[0001] Die Erfindung betrifft neue Imidsäureester der Formel I

in der
R1, R
2 und R
3, die gleich oder verschieden voneinander sein können, Wasserstoff, Methyl, Methoxy
oder Chlor bedeuten, R
4 Wasserstoff oder Alkyl mit 1-4 C-Atomen bedeutet, R
5 Alkyl mit 1-6 C-Atomen oder Benzyl bedeutet, und R
6 Alkyl mit 1-4 C-Atomen oder Benzyl bedeutet, und n gleich 0 oder 1 sein kann.
[0002] Bevorzugt stehen die Substituenten R
1, R
2 und R
3 in der 3-, 4- und 5-Stellung des Benzolringes.
[0003] Unter den Verbindungen der Formel I sind dabei diejenigen bevorzugt, in denen R
4 Wasserstoff oder Äthyl bedeutet.
[0004] Die Herstellung der erfindungsgemäßen Verbindungen der Formel 1 geschieht nach den
für die Herstellung von Imidsäureestern üblichen Methoden, wie sie u.a. im Houben-Weyl
*Methoden der organischen Chemie", Band 6/3 beschrieben sind, indem man eine Verbindung
der Formel II

worin
R1,
R2,
R3, R
4 und n die oben angegebene Bedeutung haben, mit einem Orthocarbonsäureester der Formel
III

in der R
5 und R
6 die oben genannte Bedeutung haben, umsetzt.
[0005] Die Herstellung der Verbindungen der Formel I kann mit oder ohne Lösungsmittel erfolgen,
wobei im letzteren Falle mit einem Überschuß des eingesetzten Orthocarbonsäureesters
gearbeitet wird. Als mögliche Lüsungsmittel eignen sich beispielsweise Dimethylformamid
oder Dioxan. Die Reaktionstemperaturen liegen zwischen 0 und 150
oC, bevorzugt zwischen 50 und 100°C bzw. bei Temperaturen bis zum Siedepunkt des verwendeten
Lösungsmittels oder Orthocarbonsäureesters. Die Umsetzung kann gegebenenfalls in Gegenwart
katalytischer Mengen einer Säure, wie beispielsweise Salzsäure, durchgeführt werden.
[0006] Verwendet man beispielsweise 2,4-Diamino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin und
Orthoessigsäuretriäthylester als Ausgangsstoffe, so kann der Reaktionsverlauf durch
folgendes Formelschema wiedergegeben werden:

