Rasterpunkten aus geometrischen Gründen eine geringere Summe von Randzonen
pro Flächeneinheit aufweist, bewirkt die Strichstärkenveränderung in diesem gröberen
Rasterfeld eine geringere Tonwertverschiebung als im feineren Rasterfeld. Dei zufolge
tritt zwischen den beiden Rasterfeldern ein Helligkeits- oder Tonwertunterschied auf,
welcher vom Auge wahrgenommen wird, welcher aber auch mit einem Densitometer gemessen
werden kann. Wird das erste Rasterfeld gegenüber dem zwe. ten gröberen Rasterfeld
dunkler, so ist eine Strichstärkenzunahme erfolgt, wird es umgekehrt heller, ist eine
Strichstärkenabnahme erfolgt. Behalten beide Felder den gleichen Tonwert, so ist keine
Strichstärkenveränderung eingetreten.
[0036] Da im Feld 11 die sogenannte Summe der Randzone der Flächenelemente grösser ist (im
dargestellten Beispiel doppelt so gross) als im Feld 3, bewirkt die gleiche Strichstärkenzunahme
in diesem Feld eine stärkere Flächenzunahme als im benachbarten Feld 3, und demzufolge
auch ein stärkeres Dunklerwerden. Fig. 6 soll diesen Sachverhalt deutlicher machen.
Aus dem Buchstaben i, der mit 2 bezeichnet ist, ist durch das Hinzukommen einer Kontur
9 ein fetterer Buchstabe geworden. Die gleichen Konturen 9 sind auch bei den bandförmigen
Flächenelementen53 bzw. 12 der Felder 3 und 11 hinzugekommen. Da das Feld 11 jedoch
mehr Flächenelemente 12 besitzt, (doppelt so viele) wie das erste Feld 3, erfährt
es eine stärkere Tonwertzunahme durch diese hinzugefügten Konturen als das Feld 3.
Der Tonwertunterschied ist visuell oder densitometrisch feststellbar und dient als
Mass für die Strichstärken. änderung. ,
1. Vorrichtung zur Kontrolle der Strichstärken- änderung von Fotosatzschriften, welche
mit Hilfe einer Foto- satzanlage herstellbar sind, gekennzeichnet durch ein Kontrollfeld,
welches wenigstens zwei Flächenelemente aufweist, de- ren kleinste Breite und deren
kleinster Abstand der Strichstärkentoleranz einer Schrift entspricht.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die kleinste Breite und
der kleinste Abstand der zwei Flächenelemente der Strichstärkentoleranz einer Schrift
gleich ist plus der Strichbreite der feinsten Linie, welche durch die Fotosatzanlage,
in welcher diese Kontrollvorrichtung verwendet wird, noch wiedergegeben werden kann.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Flächenelemente und
deren Flächenabstand digital speicherbar sind, so dass eine Abbildung derselben durch
die Fotosatzanlage hergestellt werden kann.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekenn- zeichnet, dass die Flächenelemente
die Form eines Bandes, einer Kreisfläche, eines Rechteckes oder eines Quadrates aufweisen.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass neben dem genannten Kontrollfeld
ein zweites Kontrollfeld vorhanden ist, welches wenigstens zwei Flächenelemente aufweist,
deren kleinste Breite einerseits und deren kleinster Abstand andererseits kleiner
oder grösser sind, als die entsprechenden Breiten oder Abstände der Flächenelemente
im ersten Kontrollfeld.