[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung Formteilen durch Vermischung
von ungesättigen Polyesterharz, mineralischen FUllstoffen und Magnesiumoxid, Eindickung
dieses Gemisches in Gegenwart von Glasfasern und Verpressung von Teilen der eingedickten
Masse bei erhöhter Temperatur.
[0002] Häufig benutzte Pressmassen, welche ungesättigtes Polyesterharz, mineralische Füllstoffe
und Glasfasern enthalter sind im Handel bereits seit langer Zeit als

(DMC) bekannt. Diese Massen enthalten relativ

und ziemlich lange, gebündelte Glasfasern. Für die Herstellung dünnwandiger, willkürlich
geformter und/oder stark gebegener Formteile sind derartige Massen weniger gut geeignet.
Die Glasfasern orientieren sich während des Pressvorgans in bestimmten Richtungen,
wodurch die Polymerisationsschwindung nicht gleichmässig abgefangen wird, so dass
die

Festigkeit und Elastizität nicht homogen ist. Weiterhin wirken die an der Oberfläche
des Formteils liegenden Glasfaserbundel wie Kapillaren, was sich ungünstig auf die
Qualität des Produktes in feuchter Umgebung auswirkt. Weil in der Masse viel Luft
eingeschlossen wird, lässt sich diese schwer zu dünnwändigen beliebig geformten Teilen
verarbeiten. Schliesslich macht der hohe Harzgehalt die Formteile relativ teuer.
[0003] Eine andere Pressmasse ist unter der Bezeichnung 'sheet moulding compound' (SMC)
bekannt. Diese enthält neben den vorgenannten Bestandteilen auch Magnesiumoxid. Dieses
Gemisch lässt man in Gegenwart einer Glasfaserschicht zwischen Polyäthylenfolie eindicken.
Anschliessend füllt man eine Form mit der Masse oder mit Teilen derselben zusammen
mit der Glasfaserschicht und wird das Ganze bei erhöhter Temperatur verpresst. Die
verarbeitung von Massen dieser Art ist ziemlich arbeitsintensiv. Der erforderliche
hohe Glasfasergehalt und das Harz machen die Formteile ebenfalls relativ teuer.
[0004] Eine dritte Masse, die als 'bulk moulding compound' (BMC) bezeichnet wird, hat die
gleiche Zusammensetzung wie SMC, wird jedoch in einem Kneter hergestellt und hat wegen
der darin enthaltenen grossen Glasfasermenge dieselben Nachteile wie DMC.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist nunmehr die Herstellung von Formteilen aus
einem Gemisch der eingangs erwähnten Zusammensetzung, das-sich besser verarbeiten
lässt, billiger ist und einen gleich guten oder sogar besseren E-Modul hat als die
vorgenannten Gemische.
[0006] Nach der vorliegenden Erfindung wird dies erreicht, wenn das Gemisch neben dem ungesättigten
Polyesterharz 80 bis 95 Gew.-% anorganische Füllstoffe mit einer hauptsächlich zwischen
0 und 500 Mikron liegenden Korngrösse, 1 bis 5 Gew.-% Glasfasern, bezogen auf das
gesamte Gemisch, von denen zumindest 3/4 eine Länge von weniger als 15 mm haben und
hauptsächlich als willkürlich verteilte Einfäden vorhanden sind, und 0,5 bis 5 Gew.-%
eines Erkalkalimetalloxides, vorzugsweise Magnesiumoxid, bezogen auf das ungesättigte
Polyesterharz, enthält, welches Gemisch eingedickt wird, bis es kompakt und nahezu
luftfrei ist.
[0007] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass es möglich ist, eine Pressmasse mit
sehr hohem Füllstoffgehalt herzustellen, die sich sehr gut zu dünwändigen Formteilen
beliebiger Form und guter Qualität verpressen lässt. Voraussetzung dabei ist, dass
die Glasfasern in gut spezifizierter Form und Menge vorhanden sind. Der geringe Gehalt
an Harz und Glasfasern macht den Selbstkostenpreis der herzustellenden Formteile niedriger
als bei Anwendung der bekannten Gemische. Eine weitere Voraussetzung für das erfindungsgemässe
Verfahren ist, dass die Masse kompakt und nahezu luftfrei ist, bevor sie verpresst
wird.
[0008] 
[0009] Das ungesättigte Polyesterharz kann jedes geeignete Reaktionsprodukt von mehrwertigen
Alkoholen und mehrwertigen