[0007] Die erfindungsgemäßen Verbindungen der Formel I sind antimikrobiell wirksam bei durch
Bakterien und Protozoen hervorgerufenen Krankheiten und potenzieren, kombiniert mit
Sulfonamiden, deren antimikrobielle Wirkung. Sie können daher beispielsweise bei bakteriellen
Erkrankungen der Atmungsorgane, Verdauungsorgane und Harnwege'sowie bei Hals-, Nasen-,
Ohreninfektionen und allgemein systemischen Infektionskrankheiten und bei Malaria
verwendet werden.
[0008] Solche Sulfonamide sind beispielsweise:
2-Sulfanilamido-pyridin, 2-Sulfanilamido-thiazol, 2-Sulfanilamido-pyrimidin, 2-Sulfanilamidol-4-methyl-pyrimidin,
2-Sulfanilamido -4,6-dimethyl-pyrimidin, 4-Sulfanilamido--2,6-dimethyl-pyrimidin,
5-Sulfanilamido-3,4-dimethyl--isoxazol, 3-Sulfanilamido-6-methoxy-pyridazin, 3-Sulfanilamido-6-chlor-pyridazin,
4-Sulfanilamido-2,6-dimethoxy-pyrimidin, 3-Sulfanilamido-2-phenyl-pyrazol, 2-Sulfanilamido--5-methyl-pyrimidin,
2-Sulfanilamido-5-methoxy-pyrimidin, 2-Sulfanilamido-5-methyl-isoxazol, 2-Sulfanilamido--4,5-dimethyl-oxazol,
2-Sulfanilamido-3-methoxy-pyrazin, 4-Sulfanilamido-5,6-dimethoxy-pyrimidin, 4-Sulfanilamido--3-methoxy-l,2,5-thiadiazol,
4-Aminobenzol-sulfonyl-guanidin.
[0009] Die Verbindungen der Formel I können mit den beispielhaft genannten Sulfonamiden
in verschiedenen Mischungsverhältnissen kombiniert werden, wobei das Verhältnis Verbindung
der Formel I zu Sulfonamid von 1:10 bis 5:1 variieren kann. Bevorzugte Mischungsverhältnisse
sind 1:1 bis 1:5. Dabei kommen in der Regel als Dosierung 20 bis 500 mg eines Wirkstoffs
der Formel I in Betracht.
[0010] Zum Wirksamkeitsnachweis wurden erfindungsgemäße Substanzen im Tierversuch am Modell
der sogenannten Aronson-Sepsis, wobei mit Streptococcus agalactiae infiziert wird,
geprüft und mit dem bekannten Trimethoprim verglichen. Hierzu wurden Gruppen von je
30 weiblichen Mäusen mit einer tödlichen Dosis von Streptococcus agalactiae 7941 infiziert
und 2 Stunden nach der Infektion mit einer Mischung von 300 mg 2-Sulfanilamido-4,5-dimethyloxazol
+ 60 mg einer der erfindungsgemäßen Substanzen behandelt. Außer einer nicht behandelten
Kontrollgruppe wurde eine zweite Gruppe mit dem als Referenzsubstanz dienenden Gemisch
von 300 mg 2-Sulfanilamido-4,5-dimethyloxazol + 60 mg Trimethoprim behandelt. Nach
44 Stunden wurde die Zahl der überlebenden Tiere bestimmt und diese Zahl durch die
Zahl der überlebenden aus der mit der Referenzsubstanz behandelten Gruppe dividiert.
Der so erhaltene Zahlenwert (Trimethoprimfaktor) ist ein Maß für die Wirkung der erfindungsgemäßen
Substanzen im Vergleich zum Trimethoprim. F = 2 bedeutet also, daß die Substanz doppelt
so wirksam ist wie Trimethoprim. Aus der folgenden Tabelle geht eine Überlegenheit
der erfindungsgemäßen Substanzen gegenüber dem Trimethoprim bis zum 5-fachen hervor.