Säuren oder säurebildendenAnhydriden sein.
[0010] Von den Alkoholen können Propylenglycol, Athylenglycol, Pentandiol, Butandiol, Butylenglycol
und Dipropylenglycol genannt werden. Von den Säuren sind Maleinsäureanhydrid, Phthalsäureanhydrid,
Isophthalsäureanhydriet, Adipinsäure u. dgl. gebräuchlich.
[0011] Das ungesättigte Polyesterharz wird normalerweise vernetzt. Zu diesem Zweck sind
ungesättigte Verbindungen wie Styrol, Methylmetacrylat, Vinylacetat und Diallylphthalat
geeignet. Als Katalysator bei dieser Vernetzung kann man die üblichen Peroxide wie
Benzoylperoxid oder tertiäres Butylperbenzoat verwenden. Ein produkt wie hydriertes
Bisphenol A plus Katalysator, im Handel als 'Synolite 373' bekannt, ist ebenfalls
zu diesem Zweck brauchbar.
[0012] Das obenbeschriebene, aus Harz, Füllstoffen und Glasfasern bestehende Gemisch ist
dickflüssig. Nach einer AusfUhrungsform der vorliegenden Erfindung giesst man das
Gemisch in einen Behälter o. dgl. und lässt man es in 1 bis 48 Stunden zu einer kompakten,
nahezu luftfreien Pressmasse eindicken. Mit einer kompakten Pressmasse wird hier eine
dichte, Fensterkitt ähnliche Masse angedeutet die derart viskös ist dass sie eine
gegebene Form nahezu nich verliert und durch schneiden in Teilen unterteilt werden
kann. Dieses Eindicken beruht auf der Wirkung des ebenfalls eingemischten Magnesiumoxids.
Von der eingedickten Masse kann man jeweils die benötigte Menge abschneiden und in
die Pressform oder Matrize geben, wonach das Ganze unter erhöhter Temperatur zum erwünschten
Formteil gepresst wird. Von entscheidender Bedeutung dabei ist, dass im Gegensatz
zu den bekannten Pressmassen eine luftfreie, kompakte Pressmasse erhalten wird.
[0013] Temperatur und Druck sind beim Verpressen der Masse nicht kritisch und werden u.a.
durch die Wandstärke des erwünschten Formteils in Relation zu der optimalen Presszeit
und dem Katalysator bedingt. Ubliche Temperaturen sind 100 bis 250 °C, Übliche Drücke
liegen zwischen 3 und 20 MPa. Die Presszeit wird normalerweise zwischen

und 30 Minuten liegen und vorzugsweiseca. 1

bis 6 Minuten betragen.
[0014] Mit Hilfe des obenbeschriebenen Verfahrens hergestellte Formteile können bei oder
kurz nach dem Verpressen mit einer harten und, oder dekorativen Oberflächenschicht
versehen werden. Man kann das noch heisse und noch nicht vollständig ausgehärtet Formteil
zum Beispiel kurz nach dem Verpressen mit einem pulverförmigen

behandeln. Zu diesem Zweck sind Epoxyharzs, die freie Hydroxylgruppen enthalten, wie
Methylol- oder Phenolgruppen, oder ungesättigte Polyesterharze sowie Gemische eines
Epoxy- und eines Polyesterharzes geeignet. Auch können die noch freien Hydroxylgruppen

nicht vollständig ausgehärteten Formteils auf diese Weise eine dreidimensionale Vernetzung
bewirken, wodurch eine gute Haftung zwischen Oberflächenschicht und Formteil erreicht
wird. Vorzugsweise wendet man diese Behandlungsmethode an, wenn das Formteil noch
eine Temperatur von minimal 150°C und vorzugsweise von 175-200 °C hat. Ein Vorteil
dabei ist, dass das erfindungsgemässe Formteil dank seinem hohen Gehalt an anorganischen
Füllstoffen einen grossen Wärmeinhalt hat.
[0015] Die Behandlung mit pulverförmigem Harz kann aus Spritzen, elektrostatische Zerstäubung
und Tauchen in ein Fliessbett des Pulvers bestehen. Dabei werden im allgemeinen 50
bis 300 g Pulver je m
2 angebracht.
[0016] 
[0017] 
Metallpofver, farbige Mineralien, Polymerisatteilen usw. Auch kann eine der beiden
Glasvlieszen vorher mit einem Motiv bedruckt werden, vorzugsweise mit Hilfe eines
gefärbten oder pigmentierten Harzes. Auch sind Kombinationen beider Methoden möglich.
[0018] Daneben können die Formteile auch auf die in der niederländischen Patentanmeldung
7305807 beschriebene Weise mit einer Dekoration versehen werden.
[0019] 
[0020] 
[0021] Die Erfindung wird anhand eines praktischen Beispiels näher erläutert. Als ungesättigtes
Polyesterharz wird ein Polykondensations- Produkt von:

[0022] Mol Fumarsäureanhydrid. verwendet.
[0023] 650 Teile dieses Harzes werden gemischt mit:

Diesem Harzgemisch wird 1 Gew.-% Magnesiumoxid beigegeben.
[0024] 
[0025] Ein von dieser Masse abgeschnittener Teil wird anschliessend in einer Matrize 1'30
" bei einer Temperatur von 200 C und einem Druck von 150 kg/cm
2 ( 15 MPa) zu einer Platte mit einer Stärke. von ca. 8 mm verpresst. Der E-Modul dieses
Materials beträgt ca. 150.000 kg/cm
2 (15 GN/m
2) gegenüber 115.000 kg/cm
2 (11,5 GN/m
2)
bzw. 110.000 kg/cm
2 (11 GN/m
2) für die im Handel erhältlichen auf dieselbe Weise verpressten BMC- bzw. SMC-Massen.
[0026] Als die Oberflächentemperatur der gepressten Platte noch 190 C beträgt, wird ein
aus festem pigmentiertem Epoxy- und Polyesterharz bestehendes Gemisch in äusserst
feinem Zustand durch Zerstäubung auf der Oberfläche angebracht. Je m
2 
ca. 200 g dieses Gemisches angebracht. Nach Abkühlung ist das Resultat eine Platte,
deren Oberfläche sich kaum von der Oberfläche eines mit keramischer Glasur Uberzogenen
gusseisernen Duschbeckens unterscheiden lässt. Die Platte genügt den Normen des Commercial
Standard (USA) Nr. CS 222-59 für Duschbecken. Bei 140-stündiger Behandlung unter kochendem
Wasser ändert sich die schöne Oberfläche nicht.
[0027] Eine gleiche Platte mit unbehandelter Oberfläche wird lange Zeit den Witterungsverhältnissen
eines Seeklimas ausgesetzt. Die Oberfläche zeigt keine sichtbaren Veränderungen.
[0028] Der gleiche Pressversuch wird mit 0,5 bzw. 6 Gew.-% Glasfasern ausgeführt. Im ersten
Fall ist die Platte sehr spröde; im zweiten Fall lässt sich das Gemisch nicht ausgiessen
und nicht in eine luftfreie, kompakte Pressmasse umsetzen.
[0029] Eine Pressmasse wie oben beschrieben mit den gleichen Gewichtsverhältnissen der Bestandteile,
aber mit langen Glasfasern zeigt sich weniger gut zum Verpressen zu stark gebogenen,
dünnwandigen Formteilen geeignet als eine Pressmasse mit kurzen, willkürlich orientierten
Glasfasern. In diesem Fall stellt sich heraus, dass die Festigkeit an gebogenen Stellen
weniger gut ist als bei Anwendung von kurzen Fasern. Das Bruchrisiko an stark gebogenen
stellen ist zu gross, um aus dieser Masse Gebrauchsgegenstände herzustellen.
[0030] Bei Versuchen konnte der Füllstoffgehalt auf 95 Gew.-% gesteigert werden. Bei höheren
Gehalten geht der Zusammenhang völlig verloren.
[0031] Untenstehende Tabelle gibt eine übersicht über die Zusammensetzung, die Kosten und
den E-Modul eines im Handel erhältlichen 'bulkmoulding compound' (BMC), eines 'sheet
moulding compound' (SMC) und eines erfindungsgemassen Gemisches.