[0011] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind demnach auch chemotherapeutische Mittel,
die neben üblichen Träger- und Verdünnungsmitteln eine Verbindung der Formel I, insbesondere
in Kombination mit einem Sulfonamid als Wirkstoffe enthalten, sowie die Verwendung
der Verbindungen der Formel I als Sulfonamidpotentiatoren.
[0012] Die chemotherapeutischen Mittel bzw. Zubereitungen werden mit den üblichen Trägerstoffen
oder Verdünnungsmitteln und den üblicherweise verwendeten pharmazeutisch-technischen
Hilfsstoffen entsprechend der gewünschten Applikationsart in bekannter Weise hergestellt.
[0013] Die bevorzugten Zubereitungen bestehen in einer Darreichungsform, die zur oralen
Applikation geeignet ist. Solche Darreichungsformen sind beispielsweise Tabletten,
Filmtabletten, Dragees, Kapseln, Pillen, Pulver, Lösungen oder Suspensionen.
Beispiel 1
[0014] 34 g 2,4-Diamino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin (Trimethoprim) werden mit 97,2
g Orthoessigsäuretriäthylester in 240 ml Dimethylformamid und 1 ml konzentrierter
Salzsäure suspendiert. Nach 4-stündigem Rühren bei 80 bis 90°C behandelt man mit Aktivkohle,
filtriert ab, engt im Vakuum ein und löst den Rückstand in der Wärme in 200 ml Butylacetat.
Beim Abkühlen kristallisieren 35,2 g (81,5% d.Th.) N-[4-Amino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl]-acet-
imid-säureäthylester mit dem Fp.: 142-1440C aus.
[0015] Analog Beispiel 1 wurden hergestellt:
2. N-[4-Amino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-ylj- acetimidsäure-methylester
mit dem Fp.: 171°C aus 2,4-Di- amino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin und Orthoessigsäuretrimethylester.
3. N-[4-Amino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl]--propionimidsäure-äthylester
mit dem Fp.: 137°C aus 2,4-Diamino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin und Orthopropionsäuretriäthylester.
4. N-[4-Amino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl] -butyrimidsäure-äthylester
mit dem Fp.: 128°C aus 2,4-Diamino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin und Orthobuttersäuretriäthylester.
5. N-[4-Amino-5-(3,4,5-trimethoxpb enzyl)-pyrimidin-2-yl] -isobutyrimidsäure-äthylester
mit dem Fp.: 136°C aus 2,4-Diamino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin und Orthoisobuttersäuretriäthylester.
6. N- [4-Amino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl] -phenylacetimidsäureäthylester
mit dem Fp.: 1680C aus 2,4-Diamino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin und Orthophenylessigsäuretriäthylester.
7. N-[4-Amino-5-(4-methoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl]-acet- imidsäureäthylester mit dem
Fp.: 126°C aus 2,4-Di- amino-5-(4-methoxybenzyl)-pyrimidin und Orthoessigsäuretriäthylester.
8. N-[4-Amino-5-(3,4-dimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl]-acetimidsäure-äthylester mit
dem Fp.: 1480C aus 2,4-Di- amino-5-(3,4-dimethoxybenzyl)-pyrimidin und Orthoessigsäuretriäthylester.
9. N-[4-Amino-5-(4-methylbenzyl)-pyrimidin-2-yl]-acet- imidsäureäthylester mit dem
Fp.: 1290C aus 2,4-Di- amino-5-(4-methylbenzyl)-pyrimidin und Orthoessigsäuretriäthylester.
10. N-[4-Amino-5-(4-chlorbenzyl)-pyrimidin-2-yl]-acet- imidsäureäthylester mit dem
Fp.: 1540C aus 2,4-Di- amino-5-(4-chlorbenzyl)-pyrimidin und Orthoessigsäuretriäthylester.
11. N-[4-Amino-5-(3,4-dichlorbenzyl)-pyrimidin-2-yl]-acet- imidsäureäthylester mit
dem Fp.: 158°C aus 2,4-Di- amino-5-(3,4-dichlorbenzyl)-pyrimidin und Orthoessigsäuretriäthylester.
12. N-[4-Amino-5-(2,4-dichlorbenzyl)-pyrimidin-2-yl]-acet- imidsäureäthylester mit
dem Fp.: 128°C aus 2,4-Di- amino-5-(2,4-dichlorbenzyl)-pyrimidin und Orthoessigsäuretriäthylester.
Beispiel 13
[0016] 29,85 g 5-(4-Chlorphenyl)-6-äthyl-2,4-diamino-pyrimidin (Pyrimethamin) werden mit
97,32 g Orthoessigsäuretriäthylester in 240 ml Dimethylformamid und 1 ml konzentrierter
Salzsäure suspendiert. Nach 4-stündigem Rühren bei 85 bis 100°C wird die klare Reaktionslösung
mit Aktivkohle behandelt, filtriert und im Vakuum eingeengt. Nach Lösen in 100 ml
Isopropyläther in der Wärme kristallisieren 32,8 g (85,2% der Theorie) N-[4-Amino-6-äthyl-5-(4-chlorphenyl)-pyrimidin-2-yl-acetimidsäureäthylester
mit dem Fp.: 143 bis 145°C aus.
[0017] Analog Beispiel 13 wurden hergestellt:
14. N-[4-Amino-6-äthyl-5-(4-chlorphenyl)-pyrimidin-2-yl) -acetimidsäure-methylester
mit dem Fp.: 1460C aus 5-(4-Chlorphenyl)-6-äthyl-2,4-diamino-pyrimidin und Orthoessigsäuretrimethylester.
15. N-[4-Amino-6-äthyl-5-(4-chlorphenyl)-pyrimidin-2-yl] -propionimidsäure-äthylester
mit dem Fp.: 124°C aus 5-(4-Chlorphenyl)-6-äthyl-2,4-diamino-pyrimidin und Orthopropionsäuretriäthylester.
16. N-[4-Amino-6-äthyl-5-(4-dichlorphenyl)-pyrimidin-2-yl] -butyrimidsäureäthylester
mit dem Fp. 129°C aus 5-(4-Chlorphenyl)-6-äthyl-2,4-diaminopyrimidin und Orthobuttersäure-triäthylester.
17. N-[4-Amino-6-äthyl-5-(4-chlorphenyl)-pyrimidin-2-yl] -phenylacetimidsäure-äthylester
mit dem Fp.: 120°C aus 5-(4-Chlorphenyl)-6-äthyl-2,4-diaminopyrimidin und Orthophenylessigsäure-triäthylester.
[0018] Beispiele für Zubereitungen

[0019] Die Wirkstoffe werden mit Maisstärke gemischt und mit wäßriger Gelatinelösung granuliert.
Das trockene Granulat wird gesiebt und mit den Zuschlägen vermischt. Aus dieser Mischung
werden in üblicher Weise Tabletten gepreßt.

[0020] Die Wirkstoffe werden mit wäßriger Gelatinelösung granuliert und nach dem Trocknen
mit Maisstärke, Talkum und Magnesiumstearat vermiseht. Aus dieser Mischung werden
in üblicher Weise Tabletten gepreßt.

[0021] Die Wirkstoffe werden mit Maisstärke gemischt und mit wäßriger Gelatinelösung granuliert.
Das trockene Granulat wird gesiebt und mit den Zuschlägen vermischt. Aus dieser Mischung
werden in üblicher Weise Tabletten gepreßt.

[0022] Die feinst gemahlenen Wirkstoffe werden in dem wäßrigen Tylose-Schleim suspendiert.
Anschließend werden alle anderen Bestandteile unter Rühren nacheinander zugegeben.
Zum Schluß wird mit Wasser auf 100,0 g aufgefüllt.
1. N-Pyrimidinyl-imidsäureester der allgemeinen Formel I

in der R
1,
R2 und R
3, die gleich oder verschieden voneinander sein können, Wasserstoff, Methyl, Methoxy
oder Chlor bedeuten, R
4 Wasserstoff oder Alkyl mit 1-4 C-Atomen bedeutet, R
5 Alkyl mit 1-6 C-Atomen oder Benzyl bedeutet, und R
6 Alkyl mit 1-4 C-Atomen oder Benzyl bedeutet, und n gleich 0 oder 1 sein kann.
2. N- [4-Amino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl] -acetimidsäure-äthylester.
3. N-[4-Amino-5-(3t4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl] -acetimidsäure-methylester.
4. N- [4-Amino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl] -propionimidsäure-äthylester.
5. N-[4-Amino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl] -butyrimidsäure-äthylester.
6. N-[4-Amino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl] -isobutyrimidsäure-äthylester.
7. N-[4-Amino-5-(3,4,5-trimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl] -phenyl-acetimidsäure-äthylester.
8. N- [4-Amino-5-(4-methoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl] -acetimidsäure-äthylester.
5. N-[4-Amino-5-(3,4-dimethoxybenzyl)-pyrimidin-2-yl] -acetimidsäure-äthylester.
10. N-[4-Amino-6-äthyl-5-(4-chlorphenyl)-pyrimidin-2-yl] -acetimidsäure-äthylester.
11. N-[4-Amino-6-äthyl-5-(4-chlorphenyl)-pyrimidin-2-yl] -acetimidsäure-methylester.
12. N-[4-Amino-6-äthyl-5-(4-chlorphenyl)-pyrimidin-2-yl] -propionimidsäure-äthylester.
13. Verfahren zur Herstellung der Verbindungen gemäß Ansprüchen 1 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß man eine Verbindung der allgemeinen Formel II

worin
R1, R2,
R3, R
4 und n die gleiche Bedeutung wie in Formel I im Anspruch 1 haben, mit einem Orthocarbonsäureester
der Formel III

worin
R5 und R
6 die gleiche Bedeutung wie in Formel I im Anspruch 1 haben, gegebenenfalls in Gegenwart
eines Lösungsmittels und katalytischen Mengen einer Säure umsetzt.
14. Arzneimittel, enthaltend eine Verbindung gemäß Ansprüchen 1 bis 12, gegebenenfalls
zusammen mit einem Sulfonamid, und nicht-toxischen, therapeutisch verträglichen festen
oder flüssigen Trägerstoffen und galenischen Hilfsmitteln.