[0032] Es stellt sich heraus, dass es ohne weiteres möglich ist, während des Pressvorgangs
als Dekoration zwei vorimpregnierte Glasvliesze anzubringen, zwischen denen vorher
Bronzepulver zerstäubt wurde. Diese Dekoration ist gut reproduzierbar, wenn jeweils
die gleiche Menge Pulver auf die gleiche Weise angebracht wird.
[0033] Die vorliegende Erfindung beschränkt sich nicht nur auf verhältnismässig komplizierte
Formteile, sondern unfasst auch relativ einfache Formteile wie Fliesen oder Wandplatten.
Das modifizierte Epoxyharz braucht nichtmonochromatisch zu sein, er sind auch systematische
oder willkürliche Farbschattierungen möglich.
[0034] Die Erfindung betrifft schlieslich auch Formteile, deren Körper zu 80 bis 95 Gew.-%
aus anorganischen Füllstoffen mit einer hauptsächlich zwischen 0 und 500 Mikron liegenden
Korngrösse, zu maximal 5 Gew.-%, bezogen auf die gesamte Masse, aus Glasfasern, von
denen zumindest 3/4 eine Länge von weniger als 15 mm haben und hauptsächlich als Einfäden
in willkürlicher Verteilung vornanden sind, sowie aus gehärtetem Polyesterharz, das
eine Hagnesiumverbindung enthält, besteht.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1-5, dadurch gekennzeichnet, dass das Gemisch 1 bis
48 Stunden lang zu einer kompakten, nahezu luftfreien Pressmasse eingedickt wird.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1-6, dadurch gekennzeichnet, dass die eingedickte
Masse bei einer Temperatur zwischen 100 und 250 °C und einem Druck zwischen 30 (3) und 200 (20) kg/cm2 (MPa) verpresst wird.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1-7, dadurch gekennzeichnet, dass das Formteil in
noch nicht ganz ausgehärtetem Zustand bei einer Temperatur von mindestens 150 °C mit
einem pulverförmigen Harz behandelt wird.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1-8, dadurch gekennzeichnet, dass das Harz ein Epoxyharz
mit freien Hydroxylgruppen, ein ungesättigtes Polyesterharz oder ein Gemisch eines
Epoxy- und eines Polyesterharzes ist.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperatur
während der Behandlung 175 bis 200 °C beträgt.
11. Verfahren nach den Ansprüchen 1-7, dadurch gekennzeichnet, dass vor dem Einbringen
der Pressmasse in die Pressform eine oder mehrere Glasvliesze angebracht werden, die
mit einem Epoxy-oder Polyesterharz oder einem Gemisch dieser Harze imprägniert sind.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass zwei Glasvliesze angebracht
werden, zwischen denen sich eine Dekoration befindet.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Dekoration aus feinverteilten
anorganischen oder organischen Stoffen besteht.
14. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Dekoration aus einem
pigmentierten Harz bestehe
15. Formteil, dessen Körper zu 80 bis 95 Gew.-% aus anorganischen Füllstoffen mit
einer hauptsächlich zwischen 0 und 500 Mikron liegenden Kurngrösse, zu 1-5 Gew.-%,bezogen
auf das gesamte Gemisch, aus Glasfasern, von denen zumindest 3/4 eine Lange von weniger
als 15 mm haben und hauptsächlich als willkürlich verteilte Einfäden vorhanden sind,
und aus gehärteten Polyesterharz, das eine Magnesiumverbindung enthält, besteht.
16. Verfahren nach Anspruch 1, wie im wesentlichen beschrieben und anhand des Beispiels
näher erläutert.